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<strong>Abstracts</strong><br />
DIVI2010 – FREIE VORTRÄGE<br />
Patienten im septischen Schock untersucht.<br />
Patienten und Methoden: Eingeschlossen wurden 18 beatmungspflichtige<br />
Patienten mit frischem septischem Schock. Nach Kontrolle<br />
der Ein- und Ausschlusskriterien und Einverständniserklärung durch<br />
einen Angehörigen erfolgte die Transfusion von zwei EKs vom<br />
selben Herstellungsdatum und die Anlage eines PiCCO® zur<br />
hämodynamischen Überwachung. Die erste Patientengruppe erhielt<br />
EKs, die < 7 Tage alt waren, die andere EKs zwischen 8 und 23 Tagen.<br />
Gemessen wurden hämodynamische Parameter, proinflammatorische<br />
Zytokine, Transaminasen, LDH, CRP, Procalcitonin, Serumlaktat und<br />
Base Excess. Nierenfunktion, SOFA-Score, Beatmungsdauer, Intensivliegedauer<br />
und Gesamtüberleben wurden ausgewertet.<br />
Die statistische Auswertung erfolgte mittels Mann-Withney-U- und<br />
t-Test sowie Chi-quadrat-Test und Cox-Regression.<br />
Ergebnisse: Weder laborchemisch und in der Hämodynamik ließen<br />
sich signifikante Unterschiede in den Gruppen erkennen. SOFA-Score,<br />
Beatmungsdauer, Nierenersatzdauer und Intensivliegedauer zeigten<br />
ebenfalls keine Unterschiede. Auffällig war ein kumulatives Überleben<br />
von 62,5% in der Gruppe, die frischere EKs erhielt, verglichen mit 20%<br />
im Vergleichskollektiv. Aufgrund der geringen Patientenzahl war dieser<br />
Unterschied jedoch nicht statistisch signifikant.<br />
Diskussion: In der vorliegenden Studie konnte kein Vorteil in der Gabe<br />
von frischen EKs bei septischen Patienten gefunden werden, was<br />
möglicherweise mit der insgesamt gestörten Sauerstoffverwertung in<br />
der Sepsis zusammenhängt. Zur Untersuchung eines möglicherweise<br />
verbesserten Gesamtüberlebens in der Patientengruppe, die die<br />
frischeren EKs erhielt, sind weitere Studien mit größeren Patientenzahlen<br />
notwendig.<br />
Anästhesie<br />
FPV/04/01<br />
Low tidal volume ventilation - Wie gut lassen sich die<br />
Vorgaben in der Intensivmedizin erreichen?<br />
F. Rinderknecht 1 , C. Martin 2 , M. Schumann 3 , J. Gille 3 , M. Fischer 1 ,<br />
A. Sablotzki 3<br />
1 Klinik am Eichert Göppingen, Klinik für Anästhesiologie, Operative<br />
Intensivmedizin, Schmerztherapie, Göppingen, Deutschland, 2 Löser<br />
Mediztintechnik GmbH, Leipzig, Deutschland, 3 Klinikum St. Georg,<br />
Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Schmerztherapie, Leipzig,<br />
Deutschland<br />
Fragestellung: Basierend auf den Ergebnissen der ARDS-Network<br />
Study sind die Empfehlungen zur low-tidal-volume-ventilation<br />
mittlerweile fester Bestandteil zur maschinellen Beatmung kritisch<br />
kranker Patienten. Demgegenüber gibt es jedoch nur sehr wenige<br />
Daten, ob und wie die Vorgaben auch tatsächlich umgesetzt werden.<br />
Methodik: Auf zwei Intensivstationen an Kliniken der Maximalversorgung<br />
wurde in einem Beobachtungszeitraum vom 01.10.2009<br />
12<br />
bis zum 15.06.2010 anhand der Datensätze von insgesamt 1804<br />
Patienten retrospektiv untersucht, wie oft die Vorgaben der low-tidalvolume-ventilation<br />
(kontrollierte Beatmung, Tidalvolumen ≤6ml/kg<br />
Standardkörpergewicht, Plateaudruck < 30 cmH2O) über mindestens<br />
3 Stunden nicht eingehalten wurden. Die Datenauswertung aus den<br />
vorhandenen Datensätzen der installierten PDMS erfolgte mit dem<br />
Programm PREDECview® der Firma LÖSER Medizintechnik GmbH.<br />
Ergebnisse: Wenn man die Gesamtmenge der beobachteten Patienten<br />
betrachtet, dann kam es zu einer Überschreitung von Tidalvolumen<br />
und Beatmungsdruck bei lediglich 0,9% der intensivmedizinisch<br />
