13.01.2013 Aufrufe

Prozesssteuerung mit Kennzahlen - Haufe.de

Prozesssteuerung mit Kennzahlen - Haufe.de

Prozesssteuerung mit Kennzahlen - Haufe.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

20<br />

Anreizgestaltung: Controller und Personalmanagement in einem Boot<br />

Führungskräftetrainings bzw. Qualifizierungsmaßnahmen<br />

bewährt.<br />

Be<strong>de</strong>utsam ist hierbei, dass Controller schon<br />

an dieser Stelle durch das erweiterte Spektrum<br />

<strong>de</strong>r Instrumente <strong>de</strong>s Personalmanagements<br />

profitieren können. Häufig wird<br />

nämlich gera<strong>de</strong> bei einer Dominanz<br />

finanzorientierter Steuerungssysteme bei Misserfolgen<br />

von Controllerseite vor allem darauf<br />

abgestellt, durch stärkere Anreize einen höheren<br />

Erfolgs- und Handlungsdruck aufzubauen.<br />

Liegen die Probleme aber nicht in <strong>de</strong>r mangeln<strong>de</strong>n<br />

Motivation, son<strong>de</strong>rn in unzureichend<br />

aufgebauten Kompetenzen o<strong>de</strong>r gar in <strong>de</strong>r objektiven<br />

Unmöglichkeit <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen, sind<br />

Maßnahmen <strong>de</strong>r Mitarbeiterentwicklung bzw.<br />

Reorganisation geboten, die typischerweise Teil<br />

<strong>de</strong>s Werkzeugkastens im Personalmana gement<br />

sind. Ein verstärkter Druck über Incentivierungs-Systeme<br />

ist in diesen Fällen kontraproduktiv<br />

und führt zu dysfunktionalem Verhalten<br />

wie z. B. „Budget spielen“, Kurzfrist<strong>de</strong>nken o<strong>de</strong>r<br />

gar Manipulations- und Verschleierungstaktiken<br />

(vgl. Weißenberger/Kleine/Göbel<br />

2011, S. 4ff.).<br />

Regelprozesse<br />

Eine Herausfor<strong>de</strong>rung innerhalb <strong>de</strong>r Regelprozesse<br />

besteht <strong>mit</strong>unter darin, dass Ziele<br />

zu anspruchslos gesetzt wer<strong>de</strong>n, die durchschnittliche<br />

Zielerreichung <strong>de</strong>mentsprechend<br />

hoch ist und dadurch Boni nahezu inflationär<br />

ausgeschüttet wer<strong>de</strong>n. Als Argument für<br />

eine <strong>de</strong>rart niedrige Anspannung <strong>de</strong>s Anspruchsniveaus<br />

wird u. a. die hohe Be<strong>de</strong>utung<br />

realistischer Planwerte und geringer<br />

Soll-Ist-Abweichungen sowohl für die unternehmensinterne<br />

Koordination als auch für<br />

die Kapitalmarktkommunikation genannt. Aufgrund<br />

einer direkten Verknüpfung <strong>de</strong>r Planung<br />

<strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Entlohnungssystemen kann also die<br />

Planung eine wesentliche Ursache für die geringen<br />

Anspannungsgra<strong>de</strong> sein. Der Wunsch<br />

von Seiten <strong>de</strong>s Personalmanagements, durch<br />

möglichst wahrscheinliche Bonuszahlungen<br />

Mitarbeiter zu halten, verstärkt diese Ten<strong>de</strong>nz.<br />

Eine alleinige Heilung dieser Problematik<br />

durch die Vergütungssys teme ist in <strong>de</strong>r Regel<br />

nicht möglich, vielmehr sollten Controller und<br />

Personalmanagement gemeinsam nach alter-<br />

nativen Vorgehensweisen suchen, um eine<br />

möglichst leistungsgerechte Incentivierung zu<br />

erreichen.<br />

Zusätzlich zur Beurteilung <strong>de</strong>s Organisationserfolgs<br />

können sich Controller auch bei <strong>de</strong>r individuellen<br />

Erfolgsbeurteilung als „ökonomisches<br />

Gewissen“ einbringen. In <strong>de</strong>r praktischen<br />

Anwendung kommt es bei <strong>de</strong>n individuellen<br />

Zielsetzungen zu zum Teil erheblichen<br />

Abweichungen im Zielanspruchsgrad zwischen<br />

Unternehmensbereichen. Dies ist darauf zurückzuführen,<br />

dass manche Führungskräfte<br />

eher herausfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> individuelle Ziele setzen,<br />

an<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>r Zielsetzung o<strong>de</strong>r auch bei <strong>de</strong>r<br />

