Mehrsprachigkeitskonzept – Tertiärsprachen – Deutsch nach Englisch
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weiterung und Differenzierung im Lernprozess gestaltet, sehr deutlich von individuellen<br />
Merkmalen geprägt ist (vgl. Riemer 1997).<br />
Mit anderen Worten: Jeder Schüler bringt in den Fremdsprachenlernprozess andere<br />
Voraussetzungen und Grundlagen mit, jeder Schüler lernt zumindest partiell anders.<br />
Auf diese Aspekte müsste eine Mehrsprachigkeitsdidaktik eingehen. Die Bereiche der<br />
Binnendifferenzierung des Unterrichts und des autonomen Lernens (Grundlegung des<br />
lebenslangen Weiterlernens von Fremdsprachen) gewinnen dadurch neue Bedeutung.<br />
1.3. Mehrsprachigkeit im schulischen Bereich: Entwicklung von<br />
Sprachprofilen und von Sprachlernbewusstsein<br />
Dem traditionellen Verständnis von Mehrsprachigkeit entspricht der Typ des<br />
Menschen, der in zwei oder mehr Sprachen eine annähernd gleich hoch entwickelte<br />
Sprachkompetenz hat (etwa bilinguale Menschen, die in zwei Sprachen gleichermaßen<br />
„zu Hause“ sind). Auch der traditionelle schulische Fremdsprachenunterricht, der einer<br />
Fremdsprache den absoluten Vorrang gibt <strong>–</strong> das trifft etwa auf das Gymnasium in<br />
<strong>Deutsch</strong>land zu, in dem die 1. Fremdsprache (in der Regel <strong>Englisch</strong>) über neun<br />
Schuljahre hinweg gelehrt wird <strong>–</strong>, geht von der Zielvorstellung aus, dass ein Niveau<br />
erreicht werden kann und soll, das dem Ideal der near-nativeness entspricht. Dahinter<br />
steht wohl bis heute das Ideal des „gebildeten Menschen“, der die Zielsprache nicht nur<br />
in Wort und <strong>–</strong> vor allem <strong>–</strong> Schrift möglichst perfekt beherrscht, sondern sich auch in<br />
der zielsprachlichen Kultur „wie ein Einheimischer“ auskennt. Die Realität ist eher<br />
ernüchternd. Wir wissen aus Erfahrung, dass die Ergebnisse des schulischen<br />
Fremdsprachenunterrichts in der ersten „Langzeitfremdsprache“ weit hinter diesem<br />
Ziel zurückbleiben und dass <strong>nach</strong> einiger Zeit eine Stagnation eintritt, die wohl nur<br />
durch einen längeren Aufenthalt im Zielsprachenland überwunden werden kann.<br />
Aus der Perspektive der Mehrsprachigkeitsdidaktik ändert sich das Ziel des<br />
Sprachunterrichts grundlegend. Es kann im Schulbereich nicht darum gehen, möglichst<br />
viele Sprachen <strong>nach</strong> diesem Idealbild zu lehren und in den einzelnen Sprachen<br />
möglichst viel Sprachwissen und -können zu akkumulieren. Sinnvoller ist es, die<br />
Grundlagen für das Fremdsprachenlernen so zu gestalten, dass a) in den einzelnen<br />
Sprachen Profile entwickelt werden, die den jeweiligen kommunikativen <strong>–</strong><br />
pragmatischen, (inter)kulturellen, etc. <strong>–</strong> Bedürfnissen der Sprachverwendung der<br />
Lernenden entsprechen und die ggf. später <strong>–</strong> <strong>nach</strong> dem Ende der Schulzeit <strong>–</strong> bei Bedarf<br />
weiter entfaltet werden können.<br />
Pragmatische Zielsetzungen lassen sich aber im Bereich der Erwachsenenbildung<br />
leichter präzisieren und verwirklichen als im Bereich des schulischen Fremdsprachenunterrichts!<br />
Denn im schulischen Fremdsprachenunterricht spielen neben<br />
pragmatischen vor allem auch übergreifend pädagogische Leitvorstellungen<br />
(Persönlichkeitsbildung) eine gewichtige Rolle.<br />
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