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<strong>Abstracts</strong><br />
DIVI2010 – POSTER<br />
Hintergrund: Milde Hypothermie verbessert das Outcome bei globaler<br />
zerebraler Ischämie nach Herz-Kreislauf-Stillstand. Im Tierexperiment<br />
bewies die Hypothermie auch bei der fokalen zerebralen Ischämie<br />
maximale Neuroprotektion. Der Beweis für den klinischen Nutzen steht<br />
noch aus.<br />
Essentiell für das Implementieren in die akute Schlaganfallbehandlung<br />
ist eine effektive, sichere und praktikable Methode zur Kühlung<br />
wacher Patienten. Die höhere Kühlrate favorisiert zwar grundsätzlich<br />
die endovaskuläre Kühlung gegenüber der Oberflächenkühlung,<br />
jedoch nivelliert sich dieser Unterschied im Rahmen der etablierten<br />
Schlaganfallbehandlung: Zur Vermeidung von Blutungskomplikationen<br />
sollte die Anlage des Kühlkatheters frühestens 30min nach Ende der<br />
Thrombolyse erfolgen. Eine Gesamtverzögerung um 1h 45min ist<br />
die Folge: 1h Thrombolyse + 30min Abwarten + 15min Anlage des<br />
Kühlkatheters! Oberflächenkühlung ist nicht invasiv und kann daher<br />
zeitgleich mit der Thrombolyse begonnen werden.<br />
HAIS-SE vergleicht erstmals Durchführbarkeit, Sicherheit und<br />
Tolerabilität beider Verfahren beim wachen Schlaganfallpatienten im<br />
Rahmen der etablierten Akutbehandlung einschließlich Thrombolyse.<br />
Unsere Frage lautet: Ist die Oberflächenkühlung unter diesen<br />
Bedingungen gleich effektiv aber sicherer als die endovaskuläre<br />
Kühlung?<br />
Methoden: Prospektive, randomisierte, kontrollierte Studie, n=60.<br />
Verglichen werden Durchführbarkeit, Sicherheit und Tolerabilität<br />
von Oberflächenkühlung versus endovaskuläre Kühlung versus<br />
Standardbehandlung (ESO Richtlinien).<br />
Eingeschlossen werden einwilligungsfähige Schlaganfallpatienten, die<br />
im 3h-Zeitfenster lysiert werden. Hauptauschlusskriterien sind Kontraindikationen<br />
gegen Hypothermie, z.B. vasospastische Erkrankungen<br />
oder Koagulopathien, bradykarde oder relevante ventrikuläre Herzrhythmusstörungen,<br />
schwere Herz-, Nieren- oder Leberinsuffizienz.<br />
Der primäre Endpunkt ist die Zeit von Hypothermie-Induktion bis<br />
Erreichen von 35°C.<br />
Die Hypothermie-Induktion (kalte Infusionen) beginnt simultan mit der<br />
Thrombolyse, die Oberflächenkühlung baldmöglichst, die Anlage des<br />
Kühlkatheters 30min nach Ende der rt-PA-Infusion. Die angestrebte<br />
Körperkerntemperatur ist 34°C. Die Hypothermie wird 12, 18 oder 24h<br />
aufrechterhalten, je nachdem ob zu den Zeitpunkten 0, 6 oder 12h ein<br />
Gefäßverschluss vorliegt.<br />
Ergebnisse: Beginn der Studie war März 2010. Wir präsentieren<br />
vorläufige Ergebnisse und diskutieren das Design der Studie auf Basis<br />
aktueller Erkenntnisse.<br />
P/11/11<br />
iCool (induction of Cooling) Pilot<br />
- Randomisierte Pilotstudie zum Vergleich von 3<br />
Hypothermie-Induktionsmethoden: Kalte Infusionen<br />
versus RhinoChill-Gerät versus Sovika-Kühlhaube<br />
S. Poli 1 , E. Popp 2 , J. Diedler 1 , M. Sykora 1 , H. Amiri 1 , A. Rocco 1 ,<br />
W. Hacke 1 , T. Steiner 1<br />
1 Neurologische Universitätsklinik, Heidelberg, Deutschland,<br />
2 Anästhesiologische Universitätsklinik, Heidelberg, Deutschland<br />
106<br />
