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<strong>Abstracts</strong><br />
DIVI2010 – FREIE VORTRÄGE<br />
Sedativa trotz der Gefahr eines PRIS regelmäßig in der pädiatrischen<br />
Intensivmedizin eingesetzt. Die Hauptindikationen sind neben kurzer<br />
Nachbeatmung und Transporten die schwierige Sedierung und<br />
Extubation.<br />
Im Vgl. zu einer ähnlichen Umfrage von 2001 in Australien und Neuseeland<br />
[2] besteht inzwischen eine größere, dringend erforderliche<br />
Vorsicht im Hinblick auf Dosis und Dauer.<br />
Zur Vermeidung von Gefahren sind Dosis- und Dauer-begrenzende<br />
Protokolle sowie Studien zur Untersuchung der Anwendungsmodalitäten<br />
und Nebenwirkungen erforderlich.<br />
Literatur:<br />
(1) Bray RJ. Paediatr Anaesth 1998; 8: 491-99,<br />
(2) Festa M et al.. Anaesth Intensive Care; 30:786-793,<br />
(3) Prins SA et al.: BJA 2005, 94: 630-5<br />
Sepsis und Infektion<br />
FPV/07/01<br />
Systemic Inflammatory Host Response: Wie häufig sind<br />
die SIRS-Kriterien im intensivmedizinischen Alltag?<br />
F. Rinderknecht 1 , C. Martin 2 , M. Schumann 3 , J. Gille 3 , M. Fischer 1 ,<br />
A. Sablotzki 3<br />
1Klinik am Eichert Göppingen, Klinik für Anästhesiologie, Operative<br />
Intensivmedizin, Schmerztherapie, Göppingen, Deutschland,<br />
2 3 Löser Medizintechnik GmbH, Leipzig, Deutschland, Klinikum St.<br />
Georg, Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Schmerztherapie,<br />
Leipzig, Deutschland<br />
Einleitung: In der ersten Revision der Leitlinien zur Prävention,<br />
Diagnose und Therapie der Sepsis sind die SIRS-Kriterien weiterhin<br />
fester Bestandteil der Diagnosekriterien. Fieber, Tachykardie,<br />
Tachypnoe und Leukozytose sind einfach zu messen, aber nicht<br />
spezifisch für die Sepsis, sondern bei vielen kritisch kranken Patienten<br />
auch ohne eine Infektion vorhanden.<br />
Fragestellung: Wie häufig kommt es auf einer Intensivstation zu<br />
SIRS-spezifischen Alarmen, wenn 2 - 4 Kriterien über verschiedene Zeitintervalle<br />
vorliegen.<br />
Methodik: Auf zwei Intensivstationen an Kliniken der Maximalversorgung<br />
wurde in einem Beobachtungszeitraum vom 01.10.2009<br />
bis zum 15.06.2010 anhand der Datensätze von insgesamt 1804<br />
Patienten restrospektiv untersucht, wie oft 2, 3 und 4 der SIRS-Kriterien<br />
jeweils über ein Zeitintervall von 1,3 und 6 Stunden vorliegen. Die<br />
Datenauswertung aus den vorhanden Datensätzen der installierten<br />
PDMS erfolgte mit dem Programm PREDEC ® view der Firma LÖSER<br />
Medizintechnik.<br />
Ergebnisse:<br />
1) 2 SIRS-Kriterien: Bei 637 Patienten (35,3%) waren 2 Kriterien über<br />
eine Stunde, bei 367 Patienten (20,3%) über drei Stunden, und bei 275<br />
Patienten (15,2%) über 6 Stunden hinweg positiv.<br />
20<br />
2) 3 SIRS-Kriterien: Bei 199 Patienten (11,0%) waren drei Kriterien<br />
über eine Stunde, bei 115 Patienten (6,4%) über drei Stunden, und bei<br />
91 Patienten (5,0%) über 6 Stunden hinweg positiv.<br />
3) 4 SIRS-Kriterien: Bei 51 Patienten (2,8%) waren alle vier SIRS-<br />
Kriterien über eine Stunde, bei 28 Patienten (1,6%) über drei Stunden,<br />
und bei 21 Patienten (1,2%) über 6 Stunden hinweg positiv.<br />
