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EINE FAIRE GLOBALISIERUNG - International Labour Organization

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122 Eine faire Globalisierung: Chancen für alle schaffen<br />

nicht mehr in der Lage, auf eigene Faust Beschäftigungsziele zu erreichen. Die internationalen<br />

Investitionsmuster, das Wachstum des Handels und die grenzüberschreitende<br />

Mobilität von Arbeitnehmern betreffen Arbeitsplätze, Einkommen, Sicherheit und die<br />

Rechte der Arbeitnehmer. Wir sind der Überzeugung, dass besser koordinierte internationale<br />

Maßnahmen erforderlich sind, um die Aussichten auf eine menschenwürdige<br />

Arbeit für alle in der Weltwirtschaft zu verbessern. Wir besprechen nacheinander die<br />

Koordination makroökonomischer Maßnahmen, die Förderung der menschenwürdigen<br />

Arbeit in globalen Produktionssystemen und das übergeordnete Thema der Schaffung<br />

einer Kohärenz zwischen wirtschaftlichen und sozialen Zielen.<br />

Koordinierte makroökonomische Maßnahmen für die<br />

Vollbeschäftigung<br />

494. Eine der offensichtlichen Auswirkungen der Globalisierung ist die verstärkte<br />

gegenseitige Abhängigkeit der Länder bei den makroökonomischen Maßnahmen. So<br />

bleibt etwa Ländern, die ihren Beschäftigungsstand durch expansivere makroökonomische<br />

Maßnahmen erhöhen möchten, wenig Raum, dies allein zu tun, ohne dass es auf<br />

den internationalen Kapitalmärkten zu Verwerfungen kommt. Eine verstärkte Koordination<br />

der makroökonomischen Politiken unter den Ländern ist daher wichtig, um das<br />

globale Ziel der Vollbeschäftigung und der menschenwürdigen Arbeit zu verwirklichen.<br />

495. Konkret muss die Liberalisierung des Marktes durch wirksame Maßnahmen für<br />

ein globales makroökonomisches Management flankiert werden, um ein höheres und<br />

stabileres globales Wachstum sicherzustellen. Es ist ein besserer Mechanismus erforderlich,<br />

um eine ordentlich verlaufende Anpassung an ständige Zahlungsbilanzdefizite<br />

und -überschüsse und eine ausgewogene Verteilung der Verantwortung für eine funktionierende<br />

Nachfrage in der Weltwirtschaft zu erreichen, so dass es nicht dazu kommt,<br />

dass ein einzelnes Land als Verbraucher der letzten Instanz gesehen wird. Die Industrie-<br />

wie die Entwicklungsländer unterliegen alle ausnahmslos der Verpflichtung, eine faire<br />

und verantwortungsvolle Handelspolitik zu betreiben und innenpolitische Maßnahmen<br />

anzunehmen, die fiskalisch verantwortlich sind, für angemessenen Sozialschutz und<br />

Anpassungshilfen sorgen und die Auswirkungen auf andere Länder in Betracht ziehen.<br />

496. Es muss ein besserer Ordnungsrahmen für die internationale Koordination<br />

geschaffen werden. Eine solche Koordination sollte die Finanz-, Geld- und Kreditpolitik<br />

und deren Zeitplan berücksichtigen. Sie sollte sich außerdem verstärkt darum<br />

bemühen, die „finanzielle Ansteckung“ zu verhindern, wie bereits in Abschnitt III.2.2<br />

oben vermerkt. Die speziellen Bedürfnisse und Schwachstellen einzelner Länder auf<br />

verschiedenen Stufen der Entwicklung sollten berücksichtigt werden. Vor allem sind<br />

Mittel erforderlich, mit deren Hilfe den Ländern mit mittleren Einkommen mehr Raum<br />

bleibt, antizyklische makroökonomische Maßnahmen anzuwenden. Gegenwärtig sind<br />

sie in dieser Hinsicht wesentlich stärker eingeengt als die Industrieländer. An dieser<br />

Koordination sollten sich nicht nur Regierungen beteiligen, sondern auch die Zentralbanken,<br />

da diese eine entscheidende Rolle bei der Festsetzung des Ausstoßes und der<br />

Beschäftigung haben. In einigen Zentralbanken, etwa bei der US Federal Reserve, ist<br />

dies bereits im Mandat der Bank festgeschrieben.<br />

497. Wir empfehlen, diese Themen bei der Ergreifung von Maßnahmen auf globaler<br />

Ebene als vorrangig zu behandeln. Der Beschäftigung muss bei den makroökonomischen<br />

politischen Entscheidungen auf nationaler Ebene ebenso Priorität eingeräumt<br />

werden wie bei der internationalen wirtschaftlichen Koordination. Die makroökonomischen<br />

Maßnahmen dürfen nicht nur die finanziellen Zielsetzungen im Auge behalten,<br />

sondern müssen auch deren soziale Auswirkungen berücksichtigen. Dieses Thema muss<br />

unbedingt politisch an Schwung gewinnen.

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