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Volltext - OPUS - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

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Förderung des Interesses an Naturwissenschaft und<br />

Technik: Entwicklung, Erprobung und Evaluation eines<br />

Gesamtkonzeptes für das allgemein bildende Gymnasium<br />

in Zusammenarbeit von Schule und Wirtschaft<br />

Inauguraldissertation<br />

an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät<br />

der <strong>Friedrich</strong>-<strong>Alexander</strong>-<strong>Universität</strong><br />

<strong>Erlangen</strong>-<strong>Nürnberg</strong><br />

vorgelegt von<br />

Roman Rösch<br />

aus<br />

Forchheim/Oberfranken<br />

D29


Tag der mündlichen Prüfung: 24. Februar 2006<br />

Dekanin: <strong>Universität</strong>sprofessorin Prof. Dr. Claudia Kugelmann<br />

Erstgutachter: <strong>Universität</strong>sprofessor Dr. Dieter Spanhel<br />

Zweitgutachter: <strong>Universität</strong>sprofessor Dr. Peter Pfeifer


Vorwort<br />

Vor über zwei Jahren trat ich meine Promotionsstelle bei der Robert Bosch GmbH in<br />

Reutlingen an. Nach meiner Ausbildung zum Hauptschullehrer und einer drei-<br />

jährigen Tätigkeit als Dozent in einem Softwareunternehmen reizte es mich, meine<br />

Erfahrungen aus Schule und Wirtschaft in eine wissenschaftliche Untersuchung<br />

einzubringen. Ohne die Förderung durch die Robert Bosch GmbH hätte ich dieses<br />

Vorhaben nicht angehen und realisieren können. Besonderen Dank schulde ich<br />

deshalb Hans-Dieter Krey, dem damaligen Leiter der Aus- und Weiterbildung in<br />

Reutlingen, der die vorliegende Dissertation im Hause Bosch möglich machte.<br />

Danken möchte ich aber auch Prof. Dr. Dieter Spanhel, der sich von universitärer<br />

Seite auf das Vorhaben einließ und die Arbeit betreute.<br />

Meine anfänglichen Bedenken hinsichtlich mehrerer Jahre „einsamer Forschungs-<br />

tätigkeit“ wurden bald zerstreut. Die Konzeption der Promotion als offenes<br />

Entwicklungsprojekt zur Förderung des naturwissenschaftlich-technischen Nach-<br />

wuchses erforderte vielfältige Kooperationen. Diese Zusammenarbeit mit engagierten<br />

Partnern aus Betrieb, Schule, Hochschule und Verband war verantwortlich für den<br />

Projekterfolg. Alle Beteiligten aufzuzählen würde den Rahmen des Vorwortes<br />

sprengen. Herausstellen möchte ich jedoch die Lehrerinnen und Lehrer des <strong>Friedrich</strong>-<br />

Schiller-Gymnasiums in Pfullingen, die als schulische Partner das Promotions-<br />

vorhaben überhaupt möglich machten. Weit über das „normale“ Maß hinaus<br />

engagierte sich Gerhard Hartmann, der die Rolle des Verbindungslehrers wahrnahm.<br />

Wertvolle Unterstützung erfuhr ich von den Mitarbeitern der Ausbildungsabteilung<br />

der Robert Bosch GmbH, dem Fachbereich Mechatronik der Fachhochschule Reut-<br />

lingen und dem Verband Südwestmetall.<br />

Bei der Erstellung der Dissertation habe ich mich um Verständlichkeit bemüht. Kurz-<br />

zusammenfassungen zu den Haupt- und einigen Unterkapiteln erlauben einen<br />

Überblick über die wesentlichen Inhalte der Arbeit. Überleitungsfragen zwischen den<br />

Kapiteln sollen den Argumentationszusammenhang verdeutlichen. Nicht immer ließ<br />

es sich durchhalten, die weibliche zusammen mit der männlichen Form zu<br />

verwenden. Wenn also im Folgenden von Lehrern, Schülern etc. gesprochen wird,<br />

sind natürlich beide Geschlechter gemeint. Diese rein pragmatische Entscheidung<br />

steht inhaltlich in keinem Zusammenhang zur vorliegenden Arbeit.<br />

Roman Rösch <strong>Nürnberg</strong> im Juli 2005


1 Einleitung<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1.1 Die Initiative der Robert Bosch GmbH ................................................................... 1<br />

1.2 Die Fragestellung der Arbeit ................................................................................... 2<br />

1.3 Der Aufbau der Arbeit.............................................................................................. 4<br />

2 Ausgangssituation und Problemdarstellung<br />

2.1 Die Entwicklung der natur- und ingenieurwissenschaftlichen Studienan-<br />

fänger- bzw. Studienabsolventenzahlen ............................................................... 7<br />

2.1.1 Die Studienanfängerzahlen ......................................................................................................... 7<br />

2.1.2 Die Studienabsolventenzahlen.................................................................................................10<br />

2.1.3 Erklärungsversuche ......................................................................................................................12<br />

2.2 Das Interesse als entscheidende Variable bei der Studienfach- und Leistungs-<br />

kurswahl .................................................................................................................. 15<br />

2.2.1 Das Interesse als entscheidende Variable bei der Studienfachwahl ............................15<br />

2.2.2 Das Interesse als entscheidende Variable bei der Leistungskurswahl.........................17<br />

2.3 Zusammenfassung ................................................................................................. 21<br />

3 Interessenförderung als Antwort auf die Nachwuchsprobleme im natur-<br />

wissenschaftlich-technischen Bereich<br />

3.1 Stand der pädagogisch-psychologischen Interessenforschung und Begriffs-<br />

definitionen............................................................................................................. 23<br />

3.1.1 Überblick über die Geschichte der Interessenforschung.................................................23<br />

3.1.2 Das Interesse...................................................................................................................................25<br />

3.1.3 Der Interessengegenstand.........................................................................................................29<br />

3.1.4 Die Theorien der Interessenentwicklung ..............................................................................31<br />

3.1.5 Einflussfaktoren bei der Entwicklung von naturwissenschaftlich-technischen<br />

Interessen.........................................................................................................................................36<br />

3.1.6 Zusammenfassung .......................................................................................................................42


3.2 Empirische Befunde über Schülerinteressen in Naturwissenschaft und<br />

Technik..................................................................................................................... 44<br />

3.2.1 Die Fachinteressen in Naturwissenschaft und Technik.....................................................44<br />

3.2.2 Die Sachinteressen in Naturwissenschaft und Technik ....................................................46<br />

3.2.3 Der Zusammenhang zwischen Fach- und Sachinteressen..............................................48<br />

3.2.4 Zusammenfassung .......................................................................................................................50<br />

3.3 Möglichkeiten zur Förderung naturwissenschaftlich-technischer Interessen<br />

in der Schule............................................................................................................ 51<br />

3.3.1 Die Bedeutung der Schule für die Schülerinteressen........................................................51<br />

3.3.2 Die Bedeutung der Lehrkraft für die Schülerinteressen...................................................52<br />

3.3.3 Die Bedeutung des Unterrichts für die Schülerinteressen ..............................................54<br />

3.3.4 Die Bedeutung der Mädchenförderung für die Schülerinteressen ..............................59<br />

3.3.5 Zusammenfassung .......................................................................................................................61<br />

4 Praxiszentrierte Evaluation als Antwort auf die Diskrepanz zwischen<br />

der Unterrichtspraxis und den Ergebnissen der Interessenforschung<br />

4.1 Die Notwendigkeit praxiszentrierter Evaluation ................................................ 63<br />

4.1.1 Die Umsetzung der Ergebnisse der Interessenforschung im Schulalltag ..................63<br />

4.1.2 Die Umorientierung der pädagogischen Interessenforschung.....................................65<br />

4.2 Die Planung des Entwicklungsprojektes als praxiszentrierte Evaluations-<br />

studie ....................................................................................................................... 67<br />

4.2.1 Die Vorgehensweise bei der Planung des Entwicklungsprojektes ...............................67<br />

4.2.2 Die Ziele des Entwicklungsprojektes......................................................................................68<br />

4.3 Die Rahmenbedingungen bei der Durchführung des Entwicklungspro-<br />

jektes........................................................................................................................ 70<br />

4.3.1 Die Bedingungen für das Entwicklungsprojekt am Gymnasium ..................................70<br />

4.3.2 Die Bedingungen für das Entwicklungsprojekt im konkreten Schulalltag ................71<br />

4.4 Die Bedeutung des Entwicklungsprojektes in der aktuellen pädagogischen<br />

Diskussion ............................................................................................................... 74<br />

4.4.1 Die Bedeutung des Entwicklungsprojektes für die Interessenförderung als<br />

Bildungsziel .....................................................................................................................................74


4.4.2 Die Bedeutung des Entwicklungsprojektes für die Professionalität der Lehr-<br />

kräfte..................................................................................................................................................75<br />

4.4.3 Die Beitrag des Entwicklungsprojektes für den Schulentwicklungsprozess.............76<br />

4.4.4 Der Beitrag des Entwicklungsprojektes zur Gestaltung der bildungspolitischen<br />

Reformansätze................................................................................................................................78<br />

4.5 Zusammenfassung ................................................................................................. 80<br />

5 Das Konzept der responsiven Evaluation als methodologischer Bezugs-<br />

rahmen<br />

5.1 Die Methode der responsiven Evaluation............................................................ 82<br />

5.2 Die Phasen des Entwicklungsprojektes gemäß der responsiven Evaluation .. 84<br />

5.2.1 Gegenstandsbestimmung .........................................................................................................84<br />

5.2.2 Informationsbeschaffung...........................................................................................................87<br />

5.2.3 Ergebniseinspeisung....................................................................................................................88<br />

5.3 Die Bewertung des Evaluationsmodells .............................................................. 89<br />

5.4 Zusammenfassung ................................................................................................. 91<br />

6 Der Ablauf des Entwicklungsprojektes<br />

6.1 Die Ausgangslage................................................................................................... 92<br />

6.1.1 Die Beschreibung der Ausgangslage an der Schule..........................................................92<br />

6.1.2 Die Beziehungen zur Robert Bosch GmbH...........................................................................93<br />

6.1.3 Zusammenfassung und Bewertung........................................................................................95<br />

6.2 Die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen im Schuljahr 2002/03 ......... 97<br />

6.2.1 Die Projektsituation im Schuljahr 2002/03 ...........................................................................97<br />

6.2.2 Die Schaffung der Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Zusammen-<br />

arbeit .................................................................................................................................................98<br />

6.2.3 Die Gewinnung der Physiklehrer zur Teilnahme am Entwicklungsprojekt................99<br />

6.2.4 Die Gründung der Arbeitsgruppen.......................................................................................101<br />

6.2.5 Die Festlegung der Evaluationsinstrumente......................................................................104<br />

6.2.6 Öffentlichkeitsarbeit...................................................................................................................107


6.2.7 Zusammenfassung und Bewertung......................................................................................108<br />

6.3 Die Entwicklung der interessenfördernden Maßnahmen im Schuljahr<br />

2003/04 .................................................................................................................. 111<br />

6.3.1 Die Projektsituation im Schuljahr 2003/04 .........................................................................111<br />

6.3.2 Die Arbeit in den Arbeitsgruppen .........................................................................................112<br />

6.3.3 Die Maßnahmen zur Interessenförderung..........................................................................115<br />

6.3.4 Die Durchführung der Evaluation..........................................................................................116<br />

6.3.5 Öffentlichkeitsarbeit...................................................................................................................118<br />

6.3.6 Zusammenfassung und Bewertung......................................................................................120<br />

6.4 Die Auswertung und Implementierung der Maßnahmen im Schulhalbjahr<br />

2004........................................................................................................................ 123<br />

6.4.1 Die Projektsituation im letzten Schulhalbjahr 2004 ........................................................123<br />

6.4.2 Die Weiterführung der Arbeitsgruppen ..............................................................................123<br />

6.4.3 Die dauerhafte Implementierung der Maßnahmen in den Schulalltag....................124<br />

6.4.4 Berichterstattung ........................................................................................................................126<br />

6.4.5 Öffentlichkeitsarbeit...................................................................................................................126<br />

6.4.6 Zusammenfassung und Bewertung......................................................................................127<br />

7 Die Evaluationsergebnisse des Projektes Naturphänomene<br />

7.1 Die Beschreibung des Projektergebnisses ........................................................ 129<br />

7.1.1 Das Gesamtprojekt .....................................................................................................................129<br />

7.1.2 Die Unterrichtssequenz Elektrizität.......................................................................................130<br />

7.1.3 Zusammenfassung und Bewertung......................................................................................133<br />

7.2 Die Befunde der Schülerbefragung.................................................................... 135<br />

7.2.1 Die Vorgehensweise bei der Datenerhebung....................................................................135<br />

7.2.2 Die Vorgehensweise bei der Datenauswertung................................................................140<br />

7.2.3 Die Interessenstruktur der Teilnehmer.................................................................................143<br />

7.2.4 Der Einfluss der Maßnahme auf die Interessenstruktur .................................................151<br />

7.2.5 Zusammenfassung und Bewertung......................................................................................156


7.3 Die Befunde der Lehrerbefragung...................................................................... 158<br />

7.3.1 Die Vorgehensweise bei der Datenerhebung....................................................................158<br />

7.3.2 Die Vorgehensweise bei der Datenauswertung................................................................158<br />

7.3.3 Die Maßnahme aus Lehrersicht..............................................................................................160<br />

7.3.4 Die Übertragbarkeit der interessenfördernden Kriterien auf den regulären<br />

naturwissenschaftlichen Unterricht......................................................................................164<br />

7.3.5 Die Arbeit der Planungsgruppe..............................................................................................165<br />

7.3.6 Möglichkeiten der Wirtschaft zur Unterstützung eines interessenfördernden<br />

Unterrichts.....................................................................................................................................167<br />

7.3.7 Zusammenfassung und Bewertung......................................................................................170<br />

8 Die Evaluationsergebnisse des Projektes Schüler-Ingenieur-Akademie<br />

8.1 Die Beschreibung des Projektergebnisses ........................................................ 172<br />

8.1.1 Das Gesamtprojekt .....................................................................................................................172<br />

8.1.2 Das Teilprojekt Netzgerätebau ...............................................................................................173<br />

8.1.3 Zusammenfassung und Bewertung......................................................................................176<br />

8.2 Die Befunde der Schülerbefragung.................................................................... 178<br />

8.2.1 Vorgehensweise bei der Datenerhebung ...........................................................................178<br />

8.2.2 Vorgehensweise bei der Datenauswertung .......................................................................180<br />

8.2.3 Die Interessenstruktur der Teilnehmer.................................................................................182<br />

8.2.4 Die Rahmenbedingungen im Gesamtprojekt unter interessenfördernden<br />

Gesichtspunkten..........................................................................................................................188<br />

8.2.5 Das Teilprojekt Netzgerätebau unter interessenfördernden Gesichtspunkten .....190<br />

8.2.6 Das Teilprojekt Mikrocontrollerprogrammierung unter interessenfördernden<br />

Gesichtspunkten..........................................................................................................................193<br />

