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Handbuch Berufsbildungsbereich - 6 - Vinzenz von Paul-Werkstätten, Schwäbisch Gmünd Revision 1.0, 23.09.2002 6 1 Vorwort Sehr geehrte Leserinnen und Leser, dies ist ein Anfang! Vor sich sehen Sie den ersten Entwurf eines Handbuches zur Beschreibung der berufsbildenden Maßnahmen der Vinzenz von Paul Werkstätten Schwäbisch Gmünd. Die Arbeit von aktionbildung am Modellstandort Schwäbisch Gmünd ist „wahre Pionierarbeit“. Der Anspruch, berufliche Bildung für Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen zu organisieren, geht weit über das hinaus, was wir in der täglichen Praxis kennen. Wenige Werkstätten bekennen sich offen dazu, diesem Personenkreis berufsbildende oder arbeitsähnliche Angebote zu machen. Leitungen und Fachkräften, die sich dieser Herausforderung stellen, soll dieses Handbuch Mut machen, den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen. Jene, die sich entscheiden, es ihren Kollegen gleich zu tun, will das Handbuch Anregungen vermitteln und aufrufen, den Aufgaben zukünftiger Werkstattarbeit zuversichtlich entgegenzutreten. aktionbildung ist für uns, vor allem für den schwer- und mehrfachbehinderten Menschen, eine einmalige Chance! Die projekttragenden Fachverbände erklären durch ihre Vertreter die einstimmige Absicht, dass die Werkstatt für behinderte Menschen auch in Zukunft allen Menschen mit Behinderung offen steht. „Unter einem Dach“ bedeutet in diesem Sinne „für alle“. Damit folgt das Projekt dem Anspruch des SGB IX auf Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit Behinderungen. Diese Ausarbeitung ist so gestaltet, dass sie die Realität in Schwäbisch Gmünd beschreibt und doch beispielhaft von anderen WfbM genutzt werden kann. Verstehen Sie dieses Handbuch als Arbeitsmaterial, welches sich im organischen Prozess "des sich Veränderns und Ergänzens" befindet. Wir geben Ihnen mit dieser Veröffentlichung die Möglichkeit � anzuregen � zu kritisieren � zu verbessern � zu entwickeln � zu nutzen � zu verwerfen � sich zu beschäftigen. Machen Sie mit. Wir bauen auf.Berufliche Bildung! Ihr Team von Assistentin am Modellstandort Schw. Gmünd aktionbildung Monika Matzner Lindenhofstr. 127 73529 Schwäbisch Gmünd Tel.: 07171 / 802-368 Fax: 07171 / 802-363 matzner@aktionbildung.de Wissenschaftlicher Mitarbeiter für die Modellstandorte Wuppertal und Schw. Gmünd aktionbildung Stephan Hirsch Postfach 1144 55001 Mainz Tel.: 06131 / 619 891 Fax: 06131 / 619 893 hirsch@aktionbildung.de Wissenschaftlicher Mitarbeiter für die Modellstandorte Wismar und Speyer aktionbildung Frank Uwe Polaschek Postfach 1144 55001 Mainz Tel.: 06131 / 275 61 62 Fax: 06131 / 275 61 64 polaschek@aktionbildung.de Projektleiter aktionbildung Kurt Hoffmann Talweg 1 55590 Meisenheim Tel.: 06753 / 10 252 Fax: 06753 / 32 11 info@aktionbildung.de Design und Redaktion: design konkret | Zur Laubenheimer Höhe 24 | 55129 Mainz | Tel.: 06131-507480 | www.design-konkret.de 6
Handbuch Berufsbildungsbereich - 7 - Vinzenz von Paul-Werkstätten, Schwäbisch Gmünd Revision 1.0, 23.09.2002 7 2 Einleitung Berufliche Bildung für Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen. Warum wendet sich aktionbildung diesem Thema zu? Wir erleben in den Werkstätten einen spürbaren Zuwachs an Menschen, die diesem Personenkreis zuzuordnen sind. Nach Auskunft der BAG:WfB waren Ende des Jahres 1996 (Stand: 31.12.1996) 8,5 % aller Werkstattbeschäftigten schwer- bzw. mehrfachbehindert. Ende des Jahres 2001 (Stand: 31.12.01) liegt der Anteil dieser