Volltext - OPUS - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
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Förderung des Interesses an Naturwissenschaft und<br />
Technik: Entwicklung, Erprobung und Evaluation eines<br />
Gesamtkonzeptes für das allgemein bildende Gymnasium<br />
in Zusammenarbeit von Schule und Wirtschaft<br />
Inauguraldissertation<br />
an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät<br />
der <strong>Friedrich</strong>-<strong>Alexander</strong>-<strong>Universität</strong><br />
<strong>Erlangen</strong>-<strong>Nürnberg</strong><br />
vorgelegt von<br />
Roman Rösch<br />
aus<br />
Forchheim/Oberfranken<br />
D29
Tag der mündlichen Prüfung: 24. Februar 2006<br />
Dekanin: <strong>Universität</strong>sprofessorin Prof. Dr. Claudia Kugelmann<br />
Erstgutachter: <strong>Universität</strong>sprofessor Dr. Dieter Spanhel<br />
Zweitgutachter: <strong>Universität</strong>sprofessor Dr. Peter Pfeifer
Vorwort<br />
Vor über zwei Jahren trat ich meine Promotionsstelle bei der Robert Bosch GmbH in<br />
Reutlingen an. Nach meiner Ausbildung zum Hauptschullehrer und einer drei-<br />
jährigen Tätigkeit als Dozent in einem Softwareunternehmen reizte es mich, meine<br />
Erfahrungen aus Schule und Wirtschaft in eine wissenschaftliche Untersuchung<br />
einzubringen. Ohne die Förderung durch die Robert Bosch GmbH hätte ich dieses<br />
Vorhaben nicht angehen und realisieren können. Besonderen Dank schulde ich<br />
deshalb Hans-Dieter Krey, dem damaligen Leiter der Aus- und Weiterbildung in<br />
Reutlingen, der die vorliegende Dissertation im Hause Bosch möglich machte.<br />
Danken möchte ich aber auch Prof. Dr. Dieter Spanhel, der sich von universitärer<br />
Seite auf das Vorhaben einließ und die Arbeit betreute.<br />
Meine anfänglichen Bedenken hinsichtlich mehrerer Jahre „einsamer Forschungs-<br />
tätigkeit“ wurden bald zerstreut. Die Konzeption der Promotion als offenes<br />
Entwicklungsprojekt zur Förderung des naturwissenschaftlich-technischen Nach-<br />
wuchses erforderte vielfältige Kooperationen. Diese Zusammenarbeit mit engagierten<br />
Partnern aus Betrieb, Schule, Hochschule und Verband war verantwortlich für den<br />
Projekterfolg. Alle Beteiligten aufzuzählen würde den Rahmen des Vorwortes<br />
sprengen. Herausstellen möchte ich jedoch die Lehrerinnen und Lehrer des <strong>Friedrich</strong>-<br />
Schiller-Gymnasiums in Pfullingen, die als schulische Partner das Promotions-<br />
vorhaben überhaupt möglich machten. Weit über das „normale“ Maß hinaus<br />
engagierte sich Gerhard Hartmann, der die Rolle des Verbindungslehrers wahrnahm.<br />
Wertvolle Unterstützung erfuhr ich von den Mitarbeitern der Ausbildungsabteilung<br />
der Robert Bosch GmbH, dem Fachbereich Mechatronik der Fachhochschule Reut-<br />
lingen und dem Verband Südwestmetall.<br />
Bei der Erstellung der Dissertation habe ich mich um Verständlichkeit bemüht. Kurz-<br />
zusammenfassungen zu den Haupt- und einigen Unterkapiteln erlauben einen<br />
Überblick über die wesentlichen Inhalte der Arbeit. Überleitungsfragen zwischen den<br />
Kapiteln sollen den Argumentationszusammenhang verdeutlichen. Nicht immer ließ<br />
es sich durchhalten, die weibliche zusammen mit der männlichen Form zu<br />
verwenden. Wenn also im Folgenden von Lehrern, Schülern etc. gesprochen wird,<br />
sind natürlich beide Geschlechter gemeint. Diese rein pragmatische Entscheidung<br />
steht inhaltlich in keinem Zusammenhang zur vorliegenden Arbeit.<br />
Roman Rösch <strong>Nürnberg</strong> im Juli 2005
1 Einleitung<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1.1 Die Initiative der Robert Bosch GmbH ................................................................... 1<br />
1.2 Die Fragestellung der Arbeit ................................................................................... 2<br />
1.3 Der Aufbau der Arbeit.............................................................................................. 4<br />
2 Ausgangssituation und Problemdarstellung<br />
2.1 Die Entwicklung der natur- und ingenieurwissenschaftlichen Studienan-<br />
fänger- bzw. Studienabsolventenzahlen ............................................................... 7<br />
2.1.1 Die Studienanfängerzahlen ......................................................................................................... 7<br />
2.1.2 Die Studienabsolventenzahlen.................................................................................................10<br />
2.1.3 Erklärungsversuche ......................................................................................................................12<br />
2.2 Das Interesse als entscheidende Variable bei der Studienfach- und Leistungs-<br />
kurswahl .................................................................................................................. 15<br />
2.2.1 Das Interesse als entscheidende Variable bei der Studienfachwahl ............................15<br />
2.2.2 Das Interesse als entscheidende Variable bei der Leistungskurswahl.........................17<br />
2.3 Zusammenfassung ................................................................................................. 21<br />
3 Interessenförderung als Antwort auf die Nachwuchsprobleme im natur-<br />
wissenschaftlich-technischen Bereich<br />
3.1 Stand der pädagogisch-psychologischen Interessenforschung und Begriffs-<br />
definitionen............................................................................................................. 23<br />
3.1.1 Überblick über die Geschichte der Interessenforschung.................................................23<br />
3.1.2 Das Interesse...................................................................................................................................25<br />
3.1.3 Der Interessengegenstand.........................................................................................................29<br />
3.1.4 Die Theorien der Interessenentwicklung ..............................................................................31<br />
3.1.5 Einflussfaktoren bei der Entwicklung von naturwissenschaftlich-technischen<br />
Interessen.........................................................................................................................................36<br />
3.1.6 Zusammenfassung .......................................................................................................................42
3.2 Empirische Befunde über Schülerinteressen in Naturwissenschaft und<br />
Technik..................................................................................................................... 44<br />
3.2.1 Die Fachinteressen in Naturwissenschaft und Technik.....................................................44<br />
3.2.2 Die Sachinteressen in Naturwissenschaft und Technik ....................................................46<br />
3.2.3 Der Zusammenhang zwischen Fach- und Sachinteressen..............................................48<br />
3.2.4 Zusammenfassung .......................................................................................................................50<br />
3.3 Möglichkeiten zur Förderung naturwissenschaftlich-technischer Interessen<br />
in der Schule............................................................................................................ 51<br />
3.3.1 Die Bedeutung der Schule für die Schülerinteressen........................................................51<br />
3.3.2 Die Bedeutung der Lehrkraft für die Schülerinteressen...................................................52<br />
3.3.3 Die Bedeutung des Unterrichts für die Schülerinteressen ..............................................54<br />
3.3.4 Die Bedeutung der Mädchenförderung für die Schülerinteressen ..............................59<br />
3.3.5 Zusammenfassung .......................................................................................................................61<br />
4 Praxiszentrierte Evaluation als Antwort auf die Diskrepanz zwischen<br />
der Unterrichtspraxis und den Ergebnissen der Interessenforschung<br />
4.1 Die Notwendigkeit praxiszentrierter Evaluation ................................................ 63<br />
4.1.1 Die Umsetzung der Ergebnisse der Interessenforschung im Schulalltag ..................63<br />
4.1.2 Die Umorientierung der pädagogischen Interessenforschung.....................................65<br />
4.2 Die Planung des Entwicklungsprojektes als praxiszentrierte Evaluations-<br />
studie ....................................................................................................................... 67<br />
4.2.1 Die Vorgehensweise bei der Planung des Entwicklungsprojektes ...............................67<br />
4.2.2 Die Ziele des Entwicklungsprojektes......................................................................................68<br />
4.3 Die Rahmenbedingungen bei der Durchführung des Entwicklungspro-<br />
jektes........................................................................................................................ 70<br />
4.3.1 Die Bedingungen für das Entwicklungsprojekt am Gymnasium ..................................70<br />
4.3.2 Die Bedingungen für das Entwicklungsprojekt im konkreten Schulalltag ................71<br />
4.4 Die Bedeutung des Entwicklungsprojektes in der aktuellen pädagogischen<br />
Diskussion ............................................................................................................... 74<br />
4.4.1 Die Bedeutung des Entwicklungsprojektes für die Interessenförderung als<br />
Bildungsziel .....................................................................................................................................74
4.4.2 Die Bedeutung des Entwicklungsprojektes für die Professionalität der Lehr-<br />
kräfte..................................................................................................................................................75<br />
4.4.3 Die Beitrag des Entwicklungsprojektes für den Schulentwicklungsprozess.............76<br />
4.4.4 Der Beitrag des Entwicklungsprojektes zur Gestaltung der bildungspolitischen<br />
Reformansätze................................................................................................................................78<br />
4.5 Zusammenfassung ................................................................................................. 80<br />
5 Das Konzept der responsiven Evaluation als methodologischer Bezugs-<br />
rahmen<br />
5.1 Die Methode der responsiven Evaluation............................................................ 82<br />
5.2 Die Phasen des Entwicklungsprojektes gemäß der responsiven Evaluation .. 84<br />
5.2.1 Gegenstandsbestimmung .........................................................................................................84<br />
5.2.2 Informationsbeschaffung...........................................................................................................87<br />
5.2.3 Ergebniseinspeisung....................................................................................................................88<br />
5.3 Die Bewertung des Evaluationsmodells .............................................................. 89<br />
5.4 Zusammenfassung ................................................................................................. 91<br />
6 Der Ablauf des Entwicklungsprojektes<br />
6.1 Die Ausgangslage................................................................................................... 92<br />
6.1.1 Die Beschreibung der Ausgangslage an der Schule..........................................................92<br />
6.1.2 Die Beziehungen zur Robert Bosch GmbH...........................................................................93<br />
6.1.3 Zusammenfassung und Bewertung........................................................................................95<br />
6.2 Die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen im Schuljahr 2002/03 ......... 97<br />
6.2.1 Die Projektsituation im Schuljahr 2002/03 ...........................................................................97<br />
6.2.2 Die Schaffung der Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Zusammen-<br />
arbeit .................................................................................................................................................98<br />
6.2.3 Die Gewinnung der Physiklehrer zur Teilnahme am Entwicklungsprojekt................99<br />
6.2.4 Die Gründung der Arbeitsgruppen.......................................................................................101<br />
6.2.5 Die Festlegung der Evaluationsinstrumente......................................................................104<br />
6.2.6 Öffentlichkeitsarbeit...................................................................................................................107
6.2.7 Zusammenfassung und Bewertung......................................................................................108<br />
6.3 Die Entwicklung der interessenfördernden Maßnahmen im Schuljahr<br />
2003/04 .................................................................................................................. 111<br />
6.3.1 Die Projektsituation im Schuljahr 2003/04 .........................................................................111<br />
6.3.2 Die Arbeit in den Arbeitsgruppen .........................................................................................112<br />
6.3.3 Die Maßnahmen zur Interessenförderung..........................................................................115<br />
6.3.4 Die Durchführung der Evaluation..........................................................................................116<br />
6.3.5 Öffentlichkeitsarbeit...................................................................................................................118<br />
6.3.6 Zusammenfassung und Bewertung......................................................................................120<br />
6.4 Die Auswertung und Implementierung der Maßnahmen im Schulhalbjahr<br />
2004........................................................................................................................ 123<br />
6.4.1 Die Projektsituation im letzten Schulhalbjahr 2004 ........................................................123<br />
6.4.2 Die Weiterführung der Arbeitsgruppen ..............................................................................123<br />
6.4.3 Die dauerhafte Implementierung der Maßnahmen in den Schulalltag....................124<br />
6.4.4 Berichterstattung ........................................................................................................................126<br />
6.4.5 Öffentlichkeitsarbeit...................................................................................................................126<br />
6.4.6 Zusammenfassung und Bewertung......................................................................................127<br />
7 Die Evaluationsergebnisse des Projektes Naturphänomene<br />
7.1 Die Beschreibung des Projektergebnisses ........................................................ 129<br />
7.1.1 Das Gesamtprojekt .....................................................................................................................129<br />
7.1.2 Die Unterrichtssequenz Elektrizität.......................................................................................130<br />
7.1.3 Zusammenfassung und Bewertung......................................................................................133<br />
7.2 Die Befunde der Schülerbefragung.................................................................... 135<br />
7.2.1 Die Vorgehensweise bei der Datenerhebung....................................................................135<br />
7.2.2 Die Vorgehensweise bei der Datenauswertung................................................................140<br />
7.2.3 Die Interessenstruktur der Teilnehmer.................................................................................143<br />
7.2.4 Der Einfluss der Maßnahme auf die Interessenstruktur .................................................151<br />
7.2.5 Zusammenfassung und Bewertung......................................................................................156
7.3 Die Befunde der Lehrerbefragung...................................................................... 158<br />
7.3.1 Die Vorgehensweise bei der Datenerhebung....................................................................158<br />
7.3.2 Die Vorgehensweise bei der Datenauswertung................................................................158<br />
7.3.3 Die Maßnahme aus Lehrersicht..............................................................................................160<br />
7.3.4 Die Übertragbarkeit der interessenfördernden Kriterien auf den regulären<br />
naturwissenschaftlichen Unterricht......................................................................................164<br />
7.3.5 Die Arbeit der Planungsgruppe..............................................................................................165<br />
7.3.6 Möglichkeiten der Wirtschaft zur Unterstützung eines interessenfördernden<br />
Unterrichts.....................................................................................................................................167<br />
7.3.7 Zusammenfassung und Bewertung......................................................................................170<br />
8 Die Evaluationsergebnisse des Projektes Schüler-Ingenieur-Akademie<br />
8.1 Die Beschreibung des Projektergebnisses ........................................................ 172<br />
8.1.1 Das Gesamtprojekt .....................................................................................................................172<br />
8.1.2 Das Teilprojekt Netzgerätebau ...............................................................................................173<br />
8.1.3 Zusammenfassung und Bewertung......................................................................................176<br />
8.2 Die Befunde der Schülerbefragung.................................................................... 178<br />
8.2.1 Vorgehensweise bei der Datenerhebung ...........................................................................178<br />
8.2.2 Vorgehensweise bei der Datenauswertung .......................................................................180<br />
8.2.3 Die Interessenstruktur der Teilnehmer.................................................................................182<br />
8.2.4 Die Rahmenbedingungen im Gesamtprojekt unter interessenfördernden<br />
Gesichtspunkten..........................................................................................................................188<br />
8.2.5 Das Teilprojekt Netzgerätebau unter interessenfördernden Gesichtspunkten .....190<br />
8.2.6 Das Teilprojekt Mikrocontrollerprogrammierung unter interessenfördernden<br />
Gesichtspunkten..........................................................................................................................193<br />
8.2.7 Der Einfluss der Maßnahme auf die Interessenstruktur .................................................195<br />
8.2.8 Zusammenfassung und Bewertung......................................................................................201<br />
8.3 Die Befunde der Lehrerbefragung...................................................................... 203<br />
8.3.1 Die Vorgehensweise bei der Datenerhebung....................................................................203<br />
8.3.2 Die Vorgehensweise bei der Datenauswertung................................................................203
8.3.3 Die Maßnahme aus Lehrersicht..............................................................................................204<br />
8.3.4 Die Übertragbarkeit der interessenfördernden Kriterien auf den regulären<br />
naturwissenschaftlichen Unterricht......................................................................................206<br />
8.3.5 Die Arbeit der Planungsgruppe..............................................................................................207<br />
8.3.6 Möglichkeiten der Wirtschaft zur Unterstützung eines interessenfördernden<br />
Unterrichts.....................................................................................................................................209<br />
8.3.7 Zusammenfassung und Bewertung......................................................................................211<br />
9 Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse<br />
9.1 Zentrale Erkenntnisse zur Weiterentwicklung der Interessenforschung....... 213<br />
9.2 Die Übertragbarkeit des Gesamtkonzeptes auf andere Schulen.................... 218<br />
9.3 Der Einsatz der responsiven Evaluation zur Beantwortung der Forschungs-<br />
fragen..................................................................................................................... 221<br />
10 Konsequenzen aus dem Entwicklungsprojekt<br />
10.1 Empfehlungen an die Schule für eine Neuausrichtung des naturwissen-<br />
schaftlichen Unterrichts unter interessenfördernden Gesichtspunkten ....... 222<br />
10.1.1 Begründung des Handlungsbedarfes ..................................................................................222<br />
10.1.2 Empfehlungen an die Schulbehörden zur Schaffung geeigneter Rahmenbedin-<br />
gungen für einen interessenfördernden naturwissenschaftlichen Unterricht.......223<br />
10.1.3 Empfehlungen an die Schulleitungen zur Unterstützung eines interessen-<br />
fördernden naturwissenschaftlichen Unterrichts ............................................................228<br />
10.1.4 Empfehlungen an die Lehrkräfte zur Durchführung eines interessenfördernden<br />
naturwissenschaftlichen Unterrichts....................................................................................229<br />
10.2 Empfehlungen an die Wirtschaft zur Unterstützung der Bemühungen um<br />
einen interessenfördernden naturwissenschaftlichen Unterricht ................. 231<br />
10.2.1 Begründung des Handlungsbedarfes ..................................................................................231<br />
10.2.2 Bildungspolitische Einflussnahme.........................................................................................232<br />
10.2.3 Unterstützung schulischer Veränderungsprozesse .........................................................232<br />
10.2.4 Unterstützung der naturwissenschaftlichen Lehrkräfte ................................................233<br />
10.3 Empfehlungen an die Wirtschaft zur Neugestaltung der Nachwuchswerbung<br />
unter interessenfördernden Gesichtspunkten.................................................. 236
10.3.1 Begründung des Handlungsbedarfes ..................................................................................236<br />
10.3.2 Direkte Angebote an Schüler unter interessenfördernden Gesichtspunkten ........237<br />
10.3.3 Die Durchführung gemeinsamer Projekte mit Schulen .................................................240<br />
11 Resümee......................................................................................................244<br />
Literaturverzeichnis .............................................................................................245<br />
Anhang...................................................................................................................258
1 Einleitung<br />
1.1 Die Initiative der Robert Bosch GmbH<br />
Die vorliegende Arbeit wurde im Rahmen einer Industriepromotion im Auftrag der<br />
Abteilung Aus- und Weiterbildung der Robert Bosch GmbH am Standort Reutlingen<br />
angefertigt. Die Robert Bosch GmbH gehört mit weltweit etwa 232.000 Mitabeitern<br />
und einem Umsatz von ungefähr 36,3 Milliarden Euro im Jahre 2003 zu den größten<br />
Industrieunternehmen in der Bundesrepublik Deutschland. Das Arbeitsfeld der<br />
Boschgruppe umfasst viele Bereiche. Traditionelles Erzeugnisgebiet ist vor allem die<br />
Kraftfahrzeugtechnik. Auch der Standort Reutlingen als Zentrale des Geschäfts-<br />
bereiches Automobilelektronik (AE) ist ein Standort der Kraftfahrzeugtechnik. Seit<br />
ungefähr vier Jahrzehnten entwickelt und fertigt Bosch am Standort Reutlingen<br />
mikromechanische Sensoren, elektronische Steuergeräte und Halbleiterbauelemente<br />
für den Einsatz in Kraftfahrzeugen. Mit über 6.000 Mitarbeitern und insgesamt ca.<br />
300 Auszubildenden ist der Standort Reutlingen von großer Bedeutung für den<br />
regionalen und überregionalen Arbeits- und Ausbildungsmarkt.<br />
Die Abteilung Aus- und Weiterbildung ist für ein umfangreiches Weiterbildungs-<br />
programm und die Betreuung der Auszubildenden zuständig. Im Rahmen der so<br />
genannten Vorfeldakquise ist auch die Nachwuchssicherung ein wichtiges Aufgaben-<br />
feld. So pflegt die Abteilung die unterschiedlichsten Hochschulkontakte (z.B. Teil-<br />
nahme an Hochschulmessen, Vergabe von Hochschulpraktika, Ausschreibung von<br />
Diplomarbeiten und Stipendien). Aufgrund der Beschäftigungsstruktur am Standort<br />
Reutlingen mit seinen zahlreichen Entwicklungsabteilungen stehen hier in erster<br />
Linie die ingenieurwissenschaftlichen und naturwissenschaftlichen Studienrichtungen<br />
im Mittelpunkt. Vor allem Physiker, Elektrotechniker und Informatiker werden<br />
gebraucht.<br />
Die in der zweiten Hälfte der 90er Jahre stark rückläufigen Absolventenzahlen bei<br />
den Natur- und Ingenieurwissenschaften, die wohl nur aufgrund der damals allgemein<br />
schlechten Wirtschaftslage zu keiner echten Mangelsituation am Arbeitsmarkt<br />
geführt haben (vgl. Karle 2003), leiteten hier ein Um- bzw. Weiterdenken ein. So<br />
geriet die höhere Schule als ein „Zulieferer“ für die naturwissen- und ingenieur-<br />
wissenschaftlichen Studiengänge zunehmend in den Blickwinkel möglicher Gegen-<br />
maßnahmen.<br />
Auch die Robert Bosch GmbH am Standort Reutlingen pflegt bereits seit längerem<br />
Kontakte zu den Schulen der Region. Die Stadt Reutlingen besitzt allein vier<br />
1
allgemein bildende Gymnasien. Hinzu kommt noch das <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymna-<br />
sium der angrenzenden Gemeinde Pfullingen, so dass sich insgesamt fünf Gymnasien<br />
im engeren Einzugsgebiet des Standortes befinden. Auch ein Großteil der Mit-<br />
arbeiterkinder besucht eine dieser fünf Schulen.<br />
Im Laufe der Jahre kam es zu einem engen Austausch zwischen der Robert Bosch<br />
GmbH und dem <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium. Getragen wurden diese ersten<br />
Kontakte zunächst vom Direktor des <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasiums und dem<br />
Abteilungsleiter der Aus- und Weiterbildung. Die Sorge um das Ansehen der natur-<br />
wissenschaftlichen Fächer und die Qualität des naturwissenschaftlichen Unterrichts<br />
entwickelte sich bald zum zentralen Anliegen beider Parteien. So bestand auf Seiten<br />
der Robert Bosch GmbH der Wunsch, Wege aufzuzeigen, wie durch eine Stützung<br />
der naturwissenschaftlichen Fachbereiche in der Schule langfristig auf zukünftige<br />
Nachwuchsmängel in den natur- und ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen reagiert<br />
werden kann. Vom <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium wurde neben einer Öffnung der<br />
Schule bzw. einer schulspezifischen Profilbildung eine Stärkung des naturwissen-<br />
schaftlichen Zweiges gewünscht.<br />
Damit war der Rahmen für eine mögliche Zusammenarbeit festgelegt. Zu deren<br />
Gestaltung wurden von beiden Seiten Personaleinstellungen vorgenommen. So wurde<br />
vom <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium eine Stelle für einen Physiklehrer ausgeschrieben,<br />
die den Ausbau der Kooperationsbeziehung beinhaltete. Für das Vorhaben konnte ein<br />
Lehrer aus einer benachbarten Gemeinde gewonnen werden, der ab dem Schuljahr<br />
2002/03 zur Verfügung stand. Auf Seiten der Robert Bosch GmbH wurde eine<br />
Promotionsstelle genehmigt, die der Verfasser der vorliegenden Arbeit, ebenfalls zu<br />
Schuljahresbeginn, antrat.<br />
1.2 Die Fragestellung der Arbeit<br />
Fragt man nach dem Zustand der naturwissenschaftlichen Bildung an deutschen<br />
Gymnasien, so beschreiben internationale Leistungsstudien wie die TIMS- oder die<br />
PISA-Studie ein eher ernüchterndes Bild. Eine starke Fakten- und Wissens-<br />
orientierung, eine zu geringe Betonung von Verstehen, Versprachlichen, Modellieren,<br />
Anwenden und Problemlösen und eine Vernachlässigung der naturwissenschaftlichen<br />
Prozesse bzw. des Verständnisses der Besonderheiten der Naturwissenschaften im<br />
Unterricht haben zu ungenügenden Ergebnissen im kognitiven Bereich geführt<br />
(Prenzel 2002, S. 35). Aber auch die Verwirklichung nicht-kognitiver Lernziele, wie<br />
der Aufbau eines langfristigen Interesses an den naturwissenschaftlichen Fachgebieten<br />
2
und ihren Inhalten, wird nur bei wenigen Schülern erreicht. Gerade dieser<br />
Sachverhalt stellt sich als problematisch für das Anliegen der Robert Bosch GmbH<br />
heraus. So haben soziologische und psychologische Studien die besondere Bedeutung<br />
des Interesses bei der Studienfachwahl festgestellt (Krapp 1993, S. 3-5; Müller 2001,<br />
S. 70-75). Hier bilden die naturwissenschaftlich-technischen Studiengänge keine Aus-<br />
nahme.<br />
Auch die erziehungswissenschaftlichen Disziplinen setzten sich spätestens seit Beginn<br />
der 80er Jahre intensiver mit dem Interessenbegriff auseinander. Ausgelöst durch die<br />
Erkenntnisse der so genannten „pädagogischen Interessenforschung“ haben vor allem<br />
die naturwissenschaftlichen Fachdidaktiken eine Vielzahl von empirischen Studien<br />
bzw. Untersuchungen vorgelegt, die Möglichkeiten zur Förderung des naturwissen-<br />
schaftlich-technischen Interesses in Schule und Unterricht eruierten (H. Conrads/A.<br />
Conrads 1992; Bettge/Hannover 1993; Oßwald 1995; Hartinger 1997; Hoffmann u.a.<br />
1997; Hansen/Klinger 1998; Vogt u.a. 1999; Mammes 2001; Berger 2002; Schminke<br />
2003). Andererseits scheint der aktuelle naturwissenschaftliche Unterricht kaum von<br />
diesen Forschungsergebnissen zu profitieren.<br />
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es deshalb, nicht im Sinne einer Grund-<br />
lagenforschung weitere Erkenntnisse zu produzieren, sondern Wege aufzuzeigen, wie<br />
bereits gewonnene Forschungsergebnisse auch in der Praxis wirksam werden können.<br />
Dazu darf die Erziehungswissenschaft sich nicht als ein System genereller Gesetzes-<br />
aussagen definieren, sondern als Wissenschaft, die dem Praktiker Werkzeuge an die<br />
Hand gibt, welche ihm ein fundiertes Handeln in Praxisbezügen erlauben (vgl.<br />
König/Zedler 2002, S. 242). Um solche Interventionsmethoden zur Verfügung zu<br />
stellen ist Evaluationsforschung notwendig. Die Dissertation wird deshalb als<br />
praxiszentrierte Evaluationsstudie geplant. Da bisher kaum fertig ausgearbeitete und<br />
in der Praxis evaluierte Konzepte zur Förderung des naturwissenschaftlich-<br />
technischen Interesses an der höheren Schule vorliegen, ergibt sich unter Einbe-<br />
ziehung der oben beschriebenen Kooperation zwischen der Robert Bosch GmbH<br />
und dem <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium folgende übergeordnete Forschungsfrage:<br />
Wie lassen sich in Zusammenarbeit von Schule und Wirtschaft geeignete Maßnahmen zur<br />
Förderung des naturwissenschaftlich-technischen Interesses an allgemein bildenden<br />
Gymnasien entwickeln, erproben und dauerhaft in den Schulalltag integrieren?<br />
Methodisch erforderte die wissenschaftliche Begleitung zur Beantwortung dieser<br />
Forschungsfrage ein sehr differenziertes Vorgehen. Ähnlich wie in großen staatlich<br />
3
finanzierten Modellversuchen, wie zum Beispiel dem „Modellversuch zur Steigerung<br />
der Effizienz des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts“ (vgl. Bund-<br />
Länder-Komission [BLK] 1997; Prenzel 2003), stellte sich dem Verfasser der vorliegen-<br />
den Arbeit die Frage, wie eine solche wissenschaftliche Begleitforschung aussehen<br />
könnte. So hat, laut einer Informationsschrift der Bund-Länder-Kommission, die<br />
wissenschaftliche Begleitung, „die Durchführung von Modellversuchen zu unter-<br />
stützen und die Auswirkungen der Reformmaßnahmen zu analysieren und zu<br />
beschreiben“ (1974, S. 4). Auch für die vorliegende Dissertation stand schnell fest,<br />
dass die inhaltliche Konzeptualisierung, die Beratung und die Evaluation zentrale<br />
Bestandteile einer wissenschaftlichen Begleitung sein mussten. Hinzu kam aber noch,<br />
dass ein Teil der Maßnahmen zur Förderung des naturwissenschaftlich-technischen<br />
Nachwuchses vom Forscher mitentwickelt und auch durchgeführt werden sollten.<br />
Vor diesem Hintergrund musste für das Projekt ein eigener Ansatzpunkt der<br />
wissenschaftlichen Begleitung gefunden werden. So wurde das gemeinsame Vorhaben<br />
im Sinne einer intervenierenden Begleitforschung als offenes Entwicklungsprojekt<br />
konzipiert. Ziel war es, Maßnahmen zur Förderung naturwissenschaftlich-tech-<br />
nischen Nachwuchses unter den konkreten Bedingungen des Schulalltags mit den<br />
Verantwortlichen zu entwickeln, die Prozesse der Entwicklung und Umsetzung der<br />
Maßnahmen genau zu beobachten bzw. zu beschreiben und mögliche Auswirkungen<br />
auf Schüler, Lehrer, Schule und sonstige Beteiligte zu erfassen. Bei Erfolg musste dafür<br />
Sorge getragen werden, die Voraussetzungen für eine langfristige Integration der<br />
Innovationen in den Schulalltag zu schaffen. Der Forscher war mehr oder weniger<br />
intensiv an allen Phasen des Projektes beteiligt. Dabei war eine erhebliche<br />
Rollenflexibilität gefordert. So wurden von ihm im Laufe des Entwicklungsprojektes<br />
die unterschiedlichsten Rollen − vom Initiator, Entwickler, Informationsbeschaffer,<br />
Berater, Fortbilder, Organisator, Evaluator bis hin zum Motivator − eingenommen.<br />
Dieses fiel nicht immer leicht und führte auch aufgrund des engen Zeitrahmens von<br />
zwei Jahren praktischer Arbeit im Feld und einem halben Jahr Auswertung und<br />
Ergebnissicherung zu den ein oder anderen Abstrichen.<br />
1.3 Der Aufbau der Arbeit<br />
Das folgende zweite Kapitel beschreibt die Ausgangssituation und Problemdarstellung<br />
aus Sicht des Auftraggebers der vorliegenden Arbeit. Die Darstellung der Ent-<br />
wicklung der naturwissenschaftlich-technischen Studienanfänger und -absolventen-<br />
zahlen seit dem Jahr 1990 verdeutlicht die problematische Versorgung des deutschen<br />
4
Arbeitsmarktes mit naturwissenschaftlich-technischen Nachwuchskräften. Um zu-<br />
künftige Mangelsituationen zu vermeiden, empfiehlt die Dissertation eine frühzeitige<br />
wie auch kontinuierliche Interessenförderung, die sich nachhaltig auf das Studien-<br />
und Berufswahlverhalten der Schulabgänger auswirken sollte.<br />
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit dem Interessenbegriff aus Sicht der pädago-<br />
gischen Psychologie. Erste Erkenntnisse, wie sich langfristige Interessenstrukturen<br />
aufbauen lassen, werden für Schule und Unterricht durch die Forschungsergebnisse<br />
der naturwissenschaftlichen Fachdidaktiken verdeutlicht. Abschließend können so<br />
empirisch abgesicherte Kriterien zur Förderung naturwissenschaftlich-technischer<br />
Interessen aufgelistet werden.<br />
Ausgehend von einem kritischen Vergleich des aktuell praktizierten naturwissen-<br />
schaftlichen Unterrichts mit den Bedingungen für einen interessenfördernden<br />
Unterricht erfolgt im vierten Kapitel eine Einordnung der Arbeit in den<br />
gegenwärtigen Forschungsstand. Die Entscheidung, das Dissertationsvorhaben als<br />
praxiszentrierte Evaluationsstudie, in dessen Mittelpunkt ein Entwicklungsprojekt<br />
zur Förderung naturwissenschaftlich-technischer Interessen steht, durchzuführen,<br />
ermöglicht eine differenzierte Festlegung der Ziele bzw. Forschungsfragen. Auch<br />
wird bereits ein erster Einblick in die methodische Vorgehensweise gewährt.<br />
Weiterhin lässt sich die besondere Bedeutung der Untersuchung im Kontext der<br />
aktuellen pädagogischen Diskussion aufzeigen.<br />
Das fünfte Kapitel konkretisiert die wissenschaftliche Begleitforschung im Entwick-<br />
lungsprojekt. Das Modell der responsiven Evaluation erweist sich als geeignetes<br />
methodisches Verfahren zur Beantwortung der Forschungsfragen. So kann eine erste<br />
Planung des Projektablaufes gemäß der Stufen einer responsiven Evaluation vorge-<br />
nommen werden.<br />
Inwieweit diese Planung dem tatsächlichen Projektablauf entspricht, schildert das<br />
sechste Kapitel. Es gibt einen Überblick über die zweieinhalb Jahre des Entwick-<br />
lungsprojektes und erste Hinweise darauf, welche Rahmenbedingungen für dessen<br />
Erfolg ausschlaggebend waren.<br />
Die Kapitel sieben und acht beschreiben die Evaluationsergebnisse in Anlehnung an<br />
die beiden Hauptvorhaben (Neugestaltung des Faches Naturphänomene, Einrichtung<br />
einer Schüler-Ingenieur-Akademie) des Entwicklungsprojektes. Die Schülerbe-<br />
fragungen geben dabei Auskunft über deren interessenfördernde Wirkung. Die<br />
Lehrerbefragungen können ihren Entstehungsprozess aufklären.<br />
5
Unter Berücksichtigung der Evaluationsergebnisse versucht das neunte Kapitel eine<br />
Zusammenstellung der im Laufe des Entwicklungsprojektes gewonnenen Erkennt-<br />
nisse. Auch wird der Frage nachgegangen, wie sich diese Erkenntnisse auf andere<br />
Schulen, die ebenfalls eine Stärkung der naturwissenschaftlichen Fachbereiche planen,<br />
übertragen lassen. Eine kritische Würdigung der im Rahmen des Vorhabens ein-<br />
gesetzten Forschungsmethode schließt die Ausführungen ab.<br />
Ausgehend von diesen zusammenfassenden Erkenntnissen formuliert die Dissertation<br />
im letzten Kapitel Empfehlungen zur Neuausrichtung des naturwissenschaftlichen<br />
Unterrichts unter interessenfördernden Gesichtspunkten. Sie richten sich an<br />
bildungspolitische Einrichtungen ebenso wie an Schulen und Lehrkräfte. Auch die<br />
Institutionen der Wirtschaft können auf allen drei Ebenen beeinflussend bzw. unter-<br />
stützend wirken. Hierzu werden abschließend Handlungsmöglichkeiten dargestellt.<br />
6
2 Ausgangssituation und Problemdarstellung<br />
2.1 Die Entwicklung der natur- und ingenieurwissen-<br />
schaftlichen Studienanfänger- bzw. Studienabsolven-<br />
tenzahlen<br />
2.1.1 Die Studienanfängerzahlen<br />
Im Jahr 2003 entschieden sich in Deutschland nach Daten des Statistischen<br />
Bundesamtes (Fachserie 11, Reihe 4.3.1, Nichtmonetäre hochschulstatistische Kenn-<br />
zahlen) die meisten Studienanfänger 1 für ein Studium der Fächergruppe der Rechts-,<br />
Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Mit fast 169.000 Studienanfängern im ersten<br />
Fachsemester hatte diese Fächergruppe einen Anteil von 32 % an allen Studien-<br />
anfängern. 13 Jahre zuvor begannen lediglich 115.171 ein rechts-, wirtschafts- bzw.<br />
sozialwissenschaftliches Studium. Damit konnte die Fächergruppe ihren Anteil an<br />
allen Studienanfängern weitgehend halten bzw. sogar um 1 % ausbauen.<br />
180000<br />
160000<br />
140000<br />
120000<br />
100000<br />
80000<br />
60000<br />
40000<br />
20000<br />
0<br />
1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />
168521<br />
128611<br />
98226<br />
87600<br />
Ingenieurwissenschaften<br />
Naturwissenschaften, Mathematik<br />
Sprach-und Kulturwissenschaften, Sport<br />
Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften<br />
Human- und Veterinärmedizin<br />
Agrar-, Forst- und Ernährungswirtschaft<br />
Kunst und Kunstwissenschaft<br />
Abbildung 1: Studienanfänger 1. Fachsemester nach Fächergruppen -– Hochschulen insgesamt (ab<br />
1993 mit neuen Bundesländern)<br />
Im Gegensatz zu dieser Erfolgsgeschichte entwickelten sich die Studienanfänger-<br />
zahlen in der Fächergruppe Mathematik/Naturwissenschaften und in den Ingenieur-<br />
wissenschaften weit weniger eindeutig. So konnte die Fächergruppe Mathematik/<br />
1 Studienanfänger 1. Fachsemester im Sommer- und nachfolgenden Wintersemester (z.B. SS 2003 und WS<br />
2003/04).<br />
7
Naturwissenschaften ihren Anteil an den Studienanfängerzahlen von 16,6 % auf<br />
18,5 % steigern, doch war dieser Zuwachs, wie unten noch dargelegt wird, in erster<br />
Linie dem Studienfach Informatik zu verdanken. Die Ingenieurwissenschaften<br />
mussten demgegenüber einen Bedeutungsverlust hinnehmen. So stieg zwar die<br />
absolute Zahl der ingenieurwissenschaftlichen Studienanfänger seit 1998 auf einen<br />
neuen Höchststand von 87.600, doch sank ihr Anteil an allen Studienanfängern im<br />
ersten Fachsemester von 20 % im Jahr 1990 auf 16,5 % im Jahr 2003.<br />
Dabei ist die Zu- und Abnahme der Studienanfänger in den einzelnen Fächern der<br />
Natur- und Ingenieurwissenschaften höchst unterschiedlich verlaufen.<br />
Die Entwicklung in der Fächergruppe der Ingenieurswissenschaften<br />
So hatten vor allem die klassischen ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge<br />
Maschinenbau/Verfahrenstechnik und Elektrotechnik bis einschließlich 1997 starke<br />
Rückgänge zu verzeichnen.<br />
40000<br />
35000<br />
30000<br />
25000<br />
20000<br />
15000<br />
10000<br />
5000<br />
0<br />
1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />
Maschinenbau, Verfahrenstechnik<br />
Elektrotechnik<br />
Bauingenieurwesen<br />
Architektur, Innenarchitektur<br />
Abbildung 2: Studienanfänger Ingenieurwissenschaften im 1. Fachsemester nach ausgewählten<br />
Fachrichtungen – Hochschulen insgesamt (ab 1993 mit neuen Bundesländern)<br />
Erst 1998 konnte hier eine Wende eingeleitet werden, so dass die Studien-<br />
anfängerzahlen in den letzten Jahren wieder kontinuierlich anstiegen. Allerdings<br />
scheint sich dieser Trend nicht weiter fortzusetzen. Laut der vorläufigen Schnell-<br />
meldungsergebnisse des Statistischen Bundesamtes sind im Jahr 2004 die<br />
Studienanfängerzahlen im Maschinenbau bzw. in der Verfahrenstechnik um etwa 8 %<br />
auf 33.882 und in der Elektrotechnik um etwa 10 % auf 17.136 zurückgegangen<br />
(Statistisches Bundesamt 2004, ohne Seitenangabe).<br />
8
Die Entwicklung in der Fächergruppe der Mathematik/Naturwissenschaften<br />
Bis auf eine Ausnahme kam es auch im Fachbereich Mathematik/Naturwissen-<br />
schaften zu einer weitgehend ähnlichen Entwicklung.<br />
40000<br />
35000<br />
30000<br />
25000<br />
20000<br />
15000<br />
10000<br />
5000<br />
0<br />
1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />
32542<br />
18515<br />
12076<br />
9459<br />
Informatik<br />
Physik<br />
Chemie<br />
Biologie<br />
Mathematik<br />
Abbildung 3: Studienanfänger Mathematik/Naturwissenschaften im 1. Fachsemester nach ausgewählten<br />
Fachrichtungen – Hochschulen insgesamt (ab 1993 mit neuen Bundesländern)<br />
So musste vor allem die Physik im Vergleich zum Jahr 1990 im Studienjahr 1996 mit<br />
35,7 % weniger Studienanfängern auskommen. Aber auch in der Chemie sanken bis<br />
einschließlich 1996 die Studienanfängerzahlen um 34,1 %. Ein Jahr früher als in den<br />
oben beschriebenen ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen kam es in den eben<br />
genannten naturwissenschaftlichen Studienfächern zu einer Erholung der Studienan-<br />
fängerzahlen, die bis zum Studienjahr 2003 anhielt. Eine Sonderrolle spielt innerhalb<br />
des Fachbereiches Mathematik/Naturwissenschaften die Informatik. Hier war seit<br />
1995 ein massiver Anstieg der Studienanfänger zu bemerken, der seinen vorläufigen<br />
Höhepunkt im Jahr 2000 erreichte.<br />
Die besondere Lage der Frauen in den naturwissenschaftlich-technischen Studiengängen<br />
Abschließend sei bezüglich der Studienanfänger im 1. Fachsemester auf den immer<br />
noch geringen Anteil von Frauen in den Studiengängen Elektrotechnik (9,4 %),<br />
Maschinenbau/Verfahrenstechnik (18,8 %) und Physik (21,2 %) im Jahr 2003 hin-<br />
gewiesen (Statistisches Bundesamt, Fachserie 11, Reihe 4.3.1, Nichtmonetäre hoch-<br />
schulstatistische Kennzahlen). Lediglich der Studiengang Chemie konnte seinen<br />
Frauenanteil im Jahr 2003 auf 48,2 % steigern.<br />
9
2.1.2 Die Studienabsolventenzahlen<br />
Nicht jeder Student beendet das begonnene Studium mit einem Abschluss. Im Verlauf<br />
des Studiums können verschiedene Ereignisse dazu führen, dass die ursprünglich<br />
angestrebte akademische Qualifikation nicht erreicht wird.<br />
Gerade die naturwissenschaftlichen bzw. ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen<br />
sind hiervon besonders betroffen. So geben Egeln und Kollegen für das Jahr 1999<br />
eine universitäre Schwundbilanz von 43 % für die Informatik, 37 % für den Maschi-<br />
nenbau und gar 42 % für die Elektrotechnik an (2003, S. 21-24).<br />
Die Entwicklung der Absolventenzahlen<br />
Deshalb müssen neben den Studienanfängerzahlen auch die Absolventenzahlen näher<br />
betrachtet werden.<br />
25000<br />
20000<br />
15000<br />
10000<br />
5000<br />
0<br />
1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />
Maschinenbau/Verfahrenstechnik<br />
Elektrotechnik<br />
Abbildung 4: Absolventen der Naturwissenschaften/Ingenieurwissenschaften nach ausgewählten<br />
Physik<br />
Chemie<br />
Informatik<br />
Fachrichtungen – Hochschulen insgesamt (ab 1993 mit neuen Bundesländern)<br />
Die Zahlen (Statistisches Bundesamt, Fachserie 11, Reihe 4.3.1, Nichtmonetäre<br />
hochschulstatistische Kennzahlen) sprechen für sich. So machten sich ab 1996/97<br />
erstmals die sinkenden Studienanfängerzahlen aus der ersten Hälfte der 90er Jahre in<br />
den Absolventenzahlen bemerkbar.<br />
In der Fächergruppe der Ingenieurwissenschaften erreichte die Elektrotechnik 1995<br />
einen zwischenzeitlichen Höchststand von 14.163 Absolventen. Im Jahr 2003 dagegen<br />
hatten nur 6.956 Studierende ein Studium der Elektrotechnik mit Erfolg abge-<br />
schlossen. Das waren nur etwa halb so viele wie im Jahr 1993. Eine ähnliche<br />
10
Entwicklung liegt bei den Maschinenbau- bzw. Verfahrenstechnikstudenten vor. Nur<br />
12.330 Studenten verließen 2003 die Hochschule mit einem Abschluss. Im Vergleich<br />
zum Jahr 1996 war dies ebenfalls nahezu eine Halbierung der Absolventenzahl.<br />
Eine vergleichbare, wenngleich weniger dramatische Entwicklung trifft die ma-<br />
thematisch-naturwissenschaftliche Fächergruppe. Hier machte sich der Rückgang in<br />
den Absolventenzahlen vor allem in den Studiengängen Physik und Chemie ab dem<br />
Jahr 1997 bemerkbar. So entließen die Hochschulen 2003 nur 2.984 Physiker und<br />
3.822 Chemiker in den Arbeitsmarkt. Die Informatik übernimmt auch hier aufgrund<br />
der unterschiedlichen Entwicklungen bei den Studienanfängerzahlen eine Sonder-<br />
rolle.<br />
Die Prognose zur zukünftigen Entwicklung<br />
In Zukunft ist wohl wegen den in der zweiten Hälfte der 90er Jahre wieder gestie-<br />
genen Studienanfängerzahlen damit zu rechnen, dass die Absolventenzahlen in den<br />
Kerndisziplinen der ingenieurwissenschaftlichen (Elektrotechnik, Maschinenbau/<br />
Verfahrenstechnik) und naturwissenschaftlichen (Physik, Chemie) Studiengänge<br />
wieder anwachsen werden.<br />
So rechnen Pfenning, Renn und Mack bei einer durchschnittlichen Hochschul-<br />
verweildauer von fünf (Fachhochschulen) bzw. sieben (<strong>Universität</strong>en) Jahren mit<br />
einer deutlicheren Erhöhung der ingenieurwissenschaftlichen Absolventenzahlen<br />
spätestens ab dem Jahr 2005 (2002, S. 67). Die mit dem Jahr 2003 leicht ansteigenden<br />
Absolventenzahlen in der Elektrotechnik bzw. im Maschinenbau/Verfahrenstechnik<br />
scheinen diese These zu bestätigen.<br />
Ähnliches dürfte auch für die oben beschriebenen naturwissenschaftlichen Studien-<br />
gänge gelten. So erwartet das Statistische Bundesamt in einer Zusammenfassung<br />
hochschulstatistischer Kennzahlen, dass sich zumindest in der Physik, wohl aber auch<br />
in der Chemie „die negative Entwicklung bei den Absolventen in den nächsten<br />
Jahren wieder umkehren wird“ (Beck/Wilhelm 2003, S. 27).<br />
Ob die wieder ansteigenden Absolventenzahlen dauerhaft die zukünftige Nachfrage<br />
nach geeignetem Nachwuchs in den ingenieurwissenschaftlichen und naturwissen-<br />
schaftlichen Kerndisziplinen befriedigen werden, hängt von einer Reihe nur schwer<br />
vorhersagbarer Rahmenbedingungen ab. Pfenning, Renn und Mack versuchen hier<br />
in ihrer Studie „Zur Zukunft technischer und naturwissenschaftlicher Berufe“ einen<br />
Überblick zu geben (2002, S. 61-69).<br />
11
Im Rahmen der hier vorgelegten Daten sollen aber folgende Entwicklungen als<br />
bedenklich herausgestellt werden:<br />
• Der prozentuale Bedeutungsverlust der Fächergruppe der Ingenieurwissenschaf-<br />
ten, gemessen an der Gesamtheit aller anderen Fächergruppen, bleibt auch 2003<br />
bestehen. Die Fächergruppe der Naturwissenschaften scheint in erster Linie durch<br />
das Studienfach Informatik zu profitieren. Diese Entwicklung macht vor allem<br />
die Ingenieurwissenschaften anfällig für demografische Schwankungen. Ab dem<br />
Jahr 2010 kommen die geburtenschwachen Jahrgänge der 90er Jahre in das<br />
studierfähige Alter. Bei gleich bleibendem Prozentanteil ist wohl spätestens dann<br />
mit stark sinkenden Studienanfängerzahlen zu rechnen (vgl. Minks 2004, S. 20).<br />
• Zwar stiegen die absoluten Studienanfängerzahlen in der Elektrotechnik und im<br />
Maschinenbau seit 1998 wieder an. Doch scheint dieser Trend trotz weiterhin<br />
günstiger Arbeitsmarktprognosen wieder gestoppt. Es bleibt fraglich, ob die<br />
schwachen Zahlen des Jahres 2004 hier eine Trendwende einleiten.<br />
• Die nach wie vor geringe Frauenquote trägt sicher nicht zur Stabilisierung der<br />
natur- bzw. ingenieurwissenschaftlichen Studienanfänger- bzw. Absolventenzahlen<br />
bei. So können gerade die harten natur- und ingenieurwissenschaftlichen Diszipli-<br />
nen (Ausnahme: Chemie) nicht von der in den letzten Jahren gestiegenen Frauen-<br />
studierquote profitieren (Statistisches Bundesamt 2004, ohne Seitenangabe).<br />
• Die hohen Abbruch- bzw. Schwundquoten vor allem in den universitären natur-<br />
und ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen verschärfen die Situation zu-<br />
sätzlich.<br />
2.1.3 Erklärungsversuche<br />
Fragt man nach den Gründen für den dramatischen Einbruch der Studien-<br />
anfängerzahlen in den ingenieurwissenschaftlichen und, in leicht abgemilderter Form,<br />
in den naturwissenschaftlichen Kerndisziplinen in der ersten Hälfte der 90er Jahre, so<br />
werden neben demografischen in erster Linie arbeitsmarktbedingte Ursachen<br />
genannt.<br />
Der Rückgang der Studienanfängerzahlen in der ersten Hälfte der 90er Jahre<br />
Zwick und Renn sprechen in ihrer Studie „Die Attraktivität von technischen und<br />
ingenieurwissenschaftlichen Fächern bei der Studien- und Berufswahl junger Frauen<br />
und Männer“ davon, dass ein Großteil des Rückgangs der naturwissenschaftlichen<br />
12
und ingenieurwissenschaftlichen Studienanfänger auf unspektakuläre demografische<br />
Wandlungsprozesse zurückzuführen ist (2000, S. 19-24). So waren vom Hochschul-<br />
eintritt der geburtenschwachen Jahrgänge und der damit allgemein sinkenden<br />
Studienanfängerzahlen in der ersten Hälfte der 90er Jahre zunächst alle Studiengänge<br />
gleichermaßen betroffen.<br />
Zudem kam es Anfang der 90er Jahre zu einer konjunkturell bedingten, massiven<br />
Verschlechterung des Arbeitsmarktes für Naturwissenschaftler und Ingenieure, die<br />
sich nachhaltig auf die Studierbereitschaft in den ingenieur- und naturwissen-<br />
schaftlichen Fächern auswirkte. Dass diese Verschlechterung des Arbeitsmarktes<br />
neben den ungünstigen demografischen Rahmenbedingungen ein Hauptgrund für die<br />
bis in die zweite Hälfte der 90er Jahre sinkenden Studienanfängerzahlen in den natur-<br />
wissenschaftlichen und ingenieurwissenschaftlichen Kerndisziplinen war, wird durch<br />
eine Vielzahl von Veröffentlichungen zur Attraktivität des Ingenieurstudiums belegt.<br />
So sehen Bargel und Ramm „in der schockartigen Entlassungswelle von Ingenieuren<br />
und Naturwissenschaftlern durch die Wirtschaft Anfang der 90er Jahre sowie in den<br />
wechselhaften Nachrichten und Prognosen über Chancen und Risiken der An-<br />
stellung von Ingenieuren einen zentralen Grund für die bis in die zweite Hälfte der<br />
90er Jahre andauernde, sinkende Bereitschaft der Studienberechtigten, ein natur- bzw.<br />
ingenieurwissenschaftliches Studium aufzunehmen“ (1998, S. 27). Auch Minks<br />
schließt sich dieser Einschätzung an (2004, S. 24). In der Strukturkrise der Industrie<br />
der ehemaligen DDR, der tief greifenden konjunkturellen Krise und dem<br />
Strukturwandel in der Wirtschaft sieht er drei Hauptgründe für den schwersten<br />
Einbruch der Ingenieurstudentenzahlen der Nachkriegszeit (vgl. auch Zwick/Renn<br />
2000; Minks/Heine/Lewin 1998).<br />
Der Anstieg der Studienanfängerzahlen in der zweiten Hälfte der 90er Jahre.<br />
Das Anwachsen der Studienanfängerzahlen in den Natur- und Ingenieurwissen-<br />
schaften in der zweiten Hälfte der 90er Jahre scheint ähnlich wie ihr Rückgang zu<br />
Beginn des Jahrzehnts begründet zu sein.<br />
So steigen seit 1996 die allgemeinen Studienanfängerzahlen wieder und mit ihnen die<br />
naturwissenschaftlichen und − mit zwei Jahren Verspätung − die ingenieurwissen-<br />
schaftlichen Studienanfängerzahlen. Begleitet wird dieser anfangs zunächst verhaltene<br />
Anstieg von lautstarken Klagen der Politik, der Hochschulen und der Wirtschaft über<br />
einen Nachwuchsmangel in den natur- und ingenieurwissenschaftlichen Studien-<br />
gängen und einem In-Aussicht-Stellen eines Stellenmarktes im Aufwärtstrend. Die<br />
13
„Botschaft“ scheint bei den Studierwilligen angekommen zu sein. So schätzen 73 %<br />
aller Studienanfänger in den Ingenieurwissenschaften und 80 % aller Studienanfänger<br />
in den Naturwissenschaften ihre zukünftigen Beschäftigungsmöglichkeiten in einer<br />
HIS-Studienanfängerbefragung 2000/01 als günstig ein (Heublein/Sommer 2002,<br />
S. 11). In Konsequenz hat dies wohl zu den in den letzten Jahren wieder steigenden<br />
Studienanfängerzahlen in den ingenieurwissenschaftlichen und naturwissenschaft-<br />
lichen Kerndisziplinen geführt (vgl. zur besonderen Bedeutung des Arbeitsmarktes<br />
für die naturwissenschaftlichen und technischen Studiengänge auch Heine/-<br />
Bechmann/Durrer 2002; Bargel/Ramm 2002; Minks 2004).<br />
Um Wege zu finden, wie sich diese schwankenden Anfänger- bzw. Absolventenzahlen<br />
stabilisieren lassen, ist aber ein noch genauerer Blick auf die Motive von jungen<br />
Schulabgängern für ihre Studienfachwahl notwendig. Die niedrige Frauenquote in<br />
den naturwissenschaftlichen bzw. technischen Studiengängen weist darauf hin, dass<br />
auch bei den Studienanfängern der Ingenieur- und Naturwissenschaften außer der<br />
Orientierung am Arbeitsmarkt weitaus grundlegendere Überlegungen das Studien-<br />
wahlverhalten der Studierwilligen beeinflussen.<br />
14
2.2 Das Interesse als entscheidende Variable bei der<br />
Studienfach- und Leistungskurswahl<br />
2.2.1 Das Interesse als entscheidende Variable bei der<br />
Studienfachwahl<br />
Die Studienfachwahl ist als komplexer Entscheidungsprozess zu verstehen, der durch<br />
eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst wird. Einem Faktor wurde in den letzten<br />
Jahren in der wissenschaftlichen Diskussion zunehmend Aufmerksamkeit geschenkt.<br />
So konnten empirische Befunde aus den unterschiedlichsten Forschungsansätzen<br />
belegen, dass der Faktor Interesse zu einem erheblichen Anteil die Entscheidung für<br />
ein Studienfach bestimmt.<br />
Die besondere Bedeutung des Interesses für die Studienfachwahl in soziologischen Studien<br />
Es liegen eine Reihe von Daten soziologischer Studien (Arbeitsgruppe für Hoch-<br />
schulforschung Konstanz, HIS Hochschul-Informations-System, Akademie für<br />
Technikfolgenabschätzung) vor, in denen Studierende nach den Gründen für ihre<br />
Studienwahl befragt wurden. Ihnen gemeinsam ist die grundlegende Bedeutung des<br />
persönlichen Interesses für die Studienfachwahl.<br />
So vermerkt der HIS-Ergebnisspiegel 2000, dass die Studienfachwahl sehr stark<br />
intrinsischen Motiven folgt (Heine 2000, S. 105). Gerade für die Studienanfänger der<br />
Natur- und Ingenieurwissenschaften liegt das spezielle Fachinteresse, neben den<br />
eigenen Neigungen und Begabungen, bei der Begründung der Studienwahl eindeutig<br />
an der Spitze. Aber auch das Interesse am wissenschaftlichen Arbeiten nimmt im<br />
Vergleich zu den anderen Fächergruppen eine zentrale Rolle ein (Heine 2000, S. 106).<br />
Zu ganz ähnlichen Ergebnissen kommt der von der Arbeitsgruppe für<br />
Hochschulforschung durchgeführte 7. Studentensurvey, der in regelmäßigen Abstän-<br />
den „Studiensituation, Studienerfahrungen und studentische Orientierungen bei<br />
<strong>Universität</strong>s- und Fachhochschulstudenten“ erfragt. So betonen Bargel, Ramm und<br />
Multrus die hohe und stabile Bedeutung des Fachinteresses für die Fachwahl (2001,<br />
S. 70). Hier bilden die natur- und ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge keine<br />
Ausnahme.<br />
Auch die im Jahr 1999 von der Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-<br />
Württemberg durchgeführte Studie zur „Attraktivität von technischen und<br />
ingenieurwissenschaftlichen Fächern bei der Studien- und Berufswahl“ kommt zu<br />
dem Schluss, dass persönliche Interessen und Neigungen in hohem Maße die<br />
15
Präferenz für einen naturwissenschaftlichen und ingenieurwissenschaftlichen<br />
Studiengang bedingen. Zur Klärung der Frage, was einen bestimmten Studiengang<br />
attraktiv macht, wurden von Zwick und Renn zwischen Mai und November 1999<br />
insgesamt 667 standardisierte Interviews durchgeführt, 236 mit Studienanfängern und<br />
431 mit Oberstufenschülern der 12. und 13. Jahrgangsstufe (Zwick/Renn 2000;<br />
Zwick 2002). Diese ergaben, dass die Entscheidung zu Gunsten eines bestimmten<br />
Studienfaches insbesondere auf der Begeisterung und dem Interesse für das Fach<br />
beruht. So folgt die Logik der Studienfachwahl ihrer Meinung nach „weder<br />
objektiven Fachmerkmalen noch wahrgenommenen Arbeitsmarkt- und Aufstiegs-<br />
chancen. Was in viel stärkerem Maße zählt, ist die Idee der eigenen Selbstver-<br />
wirklichung und der Wunsch, Spaß zu haben in Studium und Beruf“ (Zwick/Renn<br />
2000, S. 107).<br />
Die besondere Bedeutung des Interesses für die Studienfachwahl in psychologischen Studien<br />
Ebenso betonen psychologische Arbeiten die grundlegende Bedeutung von Interessen<br />
für die Studienfachwahl. Sowohl in Untersuchungen mit objektiven Tests als auch in<br />
qualitativen Studien konnte ein enger Zusammenhang zwischen Interesse und<br />
Studienfachwahl nachgewiesen werden.<br />
Bergmann (1992, S. 196) überprüft in einer Längsschnittuntersuchung auf der Basis<br />
des Personen-Umwelt-Konzeptes von Holland (1997) den Einfluss grundlegender<br />
Interessenorientierungen von Schülern auf die Ausbildungs- und Berufswahl. Kurz<br />
vor der Reifeprüfung wurden mit Hilfe eines Fragebogens die globalen Interessen-<br />
orientierungen österreicherischer Gymnasiasten erfasst. Knapp drei Jahre später<br />
konnten von ungefähr 85 % der Schüler Informationen über den bisherigen<br />
Ausbildungsverlauf eingeholt werden. Es zeigte sich ein deutlicher Zusammenhang<br />
zwischen gemessener Interessenorientierung am Ende der Schulzeit und der später<br />
tatsächlich realisierten Ausbildung. So konnte von Bergmann nachgewiesen werden,<br />
dass je nach Erhebungszeitpunkt 46 % bzw. 44 % der befragten Schüler in ihrer<br />
späteren Laufbahn eine ihrer Interessenstruktur entsprechende Ausbildungs- bzw.<br />
Berufswahl vorgenommen hatten. Besonders für Schüler, bei denen am Ende ihrer<br />
Schullaufbahn eine intellektuell-forschende Orientierung 2 festgestellt werden konnte,<br />
2 Mit Hilfe des Fragebogens zum Berufsinteresse konnte Bergmann die Oberstufenschüler sechs verschiede-<br />
nen Persönlichkeitsorientierungen nach Holland (1997) zuordnen. So bevorzugen zum Beispiel Personen der<br />
intellektuell-forschenden Orientierung „Aktivitäten, bei denen die Auseinandersetzung mit physischen, bio-<br />
logischen oder kulturellen Phänomenen mit Hilfe systematischer Beobachtung und Forschung im Mittelpunkt<br />
stehen. Sie weisen Fähigkeiten vor allem im mathematisch und naturwissenschaftlichen Bereich auf.“<br />
16
sind höchste Prognoseleistungen zu finden. So finden sich zum Beispiel die Schüler<br />
mit einer intellektuell-forschenden Orientierung vorwiegend in den technisch-<br />
naturwissenschaftlichen Studiengängen wieder. Dass jugendliche Berufswähler Aus-<br />
bildungen und Berufe ergreifen, die mit ihren dominierenden Interessen überein-<br />
stimmen, konnte von Bergmann auch in einigen Folgestudien bestätigt werden<br />
(Bergmann 1994, 1998). Auch qualitative Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis,<br />
dass Interessen bei der Studienwahl im Vordergrund stehen. Drottz-Sjörberg<br />
(1989) zeigte, dass in naturwissenschaftlichen oder technischen Studiengängen die<br />
Aufnahme eines postgraduierten Studiums vor allem auf fachinteressenbezogene<br />
Motive wie zum Beispiel „An etwas arbeiten, was einem persönlich wichtig ist“ oder<br />
„Wo es einem Spaß macht, das Wissen und die eigene Fachkompetenz zu erweitern“<br />
zurückzuführen ist.<br />
Die aufgeführten Befunde verdeutlichen die dominierende Bedeutung des Interesses<br />
nicht nur für die naturwissenschaftlich-technische Studienfachwahl (vgl. auch Krapp<br />
1993, S. 3-5; Müller 2001, S. 70-75). So kommt auch Krapp in einem Überblick über<br />
Forschungsbefunde zur Studienfachwahl zu folgendem Ergebnis: „Wie immer also<br />
der Zusammenhang zwischen studienbezogenen Interessen und der Entscheidung für<br />
eine universitäre Ausbildung untersucht wird, kommt man zu dem gleichen<br />
Ergebnis: Inhaltliche Interessen, die Neigung für ein Fachgebiet haben den stärksten<br />
Einfluss auf die Fachwahlentscheidung“ (Krapp 1993, S. 5).<br />
2.2.2 Das Interesse als entscheidende Variable bei der<br />
Leistungskurswahl<br />
Es weist vieles darauf hin, dass nicht nur Studienfach- sondern bereits auch Leistungs-<br />
kurswahlen interessengeleitet vorgenommen werden. Der Umstand, dass gewählte<br />
Leistungskurse inhaltlich häufig mit den zukünftigen Studienfächern korrespon-<br />
dieren, scheint dies zu bestätigen.<br />
Der Beitrag der Leistungskurswahl zur Aufklärung der Studienfachwahl<br />
So stellten Zwick und Renn (2000, S. 42) in ihrer Studie zur Attraktivität der<br />
naturwissenschaftlich-technischen Studiengänge die besondere Bedeutung des<br />
Leistungskurses Technik, der an technischen Gymnasien 3 in Baden-Württemberg<br />
3 Berufliche Gymnasien in Baden-Württemberg bestehen nur aus der Sekundarstufe II. Je nach Profil lassen<br />
sich ernährungswissenschaftliche, technische, wirtschaftliche, agrarwissenschaftliche, sozialpädagogische und<br />
biotechnologische Gymnasien unterscheiden.<br />
17
angeboten wird, für die Wahl eines ingenieurwissenschaftlichen Studiums fest. Auch<br />
in einer Auswertung von TOSCA-Daten 4 , die im Frühjahr 2002 bei Ober-<br />
stufenschülern an allgemein bildenden und beruflichen Gymnasien in Baden-<br />
Württemberg erfragt wurden, steht die außerordentliche Bedeutung des Leistungs-<br />
kursfaches Technik für die ingenieur- und naturwissenschaftliche Studienwahl im<br />
Mittelpunkt. Schüler, die am technischen Gymnasium das Leistungskursfach Technik<br />
mit einem mathematisch-naturwissenschaftlichen Leistungskurs kombinierten,<br />
planten zu 56,7 % ein ingenieurwissenschaftliches und zu 18,9 % ein mathematisch-<br />
naturwissenschaftliches Studium aufzunehmen (Watermann/Maaz 2004, S. 440).<br />
Im allgemein bildenden Gymnasium scheint die Wahl des Faches Physik als<br />
Leistungskurs eine spätere Studienfachwahl zu Gunsten der ingenieur- und natur-<br />
wissenschaftlichen Studiengänge vorzubereiten. In einer Auswertung von TIMSS-<br />
Daten 5 zeigte sich, dass Oberstufenschüler mit dem Studienwunsch Physik zu 73,8 %<br />
einen Physik- und zu 73,8 % einen Mathematikleistungskurs belegt hatten<br />
(Grühn/Schnabel 2000, S. 435-441). Aber auch Schüler mit dem Studienwunsch<br />
Ingenieurwissenschaften belegten zu 68,3 % einen Mathematik- und zu 33,7 % einen<br />
Physikleistungskurs. Für den Studienwunsch Chemie war in dieser Untersuchung der<br />
Zusammenhang zwischen Leistungskurswahl und Studienwunsch weniger ausgeprägt,<br />
wohl aufgrund der viel seltener zustande kommenden Chemieleistungskurse. Nur<br />
42,1 % der Schüler, die ein Chemiestudium aufnehmen wollten, konnten tatsächlich<br />
einen Chemieleistungskurs besuchen.<br />
Auch die in der TOSCA-Studie für das allgemein bildende Gymnasium untersuchten<br />
Leistungskurskombinationen bestätigen diese Sachlage (Watermann/Maaz 2004,<br />
S. 440). Abiturienten mit einem Leistungskurs Physik in Kombination mit einem<br />
mathematisch-naturwissenschaftlichen Fach bevorzugen zu 35,8 % einen mathema-<br />
tisch-naturwissenschaftlichen Studiengang und zu 39,2 % einen ingenieurwissen-<br />
schaftlichen.<br />
4 Im Rahmen der Längsschnittstudie „Transformation des Sekundarschulsystems und akademische Karrieren“<br />
(TOSCA) wird der Lebensweg baden-württembergischer Abiturienten über 10 Jahre verfolgt. Die vom Berliner<br />
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung und dem Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie der <strong>Universität</strong><br />
<strong>Erlangen</strong>-<strong>Nürnberg</strong> durchgeführte Untersuchung möchte herausfinden, wie das Zusammenspiel von<br />
institutionellen Gelegenheitsstrukturen und Einflüssen, dem familiären Hintergrund und den individuellen<br />
Ressourcen der Schülerinnen und Schüler die weitere schulische und persönliche Entwicklung der jungen<br />
Erwachsenen beeinflusst.<br />
5 Vgl. Fußnote 17.<br />
18
Die interessengesteuerte Leistungskurswahl<br />
Aber auch Untersuchungen, die sich direkt mit der Leistungskurswahl beschäftigen,<br />
betonen die besondere Bedeutung der Interessen für die Leistungskurswahl.<br />
Im Rahmen der TIMS-Studie wurden Oberstufenschüler im Rückblick nach ihren<br />
Wahlmotiven für einen Leistungskurs befragt. Die Daten wurden sowohl von<br />
Roeder und Grühn (1996) als auch von Baumert und Köller (2000a) ausgewertet.<br />
So kommen Roeder und Grühn zu dem Ergebnis, dass die Leistungskurswahl sich<br />
durch zwei Faktoren aufklären lässt (1996, S. 510-511): Faktor I wird durch die<br />
Wahlmotive „Entfaltung persönlicher Stärken“ und „Persönliche Interessen“<br />
beschrieben. Faktor II enthält in erster Linie soziale Wahlmotive wie „Kontakte zu<br />
Mitschülern“ oder „Wahl bzw. Vermeidung einer Lehrkraft“. Die vorgelegten Daten<br />
bestätigen eindeutig eine Dominanz des Faktors I bei der Leistungskurswahl.<br />
Kombiniert wird diese Interessen- und Kompetenzwahl zudem mit einem weiteren<br />
Motiv, nämlich der Punkteoptimierung. So mag für viele Schüler bei der<br />
Leistungskurswahl folgender Gedanke eine wichtige Rolle gespielt haben: „Wenn ich<br />
mich für ein Leistungskursfach entscheide, dem ich ein hohes Interesse entgegen-<br />
bringe, wird es mir leichter fallen, hohe Punktezahlen zu erreichen.“<br />
Auch Baumert und Köller (2000a, S. 186) bestätigen dieses zweifaktorielle<br />
Ergebnis zu Gunsten einer interessen- und kompetenzgesteuerten Leistungskurswahl.<br />
So ergab eine von ihnen vorgenommene Auswertung der TIMSS-Daten, dass für 70 %<br />
bis 80 % der Oberstufenschüler das persönliche Interesse und die Entfaltung der<br />
eigenen Kompetenz bei der Wahl des Leistungskurses Mathematik wichtig oder sehr<br />
wichtig war. Für die Wahl eines Leistungskurses Physik war das Bild sogar noch<br />
ausgeprägter. Ein von den Forschern im Rahmen der beschriebenen Untersuchung<br />
aufgestelltes Pfadmodell zum Zusammenhang von motivationalen Merkmalen,<br />
Kurswahl und Fachleistung bestätigt weiterhin die besondere Bedeutung der<br />
Interessen für die Leistungskurswahl (2000a, S. 204).<br />
Dem Vorwurf, dass die eben beschriebenen Auswertungen sich auf retrospektiv<br />
erfragtes Datenmaterial beziehen und somit den Fehler einer nachträglichen<br />
Rechtfertigung der Wahlentscheidung enthalten, entkräften Hodapp und Mißler in<br />
ihrer Untersuchung. Sie befragten Gymnasiasten in der 11. Jahrgangsstufe kurz nach<br />
der endgültigen Fächerwahl zu den Motiven der Wahl eines Grund- oder<br />
Leistungskurses Mathematik. Dabei wird die Leistungskurswahl von zwei Faktoren<br />
bestimmt: einem Erwartungsfaktor (Selbstkonzept, Zuversicht) und einem so<br />
19
genannten Wertfaktor (Interesse, Wichtigkeit). Auch hier überwiegt der Einfluss von<br />
Interesse und Wichtigkeit bei der Leistungskurswahl (1996, S. 159).<br />
Die aufgeführten Befunde bestätigen die dominierende Bedeutung des Interesses nicht<br />
nur für die Studienfachwahl. Bereits Leistungskurswahlen und vielleicht auch schon<br />
Schulzweigwahlen 6 verlaufen interessengesteuert und können für die Studienfachwahl<br />
eine kanalisierende Funktion übernehmen. Diese Erkenntnis verdeutlicht, dass eine<br />
nachhaltige Stützung der naturwissenschaftlich-technischen Studiengänge bereits weit<br />
vor der eigentlichen Entscheidung über das zukünftige Studienfach ansetzen muss.<br />
6 Untersuchungen neueren Datums sind dem Verfasser in diesem Zusammenhang nicht bekannt.<br />
20
2.3 Zusammenfassung<br />
Die Entwicklung der ingenieur- und naturwissenschaftlichen Studienanfänger- und<br />
-absolventenzahlen (Maschinenbau, Elektrotechnik, Physik, Chemie) seit 1990 lässt<br />
sich am besten mit dem Bild einer Berg- und Talfahrt beschreiben. Der geringe Anteil<br />
der ingenieurwissenschaftlichen Studienanfänger, die im Jahr 2004 schon wieder<br />
abflachenden Studienanfängerzahlen in der Elektrotechnik bzw. im Maschinenbau/<br />
Verfahrenstechnik, der weiterhin geringe Frauenanteil und nicht zuletzt die an-<br />
haltend hohen Studienabbruchquoten lassen besondere Fördermaßnahmen bei<br />
gleichzeitig hohem Nachwuchsbedarf als dringlich erscheinen.<br />
Möchte man dauerhaft die natur- und ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge<br />
stützen und deren Studienanfänger- bzw. Absolventenzahlen stabilisieren, so erscheint<br />
ein Weg als besonders erfolgsversprechend: Studienfachwahlen, aber auch schon<br />
Leistungskurswahlen sind in hohem Maße interessengesteuert. Wer also eine gleich<br />
bleibende Versorgung des Arbeitsmarktes mit Ingenieuren bzw. Naturwissenschaft-<br />
lern will, der muss dafür sorgen, dass Kinder und Jugendliche sukzessive in ihrem<br />
Lebenslauf naturwissenschaftlich-technische Interessen aufbauen können (Zwick/<br />
Renn 2000, S. 107; Krapp 1993, S. 14; Minks 2004, S. 30).<br />
Nur so lässt sich das Rekrutierungspotential der natur- und ingenieurwissen-<br />
schaftlichen Studiengänge dauerhaft absichern. 7 In Konsequenz ist dann auch eine<br />
intrinsisch motivierte bzw. durch Interesse an der Sache geleitete Studienfachwahl zu<br />
fördern. Auf diese Weise lassen sich Entscheidungen vermeiden, die vorrangig auf-<br />
grund von Arbeitsmarktdaten vorgenommen werden und die, wie oben dargestellt,<br />
verantwortlich für die stark schwankenden Studienanfängerzahlen sind. Eine Reihe<br />
von Untersuchungen wiesen zudem nach, dass interessengesteuerte Studienfach-<br />
wahlen eng mit der Studienzufriedenheit und sogar mit der Studienleistung verknüpft<br />
sind. Eine positive Auswirkung auf die hohen Studienabbruchquoten in den<br />
entsprechenden Fächern wäre deshalb bei einer frühen, zielgerichteten Förderung<br />
außerdem noch zu erwarten (vgl. auch Giesen u.a. 1986; Krapp 1993).<br />
7 Minks hat zudem mehrfach darauf hingewiesen (Minks u.a. 1998, S. 69; Minks 2004, S. 27), dass die<br />
Nachwuchsproblematik nicht nur eine quantitative, sondern auch eine qualitative Komponente hat. So<br />
konnte er im Rahmen des HIS-Ingenieurprojektes nachweisen, dass sich häufig Studierende mit sehr<br />
einseitigen Begabungsprofilen für ein Ingenieurstudium entscheiden. Gleiches sollte nach Auffassung des<br />
Verfassers der vorliegenden Arbeit auch für die harten naturwissenschaftlichen Studiengänge gelten. Eine<br />
frühe, breite Interessenförderung könnte auch hier Abhilfe schaffen.<br />
21
Für die vorliegende Arbeit steht damit der Interessenbegriff im Mittelpunkt der<br />
theoretischen Begründung. Nur über einen breiten und gezielten Aufbau von<br />
naturwissenschaftlich-technischen Interessen bei Kindern und Jugendlichen lässt sich<br />
eine dauerhafte Absicherung des Nachwuchsbedarfs im Sinne der Robert Bosch<br />
GmbH erreichen.<br />
So stellen sich am Ende des ersten Kapitels folgende Fragen:<br />
Was sind naturwissenschaftlich-technische Interessen?<br />
Wie entstehen sie?<br />
Wer nimmt auf ihre Entstehung Einfluss?<br />
Das nächste Kapitel versucht hierauf Antworten zu geben.<br />
22
3 Interessenförderung als Antwort auf die Nach-<br />
wuchsprobleme im naturwissenschaftlich-techni-<br />
schen Bereich<br />
3.1 Stand der pädagogisch-psychologischen Interessen-<br />
forschung und Begriffsdefinitionen<br />
3.1.1 Überblick über die Geschichte der Interessenforschung<br />
Die Pädagogik kann auf eine lange Beschäftigung mit dem Thema Interesse zurück-<br />
blicken.<br />
Die Anfänge einer pädagogisch motivierten Interessenforschung<br />
Die Ersten, die in pädagogischen Zusammenhängen von Interesse sprechen, waren J.<br />
J. Rousseau und C. A. Helvetius im 18. Jahrhundert. Allerdings lässt sich bei ihnen<br />
noch keine Systematik eines pädagogischen Interessenkonzeptes erkennen, so wird<br />
erst Herbart als „Ahnvater“ einer wissenschaftlich-pädagogischen Verwendung des<br />
Interessenbegriffs angesehen (vgl. Prenzel 1988, S. 20ff.). Herbart (1806/1965) sieht<br />
in der Förderung des Interesses, genauer gesagt in der „gleichschwebenden<br />
Vielseitigkeit des Interesses“ (S. 42) eine Hauptaufgabe der Erziehung. Zu dieser<br />
Zielstellung gelangt er aufgrund seiner Grundüberzeugung, dass in der Erziehung den<br />
späteren Entscheidungen des Zöglings nur so weit vorgegriffen werden kann, dass die<br />
„bloß möglichen Zwecke, die er vielleicht einmal ergreifen und in beliebiger<br />
Ausdehnung verfolgen möchte, prinzipiell möglich sind“ (S. 41). Da weder der Er-<br />
zieher noch der Zögling selbst im Voraus entscheiden können, welche Zwecke sich<br />
der Zögling einmal setzen wird, folgert Herbart, dass in der Erziehung ein breit<br />
gestreutes und vielfältiges Interesse gefördert werden sollte. Als Erwachsenem<br />
verbleibt dem ehemaligen Zögling dann die Möglichkeit, auf Grundlage seiner breit<br />
angelegten Interessen individuelle Schwerpunkte und Zielsetzungen zu treffen.<br />
Später wurde der Begriff des Interesses noch von mehreren Pädagogen und<br />
Psychologen in höchst unterschiedlicher Weise aufgegriffen. In diesem Zusammen-<br />
hang sei auf die Darstellung von Prenzel verwiesen (Dewey, Kerschensteiner, Lunk,<br />
Piaget in Prenzel 1988, S. 26ff.).<br />
Das Aufkommen motivationstheoretischer Ansätze<br />
Ab etwa 1940 finden sich kaum noch pädagogisch-psychologische Arbeiten zum<br />
Thema Interesse. Neben eigenen theoretischen Schwächen der frühen Interessen-<br />
23
konzeptionen war vor allem das Aufkommen behavioristischer Ansätze in der<br />
Lernpsychologie verantwortlich für diese Entwicklung. So schien „ein Konstrukt, das<br />
so stark von Affekten, Kognitionen und inneren (daher nicht direkt beobachtbaren)<br />
Abläufen geprägt ist, im Rahmen eines behavioristischen Forschungsparadigmas nicht<br />
sinnvoll erforschbar und integrierbar“ (Hartinger/Fölling-Albers 2002, S. 42).<br />
Stattdessen erlebte die Motivationsforschung, die ihren Ausgangspunkt in den<br />
Modellen mit einer triebtheoretischen Auffassung von Motivation nahm, eine<br />
„Blütezeit“. Vor allem die späteren Theorien, die sich aus einem pädagogisch-<br />
psychologischen Blickwinkel mit Lernmotivation (Heckhausen, Rheinberg in<br />
Prenzel 1988, S. 68ff.) und intrinsischer Motivation (White, Berleyne, Hunt,<br />
Csikscentmihalyi, Deci und Ryan in Prenzel 1988, S. 46ff.) befassen, weisen dabei<br />
Überschneidungen mit den Anliegen einer pädagogischen Interessenforschung auf. So<br />
kann durchaus behauptet werden, dass Teile einer pädagogisch motivierten<br />
Interessenforschung unter dem Etikett der Motivationsforschung fortgeführt wurden.<br />
Die berufspsychologische Forschung<br />
Lediglich die differentiell arbeitende berufspsychologische Forschung (Super/Crites,<br />
Holland in Prenzel 1988, S. 79ff.) widmete sich ohne Unterbrechung dem Interessen-<br />
konstrukt. Mit Hilfe von diagnostischen Verfahren versuchte man typische<br />
Interessenprofile für einzelne Berufsfelder zu identifizieren. Verwendet wurden diese<br />
Ergebnisse in der Berufsberatung, um Berufswahlentscheidungen zu erleichtern und<br />
eine höhere Berufszufriedenheit zu erreichen. Die Bedeutung der berufspsycho-<br />
logischen Interessenforschung hält bis heute an. Eine Verbindung zu pädagogisch-<br />
psychologischen Konzeptionen bestand dagegen lange Zeit nicht.<br />
Die Wiedergeburt der pädagogisch-psychologischen Interessenforschung<br />
Ende der 70er Jahre erlebte die pädagogische Interessenforschung in Deutschland eine<br />
Wiedergeburt. Zwei Forschungsrichtungen ließen sich damals ausmachen.<br />
Einerseits präsentierte Todt einen differential-psychologischen Ansatz der Inter-<br />
essenforschung, der zunächst an die Ergebnisse der berufspsychologischen Forschung<br />
anknüpfte (Todt 1978), in den folgenden Jahren aber zunehmend in Richtung der<br />
Entwicklungs- bzw. der Pädagogischen Psychologie erweitert wurde (Todt 1985,<br />
1987, 1990; Todt/Schreiber 1998). Andererseits entstand die so genannte pädagogische<br />
Interessentheorie, die von einer Arbeitsgruppe um den Psychologen H. Schiefele in<br />
erster Linie unter pädagogischen Gesichtspunkten entwickelt wurde.<br />
24
Vor allem die Unzufriedenheit über die vorherrschenden Motivationskonzepte, die<br />
laut H. Schiefele und seinen Mitarbeitern den Lernvorgang unter pädagogischen<br />
Gesichtspunkten nur unzureichend erklären können, führte zu einem „Wieder-<br />
aufgreifen“ des Interessenkonzeptes. Zwei Argumentationsstränge forderten dabei die<br />
pädagogische Auseinandersetzung mit dem Interesse (H. Schiefele 1974). Ein erster<br />
Kritikpunkt betraf die Bedeutung der Lerninhalte in den vorherrschenden<br />
Motivationstheorien. So bemerkt H. Schiefele, dass der Lerninhalt in den meisten<br />
Modellen zur Lernmotivation (vgl. Heckhausen, Rheinberg in Hartinger/Fölling-<br />
Albers 2002, S. 32 ff.) nur eine untergeordnete Rolle spielt und auch in den Theorien<br />
zur intrinsischen Motivation nur sehr verkürzt erfasst wird. Was gelernt wird,<br />
welcher Lerngegenstand bzw. Lerninhalt, scheint für die Aufklärung der Lern-<br />
handlung weitgehend beliebig zu sein und führt zu einer Vernachlässigung der<br />
Gegenstandsspezifität der Lernmotivation. Zudem wird kritisiert, dass die meisten<br />
Motivationstheorien nur selten zentrale pädagogische Zielvorstellungen wie<br />
Mündigkeit und Selbstbestimmung berücksichtigen können.<br />
Die von H. Schiefele und Kollegen Ende der 70er Jahre (H. Schiefele 1974; H.<br />
Schiefele u.a. 1983) aufgestellte und bis heute zum Beispiel von Krapp (Krapp 1992a,<br />
1992b, 1998a, 1998b), Prenzel (Prenzel u.a. 1986; Prenzel 1988) und U. Schiefele<br />
(U. Schiefele 1992; U. Schiefele u.a. 1993) vielfach erweiterte pädagogische Interessen-<br />
theorie möchte hier Abhilfe schaffen.<br />
3.1.2 Das Interesse<br />
Im Jahr 1983 veröffentlichten H. Schiefele und Kollegen eine so genannte<br />
Rahmenkonzeption des Interesses, deren Kern zum Standard der modernen<br />
Interessentheorien wurde. Interesse wird als eine besondere, durch bestimmte<br />
Merkmale herausgehobene Beziehung einer Person zu einem Gegenstand beschrieben<br />
(H. Schiefele u.a. 1983; Prenzel u.a. 1986; Prenzel 1988; Krapp 1992a, 1992b, 1998a,<br />
1998b).<br />
Dabei wird der Gegenstand des Interesses ganz allgemein „als Umweltausschnitt<br />
definiert, den die Person von anderen Umweltbereichen unterscheidet und als<br />
eingegrenzte und strukturierte Einheit abbildet“ (Prenzel u.a. 1986, S. 166). Der<br />
Gegenstand ist im Rahmen der pädagogischen Interessentheorie also nicht nur ein<br />
konkretes Ding, sondern alles das, was eine Person selbst für sich als Gegenstand<br />
ihres Interesses konstruiert. Gegenstände können also zum Beispiel neben konkreten<br />
Dingen (Briefmarken, Überraschungseierfiguren), auch Tätigkeiten (mit dem Com-<br />
25
puter spielen, Flugzeuge bauen) und Themenfelder (Politik, Windkraft) sein. Diese<br />
interessenspezifische Person-Gegenstands-Relation kann laut Krapp „sowohl auf der<br />
Ebene aktueller Auseinandersetzungen (Interessenhandlung bzw. Interesse als<br />
aktualisierter Zustand) als auch auf der Ebene habitueller oder dispositionaler<br />
Strukturen (individuelles oder persönliches Interesse) untersucht und theoretisch<br />
konstruiert werden“ (Krapp 1992a, S. 307). Beide Ausprägungen werden in der<br />
pädagogischen Interessentheorie durch wertbezogene, emotionale und kognitive<br />
Merkmale beschrieben.<br />
Die Interessenhandlung (Interessenhandlung bzw. Interesse als aktualisierter Zustand)<br />
Die Interessenhandlung lässt sich als aktuelle Beziehung zwischen einer Person und<br />
einem Gegenstand in einer Situation bzw. einem Kontext darstellen. Krapp (1992a,<br />
S. 309) führt zwei Gründe an, die eine solche Interessenhandlung auslösen können.<br />
Wird die Interessenhandlung durch äußere situationsspezifische Anreize (Interessant-<br />
heit der Situation) ausgelöst, so spricht er von situationalem Interesse. Wird die<br />
Interessenhandlung aber von bereits bestehenden, individuellen Interessen gesteuert,<br />
verwendet er den Begriff des aktualisierten Interesses.<br />
Merkmal der Person<br />
Individuelles Interesse<br />
Merkmal der Situation<br />
Situationales Interesse<br />
Person<br />
Aktualisiertes<br />
Interesse<br />
Situationales<br />
Interesse<br />
handlungsvorausgehend handlungsbegleitend<br />
Abbildung 5: Die Interessenhandlung nach Krapp (1992b)<br />
Gegenstand<br />
In der Regel lassen sich die beiden Handlungsverursachungen nicht genau trennen, so<br />
dass wohl die meisten Interessenhandlungen sowohl vom situationalen als auch vom<br />
aktualisierten Interesse beeinflusst werden. So sind zum Beispiel bei einem hohen<br />
individuellen Interesse nur geringe Anreize durch die Situation nötig, um eine<br />
Person-Gegenstands-Auseinandersetzung auszulösen. Ein nicht vorhandenes oder nur<br />
26
geringes individuelles Interesse fordert dagegen eine hohe Anregungsqualität der<br />
Situation, um Interessenhandlungen in die Wege zu leiten und auch fortdauern zu<br />
lassen.<br />
Die Interessenhandlung lässt sich auf drei Merkmalsebenen beschreiben. Bezüglich<br />
der kognitiven Bestimmungsmerkmale vermerkt Krapp, dass „eine Interessen-<br />
handlung auf relativ differenzierte (komplexe) kognitive Schemata im Bereich des<br />
Interessengegenstandes zurückgreifen kann und zugleich zu einer Erhöhung der<br />
Komplexität führt“ (Krapp 1992a, S. 310). Dieser Aspekt ist natürlich besonders aus<br />
pädagogischer Sicht bemerkenswert. Eine interessierte Handlung geht immer mit<br />
Lernprozessen einher und führt zu einem Aufbau kognitiver Struktur.<br />
Der Verlauf der Interessenhandlung wird insgesamt emotional positiv erlebt. Zur<br />
Beschreibung dieser positiven Gefühle greifen H. Schiefele und Kollegen (1983),<br />
Prenzel (1988) und Krapp (1992a) zum Teil auf Theorien zur intrinsischen<br />
Motivation zurück. Zu diesen positiven emotionalen Erlebnisqualitäten gehören ein<br />
optimales Anregungs- und Aktivierungsniveau, Kompetenzgefühle, Gefühle der<br />
Autonomie und eine positive Einschätzung der sozialen Faktoren des Handelns. Im<br />
Idealfall stellt sich ein so genanntes Flow-Erleben ein, das nach Csikszentmihalyi<br />
dann auftritt, wenn eine Person in einer Beschäftigung völlig aufgeht und dabei Raum<br />
und Zeit um sich vergisst (Csikszentmihalyi 1993).<br />
Die Interessenhandlung hat für die ausführende Person einen eignen Wert, das heißt,<br />
sie ist intrinsisch motiviert und lässt sich nicht in erster Linie von Anreizen (z.B.<br />
Bestrafung, Geld, Schulnoten) leiten, die außerhalb der Interessenhandlung liegen.<br />
Handeln aus Interesse ist nach Krapp (1992a, 1998b) im Sinne der Selbst-<br />
bestimmungstheorie der Motivation von Deci und Ryan (1993) selbstintentional, das<br />
heißt, die handelnde Person identifiziert sich mit den Zielen und Anforderungen der<br />
aktuellen Handlungssituation und erlebt sich während der Interessenhandlung als<br />
kompetent und selbstbestimmt.<br />
Das Interesse als Persönlichkeitsdisposition (individuelles oder persönliches Interesse)<br />
Zusammen mit der Interessantheit der Lernsituation klärt das aktualisierte<br />
individuelle Interesse die Steuerung der Interessenhandlung auf. Individuelle<br />
Interessen sind zeitlich stabile Personen-Gegegenstands-Auseinandersetzungen, die in<br />
Form dispositionaler Strukturen den Interessengegenstand dauerhaft repräsentieren.<br />
Auch das individuelle Interesse lässt sich mit Hilfe von kognitiven, emotionalen und<br />
wertbezogenen Merkmalen beschreiben.<br />
27
Zunächst besitzt die Person ein umfangreiches Wissen über ihren Interessengegen-<br />
stand, das sich in vorhergehenden Auseinandersetzungen mit dem Interessen-<br />
gegenstand herausgebildet hat (H. Schiefele u.a. 1983, S. 13 bzw. S. 22). Außerdem<br />
verfügt der Einzelne noch über metakognitives Wissen. Er hat eine Ahnung davon,<br />
was er über seinen Interessengegenstand weiß, was er nicht weiß und was er vielleicht<br />
noch einmal wissen möchte. Krapp spricht in Bezug auf Prenzel von der so<br />
genannten „epistemischen Orientierung“ (Krapp 1998b, S. 213) des Interesses.<br />
Auch gefühlsbezogene Valenzen sind ein Merkmal des individuellen Interesses. Sie<br />
zeigen sich „in positiven Erinnerungen an zurückliegende Erlebniszustände und<br />
positiven Erwartungen bezüglich künftiger Erlebnisse im Kontext interessenthema-<br />
tischer Auseinandersetzungen“ (Krapp 1992a, S. 326).<br />
Die hohe Wertschätzung der langfristigen, immer wiederkehrenden Personen-<br />
Gegenstands-Auseinandersetzungen beruht laut Krapp darauf, „dass sich das<br />
Individuum mit den Interessengegenständen und den damit verbundenen Ausein-<br />
andersetzungen vollständig identifiziert“ (1998b, S. 213). Interessen stimmen in<br />
Anlehnung an die Selbstbestimmungstheorie der Motivation von Deci und Ryan<br />
(1993) mit den Zielen des „individuellen Selbsts“ überein. Sie sind Bestandteil des<br />
Selbstkonzepts 8 und werden im Laufe der menschlichen Entwicklung immer<br />
wichtiger für die Persönlichkeitsbildung. Über Interessen definiert sich eine Person<br />
und stellt sich nach außen dar.<br />
Der Interessenbegriff der vorliegenden Arbeit<br />
Zusammenfassend lässt sich der Interessenbegriff unabhängig von seiner Ausprägung<br />
als „eine epistemisch thematisierte Subjekt-Gegenstandsbeziehung, ausgestattet mit<br />
emotionalen und Wertvalenzen, die selbstintentional nur dieser Beziehung gelten“<br />
(Schiefele H. 2000, S. 229) definieren.<br />
Pädagogisch bemerkenswert macht das Interessenkonzept die starke Betonung der<br />
Inhaltsseite von Lernprozessen, die enge Verschränkung von kognitiven und<br />
affektiven Komponenten im Lernprozess und die gute Vereinbarkeit mit<br />
Bildungszielen wie Mündigkeit und Selbstbestimmung. Für die vorliegende Arbeit<br />
sind natürlich in erster Linie die individuellen Interessen und deren Aufbau von<br />
8 Unter Selbstkonzept versteht der Verfasser gemäß Moschner (1998) die Gesamtheit aller Vorstellungen,<br />