behandelten Patienten. Unter Berücksichtigung der verschiedenen<br />
Beatmungszeiten stellen sich die Ergebnisse allerdings differen-zierter<br />
dar: Bei 1177 Patienten, die weniger als 24 Stunden beatmet wurden,<br />
wurden lediglich in 0,2% der Fälle die Vorgaben überschritten; bei<br />
470 Patienten, die 24-96 Stunden beatmet wurden, wurden die<br />
Grenzwerte in 0,4% der Fälle überschritten; und bei 157 Patienten<br />
mit einer Beatmungszeit > 96 Stunden wurden in 8,0% der Fälle<br />
die Grenzwerte über mindestens 3 Stunden nicht eingehalten.<br />
Betrachtet man ausschliesslich die Überschreitung des empfohlenen<br />
Tidalvolumens, dann finden sich Grenzwertüberschreitungen deutlich<br />
häufiger: In der Gesamtpopulation in 4,5% der Fälle, bei den < 24<br />
Stunden beatmeten Patienten in 1,3% der Fälle; bei den Patienten, die<br />
24-96 Stunden beatmet wurden in 5,3% der Fälle; und bei den >96<br />
Stunden beatmeten Patienten sogar in 25,9% der Fälle.<br />
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse dieser Auswertung zeigen,<br />
dass die empfohlenen Grenzwerte der low-tidal-volume-ventilation mit<br />
zunehmender Beatmungszeit immer häufiger überschritten werden.<br />
Dabei wird der Grenzwert des Beatmungsdruckes deutlich seltener<br />
überschritten als das empfohlene Tidalvolumen von ≤ 6ml/kg<br />
Standardkörpergewicht. Die Einrichtung von automatischen Alarmen,<br />
die auf eine Überschreitung des Tidalvolumens hinweisen, würde<br />
insbesondere für langzeitbeatmete Patienten von Vorteil sein.<br />
FPV/04/02<br />
Evaluation der Erfolgsrate der Intubation mit dem Video-<br />
Intubationslaryngoskop McGrath® in Kombination mit<br />
dem richtungsweisenden Stylet Parker Flex-It® oder<br />
einem in Form eines Hockeyschlägers gebogenen<br />
Führungsstabs am Simulator<br />
E. Reus 1 , K. Liening 1 , M. Wrobel 1 , U. Grundmann 1<br />
1 Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Anästhesie,<br />
Intensivmedizin und Schmerztherapie, Homburg/Saar, Deutschland<br />
Fragestellung: Die endotracheale Intubation ist der Goldstandard<br />
zur Sicherung des Atemweges. Dabei stellt der unerwartet schwierige<br />
Atemweg für den wenig geübten aber auch für den erfahrenen Anwender<br />
eine besondere Herausforderung dar. Zur Problembewältigung<br />
rücken in letzter Zeit moderne video-optische Intubationshilfsmittel<br />
in den Vordergrund, insbesondere Video-Intubationslaryngoskope<br />
mit spezieller Spatelkrümmung. Zumeist ist mit diesen optischen<br />
Geräten eine visuelle Einstellung der Stimmbandebene möglich, wobei<br />
die damit erreichte gute Sicht nicht zwangsläufig ein problemloses<br />
www.divi2010.de<br />
<strong>Abstracts</strong><br />
DIVI2010 – FREIE VORTRÄGE<br />
Einführen des Tubus in die Trachea garantiert. Zur Erleichterung der<br />
Tubusplatzierung finden deshalb u.a. speziell geformte Führungsstäbe<br />
oder Stylets Anwendung. Ziel der Studie war daher die Evaluation<br />
der Erfolgsrate einer endotrachealen Intubation mit einem Video-<br />
Intubationslaryngoskop in Kombination mit einem richtungsweisenden<br />
Stylet nach dem Prinzip „easy to teach, easy to learn, easy to practice“.<br />
Methodik: Nach Genehmigung durch die Ethikkommission führten 12<br />
Ärzte im ersten und zweiten Weiterbildungsjahr in der Anästhesie ohne<br />
praktische Erfahrung mit Video-Intubationslaryngoskopen nach einer 5<br />
minütigen Unterweisung eine Intubation am definierten Atemweg am<br />
Übungsmodell SimMan Mark 2 mit dem Video-Intubationslaryngoskop<br />
McGrath ® in Kombination mit dem richtungsweisenden Stylet Parker<br />
Flex-It ® oder einem in Form eines Hockeyschlägers gebogenen<br />