8.2.7 Der Einfluss der Maßnahme auf die Interessenstruktur .................................................195<br />

8.2.8 Zusammenfassung und Bewertung......................................................................................201<br />

8.3 Die Befunde der Lehrerbefragung...................................................................... 203<br />

8.3.1 Die Vorgehensweise bei der Datenerhebung....................................................................203<br />

8.3.2 Die Vorgehensweise bei der Datenauswertung................................................................203


8.3.3 Die Maßnahme aus Lehrersicht..............................................................................................204<br />

8.3.4 Die Übertragbarkeit der interessenfördernden Kriterien auf den regulären<br />

naturwissenschaftlichen Unterricht......................................................................................206<br />

8.3.5 Die Arbeit der Planungsgruppe..............................................................................................207<br />

8.3.6 Möglichkeiten der Wirtschaft zur Unterstützung eines interessenfördernden<br />

Unterrichts.....................................................................................................................................209<br />

8.3.7 Zusammenfassung und Bewertung......................................................................................211<br />

9 Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse<br />

9.1 Zentrale Erkenntnisse zur Weiterentwicklung der Interessenforschung....... 213<br />

9.2 Die Übertragbarkeit des Gesamtkonzeptes auf andere Schulen.................... 218<br />

9.3 Der Einsatz der responsiven Evaluation zur Beantwortung der Forschungs-<br />

fragen..................................................................................................................... 221<br />

10 Konsequenzen aus dem Entwicklungsprojekt<br />

10.1 Empfehlungen an die Schule für eine Neuausrichtung des naturwissen-<br />

schaftlichen Unterrichts unter interessenfördernden Gesichtspunkten ....... 222<br />

10.1.1 Begründung des Handlungsbedarfes ..................................................................................222<br />

10.1.2 Empfehlungen an die Schulbehörden zur Schaffung geeigneter Rahmenbedin-<br />

gungen für einen interessenfördernden naturwissenschaftlichen Unterricht.......223<br />

10.1.3 Empfehlungen an die Schulleitungen zur Unterstützung eines interessen-<br />

fördernden naturwissenschaftlichen Unterrichts ............................................................228<br />

10.1.4 Empfehlungen an die Lehrkräfte zur Durchführung eines interessenfördernden<br />

naturwissenschaftlichen Unterrichts....................................................................................229<br />

10.2 Empfehlungen an die Wirtschaft zur Unterstützung der Bemühungen um<br />

einen interessenfördernden naturwissenschaftlichen Unterricht ................. 231<br />

10.2.1 Begründung des Handlungsbedarfes ..................................................................................231<br />

10.2.2 Bildungspolitische Einflussnahme.........................................................................................232<br />

10.2.3 Unterstützung schulischer Veränderungsprozesse .........................................................232<br />

10.2.4 Unterstützung der naturwissenschaftlichen Lehrkräfte ................................................233<br />

10.3 Empfehlungen an die Wirtschaft zur Neugestaltung der Nachwuchswerbung<br />

unter interessenfördernden Gesichtspunkten.................................................. 236


10.3.1 Begründung des Handlungsbedarfes ..................................................................................236<br />

10.3.2 Direkte Angebote an Schüler unter interessenfördernden Gesichtspunkten ........237<br />

10.3.3 Die Durchführung gemeinsamer Projekte mit Schulen .................................................240<br />

11 Resümee......................................................................................................244<br />

Literaturverzeichnis .............................................................................................245<br />

Anhang...................................................................................................................258


1 Einleitung<br />

1.1 Die Initiative der Robert Bosch GmbH<br />

Die vorliegende Arbeit wurde im Rahmen einer Industriepromotion im Auftrag der<br />

Abteilung Aus- und Weiterbildung der Robert Bosch GmbH am Standort Reutlingen<br />

angefertigt. Die Robert Bosch GmbH gehört mit weltweit etwa 232.000 Mitabeitern<br />

und einem Umsatz von ungefähr 36,3 Milliarden Euro im Jahre 2003 zu den größten<br />

Industrieunternehmen in der Bundesrepublik Deutschland. Das Arbeitsfeld der<br />

Boschgruppe umfasst viele Bereiche. Traditionelles Erzeugnisgebiet ist vor allem die<br />

Kraftfahrzeugtechnik. Auch der Standort Reutlingen als Zentrale des Geschäfts-<br />

bereiches Automobilelektronik (AE) ist ein Standort der Kraftfahrzeugtechnik. Seit<br />

ungefähr vier Jahrzehnten entwickelt und fertigt Bosch am Standort Reutlingen<br />

mikromechanische Sensoren, elektronische Steuergeräte und Halbleiterbauelemente<br />

für den Einsatz in Kraftfahrzeugen. Mit über 6.000 Mitarbeitern und insgesamt ca.<br />

300 Auszubildenden ist der Standort Reutlingen von großer Bedeutung für den<br />

regionalen und überregionalen Arbeits- und Ausbildungsmarkt.<br />

Die Abteilung Aus- und Weiterbildung ist für ein umfangreiches Weiterbildungs-<br />

programm und die Betreuung der Auszubildenden zuständig. Im Rahmen der so<br />

genannten Vorfeldakquise ist auch die Nachwuchssicherung ein wichtiges Aufgaben-<br />

feld. So pflegt die Abteilung die unterschiedlichsten Hochschulkontakte (z.B. Teil-<br />

nahme an Hochschulmessen, Vergabe von Hochschulpraktika, Ausschreibung von<br />

Diplomarbeiten und Stipendien). Aufgrund der Beschäftigungsstruktur am Standort<br />

Reutlingen mit seinen zahlreichen Entwicklungsabteilungen stehen hier in erster<br />

Linie die ingenieurwissenschaftlichen und naturwissenschaftlichen Studienrichtungen<br />

im Mittelpunkt. Vor allem Physiker, Elektrotechniker und Informatiker werden<br />

gebraucht.<br />

Die in der zweiten Hälfte der 90er Jahre stark rückläufigen Absolventenzahlen bei<br />

den Natur- und Ingenieurwissenschaften, die wohl nur aufgrund der damals allgemein<br />

schlechten Wirtschaftslage zu keiner echten Mangelsituation am Arbeitsmarkt<br />

geführt haben (vgl. Karle 2003), leiteten hier ein Um- bzw. Weiterdenken ein. So<br />

geriet die höhere Schule als ein „Zulieferer“ für die naturwissen- und ingenieur-<br />

wissenschaftlichen Studiengänge zunehmend in den Blickwinkel möglicher Gegen-<br />

maßnahmen.<br />

Auch die Robert Bosch GmbH am Standort Reutlingen pflegt bereits seit längerem<br />

Kontakte zu den Schulen der Region. Die Stadt Reutlingen besitzt allein vier<br />

1


allgemein bildende Gymnasien. Hinzu kommt noch das <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymna-<br />

sium der angrenzenden Gemeinde Pfullingen, so dass sich insgesamt fünf Gymnasien<br />

im engeren Einzugsgebiet des Standortes befinden. Auch ein Großteil der Mit-<br />

arbeiterkinder besucht eine dieser fünf Schulen.<br />

Im Laufe der Jahre kam es zu einem engen Austausch zwischen der Robert Bosch<br />

GmbH und dem <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium. Getragen wurden diese ersten<br />

Kontakte zunächst vom Direktor des <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasiums und dem<br />

Abteilungsleiter der Aus- und Weiterbildung. Die Sorge um das Ansehen der natur-<br />

wissenschaftlichen Fächer und die Qualität des naturwissenschaftlichen Unterrichts<br />

entwickelte sich bald zum zentralen Anliegen beider Parteien. So bestand auf Seiten<br />

der Robert Bosch GmbH der Wunsch, Wege aufzuzeigen, wie durch eine Stützung<br />

der naturwissenschaftlichen Fachbereiche in der Schule langfristig auf zukünftige<br />

Nachwuchsmängel in den natur- und ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen reagiert<br />

werden kann. Vom <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium wurde neben einer Öffnung der<br />

Schule bzw. einer schulspezifischen Profilbildung eine Stärkung des naturwissen-<br />

schaftlichen Zweiges gewünscht.<br />

Damit war der Rahmen für eine mögliche Zusammenarbeit festgelegt. Zu deren<br />

Gestaltung wurden von beiden Seiten Personaleinstellungen vorgenommen. So wurde<br />

vom <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium eine Stelle für einen Physiklehrer ausgeschrieben,<br />

die den Ausbau der Kooperationsbeziehung beinhaltete. Für das Vorhaben konnte ein<br />

Lehrer aus einer benachbarten Gemeinde gewonnen werden, der ab dem Schuljahr<br />

2002/03 zur Verfügung stand. Auf Seiten der Robert Bosch GmbH wurde eine<br />

Promotionsstelle genehmigt, die der Verfasser der vorliegenden Arbeit, ebenfalls zu<br />

Schuljahresbeginn, antrat.<br />

1.2 Die Fragestellung der Arbeit<br />

Fragt man nach dem Zustand der naturwissenschaftlichen Bildung an deutschen<br />

Gymnasien, so beschreiben internationale Leistungsstudien wie die TIMS- oder die<br />

PISA-Studie ein eher ernüchterndes Bild. Eine starke Fakten- und Wissens-<br />

orientierung, eine zu geringe Betonung von Verstehen, Versprachlichen, Modellieren,<br />

Anwenden und Problemlösen und eine Vernachlässigung der naturwissenschaftlichen<br />

Prozesse bzw. des Verständnisses der Besonderheiten der Naturwissenschaften im<br />

Unterricht haben zu ungenügenden Ergebnissen im kognitiven Bereich geführt<br />

(Prenzel 2002, S. 35). Aber auch die Verwirklichung nicht-kognitiver Lernziele, wie<br />

der Aufbau eines langfristigen Interesses an den naturwissenschaftlichen Fachgebieten<br />

2


und ihren Inhalten, wird nur bei wenigen Schülern erreicht. Gerade dieser<br />

Sachverhalt stellt sich als problematisch für das Anliegen der Robert Bosch GmbH<br />

heraus. So haben soziologische und psychologische Studien die besondere Bedeutung<br />

des Interesses bei der Studienfachwahl festgestellt (Krapp 1993, S. 3-5; Müller 2001,<br />

S. 70-75). Hier bilden die naturwissenschaftlich-technischen Studiengänge keine Aus-<br />

nahme.<br />

Auch die erziehungswissenschaftlichen Disziplinen setzten sich spätestens seit Beginn<br />

der 80er Jahre intensiver mit dem Interessenbegriff auseinander. Ausgelöst durch die<br />

Erkenntnisse der so genannten „pädagogischen Interessenforschung“ haben vor allem<br />

die naturwissenschaftlichen Fachdidaktiken eine Vielzahl von empirischen Studien<br />

bzw. Untersuchungen vorgelegt, die Möglichkeiten zur Förderung des naturwissen-<br />

schaftlich-technischen Interesses in Schule und Unterricht eruierten (H. Conrads/A.<br />

Conrads 1992; Bettge/Hannover 1993; Oßwald 1995; Hartinger 1997; Hoffmann u.a.<br />

1997; Hansen/Klinger 1998; Vogt u.a. 1999; Mammes 2001; Berger 2002; Schminke<br />

2003). Andererseits scheint der aktuelle naturwissenschaftliche Unterricht kaum von<br />

diesen Forschungsergebnissen zu profitieren.<br />

Ziel der vorliegenden Arbeit ist es deshalb, nicht im Sinne einer Grund-<br />

lagenforschung weitere Erkenntnisse zu produzieren, sondern Wege aufzuzeigen, wie<br />

bereits gewonnene Forschungsergebnisse auch in der Praxis wirksam werden können.<br />

Dazu darf die Erziehungswissenschaft sich nicht als ein System genereller Gesetzes-<br />

aussagen definieren, sondern als Wissenschaft, die dem Praktiker Werkzeuge an die<br />

Hand gibt, welche ihm ein fundiertes Handeln in Praxisbezügen erlauben (vgl.<br />

König/Zedler 2002, S. 242). Um solche Interventionsmethoden zur Verfügung zu<br />

stellen ist Evaluationsforschung notwendig. Die Dissertation wird deshalb als<br />

praxiszentrierte Evaluationsstudie geplant. Da bisher kaum fertig ausgearbeitete und<br />

in der Praxis evaluierte Konzepte zur Förderung des naturwissenschaftlich-<br />

technischen Interesses an der höheren Schule vorliegen, ergibt sich unter Einbe-<br />

ziehung der oben beschriebenen Kooperation zwischen der Robert Bosch GmbH<br />

und dem <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium folgende übergeordnete Forschungsfrage:<br />

Wie lassen sich in Zusammenarbeit von Schule und Wirtschaft geeignete Maßnahmen zur<br />

Förderung des naturwissenschaftlich-technischen Interesses an allgemein bildenden<br />

Gymnasien entwickeln, erproben und dauerhaft in den Schulalltag integrieren?<br />

Methodisch erforderte die wissenschaftliche Begleitung zur Beantwortung dieser<br />

Forschungsfrage ein sehr differenziertes Vorgehen. Ähnlich wie in großen staatlich<br />

3


finanzierten Modellversuchen, wie zum Beispiel dem „Modellversuch zur Steigerung<br />

der Effizienz des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts“ (vgl. Bund-<br />

Länder-Komission [BLK] 1997; Prenzel 2003), stellte sich dem Verfasser der vorliegen-<br />

den Arbeit die Frage, wie eine solche wissenschaftliche Begleitforschung aussehen<br />

könnte. So hat, laut einer Informationsschrift der Bund-Länder-Kommission, die<br />

wissenschaftliche Begleitung, „die Durchführung von Modellversuchen zu unter-<br />

stützen und die Auswirkungen der Reformmaßnahmen zu analysieren und zu<br />

beschreiben“ (1974, S. 4). Auch für die vorliegende Dissertation stand schnell fest,<br />

dass die inhaltliche Konzeptualisierung, die Beratung und die Evaluation zentrale<br />

Bestandteile einer wissenschaftlichen Begleitung sein mussten. Hinzu kam aber noch,<br />

dass ein Teil der Maßnahmen zur Förderung des naturwissenschaftlich-technischen<br />

Nachwuchses vom Forscher mitentwickelt und auch durchgeführt werden sollten.<br />

Vor diesem Hintergrund musste für das Projekt ein eigener Ansatzpunkt der<br />

wissenschaftlichen Begleitung gefunden werden. So wurde das gemeinsame Vorhaben<br />

im Sinne einer intervenierenden Begleitforschung als offenes Entwicklungsprojekt<br />

konzipiert. Ziel war es, Maßnahmen zur Förderung naturwissenschaftlich-tech-<br />

nischen Nachwuchses unter den konkreten Bedingungen des Schulalltags mit den<br />

Verantwortlichen zu entwickeln, die Prozesse der Entwicklung und Umsetzung der<br />

Maßnahmen genau zu beobachten bzw. zu beschreiben und mögliche Auswirkungen<br />

auf Schüler, Lehrer, Schule und sonstige Beteiligte zu erfassen. Bei Erfolg musste dafür<br />

Sorge getragen werden, die Voraussetzungen für eine langfristige Integration der<br />

