EINE FAIRE GLOBALISIERUNG - International Labour Organization
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supranationaler Ebene sind Anreizstrukturen erforderlich, die eine solche Schwerpunktverlagerung<br />
fördern.<br />
292. Das lokale Gemeinwesen bewahrt und schützt seine örtliche Umgebung traditionell<br />
vor Abforstung und Umweltverschmutzung. Wenn ihm geholfen wird, in ein<br />
nachhaltiges Management von Naturressourcen zu investieren, können zwei Ziele<br />
parallel verwirklicht werden: eine Sicherung und Verbesserung der Umweltqualität und<br />
die Schaffung lokaler Arbeitsplätze und lokalen Einkommens. Man sollte auf bestehenden<br />
globalen Mechanismen aufbauen, die die Schaffung und Bewahrung solch<br />
globaler öffentlicher Güter auf der lokalen Ebene belohnen. Wir begrüßen die in der<br />
Folge des Weltgipfels über nachhaltige Entwicklung in Johannesburg 2002 unternommenen<br />
Anstrengungen, die Fähigkeiten auf allen Ebenen zu verbessern, um zu nachhaltigeren<br />
Verbrauchs- und Produktionsmustern zu gelangen.<br />
Die Befähigung zur Selbstbestimmung auf der lokalen Ebene<br />
293. Unsere Vision von der Globalisierung ist in der lokalen Ebene verankert. Die<br />
Agenda der internationalen Politik muss die unterschiedlichen lokalen Bedürfnisse und<br />
Perspektiven achten und auf deren Wünsche reagieren. Die Menschen leben in ihrem<br />
örtlichen Umfeld. Auf dieser Ebene kann die partizipatorische Demokratie am<br />
unmittelbarsten wirken, hier findet ein Großteil aller politischen Mobilisierung statt,<br />
hier kann Autonomie praktiziert werden, und Solidarität ist Teil des Alltagslebens.<br />
Gleichzeitig ist die örtliche Gemeinschaft aber auch Teil einer sich integrierenden Welt.<br />
Letztendlich ist das Lokale Teil des Globalen, und der Verlauf der Globalisierung wird<br />
von dem beeinflusst, was lokal geschieht.<br />
294. Auf der anderen Seite stehen der lokalen Entwicklung oft massive Hindernisse im<br />
Weg. Eine stärkere Dezentralisierung ist dringend erforderlich; um diese aber leistungsfähig<br />
zu gestalten, muss sie von verbesserten Fähigkeiten und Ressourcen sowie<br />
effizienten Rahmenbedingungen für eine partizipatorische Demokratie begleitet sein.<br />
Den nationalen Regierungen fällt die zentrale Aufgabe zu, die Umverteilung von den<br />
reicheren an die ärmeren Regionen zu gewährleisten und die Fähigkeiten der lokalen<br />
Gemeinwesen und anderer Akteure zu verbessern. Die Dezentralisierung muss für die<br />
Befähigung der lokalen Gemeinwesen zur Selbstbestimmung innerhalb ihrer nationalen<br />
Volkswirtschaften und ihrer nationalen Regierungsform stehen.<br />
295. Es gibt extrem unterschiedliche Vorstellungen darüber, was eine „lokale”<br />
Gemeinschaft ausmacht. Für die Mehrheit der Weltbevölkerung bedeutet die örtliche<br />
Gemeinschaft entweder Dörfer (von denen viele isoliert, abgelegen und ökologisch<br />
gefährdet sind) oder städtische Hüttensiedlungen und Slums. In diesen Fällen besteht<br />
meistens eine direkte Verbindung zwischen dem Lebensraum und dem Arbeitsraum der<br />
Menschen. Ländliche Gemeinschaften leben von lokalen landwirtschaftlichen oder<br />
außerhalb der Landwirtschaft angesiedelten Aktivitäten; ärmere städtische Gemeinschaften<br />
leben weitgehend von diversen Aktivitäten in der informellen Wirtschaft.<br />
Viele dieser Gemeinwesen erleben immer wieder chronische Armut, und der Schlüssel<br />
für den Abbau der Armut liegt, wenn man von der Migration nach außen einmal<br />
absieht, in der Stärkung der Grundlagen der lokalen Wirtschaft und im Angebot besser<br />
zugänglicher grundlegender Sozialdienstleistungen.<br />
296. Das Konzept des örtlichen Gemeinwesens spielt in reichen Ländern eine ebenso<br />
wichtige Rolle. Starke Bundesstaaten wie die Vereinigten Staaten oder Deutschland<br />
bauen meist bis hinunter zur lokalen Ebene auf mit ganz klaren Befugnissen ausgestatteten<br />
subnationalen Organisationseinheiten auf. Die Betonung des “lokalen Raums”<br />
ist auch in der Architektur der EU eine wichtige Komponente. Die Mitgliedstaaten<br />
treten zwar einen Teil ihrer Souveränität über wirtschaftspolitische Angelegenheiten an<br />
die EU-Ebene ab, die Vielfalt der Kulturen, Wertvorstellungen und Sprachen aber ist<br />
<strong>International</strong>e Politiken<br />
müssen die lokalen<br />
Gemeinwesen achten<br />
und zur Selbstbestimmung<br />
befähigen<br />
Ausgangspunkt: Die nationale Ebene 73