Einschätzungen und Bewertungen die die eigene Person betreffen. In der Fachliteratur wird auch häufig von<br />
Selbstbild, Selbstmodell, Selbst-Schema etc. gesprochen.<br />
28
Wichtigkeit. Dass erste Interessenhandlungen an einem Gegenstand auch durch die<br />
Interessantheit der Situation ausgelöst werden können, gibt einen Hinweis darauf,<br />
wie sich individuelle Interessen langfristig aufbauen lassen. Doch zunächst muss noch<br />
der Interessengegenstand der vorliegenden Arbeit geklärt werden.<br />
3.1.3 Der Interessengegenstand<br />
Der im Rahmen der vorliegenden Arbeit zu fördernde Interessengegenstand ist das<br />
Interesse an Naturwissenschaft und Technik.<br />
Die Naturwissenschaften als Interessengegenstand<br />
Laut Meyers Lexikon versteht man unter Naturwissenschaft „den Oberbegriff für<br />
die einzelnen empirischen Wissenschaften, die sich mit der systematischen<br />
Erforschung der Natur (bzw. eines Teils von ihr) beschäftigen“ (1992, Bd. 5, S. 183).<br />
Generell lassen sich die Naturwissenschaften in zwei Gruppen aufteilen. Zu den<br />
exakten Naturwissenschaften, die sich mit der unbelebten Materie beschäftigten,<br />
gehören zum Beispiel die Physik, die Chemie oder die Astronomie. Die biologischen<br />
Naturwissenschaften haben die belebte Natur bzw. Materie zum Forschungsgegen-<br />
stand. Vertreter dieser Gruppe sind zum Beispiel die Biologie, die Ökologie oder die<br />
Anthropologie. Schon Anfang des 17. Jahrhunderts definierte die Forscherwelt eine<br />
Doppelaufgabe für die neuzeitliche Naturwissenschaft: „Einsicht gewinnen in Gottes<br />
Schöpfungsgeheimnis und zugleich, durch die Anwendung der gefundenen Natur-<br />
gesetze auf Maschinen und Gewerbe, die Lebensbedingungen der Menschen zu<br />
verbessern“ (Botsch/Hermann 1991, S. 347). Diese Einstellung zur Naturwissenschaft<br />
war keineswegs selbstverständlich. So lehnte man während der Antike und des Mittel-<br />
alters die Frage nach einem möglichen Nutzenaspekt der gewonnenen naturwissen-<br />
schaftlichen Erkenntnisse ab. Heute besteht die allgemein anerkannte Aufgabe der<br />
Naturwissenschaften in Anknüpfung an die oben beschriebene Doppelaufgabe<br />
zunächst einmal darin, die Natur zu erklären. Dazu stehen den Naturwissenschaften<br />
spezifische Methoden wie zum Beispiel das Experiment zur Verfügung. Darüber<br />
hinaus muss die Naturwissenschaft auch ihre Erkenntnisse im Rahmen einer<br />
angewandten Naturwissenschaft dem Menschen nutzbar machen. Als praktische<br />
Konsequenz geht damit die Technik aus der Naturwissenschaft hervor.<br />
Die Technik als Interessengegenstand<br />
Meyers Lexikon gibt auch eine Definition für den Technikbegriff. So versteht man<br />
unter Technik „die Gesamtheit aller Objekte (Werkzeuge, Geräte, Maschinen etc.),<br />
29
Maßnahmen und Verfahren, die vom Menschen durch Ausnutzung der Naturgesetze<br />
und -prozesse sowie geeigneter Stoffe hergestellt bzw. entwickelt werden und sich bei<br />
der Arbeit und in der Produktion anwenden lassen“ (1992, Bd. 22, S. 18).<br />
Diese Technikdefinition stimmt weitgehend mit Ropohl überein, der drei Haupt-<br />
komponenten der Technik annimmt: „1. die Artefakte als nutzorientierte, vorwie-<br />
gend künstliche Objekte, 2. deren Herstellung durch den Menschen und 3. deren<br />
Verwendung im Rahmen zweckhaften Handelns“ (Ropohl 1999, S. 31). Da Technik<br />
als eigener Wirklichkeitsbereich zwischen der Natur und dem Menschen steht, hat sie<br />
laut Ropohl neben der naturalen immer auch eine humane und soziale Dimension<br />
(S. 32). Mit Hilfe von Technik gestaltet der Mensch die Umwelt nach seinen<br />
Wünschen und Interessen (humane Dimension der Technik). Das wirkt sich aus.<br />
Veränderungen in den gesellschaftlichen Verhältnissen sind die Folgen (soziale<br />
Dimension der Technik).<br />
Das Wechselverhältnis zwischen Naturwissenschaft und Technik<br />
Technik und Naturwissenschaft stehen in der Realität in einem engen, sich<br />
ergänzenden Wechselverhältnis, das für beide Disziplinen effektiv und synergetisch<br />
ist. Entdeckungen in der Naturwissenschaft haben technische Neuerungen und damit<br />
ganze Industrien (z.B. Elektrotechnikindustrie durch Entdeckung des Zusammen-<br />
hangs zwischen Magnetismus und Elektrizität) entstehen lassen. Umgekehrt hat auch<br />
die Technik Einfluss auf die Naturwissenschaft (z.B. Bedeutung des Mikroskops für<br />
die Bakteriologie) ausgeübt und deren Entwicklung vorangetrieben (vgl. Botsch/<br />
Hermann 1991, S. 346-374).<br />
Der Interessenbegriff der vorliegenden Arbeit<br />
Die vorliegende Arbeit möchte Wege aufzeigen, mit denen das naturwissenschaftlich-<br />
technische Interesse bei Kindern und Jugendlichen gefördert werden kann. Dabei<br />
beschränkt sich der Verfasser auf nur einen Teil der naturwissenschaftlichen<br />
Disziplinen. Gefördert wird ein naturwissenschaftlich-technisches Interesse im Sinne<br />
der exakten Naturwissenschaften (v.a. Physik, Chemie) wie auch deren technische<br />
Anwendung. Es ist dem Verfasser durchaus bewusst, dass ein auf Anwendungsaspekte<br />
reduzierter Technikbegriff diesen nur verkürzt darstellt. Das später geschilderte<br />
Vorgehen zur Förderung naturwissenschaftlich-technischen Interesses in Zusammen-<br />
arbeit mit den Physiklehrern eines allgemein bildenden Gymnasiums erforderte aber<br />
einen eindeutig naturwissenschaftlichen Schwerpunkt des Entwicklungsprojektes. So<br />
waren die beteiligten Lehrer vor allem an der Weiterentwicklung ihres eigenen<br />
30
Unterrichts interessiert. Dennoch gelang in der ein oder anderen Unterrichts- bzw.<br />
Projektsequenz eine eigenständige Thematisierung technischer Sachverhalte. Die<br />
Zusammenarbeit mit der Robert Bosch GmbH war hier ausschlaggebend.<br />
3.1.4 Die Theorien der Interessenentwicklung<br />
Auf die Frage, wie Interessen entstehen, gibt Todt eine entwicklungspsychologische<br />
Antwort (Todt 1985, 1987, 1990; Todt/Schreiber 1998), die eine allgemeine<br />
Stufenfolge der Interessenentwicklung annimmt. Sie orientiert sich an Stufen-<br />
modellen der kognitiven Entwicklung und geht in erster Linie auf Gottfredson<br />
(1981) zurück, der sie für den Bereich der Berufsinteressen entwickelt hat.<br />
Der entwicklungspsychologische Ansatz nach Todt<br />
Todt beschreibt eine Entwicklungstheorie, in der sich, ausgehend von universellen<br />
Interessen bis hin zu allgemeinen Interessen, die Interessenstruktur des Individuums<br />
immer weiter ausdifferenziert und spezialisiert: „From birth to about 15 years of age<br />
a progressive differentiation of interests can be observed, i.e. a progressive drop of<br />
interests and diminishing range of fields of interest” (Todt/Schreiber 1998, S. 29).<br />
Age in years<br />
0<br />
3<br />
7<br />
10<br />
15<br />
Universal Interests<br />
Collective Interests<br />
Individualization<br />
1. What is the structure of my physical and<br />
social enviroment?<br />
(Travers 1978)<br />
2. What will be right for me as a boy?<br />
What will be right for me as a girl?<br />
(Kohlberg 1967)<br />
3. What am I able to do?<br />
(self-concept of competence)<br />
(Tyler 1955, Gottfredson 1981)<br />
4. Boys: What is the prestige of different<br />
activities/occupations?<br />
(Barnett 1975)<br />
Girls: What is the social relevance of<br />
different activities/occupations?<br />
5. What happens with my body and my<br />
mood?<br />
(6. What`s about my personal future?<br />
What`s about my social responsibility?<br />
What`s about the society?)<br />
Abbildung 6: Modell der Entwicklung allgemeiner Interessen nach Todt/Schreiber (1998)<br />
31
In der frühen Kindheit dominieren universelle Interessen. Das Kind versucht<br />
Struktur in seiner Umgebung zu entdecken. Dabei ist die Suche nach Struktur<br />
sowohl auf die materielle als auch auf die soziale Umwelt bezogen. Todt nimmt<br />
bereits in dieser Phase interessenspezifische Differenzierungsprozesse an, je nachdem,<br />
ob sich das Kind mehr objektbezogen oder mehr personenbezogen mit seiner<br />
Umwelt auseinandersetzt.<br />
Ab ungefähr dem dritten Lebensjahr steht die Geschlechtsrollenentwicklung im<br />
Vordergrund. Bisherige Interessen werden auf der Basis des Geschlechtsrollentyps<br />
gefiltert und bereinigt: „Welche Objekte/welche Tätigkeiten passen zu mir als Junge<br />
bzw. Mädchen?“ Da Interessen in dieser Phase eher geschlechtsspezifisch als<br />
individuell sind, spricht Todt von der Entstehung der kollektiven Interessen. Es<br />
kommt zu einer starken Übereinstimmung der Interessengebiete in den altersgleichen<br />
Geschlechtsgruppen.<br />
Ab dem siebten Lebensjahr beginnt eine persönlichkeitsspezifische Individualisierung<br />
der Interessen, die bis spätestens zum 15. Lebensjahr zur Herausbildung der so<br />
genannten allgemeinen Interessen führt. Im Mittelpunkt der folgenden Indivi-<br />
dualisierungsprozesse steht das Selbstkonzept der Heranwachsenden. Kinder bzw.<br />
Jugendliche gleichen ihre Interessenprofile immer stärker an die Einschätzung der<br />
eigenen Fähigkeiten und Begabungen an. Mangelnde Kompetenzerlebnisse führen zu<br />
einem Ausblenden, erfolgreiche Kompetenzerlebnisse führen zu einem Weiterver-<br />
folgen des jeweiligen Interessengebietes. Parallel dazu entwickeln die Heran-<br />
wachsenden Vorstellungen über ihre aktuelle und zukünftige Stellung in der<br />
Gesellschaft. Hier spielt die Geschlechtsidentität wieder eine bedeutsame Rolle.<br />
Jungen fragen eher nach dem Prestige der Tätigkeit oder des zukünftigen Berufes.<br />
Mädchen betonen eher soziale Aspekte wie den „Dienst am Menschen“ bei der<br />
Auswahl einer interessenspezifischen Tätigkeit oder eines Wunschberufes. Wieder<br />
werden bestimmte Interessengebiete weiterverfolgt, andere ausgeblendet.<br />
Aber nicht nur kognitive Prozesse scheinen laut Todt eine Rolle bei der Ausbildung<br />
der allgemeinen Interessen zu spielen. In einer letzten Phase der Individualisierung,<br />
die in der Regel mit der Pubertät einsetzt, geraten eigene Bedürfnisse in den<br />
Mittelpunkt des Interesses. So werden Fragen wie „Was geschieht eigentlich mit<br />
meinem Körper?“ oder „Was ist mit meinen Gefühlen?“ bedeutsam für die Ausbil-<br />
dung einer Interessenstruktur und können sogar zeitweise zu einer Vernachlässigung<br />
bisheriger Interessengegenstände führen. Die Herausbildung der allgemeinen<br />
Interessen ist mit Ende der Pubertät weitgehend abgeschlossen (Todt 1985, S. 375).<br />
32
Eine Änderung der Interessenstruktur der allgemeinen Interessen ist nach Todt nur<br />
noch in sehr wenigen Ausnahmefällen zu erwarten (Todt 1985, S. 375; Todt/<br />
Schreiber 1998, S. 37-38). 9<br />
Das Modell erklärt zwar plausibel, wie sich Interessen ausgehend von einer<br />
universellen hin zu einer spezifischen, stabilen Interessenstruktur entwickeln, doch<br />
kann es keine konkreten Hinweise geben, wie neue Interessenbezüge entstehen und<br />
sich dauerhaft fördern lassen. Hier geben die Ansätze der pädagogischen<br />
Interessentheorie Auskunft.<br />
Die Interessengenese aus Sicht der pädagogischen Interessentheorie<br />
Zur Frage, wie sich einzelne Interessen initieren und zu stabilen Interessenstrukturen<br />
ausbauen lassen, hat die pädagogische Interessentheorie mit dem „Wirkungsmodell<br />
des Interesses“ von Prenzel (1988) und mit dem „Rahmenmodell der Interessen-<br />
genese“ von Krapp (1998a) zwei sich ergänzende Konzepte vorgelegt.<br />
Prenzel hat 1988 ein „Wirkungsmodell des Interesses“ veröffentlicht, das zu erklären<br />
versucht, wie ein stabiles Interesse (im Sinne des oben beschriebenen individuellen<br />
Interesses) durch Interessenhandlungen selbst entsteht.<br />
Abhängige<br />
Variable<br />
Unabhängige<br />
Variable<br />
Persistenz<br />
(Aufrechterhaltung des<br />
Gegenstandsbezuges)<br />
Steuerung ...<br />
Kognitive Effekte<br />
Diskrepanz, Stabilisierung,<br />
Differenzierung, Integration<br />
Abbildung 7: Wirkungsmodell des Interesses nach Prenzel (1988)<br />
Selektivität<br />
(Inhaltliche Ausrichtung des<br />
Gegenstandbezuges)<br />
Nicht bewusst (Äquilibration)<br />
Bewusst (ziel-und wertorientiert)<br />
Emotionale Effekte<br />
Spannung, Tönung,<br />
Kompetenzgefühl<br />
9 Todt und Schreiber (1998, S. 30) haben in ihrem Beitrag zur Konferenz „Interest and Gender: Issues of<br />
Developement and Change in Learning“ eine weitere Stufe der Entwicklung allgemeiner Interessen ab dem<br />
15. Lebensjahr angefügt. Der Interessenfilterungsprozess ist aber bereits vor dieser Stufe weitgehend<br />
abgeschlossen, so dass sie nicht mehr in den Ausführungen berücksichtigt wird.<br />
33
Eine grundlegende Annahme ist dabei, dass Interesse durch Selektivität und<br />
Persistenz geprägt ist. Mit Persistenz werden die Aufrechterhaltung der<br />
Auseinandersetzung und das wiederholte In-Beziehung-Treten mit dem Gegenstand<br />
über einen längeren Zeitraum bezeichnet. Die mit dieser Entwicklung verbundene<br />
Schwerpunktbildung der Gegenstandsauseinandersetzung bezeichnet Prenzel als<br />
Selektivität (1988, S. 139). Sowohl die Persistenz als auch die Selektivität an einem<br />
bestimmten Interessengegenstand erklärt Prenzel mit den in Kapitel 3.1.2<br />
beschriebenen wertbezogenen, emotionalen und kognitiven Merkmalen der<br />
Interessenhandlung.<br />
Vereinfacht lassen sich nach Hartinger und Fölling-Albers die Mechanismen<br />
beim Aufbau eines stabilen Interesses wie folgt erklären: „Erlebt eine Person bei<br />
bestimmten Handlungen positive emotionale und/oder kognitive Effekte und<br />
vermutet sie, dass sie selbst in der Lage ist, diese Effekte zu steuern, so wird Persistenz<br />
unterstützt. Erlebt sie negative Emotionen, zu große kognitive Diskrepanzen<br />
und/oder sieht sich nicht in der Lage, erwünschte kognitive und emotionale<br />
Zustände herbeizuführen, so wird die Persistenz der Gegenstandsauseinandersetzung<br />
beeinträchtigt“ (2002, S. 45). Eine entsprechende Argumentationsweise wird auch für<br />
das Entstehen von Selektivität beschrieben.<br />
Krapp (1998a, 1998b) argumentiert in seinem „Rahmenmodell zur Interessengenese“<br />
ganz ähnlich. Allerdings macht er noch deutlicher, wie sich einzelne Interessen in von<br />
außen initierten (Lern-)Prozessen ganz neu aufbauen lassen.<br />
Bedingungsfaktoren<br />
Person<br />
Lernsituation<br />
Aktueller<br />
individueller Zustand<br />
Situationales<br />
Interesse<br />
Abbildung 8: Rahmenmodell der Interessengenese nach Krapp (1998a)<br />
Dauerhaftes<br />
Entwicklungsresultat<br />
Individuelles<br />
Interesse<br />
34
Wie in Kapitel 3.1.2 beschrieben, unterscheidet Krapp zwischen einem situationalen<br />
Interesse, das durch situationsspezifische Anreize ausgelöst wird und nur eine gewisse<br />
Zeit aufrechterhalten bleibt, und den dauerhaften, individuellen Interessen einer<br />
Person. In einem mehrstufigen Prozess kann sich unter bestimmten Voraussetzungen<br />
aus einem situationalen Interesse ein individuelles Interesse entwickeln (Krapp 1998a,<br />
Hidi/Berndorff 1998).<br />
Die erste Hürde, die in diesem Prozess zu bewältigen ist, ist das Entstehen eines<br />
situationalen Interesses am (Lern-)Gegenstand. Die (Lern-)Situation ist dabei so zu<br />
gestalten, dass sich die eben bei Prenzel beschriebenen kognitiven, emotionalen und<br />
wertbezogenen Merkmale einer Interessenhandlung einstellen können. Im<br />
Unterschied zu einer interessierten Zuwendung oder bloßem Neugierverhalten ist das<br />
situationale Interesse dadurch gekennzeichnet, dass es den (Lern-)Prozess vollständig<br />
begleitet. Mitchell (1993) spricht in diesem Zusammenhang von der Catch- und<br />
Hold-Komponente des situationalen Interesses. Für die Hold-Komponente ist in<br />
erster Linie die vom Individuum empfundene subjektive Wertschätzung für den<br />
(Lern-)Gegenstand von Bedeutung. Aber auch hier spielen laut Krapp emotionale<br />
Erlebnisqualitäten eine nicht zu unterschätzende Rolle. Die zweite Hürde besteht<br />
darin, aus einem von außen initiierten situationalen Interesse ein stabiles individuelles<br />
Interesse zu entwickeln. Nicht alle durch die Interessantheit der (Lern-)Situation<br />
ausgelösten Interessenhandlungen führen zur Bildung von individuellen Interessen.<br />
Hier setzt ein Filterprozess an, „der die Aufnahme eines Personen-<br />
Gegenstandsbezuges in die stabileren Strukturregionen der Persönlichkeit steuert“<br />
(Krapp 1998a, S. 192). Nach Krapp wird dieser Filterprozess gleichzeitig von<br />
rationalen Überlegungen (der potentielle Interessengegenstand wird insgesamt als<br />
wichtig und bedeutsam eingeschätzt) und von emotionsgesteuerten Mechanismen (in<br />
der Summe ist die Auseinandersetzung mit dem Interessengegenstand emotional<br />
positiv besetzt) beeinflusst (Krapp 1998a, S. 193). Zur Beschreibung der emotionalen<br />
Mechanismen nimmt Krapp Bezug auf die von Deci und Ryan (1985, 1993)<br />
veröffentlichten drei grundlegenden psychologischen Bedürfnisse nach Kompetenz,<br />
Selbstbestimmung und sozialer Eingebundenheit. Werden sie bei wiederholten<br />
Auseinandersetzungen mit dem Interessengegenstand erfüllt, so besteht die Chance<br />
der Entwicklung eines stabilen, individuellen Interesses.<br />
Die Bedeutung der Ansätze für die vorliegende Arbeit<br />
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Kinder und Jugendliche zum Aufbau<br />
eines naturwissenschaftlich-technischen Interesses Gelegenheit erhalten müssen, in<br />
35
wiederholter Auseinandersetzung mit Naturwissenschaft und Technik situationales<br />
Interesse aufbauen zu können. Halten sie die Auseinandersetzung mit dem Interessen-<br />
gegenstand für rational bedeutsam und erleben sie sich dabei als kompetent,<br />
selbstbestimmt und sozial eingebunden, so können sich langfristig andauernde, die<br />
Berufs- und Studienwahl beeinflussende Interessenschwerpunkte bilden.<br />
Aber auch entwicklungspsychologische Erkenntnisse dürfen dabei nicht vernach-<br />
lässigt werden. Sie wirken gleichsam als Filter. Nur auf ihrer Basis kann das Interesse<br />
für einen naturwissenschaftlich-technischen Gegenstandsbereich geweckt und<br />
ausgebaut werden. Für die vorliegende Arbeit sind vor allem zwei Aussagen von<br />
Bedeutung: Zum einen muss mit der Interessenförderung möglichst früh begonnen<br />
werden, denn mit Ende der Pflichtschulzeit scheint die Interessenstruktur weitgehend<br />
festgelegt zu sein. Diese Feststellung wird auch durch eine Reihe von empirischen<br />
Arbeiten bestätigt (Lederle-Schenk 1972; Schmid 1984; Gold 1985). Zum anderen<br />
dürfen geschlechtsspezifische Aspekte nicht vernachlässigt werden. Mädchen, die zum<br />
Beispiel eine Beschäftigung mit Physik und Technik mit ihrem Selbstkonzept nicht<br />
vereinbaren können, bedürfen einer eigenen Förderung.<br />
3.1.5 Einflussfaktoren bei der Entwicklung von naturwissen-<br />
schaftlich-technischen Interessen<br />
Im Laufe ihrer Entwicklung kommen Kinder und Jugendliche mit vielerlei<br />
Gegenständen im Sinne der pädagogischen Interessentheorie in Kontakt.<br />
Gesellschaft<br />
Familie<br />
Freundeskreis<br />
Medien<br />
Schule<br />
Interesse als<br />
Personen - Gegenstands-<br />
Beziehung<br />
Abbildung 9: Einflussfaktoren bei der Entwicklung naturwissenschaftlich-technischer Interessen<br />
36
Welche Rolle dabei der naturwissenschaftlich-technische Interessengegenstand spielt,<br />
hängt vom Einfluss verschiedener Gruppierungen und Institutionen ab. Eine Reihe<br />
von singulären Untersuchungen hat sich mit dieser Thematik beschäftigt (Hoffmann<br />
u.a. 1997; Upmeier zu Belzen 2002). Es besteht aber noch weiterer Forschungsbedarf.<br />
So wäre die Stärke der einzelnen Einflüsse auf eine naturwissenschaftlich-technische<br />
Interessenentwicklung und ihre Beziehungen untereinander zu klären.<br />
Die folgenden Ausführungen können daher nur einen Überblick über mögliche<br />
Einflussfaktoren geben und einige gesellschaftliche Entwicklungen aufzeigen, die sich<br />
nicht immer positiv auf diesen Prozess auswirken.<br />
Die Familie<br />
Eine der wichtigsten Sozialisationsinstanzen ist die Familie. Welche Rolle natur-<br />
wissenschaftlich-technische Inhalte in den Familien spielen und inwieweit sich diese<br />
auf die Interessenentwicklung auswirken, kann nur vermutet werden. Zwick und<br />
Renn gehen in einer Auswertung von qualitativem Datenmaterial (im Rahmen ihrer<br />
Studie „Zur Attraktivität von technischen und ingenieurwissenschaftlichen Fächern<br />
bei der Studien- und Berufswahl junger Frauen und Männer“) davon aus, dass vor<br />
allem die Väter bei der Entwicklung der naturwissenschaftlich-technischen Interessen<br />
von Bedeutung sind. Sie ermöglichen erste Kontakte mit naturwissenschaftlich-<br />
technischen Inhalten, indem sie (Spiel-)Materialien und Werkzeuge zur Verfügung<br />
stellen und die Heranwachsenden an ihren eigenen Hobbys teilnehmen lassen.<br />
Geschlechtsspezifische Aspekte dürfen dabei nicht vernachlässigt werden. So scheint<br />
gerade die Technik eine Welt zu sein, in die der „kundige Vater“ den Sohn einführt.<br />
Gleichzeitig betonen die Autoren, dass die sich verändernde Vaterrolle in der<br />
Gegenwartsgesellschaft zum Problem für die naturwissenschaftlich-technische<br />
Interessengenese werden kann. Auf der einen Seite steigt durch immer höhere<br />
Scheidungsraten die Anzahl der unvollständigen Familien. Immer mehr Kinder<br />
wachsen in Einelternfamilien auf, in denen die Mütter die Erziehung fast vollständig<br />
übernehmen. Auf der anderen Seite sind auch die strukturell vollständigen Familien<br />
von einer ähnlichen Entwicklung betroffen. Aufgrund von Zeitknappheit,<br />
beruflicher Überbelastung, Mobilität und konkurrierenden Interessen verbringen die<br />
Väter immer weniger Zeit mit ihren Kindern. „Mit der vaterlosen Gesellschaft<br />
nehmen die Chancen zum Erlernen technischen Interesses, entsprechender Kompe-<br />
tenzen und Begeisterung für Naturwissenschaft und Technik stark ab“ (Zwick/Renn<br />
2000, S. 56).<br />
37
Der Freundeskreis<br />
Dass mit zunehmendem Alter die Interessenentwicklung in nicht unerheblichem<br />
Maße vom Freundeskreis bzw. den Peergroups beeinflusst wird, zeigt die Vielzahl<br />
von Freizeitinteressen, die zum Teil sogar unter Ausschluss der Erwachsenenwelt<br />
(z.B. Spielen am Computer) ausgeübt werden.<br />
Leider lassen große Freizeitstudien wie die „Shell Kinder- bzw. Jugendstudie“ (Todt<br />
1992), der Kindersurvey „Kindheit in Deutschland“ (Zinnecker u.a. 1993), die Studie<br />
zum „Freizeit- und Medienverhalten 10- bis 17 jähriger Schülerinnen und Schüler“<br />
(Bofinger 2001) und die Freizeitstudie „Lebenswelten als Lernwelten“ des Deutschen<br />
Jugendinstitutes (Hössl u.a. 2002) wegen der sehr allgemein angelegten Frage-<br />
instrumente nur wenig befriedigende Erkenntnisse bezüglich der Bedeutung<br />
naturwissenschaftlich-technischer Inhalte im Freizeitverhalten der Kinder und<br />
Jugendlichen zu. Was dennoch herauszulesen ist, scheint eher Anlass zur<br />
Ernüchterung zu geben. In der Studie des Deutschen Jugendinstitutes wurden 10- bis<br />
13-jährige Kinder (Klasse vier bis sechs) in einer offenen Frage aufgefordert, eine<br />
Lieblingsbeschäftigung zu nennen. Lediglich 7 % der Befragten gaben eine Tätigkeit<br />
aus dem Bereich Hobby an (Hössl u.a. 2002, S. 47). Berücksichtigt man, dass dieser<br />
Bereich neben Basteln, Werken, Modellbau und Experimentieren auch die<br />
gestalterisch-künstlerischen Aktivitäten beinhaltet, so scheint die aktive naturwissen-<br />
schaftlich-technische Gegenstandsauseinandersetzung nur bei einem sehr kleinen Teil<br />
von Heranwachsenden höchste Wertschätzung zu genießen. Auch auf die Frage,<br />
welche von den 24 vorgegebenen Freizeitaktivitäten die Kinder sehr gerne tun,<br />
schneiden der „Technik- und Modellbau“ und das „Reparieren von Dingen“ insgesamt<br />
schlecht ab. Wenn überhaupt, wurden diese Tätigkeiten von Jungen angegeben. Zu<br />
ähnlichen Ergebnissen kommt die Auswertung der oben zitierten Studien durch<br />
Bofinger (2001, S. 208), Zinnecker (1993, S. 47) und Todt (1992, S. 303).<br />
Die Medien<br />
Der Umgang mit Medien bindet einen immer größeren Teil der Freizeit von Kindern<br />
und Jugendlichen. Laut Bofinger haben sich fünf Bereiche als Eckpfeiler des<br />
Medienumgangs von Heranwachsenden erwiesen: Fernseh- und Videokonsum,<br />
Musikvorlieben, Verhältnis zum Computer und die Einstellung zum Lesen (Bofinger<br />
2001). Im Zusammenhang mit einer naturwissenschaftlich-technischen Interessen-<br />
genese sind vor allem der Fernsehkonsum und der Umgang mit dem Computer näher<br />
zu bestimmen.<br />
38
In fast allen Untersuchungen (Bofinger 2001, Medienpädagogischer Forschungs-<br />
verbund [mpf] 2002, mpf 2003) nimmt das Fernsehen nicht den Rang einer<br />
Lieblingsbeschäftigung ein. Quantitativ gesehen ist der Fernseher aber das am meisten<br />
genutzte Medium, und der Fernsehkonsum gehört mit zu den häufigsten Freizeit-<br />
beschäftigungen. Betrachtet man daher zunächst die Programmvorlieben der<br />
Heranwachsenden, so wird man schnell bemerken, dass die Unterhaltungssendungen<br />
zu den beliebtesten Programmsparten der Kinder und Jugendlichen gehören.<br />
Bofinger stellte zudem fest, dass die Programmpräferenzen von Schülern und<br />
Schülerinnen sich erheblich unterscheiden. Während Schülerinnen eher auf sanfte<br />
und gewaltfreie Unterhaltung Wert legen, bevorzugen ihre männlichen Mitschüler<br />
eher die breite Palette des Action- und Gruselangebotes. Informative Sendungen, die<br />
auch naturwissenschaftlich-technische Sachverhalte thematisieren, finden sich sowohl<br />
bei Mädchen wie bei Jungen am Ende der Beliebtheitsskala (2001, S. 66ff.). Um die<br />
Auswirkungen des Fernsehkonsums auf die naturwissenschaftlich-technische<br />
Interessenentwicklung zu beschreiben, darf man sich nicht mit dieser Feststellung<br />
begnügen. So wäre in einem nächsten Schritt zu untersuchen, welche Rolle<br />
Naturwissenschaft und Technik in den von den Schülern am meisten konsumierten<br />
Programmsparten spielen. Für den Bereich der Soaps, die bei den Mädchen zu den am<br />
meisten gesehenen Angeboten gehören, liegen eine Reihe von Untersuchungen vor<br />
(Theunert 2000; Göttlich u.a. 2001). Stimmt man hier mit Theunert überein, dass<br />
die Soaps vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen Antworten auf<br />
entwicklungsbedingte Problemstellungen (2000, S. 171), wie die Frage nach dem<br />
zukünftigen Lebensentwurf, geben, so kann die Abwesenheit des Berufsbildes des<br />
Ingenieurs bzw. Naturwissenschaftlers in deutschen Daily Soaps bedenklich stimmen.<br />
Betrachtet man die zunehmende Nutzung des Computers sowohl bei Kindern (mpf<br />
2002) als auch bei Jugendlichen (mpf 2003), so könnte man zumindest ein gesteigertes<br />
technisches Interesse an den neuen Kommunikationstechnologien vermuten. Bei<br />
einer genaueren Analyse dessen, was die Heranwachsenden tatsächlich mit dem<br />
Computer machen, stehen allerdings Anwendungsaspekte wie Computerspiele,<br />
Internetnutzung oder das Lernen und Arbeiten mit Hilfe des PCs im Vordergrund.<br />
Eine positive Auswirkung auf die naturwissenschaftlich-technische Interessengenese<br />
ist aufgrund dieses Sachverhaltes wohl nicht zu erwarten. Geht die steigende<br />
anwendungsorientierte Computernutzung aber, wie Köcher (2000, S. 5) vermutet,<br />
zu Lasten einer aktiven Auseinandersetzung mit naturwissenschaftlich-technischen<br />
Inhalten im Sinne des klassischen Modellbaus, des Reparierens und des Experi-<br />
mentierens, so ist sogar mit negativen Effekten zu rechnen.<br />
39
Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
Die naturwissenschaftlich-technische Interessengenese findet auch unter bestimmten<br />
gesellschaftlichen Rahmenbedingungen statt. Von einer Wissenschafts- bzw.<br />
Technikfeindlichkeit in Deutschland kann wohl kaum gesprochen werden. Zwick<br />
und Renn konnten in ihrer im Frühjahr 1998 durchgeführten Studie „Wahrnehmung<br />
und Bewertung von Technik in Baden-Württemberg“ feststellen, dass nahezu 50 %<br />
der befragten baden-württembergischen Bürger sich bezüglich ihrer Einstellung zur<br />
Technik ambivalent äußern. 37 % sprechen sogar von einer ausgesprochenen<br />
Technikbegeisterung (Zwick/Renn 1998, S. 7ff.). Der hohe Anteil an zunächst<br />
Unentschiedenen lässt sich gut verstehen, wenn man nach den Emotionen fragt, die<br />
die unterschiedlichen Technologien bei den Befragten auslösen. Für Oberstufen-<br />
schüler und Studienanfänger in Baden-Württemberg haben dies die eben genannten<br />
Autoren wie folgt dargestellt: Sonnenenergie, Multimedia oder Autos rufen bei der<br />
großen Mehrheit der jungen Erwachsenen positive Emotionen hervor. Gentechnische<br />
Anwendungen und Kernenergie dagegen werden abgelehnt. Die jungen Frauen stehen<br />
bis auf wenige Ausnahmen (z.B. Solartechnik, Auto) den einzelnen Technologien und<br />
den entsprechenden Wissenschaften deutlich kritischer gegenüber (vgl. Zwick/Renn<br />
2000, S. 48).<br />
Der Gegenstand Naturwissenschaft und Technik<br />
Die große Begeisterung der jungen Menschen für den Bereich Multimedia (z.B.<br />
Computer, Handy, Internet) stimmt mit den obigen Ausführungen zur Computer-<br />
nutzung überein. Wie bereits festgestellt, überwiegt das Anwendungsinteresse. Die<br />
Möglichkeiten der Techniknutzung interessieren mehr als die naturwissenschaftlich-<br />
technischen Zusammenhänge, die die unterschiedlichen Funktionalitäten erst<br />
möglich machen. Dabei fördern die modernen, hochkomplexen Technologien diese<br />
Entwicklung noch zusätzlich. Der Gegenstand Technik begegnet dem Nutzer im<br />
Alltag immer mehr als Blackbox: Einfach und einladend für den Nutzer, aber<br />
integriert und verschlossen für den Technikinteressierten.<br />
Die Schule als Ansatzpunkt zur verstärkten Interessenförderung im naturwissenschaftlich-<br />
technischen Bereich<br />
Will man naturwissenschaftlich-technisches Interesse bei Kindern und Jugendlichen<br />
entwickeln, so ist grundsätzlich ein Ansetzen bei allen Faktoren, von der Familie bis<br />
hin zu den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, möglich. Die vorliegende Arbeit<br />
möchte naturwissenschaftlich-technisches Interesse in der Schule fördern.<br />
40
Eine Reihe von Gründen spricht für diese Vorgehensweise:<br />
• Kinder und Jugendliche verbringen einen Großteil ihrer Zeit in der Institution<br />
Schule.<br />
• Für viele Kinder und Jugendliche ist der naturwissenschaftliche Unterricht die<br />
einzige Möglichkeit, mit naturwissenschaftlich-technischen Inhalten in Kontakt<br />
zu kommen.<br />
• In der Institution Schule vermitteln professionelle Erzieher in den einschlägigen<br />
Fächern naturwissenschaftlich-technische Inhalte. Wie erfolgreich oder auch nicht<br />
der naturwissenschaftliche Unterricht dabei sein mag, eine Auswirkung auf die<br />
Interessenstruktur der Kinder und Jugendlichen ist in jedem Fall zu erwarten.<br />
Dabei gilt es zu beachten, dass durch Bedingungen der Schule und des Unterrichts<br />
Interessen nicht nur unterstützt, sondern auch beeinträchtigt werden können.<br />
• Erkenntnisse, die eine bessere Förderung der naturwissenschaftlich-technischen<br />
Interessen ermöglichen, lassen sich über die institutionalisierten Kanäle (z.B.<br />
Lehrerfort- und Lehrerausbildung, Schulreform) in das System Schule einspeisen.<br />
41
3.1.6 Zusammenfassung<br />
Die vorliegende Arbeit möchte Wege aufzeigen, mit denen das naturwissenschaftlich-<br />
technische Interesse bei Kindern und Jugendlichen gefördert werden kann.<br />
Unter Interesse versteht der Verfasser in Anlehnung an die pädagogische Interessen-<br />
theorie „eine epistemisch thematisierte Subjekt-Gegenstandsbeziehung, ausgestattet<br />
mit emotionalen und Wertvalenzen, die selbstintentional nur dieser Beziehung<br />
gelten“ (Schiefele H. 2000, S. 229).<br />
In Bezug auf den Gegenstand des zu entwickelnden Interesses nimmt der Verfasser<br />
erste Einschränkungen vor. Schwerpunkt der Arbeit ist die Förderung der exakten<br />
Naturwissenschaften (v.a. Physik, Chemie) sowie deren technische Anwendung.<br />
Eine Auswertung der Theorien der Interessengenese ergab Hinweise, wie sich<br />
naturwissenschaftlich-technisches Interesse bei Kindern und Jugendlichen fördern<br />
lässt. Wer dieses Interesse fördern will, muss aus Sicht der Pädagogischen Psychologie<br />
folgende Kriterien berücksichtigen:<br />
• Die Förderung des naturwissenschaftlich-technischen Interesses muss möglichst<br />
früh beginnen. Mit Ende der Pflichtschulzeit ist mit einer weitgehenden Fest-<br />
legung der Interessenstruktur zu rechnen.<br />
• Bei der Förderung des naturwissenschaftlich-technischen Interesses sind ge-<br />
schlechtsspezifische Aspekte zu berücksichtigen.<br />
Natürlich müssen die Kinder und Jugendlichen Gelegenheit erhalten, sich mit dem<br />
naturwissenschaftlich-technischem Interessengegenstand hinreichend auseinander zu<br />
setzen. Diese Auseinandersetzung mit dem Interessengegenstand muss durch folgende<br />
Kriterien geprägt sein (vgl. auch Köller 2003, S. 10):<br />
• Der Gegenstand muss von den Kindern und Jugendlichen als persönlich<br />
bedeutsam eingeschätzt werden.<br />
• Die Beschäftigung mit dem Gegenstand sollte selbstbestimmt erfolgen.<br />
• In der Auseinandersetzung mit dem Gegenstand sollten sich die Kinder und<br />
Jugendlichen kompetent und selbstwirksam erleben.<br />
• Die Auseinandersetzung mit dem Gegenstand muss in einer emotional ange-<br />
nehmen Erlebnisumwelt stattfinden, in der die Kinder und Jugendlichen ihr<br />
Bedürfnis nach sozialer Eingebundenheit verwirklichen können.<br />
42
Die Schule als ein institutioneller Rahmen, in dem Kinder und Jugendliche einen<br />
Großteil ihrer Zeit verbringen und in dem die Mitarbeiter sich professionell mit der<br />
Erziehung beschäftigen, eignet sich wohl am besten zur wirksamen Umsetzung dieser<br />
Erkenntnisse.<br />
Einige Autoren haben versucht, diese Kriterien aus einer übergeordneten pädago-<br />
gisch-präskripitiven Perspektive, ohne Bezug auf ein Fach oder eine bestimmte<br />
Schulstufe, für Schule und Unterrichtspraxis nutzbar zu machen (Prenzel/Lankes<br />
1989; Aßmann u.a. 1992; Prenzel/Lankes 1995; Prenzel 1996). Leider bewegen sich<br />
ihre Vorschläge auf einem sehr allgemeinen Niveau.<br />
Eine weitere Konkretisierung der Kriterien durch die Forschungsergebnisse der<br />
naturwissenschaftlichen Fachdidaktik ist daher von besonderer Bedeutung für das<br />
Forschungsvorhaben.<br />
So stehen am Ende der Ausführungen drei Fragen:<br />
Wie entwickeln sich im Laufe der Schulzeit naturwissenschaftlich-technische<br />
Interessen?<br />
Gibt es Gründe für diese Entwicklung?<br />
Lassen sich aus ihnen erste Hinweise zur Konkretisierung der Kriterien der<br />
Interessenförderung ableiten?<br />
Das folgende Kapitel versucht hierauf Antworten zu geben.<br />
43
3.2 Empirische Befunde über Schülerinteressen in Natur-<br />
wissenschaft und Technik<br />
3.2.1 Die Fachinteressen in Naturwissenschaft und Technik<br />
Eine Reihe von Untersuchungen konnte nachweisen, dass das Interesse an allen<br />
Schulfächern im Laufe der Schulzeit sinkt. So nimmt die Lernfreude in den Fächern<br />
Deutsch und Mathematik bereits von der ersten bis zur fünften Klasse, wie Helmke<br />
(1997, S. 64) in einer Auswertung der Daten der Münchner Längsschnittstudie<br />
Scholastik feststellt, kontinuierlich ab. Dieser Prozess scheint sich in der<br />
Sekundarstufe I weiter zu verschärfen (vgl. auch Krapp 1998a; Baumert/Köller 1998).<br />
Voreiligen Erklärungen, die allein der Schule und den Lehrern Schuld an dieser<br />
Entwicklung geben, ist entgegenzuhalten, dass im Sinne von Todt die Interessen-<br />
genese als ein fortlaufender Differenzierungsprozess beschrieben werden kann (vgl.<br />
Kapitel 3.1.4: Die Theorien der Interessenentwicklung). Unter Aussonderung ganzer<br />
Gegenstandsbereiche kommt es zu einer Spezifizierung und Konzentration auf<br />
wenige Interessengebiete. Spätestens mit dem Ende der Pubertät hat sich so eine<br />
Interessenstruktur gebildet, die die Bewältigung von zentralen Entwicklungsaufgaben<br />
wie die Kurswahl und die Studienfach- bzw. Berufswahl ermöglicht.<br />
Nicht erklärbar aber bleibt, dass vor allem die naturwissenschaftlichen Fächer von<br />
diesem Interessenverfall betroffen sind (Todt 1978; Gardner 1987; Lehrke 1988;<br />
Krapp 1996).<br />
Die Unbeliebtheit des naturwissenschaftlichen Fächerkanons (v.a. Physik, Chemie)<br />
So ist die Erkenntnis nicht neu, dass Physik und Chemie am Ende der Schullaufbahn<br />
zu den unbeliebtesten Fächern gehören. Zwick und Renn forderten in ihrer<br />
Befragung an Gymnasien im Raum Stuttgart Schüler der 12. und 13. Jahrgangsstufe<br />
auf, zwei beliebte und zwei ungeliebte Fächer zu nennen. Den Negativrekord hält die<br />
Physik mit 30 % Ablehnung, knapp gefolgt von Chemie mit 28 %. In beiden Fällen<br />
übersteigen die Ablehnungsquoten die Nennungen als Lieblingsfächer um rund 20 %<br />
(2000, S. 37ff.).<br />
Die Unbeliebtheit der naturwissenschaftlichen Fachbereiche wird auch deutlich,<br />
wenn man die Leistungskursbelegungen in Baden-Württemberg im Schuljahr<br />
1999/2000 betrachtet. Lediglich 6 % der Abiturienten entschieden sich für einen<br />
Physik- und nur 2,9 % für einen Chemieleistungskurs. Gegenüber dem Schuljahr<br />
1978/79 war dies sogar ein Rückgang in der Physik um 3,1 % und in der Chemie um<br />
44
3,3 %. Bezieht man die Grundkurse in die Betrachtung ein, so muss man feststellen,<br />
dass im Schuljahr 1999/2000 in der 13. Jahrgangsstufe 29 % aller Schüler einen<br />
Physikkurs und nur noch 19 % einen Chemiekurs besuchten (Wörner 2000, S. 278ff.).<br />
Fächerbezogene Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen<br />
Untersuchungen, die eine Differenzierung der Auswertung nach Geschlecht vor-<br />
nehmen, ergeben ein klares geschlechtsspezifisches Profil der Fachinteressen. So<br />
kommen Zwick und Renn in ihrer baden-württembergischen Studie zu dem Schluss,<br />
dass die Naturwissenschaften, die Mathematik, die Informatik und der Sport von<br />
männlichen Schülern bevorzugt werden. Die Sprachen, die Kunst, die Musik und die<br />
kulturwissenschaftlichen Fächer sind dagegen eher weibliche Domänen (vgl. auch<br />
Gräber 1992b). Für das Fach Technik konnten sie keinen geschlechtsspezifisch<br />
signifikanten Unterschied feststellen (Zwick/Renn 2000, S. 39f.). Dieses Ergebnis<br />
sollte mit Vorsicht interpretiert werden. So wird das Fach Technik in Baden-<br />
Württemberg nicht an allgemein bildenden, sondern nur an beruflichen Gymnasien<br />
unterricht. Eine interessengesteuerte Selektion ist bereits bei der Schulwahl<br />
wahrscheinlich. Es ist daher wenig verwunderlich, dass der geringe Anteil an<br />
Schülerinnen am technischen Gymnasium genauso häufig wie ihre männlichen<br />
Mitschüler die Technik als Lieblingsfach angibt. Insgesamt ist auch für das Fach<br />
Technik bei den Mädchen eine größere Ablehnung zu vermuten.<br />
Auch innerhalb der naturwissenschaftlichen Fächer bestehen erhebliche geschlechts-<br />
spezifische Unterschiede. Hoffmann, Häußler und Lehrke haben im Rahmen<br />
ihrer in den Jahren 1984 bis 1989 durchgeführten Quer- und Längsschnittstudie zum<br />
Physikinteresse 10 auch nach den Fachinteressen der beteiligten Schüler gefragt<br />
(Hoffmann/Häußler/Lehrke 1998, S. 21ff.). In der Auswertung der Daten konnten<br />
sie feststellen, dass von den Jungen alle naturwissenschaftlichen Fächer und die<br />
Mathematik als etwa gleich interessant beurteilt wurden. Die Mädchen aber<br />
10 In den Jahren 1984 bis 1989 wurden von einer Arbeitsgruppe des Instituts für die Pädagogik der<br />
Naturwissenschaften (IPN) der <strong>Universität</strong> Kiel Interessenerhebungen zum Physikinteresse durchgeführt. Die<br />
Studie startete im Jahr 1984 mit einer Querschnittserhebung mit 51 Klassen der Jahrgangsstufe 5 und je 24<br />
Klassen von der 6. bis zur 10. Jahrgangstufe. Alle Schultypen von der Hauptschule bis zum Gymnasium waren<br />
im Untersuchungsplan vertreten. Von 1984 bis 1989 wurden die 51 fünften Klassen in einem Längsschnitt<br />
jährlich am Schuljahresende erneut befragt. Ergänzt wurde die Längsschnittuntersuchung durch einen<br />
Kohortenquerschnitt mit je 24 Klassen der 9. Jahrgangsstufe pro Untersuchungsjahr. Ziel der aufwendigen<br />
Erhebung war es, Gründe für das Desinteresse der Heranwachsenden am Schulfach Physik zu ermitteln und<br />
eventuell Strategien für eine Besserung der Situation abzuleiten (Hoffmann/Lehrke 1986;<br />
Hoffmann/Häußler/Lehrke 1998).<br />
45
interessierten sich vor allem für Biologie, gefolgt mit jeweils deutlichem Abstand von<br />
Mathematik, Chemie und Physik. Auch sind die Mädchen in weitaus stärkerem Maße<br />
vom Interessenabfall über die Schuljahre hinweg betroffen. Während für Jungen der<br />
Interessenabfall in Physik und Chemie von der sechsten bis zur 10. Klasse nur mäßig<br />
ausfällt, kann vor allem in der Physik bei den Mädchen von einem Interessen-<br />
schwund gesprochen werden (Häußler u.a. 1998, S. 123).<br />
3.2.2 Die Sachinteressen in Naturwissenschaft und Technik<br />
Will man Struktur und Verlauf der physik- bzw. chemiebezogenen Interessen<br />
untersuchen, so genügt es nicht, nur die Fachinteressen und deren Entwicklung über<br />
die Schuljahre hinweg zu eruieren. Um zu erfassen, welche Teile physikalischer bzw.<br />
chemischer Bildung für die Heranwachsenden besonders bedeutsam sind, muss nach<br />
der Interessantheit der im naturwissenschaftlichen Unterricht zu bearbeitenden<br />
Inhalte gefragt werden. Dabei hat es sich eingebürgert, dieses so genannte Sach-<br />
interesse nach der Interessiertheit an verschiedenen Gebieten, Kontexten und Tätig-<br />
keiten zu unterteilen. Ein Beispiel aus der Physik soll diese Unterscheidung<br />
darstellen: Ein Schüler kann sich für die Elektrizitätslehre mehr als für die Optik<br />
interessieren (Interesse an Gebieten der Physik). Im Rahmen seines Interessengebietes<br />
möchte er über die Funktionsweise von elektronischen Geräten informiert werden<br />
und ist weniger an der Herleitung des Ohmschen Gesetzes interessiert (Interesse an<br />
Kontexten). Gerne würde er ein elektronisches Gerät in seine Bestandteile zerlegen.<br />
Für die Berechnung von Widerständen in einem vorgegebenen Schaltkreis ist er<br />
weniger zu begeistern (Interesse an Tätigkeiten).<br />
Die Physikinteressen<br />
Die IPN-Physikinteressenstudie 11 (Hoffmann/Lehrke 1986; Hoffmann/Häußler/<br />
Lehrke 1998) konnte nachweisen, dass das gemittelte Sachinteresse über alle erfragten<br />
physikalischen Gebiete (z.B. Optik, Akustik), Kontexte (z.B. Physik als Mittel zum<br />
Verständnis technischer Objekte im Alltag, Physik als Wissenschaft) und Tätigkeiten<br />
(z.B. rezeptive Tätigkeiten, praktisch-konstruktive Tätigkeiten) bei den Heran-<br />
wachsenden mit zunehmendem Alter (und für die Jungen auf einem signifikant<br />
höheren Niveau) abnimmt. Diese Entwicklung stimmt mit den oben erwähnten<br />
Angaben zum abnehmenden Fachinteresse überein.<br />
11 Siehe Fußnote 10.<br />
46
Betrachtet man aber die einzelnen Gebiete, Kontexte und Tätigkeiten für sich, so<br />
lassen sich durchaus unterschiedliche Interessenschwerpunkte und Verläufe erkennen.<br />
Erstaunlich ist die Erkenntnis, dass „die Interessenunterschiede zwischen den<br />
verschiedenen Gebieten der Physik gar nicht so groß sind. Viel bedeutsamer für das<br />
Sachinteresse ist es dagegen, in welchem Anwendungsbereich [Kontext] ein<br />
bestimmtes Gebiet erscheint und mit welchen Tätigkeiten es verbunden ist“ (Häußler<br />
u.a. 1998, S. 121). Kontexte, bei denen die Physik mit erstaunlichen Phänomenen<br />
einhergeht, sie auf Alltagssituationen und den menschlichen Körper angewandt wird<br />
oder die gesellschaftliche Bedeutung der Physik deutlich wird, stehen in der<br />
Interessenskala der Heranwachsenden ganz oben und können ihre Beliebtheit über<br />
die Schuljahre hinweg zum Teil noch steigern. Für die Mädchen gelten dabei einige<br />
Einschränkungen. Von ihnen wird eher die Auseinandersetzung mit Naturphäno-<br />
menen als mit technischen Phänomenen bevorzugt. Und auch Kontexte, die<br />
Alltagssituationen thematisieren, sind nur dann interessant, wenn sie sich auf<br />
Erfahrungen der Mädchen beziehen, welche sie im Laufe ihrer Sozialisation<br />
tatsächlich gemacht haben können. Bei den interessantesten Tätigkeiten unter-<br />
scheiden sich Mädchen und Jungen kaum. Praktisch-konstruktive Tätigkeiten wie<br />
„Geräte zerlegen/zusammenbauen“, „Versuche aufbauen/etwas bauen“ oder<br />
„Versuche durchführen/messen“ werden vor allem von den jüngeren Schülern<br />
bevorzugt. Bewertende Tätigkeiten wie „Sich eine eigene Meinung bilden“ oder<br />
„Technische Neuerungen diskutieren“ nehmen im Verlauf der Schuljahre an<br />
Attraktivität zu. Gegenüber rezeptiven bzw. theoretisch-konstruktiven Tätigkeiten<br />
wie „Berechnen/Aufgaben lösen“, „Einem Vortrag zuhören“ oder „Einen Physiktext<br />
lesen“ wird eine eher kritischere Haltung eingenommen (Häußler u.a. 1998, S. 135).<br />
Die Chemieinteressen<br />
Gräber kommt in seiner Querschnittsstudie zum Chemieinteresse 12 (1992a, 1992b,<br />
1995, 1996) zu ganz ähnlichen Ergebnissen. Kontexte wie Phänomene und<br />
Gesellschaft werden sowohl von Jungen als auch von Mädchen bei einer<br />
Auseinandersetzung mit chemischen Inhalten favorisiert. Ebenso gilt das geringe<br />
Interesse am Kontext Wissenschaft für beide Geschlechter (1995, S. 231). Der Kontext<br />
Alltag weist wiederum geschlechtsspezifische Unterschiede auf. Die Mädchen<br />
präferieren die Bereiche, zu denen sie aufgrund ihrer Lebenserfahrung einen Zugang<br />
12 Im Jahr 1990 wurden von Gräber und Kollegen in ihrer Querschnittstudie 3203 Schüler und Schülerinnen<br />
der Jahrgangsstufen 7 bis 10 aus 42 Schulen aller Typen zu ihrem Chemieinteresse befragt.<br />
47
haben (z.B. Haushalt). Jungen zeigen gegenüber den Mädchen ein größeres Interesse<br />
an der technischen Umwelt, sehen aber auch die Chemie als interessant in Bezug auf<br />
ihre Freizeit an (Häußler u.a. 1998, S. 144).<br />
Im Bereich der chemiebezogenen Tätigkeiten besteht große Übereinstimmung mit<br />
der Physik. Dem „Durchführen chemischer Experimente“ wird großes Interesse<br />
entgegengebracht. Wenig Anklang finden Tätigkeiten wie „Auswendiglernen, Lesen,<br />
Vortrag hören, Rechnen oder Gleichungen aufstellen“ (Gräber 1992b, S. 357).<br />
3.2.3 Der Zusammenhang zwischen Fach- und Sachinteressen<br />
Die Unbeliebtheit der naturwissenschaftlich-technischen Schulfächer ist in den<br />
einschlägigen Fachdidaktiken bereits vielfach diskutiert worden (z.B. Schwierigkeit<br />
des Fachgebietes, Image der Naturwissenschaften in der Öffentlichkeit). Auch die<br />
beiden eben beschriebenen Studien unternehmen den Versuch, das Fachinteresse und<br />
dessen Verlauf über die Schuljahre hinweg aufzuklären. Neben dem Sachinteresse<br />
standen den Wissenschaftlern dazu weitere Variablen wie zum Beispiel<br />
Persönlichkeitsmerkmale oder Daten des häuslichen Umfeldes für die Auswertung<br />
zur Verfügung.<br />
Geringer Zusammenhang zwischen Fach- und Sachinteresse<br />
Erstaunlicherweise hängen die jeweiligen Sachinteressen weit geringer als vielleicht<br />
vermutet mit den physik- bzw. chemiebezogenen Fachinteressen zusammen: „Selbst<br />
wenn sich Schülerinnen oder Schüler für Physik oder Chemie interessieren, selbst<br />
wenn sie sich für Technik oder Naturphänomene begeistern können, bedeutet das<br />
noch lange nicht, dass sie an dem ihnen gebotenen Physik- bzw. Chemieunterricht<br />
interessiert sind“ (Häußler u.a. 1998, S. 126). Als Grund nehmen die Autoren der<br />
beiden Erhebungen eine Fehlpassung zwischen dem naturwissenschaftlichen<br />
Unterrichtsangebot und den Sachinteressen der Schüler an. Diese Vermutung konnte<br />
die IPN-Physikinteressenstudie durch eine Frage nach dem bisher erlebten Unterricht<br />
bestätigen: „Im Urteil der Schüler und Schülerinnen dominierte in ihrem Physik-<br />
unterricht eindeutig ein Konzept, das die Physik als Wissenschaft erscheinen läßt,<br />
während sie ein Konzept bevorzugen, das die Physik im Bezug zur Lebenswelt zeigt“<br />
(Häußler u.a. 1998, S. 126).<br />
Das Selbstkonzept gegenüber dem naturwissenschaftlichen Lernen<br />
Wenn schon die physik- und chemiebezogenen Interessen der Schüler im Unterricht<br />
kaum vorkommen, so müssen andere Gründe über dessen Attraktivität entscheiden.<br />
48
So scheint ein positives Selbstkonzept 13 gegenüber dem naturwissenschaftlichen<br />
Lernen das Interesse am Schulfach Physik bzw. Chemie aufzuklären (Hoffmann/<br />
Häußler/ Lehrke 1998, S. 125; Gräber 1996, S. 8). Erfragt wurde diese Beurteilung der<br />
eigenen Leistungsfähigkeit mit Hilfe von Items wie „Ich verstehe den Stoff in Physik<br />
(Chemie) sehr gut, (...) sehr schlecht“ oder „Ich glaube, dass mich meine Mitschüler in<br />
Physik (Chemie) für (...) halten“.<br />
Die Mädchen schnitten hier besonders schlecht ab. Ihre mehrheitlich ablehnende<br />
Haltung gegenüber den Fächern Physik und Chemie geht fast ausschließlich auf ein<br />
geringes Selbstkonzept gegenüber dem naturwissenschaftlichen Lernen zurück. Die<br />
Physikinteressenstudie konnte außerdem nachweisen, dass Mädchen die negative<br />
Einschätzung ihrer Fähigkeiten und Leistungen in Physik bereits in die Schule<br />
mitbringen. Vom siebten bis zum 10. Schuljahr verschlechtert sich die Situation noch<br />
weiter. So verlieren die Mädchen weiter an Selbstvertrauen, während die Jungen<br />
tendenziell gewinnen (Hoffmann/Häußler/Lehrke 1998, S. 65). Weitere Unter-<br />
suchungen, die nachweisen können, dass bei objektiv gleicher Leistung, Mädchen<br />
gegenüber den Jungen zu einer niedrigeren Selbsteinschätzung ihrer mathematisch-<br />
naturwissenschaftlichen Fähigkeiten neigen, bestätigen diesen Befund auf eindrucks-<br />
volle Weise (vgl. Hannover 1998).<br />
Fragt man nach den Gründen für das geringe Selbstkonzept der Mädchen gegenüber<br />
dem naturwissenschaftlichen Lernen, so ist dessen Entstehung wohl in einem<br />
komplexen geschlechtsspezifisch gesteuerten Entwicklungsprozess zu vermuten<br />
(Kapitel 3.1.4: Die Theorien der Interessenentwicklung). Die Klärung der Frage, wie<br />
die Schule diesen Prozess beeinflusst, bedarf noch weiterer Forschungsbemühungen.<br />
13 Unter Selbstkonzept versteht der Verfasser gemäß Moschner (1998) die Gesamtheit aller Vorstellungen,<br />
Einschätzungen und Bewertungen die die eigene Person betreffen. In der Fachliteratur wird auch häufig von<br />
Selbstbild, Selbstmodell, Selbst-Schema etc. gesprochen. Weiterhin geht die Selbstkonzeptforschung davon<br />
aus, dass es nicht das Selbstkonzept einer Person gibt, sondern dass eine Vielzahl bereichsspezifischer<br />
Selbstkonzepte existiert. Im vorliegenden Fall geht es um das Selbstkonzept gegenüber dem naturwissen-<br />
schaftlichen Lernen, also der Einschätzung der eigenen Begabung und Leistungsfähigkeit für die<br />
entsprechenden Schulfächer.<br />
49
3.2.4 Zusammenfassung<br />
Das Interesse an allen Schulfächern nimmt im Laufe der Schulzeit ab.<br />
Besonders betroffen von diesem Interessenverfall sind die naturwissenschaftlich-<br />
technischen Fachbereiche, so dass am Ende der Schullaufbahn vor allem bei den<br />
Mädchen die Physik und die Chemie zu den unbeliebtesten Schulfächern gehören.<br />
Das baden-württembergische Leistungskurswahlverhalten der vergangenen Jahre<br />
bestätigt diese Entwicklung.<br />
Nicht nur das chemie- bzw. physikbezogene Fachinteresse nimmt über die Schuljahre<br />
hinweg ab, sondern auch das jeweilige durchschnittliche Sachinteresse. Wertet man<br />
jedoch den Interessenverlauf nach Gebieten, Kontexten und Tätigkeiten getrennt aus,<br />
ergeben sich durchaus unterschiedliche Interessenschwerpunkte und Entwicklungs-<br />
verläufe.<br />
Das Entwicklungsprojekt möchte dem überdurchschnittlichen Interessenverfall – hier<br />
gezeigt am nachlassenden Fach- und Sachinteresse in Physik und Chemie – begegnen.<br />
Ziel ist es, exemplarisch darzulegen, wie sich Kinder und Jugendliche für die natur-<br />
wissenschaftlichen Fachbereiche und deren naturwissenschaftlich-technische Inhalte<br />
interessieren lassen.<br />
Zu klären bleibt daher:<br />
Wie wird die naturwissenschaftlich-technische Interessengenese in der Schule<br />
beeinflusst?<br />
Welche Maßnahmen ermöglichen eine Förderung des naturwissenschaftlich-<br />
technischen Interesses in der Schule?<br />
Das negative Selbstkonzept vor allem der Mädchen gegenüber dem naturwissen-<br />
schaftlichen Lernen und die schlechte Anpassung des bisherigen Unterrichts an die<br />
bestehenden Sachinteressen der Schüler und Schülerinnen können einen ersten<br />
Hinweis auf mögliche Interventionsmaßnahmen geben.<br />
50
3.3 Möglichkeiten zur Förderung naturwissenschaftlich-<br />
technischer Interessen in der Schule<br />
3.3.1 Die Bedeutung der Schule für die Schülerinteressen<br />
Die Bedeutung der Schule für die Entwicklung von Schülerinteressen ist bisher nur<br />
wenig untersucht worden.<br />
Interessenfördernder Unterricht beginnt so früh wie möglich.<br />
Interessant für die vorliegende Arbeit sind die Erhebungen, die sich mit der Frage<br />
beschäftigen, ab wann eine naturwissenschaftlich-technische Interessenförderung<br />
einsetzen soll. Lück (2004) versucht durch die Auswertung der biografischen Daten<br />
von Studienanfängern der Fachrichtung Chemie herauszufinden, welche Phase in der<br />
Schullaufbahn ausschlaggebend für die naturwissenschaftliche Interessenbildung war.<br />
22 % der Probanden gaben an, dass bereits die Zeit der Vorschule eine nachhaltige<br />
Auswirkung auf ihr naturwissenschaftliches Interesse und ihre Motivation zum<br />
Ergreifen eines Chemiestudiums hatte. Will man also naturwissenschaftlich-<br />
technisches Interesse in der Schule fördern, so kann man damit nicht früh genug<br />
beginnen. Erfolgreiche interessenbeeinflussende Maßnahmen in Vor- und Grund-<br />
schule sprechen ebenso für diese These (Hartinger 1997; Mammes 2001; Lück 2004).<br />
Interessenfördernder Unterricht macht mit steigendem Alter immer differenziertere<br />
Angebote.<br />
Einige Untersuchungen in der Sekundarstufe II (Eder/Reiter 2002; Eder 1992;<br />
Watermann/Maaz 2004) zeigen, dass mit zunehmendem Alter der Herwachsenden<br />
eine Interessenförderung immer differenzierter erfolgen muss. In Abgrenzung zu<br />
Todts Entwicklungstheorie der Differenzierungsprozesse konnte zudem nach-<br />
gewiesen werden, dass unter bestimmten Bedingungen eine Veränderung der<br />
Interessenstruktur auch noch nach Abschluss der Pubertät möglich ist. Eder und<br />
Reiter verglichen in Auswertung der österreichischen PISA-Daten die Ober-<br />
stufenschüler von „allgemeinen“ Gymnasien mit den Schülern an Oberstufen-<br />
Realgymnasien 14 . An den Oberstufen-Realgymnasien konnten sie für einen Großteil<br />
der Schüler eine hohe Übereinstimmung zwischen ihrer Interessenstruktur und dem<br />
14 Oberstufen-Realgymnasien umfassen nur die Oberstufe und führen zur allgemeinen Hochschulreife.<br />
Ähnlich wie die beruflichen Gymnasien in Baden Württemberg haben auch sie spezielle Fachprofile (z.B.<br />
musisches Profil, naturwissenschaftliches Profil). Die Schüler und Schülerinnen haben die Möglichkeit, sich in<br />
einer gezielten Interessenwahl für ihr Profil zu entscheiden.<br />
51
jeweiligen Fachprofil der Schule feststellen. Die Schüler, die sich durch besonders<br />
hohe Kongruenzwerte auszeichneten, äußerten sich positiv über ihr Befinden in der<br />
Schule, bewältigten den Unterricht besser und erreichten nicht nur im<br />
fachspezifischen Schulschwerpunkt bessere Noten (2002, S. 115). Auf die Frage, wie<br />
sich eine gute Passung zwischen Person und Schule auf die weitere<br />
Interessenentwicklung auswirkt, gibt Eder (1992) in einer Längsschnittuntersuchung<br />
an 264 österreichischen Schülern Höherer Technischer Lehranstalten Antwort. Er<br />
konnte nachweisen, dass sich die Kongruenz zwischen Person und Schule positiv auf<br />
die Aufrechterhaltung bzw. Entwicklung der für den Schultyp charakteristischen<br />
Interessenbereiche auswirkt. Hinzukommen muss allerdings auch ein Schulklima, das<br />
sich durch einen geringen Leistungs- und Sozialdruck und eine hohe Schüler-<br />
zentriertheit auszeichnet (zur Klärung der Begriffe Leistungs- und Sozialdruck bzw.<br />
Schülerzentriertheit vgl. Kapitel 3.3.3: Die Bedeutung des Unterrichts für die<br />
Schülerinteressen; Interessenfördernder naturwissenschaftlicher Unterricht braucht<br />
ein positives Unterrichtsklima).<br />
Um die Vorteile einer Kongruenz zwischen Person und gewählter Umwelt für die<br />
Interessenentwicklung zu nutzen, müssen auch die allgemein bildenden Schulen mit<br />
zunehmendem Alter der Schüler immer differenziertere Angebote machen (spätestens<br />
ab Sekundarstufe II). Personengemäße Wahlmöglichkeiten bzw. individuelle<br />
Spezialisierungen – wie die Wahl eines Schulzweiges, die Leistungskurswahl oder die<br />
Teilnahme an freiwilligen Arbeitsgemeinschaften – ermöglichen am Gymnasium<br />
individuelle Schwerpunktbildungen und unterstützen die Heranwachsenden dabei,<br />
eigene Interessen auszubilden bzw. weiterzuverfolgen. 15<br />
3.3.2 Die Bedeutung der Lehrkraft für die Schülerinteressen<br />
Dass Lehrer durch ihre Person und den von ihnen gestalteten Unterricht auf die<br />
Interessenentwicklung Heranwachsender Einfluss nehmen, ist unbestritten (vgl.<br />
Lehrke 1988, S. 76ff.; Prenzel 2002, S. 42ff.). Für die vorliegende Arbeit sind natürlich<br />
in erster Linie die Untersuchungen von Bedeutung, die davon ausgehen, dass sich die<br />
naturwissenschaftlichen Lehrer von denen anderer Fächer unterscheiden.<br />
15 Die Oberstufenreform 2002/03 in Baden-Württemberg verfolgt genau gegensätzliche Ziele. Zu Gunsten<br />
einer breiteren Allgemeinbildung wurden die Leistungskurse abgeschafft und die Prüfungsmodalitäten im<br />
Abitur weitgehend standardisiert. Ob die neu geschaffenen Profil- und Neigungsfächer oder die besondere<br />
Lernleistung dem Bedürfnis der Heranwachsenden nach Ausbildung eigener Interessenschwerpunkte<br />
gerecht werden, bleibt zweifelhaft.<br />
52
Lehrer vom Typ „fachlich orientierter Naturwissenschaftler“ wirken sich negativ auf die<br />
naturwissenschaftlich-technische Interessengenese aus.<br />
Eine Zusammenfassung der vorliegenden Befunde (Born/Euler 1978; Stäudel 1982;<br />
Lehrke 1988, 1992; Merzyn 1994) ergibt zwei naturwissenschaftliche Lehrertypen:<br />
den fachlich orientierten und den pädagogisch orientierten Lehrer. Wobei ersterer<br />
häufig auch als „konservativer Naturwissenschaftler“ beschrieben wird. Laut Lehrke<br />
zeichnet er sich durch eine stark konservativ-fachwissenschaftliche Orientierung aus,<br />
die mit ganz eigenen Einstellungen und Erwartungen gegenüber der Schülerschaft<br />
einhergeht. So ist er zum Beispiel der Meinung, dass nur ein geringer Teil der Schüler<br />
im naturwissenschaftlichen Unterricht erreicht werden kann, da ein besonderes<br />
Interesse und eine besondere Begabung von vornherein vorhanden sein müssen<br />
(Lehrke 1992, S. 124).<br />
Dass eine solche Auffassung von Unterricht durch ihre Konzentration auf die<br />
wenigen bereits Interessierten dem Ziel einer breiten Interessenförderung entgegen-<br />
steht, ist offensichtlich. Besonders problematisch wirkt sie sich vor allem gegenüber<br />
den Mädchen aus, die ja in der Regel nach landläufiger Meinung nicht zu denen<br />
gehören, die eine ausgeprägte naturwissenschaftlich-technische Begabung in den<br />
Unterricht mitbringen und deren geringes Selbstkonzept gegenüber dem<br />
naturwissenschaftlichen Lernen diesen Sachverhalt widerspiegelt (vgl. Kapitel 3.2.3:<br />
Der Zusammenhang zwischen Fach- und Sachinteressen).<br />
So ist es wenig verwunderlich, dass Lehrke in seiner Auswertung der Daten der IPN-<br />
Physikinteressenstudie nachweisen konnte, dass Lehrer vom Typ „konservativer<br />
Naturwissenschaftler“ im Durchschnitt Klassen mit einem geringeren naturwissen-<br />
schaftlich-technischen Interesse hatten: „Es stellte sich heraus, dass Lehrer aus den<br />
weniger interessierten Klassen als Physiker in der Forschung arbeiten möchten, und<br />
sie sind häufiger der Meinung, dass ein großer Mädchenanteil in einer Klasse sich<br />
negativ auf den Physikunterricht auswirkt. Als Schüler war für sie an Physik<br />
besonders die intellektuelle Befriedigung von Bedeutung und sie schätzten ihr eigenes<br />
Interesse relativ hoch ein“ (Lehrke 1992, S. 135).<br />
Lehrer vom Typ „pädagogisch orientierter Naturwissenschaftler“ verzeichnen Erfolge bei<br />
der naturwissenschaftlich-technischen Interessengenese.<br />
Demgegenüber konnten die pädagogisch orientierten Lehrer Erfolge bei ihrer<br />
Interessenförderung verbuchen: „Bei Lehrern der Klassen mit hohem Interesse stand<br />
dieser Aspekt [Anmerkung des Verfassers: fachwissenschaftliche Orientierung] neben<br />
53
dem der praktischen Tätigkeit (Experimentieren) bzw. dem Praxis und Technik-<br />
bezug“ (Lehrke 1992, S. 135).<br />
Leider scheint der pädagogisch orientierte Lehrer zumindest am Gymnasium in der<br />
Minderheit zu sein. (Stäudel 1982 für die Chemielehrerschaft, Merzyn 1994 für die<br />
Physiklehrerschaft). So geht Merzyn (1994, S. 207) in seiner Befragung von<br />
Physiklehrern im Jahr 1987 davon aus, dass 40 % aller Physiklehrer an der höheren<br />
Schule sich einer fachwissenschaftlichen Orientierung zuordnen lassen. Demgegen-<br />
über stehen 30 % pädagogisch orientierte Lehrer, die er vor allem in den jüngeren<br />
Altersklassen ausmacht. Inwieweit diese Zahlen die aktuelle Zusammensetzung der<br />
Physiklehrerschaft am Gymnasium widerspiegeln, bedarf weiterer Forschungs-<br />
aktivitäten.<br />
Fragt man danach, was den pädagogisch orientierten Lehrer so erfolgreich macht, so<br />
ist ein genauerer Blick auf die Möglichkeiten eines interessenfördernden Unterrichts<br />
vonnöten.<br />
3.3.3 Die Bedeutung des Unterrichts für die Schülerinteressen<br />
Die meisten Empfehlungen zur Förderung des naturwissenschaftlich-technischen<br />
Interesses in der Schule beziehen sich auf den naturwissenschaftlichen Unterricht. In<br />
Anlehnung an die Theorien der pädagogisch-psychologischen Interessenforschung<br />
und die empirischen Ergebnisse zum Schülerinteresse im naturwissenschaftlich-<br />
technischen Fachbereich werden vor allem bestimmte Unterrichtsprinzipien als<br />
interessenfördernd hervorgehoben. Dabei gehen die Forscher davon aus, dass durch<br />
Schaffung einer interessenfördernden Lernumgebung im naturwissenschaftlichen<br />
Unterricht situationales Interesse am Lerngegenstand geweckt werden kann. Im Sinne<br />
der pädagogischen Interessentheorie (vgl. Kapitel 3.1.4: Die Theorien der Interessen-<br />
entwicklung) kann daraus eine persönlichkeitsprägende Interessendisposition ent-<br />
stehen. Dieser Prozess wird ebenfalls durch die interessenfördernden Unterrichts-<br />
prinzipien unterstützt.<br />
Die Wirksamkeit der Unterrichtsprinzipien wurde in empirischen Studien<br />
nachgewiesen (H. Conrads/A. Conrads 1992; Bettge/Hannover 1993; Oßwald 1995;<br />
Hartinger 1997; Hoffmann u.a. 1997; Hansen/Klinger 1998; Vogt u.a. 1999; Mammes<br />
2001; Berger 2002; Schminke 2003). Oft beachteten die Unterrichtsversuche mehrere<br />
Unterrichtsprinzipien. Diese Vorgehensweise erhöhte sicher die Auswirkung auf die<br />
naturwissenschaftlich-technische Interessengenese, erschwerte aber oft eine eindeutige<br />
Zuordnung von Maßnahme und Maßnahmeerfolgen.<br />
54
Interessenfördernder naturwissenschaftlicher Unterricht ist anwendungsorientiert.<br />
Ausgehend von der Forderung der pädagogischen Interessentheorie, dass der<br />
Gegenstand der Interessenbildung als persönlich bedeutsam eingeschätzt werden<br />
muss, hat die fachdidaktische Forschung in der Chemie und in der Physik Kontexte<br />
eruiert, die als interessenfördernd gelten (vgl. Kapitel 3.2.2: Die Sachinteressen in<br />
Naturwissenschaft und Technik). Ihnen gemeinsam ist ihr Anwendungsbezug bzw.<br />
ihre Nähe zur Erfahrungswelt der Schüler und Schülerinnen. Diese Erkenntnis hat<br />
sich anschließend eine Reihe von Unterrichtsversuchen zu Nutze gemacht. Erste<br />
Unterrichtsmodelle wurden bereits in den 80er Jahren im Rahmen der Science-<br />
Techonology-Society-Education (STS-Kurse) in angelsächsischen Ländern erprobt<br />
(Aikenhead 1994). In Deutschland steht fast 20 Jahre später der so genannte<br />
kontextorientierte naturwissenschaftliche Unterricht im Mittelpunkt der fach-<br />
didaktischen Diskussion. Er geht in seinem Ansatz über Unterrichtsmodelle hinaus,<br />
die einen Anwendungsbezug lediglich in der Explorationsphase bzw. Vertiefungs-<br />
phase einer Unterrichtseinheit einsetzen. Stattdessen bettet er von Anfang an chemie-<br />
und physikbezogene Inhalte in lebensweltliche Kontexte ein.<br />
Zahlreiche Untersuchungen kamen zu dem Ergebnis, dass sich ein solcher Unterricht<br />
förderlich auf die naturwissenschaftlich-technische Interessengenese auswirkt<br />
(Hoffmann u.a. 1997 für den Anfangsunterricht Physik und Chemie; Hansen/Klinger<br />
1998 für einen integrierten naturwissenschaftlichen Unterricht in Klasse 5/6; Berger<br />
2002 für den Physikunterricht in der Oberstufe; Schminke 2003 für den<br />
Chemieunterricht in der Oberstufe).<br />
Interessenfördernder naturwissenschaftlicher Unterricht ist tätigkeitsorientiert.<br />
Die Erhebungen zum Physik- bzw. Chemieinteresse haben interessenfördernde<br />
Tätigkeiten ergeben (vgl. Kapitel 3.2.2: Die Sachinteressen in Naturwissenschaft und<br />
Technik). Ihnen gemeinsam ist der hohe Anteil an praktisch-konstruktiven<br />
Tätigkeiten. Damit das praktisch-konstruktive Tätigwerden (z.B. Experimentieren,<br />
Bauen und Zerlegen) sich auch interessenfördernd auswirken kann, muss es aber<br />
mehr sein als ein „rezeptartiges Abarbeiten“ von Arbeitsanweisungen. Es muss die<br />
Merkmale einer Interessenhandlung erfüllen und den Schülern und Schülerinnen<br />
durch selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Handeln den Aufbau von<br />
Kompetenzen ermöglichen.<br />
Ein Aufbau von Handlungskompetenz durch praktisch-handwerkliches Arbeiten<br />
liegt natürlich nahe. Er ist direkt beobachtbar, am Ende steht oft ein vorzeigbares<br />
55
Produkt, und bei geeigneten häuslichen Rahmenbedingungen können die<br />
erworbenen Fertigkeiten auch zu Hause weiter ausgeübt werden. Diesen Umstand<br />
machen sich die Interventionsmaßnahmen von Mammes für die Grundschule (2001)<br />
und von H. Conrads/A. Conrads für die Grundschule bzw. Sekundarstufe I<br />
(1992) 16 zu Nutze. Beide konnten durch Werkunterricht eine positive Auswirkung<br />
auf die technische Interessenentwicklung bei Mädchen nachweisen.<br />
Auch für das Experiment als zentrales methodisches Verfahren der Naturwissen-<br />
schaften gilt, dass es nur dann eine interessenfördernde Wirkung entfalten kann,<br />
wenn es eine Herausforderung darstellt, Versuchsziele und -pläne selbst entworfen<br />
werden dürfen, die Kontrolle über die Planung der Arbeit bei den Schülern liegt und<br />
es Erfolgserlebnisse ermöglicht (vgl. Prenzel 2002, S. 41). Wird dies nicht berück-<br />
sichtigt, so ist mit nur geringem bzw. keinem Einfluss auf die naturwissenschaftlich-<br />
technische Interessengenese zu rechnen (Hartinger 1997, S. 48).<br />
Die Bedeutung eines tätigkeitsorientierten naturwissenschaftlichen Unterrichts für<br />
die Interessenentwicklung ist in einer Reihe von Unterrichtsversuchen nachgewiesen<br />
worden (H. Conrads/A. Conrads 1992 für technisches Werken in Klasse 3 bis 8;<br />
Bettge/Hannover 1993 für einen technischen Leistungswettbewerb in der 9. Klasse;<br />
Hartinger 1997 für den Sachunterricht in der Grundschule; Hoffmann u.a. 1997 für<br />
den Anfangsunterricht Physik und Chemie; Vogt u.a. 1999 für den Biologieunterricht<br />
in der 6. Jahrgangsstufe; Mammes 2001 für technischen Werkunterricht in der<br />
Grundschule).<br />
Interessenfördernder naturwissenschaftlicher Unterricht ist autonomieorientiert.<br />
Dass die Selbstbestimmung der Schüler und Schülerinnen eine wichtige Rolle für die<br />
Interessengenese spielt, konnte bereits bei der Beschreibung der interessenfördernden<br />
Tätigkeiten gezeigt werden. Begibt man sich darüber hinaus auf die Suche nach<br />
Unterrichtsformen, die ein selbstbestimmtes Lernen zum Ziel haben, wäre das<br />
Konzept des offenen Unterrichts zu nennen. Auch ohne weiter auf die intensiv<br />
geführte Diskussion zur Problematik des offenen Unterrichts einzugehen, lassen sich<br />
Bereiche finden, in denen eine Öffnung von Unterricht beschrieben werden kann.<br />
16 Im Rahmen des Modellversuchs „Mehr Mädchen in Naturwissenschaft und Technik“ konnten von 1987-1990<br />
Schülerinnen der Klasse 3 bis 8 außerhalb des regulären Unterrichts an Veranstaltungen zu vier<br />
Themenbereichen teilnehmen: Vom Sachunterricht zum Fachunterricht, Technisches Werken, Einführung in<br />
die Chemie, Physik im Kontext Kommunikation. H. Conrads übernahm die Projektleitung, A. Conrads die<br />
Evaluation (H. Conrads/ A. Conrads 1992).<br />
56
Eine Beteiligung der Schüler an der Grundauswahl der Unterrichtsinhalte, der<br />
Methodenwahl, der Wahl des Schwierigkeitsniveaus, der Sozialformen, des<br />
Zeitpunktes, der Zeitdauer und des Arbeitsortes ermöglicht ein selbstbestimmtes<br />
Lernen (vgl. Hartinger 1997, S. 62ff.; Hartinger/Fölling-Albers 2002, S. 140ff.). Eng<br />
verbunden mit diesen Wahlmöglichkeiten ist häufig auch das Ermöglichen von<br />
Kompetenzerleben. Denn wer zum Beispiel selbst das Schwierigkeitsniveau einer<br />
Aufgabe wählen kann, verhindert Über- bzw. Unterforderung und ermöglicht eine<br />
erfolgreiche Auseinandersetzung mit dem Interessengegenstand.<br />
Dass ein solch autonomieorientiertes Lernen auch interessenfördernd ist, konnte in<br />
Unterrichtsversuchen gezeigt werden (Oßwald 1995 für die Grundschule; Hartinger<br />
1997 für den Sachunterricht in der Grundschule).<br />
Interessenfördernder naturwissenschaftlicher Unterricht ist kooperativ.<br />
Kooperative Lernformen zeichnen sich durch eine positive Interdependenz aus: „Alle<br />
Personen können das Ziel erreichen, wobei das Erreichen des Ziels sogar noch wahr-<br />
scheinlicher wird, wenn die anderen Mitglieder der Gruppe es ebenfalls erreichen“<br />
(Neber 1998). Die interessenfördernde Wirkung erklärt sich durch das Bedürfnis nach<br />
sozialer Eingebundenheit (vgl. Kapitel 3.1.4: Die Theorien der Interessenent-<br />
wicklung). Im naturwissenschaftlichen Unterricht lässt sich kooperatives Lernen in<br />
Form von Gruppen- bzw. Partnerarbeit verwirklichen. In Ausnahmefällen, wie zum<br />
Beispiel in einem Projekt, arbeitet die gesamte Klasse zur Erreichung eines Ziels<br />
zusammen. Hier besteht zudem die Möglichkeit, dass der Lehrer als Teil der<br />
Lerngemeinschaft gemeinsam mit den Schülern Problemsituationen bearbeitet. Auch<br />
Arbeitsgemeinschaften eignen sich sehr gut für ein kooperatives Lernen, bei dem der<br />
Lehrer weniger die Rolle eines Wissensvermittlers als die eines Mitlernenden<br />
einnimmt.<br />
Untersuchungen speziell zu den Auswirkungen kooperativer Lernformen auf die<br />
Interessengenese sind dem Verfasser nicht bekannt. Beschäftigt man sich aber genauer<br />
mit den Lehrversuchen zum anwendungs- bzw. tätigkeitsorientierten Unterrichts-<br />
prinzip, so lässt sich ein hoher Anteil an kooperativen Lernformen entdecken. Sicher<br />
haben auch sie zum Erfolg der Unterrichtsversuche beigetragen.<br />
Interessenfördernder naturwissenschaftlicher Unterricht braucht ein positives Unterrichts-<br />
klima.<br />
Die Bedeutung eines positiven Unterrichtsklimas für die Interessengenese lässt sich<br />
ebenfalls durch das psychologische Bedürfnis nach sozialer Eingebundenheit erklären<br />
57
(vgl. Kapitel 3.1.4: Die Theorien der Interessenentwicklung). Auf die Frage, wie ein<br />
solches Unterrichtsklima beschaffen sein muss, gibt Eder in seiner Studie zur<br />
Auswirkung des Schulklimas auf die Interessenentwicklung folgende Hinweise: „Eine<br />
Lernumwelt, die sich durch einen geringen Sozial- und Leistungsdruck und eine hohe<br />
Schülerzentriertheit ausweist, fördert die Aufrechterhaltung oder Steigerung von<br />
Interessen“ (Eder 1992, S. 186).<br />
Die Betonung der Schülerzentriertheit verweist unter anderem auf die eben<br />
beschriebenen Vorteile eines autonomen Lernens im Unterricht (Prinzip der<br />
Autonomieorientierung). Aber auch die psychosoziale Zuwendung und die<br />
methodische Kompetenz der Lehrkraft ergänzen die Beschreibung eines<br />
schülerzentrierten Unterrichts: „Lehrer und Lehrerinnen, die ihren Unterricht<br />
methodisch abwechslungsreich gestalten, ihre Gefühle zeigen und die Ideen der<br />
Schüler und Schülerinnen aufnehmen, erreichen die Lernenden besser, als<br />
unterkühlte, distanzierte oder schlecht vorbereitete Lehrkräfte“ (Hansen/Klinger<br />
1998, S. 33).<br />
Die Nachteile eines hohen Leistungsdrucks für die Entwicklung von Interessen<br />
stimmen dagegen nicht gerade optimistisch für eine Interessenförderung im<br />
naturwissenschaftlichen Unterricht. Lehrplan- und Notendruck scheinen sich<br />
zumindest bei einigen Schülern und Schülerinnen als hinderlich für die Ausbildung<br />
von naturwissenschaftlich-technischen Interessen auszuwirken. So ist es unter den<br />
gegebenen Umständen nur folgerichtig, dass ein Teil der Interventionsmaßnahmen<br />
zur schulischen Förderung des naturwissenschaftlich-technischen Interesses außerhalb<br />
des regulären Unterrichts stattfindet (H. Conrads/A. Conrads 1992; Bettge/<br />
Hannover 1993). Die oben aufgeführten Beispiele zeigen aber auch, dass der reguläre<br />
Unterricht Freiräume für eine interessenfördernde Gestaltung bietet.<br />
Unterrichtsversuche, die durch eine gezielte Verbesserung des Unterrichtsklimas die<br />
naturwissenschaftlich-technische Interessengenese beeinflussen wollen, sind bisher<br />
nur selten durchgeführt worden. Hoffmann, Häußler und Peters-Haft<br />
versuchen durch Erreichung eines für Mädchen förderlichen Unterrichtsklimas im<br />
Physikunterricht positive Effekte auf ihr physikbezogenes Selbstkonzept bzw. ihr<br />
Physikinteresse zu erreichen (Hoffmann u.a. 1997 für den Anfangsunterricht Physik<br />
und Chemie).<br />
58
3.3.4 Die Bedeutung der Mädchenförderung für die Schüler-<br />
interessen<br />
Eine Vielzahl von schulischen Interventionsmaßnahmen versucht speziell Mädchen<br />
mehr für Naturwissenschaft und Technik zu begeistern. Warum gerade Mädchen<br />
einer besonderen Förderung bedürfen, konnte im Rahmen der vorliegenden Arbeit<br />
immer wieder herausgearbeitet werden. Junge Frauen entscheiden sich deutlich<br />
seltener für einen naturwissenschaftlich-technischen Studiengang. Bereits in der<br />
Schule lässt sich die Abwendung der Mädchen von den harten naturwissen-<br />
schaftlichen Disziplinen beobachten. Das weitaus geringere Fach- und Sachinteresse<br />
der Mädchen nimmt über die Schuljahre hinweg sogar noch ab und mündet in eine<br />
Leistungskursentscheidung zu Ungunsten der naturwissenschaftlichen bzw.<br />
technischen Fachbereiche (Ausnahme: Biologie). Die Gründe für diese Entwicklung<br />
sind vielfältig. Sie liegen wohl zum Großteil außerhalb der Schule und können hier<br />
nur in einigen Aspekten dargestellt werden (vgl. Mammes 2001, S. 23ff.; Hoffmann<br />
u.a. 1997, S. 19ff.).<br />
Mädchen machen im Laufe ihrer Sozialisation weitaus weniger Erfahrungen mit<br />
naturwissenschaftlich-technischen Gegenständen (vgl. Kapitel 3.1.5: Einflussfaktoren<br />
bei der Entwicklung von naturwissenschaftlich-technischen Interessen). Sie kommen<br />
bereits in die Schule mit einem geringeren Selbstkonzept gegenüber dem naturwissen-<br />
schaftlichen Lernen (vgl. Kapitel 3.2.3: Der Zusammenhang zwischen Fach- und<br />
Sachinteressen). In der Schule sind sie mit einem naturwissenschaftlichen Unterricht<br />
konfrontiert, der oft an ihren Interessen vorbeigeht (vgl. Kapitel 3.2.2: Die<br />
Sachinteressen in Naturwissenschaft und Technik). Der Lehrer vom Typ „konser-<br />
vativer Naturwissenschaftler“ begegnet dem Leistungsvermögen der Schülerinnen in<br />
den Naturwissenschaften mit Skepsis (vgl. Kapitel 3.3.2: Die Bedeutung der Lehrkraft<br />
für die Schülerinteressen). Kein Wunder, dass die Schülerinnen unter solchen<br />
Rahmenbedingungen nur wenig Freude an den harten naturwissenschaftlichen<br />
Fächern finden.<br />
Eine Vielzahl von Untersuchungen versucht aufzuzeigen, wie dem Interessenverfall<br />
der Schülerinnen zu begegnen ist. Dabei haben sich bestimmte Maßnahmen als<br />
erfolgreich erwiesen.<br />
Mädchenförderung durch organisatorische Maßnahmen<br />
Zur Stärkung des Selbstkonzeptes der Mädchen in Bezug auf ihre naturwissen-<br />
schaftlich-technischen Fähigkeiten wird eine Geschlechtertrennung im natur-<br />
59
wissenschaftlichen Unterricht vorgeschlagen. Es haben sich bestimmte Formen der<br />
Trennung als vorteilhaft herausgestellt. Positive Auswirkungen auf das Selbstkonzept<br />
und das Interesse im naturwissenschaftlich-technischen Fachbereich wurden von<br />
Kessels und Hannover für einen durchgängig monoedukativen Physikanfangs-<br />
unterricht beschrieben (2002, S. 18). Hoffmann und Kollegen berichten von den<br />
Vorteilen eines zeitweise getrennten Physikanfangsunterrichts für Wissen, Interesse<br />
und Selbstkonzept der Mädchen (1997, S. 294). Aber auch die Schaffung von<br />
mädchenspezifischen Zusatzangeboten außerhalb des regulären Unterrichts brachte<br />
positive Effekte auf die weibliche Interessengenese (H. Conrads/A. Conrads 1992,<br />
S. 242).<br />
Mädchenförderung durch Berücksichtigung mädchenrelevanter Kontexte<br />
Die Berücksichtigung mädchenrelevanter Kontexte im naturwissenschaftlichen<br />
Unterricht hat sich als besonders wichtig für die weibliche Interessengenese<br />
herausgestellt (vgl. auch Kapitel 3.2.2: Die Sachinteressen in Naturwissenschaft und<br />
Technik). Werden Kontexte aus dem Erfahrungsbereich der Mädchen gewählt, so ist<br />
das Interesse der Schülerinnen im Vergleich zum traditionellen Physikunterricht<br />
höher (Hoffmann u.a. 1997 für einen kontextorientierten Physikunterricht) und<br />
übersteigt zum Teil das der Jungen (Auer 1990 für einen kontextorientierten<br />
Physikunterricht). Auch H. Conrads/A. Conrads (H. Conrads /A. Conrads 1992<br />
für einen kontextorientierten Physik- und Chemieunterricht) und Hannover/<br />
Bettge (Hannover/Bettge 1993 für einen kontextorientierten Mathematikunterricht)<br />
setzten in ihren Interventionsmaßnahmen einen auf die Belange von Schülerinnen<br />
abgestimmten mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht ein.<br />
Im Übrigen ist davon auszugehen, dass ein an den Interessen der Mädchen<br />
orientierter naturwissenschaftlicher Unterricht sich nicht zum Nachteil der Jungen<br />
auswirkt (Häußler u.a. 1998, S. 122).<br />
Mädchenförderung durch Schaffung eines mädchenfreundlichen Unterrichtsklimas<br />
Der Versuch, das fachspezifische Selbstkonzept durch ein für Mädchen förderliches<br />
Unterrichtsklima im Physikunterricht zu stärken, findet sich bei Hoffmann und<br />
Kollegen (Hoffmann u.a. 1997). Doch darf nicht unerwähnt bleiben, dass der<br />
Erfolg des Modellversuchs neben dem verbesserten Unterrichtsklima wohl eher auf<br />
die oben beschriebenen Innovationen zur Unterrichtsorganisation bzw. zur Auswahl<br />
der Unterrichtsinhalte zurückzuführen ist.<br />
60
3.3.5 Zusammenfassung<br />
Die jeweilige Schule, der Lehrer, der Unterricht wie auch weitere (mädchen-<br />
fördernde) schulische Maßnahmen beeinflussen die naturwissenschaftlich-technische<br />
Interessengenese.<br />
Eine Schule, die den Schülern und Schülerinnen eine möglichst frühe, kontinuierliche<br />
und mit zunehmendem Alter immer differenzierte Auseinandersetzung mit dem<br />
Interessengegenstand ermöglicht, schafft positive Rahmenbedingungen für die<br />
Entwicklung von naturwissenschaftlich-technischen Interessen.<br />
Naturwissenschaftliche Lehrer, die ihre Vorstellung von Unterricht an einem<br />
pädagogischen Leitbild orientieren und den Versuch unternehmen, dieses im<br />
Unterricht wirksam werden zu lassen, verzeichnen ebenfalls Erfolge, Schüler und<br />
Schülerinnen für Naturwissenschaft und Technik zu begeistern.<br />
Die Gründe für den Erfolg der pädagogisch orientierten naturwissenschaftlichen<br />
Lehrer liegen vor allem in ihrem Unterricht. Ein naturwissenschaftlicher Unterricht,<br />
der sich an bestimmten Prinzipien orientiert, wirkt sich interessenfördernd aus.<br />
Interventionsmaßnahmen zur Förderung von Mädchen im naturwissenschaftlich-<br />
technischen Unterricht konnten den „Interessenvorsprung“ der Jungen zum Teil<br />
ausgleichen.<br />
Zusammenfassend lassen sich folgende Merkmale eines interessenfördernden<br />
naturwissenschaftlichen Unterrichts formulieren. (Sie gelten nicht nur für den natur-<br />
wissenschaftlichen Unterricht im engeren Sinne, sondern können auch allgemein zur<br />
Beurteilung von Maßnahmen zur Förderung naturwissenschaftlich-technischer<br />
Interessen herangezogen werden.):<br />
• Organisatorischer Aspekt (Organisation)<br />
Interessenfördernder Unterricht beginnt so früh wie möglich.<br />
Interessenfördernder Unterricht macht mit zunehmendem Alter der Heran-<br />
wachsenden immer differenziertere Angebote.<br />
• Didaktischer Aspekt (Inhalt)<br />
Interessenfördernder Unterricht ist anwendungsorientiert.<br />
Interessenfördernder Unterricht ist tätigkeitsorientiert.<br />
61
• Methodischer Aspekt (Vermittlung)<br />
Interessenfördernder Unterricht ist autonomieorientiert.<br />
Interessenfördernder Unterricht ist kooperativ.<br />
• Sozialer Aspekt (Unterrichtsklima/Atmosphäre)<br />
Interessenfördernder Unterricht erfordert ein positives Unterrichtsklima bzw. eine<br />
angenehme emotionale Atmosphäre.<br />
• Geschlechtsspezifischer Aspekt (Geschlecht)<br />
Interessenfördernder Unterricht berücksichtigt bezüglich aller Aspekte die besondere<br />
Einstellung der Mädchen zu Naturwissenschaft und Technik.<br />
Dem geschulten Pädagogen werden die Vorschläge zur Interessenförderung nicht neu<br />
erscheinen. Spätestens seit der Reformpädagogik stehen ganz ähnliche Forderungen<br />
im Mittelpunkt der erziehungswissenschaftlichen und der schulpolitischen Dis-<br />
kussion.<br />
So bleibt abschließend zu fragen:<br />
Inwieweit prägen die Merkmale eines interessenfördernden naturwissenschaftlich-<br />
technischen Unterrichts den heutigen Unterrichtsalltag am Gymnasium?<br />
Gibt es erste Hinweise darauf, weshalb deren Umsetzung in der Schulpraxis<br />
bisher nur unzureichend gelingt?<br />
Und welchen Beitrag kann die pädagogische Forschung leisten, damit die<br />
Merkmale in Zukunft eine stärkere Berücksichtigung in unseren Schulen finden?<br />
Das nächste Kapitel versucht hierzu Auskunft zu geben.<br />
62
4 Praxiszentrierte Evaluation als Antwort auf die<br />
Diskrepanz zwischen der Unterrichtspraxis und<br />
den Ergebnissen der Interessenforschung<br />
4.1 Die Notwendigkeit praxiszentrierter Evaluation<br />
4.1.1 Die Umsetzung der Ergebnisse der Interessenforschung<br />
im Schulalltag<br />
Auf die Frage, inwieweit die oben dargestellten interessenfördernden Merkmale den<br />
heutigen Schul- und Unterrichtsalltag in Deutschland bestimmen, haben nationale<br />
bzw. internationale Studien eine eher ernüchternde Antwort gegeben.<br />
Der aktuelle naturwissenschaftliche Unterricht im Spiegel internationaler bzw. nationaler<br />
Studien<br />
Die an der dritten Internationalen Mathematik- und Naturwissenschaftsstudie<br />
TIMSS 17 beteiligten Schüler und Schülerinnen der gymnasialen Oberstufe<br />
kennzeichneten ihren Physikunterricht „als einen Demonstrationsunterricht, in dem<br />
die Lehrkräfte mit Hilfe des Vorführexperimentes einen physikalischen Gedanken-<br />
gang entwickeln, gelenkte Schülerexperimente selten sind und eine eigenständige<br />
Entwicklung von Schülerexperimenten praktisch nicht vorkommt“ (Baumert/Köller<br />
2000b, S. 295-296). Prenzel spricht in Bezug auf diese Daten vom Vorherrschen<br />
eines „kreidelastigen Demonstrationsunterrichts“ (2002, S. 38) mit einer negativen<br />
Auswirkung auf die Interessenbildung und den Kompetenzerwerb in den<br />
naturwissenschaftlichen Fachdisziplinen.<br />
Selbst für den Anfangsunterricht im Fach Physik konnte diese These anhand von<br />
Videostudien über „Muster des unterrichtlichen Handelns von Lehrkräften“ bestätigt<br />
werden (Prenzel u.a. 2002; Seidel u.a. 2002). Bereits zu Beginn der siebten und achten<br />
Jahrgangsstufe identifizierten die Forscher anhand der aufgezeichneten Unterrichts-<br />
stunden einen Unterricht gemäß den oben ausgeführten Beobachtungen.<br />
17 In der TIMS-Studie der International Association for the Evaluation of Educational Achievement (IEA)<br />
wurden in den Jahren 1995/96 zum dritten Mal die Mathematik- und Naturwissenschaftsleistungen der<br />
Schüler der Sekundarstufen I und II in Deutschland untersucht. Die Tests in der Sekundarstufe II bestanden aus<br />
einem mathematisch-naturwissenschaftlichen Grundbildungstest und einem Fachleistungstest für die<br />
voruniversitäre Ausbildung in Mathematik und Physik. Ebenso wurden eine Reihe von zusätzlichen<br />
Informationen über Art und Menge der Hausaufgaben, typische Unterrichtsstile der Lehrer und das<br />
Schülerinteresse an den einzelnen Fächern erfragt.<br />
63
Auch die bereits ausführlich geschilderten naturwissenschaftlichen Längsschnitt-<br />
studien zur Entwicklung des Physik- bzw. Chemieinteresses beschreiben für alle<br />
Jahrgangsstufen aus Schülersicht einen Unterricht, der die Physik bzw. die Chemie<br />
als Wissenschaft ohne Bezug zu Alltag, Gesellschaft und Beruf erscheinen lässt (vgl.<br />
Kapitel 3.2.2: Die Sachinteressen in Naturwissenschaft und Technik). In Über-<br />
einstimmung mit den TIMSS-Ergebnissen kritisierten die Schüler und Schülerinnen<br />
weiterhin, dass reproduktive Tätigkeiten, wie Texte lesen, Gesetzmäßigkeiten<br />
auswendig lernen, dem Lehrer bei der Durchführung von Versuchen zuschauen und<br />
einem Vortrag zuhören, eindeutig den naturwissenschaftlichen Unterricht domi-<br />
nieren (Häußler u.a. 1998, S. 23ff.).<br />
Wie in Kapitel 3.2.2 dargestellt, entspricht ein solcher, rein fachwissenschaftlich<br />
orientierter Unterricht kaum der Interessenstruktur der Schüler und Schülerinnen<br />
und stimmt zudem nicht mit Forderungen nach einer zeitgemäßen naturwissen-<br />
schaftlichen Bildung überein. 18<br />
Die Gründung außerschulischer Initiativen als Zeichen der wachsenden Unzufriedenheit<br />
Die wachsende Unzufriedenheit über den derzeitigen Stand des mathematisch-<br />
naturwissenschaftlichen Unterrichts in Deutschland hat zur Gründung von einigen<br />
außerschulischen Initiativen zur Förderung der naturwissenschaftlich-technischen<br />
Fachbereiche geführt. Viele der neu entstandenen Lernangebote, die Euler in die<br />
Bereiche Initiativen einzelner Hochschulinstitute oder Fakultäten, Experimental-<br />
labors, Netze und Begabten- bzw. Interessiertenförderung einteilt (Euler 2001),<br />
versuchen neben informierenden Veranstaltungen auch Einheiten des praktischen<br />
Arbeitens zu authentischen Lernsituationen gemäß den interessenfördernden<br />
Kriterien anzubieten. Leider wurden die Schulen bei der Planung und Ausarbeitung<br />
der Angebote nur wenig beteiligt, so dass die Einbindung der Aktionen in den<br />
naturwissenschaftlichen Unterricht meistens ungenügend gelingt. Zudem erreichen<br />
sie oft nur eine kleine Anzahl von Schülern.<br />
Die dringend nötige Weiterentwicklung des naturwissenschaftlichen Unterrichts an<br />
deutschen Schulen scheint dagegen noch schwieriger zu gelingen.<br />
18 Anforderungen an eine zeitgemäße physikalische Bildung: Curriculare Delphi-Studie Physik (Häußler 1988),<br />
Empfehlungen zur Gestaltung von Lehrplänen bzw. Richtlinien für den Physikunterricht (MNU 2001)<br />
Anforderungen an eine zeitgemäße chemische Bildung: Empfehlungen zur Gestaltung von Lehrplänen bzw.<br />
