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<strong>Abstracts</strong><br />
DIVI2010 – POSTER<br />
Anästhesie II<br />
P/08/01<br />
Die ersten 200 endotrachealen Intubationen in der<br />
Anästhesiologie<br />
- Entwicklung der Fertigkeit „Endotracheale Intubation“<br />
M. Bernhard 1 , S. Mohr 2 , M. Weigand 3 , E. Martin 2 , A. Walther 2<br />
1 Klinikum Fulda gAG, Zentrale Notaufnahme, Fulda, Deutschland,<br />
2 Universitätsklinikum Heidelberg, Anästhesiologie und Intensivmedizin,<br />
Heidelberg, Deutschland, 3 Universitätsklinikum Giessen und Marburg,<br />
Giessen, Deutschland<br />
Hintergrund: Die Sicherung des Atemwegs mittels endotrachealer<br />
Intubation (ETI) ist eine der Kernkompetenzen des Anästhesisten.<br />
Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, die Entwicklung dieser<br />
Fertigkeit bei Berufseinsteigern (BE) in das Fachgebiet Anästhesiologie<br />
zu evaluieren.<br />
Material und Methode: In dieser prospektiven monozentrischen<br />
Untersuchung an einem Universitätsklinikum wurden die benötigten<br />
Arbeitstage (d), die relative Erfolgswahrscheinlichkeit, die Versuche<br />
bis zur erfolgreichen ETI von BE in Schritten von 25 ETI und die<br />
aufgetretenen Schwierigkeiten und Komplikationen evaluiert.<br />
Ergebnisse: Von 2007-2010 wurden konsekutiv 21 BE evaluiert. Für<br />
jeweils 25 ETI wurden durchschnittlich (MW±SD) 15,46±3,0 d benötigt.<br />
Das Ziel von 200 ETI wurde von den BE durchschnittlich nach 124,5±3,4<br />
d (an denen ETI durchgeführt wurden) bzw. nach 50,2±14,8 Wochen<br />
Gesamtausbildungszeit erreicht. Die relative Erfolgswahrscheinlichkeit<br />
des 1. Intubationsversuch bzw. aller Intubationsversuche stieg in den<br />
einzelnen Abschnitten stetig von 67% bzw. 82% nach den ersten 25<br />
ETI auf 83% (p=0,0001) bzw. 92% (p=0,0001) nach 200 ETI an. Die<br />
benötigten Versuche bis zur erfolgreichen ETI reduzierte sich nach den<br />
ersten 25 ETI von 1,6±0,8 auf 1,3±0,6 nach 200 ETI (p=0,0001).<br />
Schlussfolgerung: Die vorliegende Untersuchung zeigt, dass im<br />
klinischen Alltag rund 6 Monate bzw. rund 1 Jahr benötigt werden, um<br />
eine Erfahrung von 100 bzw. 200 ETI zu sammeln. Die Zunahme des<br />
relativen Intubationserfolges und die Abnahme der benötigten Anzahl<br />
an Versuchen bis zur erfolgreichen Atemwegssicherung weisen auf<br />
eine stetig steigende Intubationserfahrung hin. Darüber hinaus können<br />
die Ergebnisse Einfluss auf die Anforderungen der Mindestzahlen für<br />
Qualifikationen in der Anästhesie, Intensivmedizin und Notfallmedizin<br />
haben.<br />
P/08/02<br />
Inter- und intra-observer Reliabilität der Cormack-<br />
Lehane Klassifikation<br />
P. Schober 1 , R. Krage 1 , D. van Groeningen 1 , S.A. Loer 1 , L.A. Schwarte 1<br />
1 VU University Medical Center, Department of Anesthesiology,<br />
Amsterdam, Netherlands<br />
Hintergrund: Intubationsbedingungen während direkter Laryngoskopie<br />
werden häufig mittels der Cormack-Lehane (CL) Klassifikation (1)<br />
84<br />
beschrieben und dokumentiert. Allerdings ist die Reliabilität dieser<br />
Klassifikation umstritten und die wenigen vorhandenen Studien liefern<br />
widersprüchliche Ergebnisse. Diese Diskrepanz zwischen einer<br />
weitverbreiteten Nutzung einerseits und limitierter Datenlage andererseits<br />
veranlasste uns, die inter- und intra-observer Reliabilität dieser<br />
Klassifikation zu untersuchen.<br />
Material und Methoden: Zwanzig Anästhesisten (Fachärzte und<br />
Assistenten) unserer Abteilung wurden gebeten, an einem Anästhesie-<br />
Simulator (SimMan) 5 Laryngoskopien durchzuführen und den dabei<br />
jeweils beobachteten Cormack-Lehane Grad anzusagen. Zuvor wurde<br />
die Klassifikation rekapituliert, um sicherzustellen dass alle Teilnehmer<br />
