Handball - attraktiv und
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terschiedlichen Könnenstandes in Spiel- <strong>und</strong><br />
Übungsformen die Möglichkeit, diese Unterschiede<br />
als direkte Einflussvariable für das individuelle<br />
Handeln zu „automatisieren“.<br />
Die Aktionen beim Tempogegenstoß stellen für<br />
Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler eine hohe Anforderung<br />
dar. Die ballbesitzenden bzw. anzuspielenden<br />
Schüler müssen dabei Mehrfachhandlungen während<br />
des Laufes ausführen können. So will Sarah<br />
im Vorwärtslauf den Oberkörper zur Seite drehen,<br />
die Arme nach schräg hinten <strong>und</strong> die Hände dem<br />
erwarteten Ball entgegen führen, um den Ball zu<br />
fangen. Dabei setzt ein Gelingen der Aktion voraus,<br />
dass sie die Gesamtsituation mit ihren Mitspielern,<br />
Gegenspielern, den räumlichen Gegebenheiten<br />
<strong>und</strong> dem Ball im Blick behält. Die Fehlhandlung<br />
weist auf die Überforderung der Schülerin<br />
in dieser Situation hin. Sie kann nicht adäquat<br />
reagieren. Daraus resultiert ggf. in Abhängigkeit<br />
vom motorischen Niveau der Lerngruppe<br />
eine Verhinderung von Tempogegenstößen bzw.<br />
eine Reduzierung des Tempos durch regulative<br />
Maßnahmen. Diese Einschränkung des Spiels<br />
kann allerdings nur zeitweise Bestand haben, da<br />
der Tempogegenstoß wesentliches Element des<br />
Spiels ist <strong>und</strong> eine Herausforderung für die Schüler<br />
darstellt. Eine angemessene Thematisierung<br />
setzt weniger auf restriktive Maßnahmen wie<br />
Verbote o.ä., sondern fordert eine differenzierte<br />
Betrachtung der Fehlhandlungen im situativen<br />
Kontext.<br />
Die Situation der Überforderung deutet darauf<br />
hin, dass Sarah eine für sie isoliert erfolgreich<br />
durchzuführende Handlung aufgr<strong>und</strong> der situativen<br />
Anforderungen nicht koordinieren konnte.<br />
Einzelne koordinative Fähigkeiten gewinnen mit<br />
Blick auf die verschiedenen Teile der parallel<br />
ablaufenden Teilhandlungen an Gewicht.<br />
Nico muss lernen, den Ball dosiert zu werfen.<br />
Dazu kann z.B. die Verwendung unterschiedlicher<br />
Ballmaterialien beitragen, die darauf aufmerksam<br />
macht, wie stark die unterschiedliche Wurfgeschwindigkeit<br />
mit verschiedenen Bällen ist. Damit<br />
geht eine Schulung des Muskelsinns (kinästhetische<br />
Differenzierungsfähigkeit) einher. Es sollten<br />
Spiel- <strong>und</strong> Übungsformen gewählt werden, in<br />
denen Nico <strong>und</strong> seine Mitschüler häufig in der<br />
Bewegung z.B. passen <strong>und</strong> fangen. Dies wiederum<br />
fordert eine angemessene Gruppengröße der<br />
Aktiven, um die Schüler nicht durch zu viele<br />
Handlungsteilnehmer, Spielgeräte <strong>und</strong> räumliche<br />
Aspekte zu überfordern. Dynamische Spiel- <strong>und</strong><br />
Übungsformen der Gr<strong>und</strong>techniken führen bei<br />
den Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern nicht zu verfestigten<br />
Bewegungsbildern, auf die wiederum<br />
mit lediglich einem Bewegungsmuster reagiert<br />
werden kann. Die Schüler sind gefordert, die<br />
Passgeschwindigkeit herannahender Bälle jeweilig<br />
einzuschätzen <strong>und</strong> adäquat zu reagieren. So<br />
lernt Sarah, die Entfernung des Mitspielers richtig<br />
zu bewerten <strong>und</strong> anhand der Ausholbewegung<br />
<strong>und</strong> der dann wahrzunehmenden Passgeschwindigkeit<br />
ggf. den Abstand zu erhöhen o.ä., um<br />
ihrem Können entsprechend den Ball zu fangen.<br />
Das setzt eine ausreichende Orientierungsfähigkeit<br />
voraus. Sarah muss auch auf die Variabilität<br />
von eigentlich „festen“ Handlungsabläufen vorbe-