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Geschäftsbericht 1999 - Interseroh

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mit welchen Airlines, mit welchen<br />

Zwischenstopps (eine Non-Stop-<br />

Verbindung besitzen wir hier in<br />

der Provinz nicht). Die Lufthansa<br />

rühmt sich, in ihrem „Infoflyway“<br />

die Verbindungen von mehr als<br />

500 Airlines weltweit parat zu<br />

haben (ob es soviele überhaupt<br />

gibt?). So habe ich mich frohgemut<br />

bei www.lufthansa.com eingewählt,<br />

den Flugplan angeklickt<br />

und meine Verbindung angegeben.<br />

Die Liste, die ziemlich flott<br />

erschien, war kurz und bündig:<br />

neun Positionen, Umsteigen in<br />

Frankfurt, Düsseldorf, München<br />

oder Kopenhagen und – alle<br />

Flüge sind Lufthansaflüge (übrigens<br />

stehen sogar im gelben<br />

Print-Timetable der Lufthansa<br />

noch ein paar mehr).<br />

Nun wissen wir in Hamburg<br />

natürlich, dass wir über den<br />

Transatlantik auch mit Swissair,<br />

KLM, Air France, British Airways<br />

oder Delta fliegen können und<br />

mit einem Dutzend weiterer Airlines<br />

– in etwa derselben Zeit, nur<br />

mit anderen Umsteige-Stationen.<br />

Eine freundliche Dame der Lufthansa,<br />

die ich schon nach fünfzehn<br />

Minuten über die Hotline<br />

erreiche, hat einen Tipp für mich:<br />

„Für die anderen Linien müssen<br />

Sie auf Buchung gehen!“ – „Aber<br />

ich will gar nicht buchen, sondern<br />

mich nur informieren!“ –<br />

„Das können Sie auch, Sie müssen<br />

nicht buchen, sondern nur so<br />

tun!“ Schöne neue Computerwelt!<br />

Wer buchen (oder auch nur<br />

so tun) will, muss sich anmelden,<br />

mit Namen und Passwort und<br />

Adresse, das dauert und dauert.<br />

Aber schließlich ist es soweit: Die<br />

komplette Liste leuchtet auf – es<br />

sind sieben dürre Zeilen, außer<br />

der Kranich-Linie kommen ganze<br />

drei ausländische vor. Als Quintessenz<br />

aus „über 500 Airlines<br />

weltweit“ ein wahrhaft trostloses<br />

Ergebnis!<br />

Die Rhetorik des Not-Can-Do<br />

Immerhin ein Ergebnis: Denn<br />

viele Versuche führen auch ins<br />

Nichts, das System kultiviert eine<br />

variantenreiche, doch nichtssagende<br />

Rhetorik des Not-Can-<br />

Do, der undurchschaubaren Verweigerung:<br />

„Der Zentralrechner<br />

ist vorübergehend nicht erreichbar“,<br />

oder: „Ein Problem mit dem<br />

Sicherheitszertifikat dieser Site<br />

Internet-Benutzer<br />

wissen: Die<br />

Billionen von<br />

Informationen,<br />

scheinbar so<br />

hilfreich und<br />

leicht erreichbar,<br />

lassen sich nicht<br />

ohne Komplikationen<br />

und Aufwanderschließen.<br />

Ein Stündchen<br />

oder zwei<br />

sind schnell vorbei,<br />

eh man am<br />

Ziel ist.<br />

(Authentifizierungsfehler) ist aufgetreten“,<br />

oder: „Sicherheitsfehler.<br />

Die Antwort des Servers ist<br />

ungültig“, oder noch kryptischer:<br />

„Damit Sie online Verfügbarkeitsanfragen<br />

stellen können, müssen<br />

wir ein temporäres Cookie setzen.<br />

Bitte aktivieren Sie die Annahme<br />

von Cookies“. Außer dass ich<br />

schon ahne, dass es hier nicht<br />

um Brötchen oder Kekse geht, die<br />

ich ja ohne Bedenken annehmen<br />

würde, ist mir das alles, wie<br />

Enzensberger spottete, „Hekuba“,<br />

also unverständlich. Vielleicht bin<br />

ich gegenüber dem multimedialen<br />

Fortschritt auch besonders<br />

zurückgeblieben, doch halte ich<br />

meine Sehnsucht nach mehr Service<br />

und weniger Rätselhaftigkeit<br />

im Netz nicht für unbescheiden.<br />

Inzwischen nutzen 16 Millionen<br />

Deutsche das Internet, „längst<br />

gehen Krethi und Plethi im Datenreich<br />

ein und aus“, notierte „Der<br />

Spiegel“ mokant. Die meisten<br />

freilich nutzen nur die e-mail-<br />

Kommunikation, die Online-Spiele<br />

oder sind „Vergnügungssurfer“<br />

(FAZ) – vielleicht ist das System<br />

ja wirklich mehr für Unterhaltung<br />

als für Information bestimmt...<br />

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