Richtlinien für den Chemieunterricht (MNU 2000).<br />
64
Will man hier Fortschritte erreichen, so gerät die naturwissenschaftliche Lehrerschaft,<br />
deren Einstellungen, Kompetenzen und Einsatzbereitschaft in den Mittelpunkt der<br />
Aufmerksamkeit (vgl. auch Kapitel 3.3.2: Die Bedeutung der Lehrkraft für die<br />
Schülerinteressen).<br />
4.1.2 Die Umorientierung der pädagogischen Interessen-<br />
forschung<br />
Wie bereits dargestellt hat die pädagogisch-psychologische Interessenforschung<br />
empirisch überprüfbare Vorschläge zur Förderung des naturwissenschaftlich-<br />
technischen Interesses in Unterricht und Schule gemacht. Erhebungen zu den Fach-<br />
und Sachinteressen im naturwissenschaftlichen Bereich konnten die Interessen-<br />
struktur der Heranwachsenden aufdecken. Unzählige Unterrichtsversuche wiesen die<br />
Wirksamkeit bestimmter Unterrichtsprinzipien bei der Interessenförderung nach.<br />
Erste Handlungskonzepte für die Gestaltung eines interessenfördernden Unterrichts<br />
(z.B. „Zehn Gesichtspunkte für die Gestaltung naturwissenschaftlichen Unterrichts,<br />
um ihn insgesamt, besonders aber für Mädchen, interessanter zu machen“ in Häußler<br />
u.a. 1998) wurden erstellt und zum Teil in Modellversuchen (Hoffmann u.a. 1997)<br />
erprobt.<br />
Die Kluft zwischen Theorie und Praxis in pädagogischen Zusammenhängen<br />
Dennoch scheint der naturwissenschaftliche Unterricht an deutschen Schulen nur<br />
wenig von diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen profitiert zu haben. Die Ursachen<br />
für diese Diskrepanz zwischen theoretischer Erkenntnis und praktischer Umsetzung<br />
liegen im besonderen Verhältnis der pädagogischen Forschung zu ihren<br />
Handlungsfeldern begründet. So stehen den immer weiter anwachsenden Ergebnissen<br />
der pädagogischen Interessenforschung die in der Praxis pädagogisch handelnden<br />
Personen gegenüber. Damit die Erkenntnisse der Interessenforschung dort wirksam<br />
werden können, müssen sich „die Erzieher und Erzieherinnen selbst in ihrem<br />
beruflichen Selbstverständnis, damit in ihrer Person, in ihrem Denken, ihren<br />
Überzeugungen und Gewohnheiten ändern“ (Spanhel 1999a, S. 8).<br />
Spanhel weist darauf hin, dass es „in der Wirtschaft eine Selbstverständlichkeit ist,<br />
durch Einsatz hoher Investitionen für eine möglichst schnelle Anwendung neuer<br />
wissenschaftlicher Erkenntnisse zu sorgen, weil dies Wettbewerbsvorteile und<br />
wirtschaftlichen Gewinn verspricht“ (Spanhel 1999a, S. 7). Im Erziehungs- und<br />
Bildungssystem gestalten sich diese Prozesse aufgrund der Vielzahl der Beteiligten und<br />
der nicht ausreichend vorhandenen finanziellen Mittel jedoch schwieriger.<br />
65
Die bisherigen Versuche, durch Lehrplan- bzw. Bildungsplanreformen neueste<br />
didaktische und methodische Erkenntnisse im Schulalltag wirksam werden zu lassen,<br />
können angesichts des weiterhin vorherrschenden Demonstrationsunterrichts in<br />
deutschen Klassenzimmern als gescheitert angesehen werden.<br />
Auch die Hoffnung, dass durch frisch ausgebildete junge Lehrer neue didaktische<br />
Konzeptionen Eingang in den Schulalltag finden (vgl. Willer 2003, S. 440), muss<br />
kritisch beurteilt werden. So berichtet die Forschung zur Sozialisation des<br />
Junglehrers davon, dass bei ersten Kontakten mit der Berufspraxis konservative<br />
Einstellungen gegenüber dem Unterricht wieder zunehmen und unter Umständen ein<br />
„Lehrerleben“ lang beibehalten werden (vgl. Terhart 2001, S. 20ff.).<br />
Die Notwendigkeit einer Umorientierung der pädagogischen Interessenforschung<br />
Vor dem Hintergrund dieses häufig misslingenden Theorie-Praxis-Transfers in<br />
pädagogischen Zusammenhängen darf sich auch die pädagogische Interessenforschung<br />
einer Umorientierung nicht entziehen. Es kann nicht darum gehen, immer weitere<br />
Erkenntnisse „im Sinne einer Grundlagenforschung“ zu produzieren, sondern die<br />
Forschung muss sich auch um eine „Verbesserung der Erziehungspraxis“ kümmern<br />
(Spanhel 1999a, S. 8; Spanhel 1999b, S. 15).<br />
Damit die pädagogische Interessenforschung hier an Wirkung gewinnt, „muss sie<br />
verstärkt handlungs- und praxisorientierten präskriptiven Fragen nachgehen“<br />
(Prenzel 1996, S. 1335). Sie muss ein Handlungswissen zur Verfügung stellen, dass<br />
„Lehrkräften und Bildungspolitikern als nachvollziehbar und in ihrem Umfeld als<br />
realisierbar erscheint“ (Prenzel 1996, S. 1335). Diese Aufgabe kann die Interessen-<br />
forschung nur in enger Zusammenarbeit mit der Praxis bewältigen.<br />
66
4.2 Die Planung des Entwicklungsprojektes als praxis-<br />
zentrierte Evaluationsstudie<br />
4.2.1 Die Vorgehensweise bei der Planung des Entwicklungs-<br />
projektes<br />
In Anbetracht der eben aufgezeigten Forschungsproblematik, wurde die vorliegende<br />
Arbeit als praxiszentrierte Evaluationsstudie (Beywl 1991) unter den konkreten<br />
Bedingungen des Schulalltags geplant. Es soll der Versuch unternommen werden, im<br />
Rahmen eines offenen Entwicklungsprojektes die naturwissenschaftlichen Lehrer<br />
einer höheren Schule mit den bislang dargestellten Merkmalen eines<br />
interessenfördernden Unterrichts zu konfrontieren, diese zu diskutieren und mit<br />
ihnen gemeinsam Maßnahmen zur Förderung des naturwissenschaftlich-technischen<br />
Interesses in Unterricht und Schule zu entwickeln bzw. durchzuführen. Der<br />
Schwerpunkt der wissenschaftlichen Begleitforschung liegt neben der Evaluation der<br />
Einzelmaßnahmen auf der Auswertung des gesamten Prozessablaufs.<br />
Aufgabe der wissenschaftlichen Begleitforschung<br />
Gemäß den einzelnen Projektphasen ermöglicht die Untersuchung zu klären, was<br />
getan werden muss, um Lehrer für die Idee einer Interessenförderung in Unterricht<br />
und Schule zu gewinnen und welche Informationen, Materialien, Fortbildungs-<br />
veranstaltungen etc. die Lehrer benötigen, um konkrete interessenfördernde Maß-<br />
nahmen zu entwickeln. Anhand der erarbeiteten Maßnahmen lässt sich darstellen,<br />
welche Kriterien der Interessenförderung Lehrer für umsetzbar halten und wo die<br />
Forderungen der Interessenforschung vertrauten Handlungsroutinen entgegenstehen.<br />
Die Umsetzung der Maßnahmen ergibt Aufschluss darüber, welche Rahmenbedin-<br />
gungen des Schulalltags einen interessenfördernden Unterricht behindern. Schließlich<br />
besteht die Möglichkeit, die Auswirkungen der Maßnahmen auf Schüler, Lehrer,<br />
Schule und sonstige Beteiligte zu erfassen. Insbesondere lässt sich herausfinden, ob die<br />
Maßnahmen bei den Schülern tatsächlich zu einer Interessensteigerung geführt haben.<br />
Nach Abschluss des Projektes stehen also nicht nur die in der Praxis evaluierten<br />
Interventionsmaßnahmen für eine nachhaltige Implementierung im Schulalltag zur<br />
Verfügung, sondern es kann auch anhand der gewonnen Prozessdaten geklärt werden,<br />
wo Schwierigkeiten bei Lehrern und im schulischen Umfeld auftauchen, wenn es um<br />
eine Umsetzung der Ergebnisse der Interessenforschung in Unterricht und Schule<br />
geht.<br />
67
4.2.2 Die Ziele des Entwicklungsprojektes<br />
Aus der theoretischen Begründung und der geplanten Vorgehensweise ergeben sich<br />
daher folgende fünf Zielsetzungen für das Entwicklungsprojekt.<br />
Übergeordnete Forschungsfrage:<br />
Wie lassen sich in Zusammenarbeit von Schule und Wirtschaft Maßnahmen zur<br />
Förderung des naturwissenschaftlich-technischen Interesses entwickeln, erproben und<br />
dauerhaft in den Schulalltag integrieren?<br />
Weitere Forschungsfragen:<br />
Zielbereich 1:<br />
Erfassung der Ausgangslage und der Rahmenbedingungen für interessenfördernde<br />
Maßnahmen in Unterricht und Schule<br />
• Wie lässt sich die Ausgangslage an einer Schule unter interessenfördernden<br />
Gesichtspunkten beschreiben?<br />
• Welche organisatorischen, materiellen und räumlichen Voraussetzungen sind<br />
nötig, um interessenfördernde Maßnahmen in Unterricht und Schule durch-<br />
zuführen?<br />
Zielbereich 2:<br />
Gewinnung der Lehrer für eine Interessenförderung in Unterricht und Schule<br />
• Sehen naturwissenschaftliche Lehrer die Interessenförderung als eine für sie<br />
relevante Bildungsaufgabe?<br />
• Wie lassen sich naturwissenschaftliche Lehrer von der Idee der Interessen-<br />
förderung in Unterricht und Schule überzeugen?<br />
Zielbereich 3:<br />
Entwicklung und Durchführung der interessenfördernden Maßnahmen<br />
• Welche Maßnahmen halten Lehrer für geeignet, um naturwissenschaftlich-<br />
technisches Interesse bei den Schülern zu steigern?<br />
• Welche Unterstützung (z.B. Unterrichtsmaterialien, Fortbildungsveranstaltungen)<br />
benötigen naturwissenschaftliche Lehrer, um interessenfördernde Maßnahmen in<br />
Unterricht und Schule zu entwickeln?<br />
68
• Wie lassen sich die erarbeiteten Maßnahmen unter interessenfördernden Gesichts-<br />
punkten beurteilen?<br />
• Wo liegen Schwierigkeiten und Grenzen bei der Umsetzung?<br />
• Welche Auswirkungen haben die Maßnahmen auf die Schüler?<br />
• Wie lassen sich die Maßnahmen dauerhaft in den Schulalltag integrieren?<br />
Zielbereich 4:<br />
Entwicklung und Erprobung neuer Formen der inner- und außerschulischen<br />
Zusammenarbeit<br />
• Wie lassen sich die Lehrer für die neuen Kooperationsformen gewinnen?<br />
• Erfahren die Lehrer die Kooperation mit inner- und außerschulischen Partnern als<br />
eine Bereicherung?<br />
• Welchen Beitrag leisten die neuen Kooperationsformen zu einer Öffnung der<br />
Schule nach außen?<br />
Zielbereich 5:<br />
Vernetzung von Schule und Wirtschaft<br />
• Wie kann die Wirtschaft die Schule bei der Verwirklichung eines interessen-<br />
fördernden naturwissenschaftlichen Unterrichts unterstützen?<br />
69
4.3 Die Rahmenbedingungen bei der Durchführung des<br />
Entwicklungsprojektes<br />
4.3.1 Die Bedingungen für das Entwicklungsprojekt am Gym-<br />
nasium<br />
Das Entwicklungsprojekt findet an einem Gymnasium statt. Einerseits sprechen viele<br />
Gründe dafür, es gerade hier durchzuführen, andererseits sind auch spezifische<br />
Schwierigkeiten bei der Umsetzung zu erwarten.<br />
Der sich wandelnde gymnasiale Bildungsauftrag<br />
Das Gymnasium als Schulform hat sich seit Anfang der 50er Jahre von einer<br />
exklusiven Schulform für eine Minderheit zu einer allgemeinen Schulform der<br />
höheren Bildung entwickelt, die von einem immer größer werdenden Anteil von<br />
Heranwachsenden besucht wird (vgl. Engelhardt 2000, S. 221). Eng verbunden mit<br />
der wachsenden Zahl von Gymnasiasten ist natürlich auch eine veränderte Zu-<br />
sammensetzung der Schülerschaft. Damit ergeben sich ganz neue Anforderungen an<br />
den Bildungsauftrag der höheren Schule. Als Beispiele seien hier die Verstärkung des<br />
Berufsweltbezugs, die wachsenden erzieherisch-sozialisatorischen Aufgaben und die<br />
neuen Anforderungen an einen Unterricht, der die Förderung der Schwachen stärker<br />
fokussieren muss, genannt. Das Gymnasium steht in diesem Zusammenhang unter<br />
einem erhöhten Anpassungsdruck.<br />
Die Chance: Das Entwicklungsprojekt zur naturwissenschaftlich-technischen Inter-<br />
essenförderung kann einen Beitrag zur Bewältigung der Anpassungsanforderungen<br />
leisten.<br />
Die Schwierigkeit: Die Idee der Interessenförderung wird von den Lehrern vor allem<br />
als eine weitere Zusatzaufgabe gesehen und aufgrund der vielen neuen Anforderungen<br />
an die höhere Schule abgelehnt.<br />
Das Selbstverständnis der Lehrerschaft am Gymnasium<br />
Verglichen mit den Lehrern in anderen Ländern gelten die Gymnasiallehrer in<br />
Deutschland durch Studium und Referendariat als vergleichsweise gut ausgebildet.<br />
Allerdings vermittelt die Ausbildung der Lehrkräfte ein Unterrichtsverständnis, das<br />
in erster Linie von Wissensvermittlung und Wissensprüfung gekennzeichnet ist (vgl.<br />
BLK 1997, ohne Seitenangabe). Viele Gymnasiallehrer verstehen sich daher auch<br />
heute noch in erster Linie als Fachwissenschaftler.<br />
70
Die Chance: Das Entwicklungsprojekt kann auf das umfangreiche Wissen der<br />
naturwissenschaftlichen Lehrer zurückgreifen und, darauf aufbauend, ein höheres<br />
Maß an unterrichtlicher Professionalität anstreben.<br />
Die Schwierigkeit: Erstarrte Routinen und Ängste vor Neuerungen verhindern eine<br />
Weiterentwicklung unterrichtlicher Professionalität bei den naturwissenschaftlichen<br />
Lehrkräften.<br />
Das Gymnasium als leistungsorientierte Schulform<br />
Die Qualität des Abiturzeugnisses gewinnt für eine erfolgreiche Ausbildungs- und<br />
Berufskarriere an Bedeutung (Engelhardt 2000, S. 237). Der Unterricht im Gym-<br />
nasium steht daher nach wie vor unter hohem Leistungsdruck.<br />
Die Chance: Das Entwicklungsprojekt zur naturwissenschaftlich-technischen<br />
Interessenförderung kann Wege zur Verwirklichung eines intrinsisch motivierten<br />
bzw. interessengeleiteten Lernens aufzeigen.<br />
Die Schwierigkeit: Eine von Leistungsdruck bestimmte Atmosphäre macht die<br />
Interessenförderung unmöglich.<br />
Das Gymnasium im Mittelpunkt aktueller bildungspolitischer Reformbemühungen<br />
Das Gymnasium in Deutschland steht seit einigen Jahren im Mittelpunkt bildungs-<br />
politischer Reformbemühungen. Anlass ist häufig die Verkürzung der gymnasialen<br />
Schulzeit um ein Jahr. Eng damit verbunden sind oft weitergehende Reformen. Als<br />
exemplarisch für diese Entwicklung kann die unter Kapitel 4.4.4 beschriebene<br />
Bildungsreform 2004 in Baden-Württemberg gesehen werden.<br />
Die Chance: Die neuen Freiräume (z.B. schulspezifischer Bildungsplan) der Schulen<br />
können für eine verstärkte Interessenförderung genutzt werden.<br />
Die Schwierigkeit: Die Lehrer fühlen sich von den andauernden Reformbemühungen<br />
überfordert und lehnen tiefer gehende Neuerungen ab.<br />
4.3.2 Die Bedingungen für das Entwicklungsprojekt im kon-<br />
kreten Schulalltag<br />
Das Entwicklungsprojekt möchte in Zusammenarbeit mit den Lehrkräften<br />
Maßnahmen zur Förderung des naturwissenschaftlich-technischen Interesses unter<br />
den konkreten Bedingungen des Schulalltags erarbeiten und die Entwicklung und<br />
Umsetzung der Maßnahmen prozessbegleitend evaluieren.<br />
71
Die Schwierigkeiten von Forschung im Praxisfeld<br />
Im Gegensatz zu traditionellen Forschungsansätzen ist das Arbeiten im Praxisfeld<br />
von einer Vielzahl schwer beeinflussbarer Faktoren (z.B. freiwilliges Engagement der<br />
Lehrer, Unterstützungsleistung der inner- und außerschulischen Partner) abhängig. Es<br />
ist dem Verfasser bewusst, dass dieses praxiszentrierte Arbeiten immer auch die<br />
Möglichkeit des Scheiterns beinhaltet (vgl. Risiken aus Kapitel 4.3.1: Die Bedin-<br />
gungen für das Entwicklungsprojekt am Gymnasium) oder dass sich zumindest die<br />
gesetzten Ziele nicht in der angestrebten Form verwirklichen lassen. Um alle zum<br />
Projekt gehörenden Aufgaben bewältigen zu können, wird von ihm ein Höchstmaß<br />
an Durchhaltevermögen und Frustrationstoleranz gefordert. Hinzu kommt, dass er<br />
die an eine wissenschaftliche Begleitung gestellten Aufgaben in erster Linie allein<br />
bewältigen muss.<br />
Die Beschränkung auf die Fachschaft Physik<br />
Nicht zuletzt aus diesen Gründen sind einige Einschränkungen nötig, die den<br />
Projekterfolg zumindest wahrscheinlicher machen. Neben der Begrenzung des<br />
Entwicklungsprojektes auf eine Schule muss auch innerhalb der naturwissen-<br />
schaftlichen Lehrerschaft eine Konzentration auf die Fachschaft der Physiklehrer<br />
vorgenommen werden.<br />
Eine Reihe von zum Teil pragmatischen Überlegungen spricht für diese Vorgehens-<br />
weise:<br />
• Zentral für das Gelingen des Projektes ist der projektverantwortliche Lehrer am<br />
<strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium. Er ist Physik- und Mathematiklehrer und in erster<br />
Linie an der Weiterentwicklung des eigenen Physikunterrichts interessiert. Zudem<br />
gewährt er einen relativ einfachen Zugang zur Physiklehrerfachschaft.<br />
• Die Physiklehrerfachschaft am <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium ist die größte<br />
naturwissenschaftliche Fachschaft. Der Verfasser geht davon aus, dass maximal die<br />
Hälfte der Fachschaftslehrer sich für eine Mitarbeit im Projekt bereit erklären<br />
wird: Je größer also die Fachschaft, desto mehr Mitwirkende.<br />
• Die vorliegende Arbeit möchte naturwissenschaftlich-technisches Interesse<br />
fördern. Traditionell enthält gerade der Physikunterricht im Vergleich zu den<br />
anderen naturwissenschaftlichen Fächern hohe Technikanteile.<br />
• „Auftraggeber“ der vorliegenden Arbeit ist die Robert Bosch GmbH in<br />
Reutlingen. Grund für die Ausschreibung des Dissertationsprojektes ist der<br />
72
aktuelle Nachwuchsmangel an naturwissenschaftlich-technisch ausgebildeten<br />
Studienabsolventen. Aufgrund der Beschäftigungsstruktur am Standort Reut-<br />
lingen werden in erster Linie Elektrotechniker und Physiker benötigt. Der enge<br />
Zusammenhang zwischen gewähltem Leistungskurs Physik und späterem<br />
naturwissen- bzw. ingenieurwissenschaftlichen Studiengang stimmt hoffungsvoll,<br />
dass eine frühe und andauernde Förderung des Physikinteresses hier eine<br />
stabilisierende Wirkung zeigen wird.<br />
Natürlich lassen sich die in dieser Arbeit gewonnen Erkenntnisse auch auf andere<br />
naturwissenschaftliche Fächer übertragen. Insbesondere die Chemie steht − trotz<br />
ihrer größeren Beliebtheit bei den Mädchen − vor ähnlichen Herausforderungen (vgl.<br />
Kapitel 3.2: Empirische Befunde über Schülerinteressen in Naturwissenschaft und<br />
Technik).<br />
73
4.4 Die Bedeutung des Entwicklungsprojektes in der<br />
aktuellen pädagogischen Diskussion<br />
4.4.1 Die Bedeutung des Entwicklungsprojektes für die Inter-<br />
essenförderung als Bildungsziel<br />
In einer Zeit, in der Bildungsprogramme aufgrund rasch veraltender Wissensbestände<br />
nach wie vor das Konzept der Schlüsselqualifikationen propagieren, internationale<br />
Leistungsstudien so genannte Kompetenzstufen abfragen, Bildungsreformen schu-<br />
lische Spezialisierungsmöglichkeiten zu Gunsten einer verstärkten Allgemeinbildung<br />
abschaffen und Heranwachsende im Kampf um Bildungsabschlüsse und Studien-<br />
zugangsberechtigungen zum Teil zensurentaktische Leistungskurswahlen vornehmen,<br />
scheint die Forderung nach einer verstärkten Interessenförderung als Ziel schulischen<br />
Lernens geradezu „exotisch“. Dennoch, Gründe gibt es viele für eine verstärkte<br />
Interessenförderung in Schule und Unterricht (im Überblick Todt 1985, S. 362-366;<br />
Prenzel 1996, S. 1324-1328; Krapp 1998a, S. 187 bzw. S. 196-197).<br />
Die Bedeutung einer differenzierten, stabilen Interessenstruktur für das Individuum<br />
Zentrale Bedeutung erlangt die Entwicklung von stabilen Interessen bei der<br />
Persönlichkeitsfindung. Die Interessen einer Person gehören zum „dauerhaften<br />
Bestandteil ihres Selbstkonzeptes bzw. ihrer Identität“ (Krapp 1998a, S. 187). Über<br />
ihre Interessen definiert sich eine Person und stellt sich nach außen dar.<br />
Handlungsleitend werden diese „Ich-nahen“ Interessenprofile bei der Studien- und<br />
Berufswahl (vgl. Kapitel 2.2: Das Interesse als entscheidende Variable bei der<br />
Studienfach- und Leistungskurswahl). Aber auch für eine befriedigende Freizeit-<br />
gestaltung spielen Interessen eine große Rolle.<br />
Die Ausbildung von Interessenstrukturen schafft zudem die Voraussetzung für ein<br />
freiwilliges und selbst gesteuertes Lernen auch außerhalb von schulischen Zusammen-<br />
hängen. Sie fördert die Bereitschaft, selbstständig im eigenen Fachgebiet weiter-<br />
zulernen und auch „Durststrecken“ im Lernprozess zu bewältigen. An dieser Stelle<br />
weist das Interessenkonzept eine gewisse Nähe zum Konzept einer formalen Bildung<br />
auf. Das inhaltsspezifische Lernen und die Vermittlung von Fähigkeiten zur Selbst-<br />
organisation und Selbstregulation des Lernens müssen kein Widerspruch sein. Sie<br />
stehen im interessengesteuerten Lernprozess in einem engen Wechselverhältnis.<br />
Schule muss den Heranwachsenden daher ein breites Spektrum von Interessengegen-<br />
ständen anbieten, um ihnen die Gelegenheit zu geben, individuelle Interessen-<br />
74
strukturen aufzubauen. Sicher ist der naturwissenschaftlich-technische Interessen-<br />
gegenstand nur einer unter vielen. Die bereits ausführlich beschriebenen ungünstigen<br />
Rahmenbedingungen für eine naturwissenschaftlich-technische Interessengenese<br />
rechtfertigen aber aus Sicht des Verfassers die verstärkten Bemühungen des Ent-<br />
wicklungsprojektes.<br />
Die Vorteile eines interessengeleiteten Lernprozesses<br />
Die Bedeutung des Interesses auch für das schulische Lernen steht außer Frage.<br />
Empirische Untersuchungen konnten nachweisen, dass ein interessengeleitetes<br />
Lernen, unabhängig davon, ob es durch die Lernsituation oder durch bereits<br />
vorhandene Interessenstrukturen ausgelöst wird, „positive Auswirkungen auf die Art<br />
und Weise der Lernsteuerung, die Erlebnisqualität während des Lernens und den<br />
kurz- und langfristigen Output des Lernens hat“ (Krapp 1998a, S. 187 in Bezug auf<br />
Krapp 1992b; Schiefele U. u.a. 1993). Die Förderung von Schülerinteressen wäre<br />
demnach auch ein Beitrag für das Wohlbefinden der Schüler (der Lehrer) im<br />
Unterricht und zum Erreichen kognitiver Lernziele. Unter Berücksichtigung der in<br />
der Einleitung geschilderten Nachwuchsprobleme in den naturwissenschaftlich-<br />
technischen Fachbereichen ist es daher sicher vom Forscher gewollt, Wege auf-<br />
zuzeigen, wie möglichst viele Heranwachsende stabile Interessenprofile ausbilden<br />
können. Doch unabhängig davon können die Vorteile eines interessenfördernden<br />
Unterrichts auch an sich schon bildungswirksam sein.<br />
Das vorliegende Entwicklungsprojekt steht exemplarisch für die Schaffung von<br />
Rahmenbedingungen, die ein solches interessengeleitetes Lernen im naturwissen-<br />
schaftlichen Unterricht zulassen, und es kann aufzeigen, wie ein interessenfördernder<br />
Unterricht in der Praxis aussehen sollte.<br />
4.4.2 Die Bedeutung des Entwicklungsprojektes für die<br />
Professionalität der Lehrkräfte<br />
Erfahrene Lehrer verfügen über ein breites subjektives Berufswissen. Dieses<br />
Berufswissen baut sich im Laufe der Berufspraxis auf und besteht zum Großteil aus<br />
Diagnose- und Handlungsmustern, die es der Lehrkraft ermöglichen, in der<br />
komplexen Situation des Unterrichts unter Zeitdruck adäquate Entscheidungen zu<br />
treffen (vgl. Bauer 1997, S. 23ff.; Spanhel 2000, S. 89ff.). Kennzeichen pädagogischer<br />
Professionalität ist es, dass Lehrer beim Aufbau dieser Diagnose- und Handlungs-<br />
kompetenzen auf ein umfangreiches wissenschaftliches Wissen zurückgreifen.<br />
Weiterhin müssen die einmal entstandenen Strukturen ständig überprüft und<br />
75
gegebenenfalls an veränderte Rahmenbedingungen angepasst werden (vgl. Terhart<br />
2001, S. 48). In der pädagogischen Praxis kommt es dagegen häufig dazu, dass sich<br />
Lehrer bei der Routinebildung weniger an wissenschaftlichen Theorien, sondern<br />
mehr an den Gepflogenheiten der Berufskultur und ihrer kulturellen Skripte<br />
orientieren (vgl. BLK 1997, ohne Seitenangabe). Zudem erweisen sich die so<br />
entstandenen Vorstellungen über einen gelingenden Unterricht als erstaunlich stabil<br />
und werden nur selten in Frage gestellt (vgl. Terhart 1998, S. 577).<br />
Förderung der pädagogischen Professionalität durch Selbstvergewisserung und<br />
Kooperation<br />
Will man hier nachhaltige Änderungen erreichen, so muss man die Lehrer anregen, in<br />
einem Prozess der Selbstvergewisserung, „ihre grundlegenden beruflichen Haltungen<br />
und Traditionen selbst zu thematisieren und sofern sie neuen Gegebenheiten nicht<br />
mehr entsprechen, auch zu transformieren“ (vgl. BLK 1997, ohne Seitenangabe).<br />
Dieser Selbstvergewisserungsprozess ist eine individuelle Entwicklungsaufgabe, die<br />
nur bedingt von außen gefördert werden kann. Kooperative Formen der Zusammen-<br />
arbeit, wie fachbezogene Arbeitsgruppen, Lehrertandems und schulinterne Lehrer-<br />
fortbildungen, können hier eine Hilfestellung sein.<br />
Das vorliegende Entwicklungsprojekt möchte Lehrer anregen, in Konfrontation mit<br />
den Ergebnissen der Interessenforschung eigene Muster unterrichtlichen Handelns in<br />
einem Prozess der Selbstvergewisserung und Kooperation zu überdenken und<br />
weiterzuentwickeln. Es steht damit exemplarisch für eine Förderung pädagogischer<br />
Professionalität und kann klären, welche Maßnahmen zur Einleitung dieses persön-<br />
lichen Transformationsprozesses nötig sind.<br />
4.4.3 Die Beitrag des Entwicklungsprojektes für den Schul-<br />
entwicklungsprozess<br />
Schulentwicklung ist eine „Trias von personaler Entwicklung, Unterrichts-<br />
entwicklung und Organisationsentwicklung“ im Rahmen der gesellschaftlichen<br />
Gegebenheiten. Eine Änderung in einem Bereich des Systems Schule hat immer auch<br />
Auswirkungen auf alle anderen Bereiche (vgl. Rolff u.a. 1999, S. 15).<br />
Der Schulentwicklungsprozess als Einheit aus Unterrichts-, Personal- und Organisations-<br />
entwicklung<br />
Das Entwicklungsprojekt möchte Unterrichtsentwicklung betreiben. Ziel ist es, Wege<br />
aufzuzeigen, wie in Unterricht und Schule naturwissenschaftlich-technische Inter-<br />
76
essen besser gefördert werden können. Ansatzpunkt sind die naturwissenschaftlichen<br />
Lehrer. Denn der Verfasser der vorliegenden Arbeit geht davon aus, dass eine<br />
nachhaltige Interessenförderung im naturwissenschaftlichen Unterricht nur möglich<br />
ist, wenn die Lehrer in einem Prozess der Kooperation und Selbstvergewisserung ihre<br />
eigenen Unterrichtsmuster verändern und dauerhaft weiterentwickeln. Eng<br />
verbunden mit der Unterrichtsentwicklung ist daher eine Weiterentwicklung der<br />
pädagogischen Professionalität im Sinne einer personalen Entwicklung. Damit dieser<br />
Prozess gelingen kann, sind schulorganisatorische Unterstützungsleistungen von-<br />
nöten. Das Entwicklungsprojekt hat somit auch Auswirkung auf die Organisa-<br />
tionsstrukturen der Schule.<br />
Gesellschaftliche<br />
Rahmenbedingungen<br />
• Kooperation<br />
• Selbstvergewisserung<br />
Personale Entwicklung<br />
Unterrichtsentwicklung Organisationsentwicklung<br />
• Anwendungsorientierung<br />
• Tätigkeitsorientierung<br />
• Autonomieorientierung<br />
• Kooperatives Lernen<br />
• Unterrichtsklima<br />
• Mädchenförderung<br />
Bildungspolitische<br />
Struktur<br />
• Zusammenarbeit Schule<br />
und Wirtschaft<br />
• Projektleitungsteam<br />
• Arbeitsgruppen zur Ent-<br />
wicklung der Maßnahmen<br />
Abbildung 10: Schulentwicklungsprozesse in Anlehnung an Rolff und Kollegen (1999, S. 16)<br />
Das Projekt steht damit auch exemplarisch für einen durch Unterrichtsentwicklung<br />
ausgelösten Schulentwicklungsprozess und kann aufzeigen, welche Auswirkung die<br />
gemeinsamen Bemühungen um einen interessenfördernden Unterricht auf das System<br />
der Einzelschule haben.<br />
Die strukturellen Rahmenbedingungen<br />
Es ist dem Forscher bewusst, dass dieser Prozess nur im Rahmen der aktuellen<br />
strukturellen schulpolitischen Rahmenbedingungen stattfinden kann, doch bestehen<br />
seiner Meinung nach genügend Freiräume zur Umsetzung der Ergebnisse der<br />
Interessenforschung in Unterricht und Schule.<br />
77
Zudem besteht die Möglichkeit aufzuzeigen, wo diese strukturellen Gegebenheiten<br />
den Entwicklungsprozess behindern und die Durchführung von interessenfördernden<br />
Maßnahmen in Unterricht und Schule erschweren.<br />
4.4.4 Der Beitrag des Entwicklungsprojektes zur Gestaltung<br />
der bildungspolitischen Reformansätze<br />
Die meisten deutschsprachigen Schulsysteme erleben seit Anfang der 90er Jahre eine<br />
Erhöhung der schulischen Autonomie. Die Bildungspolitik erhofft sich von dieser<br />
Maßnahme einerseits, dass die Verantwortlichen vor Ort schneller und effektiver auf<br />
gesellschaftliche Wandlungsprozesse und die allgemein gestiegenen Anforderungen an<br />
Schule reagieren können. Anderseits wird diese Entwicklung durch neue Vorgaben<br />
für autonomere Schulen ergänzt: Verpflichtung zur Erstellung von Schulpro-<br />
grammen, externe Evaluationen etc. (vgl. Altrichter 2000, S. 145).<br />
Die Bildungsreform 2004 in Baden-Württemberg<br />
In diesem Trend steht auch die Bildungsreform in Baden-Württemberg, die im<br />
Schuljahr 2004/05 zum ersten Mal wirksam wird. Neben einer Verkürzung der<br />
gymnasialen Schulzeit um ein Jahr ist es vorrangiges Ziel „durch weniger staatliche<br />
Vorgaben den Schulen größere Freiräume zur Entwicklung einer schulspezifischen<br />
Lern- und Schulkultur zu geben“ (Kultusministerium Baden-Württemberg 2003a,<br />
S. 4). Kern der Reform ist die Vorgabe von Bildungsstandards, eine Kontingent-<br />
stundentafel mit zwölf frei verfügbaren Poolstunden und die Ermöglichung von<br />
fächerübergreifendem Lernen in dem neu geschaffenen Fach Naturwissenschaft und<br />
Technik 19 . Dem gegenüber steht die Einführung zentraler Vergleichsarbeiten nach der<br />
sechsten, achten bzw. 10. Klasse, die den pädagogischen Erfolg der Schulen landesweit<br />
„kontrollieren“.<br />
Die Gestaltung der neuen schulspezifischen Freiräume<br />
Hauptaufgabe der einzelnen Schule ist es, die Bildungsstandards in einen<br />
schulspezifischen Bildungsplan aus Kern- und Schulcurriculum umzusetzen. Während<br />
das Kerncurriculum direkt aus den Bildungsstandards hervorgeht, bleibt ein Drittel<br />
der Unterrichtszeit pro Schuljahr für das Schulcurriculum reserviert. Die Aus-<br />
19 Mit der Bildungsreform 2004 wird das neue Fach Naturwissenschaft und Technik (NWT) eingeführt. Es ist<br />
Kernfach im naturwissenschaftlichen Profil und wird vierstündig von Klasse acht bis 10 unterrichtet. Es enthält<br />
in erster Linie fächerübergreifende Inhalte aus den Fachbereichen Biologie, Physik und Chemie. Ergänzend<br />
kommt der Themenbereich Technik als angewandte Naturwissenschaft hinzu.<br />
78
arbeitung des Bildungsplans muss in erster Linie durch das Kollegium einer Schule<br />
geschehen. Externe Unterstützungsleistungen werden so gut wie nicht gegeben.<br />
Grundlegende schulstrukturelle Änderungen fanden im Vorfeld nicht statt. So geht<br />
die Schulpolitik in Baden-Württemberg wohl stillschweigend davon aus, dass allein<br />
schon das „Zur-Verfügung-Stellen“ von Freiräumen sich positiv auf die Kommuni-<br />
kation und Kooperation innerhalb der Lehrerschaft auswirkt.<br />
Terhart entgegnet hier: „[…] gerade weil die Berufskultur der Lehrer sich aus<br />
vielerlei Gründen durch ein hohes Beharrungsvermögen auszeichnet, ist es falsch<br />
bzw. illusionär anzunehmen, dass aus der Bereitstellung von mehr Selbständigkeit der<br />
Schulen auf der Personalebene gleichsam automatisch eine gesteigerte Qualität der<br />
Arbeit resultiert“ (Terhart 2001, S. 159).<br />
Das Entwicklungsprojekt ist teilweise eingebunden in die Entwicklung des schul-<br />
spezifischen Bildungsplans. Es kann daher Hinweise geben, welche Unterstützung<br />
Lehrer benötigen, um die wachsenden Freiräume einer autonomen Schule produktiv<br />
zu nutzen.<br />
79
4.5 Zusammenfassung<br />
Die Diskrepanz zwischen den theoretischen Anforderungen an einen interessen-<br />
fördernden Unterricht und der schulischen Wirklichkeit macht eine Umorientierung<br />
der pädagogischen Interessenforschung nötig. Diese muss sich von einer theoretischen<br />
Grundlagenforschung mit ihrer Vielzahl von empirischen Forschungsergebnissen fort<br />
und hin zu stärker praxisorientierten Verfahren bewegen, die in Zusammenarbeit mit<br />
den pädagogisch Handelnden im Feld die „Praxistauglichkeit“ der wissenschaftlichen<br />
Ergebnisse überprüfen.<br />
Die vorliegende Arbeit wurde deshalb als praxiszentrierte Evaluationsstudie unter<br />
den konkreten Bedingungen des Schulalltags geplant. Es soll in einem offenen Ent-<br />
wicklungsprojekt der Versuch unternommen werden, die Physiklehrer einer höheren<br />
Schule mit den neuesten Erkenntnissen der pädagogischen Interessenforschung zu<br />
konfrontieren, diese zu diskutieren und mit ihnen gemeinsam Maßnahmen zur<br />
Förderung des naturwissenschaftlich-technischen Interesses in Unterricht und Schule<br />
zu entwickeln und durchzuführen. Hauptaufgabe der wissenschaftlichen Begleitunter-<br />
suchung ist es, den gesamten Prozess im Rahmen einer formativen Evaluation zu<br />
begleiten und auszuwerten.<br />
Erkenntnisse zur Bildungswirksamkeit einer schulischen Interessenförderung recht-<br />
fertigen die Zielperspektive des Projektes.<br />
Erkenntnisse aus der Lehrer- und Schulentwicklungsforschung bestätigen die Vor-<br />
gehensweise bei Planung und Durchführung der Arbeit.<br />
Die aktuellen bildungspolitischen Reformbestrebungen zur Förderung einer „auto-<br />
nomen Schule“ brauchen wissenschaftliche Erkenntnisse, wie die neuen Freiräume<br />
der Einzelschule auch tatsächlich zu einer Verbesserung der Qualität der pädago-<br />
gischen Arbeit genutzt werden können.<br />
Die konkreten Interventionsmaßnahmen zur Förderung des naturwissenschaftlich-<br />
technischen Interesses sind daher nur ein Ergebnis der vorliegenden Arbeit.<br />
Von größerer Bedeutung ist wohl die Auswertung des gesamten Prozessverlaufs. Sie<br />
kann aufzeigen, warum die Ergebnisse der Interessenforschung noch immer keinen<br />
Einzug in den naturwissenschaftlichen Unterricht gefunden haben und was zu tun<br />
ist, wenn man Lehrer bei ihrem Bemühen um einen interessenfördernden Unterricht<br />
unterstützen will.<br />
80
So muss abschließend geklärt werden:<br />
• Wie kann die prozessbegleitende Forschung im Entwicklungsprojekt aus-<br />
sehen?<br />
• Welche Rolle übernimmt dabei der Forscher?<br />
Die folgenden Ausführungen möchten hierauf eine Antwort geben.<br />
81
5 Das Konzept der responsiven Evaluation als<br />
methodologischer Bezugsrahmen<br />
5.1 Die Methode der responsiven Evaluation<br />
Zur Beantwortung der Forschungsfragen wird die vorliegende Untersuchung als<br />
offenes Entwicklungsprojekt geplant. Diese Vorgehensweise erfordert auch bezüglich<br />
der Evaluation eine Umorientierung. So ist es Aufgabe der wissenschaftlichen<br />
Begleitforschung, nicht nur den gesamten Prozess zu evaluieren, sondern auch alle<br />
Beteiligten bei der Entwicklung und Umsetzung der Maßnahmen zur Förderung des<br />
naturwissenschaftlich-technischen Interesses zu beraten und zu unterstützen. Hinzu<br />
kommt ferner, dass die Maßnahmen vom Forscher mitentwickelt und auch mit<br />
durchgeführt werden sollen. Vor diesem Hintergrund muss für das Projekt ein<br />
eigener Evaluationsansatz, der über die Anforderungen an eine formative Evaluation<br />
hinausgeht, gefunden werden.<br />
Zielsetzung, Merkmale und Vorgehensweise der responsiven Evaluation<br />
W. Beywl (1988, 1991) hat Ende der 80er Jahre das Modell der responsiven<br />
Evaluation in die deutsche sozialwissenschaftliche Diskussion eingeführt. In den<br />
Erziehungswissenschaften findet dieser Ansatz vor allem in der Modellversuchs-<br />
forschung wachsende Aufmerksamkeit (vgl. Walzik 2001).<br />
Responsive Evaluation ist ein offenes Evaluationsmodell. Im Gegensatz zu<br />
geschlossenen Modellen, bei denen Problemstellungen, Fragestellungen, methodische<br />
Vorgehensweisen, Bewertungskriterien etc. feststehen, sind diese Vorgaben in offenen<br />
Modellen Teil des Evaluationsprozesses selbst (Beywl 1991, S. 268). Dabei zeichnet<br />
sich die responsive Evaluation durch eine Reihe von Besonderheiten aus:<br />
Generelle Zielsetzung der responsiven Evaluation ist ihre Nützlichkeit in der Praxis<br />
und die Brauchbarkeit der von ihr erarbeiteten Informationen für die Beteiligten<br />
(Beywl 1988, S. 146ff.).<br />
Zentrale Steuerkriterien in der responsiven Evaluation sind die Anliegen und<br />
Konfliktthemen der Beteiligtengruppen. Sie bestimmen „über Ziele, Funktionen,<br />
Designerstellung, Methoden der Informationssammlung, -auswertung und -nutzung“<br />
(Beywl 1988, S. 151). Da in der Regel weder die Beteiligtengruppen, noch deren<br />
Anliegen und Konfliktthemen zu Beginn eines Evaluationsvorhabens bekannt sind,<br />
besteht eine Hauptaufgabe des responsiv arbeitenden Forschers darin, diese zu<br />
eruieren und aus ihnen Forschungsfragen zu entwickeln. Die dann folgende weitere<br />
82
Vorgehensweise kann nicht in einem Untersuchungsplan vorherbestimmt, sondern<br />
muss in einem interaktiven Prozess mit allen Beteiligten entwickelt werden.<br />
Die Aufgaben des Forschers gehen über die Sammlung und Bereitstellung von<br />
Informationen sowie beratende Tätigkeiten hinaus. Gestaltend und moderierend ist<br />
er aktiv in den Entwicklungsprozess eingebunden (vgl. Beywl 1991, S. 276).<br />
Der Ansatz der responsiven Evaluation im Rahmen der vorliegenden Arbeit<br />
Zielsetzung, Vorgehensweise und Forscherrolle der responsiven Evaluation kommen<br />
dem vorliegenden Entwicklungsprojekt entgegen. Im Unterschied zu anderen<br />
Projekten responsiver Evaluation liegt allerdings noch kein fertiges Konzept zur<br />
naturwissenschaftlich-technischen Interessenförderung vor, welches einer Verwend-<br />
barkeitsüberprüfung bzw. -verbesserung unterzogen werden kann (Beywl 1988,<br />
S. 250ff.). Stattdessen muss ein solches unter Einbezug aller Beteiligten erst erstellt<br />
werden. In den Entwicklungsprozess werden zu Beginn nur die vom Forscher<br />
entwickelten interessenfördernden Kriterien eingebracht.<br />
Weiterhin erfordern die besonderen Situationsbedingungen einige Abstriche<br />
bezüglich der Offenheit der Evaluation. Dies ist durchaus im Sinne der Vertreter des<br />
responsiven Forschungsansatzes, da das Prinzip der „situationalen Responsivität“<br />
davon ausgeht, dass Evaluationen immer unter den konkreten Situationsbedingungen<br />
konzipiert und durchgeführt werden (Beywl 1988, S. 144). So bedingen in erster Linie<br />
die Vorgaben des Auftraggebers und der enge Zeitrahmen, dass ein Großteil der<br />
Forschungsfragen (vgl. Kapitel 4.2.2: Die Ziele des Entwicklungsprojektes) vom<br />
Forscher in den Entwicklungsprozess eingebracht werden. Dennoch ist die<br />
Responsivität des Vorgehens gewahrt. Denn einerseits bleibt den beteiligten Lehrern<br />
genügend Freiraum, um bei der Entwicklung der Maßnahmen eigene Informations-<br />
interessen durchzusetzen. Andererseits ist die Verständigung zwischen den<br />
Forschungsinteressen der wissenschaftlichen Begleitung und den Informations-<br />
interessen der Praktiker zentraler Bestandteil aller Phasen des Entwicklungsprojektes.<br />
83
5.2 Die Phasen des Entwicklungsprojektes gemäß der<br />
responsiven Evaluation<br />
5.2.1 Gegenstandsbestimmung<br />
Laut Beywl vollzieht sich die responsive Evaluation in den Phasen der Gegen-<br />
standsbestimmung, der Informationssammlung und der Ergebniseinspeisung (Beywl<br />
1988, S. 223ff.; Beywl 1991, S. 273ff.). Im Folgenden soll der Versuch unternommen<br />
werden, diese anhand des Entwicklungsprojektes zur naturwissenschaftlich-<br />
technischen Interessenförderung darzustellen. Es ist jedoch davor zu warnen, die<br />
Einteilung in Projektphasen allzu statisch aufzufassen. Im Detail wird der gesamte<br />
Prozess „schleifenartig“ immer wieder durchlaufen.<br />
Man muss sich ihn eher „als ein fortwährendes Fragestellen, Antworten, Bewerten,<br />
Informieren und Aushandeln vorstellen, in den alle Beteiligtengruppen möglichst<br />
umfassend einbezogen sind“ (Spanhel 1999b, S. 58).<br />
Wie lassen sich in der Zusammenarbeit von Schule und Wirtschaft Maßnahmen<br />
zur Förderung des naturwissenschaftlich-technischen Interesses entwickeln,<br />
erproben und dauerhaft in den Schulalltag integrieren?<br />
Erstes Jahr<br />
Vorbereitungsphase<br />
Zweites Jahr<br />
Entwicklungs- und<br />
Erhebungsphase<br />
Drittes Halbjahr<br />
Aus- und<br />
Bewertungsphase<br />
Gegenstandsbestimmung Informationsbeschaffung<br />
Ergebniseinspeisung<br />
Zielanalyse<br />
Persönliche Gespräche, Kontakt<br />
zum projektverantwortlichen<br />
Physiklehrer, etc.<br />
Entwicklung,<br />
Erprobung und<br />
Evaluation der<br />
Maßnahmen<br />
Projekttagebuch, Schülerbefragung,<br />
Lehrerbefragung,<br />
Dokumentensammlung, etc.<br />
Methoden<br />
Abschließende<br />
Bewertung<br />
Diskussion der Ergebnisse mit<br />
allen Beteiligten<br />
Abbildung 11: Geplante Vorgehensweise im Entwicklungsprojekt in Anlehnung an die responsive Evaluation<br />
Zur Phase der Gegenstandsbestimmung gehören die vorläufige Identifikation des<br />
Untersuchungsgegenstandes und des Untersuchungskontextes sowie die Iden-<br />
tifikation der relevanten Beteiligtengruppen und deren Anliegen und Konflikt-<br />
themen.<br />
84
Die vorläufige Bestimmung des Untersuchungsgegenstandes<br />
Zu Beginn des Projektes liegen noch keine fertigen Maßnahmen zur Förderung des<br />
naturwissenschaftlich-technischen Interesses in Unterricht und Schule vor. Diese<br />
werden erst im Laufe des Projektes in Zusammenarbeit mit den Physiklehrern des<br />
<strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasiums entwickelt.<br />
Untersuchungsgegenstand ist deshalb nicht nur das Spektrum der Maßnahmen zur<br />
naturwissenschaftlich-technischen Interessenförderung, sondern auch ihr gesamter<br />
Entstehungsprozess.<br />
Die vorläufige Bestimmung des Untersuchungskontextes<br />
Das Entwicklungsprojekt ist eine Gemeinschaftsunternehmung der Robert Bosch<br />
GmbH Reutlingen und des <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasiums Pfullingen. Es ist auf<br />
zweieinhalb Jahre angelegt. Von Seiten der Schule wird ein Physiklehrer zur<br />
Projektteilnahme teilweise freigestellt. Von Seiten der Robert Bosch GmbH wird eine<br />
Dissertationsstelle geschaffen, die der Verfasser der vorliegenden Arbeit innehat.<br />
Beide zusammen bilden das Projektleitungsteam.<br />
Identifikation der relevanten Beteiligtengruppen<br />
Die Identifikation der Beteiligtengruppen gliedert sich in die Identifikation der<br />
Entscheider-, Betroffenen- und Nutzergruppen. Die Entscheidergruppe besteht in<br />
erster Linie aus dem Projektleitungsteam, welches wiederum hierarchisch den<br />
jeweiligen Leitungen in Betrieb und Schule untersteht. Zwar ist die Projekt-<br />
verantwortung dem Projektleitungsteam zugeordnet, doch müssen grundlegende<br />
Fragen der Projektgestaltung abgesprochen und vom Direktor bzw. dem Abteilungs-<br />
leiter der Aus- und Weiterbildung genehmigt werden.<br />
Direkt betroffen von dem Vorhaben ist die Fachschaft der Physiklehrer am <strong>Friedrich</strong>-<br />
Schiller-Gymnasium. Da eine Teilnahme am Entwicklungsprojekt auf Freiwilligkeit<br />
beruht, ist damit zu rechnen, dass nur ein Teil der Physiklehrer an der Entwicklung<br />
der Maßnahmen mitarbeiten wird. Betroffen im engeren Sinne sind daher nur die am<br />
Projekt aktiv teilnehmenden Lehrer. Sie haben einen erhöhten Arbeitsaufwand. Sie<br />
probieren neue Unterrichts- und Arbeitsformen aus. Sie können am meisten<br />
gewinnen. Wenn sich der erhöhte Arbeitsaufwand „nicht rechnet“, verlieren sie am<br />
meisten. Direkt betroffen sind natürlich auch alle Schüler, die an den<br />
interessenfördernden Maßnahmen teilnehmen.<br />
Als Nutzer der Maßnahmen gelten zunächst alle am Projekt direkt beteiligten<br />
85
Physiklehrer. Aber auch die restlichen Mitglieder der Physikfachschaft sollen auf die<br />
Ergebnisse des Entwicklungsprozesses (Materialien, Unterrichtskonzepte etc.)<br />
zugreifen können. Im Projekt werden zudem neue Kooperationsformen mit inner-<br />
und außerschulischen Partnern probiert. Unter Berücksichtigung der neuen<br />
Aufgaben, die im Rahmen der Bildungsreform 2004 auf das Kollegium der<br />
Einzelschule zukommen, ist daher auch die gesamte Lehrerschaft des <strong>Friedrich</strong>-<br />
Schiller-Gymnasiums Nutzer des Entwicklungsprojektes (vgl. Kapitel 4.4.4: Der<br />
Beitrag des Entwicklungsprojektes zur Gestaltung der bildungspolitischen Reform-<br />
ansätze). Nutzer in einem weiten Sinne kann natürlich jede Schule sein, die ebenfalls<br />
in Anlehnung an das vorliegende Entwicklungsprojekt ihren naturwissenschaftlichen<br />
Fachbereich stärken möchte. Nutzer ist nicht zuletzt auch die Robert Bosch GmbH,<br />
die sich aus der vorliegenden Arbeit Erkenntnisse erhofft, was getan werden kann,<br />
um Schulen bei ihren Bemühungen um einen interessenfördernden naturwissen-<br />
schaftlichen Unterricht zu unterstützen.<br />
Identifikation der Anliegen und Konfliktthemen der verschiednen Beteiligtengruppen<br />
Das Entwicklungsprojekt ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Robert Bosch<br />
GmbH und des <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasiums. Anliegen der Robert Bosch GmbH<br />
ist es, Wege aufzuzeigen, wie sich über eine Stützung der naturwissenschaftlichen<br />
Fachbereiche in der Schule die Studienanfänger- bzw. -absolventenzahlen in den<br />
entsprechenden Fachdisziplinen stabilisieren lassen. Auch das <strong>Friedrich</strong>-Schiller-<br />
Gymnasium möchte seinen naturwissenschaftlichen Schulzweig, und dort vor allem<br />
die Physik, stärken. Hinzu kommt der Wunsch durch Zusammenarbeit mit einem<br />
Wirtschaftsunternehmen das Profil der eigenen Schule zu schärfen und sich<br />
gegenüber anderen Schulen der Region „abzugrenzen“. Die Anliegen der beiden<br />
Parteien sind durch den Verfasser und den projektverantwortlichen Physiklehrer im<br />
Projektleitungsteam vertreten.<br />
Trotz des gemeinsamen Wunsches, die naturwissenschaftlichen Fachgebiete in der<br />
Schule intensiver zu fördern, gibt es auch Uneinigkeiten. Die Robert Bosch GmbH<br />
ist stärker an einer wissenschaftlichen Untersuchung der Bedingungen für einen<br />
interessenfördernden naturwissenschaftlichen Unterricht interessiert und möchte die<br />
daraus gewonnenen Erkenntnisse auf eine Zusammenarbeit mit anderen Schulen<br />
übertragen. Für das <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium dagegen stehen die zu<br />
entwickelnden interessenfördernden Maßnahmen im Mittelpunkt. Sie sollen<br />
nachhaltig in den Schulalltag implementiert werden und eine dauerhafte Zusammen-<br />
arbeit mit der Robert Bosch GmbH absichern.<br />
86
Aufgabe des Projektleitungsteams ist es, diese Anliegen und Konfliktthemen zu<br />
klären und für das Evaluationsvorhaben nutzbar zu machen. Wegen der<br />
unterschiedlichen Interessenlagen der beiden Partner wird dabei ein Großteil der<br />
Forschungsfragen vom Verfasser in das Projekt eingebracht (vgl. Kapitel 4.2.2: Die<br />
Ziele des Entwicklungsprojektes). Sie beziehen sich in erster Linie auf die Unter-<br />
suchung des gesamten Projektablaufs. Das Forschungsinteresse des <strong>Friedrich</strong>-Schiller-<br />
Gymnasiums begrenzt sich dagegen auf die konkreten Maßnahmen und deren Erfolg<br />
bei den Schülern.<br />
Natürlich muss im Laufe des Projektes auch eine Vielzahl weiterer Anliegen und<br />
Konfliktthemen, vor allem die der konkret beteiligten Physiklehrer und Schüler, bei<br />
der Maßnahmenentwicklung berücksichtigt werden. Die Identifikation der Anliegen<br />
und Konfliktthemen begleitet somit das ganze Projekt und kann jederzeit zu einer<br />
Änderung bzw. Ergänzung der Forschungsschwerpunkte führen.<br />
5.2.2 Informationsbeschaffung<br />
Zur Erhebung der Anliegen und Konfliktthemen während des Projektverlaufs<br />
werden in erster Linie „qualitative, adaptive und naturalistische Verfahren eingesetzt“<br />
(Beywl 1991, S. 274).<br />
Die Erhebung der Anliegen und Konfliktthemen<br />
Neben vielen persönlichen Gesprächen mit den Projektbeteiligten (z.B.<br />
Abteilungsleiter der Aus- und Weiterbildung, Schuldirektor, Physiklehrer) ist vor<br />
allem der Kontakt zum projektverantwortlichen Physiklehrer zentral für das<br />
Gelingen der Forschungsbemühungen. Er kennt seine Kollegen und kann sich<br />
jederzeit mit ihnen über ihre im Projektverlauf entstehenden Wünsche und<br />
Kritikpunkte verständigen.<br />
Zur Beantwortung der sich aus den Anliegen und Konfliktthemen ergebenden<br />
Forschungsfragen können laut Beywl (1988, S. 235) sowohl deskriptive wie auch eva-<br />
luative Informationen herangezogen werden.<br />
Die Erhebung von deskriptiven Informationen<br />
Die Sammlung von deskriptiven Informationen erfordert vom Forscher eine genaue<br />
Beschreibung der Ausgangsbedingungen, des Projektablaufs und der Projekt-<br />
ergebnisse. Als erste Maßnahme wird vom Forscher ein Projekttagebuch angelegt. Im<br />
Projekttagebuch sollen alle Projektaktivitäten vermerkt und protokolliert werden.<br />
87
Zudem muss dafür gesorgt werden, dass dem Forscher alle im Rahmen des Projektes<br />
entstandenen Dokumente (z.B. Unterrichtsmaterialien, Sitzungsprotokolle) zugäng-<br />
lich gemacht werden. Dies kann wiederum nur in enger Zusammenarbeit mit dem<br />
projektverantwortlichen Physiklehrer geschehen.<br />
Die Erhebung von evaluativen Daten<br />
Zur Erhebung von evaluativen Daten können sowohl quantitative wie auch<br />
qualitative Verfahren eingesetzt werden. Wichtig dabei ist, dass die eingesetzten<br />
Methoden praktikabel sind und den Prozessablauf so wenig wie möglich stören<br />
(Beywl 1988, S. 238). Vor allem zu Beginn des Projektes ist Vorsicht geboten. So<br />
würde eine standardisierte Befragung der Physiklehrer zur Problematik eines<br />
interessenfördernden Physikunterrichts wohl eher abschrecken als zur Mitarbeit<br />
motivieren.<br />
5.2.3 Ergebniseinspeisung<br />
„Beschreibungen, Auswertungen, Analysen und andere Informationen fließen<br />
fortlaufend, auch und gerade in den ersten beiden Phasen des Evaluationsprozesses, in<br />
Gespräche, Beratungen und vielleicht auch Entscheidungssitzungen der beteiligten<br />
Gruppen ein“ (Beywl 1991, S. 274-275).<br />
In der Schlussphase kommt es aber darauf an, die entwickelten Maßnahmen<br />
zusammen mit den beteiligten Physiklehrern auf der Basis der erhobenen<br />
Informationen zu bewerten und über die Möglichkeiten ihrer Fortführung in den<br />
darauf folgenden Schuljahren zu entscheiden. Auch müssen die am Projekt nur<br />
indirekt Beteiligten (Physikfachschaft, Lehrerkollegium, Direktor, Leiter der Aus-<br />
und Weiterbildung etc.) über die entwickelten Maßnahmen informiert werden.<br />
Eine umfassende Auswertung des gesamten Prozessverlaufs nimmt dagegen mehr Zeit<br />
in Anspruch und ist Aufgabe der vorliegenden Dissertation.<br />
88
5.3 Die Bewertung des Evaluationsmodells<br />
Der Einsatz des Modells der responsiven Evaluation bringt unterschiedliche<br />
Wissensbestände hervor. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, welchen Stellenwert<br />
diese im Rahmen der erziehungswissenschaftlichen Forschung einnehmen können.<br />
Gewinnung von Praxiswissen<br />
Ziel eines Entwicklungsprojektes, dessen wissenschaftliche Begleitung sich an das<br />
Modell der responsiven Evaluation anlehnt, ist es, möglichst unmittelbar verwertbare<br />
Ergebnisse für die Praxis bereitzustellen.<br />
Ähnlich wie in der Aktions- und Handlungsforschung (Wellhöfer 1997, S. 14ff.;<br />
Schratz 2001, S. 426; Bortz/Döring 2003, S. 343ff.) wird die Forschung daher<br />
vollständig in die Praxis bzw. die Praxis in die Forschung integriert. Die Frage nach<br />
dem Sinn für die Praxis stellt sich deshalb bei der responsiven Evaluation nicht. Sie<br />
wird aber ersetzt durch die Frage nach der „Haltbarkeit ihrer wissenschaftlichen<br />
Standards“ (Walzik 2001, S. 5). Diese kann im Rahmen der vorliegenden Dissertation<br />
nicht abschließend diskutiert werden. Dennoch bezieht der Verfasser der vorliegen-<br />
den Arbeit eindeutig Position.<br />
Will man den fortschreitenden Erkenntnisgewinn der pädagogischen Interessen-<br />
forschung für die Praxis nutzbar machen und die Kluft zwischen wissenschaftlichem<br />
Erkenntnisgewinn und Schulalltag schließen, so sind neue Forschungsansätze nötig.<br />
Mit der Entscheidung für den Evaluationsansatz der responsiven Evaluation gibt der<br />
Forscher daher dem Prinzip der Nützlichkeit für die Praxis Vorrang vor dem der<br />
wissenschaftlichen Exaktheit (vgl. Spanhel 1999b, S. 63). Damit verbunden ist die<br />
Hoffnung, dass durch Vorlage der zu gewinnenden Erkenntnisse nicht nur die<br />
Akteure des Entwicklungsprojekts die Vorteile eines interessenfördernden natur-<br />
wissenschaftlichen Unterrichts schätzen lernen, sondern dass die Arbeit insgesamt<br />
Wege eines erfolgreichen Theorie-Praxis-Transfers aufzeigen kann.<br />
Anregung zur Weiterentwicklung der pädagogischen Interessenforschung<br />
Das im Rahmen der responsiven Evaluation gewonnene Praxiswissen kann neben<br />
seiner handlungsleitenden Funktion für den Praktiker auch eine explorative<br />
Funktion für die pädagogische Theoriebildung übernehmen. Im Sinne einer<br />
Hypothesen generierenden Studie lassen sich Anregungen zur Weiterentwicklung der<br />
pädagogischen Interessenforschung geben. Gerade die Überprüfung der so gewonnen<br />
Hypothesen macht neue Forschungsvorhaben möglich.<br />
89
Anregung zur Fortentwicklung der Evaluationsmethodologie<br />
Schließlich ermöglicht der Einsatz des Modells der responsiven Evaluation<br />
Erkenntnisse über den Einsatz der Methode im Praxisfeld und seine Eignung zur<br />
Gewinnung der oben beschriebenen Wissensbestände. So können Anregungen zum<br />
Einsatz und zur Weiterentwicklung der Methode ausgearbeitet werden. Von<br />
besonderem Interesse ist dabei, inwieweit das beteiligtenzentrierte Evaluationsmodell<br />
geeignet ist, Schulentwicklungsvorhaben zu begleiten und voranzutreiben.<br />
90
5.4 Zusammenfassung<br />
Die wissenschaftliche Begleitforschung im Rahmen des vorliegenden Entwicklungs-<br />
projektes orientiert sich an dem Modell der responsiven Evaluation. Zielsetzung,<br />
Vorgehensweise und Forscherrolle bei der responsiven Evaluation kommen den<br />
Anforderungen an eine wissenschaftliche Begleitung im Entwicklungsprojekt<br />
entgegen. Die Projektplanung erfolgt gemäß den Phasen Gegenstandsbestimmung,<br />
Informationsbeschaffung und Ergebniseinspeisung. Diese bestimmen nicht nur die<br />
Einteilung des Entwicklungsprojektes in die zweieinhalb Projektjahre, sondern<br />
prägen die grundlegende Arbeitsweise im Projekt.<br />
Es ist der wissenschaftlichen Begleitung bewusst, dass diese enge Zusammenarbeit mit<br />
dem Forschungsobjekt eine Reihe von Nachteilen mit sich bringt. Angesichts einer<br />
dringend benötigen Qualitätsverbesserung des naturwissenschaftlichen Unterrichts an<br />
deutschen Schulen sind aber neue Forschungsmethoden notwendig, die den<br />
Praktikern ein Handlungswissen auf der Basis der wissenschaftlichen Theorien zur<br />
Verfügung stellen. Gleichzeitig kann das im Forschungsvorhaben gewonnene Wissen<br />
wiederum eine Weiterentwicklung der pädagogischen Theoriebildung anstoßen.<br />
Die folgenden Ausführungen zum tatsächlichen Ablauf des Entwicklungsprojektes<br />
können die responsive Vorgehensweise bei der Planung, Durchführung und Aus-<br />
wertung bzw. Implementierung der Maßnahmen verdeutlichen. Sie zeigen aber auch<br />
Schwierigkeiten auf, mit denen ein solches Forschungskonzept in der Praxis konfron-<br />
tiert ist.<br />
Zu klären bleibt daher:<br />
Mit welchen praktischen Schwierigkeiten hat die responsive Evaluation im Feld<br />
zu rechnen?<br />
Wo liegen ihre erkenntnistheoretischen Grenzen?<br />
Inwieweit eignet sich das Modell der responsiven Evaluation zur Gestaltung eines<br />
erfolgreichen Theorie-Praxis-Transfers?<br />
Diese Fragen können nur Laufe der prozessbegleitenden Evaluation geklärt werden<br />
und stellen einen zusätzlichen sechsten Zielbereich des Forschungsvorhabens dar (vgl.<br />
Kapitel 4.2.2: Die Ziele des Entwicklungsprojektes).<br />
91
6 Der Ablauf des Entwicklungsprojektes<br />
6.1 Die Ausgangslage<br />
6.1.1 Die Beschreibung der Ausgangslage an der Schule<br />
Das <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium (FSG) Pfullingen ist eines von fünf allgemein<br />
bildenden Gymnasien der Region Reutlingen. Seine historischen Wurzeln gehen bis<br />
auf die Gründung einer Lateinschule im Jahr 1763 zurück. In seiner heutigen Form<br />
als Vollgymnasium mit integrierter Oberstufe existiert die Schule seit 1971. Ihr<br />
Einzugsgebiet umfasst neben der Stadt Pfullingen die Gemeinden Hohenstein, St.<br />
Johann, Trochtelfingen, Engstingen, Sonnenbühl und Lichtenstein.<br />
Allgemeine Daten<br />
Mit 1.253 Schülern (706 Schülerinnen und 547 Schüler) gehört das Gymnasium zu<br />
den größten Schulen der Region. 20 Die Zahl von 682 Fahrschülern macht den<br />
ländlichen Charakter der Schule deutlich. 104 Lehrer (55 Lehrer und 49 Lehrerinnen)<br />
unterrichten am FSG. 63 Kollegen sind vor 1956 geboren. 57 arbeiten in Teilzeit, 47<br />
in Vollzeit. Die „harten“ Naturwissenschaften (Physik, Chemie) werden von 20<br />
Lehrern vertreten. 16 von ihnen lassen sich aufgrund ihrer Ausbildung als<br />
Physiklehrer bezeichnen, wobei nur neun das Fach auch aktiv unterrichten. Von den<br />
praktizierenden Physiklehrern unterrichten sechs das Fach in Kombination mit<br />
Mathematik und drei in Kombination mit Sport.<br />
Das naturwissenschaftliche Schulprofil<br />
Das FSG bietet seinen Schülern neben dem sprachlichen und musischen auch ein<br />
naturwissenschaftliches Profil.<br />
Naturwissenschaftl.<br />
Profil<br />
Sprachliches/<br />
Musisches Profil<br />
Klasse 5 Klasse 6 Klasse 7 Klasse 8 Klasse 9 Klasse 10 Klasse 11<br />
Naturphä-<br />
nomene (1)<br />
Naturphä-<br />
nomene (1)<br />
Naturphä-<br />
nomene (1)<br />
Naturphä-<br />
nomene (1)<br />
Physik (2) Physik (2)<br />
Chemie (3)<br />
Ü Bio (1)<br />
Physik (2) Physik (2)<br />
Abbildung 12: Naturwissenschaftliche Bildung im neunjährigen Gymnasium 21<br />
Chemie (2)<br />
20 Die Daten im vorliegenden Kapitel beziehen sich auf den Schuljahresbeginn 2003/04.<br />
21 In Klammern sind die vorgesehenen Wochenstunden angegeben.<br />
Physik (2)<br />
Chemie (2)<br />
Ü Phy (1)<br />
Physik (1)<br />
Chemie (2)<br />
Physik (3)<br />
Chemie (2)<br />
Ü Ch (1)<br />
Physik (2)<br />
Chemie (2)<br />
92
Die Profilwahl erfolgt am Ende der achten Klasse. Das naturwissenschaftliche Profil<br />
zeichnet sich durch eine erhöhte Stundenzahl in Physik bzw. Chemie und zusätzliche<br />
naturwissenschaftliche Übungen aus.<br />
Die besondere Lage der Naturwissenschaften am FSG<br />
Zwar ist das naturwissenschaftliche Profil zahlenmäßig das stärkste, 22 doch sagt die<br />
Profilverteilung relativ wenig über die Bedeutung der Naturwissenschaften am<br />
<strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium aus. Interessanter sind da schon die Leistungskurs-<br />
belegungen der vergangenen Jahre. Von 1990 bis 2003 haben im Durchschnitt 9,3<br />
Schüler in der 13. Klasse einen Physikleistungskurs besucht. In den Jahren 1995 und<br />
1998 gab es gar keine Physikleistungskurse im Abschlussjahrgang. Geht man davon<br />
aus, dass die Abiturjahrgänge am FSG in der Regel aus über 100 Schülern bestehen, so<br />
beendet nur ein Bruchteil der Schüler seine Schullaufbahn mit einem Physikabitur.<br />
Wie bereits oben erwähnt, besteht die Fachschaft Physik aus neun aktiv<br />
unterrichtenden Lehrern. Insgesamt stehen ihnen dreieinhalb Physikunterrichts-<br />
räume zur Verfügung, die sich alle zum Durchführen praktischer Übungen eignen.<br />
Das jährliche Budget für die Physikfachschaft beträgt 3.500 Euro, wobei Buchan-<br />
schaffungen ebenfalls aus diesem Etat getätigt werden müssen.<br />
6.1.2 Die Beziehungen zur Robert Bosch GmbH<br />
Die Situation der naturwissenschaftlich-technischen Bildung an der höheren Schule<br />
war bereits im Vorfeld des Entwicklungsprojektes Anlass für erste Gespräche<br />
zwischen dem <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium und der Robert Bosch GmbH. Darüber<br />
hinausgehende Versuche eine Kooperation ins Leben zu rufen, machten aber auch<br />
schnell deutlich, dass diese umfassender sein müsste.<br />
Personelle Einstellungen im Vorfeld<br />
Aus diesem Grund wurden sowohl von Unternehmens- als auch von Schulseite<br />
personelle Einstellungen vorgenommen. So konnten zu Beginn des Schuljahres<br />
2003/04 der Verfasser der vorliegenden Arbeit und ein Physiklehrer ihren Dienst<br />
antreten. Ihre Aufgabe sollte es sein, die Grundlagen für eine nachhaltige Zusammen-<br />
arbeit zwischen der Schule und dem Unternehmen zu schaffen.<br />
22 Im Schuljahr 2003/04 entschieden sich 36 Schüler der Klasse neun bis 11 für das musische, 123 für das<br />
sprachliche und 237 für das naturwissenschaftliche Profil.<br />
93
Der gemeinsame Pädagogische Tag im Juni 2002<br />
Bereits im Juni 2002 lud die Robert Bosch GmbH das gesamte Kollegium des<br />
<strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasiums zu einem „Pädagogischen Tag“ in den Betrieb ein. Im<br />
Plenum wurden der Doktorand und der Physiklehrer als Ansprechpartner für das<br />
Kooperationsvorhaben vorgestellt.<br />
Ein ebenfalls im Rahmen des Treffens stattfindender Workshop zu den Möglichkeiten<br />
einer gemeinsamen Förderung des naturwissenschaftlich-technischen Nachwuchses,<br />
machte den Schwerpunkt der geplanten Zusammenarbeit deutlich.<br />
Der Doktorand und der projektverantwortliche Physiklehrer, die mit Beginn des<br />
neuen Schuljahres ihre Arbeit aufnahmen, konnten an seine Ergebnisse anknüpfen.<br />
94
6.1.3 Zusammenfassung und Bewertung<br />
Die obige Beschreibung macht deutlich, dass es sich beim <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gym-<br />
nasium um eine in vieler Hinsicht typische höhere Schule handelt. Besonderes<br />
Engagement der Lehrerschaft, wie etwa die Teilnahme an Modellversuchen oder die<br />
Entwicklung eines eigenen Schulprofils, war nicht zu erkennen. Dies galt zu Beginn<br />
des Entwicklungsprojektes gerade für die Mitglieder der naturwissenschaftlichen<br />
Fachschaften.<br />
Aufgrund der langjährigen Beziehungen zur Robert Bosch GmbH war die<br />
Zusammenarbeit mit dem <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium von Anfang an durch den<br />
Auftraggeber der Dissertation festgelegt. Diese Ausgangslage hatte einerseits für das<br />
Promotionsvorhaben den Vorteil, dass angesichts des knappen Projektzeitrahmens<br />
dem Verfasser eine umfangreiche Suche nach einem geeigneten schulischen<br />
Projektpartner erspart blieb. Andererseits hätte eine eigenverantwortliche Auswahl<br />
der Schule sicherlich auch Vorteile bezüglich der Bereitschaft der naturwissen-<br />
schaftlichen Lehrerschaft zur Mitarbeit im Projekt mit sich gebracht. Die noch<br />
folgenden Ausführungen zur Gewinnung der Physiklehrer des <strong>Friedrich</strong>-Schiller-<br />
Gymnasiums für eine aktive Beteiligung am Entwicklungsprojekt werden dies<br />
verdeutlichen.<br />
Erste Erkenntnisse im Hinblick auf die Beantwortung der Forschungsfragen<br />
Zum ersten Zielbereich:<br />
Die räumlichen und materiellen Voraussetzungen für einen Unterricht nach<br />
interessenfördernden Kriterien sind am <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium vorhanden.<br />
Die schulorganisatorischen Rahmenbedingungen zu Beginn des Projektes lassen erste<br />
Ansatzpunkte zur Umsetzung der interessenfördernden Interventionsmaßnahmen<br />
erkennen. So ermöglicht das Fach Naturphänomene eine direkt an die Grundschule<br />
anknüpfende Frühförderung im Rahmen der für alle Schüler verbindlichen<br />
Stundentafel. Leider verhindert eine Lücke in Klasse sieben eine durchgängige<br />
Begegnung mit dem naturwissenschaftlichen Interessengegenstand und einen direkten<br />
Anschluss an die Einzelfächer. Die Experimentierpraktika ab Klasse neun bieten<br />
zumindest im naturwissenschaftlichen Zweig optimale Bedingungen für einen<br />
tätigkeits- und autonomieorientierten Unterricht.<br />
Zum zweiten Zielbereich:<br />
Der hohe Anteil an Physiklehrern, die als zweites Fach Mathematik unterrichten,<br />
95
lässt auf ein stark mathematisch geprägtes Verständnis von moderner Physik<br />
schließen.<br />
Zum vierten Zielbereich:<br />
Abgesehen von den Fachschaftssitzungen werden von den naturwissenschaftlichen<br />
Lehrern zu Beginn des Entwicklungsprojektes keine offiziellen Kooperationsformen<br />
zur Gestaltung von Schule und Unterricht gepflegt.<br />
Zum fünften Zielbereich:<br />
Die Kooperation mit einem Wirtschaftsunternehmen ist Anstoß für das Projekt zur<br />
Weiterentwicklung der naturwissenschaftlichen Fachbereiche am Gymnasium.<br />
96
6.2 Die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen im<br />
Schuljahr 2002/03<br />
6.2.1 Die Projektsituation im Schuljahr 2002/03<br />
Das Schuljahr 2002/03 war durch lokale und bildungspolitische Ereignisse geprägt,<br />
die sich nicht eben förderlich auf das Entwicklungsprojekt auswirkten.<br />
Die Nachwirkungen der PCB-Sanierung<br />
Das <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium stand im September 2002 am Ende einer<br />
umfassenden PCB-Sanierung. Mit Beginn des Schuljahres konnten zwar wieder alle<br />
sanierten Klassenzimmer in Betrieb genommen werden, doch wurden die natur-<br />
wissenschaftlichen Fachräume mit den jeweiligen Sammlungen erst wieder im<br />
November freigegeben. Mit einer Normalisierung der Unterrichtssituation in den<br />
Naturwissenschaften war daher erst im Laufe der darauf folgenden Wochen zu<br />
rechnen. Bis dahin waren sowohl der projektverantwortliche Lehrer als auch die<br />
gesamte Physikfachschaft voll und ganz mit den Nachwirkungen der PCB-<br />
Verseuchung beschäftigt (Bezug der neuen Physikräume, Neuordnung der<br />
Physiksammlung etc.). Dies führte gleich zu Beginn des Projektes zu Verzögerungen.<br />
Die anstehenden schulpolitischen Reformmaßnahmen<br />
Die in diesem Schuljahr erstmals wirksam werdende Oberstufenreform 23 erforderte<br />
von einem Großteil der Fachschaft einen erhöhten Arbeitsaufwand. So galt es, die<br />
neuen Lehrpläne der Profil- und Neigungskurse umzusetzen. Auch stand mit der<br />
Bildungsreform 2004 24 schon die nächste Reform ins Haus. Unklarheiten über deren<br />
Inhalte (z.B. „Wie werden die Bildungsstandards in Physik endgültig aussehen?“;<br />
„Kommt tatsächlich ein neues Schulfach Naturwissenschaft und Technik?“) schafften<br />
zusätzliche Unsicherheiten.<br />
Die schulpolitischen Sparmaßnahmen<br />
Als im zweiten Schulhalbjahr außerdem bekannt wurde, dass das Kultusministerium<br />
trotz der gegenwärtigen bzw. noch anstehenden Reformprojekte eine Stunden-<br />
deputatserhöhung sowie Kürzungen der finanziellen Zusatzleistungen bereits für das<br />
23 Zur Oberstufenreform siehe Fußnote 15.<br />
24 Zur Bildungsreform 2004 siehe Kapitel 4.4.4: Der Beitrag des Entwicklungsprojektes zur Gestaltung der<br />
bildungspolitischen Reformansätze.<br />
97
folgende Schuljahr plante, kam es zu einer weiteren Verschärfung der Projekt-<br />
situation. Wie auch andere Schulen des Landes beschloss die Personalversammlung<br />
des <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasiums eine „Streichliste“, die zum Beispiel den Wegfall<br />
von Elternabenden, die Abschaffung von Schulfahrten und die Nichtteilnahme an<br />
Schulfesten beinhaltete. Auch das vorliegende Entwicklungsprojekt war aus Sicht des<br />
Projektleitungsteams akut gefährdet. So war es nur dem Engagement des projekt-<br />
verantwortlichen Physiklehrers zu verdanken, dass sich trotz der ungünstigen<br />
Umstände weitere Physiklehrer für das Projekt begeisterten.<br />
6.2.2 Die Schaffung der Rahmenbedingungen für eine erfolg-<br />
reiche Zusammenarbeit<br />
Während den beiden Projektverantwortlichen der naturwissenschaftliche Schwer-<br />
punkt des Kooperationsprojektes von Anfang an bewusst war, wurden von Seiten des<br />
Kollegiums im Anschluss an den Pädagogischen Tag die unterschiedlichsten Wünsche<br />
und Projektideen geäußert.<br />
Die Ausarbeitung einer Kooperationsvereinbarung im Rahmen des KURS-Programms<br />
Um Klarheit nach innen, aber auch nach außen zu schaffen, nahm das<br />
Projektleitungsteam den Vorschlag zweier Lehrer auf, in einer Kooperationsverein-<br />
barung den Schwerpunkt der Zusammenarbeit zwischen Betrieb und Schule festzu-<br />
schreiben. Diese Kooperationsvereinbarung sollte, unterstützt vom baden-<br />
württembergischen Kultusministerium, im Rahmen des KURS-Programms 25 einge-<br />
gangen werden. Ein Team, das sich aus dem projektverantwortlichem Lehrer, dem<br />
Doktoranden und zwei weiteren engagierten Lehrern zusammensetzte, erarbeitete ein<br />
Kooperationskonzept, das bereits bestehende Formen der Zusammenarbeit absichern<br />
und den Weg für neue Projekte freimachen sollte. Die Kooperationsvereinbarung<br />
wurde den jeweiligen Leitungen in Schule und Betrieb zur Genehmigung vorgelegt<br />
und auf einem Treffen am 18.2.2003 mit allen Beteiligten abgestimmt (Anlage 1).<br />
Die Unterzeichung der Kooperationsvereinbarung im März 2003<br />
Am 26.3.2003 unterzeichneten die Projektpartner im Rahmen einer Feierstunde die<br />
gemeinsame Absichtserklärung.<br />
25 Das KURS-Programm ist eine Initiative für ein landesweites Kooperationsnetz zwischen weiterführenden<br />
Schulen und Unternehmen der jeweiligen Region. Es geht auf die Konzeption von Prof. Dr. G. Vollmer zurück<br />
und wird vom Kultusministerium Baden-Württemberg unterstützt.<br />
98
Kern der Vereinbarung war eine Zusammenarbeit in vier Bereichen (Teil I der<br />
Kooperationsvereinbarung):<br />
• Berufsorientierung (bereits bestehende Aktionen: Praktika, Girls Day)<br />
• Voneinander Lernen (bereits bestehende Aktionen: Pädagogischer Tag im Betrieb,<br />
Teilnahme an der innerbetrieblichen Weiterbildung durch Lehrer des <strong>Friedrich</strong>-<br />
Schiller Gymnasiums)<br />
• Förderung der naturwissenschaftlichen Fachbereiche<br />
• Sonstiges (bereits bestehende Aktionen: Bewerbertraining Deutsch, Sachspenden)<br />
Der Bereich der Förderung der naturwissenschaftlichen Fachbereiche war bisher<br />
weitgehend ohne eigene Projektideen. Hier geeignete Maßnahmen zu entwickeln<br />
(Teil II der Kooperationsvereinbarung), war Schwerpunkt der Zusammenarbeit und<br />
zukünftige Aufgabe des Projektleitungsteams.<br />
6.2.3 Die Gewinnung der Physiklehrer zur Teilnahme am<br />
Entwicklungsprojekt<br />
Ab dem 12.2.2003 traf sich das Projektleitungsteam aus Doktorand und projekt-<br />
verantwortlichem Physiklehrer wöchentlich. Nachdem der Schwerpunkt der Zu-<br />
sammenarbeit durch Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung festgelegt war,<br />
beherrschten zwei Themen die Projektleitungstreffen. Zum einen begab man sich<br />
schon jetzt auf die Suche nach geeigneten interessenfördernden Maßnahmen, zum<br />
anderen machte sich das Team Gedanken darüber, wie sich noch mehr Physiklehrer<br />
für das Entwicklungsprojekt begeistern lassen könnten. Daneben informierte der<br />
Doktorand den schulischen Projektpartner über die Bedingungen eines interessen-<br />
fördernden Unterrichts (Anlage 3).<br />
Die Vorarbeit des Projektleitungsteams<br />
Anlässlich der Suche nach ersten Projektideen besuchten die beiden Projektpartner<br />
Veranstaltungen wie das baden-württembergische Abschlusstreffen von „Jugend<br />
forscht“, die zweitägige Vortragsreihe „Kein Bock auf Naturwissenschaft und<br />
Technik!“ der Akademie für Technikfolgenabschätzung und eine eintägige<br />
Informationsveranstaltung zu den Möglichkeiten einer Zusammenarbeit von Schule<br />
und Wirtschaft des Bildungsverbundes Berufliche Qualifikation Stuttgart (BBQ<br />
Stuttgart).<br />
99
Bezüglich des Einbezugs weiterer Physiklehrer wurde ein „behutsames“ Vorgehen<br />
geplant. Schon die Veranstaltung zur Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung<br />
sollte eine Weiterentwicklung des naturwissenschaftlichen Fachbereichs einleiten. So<br />
wurde anlässlich der Feierstunde der Physikfachschaft ein von der Robert Bosch<br />
GmbH gestiftetes Simulationsprogramm (Crocodile Physics der Firma Crocodile<br />
Clips Ltd) übergeben. Ziel war es, im Rahmen einer internen Fortbildung die<br />
Physiklehrer mit den Inhalten und Einsatzmöglichkeiten von Crocodile Physics<br />
vertraut zu machen. Für den Doktoranden bot sich auf dieser Veranstaltung die<br />
Gelegenheit, die Mitglieder der Fachschaft kennen zu lernen und auf das geplante<br />
Entwicklungsprojekt zur Förderung naturwissenschaftlich-technischer Interessen<br />
aufmerksam zu machen.<br />
Die schulinterne Fortbildung Crocodile Physics im Mai 2003<br />
Die Veranstaltung fand am 13.5.2003 statt. Sie wurde von einem externen Trainer<br />
durchgeführt und stieß bei der versammelten Lehrerschaft auf großes Interesse. Auch<br />
zeigten sich die Lehrer sehr aufgeschlossen gegenüber dem Vorhaben, die<br />
Zusammenarbeit mit der Robert Bosch GmbH zu einer Weiterentwicklung des<br />
naturwissenschaftlichen Fachbereiches zu nutzen. Um hier erste Schritte einzuleiten,<br />
wurde der Doktorand gegen Ende des Fortbildungsnachmittags vom Fachschaftsleiter<br />
zu einer außerordentlichen Fachschaftssitzung eingeladen. Hier sollte ihm zunächst<br />
Gelegenheit gegeben werden, das Projekt zur Förderung des naturwissenschaftlich-<br />
technischen Interesses ausführlicher darzustellen.<br />
Die Fachschaftssitzung im Juni 2003<br />
Die Fachschaftssitzung fand am 17.6.2003 statt. Neben dem Doktoranden waren alle<br />
praktizierenden Physiklehrer 26 anwesend. In einem 60-minütigen Einführungs-<br />
vortrag, der immer wieder durch interessierte Fragen unterbrochen wurde, stellte der<br />
Doktorand die Möglichkeiten eines interessenfördernden Physikunterrichts vor<br />
(Anlage 3). An der anschließenden, fast zweistündigen Diskussion beteiligten sich die<br />
anwesenden Physiklehrer sehr unterschiedlich. Während fünf Kollegen einschließlich<br />
des projektverantwortlichen Lehrers die Idee eines interessenfördernden naturwissen-<br />
schaftlichen Unterrichts engagiert diskutierten, hielten sich die restlichen drei<br />
Physiklehrer deutlich zurück. Zwei von ihnen äußerten sich so gut wie gar nicht, ein<br />
26 Es waren acht Lehrer anwesend. Der weiter oben erwähnte neunte Kollege trat seinen Dienst erst zu Beginn<br />
des Schuljahres 2003/2004 an.<br />
100
weiterer zeigte offensichtliches Desinteresse. Trotz der zuvor recht unterschiedlichen<br />
Beteiligung entwickelte die Gruppe Ansatzpunkte für eine verstärkte Interessen-<br />
förderung in Unterricht und Schule:<br />
• Neugestaltung des Faches Naturphänomene unter interessenfördernden Gesichts-<br />
punkten (eventuell nach Geschlechtern getrennt)<br />
• Neugestaltung des Physikanfangsunterrichts unter interessenfördernden Gesichts-<br />
punkten (eventuell nach Geschlechtern getrennt)<br />
• Entwicklung eines Schulcurriculums für das neue Fach Naturwissenschaft und<br />
Technik 27 unter interessenfördernden Gesichtspunkten<br />
• Zusatzangebote für naturwissenschaftlich besonders Interessierte bzw. Begabte in<br />
den höheren Klassen<br />
Die Beurteilung der einzelnen Projektvorschläge fiel sehr kontrovers aus. Einig war<br />
man sich jedoch darüber, dass man aufgrund der anstehenden Bildungsreform 2004<br />
nichts „umsonst“ machen wollte. So war ein Teil der Lehrer der Meinung, dass das<br />
Fach Naturwissenschaft und Technik sowieso nicht eingeführt werden würde. Ein<br />
anderer Teil betonte, dass über die zukünftigen Bildungsstandards einschließlich des<br />
Physikanfangsunterrichts insgesamt noch zu viel Unsicherheit herrsche. Die Gruppe<br />
kam hier zu keinem abschließenden Ergebnis. Der Doktorand vertagte die<br />
Diskussion und forderte die Fachschaft auf, über eine Teilnahme an dem ein oder<br />
dem anderen Vorhaben nachzudenken.<br />
6.2.4 Die Gründung der Arbeitsgruppen<br />
Zwei Wochen nach der Fachschaftssitzung kamen drei Physiklehrer auf den<br />
projektleitenden Lehrer zu und bekundeten ihr Interesse an einer Neugestaltung des<br />
Faches Naturphänomene in Klasse fünf bzw. sechs.<br />
Die Gründung des Arbeitskreises Naturphänomene<br />
So konnte noch im Juli des Schuljahres 2002/03 das Gründungstreffen des Arbeits-<br />
kreises Naturphänomene stattfinden. Ziel der Arbeitsgruppe war es, im folgenden<br />
Schuljahr Unterrichtseinheiten für das Fach Naturphänomene unter interessenför-<br />
dernden Gesichtspunkten zu entwickeln und diese prozessbegleitend zu evaluieren.<br />
27 Zum Fach Naturwissenschaft und Technik siehe Fußnote 19.<br />
101
Außerdem betonten die am Gründungstreffen beteiligten Lehrer, die naturwissen-<br />
schaftliche Begriffsbildung bei den Kindern unterstützen und die Einschulung von<br />
naturwissenschaftlichen Arbeitsmethoden fördern zu wollen.<br />
Das Projektleitungsteam stellte in Absprache mit der Schulleitung sicher, dass alle<br />
beteiligten Lehrer im nächsten Schuljahr eine fünfte Klasse im Fach Naturphänomene<br />
übernehmen konnten. Um ein regelmäßiges Treffen der Arbeitsgruppe zu<br />
ermöglichen, forderte es zudem eine gemeinsame Lücke im Stundenplan. So war im<br />
folgenden Schuljahr ein Zusammenkommen der Arbeitsgruppe am Donnerstag-<br />
vormittag möglich.<br />
Arbeitsgruppe<br />
Naturphänomene<br />
Doktorand<br />
3 Physiklehrer des FSG<br />
Leitung der<br />
Aus- und<br />
Weiterbildung<br />
Projektleitungsteam<br />
Doktorand<br />
Projektverant. Physiklehrer<br />
Doktorand<br />
Evaluation<br />
Schulleitung<br />
Abbildung 13: Der organisatorische Aufbau des Entwicklungsprojektes<br />
Die Gründung des Arbeitskreises Schüler-Ingenieur-Akademie<br />
Weitere Aktivitäten im<br />
Rahmen des<br />
Kooperationsvertrages<br />
Arbeitsgruppe Schüler -<br />
Ingenieur - Akademie<br />
Doktorand<br />
1 Physiklehrer des FSG<br />
1 Physiklehrer des BZN<br />
1 Vertreter von Südwestmetall<br />
2 Vertreter der Fachhochschule<br />
Der Wunsch, für bereits naturwissenschaftlich-technisch interessierte Schüler der<br />
höheren Klassen ein zusätzliches Angebot außerhalb der normalen Unterrichts-<br />
verpflichtung machen zu können, wurde schon in einem sehr frühen Projektstadium<br />
vom projektverantwortlichen Physiklehrer verfolgt. Bereits im Januar berichtete<br />
dieser, dass er auf einer Veranstaltung des BBQ Stuttgart von der Gründung einer<br />
Schüler-Ingenieur-Akademie (SIA) in Heidenheim gehört habe. Er schlug vor, etwas<br />
102
Ähnliches auch in Reutlingen einzurichten. Das Modell der Schüler-Ingenieur-<br />
Akademie sieht eine Zusammenarbeit von Schule, Hochschule und Betrieb zur<br />
Förderung des naturwissenschaftlich-technischen Nachwuchses vor. Aufgabe des<br />
Projektleitungsteams war es daher, zunächst weitere Partner für das Teilprojekt<br />
Schüler-Ingenieur-Akademie zu gewinnen. Während der schulische Projektleiter die<br />
Fachhochschule Reutlingen und dort vor allem den Lehrstuhl für Mechatronik für<br />
eine Mitarbeit begeisterte, konnte der Doktorand die Abteilung für betriebliche<br />
Ausbildung der Robert Bosch GmbH zur Teilnahme bewegen. Auch der Verband<br />
Südwestmetall sagte über den BBQ Baden-Württemberg inhaltliche, organisatorische<br />
und finanzielle Unterstützung zu. Schnell wurde auch klar, dass der Lehrer die SIA<br />
von schulischer Seite nicht alleine bewältigen konnte. Auf Anregung der Fachhoch-<br />
schule wurde eine weitere Schule in die Planungen miteinbezogen. Ein Physiklehrer<br />
des Gymnasiums Bildungszentrum Nord (BZN) sagte im Mai seine Teilnahme am<br />
Projekt zu.<br />
Am 28.5.2003 besuchten der Doktorand und die beiden Physiklehrer die Schüler-<br />
Ingenieur-Akademie Heidenheim. Spätestens ab diesem Zeitpunkt kann von der<br />
Gründung des Arbeitskreises Schüler-Ingenieur-Akademie gesprochen werden. Ziel<br />
der Arbeitsgruppe war es, ein Ausbildungsprogramm für bereits naturwissen-<br />
schaftlich-technisch interessierte Schüler der 11. Klasse unter interessenfördernden<br />
Gesichtspunkten zu entwickeln. Zudem wollten die Lehrer einen Beitrag zur<br />
Berufsorientierung im naturwissenschaftlich-technischen Bereich leisten. Auch sollte<br />
die Maßnahme die Sichtbarkeit, Akzeptanz und Wertschätzung des naturwissen-<br />
schaftlichen Fachbereiches gegenüber den anderen Fachbereichen steigern. Das<br />
Vorhaben wurde von den Direktoren der beiden Gymnasien mit zwei Deputats-<br />
stunden unterstützt, und auch das Oberschulamt Tübingen stellte nach beharrlichem<br />
Nachfragen durch die Mitglieder des Arbeitskreises eine Stunde zur „Unterrichts-<br />
vorbereitung“ in Aussicht.<br />
Im Unterschied zum Arbeitskreis Naturphänomene begann der Arbeitskreis SIA<br />
sofort nach seiner Gründung mit der Grobplanung des kommenden Schuljahres. Je<br />
nach Planungsaufgabe arbeitete das Team aus den zwei Physiklehrern und dem<br />
Doktoranden mit der Fachhochschule, der Ausbildungsabteilung der Robert Bosch<br />
GmbH und dem Verband Südwestmetall zusammen. So konnte im Juli ein Flyer<br />
(Anlage 9) an die Schüler der 10. Klasse herausgegeben werden, der neben den<br />
Teilnahmebedingungen einen groben Ablaufplan und ein Anmeldeformular enthielt.<br />
Aufgrund des großen Rücklaufes von Schülerseite wurden die an der SIA<br />
103
interessierten Jugendlichen aufgefordert, bis Anfang des nächsten Schuljahres dem<br />
Planungsteam eine schriftliche Bewerbung mit Lebenslauf und Begründung des<br />
Teilnahmewunsches vorzulegen.<br />
Ausgangslage • Kein schuleinheitliches Konzept<br />
AK Naturphänomene AK Schüler-Ingenieur-Akademie<br />
• Geringe Vorgaben durch den aktuellen<br />
Lehrplan<br />
• Nicht nur naturwissenschaftliche Lehrer<br />
unterrichten das Fach<br />
Zielsetzung Entwicklung von Unterrichtseinheiten unter<br />
Weitere Ziele aus Sicht der<br />
Lehrer<br />
Erhoffter eigener Nutzen<br />
aus Sicht der Lehrer<br />
interessenfördernden Gesichtspunkten<br />
• Unterstützung der naturwissenschaftli-<br />
chen Begriffsbildung<br />
• Einüben naturwissenschaftlicher<br />
Arbeitsmethoden<br />
• Vorbereitung auf die naturwissenschaft-<br />
lichen Einzelfächer<br />
• Arbeitserleichterung für die kommenden<br />
Schuljahre<br />
• Entwicklung von realistischen, auf die<br />
Schule angepassten Unterrichtsvor-<br />
schlägen<br />
• Neue Freude am Naturphänomene-<br />
unterricht<br />
Teilnehmer 3 Physiklehrer des FSG<br />
Doktorand<br />
• Kaum Fördermöglichkeiten für natur-<br />
wissenschaftlich interessierte Schüler<br />
• Kaum Berufsorientierung im Rahmen der<br />
naturwissenschaftlichen Fachbereiche<br />
• Abschaffung der Leistungskurse lässt<br />
Spezialisierungsmöglichkeiten entfallen<br />
Entwicklung eines Ausbildungsplanes unter<br />
interessenfördernden Gesichtspunkten<br />
• Berufsorientierung<br />
• Maßnahme zur Steigerung der Sicht-<br />
barkeit, Akzeptanz und Wertschätzung<br />
des naturwissenschaftlichen Unterrichts<br />
• Lehrerfortbildung<br />
• Spaß an der Zusammenarbeit mit<br />
externen Projektpartnern<br />
1 Physiklehrer des FSG<br />
(projektverantwortliche Physiklehrer)<br />
1 Physiklehrer des BZN<br />
Doktorand<br />
Ergänzend:<br />
1 Ausbilder der Robert Bosch GmbH<br />
2 Hochschullehrer der FH Reutlingen<br />
1 Mitarbeiter von Südwestmetall<br />
Treffen Ab nächstem Schuljahr monatlich Ab Ende Mai 2003 in wechselnden Zu-<br />
Abbildung 14: Ziele, Aufgaben und Zusammensetzung der Arbeitsgruppen<br />
sammensetzungen (je nach Planungs-<br />
aufgabe und Bedarf)<br />
6.2.5 Die Festlegung der Evaluationsinstrumente<br />
Neben der Zielabstimmung war die gemeinsame Festlegung der Evaluations-<br />
instrumente Aufgabe der ersten Treffen in den Arbeitskreisen. Zwar sollten die<br />
Maßnahmen im Projektverlauf ständig diskutiert und weiterentwickelt werden, doch<br />
wurden je nach Arbeitsgruppe auch darüber hinausgehende Evaluationsbedürfnisse<br />
angemeldet.<br />
104
Die Evaluationsvorhaben im Arbeitskreis Naturphänomene<br />
Im Arbeitskreis Naturphänomene bestand der Wunsch abzuprüfen, inwieweit die<br />
entwickelten Maßnahmen tatsächlich eine Interessensteigerung bei den Schülern<br />
eingeleitet hatten.<br />
Der Vorschlag des Doktoranden, hier eine schriftliche Vortest-Nachtest-Befragung<br />
(mit Kontrollgruppe) durchzuführen, wurde positiv aufgenommen. Allerdings gab<br />
der Jungforscher zu bedenken, dass die mangelnden quasi-experimentellen<br />
Voraussetzungen im Praxisfeld und das erstmalige Durchführen der interessen-<br />
fördernden Unterrichtseinheiten zu nicht befriedigenden Untersuchungsergebnissen<br />
führen könnten. Er wurde trotzdem von der Gruppe beauftragt, über die Sommer-<br />
ferien einen entsprechenden Fragenbogen zu entwickeln.<br />
Ziel • Aufzeigen der bestehenden Interessen-<br />
struktur<br />
Naturphänomene Schüler-Ingenieur-Akademie<br />
• Veränderung der Interessenstruktur<br />
durch Maßnahme<br />
• Aufzeigen der bestehenden Interessen-<br />
struktur<br />
• Veränderung der Interessenstruktur<br />
durch Maßnahme (Berufsinteresse, Fach-<br />
interesse)<br />
• Verbesserungsvorschläge<br />
Instrument Schriftliche Schülerbefragung Auftaktgespräch, Schlussgespräch<br />
Beteiligte Schüler der 5. Klasse Schüler der 11. Klasse<br />
Art Standardisierter Fragebogen Leitfadeninterview<br />
Zeitpunkt Beginn und Ende des Schuljahres 2003/04 Beginn und Ende des Schuljahres 2003/04<br />
Abbildung 15: Geplante Maßnahmen zur Evaluation der Schülerprojekte<br />
Die Evaluationsvorhaben im Arbeitskreis SIA<br />
Im Arbeitskreis Schüler-Ingenieur-Akademie wurden verschiedene Informations-<br />
interessen geäußert. Im Auftaktgespräch sollte geprüft werden, inwieweit die bereits<br />
ausgewählten Schüler tatsächlich zu den naturwissenschaftlich-technisch Inter-<br />
essierten gehörten und mit welchen Vorkenntnissen für das Projekt zu rechnen war.<br />
Das Abschlussgespräch dagegen sollte eruieren, inwieweit sich die Schüler-Ingenieur-<br />
Akademie auf die Interessenstruktur der Heranwachsenden ausgewirkt hatte. Hier<br />
sollte vor allem das Berufs- und Fachinteresse im Mittelpunkt einer Befragung stehen.<br />
Besonders waren die Lehrer auch an einer Beurteilung der Arbeitsgemeinschaft durch<br />
die Schüler interessiert, um ihre Verbesserungsvorschläge in eine weitere Planung<br />
einbeziehen zu können.<br />
105
Die Evaluation des Entwicklungsprozesses<br />
Neben dem bisher geschilderten Vorgehen bei der Evaluation der Einzelmaßnahmen<br />
sollten auch Vorkehrungen zur Evaluation des Gesamtprozesses bzw. zur Arbeit in<br />
den Arbeitskreisen vorgenommen werden. Diese wurden von der wissenschaftlichen<br />
Begleitung gegen Ende des ersten Projektjahres ohne Einbeziehung der beteiligten<br />
Lehrer ausgewählt. So sollten die Lehrer in Gruppeninterviews anhand eines<br />
Leitfadens in der jeweils letzten Arbeitskreissitzung im Schuljahr 2003/04 zu den<br />
Projektergebnissen, zur gemeinsamen Arbeit in der Planungsgruppe und zu den<br />
Möglichkeiten einer Unterstützung des interessenfördernden Unterrichts durch die<br />
Wirtschaft befragt werden.<br />
Instrument Beteiligte Zeitpunkt Art<br />
Entwicklungsprozess Projekttagebuch Wissenschaftliche<br />
Begleitung<br />
Kontinuierlich<br />
während des<br />
Projektablaufs<br />
Naturphänomene Schülerbefragung Schüler Beginn und Ende des<br />
Naturphänomene/<br />
Entwicklungsprozess<br />
zweiten Projektjahres<br />
Lehrerbefragung Lehrer Ende des zweiten<br />
Naturphänomene Arbeitsgruppentreffen Lehrer und<br />
wissenschaftliche<br />
Begleitung<br />
Projektjahres<br />
SIA Schülerbefragung Schüler Beginn und Ende des<br />
SIA/<br />
Entwicklungsprozess<br />
Protokoll über<br />
Projektablauf<br />
Standardisierter<br />
Fragebogen<br />
Gruppeninterview<br />
anhand eines<br />
Leitfadens<br />
Prozessbegleitend Kreativer Austausch<br />
zweiten Projektjahres<br />
Lehrerbefragung Lehrer Ende des zweiten<br />
SIA Arbeitsgruppentreffen Lehrer und<br />
wissenschaftliche<br />
Begleitung<br />
Abbildung 16: Evaluationsinstrumente des Entwicklungsprojektes<br />
Projektjahres<br />
und Entwicklung<br />
anhand der Dokumen-<br />
tationsbögen<br />
Leitfadeninterview<br />
Gruppeninterview<br />
anhand eines<br />
Leitfadens<br />
Prozessbegleitend Kreativer Austausch<br />
und Entwicklung<br />
Zudem sollte das Projekttagebuch weitergeführt und eine Protokollierung der<br />
Arbeitskreissitzungen vorgenommen werden. Die vorliegende Beschreibung des<br />
Projektablaufs nahm unter anderem auch auf diese Dokumente Bezug. Die<br />