zu Beginn der Studie über einen gleichen theoretischen Wissenstand<br />
verfügen. Der Atemweg des Simulators konnte so verändert werden,<br />
dass den Teilnehmern jeweils 4 verschiedene (entsprechend CL Grad 1<br />
bis 4), allerdings für jeden Teilnehmer identische, Atemwegeinstellungen<br />
in randomisierter Reihenfolge gezeigt werden konnten. Grad 2 wurde<br />
jeweils zwei mal eingestellt. Kappa Koeffizienten wurden für die interobserver<br />
Reliabilität zwischen allen 20 Teilnehmern sowie für die intraobserver<br />
Reliabilität zwischen der ersten und zweiten Evaluation des<br />
voreingestellten Grades 2 berechnet.<br />
Ergebnisse: Bei 56 der insgesamt 100 Laryngoskopien stimmte der<br />
beobachtete CL-Grad mit dem voreingestellten überein, während<br />
keine Übereinstimmung in 44 Fällen beobachtet wurde. Nur 50% der<br />
Teilnehmer zeigten eine Übereinstimmung zwischen ihrer ersten und<br />
zweiten Beurteilung des voreingestellten Grad 2.<br />
Der Kappa Koeffizient der Übereinstimmung aller 20 Teilnehmer war<br />
0.35, entsprechend einer lediglich schwachen inter-observer Reliabilität.<br />
Die Intra-observer Reliabilität war mit einem Kappa Koeffizienten von<br />
0.15 ebenfalls schwach.<br />
Schlussfolgerung: Die Cormack-Lehane Klassifikation zeigte<br />
lediglich eine schwache inter- und intra-observer Reliabilität. Diese Ergebnisse<br />
lassen Zweifel zu an der Eignung dieser Klassifikation<br />
um routinenmäßig die Intubationsbedingungen während direkter<br />
Laryngoskopie zu dokumentieren.<br />
Literatur: 1. Cormack RS, Lehane J: Difficult tracheal intubation in<br />
obstetrics. Anaesthesia 1984; 39:1105-11<br />
P/08/03<br />
Management einer akuten Atemwegsobstruktion durch<br />
supraglottisches Abknicken eines Endotrachealtubus<br />
bei vorbestehendem schwierigen Atemweg<br />
- Eine Kasuistik<br />
R. Beschmann 1 , S. Piper 1 , T. Leiblein 1 , M. Hönninger 1 , T. Schöllhorn 1<br />
1 Stadtklinik Frankenthal, Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin,<br />
Frankenthal, Deutschland<br />
Einleitung: Im Rahmen der Intensivmedizin werden nahezu alle<br />
Manöver des Atemwegsmanagements unter erschwerten Bedingungen<br />
durchgeführt (1). Während zahlreiche Artikel und Daten im Bereich<br />
Airwaymanagement und Intubation publiziert wurden, finden sich nur<br />
wenige Daten über Probleme in der Extubationsphase. Wir berichten<br />
über eine akute Komplikation im Rahmen der postoperativen Phase bei<br />
www.divi2010.de<br />
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DIVI2010 – POSTER<br />
einem Patienten mit vorbestehendem schwierigen Atemweg.<br />
Kasuistik: Ein 69-jähriger Patient mit peripherer Fazialis, Hypoglossus<br />
und Recurrenzparese rechts nach Extirpation eines Akustikusneurinoms<br />
rechts (1984), massiver Dysphagie und Zustand nach mehreren<br />
pharyngealen Schlucklähmungsoperationen, stellt sich zur elektiven<br />
Leistenherniotomie vor. Anamnestisch Intubationsprobleme im<br />
Rahmen einer Vollnarkose. Bei bestehenden Kontraindikationen gegen<br />
einer Spinalanästhesie erfolgte eine problemlose, orale, wach-<br />
fiberoptische Intubation. Auf der Intensivstation kam es im Rahmen der<br />
postoperativen Nachbeatmung zu einer akuten Atemwegsobstruktion.<br />
Ein Absaugversuch offenbarte eine Tubusobstruktion, die sich bei<br />
manueller Austastung entlang des Endotrachealtubus (ET), als<br />
torquirendes Abknicken, am pharyngo-laryngealen Übergang, herausstellte.<br />
Da Ventilation nicht möglich war, gelang ein Eröffnen des<br />
Atemwegs nur durch manuelle Kompression der Engstelle zwischen<br />
2 Fingern und mit großem Kraftaufwand. Eine Passage der Engstelle<br />