Innovationen in den Schulalltag zu schaffen. Der Forscher war mehr oder weniger<br />

intensiv an allen Phasen des Projektes beteiligt. Dabei war eine erhebliche<br />

Rollenflexibilität gefordert. So wurden von ihm im Laufe des Entwicklungsprojektes<br />

die unterschiedlichsten Rollen − vom Initiator, Entwickler, Informationsbeschaffer,<br />

Berater, Fortbilder, Organisator, Evaluator bis hin zum Motivator − eingenommen.<br />

Dieses fiel nicht immer leicht und führte auch aufgrund des engen Zeitrahmens von<br />

zwei Jahren praktischer Arbeit im Feld und einem halben Jahr Auswertung und<br />

Ergebnissicherung zu den ein oder anderen Abstrichen.<br />

1.3 Der Aufbau der Arbeit<br />

Das folgende zweite Kapitel beschreibt die Ausgangssituation und Problemdarstellung<br />

aus Sicht des Auftraggebers der vorliegenden Arbeit. Die Darstellung der Ent-<br />

wicklung der naturwissenschaftlich-technischen Studienanfänger und -absolventen-<br />

zahlen seit dem Jahr 1990 verdeutlicht die problematische Versorgung des deutschen<br />

4


Arbeitsmarktes mit naturwissenschaftlich-technischen Nachwuchskräften. Um zu-<br />

künftige Mangelsituationen zu vermeiden, empfiehlt die Dissertation eine frühzeitige<br />

wie auch kontinuierliche Interessenförderung, die sich nachhaltig auf das Studien-<br />

und Berufswahlverhalten der Schulabgänger auswirken sollte.<br />

Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit dem Interessenbegriff aus Sicht der pädago-<br />

gischen Psychologie. Erste Erkenntnisse, wie sich langfristige Interessenstrukturen<br />

aufbauen lassen, werden für Schule und Unterricht durch die Forschungsergebnisse<br />

der naturwissenschaftlichen Fachdidaktiken verdeutlicht. Abschließend können so<br />

empirisch abgesicherte Kriterien zur Förderung naturwissenschaftlich-technischer<br />

Interessen aufgelistet werden.<br />

Ausgehend von einem kritischen Vergleich des aktuell praktizierten naturwissen-<br />

schaftlichen Unterrichts mit den Bedingungen für einen interessenfördernden<br />

Unterricht erfolgt im vierten Kapitel eine Einordnung der Arbeit in den<br />

gegenwärtigen Forschungsstand. Die Entscheidung, das Dissertationsvorhaben als<br />

praxiszentrierte Evaluationsstudie, in dessen Mittelpunkt ein Entwicklungsprojekt<br />

zur Förderung naturwissenschaftlich-technischer Interessen steht, durchzuführen,<br />

ermöglicht eine differenzierte Festlegung der Ziele bzw. Forschungsfragen. Auch<br />

wird bereits ein erster Einblick in die methodische Vorgehensweise gewährt.<br />

Weiterhin lässt sich die besondere Bedeutung der Untersuchung im Kontext der<br />

aktuellen pädagogischen Diskussion aufzeigen.<br />

Das fünfte Kapitel konkretisiert die wissenschaftliche Begleitforschung im Entwick-<br />

lungsprojekt. Das Modell der responsiven Evaluation erweist sich als geeignetes<br />

methodisches Verfahren zur Beantwortung der Forschungsfragen. So kann eine erste<br />

Planung des Projektablaufes gemäß der Stufen einer responsiven Evaluation vorge-<br />

nommen werden.<br />

Inwieweit diese Planung dem tatsächlichen Projektablauf entspricht, schildert das<br />

sechste Kapitel. Es gibt einen Überblick über die zweieinhalb Jahre des Entwick-<br />

lungsprojektes und erste Hinweise darauf, welche Rahmenbedingungen für dessen<br />

Erfolg ausschlaggebend waren.<br />

Die Kapitel sieben und acht beschreiben die Evaluationsergebnisse in Anlehnung an<br />

die beiden Hauptvorhaben (Neugestaltung des Faches Naturphänomene, Einrichtung<br />

einer Schüler-Ingenieur-Akademie) des Entwicklungsprojektes. Die Schülerbe-<br />

fragungen geben dabei Auskunft über deren interessenfördernde Wirkung. Die<br />

Lehrerbefragungen können ihren Entstehungsprozess aufklären.<br />

5


Unter Berücksichtigung der Evaluationsergebnisse versucht das neunte Kapitel eine<br />

Zusammenstellung der im Laufe des Entwicklungsprojektes gewonnenen Erkennt-<br />

nisse. Auch wird der Frage nachgegangen, wie sich diese Erkenntnisse auf andere<br />

Schulen, die ebenfalls eine Stärkung der naturwissenschaftlichen Fachbereiche planen,<br />

übertragen lassen. Eine kritische Würdigung der im Rahmen des Vorhabens ein-<br />

gesetzten Forschungsmethode schließt die Ausführungen ab.<br />

Ausgehend von diesen zusammenfassenden Erkenntnissen formuliert die Dissertation<br />

im letzten Kapitel Empfehlungen zur Neuausrichtung des naturwissenschaftlichen<br />

Unterrichts unter interessenfördernden Gesichtspunkten. Sie richten sich an<br />

bildungspolitische Einrichtungen ebenso wie an Schulen und Lehrkräfte. Auch die<br />

Institutionen der Wirtschaft können auf allen drei Ebenen beeinflussend bzw. unter-<br />

stützend wirken. Hierzu werden abschließend Handlungsmöglichkeiten dargestellt.<br />

6


2 Ausgangssituation und Problemdarstellung<br />

2.1 Die Entwicklung der natur- und ingenieurwissen-<br />

schaftlichen Studienanfänger- bzw. Studienabsolven-<br />

tenzahlen<br />

2.1.1 Die Studienanfängerzahlen<br />

Im Jahr 2003 entschieden sich in Deutschland nach Daten des Statistischen<br />

Bundesamtes (Fachserie 11, Reihe 4.3.1, Nichtmonetäre hochschulstatistische Kenn-<br />

zahlen) die meisten Studienanfänger 1 für ein Studium der Fächergruppe der Rechts-,<br />

Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Mit fast 169.000 Studienanfängern im ersten<br />

Fachsemester hatte diese Fächergruppe einen Anteil von 32 % an allen Studien-<br />

anfängern. 13 Jahre zuvor begannen lediglich 115.171 ein rechts-, wirtschafts- bzw.<br />

sozialwissenschaftliches Studium. Damit konnte die Fächergruppe ihren Anteil an<br />

allen Studienanfängern weitgehend halten bzw. sogar um 1 % ausbauen.<br />

180000<br />

160000<br />

140000<br />

120000<br />

100000<br />

80000<br />

60000<br />

40000<br />

20000<br />

0<br />

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />

168521<br />

128611<br />

98226<br />

87600<br />

Ingenieurwissenschaften<br />

Naturwissenschaften, Mathematik<br />

Sprach-und Kulturwissenschaften, Sport<br />

Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften<br />

Human- und Veterinärmedizin<br />

Agrar-, Forst- und Ernährungswirtschaft<br />

Kunst und Kunstwissenschaft<br />

Abbildung 1: Studienanfänger 1. Fachsemester nach Fächergruppen -– Hochschulen insgesamt (ab<br />

1993 mit neuen Bundesländern)<br />

Im Gegensatz zu dieser Erfolgsgeschichte entwickelten sich die Studienanfänger-<br />

zahlen in der Fächergruppe Mathematik/Naturwissenschaften und in den Ingenieur-<br />

wissenschaften weit weniger eindeutig. So konnte die Fächergruppe Mathematik/<br />

1 Studienanfänger 1. Fachsemester im Sommer- und nachfolgenden Wintersemester (z.B. SS 2003 und WS<br />

2003/04).<br />

7


Naturwissenschaften ihren Anteil an den Studienanfängerzahlen von 16,6 % auf<br />

18,5 % steigern, doch war dieser Zuwachs, wie unten noch dargelegt wird, in erster<br />

Linie dem Studienfach Informatik zu verdanken. Die Ingenieurwissenschaften<br />

mussten demgegenüber einen Bedeutungsverlust hinnehmen. So stieg zwar die<br />

absolute Zahl der ingenieurwissenschaftlichen Studienanfänger seit 1998 auf einen<br />

neuen Höchststand von 87.600, doch sank ihr Anteil an allen Studienanfängern im<br />

ersten Fachsemester von 20 % im Jahr 1990 auf 16,5 % im Jahr 2003.<br />

Dabei ist die Zu- und Abnahme der Studienanfänger in den einzelnen Fächern der<br />

Natur- und Ingenieurwissenschaften höchst unterschiedlich verlaufen.<br />

Die Entwicklung in der Fächergruppe der Ingenieurswissenschaften<br />

So hatten vor allem die klassischen ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge<br />

Maschinenbau/Verfahrenstechnik und Elektrotechnik bis einschließlich 1997 starke<br />

Rückgänge zu verzeichnen.<br />

40000<br />

35000<br />

30000<br />

25000<br />

20000<br />

15000<br />

10000<br />

5000<br />

0<br />

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />

Maschinenbau, Verfahrenstechnik<br />

Elektrotechnik<br />

Bauingenieurwesen<br />

Architektur, Innenarchitektur<br />

Abbildung 2: Studienanfänger Ingenieurwissenschaften im 1. Fachsemester nach ausgewählten<br />

Fachrichtungen – Hochschulen insgesamt (ab 1993 mit neuen Bundesländern)<br />

Erst 1998 konnte hier eine Wende eingeleitet werden, so dass die Studien-<br />

anfängerzahlen in den letzten Jahren wieder kontinuierlich anstiegen. Allerdings<br />

scheint sich dieser Trend nicht weiter fortzusetzen. Laut der vorläufigen Schnell-<br />

meldungsergebnisse des Statistischen Bundesamtes sind im Jahr 2004 die<br />

Studienanfängerzahlen im Maschinenbau bzw. in der Verfahrenstechnik um etwa 8 %<br />

auf 33.882 und in der Elektrotechnik um etwa 10 % auf 17.136 zurückgegangen<br />

(Statistisches Bundesamt 2004, ohne Seitenangabe).<br />

8


Die Entwicklung in der Fächergruppe der Mathematik/Naturwissenschaften<br />

Bis auf eine Ausnahme kam es auch im Fachbereich Mathematik/Naturwissen-<br />

schaften zu einer weitgehend ähnlichen Entwicklung.<br />

40000<br />

35000<br />

30000<br />

25000<br />

20000<br />

15000<br />

10000<br />

5000<br />

0<br />

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />

32542<br />

18515<br />

12076<br />

9459<br />

Informatik<br />

Physik<br />

Chemie<br />

Biologie<br />

Mathematik<br />

Abbildung 3: Studienanfänger Mathematik/Naturwissenschaften im 1. Fachsemester nach ausgewählten<br />

Fachrichtungen – Hochschulen insgesamt (ab 1993 mit neuen Bundesländern)<br />

So musste vor allem die Physik im Vergleich zum Jahr 1990 im Studienjahr 1996 mit<br />

35,7 % weniger Studienanfängern auskommen. Aber auch in der Chemie sanken bis<br />

einschließlich 1996 die Studienanfängerzahlen um 34,1 %. Ein Jahr früher als in den<br />

oben beschriebenen ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen kam es in den eben<br />

genannten naturwissenschaftlichen Studienfächern zu einer Erholung der Studienan-<br />

fängerzahlen, die bis zum Studienjahr 2003 anhielt. Eine Sonderrolle spielt innerhalb<br />

des Fachbereiches Mathematik/Naturwissenschaften die Informatik. Hier war seit<br />

1995 ein massiver Anstieg der Studienanfänger zu bemerken, der seinen vorläufigen<br />

Höhepunkt im Jahr 2000 erreichte.<br />

Die besondere Lage der Frauen in den naturwissenschaftlich-technischen Studiengängen<br />

Abschließend sei bezüglich der Studienanfänger im 1. Fachsemester auf den immer<br />

noch geringen Anteil von Frauen in den Studiengängen Elektrotechnik (9,4 %),<br />

Maschinenbau/Verfahrenstechnik (18,8 %) und Physik (21,2 %) im Jahr 2003 hin-<br />

gewiesen (Statistisches Bundesamt, Fachserie 11, Reihe 4.3.1, Nichtmonetäre hoch-<br />

schulstatistische Kennzahlen). Lediglich der Studiengang Chemie konnte seinen<br />

Frauenanteil im Jahr 2003 auf 48,2 % steigern.<br />

9


2.1.2 Die Studienabsolventenzahlen<br />

Nicht jeder Student beendet das begonnene Studium mit einem Abschluss. Im Verlauf<br />

des Studiums können verschiedene Ereignisse dazu führen, dass die ursprünglich<br />

angestrebte akademische Qualifikation nicht erreicht wird.<br />

Gerade die naturwissenschaftlichen bzw. ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen<br />

sind hiervon besonders betroffen. So geben Egeln und Kollegen für das Jahr 1999<br />

eine universitäre Schwundbilanz von 43 % für die Informatik, 37 % für den Maschi-<br />

nenbau und gar 42 % für die Elektrotechnik an (2003, S. 21-24).<br />

Die Entwicklung der Absolventenzahlen<br />

Deshalb müssen neben den Studienanfängerzahlen auch die Absolventenzahlen näher<br />

betrachtet werden.<br />

25000<br />

20000<br />

15000<br />

10000<br />

5000<br />

0<br />

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />

Maschinenbau/Verfahrenstechnik<br />

Elektrotechnik<br />

Abbildung 4: Absolventen der Naturwissenschaften/Ingenieurwissenschaften nach ausgewählten<br />

Physik<br />

Chemie<br />

Informatik<br />

Fachrichtungen – Hochschulen insgesamt (ab 1993 mit neuen Bundesländern)<br />

Die Zahlen (Statistisches Bundesamt, Fachserie 11, Reihe 4.3.1, Nichtmonetäre<br />

hochschulstatistische Kennzahlen) sprechen für sich. So machten sich ab 1996/97<br />

erstmals die sinkenden Studienanfängerzahlen aus der ersten Hälfte der 90er Jahre in<br />

den Absolventenzahlen bemerkbar.<br />

In der Fächergruppe der Ingenieurwissenschaften erreichte die Elektrotechnik 1995<br />

einen zwischenzeitlichen Höchststand von 14.163 Absolventen. Im Jahr 2003 dagegen<br />

hatten nur 6.956 Studierende ein Studium der Elektrotechnik mit Erfolg abge-<br />

schlossen. Das waren nur etwa halb so viele wie im Jahr 1993. Eine ähnliche<br />

10


Entwicklung liegt bei den Maschinenbau- bzw. Verfahrenstechnikstudenten vor. Nur<br />

12.330 Studenten verließen 2003 die Hochschule mit einem Abschluss. Im Vergleich<br />

zum Jahr 1996 war dies ebenfalls nahezu eine Halbierung der Absolventenzahl.<br />

Eine vergleichbare, wenngleich weniger dramatische Entwicklung trifft die ma-<br />

thematisch-naturwissenschaftliche Fächergruppe. Hier machte sich der Rückgang in<br />

den Absolventenzahlen vor allem in den Studiengängen Physik und Chemie ab dem<br />