Abbildung 16 gibt einen zusammenfassenden Überblick über die Evaluations-<br />
instrumente im Entwicklungsprojekt.<br />
106
6.2.6 Öffentlichkeitsarbeit<br />
Die Öffentlichkeitsarbeit im ersten Projektjahr beschränkte sich auf die Veröffent-<br />
lichung der Unterzeichung der Kooperationsvereinbarung in der örtlichen Presse.<br />
Diese Vorgehensweise war vor allem für das FSG von großer Bedeutung, erhoffte<br />
man sich doch, wie bereits dargestellt, von der Zusammenarbeit mit der Robert<br />
Bosch GmbH eine Abgrenzung von anderen Gymnasien der Region.<br />
Veröffentlichte Artikel:<br />
• „Schule und Unternehmen in einer Bank“ vom 27.3.2003 im Reutlinger General-<br />
Anzeiger (Anlage 2)<br />
• „Hand in Hand mit der Wirtschaft“ vom 27.3.2003 in den Reutlinger Nachrichten<br />
(Anlage 2)<br />
107
6.2.7 Zusammenfassung und Bewertung<br />
Betrachtet man das erste Jahr des Entwicklungsprojektes im Rückblick, so muss eine<br />
„durchwachsene Bilanz“ gezogen werden. Viel Zeit ging leider damit verloren, die<br />
Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit unter naturwissenschaftlichem Schwer-<br />
punkt zu schaffen. Der Kooperationsvertrag war hier durchaus hilfreich und<br />
bewirkte, dass sich das Projektleitungsteam in der zweiten Schuljahreshälfte auf die<br />
Entwicklung des naturwissenschaftlichen Fachbereiches konzentrieren konnte.<br />
In seinem Bemühen, große Teile der Physikfachschaft für das Entwicklungsprojekt zu<br />
begeistern, war das Projektleitungsteam nur bedingt erfolgreich. Die in Kapitel 6.2.1<br />
beschriebene allgemeine Schulsituation war hier wohl mitverantwortlich. Aber auch<br />
konträre fachwissenschaftlich geprägte Vorstellungen von naturwissenschaftlichem<br />
Unterricht verhinderten eine Teilnahme am Entwicklungsprojekt. Hinzu kam die<br />
Ansicht, dass die Weiterentwicklung des naturwissenschaftlichen Fachbereiches nicht<br />
Aufgabe der einzelnen Lehrkraft sei. Gerne wäre die wissenschaftliche Begleitung<br />
dieser Auffassung in Einzelinterviews nachgegangen, doch musste dieses Anliegen zu<br />
Gunsten eines reibungslosen Projektverlaufes zurückgestellt werden. Schließlich<br />
konnten unter Einschluss des projektleitenden Physiklehrers vier der praktizierenden<br />
Physiklehrer – also die Hälfte aller praktizierenden Physiklehrer des <strong>Friedrich</strong>-<br />
Schiller-Gymnasiums – zu einer Mitarbeit angeregt werden. Ein weiterer Physik-<br />
lehrer von einer Nachbarschule beteiligte sich an dem SIA-Vorhaben.<br />
Bezüglich der ausgewählten Maßnahmen zur Interessenförderung war auffällig, dass<br />
weder die Neugestaltung des Fachs Naturphänomene noch die Einrichtung einer<br />
Schüler-Ingenieur-Akademie den naturwissenschaftlichen Unterricht im engeren<br />
Sinne betraf. Dieser Entscheidung musste im Rahmen der prozessbegleitenden<br />
Evaluation noch nachgegangen werden.<br />
Die umfangreichen Evaluationswünsche der beteiligten Lehrer führten für die<br />
wissenschaftliche Begleitung vor allem gegen Ende des Schuljahres zu einem erhöhten<br />
Arbeitsaufwand. So mussten die gesamten Sommerferien dazu genutzt werden diese<br />
vorzubereiten. Aufgrund des engen Zeitrahmens konnten Testerhebungen zur<br />
Qualität der Frageinstrumente nicht durchgeführt werden. Dies war bei der<br />
Interpretation der gewonnenen Ergebnisse zu berücksichtigen.<br />
Überaus positiv entwickelte sich das Verhältnis zwischen dem Doktoranden und dem<br />
projektverantwortlichen Physiklehrer. Ohne dessen Bemühungen wäre das Ent-<br />
wicklungsprojekt in dieser Form nicht möglich gewesen.<br />
108
Erste Erkenntnisse im Hinblick auf die Beantwortung der Forschungsfragen<br />
Zum ersten Zielbereich:<br />
Die Abschaffung der Leistungskurse durch die Oberstufenreform erschwert die<br />
Bedingungen für eine Weiterverfolgung bestehender Interessenprofile durch die<br />
Schüler. Angebote im Bereich der AGs (z.B. SIA) können fehlende Spezialisierungs-<br />
möglichkeiten in der Oberstufe jedoch wieder kompensieren.<br />
Zum zweiten Zielbereich:<br />
Die langjährige Vernachlässigung der Naturphänomene durch die Physikfachschaft<br />
deutet auf eine nicht ausreichend ernst genommene frühe Interessenförderung hin.<br />
Stattdessen wird bei einem Großteil der Lehrer eine Konzentration auf den stark<br />
fachwissenschaftlich geprägten Oberstufenunterricht deutlich.<br />
Eine eher fachwissenschaftlich geprägte Vorstellung von naturwissenschaftlichem<br />
Unterricht erschwert die Teilnahme am Entwicklungsprojekt. Hinzu kommt die<br />
Ansicht, dass die Weiterentwicklung des naturwissenschaftlichen Fachbereiches nicht<br />
primär Aufgabe der einzelnen Lehrkraft ist und dass das Vorhaben quasi in der<br />
„Freizeit“ der Pädagogen stattfindet.<br />
Der Wunsch, praktikable Anregungen für den eigenen Unterricht zu erhalten, die<br />
Neugierde auf eine Kooperation mit einem außerschulischen Partner und die<br />
Hoffnung auf neue Freude am Unterricht durch Ausprobieren innovativer<br />
Lernformen sind ausschlaggebend für die Teilnahme am Entwicklungsprojekt.<br />
Zum dritten Zielbereich:<br />
Die ausgewählten Maßnahmen zur Förderung naturwissenschaftlich-technischer<br />
Interessen finden außerhalb des regulären naturwissenschaftlichen Unterrichts statt.<br />
Zum vierten Zielbereich:<br />
Die Zusammenarbeit in den Arbeitsgruppen braucht einen „offiziellen“ Rahmen.<br />
Eine Anerkennung der gemeinsamen Bemühungen durch zur Verfügung gestellte<br />
Stundendeputate kann dies unterstützen.<br />
Die Zusammenarbeit in den Arbeitsgruppen braucht feste Zeitfenster im Stunden-<br />
plan, in deren Rahmen ein gemeinsames Treffen aller Beteiligten möglich ist.<br />
Die Zusammenarbeit in den Arbeitsgruppen braucht eine klare Zielorientierung, die<br />
in Abstimmung mit den Arbeitskreismitgliedern festgelegt werden muss.<br />
109
Zum fünften Zielbereich:<br />
Kooperationen zwischen einem Wirtschaftsunternehmen und einer Schule brauchen<br />
feste Ansprechpartner auf beiden Seiten. Ebenso ist eine gemeinsame Festlegung von<br />
Zielen notwendig, die eine Überprüfung der Erfolge der gemeinsamen Arbeit nach<br />
Ablauf eines bestimmten Zeitraumes erlaubt.<br />
Zum sechsten Zielbereich:<br />
Um eine Störung des Projektablaufes zu verhindern, können nicht alle Informations-<br />
interessen der wissenschaftlichen Begleitung weiterverfolgt werden.<br />
Die Vorbereitung der quantitativen und qualitativen Evaluationsinstrumente zur<br />
Schüler- und Lehrerbefragung ist sehr zeitaufwendig.<br />
110
6.3 Die Entwicklung der interessenfördernden Maß-<br />
nahmen im Schuljahr 2003/04<br />
6.3.1 Die Projektsituation im Schuljahr 2003/04<br />
Das Schuljahr 2003/04 war ganz durch die Vorbereitungen auf die im nächsten Schul-<br />
jahr einsetzende Bildungsreform 2004 (vgl. Kapitel 4.4.4: Der Beitrag des<br />
Entwicklungsprojektes zur Gestaltung der bildungspolitischen Reformansätze)<br />
geprägt. Die anfänglichen Unklarheiten bezüglich Kontingentstundentafel und<br />
Bildungsstandards konnten im Laufe des Schuljahres durch immer konkretere<br />
Vorgaben des Kultusministeriums beseitigt werden. Erste Schritte zur Umsetzung der<br />
Reform wurden am <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium daher bereits ab Schuljahresbeginn<br />
eingeleitet.<br />
Die Entwicklung einer schulspezifischen Stundenverteilung für den naturwissen-<br />
schaftlichen Fachbereich<br />
So entwickelte die Schulleitung im Oktober 2003 eine Stundenverteilung gemäß der<br />
Kontingentstundentafel und legte sie den Fachschaften zur Genehmigung vor. Für<br />
den naturwissenschaftlichen Bereich ergab sich folgende Ausgestaltung, die ab dem<br />
darauf folgenden Schuljahr, beginnend mit Klasse fünf, am <strong>Friedrich</strong>-Schiller-<br />
Gymnasium umgesetzt werden sollte.<br />
Naturwissenschaftl.<br />
Profil<br />
Sprachliches/<br />
Musisches Profil<br />
Klasse 5 Klasse 6 Klasse 7 Klasse 8 Klasse 9 Klasse 10<br />
Naturphä-<br />
nomene (1)<br />
Naturphä-<br />
nomene (1)<br />
Naturphä-<br />
nomene (1)<br />
Naturphä-<br />
nomene (1)<br />
Physik (2) Physik (2)<br />
Chemie (2)<br />
Naturwissen-<br />
schaft und<br />
Technik (4)<br />
Physik (2) Physik (2)<br />
Chemie (2)<br />
Ü Bio (1)<br />
Abbildung 17: Naturwissenschaftliche Bildung im 8-jährigen Gymnasium 28<br />
Physik (2)<br />
Chemie (2)<br />
Naturwissen-<br />
schaft und<br />
Technik (4)<br />
Physik (2)<br />
Chemie (2)<br />
Ü Phy (1)<br />
Physik (2)<br />
Chemie (2)<br />
Naturwissen-<br />
schaft und<br />
Technik (4)<br />
Physik (2)<br />
Chemie (2)<br />
Ü Ch (1)<br />
Die Beibehaltung der naturwissenschaftlichen Übungen für das sprachliche bzw.<br />
musische Profil konnte dabei nur durch eine Ergänzung aus dem frei verfügbaren<br />
Stundenpool erreicht werden.<br />
28 In den Klammern sind die vorgesehenen Wochenstunden angegeben.<br />
111
Die Entwicklung eines Bildungsplans für das Fach Naturphänomene<br />
Aufgrund des in der Schullaufbahn erst später einsetzenden naturwissenschaftlichen<br />
Unterrichts blieb die Physikfachschaft bei der Gestaltung des schulspezifischen<br />
Bildungsplans von größerem Aufwand verschont. Lediglich der Unterricht im Fach<br />
Naturphänomene musste in Zusammenarbeit mit den naturwissenschaftlichen<br />
Fachkollegen geplant werden. Weitere Anstrengungen bezüglich eines Bildungsplans<br />
Physik ab Klasse sieben und der Entwicklung eines Curriculums für das neue<br />
Schulfach Naturwissenschaft und Technik wurden auf die kommenden Schuljahre<br />
vertagt.<br />
6.3.2 Die Arbeit in den Arbeitsgruppen<br />
Mit Beginn des zweiten Projektjahres verlagerte sich die Hauptarbeit im Rahmen des<br />
Projektes zur Förderung des naturwissenschaftlichen Fachbereiches vom Projekt-<br />
leitungsteam in die Arbeitsgruppen.<br />
Die Bemühungen des Projektleitungsteams<br />
Dies hatte zur Folge, dass sich das Projektleitungsteam im zweiten Projektjahr nur<br />
noch unregelmäßig traf. Da der projektverantwortliche Lehrer auch noch die<br />
Planung der Schüler-Ingenieur-Akademie übernommen hatte, konnte ein Großteil<br />
der für das Projektleitungsteam anstehenden Aufgaben im Vorfeld bzw. Anschluss der<br />
Treffen des Arbeitskreises SIA erledigt werden. Eigene Sitzungen waren deshalb nur<br />
noch von Zeit zu Zeit nötig. Lediglich zu Beginn des Schuljahres war das<br />
Projektleitungsteam verstärkt gefordert. Unterschiedliche Meldungen aus dem<br />
Kultusministerium sorgten für Verwirrung bezüglich des Fortbestandes des<br />
Schulfaches Naturphänomene. Die Befürchtung der Mitglieder des Arbeitskreises<br />
Naturphänomene, dass mit Einführung der Standards die Abschaffung des Faches<br />
Naturphänomene zu Gunsten eines früher einsetzenden Physikunterrichts vonstatten<br />
gehen könnte, konnte nach Gesprächen mit der Schulleitung und Recherchen<br />
bezüglich der kommenden Bildungsstandards entkräftet werden.<br />
Die Vorgehensweise in der Arbeitsgruppe Naturphänomene<br />
Nachdem die Ausgangslage, die Zielsetzung und die organisatorischen Rahmen-<br />
bedingungen für eine Zusammenarbeit bereits gegen Ende des ersten Projektjahres<br />
geklärt worden waren, begann der Arbeitskreis Naturphänomene relativ schnell mit<br />
der inhaltlichen Planung des gerade angelaufenen Schuljahres.<br />
112
Mit Bezug auf den für dieses Schuljahr noch geltenden Bildungsplan<br />
(Kultusministerium Baden-Württemberg 2000) wurden die Themenkreise Wasser,<br />
Elektrizität und Wärme an die teilnehmenden Lehrer vergeben. Aufgabe für jeden<br />
Einzelnen war es, unter interessenfördernden Gesichtspunkten eine mehrwöchige<br />
Unterrichtssequenz zu dem jeweiligen Gebiet zu entwickeln.<br />
Zur Konkretisierung der interessenfördernden Kriterien wurde den Lehrern der<br />
Zehn-Punkte-Katalog des IPN Kiel (Hoffmann u.a 1997, S. 51ff.; Häußler u.a. 1998,<br />
S. 135ff.) zur Verfügung gestellt. Dieser wurde vom Doktoranden an die besondere<br />
Situation des Naturphänomeneunterrichts angepasst und sollte als Planungshilfe und<br />
Evaluationsinstrument dienen (Anlage 4). Um die projektbegleitende Evaluation zu<br />
erleichtern, erstellte der Doktorand auf Wunsch der beteiligten Physiklehrer einen<br />
Dokumentationsbogen für die einzelnen Unterrichtseinheiten (Anlage 5). Die so<br />
dokumentierten Unterrichtsstunden wurden im Laufe des Schuljahres auf den<br />
Arbeitskreistreffen besprochen und fortlaufend optimiert. Zum Schulhalbjahr<br />
tauschten die Lehrkräfte die gesamten Unterrichtssequenzen aus, so dass anschließend<br />
eine neuerliche Überprüfung und Weiterentwicklung der Materialien möglich war.<br />
Das zweite Halbjahr bot die Chance, die Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit an die<br />
bis dahin erschienenen Bildungsstandards (Kultusministerium Baden-Württemberg/<br />
Version 1 Oktober 2003a; Kultusministerium Baden-Württemberg/Version 2 Februar<br />
2004) anzupassen und in den schulspezifischen Bildungsplan einfließen zu lassen. Die<br />
Anregungen aus dem Arbeitskreis konnten mit den Kollegen der naturwissen-<br />
schaftlichen Nachbardisziplinen auf zwei Pädagogischen Tagen am 6.4. und 11.6.2004<br />
diskutiert und in das gemeinsam erstellte schulspezifische Curriculum Naturphäno-<br />
mene aufgenommen werden.<br />
Um darüber hinaus eine dauerhafte Verwendung der Unterrichtsvorschläge zu<br />
gewährleisten, wurden die Unterrichtssequenzen von den Arbeitskreisteilnehmern im<br />
Juni bzw. Juli 2004 in eine einheitliche und allgemein verständliche Form gebracht.<br />
Ab dem Schuljahr 2004/05 sollten sie allen Kollegen, die das Fach Naturphänomene<br />
unterrichten, zur Verfügung stehen. An eine Weitergabe der Unterlagen an andere<br />
Gymnasien (eventuell mit begleitender Fortbildung) war zunächst nicht gedacht. Die<br />
einheitliche Aufbereitung macht aber auch dies möglich.<br />
Die Vorgehensweise in der Arbeitsgruppe Schüler-Ingenieur-Akademie<br />
Bevor der SIA-Arbeitskreis die weitere inhaltliche Planung der Schüler-Ingenieur-<br />
Akademie aufnehmen konnte, wurden in einer Sitzung zu Beginn des neuen<br />
113
Schuljahres aus insgesamt 25 vorliegenden Bewerbungen 16 Teilnehmer ausgewählt.<br />
Neun Bewerbern musste leider abgesagt werden. Auswahlkriterien waren die<br />
plausible Begründung des Teilnahmewunsches, Hinweise auf ein bestehendes<br />
naturwissenschaftlich-technisches Interesse, die äußere Form der Bewerbungsunter-<br />
lagen und die Rückmeldung der Lehrer bezüglich Engagement bzw. Mitarbeit und<br />
Verhalten der Schüler im Unterricht. Da das SIA-Projekt kein Projekt zur<br />
Begabtenförderung darstellen sollte, spielten Noten bei der Auswahl eine unter-<br />
geordnete Rolle. Aufgrund der wenigen Bewerbungen von Schülerinnen gab es einen<br />
Mädchenbonus, der dazu führte, dass alle Bewerberinnen in die SIA aufgenommen<br />
wurden. Am 19.9.2003 konnte das Planungsteam zusammen mit seinen Partnern 12<br />
Jungen und vier Mädchen zur SIA-Auftaktveranstaltung begrüßen.<br />
Zeitgleich begann für die Lehrer und den Doktoranden die inhaltliche Feinplanung<br />
des Projektjahres. Während im ersten Halbjahr im Teilprojekt Netzgerätebau eine<br />
Zusammenarbeit mit der Ausbildungsabteilung der Robert Bosch GmbH vorgesehen<br />
war, sollte im zweiten Halbjahr gemeinsam mit dem Fachbereich Mechatronik der<br />
Fachhochschule Reutlingen das Teilprojekt Mikrocontrollerprogrammierung eines<br />
Reaktionszeittesters durchgeführt werden. Bezüglich des Vorgehens bei der Planung<br />
ergaben sich hier große Unterschiede. Das Teilprojekt Netzgerät wurde von Anfang<br />
an im Team mit den beteiligten Lehrern, dem Doktoranden und den Mitarbeitern der<br />
Ausbildungsabteilung geplant. Auch die Durchführung wurde gemeinschaftlich<br />
vorgenommen. So übernahmen die Lehrer die theoretische Einführung in die Grund-<br />
lagen der Elektronik. Der eigentliche Bau des Netzgerätes fand unter Anleitung eines<br />
Ausbilders in den Werkstätten der Robert Bosch GmbH statt.<br />
Das zweite Halbjahr dagegen wurde komplett von den Mitarbeitern der<br />
Fachhochschule konzipiert. Zwar hatten die Lehrer und der Doktorand bei<br />
Projektauswahl und -verlauf immer wieder Mitsprachemöglichkeiten, doch wurden<br />
sowohl die Theorie- als auch die Praxisanteile von einem Professor des Fachbereiches<br />
Mechatronik und seinen studentischen Mitarbeitern entwickelt und durchgeführt.<br />
Dies geschah einerseits auf Wunsch der Fachhochschule, andererseits sahen sich die<br />
Lehrer ohne Vorkenntnisse nicht in der Lage, Teile dieses anspruchsvollen Projektes<br />
zu übernehmen. So beschränkte sich die Arbeit der SIA-Planungsgruppe im zweiten<br />
Halbjahr auf die kritische Begleitung des Mikrocontrollerprojektes.<br />
Die Abschlussveranstaltung am 16.7.2004 war auch für die Arbeitsgruppe und ihre<br />
externen Partner Höhepunkt des ersten SIA-Jahres. Aufgrund der bis dahin<br />
erkennbaren sehr positiven Resonanz bei allen Beteiligten konnte eine Fortführung<br />
114
des Projektes im nächsten Schuljahr angekündigt werden. Für das SIA-Planungsteam<br />
bedeutete dies, dass bereits kurz nach der Abschlussveranstaltung mit der Planung des<br />
nächsten Jahrgangs begonnen werden musste.<br />
6.3.3 Die Maßnahmen zur Interessenförderung<br />
Im Laufe des Projektjahres konkretisierten sich die Maßnahmen zur Förderung des<br />
naturwissenschaftlich-technischen Nachwuchses.<br />
Der Naturphänomeneunterricht<br />
Im Arbeitskreis Naturphänomene waren drei Unterrichtssequenzen zu den<br />
Themengebieten Wasser, Elektrizität und Wärme bzw. Feuer unter interessen-<br />
fördernden Gesichtspunkten entstanden. Die Unterrichtseinheiten wurden im<br />
Naturphänomeneunterricht der fünften Klasse durchgeführt. Bis auf wenige Aus-<br />
nahmen war der Unterricht für alle Schüler der Jahrgangstufe verpflichtend. 29 Er fand<br />
alle 14 Tage zweistündig jeweils nachmittags statt. Diese Unterrichtsorganisation<br />
ermöglichte eine Teilung der Klassen. Der ursprüngliche Plan, eine Trennung nach<br />
Geschlechtern vorzunehmen, musste aufgrund der ungünstig zusammengesetzten<br />
Klassenverbände wieder verworfen werden. Lediglich eine Klasse konnte nach<br />
Mädchen und Jungen aufgeteilt werden. Sämtliche Versuche und Bauanleitungen<br />
wurden von den Schülern in Form von Hefteinträgen dokumentiert.<br />
Die Schüler-Ingenieur-Akademie<br />
Im Rahmen des Arbeitskreises Schüler-Ingenieur-Akademie wurde ein einjähriger<br />
Ausbildungsplan für bereits naturwissenschaftlich-technisch interessierte Schüler der<br />
11. Klasse entwickelt. Während die Schüler im ersten Halbjahr mit dem Bau eines<br />
Netzgerätes (unter Betreuung der Ausbildungsabteilung der Robert Bosch GmbH)<br />
beschäftigt waren, programmierten sie im zweiten Halbjahr an der Fachhochschule<br />
Reutlingen die Mikrocontrolleranwendung eines Reaktionszeittesters. Die am<br />
Anfang des Schuljahres zugesagte Teilnahme verpflichtete die Schüler zum regel-<br />
mäßigen Erscheinen. Auch die Lehrer waren bei allen Veranstaltungen anwesend. Die<br />
SIA fand in der Regel zweistündig jeden Freitag statt. Lediglich die Freitage vor<br />
verlängerten Wochenenden und Ferien entfielen.<br />
29 Die Schüler mit einem musischen Profil konnten auf eine Teilnahme verzichten. Diese Regelung wurde mit<br />
dem folgenden Schuljahr abgeschafft.<br />
115
Die Schüler kamen zu gleichen Teilen aus den beiden beteiligten Gymnasien. Die<br />
vier teilnehmenden Mädchen besuchten das <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium. Alle<br />
Schüler waren zum Führen eines Projekttagebuchs verpflichtet (Anlage 10).<br />
Naturphänomene Schüler-Ingenieur-Akademie<br />
Jahrgangsstufe 5. Klasse 11. Klasse<br />
Betroffene Schüler Alle Schüler Bereits naturwissenschaftlich-technisch<br />
interessierte Schüler<br />
Form Unterricht AG Bereich<br />
Organisation • Zweistündig alle 14 Tage (Schulstunden)<br />
• Bis zu 15 Schüler<br />
Inhalt • Wasser<br />
(z.B. Chromatographie von Filzstiften);<br />
• Elektrizität<br />
(z.B. Nachbau eines elektrischen<br />
Handmixers);<br />
• Wärme bzw. Feuer<br />
(z.B. Bau eines Heißluftballons)<br />
Unterrichtet wurden zwei Unterrichts-<br />
sequenzen im gesamten Schuljahr<br />
(5a Wasser und Elektrizität, 5b Elektrizität<br />
und Wärme/Feuer, 5c Wärme/Feuer und<br />
Wasser).<br />
• Zweistündig wöchentlich<br />
• 16 Schüler<br />
• Auftaktveranstaltung<br />
• Outdoorseminar (1 T)<br />
• Teilprojekt Netzgerätebau<br />
Theoriephase an der Schule (12 h)<br />
Praxisphase bei der Bosch GmbH (14h)<br />
• Tag der Berufsorientierung (2 Stunden)<br />
• Präsentationstraining (2 T)<br />
• Teilprojekt Programmierung eines<br />
Reaktionszeittesters<br />
Vorlesung an der Hochschule (4 h)<br />
Praxisphase an der Hochschule (14 h)<br />
• Betriebsbesichtigung bei Daimler<br />
Chrysler AG in Rastatt (1 T)<br />
• Betriebsbesichtigung bei Firma Arburg in<br />
Rossburg (1 T)<br />
• Abschlussveranstaltung<br />
Schülerdokumentation Hefteintrag Schülertagebuch<br />
Lernort Schule Schule, Betrieb, Fachhochschule<br />
Abbildung 18: Die Maßnahmen des Entwicklungsprojektes<br />
6.3.4 Die Durchführung der Evaluation<br />
Die Durchführung der Evaluation war Aufgabe der wissenschaftlichen Begleitung.<br />
Die Evaluation im Projekt Naturphänomene<br />
So wurden die Schüler der drei Naturphänomeneklassen (Klasse 5a-5c) in einer<br />
Vortest-Nachtest-Befragung mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens anonym be-<br />
fragt. Der Vortest zu Beginn des Schuljahres (Zeitraum: 8.9.-19.9.2003) sollte den Ist-<br />
Zustand des naturwissenschaftlich-technischen Interesses bei den Schülern eruieren.<br />
Der Nachtest am Anfang des nächsten Schuljahres (Zeitraum: 13.9.-24.9.2004) sollte<br />
eine Überprüfung der Auswirkung der durchgeführten Maßnahmen ermöglichen.<br />
116
Aufgrund der Forschungslage war dem Doktoranden bekannt, dass ein Großteil der<br />
Untersuchungen zur Interessenentwicklung in der Schule generell sinkende<br />
Interessenwerte feststellen (vgl. Kapitel 3.2: Empirische Befunde über Schüler-<br />
interessen in Naturwissenschaft und Technik). Von einer durchschnittlichen Mess-<br />
werterhöhung im Vergleich der Vorher- mit den Nachherwerten war daher selbst bei<br />
Erfolg der Maßnahmen kaum auszugehen. Aus diesem Grund wurden als<br />
Vergleichsgruppe zu Beginn des Schuljahres (Zeitraum: 8.9.-19.9.2003) drei sechste<br />
Klassen (Klasse 6a-6c) in einem Nachtest zu ihrem Naturphänomeneunterricht des<br />
vergangenen Schuljahres befragt. Dieser entsprach laut Auskunft der Lehrer<br />
keinesfalls den Kriterien eines interessenfördernden naturwissenschaftlichen<br />
Unterrichts. 30 Ein Vergleich der Schülergruppe aus dem Naturphänomene-Projekt<br />
mit den Schülern der Klasse 6a-6c sollte Aufschluss über den Erfolg der Maßnahme<br />
geben.<br />
Treatmentgruppe Vortest<br />
1. Fragerunde<br />
8.9. - 19.9.2003<br />
n=74<br />
(Treatmentgruppe<br />
vorher)<br />
Naturphänomeneunterricht nach interessenfördernden<br />
Kriterien im Schuljahr 2003/04<br />
5a: Wasser und Elektrizität<br />
5b: Elektrizität und Wärme/Feuer<br />
5c: Wärme/Feuer und Wasser<br />
Vergleichsgruppe - Naturphänomeneunterricht nach bisheriger<br />
Vorgehensweise<br />
Abbildung 19: Erhebungsplan Naturphänomene<br />
Nachtest<br />
2. Fragerunde<br />
13.9. - 24.9.2004<br />
n=69<br />
(Treatmentgruppe<br />
nachher)<br />
Nachtest<br />
1. Fragerunde<br />
8.9. - 19.9.2003<br />
n=67<br />
(Vergleichsgruppe<br />
nachher)<br />
Die Daten der beiden Fragerunden wurden vom Doktoranden ausgewertet. Die<br />
Ergebnisse der Vorerhebung wurden Anfang Februar (2.2.2004) dem Arbeitskreis<br />
präsentiert und gaben Anstoß zu einer Diskussion der Stellung der Technik im Fach<br />
Naturphänomene. Die abschließenden Ergebnisse (unter Einbezug der Nach-<br />
erhebung) konnten erst mit Fertigstellung der Dissertation rückgemeldet werden.<br />
30 Laut Auskunft der Lehrer wurde der Naturphänomeneunterricht in den vergangnen Jahren von sehr<br />
unterschiedlichen Fachlehrern durchgeführt. Ein schuleinheitliches Konzept war nicht vorhanden. Häufig<br />
wurde der Unterricht von den verantwortlichen Lehrern als reiner Spaßunterricht gesehen, der im<br />
„schlimmsten Fall“ als eine Art Werk- und Bastelunterricht ohne Bezug zu den naturwissenschaftlich-<br />
technischen Inhalten stattfand.<br />
117
Die Evaluation im Projekt Schüler-Ingenieur-Akademie<br />
Auch die SIA-Teilnehmer wurden zu Beginn (12.9.2003) und am Ende (23.7.2004) des<br />
Projektjahres im Rahmen eines Leitfadeninterviews vom Doktoranden befragt.<br />
Während die Auftaktgespräche in erster Linie die naturwissenschaftlich-technische<br />
Interessenstruktur der Schüler eruierten, konnte in den Schlussgesprächen die inter-<br />
essenfördernde Wirkung der Maßnahme ermittelt werden. Zudem gaben die Schüler<br />
am Ende des SIA-Jahres Auskunft über mögliche Verbesserungen des Ausbildungs-<br />
planes im folgenden Jahr.<br />
Treatmentgruppe Auftaktgespräch<br />
12.9.2003<br />
n=16<br />
Schüler-Ingenieur-Akademie im Schuljahr 2003/04<br />
Teilprojekt Netzgerätebau<br />
Teilprojekt Mikrocontrollerprogrammierung<br />
Abbildung 20: Erhebungsplan Schüler-Ingenieur-Akademie<br />
Abschlussgespräch<br />
23.7.2004<br />
Die Ergebnisse des Auftaktgespräches wurden den Lehrern bereits im November<br />
(20.11.2004) rückgemeldet. Auch die Mitarbeiter von Fachhochschule und Südwest-<br />
metall erhielten eine Kurzzusammenfassung. Die Ergebnisse der Abschlussbefragung<br />
konnten in einer „Vorabinformation“ im September des darauf folgenden Schuljahres<br />
auf einem Planungstreffen aller an der SIA Beteiligten (30.9.2004) präsentiert werden.<br />
Die Evaluation des Entwicklungsprozesses<br />
Die Lehrer wurden in der jeweils letzten Arbeitssitzung im Schuljahr 2003/04 zu den<br />
Projektergebnissen, zur gemeinsamen Arbeit in der Planungsgruppe und zu den<br />
Möglichkeiten der Unterstützung eines interessenfördernden Unterrichts durch die<br />
Wirtschaft befragt (12.7.2004 Interview im Arbeitskreis Naturphänomene, 27.7.2004<br />
Interview im Arbeitskreis SIA). Eine Auswertung des Leitfadeninterviews erfolgte im<br />
Laufe des letzten Projekthalbjahres. Die Ergebnisse sind ein zentraler Bestandteil der<br />
vorliegenden Dissertation.<br />
6.3.5 Öffentlichkeitsarbeit<br />
Die Schüler-Ingenieur-Akademie stand klar im Mittelpunkt der Öffentlichkeitsarbeit<br />
im zweiten Projektjahr. Die Reutlinger Fachhochschule, der Verband Südwestmetall<br />
und die Robert Bosch GmbH erhofften sich durch die Publikation der SIA-<br />
Ergebnisse eine größere Breitenwirkung im Bemühen um einen qualifizierten<br />
Ingenieurnachwuchs.<br />
n=16<br />
118
Sowohl die Auftakt- als auch die Schlussveranstaltung waren vor allem Anlass für<br />
Berichterstattungen in der regionalen wie überregionalen Presse.<br />
Veröffentlichte Artikel:<br />
• „Freitag nachmittags ist Akademie“ vom 1.10.2003 im Reutlinger General-<br />
Anzeiger (Anlage 13)<br />
• „Einblick in Technik – Reutlinger Schüler-Ingenieur-Akademie gestartet“ vom<br />
11.11.2003 im Schwäbischen Tagblatt<br />
• „Schüler-Ingenieur-Akademie gestartet“ im Heft 23/2003 der Zeitschrift C’t<br />
• „Für Technik begeistern“ im Februar 2004 in der Mitarbeiterzeitung Boschzünder<br />
(Anlage 13)<br />
• „Interesse für Technik bei jungen Menschen fördern“ vom 2.3.2004 in den<br />
Reutlinger Nachrichten<br />
• „Keine Spur vom einsamen Tüftler im stillen Kämmerlein“ vom 19.7.2004 in den<br />
Reutlinger Nachrichten<br />
• „Programmieren wie die Profis“ vom 19.7.2004 im Schwäbischen Tagblatt<br />
• „Präsentieren wie die Profis“ vom 21.7.2004 im Reutlinger General-Anzeiger<br />
(Anlage 13)<br />
• „Schüler-Ingenieur-Akademie verabschiedet ersten Jahrgang“ im Heft 9/2004 des<br />
Magazins der Industrie- und Handelskammer Neckar-Alb<br />
119
6.3.6 Zusammenfassung und Bewertung<br />
Die sich langsam konkretisierende Bildungsreform bot für die Projektsituation im<br />
zweiten Jahr eine Reihe von Chancen, aber auch Risiken. So führte das Gerücht über<br />
eine Abschaffung des Faches Naturphänomene fast zur Auflösung des dazugehörigen<br />
Arbeitskreises, bevor dieser überhaupt seine Arbeit aufnehmen konnte. Erst als die<br />
Bildungsstandards in einer ersten Version erschienen und die Fachschaft die end-<br />
gültige Stundenverteilung beschloss, konnte mit der gemeinsamen Arbeit begonnen<br />
werden. Dennoch war inzwischen ein substantieller Zeitverlust zu verzeichnen.<br />
Im zweiten Halbjahr ergab sich auf den Pädagogischen Tagen die Gelegenheit, die<br />
Ergebnisse des Arbeitskreises Naturphänomene zu diskutieren und in das schul-<br />
spezifische Curriculum zu integrieren. Auch erfuhr die Arbeitsgruppe eine Auf-<br />
wertung, weil die Form der Zusammenarbeit als beispielhaft für zukünftige Aufgaben<br />
im Rahmen der Bildungsreform gesehen wurde.<br />
Inhaltlich-methodisch benötigten die Lehrer des Faches Naturphänomene nur wenig<br />
Unterstützung. Hilfe war ihnen der Zehn-Punkte-Katalog des IPN Kiel. Beispielhaft<br />
ausgearbeitete interessenfördernde Unterrichtseinheiten, die der Verfasser zu Beginn<br />
der Zusammenarbeit vorstellte, wurden lediglich als Anregungen für spätere<br />
Unterrichtsversuche verwendet. Viel Zeit benötigte der Arbeitskreis für das Festlegen<br />
geeigneter Dokumentationsformen. Sie waren Planungs- und Beobachtungshilfe zu-<br />
gleich und bildeten die Grundlage für einen strukturierten Austausch innerhalb der<br />
Arbeitsgruppe. Die eigentliche Diskussion der durchgeführten Unterrichtseinheiten<br />
kam dabei oft zu kurz. Es wurden deshalb zwei weitere Sitzungen am Nachmittag<br />
angesetzt.<br />
Die Ergebnisse der Auftaktbefragung wurden relativ zügig zurückgemeldet (vgl.<br />
Kapitel 7.2.3: Die Interessenstruktur der Teilnehmer). Sie waren Ausgangsbasis zu<br />
einer Diskussion über die Stellung der Technik im Fach Naturphänomene und<br />
führten zu einer stärkeren Einbeziehung technischer Sachverhalte in die zu<br />
planenden Unterrichtssequenzen.<br />
Bezüglich einer abschließenden Ergebnispräsentation unter Einbezug der Schluss-<br />
befragung mussten sich die Mitglieder des Arbeitskreises Naturphänomene bis zur<br />
Vorlage einer ersten Version der Dissertation gedulden. Die ungenügenden quasi-<br />
120
experimentellen Voraussetzungen 31 im Praxisfeld erschwerten zudem eine eindeutige<br />
Auswertung und Interpretation des Datenmaterials.<br />
Der Arbeitskreis SIA agierte weitgehend unabhängig von den Neuerungen der<br />
Bildungsreform. Während im ersten Halbjahr die Zusammenarbeit zwischen allen<br />
Beteiligten im Teilprojekt Netzgerätebau sehr gut funktionierte, blieben im zweiten<br />
Fachhochschulhalbjahr die Mitwirkungsmöglichkeiten der Lehrer und des Doktor-<br />
anden sehr beschränkt. Dies führte zu gelegentlichen Frustrationserlebnissen. Gegen<br />
Mitte des Fachhochschulprojektes brachte ein Treffen mit dem zuständigen Professor<br />
einige Besserung, doch konnten grundlegende Bedenken der Mitglieder des SIA-<br />
Arbeitskreises bezüglich einer Überforderung der Schüler im Projektverlauf nicht<br />
mehr berücksichtigt werden.<br />
Zeitaufwendig waren die im Rahmen der Schüler-Ingenieur-Akademie durch-<br />
geführten Interviews. Ihre Auswertung brachte konkrete und für die Lehrer zum Teil<br />
erstaunliche Ergebnisse, die in die Planung des nächsten SIA-Jahrganges einfließen<br />
konnten (vgl. Kapitel 8.2.3: Die Interessenstruktur der Teilnehmer bis Kapitel 8.2.7:<br />
Der Einfluss der Maßnahme auf die Interessenstruktur).<br />
Erste Erkenntnisse im Hinblick auf die Beantwortung der Forschungsfragen<br />
Zum ersten Zielbereich:<br />
Die Bildungsreform 2004 optimiert die organisatorischen Rahmenbedingungen für<br />
einen interessenfördernden Unterricht. Der Physikunterricht der siebten Klasse<br />
schließt im Sinne einer durchgängigen Förderung nun direkt an das Fach Natur-<br />
phänomene an. Das neue Schulfach NWT erhöht im naturwissenschaftlichen Zweig<br />
die Gesamtstundenzahl des naturwissenschaftlichen Fachbereiches.<br />
Die Bildungsreform 2004 schafft durch frei verfügbare Stundenpools und die<br />
Abschaffung von Lehrplänen zu Gunsten von Bildungsstandards Freiräume zur<br />
Gestaltung eines interessenfördernden Unterrichts. Besonders groß sind diese in den<br />
Fächern Naturphänomene und NWT.<br />
Zum dritten Zielbereich:<br />
Die große thematische Nähe der erarbeiteten Unterrichtssequenzen zum bisherigen<br />
31 Eine Vorerhebung in der Vergleichsgruppe war aufgrund des Zeitrahmens des Entwicklungsprojektes nicht<br />
möglich. Eine Trennung nach Geschlechtern gelang nur in einer Klasse. Zudem führte sie dazu, dass die<br />
Auswertungsgruppen sich schlecht vergleichen lassen.<br />
121
naturwissenschaftlichen Unterricht ist ausschlaggebend dafür, dass die Lehrer im<br />
Arbeitskreis Naturphänomene kaum inhaltliche Unterstützung einfordern. Aber<br />
auch die Einbeziehung einfacher technischer Produkte und Sachverhalte gelingt<br />
ihnen in dieser Jahrgangsstufe ohne Schwierigkeiten.<br />
Die Lehrer im Arbeitskreis SIA benötigen bei der Ausarbeitung des Ausbildungs-<br />
planes die Unterstützung der außerschulischen Partner. Diese bezieht sich in erster<br />
Linie auf inhaltlich-technische Aspekte.<br />
Die Lehrer in beiden Arbeitskreisen benötigen kaum methodisch-didaktische<br />
Unterstützung. Hieraus schon jetzt Schlüsse auf den Fortbildungsbedarf der gesamten<br />
naturwissenschaftlichen Gymnasiallehrerschaft zu ziehen, ist sicherlich unzulässig. So<br />
ist einerseits aufgrund des Freiwilligkeitsprinzips bei der Teilnahme eine Zusam-<br />
mensetzung der Arbeitskreise aus besonders pädagogisch orientierten und engagierten<br />
Kollegen zu vermuten. Andererseits kann erst die abschließende Evaluation auf-<br />
zeigen, wo Schwierigkeiten bei der Umsetzung der interessenfördernden Kriterien<br />
aufgetaucht sind.<br />
Zum vierten Zielbereich:<br />
Die Zusammenarbeit in den Arbeitsgruppen braucht auch nach innen klare<br />
Strukturen, die einen zielgerichteten Austausch über die erzielten Ergebnisse<br />
erlauben. Einheitliche Dokumentationsbögen können hier eine sinnvolle Planungs-<br />
und Beobachtungshilfe bieten.<br />
Zum fünften Zielbereich:<br />
Die Zusammenarbeit mit außerschulischen Institutionen muss auf einer gleich-<br />
berechtigten Basis erfolgen. Erst eine gemeinsame Projektplanung, die die besonderen<br />
Kenntnisse beider Parteien berücksichtigt, kann Erfolge zeitigen.<br />
Zum sechsten Zielbereich:<br />
Der Einsatz der quantitativen Befragung zur Evaluation des Naturphänomene-<br />
unterrichts muss retrospektiv kritisch betrachtet werden. Vor allem die mangelnden<br />
quasi-experimentellen Voraussetzungen im Praxisfeld gefährden die Aussagekraft der<br />
Untersuchung.<br />
Die verzögerte Rückmeldung der Evaluationsergebnisse gefährdet deren positiven<br />
Einfluss auf die Weiterentwicklung der interessenfördernden Maßnahmen.<br />
122
6.4 Die Auswertung und Implementierung der Maß-<br />
nahmen im Schulhalbjahr 2004<br />
6.4.1 Die Projektsituation im letzten Schulhalbjahr 2004<br />
Die Projektsituation im letzten Schulhalbjahr war abermals durch die Neuerungen<br />
der Bildungsreform 2004 geprägt.<br />
Die Schulsituation im letzten Projekthalbjahr<br />
Erstmals wurden die fünften Klassen nach dem neuen schulspezifischen Bildungsplan<br />
unterrichtet. Dessen weitere Ausarbeitung für die Klassen sieben und acht wurde von<br />
den meisten Fachschaften noch zurückgestellt. Dies galt auch für die Physik-<br />
lehrerschaft. Lediglich für das Fach Naturwissenschaft und Technik sollten erste<br />
Maßnahmen zur inhaltlichen und methodischen Ausgestaltung eingeleitet werden.<br />
Die Rolle der wissenschaftlichen Begleitung im letzten Projekthalbjahr<br />
Die Auswertung des Datenmaterials und dessen Darstellung im Rahmen der<br />
Dissertation waren die Hauptarbeit des Doktoranden im letzten Projekthalbjahr. Die<br />
Treffen der Arbeitsgruppen konnten von ihm daher zunehmend weniger<br />
wahrgenommen werden. Da der Forscher ab Februar 2005 nicht mehr für weitere<br />
Planungen zur Verfügung stand, mussten von Seiten des Projektleitungsteams<br />
Vorkehrungen zur Sicherung der erarbeiteten Organisationsstrukturen getroffen<br />
werden (vgl. 6.4.3: Die dauerhafte Implementierung der Maßnahmen in den<br />
Schulalltag).<br />
6.4.2 Die Weiterführung der Arbeitsgruppen<br />
Mit der Vorlage der drei interessenfördernden Unterrichtssequenzen gegen Ende des<br />
vergangenen Schuljahres war eigentlich die Auflösung des Arbeitskreises Natur-<br />
phänomene vorgesehen. Die bis dahin vorliegende Dokumentation sollte in den<br />
kommenden Jahren durch die am Projekt beteiligten Physiklehrer kontinuierlich<br />
ergänzt und ausgebaut werden. Weitere regelmäßige Treffen waren aber zunächst<br />
nicht mehr geplant.<br />
Die Neugründung des Arbeitskreises Naturwissenschaft und Technik<br />
Allerdings zeichnete sich bereits im vorausgegangenen Schuljahr 2003/04 ab, dass die<br />
Lehrer aufgrund der guten Zusammenarbeit eine Fortführung des Arbeitskreises mit<br />
neuen Schwerpunkten in Erwägung zogen. Mit Beginn des Schuljahres 2004/05<br />
123
gründete sich der Arbeitskreis Naturwissenschaft und Technik, der die Erarbeitung<br />
eines Curriculums für das neue Schulfach zum Ziel hatte. Neben den drei<br />
Physiklehrern des Arbeitskreises Naturphänomene bestand die Arbeitsgruppe bei<br />
ihrer Gründung aus einem Chemie- und einem Biologielehrer des <strong>Friedrich</strong>-Schiller-<br />
Gymnasiums. Die Leitung übernahm ein weiterer Physiklehrer, der an den bisherigen<br />
Bemühungen um einen interessenfördernden Unterricht noch nicht beteiligt gewesen<br />
war. Auf Anregung des Projektleitungsteams versuchte dieser noch zu Beginn des<br />
Schuljahres benachbarte Gymnasien für ein vernetztes Arbeiten zu gewinnen. Auch<br />
der Verband Südwestmetall bot Unterstützung an.<br />
Der Fortbestand des Arbeitskreises Schüler-Ingenieur-Akademie<br />
Mit der Entscheidung für eine Fortführung der Schüler-Ingenieur-Akademie im<br />
vorausgegangenen Schuljahr war auch der Fortbestand des gleichnamigen Arbeits-<br />
kreises verbunden. Dieser begann unter Berücksichtigung der Evaluationsergebnisse<br />
mit der Planung des neuen Ausbildungsprogramms. Während das erste Halbjahr<br />
inhaltlich weitgehend unverändert blieb, sollten Projektinhalte und -ablauf an der<br />
Fachhochschule neu gestaltet werden. Ein erstes Treffen mit der Fachhochschule<br />
(30.9.2004) brachte konkrete Ergebnisse. Unter Einbeziehung weiterer Fachbereiche<br />
wurde für das kommende SIA-Halbjahr die Herstellung eines Solarbootes geplant.<br />
6.4.3 Die dauerhafte Implementierung der Maßnahmen in den<br />
Schulalltag<br />
Hauptaufgabe des Projektleitungsteams im letzten Projektjahr war es, die dauerhafte<br />
Umsetzung der Maßnahmen auch in den kommenden Schuljahren abzusichern. Der<br />
„Wegfall“ des Doktoranden zum Februar 2005 machte eine Reihe von Vorkehrungen<br />
nötig.<br />
Die Absicherung der Kooperationsbeziehung zwischen der Robert Bosch GmbH und dem<br />
<strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium<br />
Damit die enge Zusammenarbeit zwischen dem FSG und der Robert Bosch GmbH<br />
auch in Zukunft bestehen bleiben kann, musste innerhalb der Robert Bosch GmbH<br />
ein neuer Ansprechpartner für die Kooperationsbeziehung mit <strong>Friedrich</strong>-Schiller-<br />
Gymnasium gefunden werden. Aufgrund innerbetrieblicher Umstrukturierungen<br />
gestaltete sich dieser Prozess schwierig. Schließlich erklärte sich die neu eingesetzte<br />
Leiterin der Aus- und Weiterbildung selbst bereit, als Ansprechpartnerin zur<br />
Verfügung zu stehen. Damit verbunden war leider eine Einschränkung der<br />
124
zukünftigen Zusammenarbeit mit dem <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium. Aufgrund der<br />
in Zukunft nur sehr begrenzten Ressourcen ist allenfalls eine Fortführung der<br />
bestehenden Aktivitäten wahrscheinlich. Von schulischer Seite ist die zukünftige<br />
Planung der Kooperationsbeziehung problemlos möglich. Der bisher projekt-<br />
verantwortliche Lehrer steht weiterhin für das Projekt zur Verfügung.<br />
Die Schaffung der Voraussetzungen für einen dauerhaft interessenfördernden<br />
Naturphänomeneunterricht<br />
Die Unterrichtsvorschläge des Arbeitskreises Naturphänomene wurden allen<br />
potentiellen Lehrern des Faches Naturphänomene zugänglich gemacht. Die Ein-<br />
beziehung in das schulspezifische Curriculum sollte ihre Verbindlichkeit für den<br />
zukünftigen Naturphänomeneunterricht erhöhen. Auch erklärten sich die Mitglieder<br />
des Arbeitskreises bereit, die Materialien im Laufe des Schuljahres 2004/05 zu<br />
ergänzen. Da alle drei Lehrer ihre Naturphänomeneklassen weiterführen konnten,<br />
bestand zumindest die Chance, dass dies auch geschehen würde.<br />
Die Weiterführung der Schüler-Ingenieur-Akademie<br />
Die Fortführung der SIA machte Gespräche mit der Ausbildungsabteilung der Robert<br />
Bosch GmbH nötig. Der zuständige Ausbilder erklärte sich bereit, die Schüler-<br />
Ingenieur-Akademie mit Unterstützung einiger Kollegen weiter durchzuführen. Die<br />
organisatorische Projektleitung seitens der Robert Bosch GmbH übernahm erneut<br />
die Leiterin der Abteilung Aus- und Weiterbildung. Sie solle in Zukunft die Belange<br />
des Unternehmens im Arbeitskreis SIA vertreten. Auf einer außerordentlichen<br />
Sitzung des Arbeitskreises am 27.1.2005 wurden die noch verbleibenden Aufgaben<br />
des Doktoranden im Rahmen der Schüler-Ingenieur-Akademie auf die restlichen<br />
Arbeitskreismitglieder verteilt. Für die Gestaltung der SIA in den nächsten Jahren<br />
diskutierten die Teilnehmer eine stärkere Einbeziehung der Entwicklungsabteilungen<br />
der Robert Bosch GmbH und eine engere Verzahnung der Aktivitäten der Fachhoch-<br />
schule und des Unternehmens (eventuell in einem Jahresprojekt). Um die Schüler-<br />
Ingenieur-Akademie noch enger in den Schulbetrieb zu integrieren, planten die<br />
beteiligten Lehrer, im Anschluss an die Arbeitsgemeinschaft den Schülern die<br />
Möglichkeit zur Bearbeitung einer besonderen Lernleistung 32 zu geben.<br />
32 Unter „besonderer Lernleistung“ ist am baden-württembergischen Gymnasium eine schriftliche Arbeit, zu<br />
verstehen, die direkt in die Abiturleistung eingeht.<br />
125
6.4.4 Berichterstattung<br />
Neben der Rückmeldung der noch ausstehenden evaluativen Daten an die Mitglieder<br />
der beiden Arbeitsgruppen gab das Projektleitungsteam zu Beginn des Schuljahres<br />
dem Direktor des <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasiums und der Leitung der Aus- und<br />
Weiterbildung erste Projektergebnisse bekannt.<br />
Die Fachschaftssitzung vom 13.9.2004<br />
Gleichfalls wurden auf einer Fachschaftssitzung (13.9.2004) die übrigen Physiklehrer<br />
des <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasiums über den Projektverlauf informiert. Den Schwer-<br />
punkt der Präsentation bildete das Aufzeigen von Möglichkeiten zur Fortführung der<br />
Projekte (Naturphänomene, SIA).<br />
Die Dissertation als Abschlussbericht<br />
Bei umfassenderen Informationsbedürfnissen musste auf die Veröffentlichung der<br />
vorliegenden Dissertation verwiesen werden. Sie ist nicht zuletzt eine Art Abschluss-<br />
bericht und soll allen Projektbeteiligten zugänglich gemacht werden.<br />
6.4.5 Öffentlichkeitsarbeit<br />
Bis auf die Veröffentlichung des Promotionsvorhabens waren keine weiteren<br />
Publikationen geplant.<br />
126
6.4.6 Zusammenfassung und Bewertung<br />
Beide Teilprojekte konnten im letzten Projekthalbjahr zu einem erfolgreichen<br />
Abschluss geführt werden.<br />
Besonders erfreulich für den Doktoranden war, dass sowohl das Projekt Schüler-<br />
Ingenieur-Akademie als auch die Zusammenarbeit im Arbeitskreis Naturphänomene<br />
fortgeführt werden. Als Erfolg zu werten ist ebenso die Tatsache, dass beide Arbeits-<br />
kreise, wenn auch beim Arbeitskreis Naturphänomene mit neuer thematischer<br />
Zielsetzung, eine Erhöhung ihrer Mitgliederzahlen erfuhren. So konnte der<br />
Arbeitskreis Schüler-Ingenieur-Akademie von Seiten der Fachhochschule den<br />
Fachbereich Maschinenbau für eine Gestaltung des zweiten SIA-Halbjahres<br />
gewinnen. Und der Arbeitskreis Naturwissenschaft und Technik, der aus dem<br />
Arbeitskreis Naturphänomene hervorgegangen ist, bekam Unterstützung aus den<br />
naturwissenschaftlichen Nachbardisziplinen. Hinzu kam die Idee, weitere Schulen<br />
zur Teilnahme an der Arbeitsgemeinschaft zu bewegen.<br />
Es fiel dem Doktoranden nicht leicht, sich in dieser Phase langsam aus dem Projekt<br />
„herauszuziehen“. Die Gründung weiterer Schüler-Ingenieur-Akademien in der<br />
Region wie auch eine schulübergreifende Zusammenarbeit für ein neues Curriculum<br />
Naturwissenschaft und Technik boten Erfolg versprechende Ansätze für eine<br />
Ausweitung der naturwissenschaftlich-technischen Interessenförderung.<br />
Erste Erkenntnisse im Hinblick auf die Beantwortung der Forschungsfragen<br />
Zum dritten Zielbereich:<br />
Die Einbeziehung der erarbeiteten interessenfördernden Maßnahmen in den<br />
schulischen Pflichtbereich (z.B. Schulcurriculum, besondere Lernleistung) kann deren<br />
langfristige Fortführung sichern.<br />
Die Rückmeldung der Planungsergebnisse aus den Arbeitsgruppen kann deren Be-<br />
kanntheit in der Lehrerschaft erhöhen und zum Mitmachen anregen.<br />
Zum vierten Zielbereich:<br />
Die erfolgreiche Zusammenarbeit in den Arbeitskreisen ist ausschlaggebend für deren<br />
Fortbestand.<br />
Die Zusammenarbeit in den Arbeitskreisen ist Ausgangspunkt für eine Öffnung der<br />
Schule nach außen.<br />
127
Zum fünften Zielbereich:<br />
Wirtschaft und Schule sind zwei strukturell vollkommen verschiedene Systeme.<br />
Während Eigenschaften wie Flexibilität, Anpassungsbereitschaft und Schnelligkeit für<br />
das Bestehen eines Unternehmens am Markt unerlässlich sind, spielen in der Schule<br />
eher langfristige Zielorientierung und Beständigkeit eine Rolle bei der Bewältigung<br />
der erzieherischen Aufgaben. Für die Unternehmen heißt das, dass nur eine<br />
nachhaltig angelegte Zusammenarbeit den Schulen von Nutzen sein kann. Die Schule<br />
hingegen kann in einer Zeit raschen gesellschaftlichen Wandels von den wirt-<br />
schaftlichen Mechanismen zur Anpassung an neue Herausforderungen auch lernen.<br />
128
7 Die Evaluationsergebnisse des Projektes Natur-<br />
phänomene<br />
7.1 Die Beschreibung des Projektergebnisses<br />
7.1.1 Das Gesamtprojekt<br />
Der Unterricht im Projekt Naturphänomene wurde unter Berücksichtigung der<br />
interessenfördernden Kriterien geplant und durchgeführt. Inwieweit deren Um-<br />
setzung den Mitgliedern des Arbeitskreises gelungen war, soll im Folgenden darge-<br />
stellt werden.<br />
Die Betrachtung des Gesamtprojektes unter interessenfördernden Gesichtspunkten<br />
Der unter interessenfördernden Gesichtspunkten gestaltete Naturphänomeneunter-<br />
richt schloss sich unmittelbar an den Heimat- und Sachkundeunterricht der Grund-<br />
schule an und richtete sich im Sinne einer lückenlosen und frühzeitigen Breiten-<br />
förderung an alle Schüler der fünften Jahrgangsstufe (organisatorischer Aspekt).<br />
Maximal 15 Kinder, also eine relativ kleine Gruppe, wurden alle 14 Tage zwei<br />
Schulstunden lang unterrichtet. Neben dieser zahlenmäßigen Beschränkung wurden<br />
keine weiteren Maßnahmen zur Verbesserung des Unterrichtsklimas vorgenommen.<br />
Aufgrund der Sonderstellung des Naturphänomeneunterrichts außerhalb des<br />
regulären Unterrichts war auch allenfalls mit einem nur sehr geringen Leistungsdruck<br />
zu rechnen (sozialer Aspekt). Leider konnte wegen organisatorischer Schwierigkeiten<br />
das ursprüngliche Vorhaben, Jungen und Mädchen zu trennen, nur in einer Klasse<br />
verwirklicht werden. Stattdessen sollte den geschlechtsspezifischen Besonderheiten<br />
durch die Berücksichtigung mädchenrelevanter (oder zumindest geschlechtsneutraler)<br />
Kontexte in den einzelnen Unterrichtssequenzen Rechung getragen werden<br />
(geschlechtsspezifischer Aspekt).<br />
Die Beschränkung der Auswertung auf das Teilprojekt Elektrizität<br />
Alle weiteren interessenfördernden Kriterien werden direkt anhand der erarbeiteten<br />
Unterrichtseinheiten überprüft. Diese gliederten sich in die Unterrichtssequenzen<br />
Elektrizität, Wasser und Wärme bzw. Feuer. Aufgrund der sehr umfangreichen<br />
Materialien muss im Rahmen der Dissertation eine thematische Auswahl<br />
vorgenommen werden. Dies geschieht aus rein pragmatischen Gründen. Da in der<br />
Auswertung des SIA-Ausbildungsplanes das elektronische Teilprojekt näher be-<br />
schrieben wird, steht auch bei den Naturphänomenen die Einheit Elektrizität im<br />
Mittelpunkt der Betrachtung.<br />
129
7.1.2 Die Unterrichtssequenz Elektrizität<br />
Die Unterrichtssequenz Elektrizität spannte sich insgesamt über ungefähr ein<br />
Schulhalbjahr. Auch hier bemühten sich die Planer, die interessenfördernden<br />
Kriterien umfassend umzusetzen.<br />
Thema Ziele Versuche/Bau Veranschaulichung UST<br />
Der Stromkreis<br />
• Kennenlernen des<br />
Stromkreises<br />
• Vergleich verschiedener<br />
Stromquellen (Volt-Zahl)<br />
• Untersuchen des Aufbaus<br />
der Glühlampe<br />
• Erkennen der Gefahren<br />
des elektrischen Stroms<br />
• Entdecken und Vermeiden<br />
von Kurzschlüssen<br />
Der Schaltplan • Kennenlernen des<br />
Leiter und<br />
Nichtleiter<br />
Wärmewirkung<br />
des Stroms<br />
Schalters als Stromunter-<br />
brecher<br />
• Entdecken und Unter-<br />
scheiden von Reihen- und<br />
Parallelschaltung<br />
• Zeichnen und Nachbauen<br />
einfacher Schaltpläne<br />
• Entwickeln eigener ein-<br />
facher Schaltungen<br />
• Entwickeln einer Prüf-<br />
schaltung<br />
• Entdecken von Leitern und<br />
Nichtleitern<br />
• Erkennen der Gefahren<br />
des elektrischen Stroms<br />
• Entdecken der Wärme-<br />
wirkung des Stroms<br />
• Überblick über deren<br />
Anwendung (Haushalts-<br />
geräte, Schmelzsicherung,<br />
Glühbirne)<br />
• Entdecken der Wirkungs-<br />
weise einer Glühlampe<br />
(Glühwendel)<br />
D: Verschiedene Stromquellen<br />
SV: Glühbirne direkt an<br />
Flachbatterie anschließen<br />
SV: Glühbirne mit Kabeln<br />
anschließen<br />
D: Verschiedene Lampen-<br />
formen<br />
LV: Kurzschluss mit Akku<br />
SV: Aufbau eines Stromkreises<br />
mit dem Experimentiersystem<br />
(Trafo, Lampe etc.)<br />
D: Überblick über<br />
unterschiedliche Schalter<br />
SV: Aufbau eines Stromkreises<br />
mit einem Schalter<br />
SV: Aufbau eines Stromkreises<br />
mit mehreren Lampen<br />
SV: Aufbau eines Stromkreises<br />
mit mehreren Schaltern bzw.<br />
Lämpchen (Ampelschaltung,<br />
Wechselschaltung etc.)<br />
B: Bau einer Batterie<br />
SV: Aufbau einer Prüfschaltung<br />
SV: Freies Forschen mit festen<br />
Körpern (Holzlineal, Ohrring<br />
etc.) und Flüssigkeiten<br />
(Leitungswasser, Öl etc.)<br />
SV: Der Erdboden als Leiter<br />
LV: Der Mensch als Leiter<br />
(„Würstchenversuch“)<br />
SV: Aufbau einer Prüfschaltung<br />
mit Drähten verschiedener<br />
Dicke<br />
B: Papier und Styroporfiguren<br />
schneiden<br />
D: Verschiedene präparierte<br />
Haushaltsgeräte,<br />
Schmelzsicherung<br />
LV: „Bleistiftglühen“<br />
SV: Aufbau einer Prüfschaltung<br />
mit Wendel<br />
D: Doppelwendel unter dem<br />
Mikroskop<br />
Abbildung 21: Beschreibung der Unterrichtssequenz Elektrizität<br />
2 - 3<br />
2<br />
2<br />
2<br />
130
Thema Ziele Versuche/Bau Veranschaulichung UST<br />
Magnetische<br />
Wirkung des<br />
Stroms<br />
Fahrradbeleuch-<br />
tung<br />
Löten eines<br />
Drahtfahrrades<br />
Bau eines<br />
Wäscheklam-<br />
mertelegraphen<br />
Einfache Schal-<br />
tungen mit Cro-<br />
codile Physics<br />
Nachbau eines<br />
Küchenquirls<br />
mit Legotechnik<br />
• Entdecken der magne-<br />
tischen Wirkung des<br />
Stroms<br />
• Entdecken der Wirkungs-<br />
weise der Fahrradbeleuch-<br />
tung<br />
• Herstellen eines einfachen<br />
technischen Produktes<br />
• Einüben von Lötfertig-<br />
keiten<br />
• Herstellen eines einfachen<br />
technischen Produktes<br />
• Einüben von Lötfertig-<br />
keiten<br />
• Erster Umgang mit einem<br />
Simulationsprogramm<br />
• Vertiefung des Themen-<br />
gebietes Elektrizität<br />
• Auseinandernehmen eines<br />
Haushaltgerätes und Ver-<br />
stehen seiner Funktions-<br />
weise<br />
• Freier modellhafter Nach-<br />
bau<br />
SV: Umwickeln eines<br />
Kompasses mit Stromkabel<br />
B: Bau eines Elektromagneten<br />
D: Rad mit defekter Beleuch-<br />
tung<br />
LV: Modell der Fahrradbeleuch-<br />
tung<br />
SV: Nachbau der Schaltung mit<br />
Metallstange<br />
B: Erste Lötübungen<br />
B: Drahtfahrrad nach Vorlage<br />
biegen und löten (eventuell<br />
mit Beleuchtung)<br />
B: Erste Lötübungen<br />
B: Bau eines Lichttelegrafen<br />
SV: Simulation von einfachen<br />
Schaltungen am PC<br />
B: Demontage eines alten<br />
Handrührgerätes<br />
B: Freies Erstellen eines<br />
funktionstüchtigen Modells<br />
aus Legotechnik<br />
SV = Schülerversuch, LV = Lehrerversuch, D = Demonstration, B = Bau, Basteln, Reparieren, Auseinandernehmen<br />
Abbildung 21: Beschreibung der Unterrichtssequenz Elektrizität (Fortsetzung)<br />
Die Unterrichtseinheit Fahrradbeleuchtung und der Nachbau eines Handrührgerätes<br />
betteten Inhalte der Physik in einen lebensweltlichen Kontext ein (inhaltlicher<br />
Aspekt – Anwendungsorientierung). Aber auch Themen, die zunächst keinen An-<br />
wendungsbezug erkennen ließen, enthielten Bezüge zum Erfahrungsbereich der<br />
Schüler. So beinhaltete die Unterrichtseinheit zur Wärmewirkung des elektrischen<br />
Stroms ausführliche Hinweise zu Haushaltsgeräten, zur Glühlampe und zur<br />
Schmelzsicherung. Die Unterrichtsstunde über Leiter und Nichtleiter machte anhand<br />
von Versuchen die Gefahren des elektrischen Stroms für den Menschen deutlich.<br />
2<br />
2<br />
2-4<br />
2<br />
2<br />
2<br />
131
Neben der Anwendungsorientierung war das praktische Arbeiten zentrales Element<br />
aller Unterrichtsstunden (inhaltlicher Aspekt – Tätigkeitsorientierung). Zahlreiche<br />
Schülerversuche verdeutlichten die Grundprinzipien naturwissenschaftlichen<br />
Arbeitens (z.B. Entdecken von Leitern und Nichtleitern im Experiment, Entdecken<br />
der Wärmewirkung von Strom im Experiment). Lehrerversuche gaben den Schülern<br />
Gelegenheit zu staunen und neugierig zu werden (z.B. „Würstchenversuch“, „Bleistift-<br />
glühen“). Der Bau unterschiedlicher Objekte sollte handwerkliche Fähigkeiten<br />
schulen (z.B. Löten eines Drahtfahrrades, Bau eines Lichttelegrafen), naturwissen-<br />
schaftliche Erkenntnisse vertiefen (z.B. Bau eines Elektromagneten, Bau einer<br />
Batterie) und Verständnis für technische Geräte wecken (z.B. Nachbau eines<br />
Küchenquirls).<br />
In Abhängigkeit vom Vorwissen der Schüler und der Kompliziertheit des Produktes<br />
konnten die Schüler beim Bau der Objekte in unterschiedlichen Freiheitsgraden<br />
arbeiten (methodischer Aspekt – Autonomieorientierung). Sicherlich ermöglichte das<br />
freie Konstruieren des Küchenquirls im Wettbewerb größte Autonomieerlebnisse.<br />
Aber auch das Löten des Drahtfahrrades oder das Schneiden von Papier- und<br />
Styroporfiguren ließ Raum für kreatives Arbeiten. Nicht nur das Bauen und Basteln,<br />
sondern auch das Experimentieren sollte Selbstständigkeit fördern. Durch zum Teil<br />
offene Experimentieranweisungen (z.B. freier Aufbau von Stromkreisen mit<br />
mehreren Schaltern bzw. Lämpchen, freies Arbeiten mit dem Simulationsprogramm<br />
Crocodile Physics) und die Möglichkeit, eigene Versuchspläne zu entwerfen (z.B.<br />
Entwickeln einer Prüfschaltung zum Untersuchen der Leitfähigkeit verschiedener<br />
Stoffe), versuchten die Planer auf diese Forderung einzugehen. Anspruchsvollere<br />
Experimentieranregungen und zusätzliche Materialien sollten zudem schnelle und<br />
wissbegierige Schüler optimal fordern und auch bei ihnen Selbstwirksamkeitsgefühle<br />
entstehen lassen.<br />
Bis auf wenige Ausnahmen wurden alle Experimente und der Bau der unter-<br />
schiedlichen Produkte in Zweier- bzw. Dreiergruppen durchgeführt (methodischer<br />
Aspekt – kooperatives Lernen).<br />
132
7.1.3 Zusammenfassung und Bewertung<br />
Die Auswertung der Arbeitskreissitzungsprotokolle und der gesammelten Dokumen-<br />
tationsbögen ergab eine weitgehende Verwirklichung der interessenfördernden<br />
Kriterien im Projekt Naturphänomene. Insbesondere konnten die Prinzipien des<br />
kooperativen Lernens, der Anwendungs- und der Tätigkeitsorientierung umgesetzt<br />
werden. Hinweise auf eine verstärkte Autonomieorientierung in den einzelnen<br />
Unterrichtseinheiten lassen sich dagegen im vorliegenden Material weniger finden.<br />
Auch in den Arbeitskreissitzungen wurde deutlich, dass hier zum Teil noch Defizite<br />
bestehen. Die Einbeziehung offener Unterrichtsformen stellte sich als größerer<br />
Eingriff in die bestehenden Vorstellungen über einen gelingenden Unterricht heraus,<br />
als die Einbeziehung des praktischen Arbeitens.<br />
Die Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Besonderheiten scheiterte trotz des<br />
guten Willens aller Beteiligten an organisatorischen Problemen. Eine Geschlechter-<br />
trennung, die von den Lehrern für den Naturphänomeneunterricht als wünschens-<br />
wert erachtet wurde, wäre in den meisten Klassen nur unter Umstellung des<br />
Stundenplanes durchführbar gewesen. Hierfür sahen die beteiligten Lehrer keine<br />
Möglichkeit. Weiterhin wurde die Berücksichtigung mädchenrelevanter Kontexte<br />
zwar immer wieder in den Arbeitskreissitzungen diskutiert, fand aber doch nur einen<br />
relativ geringen Niederschlag in den Unterrichtssequenzen. Ob die Zusammen-<br />
setzung des Arbeitskreises aus nur männlichen Kollegen hier mit ausschlaggebend<br />
war, konnte nicht abschließend geklärt werden.<br />
Insgesamt ist festzustellen, dass die Verwirklichung aller interessenfördernden<br />
Kriterien vermutlich auch eine Überforderung des Arbeitskreises dargestellt hätte. Es<br />
ist deshalb nur verständlich, dass die Lehrer diejenigen Prinzipien in den Mittelpunkt<br />
ihrer Unterrichtseinheiten stellten, deren Umsetzung ihnen am einfachsten bzw.<br />
plausibelsten erschien.<br />
Erkenntnisse im Hinblick auf die Beantwortung der Forschungsfragen<br />
Zum dritten Zielbereich:<br />
Die Prinzipien der Anwendungs- und Tätigkeitsorientierung bzw. des kooperativen<br />
Lernens lassen sich besonders gut im Naturphänomeneunterricht verwirklichen. Eine<br />
verstärkte Autonomieorientierung bei der Entwicklung der Unterrichtssequenzen<br />
gelingt den Lehrern weniger leicht, widerspricht sie doch in weitaus stärkerem Maße<br />
den bisher praktizierten Unterrichtskonzepten.<br />
133
Nach Meinung der Lehrer kann ein nach Geschlechtern getrennter Natur-<br />
phänomeneunterricht sich positiv auf die weibliche Interessengenese auswirken.<br />
Weitergehende mädchenfördernde Maßnahmen werden von ihnen zwar anerkannt,<br />
bei der Entwicklung der Unterrichtssequenzen aber nur sehr zögerlich umgesetzt.<br />
134
7.2 Die Befunde der Schülerbefragung<br />
7.2.1 Die Vorgehensweise bei der Datenerhebung<br />
Die Schüler der Treatmentgruppe Naturphänomene wurden zu Beginn und zum<br />
Ende des Schuljahres befragt (vgl. Kapitel 6.3.4: Die Durchführung der Evaluation).<br />
Während der Vortest den Ist-Zustand des naturwissenschaftlich-technischen Interesses<br />
eruierte, sollte der Nachtest eine Überprüfung der Auswirkungen des interessen-<br />
fördernden Unterrichts ermöglichen.<br />
Der Erhebungsplan<br />
Der Erhebungsplan orientierte sich dabei an einem quasi-experimentellen Vortest-<br />
Nachtest-Design mit unbehandelter Kontrollgruppe (vgl. Wottawa/Thierau 1998,<br />
S. 127; Bortz/Döring 2002, S. 529). Leider war in der Praxis aufgrund der<br />
bestehenden Vorgaben eine Ausgangserhebung in der Kontrollgruppe nicht<br />
möglich, 33 so dass eine Äquivalenz der beiden Gruppen nur angenommen werden<br />
konnte. Um diesen Umstand auch sprachlich darzustellen, wird im Rahmen der<br />
vorliegenden Arbeit anstatt des Begriffs „Kontrollgruppe“ die Bezeichnung<br />
„Vergleichsgruppe“ verwendet. Eine Erhöhung der Messwerte in der<br />
Treatmentgruppe durch Vergleich der Vorher- mit den Nachherwerten könnte den<br />
Erfolg des interessenfördernden Naturphänomeneunterrichts nachweisen. Doch<br />
selbst wenn keine Erhöhung eintreten würde – und dies war aufgrund der<br />
Forschungsergebnisse zu den allgemein sinkenden Interessenverläufen während der<br />
Schulzeit äußerst wahrscheinlich – wären erhöhte Interessenwerte gegenüber der<br />
Vergleichsgruppe bei angenommener Äquivalenz als Erfolg der Maßnahme zu<br />
werten.<br />
Der Fragebogen<br />
Als Erhebungsinstrument wurde ein weitgehend standardisierter Fragebogen<br />
eingesetzt (vgl. Bortz/Döring 2002, S. 238ff.). Ausgehend von den Ergebnissen der<br />
naturwissenschaftlichen Interessenforschung enthielt dieser vor allem solche<br />
Variablen, die einen Beitrag zur Aufklärung der Zielvariablen Interesse leisten<br />
konnten (Freizeitinteresse, Fachinteresse, Sachinteresse, Interessantheit des<br />
Unterrichts). Bei der Erfragung der Variablen wurde so weit wie möglich auf bereits<br />
bewährte Skalen zurückgegriffen.<br />
33 Die Ausgangserhebung hätte bereits vor Projektbeginn stattfinden müssen.<br />
135
Zum Teil mussten sie jedoch noch an den zu evaluierenden Naturphänomene-<br />
unterricht der fünften Klasse angepasst werden (Anlage 6):<br />
V1 und V2 erfragten die Klassenzugehörigkeit und das Geschlecht. Die Variablen<br />
wurden sowohl zum Anfang der fünften Klasse als auch zum Anfang der sechsten<br />
Klasse erhoben.<br />
V3 ermittelte in einer offenen Frage die allgemeinen Freizeitbeschäftigungen der<br />
Schüler.<br />
V4 ermöglichte den Schülern „verhinderte Freizeitbeschäftigungen“ anzugeben. Die<br />
Variablen wurden sowohl zum Anfang der fünften Klasse als auch zum Anfang der<br />
sechsten Klasse erhoben.<br />
V5 erfasste das Freizeitinteresse an Naturwissenschaft und Technik. Die acht Items<br />
umfassende Skala stammte aus dem Fragebogen der IPN-Physikinteressenstudie<br />
(Hoffmann/Lehrke 1986; Hoffmann/Häußler/Lehrke 1998) und wurde an die<br />
Erfordernisse eines Naturphänomeneunterrichts in der fünften Klasse angepasst. Die<br />
Schüler wurden gefragt, wie häufig sie in ihrer Freizeit bestimmte Tätigkeiten<br />
ausführen. Die Antwortmöglichkeiten bestanden aus einer fünfstufigen Ratingskala<br />
mit den Abstufungen „sehr oft“ (5), „oft“ (4), „manchmal“ (3), „selten“ (2) und „nie“<br />
(1). Dabei ließen sich die Freizeitbeschäftigungen zwei Dimensionen zuordnen. Vier<br />
Items erfassten praktische Interessen, während sich vier weitere auf Informations-<br />
interessen im Bereich Naturwissenschaft und Technik bezogen. Die Variable wurde<br />
sowohl zum Anfang der fünften Klasse als auch zum Anfang der sechsten Klasse<br />
erhoben.<br />
V5 Freizeitinteresse Naturwissenschaft und Technik Informationsinteresse Praktisches Interesse<br />
Fernsehsendungen ansehen, die Themen aus Naturwissenschaft und Technik behandeln X<br />
Prospekte, Beschreibungen über technische Geräte besorgen X<br />
Anlagen, Museen oder Ausstellungen besuchen X<br />
Bücher lesen, die Themen aus Naturwissenschaft und Technik behandeln X<br />
Mich mit Experimentierkästen beschäftigen X<br />
Technische Dinge basteln X<br />
Dinge auseinander nehmen und reparieren X<br />
Mich mit Technikbaukästen beschäftigen X<br />
Abbildung 22: Freizeitinteresse Naturwissenschaft und Technik (V5)<br />
V6 erfragte die Faszination für natürliche und technische Phänomene. Die Skala<br />
wurde ebenfalls aus der Physikinteressenstudie übernommen (Hoffmann/Lehrke<br />
136
1986; Hoffmann/Häußler/Lehrke 1998) und enthielt je vier Items zum Erleben von<br />
Natur- bzw. Technikphänomenen. Die Schüler wurden gebeten, auf einer<br />
fünfstufigen Ratingsskala von „sehr stark“ (5) bis „gar nicht“ (1) anzugeben, wie sie<br />
solche Situationen erleben. Die Variable wurde sowohl zum Anfang der fünften<br />
Klasse als auch zum Anfang der sechsten Klasse erhoben.<br />
V6 Situationserleben Techn. Phänomene Naturphänomene<br />
Wenn ich neue technische Geräte sehe (z.B. Computer, Windkraftwerk), dann fasziniert mich das. X<br />
Wenn ich Berichte über den Flug von Raketen, Raumsonden und Satelliten sehe (oder lese),<br />
dann fasziniert mich das.<br />
Wenn ich selbst mit technischen Geräten (z.B. Fernrohr, Fotoapparat) umgehen kann, begeistert<br />
mich das.<br />
Wenn ich bei der Reparatur technischer Geräte (z.B. Autos, Haushaltsgeräte) zusehen oder<br />
mitarbeiten kann, dann begeistert mich das.<br />
Wenn ich während eines Gewitters Blitze beobachten kann, dann beeindruckt mich das. X<br />
Wenn ich eine Sonnen- oder eine Mondfinsternis beobachten kann, dann beeindruckt mich<br />
das.<br />
Wenn ich daran denke, dass Sonne und Mond Ebbe und Flut hervorrufen, dann beeindruckt<br />
mich das.<br />
Wenn ich einen Regenbogen sehe, beeindruckt mich das. X<br />
Abbildung 23: Situationserleben (V6)<br />
V7 erfasste die Fachinteressen der Schüler. Die Schüler konnten auf einer fünfstufigen<br />
Ratingskala von „sehr interessant“ (5) bis „ganz uninteressant“ (1) angeben, wie<br />
ausgeprägt ihr Interesse an den einzelnen Schulfächern ist. Während der Fragebogen<br />
zu Beginn der fünften Klasse auf den Fächerkanon der Grundschule Bezug nahm,<br />
forderte der Fragebogen zu Anfang der sechsten Klasse eine Beurteilung der Fächer<br />
des ersten Gymnasialjahres.<br />
V8 erhob das Sachinteresse an Naturwissenschaft und Technik in Anlehnung an die<br />
Vorgehensweise der IPN-Physikinteressenstudie (Hoffmann/Lehrke 1986; Hoff-<br />
mann/Häußler/Lehrke 1998). Jedes der 28 Items ließ sich vier Dimensionen<br />
zuordnen: Fachwissenschaft (Physik, Chemie), Gebiet (Wasser, Elektrizität, Luft),<br />
Kontext (erstaunliches Phänomen, Anwendungen im Alltag und in der Umwelt,<br />
menschliche Körper, Wissenschaft ohne expliziten Anwendungsbezug, Anwendungen<br />
von Bedeutung für die Gesellschaft und für die Umwelt) und Tätigkeit (rezeptiv,<br />
praktisch-konstruktiv). Die Interessenitems sollten von den Schülern auf einer<br />
fünfstufigen Ratingskala von „sehr interessant“ (5) bis „ganz uninteressant“ (1)<br />
eingeschätzt werden. Die Variable wurde sowohl zum Anfang der fünften Klasse als<br />
auch zum Anfang der sechsten Klasse erhoben.<br />
X<br />
X<br />
X<br />
X<br />
X<br />
137
Gebiet<br />
V8 Sachinteresse Wasser<br />
Kontext 1:<br />
Erstaunliche Phänomene<br />
Kontext 2:<br />
Anwendungen im Alltag und in der<br />
Umwelt<br />
Kontext 3:<br />
Menschliche Körper<br />
Kontext 4:<br />
Wissenschaft ohne expliziten<br />
Anwendungsbezug<br />
Kontext 5:<br />
Anwendungen von Bedeutung für<br />
die Gesellschaft und für die Umwelt<br />
V8 Sachinteresse Elektrizität<br />
Kontext 1:<br />
Erstaunliche Phänomene<br />
Kontext 2:<br />
Anwendungen im Alltag und in der<br />
Umwelt<br />
Kontext 3:<br />
Menschliche Körper<br />
Kontext 4:<br />
Wissenschaft ohne expliziten<br />
Anwendungsbezug<br />
Kontext 5:<br />
Anwendungen von Bedeutung für<br />
die Gesellschaft und für die Umwelt<br />
V8 Sachinteresse Luft<br />
Kontext 1:<br />
Erstaunliche Phänomene<br />
Kontext 2:<br />
Anwendungen im Alltag und in der<br />
Umwelt<br />
Kontext 3:<br />
Menschliche Körper<br />
Kontext 4:<br />
Wissenschaft ohne expliziten<br />
Anwendungsbezug<br />
Kontext 5:<br />
Anwendungen von Bedeutung für<br />
die Gesellschaft und für die Umwelt<br />
Physik Chemie<br />
Rezeptiv Praktisch Rezeptiv Praktisch<br />
Mehr darüber erfahren,<br />
warum ein Wasserläufer<br />
(Insekt) auf dem Wasser laufen<br />
kann<br />
Mehr darüber erfahren, wie<br />
eine Warmwasserheizung<br />
funktioniert<br />
Mehr darüber erfahren, wie<br />
verdunstendes Wasser<br />
unseren Körper vor Überhitzung<br />
schützt<br />
Mehr darüber erfahren, wie Im Versuch Wasser bis zum<br />
man das Gefrieren von Wasser Kochen erhitzen und dabei<br />
erklären kann<br />
die Temperatur messen<br />
Mehr darüber erfahren, wie<br />
mit Hilfe von Wasserkraft<br />
umweltfreundlicher Strom<br />
hergestellt werden kann<br />
Mehr darüber erfahren, wie<br />
Blitze entstehen und wie sie<br />
wirken<br />
Mehr darüber erfahren, wie<br />
ein Fahrraddynamo<br />
funktioniert<br />
Mehr darüber erfahren,<br />
welche Gefahren vom elektrischen<br />
Strom für den Menschen<br />
ausgehen können<br />
Mehr darüber erfahren, was<br />
der elektrische Strom<br />
eigentlich ist<br />
Abbildung 24: Sachinteresse (V8)<br />
Mehr darüber erfahren, durch<br />
welche Maßnahmen im<br />
Haushalt Strom gespart<br />
werden kann<br />
Mehr darüber erfahren,<br />
warum ein Nichtschwimmer<br />
im Toten Meer nicht<br />
untergehen kann<br />
Sich ein Wasserrad bauen Mehr darüber erfahren, warum<br />
eine Kaffeemaschine,<br />
Waschmaschine verkalken<br />
kann<br />
Ein elektrisches Gerät<br />
auseinander bauen und das<br />
Innenleben untersuchen<br />
Im Versuch herausfinden,<br />
welche Materialien den<br />
elektrischen Strom leiten<br />
Mehr darüber erfahren,<br />
welche Stoffe Trinkwasser<br />
enthalten darf<br />
Eine Handcreme aus Öl,<br />
Wasser, Emulgator und Parfum<br />
selbst herstellen<br />
Mehr darüber erfahren, wovon Im Versuch herausfinden, ob<br />
die Löslichkeit eines Stoffes sich Zucker schneller in<br />
(z.B. Salz, Zucker) in Wasser heißem oder kaltem Wasser<br />
abhängt<br />
Mehr über die Notwendigkeit<br />
von Wasserschutzgebieten<br />
erfahren<br />
Mehr darüber erfahren,<br />
warum manche Metalle in<br />
freier Natur rosten<br />
Mehr darüber erfahren, wie<br />
ein Campinggasbrenner<br />
funktioniert<br />
Mehr darüber erfahren, wie<br />
Mensch und Tier durch<br />
Atmung die Luft verändern<br />
auflöst<br />
Ein Brandlöschmittel aus<br />
Backpulver und Essig selbst<br />
herstellen<br />
Mehr darüber erfahren, wor- Mit Hilfe von Kalkwasser- und<br />
aus Luft zusammengesetzt ist Spanprobe die Eigenschaften<br />
des Gases Sauerstoff<br />
untersuchen<br />
Mehr darüber erfahren, wie<br />
das Auto unsere Luft verschmutzt<br />
138
V9 erhob die Interessantheit des Naturphänomeneunterrichts im vergangenen Jahr<br />
und konnte folglich nur am Anfang der sechsten Klasse erfragt werden. Die 15 Items<br />
umfassende Skala wurde aus der empirischen Begleituntersuchung zum PING-Projekt<br />
in Rheinland-Pfalz entnommen und an die Gegebenheiten des zu evaluierenden<br />
Naturphänomeneunterrichts angepasst (Hansen/Klinger 1998). Dabei ließen sich die<br />
einzelnen Items drei Dimensionen zuordnen: Flow-Erleben, Alltagskompetenz und<br />
Anregung eigener Aktivitäten. Auf die Frage, wie ihnen der Naturphänomeneunter-<br />
richt des vergangenen Jahres gefallen hatte, konnten die Schüler auf einer vierstufigen<br />
Ratingskala von „trifft voll zu“ (4) bis „trifft gar nicht zu“ (1) Angaben machen.<br />
V9 Interesse am Unterricht<br />
Flow-<br />
Erleben<br />
Alltagskompetenz<br />
… hilft mir, technische Geräte besser zu verstehen X<br />
… hilft mir, Fragen des täglichen Lebens zu beantworten X<br />
… veranlasst mich, umweltbewusst zu handeln X<br />
… zeigt mir wichtige Zusammenhänge zwischen Natur, Technik und Alltag auf X<br />
… hilft mir, im Alltag besser mitreden zu können X<br />
… hat mit Dingen zu tun, die ich auch außerhalb der Schule mache X<br />
… weckt meine Neugier durch spannende Themen X<br />
… ist so interessant, dass ich gerne meine Hausaufgaben mache X<br />
… macht mir viel Spaß X<br />
… sollte in der Schule noch mehr Stunden einnehmen als jetzt X<br />
… ist abwechslungsreich gestaltet X<br />
… behandelt die Themen so gründlich, dass ich fast alles verstehe X<br />
… regt mich dazu an, Fernsehsendungen über die im Unterricht behandelten Themen anzusehen X<br />
… regt mich dazu an, mich auch in meiner Freizeit mit den im Unterricht behandelten Themen zu beschäftigen X<br />
… veranlasst mich, auch außerhalb der Schule zu experimentieren X<br />
Abbildung 25: Interessantheit des Unterrichts (V9)<br />
Anregung<br />
eigener<br />
Aktivitäten<br />
Zu Beginn der sechsten Klasse erfassten V10 und V11 in offenen Fragen weitere<br />
positive und negative Kritik am Naturphänomeneunterricht des vergangenen Jahres.<br />
Die Durchführung der Erhebung<br />
Die Treatmentgruppe aus drei Klassen (5a-5c) bearbeitete den Fragebogen zu Beginn<br />
des fünften Schuljahres (Treatmentgruppe vorher). Zeitgleich beantworteten die drei<br />
Klassen der Vergleichsgruppe (6a-6c) den Fragebogen zum Unterricht des ver-<br />
gangenen Jahres (Vergleichsgruppe nachher). Ungefähr ein Jahr später wurde die<br />
Treatmentgruppe, ebenfalls am Anfang der sechsten Klasse, zum Unterricht des<br />
vergangenen Jahres befragt (Treatment nachher). Die einstündigen Erhebungen<br />
erfolgten unter der Aufsicht der Klasslehrer.<br />
139
7.2.2 Die Vorgehensweise bei der Datenauswertung<br />
Die Auswertung der Fragebögen erfolgte computergestützt unter Zuhilfenahme des<br />
Datenanalyseprogrammes SPSS. Nach Eingabe des Datenmaterials wurden vom<br />
Doktoranden in einem ersten Schritt Überlegungen zur Testgüte angestellt.<br />
Die Überprüfung der Testgütekriterien<br />
Die Gütekriterien quantitativer Datenerhebungen wurden unter Berücksichtigung<br />
der praktischen Vorgaben so gut wie möglich erfüllt.<br />
Die Befragung wies in Durchführung, Auswertung und Interpretation der Erhebung<br />
Objektivität auf (Bortz/Döring 2002, S. 194). Der Doktorand konnte die Testin-<br />
struktion nicht selbst erläutern, dies wurde von den Klassleitern übernommen.<br />
Dennoch gewährten einheitliche Vorgaben zum Ausfüllen des Fragebogens eine weit-<br />
gehend anwenderunabhängige Durchführung der schriftlichen Befragung (Anlage 7).<br />
Die Art der Itemformulierung sowie deren Codierung nach einem festgeschriebenen<br />
Codeplan garantierten eine eindeutige Antwortbewertung. Die Interpretation der<br />
Ergebnisse sollte sich in erster Linie an den statistischen Signifikanzen orientieren.<br />
Die Reliabilität der einzelnen Skalen des Fragebogens wurde mit Hilfe des Alpha-<br />
Koeffizienten von Cronbach geprüft (Bortz/Döring 2002, S. 194; Zöfel 2002, S. 239).<br />
Für die beiden Fragebogenversionen (Vortest, Nachtest) ergaben die Berechungen pro<br />
Variable akzeptable Werte: 34<br />
Variable α VT (Fragebogen Anfang 5. Klasse) α NT (Fragebogen Anfang 6.Klasse)<br />
V5 0,77 0,73<br />
V6 0,72 0,64<br />
V8 0,93 0,94<br />
V9 - 0,93<br />
Abbildung 26: Reliabilitätsanalyse für den Vor- und Nachtest<br />
Der Fragebogen bestand aus bereits bewährten Skalen, die lediglich auf eine Evalua-<br />
tion des Naturphänomeneunterrichts der fünften Klasse angepasst wurden. Aus die-<br />
sem Grund konnte auf die Validierung des Erhebungsinstrumentes verzichtet werden.<br />
34 Ein Vergleich der Alpha-Koeffizienten mit den Werten der IPN-Physikinteressenstudie ließ auch die Werte<br />
der Variablen 5 und 6 akzeptabel erscheinen.<br />
140
Die Datenauswertung<br />
Bei der anschließenden Auswertung des Datenmaterials wurde der Einfluss ver-<br />
schiedener unabhängiger Variablen auf die abhängige Variable Interesse untersucht.<br />
Als unabhängige Variable boten sich das Geschlecht (weiblich, männlich) und die<br />
Gruppenzugehörigkeit (Treatmentgruppe vorher, Treatmentgruppe nachher, Ver-<br />
gleichsgruppe nachher) an. Die abhängige Variable Interesse wurde über die Inter-<br />
essenvariablen Freizeitinteresse, Fachinteresse, Sachinteresse und Interessantheit des<br />
Unterrichts erfragt. Durch Zusammenfassung der einzelnen Items entstanden pro<br />
Variable (V5, V6, V8, V9) ein Gesamtindex und mehrere Subindizes. So flossen etwa<br />
in den Subindex Naturphänomene die vier entsprechenden Items der Variable 6 ein<br />
(vgl. Tabelle 2: Situationserleben). Als Rechenoperation bei der Indexbildung wurde<br />
eine Mittelwertermittlung über die dazugehörigen Items zugrunde gelegt. Diese<br />
ermöglichte eine einfache Vergleichbarkeit der einzelnen Indizes.<br />
Variable Gesamtindex Subindex<br />
V5 V5 Gesamtindex Freizeitinteresse V5 Subindex Praktisches Interesse<br />
V5 Subindex Informationsinteresse<br />
V6 V6 Gesamtindex Situationserleben V6 Subindex Naturphänomene<br />
V6 Subindex Technikphänomene<br />
V8 V8 Gesamtindex Sachinteresse V8 Subindex Praktisch-konstr. Tätigkeit<br />
V8 Subindex Rezeptive Tätigkeit<br />
V8 Subindex Phänome<br />
V8 Subindex Anwendung<br />
V8 Subindex Körper<br />
V8 Subindex Wissenschaft<br />
V8 Subindex Gesellschaft<br />
V9 V9 Gesamtindex Unterricht V9 Subindex Flow-Erleben<br />
Abbildung 27: Übersicht der Auswerteindizes<br />
V9 Subindex Alltagskompetenz<br />
V9 Subindex Freizeitauswirkung<br />
Die Auswahl der Auswerteverfahren richtete sich nach der Skalierung bzw.<br />
Normalverteilung der zu vergleichenden Variablen. Sämtliche abhängigen Variablen<br />
ließen sich als intervallskaliert bezeichnen, so dass eine vorliegende bzw. fehlende<br />
Normalverteilung über die weitere Vorgehensweise entschied.<br />
Auf der Ebene der Einzelitems ergaben Stichproben, dass nur in den seltensten Fällen<br />
von einer Normalverteilung ausgegangen werden konnte. Daher wurde zur Beschrei-<br />
bung der gewonnenen Daten neben der Häufigkeitstabelle, der Median bzw. der<br />
141
(mittlere) Quartilabstand verwendet. Als Vergleichsverfahren kam ein nicht-<br />
parametrischer Test zum Einsatz (U-Test nach Mann und Whitney für unabhängige<br />
Stichproben).<br />
Auf der Ebene der Indizes konnte von einer Normalverteilung ausgegangen werden.<br />
Zur Beschreibung der Daten boten sich daher neben der Häufigkeitstabelle der<br />
Mittelwert bzw. die Standardabweichung an. Als Vergleichsverfahren kamen<br />
parametrische Tests zum Einsatz (t-Test nach Student für unabhängige Stichproben, t-<br />
Test bei gepaarten Stichproben).<br />
Die anschließende Interpretation der Daten richtete sich nach den Ergebnissen der<br />
parametrischen und nicht-parametrischen Tests. Mit Feststellung der Signifikanz (p)<br />
konnte nachgewiesen werden, dass bestimmte Unterschiede zwischen den<br />
Stichproben nicht zufällig zustande kamen, sondern ein Kennzeichen der<br />
Grundgesamtheit waren (Bortz/Döring 2002, S. 29ff.; Zöfel 2002, S. 60ff.).<br />
142
7.2.3 Die Interessenstruktur der Teilnehmer<br />
Zur Analyse der naturwissenschaftlich-technischen Interessenstruktur der Heran-<br />
wachsenden im Rahmen der ersten Fragerunde wurden in erster Linie die Variablen<br />
V5 (Freizeitinteresse in Naturwissenschaft und Technik), V6 (Situationserleben), V7<br />
(Fachinteresse) und V8 (Sachinteresse) herangezogen.<br />
Auswertegruppe 1. Fragerunde Gesamt<br />
1<br />
Treatmentgruppe vorher<br />
n=74<br />
(männlich: 36, weiblich: 38)<br />
Abbildung 28: Untersuchungsplan 1. Fragerunde<br />
Vergleichsgruppe nachher<br />
n=67<br />
(männlich: 31, weiblich: 36)<br />
n=141<br />
(männlich: 67, weiblich: 74)<br />
Die Variablen V3 (Allgemeine Freizeitinteressen) und V4 (Verhinderte Freizeit-<br />
interessen) flossen in diese Darstellung mit ein.<br />
Die Freizeitinteressen in Naturwissenschaft und Technik<br />
Die offene Frage nach drei Freizeitbeschäftigungen (V3) zeigte ein sehr breites<br />
Interessenspektrum der Schüler auf. Sie wurde von fast allen Probanden vollständig<br />
beantwortet. Lediglich vier machten nur zwei Angaben. 35<br />
Fußball spielen<br />
Lesen<br />
Fahrrad fahren<br />
Freunde treffen<br />
M usikinstrument spielen<br />
Tennis, Federball, Tischtennis spielen<br />
Reiten<br />
Schwimmen<br />
Computerspiele, Playstation<br />
M alen, Zeichnen<br />
In der Natur sein<br />
Fernsehen<br />
M usik hören<br />
Spielen allgemein<br />
Handball spielen<br />
Tanzen, Balett<br />
Computer allgemein<br />
Lernen<br />
Sport allgemein<br />
Volleyball, Basketball, Hockey spielen<br />
Leichtathletik<br />
Funsport (Inliner, Einrad, Skateboard)<br />
6<br />
6<br />
6<br />
6<br />
6<br />
6<br />
Abbildung 29: Freizeitbeschäftigung – alle über 5 Nennungen (Auswertegruppe 1)<br />
35 Analyse von Mehrfachantworten.<br />
9<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
17<br />
18<br />
18<br />
19<br />
21<br />
26<br />
26<br />
28<br />
39<br />
40<br />
143
In Übereinstimmung mit einer Reihe von Freizeitstudien (Zinnecker u.a. 1993,<br />
Bofinger 2001, Hössl u.a. 2002) wurde vor allem der Sport (Fußball spielen, Fahrrad<br />
fahren, Tennis/Federball/Tischtennis spielen, Reiten, Schwimmen etc.) als wich-<br />
tigstes Hobby angegeben. Mit weitem Abstand folgten Aktivitäten wie „Lesen“,<br />
„Freunde treffen“, „Musikinstrument spielen“, „Computerspiele spielen“, „Malen<br />
bzw. Zeichnen“ und „In der Natur sein“.<br />
Eine geschlechtsspezifische Auswertung ergab weiterhin grundlegende Unterschiede<br />
in der Freizeitgestaltung von Mädchen und Jungen. 36<br />
Lesen<br />
M usikinstrument spielen<br />
Reiten<br />
M alen, Zeichnen<br />
Freunde treffen<br />
M usik hören<br />
Fahrrad fahren<br />
Schwimmen<br />
In der Natur sein<br />
Tanzen, Balett<br />
Spielen allgemein<br />
Tennis, Federball, Tischtennis spielen<br />
Fernsehen<br />
Abbildung 30: Freizeitbeschäftigung weiblich – alle über 5 Nennungen (Auswertegruppe 1)<br />
Fußball spielen<br />
Computerspiele, Playstation<br />
Fahrrad fahren<br />
Tennis, Federball, Tischtennis spielen<br />
Freunde treffen<br />
Handball spielen<br />
Lesen<br />
Fernsehen<br />
Schwimmen<br />
M usikinstrument spielen<br />
In der Natur sein<br />
Volleyball, Basketball, Hockey spielen<br />
6<br />
6<br />
7<br />
7<br />
7<br />
Abbildung 31: Freizeitbeschäftigung männlich – alle über 5 Nennungen (Auswertegruppe 1)<br />
36 Analyse von Mehrfachantworten.<br />
7<br />
7<br />
8<br />
9<br />
9<br />
9<br />
9<br />
11<br />
11<br />
11<br />
11<br />
14<br />
15<br />
17<br />
16<br />
18<br />
19<br />
19<br />
31<br />
36<br />
144
Bei den Mädchen standen „Lesen“, „Ein Musikinstrument spielen“ und „Reiten“ an<br />
vorderster Stelle. Die Jungen bevorzugten „Fußball spielen“, „Computerspiele<br />
spielen“ und „Fahrrad fahren“. Lediglich vier Jungen (und damit nicht mehr in der<br />
Tabelle ausgewiesen) gaben eine Freizeitbeschäftigung aus dem Bereich Natur-<br />
wissenschaft und Technik an. Die Mädchen machten in diesem Bereich überhaupt<br />
keine Angaben. Auch die „verhinderten“ Freizeitbeschäftigungen (V4) lieferten keine<br />
Hinweise darauf, dass die befragten Schüler sich in ihrer Freizeit eigentlich mehr mit<br />
naturwissenschaftlich-technischen Inhalten beschäftigen wollen würden.<br />
V5 erfragte das konkrete Freizeitinteresse an Naturwissenschaft und Technik und<br />
kam zu ganz ähnlichen Ergebnissen.<br />
Mittelwert (1=nie bis 5=sehr oft)<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
2,33<br />
Abbildung 32: Freizeitinteresse (Auswertegruppe 1)<br />
2,02<br />
2,65<br />
Gesamtindex Subindex Praxis Subindex Info<br />
Der Mittelwert des Gesamtindexes Freizeitinteresse in der ersten Fragebogenrunde<br />
betrug 2,33 (s=0,6), das heißt, die Schüler kreuzten im Schnitt eine „seltene“<br />
Auseinandersetzung mit naturwissenschaftlich-technischen Interessengegenständen in<br />
ihrer Freizeit an. Betrachtet man die beiden Subindizes getrennt, so schnitt das<br />
Praxisinteresse im Vergleich zum Informationsinteresse höchst signifikant schlechter<br />
ab (p=0) 37 . Besonders zurückhaltend beurteilten die Schüler dabei die Items „Mich<br />
mit Experimentierkästen beschäftigen“ und „Technische Dinge basteln“. Aber auch<br />
das Item „Prospekte, Beschreibungen über technische Geräte besorgen“ erfuhr<br />
besonders im Vergleich zu den anderen Items des Subindexes Informationsinteresse<br />
eine schlechte Bewertung (vgl. Anlage 8, Tabelle 1).<br />
37 t-Test bei gepaarten Stichproben.<br />
145
Eine nach Jungen und Mädchen getrennte Auswertung deckte, ähnlich wie bei den<br />
allgemeinen Freizeitinteressen, geschlechtsspezifische Besonderheiten auf.<br />
Mittelwert (1=nie bis 5=sehr oft)<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
2,51<br />
2,32<br />
2,72<br />
2,16<br />
1,75<br />
männlich w eiblich<br />
2,56<br />
Abbildung 33: Freizeitinteresse nach Geschlecht (Auswertegruppe 1)<br />
Gesamtindex<br />
Subindex Praxis<br />
Subindex Info<br />
Insgesamt zeigten die Mädchen im Vergleich zu den Jungen ein höchst signifikant<br />
geringeres naturwissenschaftlich-technisches Freizeitinteresse (p=0) 38 . Eine Aus-<br />
wertung nach Subindizes ergab weiterhin, dass die Jungen sowohl beim Informations-<br />
interesse wie auch beim praktischen Interesse vorne lagen, doch die geschlechts-<br />
spezifischen Unterschiede in erster Linie auf den Subindex Praxisinteresse zurück-<br />
zuführen waren (p=0) 39 . Die Mädchen beurteilten alle vier Praxisitems signifikant<br />
schlechter (vgl. Anlage 8, Tabelle 1).<br />
Die Faszination für Naturphänomene und Technik<br />
V6 erfragte die Faszination beim Erleben von Naturphänomenen und beim Umgang<br />
mit technischen Geräten. Der Mittelwert des Gesamtindexes Situationserleben lag in<br />
der ersten Fragebogenrunde bei 3,36 (s=0,66), das heißt, die Schüler gaben im Schnitt<br />
eine mittlere bis starke Faszination durch natürliche und technische Phänomene an.<br />
Ein Vergleich der beiden Subindizes ergab eine höchst signifikant stärkere<br />
Faszination durch das Erleben von Naturphänomenen (p=0) 40 . Besonders gut schnitt<br />
dabei das Item „Wenn ich eine Sonnen- oder eine Mondfinsternis beobachten kann,<br />
dann beeindruckt mich das“ ab (vgl. Anlage 8, Tabelle 2).<br />
38 t-Test bei unabhängigen Stichproben.<br />
39 t-Test bei unabhängigen Stichproben.<br />
146
Mittelwert (1=gar nicht bis 5=sehr stark)<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
3,36<br />
Abbildung 34: Situationserleben (Auswertegruppe 1)<br />
3,56<br />
3,15<br />
Gesamtindex Subindex Natur Subindex Technik<br />
Eine nach Geschlechtern getrennte Auswertung konnte die unterschiedliche Beur-<br />
teilung der Subindizes teilweise aufklären.<br />
Mittelwert (1=gar nicht bis 5=sehr stark)<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
3,4<br />
3,32<br />
3,45<br />
3,67<br />
3,35<br />
2,99<br />
Gesamtindex Subindex Natur Subindex Technik<br />
Abbildung 35: Situationserleben nach Geschlecht (Auswertegruppe 1)<br />
Männlich<br />
Weiblich<br />
In Übereinstimmung mit den Daten der IPN-Physikinteressenstudie (vgl.<br />
Hoffmann/Häußler/Lehrke 1998, S. 68ff.) wiesen die beiden Subindizes geschlechts-<br />
spezifische Unterschiede auf. Während die Mädchen sich tendenziell stärker von<br />
40 t-Test bei gepaarten Stichproben.<br />
147
natürlichen Phänomenen begeistern ließen (p=0,089) 41 , favorisierten die Jungen<br />
technische Phänomene (p=0,005) 42 . Besonderes deutlich wurde dies an den Items<br />
„Wenn ich neue technische Geräte sehe (z.B. Computer, Windkraftwerk), dann<br />
fasziniert mich das“ und „Wenn ich bei der Reparatur technischer Geräte (z.B. Autos,<br />
Haushaltsgeräte) zusehen oder mitarbeiten kann, dann begeistert mich das“, die<br />
signifikant stärker von Jungen beurteilt wurden. Im Gegensatz dazu wurde das Item<br />
„Wenn ich einen Regenbogen sehe, beeindruckt mich das“ eher von Mädchen gewählt<br />
(vgl. Anlage 8 Tabelle 2).<br />
Die Fachinteressen<br />
V7 erfragte das Fachinteresse bei den Heranwachsenden.<br />
Heimat-und Sachkunde<br />
Sport<br />
Erste Fremdsprache<br />
Mathematik<br />
Deutsch<br />
Kunst<br />
Biologie<br />
Erdkunde<br />
Musik<br />
Religion<br />
Naturphänomene<br />
Abbildung 36: Fachinteresse (Auswertegruppe 1) 43<br />
Median (1=ganz uninteressant bis 5=sehr interessant)<br />
1 2 3 4 5<br />
Ähnlich wie in den Untersuchungen von Hössl und Zinnecker (vgl. Zinnecker<br />
1993; Hössl 2002) zählten die befragten Schüler Sport, die erste Fremdsprache und<br />
Mathematik zu ihren bevorzugten Schulfächern. Auffällig war die große Zu-<br />
stimmung beim Fach Heimat- und Sachkunde, aber auch die schlechte Bewertung des<br />
Faches Naturphänomene. Letzteres erklärten die Lehrer des Arbeitskreises bei der<br />
Vorab-Vorlage der Daten mit der bis dahin unbefriedigenden Durchführung des<br />
Faches am <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium.<br />
