EINE FAIRE GLOBALISIERUNG - International Labour Organization
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Vorhersehbare<br />
Regeln und ein<br />
vereinbartes<br />
Rahmenwerk von<br />
Werten<br />
Arbeitnehmerrechte<br />
und<br />
Arbeitsnormen<br />
müssen geschützt<br />
werden<br />
24 Eine faire Globalisierung: Chancen für alle schaffen<br />
verbände, Gewerkschaften, Kirchen und nichtstaatliche Organisationen. Ebenso notwendig<br />
seien bessere Lenkungsstrukturen auf allen Ebenen.<br />
Wirtschaftsvertreter, Gewerkschaften und Zivilgesellschaft<br />
115. In den Gesprächen, die die Kommission mit Wirtschaftsvertretern führte, wiesen<br />
Unternehmensführer zurück, dass sie Hauptantriebskräfte der Globalisierung seien. Die<br />
Unternehmen würden die Globalisierung nicht bewirken, sondern nur auf sie reagieren,<br />
erklärten sie. Für einige Unternehmen sei die Aufgabe besonders schwierig. So sei es<br />
für Unternehmen aus armen Ländern und kleine Unternehmen in aller Welt schwierig,<br />
ohne öffentliche Unterstützung gegenüber dem globalen Wettbewerb zu bestehen. Für<br />
größere Firmen liege im globalen Umfeld „der Schlüssel zur Leistungsfähigkeit in der<br />
Bewältigung der Vielfalt“ – der Märkte, Lieferanten und Arbeitnehmer.<br />
116. Unternehmensführer wiesen auch zurück, dass sie bei ihren Tätigkeiten in aller<br />
Welt ein einziges Muster durchsetzten: „Je globaler wir werden, desto ausgeprägter<br />
arbeiten wir lokal“, erklärte ein Teilnehmer. Die Unternehmen könnten sogar als<br />
Transmissionskanäle in zwei Richtungen wirken, indem sie neue Technologien in den<br />
Süden transferierten und gleichzeitig Erkenntnisse über die Probleme und Sorgen der<br />
Entwicklungsländer nachhause zurückbrächten.<br />
117. Ein entscheidender Aspekt der sozialen Dimension der Globalisierung sei eine<br />
breitere Streuung der ADI. Hierzu müsste ein stabiles und korruptionsfreies Umfeld<br />
geschaffen werden, dass langfristige Engagements der Unternehmen fördere.<br />
118. Vorhersehbare Regeln und ein vereinbartes Rahmenwerk von Werten seien für<br />
eine reibungslose Funktionsweise der Märkte unerlässlich. Die Gesamtverantwortung<br />
für die Gewährleistung der Einhaltung vereinbarter Regeln liege bei den Regierungen.<br />
Ein übermäßiger Regulierungsdrang sei jedoch unerwünscht, wenn die Märkte Turbulenzen<br />
automatisch korrigieren könnten. „Wir brauchen mehr Dialog und veränderte<br />
Verhaltensweisen, nicht mehr Regeln und Vorschriften.“ Hervorgehoben wurde, wie<br />
wichtig die Beachtung von Werten sei. Progressive Unternehmen befürworteten in<br />
hohem Maß ihre freiwillig übernommene soziale Verantwortung. Für ihre Entwicklung<br />
werde eine gute Corporate Citizenship immer wichtiger.<br />
119. Dennoch ergab der Dialog der Kommission mit dem Weltwirtschaftsforum in<br />
Davos, dass das Vertrauen in die Unternehmen durch einzelne Firmenskandale erschüttert<br />
wurde. Es bestehe Besorgnis über mögliche Rückwirkungen auf die Globalisierung<br />
und die sich hieraus ergebenden schädlichen Folgen. Es wurde auch die Ansicht vertreten,<br />
dass ein Dialog mit dem Weltsozialforum beiden Seiten Nutzen bringen könne.<br />
120. Die Teilnehmer am Dialog der Kommission mit Gewerkschaften waren der<br />
Ansicht, dass die wirtschaftlichen Grundlagen der Entwicklungsländer durch die Politik<br />
der Industrieländer, der internationalen Finanzinstitutionen und der WTO nach und<br />
nach zerstört würden. Sie zeigten sich besorgt über die anhaltende Privatisierung von<br />
Versorgungseinrichtungen wie Wasser, Elektrizität und Gesundheitsdiensten, die die<br />
Armut verstärke. Ebenso besorgt waren sie darüber, dass die Ausbeutung weiblicher<br />
Arbeitnehmer in Ausfuhr-Freizonen dramatisch zugenommen habe. Erscheinungsformen<br />
dieser Ausbeutung seien u.a. niedrige Löhne, die feindselige Haltung gegenüber<br />
Arbeitnehmerinnen, die sich zu organisieren versuchten, Gewalt und sexuelle Belästigung.<br />
121. Es sei vor allem wichtig, die Einhaltung von Arbeitnehmerrechten und Arbeitsnormen<br />
in der globalen Wirtschaft sicherzustellen. Gewerkschaftsführer waren der<br />
Ansicht, dass die IAO eine Führungsrolle spielen könne, indem sie verstärkt mit anderen<br />
internationalen Organisationen, darunter mit den internationalen Finanzinstitutionen<br />
und der WTO, Regierungen sowie Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden, zusammenarbeite.