Hintergrund: Die milde Hypothermie wird heute zur Behandlung<br />
schwerer akuter hypoxisch-ischämischer sowie mit Hirnödem<br />
assoziierter zerebrovaskulärer Erkrankungen eingesetzt. Kritische<br />
Variable bei der Behandlung ist das therapeutische Zeitfenster („time<br />
is brain“). Um eine Kühlung ohne Verzögerung z.B. durch Diagnostik<br />
und Therapie einleiten zu können, bedarf es einfacher, transportabler<br />
und effektiver Methoden: Kalte Infusionen (4°C) werden heute weltweit<br />
angewandt. Neu sind das RhinoChill-Gerät (BeneChill, USA) und die<br />
Sovika-Kühlhaube (HVM Medical, Deutschland). Eine vergleichende<br />
Untersuchung der 3 Induktionsmethoden gibt es bislang nicht. Auch<br />
wurde für keine dieser 3 Methoden der Effekt auf die menschliche<br />
Hirntemperatur untersucht. iCool vergleicht erstmals Durchführbarkeit,<br />
Sicherheit und Effektivität der 3 genannten Methoden.<br />
Methoden: Monozentrische, prospektive, randomisierte und<br />
kontrollierte Studie (n=30). Eingeschlossen werden analgosedierte,<br />
intubierte und künstlich beatmete Schlaganfallpatienten mit<br />
kombinierter Hirndruck-Temperatur-Sonde. Hauptauschlusskriterien<br />
sind Kontraindikationen gegen Hypothermie, z.B. vasospastische<br />
Erkrankungen oder Koagulopathien, bradykarde oder relevante<br />
ventrikuläre Herzrhythmusstörungen, schwere Herz-, Nieren- oder<br />
Leberinsuffizienz. Die angestrebte Körperkerntemperatur ist 34°C.<br />
Primärer Endpunkt ist die Geschwindigkeit der Hirnkühlung während<br />
der ersten Stunde. Sekundäre Endpunkte sind der Effekt auf den ICP<br />
und die zerebrale Autoregulation sowie die Inzidenz Therapie- bzw.<br />
Methoden-assoziierter unerwünschter Ereignisse.<br />
Results: Bei laufender Studie präsentieren wir vorläufige Ergebnisse<br />
und diskutieren das Design der Studie auf Basis aktueller Erkenntnisse<br />
und Literatur: Von besonderem Interesse sind das therapeutische<br />
Zeitfenster, die Behandlungsdauer, die Begleitmedikation und die Wahl<br />
der Endpunkte.<br />
P/11/12<br />
NMDA-Rezeptor-Antikörper positive Encepalitis,<br />
(Fallvorstellung von sechs Krankheitsverläufen im<br />
Zeitraum von 2007 bis 2010)<br />
K. Fuchs 1 , I. Kleiter 1 , K. Angstwurm 1 , U. Bogdahn 1<br />
1 Bezirksklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Neurologie,<br />
Regensburg, Deutschland<br />
Einleitung: Es wird der zeitliche Verlauf von 6 Fällen dieser erst<br />
2007 beschriebenen, aber möglicherweise in Häufigkeit bisher<br />
unterschätzten paraneoplastischen Erkrankung vorgestellt aus denen<br />
in Abhängigkeit der Anamnese, der klinischen Befunde, Therapie und<br />
Outcome vorgestellt wird. Es wird diskutiert, inwieweit die Diagnose<br />
früher gestellt werden kann und welche Faktoren möglicherweise für<br />
die Prognose bestimmend sind.<br />
Fallberichte: Alle Patienten (1 männlicher und 5 weibliche Patienten)<br />
im Alter von 21 bis 38 Jahren zeigten zunächst das klinische<br />
Bild eines organischen Psychosyndroms, was sich im klinischen<br />
Bild von einer paranoid halluzinatorischen Psychose insofern<br />
unterscheidet, das zu den typischen psychotischen Symptomen<br />
frühzeitig dezente neurologische Symptome festzustellen sind, oft<br />
www.divi2010.de<br />