41 t-Test bei unabhängigen Stichproben.<br />
42 t-Test bei unabhängigen Stichproben.<br />
43 Mathematik/Deutsch/Sport/Kunst/Musik (n=141), Biologie/Erdkunde/Naturphänomene (n=67), Heimat-<br />
und Sachkunde (n=74).<br />
3,12<br />
3,06<br />
3,28<br />
3,46<br />
3,43<br />
3,58<br />
3,56<br />
3,79<br />
4<br />
4,31<br />
4,25<br />
148
Inwieweit sich Mädchen und Jungen bei ihren Fachinteressen unterschieden, ergab<br />
eine nach Geschlecht getrennte Auswertung des Datensatzes.<br />
Median (1=ganz unint. bis 5=sehr int.)<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
Deutsch<br />
Mathematik<br />
Erste Fremdsprache<br />
Heimat- und Sachkunde<br />
Biologie<br />
Erdkunde<br />
Naturphänomene<br />
Musik<br />
Abbildung 37: Fachinteresse nach Geschlecht (Auswertegruppe 1) 44<br />
Kunst<br />
Sport<br />
Religion<br />
Männlich<br />
Weiblich<br />
Die Mädchen bezeichneten die erste Fremdsprache (p=0,018) 45 und Kunst (p=0) 46<br />
signifikant öfter als ihr Lieblingsfach. Aber auch Deutsch und Musik wurden im<br />
Vergleich zu den Jungen positiver beurteilt. Die Jungen hingegen favorisierten den<br />
Sportunterricht (p=0,001) 47 , aber auch in der Mathematik, in der Heimat- und<br />
Sachkunde und in den Naturphänomenen konnten leichte Interessensvorsprünge<br />
aufgezeigt werden (vgl. Anlage 8, Tabelle 3).<br />
Das Sachinteresse in Naturwissenschaft und Technik<br />
V8 erfragte das Sachinteresse an Naturwissenschaft und Technik. Der Mittelwert des<br />
Gesamtindexes Sachinteresse lag in der ersten Fragebogenrunde bei 3,62 (s=0,72), das<br />
heißt, die Schüler schätzten die naturwissenschaftlichen Gebiete, Kontexte und<br />
Tätigkeiten im Schnitt als „mittel“ bis „interessant“ ein. Dabei bevorzugten sie eine<br />
handelnde Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand (im Vergleich zu einer<br />
rezeptiven Auseinandersetzung p=0) 48 . Im Kontextvergleich schnitten die Items der<br />
44 Mathematik/Deutsch/Sport/Kunst/Musik (n=141), Biologie/Erdkunde/Naturphänomene (n=67), Heimat-<br />
und Sachkunde (n=74).<br />
45 U-Test bei unabhängigen Stichproben.<br />
46 U-Test bei unabhängigen Stichproben.<br />
47 U-Test bei unabhängigen Stichproben.<br />
48 t-Test bei gepaarten Stichproben.<br />
149
Subindizes Naturphänomene (im Vergleich zum Kontext Anwendung p=0,01 bzw.<br />
Gesellschaft p=0,006 bzw. Wissenschaft p=0) 49 und Körper (im Vergleich zum<br />
Kontext Anwendung p=0 bzw. Gesellschaft p=0 bzw. Wissenschaft p=0) 49<br />
signifikant besser als die restlichen Kontexte ab. Der Kontext Anwendung konnte die<br />
Schüler im Unterschied zu den Ergebnissen der IPN-Physikinteressenstudie (vgl.<br />
Hoffmann/Häußler/Lehrke 1998, S. 30ff.) nur wenig beeindrucken. Dabei stießen<br />
besonders Items, die technische Anwendungsgebiete enthielten, bei ihnen auf nur<br />
mäßiges Interesse. Schlecht beurteilt wurden von den Schülern zum Beispiel „Mehr<br />
darüber erfahren, wie eine Warmwasserheizung funktioniert“, „Mehr darüber<br />
erfahren, wie ein Campinggasbrenner funktioniert“, „Mehr darüber erfahren, warum<br />
eine Kaffeemaschine, Waschmaschine verkalken kann“ oder „Mehr darüber erfahren,<br />
wie ein Fahrraddynamo funktioniert“ (vgl. Anlage 8, Tabelle 4).<br />
Index Gesamt<br />
Subindex Praktisch<br />
Subindex Rezeptiv<br />
Subindex Naturphänomene<br />
Subindex Körper<br />
Subindex Anw endung<br />
Subindex Gesellschaft<br />
Subindex Wissenschaft<br />
Abbildung 38: Sachinteresse (Auswertegruppe 1)<br />
Mittelw ert (1=ganz uninteressant bis 5=sehr interessant)<br />
1 2 3 4 5<br />
Eine nach Geschlecht getrennte Auswertung ergab kaum Unterschiede zwischen<br />
Jungen und Mädchen. Lediglich der Subindex Naturphänomene wurde, wie in den<br />
vorherigen Variablen bereits nachgewiesen, von den Mädchen bevorzugt (p=0,099) 50 .<br />
49 t-Test bei gepaarten Stichproben.<br />
50 t-Test bei gepaarten Stichproben.<br />
3,62<br />
3,58<br />
3,58<br />
3,56<br />
3,53<br />
3,74<br />
3,73<br />
3,83<br />
150
7.2.4 Der Einfluss der Maßnahme auf die Interessenstruktur<br />
Um eine interessenfördernde Wirkung des Naturphänomeneunterrichts im Daten-<br />
vergleich 1. Fragerunde – 2. Fragerunde nachzuweisen, wurden Veränderungen bzw.<br />
Unterschiede anhand der Variablen V7 (Fachinteresse), V8 (Sachinteresse) und V9<br />
(Interessantheit des Naturphänomeneunterrichts) geprüft. Eine Auswirkung der<br />
Maßnahme auf die Variable V5 (Freizeitinteresse in Naturwissenschaft und Technik)<br />
und V6 (Situationserleben) wurde nicht angenommen.<br />
Auswertegruppe 1. Fragerunde 2. Fragerunde Gesamt<br />
2<br />
3<br />
Treatmentgruppe vorher<br />
n=74<br />
(männlich: 36, weiblich: 38)<br />
Vergleichsgruppe nachher<br />
n=67<br />
(männlich: 31, weiblich: 36)<br />
Treatmentgruppe nachher<br />
n=69<br />
(männlich: 30, weiblich: 39)<br />
Treatmentgruppe nachher<br />
n=69<br />
(männlich: 30, weiblich: 39)<br />
Abbildung 39: Untersuchungsplan Vergleich 1. und 2. Fragerunde<br />
n=143<br />
(männlich: 66, weiblich: 77)<br />
n=136<br />
(männlich: 61, weiblich: 75)<br />
Die Antworten der offenen Variablen V10 und V11 flossen in die Darstellung mit ein.<br />
Die Auswirkungen auf das Fachinteresse<br />
Ein Vergleich der Fachinteressen zu Beginn und gegen Ende der Maßnahme<br />
(Auswertegruppe 2) ergab für die meisten Fächer der Treatmentgruppe tendenziell<br />
(Deutsch, Musik) bis signifikant fallende Interessenwerte (Mathematik, Religion).<br />
Lediglich das Fach Kunst (p=0,008) 51 konnte bei den befragten Schülern sein<br />
Ansehen verbessern (vgl. Anlage 8, Tabelle 5). Da das Fach Naturphänomene für die<br />
Schüler zu Beginn der fünften Klasse noch neu war, konnte eine Beurteilung im<br />
Rahmen eines Vergleiches der Vorher- mit den Nachherwerten nicht erfolgen. Um<br />
herauszufinden, ob der interessenfördernde Naturphänomeneunterricht eine Aus-<br />
wirkung auf das Fachinteresse hatte, war daher die Einschätzung der Schüler<br />
erforderlich, die im vergangenen Jahr noch nach dem „alten Modell“ unterrichtet<br />
worden waren (Auswertegruppe 3). Die Heranwachsenden der Treatmentgruppe<br />
bevorzugten dabei höchst signifikant stärker das Fach Naturphänomene als die<br />
Schüler der Vergleichsgruppe (p=0) 52 . Dieser Befund wurde dadurch noch verstärkt,<br />
dass alle weiteren Schulfächer beim Vergleich der beiden Gruppen keine signifikanten<br />
51 U-Test bei unabhängigen Stichproben.<br />
52 U-Test bei unabhängigen Stichproben.<br />
151
Unterschiede aufwiesen (vgl. Anlage 8, Tabelle 6). Das Fach Naturphänomene<br />
gehörte damit in der Treatmentgruppe am Ende der fünften Klasse zu den be-<br />
liebtesten Fächern.<br />
Median (1=ganz unint. bis 5=sehr int.)<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
Deutsch<br />
Mathematik<br />
Erste Fremdsprache<br />
Biologie<br />
Erdkunde<br />
Abbildung 40: Fachinteresse (Auswertegruppe 3)<br />
Naturphänomene<br />
Musik<br />
Kunst<br />
Sport<br />
Religion<br />
Vergleichsgruppe nachher<br />
Treatmentgruppe nachher<br />
Die gegenüber der Vergleichsgruppe größere Beliebtheit des Faches Naturphänomene<br />
galt sowohl für die Mädchen als auch für die Jungen, wobei die Jungen ihren<br />
Interessenvorsprung in der Treatmentgruppe tendenziell beibehalten konnten<br />
(p=0,081) 53 .<br />
Median (1=ganz unint. bis 5=sehr int.)<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
3,17<br />
4,4<br />
Männlich Weiblich<br />
Abbildung 41: Fachinteresse Naturphänomene (Auswertegruppe 3)<br />
53 t-Test bei unabhängigen Stichproben.<br />
3<br />
4<br />
Vergleichsgruppe nachher<br />
Treatmentgruppe nachher<br />
152
Bei einer angenommenen Äquivalenz von Treatment- und Vergleichsgruppe war<br />
insgesamt von einer positiven Auswirkung der interessenfördernden Maßnahmen auf<br />
das Fachinteresse Naturphänomene bei Mädchen und Jungen auszugehen.<br />
Die Auswirkungen auf das Sachinteresse<br />
Ein Vergleich der Vorher- mit den Nachherwerten (Auswertegruppe 2) ergab für die<br />
Treatmentgruppe fallende Interessenwerte (p=0,002) 54 . Diese Abnahme stimmt mit<br />
den großen naturwissenschaftlichen Interessenstudien überein, die im Laufe der<br />
Schulzeit ein allgemein sinkendes Sachinteresse feststellen (Hoffmann/Häußler/<br />
Lehrke 1998). Um den Erfolg der Maßnahme eruieren zu können, mussten die Daten<br />
der Vergleichsgruppe für eine Signifikanzüberprüfung herangezogen werden<br />
(Auswertegruppe 3). Dabei konnte nur ein tendenzieller, kein signifikanter<br />
Interessenvorsprung der Treatmentgruppe errechnet werden (p=0,206) 55 .<br />
Index Gesamt<br />
Subindex Praktisch<br />
Subindex Rezeptiv<br />
Subindex<br />
Naturphänomene<br />
Subindex Körper<br />
Subindex Anw endung<br />
Subindex Gesellschaft<br />
Subindex Wissenschaft<br />
Mittelw ert (1= ganz uninteressant bis sehr interessant)<br />
1 2 3 4 5<br />
Abbildung 42: Sachinteresse (Auswertegruppe 2 und 3) 56<br />
Treatment vorher<br />
Treatment nachher<br />
Vergleich nachher<br />
Warum gerade die Items „Im Versuch Wasser bis zum Kochen erhitzen und dabei die<br />
Temperatur messen“, „Mehr darüber erfahren, warum ein Nichtschwimmer im Toten<br />
Meer nicht untergehen kann“ und „Mehr darüber erfahren, woraus Luft<br />
zusammengesetzt ist“ in der Treatmentgruppe besser abschnitten, könnte mit<br />
bestimmten Aspekten des Unterricht zusammenhängen (vgl. Anlage 8, Tabelle 7). Die<br />
54 t-Test bei unabhängigen Stichproben.<br />
55 t-Test bei unabhängigen Stichproben.<br />
56 Treatmentgruppe vorher/Treatmentgruppe nachher (n=143), Vergleichsgruppe nachher/Treatmentgruppe<br />
nachher (n=136).<br />
153
Lehrer äußerten sich bei der Vorlage der Daten eher skeptisch. Ein nach Ge-<br />
schlechtern durchgeführter Vergleich der beiden Auswertegruppen ergab kaum<br />
Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen.<br />
Insgesamt waren die Ergebnisse bei angenommener Äquivalenz wohl zu schwach, um<br />
eine nachweislich positive Wirkung der interessenfördernden Maßnahmen auf das<br />
Sachinteresse der Schüler zu belegen.<br />
Die Interessantheit des Naturphänomeneunterrichts<br />
V9 erfragte die Interessantheit des Naturphänomeneunterrichts. Die Schüler der<br />
Treatmentgruppe äußerten ein gegenüber der Vergleichsgruppe (Auswertegruppe 3)<br />
höchst signifikant größeres Interesse am Naturphänomeneunterricht des voraus-<br />
gegangenen Jahres (p=0) 57 . Diese Aussage traf auf alle drei Subindizes zu, wobei die<br />
Items zum Flow-Erleben besonders gut in der Treatmentgruppe abschnitten (vgl.<br />
Anlage 8, Tabelle 8).<br />
Gesamtindex<br />
Subindex<br />
Alltagskompetenz<br />
Subindex Flow<br />
Subindex Anregung<br />
eigener Aktivitäten<br />
Mittelw ert (1= trifft gar nicht zu bis 4= trifft voll zu)<br />
1 2 3 4<br />
2,21<br />
2,42<br />
2,46<br />
2,49<br />
2,63<br />
2,9<br />
2,85<br />
3,09<br />
Vergleichsgruppe nachher Treatmentgruppe nachher<br />
Abbildung 43: Interessantheit des Naturphänomeneunterrichts (Auswertegruppe 3)<br />
Verantwortlich für dieses positive Erleben des Unterrichts schien in erster Linie der<br />
hohe Anteil an praktischen Tätigkeiten zu sein. So wurde auf die offene Frage V10,<br />
welche Inhalte den Schülern am Naturphänomeneunterricht des vergangenen Jahres<br />
am meisten gefallen hätten, immer wieder das selbstständige Experimentieren bzw.<br />
Bauen genannt (vgl. Anlage 8, Tabelle 9). 58<br />
57 t-Test bei unabhängigen Stichproben.<br />
58 Analyse von Mehrfachantworten.<br />
154
Sowohl die Mädchen als auch die Jungen profitierten von dieser Form des Natur-<br />
phänomeneunterrichts, wobei die Jungen ihren Interessenvorsprung in der Treat-<br />
mentgruppe tendenziell beibehalten konnten (p=0,059) 59 .<br />
Mittelwert (1= trifft gar nicht zu bis trifft voll zu)<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
2,47<br />
3,06<br />
2,38<br />
Männlich Weiblich<br />
2,78<br />
Vergleichsgruppe nachher Treatmentgruppe nachher<br />
Abbildung 44: Interessantheit des Naturphänomeneunterrichts (Auswertegruppe 3)<br />
Insgesamt war bei angenommener Äquivalenz von Treatment- und Vergleichsgruppe<br />
von einer positiven Auswirkung der interessenfördernden Maßnahmen auf das<br />
Wohlbefinden der Schüler im Unterricht auszugehen. Ebenso schien der Unterricht<br />
den Nutzen des Fachs für den Alltag stärker zu verdeutlichen und die Schüler eher zu<br />
eigenen Freizeitaktivitäten im Bereich Naturwissenschaft und Technik anregen zu<br />
können.<br />
59 t-Test bei unabhängigen Stichproben.<br />
155
7.2.5 Zusammenfassung und Bewertung<br />
Die Auftaktbefragung konnte zeigen, dass naturwissenschaftlich-technische Interessen<br />
nur eine geringe Rolle bei der Freizeitgestaltung der Schüler spielen. Vor allem bei<br />
den Mädchen war eine ausgeprägte Abneigung gegenüber den entsprechen Interessen-<br />
gegenständen nachweisbar. Dennoch zeigten die Schüler weitgehend unabhängig von<br />
ihrem Geschlecht ein relativ hohes Interesse an den naturwissenschaftlich-technischen<br />
Sachgebieten und ihren Inhalten. Allerdings wurden die Themen im Bereich Physik<br />
und Chemie von den Unterstufenschülern deutlich schlechter beurteilt, wenn sie<br />
unter rein wissenschaftlichen bzw. gesellschaftspolitischen Aspekten erschienen.<br />
Auch eine Vermittlung der Unterrichtsinhalte mit Hilfe technischer Anwendungs-<br />
beispiele wurde kritisch beurteilt. Ebenso bevorzugten die Schüler generell eine<br />
praktisch-konstruktive gegenüber einer rezeptiven Auseinandersetzung mit den<br />
naturwissenschaftlich-technischen Interessengegenständen.<br />
Ein Vergleich der Ergebnisse der beiden Fragerunden konnte eine positive Aus-<br />
wirkung der durchgeführten interessenfördernden Maßnahmen auf das Interesse der<br />
Schüler am Unterricht (situationales Interesse) nachweisen. Eng damit hing wohl<br />
auch die sehr gute Beurteilung des Faches Naturphänomene am Ende der fünften<br />
Klasse zusammen. Eine Beeinflussung des naturwissenschaftlich-technischen Sach-<br />
interesses (individuelles Interesse) war aufgrund der Datenlage kaum festzustellen.<br />
Geht man aber in Anlehnung an die pädagogische Interessentheorie davon aus, dass<br />
situationales Interesse eine Voraussetzung für späteres individuelles Interesse ist, so<br />
sollte das Beibehalten und Verbessern des nach interessenfördernden Gesichtspunkten<br />
gestalteten Unterrichts spätestens am Ende der Klasse sechs auch hier Wirkung<br />
zeigen.<br />
Beide Geschlechter profitierten von dem neu gestalteten Unterricht. Inwieweit die<br />
Vorgehensweise bei der Planung und Durchführung geeignet war, geschlechts-<br />
spezifische Unterschiede in der Interessenstruktur auszugleichen, kann kaum<br />
beurteilt werden (vgl. Abbildung 41, Abbildung 44). Wahrscheinlich müssten hier<br />
Vorkehrungen getroffen werden, die über den Rahmen des Projektes hinausgehen.<br />
Erkenntnisse im Hinblick auf die Beantwortung der Forschungsfragen<br />
Zum ersten Zielbereich:<br />
Naturwissenschaftlich-technische Interessengegenstände spielen bei Schülern der<br />
gymnasialen Unterstufe eine nur geringe Rolle für die Freizeitgestaltung. Trotzdem<br />
156
esteht ein relativ hohes Interesse an naturwissenschaftlich-technischen Sachgebieten<br />
und ihren Inhalten. Eine praktisch-konstruktive Einführung in die Naturwissen-<br />
schaften mit Hilfe von Phänomenen, Körperbezügen und nicht allzu technischen<br />
Anwendungsgebieten wird dabei von Unterstufenschülern bevorzugt.<br />
Zum dritten Zielbereich:<br />
Ein nach interessenfördernden Kriterien gestalteter Naturphänomeneunterricht − im<br />
Projekt ist er vor allem durch die Verwirklichung der Kriterien der Anwendungs-<br />
und Tätigkeitsorientierung bzw. des kooperativen Lernens gelungen − hat positiven<br />
Einfluss auf das Interesse der Schüler und Schülerinnen am Unterricht. Von einer<br />
dauerhaften Auswirkung auf die naturwissenschaftlich-technische Interessenstruktur<br />
kann daher ausgegangen werden.<br />
Zwar profitierten auch die Mädchen von den interessenfördernden Maßnahmen im<br />
Projekt, zur Angleichung der Interessenstrukturen zwischen den Geschlechtern sind<br />
aber weitere Schritte − als bisher im Projekt verwirklicht − notwendig.<br />
157
7.3 Die Befunde der Lehrerbefragung<br />
7.3.1 Die Vorgehensweise bei der Datenerhebung<br />
Die Lehrer des Arbeitskreises wurden vom Doktoranden gegen Ende des Schuljahres<br />
im Rahmen eines Gruppeninterviews zu den Projektergebnissen, zur gemeinsamen<br />
Arbeit in der Planungsgruppe und zu den Möglichkeiten einer Unterstützung des<br />
interessenfördernden Unterrichts durch die Wirtschaft befragt. Das Interview wurde<br />
mit Hilfe eines Leitfadens geführt. Der Leitfaden entsprach in seinem Aufbau dem<br />
des Abschlussgespräches im Arbeitskreis SIA.<br />
1. Ablauf der Maßnahme<br />
(1) Wie haben sie den Unterricht im vergangenen Jahr erlebt?<br />
(2) Waren die unterrichtsorganisatorischen, materiellen und räumlichen Gegebenheiten in Ordnung?<br />
(3) Glauben Sie, dass man mit Hilfe eines solchen Unterrichts mehr Schüler und Schülerinnen für die naturwissenschaftlichen Fächer begeistern kann?<br />
(4) Lassen sich die angewandten Unterrichtsprinzipien auf den regulären Physikunterricht übertragen?<br />
2. Fragen zur Zusammenarbeit in der Arbeitsgruppe<br />
(5) Wie haben Sie die Zusammenarbeit im letzten Schuljahr erlebt?<br />
(6) Wie groß war Ihr organisatorischer und zeitlicher Aufwand?<br />
(7) Wie zufrieden sind Sie mit dem Ergebnis?<br />
(8) Gab es Feedback von Kollegen, Eltern oder dem Direktor?<br />
(9) Wie soll es weitergehen?<br />
(10) Ist diese Form der Zusammenarbeit auch für andere Schulentwicklungsaufgaben geeignet?<br />
3. Unterstützungsmöglichkeiten durch die Wirtschaft<br />
(11) Wo erhoffen Sie sich von der Wirtschaft Unterstützung bei einem interessenfördernden naturwissenschaftlichen Unterricht?<br />
Abbildung 45: Gesprächsleitfaden des Gruppeninterviews im Arbeitskreis Naturphänomene<br />
Die zirka 90-minütige Diskussion fand am <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium statt und<br />
wurde mit einem Aufnahmegerät aufgezeichnet. Sie war als Gruppengespräch<br />
angelegt, damit die Lehrer die Möglichkeit hatten, aufeinander Bezug zu nehmen und<br />
gegebenenfalls gemeinsam Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln (vgl. auch Bortz/<br />
Döring 2002, S. 318).<br />
7.3.2 Die Vorgehensweise bei der Datenauswertung<br />
Die Interviews wurden vom Doktoranden transkribiert und das Datenmaterial in<br />
einem ersten Schritt auf seine Güte überprüft.<br />
Die Überprüfung der Gütekriterien<br />
Die Gütekriterien qualitativer Datenerhebungen wurden so weit wie möglich erfüllt.<br />
Die Transparenz des methodischen Vorgehens und der Interviewleitfaden sicherten<br />
die Objektivität der Befragung (vgl. Bortz/Döring 2002, S. 326ff.). Bezüglich der<br />
158
Validierung der gewonnenen Daten muss darauf verwiesen werden, dass der<br />
Doktorand seit über einem Jahr mit den Lehrern im Arbeitskreis Naturphänomene<br />
zusammenarbeitete. Dieses besondere Vertrauensverhältnis wirkte sich positiv auf die<br />
Offenheit der Äußerungen im Interview aus.<br />
Die Auswertung und Interpretation der Daten<br />
Die weitere Auswertung des Datenmaterials wurde gemäß Schmidt in den Arbeits-<br />
schritten Kategorisieren, Codieren und Interpretieren vorgenommen (vgl. Schmidt<br />
2003).<br />
Die Erstellung der Kategorien erfolgte in einem Mischprozess und unter<br />
Berücksichtigung des vorgegebenen Leitfadens, des erfragten Datenmaterials und<br />
eigener theoretischer Annahmen. Dazu verfasste der Forscher zunächst eine Kurz-<br />
zusammenfassung des transkribierten Gruppengespräches. Anhand des nun vor-<br />
strukturierten Interviews wurden aus den Aussagen der Lehrer in einem zweiten<br />
Schritt Kategorien herausgefiltert, die das Raster des Fragebogens weiter verfeinerten<br />
und modifizierten. So ließen sich etwa anhand der Antworten auf die fünfte Frage,<br />
wie die Lehrer die Zusammenarbeit im Arbeitskreis erlebt hatten, Kategorien aus<br />
dem Datenmaterial entwickeln, die für eine erfolgreiche Gruppenarbeit im Projekt<br />
verantwortlich waren (vgl. Abbildung 55 - Abbildung 57). In Ausnahmefällen ging<br />
dieser Vorgang soweit, dass ein Bezug zur eigentlichen Fragestellung nicht mehr<br />
direkt zu erkennen war (Abbildung 48 - Abbildung 49). Ein Vergleich mit den<br />
Äußerungen der Lehrkräfte im Abschlussgespräches SIA, das in seinem Aufbau dem<br />
Gruppeninterview entsprach, gab zusätzlich Anregungen zur Entwicklung weiterer<br />
Kategorien. Aufgrund der geringen Teilnehmerzahl in den beiden Projekten erwies<br />
sich diese Vorgehensweise als ideal, um den Erkenntnisgewinn noch weiter zu<br />
vergrößern. Wo möglich, wurden die Kategorien mit Hilfe der Ergebnisse des<br />
Theorieteils gebildet (vgl. Abbildung 46 - Abbildung 47, Abbildung 49). An dieser<br />
Stelle war besondere Vorsicht geboten, sollten doch die Erkenntnisse nicht durch<br />
eigene Vorannahmen verfälscht werden.<br />
Im anschließenden Codiervorgang ordnete der Forscher die zentralen Aussagen des<br />
Leitfadeninterviews zu und stellte sie zu einer Tabelle zusammen.<br />
Die folgende Ergebnisdarstellung und Interpretation berücksichtigt die entwickelten<br />
Kategoriensysteme. Sie wurden in Form der oben beschriebenen Tabellen in die<br />
Arbeit eingefügt. Dabei wird jede Kategorie in der Regel durch ein Beispielzitat<br />
verdeutlicht.<br />
159
7.3.3 Die Maßnahme aus Lehrersicht<br />
In Übereinstimmung mit den Schülern betonten auch die Lehrer die interessen-<br />
fördernde Wirkung des selbstständigen Experimentierens und Bauens im Natur-<br />
phänomeneunterricht.<br />
Aktivität Lehrer Beispielzitat Interessenf. Kriterien<br />
Nachbau eines<br />
Elektromixers<br />
Bau eines Heiß-<br />
luftballons<br />
Kugelversuch<br />
Umgang mit<br />
dem Gasbren-<br />
ner<br />
Arbeiten mit<br />
Crocodile Clips<br />
Fahrrad löten<br />
L3<br />
L2<br />
L2<br />
L1, L2<br />
L3<br />
L1<br />
Das war so ungewohnt für die Schüler. Ein<br />
elektrisches Gerät auseinander schrauben dürfen<br />
ohne das jemand schreit. Sowohl Jungen wie<br />
Mädchen sind ganz vorsichtig herangegangen. [...]<br />
Also ich empfand es als sehr gut. Vor allem hatten<br />
die meisten bei der freien und nicht ganz einfachen<br />
Konstruktion mit Legotechnik ein lauffähiges<br />
Ergebnis. (Lehrer 3, Zeile 32-37)<br />
Gut, bei mir war es natürlich der Heißluftballon. Ein<br />
Schüler hat sogar seine Mutter mitgebracht. Er hat<br />
ihr gesagt, dass wir um 11 Uhr den Heißluftballon<br />
steigen lassen. Dann ist sie gekommen und hat<br />
zugeguckt. (Lehrer 2, Zeile 38-48)<br />
Wenn man diesen Kugelversuch − im kalten<br />
Zustand passt die Kugel durch das Loch und im<br />
heißen nicht − bei abgedunkeltem Raum macht<br />
und die Kugel bis zur Rotglut erhitzt, dann sieht<br />
man sie leuchten wie so eine Himbeere und das ist<br />
faszinierend für die. (Lehrer 2, Zeile 51-58)<br />
Der Umgang mit dem Gasbrenner war für die<br />
schon etwas besonderes. Und durch die Vorsichts-<br />
maßnahmen mit Schutzbrille und Schutzhand-<br />
schuhen nehmen sie es natürlich noch viel ernster.<br />
Sie sind dann richtig wie eine Art Wissenschaftler.<br />
(Lehrer 1, Zeile 59-62)<br />
Nachdem ich gefragt hatte, was wir in der letzten<br />
Stunde machen, kam bei einer Mädchengruppe<br />
sofort: „Gehen wir in den Computerraum und<br />
machen wir das Simulationsprogramm Crocodile<br />
Clips!“ [...] Das habe ich bloß mit den Mädchen<br />
gemacht, weil die Jungen ausnahmsweise ein<br />
bisschen länger gebraucht haben. [...] Eine Stunde<br />
lang haben sie gearbeitet. Das ging relativ zügig.<br />
Das war erstaunlich. (Lehrer 3, Zeile 75-81)<br />
Also, was sie bei mir natürlich auch gern gemacht<br />
haben, war das Fahrrad löten. [...] Wenn dann halt<br />
auch ein Produkt am Ende bei rauskommt, so dass<br />
sie sagen können: Das haben wir jetzt gemacht! Da<br />
ist ja auch noch eine gewisse Kreativität möglich.<br />
Wenn man den Plan dann hat, dann kann man<br />
gewisse Variationen am Lenkrad oder an den<br />
Stützrädern machen. (Lehrer 1, Zeile 82,86)<br />
Abbildung 46: Die Unterrichtssequenzen aus Sicht der Lehrer (Teil 1)<br />
• Anwendungsorientierung<br />
• Tätigkeitsorientierung<br />
• Autonomieorientierung<br />
• Wettbewerb<br />
• Anwendungsorientierung<br />
• Tätigkeitsorientierung<br />
• Wettbewerb<br />
• Tätigkeitsorientierung<br />
• Tätigkeitsorientierung<br />
• Tätigkeitsorientierung<br />
• Autonomieorientierung<br />
• Medieneinsatz<br />
• Tätigkeitsorientierung<br />
• Autonomieorientierung<br />
160
Vor allem bei den Experimenten ließ sich diese Wirkung durch einen gewissen<br />
Wettbewerbscharakter noch verstärken.<br />
Aktivität Lehrer Beispielzitat Interessenf. Kriterien<br />
Versuche als<br />
Wettbewerb<br />
(z.B. Büroklam-<br />
merversuch)<br />
L2, L3<br />
Die können den gleichen Versuch, wenn man ihn so<br />
als Wettbewerb anbietet, zehnmal machen. (Lehrer<br />
2, Zeile 87-99)<br />
Abbildung 47: Die Unterrichtssequenzen aus Sicht der Lehrer (Teil 2)<br />
• Tätigkeitsorientierung<br />
• Wettbewerb<br />
Wann immer im Naturphänomeneunterricht eine Trennung von Mädchen und<br />
Jungen vorgenommen werden konnte, wurde sie durchwegs positiv beurteilt. 60 Der<br />
monoedukative Unterricht ermöglichte laut Angabe der Lehrer eine bessere<br />
Berücksichtigung von geschlechtsspezifisch unterschiedlichen Mentalitäts- und Inter-<br />
essenstrukturen.<br />
Kategorie Beispielzitat<br />
Berücksichtigung der<br />
Mentalitätsunterschiede<br />
Berücksichtigung der<br />
Interessensschwerpunkte<br />
Also ich würde Mädchen und Jungen wieder trennen. Ich finde das eine<br />
sehr schöne Art zu unterrichten. Das funktioniert wirklich gut. Die<br />
Jungen sind ein bisschen lebendiger. Da kann man dann wirklich auf die<br />
Jungen eingehen, ohne die Mädchen dauernd zu vernachlässigen. Bei<br />
den Mädchen kann man anders unterrichten. [...] Die einzelnen Gruppen<br />
kommen mehr zu ihrem Recht. (Lehrer 3, Zeile 11-17)<br />
Ich habe das [Anmerkung des Verfassers: Geschlechtertrennung] als sehr<br />
gut empfunden, weil die Interessenschwerpunkte wirklich etwas anders<br />
liegen. Man kann halt dann mit der einen Gruppe etwas mehr hervor-<br />
heben und ein bisschen länger machen, was man in der anderen Gruppe<br />
schneller macht. (Lehrer 1, Zeile 24-27)<br />
Abbildung 48: Beurteilung des Erfolges der geschlechtsspezifischen Maßnahmen (Teil 1)<br />
In den Mädchengruppen war auch eine verstärkte Förderung des weiblichen<br />
Selbstkonzeptes gegenüber Naturwissenschaft und Technik möglich.<br />
Kategorie Beispielzitat<br />
Förderung des Selbstkonzeptes der<br />
Mädchen<br />
Die Mädchen trauen sich halt mehr, wenn sie unter sich sind. (Lehrer 1,<br />
Zeile 27-29)<br />
Abbildung 49: Beurteilung des Erfolges der geschlechtsspezifischen Maßnahmen (Teil 2)<br />
60 Zwar konnte eine Geschlechtertrennung nur in einer der drei fünften Klassen realisiert werden, doch hatte<br />
ein weiterer Lehrer in seiner sechsten Klasse das Fach Naturphänomene monoedukativ unterrichtet. Dieser<br />
berichtete ebenfalls von seinen Erfahrungen.<br />
161
Bezüglich einer dauerhaften Auswirkung der interessenfördernden Maßnahmen auf<br />
die Interessenstruktur der Schüler gaben sich die Lehrer eher zurückhaltend. Betont<br />
wurde lediglich ein nicht zu unterschätzender Abbau von Vorurteilen gegenüber den<br />
Naturwissenschaften.<br />
Kategorie Beispielzitat<br />
Abbau von Ängsten gegenüber<br />
den Naturwissenschaften<br />
(Kinder)<br />
Abbau von Vorurteilen gegen-<br />
über den Naturwissenschaften<br />
(Eltern)<br />
Ich würde dann mal lieber vorsichtiger formulieren. Die Kinder gehen nach<br />
dem Naturphänomeneunterricht vielleicht ein bisschen unbedarfter und<br />
ohne Angst in Fächer wie Physik und Chemie. [...] Ohne den Naturphäno-<br />
meneunterricht sind die ja oft nur von ihren Eltern auf diesen Unterricht<br />
vorbereitet worden. So in dem Stil: „Oh Mädchen, in Physik war ich auch<br />
schon immer schlecht! Das kannst du auch nicht hinkriegen!“ [...] Und jetzt<br />
wissen sie es ein bisschen besser. (Lehrer 2, Zeile 211-220)<br />
Einer der Hauptgründe sind wirklich die Eltern. Plötzlich höre ich Eltern:<br />
„Mein Kind interessiert sich für die Naturphänomene bzw. die Naturwissen-<br />
schaften!“ Dann hört man sie nicht mehr sagen: „Ach, jetzt kommt ihr in<br />
Physik, passt bloß auf!“ Die sehen das Interesse ihrer Kinder in den Klassen<br />
fünf und sechs, und dann ist wenigstens die negative Vorbereitung auf die<br />
Fächer nicht mehr da. (Lehrer 3, Zeile 221-225)<br />
Abbildung 50: Langfristige Wirkung der Maßnahme (Teil 1)<br />
Um weitere positive Effekte zu Gunsten der naturwissenschaftlichen Fachbereiche zu<br />
erreichen, wäre eine bessere Anbindung der Naturphänomene an den naturwissen-<br />
schaftlichen Anfangsunterricht nötig.<br />
Kategorie Beispielzitat<br />
Erhöhung der interessenför-<br />
dernden Wirkung durch bessere<br />
Anknüpfung an den naturwis-<br />
senschaftlichen Fachunterricht<br />
Es gibt immer wieder den typischen Fall, dass die Kinder die Naturwissen-<br />
schaften aus dem Fach Naturphänomene kennen. Man geht ja dort ein<br />
bisschen phänomenologisch vor und macht viele Experimente. Dann wird<br />
es in der Physik wieder sehr lehrerzentriert, abstrakter, formaler und<br />
rechnerischer. Man müsste vielleicht versuchen, noch mehr Erfahrungen<br />
aus den Naturphänomenen in den Physikunterricht mit rüberzunehmen.<br />
(Lehrer 2, Zeile 226-236)<br />
Also ich denke, dass wird noch mal eine Fragestellung werden, wenn wir<br />
umstellen auf Klasse sieben. Also wenn wir dann nahtlos von den Phäno-<br />
menen auf Physik umsteigen, dann müssen wir dem Rechnung tragen.<br />
(Lehrer 3, Zeile 237-242)<br />
Abbildung 51: Langfristige Wirkung der Maßnahme (Teil 2)<br />
Bezüglich der Wirkung der Maßnahme auf die eigene Person muss gesagt werden,<br />
dass die Lehrer den Unterricht in Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung<br />
als Belastung empfanden.<br />
Es ist ein Unterricht, der eigentlich, was Vorbereitung, Nachbereitung und so weiter<br />
betrifft, auch das Halten von Unterricht betrifft, relativ anstrengend ist. Das muss ich<br />
schon sagen. (Lehrer 2, Zeile 193-195)<br />
162
Der große Materialaufwand und die lückenlose Einbindung in den täglichen<br />
Stundenplan erhöhten dabei die „Stressfaktoren“ in der Vor- und Nachbereitung.<br />
Kategorie Beispielzitat<br />
Materialaufwand [...] weil einfach für eine Klasse des ganze Material zusammentragen. Wenn<br />
ich meine Materialliste anschaue, das ist einfach ein Haufen, und dann fehlt<br />
wieder was. (Lehrer 1, Zeile 196-198)<br />
Einbindung in den Stundenplan Also was mich grundsätzlich bei dem Unterricht arg schlaucht, ist, dass er<br />
eingebunden ist in 25 Stunden pro Woche. [...] Man sollte eigentlich vor<br />
dem Naturphänomeneunterricht, das klingt ein bisschen blöd und ist sicher<br />
überzogen, eine Holstunde haben und danach auch. (Lehrer 2, Zeile 151-<br />
165)<br />
Abbildung 52: Aufwand bei der Vorbereitung und Durchführung der Maßnahme (Teil 1)<br />
Der hohe Anteil an Schüleraktivitäten stellte die Lehrer während der Durchführung<br />
vor neue Probleme, die bei immer noch zum Teil großen Schülerzahlen pro Gruppe<br />
einer schnellen Lösung bedurften (z.B. unterschiedliches Arbeitstempo der Schüler,<br />
Gefahren beim selbstständigen Experimentieren, Aufräumen der Experimentier- bzw.<br />
Baumaterialien).<br />
Kategorie Beispielzitat<br />
Gruppengröße Unterrichtsorganisatorisch würde ich sagen, obwohl wir die Klasse teilen<br />
Unterschiedliches Arbeitstempo<br />
der Schüler<br />
können, haben wir zum Beispiel bei 30 bis 32 Kindern pro Gruppe immerhin<br />
noch 15 bzw. 16 Kinder. Das ist ziemlich viel. Es ist natürlich anzustreben,<br />
möglichst nur Zweier-Gruppen zu machen. Das sind schon mal 7 bis 8<br />
Zweiergruppen. Wenn es auch jetzt nicht so den Eindruck macht, ist das<br />
manchmal schon heftig. (Lehrer 2, Zeile 138-149)<br />
[...] die einen sind nach 30 Minuten schon fertig, die anderen brauchen viel<br />
länger. (Lehrer 1, Zeile 210-212)<br />
Verletzungsgefahr Der Lehrer denkt natürlich: „Hoffentlich passiert nichts!“ Also ich bin jedes<br />
Aufräumen der Experimentier-<br />
materialien<br />
Mal gottfroh, wenn man wieder zurück ist und nichts passiert ist. (Lehrer 2,<br />
Zeile 38-49)<br />
Und das Aufräumen mit denen Kindern ist natürlich auch ein Problem. Das<br />
sind immerhin Zehnjährige bzw. Elfjährige. Es ist einfach schwierig, die so<br />
aufräumen zu lassen, dass man als Lehrer dann anschließend nichts mehr<br />
zu tun hat. (Lehrer 2, Zeile 183-185)<br />
Abbildung 53: Aufwand bei der Vorbereitung und Durchführung der Maßnahme (Teil 2)<br />
163
7.3.4 Die Übertragbarkeit der interessenfördernden Kriterien<br />
auf den regulären naturwissenschaftlichen Unterricht<br />
Obgleich die Lehrer eine langfristige Wirkung des neu gestalteten Natur-<br />
phänomeneunterrichts zurückhaltend beurteilten, beobachteten sie durchaus Erfolge<br />
bei der Umsetzung der interessenfördernden Kriterien. Bedenklich bleibt aber, dass<br />
sie sich deren Berücksichtigung im „normalen“ Physikunterricht nur bedingt<br />
vorstellen können. Eine Reihe von Argumenten stünde einem anwendungs- bzw.<br />
praxisorientiertem Physikunterricht entgegen.<br />
Kategorie Beispielzitat<br />
Klassengröße Da ist natürlich schon mal das Grundproblem, dass man da natürlich<br />
Aufwendige Vorbereitung unter<br />
Zeitdruck<br />
Lehrplandruck<br />
Altersgemäßheit<br />
Notwendigkeit eines<br />
systematischen Wissensaufbaus<br />
keine geteilte Klasse hat. (Lehrer 2, Zeile 251-253)<br />
Da brauche ich viel Zeit zur Vorbereitung. Die habe ich mit einer 25-<br />
Stunden Woche oft nicht. (Lehrer 2, Zeile 254-267)<br />
Als Prinzip kann man es nicht übertragen. Dann wäre das Jahresziel<br />
nicht erreichbar. Wenn wir das mit den Methoden der Naturphänomene<br />
so weiterführen, könnten wir das nicht leisten, was wir vom Lehrplan<br />
bzw. den Standards her leisten müssten. (Lehrer 3, Zeile 254-267)<br />
Aber man muss natürlich auch sagen, dass sich auch die Schüler<br />
geändert haben. Die Schüler, die wir zum Beispiel jetzt in der achten<br />
Klasse haben, sind nicht mehr die Schüler aus Klasse 5 und 6. Es ist<br />
meine Erfahrung, dass man diese Schüler der Klasse 8 durchaus durch<br />
einen lehrerzentrierten Unterricht, der für die Kinder einen gewissen<br />
Aufforderungscharakter und eine gewisse Lebendigkeit hat, für die<br />
Physik interessieren kann. (Lehrer 2, Zeile 281-295)<br />
Ich denke, mit den Anwendungen gibt es oft das Problem, dass sie<br />
kompliziert sind. Und es geht jetzt im Physikunterricht im Gegensatz zu<br />
den Naturphänomenen darum, bestimmte Denkstrukturen zum Beispiel<br />
Größenbegriffe oder Einheiten zu lernen. [...] Wenn ich dann eine<br />
Anwendung bringe, bei der noch viel Beiwerk dabei ist, das der<br />
[schwache] Schüler gar nicht durchblickt, dann ist es zwar eine schöne<br />
Anwendung und die macht auch viel Spaß, aber worum es eigentlich<br />
geht, das wird ein bisschen verschleiert. (Lehrer 1, Zeile 299-305)<br />
Abbildung 54: Übertragbarkeit der interessenfördernden Kriterien auf den regulären Unterricht<br />
Angesichts dieser Sachlage ist es kein Zufall, dass zur Umsetzung der interessen-<br />
fördernden Kriterien im Entwicklungsprojekt nicht der reguläre naturwissen-<br />
schaftliche Unterricht von den beteiligten Lehrern gewählt wurde, sondern mit dem<br />
Fach Naturphänomene ein Bereich, der, da weitestgehend frei von Lehrplan- und<br />
Leistungsdruck, größtmögliche Freiheiten versprach. Zur Beantwortung der Frage,<br />
was nun tatsächlich bei der Ausgestaltung des Faches zum Erfolg führte, muss ein<br />
genaurer Blick auf die Arbeit der Planungsgruppe geworfen werden.<br />
164
7.3.5 Die Arbeit der Planungsgruppe<br />
Unverzichtbar und zum Teil eine ganz neue Erfahrung war für die Lehrer des<br />
Arbeitskreises Naturphänomene die Zusammenarbeit bei der Ausarbeitung der<br />
Unterrichtssequenzen.<br />
Ich bin jetzt im Prinzip, ohne Referendarzeit, 22 Jahre Lehrer. Für mich war es zum ersten<br />
Mal eine Zusammenarbeit, wo ich das Gefühl hatte, dass man bei der Sache bleibt, sich<br />
Zeit für gewisse Dinge nimmt und dass dabei für jeden was rausguckt. Ich habe das an<br />
dieser Schule nie mit einer solchen Zielgerichtetheit erlebt. (Lehrer 2, Zeile 315-328)<br />
Ich meine, ein Ergebnis ist nicht auf Papier zu fassen, sondern es kommt darauf an, dass<br />
wir das mal erlebt haben. Wenn man will, geht es, dass wir an einem Projekt über ein<br />
Schuljahr hinweg zusammenarbeiten. Das ist für mich auch ein Ergebnis. (Lehrer 3, Zeile<br />
396-404)<br />
Die durchweg arbeitsteilige Kooperation in der Gruppe machte den Aufwand für die<br />
einzelnen Lehrer vertretbar und brachte allen einen direkt erfahrbaren Nutzen.<br />
Kategorie Beispielzitat<br />
Arbeitsteiliges Arbeiten/eigener<br />
Nutzen<br />
Ich denke, man hat auch schon einiges wieder herausgekriegt von dem<br />
Aufwand dadurch, dass man jetzt schon profitiert hat von den Erfah-<br />
rungen der anderen. (Lehrer 1, Zeile 367-368)<br />
Wenn man bedenkt, was dabei herausgekommen ist, [...] dann ist das<br />
doch ein vertretbarer Aufwand. Man muss auch bedenken, von dem, was<br />
wir hier zusammengestellt haben, profitiert auch jemand, der hier jetzt<br />
gar nicht mitgemacht hat. (Lehrer 2, Zeile 369-381)<br />
Abbildung 55: Gründe für die erfolgreiche Zusammenarbeit (Teil 1)<br />
Auch die externe Begleitung des Arbeitskreises durch den Doktoranden trug maß-<br />
geblich zum Gelingen der Zusammenarbeit bei.<br />
Kategorie Beispielzitat<br />
Druck von außen/offizieller<br />
Charakter/guter Rahmen<br />
Also, ich fand, dass der Rahmen nicht nur innerschulisch war. Ganz<br />
wichtig war auch, dass es eine Begleitung von außen begleitet gab.<br />
Wenn viele Druck ausüben, gebe ich nach wo der größte [Druck] ist.<br />
(Lehrer 3, Zeile 340-352)<br />
Wenn wir allein gewesen wären, wären wir vielleicht auch nicht so<br />
konsequent gewesen. [...] Insofern war das hier schon ein guter Rahmen.<br />
(Lehrer 1, Zeile 353-360)<br />
Abbildung 56: Gründe für die erfolgreiche Zusammenarbeit (Teil 2)<br />
165
Nicht zuletzt die Lücke im Stundenplan machte ein regelmäßiges Treffen möglich.<br />
Kategorie Beispielzitat<br />
Zeitliche Organisation Das Problem ist wirklich, wenn die Meinung vorherrscht, dass Lehrer<br />
nicht zusammenarbeiten können […] oder nicht zusammenarbeiten<br />
wollen. Das liegt in erster Linie an der Zeitnot. Dass man sich einfach<br />
nicht begegnet. Wenn ich mal Zeit habe, dann hat halt der andere keine<br />
Zeit. Und wenn dann von überall her Druck ist, dann lässt man es halt<br />
bleiben. (Lehrer 1, Zeile 353-358)<br />
Abbildung 57: Gründe für die erfolgreiche Zusammenarbeit (Teil 3)<br />
Die Holstunde hat es halt ein bisschen vereinfacht. (Lehrer 2, Zeile 362)<br />
Insgesamt bezeichneten die Lehrer die entwickelten Unterrichtssequenzen und deren<br />
Umsetzung als Erfolg. Auch die geäußerte Bereitschaft, weitere noch fehlende<br />
Themen im nächsten Schuljahr zu ergänzen, deutete auf eine hohe Zufriedenheit mit<br />
dem Ergebnis der Zusammenarbeit hin.<br />
Kategorie Beispielzitat<br />
Zufriedenheit mit den praxisorien-<br />
tierten Unterrichtssequenzen<br />
Zufriedenheit mit der Zusammen-<br />
arbeit in der Gruppe<br />
Zufriedenheit mit der Dokumenta-<br />
tionsform<br />
Abbildung 58: Zufriedenheit mit dem Planungsergebnis<br />
Was ich jetzt sicher auch einmal machen werde, [...] ist dieses kleine<br />
Kapitel Astronomie. Das machen [die Schüler] eigentlich immer recht<br />
gern. Wobei es nicht ganz einfach ist, da Versuche oder so was zu<br />
machen. Ich habe zwei drei Basteleien: eine Sonnenuhr, einen kleinen<br />
Mondphasenanzeiger [...]. (Lehrer 2, Zeile 467-472)<br />
Ich meine, ein Ergebnis ist nicht auf Papier zu fassen, sondern es kommt<br />
darauf an, dass wir das mal erlebt haben. Wenn man will, geht es, dass wir<br />
an einem Projekt über ein Schuljahr zusammenarbeiten. Das ist für mich<br />
auch ein Ergebnis. (Lehrer 3, Zeile 396-404)<br />
Ich bin erstaunt, wenn ich die Zusammenarbeit ergebnisorientiert<br />
betrachte. Ich habe wieder an den Unterlagen gearbeitet und mir gefällt<br />
diese Art des Aufschriebes so gut, dass ich jetzt das nächste Projekt auch<br />
gleich mal so umschreibe. [...] Das Ergebnis gefällt mir. Da kann man<br />
weitermachen ohne großen Aufwand. (Lehrer 3, Zeile 340-352)<br />
Die Mitglieder der Gruppe äußerten darüber hinaus den Wunsch, diese Form der<br />
Kooperation auch auf zukünftige schulische Herausforderungen anzuwenden. Im<br />
Mittelpunkt der Diskussion stand die Entwicklung eines Schulcurriculums für das im<br />
Zuge der Bildungsreform neu einzuführende Fach Naturwissenschaft und Technik.<br />
Schön wäre es, wenn sich so wie auch hier Arbeitsgruppen finden würden. [...] Ich denke<br />
das wäre eine optimale Vorbereitungsorganisation für das Fach. (Lehrer 2, Zeile 530-547)<br />
Die Methode, die wir jetzt angewendet haben, können wir da genauso anwenden. (Lehrer<br />
1, Zeile 520-522)<br />
166
Den Teilnehmern war dabei durchaus bewusst, dass diese Zusammenarbeit unter<br />
grundsätzlich anderen Rahmenbedingungen stattfinden würde (Arbeitskreis muss vor<br />
Neueinführung stattfinden; Arbeitskreis besteht aus unterschiedlichen Fachlehrern;<br />
Arbeitskreis muss ohne externe Begleitung auskommen; Arbeitskreis ist aufgrund der<br />
komplexeren Inhalte stärker auf fachliche Unterstützung angewiesen).<br />
Dennoch war es der Wunsch aller, diese Zusammenarbeit im Arbeitskreis im<br />
kommenden Schuljahr weiterzuverfolgen.<br />
Ich glaube, das stimmt mich so positiv. Das ist, glaube ich, die einzige Möglichkeit wie wir<br />
das irgendwie geregelt kriegen. (Abschlussgespräch Naturphänomene, Lehrer 3, Zeile 510-<br />
517)<br />
7.3.6 Möglichkeiten der Wirtschaft zur Unterstützung eines<br />
interessenfördernden Unterrichts<br />
Die Lehrer des Arbeitskreises diskutierten abschließend, wie ein interessenfördernder<br />
Unterricht durch die Institutionen der Wirtschaft unterstützt werden kann. Dazu<br />
gaben sie Handlungsempfehlungen auf der Ebene der Bildungspolitik, der Schule, der<br />
Lehrer und der Schüler. Auf bildungspolitischer Ebene wäre ein stärkerer Druck auf<br />
die Entscheidungsträger im staatlichen Bildungssystem notwendig. Diese Einfluss-<br />
nahme muss nach Ansicht der Lehrer unter genauer Kenntnis der Sachlage und ohne<br />
vordergründiges Verfolgen eigener Interessen erfolgen.<br />
Ebene<br />
Bildungspolitik<br />
Kategorie Beispielzitat<br />
Einflussnahme unter Kennt-<br />
nis der aktuellen schulpoli-<br />
tischen Probleme<br />
Ablehnung von eigennüt-<br />
ziger Einflussnahme<br />
Wenn man sich schon einmischen möchte, dann muss man<br />
sich zuerst mal umschauen. Was braucht man denn, wie<br />
sieht es aus oder kann ich was für die Schule tun, um dann<br />
die Kultusbürokratie ein bisschen in eine andere Richtung<br />
zu wenden oder etwas zu korrigieren. (Lehrer 3, Zeile 761-<br />
778)<br />
Ansonsten muss sich die Wirtschaft aus dem Schulbetrieb<br />
raushalten. Sie kann, egal in welchem Bereich, unterstüt-<br />
zend wirken. Sie darf bloß nicht die Ziele vorgeben. (Lehrer<br />
3, Zeile 761-778)<br />
Abbildung 59: Unterstützungsmöglichkeiten der Wirtschaft (Teil 1)<br />
Auf Schulebene könnte die Wirtschaft, wie im vorliegenden Entwicklungsprojekt<br />
geschehen, Schulen bei der Gestaltung von Veränderungsprozessen im Bereich der<br />
Schul- und Unterrichtsentwicklung unterstützen. Die Begleitung des Arbeitskreises<br />
durch den Doktoranden ist hier beispielhaft.<br />
167
Ebene Schule Kategorie Beispielzitat<br />
Begleitung von Arbeits-<br />
gruppen zur Qualitätsent-<br />
wicklung von Schule und<br />
Unterricht<br />
Abbildung 60: Unterstützungsmöglichkeiten der Wirtschaft (Teil 2)<br />
Und dann muss man noch bedenken, wie wir vorher gesagt<br />
haben, dass es die Arbeitsgruppe unter anderem deshalb<br />
gibt, weil sie von außen kommen und das ein bisschen<br />
begleiten. Das ist keine Frage, aber wir brauchen in dieser<br />
Hinsicht ein paar Impulse. Das ist vermutlich, was die Vorbe-<br />
reitung von NWT betrifft, nicht so. (Lehrer 2, Zeile 563-573)<br />
Die schnell voranschreitenden Entwicklungen in Naturwissenschaft und Technik<br />
erfordern aktuelle Informationen. Durch Fortbildungsveranstaltungen und die<br />
Bereitstellung von fachkundigen Ansprechpartnern im Unternehmen kann die<br />
Wirtschaft Lehrer bei ihrem Bemühen um einen interessenfördernden Unterricht<br />
unterstützen.<br />
Ebene Lehrer Kategorie Beispielzitat<br />
Fortbildung (z.B. Fortbil-<br />
dungsveranstaltung,<br />
Pädagogischer Tag)<br />
(Fachliche) Ansprechpartner<br />
im Unternehmen<br />
Ich muss sagen, ich profitiere am meisten von Fortbil-<br />
dungen, an denen ich teilnehme. Da profitiere ich am<br />
meisten und ich glaube, die Schüler auch. (Lehrer 3, Zeile<br />
822-825)<br />
Wenn du weißt, zum Beispiel in der Halbleitertechnik, da<br />
gibt es einen Ansprechpartner, den kann man anrufen,<br />
wenn man was braucht oder was wissen muss, also noch<br />
über die Fortbildung hinaus, das ist natürlich ganz toll. [...]<br />
Ich weiß zwar, da ist Bosch, die machen das und da ist die<br />
Firma, die machen das, aber du rufst doch nicht mal schnell<br />
an, wenn du im Unterricht an einer bestimmten Stelle bist.<br />
(Lehrer 1, Zeile 836-842)<br />
Abbildung 61: Unterstützungsmöglichkeiten der Wirtschaft (Teil 3)<br />
In enger Abstimmung mit der naturwissenschaftlichen Lehrerschaft sind auch direkte<br />
Angebote an Schüler möglich. Diese reichen von der gemeinsamen Gestaltung<br />
außerschulischer Angebote (z.B. Schülerpraktikum, AG) bis hin zur Ausschreibung<br />
von (regionalen) Wettbewerben.<br />
Ebene Schüler Kategorie Beispielzitat<br />
Zusammenarbeit bei außer-<br />
unterrichtlichen Angeboten<br />
(z.B. Praktikum, AG)<br />
Also punktuell, denke ich, ist es sinnvoll, mit Interessierten<br />
im außerschulischen Bereich zusammenzuarbeiten, ob das<br />
im Praktikumsbereich einer Firma läuft [...] oder indem die<br />
Vertreter der Firma in die Schule kommen. (Lehrer 2, Zeile<br />
781-805)<br />
Abbildung 62: Unterstützungsmöglichkeiten der Wirtschaft (Teil 4)<br />
168
Ebene Schüler Kategorie Beispielzitat<br />
Förderung von technisch<br />
interessierten Schülern in der<br />
Unter- und Mittelstufe<br />
Förderung von naturwissen-<br />
schaftlich-technischen<br />
Talenten in der Oberstufe<br />
Wettbewerbe unter Einbe-<br />
ziehung der Schule<br />
Dass man zum Beispiel sagt, wir haben ein paar von Bosch<br />
gesponserte Netzgeräte [oder Technikbaukasten, sonstiges<br />
Material], die sind extra dazu da, sie solchen Kindern mit<br />
nach Hause zu geben. Vielleicht ist da auch noch ein Wett-<br />
bewerb, und in einem halben Jahr müssen die Kinder das<br />
Netzgerät [oder Technikbaukasten, sonstiges Material]<br />
wieder zurückbringen. (Lehrer 2, Zeile 890-911)<br />
Ob man solche wirklichen Talente mal in einen Betrieb<br />
einschleusen kann und die da in einer Gruppe eine Weile<br />
mitarbeiten lassen kann [...] (Lehrer 2, Zeile 912-917)<br />
Was hindert jetzt zum Beispiel Bosch oder eine andere<br />
größere Firma daran, mit der Hochschule einen Wettkampf<br />
im naturwissenschaftlichen Bereich auszuloben. [...] Da ist<br />
gar nicht viel dahinter. Es muss ein Thema rausgesucht<br />
werden, ein bisschen den Tag gestalten und mit beiden<br />
Partnern unterstützt hat das einen werbewirksamen Effekt<br />
und eine tolle Ausstrahlungskraft in die Schule. Uns wird<br />
nicht reingeredet [...], sondern uns werden Möglichkeiten<br />
eröffnet, thematisch zu arbeiten. (Lehrer 3, Zeile 870-885)<br />
Abbildung 62: Unterstützungsmöglichkeiten der Wirtschaft (Teil 4 Fortsetzung)<br />
169
7.3.7 Zusammenfassung und Bewertung<br />
In Übereinstimmung mit den Schülerergebnissen beobachteten auch die Lehrer die<br />
interessenfördernde Wirkung ihres neu gestalteten Unterrichts. Bezüglich des Ziels<br />
der Maßnahme, möglichst viele Schüler durch den Aufbau von dispositionalen<br />
Interessenstrukturen dauerhaft für die naturwissenschaftlich-technischen Fach-<br />
bereiche zu begeistern, äußerten sich die Lehrkräfte aufgrund ihrer Unterrichts-<br />
beobachtungen zurückhaltend. Geht man davon aus, dass auch in der Schüler-<br />
befragung noch kein positiver Einfluss auf das individuelle Interesse nachgewiesen<br />
werden konnte, so ist diese Feststellung wohl wenig verwunderlich. Ein fortgesetzter<br />
interessenfördernder Naturphänomeneunterricht sollte bei den Schülern eine<br />
nachhaltige Beeinflussung der Interessenstruktur einleiten und für die Lehrer den<br />
langfristigen Erfolg ihrer Arbeit noch deutlicher sichtbar machen.<br />
Insgesamt bedenklich bleibt aber vor allem, dass die beteiligten Lehrer sich trotz des<br />
Erfolges der Maßnahme, eine Berücksichtigung der interessenfördernden Kriterien im<br />
regulären Physikunterricht nur bedingt vorstellen konnten. Eine Reihe von<br />
Argumenten, wie die Klassengröße, der Lehrplandruck, der hohe Vorbereitungs-<br />
aufwand bzw. die fachliche Notwendigkeit einer systematischen Einführung in die<br />
Naturwissenschaften, stünden einem anwendungs- bzw. praxisorientiertem Physik-<br />
unterricht entgegen. Trotz der Einwände wurde die Reformbedürftigkeit des<br />
regulären naturwissenschaftlichen Unterrichts von allen Projektteilnehmern an-<br />
erkannt. Der von den Lehrern vorgeschlagene Weg, in Anknüpfung an die Natur-<br />
phänomene einen stärker interessenfördenden Physikanfangsunterricht zu versuchen,<br />
erscheint dem Verfasser als eine praktikable Möglichkeit, erste Veränderungen<br />
einzuleiten.<br />
Auch auf die Frage, wie solche Unterrichtsentwicklungen in der Schulpraxis gestaltet<br />
werden könnten, gibt die vorliegende Arbeit eine Antwort. Erst die Zusammenarbeit<br />
mehrerer Lehrkräfte kann zu breitenwirksamen und nachhaltigen Ergebnissen<br />
führen. Die Chance, dass eine solche Zusammenarbeit gelingt, hängt von einer Reihe<br />
von Faktoren ab. Im Arbeitskreis Naturphänomene stellten sich die klare Ziel-<br />
orientierung, das arbeitsteilige Kooperieren, der für alle erkennbare Nutzen, die<br />
externe Prozessbegleitung und die guten organisatorischen Rahmenbedingungen als<br />
vorteilhaft heraus. Eine solche Prozessbegleitung kann durch externe Begleiter<br />
erfolgen. Doch ist dies nur eine Möglichkeit, wie die Wirtschaft nach Meinung der<br />
beteiligten Lehrkräfte einen interessenfördernden Unterricht stützen könnte.<br />
170
Erkenntnisse im Hinblick auf die Beantwortung der Forschungsfragen<br />
Zum dritten Zielbereich:<br />
Die Wirkung der interessenfördernden Maßnamen ist für die Lehrer im Unterricht<br />
beobachtbar.<br />
Zum ersten Zielbereich:<br />
Die im Arbeitskreis Naturphänomene umgesetzten interessenfördernden Kriterien<br />
lassen sich nach Ansicht der Lehrer nur bedingt auf den regulären natur-<br />
wissenschaftlichen Unterricht übertragen. Eine Reihe von strukturellen Rahmen-<br />
bedingungen steht deren Verwirklichung im Wege.<br />
Zum vierten Zielbereich:<br />
Verantwortlich für den Erfolg des Projektes ist die gelungene Zusammenarbeit im<br />
Arbeitskreis Naturphänomene. Als kooperationsfördernd haben sich die klare<br />
Zielorientierung, die Arbeitsteiligkeit, der für alle erkennbare Nutzen, die externe<br />
Prozessbegleitung und die guten organisatorischen Rahmenbedingungen heraus-<br />
gestellt.<br />
Zum fünften Zielbereich:<br />
Die Wirtschaft kann Schulen auf der Ebene der Bildungspolitik, der Schule, des<br />
Lehrers und der Schüler bei der Verwirklichung eines interessenfördernden natur-<br />
wissenschaftlichen Unterrichts unterstützen.<br />
171
8 Die Evaluationsergebnisse des Projektes Schüler-<br />
Ingenieur-Akademie<br />
8.1 Die Beschreibung des Projektergebnisses<br />
8.1.1 Das Gesamtprojekt<br />
Betrachtet man die Schüler-Ingenieur-Akademie unter interessenfördernden Gesichts-<br />
punkten, so wird man schnell feststellen, dass die Vorkehrungen, die im Rahmen des<br />
Gesamtprojektes getroffen wurden, den in Kapitel 3.3 formulierten Anforderungen<br />
entsprechen.<br />
Die Betrachtung des Gesamtprojektes unter interessenfördenden Gesichtspunkten<br />
Die SIA will Schüler fördern, die bereits naturwissenschaftlich-technisch interessiert<br />
sind. Ein Bewerbungsverfahren sollte gewährleisten, dass nur diese Schüler Aufnahme<br />
in den ersten SIA-Jahrgang fanden (organisatorischer Aspekt).<br />
Lediglich ein „kleiner Mädchenbonus“ sollte die Aufnahme von weiblichen Teilneh-<br />
merinnen erleichtern. Weitere geschlechtsspezifische Vorkehrungen wurden nicht ge-<br />
troffen, da das Planungsteam davon ausging, dass mädchenfördernde Maßnahmen<br />
weit früher ansetzen müssen (geschlechtsspezifischer Aspekt).<br />
Die Zusammensetzung der Gruppe aus zwei verschiedenen Schulen und unter-<br />
schiedlichen Klassen erforderte team- bzw. gruppenbildende Elemente im Aus-<br />
bildungsplan. Hierzu veranstalteten professionelle Erlebnispädagogen zu Beginn des<br />
SIA-Halbjahres ein eintägiges Outdoorseminar (sozialer Aspekt).<br />
Die Beschränkung der Auswertung auf das Teilprojekt Netzgerät<br />
Alle weiteren interessenfördernden Kriterien werden anhand des konkreten<br />
Ausbildungsplanes überprüft. Die Schüler-Ingenieur-Akademie beinhaltete zwei<br />
Teilprojekte (Bau des Netzgerätes, Mikrocontrollerprogrammierung eines Reaktions-<br />
zeittesters). Wie auch bei der Darstellung der Ergebnisse des Arbeitskreises Natur-<br />
phänomene wird im Folgenden eine Beschränkung der Darstellung vorgenommen.<br />
Im Mittelpunkt der Ausführungen steht das Teilprojekt Netzgerät. Diese Auswahl<br />
erfolgt nicht zufällig. Während die Fachhochschule, wie bereits oben beschrieben, das<br />
Teilprojekt Mikrocontroller weitgehend selbstständig gestaltete, wurde der<br />
Netzgerätebau vom Doktoranden, den Lehrern und der Ausbildungsabteilung der<br />
Robert Bosch GmbH gemeinsam geplant und durchgeführt. Eine Umsetzung der<br />
interessenfördernden Kriterien war somit direkt möglich.<br />
172
8.1.2 Das Teilprojekt Netzgerätebau<br />
Das Teilprojekt Netzgerätebau erstreckte sich über fast ein ganzes Projekthalbjahr.<br />
Inwieweit es den Planern hier gelungen ist, die interessenfördernden Kriterien<br />
umzusetzen, sollen die folgenden Ausführungen zeigen.<br />
Zeitpunkt Theorie/Praxis Inhalt Lernort Durchführende<br />
10.10.03 Theorie I Grundlagen der Elektronik<br />
• Schaltzeichen<br />
• Messung von Strom und Spannung<br />
• Widerstände<br />
• Reihen- und Parallelschaltung von Widerständen<br />
• Temperatur- bzw. lichtempfindliche Widerstände<br />
• Potentiometer, Diode, Transistor, Kondensator<br />
• Übungsaufgaben mit Crocodile Physics<br />
17.10.03 Praxis I Sicherheitsunterweisung<br />
Gehäusebau I<br />
Schule Lehrer<br />
Bosch,<br />
Ausbildungs-<br />
werkstätte<br />
24.10.03 Praxis II Gehäusebau II Bosch,<br />
14.11.03 Theorie II Die Entwicklung einer einfachen Schaltung für<br />
ein Netzteil I<br />
• Transformator<br />
• Halbleiterdiode<br />
• Einweggleichrichtung<br />
• Kondensator<br />
• Einweggleichrichtung mit Kondensator<br />
Übungsaufgaben mit Crocodile Physics<br />
Ausbildungs-<br />
werkstätte<br />
21.11.03 Praxis III Bestückung der Platine I Bosch,<br />
Ausbilder,<br />
173<br />
Auszubildende,<br />
Lehrer<br />
Ausbilder,<br />
Auszubildende,<br />
Lehrer<br />
Schule Lehrer<br />
Ausbildungs-<br />
werkstätte<br />
28.11.03 Praxis IV Bestückung der Platine II Bosch,<br />
5.12.03 Theorie III Die Entwicklung einer einfachen Schaltung für<br />
ein Netzteil II<br />
• Zweiweggleichrichtung<br />
Die Entwicklung einer Schaltung mit regelbarer<br />
Spannungsquelle<br />
• Transistor als Regelelement<br />
• Konstantspannungsquelle<br />
• Konstantstromquelle<br />
• Simulation mit Crocodile Physics<br />
Abbildung 63: Beschreibung des Projektablaufs Netzgerät<br />
Ausbildungs-<br />
werkstätte<br />
Ausbilder,<br />
Auszubildende,<br />
Lehrer<br />
Ausbilder,<br />
Auszubildende,<br />
Lehrer<br />
Schule Lehrer
Zeitpunkt Theorie/Praxis Inhalt Lernort Durchführende<br />
12.12.03 Theorie IV Der Operationsverstärker zur automatischen<br />
Regelung der Ausgangsspannung<br />
• Regelkreise<br />
• Operationsverstärker<br />
Simulation mit Crocodile Physics<br />
9.1.04 Theorie V Die Spannungs- bzw. Stromregelung des<br />
Netzgerätes<br />
• Spannungsregelung<br />
• Stromregelung<br />
Erklärung anhand des Schaltplanes;<br />
Simulation mit Crocodile Physics<br />
16.1.04 Praxis V Bestückung der Platine III Bosch,<br />
Schule Lehrer<br />
Schule Lehrer<br />
Ausbildungs-<br />
werkstätte<br />
23.1.04 Praxis VI Endmontage I Bosch,<br />
Ausbildungs-<br />
werkstätte<br />
30.1.04 Praxis VII Endmontage II Bosch,<br />
11.6.04 Inbetriebnahme Inbetriebnahme<br />
Wiederholung der Spannungs- bzw. Stromregelung;<br />
Begrenzung der max. Ausgangsspannung (20V) bzw.<br />
der Stromstärke (2A);<br />
Abgleich der digitalen Anzeige;<br />
Test der Hitzeschutzschaltung<br />
Abbildung 63: Beschreibung des Projektablaufs Netzgerät (Fortsetzung)<br />
Ausbildungs-<br />
werkstätte<br />
Ausbilder,<br />
174<br />
Auszubildende,<br />
Lehrer<br />
Ausbilder,<br />
Auszubildende,<br />
Lehrer<br />
Ausbilder,<br />
Auszubildende,<br />
Lehrer<br />
Schule Lehrer<br />
Neben dem Gehäusebau hatte das Teilprojekt Netzgerät einen eindeutig auf die<br />
Elektronik ausgerichteten Schwerpunkt (inhaltlicher Aspekt – Anwendungsorien-<br />
tierung). In den Theorieveranstaltungen sollten die Schüler anhand des Netzgeräte-<br />
schaltplans die Funktionsweise der einzelnen Bauelemente und Schaltkreise erken-<br />
nen. Um diesen Verstehensprozess zu unterstützen wurde außerdem das Simulations-<br />
programm Crocodile Physics eingesetzt. Beim Bau des Netzgerätes sollte den Schü-<br />
lern Gelegenheit gegeben werden, die erworbenen theoretischen Grundlagen direkt<br />
anzuwenden und deren Funktionstüchtigkeit am fertigen Produkt zu überprüfen.<br />
Die praktische Arbeit in der Werkstätte ermöglichte es den Schülern, eine Reihe von<br />
handwerklichen Fähigkeiten zu erwerben (inhaltlicher Aspekt – Tätigkeitsorien-
tierung). Neben dem Löten und Verdrahten beim Bestücken der Platine musste beim<br />
Bau des Gehäuses abgemessen, gesägt, gefeilt und gebohrt werden.<br />
Es war den Planern bewusst, dass aufgrund der vielen Vorgaben die Freiräume für ein<br />
selbstständiges und kreatives Arbeiten im Teilprojekt Netzgerätebau stark<br />
eingeschränkt waren, doch rechtfertigte aus Sicht der beteiligten Lehrer das<br />
Kennenlernen neuer Techniken und Arbeitsweisen diese Vorgehensweise (metho-<br />
discher Aspekt – Autonomieorientierung). Trotzdem sollte das Arbeiten mit dem<br />
Simulationsprogramm Crocodile Physics in der Schule und der durch einige<br />
Auszubildende unterstützte Bau des Netzgerätes in den Werkstätten der Robert<br />
Bosch GmbH Autonomieerlebnisse ermöglichen.<br />
Da jeweils zwei Schüler zusammen ein Netzgerät herstellten, war darüber hinaus<br />
Kooperation gefordert (methodischer Aspekt – kooperatives Lernen).<br />
175
8.1.3 Zusammenfassung und Bewertung<br />
Die Auswertung des Ausbildungsplanes und der Protokolle der Planungssitzungen<br />
des Arbeitskreises SIA zeigt, dass, ähnlich wie bei der Erstellung des Schul-<br />
curriculums für das Fach Naturphänomene, auch im Teilprojekt Netzgerätebau<br />
vorrangig die Prinzipien der Anwendungs- und Tätigkeitsorientierung bzw. des<br />
kooperativen Lernens umgesetzt wurden.<br />
Zwar war es in einem frühen Projektstadium vorgesehen, den Schülern größere<br />
Freiheiten bei der Planung und Durchführung beider Teilprojekte zu geben, doch<br />
hielten die Lehrkräfte aufgrund der Neuheit und Komplexität der Projektthemen<br />
einen vorwiegend individuell gestalteten Projektablauf für kaum möglich. Sicherlich<br />
war für diese Einschätzung auch der Umstand verantwortlich, dass die Lehrer selbst<br />
bis dahin noch keine Erfahrungen mit dem Ablauf einer Schüler-Ingenieur-Akademie<br />
hatten. Auch waren ihnen die Projektinhalte weitgehend unbekannt. Zudem ließ sich<br />
zu Beginn des Projektes schwer einschätzen, wie die beteiligten Schüler mit den an sie<br />
gestellten Aufgaben zurecht kommen würden. Eine eng an den Ausbildungsplan<br />
gekoppelte Durchführung der beiden Teilprojekte schien deshalb Projekterfolge eher<br />
ermöglichen zu können. Geht man davon aus, dass diese für ein schulübergreifendes<br />
Pilotprojekt von besonderer Bedeutung sind, so kann der Verfasser der vorliegenden<br />
Arbeit dieser Auffassung nur zustimmen. Eine weitere Optimierung wäre dann ja<br />
immer noch in den Folgejahren möglich.<br />
Inwieweit die weitere Entscheidung des Arbeitskreises − außer einer Bevorzugung<br />
weiblicher Teilnehmer bei der SIA-Aufnahme − keine weiteren die Mädchen unter-<br />
stützenden Vorkehrungen zu treffen, der Verwirklichung der Projektziele zuträglich<br />
ist, muss dagegen die abschließende Evaluation zeigen.<br />
Erkenntnisse im Hinblick auf die Beantwortung der Forschungsfragen<br />
Zum dritten Zielbereich:<br />
Die Prinzipien der Anwendungs- und Tätigkeitsorientierung bzw. des kooperativen<br />
Lernens lassen sich besonders gut im Projekt Schüler-Ingenieur-Akademie verwirk-<br />
lichen. Eine verstärkte Autonomieorientierung bei der Entwicklung des Ausbildungs-<br />
plans wird von den Lehrern zwar anerkannt, doch aufgrund der Neuheit der zu<br />
vermittelnden Projektinhalte zurückgestellt.<br />
Nach Ansicht der beteiligten Lehrer bedarf die Schüler-Ingenieur-Akademie aufgrund<br />
der bereits ausgeprägten Interessenstruktur der Teilnehmer keinerlei mädchenför-<br />
176
dernder Vorkehrungen. Lediglich ein Bonus bei der Aufnahme versucht interessierte<br />
Schülerinnen zu bevorzugen.<br />
177
8.2 Die Befunde der Schülerbefragung<br />
8.2.1 Vorgehensweise bei der Datenerhebung<br />
Die Schüler wurden vom Doktoranden im Rahmen zweier Leitfadeninterviews in<br />
Einzelgesprächen befragt (vgl. Kapitel 6.3.4: Die Durchführung der Evaluation).<br />
Dieses Evaluationsinstrument kam der Absicht des Forschers entgegen, möglichst viel<br />
über die naturwissenschaftlich-technische Interessenstruktur der Schüler wie auch<br />
über deren Veränderung durch die Maßnahme zu erfahren. Der Leitfaden sollte dabei<br />
die Einheitlichkeit des Gesprächverlaufes sichern und einen unkomplizierten<br />
Vergleich der Einzelinterviews gewährleisten (vgl. auch Friebertshäuser 2003).<br />
Dennoch ließ er „genügend Spielraum, spontan aus der Interviewsituation heraus<br />
neue Fragen und Themen einzubeziehen oder bei der Interviewauswertung auch<br />
Themen herauszufiltern, die bei der Leitfaden-Konzeption nicht antizipiert wurden“<br />
(Bortz/Döring 2002, S. 315).<br />
Das Auftakt- und Abschlussgespräch<br />
Im Auftaktgespräch sollte neben den Erwartungen der Schüler an die Schüler-<br />
Ingenieur-Akademie ihre naturwissenschaftlich-technische Interessenstruktur eruiert<br />
werden.<br />
1. Allgemeine Info, Freizeitinteressen, Sachinteressen<br />
(1) Stell dich doch einfach mal selbst vor!<br />
(1.1) Wo kommst du her?<br />
(1.2) Wie war dein bisheriger schulischer Werdegang?<br />
(1.3) Wie verbringst du deine Freizeit?<br />
2. Schulische Interessen I<br />
(2) Hast du Lieblingsfächer?<br />
(2.1) Warum ist Physik dein Lieblingsfach?<br />
(2.2) Und was ist mit Physik?<br />
3. Motivation zur Teilnahme an der SIA<br />
(3) Warum hast du dich für die SIA beworben?<br />
(4) Was erwartest du dir von der SIA?<br />
4. Berufsinteresse<br />
(5) Hast du einen Berufs- oder Studienwunsch?<br />
(5.1) Wie ist deiner Meinung nach dieser Studienwunsch bzw. Berufswunsch zustande gekommen? Warum dieser und nicht etwas anderes?<br />
(5.2) Hast du eine Vorstellung in welche Richtung deine beruflichen Interessen gehen?<br />
5. Schulische Interesse II<br />
(6) Am Ende der Klasse 11 wählst du dein Profil- und Neigungsfach. Weißt du schon welche Fächer du wählen wirst?<br />
Abbildung 64: Gesprächsleitfaden des Auftaktinterviews<br />
178
Während des im Schnitt rund 15-minütigen Interviews bestand für den Interviewer<br />
die Möglichkeit, auf die Informationen aus den Bewerbungsunterlagen (Anschreiben,<br />
Lebenslauf) Bezug zu nehmen und diese als Gesprächsanlass zu verwenden.<br />
Im Abschlussgespräch sollte in erster Linie geprüft werden, inwieweit die Schüler-<br />
Ingenieur-Akademie eine Auswirkung auf die Interessenstruktur der beteiligten<br />
Schüler gezeitigt hatte. Auf der Suche nach geeigneten Indikatoren bot sich zum<br />
einen die am Ende der 11. Klasse stattfindende Wahl der Profil- und Neigungsfächer<br />
an. So bestand beim Doktoranden die Vermutung, dass diese Wahl eventuell durch<br />
die SIA zu Gunsten des naturwissenschaftlichen Fachbereiches beeinflusst werden<br />
könnte. Zum anderen sollte die Auswirkung der SIA auf das Berufsinteresse<br />
überprüft werden, nicht zuletzt deshalb, weil die Berufsorientierung ein wichtiges<br />
Teilziel der Maßnahme war. Weiterhin wurden im Abschlussgespräch Informationen<br />
zum Ablauf der Maßnahme und zur Erfüllung der Erwartungen an das Projekt<br />
erhoben.<br />
1. Erfüllung der Erwartungen<br />
Du hast beim Gespräch vor einem Jahr Erwartungen an die SIA geäußert.<br />
(1) Sind deine Erwartungen an die SIA erfüllt worden?<br />
2. Interessiertheit an der Maßnahme<br />
2.1 Inhaltlich<br />
Im vergangenen Jahr: Outdoorseminar, Netzgerät, Tag der Berufsorientierung, Mikrokontrollerprogrammierung, Ausflüge [...]<br />
(2) Was hat dir besonders gut gefallen? Was hat dir besonders viel Spaß gemacht? Warum?<br />
(3) Was fandest du schlecht? Warum?<br />
(4) Was hast du dazugelernt? Weißt du etwas, was du vorher nicht wusstest?<br />
(5) Wie unterscheidet sich die SIA vom alltäglichen Physikunterricht?<br />
2.2 Organisatorisch<br />
(6) Wie bist du zeitlich und organisatorisch mit dem zusätzlichen Freitagnachmittag zurecht gekommen?<br />
(7) Die SIA dauerte insgesamt ein Jahr. Zu lang? Zu kurz? Verlängerung? Verkürzung?<br />
3. Berufsinteresse<br />
Du hast beim Gespräch vor einem Jahr folgenden Berufswunsch geäußert [...]<br />
oder<br />
Du hast dich beim Gespräch vor einem Jahr bzgl. deines Berufswunsches unentschieden geäußert [...]<br />
(8) Hat sich hier etwas geändert?<br />
(9) Hat die SIA deinen Berufswunsch beeinflusst?<br />
4. Fachinteresse in Form von Wahlinteresse an Pflicht- und Neigungsfach<br />
(10) Welche Profil- und Neigungsfächer hast du gewählt?<br />
(11) Aus welchen Gründen hast du dich für deine Profil- und Neigungsfächer entschieden?<br />
(12) Hat die SIA diese Wahl beeinflusst?<br />
(12.1) Wenn ja, warum?<br />
(12.2) Wenn nein, warum nicht?<br />
Abbildung 65: Gesprächsleitfaden des Abschlussinterviews<br />
179
Während des im Schnitt 20-minütigen Interviews bestand für den Interviewer auch<br />
die Möglichkeit, auf Informationen aus dem Auftaktgespräch zurückzugreifen und<br />
diese als Gesprächsanlass zu verwenden.<br />
Die Durchführung der Erhebung<br />
Die Einzelinterviews wurden in den Räumlichkeiten der Robert Bosch GmbH<br />
durchgeführt. Sie fanden ohne Anwesenheit der beteiligten Lehrer statt. Zu Beginn<br />
der Interviews wurden alle Schüler gemeinsam auf die Tonbandaufzeichnung<br />
aufmerksam gemacht. Sie wurden aufgefordert, die Fragen möglichst wahrheitsgemäß<br />
zu beantworten. Diese Hinweise waren besonders vor Beginn der Auftaktgespräche<br />
nötig, da die Schüler dem Doktoranden bis zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt wa-<br />
ren. Hinzu kam, dass trotz der bereits im Vorfeld zugesagten Teilnahme an der SIA<br />
der Eindruck eines nachgelagerten Bewerbungsgespräches vermieden werden sollte.<br />
8.2.2 Vorgehensweise bei der Datenauswertung<br />
Die Interviews wurden transkribiert und das Datenmaterial in einem ersten Schritt<br />
auf seine Güte überprüft.<br />
Die Überprüfung der Testgütekriterien<br />
Die Gütekriterien qualitativer Datenerhebungen wurden so gut wie möglich erfüllt.<br />
Die Transparenz des methodischen Vorgehens und der Interviewleitfaden sicherten<br />
die Objektivität des Interviews (vgl. Bortz/Döring 2002, S. 326ff.). Innerhalb des<br />
Interviews war durch Analyse des Interaktionsverlaufs, durch Vergleich des<br />
Auftaktgespräches mit dem Schlussgespräch und durch Vorlage der Ergebnisse bei<br />
den beteiligten Lehrern eine ausreichende Validierung möglich (vgl. Bortz/Döring<br />
2002, S. 327ff.).<br />
Die Auswertung und Interpretation der Daten<br />
Die anschließende Auswertung des Datenmaterials wurde gemäß Schmidt in den<br />
Arbeitsschritten Kategorisieren, Codieren und Interpretieren vorgenommen (Schmidt<br />
2003).<br />
Die Erstellung der Kategorien erfolgte über alle Einzelinterviews hinweg in<br />
Anlehnung an die Vorgehensweise bei der Auswertung des Lehrergruppengespräches<br />
(vgl. Kapitel 7.3.2: Die Vorgehensweise bei der Datenauswertung). In Erweiterung der<br />
dort praktizierten Auswertestrategie orientierte sich der Forscher bei der Auswertung<br />
des Auftaktgespräches an einer teilweise quantifizierenden Zusammenstellung der<br />
180
Ergebnisse (vgl. Schmidt 2003, S. 563). Sie erhöhte die Transparenz bei der Ergebnis-<br />
darstellung und ließ Interessen- bzw. Einstellungsschwerpunkte der Gruppe<br />
erkennen. Um auch individuelle Interessenunterschiede aufdecken zu können, wurde<br />
zudem ein Einzelfallvergleich mit Hilfe der bisher erarbeiteten Kategorien<br />
vorgenommen. Folgende die naturwissenschaftlich-technische Interessenstruktur<br />
beschreibende Konstrukte kamen dabei zum Einsatz: Beruf des Vaters, Schulprofil,<br />
Freizeitinteresse in Naturwissenschaft und Technik, Freizeitinteresse und<br />
Computernutzung, Lieblingsfach, voraussichtliche Wahl des Profil- und<br />
Neigungsfaches, Teilnahme an schulischen Zusatzangeboten und Berufswunsch (vgl.<br />
Abbildung 71 - Abbildung 72). Die gewonnen Auswertekategorien konnten so<br />
überprüft und Schüler mit einer besonders auffälligen Interessenstruktur identifiziert<br />
werden.<br />
Die Auswertung der Daten des Abschlussgespräches erfolgte zunächst ebenfalls<br />
gemäß der bisher angewendeten Kategorisierung (vgl. Kapitel 7.3.2: Die Vorgehens-<br />
weise bei der Datenauswertung). Über alle Interviews hinweg ließen sich Kategorien<br />
finden, die die beiden Teilprojekte aus Sicht der Schüler beschrieben. Besonders<br />
bedeutsam waren natürlich diejenigen Kategorien, die Rückschlüsse auf eine<br />
interessenfördernde Wirkung der Maßnahmen zuließen. Sie stehen im Vordergrund<br />
der Beschreibung des SIA-Projektes aus Schülersicht.<br />
Die Daten des Abschlussgespräches waren auch Ausgangspunkt für eine Überprüfung<br />
der Wirkung der Maßnahme im Hinblick auf die langfristige Interessenstruktur der<br />
Schüler. Die im Auftaktgespräch erfragte Wahlabsicht bezüglich des Profil- und<br />
Neigungsfaches ließ sich mit der im Abschlussgespräch eruierten tatsächlichen<br />
Wahlentscheidung vergleichen. Auch die Beeinflussung des Berufsinteresses wurde für<br />
jeden Schüler anhand eines Vergleiches der Aussagen im Auftaktgespräch mit denen<br />
des Abschlussgespräches analysiert. Um Sonderfälle zu klären, die sich entweder<br />
durch eine starke oder eine sehr geringe Beeinflussung der Interessenstruktur<br />
auszeichneten, nahm der Forscher abschließend eine Prüfung von Einzelfällen vor.<br />
Diese geschah bei Bedarf unter Berücksichtigung der zu Projektbeginn erhobenen<br />
Interessen und der Äußerungen des jeweiligen Probanden zur Wirkung der Maß-<br />
nahme auf die eigene Person.<br />
Aufgrund des umfangreichen Datenmaterials liegen die erarbeiteten Kategoriensyste-<br />
me in Tabellenform der Arbeit bei (Anlage 11, 12). Für das Textverständnis wichtige<br />
Tabellen wurden als Abbildungen in die folgende Darstellung der Ergebnisse ein-<br />
gefügt.<br />
181
8.2.3 Die Interessenstruktur der Teilnehmer<br />
Die Auswertung der Daten des Auftaktgespräches ergab, dass das Ziel des Be-<br />
werbungsverfahrens, nach Möglichkeit solche Jugendlichen für die SIA zu gewinnen,<br />
die bereits naturwissenschaftlich-technisch interessiert waren, weitgehend erreicht<br />
wurde.<br />
Die Interessenstruktur der Schüler zu Beginn der Maßnahme<br />
Bei den von den Schülern geäußerten Freizeitinteressen ließen sich immer wieder<br />
Hinweise auf eine Auseinandersetzung mit naturwissenschaftlich-technischen Inter-<br />
essengegenständen finden. Neben einer Beschäftigung mit Technik- bzw. Experimen-<br />
tierkästen (z.B. Lego Mindstorms, Kosmos), dem Modellbau (z.B. Segelflieger,<br />
Motorflieger, Eisenbahnanlage) und dem Lesen von Büchern und Zeitschriften mit<br />
naturwissenschaftlich bzw. technischen Inhalten (z.B. Luft- und Raumfahrt,<br />
Astronomie, Chemie) gaben die SIA-Teilnehmer immer wieder an, dass sie in ihrer<br />
Freizeit bereits Dinge repariert hatten oder auch schon einmal handwerklich tätig<br />
waren (z.B. Reparieren des Mountainbikes, Auseinandernehmen von Haushalts-<br />
geräten, Herstellen eines Adapters für den MP3-Player).<br />
Kategorie Anzahl Beispielzitat<br />
Mit Technikbau-<br />
bzw. Experimentier-<br />
kästen beschäftigen 7<br />
Modellbau<br />
betreiben<br />
Dinge reparieren/<br />
Dinge auseinander<br />
nehmen<br />
Bücher/Zeitschriften<br />
lesen, die Themen<br />
NWT behandeln<br />
Technische Dinge<br />
basteln und hand-<br />
werkliches Arbeiten<br />
6<br />
5<br />
3<br />
2<br />
Das ist ein Robotics Invention System. Da kann man einen Roboter program-<br />
mieren. [...] Der hat drei sensorische Eingänge und drei motorische Ausgänge.<br />
Dann kann man den bauen, und dann fährt er im Zimmer herum, und wenn er<br />
irgendwo anstößt, fährt der wieder zurück, das heißt, er dreht sich und fährt<br />
dann in eine andere Richtung. (Auftaktgespräch, Schüler 3 BZN, Zeile 56-61)<br />
Also zunächst fängt man im Prinzip an, die komplette Platte [der Modelleisen-<br />
bahn] aufzubauen: Platte, Schienen drauf und dann eben das Elektronische.<br />
Dann fängt man an, alles zu verdrahten und mit dem Interface zu digitalisieren.<br />
(Auftaktgespräch, Schüler 5 FSG, Zeile 24-27)<br />
Löten und solche Sachen mache ich daheim öfters. Wenn meine Musikanlage<br />
zum Beispiel mal wieder spinnt, dann baue ich sie selber auseinander. […] Wenn<br />
sie einen Wackelkontakt hat, den kann man ja leicht löten. (Auftaktgespräch,<br />
Schüler 8 FSG, Zeile 60-63)<br />
Je mehr ich mich mit dem [Mountainbike] beschäftigt habe, und je mehr ich<br />
damit angefangen habe, dann auch die entsprechenden Fachzeitschriften zu<br />
lesen, hat sich bei mir einfach irgendwie das Interesse für das Technische<br />
entwickelt. (Auftaktgespräch, Schüler 4 FSG, Zeile 26-28)<br />
Löten tue ich hin und wieder auch. Also ich habe zum Beispiel einen kleinen<br />
MP3-Player und der läuft mit so kleinen Mikrobatterien. Irgendwann hat es mir<br />
so gestunken, dauernd Batterien rein zu tun und dann muss man auch wieder<br />
laden. Irgendwann habe ich mir gedacht, so ich nehme jetzt ein Holzstück und<br />
löte jetzt an mein Netzgerät einen Adapter für meinen MP3-Player. (Auftakt-<br />
gespräch, Schüler 1 BZN, Zeile 110-113)<br />
Abbildung 66: Freizeitinteressen in Naturwissenschaft und Technik (alle über 2 Nennungen)<br />
182
Ebenso spielte der Computer eine wichtige Rolle in der Freizeitgestaltung der<br />
Heranwachsenden. Natürlich gaben die Schüler an, dass mit dem Computer oft nur<br />
gespielt, im Internet gesurft oder via E-Mail kommuniziert wurde, doch berichtete<br />
die Hälfte der SIA-Teilnehmer auch von ersten Programmiererfahrungen (z.B. NQC<br />
zur Roboterprogrammierung, HTML bzw. Java zur Websiteerstellung, GWBASIC<br />
zur Programmierung des Interfaces der Modellbahnanlage). Textverarbeitungs- bzw.<br />
Tabellenkalkulationsprogramme wurden von den Schülern in erster Linie für die<br />
Schule, aber auch für den Verein oder die Jugendgruppe eingesetzt.<br />
Kategorie Anzahl Beispielzitat<br />
Textverarbeitung,<br />
Tabellenkalkulation<br />
am Computer<br />
Programmieren am<br />
Computer<br />
Surfen im Internet<br />
Bildbearbeitung am<br />
Computer<br />
Websiteerstellung<br />
16<br />
3<br />
3<br />
3<br />
3<br />
Was ich größtenteils mit dem Computer mache, ist das Schreiben für die Schule.<br />
[...] Ich schaue halt immer, dass ich Referate und Präsentationen immer schön<br />
mit dem Computer mache. (Auftaktgespräch, Schülerin 3 FSG, Zeile 75-76)<br />
Zum Beispiel habe ich jetzt vor, mir ein Vokabelabfrageprogramm für die Schule<br />
zu programmieren. (Auftaktgespräch, Schüler 8 FSG, Zeile 96-97)<br />
Das Internet ist eigentlich nicht so mein Fall. Aber um etwas für die Schule<br />
herauszufinden, nutze ich es doch oft (Auftaktgespräch, Schülerin 3 FSG, Zeile<br />
82-84)<br />
[...] manchmal bearbeite ich Fotos am Computer. (Auftaktgespräch, Schüler 7<br />
FSG, Zeile 34)<br />
Dann habe ich meine eigene Homepage erstellt. Erst mal so ganz provisorisch<br />
und die hat sich dann immer weiterentwickelt. Mittlerweile kann ich sagen, ist<br />
sie recht gut geworden. (Auftaktgespräch, Schüler 1 BZN, Zeile 45-47)<br />
Abbildung 67: Freizeitinteressen und Computernutzung (alle über 2 Nennungen)<br />
Auch die erhobenen schulischen Interessen machten eine Bevorzugung des<br />
naturwissenschaftlich-technischen Fachbereiches bei den SIA-Teilnehmern deutlich.<br />
Nicht nur, dass von den insgesamt 16 befragten Schülern 13 das naturwissen-<br />
schaftliche Profil gewählt hatten (vgl. Anlage 11, Tabelle 4), 12 bezeichneten sogar die<br />
Physik, 10 die Mathematik und sechs die Chemie als eines ihrer Lieblingsfächer (vgl.<br />
Anlage 11, Tabelle 10).<br />
Kategorie Anzahl Beispielzitat<br />
Freude am Rechnen<br />
Praktisches Arbeiten<br />
Anwendungsbezug<br />
4<br />
2<br />
2<br />
Aber Physik, wie das alles so funktioniert, und dann so rechnen, wenn man das<br />
dann so rauskriegt, macht schon Spaß, finde ich. (Auftaktgespräch, Schüler 2<br />
BZN, Zeile 128-129)<br />
So was zusammenbauen, wie letztes Jahr im Physikpraktikum, das macht mir<br />
halt Spaß. (Auftaktgespräch, Schüler 6 BZN, Zeile 60-61)<br />
Abbildung 68: Physik als Lieblingsfach (alle über 1 Nennung)<br />
[Physik gefällt mir], weil es um Technik geht und weil man viele praktische<br />
Versuche macht. Man wendet es eben auch praktisch an, was man in vielen<br />
anderen Fächern nicht macht. (Auftaktgespräch, Schüler 7 BZN, Zeile 141-142)<br />
183
Die Frage nach den am Ende des Schuljahres 2003/04 zu wählenden Profil- und<br />
Neigungsfächern verstärkte diesen Eindruck zusätzlich. 10 Schüler planten zum<br />
Zeitpunkt des Auftaktgespräches die Physik und vier die Chemie als Profil- bzw.<br />
Neigungsfach zu wählen (vgl. Anlage 11, Tabelle 11). Vergleicht man diese Zahlen mit<br />
den allgemeinen Studien zum Lieblingsfach bzw. zum Leistungskurswahlverhalten<br />
der vergangenen Jahre im gesamten Bundesland Baden-Württemberg (vgl. Kapitel<br />
3.2.1: Die Fachinteressen in Naturwissenschaft und Technik), so wird die besondere<br />
Zusammensetzung des SIA-Jahrganges noch deutlicher.<br />
Sieben Schüler besuchten im aktuellen bzw. vorherigen Schuljahr eine<br />
Arbeitsgemeinschaft mit naturwissenschaftlich-technischem bzw. informations-<br />
technischem Hintergrund.<br />
Kategorie Anzahl Beispielzitat<br />
Robotics AG<br />
Multimedia AG<br />
Homepage AG<br />
4<br />
2<br />
2<br />
Ich habe eben in erster Linie [in der Robotics AG] die Konstruktion überwacht.<br />
Ich habe zum Beispiel in Absprache mit dem Programmierer geklärt, wie der<br />
Roboter aufgebaut werden muss, dass die Sensoren optimal angesteuert<br />
werden können oder dass der Radstand wendig genug bleibt. (Auftaktgespräch,<br />
Schüler 4 FSG, Zeile 52-61)<br />
Da ging es darum, weil unsere Schule 25-jähriges Schuljubiläum hat, alle<br />
Veranstaltungen im Jubiläumsjahr zu dokumentieren und auf Video und Foto<br />
aufzunehmen. Am Schluss war auch ein unterhaltsamer Dokumentationsfilm<br />
geplant. (Auftaktgespräch, Schüler 8 BZN, Zeile 69-73)<br />
[Physik gefällt mir], weil es um Technik geht und weil man viele praktische<br />
Versuche macht. Man wendet es eben auch praktisch an, was man in vielen<br />
anderen Fächern nicht macht. (Auftaktgespräch, Schüler 7 BZN, Zeile 141-142)<br />
Abbildung 69: Wahrnehmung schulischer Zusatzangebote (alle über 1 Nennung)<br />
Auch die geäußerten beruflichen Interessen ließen bereits zu Beginn der SIA eine<br />
Bevorzugung der naturwissenschaftlich-technischen Berufsfelder erkennen. Dies ist<br />
nicht weiter verwunderlich, erwarteten doch die meisten Teilnehmer von der SIA,<br />
mehr Informationen über den Ingenieurberuf zu erhalten.<br />
Kategorie Anzahl Beispielzitat<br />
Berufsorientierung<br />
durch Einblick in die<br />
technischen Berufe<br />
10<br />
Also ich erwarte mir Informationen über den Ingenieurberuf, weil ich noch nicht<br />
genau weiß, was ich einmal machen will. (Auftaktgespräch, Schüler 5 BZN, Zeile<br />
82-83)<br />
Also mein Physiklehrer vom letzten Jahr hat gemeint, dass ich geeignet wäre<br />
Maschinenbau zu studieren, und so was Ähnliches ist das dann ja hier. [...] Ich<br />
meine, das könnt ich mir mal angucken, dann weiß ich ungefähr, was mich da<br />
erwartet. (Auftaktgespräch, Schüler 3 BZN, Zeile 100-103)<br />
Abbildung 70: Erwartungen an die SIA (Auszug aus Anlage 11, Tabelle 18)<br />
184
Fast alle SIA-Teilnehmer erwiesen sich bezüglich ihres konkreten Berufswunsches als<br />
noch sehr unentschlossen. Acht Schüler konnten sich ein ingenieurwissenschaftliches,<br />
vier ein naturwissenschaftliches und zwei beide Studienrichtungen vorstellen (vgl.<br />
Anlage 11, Tabelle 15).<br />
Na, also vielleicht die naturwissenschaftliche Richtung. Vielleicht auch irgendwas<br />
Mathematisches, aber sonst nichts Genaues. (Auftaktgespräch, Schüler 5 BZN, Zeile 94-95)<br />
Also ich möchte so in die Ingenieursrichtung. Was ich da jetzt genau will, das weiß ich<br />
noch nicht. (Auftaktgespräch, Schüler 6 BZN, Zeile 89)<br />
Inwieweit sich die einzelnen Teilnehmer, außer in ihren Berufswünschen, noch<br />
unterschieden, sollte ein Einzelfallvergleich verdeutlichen.<br />
Der Einzelfallvergleich<br />
Natürlich bestanden innerhalb der Gruppe Niveauunterschiede bzgl. der natur-<br />
wissenschaftlich-technischen Interessenstruktur. Während zum Beispiel bei den<br />
Schülern BZN8, BZN1, FSG8 und FSG5 viele Faktoren auf eine sehr hohe<br />
naturwissenschaftlich-technische Interessenstruktur hinwiesen, war diese bei den<br />
Schülern FSG3, FSG7, BZN2 und BZN6 nicht ganz so stark ausgeprägt.<br />
FSG 1<br />
w<br />
FSG 2<br />
w<br />
FSG 3<br />
w<br />
FSG 4<br />
m<br />
FSG 5<br />
m<br />
FSG 6<br />
w<br />
FSG 7<br />
m<br />
FSG 8<br />
m<br />
Beruf des Vaters<br />
Dipl.-Ing. Elektrotechnik<br />
Dipl.-Ing. Garten- und<br />
Landschaftstechnik<br />
Dipl.-Ing. Nachrichtentechnik<br />
Dipl.-Ing. Elektro-<br />
technik<br />
Profil<br />
Freizeit<br />
NWT<br />
NW 1 1<br />
NQC<br />
NW<br />
1 2<br />
S - 2<br />
-<br />
NW 3 1<br />
-<br />
Freizeit<br />
Computer<br />
NQC<br />
Realschullehrer Technik NW 3 2<br />
NQC, GW-<br />
BASIC<br />
Professor für Informatik M 2 2<br />
-<br />
Industriekaufmann NW - 2<br />
-<br />
Elektromechanikmeister<br />
NW 3 2<br />
Heizungssteuer<br />
ungssoftware<br />
Lieblingsfach<br />
Physik<br />
Chemie<br />
Mathematik<br />
Wahl der Profil-<br />
und Neigungsfächer<br />
Physik<br />
Chemie<br />
Schulische Zusatzangebote<br />
NWT<br />
Tübinger Physik<br />
Schnupperkurs, Girls<br />
Day<br />
- Biologie, - Robotics AG<br />
Mathematik<br />
Sprachen<br />
Sport<br />
-<br />
Mathematik<br />
Physik<br />
Chemie<br />
Chemie<br />
Mathematik<br />
Musik<br />
Mathematik<br />
Physik<br />
Sport<br />
Physik<br />
Mathematik<br />
Chemie<br />
Abbildung 71: Einzelfallvergleich <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium<br />
Technikpraktikum<br />
-, - - -<br />
-, - Robotics AG -<br />
Physik, - Robotics AG I<br />
Chemie<br />
Informatik<br />
Physik<br />
Chemie<br />
Physik/Chemie<br />
Informatik<br />
Berufswunsch<br />
NW<br />
- NW<br />
- I<br />
- I<br />
I<br />
185
BZN 1<br />
m<br />
BZN 2<br />
m<br />
BZN 3<br />
m<br />
BZN 4<br />
m<br />
BZN 5<br />
m<br />
BZN 6<br />
m<br />
BZN 7<br />
m<br />
BZN 8<br />
m<br />
Beruf des Vaters<br />
Dipl.-Ing. Elektrotechnik<br />
Produktionsleiter<br />
Elektrowerkzeuge<br />
Profil<br />
Freizeit<br />
NWT<br />
NW 4 4<br />
HTML<br />
NW 1 1<br />
-<br />
Freizeit<br />
Computer<br />
Verkaufsleiter NW 1 4<br />
DELPHI, LEGO<br />
Dozent klinische<br />
Pharmakologie<br />
Professor für Informationstechnologie<br />
S 1 4<br />
HTML, JAVA,<br />
BASIC, LLWIN<br />
NW 1 2<br />
-<br />
Bankkaufmann NW - 1<br />
-<br />
Selbstständiger<br />
(Versicherung)<br />
NW 2 2<br />
-<br />
- NW 4 5<br />
HTML, LEGO<br />
Abbildung 72: Einzelfallvergleich Bildungszentrum Nord<br />
Lieblingsfach<br />
Physik<br />
Mathematik<br />
Chemie<br />
Mathematik<br />
Physik<br />
Physik<br />
Biologie<br />
Physik<br />
Mathematik<br />
Physik<br />
Sport<br />
Mathematik<br />
Physik,<br />
Mathematik<br />
Chemie<br />
Physik<br />
Deutsch<br />
Physik<br />
Biologie<br />
Wahl der Profil-<br />
und Neigungsfächer<br />
Schulische Zusatzangebote<br />
NWT<br />
Physik, - Hompage AG NW/I<br />
-, - - I<br />
Physik<br />
Biologie<br />
Physik<br />
Chemie<br />
Physik<br />
Erdkunde<br />
Physik<br />
Geschichte<br />
- NW/I<br />
Homepage AG NW<br />
- NW<br />
- I<br />
Physik, - Multimedia AG I<br />
Physik, - Multimedia AG<br />
Beleuchtungstechnik<br />
I<br />
Berufswunsch<br />
So zeichnete sich die Interessenstruktur des Schülers BZN1 durch eine Vielzahl von<br />
Freizeitbeschäftigungen im naturwissenschaftlich-(informations)technischen Bereich<br />
aus. Physik und Chemie zählten zu seinen Lieblingsfächern und er plante, diese auch<br />
bei der Wahl des Profil- und Neigungsfaches zu berücksichtigen. Bezüglich eines<br />
Berufswunsches gab er sich noch unentschlossen, doch sollte ein späteres Studienfach<br />
auf alle Fälle aus den Fachbereichen der Natur- und Ingenieurwissenschaften<br />
stammen. Auch sein Vater hatte bereits Elektrotechnik studiert. Auf die Frage, was er<br />
von der SIA erwarte, gab er an, die Arbeit im Betrieb und in der Hochschule zur<br />
Berufsorientierung nutzen zu wollen.<br />
Ich möchte mir dadurch einen besseren Einblick in dieses Thema verschaffen, um mir für<br />
meine spätere Berufswahl oder die Entscheidung für ein Studium einen besseren Überblick<br />
zu verschaffen (Auftaktgespräch, Schüler 1 BZN, Zeile 138-146).<br />
Demgegenüber war eine Schülerin mit der Kennung FSG3 besonders auffällig.<br />
Hinweise auf ein bestehendes naturwissenschaftlich-technisches Interesse waren bei<br />
ihr kaum zu finden. Auf die Frage, was sie von der SIA für sich persönlich erwarte,<br />
gab sie an, mehr über den Gegenstand Technik erfahren zu wollen.<br />
186
Ich habe mir gedacht, dass ist eigentlich eine ziemlich gute Vorbereitung. Bei uns an der<br />
Schule [...] haben wir überhaupt keine Technik. Ich möchte auch mal gucken, wie es in<br />
diesem Bereich ausschaut. (Auftaktgespräch, Schülerin 3 FSG, Zeile 123-129)<br />
Abschließend sei erwähnt, dass das Auftaktgespräch auch einige beachtenswerte<br />
Hinweise zu einer möglichen Herkunft der naturwissenschaftlich-technischen<br />
Interessenstruktur gab. So wurde in erster Linie der Vater im Zusammenhang mit den<br />
ersten Begegnungen mit dem naturwissenschaftlich-technischen Interessengegenstand<br />
genannt. Aufschlussreich war auch zu erfahren, dass neun bzw. 11 Teilnehmer 61 der<br />
Schüler-Ingenieur-Akademie einen Vater mit einem naturwissenschaftlich-technischen<br />
Beruf hatten. Der Beruf der Mutter war in diesem Zusammenhang nicht weiter<br />
auffällig.<br />
Eine Interessenförderung durch ein von der Schule organisiertes Technikpraktikum<br />
wurde lediglich einmal genannt.<br />
Kategorie Anzahl Beispielzitat<br />
Vater<br />
Geschwister<br />
Schule<br />
9<br />
3<br />
Mein Vater ist technisch ziemlich begabt. Der hat mir viel, vor allem bei meiner<br />
