1 - aktionbildung
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Handbuch Berufsbildungsbereich - 12 - Vinzenz von Paul-Werkstätten, Schwäbisch Gmünd Revision 1.0, 23.09.2002 12<br />
5.2 Diagnostische Aspekte<br />
Um eine Schwerst-/Mehrfachbehinderung zu benennen, bedarf es eines geeigneten und handhabbaren<br />
diagnostischen Instruments. Besonders im Hinblick auf eine individuelle Erstellung des Eingliederungsplans<br />
während des Eingangsverfahrens mit dem Ziel „Aufnahme im Berufsbildungsbereich“ ist die Benennung<br />
der Möglichkeiten des schwerst- mehrfachbehinderten Menschen wichtig.<br />
In der beruflichen Bildung von Menschen mit mehrfachen Behinderungen müssen dafür neue Wege<br />
beschritten werden. Der Grund dafür ist die unbestreitbare Tatsache, dass die bisher bekannten diagnostischen<br />
Systeme nicht oder nur verändert auf Menschen mit mehrfachen Behinderungen anwendbar<br />
sind!<br />
Tests und Entwicklungsskalen können demnach in der vorliegenden Form nicht genutzt werden. Zum<br />
einen sind die angewandten Verfahren aus dem Schulbereich übernommen. Sie lassen sich nur schwer<br />
auf die Werkstatt übertragen. Zum anderen berücksichtigen sie nicht –weil für Kinder oder Jugendliche<br />
entwickelt- den Entwicklungsprozess des erwachsenen schwerstbehinderten Menschen.<br />
So lassen sich bestenfalls Anregungen zur Umformung der Tests bzw. zur Konkretisierung von Beobachtungsbögen<br />
finden.<br />
Vereinzelt haben Werkstätten eigene Diagnose- und Förderansätze für Menschen mit mehrfachen Behinderungen<br />
entwickelt. Diese sind wiederum nur bedingt für andere Werkstätten nutzbar, weil die<br />
Werkstätten organisatorisch anders aufgebaut sind, der Personenkreis nicht vergleichbar ist oder aber<br />
die Handhabung der Diagnoseansätze nur in internen Schulungen vermittelt wird.<br />
Das testdiagnostische Eingansverfahren in den Berufsbildungsbereich muss für schwerstbehinderte Menschen<br />
also eigens gestaltet werden. Es gilt „Verhalten, Signale, Gefühle, Bedürfnisse, wahrzunehmen, in<br />
gewisser Weise zu entschlüsseln, zu deuten“ und für die berufliche Qualifizierung nutzbar zu machen<br />
(Bundschuh 1999, S.262).<br />
Diagnostik ist also nicht als einmaliges Verfahren, sondern als diagnostischer Prozess zu verstehen.<br />
Die Fachkraft zur Arbeits- und Berufsförderung ist hierfür selten qualifiziert vorbereitet.<br />
<strong>aktionbildung</strong> empfiehlt deshalb in den diagnostischen Prozess weitere „Diagnostiker“ einzubeziehen.<br />
Diese können medizinische (Ärzte), heilpädagogische (Psychologen, Sonderpädagogen), biographische<br />
(Angehörige), arbeits-therapeutische (Ergotherapeuten, Psychomotoriker) Dokumentationen liefern, die<br />
für die Erstellung eines beruflichen Eingliederungsplans notwendig sind.<br />
In den diagnostischen Prozess muss der Soziale Dienst der Werkstatt eingebunden sein, um den zeitlichen<br />
Aufwand im Rahmen des Eingangsverfahrens zu bewältigen.<br />
Anregungen für die Gliederung eines diagnostischen Prozesses für Menschen mit schwersten Behinderungen<br />
bieten Franger/Pfeffer (1994):<br />
1. Block: Biographie<br />
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Fragebogen für Angehörige<br />
Fragebogen für Pädagogen<br />
Fragebogen für Therapeuten<br />
speziell: Medizinische Therapie<br />
2. Block: Diagnose körperlicher und psychischer Merkmale<br />
Diagnose körperlicher Merkmale (Behinderungsart)<br />
Diagnose psychischer Merkmale ( Beschreibung von alltäglichen<br />
Verhaltensweisen aber auch von speziellen Verhaltensweisen mit<br />
Beschreibung der exakten Situationen, in denen sie auftreten)<br />
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