Prozesssteuerung mit Kennzahlen - Haufe.de
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Anreizgestaltung: Controller und Personalmanagement in einem Boot<br />
Führungskräftetrainings bzw. Qualifizierungsmaßnahmen<br />
bewährt.<br />
Be<strong>de</strong>utsam ist hierbei, dass Controller schon<br />
an dieser Stelle durch das erweiterte Spektrum<br />
<strong>de</strong>r Instrumente <strong>de</strong>s Personalmanagements<br />
profitieren können. Häufig wird<br />
nämlich gera<strong>de</strong> bei einer Dominanz<br />
finanzorientierter Steuerungssysteme bei Misserfolgen<br />
von Controllerseite vor allem darauf<br />
abgestellt, durch stärkere Anreize einen höheren<br />
Erfolgs- und Handlungsdruck aufzubauen.<br />
Liegen die Probleme aber nicht in <strong>de</strong>r mangeln<strong>de</strong>n<br />
Motivation, son<strong>de</strong>rn in unzureichend<br />
aufgebauten Kompetenzen o<strong>de</strong>r gar in <strong>de</strong>r objektiven<br />
Unmöglichkeit <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen, sind<br />
Maßnahmen <strong>de</strong>r Mitarbeiterentwicklung bzw.<br />
Reorganisation geboten, die typischerweise Teil<br />
<strong>de</strong>s Werkzeugkastens im Personalmana gement<br />
sind. Ein verstärkter Druck über Incentivierungs-Systeme<br />
ist in diesen Fällen kontraproduktiv<br />
und führt zu dysfunktionalem Verhalten<br />
wie z. B. „Budget spielen“, Kurzfrist<strong>de</strong>nken o<strong>de</strong>r<br />
gar Manipulations- und Verschleierungstaktiken<br />
(vgl. Weißenberger/Kleine/Göbel<br />
2011, S. 4ff.).<br />
Regelprozesse<br />
Eine Herausfor<strong>de</strong>rung innerhalb <strong>de</strong>r Regelprozesse<br />
besteht <strong>mit</strong>unter darin, dass Ziele<br />
zu anspruchslos gesetzt wer<strong>de</strong>n, die durchschnittliche<br />
Zielerreichung <strong>de</strong>mentsprechend<br />
hoch ist und dadurch Boni nahezu inflationär<br />
ausgeschüttet wer<strong>de</strong>n. Als Argument für<br />
eine <strong>de</strong>rart niedrige Anspannung <strong>de</strong>s Anspruchsniveaus<br />
wird u. a. die hohe Be<strong>de</strong>utung<br />
realistischer Planwerte und geringer<br />
Soll-Ist-Abweichungen sowohl für die unternehmensinterne<br />
Koordination als auch für<br />
die Kapitalmarktkommunikation genannt. Aufgrund<br />
einer direkten Verknüpfung <strong>de</strong>r Planung<br />
<strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Entlohnungssystemen kann also die<br />
Planung eine wesentliche Ursache für die geringen<br />
Anspannungsgra<strong>de</strong> sein. Der Wunsch<br />
von Seiten <strong>de</strong>s Personalmanagements, durch<br />
möglichst wahrscheinliche Bonuszahlungen<br />
Mitarbeiter zu halten, verstärkt diese Ten<strong>de</strong>nz.<br />
Eine alleinige Heilung dieser Problematik<br />
durch die Vergütungssys teme ist in <strong>de</strong>r Regel<br />
nicht möglich, vielmehr sollten Controller und<br />
Personalmanagement gemeinsam nach alter-<br />
nativen Vorgehensweisen suchen, um eine<br />
möglichst leistungsgerechte Incentivierung zu<br />
erreichen.<br />
Zusätzlich zur Beurteilung <strong>de</strong>s Organisationserfolgs<br />
können sich Controller auch bei <strong>de</strong>r individuellen<br />
Erfolgsbeurteilung als „ökonomisches<br />
Gewissen“ einbringen. In <strong>de</strong>r praktischen<br />
Anwendung kommt es bei <strong>de</strong>n individuellen<br />
Zielsetzungen zu zum Teil erheblichen<br />
Abweichungen im Zielanspruchsgrad zwischen<br />
Unternehmensbereichen. Dies ist darauf zurückzuführen,<br />
dass manche Führungskräfte<br />
eher herausfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> individuelle Ziele setzen,<br />
an<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>r Zielsetzung o<strong>de</strong>r auch bei <strong>de</strong>r<br />
Beurteilung <strong>de</strong>r Zielerreichung eher „ein Auge<br />
zudrücken“. Um <strong>de</strong>m da<strong>mit</strong> verbun<strong>de</strong>nen Risiko<br />
einer Anreizverzerrung entgegenzuwirken<br />
und möglichst homogene Anspannungsgra<strong>de</strong><br />
bzw. die Beurteilungsgerechtigkeit zu för<strong>de</strong>rn,<br />