Schlussfolgerungen: Unsere retrospektiven Daten zur Inzidenz der<br />
SIRS-Kriterien zeigen, dass bei mehr als einem Drittel (35,3%)<br />
aller intensivmedizinisch behandelten Patienten 2 SIRS-Kriterien<br />
positiv sind. Sie sind damit in Übereinstimmung mit den Daten der<br />
Prävalenzstudie der DSG, die die Rate an Infektionen mit 35%<br />
angegeben hat. Die Identifikation von Patienten, die tatsächlich eine<br />
schwere Sepsis entwickeln, ist mit lediglich zwei SIRS-Kriterien<br />
allerdings nur schwerlich möglich. Eine Erweiterung auf 3 Kriterien,<br />
die über einen Zeitraum von 1-3 Stunden vorliegen, verringert die<br />
Rate an Alarmen in unserer Studie auf 6,4-11,0 %, was wiederum<br />
eine gute Übereinstimmung mit den Daten der DSG zeigt (Prävalenz<br />
der schweren Sepsis: 10-12 %) Weitere prospektive Untersuchungen<br />
müssen nun zeigen, ob die Erweiterung der SIRS-Kriterien tatsächlich<br />
zu einer verbesserten Identifikation von Patienten mit schwerer Sepsis<br />
führen kann.<br />
FPV/07/02<br />
Aussagekraft des Thrombelastometrie Lyseindexes für<br />
die Diagnose einer schweren Sepsis bei kritisch Kranken:<br />
Ein Vergleich mit konventionellen Sepsismarkern<br />
M. Eggmann 1 , M. Adamzik 1 , U.H. Frey 1 , K. Görlinger 1 , M. Bröcker-Preuß 2 ,<br />
G. Marggraf 3 , F. Saner 4 , H. Eggebrecht 5 , J. Peters 1 , M. Hartmann 6<br />
1 Universitaetsklinikum Essen, Klinik für Anästhesiologie und<br />
Intensivmedizin, Essen, Deutschland, 2 Universitaetsklinikum Essen,<br />
Zentrallabor, Essen, Deutschland, 3 Universitaetsklinikum Essen, Klinik<br />
für Thorax- und Kardiovaskuläre Chirurgie, Essen, Deutschland,<br />
4 Universitaetsklinikum Essen, Klinik für Allgemein- und Transplantationschirurgie,<br />
Essen, Deutschland, 5 Universitaetsklinikum Essen,<br />
Klinik für Kardiologie, Essen, Deutschland, 6 Universitaetsklinikum Essen,<br />
Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Essen, Deutschland<br />
Fragestellung: Sepsis führt zu einer Aktivierung von Immunsystem<br />
und Gerinnungssystem. Die Aussagekraft der etablierte Biomarker<br />
Procalcitonin, Interleukin 6 und C-reaktivem Protein ist bei kritisch<br />
Kranken eingeschränkt (1). In einer eigenen in vitro Studie konnte wir<br />
zeigen, dass Lipopolysaccharid zu einer Tissue Factor Expression<br />
auf Monozyten führt, die mittels Thrombelastometrie nachweisbar<br />
ist (2). Ziel der vorliegenden Studie war es, die Aussagekraft von<br />
Thrombelastometrievariablen als Sepsismarker bei kritisch Kranken zu<br />
untersuchen und mit der von etablierten Sepsismarkern zu vergleichen.<br />
Methodik: Patienten mit schwerer Sepsis (n=56) bzw. postoperative<br />
Patienten (n=52) wurden am Tag der Diagnosestellung Blutproben<br />
entnommen und nach Ethikkommissionsvotum der Thrombelastometrie<br />
zugeführt. Thrombelastometrie-Meßgrößen waren Clotting Time, Clot<br />
Formation Time, Alpha Angle, Maximum Clot Firmness und Lyseindex<br />
60. Weiterhin wurden Procalcitonin, Interleukin 6 und C-reaktives<br />
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DIVI2010 – FREIE VORTRÄGE<br />
Protein bestimmt. Zum Vergleich der Aussagekraft der Biomarker<br />
wurden ROC curves erstellt, sowie der optimale Cut Off der Marker und<br />