Jahr 1997 bemerkbar. So entließen die Hochschulen 2003 nur 2.984 Physiker und<br />

3.822 Chemiker in den Arbeitsmarkt. Die Informatik übernimmt auch hier aufgrund<br />

der unterschiedlichen Entwicklungen bei den Studienanfängerzahlen eine Sonder-<br />

rolle.<br />

Die Prognose zur zukünftigen Entwicklung<br />

In Zukunft ist wohl wegen den in der zweiten Hälfte der 90er Jahre wieder gestie-<br />

genen Studienanfängerzahlen damit zu rechnen, dass die Absolventenzahlen in den<br />

Kerndisziplinen der ingenieurwissenschaftlichen (Elektrotechnik, Maschinenbau/<br />

Verfahrenstechnik) und naturwissenschaftlichen (Physik, Chemie) Studiengänge<br />

wieder anwachsen werden.<br />

So rechnen Pfenning, Renn und Mack bei einer durchschnittlichen Hochschul-<br />

verweildauer von fünf (Fachhochschulen) bzw. sieben (<strong>Universität</strong>en) Jahren mit<br />

einer deutlicheren Erhöhung der ingenieurwissenschaftlichen Absolventenzahlen<br />

spätestens ab dem Jahr 2005 (2002, S. 67). Die mit dem Jahr 2003 leicht ansteigenden<br />

Absolventenzahlen in der Elektrotechnik bzw. im Maschinenbau/Verfahrenstechnik<br />

scheinen diese These zu bestätigen.<br />

Ähnliches dürfte auch für die oben beschriebenen naturwissenschaftlichen Studien-<br />

gänge gelten. So erwartet das Statistische Bundesamt in einer Zusammenfassung<br />

hochschulstatistischer Kennzahlen, dass sich zumindest in der Physik, wohl aber auch<br />

in der Chemie „die negative Entwicklung bei den Absolventen in den nächsten<br />

Jahren wieder umkehren wird“ (Beck/Wilhelm 2003, S. 27).<br />

Ob die wieder ansteigenden Absolventenzahlen dauerhaft die zukünftige Nachfrage<br />

nach geeignetem Nachwuchs in den ingenieurwissenschaftlichen und naturwissen-<br />

schaftlichen Kerndisziplinen befriedigen werden, hängt von einer Reihe nur schwer<br />

vorhersagbarer Rahmenbedingungen ab. Pfenning, Renn und Mack versuchen hier<br />

in ihrer Studie „Zur Zukunft technischer und naturwissenschaftlicher Berufe“ einen<br />

Überblick zu geben (2002, S. 61-69).<br />

11


Im Rahmen der hier vorgelegten Daten sollen aber folgende Entwicklungen als<br />

bedenklich herausgestellt werden:<br />

• Der prozentuale Bedeutungsverlust der Fächergruppe der Ingenieurwissenschaf-<br />

ten, gemessen an der Gesamtheit aller anderen Fächergruppen, bleibt auch 2003<br />

bestehen. Die Fächergruppe der Naturwissenschaften scheint in erster Linie durch<br />

das Studienfach Informatik zu profitieren. Diese Entwicklung macht vor allem<br />

die Ingenieurwissenschaften anfällig für demografische Schwankungen. Ab dem<br />

Jahr 2010 kommen die geburtenschwachen Jahrgänge der 90er Jahre in das<br />

studierfähige Alter. Bei gleich bleibendem Prozentanteil ist wohl spätestens dann<br />

mit stark sinkenden Studienanfängerzahlen zu rechnen (vgl. Minks 2004, S. 20).<br />

• Zwar stiegen die absoluten Studienanfängerzahlen in der Elektrotechnik und im<br />

Maschinenbau seit 1998 wieder an. Doch scheint dieser Trend trotz weiterhin<br />

günstiger Arbeitsmarktprognosen wieder gestoppt. Es bleibt fraglich, ob die<br />

schwachen Zahlen des Jahres 2004 hier eine Trendwende einleiten.<br />

• Die nach wie vor geringe Frauenquote trägt sicher nicht zur Stabilisierung der<br />

natur- bzw. ingenieurwissenschaftlichen Studienanfänger- bzw. Absolventenzahlen<br />

bei. So können gerade die harten natur- und ingenieurwissenschaftlichen Diszipli-<br />

nen (Ausnahme: Chemie) nicht von der in den letzten Jahren gestiegenen Frauen-<br />

studierquote profitieren (Statistisches Bundesamt 2004, ohne Seitenangabe).<br />

• Die hohen Abbruch- bzw. Schwundquoten vor allem in den universitären natur-<br />

und ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen verschärfen die Situation zu-<br />

sätzlich.<br />

2.1.3 Erklärungsversuche<br />

Fragt man nach den Gründen für den dramatischen Einbruch der Studien-<br />

anfängerzahlen in den ingenieurwissenschaftlichen und, in leicht abgemilderter Form,<br />

in den naturwissenschaftlichen Kerndisziplinen in der ersten Hälfte der 90er Jahre, so<br />

werden neben demografischen in erster Linie arbeitsmarktbedingte Ursachen<br />

genannt.<br />

Der Rückgang der Studienanfängerzahlen in der ersten Hälfte der 90er Jahre<br />

Zwick und Renn sprechen in ihrer Studie „Die Attraktivität von technischen und<br />

ingenieurwissenschaftlichen Fächern bei der Studien- und Berufswahl junger Frauen<br />

und Männer“ davon, dass ein Großteil des Rückgangs der naturwissenschaftlichen<br />

12


und ingenieurwissenschaftlichen Studienanfänger auf unspektakuläre demografische<br />

Wandlungsprozesse zurückzuführen ist (2000, S. 19-24). So waren vom Hochschul-<br />

eintritt der geburtenschwachen Jahrgänge und der damit allgemein sinkenden<br />

Studienanfängerzahlen in der ersten Hälfte der 90er Jahre zunächst alle Studiengänge<br />

gleichermaßen betroffen.<br />

Zudem kam es Anfang der 90er Jahre zu einer konjunkturell bedingten, massiven<br />

Verschlechterung des Arbeitsmarktes für Naturwissenschaftler und Ingenieure, die<br />

sich nachhaltig auf die Studierbereitschaft in den ingenieur- und naturwissen-<br />

schaftlichen Fächern auswirkte. Dass diese Verschlechterung des Arbeitsmarktes<br />

neben den ungünstigen demografischen Rahmenbedingungen ein Hauptgrund für die<br />

bis in die zweite Hälfte der 90er Jahre sinkenden Studienanfängerzahlen in den natur-<br />

wissenschaftlichen und ingenieurwissenschaftlichen Kerndisziplinen war, wird durch<br />

eine Vielzahl von Veröffentlichungen zur Attraktivität des Ingenieurstudiums belegt.<br />

So sehen Bargel und Ramm „in der schockartigen Entlassungswelle von Ingenieuren<br />

und Naturwissenschaftlern durch die Wirtschaft Anfang der 90er Jahre sowie in den<br />

wechselhaften Nachrichten und Prognosen über Chancen und Risiken der An-<br />

stellung von Ingenieuren einen zentralen Grund für die bis in die zweite Hälfte der<br />

90er Jahre andauernde, sinkende Bereitschaft der Studienberechtigten, ein natur- bzw.<br />

ingenieurwissenschaftliches Studium aufzunehmen“ (1998, S. 27). Auch Minks<br />

schließt sich dieser Einschätzung an (2004, S. 24). In der Strukturkrise der Industrie<br />

der ehemaligen DDR, der tief greifenden konjunkturellen Krise und dem<br />

Strukturwandel in der Wirtschaft sieht er drei Hauptgründe für den schwersten<br />

Einbruch der Ingenieurstudentenzahlen der Nachkriegszeit (vgl. auch Zwick/Renn<br />

2000; Minks/Heine/Lewin 1998).<br />

Der Anstieg der Studienanfängerzahlen in der zweiten Hälfte der 90er Jahre.<br />

Das Anwachsen der Studienanfängerzahlen in den Natur- und Ingenieurwissen-<br />

schaften in der zweiten Hälfte der 90er Jahre scheint ähnlich wie ihr Rückgang zu<br />

Beginn des Jahrzehnts begründet zu sein.<br />

So steigen seit 1996 die allgemeinen Studienanfängerzahlen wieder und mit ihnen die<br />

naturwissenschaftlichen und − mit zwei Jahren Verspätung − die ingenieurwissen-<br />

schaftlichen Studienanfängerzahlen. Begleitet wird dieser anfangs zunächst verhaltene<br />

Anstieg von lautstarken Klagen der Politik, der Hochschulen und der Wirtschaft über<br />

einen Nachwuchsmangel in den natur- und ingenieurwissenschaftlichen Studien-<br />

gängen und einem In-Aussicht-Stellen eines Stellenmarktes im Aufwärtstrend. Die<br />

13


„Botschaft“ scheint bei den Studierwilligen angekommen zu sein. So schätzen 73 %<br />

aller Studienanfänger in den Ingenieurwissenschaften und 80 % aller Studienanfänger<br />

in den Naturwissenschaften ihre zukünftigen Beschäftigungsmöglichkeiten in einer<br />

HIS-Studienanfängerbefragung 2000/01 als günstig ein (Heublein/Sommer 2002,<br />

S. 11). In Konsequenz hat dies wohl zu den in den letzten Jahren wieder steigenden<br />

Studienanfängerzahlen in den ingenieurwissenschaftlichen und naturwissenschaft-<br />

lichen Kerndisziplinen geführt (vgl. zur besonderen Bedeutung des Arbeitsmarktes<br />

für die naturwissenschaftlichen und technischen Studiengänge auch Heine/-<br />

Bechmann/Durrer 2002; Bargel/Ramm 2002; Minks 2004).<br />

Um Wege zu finden, wie sich diese schwankenden Anfänger- bzw. Absolventenzahlen<br />

stabilisieren lassen, ist aber ein noch genauerer Blick auf die Motive von jungen<br />

Schulabgängern für ihre Studienfachwahl notwendig. Die niedrige Frauenquote in<br />

den naturwissenschaftlichen bzw. technischen Studiengängen weist darauf hin, dass<br />

auch bei den Studienanfängern der Ingenieur- und Naturwissenschaften außer der<br />

Orientierung am Arbeitsmarkt weitaus grundlegendere Überlegungen das Studien-<br />

wahlverhalten der Studierwilligen beeinflussen.<br />

14


2.2 Das Interesse als entscheidende Variable bei der<br />

Studienfach- und Leistungskurswahl<br />

2.2.1 Das Interesse als entscheidende Variable bei der<br />

Studienfachwahl<br />

Die Studienfachwahl ist als komplexer Entscheidungsprozess zu verstehen, der durch<br />

eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst wird. Einem Faktor wurde in den letzten<br />

Jahren in der wissenschaftlichen Diskussion zunehmend Aufmerksamkeit geschenkt.<br />

So konnten empirische Befunde aus den unterschiedlichsten Forschungsansätzen<br />

belegen, dass der Faktor Interesse zu einem erheblichen Anteil die Entscheidung für<br />

ein Studienfach bestimmt.<br />

Die besondere Bedeutung des Interesses für die Studienfachwahl in soziologischen Studien<br />

Es liegen eine Reihe von Daten soziologischer Studien (Arbeitsgruppe für Hoch-<br />

schulforschung Konstanz, HIS Hochschul-Informations-System, Akademie für<br />

Technikfolgenabschätzung) vor, in denen Studierende nach den Gründen für ihre<br />

Studienwahl befragt wurden. Ihnen gemeinsam ist die grundlegende Bedeutung des<br />

persönlichen Interesses für die Studienfachwahl.<br />

So vermerkt der HIS-Ergebnisspiegel 2000, dass die Studienfachwahl sehr stark<br />

intrinsischen Motiven folgt (Heine 2000, S. 105). Gerade für die Studienanfänger der<br />

Natur- und Ingenieurwissenschaften liegt das spezielle Fachinteresse, neben den<br />

eigenen Neigungen und Begabungen, bei der Begründung der Studienwahl eindeutig<br />

an der Spitze. Aber auch das Interesse am wissenschaftlichen Arbeiten nimmt im<br />

Vergleich zu den anderen Fächergruppen eine zentrale Rolle ein (Heine 2000, S. 106).<br />

Zu ganz ähnlichen Ergebnissen kommt der von der Arbeitsgruppe für<br />

Hochschulforschung durchgeführte 7. Studentensurvey, der in regelmäßigen Abstän-<br />

den „Studiensituation, Studienerfahrungen und studentische Orientierungen bei<br />

<strong>Universität</strong>s- und Fachhochschulstudenten“ erfragt. So betonen Bargel, Ramm und<br />

Multrus die hohe und stabile Bedeutung des Fachinteresses für die Fachwahl (2001,<br />

S. 70). Hier bilden die natur- und ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge keine<br />

Ausnahme.<br />

Auch die im Jahr 1999 von der Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-<br />

Württemberg durchgeführte Studie zur „Attraktivität von technischen und<br />

ingenieurwissenschaftlichen Fächern bei der Studien- und Berufswahl“ kommt zu<br />

dem Schluss, dass persönliche Interessen und Neigungen in hohem Maße die<br />

15


Präferenz für einen naturwissenschaftlichen und ingenieurwissenschaftlichen<br />

Studiengang bedingen. Zur Klärung der Frage, was einen bestimmten Studiengang<br />

attraktiv macht, wurden von Zwick und Renn zwischen Mai und November 1999<br />

insgesamt 667 standardisierte Interviews durchgeführt, 236 mit Studienanfängern und<br />

431 mit Oberstufenschülern der 12. und 13. Jahrgangsstufe (Zwick/Renn 2000;<br />

Zwick 2002). Diese ergaben, dass die Entscheidung zu Gunsten eines bestimmten<br />

Studienfaches insbesondere auf der Begeisterung und dem Interesse für das Fach<br />

beruht. So folgt die Logik der Studienfachwahl ihrer Meinung nach „weder<br />

objektiven Fachmerkmalen noch wahrgenommenen Arbeitsmarkt- und Aufstiegs-<br />

chancen. Was in viel stärkerem Maße zählt, ist die Idee der eigenen Selbstver-<br />

wirklichung und der Wunsch, Spaß zu haben in Studium und Beruf“ (Zwick/Renn<br />

2000, S. 107).<br />

Die besondere Bedeutung des Interesses für die Studienfachwahl in psychologischen Studien<br />

Ebenso betonen psychologische Arbeiten die grundlegende Bedeutung von Interessen<br />

für die Studienfachwahl. Sowohl in Untersuchungen mit objektiven Tests als auch in<br />

qualitativen Studien konnte ein enger Zusammenhang zwischen Interesse und<br />

Studienfachwahl nachgewiesen werden.<br />

Bergmann (1992, S. 196) überprüft in einer Längsschnittuntersuchung auf der Basis<br />

des Personen-Umwelt-Konzeptes von Holland (1997) den Einfluss grundlegender<br />