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DIVI2010 – POSTER<br />
kommt es auch zu epileptischen Anfällen. Die Patienten hatten<br />
eine initiale Liquorpleozytose zwischen 24 und 90 Zellen/µl. Bei 4<br />
von 6 Patienten fand sich ein Tumor als Auslöser (1x Hodentumor,<br />
3x Teratom). Therapeutisch wurden neben der Entfernung des<br />
Primärtumors mehrere verschiedenste immunsupressive Therapien<br />
auch in Kombination angewendet (Cyclophosphamid, Immunglobuline,<br />
Plasmapherese, Immunadsorption, Rituximab, Cortison). Prognostisch<br />
scheint neben der frühen Diagnosestellung, die zeitnahe Operation<br />
des Primärtumors entscheidend. Inwieweit andere immunsupressive<br />
Therapieoptionen, insbesondere Plasmaaustauschverfahren einen<br />
Stellenwert in der Behandung haben bleibt bei der geringen Fallzahl<br />
offen. Bei den meisten Patienten bilden sich die psychotischen<br />
Symptome soweit zurück, dass eine beruflichen Wiedereingliederung<br />
gelingt. Im Vordergrund der neuropsychologischen Defizite stehen<br />
Störungen der Gedächtnisleistungen und des Abstraktionsvermögens.<br />
Zusammenfassung: Neben der schnellen Diagnosestellung und<br />
zeitnahe Entfernung des zugrundeliegenden Tumors, die zu einer<br />
Verbesserung des Krankheitsverlaufs führen, bleiben Aussagen<br />
über andere immunsupressive Maßnahmen insbesondere Plasmaaustauschverfahren<br />
aufgrund der geringen Fallzahl notwendigerweise<br />
spekulativ.<br />
Daher sollten die der Fälle zentral erfasst werden, zum Bespiel bei Prof.<br />
Joseph Dalmau (Associate Professor, Division of Neuro-oncology 409<br />
Johnson Pavilion (215) 746-4707 , Fax (215) 746-471 email: jdalmau@<br />
mail.med.upenn.edu), um in Zukunft eine validere Aussage über die<br />
prognosebestimmenden Faktoren und die optimale Therapie treffen zu<br />
können.<br />
P/11/13<br />
Neurologische Symptome nach dem Genuss von Speisemorcheln.<br />
Fallbericht eines Morchella-Syndroms<br />
U. Stedtler 1 , K. Schuster 1 , M. Hermanns-Clausen 1<br />
1 Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Vergiftungs-Informations-<br />
Zentrale, Freiburg, Deutschland<br />
Einleitung: Der Genuss von selbst gesammelten Speisepilzen<br />
ist eine in Deutschland sehr beliebte, aber durchaus mit Risiken<br />
verbundene Beschäftigung. Wir berichten hier von einem Patienten<br />
mit beeindruckender neurologischer Symptomatik, die sich mit dem<br />
Verspeisen eines Morchelgerichts in Verbindung bringen lässt.<br />
Fallbericht: Der 53-jährige Patient nahm zum Abendessen eine<br />
Pilzmahlzeit aus selbst gesammelten Morcheln ein, zusammen mit<br />
einem Bier und seiner üblichen Abendmedikation (200 mg Tramadol,<br />
20 mg Temazepam). Am folgenden Morgen war er deutlich verlangsamt<br />
und klagte über unsicheren Stand und Trunkenheitsgefühl sowie<br />
Schwierigkeiten beim Sprechen. Im Verlauf kam es mehrfach zu<br />
ausgeprägtem Zittern am ganzen Körper, zum Teil auslösbar durch<br />
Willkürbewegungen, sowie Übelkeit ohne Erbrechen und leichten<br />
Sehstörungen. Die Symptome nahmen im Laufe des Vormittags zu,<br />
weshalb er sich in der Notaufnahme vorstellte. Auf Nachfrage gab<br />
er zusätzlich an, ein Kribbeln auf der Zunge, nicht aber perioral oder<br />