die resultierenden Odds Ratios kalkuliert.<br />
Ergebnisse: Im Vergleich zu postperativen Kontrollen war bei Patienten<br />
mit Sepsis der Lyseindex verringert (97 % ± 0.3 vs. 92 ± 0.5; p< 0.001),<br />
die Clotting Time verlängert (546 s ± 30 vs. 434 ± 16; p=0.012) und die<br />
Procalcitoninkonzentration erhöht (30.6 ng/ml ± 8.7 vs. 2.5 ng/ml ± 0.5<br />
p< 0.001). Clot Formation time, Alpha Angle, Maximum Clot Firmness<br />
sowie Interleukin 6 and C-reactives Protein zeigten hingegen keine<br />
signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen. ROC- Analyse<br />
zeigte eine Area under Curve (AUC) von 0.901 (CI: 0.838-0.964) für<br />
den Lyseindex 60, 0.640 (CI: 0.535-0.746) für die Clotting Time und<br />
0.756 (CI: 0.666-0.846) für Procalcitonin. Der kalkulierte optimale Cut<br />
Off für den Lysindex war > 96.5 %, der mit einer Sensitivität von 84.2 %<br />
und einer Spezifität von 94.2 % einherging, die Odds ratio betrug 85.3<br />
(CI: 21.7-334.5).<br />
Schlussfolgerungen: Der Thrombelastometrie Lyseindex war im<br />
Vergleich zu Procalcitonin, Interleukin 6 und C-reaktivem Protein<br />
der weitaus zuverlässigste Biomarker einer Sepsis. Die frühzeitige<br />
Hemmung der Fibrinolyse bei nahezu jedem Patienten mit schwerer<br />
Sepsis weist auf die pathophysiologische Relevanz dieses Systems<br />
hin.<br />
Literatur:<br />
(1) Uzzan et al. Crit Care Med. 2006 ;34:1996;<br />
(2) Zacharowski et al. Thromb Haemost. 2006 ;95:557<br />
FPV/07/03<br />
Der Aquaporin-5-Gen Promotor A(-1364)C Polymorphismus<br />
beeinflusst die Letalität bei schwerer Sepsis<br />
M. Adamzik 1 , U.H. Frey 2 , S. Möhlenkamp 3 , C. Waydhas 4 , G. Markgraf 5 ,<br />
M. Dammann 6 , W. Siffert 7 , J. Peters 1<br />
1 Klinik für Anaesthesiologie, Essen, Deutschland, 2 Universitaetsklinikum<br />
Essen, Essen, Deutschland, 3 Klinik für Kardiologie, Essen, Deutschland,<br />
4 Klinik für Unfallchirurgie, Essen, Deutschland, 5 Klink für Herz und<br />
Thoraxchirurgie, Essen, Deutschland, 6 Zentrum für Viszeralchirurgie<br />
und Transplantation, Essen, Deutschland, 7 Institut für Pharmakogenetik,<br />
Essen, Deutschland<br />
Hintergrund: Die große interindividuelle Variabilität des Krankheitsverlaufs<br />
bei schwerer Sepsis lässt sich durch bekannte Risikofaktoren<br />
nicht hinreichend erklären. Vielmehr scheinen genetische Faktoren<br />
Krankheitsverlauf und Letalität zu beeinflussen. Mögliche Kandidatengene<br />
könnten Aquaporine (AQPs) sein, die durch Regulation des<br />
Wassertransports auch Schlüsselmechanismen der Inflammation wie<br />
Zellmigration und Zellvolumen beeinflussen. Nachdem wir erstmalig<br />
einen funktionell wirksamen Single Nukleotid Polymorphismus (SNP)<br />
im AQP5-Promotor nachwiesen [1], testeten wir die Nullhypothese,<br />
dass der SNP A(-1364)C im AQP5-Promotor nicht mit der Letalität der<br />
schweren Sepsis assoziiert ist.<br />
Methode und Ergebnisse: Nach Genehmigung durch die Ethikkommission<br />
der Medizinischen Fakultät Essen wurden 154 Patienten<br />
((Alter: 58 Jahre ± 16 (Mittelwert ± Standardabweichung), 98 Männer,<br />
www.divi2010.de<br />
56 Frauen)) mit schwerer Sepsis der Intensivstationen des Universitätsklinikum<br />
