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EINE FAIRE GLOBALISIERUNG - International Labour Organization

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Die Verbesserung<br />

der Fertigkeiten und<br />

technischen<br />

Fähigkeiten<br />

64 Eine faire Globalisierung: Chancen für alle schaffen<br />

in ländlichen Gebieten, und die größte Armut gibt es in den Ländern, die überwiegend<br />

auf den Export von Primärgütern angewiesen sind. Hier ist eine ganze Reihe politischer<br />

Maßnahmen zur Förderung des Wachstums in der Landwirtschaft erforderlich, z.B. die<br />

Abschaffung von Preisverzerrungen und Praktiken, die sich in bestimmten landwirtschaftlichen<br />

Bereichen diskriminierend auswirken; die Förderung von Nischenmärkten,<br />

kräftige staatliche Investitionen in Bildung und Gesundheit, und die Anerkennung der<br />

Schlüsselrolle, die Frauen bei der Agrarproduktion und damit beim Abbau der Armut<br />

zukommt. Viele Regionen investieren vorwiegend in Verkehrsnetzen und in der Strom-<br />

und Wasserwirtschaft, was die Produktivität und die Sicherheit erhöht und Märkte<br />

erschließt. Investitionen in die Agrarforschung, landwirtschaftliche Beratungsdienste<br />

und finanzielle Unterstützung sind jedoch ebenso wichtig. Viele arme Länder benötigen<br />

besseres Saatgut, weniger schädliche agronomische Praktiken und Zugangsmöglichkeiten<br />

zu neuem Wissen und neuer Technik. Gleichzeitig sollte aber traditionelles<br />

Wissen geschützt und in verstärktem Umfang eingesetzt werden 21 .<br />

257. Parallel dazu ist es in den meisten Fällen ganz wichtig, die Produktionsstrukturen<br />

auf dem Land zu diversifizieren. Ein Wachstum der Wirtschaft außerhalb des Agrarsektors<br />

scheitert dort nicht selten daran, dass dieses sich vorwiegend in der informellen<br />

Wirtschaft abspielt. Die politischen Maßnahmen zur Förderung dieses Wachstums sind<br />

notwendigerweise sehr vielfältig; allgemein sollten sie jedoch darauf angelegt sein, die<br />

Produktivität zu steigern und schnellere Fortschritte bei Lernprozessen und in der<br />

Technik zu erzielen. Eine Aufwertung der Primärproduktexporte und eine Diversifizierung<br />

der Exportstruktur sind oft besonders dringlich.<br />

258. Zahlreiche Entwicklungsländer mit mittleren Einkommen liefern sich inzwischen<br />

einen scharfen Wettbewerb beim Export vergleichbarer arbeitsintensiver Fertigungsprodukte<br />

in dieselben Märkte. So partizipieren sie zwar verstärkt am Handel, verdienen<br />

aber relativ gesehen weniger. Diese Länder stehen vor der Herausforderung, in der<br />

Zukunft hochwertigere Exportgüter auszuführen. Sie benötigen eine Strategie, um die<br />

damit verbundenen Innovationen, Anpassungsmaßnahmen und erforderlichen Lernprozesse<br />

zu fördern 22 . Der Schlüssel zur Schaffung nationaler Innovationssysteme liegt in<br />

der Verbesserung der Fertigkeiten und technischen Fähigkeiten. Dies steigert den<br />

Gewinn aus dem Handel und die Teilhabe an den globalen Produktionssystemen und<br />

erweitert durch gesteigerte Produktivität und Löhne gleichzeitig den Binnenmarkt. Die<br />

globalen Produktionssysteme müssen einheimischen Firmen Gelegenheit geben, im<br />

Industrie- und im Dienstleistungssektor einen Lern- und Anpassungsprozess zu durchlaufen,<br />

der sich eng an Produktionserfahrungen auf „Weltklasse“-Niveau anlehnt.<br />

Zudem werden politische Maßnahmen benötigt, um die Produktion in den führenden<br />

Wirtschaftsbereichen und der übrigen Wirtschaft enger miteinander zu verknüpfen und<br />

die Belange und Schwierigkeiten von Kleinbetrieben zu berücksichtigen. Finanzierungsmöglichkeiten<br />

und der Zugang zu Finanzinstitutionen sind in diesem Zusammenhang<br />

ebenso unerlässlich wie spezielle technische Beratungsdienste für Mikrounternehmen<br />

und arme Kleinunternehmerinnen.<br />

————————–––––<br />

21 Der Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC) forderte kürzlich einen umfassenden<br />

und integrierten Ansatz zur Entwicklung in den ländlichen Bereichen, der viele dieser Punkte anspricht.<br />

Siehe ECOSOC: Draft Ministerial Declaration, E/2003/L.9. Für nationale Maßnahmen gibt es in verschiedenen<br />

Programmen Beratung zu Fragen nach geeigneten politischen Maßnahmen, dem Ausbau von<br />

Fähigkeiten und technischer Unterstützung; die Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO)<br />

bietet solche Programme an, um die Entwicklung nachhaltiger Einkommen in ländlichen Bereichen und die<br />

Nahrungsmittelsicherheit zu fördern; der <strong>International</strong>e Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD)<br />

hat das Ziel, die arme Landbevölkerung in die Lage zu versetzen, ihre Organisationsstrukturen, ihren<br />

Wissensstand und ihre Mitsprache bei öffentlichen politischen Maßnahmen zu verbessern. Siehe<br />

www.ifad.org und www.fao.org<br />

22 A. Amsden: The Rise of the Rest (Oxford University Press, 2001).

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