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EINE FAIRE GLOBALISIERUNG - International Labour Organization

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sein, für eine wirksame und gerechte soziale Absicherung zu sorgen und für den<br />

Arbeitsmarkt zuständige Institutionen aufbauen.<br />

252. Auch der Bereich der makroökonomischen Maßnahmen ist ein wichtiges Aufgabengebiet<br />

des Staates. Die wichtigsten Ziele sind: möglichst hohe wirtschaftliche<br />

Zuwachsraten, die Förderung der Vollbeschäftigung und der Erhalt der makroökonomischen<br />

Stabilität. Letzteres ist für nachhaltige Wachstumsraten des Produktionsausstoßes<br />

und der Beschäftigung und deren Schutz vor den Risiken eventueller Wirtschaftskrisen<br />

von großer Bedeutung. Aufgabe der makroökonomischen Politik ist es, das Vertrauen<br />

der Unternehmen und der Verbraucher zu stützen; daher sollte sie Haushaltsdefizite und<br />

Inflation auf einem akzeptablen Niveau halten. Das Ziel der makroökonomischen<br />

Stabilität darf jedoch keinen Vorrang vor den beiden anderen Zielen haben. Die heute<br />

bevorzugte Position ist, sich um die höchste realistisch zu erzielende Wachstumsrate<br />

des Produktionsausstoßes und der Beschäftigung zu bemühen, die mittelfristig mit dem<br />

Ziel der makroökonomischen Stabilität in Einklang zu bringen ist.<br />

253. Die Globalisierung lässt den Ländern geringeren Raum für eine nationale makroökonomische<br />

Politik, vor allem da die internationalen Kapitalmärkte Abweichungen<br />

von orthodoxen Vorgehensweisen bestrafen. Es stehen aber nach wie vor politische<br />

Instrumente zur Verfügung, um die oben beschriebenen Ziele zu erreichen. Das wichtigste<br />

ist die Wachstumsrate der öffentlichen und der privaten Produktivinvestitionen in<br />

die Wirtschaft. Gemeinsam mit der erforderlichen Stärkung des Staates zeigt dies, welche<br />

Bedeutung die Mobilisierung der inneren Ressourcen der einzelnen Länder und ein<br />

effizientes, nicht regressives System der Besteuerung hat. Ebenso offensichtlich ist, wie<br />

wichtig es ist, die informelle Wirtschaft ins allgemeine Wirtschaftsleben zu integrieren.<br />

Steuern, die ausschließlich in der formalen Wirtschaft anfallen, führen nicht nur zu<br />

Einkommensausfällen, sondern fördern geradezu das Ausweichen in die informelle<br />

Wirtschaft.<br />

254. Eine Umsetzung dieser Strategie erscheint wesentlich wahrscheinlicher, wenn es<br />

gelingt, Institutionen aufzubauen, die eine größere Mitwirkung bei der Ausarbeitung<br />

wirtschaftspolitischer Maßnahmen gewährleisten. Oft gelten diese Politiken als alleinige<br />

Domäne von Technokraten, Bankiers und Finanzexperten. Eine konsequente<br />

Abstimmung zwischen Wirtschafts- und Sozialpolitik erfordert jedoch eine enge Koordination<br />

aller damit befassten Ministerien. Da die Ergebnisse für Arbeitnehmer,<br />

Betriebe jeder Größenordnung und zahlreiche andere Gruppen von großem Interesse<br />

sind, sollten durch die Stärkung bereits bestehender Institutionen und die Schaffung<br />

neuer Mechanismen ihre Stimme vermehrt Gehör finden und ihre Interessen stärker<br />

berücksichtigt werden.<br />

Die Stärkung der wirtschaftlichen Fähigkeiten<br />

255. Staatliche Investitionen und Politiken bestärken zudem in strategisch wichtiger<br />

Weise die Fähigkeit eines Landes, Nutzen aus der Integration in die Weltwirtschaft zu<br />

ziehen und die daraus entstehenden Gewinne gerechter zu verteilen. Partnerschaften<br />

zwischen Regierungen und privaten Akteuren – Unternehmen, Gewerkschaften, Organisationen<br />

der Gemeinwesen, Kooperativen und andere – können effektiv dazu beitragen,<br />

die Fertigkeiten, die Infrastruktur, die technischen und Verwaltungsfähigkeiten<br />

und die Rahmenbedingungen zu gestalten, die ein positives Klima für private Investitionen<br />

aus dem In- und Ausland in besonders dynamische Produktionsaktivitäten schaffen.<br />

Es geht hier nicht darum, „die Besten zum Sieger zu küren“, sondern um die Schaffung<br />

guter Voraussetzungen für das Wachstum weltweit wettbewerbsfähiger Betriebe.<br />

256. Die Ausgangsbedingungen spielen eine wesentliche Rolle für den Ansatz der<br />

einzelnen Länder, ihre wirtschaftlichen Fähigkeiten zu stärken. In zahlreichen Niedriglohnländern<br />

sind die wirtschaftlichen Aktivitäten, noch mehr aber die Beschäftigung<br />

der Menschen durch die Landwirtschaft geprägt. Die meisten Armen (75 Prozent) leben<br />

Eine größere<br />

Mitwirkung an der<br />

Ausarbeitung<br />

wirtschaftspolitischer<br />

Maßnahmen<br />

Die Entwicklung<br />

ländlicher Bereiche in<br />

den Niedriglohnländern<br />

ist entscheidend<br />

Ausgangspunkt: Die nationale Ebene 63

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