Jahresbericht2007.pdf
Jahresbericht2007.pdf
Jahresbericht2007.pdf
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
BESUCH IN DER SYNAGOGE UND STADTRUNDGANG<br />
30. Mai 2007<br />
Im Rahmen eines Lehrausganges besuchten wir, die 4B, die Synagoge in der Sillgasse in Innsbruck.<br />
Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, Frau Dr. Esther Fritsch, bot uns zahlreiche<br />
Informationen, von denen wir hier einige zusammentragen.<br />
Die heutige Synagoge wurde 1993 eröffnet, an derselben Adresse, an der sich vor 1938 die Synagoge<br />
befunden hatte. Deren Inventar war in der Reichspogromnacht (9. November 1938) verwüstet, das<br />
Haus später bei einem Bombenangriff schwer beschädigt und schließlich abgerissen worden. Dr.<br />
Fritsch begann ihre Ausführungen mit der Erklärung, was eine Synagoge ist – nämlich ein<br />
Versammlungs- und Gebetshaus im Unterschied zum Tempel, wo Opfer dargebracht wurden. Es war<br />
ihr wichtig, auf die Geschichte einzugehen. Dabei sprach sie die Könige David und Salomo an – von<br />
denen wir in der Volksschule wohl auch gehört hatten. Allerdings stellten wir fest, dass unser Wissen<br />
bereits ziemlich verblasst war.<br />
Im Laufe eines Jahres werden bei den Gottesdiensten die fünf Bücher Moses (die „Thora“)<br />
abschnittsweise gelesen. Die Liturgie in der Innsbrucker Synagoge wird in der orthodoxen Form<br />
gefeiert, was bedeutet, dass nur Männer zum Lesen der Thora aufgerufen werden. Die Thorarollen<br />
bilden das Heiligtum einer Synagoge: sie werden von Hand abgeschrieben und sind kostbar<br />
geschmückt. Der Schrein, in dem sie aufbewahrt werden, wird mit einem kunstvoll gestalteten<br />
Vorhang verdeckt. Dieser Vorhang ist ein Verbindungsglied zur früheren Synagoge: Der Vorhang war<br />
1899 von den „Innbrucker Frauen“gestiftet worden, der Rabbiner, der 1938 an der Synagoge tätig<br />
war, konnte ihn 1938 retten.<br />
Im vorderen Teil des Gebetsraumes befindet sich erhöht ein Lesepult, auf dem die jeweils zu lesende<br />
Stelle aufgerollt wird. Das Deckengewölbe zeigt den Sternenhimmel am Tag der Einweihung (21.<br />
März 1993) in Richtung Jerusalem. Neben dem Thoraschrein steht ein silberner Chanukkaleuchter, ein<br />
Geschenk des früheren Bischofs Reinhold Stecher, der wesentlichen Anteil an dem entspannteren<br />
Verhältnis der Kirche und der Öffentlichkeit zur Kultusgemeinde hat.<br />
Auf die Frage, ob es für Juden nicht bedrückend sei, nach den schlimmen Vorkommnissen der<br />
Geschichte wieder in Tirol zu leben, meinte Fr. Dr. Fritsch, dass sie viel Wertschätzung erlebe – u. a.<br />
von Seiten der Kirche – und dass es nun ja einen Ort gebe, an dem sie im Notfall Zuflucht finden<br />
könnte: Israel. Sie berichtete aber auch von Drohanrufen, was dazu führt, dass die Synagoge bewacht<br />
wird, wenn Gruppen darin zu Besuch sind.<br />
- 62 -