Modellbahnanlage, erklärt. Der hat mit mir früher einmal eine gebaut und mir<br />
eben beigebracht, wie man mit Bohrmaschinen und anderem Werkzeug<br />
umgeht. (Auftaktgespräch, Schüler 7 BZN, Zeile 53-55)<br />
Mein Vater hat zum Beispiel in seiner Jugend viel amateurfunktechnisch ge-<br />
macht. [...] Ich habe mich vor einer Weile auch ein bisschen interessiert. Da<br />
haben wir uns halt mal abends hingesetzt und mit dem Kurzwellenempfänger<br />
[rumprobiert]. [...] Und dann natürlich Löten und die Kosmoskästen auseinander<br />
bauen bzw. alles Mögliche damit machen. Ich bin da schon relativ früh in<br />
Kontakt gekommen. (Auftaktgespräch, Schüler 4 FSG, Zeile 86-92)<br />
Mein Bruder hat eine Lehre gemacht als IT-Kaufmann. […] Von dem habe ich<br />
einiges mitbekommen, mir vieles aber auch selber beigebracht, wie zum Beispiel<br />
MS DOS, was man damals noch benutzt hat. (Auftaktgespräch, Schüler 3 BZN,<br />
Zeile 34-39)<br />
Mein Bruder war mir immer ein paar Längen voraus. Da habe ich immer Sachen<br />
wissen wollen, wie das geht und so weiter. Mittlerweile muss ich es selber<br />
herausfinden, weil er Zivildienst macht. (Auftaktgespräch, Schüler 1 BZN, Zeile<br />
28-30)<br />
Abbildung 73: Beeinflussung der Interessenstruktur<br />
1<br />
Seit dem Boschpraktikum interessiere ich mich auch sehr für die Technik.<br />
(Auftaktgespräch, Schülerin 2 FSG, Zeile 32-33)<br />
61 11 Väter unter Einbeziehung des ehemaligen Maschinenschlossers und des Produktionsleiters Elektro-<br />
werkzeuge (vgl. Abbildung 71, Abbildung 72).<br />
187
8.2.4 Die Rahmenbedingungen im Gesamtprojekt unter inter-<br />
essenfördernden Gesichtspunkten<br />
Alle SIA Teilnehmer gaben im Schlussgespräch an, dass ihre Erwartungen an die<br />
Maßnahme erfüllt wurden. Zudem wären sie jederzeit bereit, sich wieder für ein<br />
solches Projekt anzumelden (vgl. Anlage 12, Tabelle 1 und 2).<br />
Also ich hatte die Erwartung, dass ich auf jeden Fall im technischen Bereich was Neues<br />
lerne und dass ich überhaupt mal sehe, was so ein Ingenieur macht. Ich konnte mir das<br />
nicht vorstellen. Diese Frage ist ganz klar mit Ja zu beantworten. (Abschlussgespräch,<br />
Erwartung Schüler 7 BZN, Zeile 4-6)<br />
Ja, ich würde mich auf jeden Fall noch mal anmelden, weil es riesig Spaß gemacht hat und<br />
ich dazugelernt habe. (Abschlussgespräch, Wiederanmelden Schüler 6 BZN, Zeile 128-129)<br />
Inwieweit eine Projektgestaltung gemäß der interessenfördernden Kriterien für diesen<br />
Erfolg mitverantwortlich war, sollen die folgenden Ausführungen zum Projektablauf<br />
zeigen.<br />
Die SIA als „Spezialisierungsangebot“ für naturwissenschaftlich-technisch bereits<br />
interessierte Schüler kam bei den Teilnehmern gut an (organisatorsicher Aspekt). Vor<br />
allem im Vergleich zum bisher erlebten schulischen Physikunterricht zeichnete sie<br />
sich nach Meinung der Schüler als eine Leistungs- bzw. Interessengemeinschaft aus<br />
(vgl. auch Anlage 12, Tabelle 15).<br />
Kategorie Beispielzitat<br />
Interessen- und Leistungs-<br />
gemeinschaft<br />
Ich würde sagen, das ist auf jeden Fall mehr das Miteinander. Im Physikunterricht<br />
ist es oft so, dass der Lehrer vorne steht und was erklärt und die Schüler hocken<br />
halt da und hören sich das an. Vor allem hier bei der SIA war gut, dass niemand<br />
dabei war, der gesagt hat: „Das ist mir völlig egal!“ (Abschlussgespräch, Schüler 5<br />
FSG, Zeile 72-74)<br />
Es ist halt einfach viel lockerer. Wir sind alle interessiert. Da ist es leiser. Da kann<br />
man sich besser konzentrieren. (Abschlussgespräch, Schüler 3 BZN, Zeile 76-77)<br />
Hier versuchst du wirklich mal zu kapieren, was dahinter steckt, weil es dich halt<br />
wirklich interessiert. Es ist ja deine private Zeit, die du investierst. (Abschluss-<br />
gespräch, Schüler 8 FSG, Zeile 94-96)<br />
Abbildung 74: Interessenfördernde Wirkung der SIA − organisatorischer Aspekt<br />
Hinzu kam, dass die team- und gruppenbildenden Maßnahmen anscheinend erfolg-<br />
reich waren und für eine anhaltend gute Arbeitsatmosphäre sorgten (sozialer Aspekt).<br />
Gerade das Outdoorseminar wurden von vielen Teilnehmern für das positive Klima<br />
in der Gruppe verantwortlich gemacht (vgl. Anlage 12, Tabelle 4).<br />
188
Kategorie Beispielzitat<br />
Gemeinschaft durch<br />
Outdoorseminar<br />
Also wovon ich beeindruckt war, war das Outdoorseminar. Ich hätte es nie für<br />
möglich gehalten, dass sich so eine Gruppe bildet. Das hat irgendwie schon<br />
zusammengeschweißt. [...] Also Leute die ich bisher kennen gelernt habe – das war<br />
nicht zu vergleichen. (Abschlussgespräch, Schülerin 1 FSG, Zeile 15-18)<br />
[Positiv an der SIA war], dass man zusammengearbeitet hat. Ich fand es eigentlich<br />
toll, wie sich das so gefunden hat. Man hatte sich ja echt nicht gekannt. Nach dem<br />
Outdoorseminar war es aber sofort klar, wie das jetzt laufen sollte.<br />
(Abschlussgespräch, Schüler 4 FSG, Zeile 27-29)<br />
Abbildung 75: Interessenfördernde Wirkung der SIA − sozialer Aspekt (Teil 1)<br />
Auch ein vertrauensvolles Schüler-Lehrer-Verhältnis unterstützte die interessen-<br />
fördernde Arbeitsatmosphäre (vgl. Anlage 12, Tabelle 15).<br />
Kategorie Beispielzitat<br />
Gutes Schüler-Lehrer-<br />
Verhältnis<br />
Sonst erzählen die Lehrer halt einem was und das muss man machen und in der<br />
SIA helfen sie einem, und man kann so mehr miteinander machen. (Abschluss-<br />
gespräch, Schüler 5 BZN, Zeile 67-68)<br />
Ich muss sagen, zum Lehrer hatten wir ein nicht so distanziertes Verhältnis. Man<br />
konnte direkt fragen und nicht so eine allgemeine Klassenfrage stellen.<br />
(Abschlussgespräch, Schüler 1 BZN, Zeile 93-94)<br />
Abbildung 76: Interessenfördernde Wirkung der SIA − sozialer Aspekt (Teil 2)<br />
Der im Vergleich zum Physikunterricht fehlende Noten- bzw. Leistungsdruck trug<br />
sicherlich auch zum guten Klima bei (vgl. Anlage 12, Tabelle 15).<br />
Kategorie Beispielzitat<br />
Geringer Leistungsdruck Bei der SIA ist nicht so dieser Notendruck. Man muss nicht immer möglichst gut<br />
sein, sondern man kann auch mal nachfragen. (Abschlussgespräch, Schülerin 6<br />
FSG, Zeile 75-77)<br />
Abbildung 77: Interessenfördernde Wirkung der SIA − sozialer Aspekt (Teil 3)<br />
Das Befinden der Mädchen im Projekt war dagegen durchaus kritisch zu bewerten<br />
(geschlechtsspezifischer Aspekt). Zwar gab eine Schülerin an, dass die Mädchen sich<br />
im Projekt gut behauptet hätten (Abschlussgespräch, Schülerin 6 FSG, Zeile 144-145),<br />
doch stimmt folgende Aussage einer anderen Teilnehmerin bedenklich.<br />
Ich hatte zwar das naturwissenschaftliche Profil […] und was ich auch gemerkt habe, dass<br />
die Jungen prinzipiell besser klar gekommen sind (VERLEGENES LACHEN), egal ob<br />
beim Programmieren oder jetzt da [beim Bau des Netzgerätes]. (Abschlussgespräch,<br />
Schülerin 1 FSG, Zeile 31-34)<br />
189
8.2.5 Das Teilprojekt Netzgerätebau unter interessenför-<br />
dernden Gesichtspunkten<br />
Das Teilprojekt Netzgerätebau stieß bei den Schülern auf eine insgesamt hohe<br />
Zustimmung (vgl. Anlage 12, Tabelle 4). Der Projekterfolg lässt sich wiederum gut<br />
anhand einer Überprüfung der zu erfüllenden interessenfördernden Kriterien<br />
schildern.<br />
Die hohe Akzeptanz der Theorieveranstaltungen durch die Schüler (vgl. Anlage 12,<br />
Tabelle 5) ergab erste Hinweise auf eine weitgehend gelungene Umsetzung des<br />
Prinzips der Anwendungsorientierung im Teilprojekt (inhaltlicher Aspekt −<br />
Anwendungsorientierung).<br />
Kategorie Beispielzitat<br />
Betonung der Notwendig-<br />
keit der Theoriephase<br />
Also es war gut, dass Theorie dabei war. Nicht einfach nur das Netzgerät zusam-<br />
menbauen und nachher hat man eines und weiß nicht mal, was es überhaupt<br />
kann, was drin ist und wie es funktioniert. (Abschlussgespräch, Schüler 1 BZN, Zeile<br />
31-33)<br />
Man braucht ja das Hintergrundverständnis, das Netzgerät zu bauen oder dass<br />
man weiß, das gehört da wirklich hin, [...] dass man es nicht falsch hintut. Man<br />
konnte sich selbst überprüfen oder die Schaltpläne, ob sie richtig waren. (Ab-<br />
schlussgespräch, Schülerin 2 FSG, Zeile 28-30)<br />
Abbildung 78: Interessenfördernde Wirkung des Netzgerätebaus − Anwendungsorientierung (Teil 1)<br />
Eine Reihe von Aussagen bestätigte, dass der angestrebte Theorie-Praxis-Transfer<br />
ebenfalls als geglückt bezeichnet werden konnte (vgl. Anlage 12, Tabelle 15).<br />
Kategorie Beispielzitat<br />
Gelungener Theorie-Praxis-<br />
Transfer<br />
Wir haben nie gewusst, für was wir die Dinge eigentlich brauchen. Hier habe ich<br />
jetzt gesehen: zum Beispiel einen Operationsverstärker brauche ich für das und<br />
das. Von daher fand ich es eigentlich schon ziemlich interessant: „Für was brauche<br />
ich das alles? Für was muss ich überhaupt rechnen?“ (Abschlussgespräch,<br />
Schülerin 3 FSG, Zeile 97-101)<br />
Grade beim Netzgerät habe ich viel dazugelernt. Da habe ich schon irgendwie ein<br />
anderes Verständnis bekommen. Früher war ja ein Gerät, wie ein Fernseher oder<br />
ein Radio, ein komplexes Teil. Ich hatte keine Ahnung, wie man so etwas erfinden<br />
konnte. Dass das jetzt einfach nur einzelne Baugruppen sind und es auch<br />
unterteilbar ist [...]. (Abschlussgespräch, Schülerin 1 FSG, 57-60)<br />
Abbildung 79: Interessenfördernde Wirkung des Netzgerätebaus − Anwendungsorientierung (Teil 2)<br />
Zweifelsohne war das Projekt Netzgerät auch tätigkeitsorientiert (inhaltlicher Aspekt<br />
− Tätigkeitsorientierung). So betonten die Schüler immer wieder die besondere<br />
Bedeutung der Praxisphase (vgl. Anlage 12, Tabelle 5).<br />
190
Kategorie Beispielzitat<br />
Betonung der Notwendig-<br />
keit der Praxisphase<br />
Praxis war eindeutig besser, da hat man es auch verstehen gelernt, indem man es<br />
selbst gemacht hat. Klar, die Theorie war auch in Ordnung, aber man hat halt nichts<br />
in den Händen gehabt. Man hat es sich nicht vorstellen können, was das jetzt für<br />
Teile sind. (Abschlussgespräch, Schülerin 2 FSG, Zeile 22-24)<br />
Das praktische Arbeiten ist ein ganz wichtiger Teil, weil das in der Schule verloren<br />
geht. (Abschlussgespräch, Schüler 7 BZN, Zeile 65-66)<br />
Abbildung 80: Interessenfördernde Wirkung des Netzgerätebaus − Tätigkeitsorientierung (Teil 1)<br />
Auch konnten bestehende handwerkliche Fähigkeiten ausgebaut und neue Fertig-<br />
keiten dazugelernt werden (Anlage 12, Tabelle 5).<br />
Kategorie Beispielzitat<br />
Handwerkliche Fähigkeiten Ich würde sagen, dass ich einiges dazugelernt habe. Eine komplette Platine habe<br />
ich zum Beispiel noch nie gelötet. Ich hatte mal ein bisschen an einer rumge-<br />
pfuscht und ein bisschen was geändert. Aber wirklich eine komplette, leere Platine<br />
zu bestücken – das habe ich noch nie. […] und natürlich die Metallbearbeitung.<br />
Holzbearbeitung habe ich schon gemacht, aber Metall ist halt auch wieder ein<br />
bisschen ein anderer Werkstoff. Da muss man ein bisschen auf andere Sachen<br />
achten. (Abschlussgespräch, Schüler 8 FSG, Zeile 81-86)<br />
Ich kannte vorher schon einfache Schaltpläne. Aber so komplexe Sachen eben<br />
nicht. Da habe ich schon aufbauen können. (Abschlussgespräch, Schüler 8 BZN,<br />
Zeile 67-69)<br />
Abbildung 81: Interessenfördernde Wirkung des Netzgerätebaus − Tätigkeitsorientierung (Teil 2)<br />
Besonders wichtig für das eigene Kompetenzerleben war natürlich das Herstellen<br />
eines kompletten Produktes (vgl. Anlage 12, Tabelle 5).<br />
Kategorie Beispielzitat<br />
Produktorientierung Die verschiedenen Phasen vom Bau durchzumachen war gut und dann natürlich<br />
das Gerät als fertiges Ergebnis mitnehmen zu dürfen oder der Schule zu stiften.<br />
(Abschlussgespräch, Schüler BZN8, Zeile 21-22)<br />
Also dass man mal ein komplettes Produkt selber baut und nicht nur ein Teil<br />
davon. Das fand ich super. (Abschlussgespräch, Schüler BZN7, Zeile 29-30)<br />
Abbildung 82: Interessenfördernde Wirkung des Netzgerätebaus − Tätigkeitsorientierung (Teil 3)<br />
Leider machte sich an dieser Stelle bemerkbar, dass der Netzgerätebau zum ersten<br />
Mal durchgeführt wurde. Die intensive Vorbereitung, die auch das Herstellen eines<br />
Prototyps durch einen Praktikanten der Robert Bosch GmbH beinhaltete, konnte<br />
nicht verhindern, dass aufgrund fehlerhafter Bau- und Schaltpläne einige kleine<br />
Unstimmigkeiten auftraten. Für einen Teil der Gruppe bedeutete dies, dass das<br />
Netzgerät nach Fertigstellung noch einmal durch Auszubildende überarbeitet werden<br />
191
musste. Dies führte bei einigen Mitgliedern der Gruppe zu einer Beeinträchtigung<br />
des Kompetenzerlebens (vgl. Anlage 12, Tabelle 6 und 9).<br />
Also das fand ich ein bisschen schade, weil ich hätte es gerne fertig gemacht, dass ich sagen<br />
kann, das hab nur ich gemacht mit meiner Partnerin. (Abschlussgespräch, Schülerin 3<br />
FSG, Zeile 44-46)<br />
Beim Netzgerät fand ich es schade, dass wir es nicht fertig machen konnten. Das hätte ich<br />
mir eigentlich gewünscht. (Abschlussgespräch, Schülerin 6 FSG, Zeile 17-18)<br />
Schon in der Planung wurde deutlich, dass der Netzgerätebau nur wenig Freiraum für<br />
ein kreatives und selbstständiges Arbeiten lassen würde (methodischer Aspekt −<br />
Autonomieorientierung). Dieser Sachverhalt wurde von einem Schüler kritisiert (vgl.<br />
Anlage 12, Tabelle 6).<br />
Seine Kritik ließ aber auch Verständnis für diese Vorgehensweise erkennen.<br />
Was mir nicht so gefallen hat, dass alles so vom Plan runter schaffen war. Aber ich würde<br />
mal sagen, am Anfang kann man das nicht viel anders machen. (Abschlussgespräch,<br />
Schüler 8 FSG, Zeile 42-43)<br />
Im Vergleich zum schulischen Physikunterricht berichteten dennoch einige wenige<br />
Schüler von einem vergleichsweise selbstständigen Arbeiten im Teilprojekt (vgl.<br />
Anlage 12, Tabelle 15).<br />
Kategorie Beispielzitat<br />
Selbstständiges Arbeiten<br />
mit Unterstützung<br />
Man hat schon in Gruppen gearbeitet, aber man war wirklich auf sich allein<br />
gestellt, aber nicht dass man allein auf weiter Flur stand, sondern dass man was<br />
gehabt hat und der Lehrer als Ansprechpartner immer da war. (Abschlussgespräch,<br />
Schüler 4 FSG, Zeile 97-99)<br />
Physikunterricht ist mehr Theorie. Man muss dort nicht immer so viel selber<br />
mitdenken. Bei der SIA mussten wir auch beim Netzgerätebau immer schauen,<br />
dass wir die richtigen Teile immer an die richtige Stelle löten [...]. (Abschluss-<br />
gespräch, Schüler 4 BZN, Zeile 67-69)<br />
Abbildung 83: Interessenfördernde Wirkung des Netzgerätebaus − Autonomieorientierung<br />
Auch der Bau des Netzgerätes in Zweierteams mit Unterstützung der<br />
Auszubildenden fand großen Anklang (methodischer Aspekt − kooperatives<br />
Lernen). Die gegenseitige Unterstützung half beim praktischen Arbeiten, bewirkte<br />
ein schnelleres Vorankommen und glich Wissensunterschiede aus (vgl. Anlage 12,<br />
Tabelle 5).<br />
192
Kategorie Beispielzitat<br />
Partnerarbeit Das war schon gut, dass wir das Netzgerät in Partnerarbeit gemacht haben, denn<br />
alleine hätten wir es in der kurzen Zeit nicht hinbekommen. Außerdem kann eine<br />
Person alleine nicht alles wissen. (Abschlussgespräch, Schülerin 2 FSG,<br />
Nachbefragung per E-Mail)<br />
Unterstützung durch Azubis Ich fand es auf jeden Fall gut, dass wir zwei Azubis zur Hilfe hatten, die uns immer<br />
geholfen haben, wenn wir Schwierigkeiten hatten. (Abschlussgespräch, Schüler 2<br />
BZN, Zeile 28-29)<br />
Abbildung 84: Interessenfördernde Wirkung des Netzgerätebaus − Kooperatives Lernen<br />
8.2.6 Das Teilprojekt Mikrocontrollerprogrammierung unter<br />
interessenfördernden Gesichtspunkten<br />
Das Teilprojekt „Mikrocontrollerprogrammierung eines Reaktionszeittesters“ sahen<br />
die meisten Teilnehmer kritisch (vgl. Anlage 12, Tabelle 4, 8 und 10). Der Versuch, es<br />
nach interessenfördernden Kriterien zu beurteilen, wurde vom Verfasser sehr schnell<br />
eingestellt. So waren vor allem die Schüler, die keine oder nur wenig Pro-<br />
grammiererfahrung hatten (z.B. Schüler FSG7, BZN2, BZN6) stark überfordert. 62<br />
Von einer nachhaltig interessenfördernden Wirkung des Teilprojektes war bei ihnen<br />
wohl nicht auszugehen.<br />
Das zweite Halbjahr war ein bisschen zu kompliziert. Weil man davor noch gar nichts in<br />
der Richtung gemacht hat, dann kommt man nicht so schnell rein. (Abschlussgespräch,<br />
Schüler 7 FSG, Zeile 13-15)<br />
Und was mir nicht so gut gefallen hat, war im zweiten Halbjahr der Mikrocontroller. Das<br />
habe ich einfach nicht so verstanden. Da bin ich überhaupt nicht durchgestiegen. Ich bin<br />
froh gewesen den [Vorname Schüler BZN 5] im Team gehabt zu haben. Der hat da ein<br />
bisschen einen Durchblick gehabt. (Abschlussgespräch, Schüler 6 BZN, Zeile 14-17)<br />
Besonders betroffen waren gerade auch hier die weiblichen Teilnehmer (z.B.<br />
Schülerin FSG1, FSG3, FSG6).<br />
Also von den Vorlesungen habe ich eigentlich nichts verstanden. [...] Da wurde viel zu viel<br />
schon von vorneherein verlangt. (Abschlussgespräch, Schülerin 1 FSG, Zeile 41-46)<br />
62 Ausnahme war der Schüler 5 BZN. Als einziger Schüler ohne Programmiererfahrung äußerte er sich positiv<br />
über das Teilprojekt. Da er im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich als sehr leistungsstark galt und<br />
sein Vater beruflich in einem projektverwandten Bereich arbeitete, war davon auszugehen, dass er diesen<br />
„Nachtteil“ kompensieren konnte (vgl. Abbildung 72).<br />
193
Am Anfang müsste man noch in einer ganz allgemeinen Veranstaltung programmieren.<br />
Ich habe noch nicht programmiert, und ich denke, den anderen ging es auch so. Dann hat<br />
man halt keine Ahnung. Wenn dann ein kleines Mikrocontrollerprogramm kommt, dann<br />
kann man das zwar schön abtippen, aber kapiert trotzdem nicht, was man abgetippt hat.<br />
(Abschlussgespräch, Schülerin 6 FSG, Zeile 38-42)<br />
Auch die erfahrenen Programmierer (z.B. Schüler FSG2, FSG5, FSG8, BZN1, BZN3,<br />
BZN4, BZN8) kritisierten die Projektdurchführung, wenngleich sich ihre Kritik<br />
weniger auf die Praxisveranstaltungen an sich, sondern eher auf die theoretischen<br />
Vorlesungen, die Projektorganisation oder auf Hardware- bzw. Softwarefehler bezog<br />
(vgl. Anlage 12, Tabelle 10).<br />
Ich meine, er hat uns erklärt, wie ein Mikrocontroller aufgebaut [...] ist. Ich glaube, da ist<br />
das Wenigste hängen geblieben. Nachher, beim Programmieren haben wir es halt doch<br />
nicht gebraucht. (Abschlussgespräch, Schüler 4 BZN, Zeile 47-49)<br />
Aber ansonsten war es immer ein Block nur Theorie und ein Block nur Praxis. Da wird<br />
man quasi immer rausgerissen und weiß dann das nächste Mal, wenn man kommt, in der<br />
Praxis im Grunde nichts […]. (Abschlussgespräch, Schüler 5 FSG, Zeile 39-41)<br />
Schade, dass dann teilweise auch so viele Fehler in der Hardware waren.<br />
(Abschlussgespräch, Schüler 5 BZN, Zeile 36-37)<br />
Positiv für eine Interessenförderung bleibt hervorzuheben, dass sämtliche Teilnehmer<br />
die Bereitstellung der Hard- bzw. Software durch die Fachhochschule ausdrücklich<br />
begrüßten. Fast alle gaben an, dass sie zu Hause, wenn auch zum Teil mit Unter-<br />
stützung von Freunden und Eltern, weiterarbeiten wollten (vgl. Anlage 12, Tabelle 7).<br />
Kategorie Beispielzitat<br />
Weiterarbeit in der Freizeit Ich denke, dass sich da was machen lässt. Vor allem denke ich, dass es im Internet<br />
genügend Vorlagen gibt, an denen man sich entlanghangeln kann. [...] Dann kann<br />
man auch hingehen und sagen, dass man jetzt selber was macht.<br />
(Abschlussgespräch, Schüler 4 FSG, Zeile 73-76)<br />
Das war auf jeden Fall eine sehr positive Überraschung. Ich denke, es ist auf jeden<br />
Fall nicht schlecht, dass man die Möglichkeit hat, es auch einmal ganz alleine zu<br />
versuchen. (Abschlussgespräch, Schüler 8 BZN, Zeile 52-54)<br />
Ja, vor allem ich habe ja auch noch einen Bruder. Der studiert Maschinenbau und<br />
mein Vater ist Informatiker. Die sind auch schon ganz versessen drauf, mit mir<br />
weiterzuarbeiten. (Abschlussgespräch, Schülerin 6 FSG, Zeile 63-64)<br />
Abbildung 85: Interessenfördernde Wirkung der Mikrocontrollerprogrammierung<br />
194
8.2.7 Der Einfluss der Maßnahme auf die Interessenstruktur<br />
Inwieweit der geschilderte Projektverlauf eine Auswirkung auf die Interessenstruktur<br />
der Teilnehmer hatte, sollte anhand möglicher Veränderungen im Fach- bzw. Berufs-<br />
interesse geklärt werden.<br />
Die Auswirkungen auf das Fachinteresse<br />
Die am Ende der 11. Klasse durchgeführte Wahl der Profil- und Neigungsfächer er-<br />
gab, dass 13 Teilnehmer der SIA sich für die Physik, sieben für die Chemie und sieben<br />
weitere für das Fach Wirtschaft als Profil- bzw. Neigungsfach entschieden hatten.<br />
Schüler Geplante Wahl laut<br />
Auftaktgespräch<br />
Tatsächliche Wahl laut<br />
Abschlussgespräch<br />
Schüler Geplante Wahl laut<br />
Auftaktgespräch<br />
Tatsächliche Wahl laut<br />
Abschlussgespräch<br />
FSG 1 Physik, Chemie Physik, Chemie BZN 1 Physik, - Physik, Chemie<br />
FSG 2 Biologie, - Physik, Chemie BZN 2 -, - Physik, Wirtschaft<br />
FSG 3 -, - Englisch, Wirtschaft BZN 3 Physik, Biologie Physik, Wirtschaft<br />
FSG 4 -, - Physik; Geschichte BZN 4 Physik, Chemie Physik, Chemie<br />
FSG 5 Physik, - Physik, Geschichte BZN 5 Physik, Erdkunde Physik, Wirtschaft<br />
FSG 6 Chemie, Informatik Chemie, Musik BZN 6 Physik, Geschichte Physik, Wirtschaft<br />
FSG 7 Physik, Chemie Physik, Chemie BZN 7 Physik, - Physik, Wirtschaft<br />
FSG 8 Physik oder Chemie,<br />
Informatik<br />
Physik, Chemie BZN 8 Physik, - Französisch, Wirtschaft<br />
Abbildung 86: Profil- und Neigungsfächer im Vergleich Auftaktgespräch – Abschlussgespräch<br />
Im Vergleich zum Auftaktgespräch konnten die naturwissenschaftlichen Fächer zwar<br />
ihre Bedeutung beibehalten oder ausbauen, doch gaben die meisten zukünftigen<br />
„Physikkursler“ an, dass die SIA keine Auswirkung auf ihr Wahlverhalten hatte (vgl.<br />
Anlage 12, Tabelle 16).<br />
Also nein, Physik war für mich schon immer klar. Dass war eigentlich schon in der siebten<br />
Klasse klar, dass ich dann irgendwann später mal Physik wählen würde.<br />
(Abschlussgespräch, Schüler 5 FSG, Zeile 135-136)<br />
Das würde ich jetzt nicht sagen, denn das war mir eigentlich schon im Voraus klar. Ich<br />
wäre eigentlich am liebsten auch auf das technische Gymnasium gegangen, aber das wäre<br />
mir zu stressig gewesen, denn von bzw. nach Reutlingen sind es doch ein paar Kilometer<br />
mehr jeden Morgen. (Abschlussgespräch, Schüler 8 FSG, Zeile 156-158)<br />
195
Lediglich eine Teilnehmerin sprach von einer starken und vier weitere Schüler von<br />
einer leichten Beeinflussung der Physikwahl.<br />
Also ich wollte eher Biologie wählen.. Aber das habe ich jetzt total abgewählt. Also es hat<br />
sich schon ziemlich [durch die SIA] geändert. (Abschlussgespräch, Schülerin 2 FSG, Zeile<br />
112-113)<br />
[…] Chemie ist nicht so mein Ding. Also das war auszuschließen für mich und es ging halt<br />
darum, dass ich sowieso eine Naturwissenschaft machen muss und da ging es halt dann um<br />
Physik oder Biologie. Da musste ich eigentlich nicht lange überlegen, sondern da war mir<br />
eigentlich klar, dass da Physik […] Ja, vielleicht hat da so ein bisschen der Hintergrund<br />
mitgespielt, dass der Schritt erleichtert wurde zu sagen, man macht Physik.<br />
(Abschlussgespräch, Schüler 4 FSG, Zeile 176-180)<br />
Eine Auswirkung der SIA auf das Wahlverhalten der Profil- und Neigungsfächer ist<br />
daher aufgrund dieser nur schwachen Hinweise nicht anzunehmen.<br />
Die Auswirkungen auf das Berufsinteresse<br />
Während beim Fachinteresse kaum eine Wirkung nachzuweisen war, schien die SIA<br />
das Berufinteresse der Schüler stärker beeinflusst zu haben.<br />
Schüler Berufswunsch vorher K Berufswunsch nachher K Auswirkung der SIA<br />
FSG 1 unentschieden<br />
(naturwissenschaftliche<br />
Richtung, Psychologie, etwas mit<br />
Kindern)<br />
FSG 2 unentschieden<br />
(Medizin, Medizinforschung,<br />
technische Richtung, etwas mit<br />
Kindern)<br />
FSG 3 unentschieden<br />
(Walforscherin, Industriekauffrau,<br />
Managerin, Lehrerin)<br />
FSG 4 unentschieden<br />
(Marketing, Vertrieb in<br />
technischem Unternehmen)<br />
NW unentschieden<br />
(naturwissenschaftliche<br />
Richtung)<br />
I unentschieden<br />
(mehr technische Richtung)<br />
- unentschieden<br />
(Jura)<br />
- unentschieden<br />
(Richtung<br />
Produktionstechnik)<br />
NW negativ/positiv<br />
Ja, wie gesagt, dass es das Programmieren<br />
nicht ist und dass es die Naturwissenschaften<br />
schon sein können. Ja, auf jeden<br />
Fall! (AG, Zeile 105-106)<br />
I leicht positiv<br />
Richtung Ingenieurwesen<br />
Aber jetzt tendiere ich manchmal schon<br />
mehr zu dem Technischen, als ich es früher<br />
getan habe. (AG, Zeile 105)<br />
- keine<br />
I positiv<br />
Richtung Ingenieurwesen<br />
Auf jeden Fall! Ich denke, man sieht das ja<br />
danach mit ganz anderen Augen. Man hat<br />
ja jetzt ein völlig anderes Bild davon gekriegt,<br />
als man es vorher hatte. Das lässt sich<br />
eigentlich gar nicht vergleichen. (AG, Zeile<br />
153-159)<br />
I = ingenieurwissenschaftliche Richtung, NW = naturwissenschaftliche Richtung einschließlich Informatik, NW/I = beide<br />
K = Kategorisierung, AG = Abschlussgespräch<br />
Abbildung 87: Berufsinteresse im Vergleich Auftakt- und Abschlussgespräch<br />
196
Schüler Berufswunsch vorher K Berufswunsch nachher K Auswirkung der SIA<br />
FSG 5 unentschieden<br />
(technische Richtung)<br />
FSG 6 unentschieden<br />
(naturwissenschaftliche<br />
Richtung, eventuell Chemie)<br />
FSG 7 unentschieden<br />
(ingenieurwissenschaftliche<br />
Richtung)<br />
FSG 8 unentschieden<br />
(Richtung Triebwerksmechanik)<br />
BZN 1 unentschieden<br />
(Physik, Elektrotechnik)<br />
I unentschieden<br />
(Ingenieur)<br />
NW Chemie<br />
(wenn es nicht klappt,<br />
Ingenieurwesen)<br />
I positiv<br />
NW<br />
/I<br />
Richtung Ingenieurwesen<br />
Also den Ingenieurberuf finde ich jetzt<br />
schon interessanter. Ich weiß jetzt auch ein<br />
bisschen mehr, wie er aussieht. (AG, Zeile<br />
118-121)<br />
positiv<br />
Richtung Ingenieurwesen<br />
Ja schon, weil davor hatte ich keine so<br />
große Ahnung. Ingenieur, das war für mich<br />
eher so was mit Zeichnen, fast so ähnlich<br />
wie Architekt. Aber dass es jetzt hier so<br />
abwechslungsreich ist, hätte ich nicht<br />
gedacht! (AG, Zeile 111-113)<br />
I Maschinenbau I negativ/positiv<br />
I Luft- und<br />
NW<br />
/I<br />
Raumfahrtingenieur bzw.<br />
Gerätetriebwerksinge-<br />
nieur<br />
unentschieden<br />
(Ingenieur)<br />
Richtung Maschinenbau<br />
Also vielleicht, dass ich nicht Mechatronik<br />
und so will. Das ist mir zu elektronisch,<br />
sondern eher richtig Maschinenbau. (AG,<br />
Zeile 81-82)<br />
I positiv<br />
Richtung<br />
Gerätetriebwerksingenieur<br />
Ich würde mal sagen, dass ich mal in die<br />
Berufe mehr hineingesehen habe und<br />
daher mir auch ein Bild machen konnte, was<br />
die den ganzen Tag über so tun. (AG, Zeile<br />
140-141)<br />
I positiv<br />
Richtung Ingenieurwesen<br />
Aber das kam halt einfach nicht dazu<br />
wegen der SIA selber, sondern weil ich mich<br />
durch die SIA informieren konnte, wie es<br />
dort aussieht, also im Ingenieursbereich<br />
und was für Voraussetzungen für<br />
Studiengänge dann da sein müssen. (AG,<br />
Zeile 112-116)<br />
BZN 2 Maschinenbau I Maschinenbau I leicht positiv<br />
BZN 3 unentschieden<br />
(Maschinenbau, etwas mit<br />
Computern)<br />
NW<br />
/I<br />
Richtung Maschinenbau<br />
Ne, also das [Maschinenbaustudium] ist<br />
eher verstärkt worden, würde ich sagen.<br />
(AG, Zeile 97)<br />
Mechatronik I positiv<br />
Richtung Mechatronik<br />
[Mechatronik] hört sich schon interessant an<br />
und dass wir dann auch die Führung<br />
gemacht haben bei Daimler, da hat die Frau<br />
auch gesagt, dass da viele Mechatroniker<br />
sind, die da in dem Werk arbeiten. (AG, Zeile<br />
110-116)<br />
I = ingenieurwissenschaftliche Richtung, NW = naturwissenschaftliche Richtung einschließlich Informatik, NW/I = beide<br />
K = Kategorisierung, AG = Abschlussgespräch<br />
Abbildung 87: Berufsinteresse im Vergleich Auftakt- und Abschlussgespräch (Fortsetzung)<br />
197
Schüler Berufswunsch vorher K Berufswunsch nachher K Auswirkung der SIA<br />
BZN 4 Physik, Informatik NW unentschieden<br />
BZN 5 unentschieden<br />
(naturwissenschaftliche Richtung,<br />
Mathematik)<br />
BZN 6 unentschieden<br />
(ingenieurwissenschaftliche<br />
Richtung)<br />
BZN 7 unentschieden<br />
(ingenieurwissenschaftliche<br />
Richtung)<br />
BZN 8 unentschieden<br />
(Medientechnik, Audioingenieur)<br />
(etwas Naturwissenschaft-<br />
liches oder Technisches in<br />
der Industrie)<br />
NW unentschieden<br />
(Elektronik, Mechatronik)<br />
NW<br />
/I<br />
positiv<br />
Richtung Naturwissenschaft/<br />
Ingenieurwesen in der<br />
Industrie<br />
Ja, ja, also ich denke jetzt wirklich eher<br />
schon über hier was [Robert Bosch<br />
GmbH], vielleicht dann auch in der<br />
Industrie nach. (AG, Zeile 123)<br />
I positiv<br />
Richtung Ingenieurwesen<br />
Ja, auf jeden Fall, also das Ingenieurwis-<br />
senschaftliche hat sich gefestigt. Das will<br />
ich auf jeden Fall machen, jetzt nach dem<br />
Jahr. Es hat schon gezeigt, dass es mir<br />
Spaß macht, also das Programmieren<br />
oder auch mehr handwerklich was an<br />
Maschinen zu machen. (AG, Zeile 96-98)<br />
I Maschinenbau I negativ/positiv<br />
I unentschieden<br />
(Ingenieur)<br />
I unentschieden<br />
(Medien, Ingenieur)<br />
Richtung Maschinenbau<br />
Ja, ich denke, dass es schon in Richtung<br />
Maschinenbau geht, denn die handwerkliche<br />
Arbeit muss auf jeden Fall<br />
dabei sein. Und ich glaube CAD ist besser<br />
als Programmieren. (AG, Zeile 98-99)<br />
I positiv<br />
Richtung Ingenieurwesen<br />
Ja, eindeutig! Dadurch, dass man eben<br />
jetzt weiß, was ein Ingenieur macht, ist<br />
das also eine große Hilfe. (AG, Zeile 101)<br />
I positiv<br />
Richtung Ingenieurwesen<br />
Ich denke, es war schon sehr gut, da mal<br />
reinzuschnuppern in den Bereich. Was<br />
sehr interessant war, waren die Führ-<br />
ungen bei Bosch. Also das hat schon<br />
geholfen. (AG, Zeile 108-109)<br />
I = ingenieurwissenschaftliche Richtung, NW = naturwissenschaftliche Richtung einschließlich Informatik, NW/I = beide<br />
K = Kategorisierung, AG = Abschlussgespräch<br />
Abbildung 87: Berufsinteresse im Vergleich Auftakt- und Abschlussgespräch (Fortsetzung)<br />
Generell war eine Verschiebung der geäußerten Berufsinteressen in Richtung der<br />
Ingenieurwissenschaften beobachtbar. Während im Auftaktgespräch 10 Schüler<br />
Interesse an der Aufnahme eines ingenieurwissenschaftlichen Studiums zeigten,<br />
äußerten sich im Abschlussgespräch 14 Teilnehmer positiv gegenüber den technischen<br />
Studiengängen. Diese Verschiebung ging zu Lasten der naturwissenschaftlichen<br />
Studienrichtungen. Waren zu Beginn der SIA noch sechs Schüler einem natur-<br />
wissenschaftlichen Studium gegenüber aufgeschlossen, verringerte sich ihre Anzahl<br />
gegen Ende der Maßnahme auf drei.<br />
198
Diese Entwicklung verlief im Einzelfall höchst unterschiedlich.<br />
Ja, also nicht mehr unbedingt Mathematik [und Naturwissenschaften], sondern gerade<br />
mehr an Maschinen oder bei der Programmierung, also mehr Richtung Mechatronik oder<br />
Elektronik. (Abschlussgespräch, Schüler 5 BZN, Zeile 90-91)<br />
Ja, also gerade wenn es zum Beispiel nicht klappt mit Chemie, dann könnte ich mir schon<br />
vorstellen, dass es in die Richtung Ingenieur, Elektronik bzw. Informatik geht.<br />
(Abschlussgespräch, Schülerin 6 FSG, Zeile 108-109)<br />
Also im Bereich der Physik habe ich mich jetzt endlich mal entschieden, dass es nicht so der<br />
naturwissenschaftliche Bereich ist, sondern dass es eher in Richtung Ingenieurwesen geht.<br />
(Abschlussgespräch, Schüler 1 BZN, Zeile 109-110)<br />
Ich weiß nichts Konkreteres, aber wenn man das halt so mitkriegt hat, gerade diese<br />
Produktionsabläufe bei Arburg [Betriebsbesichtigung im Rahmen der SIA] und wie das<br />
alles organisiert ist […] Es ist halt die Frage, inwieweit man da quer einsteigen kann.<br />
(Abschlussgespräch, Schüler 4 FSG, Zeile 144-147)<br />
Natürlich hatte die SIA auch auf diejenigen Schüler eine Auswirkung, die sich bereits<br />
zu Beginn der Maßnahme aufgeschlossener gegenüber einem technischen Studium<br />
gezeigt hatten. Hier ließ sich eine Festigung bzw. Konkretisierung bestehender<br />
Berufswünsche beobachten. Wiederum verlief die Entwicklung bei jedem Teilnehmer<br />
sehr unterschiedlich. Die Vorstellungen variierten von zum Teil noch recht vagen,<br />
aber sich verstärkenden Tendenzen zum ingenieurwissenschaftlichen Berufsfeld bis<br />
hin zu konkreten Studienwünschen.<br />
Ja, eigentlich hat sich nichts dran geändert. Ich bin letztendlich nach wie vor noch<br />
unsicher, was ich werden soll. Ich denke schon, dass sich die technische Richtung ein<br />
bisschen verstärk hat, […] aber konkret weiß ich da noch nichts. (Abschlussgespräch,<br />
Schüler 5 FSG, Zeile 114-116)<br />
Aber jetzt tendiere ich manchmal schon mehr zum Technischen, als ich es früher getan<br />
habe. (Abschlussgespräch, Schülerin 2 FSG, Zeile 105)<br />
Auf jeden Fall ist es immer noch was Technisches. Es ist aber auch so, dass ich jetzt nicht<br />
irgendwie den ganzen Tag vor dem PC sitzen möchte. Ich will auch einfach was arbeiten,<br />
was machen. Natürlich, PC gehört auch dazu, ohne den geht es nicht mehr, aber beides<br />
ausgewogen, würde ich mal sagen, und die Richtung auf jeden Fall. (Abschlussgespräch,<br />
Schüler 7 BZN, Zeile 95-98)<br />
199
Ein bisschen mehr, ja, denn am Mittwoch an der FH habe ich zum Bespiel auch wieder<br />
einiges über das Ingenieurstudium gehört und da gibt es im Fachbereich Luft- und<br />
Raumfahrt einen Gerätetriebwerksingenieur oder allgemein Luftfahrtsingenieur […] und<br />
ich glaube, dass ich in die Richtung auch was machen werde. (Abschlussgespräch, Schüler 8<br />
FSG, Zeile 133-136)<br />
Ja, ich denke, dass es schon in Richtung Maschinenbau geht, denn die handwerkliche<br />
Arbeit muss auf jeden Fall dabei sein. (Abschlussgespräch, Schüler 6 BZN, Zeile 98-99)<br />
Ne, also das [Maschinenbaustudium] ist eher verstärkt worden, würde ich sagen.<br />
(Abschlussgespräch, Schüler 2 BZN, Zeile 97)<br />
Dass gut gemeinte Maßnahmen nicht immer zum Erfolg führen, zeigten die Aussagen<br />
einiger Teilnehmer, die sich durch das Mikrocontrollerprojekt überfordert gefühlt<br />
hatten. Als Konsequenz aus ihren Projekterfahrungen gaben sie an, zwar natur- bzw.<br />
ingenieurwissenschaftliche Studienziele zu verfolgen, doch käme ein Mechatronik-<br />
studium bzw. ein Studium mit großen Programmieranteilen für sie nicht in Frage.<br />
Ja, wie gesagt, dass es das Programmieren nicht ist und dass es die Naturwissenschaften<br />
insgesamt schon sein können. Ja, auf jeden Fall! (Abschlussgespräch, Schülerin 1 FSG, Zeile<br />
105-106)<br />
Also vielleicht, dass ich nicht Mechatronik und so will. Das ist mir zu elektronisch, eher<br />
richtig Maschinenbau. (Abschlussgespräch, Schüler 7 FSG, Zeile 81-82)<br />
Lediglich eine Schülerin stellte fest, dass die SIA keinerlei Auswirkung auf ihre<br />
Berufswahlentscheidung habe. Verantwortlich für diese Haltung machte auch sie eine<br />
Überforderung durch das Mikrocontrollerprojekt.<br />
Ich hätte es mir eher vorstellen können [etwas Technisches zu studieren], doch ich habe ich<br />
mich halt im Mikrocontrollerprojekt ziemlich überfordert gefühlt. Von daher bin ich halt<br />
eher so ein bisschen skeptisch. Ich weiß nicht, ob ich das dann packen würde.<br />
(Abschlussgespräch, Schülerin 3 FSG, Zeile 154-159)<br />
Erwähnenswert bleibt aber, dass es sich hier um eine Schülerin handelt, die zu Beginn<br />
der SIA bereits durch eine gering ausgeprägte naturwissenschaftlich-technische<br />
Interessenstruktur auffiel (vgl. Abbildung 71: Einzelfallvergleich <strong>Friedrich</strong>-Schiller-<br />
Gymnasium). So scheint sich in diesem Einzelfall die Hypothese zu bestätigen, dass<br />
ein grundlegender Wandel der Interessenstruktur nach Abschluss der Pubertät<br />
offenbar nicht mehr zu erwarten ist.<br />
200
8.2.8 Zusammenfassung und Bewertung<br />
Die Analyse des Auftaktgespräches ergab, dass sich die Schülerschaft in der Schüler-<br />
Ingenieur-Akademie zum Großteil aus naturwissenschaftlich-technisch besonders<br />
interessierten Jugendlichen zusammensetzte. Nur wenige Schüler bildeten hier eine<br />
Ausnahme. Inwieweit diese guten Voraussetzungen ein anspruchsvolles Arbeiten im<br />
Rahmen der SIA ermöglichten, zeigte deren Auswertung anhand der<br />
interessenfördernden Kriterien. Während im Teilprojekt Netzgerätebau in den<br />
Schüleräußerungen eine Vielzahl von Hinweisen auf seine interessenfördernde<br />
Wirkung gefunden werden konnte, beurteilten die Schüler das Mikrocontroller-<br />
projekt eher kritisch. Gerade die Schüler ohne Programmiererfahrungen waren<br />
überfordert und konnten so kaum von Erfolgserlebnissen im Sinne eines Kompetenz-<br />
bzw. Autonomieerlebens im Umgang mit der neuen Technik berichten. Leider waren<br />
hiervon besonders die Mädchen betroffen. Überhaupt erwies sich die Entscheidung,<br />
lediglich durch den Mädchenbonus bei der SIA-Aufnahme die geschlechtsspezifischen<br />
Besonderheiten zu berücksichtigen als problematisch. Um hier nachhaltige Effekte zu<br />
erreichen bleiben eigentlich nur zwei Wege: Entweder man verbessert durch eine<br />
Frühförderung das Potenzial an weiblichen Teilnehmern von Beginn an und<br />
verzichtet anschließend auf jede Art von Aufnahmebonus, oder man berücksichtigt<br />
die besondere Lage der Schülerinnen bei der organisatorischen und inhaltlichen<br />
Planung der Maßnahme.<br />
Trotz der nur zum Teil gelungenen Umsetzung der interessenfördernden Kriterien<br />
konnte die Auswertung der Daten des Abschlussgespräches eine Beeinflussung des<br />
Berufsinteresses der Schüler zu Gunsten der technischen Berufsfelder aufzeigen.<br />
Lediglich eine Schülerin, die sich bereits zu Beginn der SIA durch eine sehr schwache<br />
naturwissenschaftlich-technische Interessenstruktur auszeichnete, blieb von der Maß-<br />
nahme unbeeindruckt. Hier scheint sich die Annahme zu bestätigen, dass ein Wandel<br />
der Interessenstruktur in diesem Alter nur sehr eingeschränkt und anknüpfend an<br />
bereits bestehende Interessenprofilen stattfinden kann. Umso wichtiger ist für die<br />
Zukunft des SIA-Projektes eine sorgfältige Vorauswahl der Teilnehmer.<br />
Erkenntnisse im Hinblick auf die Beantwortung der Forschungsfragen<br />
Zum ersten Zielbereich:<br />
Schüler der Oberstufe besitzen bereits sehr differenzierte Interessenstrukturen. Maß-<br />
nahmen zur Förderung naturwissenschaftlich-technischer Begabungen müssen gezielt<br />
bei diesen Interessen ansetzen.<br />
201
Zum dritten Zielbereich:<br />
Eine nach interessenfördernden Kriterien gestaltete Schüler-Ingenieur-Akademie − im<br />
Netzgeräteprojekt ist sie vor allem durch die Verwirklichung der Kriterien der<br />
Anwendungs- und Tätigkeitsorientierung bzw. des kooperativen Lernens gelungen −<br />
hat positiven Einfluss auf die Interessiertheit der Schüler am Ausbildungsablauf.<br />
Deren unzureichende Umsetzung im Mikrocontrollerprojekt konnte eine Beein-<br />
flussung des Interesses zu Gunsten der technischen Berufsfelder nicht verhindern. Die<br />
gute Arbeitsatmosphäre im Gesamtprojekt trug sicherlich zu diesem langfristigen<br />
Projekterfolg bei.<br />
Inwieweit die Schüler-Ingenieur-Akademie in ihrer aktuellen Form geeignet ist,<br />
weibliche Begabungen in Naturwissenschaft und Technik zu fördern, bleibt fraglich.<br />
Hier sind wahrscheinlich gesonderte organisatorische bzw. inhaltliche Maßnahmen<br />
notwendig.<br />
202
8.3 Die Befunde der Lehrerbefragung<br />
8.3.1 Die Vorgehensweise bei der Datenerhebung<br />
Die Lehrer wurden gegen Ende der SIA im Rahmen eines Gruppeninterviews zum<br />
Ablauf der Maßnahme, zur Arbeit der Planungsgruppe und zu den Möglichkeiten der<br />
Unterstützung eines interessenfördernden Unterrichts durch die Wirtschaft befragt.<br />
Das Leitfadeninterview entsprach in seinem Aufbau dem des Abschlussgespräches im<br />
Arbeitskreis Naturphänomene.<br />
1. Ablauf der Maßnahme<br />
(1) Was hat Ihnen im vergangenen Jahr besonderes gefallen? Was weniger? Was würden Sie anders machen?<br />
(2) Wie haben Sie Ihre Schüler erlebt? Gab es eine Entwicklung?<br />
(3) Wie war die Anwesenheit der Schüler?<br />
(4) Wurden die richtigen Schüler ausgewählt?<br />
(5) Was hat Ihnen die SIA persönlich gebracht? Haben Sie etwas dazugelernt?<br />
(6) Hat die SIA eine Auswirkung auf Ihren alltäglichen Unterricht?<br />
2. Fragen zur Zusammenarbeit in der Planungsgruppe<br />
(7) Wie erlebten Sie die Zusammenarbeit mit den Partnern FH, Südwestmetall und Bosch?<br />
(8) Wie groß war Ihr organisatorischer und zeitlicher Aufwand? Gab es eine Stundenermäßigung?<br />
(9) Wie zufrieden sind Sie mit dem Ergebnis?<br />
(10) Wie war das Feedback im Kollegenkreis, bei den Eltern und beim Direktor?<br />
(11) Was muss alles getan werden, dass die SIA fortgeführt werden kann? Mit welchen Inhalten soll die SIA fortgeführt werden?<br />
3. Unterstützungsmöglichkeiten durch die Wirtschaft<br />
(12) Welche Formen der Zusammenarbeit von Schule und Wirtschaft machen Sinn?<br />
(13) Wo erhoffen Sie sich von der Wirtschaft Unterstützung bei einem interessenfördernden naturwissenschaftlichen Unterricht?<br />
Abbildung 88: Gesprächsleitfaden des Abschlussinterviews<br />
Das zirka 60-minütige Interview fand in den Räumlichkeiten der Robert Bosch<br />
GmbH statt und wurde mit einem Aufnahmegerät aufgezeichnet. Es war als<br />
Gruppengespräch angelegt, damit die Lehrer die Möglichkeit hatten, aufeinander<br />
Bezug zu nehmen und gemeinsam Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln (vgl.<br />
Bortz/Döring 2002, S. 318).<br />
8.3.2 Die Vorgehensweise bei der Datenauswertung<br />
Die Interviews wurden vom Doktoranden transkribiert und das Datenmaterial in<br />
einem ersten Schritt auf seine Güte überprüft.<br />
Die Überprüfung der Gütekriterien<br />
Sicherlich hatte das im Vergleich zum Arbeitskreis Naturphänomene noch engere<br />
Vertrauensverhältnis einen positiven Einfluss auf den Wahrheitsgehalt der Lehrer-<br />
203
äußerungen. Allerdings stellte es sich für den Interviewer als schwierig heraus, die<br />
Lehrer bei der ein oder anderen Frage zu umfassenden Aussagen zu bewegen. Durch<br />
die häufigen Treffen im Rahmen der Planungsgruppe war vieles bereits diskutiert<br />
worden und bedurfte nach Ansicht der Lehrkräfte keiner weiteren Äußerungen im<br />
Abschlussgespräch.<br />
Die Auswertung und Interpretation der Daten<br />
Die weitere Auswertung des Datenmaterials entsprach der Vorgehensweise im<br />
Arbeitskreis Naturphänomene (vgl. Kapitel 7.3.2: Die Vorgehensweise bei der<br />
Datenauswertung).<br />
Die dabei entwickelten Kategoriesysteme bilden wiederum die Grundlage für die<br />
folgende Ergebnisdarstellung und Interpretation. Sie wurden in die Arbeit in Ta-<br />
bellenform eingefügt.<br />
8.3.3 Die Maßnahme aus Lehrersicht<br />
Die Lehrer beurteilten die beiden Teilprojekte der SIA ähnlich wie die Schüler. Der<br />
Netzgerätebau wurde von ihnen in erster Linie positiv gesehen. Sowohl die Theorie-<br />
als auch die Praxisveranstaltungen ließen sich retrospektiv als Erfolg werten.<br />
Kategorie Beispielzitat<br />
Anschauliche Wissensver-<br />
mittlung in den Theorie-<br />
veranstaltungen<br />
Gelungene Praxisveran-<br />
staltungen<br />
Ich denke, die Theorieveranstaltungen haben wir mit der fachlichen Unterstützung<br />
von Herrn [Nachname Ausbilder] ganz gut hingekriegt. [...] und CCPhysic war eine<br />
große Hilfe dabei die Sache anschaulich zu machen. (Lehrer 1, Zeile 10-13)<br />
Besonders gut hat mir die Arbeit in der Ausbildungswerkstätte gefallen. Mit<br />
Unterstützung der Azubis selbst ein Netzgerät zusammenzubauen. Das war für die<br />
Schüler schon toll. (Lehrer 2, Zeile 7-9)<br />
Abbildung 89: Das Teilprojekt Netzgerätebau aus Sicht der Lehrkräfte (Teil 1)<br />
Die Lehrkräfte kritisierten lediglich den mangelnden kreativen Freiraum der Schüler,<br />
der aber aufgrund des Anspruchs der SIA, den Schülern auch neue Techniken zu<br />
vermitteln, als kaum vermeidbar betrachtet wurde.<br />
Kategorie Beispielzitat<br />
Unzureichende Autonomie-<br />
orientierung<br />
Das Netzgerät ist natürlich streng vorgegeben. Da kann man nicht viel rütteln an<br />
dem Schaltplan. Man kann den Schülern auch nicht sagen, das und das soll es<br />
ergeben und jetzt entwickelt mal den Schaltplan. Das geht einfach nicht. Aber<br />
wenn es was Komplexes sein soll, muss man so vorgehen. (Abschlussgespräch SIA,<br />
Lehrer 2, Zeile 525-528)<br />
Abbildung 90: Das Teilprojekt Netzgerätebau aus Sicht der Lehrkräfte (Teil 2)<br />
204
Die Mikrocontrollerprogrammierung sahen die Lehrer wie auch ein Großteil der<br />
Schüler kritisch.<br />
Kategorie Beispielzitat<br />
Schlechte Theorieveran-<br />
staltungen<br />
Überforderung der Schüler<br />
in den Praxisveranstal-<br />
tungen<br />
Im zweiten Halbjahr ist auch mein Wissenszuwachs durch die Vorlesungen, die<br />
Theorie nicht so groß gewesen. (Abschlussgespräch SIA, Lehrer 1, Zeile 213-214)<br />
Das Thema Mikrocontroller hatte sich ja gut angehört, dass man da verschiedene<br />
Sachen programmieren kann. Aber es hat sich halt als zu schwierig erwiesen.<br />
(Abschlussgespräch SIA, Lehrer 2, Zeile 528-530)<br />
Abbildung 91: Das Teilprojekt Reaktionszeittester aus Sicht der Lehrkräfte<br />
Bezüglich einer langfristigen Wirkung der Maßnahme auf die Interessenstruktur der<br />
Schüler stellten die Lehrer kaum Veränderungen fest, wobei laut ihrer Aussage eine<br />
Steigerung aufgrund der hohen Ausgangslage kaum möglich war.<br />
Kategorie Beispielzitat<br />
Gleichbleibend hohes<br />
Niveau<br />
Also interessiert waren sie von Anfang an, und das ist bis zum Ende gleich<br />
geblieben. [...] Aber ansonsten war die Motivation von Anfang an sehr hoch und<br />
sie ist sehr hoch geblieben. (Abschlussgespräch SIA, Lehrer 2, Zeile 113-116)<br />
Da war keine Entwicklung, bei mir auch nicht. Die ist nicht gestiegen. Das war aber<br />
auch nicht möglich. (Abschlussgespräch SIA, Lehrer 1, Zeile 117-118)<br />
Abbildung 92: Langfristige Wirkung der Maßnahme auf die Schüler (Teil 1)<br />
Lediglich Fortschritte beim Präsentieren wurden für die Lehrer ersichtlich.<br />
Kategorie Beispielzitat<br />
Fortschritte beim Präsen-<br />
tieren<br />
Hinsichtlich des Auftretens bei Präsentationen habe ich gemerkt, dass sie viel<br />
freier und sicherer geworden sind. (Abschlussgespräch SIA, Lehrer 2, Zeile 114-115)<br />
Abbildung 93: Langfristige Wirkung der Maßnahme auf die Schüler (Teil 2)<br />
Bezüglich der Wirkung der Maßnahme auf die eigene Person muss festgehalten<br />
werden, dass die Freitagnachmittage keinesfalls als Belastung empfunden wurden.<br />
Also ich fand die Freitagnachmittage jetzt nicht belastend. Das war so ein schöner Ab-<br />
schluss der Woche. Aber das geht halt nur, wenn man sich darauf freut. (Lehrer 2, Zeile<br />
340-341)<br />
Für mich war Freitagnachmittag immer belegt und nicht schon Wochenende. [Anmerkung<br />
des Verfassers: Lehrer 1 war Sammlungsleiter in seiner vorherigen Schule und nutzte den<br />
Freitag für diese Aufgabe.] Insofern merke ich das nicht, dass da etwas anderes ist. [...] Jetzt<br />
ist halt Freitagnachmittag SIA. (Lehrer 1, Zeile 346-347)<br />
205
Stattdessen betonten die Lehrer, dass die SIA ähnlich wie bei den Schülern auch für<br />
sie eine inhaltliche Weiterbildung darstellte.<br />
Kategorie Beispielzitat<br />
Inhaltliche Weiterbildung Also die ganze Sache mit dem Operationsverstärker, in den man sich einarbeiten<br />
musste, war gut. Man hat weitergelernt und Einblicke gekriegt. Das war im<br />
Endeffekt das Gleiche wie bei den Schülern. Zum ersten Mal schauen wir ein<br />
bisschen genauer rein. (Lehrer 1, Zeile 209-212)<br />
Ich denke im Hinblick auf NWT, dass ich durch solche Einblicke in Firmen rein<br />
inhaltlich [in Bezug auf den eigenen Unterricht] auf neue Ideen komme. (Lehrer 2,<br />
Zeile 244-245)<br />
Abbildung 94: Langfristige Wirkung der Maßnahme auf die eigene Person (Teil 1)<br />
Viel wichtiger erschienen ihnen aber noch die Zusammenarbeit mit außerschulischen<br />
Einrichtungen und die damit verbundenen positiven Auswirkungen auf die eigene<br />
Person.<br />
Kategorie Beispielzitat<br />
Professionalisierung durch<br />
Zusammenarbeit mit außer-<br />
schulischen Institutionen<br />
Also ich gewinne im Umgang mit schulfremden Personen. Da tue ich mir von Mal<br />
zu Mal leichter als Lehrer und Person. Da kommt man normalerweise mit einge-<br />
zogenem Genick, aber das löst sich langsam. Das motiviert einen hier noch<br />
weitere Projekte anzugehen. (Lehrer 1, Zeile 207-209)<br />
Das war für mich auch eine Premiere, mit Personen außerhalb der Schule<br />
zusammenzuarbeiten. Das hat zumindest hier bei Bosch gut geklappt. Es macht<br />
Mut, da auch andere anzusprechen und vielleicht weitere Projekte in Angriff zu<br />
nehmen. Wenn man sonst nicht so einen Anstoß hat, wo so was mal funktioniert<br />
hat, tut man sich unheimlich schwer. (Lehrer 2, Zeile 227-231)<br />
Abbildung 95: Langfristige Wirkung der Maßnahme auf die eigene Person (Teil 2)<br />
8.3.4 Die Übertragbarkeit der interessenfördernden Kriterien<br />
auf den regulären naturwissenschaftlichen Unterricht<br />
Zwar gaben die Lehrer an, dass die Schüler-Ingenieur-Akademie sich inhaltlich auf<br />
ihren regulären Physikunterricht auswirken könnte (vgl. Abbildung 94), weiter-<br />
gehende Einflüsse wären aber zunächst nicht zu erwarten.<br />
Sie meinen wahrscheinlich sicher, ob sich meine Unterrichtsmethoden vielleicht verändert<br />
haben – im Moment noch nicht, nicht in diesem Schuljahr. [...], weil das ein ganz anderes<br />
Arbeiten mit acht Schülern in der Kleingruppe und mit Unterstützung durch andere, wie<br />
jetzt den Herrn [Nachname Ausbilder der Robert Bosch GmbH] und die Auszubildenden,<br />
ist. Das kann man nicht mit dem normalen Physikunterricht vergleichen. (Lehrer 2, Zeile<br />
242-250)<br />
206
Es war halt ein unglaublich angenehmes Arbeiten mit motivierten Schülern in einer<br />
kleinen Gruppe. [...] Das ist ein völlig anderes Arbeiten wie im Unterricht, wenn ich mit<br />
30 Schülern, die manchmal sehr schwer zu motivieren sind, zu tun habe. (Lehrer 2, Zeile<br />
193-196)<br />
Gewiss lassen sich die berufsweltliche Atmosphäre der außerschulischen Lernorte, die<br />
Berufsorientierung im „realen Kontext“ und die Zusammensetzung der Gruppe aus<br />
motivierten bzw. interessierten Schülern nicht auf den regulären Physikunterricht<br />
übertragen. Warum aber Prinzipien wie Anwendungs-, Tätigkeits- und Autonomie-<br />
orientierung nur bedingt Einlass in den naturwissenschaftlichen Alltagsunterricht<br />
finden, 63 scheint an den strukturellen Rahmenbedingungen der Schule zu liegen (z.B.<br />
Klassengröße, fehlende Möglichkeit zum Teamteaching).<br />
8.3.5 Die Arbeit der Planungsgruppe<br />
Wie wichtig den Lehrern eine funktionierende Zusammenarbeit bei der Ausarbeitung<br />
des SIA-Ausbildungsplanes war, wurde besonders im Vergleich der beiden Teil-<br />
projekte deutlich. So gaben die Lehrkräfte an, dass die Schwierigkeiten im zweiten<br />
SIA-Halbjahr auf einer ungenügenden Zusammenarbeit zwischen dem Planungsteam<br />
und der Fachhochschule beruhten.<br />
Die Unterschiede zwischen dem ersten und dem zweiten Halbjahr: Das erste Halbjahr mit<br />
seiner sehr frühzeitigen Planung und der engen Einbeziehung von uns Lehrern in die<br />
Vorbereitung bei Bosch, und dann das zweite Halbjahr, dass durch die Fachhochschule<br />
selbst geplant wurde und wo wir nicht involviert waren. (Lehrer 2, Zeile 277-280)<br />
Wenn man es zusammenfassen möchte: Im Hause Bosch wird ergebnisorientiert gearbeitet.<br />
[...] Das war auch unsere Art der Zusammenarbeit. [...] An der Fachhochschule war es<br />
weniger ergebnisorientiert. Da hatte ich manchmal das Gefühl, nicht nur ich weiß es,<br />
sondern es wissen vielleicht auch andere nicht, wo die Reise hingeht. (Lehrer 1, Zeile 281-<br />
287)<br />
Im Netzgeräteprojekt sahen die Lehrer neben der klaren Zielorientierung die<br />
arbeitsteilige und gleichberechtigte Zusammenarbeit mit dem außerschulischen<br />
Partner als ausschlaggebend für den Projekterfolg.<br />
63 Im Schülerabschlussinterview wurde deutlich, dass auch die beteiligten Schüler ihren Physikunterricht eher<br />
als lehrerzentrierten Frontalunterricht empfanden. So konnte die interessenfördernde Wirkung der SIA in<br />
erster Linie im Kontrast zum alltäglichen Physikunterricht aufgedeckt werden (vgl. Anlage 12, Tabelle 15).<br />
207
Kategorie Beispielzitat<br />
Arbeitsteilige Zusammen-<br />
arbeit mit den außerschu-<br />
lischen Partner<br />
Die Art, wie man zu dem Programm kam, war das Positive, was ich herausstellen<br />
möchte. Das war einfach genial. […] Man hat zusammengesessen. Man hat was<br />
zusammengeschustert. Ich hatte so den Eindruck, immer versucht jemand anderes<br />
dem anderen was abzunehmen: „Was kann ich machen?“ „Wie können wir es<br />
geschickter machen?“ So muss es sein. (Lehrer 1, Zeile 23-28)<br />
Es war aber auch eine wirkliche Kooperation, dass wir sagen konnten, was wir<br />
übernehmen können an der Schule und was dann hier bei Bosch gemacht wird.<br />
(Lehrer 2, Zeile 29-30)<br />
Abbildung 96: Gründe für eine erfolgreiche Zusammenarbeit (Teil 1)<br />
Aber auch das gemeinsame Erstellen des Theorieteils für den Netzgerätebau wurde<br />
positiv beurteilt.<br />
Kategorie Beispielzitat<br />
Arbeitsteilige Zusammen-<br />
arbeit mit den Lehrerkolle-<br />
gen<br />
Ich merke aber auch dadurch, dass man zusammenarbeitet, dass es nicht so<br />
anstrengend ist, als wenn man jetzt daheim einen ganzen Unterrichtsgang selber<br />
planen muss. Da sitze ich manchmal länger dran und zermatere mir den Kopf. Es ist<br />
nicht so stressig. Ich fand es jetzt nicht so belastend, auch wenn der zeitliche<br />
Aufwand vielleicht größer war, dadurch dass man sich öfters getroffen hat. (Lehrer<br />
2, Zeile 325-328)<br />
Abbildung 97: Gründe für eine erfolgreiche Zusammenarbeit (Teil 2)<br />
Sicherlich trug zum Projekterfolg auch bei, dass den Lehrern nicht nur die zwei<br />
Unterrichtsstunden am Freitagnachmittag auf ihr Stundendeputat angerechnet wer-<br />
den konnten, sondern dass das Oberschulamt eine weitere Stunde zur Vorbereitung<br />
der SIA zur Verfügung stellte. Natürlich ging der Vorbereitungsaufwand gerade im<br />
Netzgeräteprojekt weit über diesen Zeitrahmen hinaus, doch bedeutete der Stunden-<br />
erlass für die Lehrer eine nicht zu unterschätzende Anerkennung.<br />
Kategorie Beispielzitat<br />
Zeitliche Organisation Ja, es gab vom Oberschulamt eine Extrastunde für Begabtenförderung und dann<br />
wurde die AG natürlich angerechnet. (Lehrer 2, Zeile 352-353)<br />
Abbildung 98: Gründe für eine erfolgreiche Zusammenarbeit (Teil 3)<br />
Trotz der Unstimmigkeiten im zweiten Halbjahr bezeichneten die Lehrer den<br />
erstellten SIA-Ausbildungsplan und dessen Umsetzung insgesamt als Erfolg.<br />
Also ich muss sagen, das merkt man schon daran, dass ich schon wieder an das nächste Jahr<br />
denke. Ich bin für das erste Mal fast schon euphorisch. Beim ersten Mal kann soviel schief<br />
gehen. Man weiß nicht, was passiert. Dafür lief es doch eigentlich relativ gut. Das zweite<br />
208
Halbjahr lief auch relativ gut, obwohl wir so wenige Einflussmöglichkeiten hatten.<br />
(Lehrer 1, Zeile 375-379)<br />
Ich bin schon deshalb zufrieden, weil es weiter geht, und auch die Abschlussveranstaltung<br />
war sehr schön. Das zweite Halbjahr haben wir ja schon mehrfach angesprochen. Das ist<br />
klar! (Lehrer 2, Zeile 383-385)<br />
Bei der Planung des neuen SIA-Halbjahres sollte in jedem Fall das projektorientierte<br />
Arbeiten beibehalten werden. Die Projektplanung, und wenn möglich auch die<br />
Projektdurchführung, sollten arbeitsteilig erfolgen.<br />
Kategorie Beispielzitat<br />
Projektorientiertes Arbeiten Wir müssen sehr aufpassen, dass wir nicht zu sehr auf die Schiene, wie es teilweise<br />
Arbeitsteilige Planung und<br />
Durchführung<br />
Abbildung 99: Zukunft der SIA (Teil 1)<br />
von der Fachhochschule vorgeschlagen wurde, gehen, in verschiedene Bereiche<br />
hineinzuschnuppern, aber nicht wirklich was zu tun. Es können kleinere Projekte<br />
sein, aber es muss ein Ergebnis geben. Man muss was dazulernen. (Lehrer 1 und<br />
Lehrer 2, Zeile 481-485)<br />
Dass wir es halt so planen wie im Endeffekt das erste halbe Jahr. Wenn es geht,<br />
zeitlich abwechslungsreich und vor allen Dingen auch örtlich abwechslungsreich.<br />
Jeder übernimmt mal ein bisschen. Das muss sein, sonst funktioniert es nicht.<br />
(Lehrer 1, Zeile 478-480)<br />
Auch in Anbetracht der Schwierigkeiten im Mikrocontrollerprojekt sollte die Suche<br />
nach neuen Projektideen verstärkt werden. Ausgehend von einer wahrscheinlichen<br />
Wiederholung des Netzgeräteprojektes im zweiten SIA-Jahrgang wären ergänzende<br />
Projektideen zu finden, die den Schülern noch größere Gestaltungsfreiräume<br />
ermöglichen.<br />
Kategorie Beispielzitat<br />
Verstärkung der Autonomie-<br />
orientierung<br />
Was man sich natürlich immer überlegen kann, ob wir das ein oder andere Projekt<br />
[...] ein bisschen öffnen. [...] Wir sollten uns vielleicht überlegen ein Projekt zu<br />
finden, in dem die Schüler mehr Gestaltungsmöglichkeiten haben. (Lehrer 2, Zeile<br />
524-531)<br />
Abbildung 100: Zukunft der SIA (Teil 2)<br />
8.3.6 Möglichkeiten der Wirtschaft zur Unterstützung eines<br />
interessenfördernden Unterrichts<br />
Abschließend diskutierten die Lehrer die Möglichkeiten, wie die Wirtschaft einen<br />
interessenfördernden Unterricht unterstützen kann. Dabei wurden die „klassischen<br />
Formen der Zusammenarbeit“ von ihnen eher abgelehnt.<br />
209
Ich glaube in erster Linie wird da immer daran gedacht, dass dann die Schüler da<br />
irgendwie in die Firma gehen und da Besichtigungen machen oder dass die Firmen<br />
irgendwelche Gelder zur Verfügung stellen. Also ich denke aber eher in eine andere<br />
Richtung [...]. (Lehrer 2, Zeile 573-589)<br />
Ganz unter dem Eindruck der Erfolge der Schüler-Ingenieur-Akademie favorisierten<br />
die Pädagogen stattdessen gemeinsame Projekte mit naturwissenschaftlich-<br />
technischen Inhalten. Diese könnten von der Wirtschaft durch gezielte Fortbildungs-<br />
veranstaltungen (eventuell mit Materialspende) oder durch betriebliche Ansprech-<br />
partner unterstützt werden.<br />
Kategorie Beispielzitat<br />
Fortbildung (mit Material-<br />
spende)<br />
Ansprechpartner im<br />
Unternehmen<br />
Also ich denke eher auch in die Richtung, dass wir Lehrer erst mal einen Einblick<br />
kriegen sollten, was in den Firmen läuft und was die Tätigkeitsfelder der Firma<br />
sind. Ich könnte mir vorstellen, dass Firmen vielleicht auf Lehrer zugehen und<br />
ihnen so was wie eine Art Fortbildung anbieten oder Einblicke in die Tätigkeits-<br />
felder der Firma. Erst dann kann ich als Lehrer besser beurteilen, ob ich daraus ein<br />
Projekt mit den Schülern machen kann. (Lehrer 2, Zeile 573-589)<br />
Wir waren da letzte Woche auf einer Fortbildung zum Thema Sensoren. Da haben<br />
wir uns natürlich gefragt: „Wo gibt es die für fünf Euro? Was fange ich mit einem<br />
nackten Sensor mit einem, zwei oder drei Kabeln an? Wie steuere ich den an? Wie<br />
lese ich den aus? (Lehrer 2, Zeile 610-615)<br />
Ich hätte mir nie träumen lassen, dass es mit dem Hause Bosch so gut laufen wür-<br />
de. Aber das ist einfach Ihre Stelle, das sind Sie als Person. Ein Ansprechpartner der<br />
ganz selbstverständlich da ist, wenn das FSG kommt. [...] Aber wenn es diese Stelle<br />
gibt und das auch veröffentlicht wird, dann braucht man bloß irgendwo die<br />
Information herzukriegen, dass die Firma einen Ansprechpartner hat, der für mich<br />
zuständig ist. (Lehrer 1, Zeile 631-645)<br />
Abbildung 101: Möglichkeiten der Projektunterstützung durch die Wirtschaft<br />
Zudem betonten die Lehrkräfte, dass oftmals das bloße Initiieren eines Projektes<br />
völlig ausreicht. Nicht jedes Projekt muss dann tatsächlich in enger Kooperation mit<br />
dem Unternehmen stattfinden.<br />
Da können Firmen ganz viel anstoßen. [...] Das muss nicht immer Unterricht bei der<br />
Firma sein. Das braucht man sich nicht immer so aufwendig vorstellen. Aber allein durch<br />
so einen Know-how-Transfer und vielleicht auch durch das ein oder andere Material im<br />
Kleinen, kann man einiges anstoßen (Lehrer 2, Zeile 662-666).<br />
210
8.3.7 Zusammenfassung und Bewertung<br />
Die Lehrer beurteilten die Wirkung der beiden SIA-Teilprojekte ähnlich wie die<br />
Schüler. Besonders beim Netzgerätebau ließen sich die umgesetzten interessen-<br />
fördernden Kriterien beobachten. Bezüglich einer langfristigen Wirkung auf die<br />
Interessenstruktur der Schüler konnten die Lehrkräfte dagegen kaum Angaben<br />
machen. Um so wichtiger war deshalb die Schülerevaluation, die einen Einfluss zu<br />
Gunsten der technischen Studiengänge bzw. Berufe aufzeigte. Zudem sahen die<br />
Lehrer die Schüler-Ingenieur-Akademie auch als eine Fortbildung, die in Zukunft die<br />
Unterrichtsinhalte ihres „normalen Physikunterrichts“ beeinflussen könnte. Weiter-<br />
gehende Auswirkungen auf den regulären naturwissenschaftlichen Unterricht wären<br />
aber nur bedingt möglich. So würden die schulstrukturellen Gegebenheiten (z.B.<br />
Klassengröße, fehlende Möglichkeit zum Teamteaching) eine stärkere Einbeziehung<br />
der interessenfördernden Kriterien verhindern. Der AG-Bereich dagegen versprach<br />
größere Freiheiten, so dass wohl auch die Schüler-Ingenieur-Akademie als interessen-<br />
fördernde Maßnahme gerade hier angesiedelt wurde.<br />
Deren Erfolg sahen die Lehrer in der guten Zusammenarbeit aller Beteiligten<br />
begründet. Dies wurde besonders anhand des Teilprojektes Netzgerätebau deutlich.<br />
So betonten die Lehrer nicht nur die positive Auswirkung der Zusammenarbeit auf<br />
die eigene Person, sondern machten sie auch für die gelungene Umsetzung der<br />
interessenfördernden Kriterien beim Bau des Netzgerätes verantwortlich. Geprägt<br />
war diese Zusammenarbeit durch eine eindeutige Zielorientierung und ein<br />
arbeitsteiliges Arbeiten bei der Planung und Durchführung der Maßnahme. Dass<br />
diese Kooperation von den Lehrern nicht noch als zusätzliche Belastung ihres<br />
Lehreralltags gesehen wurde, lag neben den guten organisatorischen Rahmen-<br />
bedingungen nicht zuletzt daran, dass das gemeinsame Bemühen um eine Stärkung<br />
der naturwissenschaftlichen Fachbereiche ihnen auch viel Freude bereitete. Nach<br />
Aussage der beteiligten Lehrer böten solche Kooperationsformen zudem optimale<br />
Rahmenbedingungen für eine produktive Zusammenarbeit von Schule und<br />
Wirtschaft zu Gunsten eines interessenfördernden naturwissenschaftlichen Unter-<br />
richts.<br />
Erkenntnisse im Hinblick auf die Beantwortung der Forschungsfragen<br />
Zum dritten Zielbereich:<br />
Die interessenfördernde Wirkung der Maßnamen ist für die Lehrer in der<br />
Arbeitsgemeinschaft beobachtbar.<br />
211
Zum ersten Zielbereich:<br />
Die im Arbeitskreis Schüler-Ingenieur-Akademie umgesetzten interessenfördernden<br />
Kriterien lassen sich nach Einschätzung der Lehrer nur bedingt auf den regulären<br />
naturwissenschaftlichen Unterricht übertragen. Eine Reihe von strukturellen<br />
Rahmenbedingungen steht bei deren Verwirklichung im Wege.<br />
Zum vierten Zielbereich:<br />
Ausschlaggebend für den Erfolg des Projektes ist die gelungene Zusammenarbeit im<br />
Arbeitskreis Schüler-Ingenieur-Akademie. Als kooperationsförderlich haben sich eine<br />
klare Zielorientierung, gute organisatorischen Rahmenbedingungen und eine<br />
arbeitsteilige bzw. gleichberechtigte Zusammenarbeit der inner- und außerschulischen<br />
Partner herausgestellt.<br />
Zum fünften Zielbereich:<br />
Durch gemeinsame Projekte können Unternehmen die Schule bei ihren Bemühungen<br />
um einen interessenfördernden Unterricht unterstützen. Oftmals reicht aber schon<br />
das Initiieren eines Projektes durch Fortbildungsveranstaltungen oder betriebliche<br />
Ansprechpartner.<br />
212
9 Zusammenfassung und Diskussion der Ergeb-<br />
nisse<br />
9.1 Zentrale Erkenntnisse zur Weiterentwicklung der<br />
Interessenforschung<br />
Die Evaluation des Entwicklungsprojekts ergab eine Vielzahl von Erkenntnissen. Im<br />
Folgenden soll der Versuch unternommen werden, diese pro Zielbereich in einer<br />
These zu bündeln. Lediglich für den Zielbereich 2 kann keine allgemein gültige<br />
Aussage formuliert werden. Die gewonnenen Erkenntnisse haben sich hier als nicht<br />
ausreichend herausgestellt.<br />
These 1: Die Umsetzung der interessenfördernden Kriterien hat zu einer Steigerung des<br />
situationalen Interesses der Schüler an den entwickelten Maßnahmen geführt. Unter<br />
Berücksichtigung der Theorien der pädagogischen Interessenforschung kann deshalb von<br />
einer nachhaltigen Beeinflussung der Interessenstruktur zu Gunsten der naturwissen-<br />
schaftlich-technischen Fachbereiche ausgegangen werden.<br />
Die zentrale These des Zielbereiches 3 steht im Einklang mit den im Kapitel 3.3<br />
zitierten Untersuchungen. Besonders gut ist in beiden Projekten die Umsetzung der<br />
Prinzipien der Anwendungs- bzw. Tätigkeitsorientierung und des kooperativen Lern-<br />
ens gelungen. Ein mehr autonomieorientierter Unterricht stieß dagegen bei den<br />
teilnehmenden Lehrern auf größere Vorbehalte. Zukünftige Projekte zur Qualitäts-<br />
entwicklung von naturwissenschaftlichem Unterricht sollten hier einen Schwerpunkt<br />
setzen. Auch die Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Besonderheiten wurde nur<br />
ansatzweise verwirklicht. Die zum Teil unbefriedigenden Ergebnisse bei der För-<br />
derung weiblicher Interessenstrukturen in beiden Teilprojekten machen auch hier<br />
weiteren Handlungsbedarf deutlich.<br />
Zielbereich 3: Entwicklung und Durchführung der interessenfördernden Maßnahmen<br />
Auswahl der Maßnahmen<br />
Die ausgewählten Maßnahmen zur Förderung naturwissenschaftlich-technischer Interessen finden außerhalb des regulären naturwissenschaftlichen<br />
Unterrichts statt (Ablauf, S. 108f.).<br />
Unterstützungsleistungen bei der Ausarbeitung der Maßnahmen<br />
Die große thematische Nähe der erarbeiteten Unterrichtssequenzen zum bisherigen naturwissenschaftlichen Unterricht ist ausschlaggebend dafür, dass<br />
die Lehrer im Arbeitskreis Naturphänomene kaum inhaltliche Unterstützung einfordern. Aber auch die Einbeziehung einfacher technischer Produkte und<br />
Sachverhalte gelingt ihnen in dieser Jahrgangsstufe ohne Schwierigkeiten (Ablauf, S. 120f.).<br />
Die Lehrer im Arbeitskreis SIA benötigen bei der Ausarbeitung des Ausbildungsplanes die Unterstützung der außerschulischen Partner. Diese bezieht sich<br />
in erster Linie auf inhaltlich-technische Aspekte (Ablauf, S. 120f.).<br />
Abbildung 102: Entwicklung und Durchführung der interessenfördernden Maßnahmen (Zielbereich 3)<br />
213
Zielbereich 3: Entwicklung und Durchführung der interessenfördernden Maßnahmen<br />
Die Lehrer in beiden Arbeitskreisen benötigen kaum methodisch-didaktische Unterstützung. Hieraus schon jetzt Schlüsse auf den Fortbildungsbedarf der<br />
gesamten naturwissenschaftlichen Gymnasiallehrerschaft zu ziehen, ist sicherlich unzulässig. So ist einerseits aufgrund des Freiwilligkeitsprinzips bei der<br />
Teilnahme eine Zusammensetzung der Arbeitskreise aus besonders pädagogisch orientierten und engagierten Kollegen zu vermuten. Andererseits kann<br />
erst die abschließende Evaluation aufzeigen, wo Schwierigkeiten bei der Umsetzung der interessenfördernden Kriterien aufgetaucht sind (Ablauf, S. 120f.).<br />
Umgesetzte interessenfördernde Kriterien in den Maßnahmen<br />
Die Prinzipien der Anwendungs- und Tätigkeitsorientierung bzw. des kooperativen Lernens lassen sich besonders gut im Naturphänomeneunterricht<br />
verwirklichen. Eine verstärkte Autonomieorientierung bei der Entwicklung der Unterrichtssequenzen gelingt den Lehrern weniger leicht, widerspricht sie<br />
doch in weitaus stärkerem Maße den bisher praktizierten Unterrichtskonzepten (Naturphänomene, S. 133f.).<br />
Nach Meinung der Lehrer kann ein nach Geschlechtern getrennter Naturphänomeneunterricht sich positiv auf die weibliche Interessengenese auswirken.<br />
Weitergehende mädchenfördernde Maßnahmen werden von ihnen zwar anerkannt, bei der Entwicklung der Unterrichtssequenzen aber nur sehr zögerlich<br />
umgesetzt (Naturphänomene, S. 133f.).<br />
Die Prinzipien der Anwendungs- und Tätigkeitsorientierung bzw. des kooperativen Lernens lassen sich besonders gut im Projekt Schüler-Ingenieur-<br />
Akademie verwirklichen. Eine verstärkte Autonomieorientierung bei der Entwicklung des Ausbildungsplans wird von den Lehrern zwar anerkannt, doch<br />
aufgrund der Neuheit der zu vermittelnden Projektinhalte zurückgestellt (SIA, S. 176f.).<br />
Nach Ansicht der beteiligten Lehrer bedarf die Schüler-Ingenieur-Akademie aufgrund der bereits ausgeprägten Interessenstruktur der Teilnehmer keinerlei<br />
mädchenfördernder Vorkehrungen. Lediglich ein Bonus bei der Aufnahme versucht interessierte Schülerinnen zu bevorzugen (SIA, S. 176f.).<br />
Wirkung der Maßnahmen<br />
Ein nach interessenfördernden Kriterien gestalteter Naturphänomeneunterricht − im Projekt ist er vor allem durch die Verwirklichung der Kriterien der<br />
Anwendungs- und Tätigkeitsorientierung bzw. des kooperativen Lernens gelungen − hat positiven Einfluss auf das Interesse der Schüler und Schülerinnen<br />
am Unterricht. Von einer dauerhaften Auswirkung auf die naturwissenschaftlich-technische Interessenstruktur kann daher ausgegangen werden (Naturphänomene,<br />
S. 156f.).<br />
Zwar profitierten auch die Mädchen von den interessenfördernden Maßnahmen im Projekt, zur Angleichung der Interessenstrukturen zwischen den<br />
Geschlechtern sind aber weitere Schritte − als bisher im Projekt verwirklicht − notwendig (Naturphänomene, S. 156f.).<br />
Die Wirkung der interessenfördernden Maßnamen ist für die Lehrer im Unterricht beobachtbar (Naturphänomene, S. 170f.).<br />
Eine nach interessenfördernden Kriterien gestaltete Schüler-Ingenieur-Akademie − im Netzgeräteprojekt ist sie vor allem durch die Verwirklichung der<br />
Kriterien der Anwendungs- und Tätigkeitsorientierung bzw. des kooperativen Lernens gelungen − hat positiven Einfluss auf die Interessiertheit der Schüler<br />
am Ausbildungsablauf. Deren unzureichende Umsetzung im Mikrocontrollerprojekt konnte eine Beeinflussung des Interesses zu Gunsten der technischen<br />
Berufsfelder nicht verhindern. Die gute Arbeitsatmosphäre im Gesamtprojekt trug sicherlich zu diesem langfristigen Projekterfolg bei (SIA, S. 201f.).<br />
Inwieweit die Schüler-Ingenieur-Akademie in ihrer aktuellen Form geeignet ist, weibliche Begabungen in Naturwissenschaft und Technik zu fördern, bleibt<br />
fraglich. Hier sind wahrscheinlich gesonderte organisatorische bzw. inhaltliche Maßnahmen notwendig (SIA, S. 201f.).<br />
Die interessenfördernde Wirkung der Maßnamen ist für die Lehrer in der Arbeitsgemeinschaft beobachtbar (SIA, S. 211f.).<br />
Sicherung der Nachhaltigkeit der Maßnahmen<br />
Die Einbeziehung der erarbeiteten interessenfördernden Maßnahmen in den schulischen Pflichtbereich (z.B. Schulcurriculum, besondere Lernleistung)<br />
kann deren langfristige Fortführung sichern (Ablauf, S. 127f.).<br />
Die Rückmeldung der Planungsergebnisse aus den Arbeitsgruppen kann deren Bekanntheit in der Lehrerschaft erhöhen und zum Mitmachen anregen<br />
(Ablauf, S. 127f.).<br />
Abbildung 102: Entwicklung und Durchführung der interessenfördernden Maßnahmen (Fortsetzung)<br />
These 2: Die strukturellen Rahmenbedingungen im System Schule verhindern eine<br />
stärkere Berücksichtigung der interessenfördernden Kriterien in Schule und Unterricht.<br />
Schon zu Beginn des Entwicklungsprojektes war besonders auffällig, dass die Lehrer<br />
zur Umsetzung der interessenfördernden Kriterien zwei Maßnahmen auswählten, die<br />
praktisch außerhalb des regulären Unterrichts stattfinden sollten. Die Abschluss-<br />
interviews in den beiden Arbeitskreisen gaben Auskunft darüber, weshalb die<br />
Lehrerschaft so entschied. So scheinen die strukturellen Rahmenbedingungen eine<br />
stärker tätigkeits- und anwendungsorientierte Gestaltung des naturwissenschaftlichen<br />
Unterrichts zu verhindern. Als innovationshemmend erwiesen sich vor allem der<br />
Lehrplandruck, die Klassengröße und der 45-Minuten-Takt.<br />
214
Dennoch wurde im Laufe des Entwicklungsprojektes auch deutlich, dass das alleinige<br />
Bereitstellen von Freiräumen nicht ausreichte, um nachhaltige Effekte zu Gunsten<br />
einer Qualitätsverbesserung von Schule und Unterricht einzuleiten.<br />
Zielbereich 1: Erfassung der Ausgangslage und der Rahmenbedingungen für interessenfördernde Maßnahmen in Unterricht und Schule<br />
Voraussetzungen bei den Schülern<br />
Naturwissenschaftlich-technische Interessengegenstände spielen bei Schülern der gymnasialen Unterstufe eine nur geringe Rolle für die Freizeitgestaltung.<br />
Trotzdem besteht ein relativ hohes Interesse an naturwissenschaftlich-technischen Sachgebieten und ihren Inhalten. Eine praktisch-konstruktive<br />
Einführung in die Naturwissenschaften mit Hilfe von Phänomenen, Körperbezügen und nicht allzu technischen Anwendungsgebieten wird dabei von<br />
Unterstufenschülern bevorzugt (Naturphänomene, S. 156f.).<br />
Schüler der Oberstufe besitzen bereits sehr differenzierte Interessenstrukturen. Maßnahmen zur Förderung naturwissenschaftlich-technischer Begabungen<br />
müssen gezielt bei diesen Interessen ansetzen (SIA, S. 201f.).<br />
Räumliche und materielle Voraussetzungen<br />
Die räumlichen und materiellen Voraussetzungen für einen Unterricht nach interessenfördernden Kriterien sind am <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium<br />
vorhanden (Ablauf, S.95f.).<br />
Organisatorische Voraussetzungen<br />
Die schulorganisatorischen Rahmenbedingungen zu Beginn des Projektes lassen erste Ansatzpunkte zur Umsetzung der interessenfördernden<br />
Interventionsmaßnahmen erkennen. So ermöglicht das Fach Naturphänomene eine direkt an die Grundschule anknüpfende Frühförderung im Rahmen der<br />
für alle Schüler verbindlichen Stundentafel. Leider verhindert eine Lücke in Klasse sieben eine durchgängige Begegnung mit dem naturwissenschaftlichen<br />
Interessengegenstand und einen direkten Anschluss an die Einzelfächer. Die Experimentierpraktika ab Klasse neun bieten zumindest im naturwissenschaftlichen<br />
Zweig optimale Bedingungen für einen tätigkeits- und autonomieorientierten Unterricht (Ablauf, S. 95f.).<br />
Die Abschaffung der Leistungskurse durch die Oberstufenreform erschwert die Bedingungen für eine Weiterverfolgung bestehender Interessenprofile<br />
durch die Schüler. Angebote im Bereich der AGs (z.B. SIA) können fehlende Spezialisierungsmöglichkeiten in der Oberstufe jedoch wieder kompensieren<br />
(Ablauf, S. 108f.).<br />
Die Bildungsreform 2004 optimiert die organisatorischen Rahmenbedingungen für einen interessenfördernden Unterricht. Der Physikunterricht der<br />
siebten Klasse schließt im Sinne einer durchgängigen Förderung nun direkt an das Fach Naturphänomene an. Das neue Schulfach NWT erhöht im<br />
naturwissenschaftlichen Zweig die Gesamtstundenzahl des naturwissenschaftlichen Fachbereiches (Ablauf, S. 120f.).<br />
Die Bildungsreform 2004 schafft durch frei verfügbare Stundenpools und die Abschaffung von Lehrplänen zu Gunsten von Bildungsstandards Freiräume<br />
zur Gestaltung eines interessenfördernden Unterrichts. Besonders groß sind diese in den Fächern Naturphänomene und NWT (Ablauf, S. 120f.).<br />
Strukturelle Rahmenbedingungen behindern die Übertragbarkeit auf den regulären Physikunterricht<br />
Die im Arbeitskreis Naturphänomene umgesetzten interessenfördernden Kriterien lassen sich nach Ansicht der Lehrer nur bedingt auf den regulären<br />
naturwissenschaftlichen Unterricht übertragen. Eine Reihe von strukturellen Rahmenbedingungen steht bei deren Verwirklichung im Wege<br />
(Naturphänomene, S. 170f.).<br />
Die im Arbeitskreis Schüler-Ingenieur-Akademie umgesetzten interessenfördernden Kriterien lassen sich nach Einschätzung der Lehrer nur bedingt auf den<br />
regulären naturwissenschaftlichen Unterricht übertragen. Eine Reihe von strukturellen Rahmenbedingungen steht bei deren Verwirklichung im Wege (SIA,<br />
S. 211f.).<br />
Abbildung 103: Erfassung der Ausgangslage und der Rahmenbedingungen (Zielbereich 1)<br />
These 3: Eine Weiterentwicklung von Schule und Unterricht kann durch inner- wie auch<br />
außerschulische Kooperation gelingen.<br />
Ausschlaggebend für die Projekterfolge war die produktive Zusammenarbeit der<br />
Lehrkräfte in den beiden Arbeitskreisen. Eine klare Zielorientierung, ein arbeits-<br />
teiliges Arbeiten, ein für alle erkennbarer Nutzen und eine organisatorische Ab-<br />
sicherung durch gewährte Stundendeputate erwiesen sich als kooperationsförderlich.<br />
Hinzu kam ferner die Begleitung der Arbeitsgruppen durch den Doktoranden, die<br />
sicherlich auch durch einen schulischen Prozessbegleiter stattfinden hätte können.<br />
Neben der Organisation übernahm er die klassischen Aufgaben des Projekt-<br />
managements, die von der gemeinsamen Zielfestlegung bis hin zur Auswertung der<br />
215
Projekterfolge reichten. Wie im Entwicklungsprojekt geschehen, können auch<br />
außerschulische Partner (z.B. Unternehmen, Hochschulen, Vereine, Verbände,<br />
Behörden) in die Entwicklung von Schule und Unterricht mit einbezogen werden.<br />
Die Arbeitskreise im Entwicklungsprojekt leiteten hier eine erste Öffnung von<br />
Schule und Unterricht ein.<br />
Zielbereich 4: Entwicklung und Erprobung neuer Formen der inner- und außerschulischen Zusammenarbeit<br />
Ausgangslage zu Beginn des Projektes<br />
Abgesehen von den Fachschaftssitzungen werden von den naturwissenschaftlichen Lehrern zu Beginn des Entwicklungsprojektes keine offiziellen<br />
Kooperationsformen zur Gestaltung von Schule und Unterricht gepflegt (Ablauf, S. 95f.).<br />
Kooperationsförderliche Bedingungen<br />
Die Zusammenarbeit in den Arbeitsgruppen braucht einen „offiziellen“ Rahmen. Eine Anerkennung der gemeinsamen Bemühungen durch zur Verfügung<br />
gestellte Stundendeputate kann dies unterstützen (Ablauf, S. 108f.).<br />
Die Zusammenarbeit in den Arbeitsgruppen braucht feste Zeitfenster im Stundenplan, in deren Rahmen ein gemeinsames Treffen aller Beteiligten möglich<br />
ist (Ablauf, S. 108f.).<br />
Die Zusammenarbeit in den Arbeitsgruppen braucht eine klare Zielorientierung, die in Abstimmung mit den Arbeitskreismitgliedern festgelegt werden<br />
muss (Ablauf, S. 108f.).<br />
Die Zusammenarbeit in den Arbeitsgruppen braucht auch nach innen klare Strukturen, die einen zielgerichteten Austausch über die erzielten Ergebnisse<br />
erlauben. Einheitliche Dokumentationsbögen können hier eine sinnvolle Planungs- und Beobachtungshilfe bieten (Ablauf, S. 120f.).<br />
Gelungene Kooperation als ausschlaggebend für den Projekterfolg<br />
Verantwortlich für den Erfolg des Projektes ist die gelungene Zusammenarbeit im Arbeitskreis Naturphänomene. Als kooperationsfördernd haben sich die<br />
klare Zielorientierung, die Arbeitsteiligkeit, der für alle erkennbare Nutzen, die externe Prozessbegleitung und die guten organisatorischen<br />
Rahmenbedingungen herausgestellt (Naturphänomene, S. 170f.).<br />
Ausschlaggebend für den Erfolg des Projektes ist die gelungene Zusammenarbeit im Arbeitskreis Schüler-Ingenieur-Akademie. Als kooperationsförderlich<br />
haben sich eine klare Zielorientierung, gute organisatorischen Rahmenbedingungen und eine arbeitsteilige bzw. gleichberechtigte Zusammenarbeit der<br />
inner- und außerschulischen Partner herausgestellt (SIA, S. 211f.).<br />
Die erfolgreiche Zusammenarbeit in den Arbeitskreisen ist ausschlaggebend für deren Fortbestand (Ablauf, S. 127f.).<br />
Kooperation und Öffnung von Schule<br />
Die Zusammenarbeit in den Arbeitskreisen ist Ausgangspunkt für eine Öffnung der Schule nach außen (Ablauf, S. 127f.).<br />
Abbildung 104: Entwicklung und Erprobung neuer Formen der schulischen Zusammenarbeit (Zielbereich 4)<br />
These 4: Die Institutionen der Wirtschaft können Schulen bei ihrem Bemühen um einen<br />
stärker interessenfördernden naturwissenschaftlichen Unterricht unterstützen.<br />
Wie bereits in These 3 angedeutet, können außerschulische Partner die Schulen in<br />
ihrem Bemühen um einen stärker interessenfördernden Unterricht unterstützen. Die<br />
Möglichkeiten sind sehr vielfältig. Die Kapitel 10.2 und 10.3 versuchen hierzu unter<br />
Berücksichtigung der Erkenntnisse der vorliegenden Arbeit Empfehlungen speziell<br />
für die Institutionen der Wirtschaft auszusprechen. Unabhängig davon, ob ein<br />
Unternehmen eine Kooperationsvereinbarung mit einer Schule eingeht oder<br />
gemeinsame Einzelvorhaben im Projektverbund plant, muss aber beachtet werden,<br />
dass nur eine langfristige und gleichberechtigte Zusammenarbeit erfolgsversprechend<br />
ist. So fordert eine echte Zusammenarbeit von beiden Partnern Veränderungs-<br />
bereitschaft. Das Beharren der Hochschule auf bisher praktizierten Lehrmethoden im<br />
zweiten Halbjahr des SIA-Projektes ist hier als negatives Beispiel zu nennen.<br />
216
Zielbereich 5: Vernetzung von Schule und Wirtschaft<br />
Möglichkeiten der Unterstützung eines interessenfördernden Unterrichts<br />
Die Wirtschaft kann Schulen auf der Ebene der Bildungspolitik, der Schule, des Lehrers und der Schüler bei der Verwirklichung eines interessenfördernden<br />
naturwissenschaftlichen Unterrichts unterstützen (Naturphänomene, S. 170f.).<br />
Kooperationsvereinbarungen zwischen Schule und Unternehmen (Ebene Schule)<br />
Die Kooperation mit einem Wirtschaftsunternehmen ist Anstoß für das Projekt zur Weiterentwicklung der naturwissenschaftlichen Fachbereiche am<br />
Gymnasium (Ablauf, S. 95f.).<br />
Kooperationen zwischen einem Wirtschaftsunternehmen und einer Schule brauchen feste Ansprechpartner auf beiden Seiten. Ebenso ist eine gemeinsame<br />
Zielfestlegung notwendig, die eine Überprüfung der Erfolge der gemeinsamen Arbeit nach Ablauf eines bestimmten Zeitraumes erlaubt (Ablauf, S. 108f.).<br />
Einzelne Projekte im Verbund Schule und Unternehmen (Ebene Schüler)<br />
Durch gemeinsame Projekte können Unternehmen die Schule bei ihren Bemühungen um einen interessenfördernden Unterricht unterstützen. Oftmals<br />
reicht aber schon das Initiieren eines Projektes durch Fortbildungsveranstaltungen oder betriebliche Ansprechpartner (SIA, S. 211f.).<br />
Zu beachtende Prinzipien in der Zusammenarbeit von Schule und Wirtschaft<br />
Die Zusammenarbeit mit außerschulischen Institutionen muss auf einer gleichberechtigten Basis erfolgen. Erst eine gemeinsame Projektplanung, die die<br />
besonderen Kenntnisse beider Parteien berücksichtigt, kann Erfolge zeitigen (Ablauf, S. 120f.).<br />
Wirtschaft und Schule sind zwei strukturell vollkommen verschiedene Systeme. Während Eigenschaften wie Flexibilität, Anpassungsbereitschaft und<br />
Schnelligkeit für das Bestehen eines Unternehmens am Markt unerlässlich sind, spielen in der Schule eher langfristige Zielorientierung und Beständigkeit<br />
eine Rolle bei der Bewältigung der erzieherischen Aufgaben. Für die Unternehmen heißt das, dass nur eine nachhaltig angelegte Zusammenarbeit den<br />
Schulen von Nutzen sein kann. Die Schule hingegen kann in einer Zeit raschen gesellschaftlichen Wandels von den wirtschaftlichen Mechanismen zur<br />
Anpassung an neue Herausforderungen auch lernen (Ablauf, S. 127f.).<br />
Abbildung 105: Vernetzung von Schule und Wirtschaft (Zielbereich 5)<br />
217
9.2 Die Übertragbarkeit des Gesamtkonzeptes auf<br />
andere Schulen<br />
Die im vorausgegangenen Kapitel beschrieben Erkenntnisse können zur Weiter-<br />
entwicklung der pädagogischen Interessenforschung dienen, aber auch schon eine<br />
erste handlungsleitende Funktion in Projekten zur Modernisierung des natur-<br />
wissenschaftlichen Unterrichts übernehmen. Bleibt nur noch zu fragen, in welcher<br />
Form sich diese Ergebnisse auf andere Schulen übertragen lassen.<br />
These 5: Eine direkte Übertragbarkeit des erarbeiteten Konzeptes zur Förderung<br />
naturwissenschaftlich-technischen Interesses am Gymnasium ist nur eingeschränkt<br />
möglich. Stattdessen muss jede einzelne Schule den Weg der Qualitätsentwicklung selbst<br />
beschreiten.<br />
Am Ende des Entwicklungsprojektes steht ein differenziertes Konzept zur Stärkung<br />
der naturwissenschaftlichen Fachbereiche am <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium.<br />
In Anlehung an den Sachunterricht der Grundschule ermöglicht der Naturphäno-<br />
meneunterricht eine breite zweijährige Frühförderung. Anschließend geht dieser<br />
direkt in den naturwissenschaftlichen Anfangsunterricht der siebten Jahrgangsstufe<br />
über. Dessen Neugestaltung − wie von den Lehrern im Abschlussinterview vorge-<br />
schlagen − könnte dabei den Jugendlichen den Einstieg erleichtern und die<br />
Errungenschaften des interessenfördernden Unterrichts der Unterstufe sichern. Das<br />
Schulfach NWT im naturwissenschaftlichen Zweig und die Beibehaltung der<br />
Übungen für die Schüler des sprachlichen Zweiges bieten ab der achten Klasse die<br />
Chance, die interessenfördernden Kriterien weiterhin im naturwissenschaftlichen<br />
Unterricht wirksam werden zu lassen. In diesem Zusammenhang müssen die<br />
Ergebnisse des Arbeitskreises NWT noch abgewartet werden. In der Oberstufe kann<br />
die Schüler-Ingenieur-Akademie weggefallene Spezialisierungsmöglichkeiten zum Teil<br />
ausgleichen. Natürlich lassen sich auch die bereits vorhandenen Arbeits-<br />
gemeinschaften wie die Robotics- oder Astronomie-AG in das Konzept integrieren.<br />
Gewiss kann dieses Ergebnis eine wertvolle Anregung für Schulen darstellen, die<br />
ebenfalls eine naturwissenschaftlich-technische Profilbildung betreiben wollen. Eine<br />
direkte Übertragung ist aber zum Scheitern verurteilt. So besitzt jede Schule eigene<br />
Schwächen, die es zu beseitigen, und Stärken, die es auszubauen gilt. War im<br />
vorliegenden Entwicklungsprojekt vor allem der Naturphänomeneunterricht ein<br />
Ausgangspunkt für die weiteren Anstrengungen, so können die zu bearbeitenden<br />
„Problembereiche“ an einer anderen Schule völlig anders gelagert sein. Auch bietet<br />
218
jede Schule unterschiedliche Ansatzpunkte zur Weiterentwicklung bereits vor-<br />
handener Strukturen. Die besonderen Kenntnisse bzw. Interessen der Lehrerschaft,<br />
bestehende außerschulische Kontakte oder erste Erfahrungen mit der Teilnahme an<br />
Wettbewerben können Anlass sein, hier intensiver tätig zu werden.<br />
Auch auf die Frage, wie solche Schulentwicklungsprozesse gestaltet werden können,<br />
gibt das Dissertationsvorhaben Antwort.<br />
These 6: Die Methode der responsiven Evaluation kann Schulentwicklungsprozesse<br />
einleiten und vorantreiben.<br />
Insgesamt hat sich die Methode der responsiven Evaluation als geeignetes Verfahren<br />
herausgestellt, Schulentwicklungsprozesse zu begleiten. Schwierigkeiten, die im<br />
Prozessablauf auftauchten (z.B. zeitintensive Vorbereitung der Evaluationsinstru-<br />
mente, verspätete Rückmeldung der Evaluationsergebnisse), waren in erster Linie auf<br />
die geringe personelle Ausstattung der wissenschaftlichen Begleitung zurückzuführen.<br />
Allerdings muss erwähnt werden, dass nicht jede Schule einen Hochschulpartner zur<br />
Bewältigung der Evaluationsaufgaben zur Verfügung hat und dass die universitäre<br />
Unterstützung auch nur zeitlich begrenzt gewährt werden kann. Notwendig wäre<br />
deshalb die Erstellung von allgemeinen Evaluationsinstrumenten, die von den<br />
Lehrern selbst ausgewählt und deren Ergebnisse leicht ausgewertet werden können. 64<br />
