Hilfreiche Unterstützung von Kindern mit ADHS in der Schule - BSCW
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„Das br<strong>in</strong>gt nichts!“ Die gehäuften Aussagen zu wie „nützlich“ o<strong>der</strong> zu „wie hilfreich etwas<br />
ist“, deuten darauf h<strong>in</strong>, dass die Befragten wirklich überlegt haben, was ihnen selber tatsächlich<br />
etwas genützt hat. Diese ich-zentrierte Perspektive hat e<strong>in</strong>en deutlichen E<strong>in</strong>fluss auf die<br />
Forschungsresultate. Die Interviewten haben da<strong>mit</strong> sehr klar zwischen Massnahmen und<br />
Ansätze unterschieden, die ihnen persönlich und nicht den Lehrern, <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>, den Mitschülern<br />
o<strong>der</strong> den Eltern geholfen haben!<br />
Dieser Effekt zeigt sich auch bei den bewährten Erziehungsmassnahmen, wie zum Beispiel<br />
bei <strong>der</strong> engen und konsequenten Führung <strong>der</strong> <strong>ADHS</strong>-K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Sie bezeichneten dieses Vorgehen<br />
mehrfach als unbeliebt o<strong>der</strong> „nervig“. Wenn man die bewusst gewählte Perspektive<br />
<strong>der</strong> Jugendlichen konsequent fertig denkt, wird klar, dass es sich bei den weniger beliebten<br />
Ansätzen um Massnahmen handelt, die nicht primär den <strong>ADHS</strong>-<strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>n</strong> helfen, son<strong>der</strong>n eher<br />
den Lehrpersonen bei <strong>der</strong> Klassen- o<strong>der</strong> Unterrichtsführung, den Klassenkameraden, <strong>der</strong><br />
<strong>Schule</strong> als Institution o<strong>der</strong> auch den Eltern. Aufgrund dieser Überlegungen ist nicht erstaunlich,<br />
dass die <strong>ADHS</strong>-Jugendlichen Ansätze, die eher auf die Aufrechterhaltung des Unterrichtes<br />
o<strong>der</strong> auf e<strong>in</strong>e Anpassung ihrerseits an das System <strong>Schule</strong> zielen, als weniger hilfreich<br />
bezeichnen. Ihre ich-zentrierte E<strong>in</strong>schätzung deckt deutlich auf, ob e<strong>in</strong> Ansatz ihnen hilft o<strong>der</strong><br />
eher dem Lehrer, dem althergebrachten Unterrichtsstil etc. Mit diesen Aussagen halten<br />
sie <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> e<strong>in</strong>en Spiegel h<strong>in</strong> und sagen: „Schaut mal, das hilft mir, das hilft mir nicht“.<br />
Dass die Resultate bei den Ansätzen und Massnahmen <strong>der</strong> Eltern, <strong>der</strong> Ärzte, <strong>der</strong> Therapeuten,<br />
sowie <strong>der</strong> Peers etwas weniger deutlich ausfielen, kann <strong>mit</strong> <strong>der</strong> spezifischen Forschungsfrage<br />
erklärt werden. Es war <strong>von</strong> Anfang an beabsichtigt, vor allem die schulischen<br />
Ansätze zu untersuchen. Die erwähnten Personengruppen gehören zum schulischen Umfeld,<br />
das nicht im Zentrum <strong>der</strong> Untersuchung stand. Wenn man die Rolle und Funktion <strong>der</strong><br />
Eltern, <strong>der</strong> Therapeuten usw. im Schulalltag betrachtet, wird schnell klar, dass sie die <strong>ADHS</strong>-<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> systembed<strong>in</strong>gt vor allem begleiten und unterstützen können. Diese Interpretation<br />
weist e<strong>in</strong>mal mehr darauf h<strong>in</strong>, dass das <strong>ADHS</strong>-Problem, das die <strong>Schule</strong> zum Teil hat, primär<br />
<strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> angegangen werden muss. In diesem S<strong>in</strong>ne lautet die Antwort auf die Frage,<br />
weshalb die Lehrpersonen so hilfreich für die <strong>ADHS</strong>-K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d: Weil nur sie direkt <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Schule</strong> helfen können!<br />
5.2. WIE HILFREICH SIND DIE VORSCHLÄGE AUS DER FACHLITERATUR?<br />
Die Stärke <strong>der</strong> erfolgten Untersuchung liegt bei <strong>der</strong> spezifischen Perspektive <strong>der</strong> <strong>ADHS</strong>-<br />
Betroffenen. Die Inhalts-Analyse <strong>der</strong> gemachten Interviews schält genau diejenigen Ansätze<br />
und Massnahmen heraus, die <strong>von</strong> den betroffenen Jugendlichen als hilfreich empfunden<br />
wurden. Unbeliebte erzieherische Massnahmen wurden dementsprechend abgewertet. Dieser<br />
Effekt zeigt sich sehr deutlich, wenn man die vorliegenden Forschungsresultate <strong>mit</strong> den<br />
Aussagen aus <strong>der</strong> Fachliteratur vergleicht. Dazu wird exemplarisch <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gangs erwähnte<br />
„Ratgeber <strong>ADHS</strong>“ (Döpfner, Frölich, & Wolff Metternich, 2007) herangezogen und zwar die<br />
dar<strong>in</strong> aufgeführten Grundpr<strong>in</strong>zipien für Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer <strong>von</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>n</strong> <strong>mit</strong> <strong>ADHS</strong>:<br />
1. Behalten Sie die Übersicht!<br />
2. Überprüfen Sie die Zusammensetzung <strong>der</strong> Klasse.<br />
3. Überprüfen Sie die Organisation des Klassenzimmers.<br />
4. Gestalten Sie den Unterricht möglichst strukturiert und abwechslungsreich.<br />
5. Stärken Sie Ihre positive Beziehung zum K<strong>in</strong>d.<br />
6. Sprechen Sie die Probleme an.<br />
7. Stellen Sie klare Regeln auf.<br />
8. Loben Sie das K<strong>in</strong>d häufig und un<strong>mit</strong>telbar.<br />
9. Seien Sie konsequent.<br />
Was hilft bei <strong>ADHS</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>? Masterthese Ch. Domeisen 76