EINE FAIRE GLOBALISIERUNG - International Labour Organization
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ländern zu sichern, aber dies sollte die lokalen Prozesse der Entscheidungsfindung nicht<br />
unterwandern. Von außen aufoktroyierte Vorgaben können das gesamte Konzept der<br />
nationalen Eigenverantwortung für die Entwicklungspolitik untergraben. Hilfe sollte<br />
auf eine glaubwürdige, berechenbare Weise zugesagt werden, die für Geber und<br />
Empfänger gleichermaßen bindend ist. Oft gibt es Raum für eine genauere<br />
parlamentarische Prüfung im Geber- wie im Empfängerland. Wirksame Hilfe darf nicht<br />
gebunden sein, da gebundene Hilfe für den Empfänger weniger effizient ist und zur<br />
Korruption einlädt. Es ist wichtig, dass die Hilfe zur Finanzierung lokaler und immer<br />
wiederkehrender Ausgaben verwendet wird, vor allem in den Bereichen Gesundheit<br />
und Bildung. Zudem müssen die Geber die Verfahren mit den Systemen der<br />
Partnerländer abgleichen, um die Wirksamkeit der Entwicklungshilfe zu verbessern.<br />
Alle Geber nahmen im Februar 2003 die Erklärung zur Harmonisierung von Rom an.<br />
Diese sollte nun umgesetzt werden.<br />
Der Schuldenerlass<br />
459. In vielen armen Ländern, insbesondere in Afrika, liegt die Auslandsverschuldung<br />
nach wie vor auf einem unhaltbaren Niveau. Zwischen 1990 und 2001 stieg der Prozentsatz<br />
der Auslandsschulden am Bruttovolkseinkommen in den am stärksten verschuldeten<br />
Ländern von 88,1 Prozent auf 100,3 Prozent 78 . 2001 gaben die am wenigsten<br />
entwickelten Länder immer noch fast 3 Prozent ihres BIP für die Schuldenbedienung<br />
aus – ein klarer Hinweis darauf, wie rasch ein Schuldenerlass Ressourcen für<br />
die Entwicklung freisetzen könnte.<br />
460. Das Schuldenproblem muss unbedingt so bald wie möglich gelöst werden, um die<br />
betroffenen Länder in die Lage zu versetzen, die Bewältigung der schwierigen Herausforderungen<br />
ihrer Entwicklung bei Null zu beginnen. Die vom IWF und der Weltbank<br />
1996 eingeleitete und 1999 erweiterte Schuldeninitiative zugunsten der hochverschuldeten<br />
Entwicklungsländer (HIPC) war eine Reaktion auf die Dringlichkeit dieses<br />
Problems. Solche Reaktionen müssen aber nun beschleunigt und vertieft werden. Die<br />
Mehrheit der Länder, die die mittlere Phase dieses Prozesses erreicht haben, sind noch<br />
weit von der Endphase entfernt. Selbst in Ländern, die alle Kriterien erfüllen, wird die<br />
Initiative möglicherweise nicht zu einer tragfähigen Schuldenlast führen 79 . Die „Jubilee<br />
Campaign 2000“ für einen Erlass der Schulden zeigte, dass dies eine wichtige Frage ist,<br />
die weltweit auf breite öffentliche Unterstützung stößt.<br />
461. Verfahren zur Schuldensenkung müssen auf nationaler Ebene gestaltet werden<br />
und in der nationalen Eigenverantwortung verbleiben – wie es die Absicht des Prozesses<br />
der Strategiepapiere zur Verringerung von Armut (PRSP) ist – und sicherstellen,<br />
dass es eine Rechenschaftspflicht gegenüber den Menschen in den einzelnen Ländern<br />
gibt. Mit dem Schuldenerlass 80 verknüpfte Bedingungen sind legitim, falls feststeht,<br />
dass die Einsparungen in Programme gehen, die das Wachstum fördern, Arbeitsstellen<br />
schaffen, die Armut mindern und den Bedürfnissen der Menschen gerecht werden. Sie<br />
dürfen jedoch keine Wiederauflage von Maßnahmen zur Strukturanpassung sein, die in<br />
der Vergangenheit schon nicht funktionierten, wie etwa dogmatische Forderungen nach<br />
Privatisierung und Kürzungen der staatlichen Dienstleistungen. Die Leiter der Bretton-<br />
————————–––––<br />
78<br />
Weltbank: Global Development Finance, 2002, 2003.<br />
79<br />
Der Bericht über die menschliche Entwicklung 2003 der UNCTAD stellt fest, dass bei der Außenfinanzierung<br />
und dem Schuldenerlass für die HIPC-Länder die Schuldenbedienung 2 Prozent des BIP nicht<br />
überschreiten sollte, und dies gilt auch im Fall eines Schocks von außen wie etwa einer Naturkatastrophe<br />
oder eines Zusammenbruchs der Rohstoffpreise.<br />
80<br />
Die Streichung der Schulden wurde bereits in Verpflichtung 7 des Aktionsplans des Sozialgipfels von<br />
1995 vorweggenommen.<br />
Die Lösung der<br />
Schuldenfrage<br />
Die Achtung der<br />
nationalen<br />
Zuständigkeit<br />
Verbesserte internationale Politiken 113