Die im Rahmen des Entwicklungsprojektes entstanden Evaluationsverfahren genügen<br />
diesem Anspruch kaum. Um einen eigenständigen Einsatz im Feld zu ermöglichen,<br />
müssten sie noch weiter vereinfacht bzw. verallgemeinert werden. Auch die Möglich-<br />
keiten der personellen Unterstützung sind vielfältig. Nicht immer muss zwingend ein<br />
Wissenschaftler Qualitätsentwicklungsprozesse begleiten. Speziell ausgebildete schu-<br />
lische Prozessberater, aber auch betriebliche Projektmanager könnten diese Aufgabe<br />
übernehmen.<br />
Zielbereich 6: Einsatz der responsiven Evaluation<br />
Einschränkung des Forschungsinteresses durch die Praxis<br />
Um eine Störung des Projektablaufes zu verhindern, können nicht alle Informationsinteressen der wissenschaftlichen Begleitung weiterverfolgt werden<br />
(Ablauf, S. 108f.).<br />
Zeitaufwendige Evaluation der Einzelmaßnahmen<br />
Die Vorbereitung der quantitativen und qualitativen Evaluationsinstrumente zur Schüler- und Lehrerbefragung ist sehr zeitaufwendig (Ablauf, S. 108f.).<br />
Abbildung 106: Einsatz der responsiven Evaluation (Zielbereich 6)<br />
64 Vgl. Leitfaden zur Selbstevaluation von Schulen des baden-württembergischen Landesinstituts für<br />
Schulentwicklung (Kultusministerium Baden-Württemberg 2005).<br />
219
Zielbereich 6: Einsatz der responsiven Evaluation<br />
Der Einsatz der quantitativen Befragung zur Evaluation des Naturphänomeneunterrichts muss retrospektiv kritisch betrachtet werden. Vor allem die<br />
mangelnden quasi-experimentellen Voraussetzungen im Praxisfeld gefährden die Aussagekraft der Untersuchung (Ablauf, S. 120f.).<br />
Verzögerte Rückmeldung der Ergebnisse<br />
Die verzögerte Rückmeldung der Evaluationsergebnisse gefährdet deren positiven Einfluss auf die Weiterentwicklung der interessenfördernden<br />
Maßnahmen (Ablauf, S. 120f.).<br />
Abbildung 106: Einsatz der responsiven Evaluation (Fortsetzung)<br />
220
9.3 Der Einsatz der responsiven Evaluation zur Beant-<br />
wortung der Forschungsfragen<br />
Die Eignung der responsiven Evaluation zur Begleitung von Schulentwicklungs-<br />
prozessen wurde bereits im vorausgegangenen Kapitel festgestellt. Doch inwieweit<br />
sich die verwendete Methode zur Weiterentwicklung der pädagogischen Theorie-<br />
bildung heranziehen lässt, muss noch dargestellt werden.<br />
These 7: Die Methode der responsiven Evaluation kann im Rahmen der pädagogischen<br />
Theoriebildung eine heuristische Funktion übernehmen.<br />
Sicherlich gelingt es der erkenntnistheoretischen Vorgehensweise im Entwicklungs-<br />
projekt, der Komplexität pädagogischer Systeme zumindest ansatzweise gerecht zu<br />
werden. In der Praxis hat die enge Verbindung von Forscher und Forschungs-<br />
gegenstand jedoch auch Nachteile.<br />
Quasi getrieben von der Praxis, konnte eine Reihe von Forschungsinteressen nicht<br />
mehr weiterverfolgt werden. Vor allem der zweite Zielbereich war hiervon betroffen.<br />
So plante die wissenschaftliche Begleitung am Anfang des Entwicklungsprojektes eine<br />
Befragung der Physiklehrer zu ihren Vorstellungen über einen gelingenden<br />
naturwissenschaftlichen Unterricht. Um aber die Bereitschaft zur Teilnahme an dem<br />
gemeinsamen Vorhaben nicht zu gefährden, musste diese Befragung auf Anraten des<br />
projektleitenden Lehrers abgesagt werden. Interessant wäre zudem eine Weiter-<br />
verfolgung der Einstellungen der Projektverweigerer gewesen. Auch sie wurde aus<br />
den obigen Gründen zurückgestellt.<br />
Ebenso erwies sich die Integration der quantitativen Befragung − nicht nur aus<br />
Kapazitätsgründen − als schwierig. Der von Anfang an unter quasi-experimentellen<br />
Aspekten mangelhafte Erhebungsplan konnte im Laufe des Entwicklungsprojektes<br />
nur teilweise eingehalten werden. Lehrer, die den Sinn des gesamten Entwicklungs-<br />
projektes nicht einsahen, gefährdeten zudem eine objektive Durchführung der<br />
Befragung.<br />
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Methode der responsiven Evaluation,<br />
wie schon in Kapitel 5.3 angedeutet, geeignet ist, im Rahmen der pädagogischen<br />
Theoriebildung eine hypothesengenerierende Funktion zu übernehmen. Schon<br />
aufgrund der geringen Fallzahlen und der Zwänge des Praxisfeldes ist aber eine<br />
weitergehende Überprüfung der gewonnenen Ergebnisse anzuraten. Hier müssen<br />
weitere Forschungsmethoden zum Einsatz kommen.<br />
221
10 Konsequenzen aus dem Entwicklungsprojekt<br />
10.1 Empfehlungen an die Schule für eine Neuausrichtung<br />
des naturwissenschaftlichen Unterrichts unter inter-<br />
essenfördernden Gesichtspunkten<br />
10.1.1 Begründung des Handlungsbedarfes<br />
Beide Maßnahmen des Entwicklungsprojektes zur Förderung des naturwissenschaft-<br />
lich-technischen Nachwuchses fanden außerhalb des regulären Unterrichts statt. Dort<br />
scheinen die strukturellen Rahmenbedingungen wie Klassengröße, 45-Minuten-Takt<br />
und Lehrplandruck eine umfassendere Umsetzung der interessenfördernden Kriterien<br />
zu behindern. Wer also einen interessenfördernden naturwissenschaftlichen Unter-<br />
richt will, sollte solche Hindernisse zumindest teilweise beseitigen.<br />
Die neu gewonnenen Freiräume müssen von den Pädagogen sinnvoll gestaltet<br />
werden. Als erfolgversprechend hat sich hierbei in beiden Projekten die von außen<br />
unterstützte Zusammenarbeit mehrerer Lehrer erwiesen.<br />
Die folgenden Vorschläge für eine Weiterentwicklung des naturwissenschaftlichen<br />
Unterrichts setzen genau bei diesen Faktoren an. Es werden Empfehlungen für die<br />
Verantwortlichen in der Bildungspolitik, die Schulleitungen, aber auch für die<br />
einzelnen Lehrkräfte ausgesprochen, die einerseits schulische Autonomie einfordern,<br />
anderseits die pädagogisch Handelnden befähigen sollen, die sich eröffnenden<br />
Freiräume produktiv zu nutzen.<br />
1. Ebene Bildungspolitik<br />
2. Ebene Schule<br />
3. Ebene Lehrer<br />
Abbildung 107: Empfehlungen für eine Weiterentwicklung des naturwissenschaftlichen Unterrichts<br />
222
10.1.2 Empfehlungen an die Schulbehörden zur Schaffung<br />
geeigneter Rahmenbedingungen für einen interessen-<br />
fördernden naturwissenschaftlichen Unterricht<br />
Aufgabe einer Schulpolitik, die die Interessengenese nicht nur in den naturwissen-<br />
schaftlichen Fachdisziplinen ernst nimmt, muss es sein, Freiräume für einen<br />
interessenfördernden Unterricht zu schaffen.<br />
Schulreform<br />
Erste Schritte wurden hier, zumindest in Baden-Württemberg, im Zuge der Bildungs-<br />
reform 2004 unternommen. Damit diese neuen Freiräume von den Lehrern nicht nur<br />
als zusätzliche Belastung gesehen werden, sondern auch effektiv genutzt werden<br />
können, sind aber weitere Maßnahmen nötig. Sie müssen die Lehrer befähigen und in<br />
dem einen oder anderen Fall vielleicht auch „zwingen“, ständig eine aktive<br />
Unterrichtsentwicklung zu betreiben. Dass dies nicht alleine, sondern nur in<br />
Zusammenarbeit mit Kollegen und gegebenenfalls mit externer Unterstützung<br />
geschehen kann, hat die vorliegende Arbeit gezeigt.<br />
Die folgenden Anforderungen an eine Schulreform beschränken sich daher nicht nur<br />
auf eine Verstärkung der unterrichtlichen Handlungsautonomie im engeren Sinn:<br />
• Verstärkung der Handlungsautonomie in Bezug auf den Unterricht<br />
Wie bereits ausführlich dargestellt, war der Gestaltungsfreiraum in den beiden<br />
Projekten mitverantwortlich für die guten Ergebnisse. Erste Schritte zu dessen<br />
Ausweitung auf den „normalen Unterricht“ sind in Baden-Württemberg mit Ein-<br />
führung des schulspezifischen Curriculums, des Kontingentstundenplans und des frei<br />
verfügbaren Stundenpools bereits erfolgt. Weitergehende Maßnahmen sind durchaus<br />
vorstellbar (z.B. Abschaffung des 45-Minuten-Taktes, Erhöhung der Unterrichtszeit<br />
durch Ausdehnung der Stunden auf den Nachmittag).<br />
• Verstärkung der Handlungsautonomie in Bezug auf das schulische Personal<br />
Ohne den projektverantwortlichen Lehrer wäre das Entwicklungsprojekt zur<br />
Förderung des naturwissenschaftlich-technischen Nachwuchses in dieser Form nicht<br />
zu Stande gekommen. Aufgrund einer „schulscharfen“ Ausschreibung konnte er vom<br />
Direktor des <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasiums eigens für diese Aufgabe an die Schule<br />
geholt werden. Weitere Reformen, die der einzelnen Schule eine aktive Personal- bzw.<br />
Beförderungspolitik (z.B. Selbstrekrutierung von Lehrkräften, Flexibilisierung der<br />
223
Laufbahnstruktur) ermöglichen, könnten zur Stützung eines interessenfördernden<br />
naturwissenschaftlichen Unterrichts eingesetzt werden.<br />
• Verstärkung der Handlungsautonomie in Bezug auf die innerschulische<br />
Organisation<br />
Ausschlaggebend für den Erfolg des Entwicklungsprojektes war die Zusammenarbeit<br />
der naturwissenschaftlichen Fachlehrer in den Arbeitsgruppen. Um aber die<br />
Kooperation von Lehrern dauerhaft zum Bestandteil ihrer Berufsausübung machen<br />
zu können, bedarf es nicht nur verbesserter zeitlicher Rahmenbedingungen (z.B.<br />
Zeitfenster für Kooperation im Stundenplan, Zeitbudgets für Kooperation), sondern<br />
auch neuer schulischer Organisations- und Arbeitsstrukturen, die eine Institutiona-<br />
lisierung des Kooperationsgedankens im Schulalltag ermöglichen. So wäre der Aufbau<br />
eines die Kooperation absichernden Beratungs- und Unterstützungssystems<br />
erforderlich. Zu denken wäre auch daran, dieses System mit einer weitergehenden<br />
Differenzierung der innerschulischen Arbeitsteilung und der Schaffung neuer<br />
Aufstiegsmöglichkeiten im Lehrerberuf zu verbinden (z.B. Stärkung der Fachschafts-<br />
vorsitzenden, Funktionsstellen für Projektleitung bzw. Prozessbegleitung).<br />
• Verstärkung der finanziellen Autonomie der einzelnen Schule<br />
Besonders das Projekt Schüler-Ingenieur-Akademie verursachte nicht unerhebliche<br />
Kosten, die in erster Linie von den außerschulischen Partnern übernommen wurden.<br />
Nicht immer ist aber davon auszugehen, dass großzügige Sponsoren die Finanzierung<br />
von Schulprojekten übernehmen. Nötig wäre also ein schulspezifisches Budget,<br />
welches durchaus zum Teil durch private Spenden aufgebracht werden kann, aber<br />
eben auch dauerhaft verlässliche Gestaltungsspielräume vor Ort bietet. Dieses könnte<br />
zu Gunsten eines interessenfördernden naturwissenschaftlichen Unterrichts<br />
eingesetzt werden: sei es, dass die materielle Ausstattung an der Schule verbessert, der<br />
AG-Bereich ausgebaut oder in die schulinterne Lehrerfortbildung investiert wird.<br />
Reform der Lehreraus- und -fortbildung<br />
Die wachsenden Freiräume erfordern von den Lehrern bereits heute neue Qualifi-<br />
kationen (vgl. Altrichter 2000, S. 146; Terhart 2001, S. 184). Diese werden wohl auch<br />
in Zukunft im Berufsalltag der Pädagogen eine immer größere Rolle spielen.<br />
• Pädagogische und fachdidaktische Kompetenzen<br />
Die Lehrer bedurften im Rahmen des Entwicklungsprojektes weder bei der Aus-<br />
arbeitung der Naturphänomeneunterrichtseinheiten noch bei der Ausgestaltung des<br />
224
SIA-Ausbildungsplanes einer grundlegenden pädagogischen bzw. fachdidaktischen<br />
Unterstützung. Dennoch darf die Zusammensetzung der beiden Arbeitskreise aus<br />
engagierten und pädagogisch orientierten Fachlehrern nicht darüber hinwegtäuschen,<br />
dass gerade am Gymnasium ein vermehrter Bedarf an pädagogisch-fachdidaktischer<br />
Kompetenz besteht. So zeigten sich auch am <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium längst<br />
nicht alle Kollegen gleichermaßen aufgeschlossen gegenüber den unterrichtlichen<br />
Neuerungen. Die Fachschaftssitzungen bzw. die zwei Pädagogischen Tage zur<br />
Entwicklung des schulspezifischen Curriculums Naturphänomene machten dies<br />
besonders deutlich. Aber auch die Skepsis der Arbeitskreisteilnehmer, die interessen-<br />
fördernden Kriterien zumindest in Teilen auf den normalen Unterricht zu über-<br />
tragen, zeigt Aus- bzw. Fortbildungsbedarf.<br />
• Fähigkeit zur Kooperation und Selbstreflexion<br />
Noch offensichtlicher wurden im Laufe des Entwicklungsprojektes die Berührungs-<br />
ängste der beteiligten Kollegen, im Hinblick auf Kooperation und Selbstreflexion<br />
neue Unterrichtsmodelle zu wagen. Wiederum muss bemerkt werden, dass sich auch<br />
hier mehr nur die kooperationswilligen und zum Teil schon kooperationserfahrenen<br />
Lehrer zur Zusammenarbeit in den Projekten meldeten. Dennoch war vor allem im<br />
Projekt Naturphänomene die Arbeit im Team ein für die Teilnehmer ungewohnter<br />
Prozess, der gerade im Hinblick auf die Bereitschaft zur selbstkritischen Distan-<br />
zierung immer wieder an seine Grenzen stieß.<br />
• Wissen und Kompetenzen für die Prozesse des Schulbetriebes<br />
Das Entwicklungsprojekt war eingebunden in die Bildungsreform 2004. Die Lehrer<br />
beider Arbeitskreise nutzten die daraus entstehenden Freiräume und diskutierten<br />
immer wieder, gerade im Hinblick auf das neue Fach Naturwissenschaft und Technik,<br />
die Möglichkeiten einer Qualitätsverbesserung des naturwissenschaftlichen Unter-<br />
richts. Ebenso wie bei der Teilnahme am Entwicklungsprojekt nahmen aber längst<br />
nicht alle naturwissenschaftlichen Fachkollegen das Angebot zur Mitgestaltung der<br />
durch die Bildungsreform geschaffenen Möglichkeiten wahr. Die Übernahme von<br />
neuen Aufgaben, wie die Erstellung eines schulspezifischen Curriculums mit beglei-<br />
tender Evaluation, erfordert offenbar Wissen und Kompetenzen im Hinblick auf die<br />
Prozesse der gesamten Schule. Auch hier besteht Aus- und Fortbildungsbedarf.<br />
Bei der Vermittlung dieser neuen Qualifikationen ist sowohl die Lehreraus- wie auch<br />
die Lehrerfortbildung gefragt. In Übereinstimmung mit Altrichter, der die<br />
„sozialisatorische Schwäche der Lehrerausbildung“ betont (Altrichter 2000, S. 159),<br />
225
gibt der Verfasser der vorliegenden Arbeit aber der Lehrerfortbildung den Vorrang.<br />
Dabei müssen neue Fortbildungsformen zum Einsatz kommen. Auch hier ist das<br />
Entwicklungsprojekt beispielhaft. So könnten Lehrer gewissermaßen berufs-<br />
begleitend die neuen Kompetenzen erwerben, indem sie in Arbeitsteams, gegebenen-<br />
falls mit externer Unterstützung, kontinuierlich Unterrichtsentwicklung betreiben.<br />
Eine Reihe von Autoren hat bereits ähnliche Vorschläge vorgelegt (Terhart 1987:<br />
Lehrertandem – schulinterne Lehrerfortbildung – fachbezogene Arbeits- und Projekt-<br />
gruppen; Wenzel/Wesemann/Bohnensack 1990: Schulinterne Lehrerfortbildung;<br />
Altrichter/Posch 1998: Lehrerforschung; Fischler 2003: Fachdidaktisch orientiertes<br />
Coaching). Auch das SINUS-Projekt (Steigerung der Effizienz des mathematisch-<br />
naturwissenschaftlichen Unterrichts) des Instituts für Pädagogik der Naturwissen-<br />
schaften in Kiel setzt hier an. Seit August 2003 arbeiten im Rahmen der zweiten<br />
Staffel vernetzte Lehrerteams aus über 700 Schulen an der Verbesserung ihres<br />
mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts (vgl. BLK 1997; Prenzel 2003).<br />
Darüber hinaus wurde auch ein fachwissenschaftlicher Fortbildungsbedarf im Ent-<br />
wicklungsprojekt deutlich.<br />
• Informationen über Neuerungen in Naturwissenschaft und Technik<br />
Gerade die naturwissenschaftlich-technischen Fachbereiche unterliegen sehr kurzen<br />
Innovationszyklen. Um hier mithalten zu können, äußerten die Projektteilnehmer<br />
immer wieder den Wunsch nach aktuellen Informationen aus Naturwissenschaft und<br />
Technik. Das System der staatlichen Lehrerfortbildung scheint auch diese Aufgabe<br />
nicht immer zufriedenstellend bewältigen zu können. Gefragt wären wohl in erster<br />
Linie die fachwissenschaftlichen, aber auch die fachdidaktischen Lehrstühle an den<br />
<strong>Universität</strong>en bzw. pädagogischen Hochschulen, die sich oftmals im Bereich der<br />
Lehrerfortbildung noch sehr zurückhalten. Aber auch die Wirtschaft könnte, wie<br />
weiter unten dargestellt, einen Beitrag leisten (vgl. Kapitel 10.2.4: Unterstützung der<br />
naturwissenschaftlichen Lehrkräfte).<br />
Reform des Lehrerberufes<br />
Insgesamt scheint es, dass die neuen Herausforderungen an das System Schule nur<br />
durch eine grundlegende Reform des Lehrerberufes zu bewältigen sind. Hauptansatz-<br />
punkt wäre hier nach Meinung des Verfassers die Neustrukturierung der<br />
Lehrerarbeitszeit. Die bislang vorherrschende Orientierung an der Unterrichts-<br />
stundenzahl hat sich auch im Rahmen des Entwicklungsprojektes als hinderlich<br />
erwiesen. Nicht nur die Schwierigkeiten bei der Terminabsprache bzw. der „Kampf“<br />
226
um Deputatsstunden erschwerten die Zusammenarbeit, viel gravierender wirkte sich<br />
der Freiwilligkeitscharakter der Projektteilnahme aus. So wurde die Mitarbeit in den<br />
beiden Arbeitskreisen sowohl von den teilnehmenden Lehrern als auch vom Rest der<br />
Fachschaft als eine zusätzliche Aufgabe betrachtet, die gleichsam „in der Freizeit“ der<br />
Pädagogen stattfand.<br />
Damit aber Kooperationsprojekte zur Schulentwicklung oder außerunterrichtliche<br />
Maßnahmen wie die Schüler-Ingenieur-Akademie eine ähnliche Anerkennung wie der<br />
zu erteilende praktische Unterricht erfahren können, bedarf es einer Reform der<br />
Lehrerarbeitszeit. Eine Wochenarbeitszeit, die sich an anderen vergleichbaren<br />
Berufsgruppen orientiert und die sowohl Unterrichtszeit wie auch Zeit für außer-<br />
unterrichtliche Tätigkeiten enthält, könnte hier Abhilfe schaffen. Sie würde eine<br />
Reihe von Vorteilen für den Lehrerberuf mit sich bringen:<br />
• Schaffung der Voraussetzungen für den Aufbau einer Kooperationsstruktur am<br />
Arbeitsort Schule<br />
Natürlich wäre die Einführung einer Wochenarbeitszeit eng verbunden mit einer<br />
Aufhebung der Dualität der Arbeitsplätze der Lehrerarbeit (Arbeit in der Schule und<br />
Arbeit in der Lehrerwohnung). Der Arbeitsort Schule, der zugegebenermaßen hohe<br />
finanzielle Startinvestitionen erfordern würde, könnte optimale Rahmenbedingungen<br />
für eine echte Kooperation bereitstellen.<br />
• Mehr Gerechtigkeit in den Lehrerkollegien<br />
Auch am Entwicklungsprojekt zur Förderung des naturwissenschaftlich-technischen<br />
Nachwuchses nahmen in erster Linie die Kollegen teil, die sich schon anderweitig<br />
engagierten. Bei ihnen war eine Überlastung zu befürchten, die aber durch die Ein-<br />
führung einer Wochenarbeitszeit mit Zeitdeputaten für Kooperationen bzw. Sonder-<br />
aufgaben verhindert werden könnte.<br />
• Schutz der Lehrer vor den „Begehrlichkeiten“ der Bildungspolitik<br />
Auch würde die Einführung der Wochenarbeitszeit für mehr Transparenz der<br />
Lehrerarbeit in der gesellschaftlichen Diskussion sorgen. Die ständige Erhöhung der<br />
Stundendeputate bei oft gleichzeitiger Aufgabenausweitung, wie sie auch die Kollegen<br />
des <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasiums im Rahmen des Projektzeitraumes neuerlich<br />
erfahren mussten, wäre weit schwieriger durchzusetzen.<br />
227
10.1.3 Empfehlungen an die Schulleitungen zur Unterstützung<br />
eines interessenfördernden naturwissenschaftlichen Un-<br />
terrichts<br />
Der diagnostizierte Reformbedarf des Systems Schule darf nicht in ein Resignieren<br />
angesichts der Fülle der erforderlichen Verbesserungen münden. Auch im Rahmen<br />
der aktuellen schulstrukturellen Bedingungen sind durchaus Freiräume vorhanden,<br />
die sich zu Gunsten eines interessenfördernden Unterrichts nutzen lassen.<br />
Hier sind zunächst einmal die Schulleitungen gefragt, um vor Ort ein innovatives<br />
Schulklima zu schaffen.<br />
Unterricht<br />
• Überprüfung bzw. Schaffung der materiellen und räumlichen Gegebenheiten für<br />
einen interessenfördernden naturwissenschaftlichen Unterricht<br />
• Flexible und verlässliche Verwendung der frei verfügbaren Stundenpools zu<br />
Gunsten eines interessenfördernden naturwissenschaftlichen Unterrichts (z.B.<br />
Ergänzung des regulären naturwissenschaftlichen Unterrichts, Stärkung des<br />
naturwissenschaftlichen AG-Bereichs)<br />
• Berücksichtigung der besonderen zeitlichen Erfordernisse eines interessen-<br />
fördernden naturwissenschaftlichen Unterrichts bei der Stundenplangestaltung<br />
(z.B. Naturphänomene, Naturwissenschaft und Technik)<br />
• Möglichkeiten für einen nach Geschlechtern getrennten naturwissenschaftlichen<br />
Anfangsunterricht schaffen (z.B. Naturphänomene, Anfangsunterricht Physik<br />
bzw. Chemie)<br />
Personal<br />
• Aktive Personalauswahl im Rahmen der bestehenden Möglichkeiten zu Gunsten<br />
eines interessenfördernden naturwissenschaftlichen Unterrichts (z.B. „schul-<br />
scharfe“ Ausschreibungen)<br />
• Nutzung der „Beförderungsspielräume“ zu Gunsten eines interessenfördernden<br />
naturwissenschaftlichen Unterrichts<br />
Organisation<br />
• Vergabe von Unterrichtsentwicklungs- bzw. Schulentwicklungsaufgaben an Leh-<br />
rerteams<br />
228
• Einplanung gemeinsamer Freistunden für Teamarbeit bzw. Kooperation<br />
• Anregung einer besseren Nutzung bestehender Kooperationsformen (z.B. Fach-<br />
schaftssitzungen, Pädagogische Tage)<br />
• Förderung schulinterner Lehrerfortbildungen<br />
• Einleitung einer Öffnung der Schule nach außen (z.B. Unternehmen, Verbände,<br />
Gemeinde)<br />
• Berücksichtigung der Möglichkeiten einer naturwissenschaftlichen Profilbildung<br />
(z.B. MINT-Excellence-Center 65 )<br />
10.1.4 Empfehlungen an die Lehrkräfte zur Durchführung eines<br />
interessenfördernden naturwissenschaftlichen Unter-<br />
richts<br />
Die schwierige Lage der Lehrkräfte zwischen „Hoffnungsträger und Buhmann der<br />
Nation“ ist dem Verfasser der vorliegenden Arbeit durchaus bewusst. Auch steht die<br />
Forderung nach einer naturwissenschaftlich-technischen Interessenförderung neben<br />
vielen anderen (z.B. Verstärkung der kumulativen Lernens, Verstärkung des fach-<br />
übergreifenden Lernens, Förderung des selbst gesteuerten Lernens, Förderung von<br />
Problemlösungskompetenzen, Förderung der naturwissenschaftlichen Begriffs-<br />
bildung, Vermittlung eines adäquaten naturwissenschaftlichen Wissenschafts-<br />
verständnisses). Dennoch scheint ein nach interessenfördernden Kriterien gestalteter<br />
Unterricht eine Vielzahl der eben aufgelisteten Verbesserungsvorschläge abdecken<br />
bzw. einbeziehen zu können.<br />
Sicher ist deren Umsetzung gerade aufgrund der aktuellen schulpolitischen<br />
Gegebenheiten nicht immer einfach. Sie erfordert vom einzelnen Lehrer Engagement,<br />
Idealismus und zuweilen sicher auch Frustrationstoleranz. Doch selbst, wenn ein<br />
interessenfördernder naturwissenschaftlicher Unterricht nur in kleinen Bereichen<br />
gelingt, kann er für Erfolgserlebnisse sorgen.<br />
Die Kooperation mit Kollegen könnte, so denn sie an der einzelnen Schule auch<br />
funktioniert, diesen Prozess unterstützen.<br />
65 In Anlage 14 werden Aktivitäten der Wirtschaft und ihrer Partner zur Förderung des naturwissenschaftlich-<br />
technischen Nachwuchses dargestellt. Diese Zusammenstellung ist sicherlich nicht vollständig und soll<br />
lediglich einen beispielhaften Überblick geben. Auch der Verein MINT-EC wird hier näher erläutert.<br />
229
Unterricht<br />
• Anerkennung aller Bereiche physikalischer bzw. chemischer Bildung (Bedeutung<br />
der Naturwissenschaften in Gesellschaft, Alltag, Wissenschaft und Beruf)<br />
• Anerkennung der Interessenförderung als Bildungsaufgabe<br />
• Berücksichtigung der Möglichkeiten einer interessenfördernden Gestaltung des<br />
Unterrichts (unter besonderer Beachtung der Mädchen)<br />
Personal<br />
• Bereitschaft zur beständigen Fort- und Weiterbildung<br />
Organisation<br />
• Bereitschaft zur Kooperation mit Kollegen (auch schulübergreifende Koope-<br />
ration)<br />
• Bereitschaft zur Öffnung nach außen (z.B. Wahrnehmung außerschulischer<br />
Angebote zur Unterstützung eines interessenfördernden naturwissenschaftlichen<br />
Unterrichts, Zusammenarbeit mit externen Partnern)<br />
230
10.2 Empfehlungen an die Wirtschaft zur Unterstützung<br />
der Bemühungen um einen interessenfördernden<br />
naturwissenschaftlichen Unterricht<br />
10.2.1 Begründung des Handlungsbedarfes<br />
Eine Qualitätsverbesserung des naturwissenschaftlichen Unterrichts kann langfristig<br />
positive Auswirkungen auf die naturwissenschaftlich-technische Interessengenese<br />
haben. Damit sie auch gelingt, müssen Lehrer die Möglichkeit erhalten, unter<br />
geeigneten Rahmenbedingungen Unterrichtsentwicklung zu betreiben.<br />
Dazu sind schulische Reformmaßnahmen notwendig. Diese muss das System Schule<br />
zunächst alleine bewältigen. Angesichts der großen Herausforderungen, die auf<br />
unsere Schulen und deren Mitarbeiter zukommen, ist aber Unterstützungsbedarf<br />
gegeben.<br />
Die Wirtschaft 66 kann auf den Ebenen der Bildungspolitik, der Schule und der Lehrer<br />
beeinflussend und unterstützend wirken.<br />
Wirtschaft<br />
1. Ebene Bildungspolitik<br />
2. Ebene Schule<br />
3. Ebene Lehrer<br />
Abbildung 108: Unterstützungsmöglichkeiten der Wirtschaft im Bemühen um einen verstärkt interessen-<br />
fördernden Unterricht<br />
66 Wenn im Folgenden von Wirtschaft gesprochen wird, so werden sowohl Empfehlungen an die Verbände als<br />
auch an einzelne Wirtschaftsunternehmen formuliert.<br />
Wirtschaft<br />
231
10.2.2 Bildungspolitische Einflussnahme<br />
Einzelne Großunternehmen bzw. ihre Verbände können Druck auf die Bildungs-<br />
behörden ausüben, die dringend erforderlichen Reformen im Schulsystem anzugehen.<br />
Dabei ist konstruktive Kritik unter genauer Kenntnis der schulstrukturellen<br />
Problematik gefragt.<br />
Stereotype Einmischungen wie die weit verbreitete Klage der Wirtschaftsvertreter<br />
über die unzureichenden Grundfertigkeiten der Schüler im Rechnen, Lesen und<br />
Schreiben haben sich in der Vergangenheit auch negativ auf das Anliegen einer<br />
naturwissenschaftlich-technischen Interessenförderung ausgewirkt. So hat die von den<br />
Wirtschaftsverbänden begrüßte Abschaffung der Leistungskurse im Rahmen der<br />
letzten baden-württembergischen Oberstufenreform wohl auch zu einer Schwächung<br />
der Interessenförderung von naturwissenschaftlich- technischen Begabungen geführt.<br />
Welche Auswirkung dies auf die Studienwahl haben wird, müssen zukünftige<br />
Untersuchungen zeigen. Auch ist vor allzu „eigennützigen“ Versuchen der Einfluss-<br />
nahme zu warnen. Zwar hat die Forderung des Verbandes Deutscher Ingenieure<br />
(VDI) nach Stärkung der technischen Bildung im allgemein bildenden Schulsystem<br />
gewiss ihre Berechtigung, doch wird die Einführung eines neuen Schulfaches Technik<br />
an der höheren Schule das Problem einer dringend nötigen Qualitätsverbesserung der<br />
bestehenden Schulfächer nicht lösen können. Hier sind umfangreichere<br />
Reformmaßnahmen vonnöten.<br />
Die obigen Ausführungen können erste Hinweise geben, wie und wo eine produktive<br />
Einflussnahme stattfinden sollte.<br />
10.2.3 Unterstützung schulischer Veränderungsprozesse<br />
Das Gestalten und Steuern von Veränderungsprozessen ist ein wichtiger Bestandteil<br />
der betrieblichen Wirklichkeit. Die Wirtschaft könnte dieses Know-how den Schulen<br />
zur Bewältigung ihrer zukünftigen Aufgaben im Bereich der Personal-, Unterrichts-<br />
und Organisationsentwicklung zur Verfügung stellen.<br />
• Begleitung von schulischen Veränderungsprozessen<br />
Hier sind vielfältige Ansätze möglich. Das Angebot könnte sich von der externen<br />
Begleitung von Lehrerarbeitsgruppen, wie im vorliegenden Entwicklungsprojekt<br />
geschehen, bis hin zu umfangreicheren Projekten wie dem „Q-Prozess“ des Verbandes<br />
232
Südwestmetall, der in einem Pilotprojekt Schulen zur selbstständigen Gestaltung des<br />
Qualitätsverbesserungsprozesses qualifiziert, erstrecken. 67<br />
• Würdigung erzielter Qualitätsfortschritte<br />
Die Würdigung erzielter Qualitätsfortschritte kann ebenfalls ein Betätigungsfeld der<br />
Wirtschaft sein. So vergibt der Verein der mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />
Excellence-Center 67 (MINT-EC) ein „Gütesiegel“ für Schulen, die sich über-<br />
durchschnittlich im Bereich der mathematisch-naturwissenschaftlichen Bildung<br />
engagieren. Verbunden mit der Auszeichnung sind Vergünstigungen, die zum Beispiel<br />
eine einmalige Spende oder die Möglichkeit zur Teilnahme an überregionalen MINT-<br />
EC-Schülerveranstaltungen beinhalten. Auch Schulpreise wie der IHK-Schulpreis für<br />
„Innovative Konzepte zur Steigerung der Berufswahlkompetenz 2004“ in Ulm 67<br />
können Entwicklungsfortschritte einzelner Schulen herausstellen und deren Weiter-<br />
verfolgung unterstützen.<br />
• Schulpartnerschaften<br />
Auch das Konzept der Partnerschule (z.B. Partnerschulen der Siemens AG 67 , KURS<br />
21 Programm des Instituts Unternehmen & Schule GmbH 67 ) versucht Schulen bei<br />
ihrer Profilbildung zu unterstützen, wenngleich die Auswirkungen auf den Qualitäts-<br />
verbesserungsprozess stark von den festgelegten Kooperationsbedingungen abhängen<br />
(z.B. Auswahlkriterien für Partnerschule, Kooperationsvereinbarung, Jahresplanung,<br />
Überprüfung der Ergebnisse). Werden diese nur unzureichend gelöst, so verbleibt<br />
lediglich eine Ansammlung von unverbindlichen Einzelmaßnahmen.<br />
10.2.4 Unterstützung der naturwissenschaftlichen Lehrkräfte<br />
Auch die Lehrer brauchen Unterstützung bei ihren Bemühungen um einen inter-<br />
essenfördernden Unterricht. Dabei kann die Lehrerfortbildung ein mögliches<br />
Betätigungsfeld der Wirtschaft sein.<br />
• Lehrerfortbildung<br />
Eine besonders unternehmensspezifische Art der Lehrerfortbildung stellt das Lehrer-<br />
betriebspraktikum dar. Es bietet Lehrern die Gelegenheit, Einblicke in unterschied-<br />
liche Berufsbilder zu erhalten und die Anforderungen bzw. Erwartungen der Unter-<br />
nehmen an die Schulabgänger direkt kennen zu lernen. Da die Erfahrungsmöglich-<br />
67 Siehe Anlage 14.<br />
233
keiten bei den oft nur ein- bzw. zweiwöchigen Praktika sehr beschränkt bleiben,<br />
haben sich Modelle als besonders erfolgreich herausgestellt, die Lehrer in Form eines<br />
einjährigen Praktikums am betrieblichen Alltag teilnehmen lassen. 68 Es wäre in<br />
Erweiterung des Ansatzes zu überlegen, gerade der naturwissenschaftlichen<br />
Lehrerschaft einjährige Praktika nicht nur in den Ausbildungsabteilungen, sondern<br />
auch in den unternehmenseigenen Forschungs- und Entwicklungsbereichen an-<br />
zubieten.<br />
Weitergehende Bemühungen im Bereich der Lehrerfortbildung könnten von der<br />
Vermittlung aktueller fachwissenschaftlicher Informationen aus den Bereichen<br />
Naturwissenschaft und Technik bis hin zu Fortbildungsveranstaltungen mit<br />
pädagogisch-fachdidaktischen Inhalten reichen. Während erstere häufig weitgehend<br />
allein von einem Wirtschaftsunternehmen bzw. einem Verband bewältigt werden<br />
können (z.B. ZuWAS-Fortbildungen der Siemens AG 68 , Lehrersymposium Wasser-<br />
stofftankstelle des VDI-Landesvertretung Bayern 68 ), werden Fortbildungsveranstal-<br />
tungen mit direktem Bezug zum naturwissenschaftlichen Unterricht häufig in<br />
Kooperation mit den <strong>Universität</strong>en (z.B. GDCh-Lehrerfortbildungszentren des<br />
Verbandes Gesellschaft deutscher Chemiker 68 , MINT-Fortbildungsreihe für Lehrer<br />
des Verbandes Südwestmetall 68 ) oder auch dem staatlichen Lehrerfortbildungssystem<br />
(z.B. Intel® Lehren für die Zukunft der Intel AG 68 ) angeboten. Das Engagement der<br />
Wirtschaft erstreckt sich dabei von der reinen Finanzierung (z.B. MINT-<br />
Fortbildungsreihe für Lehrer des Verbandes Südwestmetall 68 ) bis hin zur inhaltlichen<br />
Mitgestaltung und Durchführung des Ausbildungsprogramms (z.B. Intel® Lehren für<br />
die Zukunft der Intel AG 68 ). Generell ist zu berücksichtigen, dass die von den<br />
Unternehmen bzw. Verbänden direkt angebotenen Lehrerfortbildungen häufig unter<br />
dem Aspekt einer möglichen Einflussnahme von der Lehrerschaft sehr kritisch<br />
betrachtet werden. Die oben beschriebenen Projekte in Zusammenarbeit mit der<br />
Hochschule bzw. der staatlichen Lehrerfortbildung sind hier sicher besser geeignet,<br />
Vorurteile abzubauen und die Bereitschaft zur Teilnahme anzuregen.<br />
• Unterrichtsmaterialien<br />
Auch die Veröffentlichung von didaktisch aufbereiteten Unterrichtsmaterialen ist<br />
eine Möglichkeit, Lehrer in ihrem Bemühen um einen interessenfördernden<br />
Unterricht zu unterstützen. Häufig stehen solche Materialien in engem Zusammen-<br />
68 Siehe Anlage 14.<br />
234
hang zur Produktpalette des bereitstellenden Unternehmens (z.B. Mediensammlung<br />
„Ohr, Hören und Schwerhörigkeit“ der Siemens AG 69 ). In Erweiterung können auch<br />
(leihweise) Experimentiergeräte bzw. Experimentiermaterial (z.B. Kunos coole Kunst-<br />
stoff Kiste der Arbeitsgemeinschaft deutsche Kunststoffindustrie 69 ) an naturwissen-<br />
schaftliche Lehrer ausgegeben werden.<br />
Einführende bzw. begleitende Fortbildungsveranstaltungen erhöhen dabei die Ein-<br />
satzwahrscheinlichkeit im Unterricht.<br />
• Projektfinanzierung<br />
Bislang stehen den Schulen nur geringe Mittel für „Sonderprojekte“ zur Verfügung.<br />
Lehrer sind daher bei der Verwirklichung eigener Projektideen auf finanzielle<br />
Unterstützung von außen angewiesen. Auch die Teilnahme an Wettbewerben (z.B.<br />
Internationale Physik- bzw. Chemieolympiade 69 , RoboCup 69 ) bedarf unter Um-<br />
ständen einer externen Unterstützung.<br />
69 Siehe Anlage 14.<br />
235
10.3 Empfehlungen an die Wirtschaft zur Neugestaltung<br />
der Nachwuchswerbung unter interessenfördernden<br />
Gesichtspunkten<br />
10.3.1 Begründung des Handlungsbedarfes<br />
Um mehr Schüler und Schülerinnen nachhaltig für die naturwissenschaftlich-<br />
technischen Fachbereiche zu interessieren, ist es am effizientesten eine Qualitätsver-<br />
besserung des naturwissenschaftlichen Unterrichts anzustreben. Dieser Reform-<br />
prozess ist, wie oben dargestellt, in erster Linie Aufgabe des Bildungssystems und<br />
kann auf den Ebenen der Bildungspolitik, der einzelnen Schule und des Lehrers von<br />
den Institutionen der Wirtschaft zu Gunsten einer grundlegenden Nachwuchssiche-<br />
rung unterstützt bzw. vorangetrieben werden.<br />
Ebene Bildungspolitik<br />
Druck auf die Bildungsbehörden<br />
zur Reform<br />
des Bildungssystems<br />
Ebene Schule<br />
Unterstützung der<br />
einzelnen Schule bei<br />
der Bewältigung der<br />
Reformmaßnahmen<br />
Ebene Lehrer<br />
Unterstützung des<br />
einzelnen Lehrers bei<br />
der Gestaltung eines<br />
interessensfördenden<br />
Unterrichts<br />
Naturwissenschaftlich -<br />
technischer<br />
Unterricht<br />
Ebene Schüler<br />
(unter Einbeziehung der<br />
Lehrer)<br />
• Betriebsbesichtigung<br />
• Infotag und Infobörse<br />
• Einladung zur Messe<br />
• Schülerpraktika<br />
• Ingenieure bzw.<br />
Naturwissenschaftler<br />
in Schulen<br />
• Wettbewerbe<br />
• Einzelne Projekte mit<br />
Schulen<br />
Abbildung 109: Unterstützungsmöglichkeiten der Wirtschaft für einen interessenfördernden Unterricht<br />
Direkte Angebote der Wirtschaft an Schüler sollten dagegen erst gegen Ende der<br />
Interessenentwicklung und dort vor allem unter dem Aspekt der Nachwuchswerbung<br />
(aus Sicht der Wirtschaft) bzw. der Berufsorientierung (aus Sicht der Schule)<br />
eingesetzt werden.<br />
Unter Einbeziehung der Lehrer können solche Angebote auch einen Beitrag zur<br />
Stützung eines interessenfördernden naturwissenschaftlich-technischen Unterrichts<br />
leisten (vgl. Abbildung 109).<br />
236
10.3.2 Direkte Angebote an Schüler unter interessenfördernden<br />
Gesichtspunkten<br />
Die folgenden Maßnahmen sind auf unterschiedliche Weise geeignet, Nachwuchs-<br />
werbung in der höheren Schule zu betreiben bzw. die Lehrer in ihrem Bemühen um<br />
einen interessenfördernden Unterricht zu unterstützen.<br />
Maßnahme Interesse Image Nachwuchswerbung<br />
Infotag bzw. Infobörse<br />
Beispiel: Tag der Berufsorientierung<br />
für die gymn. Oberstufe (im Unter-<br />
nehmen)<br />
Einladung zum Messebesuch<br />
Beispiel: Einladung von Schülern zum<br />
gemeinsamen Cebit-Besuch<br />
Betriebsbesichtigung<br />
Beispiel: Besichtigung des Firmen-<br />
labors mit Elektronenrastermikro-<br />
skop<br />
Ingenieure in Schulen<br />
Beispiel: Fachwissenschaftlicher<br />
Vortrag eines Ingenieurs in der<br />
Schule<br />
Schülerpraktika<br />
Beispiel: Bogy-Praktikum für Gymna-<br />
siasten in Baden-Württemberg<br />
Wettbewerbe<br />
Beispiel: Crazy Robots der Fachhoch-<br />
schule Reutlingen<br />
Einzelne Projekte mit Schulen<br />
Beispiel: Netzgerätebau im Rahmen<br />
der SIA Reutlingen<br />
+ ++ 3 + + 5<br />
+ + + 3 + + 5<br />
+ + 1 + + + 4,5<br />
+ + 1 + + + 4,5<br />
+ + + 2 + + + + 5<br />
+ + + 2 + + + 3 + 6<br />
+ + + 2 + + + 3 + + + 4,5,6<br />
1 = Erhöhung der interessenfördernden Wirkung durch Einbindung in den Unterricht<br />
2 = Absicherung der interessenfördernden Wirkung durch Berücksichtigung der interessenfördernden Kriterien bei<br />
Planung bzw. Durchführung<br />
3= Erhöhung des Effektes für das Image des Unternehmens durch Öffentlichkeitsarbeit<br />
4 = Erhöhung des Effektes für die Nachwuchswerbung durch Anreicherung mit berufsorientierenden Informationen<br />
5= Erhöhung des Effektes für die Nachwuchswerbung durch Beschränkung auf Interessierte<br />
6= Erhöhung des Effektes für die Nachwuchswerbung durch Nachverfolgung des Werdegangs der Teilnehmer<br />
+ = geringe Wirkung,<br />
++ = mittlere Wirkung,<br />
+++ = starke Wirkung<br />
Abbildung 110: Maßnahmen zur Nachwuchswerbung und ihre Wirkung (Interesse, Image, Nachwuchs-<br />
werbung)<br />
237
Gemeinsam ist ihnen, dass sie sich alle an ältere Schüler richten, und deshalb ist im<br />
Sinne der Kriterien der Interessenförderung eine Beschränkung auf die bereits natur-<br />
wissenschaftlich-technisch interessierten Schüler anzuraten. Um speziell Mädchen zu<br />
fördern, können die Angebote auch direkt auf sie abgestimmt werden.<br />
• Infotag und Infobörse<br />
Infotage bzw. Infobörsen dienen in erster Linie der Berufsorientierung (vgl. THINK<br />
ING. 1999, S. 10ff.). Der Infotag bietet die Gelegenheit, Schülern einer oder mehrerer<br />
Schulen Ausbildungsangebote, aber auch Berufsbilder von Ingenieuren und Natur-<br />
wissenschaftlern zu präsentieren. Auf einer Infobörse, die in der Regel in Form einer<br />
Studien- bzw. Berufsinformationsmesse für Schüler stattfindet, können diese Informa-<br />
tionen einem noch größeren Kreis von Interessenten zugänglich gemacht werden. Die<br />
Gestaltung der Infotage bzw. Infobörsen lässt kaum interessenfördernde Elemente zu.<br />
Eine Einbindung in den Unterricht gelingt nur selten. Effekte für die Nachwuchs-<br />
werbung sind lediglich bei bereits Hochinteressierten zu erwarten.<br />
• Einladung zur Messe<br />
Die Einladung zu Messen (z.B. Cebit, Hannover Messe) bietet ebenfalls die Möglich-<br />
keit, naturwissenschaftlich-technisch interessierten Schülern einen Einblick in die<br />
Branche und deren Berufsvielfalt zu geben (vgl. THINK ING., 1999, S. 18ff.). Aller-<br />
dings eignen sich die wenigsten Messen für Schülerbesuche. Eine Gestaltung nach<br />
interessenfördernden Kriterien ist kaum möglich. Ohne begleitendes Rahmen-<br />
programm ist von nur geringen Effekten für die Nachwuchswerbung auszugehen.<br />
• Betriebsbesichtigung für Schüler<br />
Ziel einer Betriebsbesichtigung ist es, Schülern und Lehrern einen realistischen<br />
Einblick in ein Wirtschaftsunternehmen und seine Aufgabenbereiche zu geben (vgl.<br />
THINK ING. 1999, S. 9ff.). Es ist darauf zu achten, dass die Besichtigung speziell auf<br />
die Schülerbedürfnisse abgestimmt und von der Lehrkraft in den schulischen<br />
Unterricht eingebunden wird. Nur so können interessenfördernde Effekte erzielt<br />
werden. Auch sollte die Besichtigung unter dem Aspekt der Nachwuchswerbung<br />
zumindest im Abschlussgespräch berufsorientierende Elemente enthalten.<br />
• Ingenieure und Naturwissenschaftler in Schulen<br />
Ingenieure und Naturwissenschaftler eines Unternehmens können fachbezogen über<br />
technische Problemlösungen oder allgemein über das Berufsbild, die Arbeitsplätze<br />
und die Karrierechancen in der Industrie informieren (vgl. THINIK ING. 1999,<br />
238
S. 26ff.). Wie beim Infotag ist zu berücksichtigen, dass Präsentationen vor Schülern<br />
ein gewisses pädagogisches Geschick erfordern und längst nicht alle Mitarbeiter sich<br />
für diese Aufgabe eignen. Auch sollte, wie bei der Betriebsbesichtigung für Schüler,<br />
darauf geachtet werden, dass der Vortrag von Seiten der Schule in eine Unterrichts-<br />
sequenz bzw. ein Projektvorhaben eingebunden ist.<br />
• Schülerpraktika<br />
Schülerpraktika geben Schülern die Gelegenheit in der industriellen Realität zu<br />
arbeiten (vgl. THINK ING. 1999, S. 22ff.). In der Vergangenheit wurden diese häufig<br />
in erster Linie mit Haupt- und Realschülern durchgeführt. Aber auch für Schüler der<br />
höheren Schule bieten sie eine Möglichkeit, Einblick in die für sie in Frage kommen-<br />
den naturwissenschaftlich- technischen Berufe zu erhalten. Die hohe Komplexität<br />
eines Ingenieurarbeitsplatzes im Betrieb macht aber eine intensive und einfühlsame<br />
Begleitung seitens des Praktikumsbetreuers notwendig. Auf Schülerseite muss betont<br />
werden, dass sich solche Praktika nur für naturwissenschaftlich-technisch wirklich<br />
interessierte Schüler eignen. Ein Bewerbungsverfahren sollte zumindest anhand der<br />
Bewerbungsunterlagen naturwissenschaftlich-technische Begabungen auswählen.<br />
• Wettbewerbe<br />
Wettbewerbe sind die klassische Form der Begabten- bzw. Interessiertenförderung<br />
(vgl. THINK ING. 1999, S. 30ff.). So kann ein Unternehmen entweder die Teilnahme<br />
begabter Schüler an einem überregionalen Wettbewerb unterstützen (z.B. RoboCup 70 ,<br />
Physik- bzw. Chemieolympiade 70 ), mit einem gemeinsamen Projekt an einem<br />
Wettbewerb teilnehmen (z.B. Theoprax 70 , ParIS 70 ) oder selbst einen Wettbewerb,<br />
eventuell mit direktem Bezug zu den eigenen Produkten, ausloben (z.B. Crazy<br />
Robots der Fachhochschule Reutlingen 70 , Join Multimedia der Siemens AG 70 ).<br />
Besonders interessant für das Unternehmen sind immer auch die Gewinner von<br />
Wettbewerben. Ihnen Schülerpraktika oder Ferienarbeit anzubieten, ist aktive Nach-<br />
wuchswerbung.<br />
• Einzelne Projekte mit Schulen<br />
Gemeinsame Projekte haben sich nach Meinung des Verfassers als effektives Mittel<br />
der Nachwuchswerbung erwiesen (vgl. THINK ING. 1999, S. 28ff.). Sie bringen für<br />
alle Beteiligten einen direkt erkennbaren Nutzen. Der Wirtschaft bieten sie die<br />
70 Siehe Anlage 14.<br />
239
Chance einer dauerhaften Zusammenarbeit mit den Schulen der Region. Zudem<br />
nehmen an Kooperationsprojekten in erster Linie naturwissenschaftlich-technisch<br />
interessierte Schüler teil. Ihnen einen Einblick in die entsprechenden Berufe und<br />
Arbeitsweisen zu geben, ist gezielte Nachwuchswerbung. Für die Lehrer sind<br />
gemeinsame Projekte eine Gelegenheit, ihren Unterricht stärker praxisorientiert zu<br />
gestalten und gewissermaßen projektbegleitend eigene Weiterbildung zu betreiben.<br />
Die Schüler profitieren von den auf sie abgestimmten Lernverfahren. Auch können<br />
sie weiterhin vor Ort betriebliche Wirklichkeit erfahren. Abschließend sollen einige<br />
Handlungsempfehlungen zur effektiven Durchführung von Projekten mit Schulen<br />
gegeben werden. Sie haben sich in erster Linie aus dem Projekt Schüler-Ingenieur-<br />
Akademie ergeben.<br />
10.3.3 Die Durchführung gemeinsamer Projekte mit Schulen<br />
Für die Durchführung von gemeinsamen Projekten eignen sich von schulischer Seite<br />
Projektwochen bzw. Projekttage, Wahlpflichtkurse, Arbeitsgemeinschaften, aber<br />
auch Fächer mit Freiräumen in der inhaltlichen Gestaltung. Von betrieblicher Seite<br />
bietet sich in erster Linie die Ausbildungsabteilung für eine praxisorientierte<br />
Kooperation an, aber auch Forschungs- und Entwicklungsabteilungen können<br />
Projektpartner sein. Um den hier zum Teil recht hohen Aufwand zu minimieren und<br />
zugleich maximale Effekte auch über den Projektrahmen hinaus zu erzielen, sollten<br />
folgende Punkte bei Planung, Durchführung und Auswertung berücksichtigt werden:<br />
Vorarbeit<br />
• Sichtung bereits vorhandener Projekte<br />
Am Anfang steht immer die gemeinsame Sichtung bereits bestehender Projekte: Was<br />
gibt es in der Region? Was gibt es an anderen Standorten? Was unternehmen andere<br />
Schulen mit Industrieunternehmen? Was unternehmen andere Institutionen (z.B.<br />
Hochschulen, Verbände) mit Schulen? Die Unternehmenszentrale, die Bildungsbe-<br />
auftragten in den Verbänden und die zuständigen Schulbehörden können hier<br />
Auskunft geben. Häufig ist man aber auf Internetrecherchen angewiesen.<br />
• Partnersuche<br />
Um die Belastung, aber auch den Erfolg auf mehrere Schultern zu verteilen, ist die<br />
Suche nach Partnern anzuraten. Als erfolgreich haben sich Dreierteams aus Unter-<br />
nehmen, Schule und Hochschule erwiesen. Aber auch die Einbeziehung von Verbän-<br />
den, Elternvertretungen oder den Hochschulteams der Arbeitsagenturen ist möglich.<br />
240
• Kooperation in Netzwerken<br />
Eine Reihe von Netzwerken (z.B. SIA 71 , TheoPrax 71 , ParIS 71 ) bietet umfassende<br />
Unterstützung bei der Planung und Durchführung von Kooperationsprojekten. Die<br />
Zusammenarbeit in Netzwerken hat neben den projektbegleitenden Hilfestellungen<br />
auch weitere Vorteile. So können Treffen zum gemeinsamen Austausch, Wettbewerbe<br />
für die Teilnehmer oder eine gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit zentral organisiert<br />
werden. Ebenso besteht die Möglichkeit, verstärkt Einfluss auf die zuständigen<br />
Kultusbehörden zu nehmen und Stundendeputate für die beteiligten Lehrer aus-<br />
zuhandeln.<br />
Planung<br />
• Gemeinsame und gleichberechtigte Planung<br />
Gemeinsame Projekte sollten von Anfang an von den Lehrern und den Unter-<br />
nehmensmitarbeitern (bzw. weiteren Partnern) gemeinsam geplant werden. Gerade<br />
die Lehrer kennen das Vorwissen und Leistungsvermögen der beteiligten Schüler am<br />
besten. Ihre didaktischen Kenntnisse und das Fachwissen der Partner aus Industrie<br />
(bzw. Hochschule) machen ein Projekt erst erfolgreich.<br />
• Berücksichtigung der interessenfördernden Kriterien bereits im Planungsprozess<br />
Bereits im Planungsprozess sollten die im Rahmen der Dissertation heraus-<br />
gearbeiteten interessenfördernden Kriterien (z.B. Anwendungsorientierung, Tätig-<br />
keitsorientierung, Autonomieorientierung) berücksichtigt werden. Sie gewährleisten<br />
eine positive Auswirkung auf die Interessenstruktur der Schüler.<br />
• Beachtung der Alleinstellungsmerkmale im Planungsprozess<br />
Es ist anzuraten, keine Projekte mit Schulen durchzuführen, die mit geringem<br />
Aufwand auch von den naturwissenschaftlich-technischen Lehrern selbst bewältigt<br />
werden können. Sicherlich ist es wichtig, Jugendliche vor Ort in Werkstätten bzw.<br />
Entwicklungslabors lernen zu lassen, doch sollte die Projektidee weitere Gründe für<br />
ein Verlassen des Schonraums Schule erkennen lassen. So können etwa fehlendes<br />
Know-how der Lehrer, fehlende Gerätschaften oder eine gezielte Berufsorientierung<br />
den hohen Aufwand eines Projektes im Betrieb (bzw. in der Hochschule) recht-<br />
fertigen.<br />
71 Siehe Anlage 14.<br />
241
• Konzeption von auf Langfristigkeit angelegten Projekten<br />
Bereits bei der Planung sollte berücksichtigt werden, dass die Zusammenarbeit auf<br />
Langfristigkeit und einfache Wiederholbarkeit hin angelegt sein sollte. Falls das<br />
Projekt mit der kooperierenden Schule nicht mehr zustande kommt, könnte es<br />
zumindest für andere Schulpartnerschaften, vielleicht aber auch für die inner-<br />
betriebliche Ausbildung verwendbar bleiben.<br />
Durchführung<br />
• Gemeinsame und arbeitsteilige Durchführung<br />
Die Durchführung sollte arbeitsteilig erfolgen. So kann ein Teil des Projektes im<br />
Betrieb, ein weiterer Teil in der Schule (oder an der Hochschule) stattfinden. Auch<br />
bei den Unternehmensveranstaltungen (bzw. Hochschulveranstaltungen) müssen die<br />
Lehrkräfte anwesend sein.<br />
Nachbearbeitung<br />
• Auswertung der Projektergebnisse<br />
Die Auswertung der Projektergebnisse sollte gemeinsam erfolgen. Da in der Regel<br />
eine aufwendige Evaluation, so wie im Rahmen des Entwicklungsprojektes<br />
geschehen, nicht erfolgen kann, müssen andere Indikatoren über eine Weiterführung<br />
entscheiden. Erfolgreiche Auftakt- bzw. Abschlussveranstaltungen, ein großes<br />
Engagement der Schüler oder hohe Anmeldezahlen bei der Wiederholung eines<br />
Projektes weisen auf Erfolge hin. Auch kann ein kurzer Fragebogen zu Projektende<br />
über die Wirkung der Maßnahme auf die Schüler Auskunft geben.<br />
• Gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit<br />
Um die Wirkung der Maßnahme für die Nachwuchswerbung zu erhöhen, ist<br />
Öffentlichkeitsarbeit notwendig (z.B. Presse, Rundfunk). Diese bietet den Projekt-<br />
veranstaltern die Möglichkeit, sich gemeinsam mit dem Anliegen der naturwissen-<br />
schaftlich-technischen Interessenförderung zu präsentieren.<br />
• Pflege der Kontakte zu den Teilnehmern<br />
Ebenso ist eine fortdauernde Pflege der Kontakte zu den Projektteilnehmern<br />
anzuraten. Häufig nehmen gerade besonders leistungsfähige Schüler an schulischen<br />
Zusatzangeboten teil. Durch das Anbieten von Ferienarbeit und Schülerpraktika<br />
können sie weiterhin dem Unternehmen verbunden bleiben.<br />
242
Um die Nachhaltigkeit der Maßnahme zu sichern, sind im Projektverlauf weitere<br />
Vorkehrungen zu treffen.<br />
Sicherung der Nachhaltigkeit<br />
• Bildung von Teams<br />
Häufig sind Projekte von einzelnen Personen abhängig. Dies gilt besonders in der<br />
Schule. Fällt ein engagierter Lehrer aus, so ist oft mit der Beendigung des Projektes zu<br />
rechnen. Die Einbeziehung möglichst vieler Lehrkräfte kann dies verhindern.<br />
• Einbeziehung in die Schulorganisation<br />
Die Anerkennung des Projektes als Arbeitsgemeinschaft, das Vermerken der<br />
Teilnahme im Zeugnis oder die Möglichkeit, Projektergebnisse in der Oberstufe<br />
direkt als Leistung in die Abiturnote einzubringen (z.B. Facharbeit, besondere<br />
Lernleistung), erhöhen den offiziellen Charakter der Veranstaltung und sichern deren<br />
langfristige Durchführung.<br />
• Finanzierung<br />
Nicht immer kann das Unternehmen (oder die beteiligte Hochschule) alle Kosten<br />
übernehmen. Eventuell finanzieren Verbände bzw. Stiftungen einen Teil der<br />
Aufwendungen.<br />
• Anerkennung der Leistung der projektbeteiligten Mitarbeiter<br />
Nicht zuletzt muss das Engagement aller am Projekt beteiligten Mitarbeiter<br />
gewürdigt werden. Dies gilt im Besonderen für die Lehrer, die zum Beispiel durch<br />
einen Stundenerlass eine Anerkennung ihrer Bemühungen erfahren können. Aber<br />
auch die im Betrieb (bzw. an der Hochschule) beteiligten Mitarbeiter verdienen es<br />
herausgehoben und anerkannt zu werden.<br />
243
11 Resümee<br />
Die vorliegende Dissertation hat sich intensiv mit der naturwissenschaftlich-<br />
technischen Interessenentwicklung bei Kindern und Jugendlichen auseinandergesetzt.<br />
Die Schule kann hierzu einen positiven Beitrag leisten. Diese Chance sollte sie<br />
wahrnehmen. Tut sie das nicht, und diesen Eindruck muss man vor allem angesichts<br />
der Daten einer Vielzahl von Untersuchungen zur Qualität des aktuellen natur-<br />
wissenschaftlichen Unterrichts erlangen, so kann man tatsächlich davon sprechen,<br />
dass Schule mehr ein „killer of interest than the developer“ (Travers 1978, S. 128) ist.<br />
Nicht zuletzt die zu Beginn dieser Arbeit beschriebene unzureichende Versorgung des<br />
Arbeitsmarktes mit naturwissenschaftlich-technischen Studienabsolventen verdeut-<br />
licht, dass sich der Wirtschaftsstandort Deutschland einen solchen Unterricht auf<br />
Dauer nicht leisten kann. So stellte auch R. Köcher, Geschäftsführerin des Instituts<br />
für Demoskopie in Allensbach, in einer Rede anlässlich eines Symposiums im Mai<br />
2004 fest, dass „ein Land wie die Bundesrepublik Deutschland, ohne nennenswerte<br />
Bodenschätze, mit hohen Arbeitskosten und Ansprüchen seine Position auf den<br />
Weltmärkten nur mit qualitativ herausragenden und innovativen Produkten<br />
verteidigen kann“ (Köcher 2004, ohne Seitenangabe). Wie die gesellschaftlichen<br />
Grundlagen für eine solche Innovationskultur geschaffen werden können, hängt ihrer<br />
Meinung nach davon ab, dass wieder „das Konstruktionsinteresse, die Präzision bzw.<br />
die kompromisslose Detailgenauigkeit gefördert wird und dass wir unser Bildungs-<br />
system ernster nehmen als wir es bisher tun“ (Köcher 2004, ohne Seitenangabe).<br />
Die umfangreichen Handlungsempfehlungen zur Stützung des naturwissen-<br />
schaftlichen Unterrichts in der höheren Schule setzen genau hier an. Sie können<br />
dabei nicht nur für die Institutionen der Wirtschaft, sondern auch für andere<br />
gesellschaftliche Institutionen beispielhaft sein.<br />
244
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Häußler, P. (1988): Physikalische Bildung für heute und morgen. Ergebnisse einer<br />
curricularen Delphi-Studie. Kiel: IPN-Arbeitsberichte<br />
Häußler, P., Bünder W., Duit R., Gräber W., Mayer J. (1998): Naturwissen-<br />
schaftsdidaktische Forschung – Perspektiven für die Unterrichtspraxis. Kiel: IPN<br />
Heine, C., Bechmann, M., Durrer, F. (2002): Wahrnehmung und Bedeutung der<br />
Arbeitsmarktaussichten bei Studienentscheidung und im Studienverlauf. Analyse der<br />
Studienberechtigten des Jahrgangs 1994 im Vergleich mit denen des Jahrgangs 1983.<br />
In: Bellmann, L., Velling, J. (Hrsg.): Arbeitsmärkte für Hochqualifizierte. <strong>Nürnberg</strong>:<br />
IAB, S. 109-145<br />
Heine, C. (2002): HIS Ergebnisspiegel 2002. Hannover: Hochschul-Informations-<br />
System (HIS)<br />
Helmke, A. (1997): Entwicklung lern- und leistungsbezogener Motive und<br />
Einstellungen: Ergebnisse aus dem Scholastik-Projekt. In: Weinert, F., Helmke, A.<br />
(Hrsg.): Entwicklung im Grundschulalter. Weinheim und Basel: Beltz, S. 59-76<br />
249
Herbart, J. F. (1806/1965): Allgemeine Pädagogik. In: Herbart, J.F.: Pädagogische<br />
Schriften. Pädagogische Grundschriften (Band 2). Düsseldorf und München: Küpper<br />
Verlag, S. 9-155<br />
Heublein, U., Sommer, D. (2002): Studienanfänger 2000/2001 – Fachinteresse und<br />
berufliche Möglichkeiten bestimmen die Studienfachwahl. Hannover: HIS<br />
Hidi, S., Berndorff, D. (1998): Situational Interest and Learning. In: Hoffmann, L.,<br />
Krapp, A., Renniger, K., Baumert, J. (Hrsg.): Interest and Learning – Proceedings of<br />
the Seeon Conference on Interest and Gender. Kiel: IPN, S. 74-87<br />
Hodapp, V., Mißler, B. (1996): Determinanten der Wahl von Mathematik als<br />
Leistungs- bzw. Grundkurs in der 11. Jahrgangsstufe. In: Schuhmann-Hengstler, R.,<br />
Trautner, H. M. (Hrsg.): Entwicklung im Jugendalter. Göttingen: Hogrefe, S. 143-164<br />
Hössl, A., Furtner-Kallmünzer, M., Janke, D., Kellermann, D., Lipski, J.(2002):<br />
In der Freizeit für das Leben lernen. Eine Studie zu den Interessen von Schulkindern.<br />
Opladen: Leske+Budrich<br />
Hoffmann, L., Lehrke, M. (1986): Eine Untersuchung über Schülerinteressen an<br />
Physik und Technik. In: Zeitschrift für Pädagogik, Jahrgang 32, Heft 2, S. 189-204<br />
Hoffmann, L., Häußler, P., Peters-Haft, S. (1997): An den Interessen von Jungen<br />
und Mädchen orientierter Physikunterricht. Kiel: IPN<br />
Hoffmann, L., Häußler, P., Lehrke, M. (1998): Die IPN-Interessenstudie Physik.<br />
Kiel: IPN<br />
Holland, J. L. (1997): Making vocational chioces: A theory of work personalities and<br />
work environments. Odessa, FL: Psychological Assessment Resources<br />
Institut für Pädagogik der Naturwissenschaften (2003, Hrsg.): PING-<br />
Themenmappen 5/6. Kiel: CD ROM des IPN (Version 5)<br />
Karle, R. (2003): Der Jobmotor macht kurze Pause. In: UNICUMBERUF, Jahrgang<br />
2003, Heft 1, S. 6-13<br />
Köcher, R. (2000): Faszination Technik am Übergang vom 20. ins 21. Jahrhundert.<br />
In: VDI Nachrichten/Magazin, Sonderausgabe zur EXPO 2000, S. 3-5<br />
Köcher, R. (2004): Technikfeindlich und Innovationsmüde? Die Reaktionen der<br />
Bevölkerung auf den wissenschaftlichen Fortschritt. München: Unveröffentlichtes<br />
Redemanuskript anlässlich des acatech-Symposiums am 11.5.2004<br />
250
Köller, O. (2003): Wie kann man das Interesse von Schülerinnen und Schülern am<br />
Physikunterricht fördern? <strong>Erlangen</strong>-<strong>Nürnberg</strong>: Unveröffentlichtes Manuskript<br />
König, E., Zedler, P. (2002): Theorien der Erziehungswissenschaft. Weinheim und<br />
Basel: Beltz<br />
Krapp, A. (1992a): Das Interessenkonstrukt Bestimmungsmerkmale der Interessen-<br />
handlung und des individuellen Interesses aus der Sicht einer Person-Gegenstands-<br />
Konzeption. In: Krapp, A., Prenzel, M. (Hrsg.): Interesse, Lernen, Leistung. Münster:<br />
Aschendorff Verlag, S. 297-324<br />
Krapp, A. (1992b): Konzepte und Forschungsansätze zur Analyse des<br />
Zusammenhangs von Interesse, Lernen und Leistung. In: Krapp, A., Prenzel, M.<br />
(Hrsg.) : Interesse, Lernen, Leistung. Münster: Aschendorff Verlag, S. 9-52<br />
Krapp, A. (1993): Interesse und Studium – Forschungsansätze, Befunde und<br />
Konsequenzen. München: Arbeiten zur Empirischen Pädagogik und Pädagogischen<br />
Psychologie (Gelbe Reihe), Nr. 32<br />
Krapp, A. (1998a): Entwicklung und Förderung von Interessen im Unterricht. In:<br />
Psychologie in Erziehung und Unterricht, Jahrgang 45, Heft 3, S. 185-201<br />
Krapp, A. (1998b): Interesse. In: Rost, D. H. (Hrsg.): Handwörterbuch der pädago-<br />
gischen Psychologie. Weinheim und Basel: Beltz Verlag, S. 213-217<br />
Kultusministerium Baden-Württemberg (2000, Hrsg.): Lehrplan Naturphänomene<br />
(Anlage 2 zum Bildungsplan für das Gymnasium). Stuttgart: Kultusministerium<br />
Baden-Württemberg<br />
Kultusministerium Baden-Württemberg (2003a, Hrsg.): Gymnasium 2004.<br />
Stuttgart: Kultusministerium Baden-Württemberg<br />
Kultusministerium Baden-Württemberg (2003b, Hrsg.): Bildungsplan 2004<br />
(Version 1). Stuttgart: Kultusministerium Baden-Württemberg<br />
Kultusministerium Baden-Württemberg (2004, Hrsg.): Bildungsplan 2004 (Version<br />
2). Stuttgart: Kultusministerium Baden-Württemberg<br />
Kultusministerium Baden-Württemberg (2005, Hrsg.): Leitfaden zur Selbst-<br />
evaluation an Schulen. Stuttgart: Kultusministerium Baden-Württemberg<br />
Lederle-Schenk, U. (1974): Konstanz der Interessen während der Berufsausbildung.<br />
In: Psychologie in Erziehung und Unterricht, 21.Jahrgang, Heft 5, S. 270-280<br />
251
Lehrke, M. (1988): Interesse und Desinteresse am naturwissenschaftlich-technischen<br />
Unterricht. Kiel: IPN<br />
Lehrke, M. (1992): Einige Lehrervariablen und ihre Beziehungen zum Interesse der<br />
Schüler. In: Krapp, A., Prenzel, M. (Hrsg.): Interesse, Lernen, Leistung. Münster:<br />
Aschendorff Verlag, S. 123-137<br />
Lück, G. (2004): Naturwissenschaften im frühen Kindesalter. In: Fthenakis, W. E.,<br />
Oberhümer, P. (Hrsg.): Frühpädagogik – International. Bildungsqualität im Blick-<br />
punkt. Opladen: Leske+Budrich, S. 331-343<br />
Mammes, I. (2001): Förderung des Interesses an Technik: Eine Untersuchung zum<br />
Einfluss technischen Sachunterrichts auf die Verringerung von Geschlechterdifferen-<br />
zen im technischen Interesse. Frankfurt am Main: Europ. Verlag der Wissenschaften<br />
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (2002, Hrsg.): KIM 2002 –<br />
Kinder und Medien. Computer und Internet. Baden-Baden: Manuskript des<br />
Forschungsverbundes Südwest (mpfs)<br />
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (2003, Hrsg.): JIM 2002 –<br />
Jugend, Information, (Multi-)Media. Baden-Baden: mpfs<br />
Merzyn, G. (1994): Physikschulbücher, Physiklehrer und Physikunterricht. Kiel:<br />
IPN-Arbeitsberichte<br />
Meyers Lexikonredaktion (1992): Meyers Grosses Taschenlexikon. Mannheim: B.I.-<br />
Taschenbuchverlag<br />
Minks, K.-H., Heine, C., Lewin, K. (1998): Ingenieurstudium – Daten, Fakten,<br />
Meinungen. Hannover: HIS<br />
Minks, K.-H. (2004): Wo ist der Ingenieurnachwuchs? In: HIS-Kurzinformation,<br />
Jahrgang 2004, Ausgabe 5, S. 15-29<br />
Moschner, B. (1998): Selbstkonzept. In: Rost, D. H. (Hrsg.): Handwörterbuch der<br />
Pädagogischen Psychologie. Weinheim und Basel: Beltz, S. 460-464<br />
Deutscher Verein zur Förderung des mathematischen und naturwissenschaft-<br />
lichen Unterrichts (2000, Hrsg.): Chemieunterricht der Zukunft – Qualitäts-<br />
entwicklung und Qualitätssicherung. Empfehlungen zur Gestaltung von Lehrplänen<br />
beziehungsweise Richtlinien für den Chemieunterricht. Köln: Deutscher Verein zur<br />
Förderung des mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterrichts (MNU)<br />
252
Deutscher Verein zur Förderung des mathematischen und naturwissenschaft-<br />
lichen Unterrichts (2001, Hrsg.): Physikunterricht und naturwissenschaftliche<br />
Bildung – aktuelle Anforderungen. Empfehlungen zur Gestaltung von Lehrplänen<br />
beziehungsweise Richtlinien für den Physikunterricht. Köln: MNU<br />
Müller, F. H. (2001): Studium und Interesse. Münster: Waxmann<br />
Neber, H. (1998): Entdeckendes Lernen. In: Rost, D. H. (Hrsg.): Handwörterbuch<br />
der pädagogischen Psychologie. Weinheim: Beltz, S. 268-271<br />
Oßwald, C. (1995): Interessen fördern durch offene Lernsituationen. In:<br />
Grundschule, Jahrgang 27, Heft 6, S. 22-23<br />
Pfenning, U., Renn, O., Mack, U. (2002): Zur Zukunft technischer und<br />
naturwissenschaftlicher Berufe – Strategien gegen den Nachwuchsmangel. Stuttgart:<br />
Akademie für Technikfolgenabschätzung<br />
Prenzel, M., Krapp, A., Schiefele, H. (1986): Grundzüge einer pädagogischen<br />
Interessentheorie. In: Zeitschrift für Pädagogik, Jahrgang 32, Heft 2, S. 163-173<br />
Prenzel, M. (1988): Die Wirkungsweise von Interesse. Opladen: Westdt. Verlag<br />
Prenzel, M., Lankes E.-M. (1989): Wie Lehrer Interesse wecken und fördern<br />
können. In: Bäuerle, S. (Hrsg.): Der gute Lehrer. Stuttgart: Metzlersche Verlagsbuch-<br />
handlung, S. 66-81<br />
Prenzel, M., Lankes, E.-M. (1995): Anregungen aus der pädagogischen<br />
Interessenforschung. In: Grundschule, Jahrgang 27, Heft 6, S. 12-13<br />
Prenzel, M. (1996): Mit Interesse in das dritte Jahrtausend! Pädagogische<br />
Überlegungen. In: Seibert, N., Serve, H. J. (Hrsg.): Bildung und Erziehung an der<br />
Schwelle zum dritten Jahrtausend. Marquartstein: PimS-Verlag, S. 1314-1339<br />
Prenzel, M. (2002): Nachwuchsprobleme in den Naturwissenschaften: Ursachen und<br />
Abhilfen in Unterricht und Lehrerbildung. In: Herrmann, U. (Hrsg.): Natur-<br />
wissenschaft – Gymnasium – <strong>Universität</strong>. Ulm: <strong>Universität</strong>sverlag, S. 27-53<br />
Prenzel, M., Seidel, T., Lehrke, M., Rimmele, R., Duit, R., Euler, M., Geiser, H.,<br />
Hoffmann, L., Müller, C., Widodo, A. (2002): Lehr- Lernprozesse im Physikunter-<br />
richt – eine Videostudie. In: Prenzel, M., Doll, J. (Hrsg.): Bildungsqualität von Schule:<br />
Schulische und außerschulische Bedingungen mathematischer, naturwissen-<br />
schaftlicher und überfachlicher Kompetenzen. Weinheim und Basel: Beltz, S. 139-156<br />
253
Prenzel, M. (2003): Zum praktischen Vorgehen im BLK-Modellprogramm –<br />
Steigerung der Effizienz des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts. Kiel:<br />
Unveröffentlichtes Vortragsmanuskript<br />
Röder, P. M., Grühn, S. (1996): Kurswahlen in der gymnasialen Oberstufe. In:<br />
Zeitschrift für Pädagogik, Jahrgang 42, Heft 4, S. 497-518<br />
Rolff, H.-G., Buhren, C. G., Lindau-Bank, D., Müller, S. (2000): Manual Schul-<br />
entwicklung. Weinheim und Basel: Beltz<br />
Ropohl, G. (1999): Allgemeine Technologie. Eine Systemtheorie der Technik.<br />
München: Hanser<br />
Schiefele, H. (1974): Lernmotivation und Motivlernen. München: Ehrenwirth<br />
Schiefele, H., Prenzel, M., Krapp, A., Heiland, A., Kasten, H. (1983): Zur<br />
Konzeption einer pädagogischen Theorie des Interesses. München: Arbeiten zur<br />
Empirischen Pädagogik und Pädagogischen Psychologie (Gelbe Reihe), Nr.6<br />
Schiefele, H. (2000): Befunde – Fortschritte – neue Fragen. In: Schiefele, U., Wild,<br />
K.-P. (Hrsg.): Interesse und Lernmotivation. Münster: Waxmann, S. 227-241<br />
Schiefele, U. (1992): Interesse und Qualität des Erlebens im Unterricht. In: Krapp,<br />
A., Prenzel, M. (Hrsg.): Interesse, Lernen, Leistung. Münster: Aschendorff Verlag,<br />
S. 84-121<br />
Schiefele, U., Krapp, A., Schreyer, I. (1993): Metaanalyse des Zusammenhangs von<br />
Interesse und schulischer Leistung. In: Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und<br />
Pädagogische Psychologie, Jahrgang 25, Heft 2, S. 120-148<br />
Schmid, J.U. (1984): Stabilität der Interessen von Oberschülern nach Ende der<br />
Schulzeit. In: Psychologie und Praxis, Jahrgang 28, Heft 1, S. 26-31<br />
Schmidt, C. (2003): „Am Material“: Auswertungstechniken für Leitfadeninterviews.<br />
In: Friebertshäuser, B., Prengel, A. (Hrsg.): Handbuch Qualität. Forschungsmethoden<br />
in der Erziehungswissenschaft. Weinheim und München: Juventa, S. 544-567<br />
Schminke, M. (2003): Untersuchungen zur Interessenstruktur vom Gymnasiasten<br />
am Chemieunterricht und deren mögliche Beeinflussung durch praxisorientierte<br />
Unterrichtseinheiten. Internetveröffentlichung der <strong>Universität</strong> <strong>Erlangen</strong>-<strong>Nürnberg</strong><br />
(Elektronische Version der Dissertation): http://www.opus.ub.uni-erlangen.de/opus/<br />
volltexte/2004/58/<br />
254
Schnabel, K. U., Grühn S. (2000): Studienfachwünsche und Berufsorientierungen<br />
in der gymnasialen Oberstufe. In: Baumert, J., Bos, W., Lehmann, R. (Hrsg.):<br />
TIMSS/III – Mathematische und naturwissenschaftliche Bildung am Ende der<br />
Schullaufbahn (Band 2). Opladen: Leske+ Budrich, S. 405-443<br />
Schratz, M. (2001): Methoden der Schul- und Unterrichtsforschung. In: Hug, T.<br />
(Hrsg.): Wie kommt Wissenschaft zu Wissen? Einführung in die Methodologie der<br />
Sozial- und Kulturwissenschaften (Band 2). Hohengehren: Schneider Verlag, S. 413-<br />
433<br />
Seidel, T., Prenzel, M., Duit, R., Euler, M., Geiser, H., Hoffmann, L., Müller, C.,<br />
Rimmele, R. (2002): „Jetzt bitte alle nach vorne schauen!“ – Lehr-Lernskripts im<br />
Physikunterricht und damit verbundene Bedingungen für individuelle Lernprozesse.<br />
In: Unterrichtswissenschaft, Jahrgang 30, Heft 1, S. 52-77<br />
Spanhel, D. (1999a): Das Konzept der Studie. In: Bofinger, J., Lutz, B., Spanhel, D.<br />
(Hrsg.): Das Freizeit- und Medienverhalten von Hauptschülern. München: KoPäd<br />
Verlag, S. 7-24<br />
Spanhel, D. (1999b): Integrative Medienerziehung in der Hauptschule. Ein<br />
Entwicklungsprojekt auf Grundlage responsiver Evaluation. München: KoPäd Verlag<br />
Spanhel, D. (2000): Professionalität des Philologen. Lehrerbild, Lehrerpro-<br />
fessionalität und Schulwirklichkeit heute. In: Bayerischer Philologenverband (Hrsg.):<br />
Lehrerbildung – Gymnasium 2000. München: Bayer. Philologenverband, S. 78-99<br />
Spanhel, D. (2001): Grundzüge der Evaluationsforschung. In: Hug, T. (Hrsg.): Wie<br />
kommt Wissenschaft zu Wissen? Einführung in die Methodologie der Sozial- und<br />
Kulturwissenschaften (Band 2). Hohengehren: Schneider Verlag, S. 249-264<br />
Stäudel, L. (1982): Intellektuelle Befriedigung und praktisches Handeln. Motive für<br />
ein naturwissenschaftliches Lehrerstudium. In: Soznat, Jahrgang 5, Heft 4, S. 103-106<br />
Statistisches Bundesamt (2004, Hrsg.): Schnellmeldungsergebnisse der Hochschul-<br />
statistik. Wintersemester 2004/2005. Wiesbaden: Statistisches Bundesamt<br />
Statistische Bundesamt (1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005, Hrsg.): Bildung<br />
und Kultur. Nichtmonetäre hochschulstatistische Kennzahlen. Fachserie 11. Reihe<br />
4.3.1.Wiesbaden: Statistisches Bundesamt<br />
Terhart, E. (1987): Kommunikation im Kollegium. In: Die Deutsche Schule,<br />
Jahrgang 79, Heft 4, S. 440-450<br />
255
Terhart, E. (1998): Lehrerberuf: Arbeitsplatz, Biographie, Profession. In: Altrichter,<br />
H., Schley, W., Schratz, M. (Hrsg.): Handbuch zur Schulentwicklung. Innsbruck:<br />
Studienverlag, S. 560-587<br />
Terhart, E. (2001): Lehrerberuf und Lehrerbildung. Forschungsbefunde,<br />
Problemanalysen, Reformkonzepte. Weinheim und Basel: Beltz<br />
Theunert, H., Gebel, C. (2000, Hrsg.): Lehrstücke fürs Leben in Fortsetzung.<br />
Serienrezeption zwischen Kindheit und Jugend. München: Reinhard Fischer Verlag<br />
THINK ING. (1999, Hrsg.): Eine Aufgabe, die uns alle angeht. Erfolgreiche<br />
Nachwuchswerbung von Schülern für das Ingenieurstudium. Frankfurt am Main:<br />
THINK ING. (Gesamtmetall, VDA, VDE, VDI, VDMA, ZVEI)<br />
Todt, E. (1978): Das Interesse. Bern: Huber Verlag<br />
Todt, E. (1985): Die Bedeutung der Schule für die Entwicklung der Interessen von<br />
Kindern und Jugendlichen. In: Unterrichtswissenschaft, Jahrgang 13, Heft 4, S. 362-<br />
376<br />
Todt, E. (1987): Elemente einer Theorie naturwissenschaftlicher Interessen. In:<br />
Lehrke, M., Hoffman, L. (Hrsg.): Schülerinteressen am naturwissenschaftlichen<br />
Unterricht. Beiträge zum 12. IPN-Symposion. Köln: Aulis, S. 111-126<br />
Todt, E. (1992): Interesse männlich – Interesse weiblich. In: Zinnecker, J. (Hrsg.):<br />
Jugend 1992. Im Spiegel der Wissenschaften. Opladen: Leske+Budrich, S. 301-317<br />
Todt, E. (1995): Entwicklung des Interesses. In: Hetzer, H. (Hrsg.): Angewandte<br />
Entwicklungspsychologie des Kinder- und Jugendalters. Wiesbaden: UTB, S. 213-264<br />
Todt, E. (1998): Development of interests. In: Hoffmann, L., Krapp, A., Renniger,<br />
K., Baumert, J. (Hrsg.): Interest and Learning – Proceedings of the Seeon Conference<br />
on Interest and Gender. Kiel: IPN, S. 25-40<br />
Travers, R. M. W. (1978): Children`s Interests. Kalamazo/Michigan: Michigan<br />
University, College of Education<br />
Upmeier zu Belzen, A., Vogt, H., Wieder, B., Christen, F. (2002): Schulische und<br />
außerschulische Einflüsse auf die Entwicklung von naturwissenschaftlichen Interessen<br />
bei Grundschulkindern. In: Prenzel, M., Doll, J. (Hrsg.): Bildungsqualität von Schule:<br />
Schulische und außerschulische Bedingungen mathematischer, naturwissen-<br />
schaftlicher und überfachlicher Kompetenzen. Weinheim und Basel: Beltz, S. 291-307<br />
256
Vogt, H., Upmeier zu Belzen, A., Schröer, T., Hoek, I. (1999): Unterrichtliche<br />
Aspekte im Fach Biologie, durch die Unterricht als interessant erachtet wird. In:<br />
Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften, Jahrgang 5, Heft 3, S. 75-85<br />
Walzik, S. (2001): Forschung in Modellversuchen – eine Illusion? Sankt Gallen:<br />
Vorbereitungspapier der ersten KOLIBRI-Fachtagung<br />
Watermann, R., Maaz, K. (2004): Studierneigung bei Absolventen allgemein<br />
bildender und beruflicher Gymnasien. In: Köller, O., Watermann, R., Trautwein, U.,<br />
Lüdtke, O. (Hrsg.): Wege zur Hochschulreife in Baden-Württemberg. Opladen:<br />
Leske+Budrich, S. 403-450<br />
Wellhöfer, P. R. (1997): Grundstudium – Sozialwissenschaftliche Methoden und<br />
Arbeitsweisen. Stuttgart: Enke Verlag<br />
Wenzel, H., Wesemann, M., Bohnsack, F. (1990, Hrsg.): Schulinterne Lehrer-<br />
fortbildung. Weinheim und Basel: Beltz<br />
Willer, J. (2003): Didaktik des Physikunterrichts. Frankfurt am Main: Verlag Harri<br />
Deutsch<br />
Wörner, M. (2000): Die Kurswahl in der gymnasialen Oberstufe. In: Baden-<br />
Württemberg in Wort und Zahl, Jahrgang 48, Heft 6, S. 278-281<br />
Wottawa, H., Thierau, H. (1998): Lehrbuch Evaluation. Bern: Hans Huber Verlag<br />
Zinnecker, J., Behnken, I., Werner, G., Hasenberg, R., Rinker, B., Schwarz, B.,<br />
Stecher, L., Strzoda, C. (1996): Kindheit in Deutschland. Weinheim und München:<br />
Juventa<br />
Zöfel, P. (2002): Statistik verstehen. München: Addison-Wesley<br />
Zwick, M., Renn, O. (1998): Wahrnehmung und Bewertung von Technik in Baden-<br />
Württemberg. Stuttgart: Akademie für Technikfolgenabschätzung<br />
Zwick, M., Renn, O. (2001): Die Attraktivität von technischen und ingenieur-<br />
wissenschaftlichen Fächern bei der Studien- und Berufswahl junger Frauen und<br />
Männer. Stuttgart: Akademie für Technikfolgenabschätzung<br />
Zwick, M. (2002): Wo bleiben die Studierenden? Ursachen für die Nachfragekrise in<br />
den natur- und ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen an <strong>Universität</strong>en des<br />
Landes Baden-Württemberg. In: Herrmann, U. (Hrsg.): Naturwissenschaft –<br />
Gymnasium – <strong>Universität</strong>. Ulm: <strong>Universität</strong>sverlag, S. 14-26<br />
257
Anhang<br />
258
Anlage 1: Kooperationsvertrag<br />
Anhang<br />
Anlage 2: Zeitungsartikel Kooperationsvertrag<br />
Anlage 3: Fachschaftsvortrag<br />
Anlage 4: Kriterien der Interessenförderung<br />
Anlage 5: Dokumentationsbogen<br />
Anlage 6: Schülerfragebogen Naturphänomene<br />
Anlage 7: Instruktion zur Durchführung der Befragung<br />
Anlage 8: Ergebnisse der Schülerbefragung Naturphänomene<br />
Anlage 9: Flyer Schüler-Ingenieur-Akademie<br />
Anlage 10: Schülertagebuch<br />
Anlage 11: Ergebnisse der SIA Auftaktgespräche (Schüler)<br />
Anlage 12: Ergebnisse der SIA Abschlussgespräche (Schüler)<br />
Anlage 13: Zeitungsartikel Schüler-Ingenieur-Akademie<br />
Anlage 14: Initiativen der Wirtschaft und ihrer Partner zur Förderung des<br />
naturwissenschaftlich-technischen Nachwuchses
Anlage 1: Kooperationsvereinbarung
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Anlage 2: Zeitungsartikel Kooperationsvereinbarung
Artikel 1: „Schule und Unternehmen in einer Bank“ vom 27.3.2003 im Reutlinger General-Anzeiger
Artikel 2: „Hand in Hand mit der Wirtschaft“ vom 27.3.2003 in den Reutlinger Nachrichten
Anlage 3: Fachschaftsvortrag
Folie 1<br />
Folie 2<br />
Folie 3<br />
Folie 4<br />
Interessenförderung<br />
Förderung des naturwissenschaftlich-technischen<br />
Nachwuchses in Zusammenarbeit Schule-Wirtschaft<br />
15.03.2004<br />
© Alle Rechte bei Robert Bosch GmbH, auch für den Fall von Schutzrechtsanmeldungen.<br />
Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />
Interessenförderung<br />
Ausgangslage: Mangel an naturwissenschaftlichtechnischem<br />
Nachwuchs<br />
Quelle: HIS, Indikatoren zur Ausbildung im Hochschulbereich, 2003<br />
15.03.2004<br />
© Alle Rechte bei Robert Bosch GmbH, auch für den Fall von Schutzrechtsanmeldungen.<br />
Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />
Interessenförderung<br />
Ausgangslage: Der Faktor Interesse als entscheidende<br />
Variable bei der Berufs- und Studienwahl<br />
Persönliches Interesse, Neigung und Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit sind<br />
entscheidende Variablen bei der<br />
� Berufswahl und der<br />
� Studienfachentscheidung, aber auch schon bei der<br />
� Wahl des Leistungskurses und wohl auch<br />
� schon bei der Wahl des Schulzweiges.<br />
15.03.2004<br />
© Alle Rechte bei Robert Bosch GmbH, auch für den Fall von Schutzrechtsanmeldungen.<br />
Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />
Interessenförderung<br />
Interessenforschung: Interesse − was ist das aus Sicht<br />
der pädagogischen Psychologie?<br />
Interesse wird in der neueren pädagogisch - psychologischen Interessenforschung als<br />
Person-Gegenstands-Beziehung definiert (Krapp 1998):<br />
� Interesse bezieht sich auf einen Gegenstand.<br />
� Interesse äußert sich in Handeln.<br />
� Interessenhandeln erschließt Gegenstände.<br />
� Interessenhandeln wird von angenehmen Gefühlen begleitet.<br />
� Interessenhandeln genügt sich selbst.<br />
15.03.2004<br />
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Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4
Folie 5<br />
Folie 6<br />
Folie 7<br />
Folie 8<br />
Interessenförderung<br />
Interessenforschung: Gibt es eine entwicklungspsychologisch<br />
begründete, gesetzmäßig ablaufende<br />
Stufenabfolge der Interessengenese?<br />
0<br />
3<br />
7<br />
10<br />
15<br />
Age<br />
Universal Interests<br />
Collective Interests<br />
Individualization<br />
15.03.2004<br />
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Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />
Interessenförderung<br />
15.03.2004<br />
© Alle Rechte bei Robert Bosch GmbH, auch für den Fall von Schutzrechtsanmeldungen.<br />
Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />
1. Whats the structure of my physical and social enviroment?<br />
2. What will be right for me as a boy?<br />
What will be right for me as a girl?<br />
3. What am I able to do? (selfconcept of competence)<br />
4. Boys: What is the prestige of different activities/occupations?<br />
Girls: What is the social relevance of different activities/occupations?<br />
5. What happens with my body and my mood?<br />
Quelle: Todt, Development of Interests, 1998<br />
Interessenforschung: Wie kommt es zur Bildung von<br />
Interessen aus Sicht der pädagogischen Interessentheorie?<br />
Quelle: Krapp, Entwicklung und Förderung von Interessen im Unterricht, 1998<br />
Interessenförderung<br />
Interessenforschung: Welche Faktoren beeinflussen<br />
die Interessenentwicklung?<br />
Elternhaus,<br />
Verwandte<br />
Gleichaltrigengruppe<br />
Medien<br />
Schule<br />
Gesellschaft<br />
15.03.2004<br />
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Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />
Interessenförderung<br />
Interesse als<br />
Person - Gegenstands-<br />
Beziehung<br />
Interesse an Schulfächern: Das durchschnittliche<br />
Interesse an den Inhalten aller Schulfächer sinkt.<br />
Das durchschnittliche Interesse<br />
an den Inhalten aller Schulfächer<br />
sinkt auf allen Ebenen des<br />
Bildungssystems im Verlauf der<br />
Schulzeit. Dieser Trend ist<br />
bereits in der Grundschule zu<br />
beobachten und verstärkt sich<br />
noch in der Sekundarstufe I.<br />
15.03.2004<br />
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Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />
Da sind doch die<br />
Lehrer, die Schule dran<br />
Schuld!<br />
Interessen sind ein wichtiger Teil der Persönlichkeit. Im Rahmen der<br />
Persönlichkeitsbildung kommt es zu zunehmenden Filterungs- und<br />
Spezialisierungsprozessen in den Entwicklungsverläufen. Das<br />
durchschnittliche Interesse nimmt ab, spezialisierte Interessen nehmen<br />
zu.<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8
Folie 9<br />
Folie 10<br />
Folie 11<br />
Folie 12<br />
Interessenförderung<br />
Interesse an Schulfächern: Vom Interessenverfall sind<br />
im besonderen die naturwissenschaftlichen Fächer<br />
betroffen.<br />
Ungeliebte Fächer und Lieblingsfächer bei Gymnasiasten (maximal je zwei positive und negative<br />
Nenunngen)<br />
7<br />
13<br />
7<br />
11<br />
7<br />
10<br />
11<br />
8<br />
15.03.2004<br />
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Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />
Anteil in % mit großem Interesse<br />
Physik<br />
Chemie<br />
Mathematik<br />
Französisch<br />
Geschichte<br />
Deutsch<br />
Musik<br />
Religion<br />
Biologie<br />
Sport<br />
Technik<br />
Kunst<br />
Erdkunde<br />
Latein<br />
Englisch<br />
Soziologie<br />
2<br />
4<br />
4<br />
4<br />
4<br />
8<br />
8<br />
8<br />
6<br />
6<br />
6<br />
9<br />
10<br />
17<br />
17<br />
17<br />
17<br />
20<br />
21<br />
28<br />
29<br />
30<br />
Negativ<br />
Positiv<br />
Angabe in %<br />
Quelle: Zwick, Die Attraktivität von technischen und naturwissenschaftlichen Fächern bei der Studien- und<br />
Berufswahl junger Frauen und Männer, 2001<br />
Interessenförderung<br />
IPN-Interessenstudie Physik: Fachinteresse Physik<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Klasse 6 Klasse 7 Klasse 8 Klasse 9 Klasse 10<br />
15.03.2004<br />
© Alle Rechte bei Robert Bosch GmbH, auch für den Fall von Schutzrechtsanmeldungen.<br />
Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />
Mädchen<br />
Jungen<br />
Das Interesse am Fach Physik ist bei den Jungen gleichbleibend hoch, während die<br />
Mädchen immer weiter zurückfallen.<br />
Quelle: Häußler, Perspektiven für die Unterrichtspraxis, 1998<br />
Interessenförderung<br />
IPN-Interessenstudie Physik: Sachinteresse Physik<br />
� Interessenunterschiede zwischen den Gebieten der Physik sind gar nicht so groß. Viel<br />
bedeutender für das Sachinteresse ist dagegen, in welchem Kontext ein Gebiet erscheint<br />
und mit welchen Tätigkeiten es verbunden ist.<br />
� Interessenfördernde Kontexte: Alltagsbezug, Bezug zum menschlichen Körper,<br />
erstaunliche Phänomene, gesellschaftliche Bedeutung der Naturwissenschaften.<br />
� Interessenfördernde Tätigkeiten: Bauen und Konstruieren (bei jüngeren Schülern),<br />
Diskutieren und Bewerten (bei ältern Schülern).<br />
� Mädchen reagieren bei Inhalten aus der Physik meistens sensibler als Jungen auf einen<br />
Wechsel des Kontextes<br />
Aber: Das was für Mädchen interessant ist, ist auch für Jungen von Interesse!<br />
15.03.2004<br />
© Alle Rechte bei Robert Bosch GmbH, auch für den Fall von Schutzrechtsanmeldungen.<br />
Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />
Interessenförderung<br />
IPN-Interessenstudie Physik: Vergleich<br />
Unterrichtsangebot und Sachinteressen der Schüler<br />
Nach Einschätzung der Jugendlichen dominiert eindeutig ein Unterricht, in<br />
dem die Physik als Wissenschaft gelehrt wird. Die interessanten ...<br />
� Kontexte<br />
und<br />
� Tätigkeiten<br />
kommen dagegen nur selten vor.<br />
15.03.2004<br />
© Alle Rechte bei Robert Bosch GmbH, auch für den Fall von Schutzrechtsanmeldungen.<br />
Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12
Folie 13<br />
Folie 14<br />
Folie 15<br />
Folie 16<br />
Interessenförderung<br />
IPN-Interessenstudie Physik: Ist die mangelnde<br />
Verbindung von Sach- und Fachinteresse die einzige<br />
Erklärung für das geringe Fachinteresse v. a. der<br />
Mädchen am Physikunterricht?<br />
� Sachinteresse an Physik trägt nur zu einem kleinen Teil zur Aufklärung des<br />
Fachinteresses bei.<br />
� Den stärksten Zusammenhang mit dem Fachinteresse zeigt ein Faktor, der mit Physik<br />
unmittelbar gar nichts zu tun hat: Das Selbstvertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit.<br />
� Mädchen haben bereits zu Beginn der Sekundarstufe I ein geringeres Selbstvertrauen in<br />
die eigene Leistung in Bezug auf den mathematisch - naturwissenschaftlichen Unterricht.<br />
15.03.2004<br />
© Alle Rechte bei Robert Bosch GmbH, auch für den Fall von Schutzrechtsanmeldungen.<br />
Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />
Interessensförderung<br />
Kriterien der Interessensförderung in Unterricht und<br />
Schule<br />
Interessensfördernde(r) Unterricht/Maßnahmen ...<br />
Organisatorische<br />
Aspekte<br />
(Organisation)<br />
Didaktische Aspekte<br />
(Inhalt)<br />
Methodische Aspekte<br />
(Vermittlung)<br />
Soziale Aspekte<br />
(Klima)<br />
Geschlechtssp. Aspekte<br />
(Geschlecht)<br />
ist/sind anwendungsorientiert.<br />
ist/sind tätigkeitsorientiert.<br />
ist/sind autonomieorientiert.<br />
ist/sind kooperativ.<br />
15.03.2004<br />
© Alle Rechte bei Robert Bosch GmbH, auch für den Fall von Schutzrechtsanmeldungen.<br />
Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />
Interessenförderung<br />
Was können wir am FSG tun?<br />
SEK II<br />
Interessen<br />
fördern<br />
SEK I<br />
Interessen<br />
wecken<br />
15.03.2004<br />
© Alle Rechte bei Robert Bosch GmbH, auch für den Fall von Schutzrechtsanmeldungen.<br />
Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />
Interessenförderung<br />
beginnen/beginnt so früh wie möglich.<br />
macht/machen mit steigendem Alter der Heranwachsenden immer<br />
differenziertere Angebote.<br />
erfordert/erfordern ein positive(s) Unterrichtsklima/ emotionale<br />
Atmosphäre.<br />
berücksichtigt/ berücksichtigen bzgl. aller Aspekte die besondere<br />
Einstellung der Mädchen gegenüber Naturwissenschaft und Technik.<br />
?<br />
IPN-Interessenstudie Physik: Ergänzung Sachinteresse<br />
Geräte zerlegen/zusammenbauen<br />
Versuche aufbauen, etwas bauen<br />
Versuche durchführen, messen<br />
Interesse an physikbezogenen Tätigkeiten (Prozentanteile mit großem bzw. sehr großem<br />
Interesse/10. Jahrgangsstufe aller Schularten)<br />
Versuche beobachten<br />
Sich ein Gerät ausdenken, erfinden<br />
Sich eine eigene Meinung bilden<br />
Technische Neuerungen diskutieren<br />
Nutzen von Technik beurteilen<br />
Eine Vermutung prüfen<br />
Berechnen, Aufgaben lösen<br />
Einem Vortrag zuhören<br />
Einen Physiktext lesen<br />
Quelle: Häußler, Perspektiven für die Unterrichtspraxis, 1998<br />
15.03.2004<br />
© Alle Rechte bei Robert Bosch GmbH, auch für den Fall von Schutzrechtsanmeldungen.<br />
Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />
0 10 20 30 40 50 60<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16
Folie 17<br />
Folie 18<br />
Interessenförderung<br />
IPN-Interessenstudie Physik: Ergänzung Vergleich<br />
Unterrichtsangebot und Sachinteressen der Schüler<br />
Aus Sicht der Mädchen ...<br />
4 Die Beschreibung und Erklärung von physikalischen Versuchen.<br />
5 Naturgesetze, die es erlauben, bestimmte physikalische Größen exakt zu<br />
berechnen.<br />
2 Technische Geräte, mit denen man es häufig zu tun hat.<br />
3 Die Art und Weise, wie in bestimmten physikalisch/technischen Berufen<br />
gearbeitet wird.<br />
6 Technische Anwendungen, die jetzt und in Zukunft für uns alle von großem<br />
Nutzen sein können.<br />
8 Wie man in früheren Jahrhunderten bestimmte Erscheinungen physikalisch<br />
gedeutet hat.<br />
7 Technische Anwendungen, die mit großem Risiko für uns alle und für unsere<br />
Umwelt behaftet sind.<br />
1 Vorgänge und Erscheinungen, die man in der Natur beobachten und erleben<br />
kann.<br />
15.03.2004<br />
© Alle Rechte bei Robert Bosch GmbH, auch für den Fall von Schutzrechtsanmeldungen.<br />
Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />
Interessenförderung<br />
9 Etwas erfinden, sich ein bestimmtes Gerät ausdenken.<br />
15.03.2004<br />
© Alle Rechte bei Robert Bosch GmbH, auch für den Fall von Schutzrechtsanmeldungen.<br />
Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />
Überrepräsentiert<br />
Unterrepräsentiert<br />
Quelle: Häußler, Die IPN-Interessenstudie<br />
Physik, 1998<br />
IPN-Interessenstudie Physik: Ergänzung Vergleich<br />
Unterrichtsangebot und Sachinteressen der Schüler<br />
Aus Sicht der Mädchen ...<br />
8 Etwas berechnen, den Ausgang eines Versuches exakt vorhersagen, Aufgaben<br />
lösen.<br />
1 Beobachten, wie der Lehrer oder andere Schüler einen physikalischen Versuch<br />
durchführen.<br />
2 Einen Physiktext lesen<br />
3 Einem Vortrag über Physik zuhören.<br />
7 Sich ausdenken, wie man eine bestimmte Vermutung durch einen Versuch<br />
überprüfen könnte.<br />
4 Etwas bauen, einen Versuch aufbauen oder ein Gerät konstruieren.<br />
5 Einen Versuch selber durchführen.<br />
1 Sich eine eigene Meinung zu Fragen aus Physik und Technik bilden.<br />
12 Den Wert oder Nutzen einer physikalisch - technischen Neuerung beurteilen.<br />
10 Mit anderen über eine bestimmte technische Neuerung diskutieren.<br />
6 Etwas ausprobieren, ein Gerät auseinandernehmen oder zusammensetzen.<br />
Überrepräsentiert<br />
Unterrepräsentiert<br />
Quelle: Häußler, Die IPN-Interessenstudie<br />
Physik, 1998<br />
17<br />
18
Anlage 4: Kriterien der Interessenförderung
Kriterien der Interessenförderung<br />
Fach:<br />
Unterrichtssequenz:<br />
Fragen an einen interessenfördernden Naturphänomeneunterricht<br />
1. Wie wurde den Schülern Gelegenheit gegeben, zu staunen<br />
und neugierig zu werden und wie wurde erreicht, dass daraus<br />
ein Aha-Erlebnis wird?<br />
2. Wie wurde an außerschulische Erfahrungen angeknüpft, die<br />
zur Vermeidung geschlechtsspezifischer Dominanzen<br />
Mädchen und Jungen in gleicher Weise zugänglich sind?<br />
3. Wie wurde es den Schülerinnen und Schülern ermöglicht,<br />
aktiv und eigenständig zu lernen und Erfahrungen aus erster<br />
Hand zu machen?
