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Hilfreiche Unterstützung von Kindern mit ADHS in der Schule - BSCW

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Das dritte Interview fand <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Jungen statt, <strong>der</strong> das 9. Schuljahr gerade beendet hatte<br />

und ebenfalls e<strong>in</strong>e Lehre <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em handwerklichen Beruf begonnen hatte. Dieses Gespräch<br />

dauerte lange, auch weil <strong>der</strong> Interviewte <strong>von</strong> vielen positiven und negativen Erfahrungen erzählte.<br />

Se<strong>in</strong>e Schulkarriere verlief trotz des <strong>ADHS</strong> ziemlich geradl<strong>in</strong>ig, wenn auch alles an<strong>der</strong>e<br />

als reibungslos. Auch er zeigte hyperaktive Symptome, vor allem e<strong>in</strong>en unglaublichen<br />

Bewegungsdrang und e<strong>in</strong>e ständige Unruhe, so dass er <strong>in</strong> <strong>der</strong> Oberstufe ziemlich aneckte.<br />

Dass er se<strong>in</strong>e obligatorische Schulzeit ziemlich erfolgreich über die Runden br<strong>in</strong>gen konnte,<br />

verdankt er, gemäss se<strong>in</strong>en Aussagen den Eltern, dem Arzt und se<strong>in</strong>en Lehrern. Aus se<strong>in</strong>en<br />

Erfahrungen können e<strong>in</strong>ige H<strong>in</strong>weise für hilfreiche <strong>Unterstützung</strong>en entnommen werden.<br />

Das vierte Interview durfte wurde <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em jungen Mann durchgeführt werden, <strong>der</strong> die<br />

<strong>ADHS</strong> Diagnose schon zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Primarschule erhalten hatte. Se<strong>in</strong>e Schullaufbahn war,<br />

gemäss den verschiedenen Aussagen sehr belastet. Er erlebte Lehrpersonen, die sehr gut<br />

<strong>mit</strong> se<strong>in</strong>en doch stark ausgeprägten <strong>ADHS</strong>-Schwierigkeiten umgehen konnten, aber auch<br />

solche, die ihn lieber <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Son<strong>der</strong>schulheim gesehen hätten. Nicht nur er, son<strong>der</strong>n auch<br />

se<strong>in</strong>e Eltern litten unter den vielfältigen Schwierigkeiten. Se<strong>in</strong>e ausführlichen Schil<strong>der</strong>ungen<br />

enthalten viele H<strong>in</strong>weise, was <strong>von</strong> ihm als schwierig und gar nicht hilfreich erlebt wurde.<br />

Das fünfte Interview fand <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Jugendlichen statt, dessen <strong>ADHS</strong> weniger dem hyperaktiven,<br />

son<strong>der</strong>n eher dem unaufmerksamen Typus zugeordnet werden kann. Er besuchte zum<br />

Zeitpunkt des Interviews e<strong>in</strong>e weiterführende <strong>Schule</strong>, obwohl er <strong>von</strong> grossen Schwierigkeiten<br />

<strong>in</strong> den drei Oberstufen-Jahren erzählte. Dies ist eigentlich erstaunlich, denn er berichtete <strong>von</strong><br />

fast ke<strong>in</strong>en hilfreichen Massnahmen se<strong>in</strong>er Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer.<br />

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass <strong>mit</strong> den verschiedenen Interviews e<strong>in</strong>e<br />

gute Mischung und trotz <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>en Anzahl, klar unterschiedliche Situationen erfasste werden<br />

konnten.<br />

3.4.5. KRITISCHE ÜBERLEGUNGEN ZUR INTERVIEW-DURCHFÜHRUNG<br />

Mehrere Interviewte berichteten sehr zögerlich über ihre schulischen Schwierigkeiten. Diese<br />

Zurückhaltung ist gut verständlich, wenn man bedenkt, dass sie <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er ihnen bisher unbekannten<br />

Person dazu befragt wurden. Es kann jedoch vermutet werden, dass die Interviewten<br />

wirklich unter den <strong>ADHS</strong>-Symptomen gelitten haben und verständlicherweise nicht<br />

so gern an ihre negativen Erfahrungen er<strong>in</strong>nert werden möchten. E<strong>in</strong> weiterer Effekt könnten<br />

mögliche Schamgefühle se<strong>in</strong>. Den befragten Jugendlichen war bewusst, dass sie <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Schule</strong> D<strong>in</strong>ge gemacht haben, die zu grossen Schwierigkeiten führten. Wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

schämen sie sich für ihr Verhalten bis heute und fühlen sich teilweise auch schuldig. Die<br />

daraus resultierende Zurückhaltung wurde <strong>in</strong> mehreren Interviews beobachtet. Dies wie<strong>der</strong>um<br />

erschwerte die Diskussion über die erlebten <strong>Unterstützung</strong>en, denn wer über hilfreiche<br />

Massnahmen berichtet, bestätigt <strong>in</strong>direkt die Probleme.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Ursache für die Zurückhaltung <strong>der</strong> Interviewten könnte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Aufmerksamkeitsdefizitstörung<br />

selber begründet se<strong>in</strong>. Es muss da<strong>von</strong> ausgegangen werden, dass die <strong>ADHS</strong>-<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> die Massnahmen zu ihrer <strong>Unterstützung</strong> und För<strong>der</strong>ung nicht o<strong>der</strong> nur teilweise<br />

wahrgenommen haben. In den Interviews sagten die Interviewten tatsächlich sehr oft, dass<br />

sie es nicht wissen o<strong>der</strong> dass sie sich nicht mehr er<strong>in</strong>nern können.<br />

Bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Interviewten wurden absichtlich Personen ausgewählt, <strong>der</strong>en <strong>Schule</strong>rfahrung<br />

noch nicht weit zurück liegt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hoffnung, möglichst aktuelle und unverfälschte<br />

Aussagen sammeln zu können. Dies ist <strong>mit</strong> dem gemachten Verfahren so gut wie möglich<br />

erreicht worden. Während den Interviews zeigte sich aber, dass gerade dies auch e<strong>in</strong> Nachteil<br />

se<strong>in</strong> kann, weil die Jugendlichen viele Erlebnisse noch nicht verarbeitet haben. E<strong>in</strong>e<br />

Was hilft bei <strong>ADHS</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>? Masterthese Ch. Domeisen 39

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