Personen bei 13,6 %. Wie begegnen wir in den Werkstätten diesen Menschen? In Zeiten der pränatalen Diagnostik bzw. der Präimplantatisonsdiagnostik müssen wir uns, bei gleichzeitiger Verbesserung der medizinischen Erstversorgung, der Tatsache stellen, dass es zukünftig nicht weniger Menschen mit Behinderungen in unseren Werkstätten geben wird, aber deutlich mehr schwer- und mehrfachbehinderte Personen. Ein Blick in die Klassen der Sonderschulen bestätigt dies. Die gesamtgesellschaftliche Diskussion um Antidiskriminierung, Gleichstellung und Teilhabe läuft glücklicherweise in vernünftigen Bahnen und hat zum 1. Juli 2001 das lang ersehnte SGB IX rechtsgültig werden lassen. Trotzdem gestaltet sich die Praxis der beruflichen Bildung respektiv die Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen noch völlig uneinheitlich. In den Bundesländern gibt es unterschiedliche rechtliche Voraussetzungen zur Teilhabe. Leistungsträger von beruflichen Maßnamen vertreten unterschiedliche Auffassungen, Begrifflichkeiten sind uneinheitlich. So kennen wir heute den Förder- und Betreuungsbereich, die Tagesförderstätte, Fördergruppen, Werkstätten für Schwerstbehinderte, etc. Das Angebot für Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen unterliegt dem scheinbaren Prinzip des „guten Willens“. Deshalb müssen wir handeln! Mit der Stiftung Haus Lindenhof hat der CBP (Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie) eine Einrichtung benannt, die sich dem Anspruch von Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen auf Teilhabe am Arbeitsleben annimmt. Innerhalb eines Jahres wurde unter Beteiligung der im Folgenden beschriebenen Schritte ein Berufsbildungsbereich für Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen konzipiert, der nun mit praktischen Inhalten gefüllt wird. Es hat sich gezeigt, dass bei einer genauen Analyse der vorhandenen Dienste und Unterstützungsleistungen berufliche Bildung für diesen Personenkreis denkbar und umsetzbar ist. Sowohl Leitung als auch Fachkräfte sind in einem intensiven Austausch getreten, um das in Kapitel 3 (Ein wichtiger Schritt, S.7) beschriebene Ziel zu verwirklichen. Dabei wurde deutlich, dass sich Kooperationsstrukturen nur dann verwirklichen lassen, wenn alle Beteiligten bereit sind „einmal um die Ecke zu denken“. Wenn Sie heute in die Vinzenz von Paul Werkstätten nach Schwäbisch Gmünd schauen, werden Sie mindestens 2 Berufsbildungsbereiche (BBB) vorfinden. Den bislang regulären in den Räumlichkeiten der Werkstatt sowie den neu konzipierten innerhalb des Förder- und Betreuungsbereiches (FBB). Damit setzt aktionbildung einen Anspruch im SGB IX fort. Berufliche Bildung muss nicht werkstatthausgebunden durchgeführt werden, sondern bedarf geeigneter und auf die Bedürfnisse der Teilnehmer abgestimmter Rahmenbedingungen. Innerhalb des FBB wurden von aktionbildung Teilnehmer ausgewählt, die an berufsbildenden Maßnahmen teilnehmen. Sie werden durch Fachkräfte aus dem BBB sowie dem FBB unterstützt. Von einem Modellprojekt werden generell innovative Anregungen erwartet. Umsetzungen solcher innovativer Ideen werden hingegen nicht selten mit dem finanziellen Budget des Projekts begründet. In Schwäbisch Gmünd hat die Werkstatt eine Mitarbeiterin für die Koordination der projektbezogenen Arbeit mit einem Stellenanteil von 50% freigestellt. Diese ist als Assistentin für aktionbildung vor Ort tätig. Damit sind im Großen und Ganzen die finanziellen „Zuschüsse“ abgedeckt. Die Umsetzung des 7
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