Hilfreiche Unterstützung von Kindern mit ADHS in der Schule - BSCW
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<strong>ADHS</strong>-Betroffenen e<strong>in</strong> grosses Potential haben, ihre hilfreiche Wirkung tatsächlich zu entfalten.<br />
Genau das bestätigt auch das deutlichste und gleichzeitig nicht erwartete Forschungsresultat:<br />
Die hilfreichsten Ansätze s<strong>in</strong>d die <strong>von</strong> den <strong>ADHS</strong>-<strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>n</strong> selber entwickelten und umgesetzten<br />
Massnahmen! Wenn sie selbstbestimmt genau das tun können, was sie als för<strong>der</strong>lich<br />
empf<strong>in</strong>den, kann e<strong>in</strong>e Eigendynamik <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er ausserordentlich hilfreichen Wirkung entstehen.<br />
5.4. WARUM WERDEN THERAPIEN NUR TEILWEISE ALS HILFREICH ER-<br />
LEBT?<br />
Beim Grundlagenstudium, bei <strong>der</strong> Befragung <strong>der</strong> Jugendlichen und bei <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong><br />
Interviews tauchte immer wie<strong>der</strong> die Frage auf: Warum s<strong>in</strong>d die <strong>von</strong> <strong>ADHS</strong> betroffenen K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
und Jugendliche so schwierig? Warum passen sie irgendwie e<strong>in</strong>fach nicht so richtig <strong>in</strong><br />
die <strong>Schule</strong>? Die Forschungsresultate weisen auf e<strong>in</strong>e weitere sehr zentrale E<strong>in</strong>sicht zur hilfreichen<br />
<strong>Unterstützung</strong> und För<strong>der</strong>ung <strong>von</strong> <strong>ADHS</strong>-Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern h<strong>in</strong>. Wie erwähnt<br />
empf<strong>in</strong>den die Befragten e<strong>in</strong>zelne erzieherische und therapeutische Massnahmen<br />
deutlich weniger hilfreich. Teilweise bezeichnen sie als „nervig“ o<strong>der</strong> lehnen beispielsweise<br />
e<strong>in</strong>e medikamentöse Therapie o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Psychotherapie sogar völlig ab. Im Gegensatz dazu<br />
schätzen sie die verständnisvollen, <strong>in</strong>teraktiven Ansätze <strong>der</strong> Lehrpersonen am meisten.<br />
Wenn man diese E<strong>in</strong>schätzungen <strong>mit</strong> den sogenannten heilpädagogischen Paradigmen vergleicht,<br />
fällt sofort auf, dass die <strong>ADHS</strong>-Betroffenen Ansätze des Personen-zentrierten Paradigmas<br />
deutlich weniger hilfreich e<strong>in</strong>schätzen. Dies ist nicht verwun<strong>der</strong>lich, denn das Personen-zentrieten<br />
Paradigma geht da<strong>von</strong> aus, dass die betroffene Person das Problem, <strong>in</strong> diesem<br />
Fall das <strong>ADHS</strong> hat und therapiert werden muss. Dieser sehr verbreitete Ansatz greift bei<br />
den <strong>ADHS</strong>-<strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>n</strong> zu kurz. Sie spüren sehr wohl, dass die meisten Bestrebungen, sie zu<br />
therapieren, nur mässig erfolgreich s<strong>in</strong>d. Trotz grossen Anstrengungen gel<strong>in</strong>gt es nicht zufriedenstellend,<br />
die speziellen <strong>ADHS</strong>-K<strong>in</strong><strong>der</strong> anzupassen, dass sie quasi besser <strong>in</strong> die <strong>Schule</strong><br />
passen. So erstaunt es nicht, dass die <strong>ADHS</strong>-K<strong>in</strong><strong>der</strong> Ansätze, <strong>mit</strong> denen sie angepasst<br />
werden sollen, wenig beliebt s<strong>in</strong>d.<br />
H<strong>in</strong>gegen s<strong>in</strong>d die Ansätze des <strong>in</strong>teraktionistischen Paradigmas e<strong>in</strong>deutig ihre Favoriten.<br />
Auch das sche<strong>in</strong>t logisch, denn dieses heilpädagogische Paradigma, geht da<strong>von</strong> aus, dass<br />
<strong>in</strong>teraktive und kommunikative Ansätze und Massnahmen e<strong>in</strong>e schwierige Situation deutlich<br />
verbessern können.<br />
Auch Ansätze des gesellschaftskritischen und systemischen Paradigmas s<strong>in</strong>d für sie nützlich.<br />
Wenn Massnahmen beim System <strong>Schule</strong> o<strong>der</strong> bei den gesellschaftlichen E<strong>in</strong>flüsse auf<br />
die <strong>Schule</strong> anzusetzen, wird dies oft als hilfreich empfunden. Diese Ansätze zielen darauf ab,<br />
das System <strong>Schule</strong> anzupassen und die gesellschaftlichen E<strong>in</strong>flüsse zugunsten des <strong>ADHS</strong>-<br />
Betroffenen zu optimieren. Sie versuchen, bildlich ausgedrückt, den schulischen Rahmen zu<br />
optimieren, da<strong>mit</strong> das <strong>ADHS</strong>-K<strong>in</strong>d besser h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> passt. Die Untersuchung zeigt ganz deutlich,<br />
dass sie alle Ansätze sehr schätzen, welche ihre beson<strong>der</strong>en Bedürfnisse berücksichtigen.<br />
Es erstaunt darum nicht, dass genau diese Massnahmen bei ihnen auf dem zweiten<br />
Platz <strong>der</strong> Beliebtheitsskala stehen.<br />
5.5. WAS HILFT DEN LEHRPERSONEN VON <strong>ADHS</strong>-KINDERN?<br />
In den vorangegangen Kapiteln g<strong>in</strong>g es immer um die Perspektive <strong>der</strong> betroffenen K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
und Jugendlichen. Diese spezielle Sichtweise ermöglicht auch e<strong>in</strong>e Interpretation, die den<br />
Lehrpersonen nützlich se<strong>in</strong> kann. Die Beschulung <strong>von</strong> <strong>ADHS</strong>-<strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>n</strong> ist im Grunde genom-<br />
Was hilft bei <strong>ADHS</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>? Masterthese Ch. Domeisen 78