setzen Unternehmen zunehmend auf sogenannte<br />
Kalibrierungsprozesse/-panel. Führungskräfte<br />
eines Bereichs o<strong>de</strong>r mehrerer<br />
Bereiche stellen sich gegenseitig die vorgesehenen<br />
Ziele und die Zielerreichungsgra<strong>de</strong><br />
ihrer Mitarbeiter vor und vertreten diese im<br />
Peergroup-Vergleich als eine Form <strong>de</strong>r<br />
„kollektiven“ Qualitätssicherung. Während<br />
die Panelvorbereitung üblicherweise in <strong>de</strong>r Verantwortung<br />
<strong>de</strong>s Personalmanagements liegt,<br />
ermöglichen darüber hinaus gemeinsam von<br />
Controller- und Personalbereich vorangetriebene<br />
Analysen nicht nur ein zielgerichtetes<br />
Hinterfragen von Inkonsistenzen, son<strong>de</strong>rn för<strong>de</strong>rn<br />
erfahrungsgemäß auch die geschäftsnahe<br />
Positionierung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Bereiche.<br />
Zusammenfassung und Fazit<br />
Obwohl auf konzeptioneller Ebene eine Einbindung<br />
von Controllern in die Anreizgestaltung,<br />
d. h. die Erhebung von Performance-Maßen,<br />
die Formulierung von Zielvorgaben und die<br />
Verknüpfung <strong>mit</strong> verschie<strong>de</strong>nsten Elementen<br />
variabler Vergütungssysteme unstrittig ist, fehlt<br />
bisher ein empirischer Blick auf die Zusammenarbeit<br />
zwischen Controllern und Personalmanagement.<br />
Der vorliegen<strong>de</strong> Beitrag belegt auf Basis<br />
einer empirischen Untersuchung, in <strong>de</strong>r Controller<br />
und Führungskräfte aus <strong>de</strong>n Top-1.500<br />
<strong>de</strong>utschen Unternehmen befragt wur<strong>de</strong>n,<br />
dass die Einbindung <strong>de</strong>r Controller in die<br />
Anreizgestaltung tatsächlich zu einer<br />
messbaren Steigerung <strong>de</strong>s Unternehmenserfolgs<br />
führt. Ein Schlüsselelement ist dabei<br />
die Kooperation <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Personalmanagement.<br />
Obwohl die Analyse <strong>de</strong>r Kooperation <strong>mit</strong><br />
<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Facetten Zusammenarbeit und<br />
Kommunikation zunächst ein zufrie<strong>de</strong>nstellen<strong>de</strong>s<br />
Maß an Kooperationsgüte zwischen<br />
<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Bereichen zeigt, können gleichzeitig<br />
jedoch auch Verbesserungspotenziale aufgezeigt<br />
wer<strong>de</strong>n. Ansatzpunkte sind hier die<br />
Schaffung von Strukturen und Prozessen, die<br />
eine Kooperation för<strong>de</strong>rn, die notwendige<br />
Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Einstellung <strong>de</strong>r betroffenen<br />
Führungskräfte und Mitarbeiter sowie die<br />
regelmäßige Evaluation <strong>de</strong>r Leistungen bei<strong>de</strong>r<br />
Bereiche.<br />
Literatur<br />
Elbers, Gunnar/Weißenberger, Barbara E./<br />
Wolf, Sebastian (2010): Gestaltung variabler<br />
Vergütungssysteme: Controllingaufgaben umfassen<br />
mehr als (nur) <strong>Kennzahlen</strong>entwicklung,<br />
in: Controller Magazin, 35. Jg., Januar/Februar,<br />
S. 80-86.<br />
Götz, Oliver/Liehr-Gobbers, Kerstin (2004):<br />
Analyse von Strukturgleichungsmo<strong>de</strong>llen <strong>mit</strong><br />
Hilfe <strong>de</strong>r Partial-Least-Squares(PLS)-Metho<strong>de</strong>,<br />
in: Die Betriebswirtschaft, 64. Jg., S. 714-738.<br />
Kahn, Kenneth B. (1996): Inter<strong>de</strong>partmental<br />
Integration: A Definition with Implications for<br />
Product Development Performance, in: Journal<br />
of Product Innovation Management, 13. Jg.<br />
S. 137-151.<br />
Weber, Jürgen/Hirsch, Bernhard/Rambusch,<br />
René/Schlüter, Hendrik/Sill, Frauke/Spatz, Almuth<br />
(2006): Controlling 2006 – Stand und<br />
Perspektiven. Studie in Kooperation <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m<br />
ICV, Vallendar, 2006.<br />
Weber, Jürgen/Schäffer, Utz (2011): Einführung<br />
in das Controlling, 13. Auflage, Stuttgart:<br />
Schäffer-Poeschel.<br />
Weißenberger, Barbara E./Göbel, Sebastian/<br />
Kleine, Christian (2011): Wertorientierte Steuerung<br />
in <strong>de</strong>r Krise?, in: Controlling, 23. Jg.,<br />
S. 4-10.