Beurteilung <strong>de</strong>r Zielerreichung eher „ein Auge<br />

zudrücken“. Um <strong>de</strong>m da<strong>mit</strong> verbun<strong>de</strong>nen Risiko<br />

einer Anreizverzerrung entgegenzuwirken<br />

und möglichst homogene Anspannungsgra<strong>de</strong><br />

bzw. die Beurteilungsgerechtigkeit zu för<strong>de</strong>rn,<br />

setzen Unternehmen zunehmend auf sogenannte<br />

Kalibrierungsprozesse/-panel. Führungskräfte<br />

eines Bereichs o<strong>de</strong>r mehrerer<br />

Bereiche stellen sich gegenseitig die vorgesehenen<br />

Ziele und die Zielerreichungsgra<strong>de</strong><br />

ihrer Mitarbeiter vor und vertreten diese im<br />

Peergroup-Vergleich als eine Form <strong>de</strong>r<br />

„kollektiven“ Qualitätssicherung. Während<br />

die Panelvorbereitung üblicherweise in <strong>de</strong>r Verantwortung<br />

<strong>de</strong>s Personalmanagements liegt,<br />

ermöglichen darüber hinaus gemeinsam von<br />

Controller- und Personalbereich vorangetriebene<br />

Analysen nicht nur ein zielgerichtetes<br />

Hinterfragen von Inkonsistenzen, son<strong>de</strong>rn för<strong>de</strong>rn<br />

erfahrungsgemäß auch die geschäftsnahe<br />

Positionierung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Bereiche.<br />

Zusammenfassung und Fazit<br />

Obwohl auf konzeptioneller Ebene eine Einbindung<br />

von Controllern in die Anreizgestaltung,<br />

d. h. die Erhebung von Performance-Maßen,<br />

die Formulierung von Zielvorgaben und die<br />

Verknüpfung <strong>mit</strong> verschie<strong>de</strong>nsten Elementen<br />

variabler Vergütungssysteme unstrittig ist, fehlt<br />

bisher ein empirischer Blick auf die Zusammenarbeit<br />

zwischen Controllern und Personalmanagement.<br />

Der vorliegen<strong>de</strong> Beitrag belegt auf Basis<br />

einer empirischen Untersuchung, in <strong>de</strong>r Controller<br />

und Führungskräfte aus <strong>de</strong>n Top-1.500<br />

<strong>de</strong>utschen Unternehmen befragt wur<strong>de</strong>n,<br />

dass die Einbindung <strong>de</strong>r Controller in die<br />

Anreizgestaltung tatsächlich zu einer<br />

messbaren Steigerung <strong>de</strong>s Unternehmenserfolgs<br />

führt. Ein Schlüsselelement ist dabei<br />

die Kooperation <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Personalmanagement.<br />

Obwohl die Analyse <strong>de</strong>r Kooperation <strong>mit</strong><br />

<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Facetten Zusammenarbeit und<br />

Kommunikation zunächst ein zufrie<strong>de</strong>nstellen<strong>de</strong>s<br />

Maß an Kooperationsgüte zwischen<br />

<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Bereichen zeigt, können gleichzeitig<br />

jedoch auch Verbesserungspotenziale aufgezeigt<br />

wer<strong>de</strong>n. Ansatzpunkte sind hier die<br />

Schaffung von Strukturen und Prozessen, die<br />

eine Kooperation för<strong>de</strong>rn, die notwendige<br />

Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Einstellung <strong>de</strong>r betroffenen<br />

Führungskräfte und Mitarbeiter sowie die<br />

regelmäßige Evaluation <strong>de</strong>r Leistungen bei<strong>de</strong>r<br />

Bereiche.<br />

Literatur<br />

Elbers, Gunnar/Weißenberger, Barbara E./<br />

Wolf, Sebastian (2010): Gestaltung variabler<br />

Vergütungssysteme: Controllingaufgaben umfassen<br />

mehr als (nur) <strong>Kennzahlen</strong>entwicklung,<br />

in: Controller Magazin, 35. Jg., Januar/Februar,<br />

S. 80-86.<br />

Götz, Oliver/Liehr-Gobbers, Kerstin (2004):<br />

Analyse von Strukturgleichungsmo<strong>de</strong>llen <strong>mit</strong><br />

Hilfe <strong>de</strong>r Partial-Least-Squares(PLS)-Metho<strong>de</strong>,<br />

in: Die Betriebswirtschaft, 64. Jg., S. 714-738.<br />

Kahn, Kenneth B. (1996): Inter<strong>de</strong>partmental<br />

Integration: A Definition with Implications for<br />

Product Development Performance, in: Journal<br />

of Product Innovation Management, 13. Jg.<br />

S. 137-151.<br />

Weber, Jürgen/Hirsch, Bernhard/Rambusch,<br />

René/Schlüter, Hendrik/Sill, Frauke/Spatz, Almuth<br />

(2006): Controlling 2006 – Stand und<br />

Perspektiven. Studie in Kooperation <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m<br />

ICV, Vallendar, 2006.<br />

Weber, Jürgen/Schäffer, Utz (2011): Einführung<br />

in das Controlling, 13. Auflage, Stuttgart:<br />

Schäffer-Poeschel.<br />

Weißenberger, Barbara E./Göbel, Sebastian/<br />

Kleine, Christian (2011): Wertorientierte Steuerung<br />

in <strong>de</strong>r Krise?, in: Controlling, 23. Jg.,<br />

S. 4-10.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!