FH D - Frank Kameier - Fachhochschule Düsseldorf
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4. Überkritischer Bereich<br />
Bis zu Rekr ≈ 2 . 10 5 (Kugel) bzw. Rekr ≈ 4 . 10 5 (Zylinder) ist die Grenzschicht, in der sich das<br />
eigentliche Geschwindigkeitsprofil ausbildet, laminar. Bei höheren Re-Zahlen ist aber auch<br />
innerhalb der Grenzschicht die mittlere Strömungsgeschwindigkeit so weit angestiegen, dass die<br />
Grenzschicht in den turbulenten Zustand umschlägt. Durch das Turbulentwerden der<br />
Grenzschicht verlagert sich der Ablösepunkt weiter nach hinten (in Richtung des rückseitigen<br />
Pols), da infolge der Mischbewegungen die mitschleppende Wirkung der Außenströmung<br />
wesentlich größer ist als bei der laminaren Grenzschicht. Gemäß einer energetischen<br />
Betrachtung steht der turbulenten Grenzschicht aufgrund der zusätzlichen Schwankungsenergie<br />
mehr kinetische Energie zur Verfügung als der laminaren Grenzschicht. Größere Druckberge<br />
können daher bei turbulenter Grenzschicht überwunden werden, ohne dass die Strömung ablöst.<br />
Damit wird die Ausdehnung der vorher voll ausgebildeten Wirbelschleppe beträchtlich verkleinert.<br />
Mit der Verkleinerung des Wirbelbereichs wird aber auch der Druckwiderstand vermindert: es<br />
kommt zu einem steilen Abfall des ζw-Wertes oberhalb von Rekr.<br />
Die genaue Lage des kritischen Umschlagpunktes hängt zusätzlich vom Turbulenzgrad der<br />
Strömung ab. Unter "Turbulenzgrad" versteht man die Größe der örtlichen Schwankungsbewegungen,<br />
bezogen auf die mittlere Strömungsgeschwindigkeit. Die "kritische Reynoldszahl", bei<br />
der der Steilabfall auftritt, ist um so kleiner, je größer der Turbulenzgrad des Windkanals ist.<br />
Ebenso wird die kritische Re-Zahl kleiner, wenn die umströmte Oberfläche aufgeraut oder z.B. mit<br />
Noppen versehen wird; die Unebenheiten wirken gleichsam wie "Stolperstellen", die die laminare<br />
Grenzschicht früher umschlagen lassen. Dieser Effekt wird in der Praxis vielfach ausgenutzt, um<br />
den Strömungswiderstand von Körpern zu vermindern.<br />
1 0<br />
ζ w<br />
1 0<br />
1 0<br />
1 0<br />
2<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
0 1 2 3 4 5 6<br />
1 0 10 10 10 10 10 10<br />
Kugel<br />
Zylinder<br />
Bild 3: Widerstandsbeiwerte verschiedener umströmter Körper nach /1/.<br />
Re<br />
Messbereich des Laborversuchs<br />
an der <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong><br />
Der Verlauf des Widerstandsbeiwertes in Abhängigkeit von der Reynoldszahl für Zylinder<br />
(gestrichelt) und Kugeln (durchgezogen) ist in Bild 3 dargestellt. Man erkennt, dass der<br />
Widerstandsbeiwert mit der Re-Zahl abnimmt, in einem Bereich von etwa zwei Zehnerpotenzen<br />
5<br />
nahezu konstant ist und dann für Kugeln bei einer Re-Zahl von ungefähr 3 ⋅ 10 „plötzlich“ von<br />
ζ 0,<br />
4 auf einen Minimalwert von 1 , 0 ζ abfällt. Diese Verringerung des<br />
w ≈<br />
Widerstandsbeiwertes wird verursacht durch den Übergang einer laminaren zu einer turbulenten<br />
Grenzschicht im Bereich des Meridiankreises und die dadurch bedingte erhebliche Verkleinerung<br />
des Ablösegebietes im Nachlaufbereich der Kugel, vgl. Bild 2.<br />
3. Messtechnik<br />
<strong>Kameier</strong>/Müller 4<br />
© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005<br />
w ≈<br />
laminare GS<br />
turbulente GS