Führungsstabs durch. 10 verschiedene Atemwege wurden in<br />
randomisierter Reihenfolge bewältigt. Alle Einzelschritte der Intubation<br />
wurden zeitlich erfasst und gegeneinander ausgewertet. Statistische<br />
Unterschiede mittels t-test mit P< 0.05. Daten entsprechen dem<br />
Mittelwert ± Standardabweichung.<br />
Ergebnisse: Im direkten Vergleich war die erfolgreiche Intubation in<br />
verbesserter Jackson Position mit Stylet beim einfachen Atemweg<br />
(Cormack I) um ca.12s signifikant schneller als mit gebogenem<br />
Führungsstab (39,2s ± 5s vs 51,2s ± 18,4s) und beim schwierigen<br />
Atemweg (exemplarisch: Kopf flach oder HWS Immobilisation) sogar<br />
um ca. 20s (38,3s ± 13,5s vs 58,1s ± 22,9) bzw. 17,2s (34,8s ± 16,5s vs.<br />
52s ± 24,8s) signifikant schneller. Die Rate erfolgreicher Intubationen<br />
betrug insgesamt mit Stylet 97% vs. Führungsstab 86%.<br />
Schlussfolgerung: Für den Ungeübten stellt die Kombination<br />
aus McGrath ® mit dem Stylet Parker Flex-It ® auch beim schwierigen<br />
Atemweg eine Möglichkeit zur erfolgreichen Sicherung des Atemweges<br />
dar.<br />
FPV/04/03<br />
Lebensqualität nach prolongierter mechanischer<br />
Beatmung<br />
D. Schädler 1 , L. Kaiser 1 , B. Malchow 2 , G. Elke 1 , S. Pulletz 1 , I. Frerichs 1 ,<br />
T. Küchler 2 , N. Weiler 1<br />
1 Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Campus Kiel, Klinik für<br />
Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, Kiel, Deutschland,<br />
2 Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für<br />
Allgemeine Chirurgie und Thoraxchirurgie, Kiel, Deutschland<br />
Fragestellung: Daten zur Lebensqualität nach prolongierter<br />
mechanischer Beatmung existieren derzeit nicht. Das Ziel dieser<br />
Studie war, die Lebensqualität ein Jahr nach schwieriger Entwöhnung<br />
von der Beatmung zu untersuchen und mit einem Normalkollektiv zu<br />
vergleichen.<br />
Methodik: Nach Zustimmung durch die lokale Ethik-Kommission<br />
führten wir eine systematische Nachuntersuchung von Patienten ein<br />
Jahr nach Einschluss in eine randomisierte, kontrollierte Studie zur<br />
Entwöhnung von der Beatmung durch. Diese Studie untersuchte den<br />
Effekt einer automatischen Entwöhnung mit SmartCare/PS im Vergleich<br />
zu einem Entwöhnungsprotokoll auf die Gesamtbeatmungszeit<br />
www.divi2010.de<br />
(clinicaltrials.gov ID00445289). Die Lebensqualität wurde mit Hilfe<br />
des EORTC (European Organization of Research and Treatment<br />
of Cancer) QLQ-C30 Fragebogens gemessen und mit Daten eines<br />
deutschen Normalkollektivs verglichen. Von einem klinisch signifikanten<br />
Unterschied wurde bei einer Differenz der Score-Werte um 10 oder<br />
größer ausgegangen.<br />
Ergebnisse: Von den 300 randomisierten Patienten verstarben 89.<br />
127 von bisher 143 telefonisch erreichten Patienten willigten in die<br />
Beantwortung des Fragebogens ein. 81 Fragebögen (63,8%) wurden<br />
bisher zurückgeschickt. Klinisch signifikante Unterschiede wurden<br />
in den Bereichen physikalische Funktion, Rollenfunktion, kognitive<br />
Funktion, soziale Funktion, globale Lebensqualität, Erschöpfung,<br />
Schmerzen, Dyspnoe, Schlafstörungen, Obstipation, Diarrhoe und<br />
finanzielle Schwierigkeiten gefunden (Abbildungen 1 und 2).<br />
[qol_1]<br />
[qol_2]<br />
Schlussfolgerungen: Die Lebensqualität nach schwieriger Entwöhnung<br />
von der Beatmung ist im Vergleich zu einem Normalkollektiv<br />
erheblich eingeschränkt. Neue Studien, die die Entwöhnung von der<br />
Beatmung untersuchen sollten daher auch die Lebensqualität als<br />
möglichen Endpunkt berücksichtigen.<br />
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