mit dem Bronchoskop war nicht möglich. Aufgrund der Destruktion des<br />
ET führte ein Beenden der manuellen Kompression zu einer erneuten,<br />
sofortigen Tubusobstruktion. Es gelang im Verlauf mit einem gleitfähig<br />
gemachten Stab-Introducer (Fa.Cook) die Engstelle zu passieren und<br />
darüber einen Woodbridge- Tubus (6,5) einzubringen. Der weitere<br />
Verlauf und die Extubation ca. 3 Stunden nach dem Ereignis gestaltet<br />
sich problemlos.<br />
Ergebnis: Die akute Tubusobstruktion durch Abknicken zählt ebenso<br />
wie die Cuffhernie, Bronchospasmen und Sekretverlegung zu den<br />
möglichen Ursachen einer Atemwegsverlegung in der post-operativen<br />
Phase und sollte immer in Betracht gezogen werden (1).<br />
Neben strukturellen Defekten kann auch eine zu flache Sedierung zu<br />
Beißschäden am ET führen. Da 4-12% postoperativer Intensivpatienten<br />
re-intubiert werden müssen, sind strukturierte Ausbildung und<br />
standartisierte Handlungsabläufe zur Beherrschung akuter Atemwegsprobleme<br />
unerlässlich (1,2).<br />
Literatur: 1 Gavin G. et al. Crit Care Med 2008(36)7, Szekely S. et al.<br />
Anaesth Intensive Care 1993(21)611-6<br />
P/08/04<br />
Algorithmus zum non-Point-of-Care-basierten<br />
Hämostasemanagement beim Polytrauma<br />
A.A. Hanke 1 , K. Görlinger 2<br />
1 Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Anästhesiologie und<br />
Intensivmedizin, Hannover, Deutschland, 2 Universitätsklinikum Essen,<br />
Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Essen, Deutschland<br />
Fragestellung: Hämostasestörungen führen bei polytraumatisierten<br />
Patienten zu einem vierfachen Anstieg der Mortalität (1). Zur zielgerichteten<br />
Therapie haben wir Algorithmen entwickelt, die auf dem<br />
Einsatz von von Point-of-Care(POC)-fähigen Analysegeräten und<br />
Faktorkonzentraten basieren. Resultierend konnten wir den Transfusionsbedarf<br />
bei Trauma-Patienten, in der Herzchirurgie und bei<br />
Lebertransplantationen senken(2-4). POC-Geräte stehen aber nicht<br />
flächendeckend zur Verfügung.<br />
Methodik: Unser POC-basierter Algorithmus zum Hämostase-<br />
www.divi2010.de<br />
management bei polytraumatisierten Patienten wurde an Standard-<br />
Labormethoden adaptiert. Hierfür wurde die aktuelle Literatur gesichtet<br />
und eingebracht.<br />
Ergebnisse: Unser non-POC-Algorithmus ist in Abb.1 dargestellt.<br />
Eine Therapie erfolgt bei diffuser, klinisch relevanter Blutungsneigung.<br />
Neben einer Korrektur der Rahmenbedingungen erfolgt - bei klinischem<br />
Verdacht auf Hyperfibrinolyse oder Dilutionskoagulopathie - zunächst die<br />
„blinde“ Gabe von Tranexamsäure bzw. Fibrinogenkonzentrat. Danach<br />
erfolgt eine weitere zweistufige, zielgerichtete Therapie basierend auf<br />
konventionellen Laborwerten mittels Fibrinogen-Konzentrat, PPSB und<br />
Thrombozyten-Konzentraten. Bei Blutungspersistenz werden weitere<br />
potentielle Hämostasestörungen abgearbeitet (Heparin-Effekt, Mangel<br />
an FXIII, FVIII oder vWF). Als letzte Option wird der „off-label-use“ von<br />
rFVIIa erwogen.<br />
Schlussfolgerung: Derzeit werden POC-fähige Analyseverfahren<br />
zur frühzeitigen, zielgerichteten Gerinnungstherapie bei massiven<br />
Blutungen empfohlen(5). Diese Verfahren stehen nicht flächendeckend<br />
zur Verfügung. Unser Algorithmus verbindet aktuelle Erkenntnisse zu<br />
Trauma-assoziierten Hämostasestörungen mit unseren Erfahrungen zum<br />
POC-basierten Hämostasemanagement. Prospektive, randomisierte<br />
Studien sind notwendig, um die Effektivität von POC-basierten und<br />
non-POC-basierten Hämostasekonzepten zu vergleichen.<br />
[Non-POC-Algorithmus für Polytrauma-Patienten]<br />
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