Essen eingeschlossen und genotypisiert. Wesentlicher Befund<br />
war ein starker AQP5-genotypabhängiger Effekt auf die Letalität. Der<br />
AA Genotyp war in einer multivariaten Regressionsanalyse im Vergleich<br />
zum AC/CC Genotyp mit einer 6-fach höheren 30 Tage Letalität<br />
assoziiert (Hazard Ratio (HR) 6.0; 95% CI, 2.1-17.7; p = 0.001).<br />
Schlussfolgerung: Wir zeigen erstmalig eine Assoziation des AQP5-<br />
Promotor-A(-1364)C-SNP mit der Letalität bei schwerer Sepsis. Der<br />
dieser Assoziation zugrunde liegende Mechanismus ist Gegenstand<br />
aktueller Studien.<br />
Literatur: 1. Adamzik M, et al. (2008) A novel-1364A/C aquaporin 5<br />
gene promoter polymorphism influences the responses to salt loading<br />
of the renin-angiotensin-aldosterone system and of blood pressure in<br />
young healthy men. Basic Res Cardiol 103:598-610<br />
FPV/07/04<br />
Dynamische cerebrovaskuläre Autoregulation bei<br />
Patienten mit Sepsis und sepsis-assoziiertem Delir<br />
P. Schramm 1 , L. Falkenberg 1 , K.U. Klein 1 , M. David 1 , C. Werner 1 ,<br />
K. Engelhard 1<br />
1 Universitätsmedizin Mainz, Klinik für Anästhesiologie, Mainz,<br />
Deutschland<br />
Im Rahmen einer Sepsis kommt es bei bis zu 71% der Patienten<br />
zu einem sepsis-assoziiertes Delir (SAD). 1 Das SAD umfasst milde<br />
kognitive Einschränkungen bis hin zum persistierenden Koma. Die<br />
Ursache des SAD ist bis heute nur unzureichend untersucht und<br />
verstanden. Möglicherweise ist die cerebrale Durchblutung aufgrund<br />
einer gestörten dynamischen cerebrovaskulären Autoregulation (dAR)<br />
inadäquat. Ziel der vorliegenden Studie war es den Zusammenhang<br />
zwischen dAR und SAD näher zu charakterisieren.<br />
Fragestellung: Ist bei Patienten mit Sepsis innerhalb der ersten Tage<br />
die dAR gestört und korreliert diese Störung mit dem Auftreten eines<br />
SAD?<br />
Methodik: Nach Zustimmung der lokalen Ethik-Kommission und<br />
Einverständniserklärung wurden erwachsene Patienten mit Sepsis<br />
ohne cerebrale Vorerkrankungen eingeschlossen. Die Bestimmung<br />
der dAR erfolgte täglich während der ersten 4 Tage durch Berechnung<br />
des Index Mx (Korrelation des Kurvenverlaufs der cerebralen Blutflussgeschwindigkeit<br />
gemessen in den beiden Aa. cerebri mediae mit dem<br />
Kurvenverlauf des invasiv gemessenen arteriellen Blutdrucks). 2 Ist der<br />
Mx< 0,3 so ist die dAR intakt. Weiterhin wurden täglich die CAM-ICU<br />
zur Diagnose eines SAD 3 und die Entzündungsmarker CRP und pCT<br />
sowie die NSE als neuronalen Marker bestimmt. Als statistischer Test<br />
für die Hauptfragestellung diente der Fisher-Exact-Test und zur linearen<br />
Regression die Korrelation nach Pearson (SPSS 18).<br />
Ergebnisse: Es wurden 15 Patienten (62 ± 22 Jahre, 9 männlich) mit<br />
einem APACHE II von 33 ± 6 eingeschlossen. Neun Patienten (60 %)<br />
entwickelten ein SAD von denen 6 im Verlauf eine aufgehobene dAR<br />
zeigten (76%). Bei 6 Patienten war kein SAD nachweisbar (4 Patienten<br />
mit aufgehobener dAR) (p=0,706). Weiterhin korrelierte Mx signifikant<br />
mit dem pCT (r=0,53, p< 0,01, n=52) und der NSE (r=0,44, p< 0,01,<br />
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