Mehrsprachigkeitskonzept – Tertiärsprachen – Deutsch nach Englisch
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Programme der Europäischen Kommission und des Europarates zum Jahr der Sprachen<br />
mit ihrer Mehrsprachigkeitsrethorik schließen gleichzeitig Vielsprachigkeit aus; das<br />
Europäische Fremdsprachenzentrum in Graz zum Beispiel, das zum Europäischen Jahr<br />
der Sprachen auf seiner Homepage (http://www.ecml.at Stand Januar 2001) die<br />
Fremdsprachenlehrer aus aller Welt dazu aufruft, sich an dem Projekt „Teachers of the<br />
Week“ zu beteiligen: „teachers of any language are invited to participate, submission of<br />
entries is only possible in the two languages English and French“<br />
Noch deutlicher zeigt der interne Sprachgebrauch der EU, dass hier eine schwer akzeptable<br />
Hegemonie von <strong>Englisch</strong> und Französisch etabliert wurde <strong>–</strong> schließlich schicken<br />
alle EU-Mitgliedsländer Beamte in die Brüsseler EU-Verwaltung. Nach einer Erhebung<br />
im Rahmen der Europäischen Gemeinschaft Anfang der 90er Jahre benutzen Mitarbeiter<br />
der EG in der internen Kommunikation zu 69% Französisch, zu 30% <strong>Englisch</strong> und zu 1%<br />
<strong>Deutsch</strong>. In der zwischenstaatlichen Kommunikation innerhalb der EG betrugen die<br />
Anteile 54% Französisch, 42% <strong>Englisch</strong> und 3% <strong>Deutsch</strong>, mit Nicht-EG-Staaten 69%<br />
<strong>Englisch</strong>, 30% Französisch und 1% <strong>Deutsch</strong>. Eine Fortschreibung würde wahrscheinlich<br />
eine Fortschreibung der Dominanz von <strong>Englisch</strong> und Französisch mit Verschiebung zu<br />
Gunsten des <strong>Englisch</strong>en und einer minimale Verstärkung des <strong>Deutsch</strong>en zeigen.<br />
Natürlich wird immer wieder mit den explodierenden Kosten bei einer Zunahme der<br />
Sprachenzahl argumentiert. Insbesondere im Hinblick auf die EU-Erweiterung, wenn 5<br />
oder gar 11 Sprachen hinzukommen, wird dieses Argument verstärkt vorgebracht.<br />
Gibt es bei 11 Sprachen, wenn von jeder in jede übersetzt wird, 110 Übersetzungskonstellationen,<br />
so sind es bei 16 Sprachen 240 und bei 22 Sprachen 462 Übersetzungskonstellationen.<br />
Es muss allerdings gesagt werden, dass die Kosten tatsächlich keineswegs so hoch<br />
sind: der interne Übersetzungsdienst der EU-Kommission verbraucht 0,8% des Ausgabenetats<br />
der EU-Kommission, verglichen etwa mit dem Agrarhaushalt der Union<br />
eine geradezu lächerliche Summe (vgl. McCluskey 2001).<br />
Eine öffentliche Diskussion der Widersprüchlichkeit europäischer Sprachenpolitik ist<br />
immer noch tabuisiert, wie z.B. die Reaktionen auf den deutsch-österreichischen<br />
Einspruch gegen die von Finnland während seiner EU-Präsidentschaft vorgesehene<br />
Arbeitssprachen-Regelung oder die Heimlichkeit, mit der <strong>–</strong> um eine solche öffentliche<br />
Diskussion zu vermeiden <strong>–</strong> <strong>Deutsch</strong> inzwischen durchaus als halboffizielle Arbeits- bzw.<br />
Verhandlunglungssprache etabliert wurde, belegen. Es ist zu wünschen, dass mit dem<br />
Europäischen Jahr der Sprachen eine offenere Diskussion und Lösungssuche beginnt.<br />
Denn die Situation ist nicht einmal für <strong>Englisch</strong> unproblematisch <strong>–</strong> <strong>nach</strong> der Eurobarometer-Umfrage<br />
vom Dezember 2000 sprechen 47% der EU-Bürger überhaupt<br />
keine Fremdsprache, nur 41% können <strong>Englisch</strong>.<br />
Immerhin gibt uns das Europäische Jahr der Sprachen Gelegenheit, aus der Bestandsaufnahme<br />
heraus Perspektiven zu entwickeln. Hier sehe ich auch die Chance des<br />
Synergien-Projektes: aus dem Elan des Sprachenjahres heraus und mit dem Argument<br />
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