EINE FAIRE GLOBALISIERUNG - International Labour Organization
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Die Globalisierung<br />
wirkt sich auf die<br />
Menschen über ihre<br />
Arbeit und<br />
Beschäftigung aus<br />
Das Ziel ist menschenwürdige<br />
Arbeit<br />
Druck auf die Qualität<br />
der Beschäftigung<br />
70 Eine faire Globalisierung: Chancen für alle schaffen<br />
279. Bei ihrer Arbeit und Beschäftigung spüren die Menschen die Folgen der<br />
Globalisierung am unmittelbarsten. Hier erleben sie die Chancen und Vorteile, aber<br />
auch die Risiken und Nachteile. Damit die Vorteile der Globalisierung möglichst vielen<br />
Menschen zugute kommen, müssen Länder, Unternehmen und Menschen in der Lage<br />
sein, globale Chancen konkret in Arbeitsplätze und Einkommen umzuwandeln.<br />
280. Eines der Hauptziele ist der Abbau der Arbeitslosigkeit, für die die Menschen und<br />
die Gesellschaft in den Industrie- wie auch in den Entwicklungsländern einen enorm<br />
hohen Preis zahlen. Dies allein reicht aber nicht aus. Viele Menschen sind voll<br />
beschäftigt, aber in nicht akzeptablen Arbeitsverhältnissen – oft unter entsetzlichen<br />
Arbeitsbedingungen, bei geringer Produktivität oder unter Zwangsandrohung. Die Wahl<br />
des Arbeitsplatzes muss frei sein, und das Einkommen muss die wirtschaftlichen und<br />
familiären Grundbedürfnisse abdecken. Rechte und Repräsentation sind zu achten;<br />
irgendeine Form des sozialen Schutzes muss eine grundlegende Sicherheit gewährleisten,<br />
und die Arbeitsbedingungen müssen angemessen sein. Aus diesen verschiedenen<br />
Elementen setzt sich das zusammen, was heute als „menschenwürdige Arbeit“<br />
bezeichnet wird. Dazu gehört nicht nur die Beschäftigung selbst, sondern ein Bündel<br />
von Zielen, das den angestrebten Hoffnungen von Frauen und Männern Rechnung trägt.<br />
281. Der offensichtlichste Weg zur Schaffung menschenwürdiger Beschäftigung ist ein<br />
größeres Wachstum, und dieses ist das Ziel etlicher der oben erwähnten wirtschaftlichen<br />
Maßnahmen. Die wichtigste makroökonomische Frage ist, ob eine Schwerpunktlegung<br />
auf die Beschäftigung ein neues Gleichgewicht der fiskal- oder geldpolitischen<br />
Maßnahmen erforderlich macht. Um dies in jedem Fall richtig bewerten zu können,<br />
sollten die Länder Beschäftigungsziele als Teil des Haushaltsprozesses ausweisen und<br />
eine Impaktanalyse der Beschäftigungssituation ausdrücklich zu einem Kriterium der<br />
Entscheidungsfindung für ihre makroökonomischen Maßnahmen machen. Sensibilität<br />
für Gleichstellungsfragen lässt sich durch Ansätze wie dem der „gleichstellungsorientierten<br />
Haushaltserstellung“ (gender budgeting) erreichen; hier werden die unterschiedlichen<br />
Auswirkungen makroökonomischer Politik auf Frauen und Männer untersucht,<br />
insbesondere die Auswirkung auf die Beschäftigung und die Versorgung mit staatlichen<br />
Dienstleistungen.<br />
282. Besonders wichtig ist es, Marktstörungen zu beheben, die sich tendenziell gegen<br />
ein beschäftigungsintensives Wachstum richten, und dafür zu sorgen, dass die Besteuerung<br />
möglichen Investitionen, dem Wachstum von Betrieben und der Schaffung neuer<br />
Arbeitsplätze möglichst keine unnötigen Hindernisse in den Weg legt. Wie bereits oben<br />
ausgeführt, sollten vor allem Hindernisse beseitigt werden, die der Gründung kleiner<br />
und mittlerer Betriebe im Wege stehen. Weiterhin sind strukturpolitische Maßnahmen<br />
erforderlich, um das Wachstum der neuen, auf der raschen Verbreitung der Internet-<br />
und Kommunikationstechnik und anderen Techniken basierenden Wirtschaft zu fördern.<br />
283. In vielen Teilen der Welt, vor allem in Industrieländern und Ländern mit mittleren<br />
Einkommen, verschärft sich das Probleme hoher oder steigender Arbeitslosigkeit durch<br />
vermehrten Druck auf die Qualität der Beschäftigung noch zusätzlich. Die realen Löhne<br />
und die Arbeitsbedingungen geraten unter Druck, zum Teil als Ergebnis des sich<br />
verschärfenden Wettbewerbs um die Exportmärkte und ausländische Investitionen. Die<br />
arbeitenden Menschen sind durch verschiedene, miteinander verknüpfte Faktoren wie<br />
die Erosion des Wohlfahrtsstaates, die Deregulierung des Arbeitsmarktes und die<br />
schwindende Macht der Gewerkschaften zunehmend verunsichert. Der Wandel der<br />
Technik und der Organisation von Arbeit verlangt den Arbeitskräften größere Flexibilität<br />
ab und führt zu einem Anstieg an prekärer Arbeit und zu weniger sicheren Beschäf-