EINE FAIRE GLOBALISIERUNG - International Labour Organization
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Voreingenommenheit<br />
der globalen Regeln<br />
und Maßnahmen<br />
gegen die<br />
Entwicklungsländer<br />
Das Fehlen von globalen<br />
Mechanismen für die<br />
Gewährleistung sozioökonomischer<br />
Sicherheit<br />
86 Eine faire Globalisierung: Chancen für alle schaffen<br />
mit sozialen Zielvorgaben ergriffenen Maßnahmen verlaufen. Mechanismen, die für<br />
eine übergreifende Kohärenz der Weltordnungspolitik sorgen könnten, gibt es kaum<br />
oder gar nicht. Dieser Mangel an Kohärenz in der Weltordnungspolitik spiegelt in<br />
hohem Maß die Tatsache wider, dass innerhalb der nationalen Entscheidungsstrukturen<br />
die einzelnen Ministerien die Maßnahmen, die jedes von ihnen in seinem jeweiligen<br />
Zuständigkeitsbereich der Weltordnungspolitik fällt, kaum je mit den anderen Ministerien<br />
koordinieren, ein Mangel, den die bereits erwähnte fehlende Rechenschaftspflicht<br />
weiter fortschreibt. Der in der nationalen Politik übliche Druck, einen auf Ausgleich<br />
zielenden Kompromiss zwischen miteinander im Wettstreit liegenden wirtschaftlichen,<br />
sozialen und Umweltzielsetzungen zu finden, fehlt im globalen Kontext meist<br />
völlig.<br />
Unausgewogene Ergebnisse<br />
353. Diese Schwächen der Weltordnungspolitik tragen zur ungleichen sozialen und<br />
wirtschaftlichen Auswirkung der Globalisierung bei. Dies geschieht hauptsächlich auf<br />
zwei Wegen. Erstens wird die Weltwirtschaft von einem System von Regeln bestimmt,<br />
das sich auf die Interessen der Entwicklungsländer, besonders der armen unter ihnen,<br />
nachteilig auswirkt. Zweitens ist es bisher nicht gelungen, ein kohärentes Paket an<br />
internationalen wirtschaftlichen und sozialen Maßnahmen zu schnüren, mit dessen<br />
Hilfe sich ein Globalisierungsmuster anstreben ließe, aus dem allen Menschen Vorteile<br />
entstehen.<br />
354. Das sich entwickelnde System von multilateralen Vereinbarungen und Regeln<br />
lässt in seiner Agenda einen Hang zur Bevorzugung von Maßnahmen erkennen, die der<br />
Erweiterung der Märkte dienen. Auf der anderen Seite schenkt man Maßnahmen, die<br />
sich um eine ausgewogenere Strategie des globalen Wachstums und um Vollbeschäftigung<br />
bemühen, eher geringe Aufmerksamkeit. Dies ist aber die wichtigste Grundlage<br />
für eine Politik, die eine stärker auf soziale Inklusion ausgerichtete Globalisierung<br />
anstrebt. Hinzukommen sollten unbedingt ergänzende Initiativen, z.B. die Entwicklung<br />
von multilateralen Rahmenbedingungen für die grenzüberschreitende Mobilität von<br />
Menschen, Maßnahmen für die Regulierung der Weltmärkte, die Einschränkung<br />
wettbewerbsfeindlicher Praktiken in den weltweiten Produktionssystemen, die Verhinderung<br />
von Steueroasen, die Beseitigung ernsthafter Störungen in den globalen Finanzmärkten<br />
und die Erschließung von neuen Quellen für die Finanzierung von Hilfsmaßnahmen<br />
und globalen öffentlichen Gütern.<br />
355. Die meisten der bisher erzielten Vereinbarungen sind unausgewogen. Zum<br />
Beispiel bestehen im multilateralen Handelssystem nach wie vor erhebliche Handelsbeschränkungen<br />
gerade in den Bereichen, die für einen erweiterten Export der Entwicklungsländer<br />
überlebenswichtig sind. Die Entwicklungsländer sahen sich zu ihrem Schaden<br />
außerdem gezwungen, in wichtigen Bereichen der Entwicklungspolitik, in denen<br />
sie ihre Fähigkeiten erst noch entwickeln müssen, politische Autonomie abzugeben.<br />
356. Auf Maßnahmen, mit deren Hilfe die Entwicklungsländer die Anpassungsschwierigkeiten<br />
bewältigen und ihre Fähigkeiten so stärken könnten, dass sie in einer<br />
wettbewerbsintensiven Weltwirtschaft gedeihen können, wird leider sehr wenig<br />
Gewicht gelegt. Die Entwicklung der technischen Fähigkeiten dieser Länder findet<br />
kaum Beachtung, und das in einer zunehmend wissensbasierten Weltwirtschaft. Die<br />
Ziele der Vollbeschäftigung und der menschenwürdigen Arbeit für alle stehen auf der<br />
Prioritätenliste der gegenwärtigen internationalen Politik sehr weit unten.<br />
357. Ein weiterer großer Schwachpunkt der Weltordnungspolitik ist das Fehlen globaler<br />
Mechanismen und Maßnahmen für die Gewährleistung einer sozioökonomischen<br />
Sicherheit. In den reichen Ländern wird ein beträchtlicher Teil der staatlichen Einnahmen<br />
darauf verwandt, der Armut entgegenzuwirken, für Soziale Sicherheit zu sorgen