Mehrsprachigkeitskonzept – Tertiärsprachen – Deutsch nach Englisch
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Aus dieser Übersicht wird klar, dass es wegen der komplexen Verzahnung von Sachfach-<br />
und Sprachlernzielen zwischen den Disziplinen einer viel stärkeren Koordination<br />
bedarf. Es handelt sich nicht nur um die Vermeidung von überflüssiger und<br />
demotivierender Überschneidung von Inhalten (Vollmer 2000, 153, 2002), sondern um<br />
eine qualitative Veränderung des Sachfachunterrichts unabhängig davon, ob er in der<br />
Erst- oder in einer Zweit- oder Drittsprache stattfindet. Aus diesem Grund darf der<br />
immersive Unterricht nicht länger hauptsächlich das Anliegen der Sprachwissenschaft<br />
und der Sprachendidaktik bleiben. Es fragt sich, wie lange es dauert, bis sich das<br />
Interesse, das in der Praxis von Sachfachlehrkräften durchaus vorhanden ist, noch<br />
weiter auf die tertiäre Ebene der Lehrkräfteausbildung und -fortbildung ausdehnt.<br />
Zur Weiterentwicklung von immersivem Unterricht bedarf es der Theorie. Ob sich eine<br />
umfassende Theorie von großer Reichweite oder verschiedene Theorien mit geringerer<br />
Reichweite formulieren lassen, wird sich in den nächsten Jahren zeigen, nicht zuletzt<br />
aufgrund von Resultaten empirischer Forschung. Aus den erwähnten Publikationen und<br />
in allgemeinem Konsens ergeben sich umfangreiche Forschungsaufgaben, wie z.B. die<br />
Beschreibung und systematische, auch vergleichende Darstellung der existierenden<br />
Modelle immersiven Unterrichts auf allen Stufen und deren Evaluation (Henrici/<br />
Königs/Zöfgen 2001), wobei Evaluation sowohl die sprachliche wie die sachliche Seite<br />
umfassen sollte (Tönshoff 2002). Zu untersuchen wäre auch der postulierte Mehrwert<br />
von immersivem Unterricht. Auf der Unterrichtsebene können z.B. die methodischen<br />
Besonderheiten untersucht werden oder Zusammenhänge und Auswirkungen der<br />
Interaktion von Lernersprache- und Lehrersprache im Schulzimmerdiskurs des immersiven<br />
Unterrichts, ebenso der Lerner-Lernerdiskurs in Partnerarbeit und kooperative<br />
Lernumwelten (Vollmer 2000, 145). Für diskursanalytische Verfahren braucht es<br />
genaue Unterrichtsaufzeichnungen, wobei der Fokus auf den qualitativen Aspekten des<br />
Lehrerfeedbacks und des damit verbundenen Lernerumgangs liegt. Wichtig wären auch<br />
Untersuchungen mit sprachlich heterogenen Lerngruppen auf allen Altersstufen. Es<br />
würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, noch mehr Forschungsthemen zu<br />
erwähnen. Heribert Rück (2002, 166) schlägt für den frühen Fremdsprachenunterricht<br />
umfangreiche Forschungsaufgaben vor, die für den immersiven Unterricht auch von<br />
Bedeutung sind, ebenso Timm (2002, 193) sowie Tönshoff (2002, 200-205) und<br />
Vollmer (2002, 218) für den Fremdsprachenunterricht generell sowie für den<br />
immersiven Unterricht.<br />
In den Fachartikeln wird unter Einbezug von amerikanisch/kanadischen Forschungen<br />
vorwiegend national rezipiert und relativ wenig europäisch, außer z.B. bei Breidbach<br />
2000. Es bestehen allerorts bereits erfreulich viele didaktische Ansätze, die in einem<br />
weiteren Schritt in die Schulzimmer gelangen sollten. Es ist zu überlegen, wie vermehrt<br />
wissenschaftliche Ansätze und Ergebnisse einer breiten Lehrerschaft kommuniziert<br />
werden könnten und wie die Umsetzung sich realisieren ließe. Das Verhältnis von<br />
Theorie und Praxis könnte erheblich verbessert werden. Es liegt nicht nur an den<br />
angeblich „theoriefeindlichen“ Lehrkräften, dass die Ergebnisse wissenschaftlicher<br />
Forschung nicht bis zu ihnen gelangen oder erst mit jahrelanger Verzögerung. Es wäre<br />
zu begrüßen, wenn sich die Vertreterinnen und Vertreter der Fremdsprachendidaktik<br />
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