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EINE FAIRE GLOBALISIERUNG - International Labour Organization

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ausländischen Firmen häufig mehr verdienen als in lokalen Firmen, die Besorgnis über<br />

die unzulängliche Qualität der Beschäftigung, die in einigen Teilen des globalen Produktionssystems<br />

geschaffen worden ist. Dies gilt insbesondere für die Beschäftigung in<br />

Firmen, die als Subunternehmen multinationaler Konzerne in arbeitsintensiven Branchen<br />

wie Bekleidung und Schuhwaren tätig sind. Diese Entwicklung macht deutlich,<br />

wie wichtig internationale Maßnahmen sind, um grundlegende Arbeitnehmerrechte in<br />

allen Ländern zu schützen.<br />

211. Eine besonders verletzliche Gruppe sind indigene Völker. Soweit ihre Einbeziehung<br />

in die globale Wirtschaft ohne ihre unerzwungene und nach vorangegangener<br />

Aufklärung erteilte Zustimmung und ohne angemessenen Schutz ihrer Rechte, ihrer<br />

Lebensweise und ihrer Kultur erfolgte, haben sie schmerzlich gelitten. In solchen Fällen<br />

haben Investitionen in Grundstoffindustrien, riesige Wasserkraftwerke und Plantagen<br />

massive Turbulenzen, die Zerrüttung von Lebensgrundlagen, die Zerstörung der<br />

Umwelt und Verletzungen ihrer grundlegenden Menschenrechte ausgelöst.<br />

212. Der zunehmende Steuerwettbewerb wird in Verbindung mit der neuen Lehre, die<br />

eine verminderte Rolle für den Staat propagiert, von vielen als Ursache für die verminderten<br />

Steuerbefugnisse der Regierungen betrachtet. In vielen Fällen ist es dadurch<br />

zu einer Verminderung der für die Armen so wichtigen staatlichen Aufwendungen für<br />

Bereiche wie Gesundheitswesen, Bildungswesen, soziale Sicherheitsnetze, landwirtschaftliche<br />

Beratungsdienste und Armutsbekämpfung gekommen. So zeigt beispielsweise<br />

die Abbildung 20, dass die Aufwendungen für Bildungszwecke in einigen Regionen<br />

der Welt in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre zurückgegangen sind.<br />

213. Wenn diese Aufwendungen wirksam genutzt werden, sind sie für die Bekämpfung<br />

der Armut und für die Stärkung der Fähigkeiten der Menschen, von der Globalisierung<br />

zu profitieren, unerlässlich. Bildung beispielsweise ist ein entscheidender Faktor<br />

in einer globalen Wirtschaft, in der Bildung, Fertigkeiten und Wissen für das wirtschaftliche<br />

Überleben und erst recht für Erfolge zunehmend an Bedeutung gewinnen.<br />

Der Umfang der Investitionen in das Bildungswesen ist jedoch völlig unzulänglich.<br />

Von den 680 Millionen Kindern im Grundschulalter in den Entwicklungsländern<br />

besuchen 115 Millionen keine Schule, darunter 65 Millionen Mädchen. Und nur eines<br />

von zwei Kindern, die einen Grundschulunterricht beginnen, schließen ihn auch ab.<br />

214. In einigen Ländern hat die Globalisierung zu einem ernsten Ungleichgewicht<br />

zwischen den Geschlechtern geführt. Das Ausmaß dieses Ungleichgewichts hängt weitgehend<br />

davon ab, in welchem Umfang die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern<br />

zum Zeitpunkt der Integration eines Landes in die globale Wirtschaft in Normen, Institutionen<br />

und Politiken verankert ist. Hinzu kommt, dass Frauen aus unterschiedlichen<br />

gesellschaftlichen Gruppen in einem Land in unterschiedlichem Maß betroffen sind. In<br />

vielen Entwicklungsländern jedoch haben tief verwurzelte und seit langem bestehende<br />

Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern bewirkt, dass die sozialen Kosten der<br />

Globalisierung in unverhältnismäßig hohem Maß Frauen aufgebürdet wurden.<br />

215. Es gibt immer mehr Beispiele dafür, wie sehr viele Frauen durch die Globalisierung<br />

sowohl absolut als auch im Verhältnis zu den Männern benachteiligt worden<br />

sind. So hat die Liberalisierung des Handels häufig die Einfuhr subventionierter<br />

Landwirtschaftserzeuge und Konsumgüter ermöglicht und dadurch die Lebensgrundlagen<br />

weiblicher Erzeuger vernichtet. Das Vordringen ausländischer Firmen hat häufig<br />

ähnliche Folgen gehabt, indem beispielsweise landwirtschaftlich tätige Frauen von<br />

ihrem Land vertrieben wurden oder ihre Wettbewerbsfähigkeit in Bezug auf die für ihre<br />

Erzeugertätigkeiten notwendigen Rohstoffe einbüßten. Gleichzeitig sehen sich weibliche<br />

Erzeuger beträchtlichen Hindernissen gegenüber, wenn sie durch die Globalisierung<br />

ermöglichte neue Erwerbstätigkeiten aufnehmen möchten. Die Ursachen hierfür<br />

sind häufig in den grundsatzpolitischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen verankerte<br />

Benachteiligungen der Frauen als solche oder des Sektors der Kleinst- und<br />

Die Investitionen in<br />

das Bildungswesen<br />

sind völlig<br />

unzulänglich<br />

Viele Frauen<br />

benachteiligt<br />

Die Globalisierung und ihre Auswirkungen 51

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