Geschäftsbericht 1999 - Interseroh
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drückt werden soll. Weder „made<br />
in Europe” noch „made in USA”<br />
oder „made in Japan” treffen zu.<br />
Aventis oder Vodafone sind weitere<br />
Beispiele für die Europäisierung<br />
oder Globalisierung großer<br />
und kleiner Unternehmen. Ihre<br />
Dienste und Produkte werden<br />
daher auch zutreffender durch<br />
„made by Lufthansa” oder „made<br />
by Siemens” gekennzeichnet als<br />
durch eine geographische Einordnung.<br />
Sie müssen sich ihr<br />
Qualitätsimage aus eigener Kraft<br />
erkämpfen oder bewahren.<br />
Für tausende von kleinen und<br />
mittleren Unternehmen wird<br />
„made in Germany” aber noch<br />
lange ein Qualitätssiegel sein, das<br />
ihnen auch da den Marktzutritt<br />
erleichtert, wo sie ihre individuelle<br />
Leistungsfähigkeit noch nicht<br />
unter Beweis stellen konnten und<br />
daher auf Imagehilfe angewiesen<br />
sind. Das funktioniert aber nur,<br />
solange das Gesamtbild von<br />
Deutschland stimmt: Wenn sich<br />
damit die Vorstellung von einem<br />
erstklassigen Ausbildungssystem,<br />
von stabilen sozialen Beziehungen,<br />
einer zielbewussten<br />
Wirtschafts-, Sozial- und Steuer-<br />
politik, einer flexiblen Verwaltung<br />
sowie einer dem technischen<br />
Fortschritt aufgeschlossenen<br />
Bevölkerung verbindet. So wie<br />
wir ein Produkt oder eine Dienstleistung<br />
nicht mehr allein für sich<br />
betrachten, sondern – zum Beispiel<br />
im Rahmen einer Zertifizierung<br />
– prüfen, ob Qualität auf<br />
allen Stufen des Produktionsprozesses,<br />
beim Service, im Management,<br />
bei der Mitarbeiterausbildung<br />
oder der Umweltverträglichkeit<br />
garantiert ist, so werden<br />
auch Länder nach ihrem gesamten<br />
Erscheinungsbild beurteilt.<br />
Deshalb hängt die Wertschätzung<br />
von „made in Germany” auch<br />
davon ab, wie Deutschland insgesamt<br />
von der Weltöffentlichkeit<br />
„zertifiziert” wird.<br />
Gemeinsame Anstrengung<br />
Die Unfähigkeit, das Arbeitslosenproblem<br />
zu lösen, die Schwerfälligkeit<br />
bei der Reform des Steueroder<br />
Rentensystems, des<br />
Gesundheits- oder Bildungswesens,<br />
die Überbürokratisierung,<br />
die Massenproduktion wirrer<br />
Gesetze und komplizierter Verordnungen<br />
tragen nicht gerade<br />
Länder werden<br />
nach ihrem<br />
gesamten<br />
Erscheinungsbild<br />
beurteilt.<br />
Deshalb hängt<br />
die Wertschätzung<br />
von „made<br />
in Germany“<br />
auch davon ab,<br />
wie Deutschland<br />
insgesamt von<br />
der Weltöffentlichkeit„zertifiziert“<br />
wird.<br />
zu einem positiven Gesamtbild<br />
der deutschen Wirtschaft bei. Der<br />
oft verbissene Kampf gegen Gentechnik<br />
und Magnetschwebebahn,<br />
die Kernenergienutzung<br />
oder den Ausbau von Flughäfen<br />
und andere Erscheinungsformen<br />
der modernen Technik fördert<br />
das Bild von einem zukunftsorientierten<br />
Deutschland ebenso<br />
wenig wie fremdenfeindliche<br />
Aktionen oder Sprüche wie<br />
„Kinder statt Inder”. Wenn das<br />
Deutschlandbild insgesamt positiv<br />
sein und das Gütesiegel<br />
„made in Germany” seine exportfördernde<br />
Bedeutung behalten<br />
soll, sind deshalb nicht nur die<br />
Unternehmen gefordert. Es ist<br />
auch eine Herausforderung für<br />
Lehrer, Wissenschaftler, Politiker,<br />
Gewerkschafter, Facharbeiter,<br />
Beamte und alle anderen, die Verantwortung<br />
dafür tragen, dass in<br />
allen Bereichen von Wirtschaft<br />
und Gesellschaft höchste Qualität<br />
angestrebt wird. Man könnte es<br />
auch mit Goethe so formulieren:<br />
„Was du ererbt von deinen<br />
Vätern hast – erwirb es, um es<br />
zu besitzen.”<br />
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