Interessenorientierungen von Schülern auf die Ausbildungs- und Berufswahl. Kurz<br />

vor der Reifeprüfung wurden mit Hilfe eines Fragebogens die globalen Interessen-<br />

orientierungen österreicherischer Gymnasiasten erfasst. Knapp drei Jahre später<br />

konnten von ungefähr 85 % der Schüler Informationen über den bisherigen<br />

Ausbildungsverlauf eingeholt werden. Es zeigte sich ein deutlicher Zusammenhang<br />

zwischen gemessener Interessenorientierung am Ende der Schulzeit und der später<br />

tatsächlich realisierten Ausbildung. So konnte von Bergmann nachgewiesen werden,<br />

dass je nach Erhebungszeitpunkt 46 % bzw. 44 % der befragten Schüler in ihrer<br />

späteren Laufbahn eine ihrer Interessenstruktur entsprechende Ausbildungs- bzw.<br />

Berufswahl vorgenommen hatten. Besonders für Schüler, bei denen am Ende ihrer<br />

Schullaufbahn eine intellektuell-forschende Orientierung 2 festgestellt werden konnte,<br />

2 Mit Hilfe des Fragebogens zum Berufsinteresse konnte Bergmann die Oberstufenschüler sechs verschiede-<br />

nen Persönlichkeitsorientierungen nach Holland (1997) zuordnen. So bevorzugen zum Beispiel Personen der<br />

intellektuell-forschenden Orientierung „Aktivitäten, bei denen die Auseinandersetzung mit physischen, bio-<br />

logischen oder kulturellen Phänomenen mit Hilfe systematischer Beobachtung und Forschung im Mittelpunkt<br />

stehen. Sie weisen Fähigkeiten vor allem im mathematisch und naturwissenschaftlichen Bereich auf.“<br />

16


sind höchste Prognoseleistungen zu finden. So finden sich zum Beispiel die Schüler<br />

mit einer intellektuell-forschenden Orientierung vorwiegend in den technisch-<br />

naturwissenschaftlichen Studiengängen wieder. Dass jugendliche Berufswähler Aus-<br />

bildungen und Berufe ergreifen, die mit ihren dominierenden Interessen überein-<br />

stimmen, konnte von Bergmann auch in einigen Folgestudien bestätigt werden<br />

(Bergmann 1994, 1998). Auch qualitative Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis,<br />

dass Interessen bei der Studienwahl im Vordergrund stehen. Drottz-Sjörberg<br />

(1989) zeigte, dass in naturwissenschaftlichen oder technischen Studiengängen die<br />

Aufnahme eines postgraduierten Studiums vor allem auf fachinteressenbezogene<br />

Motive wie zum Beispiel „An etwas arbeiten, was einem persönlich wichtig ist“ oder<br />

„Wo es einem Spaß macht, das Wissen und die eigene Fachkompetenz zu erweitern“<br />

zurückzuführen ist.<br />

Die aufgeführten Befunde verdeutlichen die dominierende Bedeutung des Interesses<br />

nicht nur für die naturwissenschaftlich-technische Studienfachwahl (vgl. auch Krapp<br />

1993, S. 3-5; Müller 2001, S. 70-75). So kommt auch Krapp in einem Überblick über<br />

Forschungsbefunde zur Studienfachwahl zu folgendem Ergebnis: „Wie immer also<br />

der Zusammenhang zwischen studienbezogenen Interessen und der Entscheidung für<br />

eine universitäre Ausbildung untersucht wird, kommt man zu dem gleichen<br />

Ergebnis: Inhaltliche Interessen, die Neigung für ein Fachgebiet haben den stärksten<br />

Einfluss auf die Fachwahlentscheidung“ (Krapp 1993, S. 5).<br />

2.2.2 Das Interesse als entscheidende Variable bei der<br />

Leistungskurswahl<br />

Es weist vieles darauf hin, dass nicht nur Studienfach- sondern bereits auch Leistungs-<br />

kurswahlen interessengeleitet vorgenommen werden. Der Umstand, dass gewählte<br />

Leistungskurse inhaltlich häufig mit den zukünftigen Studienfächern korrespon-<br />

dieren, scheint dies zu bestätigen.<br />

Der Beitrag der Leistungskurswahl zur Aufklärung der Studienfachwahl<br />

So stellten Zwick und Renn (2000, S. 42) in ihrer Studie zur Attraktivität der<br />

naturwissenschaftlich-technischen Studiengänge die besondere Bedeutung des<br />

Leistungskurses Technik, der an technischen Gymnasien 3 in Baden-Württemberg<br />

3 Berufliche Gymnasien in Baden-Württemberg bestehen nur aus der Sekundarstufe II. Je nach Profil lassen<br />

sich ernährungswissenschaftliche, technische, wirtschaftliche, agrarwissenschaftliche, sozialpädagogische und<br />

biotechnologische Gymnasien unterscheiden.<br />

17


angeboten wird, für die Wahl eines ingenieurwissenschaftlichen Studiums fest. Auch<br />

in einer Auswertung von TOSCA-Daten 4 , die im Frühjahr 2002 bei Ober-<br />

stufenschülern an allgemein bildenden und beruflichen Gymnasien in Baden-<br />

Württemberg erfragt wurden, steht die außerordentliche Bedeutung des Leistungs-<br />

kursfaches Technik für die ingenieur- und naturwissenschaftliche Studienwahl im<br />

Mittelpunkt. Schüler, die am technischen Gymnasium das Leistungskursfach Technik<br />

mit einem mathematisch-naturwissenschaftlichen Leistungskurs kombinierten,<br />

planten zu 56,7 % ein ingenieurwissenschaftliches und zu 18,9 % ein mathematisch-<br />

naturwissenschaftliches Studium aufzunehmen (Watermann/Maaz 2004, S. 440).<br />

Im allgemein bildenden Gymnasium scheint die Wahl des Faches Physik als<br />

Leistungskurs eine spätere Studienfachwahl zu Gunsten der ingenieur- und natur-<br />

wissenschaftlichen Studiengänge vorzubereiten. In einer Auswertung von TIMSS-<br />

Daten 5 zeigte sich, dass Oberstufenschüler mit dem Studienwunsch Physik zu 73,8 %<br />

einen Physik- und zu 73,8 % einen Mathematikleistungskurs belegt hatten<br />

(Grühn/Schnabel 2000, S. 435-441). Aber auch Schüler mit dem Studienwunsch<br />

Ingenieurwissenschaften belegten zu 68,3 % einen Mathematik- und zu 33,7 % einen<br />

Physikleistungskurs. Für den Studienwunsch Chemie war in dieser Untersuchung der<br />

Zusammenhang zwischen Leistungskurswahl und Studienwunsch weniger ausgeprägt,<br />

wohl aufgrund der viel seltener zustande kommenden Chemieleistungskurse. Nur<br />

42,1 % der Schüler, die ein Chemiestudium aufnehmen wollten, konnten tatsächlich<br />

einen Chemieleistungskurs besuchen.<br />

Auch die in der TOSCA-Studie für das allgemein bildende Gymnasium untersuchten<br />

Leistungskurskombinationen bestätigen diese Sachlage (Watermann/Maaz 2004,<br />

S. 440). Abiturienten mit einem Leistungskurs Physik in Kombination mit einem<br />

mathematisch-naturwissenschaftlichen Fach bevorzugen zu 35,8 % einen mathema-<br />

tisch-naturwissenschaftlichen Studiengang und zu 39,2 % einen ingenieurwissen-<br />

schaftlichen.<br />

4 Im Rahmen der Längsschnittstudie „Transformation des Sekundarschulsystems und akademische Karrieren“<br />

(TOSCA) wird der Lebensweg baden-württembergischer Abiturienten über 10 Jahre verfolgt. Die vom Berliner<br />

Max-Planck-Institut für Bildungsforschung und dem Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie der <strong>Universität</strong><br />

<strong>Erlangen</strong>-<strong>Nürnberg</strong> durchgeführte Untersuchung möchte herausfinden, wie das Zusammenspiel von<br />

institutionellen Gelegenheitsstrukturen und Einflüssen, dem familiären Hintergrund und den individuellen<br />

Ressourcen der Schülerinnen und Schüler die weitere schulische und persönliche Entwicklung der jungen<br />

Erwachsenen beeinflusst.<br />

5 Vgl. Fußnote 17.<br />

18


Die interessengesteuerte Leistungskurswahl<br />

Aber auch Untersuchungen, die sich direkt mit der Leistungskurswahl beschäftigen,<br />

betonen die besondere Bedeutung der Interessen für die Leistungskurswahl.<br />

Im Rahmen der TIMS-Studie wurden Oberstufenschüler im Rückblick nach ihren<br />

Wahlmotiven für einen Leistungskurs befragt. Die Daten wurden sowohl von<br />

Roeder und Grühn (1996) als auch von Baumert und Köller (2000a) ausgewertet.<br />

So kommen Roeder und Grühn zu dem Ergebnis, dass die Leistungskurswahl sich<br />

durch zwei Faktoren aufklären lässt (1996, S. 510-511): Faktor I wird durch die<br />

Wahlmotive „Entfaltung persönlicher Stärken“ und „Persönliche Interessen“<br />

beschrieben. Faktor II enthält in erster Linie soziale Wahlmotive wie „Kontakte zu<br />

Mitschülern“ oder „Wahl bzw. Vermeidung einer Lehrkraft“. Die vorgelegten Daten<br />

bestätigen eindeutig eine Dominanz des Faktors I bei der Leistungskurswahl.<br />

Kombiniert wird diese Interessen- und Kompetenzwahl zudem mit einem weiteren<br />

Motiv, nämlich der Punkteoptimierung. So mag für viele Schüler bei der<br />

Leistungskurswahl folgender Gedanke eine wichtige Rolle gespielt haben: „Wenn ich<br />

mich für ein Leistungskursfach entscheide, dem ich ein hohes Interesse entgegen-<br />

bringe, wird es mir leichter fallen, hohe Punktezahlen zu erreichen.“<br />

Auch Baumert und Köller (2000a, S. 186) bestätigen dieses zweifaktorielle<br />

Ergebnis zu Gunsten einer interessen- und kompetenzgesteuerten Leistungskurswahl.<br />

So ergab eine von ihnen vorgenommene Auswertung der TIMSS-Daten, dass für 70 %<br />

bis 80 % der Oberstufenschüler das persönliche Interesse und die Entfaltung der<br />

eigenen Kompetenz bei der Wahl des Leistungskurses Mathematik wichtig oder sehr<br />

wichtig war. Für die Wahl eines Leistungskurses Physik war das Bild sogar noch<br />

ausgeprägter. Ein von den Forschern im Rahmen der beschriebenen Untersuchung<br />

aufgestelltes Pfadmodell zum Zusammenhang von motivationalen Merkmalen,<br />

Kurswahl und Fachleistung bestätigt weiterhin die besondere Bedeutung der<br />

Interessen für die Leistungskurswahl (2000a, S. 204).<br />

Dem Vorwurf, dass die eben beschriebenen Auswertungen sich auf retrospektiv<br />

erfragtes Datenmaterial beziehen und somit den Fehler einer nachträglichen<br />

Rechtfertigung der Wahlentscheidung enthalten, entkräften Hodapp und Mißler in<br />

ihrer Untersuchung. Sie befragten Gymnasiasten in der 11. Jahrgangsstufe kurz nach<br />

der endgültigen Fächerwahl zu den Motiven der Wahl eines Grund- oder<br />

Leistungskurses Mathematik. Dabei wird die Leistungskurswahl von zwei Faktoren<br />

bestimmt: einem Erwartungsfaktor (Selbstkonzept, Zuversicht) und einem so<br />

19


genannten Wertfaktor (Interesse, Wichtigkeit). Auch hier überwiegt der Einfluss von<br />

Interesse und Wichtigkeit bei der Leistungskurswahl (1996, S. 159).<br />

Die aufgeführten Befunde bestätigen die dominierende Bedeutung des Interesses nicht<br />

nur für die Studienfachwahl. Bereits Leistungskurswahlen und vielleicht auch schon<br />

Schulzweigwahlen 6 verlaufen interessengesteuert und können für die Studienfachwahl<br />

eine kanalisierende Funktion übernehmen. Diese Erkenntnis verdeutlicht, dass eine<br />

nachhaltige Stützung der naturwissenschaftlich-technischen Studiengänge bereits weit<br />

vor der eigentlichen Entscheidung über das zukünftige Studienfach ansetzen muss.<br />

6 Untersuchungen neueren Datums sind dem Verfasser in diesem Zusammenhang nicht bekannt.<br />

20


2.3 Zusammenfassung<br />

Die Entwicklung der ingenieur- und naturwissenschaftlichen Studienanfänger- und<br />

-absolventenzahlen (Maschinenbau, Elektrotechnik, Physik, Chemie) seit 1990 lässt<br />

sich am besten mit dem Bild einer Berg- und Talfahrt beschreiben. Der geringe Anteil<br />

der ingenieurwissenschaftlichen Studienanfänger, die im Jahr 2004 schon wieder<br />

abflachenden Studienanfängerzahlen in der Elektrotechnik bzw. im Maschinenbau/<br />

Verfahrenstechnik, der weiterhin geringe Frauenanteil und nicht zuletzt die an-<br />

haltend hohen Studienabbruchquoten lassen besondere Fördermaßnahmen bei<br />

gleichzeitig hohem Nachwuchsbedarf als dringlich erscheinen.<br />

Möchte man dauerhaft die natur- und ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge<br />

stützen und deren Studienanfänger- bzw. Absolventenzahlen stabilisieren, so erscheint<br />

ein Weg als besonders erfolgsversprechend: Studienfachwahlen, aber auch schon<br />

Leistungskurswahlen sind in hohem Maße interessengesteuert. Wer also eine gleich<br />

bleibende Versorgung des Arbeitsmarktes mit Ingenieuren bzw. Naturwissenschaft-<br />

lern will, der muss dafür sorgen, dass Kinder und Jugendliche sukzessive in ihrem<br />

Lebenslauf naturwissenschaftlich-technische Interessen aufbauen können (Zwick/<br />

Renn 2000, S. 107; Krapp 1993, S. 14; Minks 2004, S. 30).<br />

Nur so lässt sich das Rekrutierungspotential der natur- und ingenieurwissen-<br />

schaftlichen Studiengänge dauerhaft absichern. 7 In Konsequenz ist dann auch eine<br />

intrinsisch motivierte bzw. durch Interesse an der Sache geleitete Studienfachwahl zu<br />

fördern. Auf diese Weise lassen sich Entscheidungen vermeiden, die vorrangig auf-<br />

grund von Arbeitsmarktdaten vorgenommen werden und die, wie oben dargestellt,<br />

verantwortlich für die stark schwankenden Studienanfängerzahlen sind. Eine Reihe<br />

von Untersuchungen wiesen zudem nach, dass interessengesteuerte Studienfach-<br />

wahlen eng mit der Studienzufriedenheit und sogar mit der Studienleistung verknüpft<br />

sind. Eine positive Auswirkung auf die hohen Studienabbruchquoten in den<br />

entsprechenden Fächern wäre deshalb bei einer frühen, zielgerichteten Förderung<br />

außerdem noch zu erwarten (vgl. auch Giesen u.a. 1986; Krapp 1993).<br />

7 Minks hat zudem mehrfach darauf hingewiesen (Minks u.a. 1998, S. 69; Minks 2004, S. 27), dass die<br />

Nachwuchsproblematik nicht nur eine quantitative, sondern auch eine qualitative Komponente hat. So<br />

konnte er im Rahmen des HIS-Ingenieurprojektes nachweisen, dass sich häufig Studierende mit sehr<br />

einseitigen Begabungsprofilen für ein Ingenieurstudium entscheiden. Gleiches sollte nach Auffassung des<br />