an den Händen zu verspüren. Die körperlichen und laborchemischen<br />
www.divi2010.de<br />
Untersuchungen ergaben kein pathologisches Korrelat. Die Symptome<br />
zeigten sich bereits über den Aufnahmetag rückläufig; am folgenden<br />
Morgen (ca. 36 Stunden nach Ingestion) fühlte sich der Patient lediglich<br />
noch etwas zittrig.<br />
Eine Verwechslung mit Giftpilzen oder eine Ingestion verdorbener<br />
Speisepilze konnte durch den beratenden Pilzsachverständigen<br />
ausgeschlossen worden, der die gesammelten Pilze als Speisemorcheln<br />
(Morchella esculenta) in hervorragender Qualität identifizierte.<br />
Auch eine Tablettenüberdosierung erschien anamnestisch und<br />
fremdanamnestisch sehr unwahrscheinlich.<br />
Das in der Regel nur Pilzsachverständigen bekannte Morchella-<br />
Syndrom tritt nur sporadisch auf. Bislang konnte es mit keinem Toxin<br />
in Verbindung gebracht werden, wurde jedoch klinisch in europäischen<br />
Ländern nach Morchelgenuss sporadisch beobachtet. Der Patient<br />
zeigte die klassischerweise beschriebenen Symptome: Schwindel,<br />
Rauschgefühl, Tremor sowie Schwanken und Ataxie. Auch der zeitliche<br />
Verlauf passt zu den Erwartungen: Einsetzen der Symptome nach 10<br />
bis 12 Stunden verbunden mit raschem Abklingen meist innerhalb von<br />
24 Stunden.<br />
Schlussfolgerung: Eine komplexe neurologische Symptomatik<br />
verbunden mit der Ingestion eines Morchelgerichts sollte auch an das<br />
Morchella-Syndrom denken lassen.<br />
P/11/14<br />
Intensivmedizinische Therapie bei Glioblastompatient<br />
und klinischer Verschlechterung infolge viraler<br />
Encephalomyelitis<br />
K. Fuchs 1 , F. Schlachetzki 1 , S. Boy 1 , U. Bogdahn 1<br />
1 Bezirksklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Neurologie,<br />
Regensburg, Deutschland<br />
Fallbericht: Bei einem 45 jährigen Patienten bei dem im Juli 2009<br />
ein rechtstemporales Glioblastome multiforme diagnostiziert und<br />
resiziert wurde kam es im September zu einer Verschlechterung des<br />
Allgemeinzustandes mit subfebrilen Temperaturen, Dsyarthrie und<br />
Desoríentiertheit. Die Liquordiagnostik zeigte eine Zellzahlerhöhung<br />
auf 92 Zellen so dass unter dem Verdacht einer Herpesencephalitis<br />
eine Therapie mit Aciclovir eingeleitet wurde. Im Verlauf kam es<br />
zu einer progredienten Ateminsuffizienz so dass der Patient nach<br />
Abwägung der Grunderkrankung, der potentiell behandelbaren<br />
Encephalitis und dem Allgemeinzustand auf die neurologische<br />
Intensivstation verlegt und beatmet wurde. Nach Absetzten der<br />
analgosedierenden Medikation war der Patient tetraplegisch und<br />
stuporös. Die Liquorkontrolle ergab 142 Zellen mit lymphomonozytären<br />
Zellbild, ein Erregernachweis gelang nicht. Komplizierend kam es<br />
zu einem am ehesten medikamentös toxischen Leberversagen<br />
sowie einer progredienten neurologischen Symptomatik mit Befall<br />
der Hirnnerven. In der kernspintomographischen Untersuchung des<br />
Myelons zeigten sich inhomogene, intramedulläre Veränderungen<br />
mit überwiegend peripher lokalisierter Kontrastmittelaufnahme. Im<br />
Verlauf kam es bei supportiver Therapie sowohl zu einer langsamen<br />
Rückbildung der MR-tomographischen Veränderungen als auch zu<br />
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