Prozesssteuerung mit Kennzahlen - Haufe.de
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Operative Prozesse <strong>mit</strong> <strong>Kennzahlen</strong> zielorientiert steuern<br />
Abb. 7: Prozessinformationen<br />
Hierzu ein Beispiel aus <strong>de</strong>r Automobilindustrie:<br />
In einem Workshop für ein Auslandswerk<br />
eines <strong>de</strong>utschen Unternehmens wur<strong>de</strong> <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n<br />
verantwortlichen Führungskräften und Meistern<br />
eine riesige Prozesslandkarte entwickelt.<br />
Die Wän<strong>de</strong> waren förmlich tapeziert <strong>mit</strong> Metaplan-Papier.<br />
Als es daran ging, die jeweils verantwortlichen<br />
Personen zu <strong>de</strong>n Prozessschritten<br />
zuzuordnen, machten wir die Erfahrung,<br />
dass es Prozesse gab, für die sich niemand<br />
verantwortlich fühlte. An<strong>de</strong>re Prozesse wie<strong>de</strong>rum<br />
wur<strong>de</strong>n von mehreren Personen beansprucht.<br />
Schnell wur<strong>de</strong> klar, dass es an <strong>de</strong>n<br />
unterschiedlichen Auffassungen <strong>de</strong>s jeweiligen<br />
Prozessbeginns bzw. Prozessen<strong>de</strong>s<br />
lag. Aus Sicht <strong>de</strong>r Disposition war <strong>de</strong>r<br />
Wareneingang dann abgeschlossen, wenn <strong>de</strong>r<br />
Lieferant das Lieferavis geschickt hatte.<br />
Abb. 8: Prozessziele und <strong>de</strong>ren Messung im Überblick<br />
Der Meister aus <strong>de</strong>m Wareneingang beharrte<br />
darauf, <strong>de</strong>r Prozess sei erst dann abgeschlossen,<br />
wenn die Ware physisch vor Ort, also bei<br />
ihm angeliefert sei. Der Qualitätsmanager<br />
meinte, das sei schön und gut, aber einen<br />
wirklichen Wareneingang hätten wir erst dann,<br />
wenn die angelieferten Teile durch die Qualitätsprüfung<br />
gegangen und freigegeben seien.<br />
Zu guter Letzt merkte <strong>de</strong>r Lagerverwalter an,<br />
dass eigentlich nur die Teile „so richtig <strong>de</strong>n<br />
Wareneingang hinter sich haben“, die bei ihm<br />
eingelagert und für <strong>de</strong>n Abruf aus <strong>de</strong>r Fertigung<br />
freigegeben sind. Je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r vier hatte<br />
aus seiner Perspektive heraus Recht. Über<br />
die Dokumentation <strong>de</strong>r Prozesse und die da<strong>mit</strong><br />
verbun<strong>de</strong>nen Fragestellungen wur<strong>de</strong> aber die<br />
kontroverse Sichtweise das erste Mal transparent.<br />
Störungen im Prozess „Wareneingang“,<br />
die aus <strong>de</strong>m unterschiedlichen Verständnis<br />
heraus immer wie<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n Schnittstellen<br />
zwischen verschie<strong>de</strong>nen Organisationsbereichen<br />
entstan<strong>de</strong>n waren, konnten dadurch<br />
erkannt und behoben wer<strong>de</strong>n. Da<strong>mit</strong> diese<br />
Transparenz entstehen kann, ist es hilfreich,<br />
zu je<strong>de</strong>m Prozess auch begleitend Informationen<br />
zu erfassen (siehe Abbildung 7).<br />
Das Prozessziel <strong>de</strong>finieren und<br />
<strong>mit</strong> einer Kennzahl belegen<br />
Ist <strong>de</strong>r zu untersuchen<strong>de</strong> Bereich abgegrenzt,<br />
die Form <strong>de</strong>r Dokumentation <strong>de</strong>finiert und <strong>de</strong>ren<br />
„Flughöhe“ bestimmt, sollte die Prozessdokumentation<br />
unter Einbeziehung von<br />
Vertretern <strong>de</strong>r beteiligten Fachbereiche in<br />
Form von Workshops erstellt wer<strong>de</strong>n. Um jetzt<br />
<strong>de</strong>n nächsten Schritt zur <strong>Kennzahlen</strong>erarbeitung<br />
zu machen, benötigen wir ein konkret<br />
formuliertes Prozessziel. Dieser Schritt ist<br />
<strong>de</strong>r Erfahrung nach ein sehr schwieriger.<br />
Als beispielsweise einer Gruppe von 10 Personen<br />
in einem Workshop die Aufgabe gegeben<br />
wur<strong>de</strong>, für <strong>de</strong>n Prozess „Lieferantenrechnung<br />
bezahlen“ das Prozessziel zu <strong>de</strong>finieren,<br />
schien es <strong>de</strong>r Gruppe zunächst verwun<strong>de</strong>rlich,<br />
dass sie dafür <strong>mit</strong> 45 Minuten ein verhältnismäßig<br />
großes Zeitbudget bekommen hatte. Die<br />
Gruppe bestand ausnahmslos aus Personen,<br />
die <strong>de</strong>n Prozess sehr gut kannten.<br />
Im Prinzip war allen Personen klar, was das Ziel<br />
ist. Jedoch fiel es sehr schwer, das auch aufzu-