Mehrsprachigkeitskonzept – Tertiärsprachen – Deutsch nach Englisch
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5.2. Synergien nutzen: curriculare Mehrsprachigkeit<br />
Wenn Schülerinnen und Schüler mehr als eine Fremdsprache lernen, so sollte das<br />
Lernen der verschiedenen Sprachen aufeinander bezogen sein. Der Unterricht der<br />
ersten Fremdsprache sollte das Lernen weiterer Sprachen mit vorbereiten, zum<br />
Beispiel, indem Lernstrategien für das Lernen von Wörtern, das Verstehen von Texten<br />
entwickelt werden und generell die Wahrnehmung von Sprachen trainiert wird: Der<br />
Sprachunterricht in der ersten Sprache, so drücken wir das metaphorisch aus, öffnet<br />
Fenster auf weitere Sprachen, schafft Sprachaufmerksamkeit, language awareness. Der<br />
Unterricht in den weiteren Fremdsprachen sollte dann systematisch aufgreifen, was<br />
schon gelernt wurde. Eine zweite Fremdsprache zum Beispiel <strong>nach</strong> <strong>Englisch</strong> sollte<br />
nicht so tun, als säßen blutige Anfänger in der Klasse. Die Schülerinnen und Schüler,<br />
die eine zweite Fremdsprache lernen, wissen schon viel über das Sprachenlernen, z.B.<br />
wie man sich Vokabeln einprägt, wie man einen Text versteht, auch wenn einzelne<br />
Wörter unbekannt sind. Sie wissen bereits, dass sich Sprachen in Laut und Schrift, in<br />
Wortstellung u.Ä. von der Muttersprache unterscheiden usw. Von all dem kann<br />
Unterricht in einer zweiten oder dritten Sprache Gebrauch machen. Niemand muss mit<br />
jeder Fremdsprache neu lernen, zur Post zu gehen oder zu frühstücken; vgl. z.B.<br />
Hufeisen/Lindemann 1998, Hufeisen 1999.<br />
Hier ist der Ort des Projektes, um das es hier geht: „Synergien im Fremdsprachenunterricht“.<br />
Aber mitbedacht werden sollten auch Formen des Co-Lernens,<br />
wie sie die EuroCom-Projekte zur Interkomprehension in Sprachfamilien bearbeiten.<br />
Ich möchte ausdrücklich auf den Erfahrungsbericht von Elisabeth Neurohr verweisen,<br />
in Japan sind Französisch und <strong>Deutsch</strong> so verwandt, eben „europäische Sprachen“, dass<br />
deren koordinierte Vermittlung gelingt (Neurohr 1997).<br />
Bisher herrschten bis in die Wissenschaft Vorurteile, etwa derart, die nahe Verwandtschaft<br />
von Portugiesisch und Spanisch störe den Spracherwerb, beide Sprachen seien<br />
daher zeitlich getrennt zu erwerben. Solche Aussagen sind empirisch nicht haltbar.<br />
Erforderlich ist allerdings auch eine eigene Mehrsprachigkeitsdidaktik, damit im<br />
Unterricht nicht tatsächlich ein blosses Durcheinander von Sprachbrocken entsteht.<br />
a) Mehrsprachigkeitsdidaktik bezieht nicht nur das <strong>Englisch</strong>e ein<br />
Die deutsche Sprache hat <strong>–</strong> im Gegensatz zum Bier <strong>–</strong> noch nie ein Reinheitsgebot<br />
gekannt. Unser sprachlicher Zugewinn, der als Verstehensinsel Lernenden hilft, in<br />
unsere Sprache einzusteigen, stammt erst in jüngster Zeit aus dem <strong>Englisch</strong>en, unsere<br />
innersprachliche Mehrsprachigkeit ist aus vielen Sprachen zusammengesetzt, so dass<br />
der <strong>Deutsch</strong>unterricht sich keineswegs nur auf die Nähe zum <strong>Englisch</strong>en beziehen<br />
sollte.<br />
Für die Vermittlung des <strong>Deutsch</strong>en als Fremdsprache bieten Internationalismen sogar<br />
einen unschätzbaren Vorteil: <strong>Deutsch</strong> hat vielfach den Ruf einer schweren, nicht leicht<br />
zugänglichen Sprache. „Was liegt also näher, als die Anbahnung durch jenen Teil der<br />
Sprache zu erleichtern, der sich der Internationalisierung geöffnet hat, ein Phänomen,<br />
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