Verfassers der vorliegenden Arbeit auch für die harten naturwissenschaftlichen Studiengänge gelten. Eine<br />

frühe, breite Interessenförderung könnte auch hier Abhilfe schaffen.<br />

21


Für die vorliegende Arbeit steht damit der Interessenbegriff im Mittelpunkt der<br />

theoretischen Begründung. Nur über einen breiten und gezielten Aufbau von<br />

naturwissenschaftlich-technischen Interessen bei Kindern und Jugendlichen lässt sich<br />

eine dauerhafte Absicherung des Nachwuchsbedarfs im Sinne der Robert Bosch<br />

GmbH erreichen.<br />

So stellen sich am Ende des ersten Kapitels folgende Fragen:<br />

Was sind naturwissenschaftlich-technische Interessen?<br />

Wie entstehen sie?<br />

Wer nimmt auf ihre Entstehung Einfluss?<br />

Das nächste Kapitel versucht hierauf Antworten zu geben.<br />

22


3 Interessenförderung als Antwort auf die Nach-<br />

wuchsprobleme im naturwissenschaftlich-techni-<br />

schen Bereich<br />

3.1 Stand der pädagogisch-psychologischen Interessen-<br />

forschung und Begriffsdefinitionen<br />

3.1.1 Überblick über die Geschichte der Interessenforschung<br />

Die Pädagogik kann auf eine lange Beschäftigung mit dem Thema Interesse zurück-<br />

blicken.<br />

Die Anfänge einer pädagogisch motivierten Interessenforschung<br />

Die Ersten, die in pädagogischen Zusammenhängen von Interesse sprechen, waren J.<br />

J. Rousseau und C. A. Helvetius im 18. Jahrhundert. Allerdings lässt sich bei ihnen<br />

noch keine Systematik eines pädagogischen Interessenkonzeptes erkennen, so wird<br />

erst Herbart als „Ahnvater“ einer wissenschaftlich-pädagogischen Verwendung des<br />

Interessenbegriffs angesehen (vgl. Prenzel 1988, S. 20ff.). Herbart (1806/1965) sieht<br />

in der Förderung des Interesses, genauer gesagt in der „gleichschwebenden<br />

Vielseitigkeit des Interesses“ (S. 42) eine Hauptaufgabe der Erziehung. Zu dieser<br />

Zielstellung gelangt er aufgrund seiner Grundüberzeugung, dass in der Erziehung den<br />

späteren Entscheidungen des Zöglings nur so weit vorgegriffen werden kann, dass die<br />

„bloß möglichen Zwecke, die er vielleicht einmal ergreifen und in beliebiger<br />

Ausdehnung verfolgen möchte, prinzipiell möglich sind“ (S. 41). Da weder der Er-<br />

zieher noch der Zögling selbst im Voraus entscheiden können, welche Zwecke sich<br />

der Zögling einmal setzen wird, folgert Herbart, dass in der Erziehung ein breit<br />

gestreutes und vielfältiges Interesse gefördert werden sollte. Als Erwachsenem<br />

verbleibt dem ehemaligen Zögling dann die Möglichkeit, auf Grundlage seiner breit<br />

angelegten Interessen individuelle Schwerpunkte und Zielsetzungen zu treffen.<br />

Später wurde der Begriff des Interesses noch von mehreren Pädagogen und<br />

Psychologen in höchst unterschiedlicher Weise aufgegriffen. In diesem Zusammen-<br />

hang sei auf die Darstellung von Prenzel verwiesen (Dewey, Kerschensteiner, Lunk,<br />

Piaget in Prenzel 1988, S. 26ff.).<br />

Das Aufkommen motivationstheoretischer Ansätze<br />

Ab etwa 1940 finden sich kaum noch pädagogisch-psychologische Arbeiten zum<br />

Thema Interesse. Neben eigenen theoretischen Schwächen der frühen Interessen-<br />

23


konzeptionen war vor allem das Aufkommen behavioristischer Ansätze in der<br />

Lernpsychologie verantwortlich für diese Entwicklung. So schien „ein Konstrukt, das<br />

so stark von Affekten, Kognitionen und inneren (daher nicht direkt beobachtbaren)<br />

Abläufen geprägt ist, im Rahmen eines behavioristischen Forschungsparadigmas nicht<br />

sinnvoll erforschbar und integrierbar“ (Hartinger/Fölling-Albers 2002, S. 42).<br />

Stattdessen erlebte die Motivationsforschung, die ihren Ausgangspunkt in den<br />

Modellen mit einer triebtheoretischen Auffassung von Motivation nahm, eine<br />

„Blütezeit“. Vor allem die späteren Theorien, die sich aus einem pädagogisch-<br />

psychologischen Blickwinkel mit Lernmotivation (Heckhausen, Rheinberg in<br />

Prenzel 1988, S. 68ff.) und intrinsischer Motivation (White, Berleyne, Hunt,<br />

Csikscentmihalyi, Deci und Ryan in Prenzel 1988, S. 46ff.) befassen, weisen dabei<br />

Überschneidungen mit den Anliegen einer pädagogischen Interessenforschung auf. So<br />

kann durchaus behauptet werden, dass Teile einer pädagogisch motivierten<br />

Interessenforschung unter dem Etikett der Motivationsforschung fortgeführt wurden.<br />

Die berufspsychologische Forschung<br />

Lediglich die differentiell arbeitende berufspsychologische Forschung (Super/Crites,<br />

Holland in Prenzel 1988, S. 79ff.) widmete sich ohne Unterbrechung dem Interessen-<br />

konstrukt. Mit Hilfe von diagnostischen Verfahren versuchte man typische<br />

Interessenprofile für einzelne Berufsfelder zu identifizieren. Verwendet wurden diese<br />

Ergebnisse in der Berufsberatung, um Berufswahlentscheidungen zu erleichtern und<br />

eine höhere Berufszufriedenheit zu erreichen. Die Bedeutung der berufspsycho-<br />

logischen Interessenforschung hält bis heute an. Eine Verbindung zu pädagogisch-<br />

psychologischen Konzeptionen bestand dagegen lange Zeit nicht.<br />

Die Wiedergeburt der pädagogisch-psychologischen Interessenforschung<br />

Ende der 70er Jahre erlebte die pädagogische Interessenforschung in Deutschland eine<br />

Wiedergeburt. Zwei Forschungsrichtungen ließen sich damals ausmachen.<br />

Einerseits präsentierte Todt einen differential-psychologischen Ansatz der Inter-<br />

essenforschung, der zunächst an die Ergebnisse der berufspsychologischen Forschung<br />

anknüpfte (Todt 1978), in den folgenden Jahren aber zunehmend in Richtung der<br />

Entwicklungs- bzw. der Pädagogischen Psychologie erweitert wurde (Todt 1985,<br />

1987, 1990; Todt/Schreiber 1998). Andererseits entstand die so genannte pädagogische<br />

Interessentheorie, die von einer Arbeitsgruppe um den Psychologen H. Schiefele in<br />

erster Linie unter pädagogischen Gesichtspunkten entwickelt wurde.<br />

24


Vor allem die Unzufriedenheit über die vorherrschenden Motivationskonzepte, die<br />

laut H. Schiefele und seinen Mitarbeitern den Lernvorgang unter pädagogischen<br />

Gesichtspunkten nur unzureichend erklären können, führte zu einem „Wieder-<br />

aufgreifen“ des Interessenkonzeptes. Zwei Argumentationsstränge forderten dabei die<br />

pädagogische Auseinandersetzung mit dem Interesse (H. Schiefele 1974). Ein erster<br />

Kritikpunkt betraf die Bedeutung der Lerninhalte in den vorherrschenden<br />

Motivationstheorien. So bemerkt H. Schiefele, dass der Lerninhalt in den meisten<br />

Modellen zur Lernmotivation (vgl. Heckhausen, Rheinberg in Hartinger/Fölling-<br />

Albers 2002, S. 32 ff.) nur eine untergeordnete Rolle spielt und auch in den Theorien<br />

zur intrinsischen Motivation nur sehr verkürzt erfasst wird. Was gelernt wird,<br />

welcher Lerngegenstand bzw. Lerninhalt, scheint für die Aufklärung der Lern-<br />

handlung weitgehend beliebig zu sein und führt zu einer Vernachlässigung der<br />

Gegenstandsspezifität der Lernmotivation. Zudem wird kritisiert, dass die meisten<br />

Motivationstheorien nur selten zentrale pädagogische Zielvorstellungen wie<br />

Mündigkeit und Selbstbestimmung berücksichtigen können.<br />

Die von H. Schiefele und Kollegen Ende der 70er Jahre (H. Schiefele 1974; H.<br />

Schiefele u.a. 1983) aufgestellte und bis heute zum Beispiel von Krapp (Krapp 1992a,<br />

1992b, 1998a, 1998b), Prenzel (Prenzel u.a. 1986; Prenzel 1988) und U. Schiefele<br />

(U. Schiefele 1992; U. Schiefele u.a. 1993) vielfach erweiterte pädagogische Interessen-<br />

theorie möchte hier Abhilfe schaffen.<br />

3.1.2 Das Interesse<br />

Im Jahr 1983 veröffentlichten H. Schiefele und Kollegen eine so genannte<br />

Rahmenkonzeption des Interesses, deren Kern zum Standard der modernen<br />

Interessentheorien wurde. Interesse wird als eine besondere, durch bestimmte<br />

Merkmale herausgehobene Beziehung einer Person zu einem Gegenstand beschrieben<br />

(H. Schiefele u.a. 1983; Prenzel u.a. 1986; Prenzel 1988; Krapp 1992a, 1992b, 1998a,<br />

1998b).<br />

Dabei wird der Gegenstand des Interesses ganz allgemein „als Umweltausschnitt<br />

definiert, den die Person von anderen Umweltbereichen unterscheidet und als<br />

eingegrenzte und strukturierte Einheit abbildet“ (Prenzel u.a. 1986, S. 166). Der<br />

Gegenstand ist im Rahmen der pädagogischen Interessentheorie also nicht nur ein<br />

konkretes Ding, sondern alles das, was eine Person selbst für sich als Gegenstand<br />

ihres Interesses konstruiert. Gegenstände können also zum Beispiel neben konkreten<br />

Dingen (Briefmarken, Überraschungseierfiguren), auch Tätigkeiten (mit dem Com-<br />

25


puter spielen, Flugzeuge bauen) und Themenfelder (Politik, Windkraft) sein. Diese<br />

interessenspezifische Person-Gegenstands-Relation kann laut Krapp „sowohl auf der<br />

Ebene aktueller Auseinandersetzungen (Interessenhandlung bzw. Interesse als<br />

aktualisierter Zustand) als auch auf der Ebene habitueller oder dispositionaler<br />

Strukturen (individuelles oder persönliches Interesse) untersucht und theoretisch<br />

konstruiert werden“ (Krapp 1992a, S. 307). Beide Ausprägungen werden in der<br />

pädagogischen Interessentheorie durch wertbezogene, emotionale und kognitive<br />

Merkmale beschrieben.<br />

Die Interessenhandlung (Interessenhandlung bzw. Interesse als aktualisierter Zustand)<br />

Die Interessenhandlung lässt sich als aktuelle Beziehung zwischen einer Person und<br />

einem Gegenstand in einer Situation bzw. einem Kontext darstellen. Krapp (1992a,<br />

S. 309) führt zwei Gründe an, die eine solche Interessenhandlung auslösen können.<br />

Wird die Interessenhandlung durch äußere situationsspezifische Anreize (Interessant-<br />

heit der Situation) ausgelöst, so spricht er von situationalem Interesse. Wird die<br />

Interessenhandlung aber von bereits bestehenden, individuellen Interessen gesteuert,<br />

verwendet er den Begriff des aktualisierten Interesses.<br />

Merkmal der Person<br />

Individuelles Interesse<br />

Merkmal der Situation<br />

Situationales Interesse<br />

Person<br />

Aktualisiertes<br />

Interesse<br />

Situationales<br />

Interesse<br />

handlungsvorausgehend handlungsbegleitend<br />

Abbildung 5: Die Interessenhandlung nach Krapp (1992b)<br />

Gegenstand<br />

In der Regel lassen sich die beiden Handlungsverursachungen nicht genau trennen, so<br />

dass wohl die meisten Interessenhandlungen sowohl vom situationalen als auch vom<br />

aktualisierten Interesse beeinflusst werden. So sind zum Beispiel bei einem hohen<br />

individuellen Interesse nur geringe Anreize durch die Situation nötig, um eine<br />

Person-Gegenstands-Auseinandersetzung auszulösen. Ein nicht vorhandenes oder nur<br />

26


geringes individuelles Interesse fordert dagegen eine hohe Anregungsqualität der<br />

Situation, um Interessenhandlungen in die Wege zu leiten und auch fortdauern zu<br />

lassen.<br />

Die Interessenhandlung lässt sich auf drei Merkmalsebenen beschreiben. Bezüglich<br />

der kognitiven Bestimmungsmerkmale vermerkt Krapp, dass „eine Interessen-<br />

handlung auf relativ differenzierte (komplexe) kognitive Schemata im Bereich des<br />

Interessengegenstandes zurückgreifen kann und zugleich zu einer Erhöhung der<br />

Komplexität führt“ (Krapp 1992a, S. 310). Dieser Aspekt ist natürlich besonders aus<br />

pädagogischer Sicht bemerkenswert. Eine interessierte Handlung geht immer mit<br />

Lernprozessen einher und führt zu einem Aufbau kognitiver Struktur.<br />

Der Verlauf der Interessenhandlung wird insgesamt emotional positiv erlebt. Zur<br />

Beschreibung dieser positiven Gefühle greifen H. Schiefele und Kollegen (1983),<br />

Prenzel (1988) und Krapp (1992a) zum Teil auf Theorien zur intrinsischen<br />

Motivation zurück. Zu diesen positiven emotionalen Erlebnisqualitäten gehören ein<br />

optimales Anregungs- und Aktivierungsniveau, Kompetenzgefühle, Gefühle der<br />

Autonomie und eine positive Einschätzung der sozialen Faktoren des Handelns. Im<br />

Idealfall stellt sich ein so genanntes Flow-Erleben ein, das nach Csikszentmihalyi<br />

dann auftritt, wenn eine Person in einer Beschäftigung völlig aufgeht und dabei Raum<br />

und Zeit um sich vergisst (Csikszentmihalyi 1993).<br />

Die Interessenhandlung hat für die ausführende Person einen eignen Wert, das heißt,<br />

sie ist intrinsisch motiviert und lässt sich nicht in erster Linie von Anreizen (z.B.<br />