4. Wie wurde erreicht, dass Schüler und Schülerinnen einen<br />
Bezug zum Alltag und zu ihrer Lebenswelt herstellen können?<br />
5. Wie wurde dazu angeregt, die Bedeutung der Naturwissenschaften<br />
für die Menschen und die Gesellschaft zu erkennen<br />
und danach zu handeln?<br />
6. Wie wurde der lebenspraktische Nutzen der Naturwissenschaften<br />
erfahrbar gemacht?<br />
7. Wie wurde der Bezug zum eigenen Körper hergestellt?
Ergänzende Fragen, die den Interessenaspekt nur teilweise enthalten und aus der Anfangsdiskussion stammen:<br />
8. Wo wurde den Schülern Gelegenheit gegeben typische<br />
Arbeitsmethoden, die in Naturwissenschaft und Technik<br />
verwendet werden, kennen zu lernen?<br />
z.B. Wahrnehmen/Beobachten/Messen, Sammeln/Bestimmen/<br />
Ordnen, Experimentieren, Dokumentieren, Entdecken/Forschen,<br />
Bauen/Erfinden, Präsentieren, Teamarbeit<br />
9. Wo konnten die Schüler auf nicht zutreffende vorunterrichtliche<br />
Vorstellungen über naturwissenschaftliche<br />
Phänomene bzw. Begriffe aufmerksam gemacht werden?<br />
10. Wo konnten erste naturwissenschaftliche Zusammenhänge<br />
und Gesetzmäßigkeiten verdeutlicht bzw. angesprochen<br />
werden, an die im späteren Physik- bzw. Chemieunterricht<br />
angeknüpft werden kann?<br />
Hoffmann, Häußler, Peters-Haft: An den Interessen von Mädchen und Jungen orientierter Physikunterricht, Kiel 1997 (Frage1-7)
Anlage 5: Dokumentationsbogen
Dokumentationsbogen<br />
Themenbereich:<br />
Ziel der Unterrichtseinheit:<br />
Ablauf:<br />
Benötigte Materialien:<br />
Thema:<br />
Sonstige Bemerkungen zur Unterrichtseinheit:<br />
Reaktion bzw. Interessiertheit der Schüler:<br />
Benötigte Zeit:
Anlage 6: Schülerfragebogen Naturphänomene
(1) Klasse:<br />
Fragebogen zum Fach Naturphänomene<br />
(Anfang 6. Klasse)<br />
(2) Geschlecht: männlich weiblich<br />
(3) Gib drei Beschäftigungen an, denen du in deiner Freizeit nachgehst:<br />
___________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________<br />
(4) Gibt es eine Sache, die du in deiner Freizeit gerne machen würdest, aber nicht<br />
machen kannst?<br />
Ja und zwar ______________________________________<br />
Nein
(5) Gib bitte ungefähr an, wie oft du folgende Dinge in deiner Freizeit tust (getan<br />
hast)!<br />
Mich mit Experimentierkästen beschäftigen, wie zum Beispiel:<br />
Chemiekasten<br />
Elektronikkasten<br />
oder ähnliches<br />
Technische Dinge basteln, wie zum Beispiel:<br />
elektrische Klingel<br />
Modellflugzeug bauen<br />
oder ähnliches<br />
Bücher lesen, die Themen aus Naturwissenschaft und<br />
Technik behandeln, wie zum Beispiel:<br />
Was ist was<br />
Das Entdeckerbuch: Erde und Weltall<br />
Die Jagd nach dem kleinsten Baustein der Welt<br />
oder ähnliches<br />
Mich mit Technikbaukästen beschäftigen, wie zum Beispiel:<br />
Fischer -Technik<br />
Lego Mindstorms<br />
oder ähnliches<br />
Fernsehsendungen ansehen, die Themen aus<br />
Naturwissenschaft und Technik behandeln, wie zum Beispiel:<br />
Kopfball<br />
Galileo<br />
Sendung mit der Maus<br />
oder ähnliches<br />
Dinge auseinander nehmen und reparieren, wie zum Beispiel:<br />
Fahrrad<br />
Walkman<br />
Computer<br />
oder ähnliches<br />
Anlagen, Museen oder Ausstellungen besuchen, wie zum<br />
Beispiel:<br />
Kraftwerk<br />
Auto- & Technik-Museum<br />
Planetarium<br />
oder ähnliches<br />
Prospekte, Beschreibungen über technische Geräte<br />
besorgen, wie zum Beispiel:<br />
MP3-Player<br />
Fotoapparat<br />
oder ähnliches<br />
sehr oft<br />
oft<br />
manchmal<br />
selten<br />
nie
(6) Im folgenden findest du einige Aussagen darüber, wie man bestimmte<br />
Situationen erleben kann. Gib an, wie du solche Situationen erlebst.<br />
Wenn ich einen Regenbogen sehe, beeindruckt mich das.<br />
Wenn ich neue technische Geräte sehe (z.B. Computer,<br />
Windkraftwerk), dann fasziniert mich das.<br />
Wenn ich eine Sonnen- oder eine Mondfinsternis beobachten<br />
kann, dann beeindruckt mich das.<br />
Wenn ich Berichte über den Flug von Raketen, Raumsonden<br />
und Satelliten sehe (oder lese), dann fasziniert mich das.<br />
Wenn ich während eines Gewitters Blitze beobachten kann,<br />
dann beeindruckt mich das.<br />
Wenn ich selbst mit technischen Geräten (z.B. Fernrohr,<br />
Fotoapparat) umgehen kann, begeistert mich das.<br />
Wenn ich daran denke, dass Sonne und Mond Ebbe und Flut<br />
hervorrufen, dann beeindruckt mich das.<br />
Wenn ich bei der Reparatur technischer Geräte (z.B. Autos,<br />
Haushaltsgeräte) zusehen oder mitarbeiten kann, dann<br />
begeistert mich das.<br />
sehr stark<br />
eher stark<br />
mittel<br />
weniger stark<br />
gar nicht
(7) Wie interessant findest du folgende Fächer ...<br />
Deutsch<br />
Mathematik<br />
Erste Fremdsprache<br />
Biologie<br />
Erdkunde<br />
Naturphänomene<br />
Musik<br />
Kunst<br />
Sport<br />
Religion / Ethik<br />
Sehr<br />
interessant<br />
interessant<br />
mittel<br />
Weniger<br />
interessant<br />
Ganz<br />
uninteressant
(8) Wie interessant findest du ...<br />
Mehr darüber erfahren, warum ein Wasserläufer (Insekt) auf<br />
dem Wasser laufen kann<br />
Mehr darüber erfahren, welche Stoffe Trinkwasser enthalten<br />
darf<br />
Im Versuch Wasser bis zum Kochen erhitzen und dabei die<br />
Temperatur messen<br />
Mehr darüber erfahren, wie ein Fahrraddynamo funktioniert<br />
Mehr darüber erfahren, was der elektrische Strom eigentlich<br />
ist<br />
Mehr darüber erfahren, wie Mensch und Tier durch Atmung<br />
die Luft verändern<br />
Mehr darüber erfahren, welche Gefahren vom elektrischen<br />
Strom für den Menschen ausgehen können (Stromschlag)<br />
Im Versuch herausfinden, ob sich Zucker schneller in heißem<br />
oder kaltem Wasser auflöst<br />
Mehr darüber erfahren, warum ein Nichtschwimmer im Toten<br />
Meer nicht untergehen kann<br />
Ein Brandlöschmittel aus Backpulver und Essig selbst<br />
herstellen<br />
Mehr darüber erfahren, wie mit Hilfe von Wasserkraft<br />
umweltfreundlicher Strom hergestellt werden kann<br />
Mit Hilfe von Kalkwasserprobe und Spanprobe die<br />
Eigenschaften des Gases Sauerstoff untersuchen<br />
Mehr darüber erfahren, wie Blitze entstehen und wie sie<br />
wirken<br />
Sich ein Wasserrad bauen<br />
Mehr darüber erfahren, woraus Luft zusammengesetzt ist<br />
Mehr darüber erfahren, wie eine Warmwasserheizung<br />
funktioniert<br />
Mehr darüber erfahren, wie verdunstendes Wasser unseren<br />
Körper vor Überhitzung schützt<br />
Mehr darüber erfahren, durch welche Maßnahmen im<br />
Haushalt Strom gespart werden kann<br />
Sehr<br />
interessant<br />
interessant<br />
mittel<br />
Weniger<br />
interessant<br />
Ganz<br />
uninteressant
Mehr darüber erfahren, warum manche Metalle in freier Natur<br />
rosten<br />
Mehr darüber erfahren, wie das Auto unsere Luft verschmutzt<br />
(z.B. Sommersmog, Ozonloch)<br />
Mehr darüber erfahren, wie ein Campinggasbrenner<br />
funktioniert<br />
Im Versuch herausfinden, welche Materialien (z.B. Kupfer,<br />
Plastik, Holz) den elektrischen Strom leiten<br />
Mehr darüber erfahren, warum eine Kaffeemaschine,<br />
Waschmaschine verkalken kann<br />
Ein elektrisches Gerät auseinander bauen und das<br />
Innenleben untersuchen<br />
Mehr darüber erfahren, wie man das Gefrieren von Wasser<br />
erklären kann<br />
Mehr über die Notwendigkeit von Wasserschutzgebieten<br />
erfahren<br />
Mehr darüber erfahren, wovon die Löslichkeit eines Stoffes<br />
(z.B. Salz, Zucker) in Wasser abhängt<br />
Sehr<br />
interessant<br />
interessant<br />
mittel<br />
Weniger<br />
interessant<br />
Ganz<br />
uninteressant
Hast du im letzten Schuljahr das Fach Naturphänomene gehabt?<br />
Naturphänomene Ja Nein<br />
Wenn du die Frage mit Nein beantwortest hast, bist du mit dem Fragebogen<br />
fertig! Alle anderen beantworten bitte noch folgende Fragen:<br />
(9) Wie gefällt dir der Unterricht im Fach Naturphänomene?<br />
Kreuze bitte an, was auf dich zutrifft:<br />
Der Unterricht Naturphänomene ...<br />
... macht mir viel Spaß<br />
... hilft mir, technische Geräte besser zu verstehen<br />
... weckt meine Neugier durch spannende Themen<br />
... veranlasst mich umweltbewusst zu handeln<br />
... ist so interessant, dass ich gerne meine Hausaufgaben mache<br />
... hilft mir, Fragen des täglichen Lebens zu beantworten<br />
... hilft mir, im Alltag besser mitreden zu können<br />
... sollte in der Schule noch mehr Stunden einnehmen als jetzt<br />
(andere Fächer erhalten dafür weniger Stunden)<br />
... behandelt die Themen so gründlich, dass ich fast alles<br />
verstehe<br />
... veranlasst mich auch außerhalb der Schule zu experimentieren<br />
... zeigt mir wichtige Zusammenhänge zwischen Natur, Technik<br />
und Alltag auf<br />
... regt mich dazu an, Fernsehsendungen über die im Unterricht<br />
behandelten Themen anzusehen<br />
... hat mit Dingen zu tun, die ich auch außerhalb der Schule<br />
mache<br />
... regt mich dazu an, mich auch in meiner Freizeit mit den im<br />
Unterricht behandelten Themen zu beschäftigen<br />
... ist abwechslungsreich gestaltet<br />
Trifft voll zu<br />
Trifft eher zu<br />
Trifft eher nicht<br />
zu<br />
Trifft gar nicht<br />
zu
Falls deiner Meinung nach etwas im Fach Naturphänomene vergessen wurde ...<br />
(10) Am Fach Naturphänomene hat mir am besten gefallen:<br />
___________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________<br />
(11) Am Fach Naturphänomene hat mir am wenigsten gefallen:<br />
___________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________
Anlage 7: Instruktion zur Durchführung der Befragung
Liebe Klassleiter der sechsten Klassen!<br />
Reutlingen, den 1.9.2003<br />
Im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Robert Bosch GmbH hat sich eine Arbeitsgruppe<br />
zur Neugestaltung der Naturphänomene in Klasse 5 gebildet.<br />
Um unsere Arbeit so erfolgreich wie möglich durchzuführen, bitten wir Sie den folgenden<br />
Fragebogen in den ersten beiden Schulwochen von Ihren Schülern bearbeiten<br />
zulassen.<br />
Bitte beachten Sie dabei:<br />
• Der Fragebogen muss in Ihrer Anwesenheit ausgefüllt werden!<br />
• Weisen Sie bitte die Schüler vor Ausgabe des Fragebogens auf folgende<br />
Punkte hin:<br />
Der Fragebogen wird anonym ausgefüllt.<br />
Es handelt sich um keinen Test.<br />
Ehrliche Antworten werden erwartet.<br />
Die Fragen sollen der Reihe nach ausgefüllt werden.<br />
Schüler, die in Klasse 5 kein Fach Naturphänomene hatten, lassen die Fragen 9 bis<br />
11 einfach weg.<br />
• Achten Sie bitte darauf, dass der Fragebogen von jedem Schüler alleine<br />
ausgefüllt wird! Absprachen sind nicht erwünscht und auch nicht<br />
nötig!<br />
• Geben Sie Ihren Schülern genügend Zeit den Fragebogen auszufüllen<br />
(mindestens 60 min)!<br />
• Kontrollieren Sie bei der Abgabe, ob der Fragebogen möglichst vollständig<br />
ausgefüllt wurde!<br />
Die ausgefüllten Fragebögen geben Sie bitte an Herrn L1 zurück.<br />
Für Rückfragen steht Ihnen Herr L1, Herr L2 oder Herr Rösch von der Robert<br />
Bosch GmbH zur Verfügung.<br />
Vielen Dank für Ihre Bemühungen,<br />
Roman Rösch
Anlage 8: Ergebnisse der Schülerbefragung Naturphänomene<br />
Tabelle 1: Freizeitinteresse (Auswertegruppe 1)<br />
Tabelle 2: Situationserleben (Auswertegruppe 1)<br />
Tabelle 3: Fachinteresse (Auswertegruppe 1)<br />
Tabelle 4: Sachinteresse (Auswertegruppe 1)<br />
Tabelle 5: Fachinteresse (Auswertegruppe 2)<br />
Tabelle 6: Fachinteresse (Auswertegruppe 3)<br />
Tabelle 7: Sachinteresse (Auswertegruppe 2 und 3)<br />
Tabelle 8: Interessantheit des Unterrichts (Auswertegruppe 3)<br />
Tabelle 9: Antworten auf die offene Frage nach den positiven Erlebnissen im<br />
Naturphänomeneunterricht
f %<br />
V5a Mich mit<br />
Experimentierkästen<br />
beschäftigen<br />
V5b Technische Dinge<br />
basteln<br />
V5d Mich mit<br />
Technikbaukästen<br />
beschäftigen<br />
V5f Dinge ausein-<br />
ander nehmen und<br />
reparieren<br />
V5c Bücher lesen, die<br />
Themen aus Natur-<br />
wissenschaft und<br />
Technik behandeln<br />
V5e Fernsehsen-<br />
dungen ansehen, die<br />
Themen aus Natur-<br />
wissenschaft und<br />
Technik behandeln<br />
V5g Anlagen, Museen<br />
oder Ausstellungen<br />
besuchen<br />
V5h Prospekte,<br />
Beschreibungen über<br />
technische Geräte<br />
besorgen<br />
nie<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
sehr oft<br />
5<br />
Median<br />
Median<br />
w<br />
Median<br />
m<br />
U-Test<br />
41,1% 41,1% 10,6% 4,3% 1,4% 1,7 1,52 1,92 0,004<br />
39,0% 41,8% 10,6% 6,4% 2,1% 1,75 1,55 2,05 0<br />
32,6% 34,8% 13,5% 10,6% 7,1% 1,98 1,69 2,44 0,001<br />
34,8% 34,8% 17,7% 8,5% 4,3% 1,94 1,65 2,38 0<br />
9,9% 36,9% 26,2% 19,1% 7,8% 2,69 2,6 2,81 0,347<br />
4,3% 7,1% 27,0% 36,9% 24,1% 3,78 3,66 3,95 0,218<br />
5,7% 65,2% 24,8% 2,1% 0,7% 2,24 2,22 2,27 0,652<br />
41,8% 38,8% 12,1% 5,0% 0,7% 1,7 1,61 1,8 0,165<br />
Tabelle 1: Freizeitinteresse (Auswertegruppe 1)*<br />
* Der Median wurde aus gruppierten Daten berechnet. Dies gilt für alle noch folgenden Tabellen.
f %<br />
V6a Wenn ich einen<br />
Regenbogen sehe,<br />
beeindruckt mich das.<br />
V6c Wenn ich eine<br />
Sonnen- oder eine<br />
Mondfinsternis<br />
beobachten kann,<br />
dann beeindruckt<br />
mich das.<br />
V6e Wenn ich<br />
während eines Gewit-<br />
ters Blitze beobachten<br />
kann, dann beein-<br />
druckt mich das.<br />
V6g Wenn ich daran<br />
denke, dass Sonne<br />
und Mond Ebbe und<br />
Flut hervorrufen, dann<br />
beeindruckt mich das.<br />
V6b Wenn ich neue<br />
technische Geräte<br />
sehe (z.B. Computer,<br />
Windkraftwerk), dann<br />
fasziniert mich das.<br />
V6d Wenn ich Berichte<br />
über den Flug von<br />
Raketen, Raumsonden<br />
und Satelliten sehe<br />
(oder lese), dann<br />
fasziniert mich das.<br />
V6f Wenn ich selbst<br />
mit technischen<br />
Geräten (z.B. Fernrohr,<br />
Fotoapparat)<br />
umgehen kann,<br />
begeistert mich das.<br />
V6h Wenn ich bei der<br />
Reparatur technischer<br />
Geräte (z.B. Autos,<br />
Haushaltsgeräte)<br />
zusehen oder mitar-<br />
beiten kann, dann<br />
begeistert mich das.<br />
g. nicht<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
s. stark<br />
5<br />
Median<br />
Median<br />
w<br />
Median<br />
2,8% 22,0% 36,9% 25,5% 12,8% 3,21 3,58 2,86 0<br />
m<br />
U-Test<br />
0,7% 3,5% 7,8% 21,3% 64,5% 4,61 4,62 4,61 0,939<br />
10,6% 16,3% 27,7% 30,5% 14,2% 3,3 3,28 3,34 0,669<br />
5,0% 19,1% 28,4% 28,4% 18,4% 3,4 3,49 3,3 0,287<br />
2,1% 24,8% 31,2% 29,1% 12,8% 3,25 2,94 3,53 0,005<br />
8,5% 19,9% 31,9% 22,7% 17,0% 3,21 3,02 3,45 0,085<br />
7,8% 17,7% 33,3% 24,1% 15,6% 3,25 3,21 3,29 0,669<br />
11,3% 29,1% 24,8% 22,7% 12,1% 2,9 2,64 3,26 0,007<br />
Tabelle 2: Situationserleben (Auswertegruppe 1)
f %<br />
V7a Deutsch<br />
V7b Mathematik<br />
g. unint.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
sehr int.<br />
5<br />
Median<br />
Median<br />
w<br />
Median<br />
m<br />
U-Test<br />
4,3% 7,1% 4,3% 36,9% 16,3% 3,58 3,72 3,44 0,072<br />
2,1% 9,9% 25,5% 38,3% 24,1% 3,79 3,72 3,86 0,473<br />
V7c Heimat- und Sachkunde<br />
1,4% 1,4% 9,5% 48,6% 39,2% 4,31 4,21 4,41 0,222<br />
V7d Erste<br />
Fremdsprache 3,0% 4,5% 25,8% 33,3% 33,3% 4 4,3 3,64 0,018<br />
V7e Biologie<br />
V7f Erdkunde<br />
V7g Naturphänomene<br />
V7h Musik<br />
V7i Kunst<br />
V7j Sport<br />
V7k Religion<br />
Tabelle 3: Fachinteresse (Auswertegruppe 1)<br />
0% 13,8% 40,0% 30,8% 15,4% 3,46 3,58 3,32 0,258<br />
4,5% 20,9% 26,9% 25,4% 22,4% 3,43 3,44 3,41 0,892<br />
9,0% 25,4% 28,4% 17,9% 19,4% 3,06 3 3,17 0,405<br />
4,3% 15,6% 43,3% 18,4% 18,4% 3,28 3,41 3,14 0,119<br />
8,5% 14,2% 24,8% 28,4% 24,1% 3,56 4,02 2,97 0<br />
3,6% 4,3% 20,9% 24,5% 46,8% 4,25 3,9 4,54 0,001<br />
8,9% 23,0% 29,6% 25,2% 13,3% 3,12 3,23 3,03 0,267
f %<br />
V8a Mehr darüber<br />
erfahren, warum ein<br />
Wasserläufer (Insekt)<br />
auf dem Wasser laufen<br />
kann<br />
V8b Mehr darüber<br />
erfahren, welche Stoffe<br />
Trinkwasser enthalten<br />
darf<br />
V8c Im Versuch Wasser<br />
bis zum Kochen erhi-<br />
tzen und dabei die<br />
Temperatur messen<br />
V8d Mehr darüber<br />
erfahren, wie ein<br />
Fahrraddynamo<br />
funktioniert<br />
V8e Mehr darüber<br />
erfahren, was der<br />
elektrische Strom<br />
eigentlich ist<br />
V8f Mehr darüber<br />
erfahren, wie Mensch<br />
und Tier durch At-<br />
mung die Luft<br />
verändern<br />
V8g Mehr darüber<br />
erfahren, welche<br />
Gefahren vom<br />
elektrischen Strom für<br />
den Menschen<br />
ausgehen können<br />
(Stromschlag)<br />
V8h Im Versuch<br />
herausfinden, ob sich<br />
Zucker schneller in<br />
heißem oder kaltem<br />
Wasser auflöst<br />
V8i Mehr darüber er-<br />
fahren, warum ein<br />
Nichtschwimmer im<br />
Toten Meer nicht<br />
untergehen kann<br />
V8j Ein Brandlösch-<br />
mittel aus Backpulver<br />
und Essig selbst her-<br />
stellen<br />
g. unint.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
sehr int.<br />
5<br />
Median<br />
Median<br />
w<br />
Median<br />
m<br />
U-Test<br />
2,8% 8,5% 27,7% 44,0% 16,3% 3,68 3,84 3,5 0,022<br />
2,8% 13,5% 27,0% 27,0% 29,1% 3,74 3,65 3,83 0,444<br />
10,6% 17,7% 28,4% 29,8% 12,8% 3,24 3,38 3,08 0,226<br />
6,4% 19,1% 29,8% 29,1% 14,9% 3,31 3,23 3,43 0,267<br />
4,3% 8,5% 26,2% 31,9% 28,4% 3,82 3,62 4,06 0,08<br />
0,7% 5,0% 19,1% 39,7% 34,8% 4,13 4,24 4 0,134<br />
2,1% 6,4% 17,0% 35,5% 38,8% 4,17 4,04 4,31 0,093<br />
6,4% 13,5% 22,0% 29,8% 27,7% 3,73 3,95 3,49 0,103<br />
12,8% 11,3% 17,7% 24,1% 33,3% 3,8 4,04 3,44 0,087<br />
2,1% 4,3% 12,1% 25,5% 55,3% 4,46 4,41 4,51 0,432
f %<br />
V8k Mehr darüber<br />
erfahren, wie mit Hilfe<br />
von Wasserkraft<br />
umweltfreundlicher<br />
Strom hergestellt<br />
werden kann<br />
V8l Mit Hilfe von<br />
Kalkwasser- und<br />
Spanprobe die<br />
Eigenschaften des<br />
Gases Sauerstoff<br />
untersuchen<br />
V8m Mehr darüber er-<br />
fahren, wie Blitze ent-<br />
stehen und wie sie<br />
wirken<br />
V8n Sich ein Wasser-<br />
rad bauen<br />
V8o Mehr darüber<br />
erfahren, woraus Luft<br />
zusammengesetzt ist<br />
V8p Mehr darüber<br />
erfahren, wie eine<br />
Warmwasserheizung<br />
funktioniert<br />
V8q Mehr darüber<br />
erfahren, wie ver-<br />
dunstendes Wasser<br />
unseren Körper vor<br />
Überhitzung schützt<br />
V8r Mehr darüber er-<br />
fahren, durch welche<br />
Maßnahmen im Haus-<br />
halt Strom gespart<br />
werden kann<br />
V8s Eine Handcreme<br />
aus Öl, Wasser, Emul-<br />
gator und Parfum<br />
selbst herstellen<br />
V8t Mehr darüber<br />
erfahren, warum<br />
manche Metalle in<br />
freier Natur rosten<br />
V8u Mehr darüber<br />
erfahren, wie das Auto<br />
unsere Luft ver-<br />
schmutzt(Sommer- smog, Ozonloch)<br />
g. unint.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
sehr int.<br />
5<br />
Median<br />
Median<br />
w<br />
Median<br />
m<br />
U-Test<br />
2,8% 10,6% 25,5% 36,9% 23,4% 3,75 3,65 3,89 0,263<br />
4,3% 11,3% 29,1% 29,1% 24,1% 3,65 3,63 3,67 0,781<br />
0,7% 5,7% 17,0% 29,1% 46,1% 4,3 4,3 4,3 0,989<br />
3,5% 17,7% 19,1% 23,4% 35,5% 3,88 3,77 4 0,399<br />
4,3% 13,5% 32,6% 29,1% 17,7% 3,47 3,5 3,44 0,645<br />
9,2% 19,9% 32,6% 25,5% 10,6% 3,12 3,16 3,08 0,86<br />
3,5% 13,5% 24,8% 31,2% 25,5% 3,71 3,77 3,63 0,384<br />
10,6% 12,8% 29,8% 26,2% 19,1% 3,39 3,52 3,23 0,274<br />
7,1% 8,5% 18,4% 19,1% 46,1% 4,18 4,53 3,63 0<br />
5,0% 9,2% 29,8% 31,2% 24,1% 3,67 3,73 3,61 0,679<br />
5,7% 11,3% 24,8% 30,5% 27,0% 3,73 3,62 3,9 0,274
f %<br />
V8v Mehr darüber<br />
erfahren, wie ein<br />
Campinggasbrenner<br />
funktioniert<br />
V8w Im Versuch<br />
herausfinden, welche<br />
Materialien (z.B. Kupfer,<br />
Plastik, Holz) den elek-<br />
trischen Strom leiten<br />
V8x Mehr darüber<br />
erfahren, warum eine<br />
Kaffeemaschine,<br />
Waschmaschine<br />
verkalken kann<br />
V8y Ein elektrisches<br />
Gerät auseinander<br />
bauen und das Innen-<br />
leben untersuchen<br />
V8z Mehr darüber<br />
erfahren, wie man das<br />
Gefrieren von Wasser<br />
erklären kann<br />
V8aa Mehr über die<br />
Notwendigkeit von<br />
Wasserschutzgebieten<br />
erfahren<br />
V8ab Mehr darüber<br />
erfahren, wovon die<br />
Löslichkeit eines<br />
Stoffes (z.B. Salz,<br />
Zucker) in Wasser<br />
abhängt<br />
g. unint.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
sehr int.<br />
5<br />
Median<br />
Median<br />
w<br />
Median<br />
m<br />
U-Test<br />
9,9% 19,1% 28,4% 24,8% 14,9% 3,2 3,08 3,33 0,438<br />
2,8% 11,3% 24,8% 30,5% 29,1% 3,82 3,68 4 0,202<br />
10,6% 14,2% 29,1% 29,1% 15,6% 3,34 3,51 3,11 0,185<br />
Tabelle 4: Sachinteresse (Auswertegruppe 1)<br />
2,1% 6,4% 20,6% 30,5% 39,0% 4,14 3,81 4,41 0,001<br />
4,3% 14,2% 29,8% 31,2% 19,9% 3,53 3,58 3,49 0,478<br />
5,0% 11,3% 22,7% 35,5% 24,1% 3,74 3,82 3,66 0,452<br />
5,0% 13,5% 25,5% 29,1% 25,5% 3,66 3,7 3,62 0,865
Median<br />
Tvorher<br />
Median<br />
Tnachher<br />
U-Test<br />
V7a Deutsch 3,72 3,52 0,152<br />
V7b Mathematik 4,09 3,43 0,001<br />
V7c Heimat- und Sachkunde 4,31 - -<br />
V7h Musik 3,33 3,06 0,131<br />
V7i Kunst 3,49 4,1 0,008<br />
V7j Sport 4,33 4,32 0,816<br />
V7k Religion 3,57 2,95 0,003<br />
Tabelle 5: Fachinteresse (Auswertegruppe 2)<br />
Median<br />
Vnachher<br />
Median<br />
Tnachher<br />
U-Test<br />
V7a Deutsch 3,42 3,52 0,427<br />
V7b Mathematik 3,5 3,43 0,623<br />
V7d Erste Fremdsprache 4 4,16 0,408<br />
V7e Biologie 3,46 3,36 0,562<br />
V7f Erdkunde 3,43 3,2 0,255<br />
V7g Naturphänomene 3,06 4,2 0<br />
V7h Musik 3,21 3,06 0,404<br />
V7i Kunst 3,66 4,1 0,109<br />
V7j Sport 4,16 4,32 0,385<br />
V7k Religion 2,63 2,95 0,141<br />
Tabelle 6: Fachinteresse (Auswertegruppe 3)
V8a Mehr darüber<br />
erfahren, warum ein<br />
Wasserläufer (Insekt) auf<br />
dem Wasser laufen kann<br />
V8b Mehr darüber<br />
erfahren, welche Stoffe<br />
Trinkwasser enthalten darf<br />
V8c Im Versuch Wasser bis<br />
zum Kochen erhitzen und<br />
dabei die Temperatur<br />
messen<br />
V8d Mehr darüber<br />
erfahren, wie ein Fahrrad-<br />
dynamo funktioniert<br />
V8e Mehr darüber<br />
erfahren, was der elek-<br />
trische Strom eigentlich ist<br />
V8f Mehr darüber erfah-<br />
ren, wie Mensch und Tier<br />
durch Atmung die Luft<br />
verändern<br />
V8g Mehr darüber<br />
erfahren, welche Gefahren<br />
vom elektrischen Strom<br />
für den Menschen ausge-<br />
hen können (Stromschlag)<br />
V8h Im Versuch<br />
herausfinden, ob sich<br />
Zucker schneller in heißem<br />
oder kaltem Wasser auflöst<br />
V8i Mehr darüber erfah-<br />
ren, warum ein Nicht-<br />
schwimmer im Toten Meer<br />
nicht untergehen kann<br />
V8j Ein Brandlöschmittel<br />
aus Backpulver und Essig<br />
selbst herstellen<br />
V8k Mehr darüber<br />
erfahren, wie mit Hilfe von<br />
Wasserkraft umwelt-<br />
freundlicher Strom her-<br />
gestellt werden kann<br />
V8l Mit Hilfe von<br />
Kalkwasserprobe und<br />
Spanprobe die Eigen-<br />
schaften des Gases Sauer-<br />
stoff untersuchen<br />
Median<br />
Tvorher<br />
Median<br />
Tnachher<br />
U-Test<br />
Median<br />
Vnachher<br />
Median<br />
Tnachher<br />
U-Test<br />
3,98 3,62 0,053 3,35 3,62 0,18<br />
4,12 3,3 0 3,28 3,3 0,969<br />
3,59 3,13 0,014 2,72 3,13 0,065<br />
3,53 3,3 0,194 2,94 3,3 0,26<br />
4 3,51 0,015 3,62 3,51 0,649<br />
4,34 3,73 0 3,8 3,73 0,67<br />
4,23 4,2 0,794 4,11 4,2 0,585<br />
3,98 3,52 0,024 3,41 3,52 0,673<br />
4,12 4,07 0,726 3,31 4,07 0,025<br />
4,57 4,55 0,81 4,31 4,55 0,089<br />
3,93 3,6 0,077 3,55 3,6 0,788<br />
3,95 3,48 0,015 3,31 3,48 0,479
V8m Mehr darüber<br />
erfahren, wie Blitze<br />
entstehen und wie sie<br />
wirken<br />
V8n Sich ein Wasserrad<br />
bauen<br />
V8o Mehr darüber<br />
erfahren, woraus Luft<br />
zusammengesetzt ist<br />
V8p Mehr darüber<br />
erfahren, wie eine<br />
Warmwasserheizung<br />
funktioniert<br />
V8q Mehr darüber<br />
erfahren, wie<br />
verdunstendes Wasser<br />
unseren Körper vor<br />
Überhitzung schützt<br />
V8r Mehr darüber er-<br />
fahren, durch welche Maß-<br />
nahmen im Haushalt<br />
Strom gespart werden<br />
kann<br />
V8s Eine Handcreme aus<br />
Öl, Wasser, Emulgator und<br />
Parfum selbst herstellen<br />
V8t Mehr darüber erfah-<br />
ren, warum manche Metal-<br />
le in freier Natur rosten<br />
V8u Mehr darüber<br />
erfahren, wie das Auto<br />
unsere Luft verschmutzt<br />
(z.B. Sommersmog, Ozon-<br />
loch)<br />
V8v Mehr darüber<br />
erfahren, wie ein<br />
Campinggasbrenner<br />
funktioniert<br />
V8w Im Versuch<br />
herausfinden, welche<br />
Materialien (z.B. Kupfer,<br />
Plastik, Holz) den elek-<br />
trischen Strom leiten<br />
V8x Mehr darüber<br />
erfahren, warum eine<br />
Kaffeemaschine, Wasch-<br />
maschine verkalken kann<br />
Median<br />
Tvorher<br />
Median<br />
Tnachher<br />
U-Test<br />
Median<br />
Vnachher<br />
Median<br />
Tnachher<br />
U-Test<br />
4,33 4,16 0,209 4,26 4,16 0,559<br />
4,06 3,79 0,42 3,67 3,79 0,832<br />
3,79 3,54 0,146 3,1 3,54 0,043<br />
3,49 2,93 0,006 2,59 2,93 0,136<br />
3,93 3,63 0,149 3,43 3,63 0,395<br />
3,66 3,28 0,094 3,11 3,28 0,299<br />
4,41 4,27 0,282 3,82 4,27 0,134<br />
3,85 3,54 0,119 3,48 3,54 0,819<br />
4,04 3,5 0,009 3,39 3,5 0,786<br />
3,55 3,16 0,06 2,82 3,16 0,165<br />
4,06 3,61 0,042 3,51 3,61 0,806<br />
3,54 3,09 0,071 3,08 3,09 0,817
V8y Ein elektrisches Gerät<br />
auseinander bauen und<br />
das Innenleben unter-<br />
suchen<br />
V8z Mehr darüber<br />
erfahren, wie man das<br />
Gefrieren von Wasser<br />
erklären kann<br />
V8aa Mehr über die<br />
Notwendigkeit von<br />
Wasserschutzgebieten<br />
erfahren<br />
V8ab Mehr darüber<br />
erfahren, wovon die<br />
Löslichkeit eines Stoffes<br />
(z.B. Salz, Zucker) in Wasser<br />
abhängt<br />
Median<br />
Tvorher<br />
Median<br />
Tnachher<br />
U-Test<br />
Tabelle 7: Sachinteresse (Auswertegruppe 2 und 3)<br />
Median<br />
Vnachher<br />
Median<br />
Tnachher<br />
U-Test<br />
4,12 4,13 0,912 4,17 4,13 0,785<br />
3,95 3,49 0,03 3,10 3,49 0,084<br />
3,92 3,55 0,058 3,5 3,55 0,957<br />
3,98 3,64 0,131 3,24 3,64 0,1
V11b hilft mir technische Geräte besser<br />
zu verstehen<br />
V11d veranlasst mich umweltbewusst zu<br />
handeln<br />
V11f hilft mir, Fragen des täglichen<br />
Lebens zu beantworten<br />
V11g hilft mir, im Alltag besser mitreden<br />
zu können<br />
V11k zeigt mir wichtige Zusammen-<br />
hänge zwischen Natur, Technik und<br />
Alltag auf<br />
V11m hat mit Dingen zu tun, die ich<br />
auch außerhalb der Schule mache<br />
Median<br />
Vnachher<br />
Median<br />
Tnachher<br />
U-Test<br />
2,45 3,09 0<br />
2,52 2,91 0,016<br />
2,5 3,04 0,001<br />
2,35 2,77 0,005<br />
2,67 2,86 0,332<br />
2,13 2,6 0,005<br />
V11a macht mir viel Spaß 2,73 3,57 0<br />
V11c weckt meine Neugier durch<br />
spannende Themen<br />
V11e ist so interessant, dass ich gerne<br />
meine Hausaufgaben mache<br />
V11h sollte in der Schule noch mehr<br />
Stunden einnehmen als jetzt (andere<br />
Fächer erhalten dafür weniger Stunden)<br />
V11i behandelt die Themen so<br />
gründlich, dass ich fast alles verstehe<br />
2,69 3,36 0,001<br />
1,96 2,31 0,045<br />
1,91 3,02 0<br />
2,7 3,12 0,013<br />
V11o ist abwechslungsreich gestaltet 2,6 3,49 0<br />
V11j veranlasst mich auch außerhalb der<br />
Schule zu experimentieren 2,24 2,81 0,001<br />
V11l regt mich dazu an, Fernsehsen-<br />
dungen über die im Unterricht be-<br />
handelten Themen anzusehen<br />
V11j veranlasst mich auch außerhalb der<br />
Schule zu experimentieren<br />
2,38 2,76 0,153<br />
1,87 2,43 0,003<br />
Tabelle 8: Interessantheit des Unterrichts (Auswertegruppe 3)
Positive Nennung Anzahl<br />
SV: Versuche allgemein 36<br />
Th: Elektrizität 7<br />
Tä: Löten 7<br />
Lehrer 5<br />
Th: Themen allgemein 5<br />
Th: Wasser 5<br />
B: Heißluftballon 4<br />
Spaß 3<br />
Tä: Mit Gasbrenner umgehen 3<br />
Selber machen 3<br />
SV: Leitfähigkeit von Stoffen und Flüssigkeiten 2<br />
SV: Wasser verdunsten lassen 2<br />
SV: Bootwettbewerb 2<br />
LV: Wurst platzen 2<br />
LV: Bleistift glühen 2<br />
B: Fahrrad löten 2<br />
SV: Draht zum Glühen bringen 1<br />
SV: Stromkreise mit Lampen aufbauen 1<br />
SV: glühende Metallkugel 1<br />
Th: Wärme 1<br />
Wenig aufschreiben 1<br />
SV= Schülerversuch<br />
LV= Lehrerversuch<br />
Tä= Tätigkeit<br />
B= Bau<br />
Th= Thema<br />
Tabelle 9: Antworten auf die offene Frage nach den positiven Erlebnissen im Naturphänomeneunterricht
Anlage 9: Flyer Schüler-Ingenieur-Akademie
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Anlage 10: Schülertagebuch
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Anlage 11: Ergebnisse der SIA Auftaktgespräche (Schüler)<br />
Tabelle 1: Geschlecht<br />
Tabelle 2: Alter<br />
Tabelle 3: Beruf der Eltern<br />
Tabelle 4: Schulprofil<br />
Tabelle 5: Freizeitinteressen allgemein<br />
Tabelle 6: Vereinstätigkeit<br />
Tabelle 7: Freizeitinteressen in Naturwissenschaft und Technik<br />
Tabelle 8: Freizeitinteressen und Computernutzung<br />
Tabelle 9: Anwender- bzw. Programmierkenntnisse<br />
Tabelle 10: Lieblingsfach<br />
Tabelle 11: Voraussichtliche Wahl der Profil- und Neigungskurse<br />
Tabelle 12: Interesse an schulischen Zusatzangeboten<br />
Tabelle 13: Positives am Fach Physik<br />
Tabelle 14: Negatives am Fach Physik<br />
Tabelle 15: Berufliche Interessen<br />
Tabelle 16: Beeinflussung der Interessenstruktur<br />
Tabelle 17: Grund für Bewerbung<br />
Tabelle 18: Erwartungen an die SIA<br />
Tabelle 19: Einzelfallvergleich Auftaktgespräch
Geschlecht<br />
Männlich 12<br />
Weiblich 4<br />
Tabelle 1: Geschlecht<br />
Alter im Jahr 2003<br />
16 Jahre 9<br />
17 Jahre 7<br />
Tabelle 2: Alter<br />
Beruf des Vaters Beruf der Mutter<br />
Technisch- naturwissenschaftlicher Beruf<br />
(davon drei Dipl. Ingenieure Elektrotechnik, ein Dipl.<br />
Ingenieur Garten- und Landschaftsarchitekt, ein Dipl.<br />
Ingenieur Nachrichtentechnik, ein Realschullehrer<br />
Technik, ein Hochschullehrer Fachbereich Informatik,<br />
ein Hochschullehrer Fachbereich Informationstechnik<br />
und Automation, ein Elektromechanikmeister)<br />
Sonstige Berufe<br />
(davon ein gelernter Maschinenschlosser, der heute in<br />
der Versicherungsbranche arbeitet und ein<br />
Produktionsleiter Elektrowerkzeuge)<br />
9 Technisch- naturwissenschaftlicher Beruf<br />
6 - 14<br />
keine Angabe 1 - 2<br />
Tabelle 3: Beruf der Eltern<br />
Schulischer Zweig<br />
naturwissenschaftliches Profil (NW) 13<br />
sprachliches Profil (S) 2<br />
musisches Profil (M) 1<br />
Tabelle 4: Schulprofil<br />
0
Freizeitinteressen<br />
Freizeitsport bzw. Funsport 8<br />
Musikinstrument spielen 7<br />
Sport im Verein treiben 7<br />
Jugendarbeit, Jugendgruppe 7<br />
Tanzen 3<br />
Lesen 3<br />
Musik hören 2<br />
Singen 1<br />
Mit Freunden was unternehmen 1<br />
Reiten 1<br />
Malen und Zeichnen 1<br />
Tabelle 5: Freizeitinteressen allgemein (Frage 1)<br />
Vereinstätigkeit, Engagement<br />
Pfadfinder/Jugendgruppe bei der Kirche 6<br />
Judo/Karateverein 3<br />
Orchester 2<br />
Handballverein 2<br />
Chor 1<br />
Turnen/Gymnastikverein 1<br />
Kommunalpolitisches Engagement 1<br />
Tanzgruppe/Ballett 1<br />
Rad- und Motorsportverein 1<br />
Jugendgruppe einer Organisation 1<br />
Fußballverein 1<br />
Tabelle 6: Vereinstätigkeit − mehrere Angaben möglich (Frage 1)
Freizeitinteresse NWT<br />
Mit Technikbaukästen, Experimentierkästen<br />
beschäftigen<br />
Modellbau betreiben<br />
Dinge reparieren, Dinge auseinander nehmen und<br />
herausfinden wie sie funktionieren<br />
Bücher bzw. Zeitschriften lesen, die Themen aus<br />
Naturwissenschaft und Technik behandeln<br />
Technische Dinge basteln und handwerkliches<br />
Arbeiten<br />
FSG2<br />
FSG4<br />
FSG5<br />
BZN1<br />
BZN3<br />
BZN4<br />
BZN5<br />
FSG5<br />
FSG8<br />
BZN1<br />
BZN2<br />
BZN7<br />
BZN8<br />
FSG1<br />
FSG4<br />
FSG5<br />
FSG6<br />
FSG8<br />
FSG4<br />
FSG6<br />
BZN1<br />
FSG8<br />
BZN1<br />
Amateurfilmen BZN7<br />
BZN8<br />
7 Das ist ein Robotics Invention System. So heißt das.<br />
Da kann man einen Roboter programmieren. [...] Der<br />
hat drei sensorische Eingänge und drei motorische<br />
Ausgänge. Dann kann man den bauen, und dann<br />
fährt er im Zimmer herum, und wenn er irgendwo<br />
anstößt, fährt der wieder zurück, das heißt er dreht<br />
sich und fährt dann in eine andere Richtung weiter.<br />
(Schüler 3 BZN, Zeile 56-61)<br />
6 Also zunächst fängt man im Prinzip an die komplette<br />
Platte [der Modelleisenbahn] aufzubauen: Platte,<br />
Schienen drauf und dann eben das Elektronische.<br />
Dann fängt man an alles zu verdrahten und grad mit<br />
dem Interface auch zu digitalisieren. (Schüler 5 FSG,<br />
Zeile 24-27)<br />
5 Löten und solche Sachen mache ich öfters daheim.<br />
Wenn meine Musikanlage zum Beispiel mal wieder<br />
spinnt, dann baue ich sie selber auseinander. […]<br />
Wenn sie einen Wackelkontakt hat, den kann man ja<br />
leicht löten. (Schüler 8 FSG, Zeile 60-63)<br />
3 Je mehr ich mich mit dem [Mountainbike] be-<br />
schäftigt habe, und je mehr ich damit angefangen<br />
habe, dann auch die entsprechenden Fachzeit-<br />
schriften zu lesen, hat sich bei mir einfach irgendwie<br />
das Interesse für das Technische geweckt. (Schüler 4<br />
FSG, Zeile 26-28)<br />
2 Löten tue ich hin und wieder auch. Also ich habe zum<br />
2 -<br />
Fotografieren BZN8 1 -<br />
Veranstaltungstechnik BZN8 1 -<br />
Tabelle 7: Freizeitinteressen in Naturwissenschaft und Technik (Frage 1)<br />
Beispiel einen kleinen MP3-Player und der läuft mit<br />
so kleinen Mikrobatterien. Irgendwann hat es mir so<br />
gestunken, dauernd Batterien rein zu tun und dann<br />
muss man auch wieder laden. Irgendwann habe ich<br />
mir gedacht, so ich nehme jetzt ein Holzstück und<br />
löte jetzt an mein Netzgerät einen Adapter für<br />
meinen MP3-Player hin. (Schüler 1 BZN, Zeile 110-<br />
113)
Freizeitinteresse Computer<br />
Textverarbeitung, Tabellenkalkulation am<br />
Computer<br />
FSG1-FSG8, BZN1-BZN8 16<br />
Programmieren am Computer FSG5, FSG8, BZN4 3<br />
Surfen im Internet FSG3, FSG6, BZN3 3<br />
Bildbearbeitung am Computer FSG7, BZN1, BZN8 3<br />
Websiteerstellung BZN1, BZN4, BZN8 3<br />
Technische Dinge basteln und Handwerken<br />
(Computer)<br />
BZN1, BZN3 2<br />
Spielen am Computer BZN3, BZN5 2<br />
Filmbearbeitung am Computer BZN7, BZN8 2<br />
Aufbau und Administration von Netzwerken BZN4 1<br />
Musikbearbeitung am Computer BZN8 1<br />
Tabelle 8: Freizeitinteressen und Computernutzung (Frage 1)<br />
Schüler Anwenderkenntnisse Programmierkenntnisse<br />
FSG 1 Word, Excel keine<br />
FSG 2 Word, Excel NQC zur Roboterprogrammierung<br />
FSG 3 Word, Excel keine<br />
FSG 4 Word, Excel NQC zur Roboterprogrammierung<br />
FSG 5 Word, Excel NQC zur Roboterprogrammierung, GW<br />
BASIC<br />
FSG 6 Word, Excel keine<br />
FSG 7 Word, Excel, Paintshop keine<br />
FSG 8 Word, Excel Programmierung von Heizungssteuer-<br />
ungen<br />
BZN 1 Word, Excel, Powerpoint, Paintshop HTML<br />
BZN 2 Word, Excel keine<br />
BZN 3 Word, Excel Lego-Software zur Roboterprogram-<br />
mierung, DELPHI<br />
BZN 4 Word, Excel HTML, JAVA, QBASIC, VISUALBASIC,<br />
LLWIN zur Fischertechnikprogram-<br />
mierung<br />
BZN 5 Word, Excel keine<br />
BZN 6 Word, Excel keine<br />
BZN 7 Word, Excel, Pinnacel keine<br />
BZN 8 Word, Excel, Paintshop, Pinnacel Lego-Software zur Roboterprogram-<br />
Tabelle 9: Anwender- bzw. Programmierkenntnisse (Frage 1)<br />
mierung, HTML
Lieblingsfach<br />
Physik 12<br />
Mathematik 10<br />
Chemie 6<br />
Biologie 3<br />
Sport 3<br />
Sprachen 1<br />
Unentschieden (eher Naturwissenschaften) 1<br />
Geschichte 1<br />
Musik 1<br />
Tabelle 10: Lieblingsfach (Frage 2)<br />
Profil- und Neigungsfach<br />
(2 Angaben möglich)<br />
Physik 10<br />
Chemie 4<br />
Biologie 0<br />
Informatik 2<br />
Erdkunde 1<br />
Geschichte 1<br />
unentschieden/weiß nicht (entweder ganz unentschieden =2<br />
oder nur eine Fachnennung =1)<br />
Gesamt 32<br />
Tabelle 11: Voraussichtliche Wahl der Profil- und Neigungskurse (Frage 6)<br />
Schulische Zusatzangebote<br />
Robotics AG 3<br />
Multimedia AG 2<br />
Homepage AG 2<br />
Tübinger Physikschnupperkurs 1<br />
Girls Day 1<br />
Orchester 1<br />
Beschallungs- und Beleuchtungstechnik 1<br />
Technikpraktikum für Mädchen 1<br />
Schülerzeitung 1<br />
Tabelle 12: Interesse an schulischen Zusatzangeboten (Frage 1)<br />
12
Warum interessiert das Schulfach Physik?<br />
Freude am Rechnen FSG3<br />
BZN2<br />
BZN5<br />
BZN6<br />
Praktisches Arbeiten BZN3<br />
BZN6<br />
Anwendungsbezug BZN5<br />
BZN7<br />
4 Also ich sehe es halt alles sehr mathematisch, und ich gehe gern<br />
mit Formeln um. (Schüler 6 BZN, Zeile 60)<br />
Aber Physik, wie das alles so funktioniert und dann so rechnen,<br />
wenn man das dann so rauskriegt. Macht schon Spaß finde ich.<br />
(Schüler 2 BZN, Zeile 128-129)<br />
2 So was zusammenbauen wie letztes Jahr im Physikpraktikum, das<br />
macht mir halt Spaß. (Schüler 6 BZN, Zeile 60-61)<br />
Wir hatten Physikpraktikum, und da steckten wir Schaltkreise. Das<br />
war interessant. (Schüler 3 BZN, Zeile 72-75)<br />
2 [Physik gefällt mir], weil es über Technik geht und weil man viele<br />
praktische Beispiele und Versuche macht. Man wendet es eben<br />
auch praktisch an, was man in vielen anderen Fächern nicht<br />
macht. (Schüler 7 BZN, Zeile 141-144)<br />
Alltagsbezug FSG8 1 Eigentlich ist mir Physik am liebsten, weil ich da viele Sachen zum<br />
Programmieren verwenden kann. Zum Beispiel habe ich mit<br />
einem Kumpel zusammen ein Spiel programmiert, und da<br />
musste ich auch die physikalischen Gesetze hineinbringen. Da ist<br />
es schon geschickt, wenn du solche Sachen in der Schule gehabt<br />
hast. (Schüler 8 FSG, Zeile 113-117)<br />
Gute Noten bzw. Begabung FSG5 1 Also ich denke auf jeden Fall [ist Physik mein Lieblingsfach], weil<br />
Tabelle 13: Positives am Fach Physik (Frage 2)<br />
Warum interessiert das Fach Physik weniger?<br />
Zuviel Theorie, zu wenig Praxis FSG1<br />
Schlechte Noten bzw. Probleme<br />
mit dem Lehrer<br />
FSG2<br />
FSG6<br />
mir das einfach notenmäßig liegt. (Schüler 5 FSG, Zeile 145)<br />
3 Physik mache ich sehr gerne in der Schule. Manchmal finde ich es<br />
schade, dass es so viel theoretisch ist und weniger praktisch.<br />
(Schüler 1 FSG, Zeile 14-15)<br />
FSG6 1 Ich hatte nur ein Problem mit dem Physiklehrer letztes Jahr. Ich<br />
hatte nur eine Drei und war etwas enttäuscht. (Schüler 6 FSG,<br />
Zeile 115-116)<br />
Unterforderung BZN1 1 Physik finde ich irgendwie schon langweilig. Vor allem man fängt<br />
Tabelle 14: Negatives am Fach Physik (Frage 2)<br />
immer wieder so ganz bei Null an. Vor allem für die Mädchen, weil<br />
die es anscheinend nicht so gut verstehen. [...] Ich kann nur<br />
streiken. Aber irgendwie / (Schüler BZN 1, Zeile 124-127)
Schüler Berufswunsch<br />
1 FSG unentschieden<br />
(naturwissenschaftliche Richtung, Psychologie, was mit Kindern)<br />
2 FSG unentschieden<br />
(Medizin bzw. Medizinforschung, technische Richtung, was mit<br />
Kindern)<br />
3 FSG unentschieden<br />
(Walforscherin, Industriekauffrau, Managerin, Lehrerin)<br />
4 FSG unentschieden<br />
(Marketing, Vertrieb in einem technischen Unternehmen)<br />
5 FSG unentschieden<br />
(technische Richtung)<br />
6 FSG unentschieden<br />
(naturwissenschaftliche Richtung, eventuell Chemie)<br />
7 FSG unentschieden<br />
(ingenieurwissenschaftliche Richtung)<br />
8 FSG unentschieden<br />
(Richtung Triebwerkmechanik)<br />
naturw. Richtung<br />
(einschl. Informatik)<br />
ingenieurw.<br />
Richtung<br />
ja -<br />
- ja<br />
eventuell Biologie -<br />
- -<br />
- ja<br />
ja -<br />
- ja<br />
- ja<br />
1 BZN Physik, Elektrotechnik ja ja<br />
2 BZN Maschinenbau - ja<br />
3 BZN unentschieden<br />
(Maschinenbau, was mit Computern)<br />
ja ja<br />
4 BZN Physik, Informatik ja -<br />
5 BZN unentschieden<br />
(naturwissenschaftliche Richtung, Mathematik)<br />
6 BZN unentschieden<br />
(ingenieurwissenschaftliche Richtung)<br />
7 BZN unentschieden<br />
(ingenieurwissenschaftliche Richtung)<br />
8 BZN unentschieden<br />
Gesamt:<br />
(Medientechnik, Audioingenieur)<br />
naturwissenschaftliche<br />
Richtung (NW): 4<br />
ingenieurwissenschaftliche<br />
Richtung (I): 8<br />
Tabelle 15: Berufliche Interessen (Frage 5)<br />
ja -<br />
- ja<br />
- ja<br />
- ja<br />
beides(NW/I): 2 keines von beiden (-): 2
Beeinflussung der Interessenstruktur<br />
Vater FSG1<br />
FSG3<br />
FSG4<br />
FSG5<br />
FSG6<br />
FSG8<br />
BZN1<br />
BZN3<br />
BZN7<br />
Geschwister FSG3<br />
BZN1<br />
BZN3<br />
9 Mein Vater ist ziemlich technisch begabt. Der hat mir viel vor<br />
allem bei meiner Modellbahnanlage erklärt. Der hat mit mir<br />
früher mal eine gebaut und mir eben beigebracht, wie man mit<br />
Bohrmaschinen und anderem Werkzeug umgeht. (Schüler 7<br />
BZN, Zeile 53-55)<br />
Und dann habe ich auch so einen großen Elektrosegler gekriegt.<br />
Ich habe den dann mit meinem Vater zusammengebaut.<br />
(Schüler 1 BZN, Zeile 105-107)<br />
3 Mein Bruder hat eine Lehre gemacht als IT Kaufmann. […] Von<br />
dem habe ich einiges mitbekommen, mir vieles aber auch selber<br />
beigebracht, wie zum Beispiel MSDOS, was man damals noch<br />
benutzt hat. (Schüler 3 BZN, Zeile 34-39)<br />
Mein Bruder war mir immer ein paar Sachen voraus. Da habe ich<br />
immer Sachen wissen wollen, wie geht das und so weiter.<br />
Mittlerweile muss ich es selber herausfinden, weil er Zivildienst<br />
macht. (Schüler 1 BZN, Zeile 28-30)<br />
Schule FSG2 1 Seit dem Boschpraktikum interessiere ich mich auch sehr für die<br />
Technik. (Schüler 2 FSG, Zeile 32-34)<br />
Tabelle 16: Beeinflussung der Interessenstruktur (ohne Frage)<br />
Grund für Bewerbung<br />
Interesse an Technik FSG1<br />
Interesse am Programm der SIA<br />
Allgemein<br />
Interesse am Programm der SIA<br />
Themenspezifisch<br />
FSG2<br />
FSG3<br />
FSG6<br />
FSG8<br />
BZN2<br />
BZN4<br />
BZN7<br />
BZN8<br />
FSG4<br />
BZN8<br />
BZN2<br />
BZN4<br />
9 Ja also beworben habe ich mich, weil ich mich einfach für das<br />
Technische interessiere und weil es am BZN noch nie eine AG<br />
mit technischer Richtung gab. (Schüler 7 BZN, Zeile 111-112)<br />
2 Die Projekte, die aufgezählt waren, haben mich eigentlich fast<br />
alle interessiert. (Schüler 8 BZN, Zeile 120-121)<br />
2 Ich wollte halt mal schauen, wie man hardwarenah program-<br />
miert und auch mal sehen, wie so ein kleines Gerät aufgebaut<br />
ist. Ich meine, man sieht einen Computer, und das ist immer<br />
gleich ein bisschen viel auf einmal. (Schüler 4 BZN, Zeile 128-<br />
130)<br />
Allgemein FSG2 1 Meinen Wissenshorizont erweitern. (Schüler 2 FSG, Zeile 117)<br />
Tabelle 17: Grund für Bewerbung (Frage 3)
Erwartung an dieSIA<br />
Berufsorientierung<br />
Einblick in Berufsbilder, Berufsalltag<br />
FSG1<br />
FSG3<br />
FSG5<br />
FSG7<br />
FSG8<br />
BZN3<br />
BZN5<br />
BZN6<br />
BZN7<br />
BZN8<br />
Praktische Erfahrungen sammeln FSG4<br />
Berufsorientierung<br />
Einblick in die Studiengänge<br />
FSG5<br />
FSG6<br />
FSG7<br />
FSG8<br />
BZN1<br />
BZN5<br />
FSG8<br />
BZN1<br />
Zusammenarbeit in der Gruppe BZN1<br />
BZN5<br />
Spaß BZN5<br />
Berufsorientierung<br />
Einblick in großes Industrieunternehmen<br />
BZN6<br />
10 Ja also ich erwarte mir erst mal Informationen über den<br />
Ingenieurberuf, weil ich noch nicht genau weiß, was ich<br />
einmal machen will. (Schüler 5 BZN Zeile 82-83)<br />
7 Als ich mir das Programm durchgelesen habe, fand ich es<br />
eigentlich interessant, mal etwas Praktisches zu machen.<br />
OK, im Physikunterricht macht man natürlich das Physik-<br />
praktikum im letzten Jahr. Aber man ist da halt doch<br />
beschränkt. (Schüler 4 FSG Zeile 129-131)<br />
2 Ich möchte mehr über die Studiengänge wissen, weil in<br />
Studium und solche Sachen habe ich noch nie Einblick<br />
gehabt. Wir gehen ja auch zeitweise in die FH, so viel ich<br />
weiß. (Schüler 8 FSG, Zeile 123-125)<br />
2 Ja dann erwarte ich mir einfach, dass es Spaß macht, wenn<br />
man selber etwas baut oder halt grad in der Gruppe etwas<br />
macht. (Schüler 5 BZN, Zeile 83-85)<br />
2 […] dass es mir einfach Spaß macht. (Schüler 6 BZN, Zeile<br />
80)<br />
BZN5 1 […] dass man halt so eine große Firma wie Bosch auch mal<br />
anschauen kann. (Schüler 5 BZN, Zeile 85-86)<br />
Kontakt zu Gleichgesinnten BZN8 1 Was auch ganz toll ist, dass man durch die SIA auch mit<br />
Gleichgesinnten Kontakt bekommt. Da bewerben sich ja<br />
schon die Leute mit denselben Interessen. Es gibt hier allein<br />
vier Modellflieger, habe ich gemerkt. (Schüler 8 BZN, Zeile<br />
129-131)<br />
Zertifikat FSG1 1 Vielleicht dann noch wegen dem Zertifikat, wenn man es<br />
Tabelle 18: Erwartungen an die SIA (Frage 4)<br />
dann noch einfacher hat, nachher was zu finden. (Schüler 1<br />
FSG, Zeile 94-95)
Beruf des Vaters Profil Freizeitinteresse<br />
in NWT<br />
Freizeitinteresse<br />
und Computer<br />
Lieblingsfach Wahl der Profil- und<br />
Neigungsfächer<br />
schulische Zusatzangebote<br />
im Bereich NWT<br />
FSG 1 Dipl. Ingenieur Elektrotechnik NW 1 1 Physik, Chemie, Mathematik Physik, Chemie Tübinger Physik<br />
FSG 2 Dipl. Ingenieur Garten- und Land-<br />
schaftstechnik<br />
Schnupperkurs, Girls Day<br />
NW 1 2 - Biologie, - Robotics AG, Technik-<br />
FSG 3 Dipl. Ingenieur Nachrichtentechnik S - 2 Mathematik, Sprachen, Sport -, - - -<br />
FSG 4 Dipl. Ingenieur Elektrotechnik NW 3 1 - -, - Robotics AG -<br />
FSG 5 Realschullehrer Technik NW 3 2 Mathematik, Biologie, Physik, Chemie Physik, - Robotics AG I<br />
FSG 6 Professor für Informatik M 2 2 Chemie, Mathematik, Musik Chemie, Informatik - NW<br />
FSG 7 Industriekaufmann NW - 2 Mathematik, Physik, Sport Physik, Chemie - I<br />
FSG 8 Elektromechanikmeister NW 3 2 Physik, Mathematik, Chemie Physik/Chemie, Informatik - I<br />
BZN 1 Dipl. Ingenieur Elektrotechnik NW 4 4 Physik, Mathematik, Chemie Physik, - Hompage AG NW/I<br />
BZN 2 Produktionsleiter Elektrowerkzeuge NW 1 1 Mathematik, Physik -, - - I<br />
BZN 3 Verkaufsleiter NW 1 4 Physik, Biologie Physik, Biologie - NW/I<br />
BZN 4 Dozent klinische Pharmakologie S 1 4 Physik, Mathematik Physik, Chemie Homepage AG NW<br />
BZN 5 Professor für Informationstechnologie<br />
und Automation<br />
praktikum<br />
NW 1 2 Physik, Sport, Mathematik Physik, Erdkunde - NW<br />
BZN 6 Bankkaufmann NW - 1 Physik, Mathematik, Chemie Physik, Geschichte - I<br />
BZN 7 Selbstständig (Versicherung) NW 2 2 Physik Physik, - Multimedia AG I<br />
BZN 8 - NW 4 5 Deutsch, Physik, Biologie Physik, - Multimedia AG,<br />
Tabelle 19: Einzelfallvergleich Auftaktgespräch<br />
Beleuchtungstechnik<br />
Berufswunsch<br />
NW<br />
I<br />
I
Anlage 12: Ergebnisse der SIA Abschlussgespräche (Schüler)<br />
Tabelle 1: Allgemeine Zufriedenheit mit der SIA<br />
Tabelle 2: Gründe für die allgemeine Zufriedenheit mit der SIA<br />
Tabelle 3: Voraussetzungen für eine SIA Teilnahme<br />
Tabelle 4: Gesamtbeurteilung der SIA – positive Nennungen<br />
Tabelle 5: Beurteilung des Teilprojektes Netzgerät – positive Nennungen<br />
Tabelle 6: Beurteilung des Teilprojektes Netzgerät – negative Nennungen<br />
Tabelle 7: Beurteilung des Teilprojektes Reaktionszeittester – positive<br />
Nennungen<br />
Tabelle 8: Beurteilung des Teilprojektes Reaktionszeittester – negative<br />
Nennungen<br />
Tabelle 9: Verbesserungsvorschläge Teilprojekt Netzgerät<br />
Tabelle 10: Verbesserungsvorschläge Teilprojekt Reaktionszeittester<br />
Tabelle 11: Belastung durch die SIA<br />
Tabelle 12: Wochentag für die Schüler-Ingenieur-Akademie<br />
Tabelle 13: Freitag als SIA Tag<br />
Tabelle 14: Zeitlicher Gesamtumfang der SIA<br />
Tabelle 15: Unterschied zum Physikunterricht<br />
Tabelle 16: Fachinteresse im Vergleich Auftakt- und Abschlussgespräch<br />
Tabelle 17: Berufsinteresse im Vergleich Auftakt- und Abschlussgespräch
Zufriedenheit mit der SIA Ja Nein<br />
Erfüllung der Erwartung (Frage 1) 16 -<br />
Bereitschaft zum Wiederanmelden (Frage 13) 16 -<br />
Tabelle 1: Allgemeine Zufriedenheit mit der SIA (Frage 1, 13)<br />
Gründe für Zufriedenheit mit der SIA<br />
Technisches Verständnis Also ich würde schon sagen ja, weil grad ein bisschen technisches<br />
Verständnis habe ich auch gekriegt, grad durch das Netzgerät.<br />
(Erwartung Schüler 3 FSG, Zeile 6-7)<br />
Interesse am Programm der SIA Dass man zusammen was macht, das stand schon im Prospekt drinnen,<br />
eben diese Mikrocontroller und das Netzgerät bauen. Unter Netzgerät<br />
konnte man sich noch ein bisschen was vorstellen. Gerade die<br />
Metallbearbeitung hatte ich in diesem Zusammenhang erwähnt. Aber<br />
beim Mikrocontroller war mir nicht so klar, was da rauskommt.<br />
(Erwartung Schüler 4 FSG, Zeile 14-19)<br />
Berufsorientierung Also ich hatte die Erwartung, dass ich auf jeden Fall im technischen<br />
Bereich was Neues lerne, und dass ich überhaupt mal sehe, was so ein<br />
Ingenieur macht. Ich konnte mir das nicht vorstellen. Diese ist ganz klar<br />
mit ja zu beantworten. (Erwartung Schüler 7 BZN, Zeile 4-6)<br />
Das würde ich auf jeden Fall wieder machen. Auch wenn es heißt, es<br />
fällt jede Woche der Freitagnachmittag weg. Es hat mir sehr viel<br />
gebracht, gerade für den Berufswunsch, dass ich mir das besser<br />
vorstellen kann. (Wiederanmelden Schüler 7 BZN, Zeile 122-125)<br />
Sammeln von praktischen Erfahrungen Also ich würde sagen zum größten Teil schon, weil man hat Technik<br />
wirklich einmal praktisch erlebt und nicht bloß wie in der Schule immer<br />
Theorie. [...] Aber hier hast du mal wirklich selber was geschafft und<br />
man sieht das Ergebnis klar, das Netzgerät oder den Mikrocontroller.<br />
(Erwartung Schüler 8 FSG, Zeile 7-12)<br />
Spaß Ja, eigentlich schon. Ich weiß noch, wir haben gesagt Spaß. Also Spaß<br />
war auf jeden Fall dabei. (Erwartung Schüler 4 BZN, Zeile 4-5)<br />
Ja, ich würde mich auf jeden Fall noch mal anmelden, weil es riesig<br />
Spaß gemacht hat, und ich viel dazugelernt habe. (Wiederanmelden<br />
Schüler 6 BZN, Zeile 128-129)<br />
Zusammenarbeit in der Gruppe Ich denke eigentlich schon. Was ich erwartet habe, hat sich erfüllt. Man<br />
hat viel Neues gelernt, neue Leute kennen gelernt, Zusammenarbeit,<br />
Einblick in den Betrieb [...] (Wiederanmelden Schüler 6 FSG, Zeile 4-5)<br />
Kontakte zu Gleichgesinnten Also ich denke mal, viele [Erwartungen] haben sich erfüllt. Die<br />
Erwartungen wären ja zum Beispiel gewesen, Einblick zu bekommen<br />
oder Kontakte zu kriegen. Das hat sich in jedem Fall erfüllt. (Erwartung<br />
Schüler 8 BZN, Zeile 4-6)<br />
Ja, auf jeden Fall. Es war wirklich interessant. Man hat viel gelernt und<br />
viele nette Leute kennen gelernt, mit denen ich wahrscheinlich auch<br />
nächstes Jahr weiter zusammen bin, weil sie die ungefähr gleiche<br />
Fächerkombination haben. (Wiederanmelden Schüler 6 FSG, Zeile 128-<br />
Tabelle 2: Gründe für die allgemeine Zufriedenheit mit der SIA (Frage 1, 13)<br />
132)
Teilnahmevoraussetzungen aus Sicht der Schüler<br />
Interesse an Natur-<br />
wissenschaft und<br />
Technik<br />
FSG1, FSG2, FSG3,<br />
FSG4, FSG5, FSG6,<br />
FSG7, FSG8, BZN1,<br />
BZN2, BZN3, BZN4,<br />
BZN5, BZN6; BZN7,<br />
BZN8<br />
Engagement FSG3, FSG4, FSG5,<br />
BZN4, BZN8<br />
Computerkenntnisse FSG1, FSG5, FSG7,<br />
BZN7<br />
16 Voraussetzungen sind, würde ich sagen, wirklich nur das<br />
Interesse am Technischen. Der Rest wird dir alles erklärt. Das<br />
bekommst du ja erklärt, vorgeführt und sogar beigebracht von<br />
den entsprechenden Leuten. Aber man braucht halt das<br />
Interesse am Technischen, wissen zu wollen, was in so einem<br />
Gerät überhaupt abgeht. (Schüler 8 FSG, Zeile 171-174)<br />
5 Man muss auch viel Engagement zeigen, grad auch mit dem<br />
Schülertagebuch. Es sollte jemand sein, der bereit ist auch die<br />
Zeit zu opfern. (Schüler 3 FSG, Zeile 198-204)<br />
4 Also ich habe halt meiner Schwester erzählt, dass man mit dem<br />
Computer schon recht fit sein muss. (Schüler 1 FSG, Zeile 147-<br />
148)<br />
Elektronikkenntnisse BZN4, BZN6 2 Physikkenntnisse, also Elektrizität sind schon wichtig. (Schüler 6<br />
BZN, Zeile 140)<br />
Leistungsvermögen FSG3, BZN3 2 Man sollte gut in der Schule sein. (Schüler 3 FSG, Zeile 206)<br />
Handwerkliches<br />
Geschick<br />
BZN7, BZN8 2 Also ich glaube, bisschen was schadet nicht, wenn man schon<br />
mal einen Schraubenzieher in der Hand gehabt hat oder auch<br />
mal daheim was rumgebastelt hat. Das ist auf jeden Fall vorteil-<br />
haft. (Schüler 8 BZN, Zeile 143-144)<br />
Tabelle 3: Voraussetzungen für eine SIA Teilnahme (Frage 14)
Gesamtbeurteilung der SIA (positive Nennungen)<br />
Netzgerät allgemein FSG1, FSG2, FSG3, FSG4, FSG6, FSG7, BZN1,<br />
BZN2, BZN3; BZN4, BZN5, BZN6, BZN7<br />
Outdoorseminar FSG1, FSG2, FSG3, FSG4, FSG5, FSG8, BZN2;<br />
BZN3, BZN4, BZN 6, BZN7, BZN8<br />
Ausflug, Betriebsbesichtigung FSG3, FSG4, FSG5, FSG6, FSG7, FSG8, BZN2,<br />
BZN3, BZN7, BZN8<br />
Mikrocontroller allgemein FSG6, BZN2, BZN3, BZN4, BZN5, BZN7 6<br />
Präsentationstraining FSG3, BZN1, BZN2, BZN4, BZN6 5<br />
Berufsorientierung bei Bosch FSG3, FSG7 2<br />
Zusammenarbeit FSG4 1<br />
Mikrocontroller nach Hause<br />
bekommen<br />
FSG4, 1<br />
Gutes Theorie-Praxis-Verhältnis FSG5 1<br />
Vielfalt der Projekte BZN5 1<br />
Tabelle 4: Gesamtbeurteilung der SIA – positive Nennungen (Frage 2, 3)<br />
13<br />
12<br />
10
Teilprojekt Netzgerätebau aus Sicht der Schüler (positive Nennungen)<br />
Betonung der Notwendigkeit der Theoriephase Also es war gut, dass Theorie dabei war. Nicht einfach nur das<br />
Einsatz des Simulationsprogramms CC Physics<br />
Netzgerät zusammenbauen und nachher hat man eines und weiß<br />
nicht mal, was es überhaupt kann, was drin ist, und wie es<br />
funktioniert. (Schüler 1 BZN, Zeile 31-36)<br />
[…] am FSG haben wir es dann mit so einem Computerprogramm<br />
gemacht und dann war es eigentlich nicht so ein Vortrag, sondern<br />
selber ausprobieren. (Schüler 6 FSG, Zeile 55-57)<br />
Gutes Theorie-Praxis-Verhältnis Das Theorie-Praxis-Verhältnis war gut ausgewogen, finde ich. Die<br />
Theorie war so, dass man es verstanden hat. Das war nicht zu wenig<br />
erklärt und auch nicht zu stark ins Detail. Auch von der<br />
Geschwindigkeit ist man gut mitgekommen und hat es gut<br />
verstanden. Die Praxis hat ja im Großen und Ganzen auch hinge-<br />
hauen. (Schüler 7 BZN, Zeile 32-35)<br />
Betonung der Notwendigkeit der Praxisphase Mein Ding ist zwar mehr der PC, aber es hat mal Spaß gemacht, die<br />
Bestückung selber zu machen und zu sehen, was da eigentlich los ist<br />
mit dem Schaltplan und so. Sonst hat man eigentlich nie so ein<br />
offenes Gerät. (Schüler 5 BZN, 26-29)<br />
Kombination von Mechanik und Elektronik Also das Netzgerät war auf jeden Fall super [...] etwas Technisches zu<br />
machen [...] und dann eben das Innenleben in Verbindung mit der<br />
Elektronik [...] die Schaltung verstehen und dann eben der<br />
Gehäusebau. Also das war super. (Schüler 7 BZN, Zeile 20-22)<br />
Produktorientierung Also dass man mal ein komplettes Produkt selber baut und nicht nur<br />
ein Teil dafür. Das fand ich super. (BZN7, 26-30)<br />
Handwerkliche Fähigkeiten Ich kannte vorher schon einfache Schaltpläne. Aber so komplexe<br />
Sachen eben nicht. Da habe ich schon aufbauen können. (Abschluss-<br />
gespräch, Schüler 8 BZN, Zeile 67-69)<br />
Partnerarbeit Das war schon gut, dass wir das Netzgerät in Partnerarbeit gemacht<br />
haben, denn alleine hätten wir es in der kurzen Zeit nicht<br />
hinbekommen. Außerdem kann eine Person alleine nicht alles wissen.<br />
(Schüler 2 FSG, Nachbefragung per E- Mail)<br />
Unterstützung durch Azubis Ich fand es auf jeden Fall gut, dass wir zwei Azubis zur Hilfe hatten,<br />
die uns immer geholfen haben, wenn wir Schwierigkeiten hatten.<br />
(Schüler 2 BZN, Zeile 28-31)<br />
Tabelle 5: Beurteilung des Teilprojektes Netzgerät – positive Nennungen (Frage 2, 3, 4)<br />
Teilprojekt Netzgerätebau aus Sicht der Schüler (negative Nennungen)<br />
Falsche Pläne Was ich fast ein bisschen schade fand war, dass die Pläne nicht ganz<br />
Zeitdruck<br />
Halbfertiges Netzgerät<br />
Zu wenig Freiheiten<br />
gepasst haben [...] dass das mit den Schrauben nicht so perfekt<br />
gepasst hat. (Schüler 5 FSG, Zeile 50-53)<br />
Praxis ist, glaube ich, etwas zu kurz gekommen oder war sehr unter<br />
Zeitdruck. (Schüler 8 FSG, Zeile 54-59)<br />
Beim Netzgerät fand ich es schade, dass wir es nicht fertig machen<br />
konnten. Das hätte ich mir eigentlich gewünscht. (Schüler 6 FSG, Zeile<br />
16-20)<br />
Was mir nicht so gefallen hat, dass alles so vom Plan runter schaffen<br />
war. Aber ich würde mal sagen, am Anfang kann man das nicht viel<br />
anders machen. (Schüler 8 FSG, Zeile 41-43)<br />
Tabelle 6: Beurteilung des Teilprojektes Netzgerät – negative Nennungen (Frage 2, 3, 4)
Teilprojekt Reaktionszeittester (positive Nennungen)<br />
Praktische Arbeit bzw. Programmieren Ich mag das, wenn man was programmiert, und das danach<br />
Fertige Blöcke als Ausgangslage bei der Program-<br />
mierung<br />
dann tut oder wie man sieht, wenn es anfängt zu tun, wie<br />
das Ganze aufgebaut ist. (Schüler 5 BZN, Zeile 35-37)<br />
Was gut war, dass der Professor uns praktisch die fertigen<br />
Blöcke gegeben hat, dass wir auf jeden Fall schon mal etwas<br />
hatten, wo wir dann weiterarbeiten konnten. (Schüler 8 BZN,<br />
Zeile 40-46)<br />
Unterstützung durch Studenten Ich denke die Praxis war OK, grad weil die Studenten da<br />
waren und sich um uns gekümmert haben. (Schüler 1 FSG,<br />
Zeile 169-170)<br />
Partnerarbeit Da bin ich überhaupt nicht durchgestiegen und bin froh<br />
gewesen, den [Vorname Schüler] im Team gehabt zu haben.<br />
Der hat da ein bisschen durchgeblickt. (Schüler 6 BZN, Zeile<br />
12-17)<br />
Weiterarbeit in der Freizeit Das war auf jeden Fall eine sehr positive Überraschung. Ich<br />
denke, es ist auf jeden Fall nicht schlecht, dass man die<br />
Möglichkeit hat, es auch einmal ganz alleine zu versuchen.<br />
(Schüler 8 BZN, Zeile 52-55)<br />
Tabelle 7: Beurteilung des Teilprojektes Reaktionszeittester – positive Nennungen (Frage 2, 3, 4)<br />
Teilprojekt Reaktionszeittester (negative Nennungen)<br />
Unverständliche Theorie Also von den Vorlesungen habe ich eigentlich nichts<br />
verstanden. [...] Da wurde viel zu viel schon von vorneherein<br />
verlangt. (Schüler 1 FSG, Zeile 41-46)<br />
Schlechtes Theorie-Praxis-Verhältnis Beim Mikrocontroller fand ich es ein bisschen zu viel Theorie.<br />
Ungünstige zeitliche Verteilung der Theorie- und<br />
Praxisveranstaltungen<br />
Schlechte inhaltliche Abstimmung zwischen Theorie<br />
und Praxis<br />
Da war zu wenig Praxis. (Schüler2 BZN, Zeile 33-34)<br />
Aber ansonsten war es immer ein Block nur Theorie und ein<br />
Block nur Praxis. Da wird man quasi immer rausgerissen.<br />
(Schüler 5 FSG, Zeile 35-44)<br />
Ich meine, er hat uns erklärt, wie ein Mikrocontroller<br />
aufgebaut ist. Ich glaube, da ist das wenigste bei hängen<br />
geblieben. Nachher beim Programmieren haben wir es halt<br />
doch nicht gebraucht. (Schüler 4 BZN, Zeile 42-51)<br />
Schwierigkeiten bei der Praxis Am Anfang müsste man noch in einer ganz allgemeinen<br />
Veranstaltung programmieren. Ich habe noch nicht<br />
programmiert, und ich denke den Anderen ging es auch so.<br />
Dann hat man halt keine Ahnung. Wenn dann ein kleines<br />
Mikrocontrollerprogramm kommt, dann kann man das zwar<br />
schön abtippen, aber kapiert trotzdem nicht was man<br />
abgetippt hat. (Schüler 6 FSG, Zeile 38-42)<br />
Fehler in der Hardware Schade, dass dann so viele Fehler in der Hardware teilweise<br />
auch drin waren. (Schüler 5 BZN, Zeile 35-37)<br />
Zeitdruck Beim Mikrocontroller war es zum Schluss ein bisschen<br />
hektisch. (Schüler 6 FSG, Zeile 16-20)<br />
Tabelle 8: Beurteilung des Teilprojektes Reaktionszeittester – negative Nennungen (Frage 2, 3, 4)
Verbesserungsvorschläge Teilprojekt Netzgerät<br />
Pläne verbessern (Schalt- und Bauplan) FSG1, FSG2, FSG4, FSG5,<br />
FSG6, BZN2, BZN5<br />
Theorie vereinfachen FSG1, FSG2 2<br />
Simulationsprogramm Crocodile Physics für Zuhause FSG1 1<br />
Fehler im Schaltplan extra einbauen FSG3 1<br />
Wiederbekommen des eigenen Netzgerätes nach<br />
Nachbesserungen<br />
FSG8 1<br />
Tabelle 9: Verbesserungsvorschläge Teilprojekt Netzgerät (Frage 15)<br />
Verbesserungsvorschläge Teilprojekt Reaktionszeittester<br />
Vereinfachung der Theorie bzw. der Vorlesungen FSG1, FSG2; BZN2,<br />
BZN7<br />
Engere Verbindung von Theorie und Praxis FSG5, BZN4, BZN8 * 3<br />
Bessere Einführung in die C Programmierung BZN1, BZN3, BZN7 3<br />
Mehr Grundinformationen bzw. Begriffsklärungen FSG3,FSG6 2<br />
Fehlerhafte Hardware FSG8, BZN5* 2<br />
Reduzierung der Theorie zu Gunsten des praktischen<br />
Ausprobierens<br />
BZN4*, BZN2 2<br />
Projekt vereinfachen FSG1, BZN6 2<br />
Bessere Anpassung an Wissensniveau der Schüler FSG4 1<br />
* leistungsstarke Schüler im Mikrocontrollerprojekt (BZN4, BZN5, BZN8, FSG8)<br />
Tabelle 10: Verbesserungsvorschläge Teilprojekt Reaktionszeittester (Frage15)<br />
6<br />
4
Belastung durch SIA<br />
BZN7 Eigentlich gut, weil ich hatte Freitag bis jetzt eigentlich noch nie was, dass ich da<br />
geschafft hätte oder so. Also der war bei mir immer frei. Terminlich ging es dann<br />
ziemlich gut, und ich habe es jetzt nicht so empfunden, dass es jetzt lästig<br />
gewesen wäre. Ich habe jetzt nie gedacht: „Ach, heute schon wieder SIA!“<br />
(Schüler 7 BZN, Zeile 78-81)<br />
BZN3 Gut eigentlich! Ich hatte schon kurz vor der SIA einen Tanzkurs gemacht immer<br />
Freitag am Nachmittag. Von daher hatte ich, das war auch immer zwei Stunden<br />
zur gleichen Zeit, also von daher war das kein Problem. Das war ich praktisch<br />
schon gewohnt, dass da immer zwei Stunden wegfallen. (Schüler 3 BZN, Zeile<br />
81-84)<br />
BZN 6 Ich habe davor jeden Freitag geschafft und hatte deshalb am Freitag nie Zeit.<br />
Jetzt habe ich halt meinen Job aufgegeben und an meinen Bruder<br />
weitergegeben. Ich werde ihn aber nächstes Jahr wieder übernehmen. Also von<br />
dem her hat es mir nichts ausgemacht. (Schüler 6 BZN, Zeile 76-78)<br />
FSG6 Es war schon eine große Belastung, weil ich habe insgesamt schon zwei<br />
Instrumente, eine AG und gleichzeitig Chor und Orchester. Da ist dann fast jeden<br />
Nachmittag irgendwo was. Das war sehr stressig dieses Jahr. (Schüler 6 FSG,<br />
Zeile 80-82)<br />
Tabelle 11: Belastung durch die SIA (Frage 6)<br />
Wochentag?<br />
Freitag ja 10<br />
Freitag nein -<br />
unentschieden/egal 3<br />
keine Angabe 3<br />
Tabelle 12: Wochentag für die Schüler-Ingenieur-Akademie (Frage 6)<br />
Gründe für Freitag<br />
Kein Schulstress (z.B. Hausaufgaben, Vorbereitung auf Tests) FSG3, BZN2, BZN4,<br />
BZN6, BZN8<br />
Einzig freier Nachmittag (z.B. Schule, Vereinstermine) FSG1, FSG8, BZN5 3<br />
Möglichkeit, den Samstag einzubeziehen (z.B. Outdoorseminar,<br />
Präsentation)<br />
FSG6 1<br />
Möglichkeit, die SIA nachzuarbeiten FSG6 1<br />
Hohe Motivation der Teilnehmer BZN4 1<br />
Gründe gegen Freitag<br />
Schlechte Arbeitsmoral kurz vor dem Wochenende FSG1, FSG5 2<br />
Tabelle 13: Freitag als SIA Tag (Frage 6)<br />
5<br />
kein Problem<br />
stressig
Zeitlicher Gesamtumfang der SIA?<br />
2 Jahre FSG3, FSG6, BZN8 3 Also eher noch länger, weil grad das eine Jahr ist<br />
1 Jahr FSG1,FSG2, FSG3, FSG4,<br />
FSG5, FSG7, FSG8, BZN1,<br />
BZN2, BZN3, BZN4, BZN5,<br />
BZN6, BZN7<br />
0,5 Jahr - - -<br />
Tabelle 14: Zeitlicher Gesamtumfang der SIA (Frage 7)<br />
schon an der Grenze, wenn man zwei Projekte<br />
durchbringen will. (Schüler 6 FSG, Zeile 89-92)<br />
13 Ich fand ein Jahr jetzt OK. Man hat zwei Sachen<br />
gemacht. Wir haben zwei Exkursionen gemacht.<br />
Von der Verteilung her fand ich es eigentlich gut,<br />
im ersten Jahr als Highlight dieses Outdoor-<br />
seminar und dann das Präsentationsseminar. Das<br />
heißt, es hat sich schön gegliedert. Mit einem<br />
halben Jahr könnte man es dann vielleicht doch<br />
mehr Leuten zugänglich machen. Aber ich glaube,<br />
das ist dann ein bisschen kurz. (Schüler 4 FSG,<br />
Zeile 118-125)
Die SIA im Unterschied zum regulären Physikunterricht<br />
Praktische Arbeit FSG1, FSG3,<br />
Gutes Schüler- Lehrer-<br />
Verhältnis<br />
Gelungener Theorie-Praxis-<br />
Transfer (Anwendung)<br />
FSG4, FSG7,<br />
FSG8, BZN3,<br />
BZN5; BZN7,<br />
BZN8<br />
FSG2, FSG5,<br />
FSG7, FSG8,<br />
BZN1, BZN2,<br />
BZN5, BZN6<br />
FSG3, BZN1,<br />
BZN4, BZN7<br />
Kleine Gruppengröße FSG4; FSG5,<br />
Interessen- und Leistungs-<br />
gemeinschaft<br />
Selbstständiges Arbeiten mit<br />
Unterstützung (Autonomie)<br />
BZN1, BZN6<br />
FSG5, FSG8,<br />
BZN3, BZN6<br />
9 Sehr viel mehr Praxis! Einfach mal selber ausprobieren, selber<br />
machen, was ich auch gut finde. (Schüler 1 FSG, Zeile 68-71)<br />
Ich finde der größte Unterschied ist das Praktische. (Schüler 7<br />
FSG, Zeile 53-55)<br />
8 In jedem Fall. Sonst erzählen die Lehrer halt einem was, und das<br />
muss man machen, und in der SIA helfen sie einem und man<br />
kann so mehr miteinander machen. (Schüler 5 BZN, Zeile 67-68)<br />
Ich muss sagen, zum Lehrer hatten wir ein nicht so distanziertes<br />
Verhältnis. Man konnte direkt fragen und nicht so eine<br />
allgemeine Klassenfrage stellen. (Schüler 1 BZN, Zeile 93-95)<br />
4 Wir haben nie gewusst, für was wir die Dinge eigentlich<br />
brauchen. Hier habe ich jetzt gesehen, zum Beispiel einen<br />
Operationsverstärker brauche ich für das und das. Von dem her<br />
fand ich es eigentlich schon ziemlich interessant: „Für was<br />
brauche ich das alles? Für was muss ich überhaupt rechnen?“<br />
(Schüler 3 FSG, Zeile 94-101)<br />
Es war schon interessanter etwas zusammen zu bauen, was dann<br />
nachher auch funktioniert und eine Aufgabe erfüllt und einen<br />
Zweck hat. (Schüler 3 BZN, Zeile 69-74)<br />
4 Vor allem hatte ich immer das Gefühl, dass man schneller voran-<br />
4<br />
gekommen ist. Es lag vielleicht auch daran, dass es eine kleinere<br />
Gruppe war. (Schüler 1 BZN, Zeile 84-91)<br />
Ich würde sagen, dass ist auf jeden Fall mehr das Miteinander. Im<br />
Physikunterricht ist es oft so, dass der Lehrer vorne steht und<br />
was erklärt, und die Schüler hocken halt da und hören sich das<br />
an. Vor allem hier bei der SIA war gut, dass niemand dabei war,<br />
der gesagt hat, dass es ihm völlig egal ist. (Schüler 5 FSG, Zeile<br />
72-77)<br />
FSG4; BZN4 2 Man hat schon in Gruppen gearbeitet, aber man war wirklich auf<br />
sich allein gestellt, aber nicht dass man allein auf weiter Flur<br />
stand, sondern dass man was gehabt hat, und der Lehrer als<br />
Ansprechpartner immer da war. (Schüler 4 FSG, Zeile 93-103)<br />
Physikunterricht ist mehr Theorie. Man muss dort nicht immer so<br />
viel selber mitdenken. Bei der SIA mussten wir auch beim<br />
Netzgerätebau immer schauen, dass wir die richtigen Teile<br />
immer an die richtige Stelle löten [...] (Schüler 4 BZN, Zeile 67-73)<br />
Geringer Leistungsdruck FSG6, BZN2 2 Bei der SIA ist nicht so dieser Notendruck. Man muss nicht immer<br />
möglichst gut sein, sondern man kann auch mal nachfragen.<br />
(Schüler 6 FSG, Zeile 73-78)<br />
Detailgenauigkeit BZN4, BZN6 2 Ich denke, im normalen Physikunterricht wird alles ober-<br />
Lehrer als bessere Didaktiker<br />
(im Vergleich zum Professor)<br />
flächlicher besprochen. Dann wird oft gesagt, dass das später<br />
noch einmal dran kommt oder dass man es nicht so genau zu<br />
verstehen braucht. In der SIA ist wirklich jedem Detail genauer<br />
nachgegangen worden (Schüler 6 BZN, Zeile 65-69).<br />
FSG1 1 Wenn man den Professor mit dem Lehrer vergleicht, wissen die<br />
Lehrer halt doch mehr, was wir können und was nicht. (Schüler 1<br />
FSG, Zeile 68-71)<br />
Tabelle 15: Unterschied zum Physikunterricht (Frage 5)
geplante Wahl<br />
Auftaktgespräch<br />
tatsächliche Wahl<br />
Abschlussgespräch<br />
Einfluss<br />
der SIA?<br />
Beispielzitat<br />
FSG 1 Physik, Chemie Physik, Chemie wenig Also ich hätte das Gleiche gewählt, wenn ich nicht in<br />
der SIA gewesen wäre. Natürlich denke ich deshalb<br />
schon, dass es mir noch mal wichtiger war. Aber ich<br />
hätte es nicht anders entschieden. (Zeile 122-123)<br />
FSG 2 Biologie, - Physik, Chemie ja Also ich war eher in Biologierichtung. Aber das habe<br />
FSG 3 -, - Englisch, Wirtschaft nein -<br />
ich jetzt total abgewählt. Also es hat sich schon ziem-<br />
lich geändert. (Zeile 110-113)<br />
FSG 4 -, - Physik, Geschichte wenig [...] und da ging es halt dann um Physik oder Biologie.<br />
Da musste ich eigentlich nicht lange überlegen,<br />
sondern da war mir eigentlich klar, dass ich Physik<br />
wähle. Ja vielleicht hat aber auch so ein bisschen der<br />
SIA Hintergrund mitgespielt, dass der Schritt leichter<br />
wurde zu sagen, man macht Physik. (Zeile 176-180)<br />
FSG 5 Physik, - Physik, Geschichte nein Physik war für mich immer klar. Das war eigentlich<br />
schon im Grunde in der siebten Klasse klar, dass ich<br />
dann irgendwann später mal Physik wählen werde.<br />
(Zeile 135-136)<br />
FSG 6 Chemie, Informatik Chemie, Musik nein Nein! (Zeile 118)<br />
FSG 7 Physik, Chemie Physik, Chemie nein Eigentlich nicht! Das wollte ich schon vorher! (Zeile<br />
FSG 8 Physik oder Chemie,<br />
Informatik<br />
93)<br />
Physik, Chemie nein Das würde ich jetzt nicht sagen, weil das war mir<br />
eigentlich schon im Voraus klar. Ich wäre eigentlich<br />
am liebsten auch auf das technische Gymnasium<br />
gegangen, aber das war mir zu weit weg. (Zeile 156-<br />
BZN 1 Physik, - Physik, Chemie nein Eher weniger! Da war ich mir schon vorher bisschen<br />
158)<br />
eher im Klaren. (Zeile 131)<br />
BZN 2 -, - Physik, Wirtschaft nein Das würde ich jetzt nicht sagen. Nein, das war auch<br />
schon davor so klar. (Zeile 115)<br />
BZN 3 Physik, Biologie Physik, Wirtschaft nein Physik wollte ich eigentlich von Anfang an nehmen.<br />
(Zeile 143)<br />
BZN 4 Physik, Chemie Physik, Chemie nein Da jetzt nicht! (Zeile 133)<br />
BZN 5 Physik, Erdkunde Physik, Wirtschaft wenig Es war eigentlich schon davor klar, aber die SIA hat es<br />
noch gefestigt. (Zeile 111)<br />
BZN 6 Physik, Geschichte Physik, Wirtschaft nein Im Prinzip habe ich es schon im Voraus gewusst!<br />
(Zeile 124-125)<br />
BZN 7 Physik, - Physik, Wirtschaft wenig Also bei der Physik teilweise ja, bei der Wirtschaft<br />
BZN 8 Physik, - Französisch,<br />
Wirtschaft<br />
würde ich aber sagen eher nicht. (Zeile 118)<br />
nein Physik in der Praxis liegt mir sehr, aber dieses Jahr<br />
war sehr viel kompliziertes Rechnen, und das liegt<br />
mir weniger. Das wird nächstes Jahr auch nicht<br />
besser. Von dem her einfach dem Abischnitt zuliebe<br />
habe ich mich dann so entschieden. (Zeile 123-125)<br />
Tabelle 16: Fachinteresse im Vergleich Auftakt- und Abschlussgespräch (Frage 10, 11, 12)
Berufswunsch vorher K Berufswunsch nachher K Auswirkung der SIA<br />
FSG 1 unentschieden<br />
(naturwissenschaftliche<br />
Richtung, Psychologie, etwas<br />
mit Kindern)<br />
FSG 2 unentschieden<br />
(Medizin, Medizinforschung,<br />
technische Richtung, etwas mit<br />
Kindern)<br />
FSG 3 unentschieden<br />
(Walforscherin,<br />
Industriekauffrau, Managerin)<br />
FSG 4 unentschieden<br />
(Marketing, Vertrieb in einem<br />
technischen Unternehmen)<br />
FSG 5 unentschieden<br />
(technische Richtung)<br />
FSG 6 unentschieden<br />
(naturwissenschaftliche<br />
Richtung, eventuell Chemie)<br />
FSG 7 unentschieden<br />
(ingenieurwissenschaftliche<br />
Richtung)<br />
FSG 8 unentschieden<br />
(Richtung<br />
Triebwerksmechanik)<br />
NW unentschieden<br />
(naturwissenschaftliche<br />
Richtung)<br />
I unentschieden<br />
(mehr technische<br />
Richtung)<br />
- unentschieden<br />
(Jura)<br />
- unentschieden<br />
(Richtung<br />
Produktionstechnik)<br />
I unentschieden<br />
(Ingenieur)<br />
NW Chemie<br />
(wenn es nicht klappt,<br />
Ingenieurwesen)<br />
NW negativ/positiv<br />
Ja wie gesagt, dass es das<br />
Programmieren nicht ist und dass es<br />
die Naturwissenschaften schon sein<br />
können. Ja, auf jeden Fall! (Zeile 105-<br />
106)<br />
I leicht positiv<br />
Richtung Ingenieurwesen<br />
Aber jetzt tendiere ich manchmal<br />
schon mehr zu dem Technischen, als<br />
ich es früher gemacht habe. (Zeile 105)<br />
- keine<br />
I positiv<br />
Richtung Ingenieurwesen<br />
Auf jeden Fall! Ich denke, man sieht<br />
das ja danach mit ganz anderen<br />
Augen. Man hat ja ein völlig anderes<br />
Bild jetzt davon gekriegt, als man es<br />
vorher hatte. Das lässt sich eigentlich<br />
gar nicht vergleichen. (Zeile 153-159)<br />
I positiv<br />
N<br />
W/I<br />
Richtung Ingenieurwesen<br />
Also den Ingenieurberuf finde ich jetzt<br />
schon interessanter. Ich weiß jetzt<br />
auch ein bisschen mehr, wie er<br />
aussieht. (Zeile 118-121)<br />
positiv<br />
Richtung Ingenieurwesen<br />
Ja schon, weil davor hatte ich keine so<br />
große Ahnung. Ingenieur, das war für<br />
mich so was eher mit Zeichnen, fast so<br />
ähnlich wie Architekt. Aber dass es<br />
jetzt hier so abwechslungsreich ist,<br />
hätte ich nicht gedacht! (Zeile 111-<br />
113)<br />
I Maschinenbau I negativ/positiv<br />
I Luft- und<br />
Raumfahrtingenieur<br />
bzw. Gerätetriebwerks-<br />
ingenieur<br />
Richtung Maschinenbau<br />
Also vielleicht, dass ich nicht Mecha-<br />
tronik und so will. Das ist mir zu<br />
elektronisch, sondern eher richtig<br />
Maschinenbau. (Zeile 81-82)<br />
I positiv<br />
Richtung Gerätetriebwerksingenieur<br />
Ich würde mal sagen, dass ich mal in<br />
die Berufe mehr hineingesehen habe<br />
und daher mir auch ein Bild machen<br />
konnte, was die den ganzen Tag so<br />
über tun. (Zeile 140-141)
Berufswunsch vorher K Berufswunsch nachher K Auswirkung der SIA<br />
BZN 1 unentschieden<br />
(Physik, Elektrotechnik)<br />
NW<br />
/I<br />
unentschieden<br />
(Ingenieur)<br />
I positiv<br />
Richtung Ingenieurwesen<br />
Aber das kam halt einfach nicht dazu<br />
wegen der SIA selber, sondern weil ich<br />
mich durch die SIA informieren<br />
konnte, wie es dort aussieht, also im<br />
Ingenieursbereich und was für Voraus-<br />
setzungen für Studiengänge dann da<br />
sein müssen. (Zeile 112-116)<br />
BZN 2 Maschinenbau I Maschinenbau I leicht positiv<br />
BZN 3 unentschieden<br />
(Maschinenbau, was mit<br />
Computern)<br />
NW<br />
BZN 4 Physik, Informatik NW unentschieden<br />
BZN 5 unentschieden<br />
(naturwissenschaftliche<br />
Richtung, Mathematik)<br />
BZN 6 unentschieden<br />
(ingenieurwissenschaftliche<br />
Richtung)<br />
/I<br />
Richtung Maschinenbau<br />
Ne, also das ist [Maschinenbau-<br />
studium] eher verstärkt worden, würde<br />
ich sagen. (Zeile 97)<br />
Mechatronik I positiv<br />
(etwas<br />
Naturwissenschaftliches<br />
oder Technisches in der<br />
Industrie)<br />
NW unentschieden<br />
(Elektronik, Mechatronik)<br />
NW<br />
/I<br />
Richtung Mechatronik<br />
Also ich war jetzt zwischenzeitlich bei<br />
der Fachhochschule am Tag der<br />
offenen Tür und habe mir da den<br />
Studiengang Mechatronik angeguckt.<br />
Das hört sich schon interessant an und<br />
dass wir dann auch die Führung<br />
gemacht haben bei Daimler, da hat die<br />
Frau auch gesagt, dass da viele<br />
Mechatroniker sind, die da in dem<br />
Werk arbeiten. (Zeile 110-116)<br />
positiv<br />
Richtung Naturwissenschaft/<br />
Ingenieurwesen in der Industrie<br />
Ja, also ich denke jetzt wirklich eher<br />
schon über hier was, vielleicht dann<br />
auch in der Industrie nach. (Zeile 123)<br />
I positiv<br />
Richtung Ingenieurwesen<br />
Ja, auf jeden Fall, also das<br />
Ingenieurwissenschaftliche hat sich<br />
gefestigt. Das will ich auf jeden Fall<br />
machen jetzt nach dem Jahr. Es hat<br />
schon gezeigt, dass mir es Spaß macht,<br />
also das Programmieren oder auch<br />
mehr handwerklich was an Maschinen<br />
zu machen. (Zeile 96-98)<br />
I Maschinenbau I negativ/positiv<br />
Richtung Maschinenbau<br />
Ja ich denke, dass es schon in Richtung<br />
Maschinenbau geht, weil die hand-<br />
werkliche Arbeit muss auf jeden Fall<br />
dabei sein. Und ich glaube CAD ist<br />
besser wie Programmieren. (Zeile 98-<br />
99)
Berufswunsch vorher K Berufswunsch nachher K Auswirkung der SIA<br />
BZN 7 unentschieden<br />
(ingenieurwissenschaftliche<br />
Richtung)<br />
BZN 8 unentschieden<br />
(Medientechnik,<br />
Audioingenieur)<br />
I unentschieden<br />
(Ingenieur)<br />
I unentschieden<br />
(Medien, Ingenieur)<br />
I positiv<br />
Richtung Ingenieurwesen<br />
Ja eindeutig! Durch das, dass man<br />
eben jetzt weiß, was ein Ingenieur<br />
macht, ist das eine große Hilfe. (Zeile<br />
101)<br />
I positiv<br />
Richtung Ingenieurwesen<br />
Ich denke, es war schon sehr gut, da<br />
mal reinzuschnuppern in den Bereich.<br />
Was sehr interessant war, waren die<br />
Führungen bei Bosch. Also das hat<br />
schon was geholfen. (Zeile 108-109)<br />
Tabelle 17: Berufsinteresse im Vergleich Auftakt- und Abschlussgespräch (Frage 8, 9)
Anlage 13: Zeitungsartikel Schüler-Ingenieur-Akademie
Artikel 1: „Freitag nachmittags ist Akademie“ vom 1.10.2003 im Reutlinger General-Anzeiger<br />
Artikel 2: „Für Technik begeistern“ im Februar 2004 in der Mitarbeiterzeitung Boschzünder
Artikel 3: „Präsentieren wie die Profis“ vom 21.7.2004 im Reutlinger General-Anzeiger
Anlage 14: Initiativen der Wirtschaft und ihrer Partner zur<br />
Förderung des naturwissenschaftlich-technischen<br />
Nachwuchses<br />
Abbildung 1: Ebene Schule<br />
Abbildung 2: Ebene Lehrer<br />
Abbildung 3: Ebene Schüler
Name Träger Art Kurzinformation<br />
Q-Prozess – Den Qualitäts-<br />
verbesserungsprozess an Schulen<br />
gestalten<br />
• Ministerium für Kultus, Jugend<br />
und Sport Baden-Württemberg<br />
(KM)<br />
• Landesarbeitsgemeinschaft<br />
Schule-Wirtschaft Baden-Würt-<br />
temberg (LAG)<br />
• Stiftung der Deutschen Wirt-<br />
schaft (sdw)<br />
Förderung der Qualitätsentwick-<br />
lung an Schulen<br />
Siemens-Partnerschul-Programm • Siemens AG Schulpartnerschaft, Förderung<br />
Kurs 21 • Institut Unternehmen & Schule<br />
GmbH<br />
MINT-EC • Verein mathematisch-natur-<br />
IHK Schulpreis – Innovative<br />
Konzepte zur Steigerung der<br />
Berufswahlkompetenz 2004<br />
Abbildung 1: Ebene Schule<br />
wissenschaftlicher Excellence-<br />
Center e.V. (MINT-EC e.V.)<br />
• IHK Ulm<br />
der Qualitätsentwicklung an<br />
Schulen<br />
Schulpartnerschaft, Förderung<br />
der Qualitätsentwicklung an<br />
Schulen<br />
Würdigung erreichter Qualitäts-<br />
fortschritte<br />
Würdigung erreichter Qualitäts-<br />
fortschritte<br />
Die Entwicklung der Qualitätsregion Bietigheim-Bissingen ist ein bundesweites Pilotprojekt in dem<br />
Schulen aller Schularten in einem gestuften Verfahren zur selbstständigen Gestaltung des Qualitäts-<br />
verbesserungsprozesses qualifiziert werden. Grundlage und Ausgangspunkt bildet das von Pädagogen<br />
und Vertretern der Wirtschaft entwickelte Evaluationsinstrument „Q-Prozess“, ein EDV gestützter Fragen-<br />
und Kriterienkatalog zur Qualitätsentwicklung an Schulen.<br />
Das Siemens Partnerschul-Programm richtet sich an allgemein bildende Schulen mit mathematisch-<br />
naturwissenschaftlicher und technischer Ausrichtung. Die Schwerpunkte der Zusammenarbeit umfassen<br />
Informationen zu spezifischen Siemens-Themen, Bereitstellen von Unterrichtsmaterialien, praxisver-<br />
bundene Vorbereitung auf die Arbeitswelt, Bestenförderung durch die Auszeichnung von Facharbeiten,<br />
Fortbildungsseminare für Lehrer sowie Netzwerkbildung durch Schulleitertreffen und Regional-<br />
veranstaltungen.<br />
Das Institut Unternehmen und Schule GmbH fördert Lernpartnerschaften zwischen Wirtschafts-<br />
unternehmen und Schulen. Die Schwerpunkte der Zusammenarbeit sind partnerschaftsspezifisch, sollten<br />
aber dem Prinzip der Nachhaltigkeit verpflichtet sein. Das Institut hilft in erster Linie bei der Gründung und<br />
der Gestaltung der Kooperation.<br />
Der Verein mathematisch-naturwissenschaftlicher Excellence-Center fördert Schulen, welche sich<br />
überdurchschnittlich im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich engagieren. Das nach ein-<br />
gehender Prüfung verliehene Prädikat „MINT-Excellence-Center-Schule“ ermöglicht den Zugang zu den<br />
unterschiedlichsten Angeboten des Vereins (z.B. Wochenendakademien für Schüler, Lehrerfortbildung).<br />
Die IHK Ulm hat im Jahr 2004 einen Schulpreis für innovative Konzepte zur Steigerung der Berufswahl-<br />
kompetenz ausgeschrieben. Die Preise gab es für wegweisende Konzepte zur Berufswahlorientierung.
Name Träger Art Beschreibung<br />
Lehrer in der Wirtschaft • Vereinigung der Bayerischen<br />
Wirtschaft e.V. (vbw)<br />
Lehrerfortbildung Gymnasiallehrer arbeiten für ein halbes bzw. ein Jahr im Unternehmen. Während dieser Zeit werden sie<br />
vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus beurlaubt. Die Lehrkräfte werden in erster<br />
Linie in den Bereichen Personal-, Ausbildungs- bzw. Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt.<br />
ZuWAS Fortbildung • Siemens AG Lehrerfortbildung Das mehrtägige Seminar „Zukunft bestehen – Wirtschaft, Arbeitswelt, Schule“ bietet Lehrern Wirtschafts-<br />
Intel® Lehren für die Zukunft der<br />
Intel AG<br />
Lehrersymposium Wasserstoff-<br />
tankstelle<br />
MINT-Fortbildungsreihe für<br />
Lehrer<br />
• Intel AG<br />
• Akademie für Lehrerfort-<br />
bildung Dillingen<br />
wissen und Kenntnisse über die Verzahnung von Wirtschaft, Technologie, Politik und Gesellschaft.<br />
Lehrerfortbildung Schwerpunkt des Fortbildungsprogramms der Firma Intel ist die Integration der neuen Medien in den<br />
Unterricht. In einer 40-stündigen Präsensschulung, die aus 15 Bausteinen zielgruppenspezifisch zu-<br />
sammengestellt werden kann, sollen Lehrkräfte inspiriert werden, die erworbenen Fähigkeiten individuell<br />
und im Team in der täglichen Praxis anzuwenden.<br />
• VDI Bayern Lehrerfortbildung Der VDI Bayern veranstaltet Lehrersymposien für naturwissenschaftliche Fachbetreuer der Gymnasien,<br />
Fachoberschulen und Berufsoberschulen (z.B. Das Wasserstoffprojekt).<br />
• Südwestmetall<br />
• LAG Baden-Württemberg;<br />
• MINT-EC e.V.<br />
GdCH Lehrerfortbildungszentren • Gesellschaft deutscher<br />
Mediensammlung – Ohr, Hören<br />
und Schwerhörigkeit<br />
Chemiker (GdCH);<br />
• <strong>Universität</strong>en<br />
Kunos coole Kunststoff Kiste • Arbeitsgemeinschaft der<br />
Abbildung 2: Ebene Lehrer<br />
Lehrerfortbildung Die MINT Fortbildungsreihe bietet Fortbildungsveranstaltungen für mathematisch-naturwissenschaftliche<br />
Lehrer der höheren Schule. Diese werden von <strong>Universität</strong>sdozenten entwickelt und in Zusammenarbeit mit<br />
den Institutionen der Wirtschaft durchgeführt (z.B. Mathematik – neue Ansätze für den Mathematikunter-<br />
richt am Gymnasium).<br />
Lehrerfortbildung Der GdCH betreibt in Zusammenarbeit mit den <strong>Universität</strong>en Lehrerfortbildungszentren für natur-<br />
wissenschaftliche Lehrer aller Schularten. Das Fortbildungsangebot reicht von fachwissenschaftlichen<br />
Informationen, Praxisübungen bis hin zu Betriebsbesichtigungen.<br />
• Siemens AG Unterrichtsmaterialien Das modular aufgebaute Medienmaterial umfasst rund 550 Einzelmedien (z.B. Sachinformationen, Grafiken,<br />
Animationen, Hörbeispiele, Arbeitsblätter), die das Thema rund ums Hören für Lehrer und Schüler fächer-<br />
deutschen Kunststoffindustrie<br />
als auch schulartenübergreifend abdecken.<br />
Unterrichtsmaterialien Mit denen in der Kunststoff-Kiste zusammengestellten Experimenten werden Grundschüler an das Thema<br />
Kunststoffe herangeführt. Die Kiste enthält alle benötigten Materialien in Klassenstärke.
Name Träger Art Beschreibung<br />
RoboCup • RoboCup Federation<br />
Internationale Physik- und<br />
Chemieolympiade<br />
• AK RoboCup des Arbeitskreises<br />
der Gesellschaft für Informatik<br />
• Leibnitz Institut der Pädagogik<br />
der Naturwissenschaften<br />
• Kultusministerien der Länder<br />
Crazy Robots • Fachhochschule Reutlingen<br />
• Industriepartner<br />
Überregionaler Wettbewerb Auf nationaler und internationaler Ebene treten Schülermannschaften mit ihren autonom agierenden<br />
Robotern zum Fußballspiel an. Gespielt wird in acht Liegen, die sich durch die Robotergröße, die Spieler-<br />
anzahl, die Spielfeldgröße und das Anforderungsprofil an die Roboter unterscheiden.<br />
Überregionaler Wettbewerb Die Internationalen Physik- und Chemieolympiaden sind Wettbewerbe, in denen Schüler der allgemein<br />
bildenden Schulen ihre Leistungen bei der Bearbeitung theoretischer und experimenteller Aufgaben aus<br />
dem Bereich der Physik bzw. der Chemie miteinander messen.<br />
Regionaler Wettbewerb Der nur einmalig im Jahr 1999 durchgeführte Wettbewerb richtete sich an die höheren Schulen in der<br />
Region Reutlingen. Nach einer von der Fachhochschule vorgegebenen Aufgabenstellung bauten und<br />
programmierten Schüler mobile Roboter (Meteoritenschwärme sind auf der Erde niedergegangen!). Auf<br />
einer Abschlussveranstaltung traten die Schülergruppen im Wettkampf gegeneinander an.<br />
Schüler-Ingenieur-Akademie • Südwestmetall Netzwerk Das SIA Projekt richtet sich an naturwissenschaftlich-technisch interessierte Schüler der gymnasialen<br />
TheoPrax • TheoPrax-Zentrum am Frauen-<br />
ParIS – Partnerschaft Industrie-<br />
Schule<br />
hofer Institut für Chemische<br />
Technologie Pfinztal<br />
• Leibnitz Institut der Pädagogik<br />
der Naturwissenschaften<br />
Oberstufe. Sie können sich in regionalen Kooperationen von Schule, Hochschule und Wirtschafts-<br />
unternehmen anhand konkreter Projekte mit den Inhalten der ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge<br />
und den dazugehörigen Berufsfeldern vertraut machen.<br />
Netzwerk/Wettbewerb Im Rahmen des TheoPrax-Projektes übergeben Firmen und öffentliche Einrichtungen unternehmens-<br />
spezifische Forschungs- bzw. Entwicklungsaufträge an das TheoPrax-Zentrum in Pfinztal. Hier werden die<br />
Themen didaktisch aufbereitet und an Schülergruppen weitervermittelt. Drei bis sechs Personen be-<br />
arbeiten diese entweder additiv oder im Rahmen des regulären Unterrichts. Auf Wunsch werden die<br />
Gruppen von professionellen Projektbetreuern begleitet und schrittweise im notwendigen Projekt-<br />
management angeleitet. Erfolgreiche Projekte können den internen TheoPrax-Wettbewerb gewinnen.<br />
Netzwerk/Wettbewerb Im Projekt ParIS arbeiten Schüler in kleinen Gruppen selbstständig an Fragestellungen zu Produkten aus<br />
ihrem Alltag. Die Informationen dazu recherchieren sie im Internet oder bei den Partnerfirmen. Auch Preise<br />
für erfolgreiche Projekte sind ausgeschrieben.<br />
NAT-Working • Robert Bosch Stiftung Netzwerk/Wettbewerb Mit dem Programm NAT-Working soll die Neugier von Schülern an Naturwissenschaften und Technik<br />
Abbildung 3: Ebene Schüler<br />
geweckt werden. Deshalb fördert die Robert Bosch Stiftung die Vermittlung und Pflege von persönlichen<br />
Partnerschaften zwischen in der Forschung tätigen Natur- und Ingenieurwissenschaften, Lehrern und<br />
Schülern. Aktivitäten wie Praktika, Sommerschulen, Schülerkongresse oder Praxisprojekte werden<br />
unterstützt. Erfolgreiche Kooperationen können den NAT-Working Wettbewerb gewinnen.
Persönliche Angaben<br />
Name: Roman Rösch<br />
Lebenslauf<br />
Anschrift: Rollnerstraße 13, 90408 <strong>Nürnberg</strong><br />
Geburtsdatum: 30.9.1970<br />
Geburtsort: Forchheim (Ofr.)<br />
Konfession: katholisch<br />
Staatsangehörigkeit: deutsch<br />
Schulausbildung<br />
1977-1981 Grundschule Ebermannstadt<br />
1981-1990 Gymnasium Fränkische Schweiz<br />
Zivildienst<br />
1990-1991 Klinikum Fränkische Schweiz<br />
Studium<br />
04/1993-07/1996 Studium für das Lehramt an bayerischen<br />
Referendariat<br />
Hauptschulen an der <strong>Universität</strong> <strong>Erlangen</strong>-<strong>Nürnberg</strong><br />
09/1996-09/1998 Lehramtsanwärter an der Senefelder Schule in<br />
Berufstätigkeit<br />
Treuchtlingen<br />
10/1998-06/1999 Projektleiter Vertriebsinnendienst bei der AEG<br />
Hausgeräte GmbH, <strong>Nürnberg</strong><br />
07/1999-07/2002 Trainer und stellvertretende Teamleitung Training bei<br />
der Astrum GmbH, <strong>Erlangen</strong><br />
09/2002-02/2005 Doktorand in der Aus- und Weiterbildung bei der<br />
Robert Bosch GmbH, Reutlingen