Bestrafung, Geld, Schulnoten) leiten, die außerhalb der Interessenhandlung liegen.<br />

Handeln aus Interesse ist nach Krapp (1992a, 1998b) im Sinne der Selbst-<br />

bestimmungstheorie der Motivation von Deci und Ryan (1993) selbstintentional, das<br />

heißt, die handelnde Person identifiziert sich mit den Zielen und Anforderungen der<br />

aktuellen Handlungssituation und erlebt sich während der Interessenhandlung als<br />

kompetent und selbstbestimmt.<br />

Das Interesse als Persönlichkeitsdisposition (individuelles oder persönliches Interesse)<br />

Zusammen mit der Interessantheit der Lernsituation klärt das aktualisierte<br />

individuelle Interesse die Steuerung der Interessenhandlung auf. Individuelle<br />

Interessen sind zeitlich stabile Personen-Gegegenstands-Auseinandersetzungen, die in<br />

Form dispositionaler Strukturen den Interessengegenstand dauerhaft repräsentieren.<br />

Auch das individuelle Interesse lässt sich mit Hilfe von kognitiven, emotionalen und<br />

wertbezogenen Merkmalen beschreiben.<br />

27


Zunächst besitzt die Person ein umfangreiches Wissen über ihren Interessengegen-<br />

stand, das sich in vorhergehenden Auseinandersetzungen mit dem Interessen-<br />

gegenstand herausgebildet hat (H. Schiefele u.a. 1983, S. 13 bzw. S. 22). Außerdem<br />

verfügt der Einzelne noch über metakognitives Wissen. Er hat eine Ahnung davon,<br />

was er über seinen Interessengegenstand weiß, was er nicht weiß und was er vielleicht<br />

noch einmal wissen möchte. Krapp spricht in Bezug auf Prenzel von der so<br />

genannten „epistemischen Orientierung“ (Krapp 1998b, S. 213) des Interesses.<br />

Auch gefühlsbezogene Valenzen sind ein Merkmal des individuellen Interesses. Sie<br />

zeigen sich „in positiven Erinnerungen an zurückliegende Erlebniszustände und<br />

positiven Erwartungen bezüglich künftiger Erlebnisse im Kontext interessenthema-<br />

tischer Auseinandersetzungen“ (Krapp 1992a, S. 326).<br />

Die hohe Wertschätzung der langfristigen, immer wiederkehrenden Personen-<br />

Gegenstands-Auseinandersetzungen beruht laut Krapp darauf, „dass sich das<br />

Individuum mit den Interessengegenständen und den damit verbundenen Ausein-<br />

andersetzungen vollständig identifiziert“ (1998b, S. 213). Interessen stimmen in<br />

Anlehnung an die Selbstbestimmungstheorie der Motivation von Deci und Ryan<br />

(1993) mit den Zielen des „individuellen Selbsts“ überein. Sie sind Bestandteil des<br />

Selbstkonzepts 8 und werden im Laufe der menschlichen Entwicklung immer<br />

wichtiger für die Persönlichkeitsbildung. Über Interessen definiert sich eine Person<br />

und stellt sich nach außen dar.<br />

Der Interessenbegriff der vorliegenden Arbeit<br />

Zusammenfassend lässt sich der Interessenbegriff unabhängig von seiner Ausprägung<br />

als „eine epistemisch thematisierte Subjekt-Gegenstandsbeziehung, ausgestattet mit<br />

emotionalen und Wertvalenzen, die selbstintentional nur dieser Beziehung gelten“<br />

(Schiefele H. 2000, S. 229) definieren.<br />

Pädagogisch bemerkenswert macht das Interessenkonzept die starke Betonung der<br />

Inhaltsseite von Lernprozessen, die enge Verschränkung von kognitiven und<br />

affektiven Komponenten im Lernprozess und die gute Vereinbarkeit mit<br />

Bildungszielen wie Mündigkeit und Selbstbestimmung. Für die vorliegende Arbeit<br />

sind natürlich in erster Linie die individuellen Interessen und deren Aufbau von<br />

8 Unter Selbstkonzept versteht der Verfasser gemäß Moschner (1998) die Gesamtheit aller Vorstellungen,<br />

Einschätzungen und Bewertungen die die eigene Person betreffen. In der Fachliteratur wird auch häufig von<br />

Selbstbild, Selbstmodell, Selbst-Schema etc. gesprochen.<br />

28


Wichtigkeit. Dass erste Interessenhandlungen an einem Gegenstand auch durch die<br />

Interessantheit der Situation ausgelöst werden können, gibt einen Hinweis darauf,<br />

wie sich individuelle Interessen langfristig aufbauen lassen. Doch zunächst muss noch<br />

der Interessengegenstand der vorliegenden Arbeit geklärt werden.<br />

3.1.3 Der Interessengegenstand<br />

Der im Rahmen der vorliegenden Arbeit zu fördernde Interessengegenstand ist das<br />

Interesse an Naturwissenschaft und Technik.<br />

Die Naturwissenschaften als Interessengegenstand<br />

Laut Meyers Lexikon versteht man unter Naturwissenschaft „den Oberbegriff für<br />

die einzelnen empirischen Wissenschaften, die sich mit der systematischen<br />

Erforschung der Natur (bzw. eines Teils von ihr) beschäftigen“ (1992, Bd. 5, S. 183).<br />

Generell lassen sich die Naturwissenschaften in zwei Gruppen aufteilen. Zu den<br />

exakten Naturwissenschaften, die sich mit der unbelebten Materie beschäftigten,<br />

gehören zum Beispiel die Physik, die Chemie oder die Astronomie. Die biologischen<br />

Naturwissenschaften haben die belebte Natur bzw. Materie zum Forschungsgegen-<br />

stand. Vertreter dieser Gruppe sind zum Beispiel die Biologie, die Ökologie oder die<br />

Anthropologie. Schon Anfang des 17. Jahrhunderts definierte die Forscherwelt eine<br />

Doppelaufgabe für die neuzeitliche Naturwissenschaft: „Einsicht gewinnen in Gottes<br />

Schöpfungsgeheimnis und zugleich, durch die Anwendung der gefundenen Natur-<br />

gesetze auf Maschinen und Gewerbe, die Lebensbedingungen der Menschen zu<br />

verbessern“ (Botsch/Hermann 1991, S. 347). Diese Einstellung zur Naturwissenschaft<br />

war keineswegs selbstverständlich. So lehnte man während der Antike und des Mittel-<br />

alters die Frage nach einem möglichen Nutzenaspekt der gewonnenen naturwissen-<br />

schaftlichen Erkenntnisse ab. Heute besteht die allgemein anerkannte Aufgabe der<br />

Naturwissenschaften in Anknüpfung an die oben beschriebene Doppelaufgabe<br />

zunächst einmal darin, die Natur zu erklären. Dazu stehen den Naturwissenschaften<br />

spezifische Methoden wie zum Beispiel das Experiment zur Verfügung. Darüber<br />

hinaus muss die Naturwissenschaft auch ihre Erkenntnisse im Rahmen einer<br />

angewandten Naturwissenschaft dem Menschen nutzbar machen. Als praktische<br />

Konsequenz geht damit die Technik aus der Naturwissenschaft hervor.<br />

Die Technik als Interessengegenstand<br />

Meyers Lexikon gibt auch eine Definition für den Technikbegriff. So versteht man<br />

unter Technik „die Gesamtheit aller Objekte (Werkzeuge, Geräte, Maschinen etc.),<br />

29


Maßnahmen und Verfahren, die vom Menschen durch Ausnutzung der Naturgesetze<br />

und -prozesse sowie geeigneter Stoffe hergestellt bzw. entwickelt werden und sich bei<br />

der Arbeit und in der Produktion anwenden lassen“ (1992, Bd. 22, S. 18).<br />

Diese Technikdefinition stimmt weitgehend mit Ropohl überein, der drei Haupt-<br />

komponenten der Technik annimmt: „1. die Artefakte als nutzorientierte, vorwie-<br />

gend künstliche Objekte, 2. deren Herstellung durch den Menschen und 3. deren<br />

Verwendung im Rahmen zweckhaften Handelns“ (Ropohl 1999, S. 31). Da Technik<br />

als eigener Wirklichkeitsbereich zwischen der Natur und dem Menschen steht, hat sie<br />

laut Ropohl neben der naturalen immer auch eine humane und soziale Dimension<br />

(S. 32). Mit Hilfe von Technik gestaltet der Mensch die Umwelt nach seinen<br />

Wünschen und Interessen (humane Dimension der Technik). Das wirkt sich aus.<br />

Veränderungen in den gesellschaftlichen Verhältnissen sind die Folgen (soziale<br />

Dimension der Technik).<br />

Das Wechselverhältnis zwischen Naturwissenschaft und Technik<br />

Technik und Naturwissenschaft stehen in der Realität in einem engen, sich<br />

ergänzenden Wechselverhältnis, das für beide Disziplinen effektiv und synergetisch<br />

ist. Entdeckungen in der Naturwissenschaft haben technische Neuerungen und damit<br />

ganze Industrien (z.B. Elektrotechnikindustrie durch Entdeckung des Zusammen-<br />

hangs zwischen Magnetismus und Elektrizität) entstehen lassen. Umgekehrt hat auch<br />

die Technik Einfluss auf die Naturwissenschaft (z.B. Bedeutung des Mikroskops für<br />

die Bakteriologie) ausgeübt und deren Entwicklung vorangetrieben (vgl. Botsch/<br />

Hermann 1991, S. 346-374).<br />

Der Interessenbegriff der vorliegenden Arbeit<br />

Die vorliegende Arbeit möchte Wege aufzeigen, mit denen das naturwissenschaftlich-<br />

technische Interesse bei Kindern und Jugendlichen gefördert werden kann. Dabei<br />

beschränkt sich der Verfasser auf nur einen Teil der naturwissenschaftlichen<br />

Disziplinen. Gefördert wird ein naturwissenschaftlich-technisches Interesse im Sinne<br />

der exakten Naturwissenschaften (v.a. Physik, Chemie) wie auch deren technische<br />

Anwendung. Es ist dem Verfasser durchaus bewusst, dass ein auf Anwendungsaspekte<br />

reduzierter Technikbegriff diesen nur verkürzt darstellt. Das später geschilderte<br />

Vorgehen zur Förderung naturwissenschaftlich-technischen Interesses in Zusammen-<br />

arbeit mit den Physiklehrern eines allgemein bildenden Gymnasiums erforderte aber<br />

einen eindeutig naturwissenschaftlichen Schwerpunkt des Entwicklungsprojektes. So<br />

waren die beteiligten Lehrer vor allem an der Weiterentwicklung ihres eigenen<br />

30


Unterrichts interessiert. Dennoch gelang in der ein oder anderen Unterrichts- bzw.<br />

Projektsequenz eine eigenständige Thematisierung technischer Sachverhalte. Die<br />

Zusammenarbeit mit der Robert Bosch GmbH war hier ausschlaggebend.<br />

3.1.4 Die Theorien der Interessenentwicklung<br />

Auf die Frage, wie Interessen entstehen, gibt Todt eine entwicklungspsychologische<br />

Antwort (Todt 1985, 1987, 1990; Todt/Schreiber 1998), die eine allgemeine<br />

Stufenfolge der Interessenentwicklung annimmt. Sie orientiert sich an Stufen-<br />

modellen der kognitiven Entwicklung und geht in erster Linie auf Gottfredson<br />

(1981) zurück, der sie für den Bereich der Berufsinteressen entwickelt hat.<br />

Der entwicklungspsychologische Ansatz nach Todt<br />

Todt beschreibt eine Entwicklungstheorie, in der sich, ausgehend von universellen<br />

Interessen bis hin zu allgemeinen Interessen, die Interessenstruktur des Individuums<br />

immer weiter ausdifferenziert und spezialisiert: „From birth to about 15 years of age<br />

a progressive differentiation of interests can be observed, i.e. a progressive drop of<br />

interests and diminishing range of fields of interest” (Todt/Schreiber 1998, S. 29).<br />

Age in years<br />

0<br />

3<br />

7<br />

10<br />

15<br />

Universal Interests<br />

Collective Interests<br />

Individualization<br />

1. What is the structure of my physical and<br />

social enviroment?<br />

(Travers 1978)<br />

2. What will be right for me as a boy?<br />

What will be right for me as a girl?<br />

(Kohlberg 1967)<br />

3. What am I able to do?<br />

(self-concept of competence)<br />

(Tyler 1955, Gottfredson 1981)<br />

4. Boys: What is the prestige of different<br />

activities/occupations?<br />

(Barnett 1975)<br />

Girls: What is the social relevance of<br />

different activities/occupations?<br />

5. What happens with my body and my<br />

mood?<br />

(6. What`s about my personal future?<br />

What`s about my social responsibility?<br />

What`s about the society?)<br />

Abbildung 6: Modell der Entwicklung allgemeiner Interessen nach Todt/Schreiber (1998)<br />

31


In der frühen Kindheit dominieren universelle Interessen. Das Kind versucht<br />

Struktur in seiner Umgebung zu entdecken. Dabei ist die Suche nach Struktur<br />

sowohl auf die materielle als auch auf die soziale Umwelt bezogen. Todt nimmt<br />

bereits in dieser Phase interessenspezifische Differenzierungsprozesse an, je nachdem,<br />

ob sich das Kind mehr objektbezogen oder mehr personenbezogen mit seiner<br />

Umwelt auseinandersetzt.<br />

Ab ungefähr dem dritten Lebensjahr steht die Geschlechtsrollenentwicklung im<br />

Vordergrund. Bisherige Interessen werden auf der Basis des Geschlechtsrollentyps<br />

gefiltert und bereinigt: „Welche Objekte/welche Tätigkeiten passen zu mir als Junge<br />

bzw. Mädchen?“ Da Interessen in dieser Phase eher geschlechtsspezifisch als<br />

individuell sind, spricht Todt von der Entstehung der kollektiven Interessen. Es<br />

kommt zu einer starken Übereinstimmung der Interessengebiete in den altersgleichen<br />

Geschlechtsgruppen.<br />

Ab dem siebten Lebensjahr beginnt eine persönlichkeitsspezifische Individualisierung<br />

der Interessen, die bis spätestens zum 15. Lebensjahr zur Herausbildung der so<br />

genannten allgemeinen Interessen führt. Im Mittelpunkt der folgenden Indivi-<br />

dualisierungsprozesse steht das Selbstkonzept der Heranwachsenden. Kinder bzw.<br />

Jugendliche gleichen ihre Interessenprofile immer stärker an die Einschätzung der<br />

eigenen Fähigkeiten und Begabungen an. Mangelnde Kompetenzerlebnisse führen zu<br />

einem Ausblenden, erfolgreiche Kompetenzerlebnisse führen zu einem Weiterver-<br />

folgen des jeweiligen Interessengebietes. Parallel dazu entwickeln die Heran-<br />

wachsenden Vorstellungen über ihre aktuelle und zukünftige Stellung in der<br />

Gesellschaft. Hier spielt die Geschlechtsidentität wieder eine bedeutsame Rolle.<br />

Jungen fragen eher nach dem Prestige der Tätigkeit oder des zukünftigen Berufes.<br />

Mädchen betonen eher soziale Aspekte wie den „Dienst am Menschen“ bei der<br />

Auswahl einer interessenspezifischen Tätigkeit oder eines Wunschberufes. Wieder<br />

werden bestimmte Interessengebiete weiterverfolgt, andere ausgeblendet.<br />

Aber nicht nur kognitive Prozesse scheinen laut Todt eine Rolle bei der Ausbildung<br />

der allgemeinen Interessen zu spielen. In einer letzten Phase der Individualisierung,<br />

die in der Regel mit der Pubertät einsetzt, geraten eigene Bedürfnisse in den<br />

Mittelpunkt des Interesses. So werden Fragen wie „Was geschieht eigentlich mit<br />

meinem Körper?“ oder „Was ist mit meinen Gefühlen?“ bedeutsam für die Ausbil-<br />

dung einer Interessenstruktur und können sogar zeitweise zu einer Vernachlässigung<br />

bisheriger Interessengegenstände führen. Die Herausbildung der allgemeinen<br />

Interessen ist mit Ende der Pubertät weitgehend abgeschlossen (Todt 1985, S. 375).<br />

32


Eine Änderung der Interessenstruktur der allgemeinen Interessen ist nach Todt nur<br />

noch in sehr wenigen Ausnahmefällen zu erwarten (Todt 1985, S. 375; Todt/<br />

Schreiber 1998, S. 37-38). 9<br />

Das Modell erklärt zwar plausibel, wie sich Interessen ausgehend von einer<br />

universellen hin zu einer spezifischen, stabilen Interessenstruktur entwickeln, doch<br />

kann es keine konkreten Hinweise geben, wie neue Interessenbezüge entstehen und<br />

sich dauerhaft fördern lassen. Hier geben die Ansätze der pädagogischen<br />

Interessentheorie Auskunft.<br />

Die Interessengenese aus Sicht der pädagogischen Interessentheorie<br />

Zur Frage, wie sich einzelne Interessen initieren und zu stabilen Interessenstrukturen<br />

ausbauen lassen, hat die pädagogische Interessentheorie mit dem „Wirkungsmodell<br />

des Interesses“ von Prenzel (1988) und mit dem „Rahmenmodell der Interessen-<br />

genese“ von Krapp (1998a) zwei sich ergänzende Konzepte vorgelegt.<br />

Prenzel hat 1988 ein „Wirkungsmodell des Interesses“ veröffentlicht, das zu erklären<br />

versucht, wie ein stabiles Interesse (im Sinne des oben beschriebenen individuellen<br />

Interesses) durch Interessenhandlungen selbst entsteht.<br />

Abhängige<br />

Variable<br />

Unabhängige<br />

Variable<br />

Persistenz<br />

(Aufrechterhaltung des<br />

Gegenstandsbezuges)<br />

Steuerung ...<br />

Kognitive Effekte<br />

Diskrepanz, Stabilisierung,<br />

Differenzierung, Integration<br />

Abbildung 7: Wirkungsmodell des Interesses nach Prenzel (1988)<br />

Selektivität<br />

(Inhaltliche Ausrichtung des<br />

Gegenstandbezuges)<br />

Nicht bewusst (Äquilibration)<br />

Bewusst (ziel-und wertorientiert)<br />

Emotionale Effekte<br />

Spannung, Tönung,<br />

Kompetenzgefühl<br />

9 Todt und Schreiber (1998, S. 30) haben in ihrem Beitrag zur Konferenz „Interest and Gender: Issues of<br />

Developement and Change in Learning“ eine weitere Stufe der Entwicklung allgemeiner Interessen ab dem<br />

15. Lebensjahr angefügt. Der Interessenfilterungsprozess ist aber bereits vor dieser Stufe weitgehend<br />

abgeschlossen, so dass sie nicht mehr in den Ausführungen berücksichtigt wird.<br />

33


Eine grundlegende Annahme ist dabei, dass Interesse durch Selektivität und<br />

Persistenz geprägt ist. Mit Persistenz werden die Aufrechterhaltung der<br />

Auseinandersetzung und das wiederholte In-Beziehung-Treten mit dem Gegenstand<br />

über einen längeren Zeitraum bezeichnet. Die mit dieser Entwicklung verbundene<br />

Schwerpunktbildung der Gegenstandsauseinandersetzung bezeichnet Prenzel als<br />

Selektivität (1988, S. 139). Sowohl die Persistenz als auch die Selektivität an einem<br />

bestimmten Interessengegenstand erklärt Prenzel mit den in Kapitel 3.1.2<br />

beschriebenen wertbezogenen, emotionalen und kognitiven Merkmalen der<br />

Interessenhandlung.<br />

Vereinfacht lassen sich nach Hartinger und Fölling-Albers die Mechanismen<br />

beim Aufbau eines stabilen Interesses wie folgt erklären: „Erlebt eine Person bei<br />

bestimmten Handlungen positive emotionale und/oder kognitive Effekte und<br />

vermutet sie, dass sie selbst in der Lage ist, diese Effekte zu steuern, so wird Persistenz<br />

unterstützt. Erlebt sie negative Emotionen, zu große kognitive Diskrepanzen<br />

und/oder sieht sich nicht in der Lage, erwünschte kognitive und emotionale<br />

Zustände herbeizuführen, so wird die Persistenz der Gegenstandsauseinandersetzung<br />

beeinträchtigt“ (2002, S. 45). Eine entsprechende Argumentationsweise wird auch für<br />

das Entstehen von Selektivität beschrieben.<br />

Krapp (1998a, 1998b) argumentiert in seinem „Rahmenmodell zur Interessengenese“<br />

ganz ähnlich. Allerdings macht er noch deutlicher, wie sich einzelne Interessen in von<br />

außen initierten (Lern-)Prozessen ganz neu aufbauen lassen.<br />

Bedingungsfaktoren<br />

Person<br />

Lernsituation<br />

Aktueller<br />

individueller Zustand<br />

Situationales<br />

Interesse<br />

Abbildung 8: Rahmenmodell der Interessengenese nach Krapp (1998a)<br />

Dauerhaftes<br />

Entwicklungsresultat<br />

Individuelles<br />

Interesse<br />

34


Wie in Kapitel 3.1.2 beschrieben, unterscheidet Krapp zwischen einem situationalen<br />

Interesse, das durch situationsspezifische Anreize ausgelöst wird und nur eine gewisse<br />

Zeit aufrechterhalten bleibt, und den dauerhaften, individuellen Interessen einer<br />

Person. In einem mehrstufigen Prozess kann sich unter bestimmten Voraussetzungen<br />

aus einem situationalen Interesse ein individuelles Interesse entwickeln (Krapp 1998a,<br />

Hidi/Berndorff 1998).<br />

Die erste Hürde, die in diesem Prozess zu bewältigen ist, ist das Entstehen eines<br />

situationalen Interesses am (Lern-)Gegenstand. Die (Lern-)Situation ist dabei so zu<br />

gestalten, dass sich die eben bei Prenzel beschriebenen kognitiven, emotionalen und<br />

wertbezogenen Merkmale einer Interessenhandlung einstellen können. Im<br />

Unterschied zu einer interessierten Zuwendung oder bloßem Neugierverhalten ist das<br />

situationale Interesse dadurch gekennzeichnet, dass es den (Lern-)Prozess vollständig<br />

begleitet. Mitchell (1993) spricht in diesem Zusammenhang von der Catch- und<br />

Hold-Komponente des situationalen Interesses. Für die Hold-Komponente ist in<br />

erster Linie die vom Individuum empfundene subjektive Wertschätzung für den<br />

(Lern-)Gegenstand von Bedeutung. Aber auch hier spielen laut Krapp emotionale<br />

Erlebnisqualitäten eine nicht zu unterschätzende Rolle. Die zweite Hürde besteht<br />

darin, aus einem von außen initiierten situationalen Interesse ein stabiles individuelles<br />

Interesse zu entwickeln. Nicht alle durch die Interessantheit der (Lern-)Situation<br />

ausgelösten Interessenhandlungen führen zur Bildung von individuellen Interessen.<br />

Hier setzt ein Filterprozess an, „der die Aufnahme eines Personen-<br />

Gegenstandsbezuges in die stabileren Strukturregionen der Persönlichkeit steuert“<br />

(Krapp 1998a, S. 192). Nach Krapp wird dieser Filterprozess gleichzeitig von<br />

rationalen Überlegungen (der potentielle Interessengegenstand wird insgesamt als<br />

wichtig und bedeutsam eingeschätzt) und von emotionsgesteuerten Mechanismen (in<br />

der Summe ist die Auseinandersetzung mit dem Interessengegenstand emotional<br />

positiv besetzt) beeinflusst (Krapp 1998a, S. 193). Zur Beschreibung der emotionalen<br />

Mechanismen nimmt Krapp Bezug auf die von Deci und Ryan (1985, 1993)<br />

veröffentlichten drei grundlegenden psychologischen Bedürfnisse nach Kompetenz,<br />

Selbstbestimmung und sozialer Eingebundenheit. Werden sie bei wiederholten<br />

Auseinandersetzungen mit dem Interessengegenstand erfüllt, so besteht die Chance<br />

der Entwicklung eines stabilen, individuellen Interesses.<br />

Die Bedeutung der Ansätze für die vorliegende Arbeit<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Kinder und Jugendliche zum Aufbau<br />

eines naturwissenschaftlich-technischen Interesses Gelegenheit erhalten müssen, in<br />

35


wiederholter Auseinandersetzung mit Naturwissenschaft und Technik situationales<br />

Interesse aufbauen zu können. Halten sie die Auseinandersetzung mit dem Interessen-<br />

gegenstand für rational bedeutsam und erleben sie sich dabei als kompetent,<br />

selbstbestimmt und sozial eingebunden, so können sich langfristig andauernde, die<br />

Berufs- und Studienwahl beeinflussende Interessenschwerpunkte bilden.<br />

Aber auch entwicklungspsychologische Erkenntnisse dürfen dabei nicht vernach-<br />

lässigt werden. Sie wirken gleichsam als Filter. Nur auf ihrer Basis kann das Interesse<br />

für einen naturwissenschaftlich-technischen Gegenstandsbereich geweckt und<br />

ausgebaut werden. Für die vorliegende Arbeit sind vor allem zwei Aussagen von<br />

Bedeutung: Zum einen muss mit der Interessenförderung möglichst früh begonnen<br />

werden, denn mit Ende der Pflichtschulzeit scheint die Interessenstruktur weitgehend<br />

festgelegt zu sein. Diese Feststellung wird auch durch eine Reihe von empirischen<br />

Arbeiten bestätigt (Lederle-Schenk 1972; Schmid 1984; Gold 1985). Zum anderen<br />

dürfen geschlechtsspezifische Aspekte nicht vernachlässigt werden. Mädchen, die zum<br />

Beispiel eine Beschäftigung mit Physik und Technik mit ihrem Selbstkonzept nicht<br />

vereinbaren können, bedürfen einer eigenen Förderung.<br />

3.1.5 Einflussfaktoren bei der Entwicklung von naturwissen-<br />

schaftlich-technischen Interessen<br />

Im Laufe ihrer Entwicklung kommen Kinder und Jugendliche mit vielerlei<br />

Gegenständen im Sinne der pädagogischen Interessentheorie in Kontakt.<br />

Gesellschaft<br />

Familie<br />

Freundeskreis<br />

Medien<br />

Schule<br />

Interesse als<br />

Personen - Gegenstands-<br />

Beziehung<br />

Abbildung 9: Einflussfaktoren bei der Entwicklung naturwissenschaftlich-technischer Interessen<br />

36


Welche Rolle dabei der naturwissenschaftlich-technische Interessengegenstand spielt,<br />

hängt vom Einfluss verschiedener Gruppierungen und Institutionen ab. Eine Reihe<br />

von singulären Untersuchungen hat sich mit dieser Thematik beschäftigt (Hoffmann<br />

u.a. 1997; Upmeier zu Belzen 2002). Es besteht aber noch weiterer Forschungsbedarf.<br />

So wäre die Stärke der einzelnen Einflüsse auf eine naturwissenschaftlich-technische<br />

Interessenentwicklung und ihre Beziehungen untereinander zu klären.<br />

Die folgenden Ausführungen können daher nur einen Überblick über mögliche<br />

Einflussfaktoren geben und einige gesellschaftliche Entwicklungen aufzeigen, die sich<br />

nicht immer positiv auf diesen Prozess auswirken.<br />

Die Familie<br />

Eine der wichtigsten Sozialisationsinstanzen ist die Familie. Welche Rolle natur-<br />

wissenschaftlich-technische Inhalte in den Familien spielen und inwieweit sich diese<br />

auf die Interessenentwicklung auswirken, kann nur vermutet werden. Zwick und<br />

Renn gehen in einer Auswertung von qualitativem Datenmaterial (im Rahmen ihrer<br />

Studie „Zur Attraktivität von technischen und ingenieurwissenschaftlichen Fächern<br />

bei der Studien- und Berufswahl junger Frauen und Männer“) davon aus, dass vor<br />

allem die Väter bei der Entwicklung der naturwissenschaftlich-technischen Interessen<br />

von Bedeutung sind. Sie ermöglichen erste Kontakte mit naturwissenschaftlich-<br />

technischen Inhalten, indem sie (Spiel-)Materialien und Werkzeuge zur Verfügung<br />

stellen und die Heranwachsenden an ihren eigenen Hobbys teilnehmen lassen.<br />

Geschlechtsspezifische Aspekte dürfen dabei nicht vernachlässigt werden. So scheint<br />

gerade die Technik eine Welt zu sein, in die der „kundige Vater“ den Sohn einführt.<br />

Gleichzeitig betonen die Autoren, dass die sich verändernde Vaterrolle in der<br />

Gegenwartsgesellschaft zum Problem für die naturwissenschaftlich-technische<br />

Interessengenese werden kann. Auf der einen Seite steigt durch immer höhere<br />

Scheidungsraten die Anzahl der unvollständigen Familien. Immer mehr Kinder<br />

wachsen in Einelternfamilien auf, in denen die Mütter die Erziehung fast vollständig<br />

übernehmen. Auf der anderen Seite sind auch die strukturell vollständigen Familien<br />

von einer ähnlichen Entwicklung betroffen. Aufgrund von Zeitknappheit,<br />

beruflicher Überbelastung, Mobilität und konkurrierenden Interessen verbringen die<br />

Väter immer weniger Zeit mit ihren Kindern. „Mit der vaterlosen Gesellschaft<br />

nehmen die Chancen zum Erlernen technischen Interesses, entsprechender Kompe-<br />

tenzen und Begeisterung für Naturwissenschaft und Technik stark ab“ (Zwick/Renn<br />

2000, S. 56).<br />

37


Der Freundeskreis<br />

Dass mit zunehmendem Alter die Interessenentwicklung in nicht unerheblichem<br />

Maße vom Freundeskreis bzw. den Peergroups beeinflusst wird, zeigt die Vielzahl<br />

von Freizeitinteressen, die zum Teil sogar unter Ausschluss der Erwachsenenwelt<br />

(z.B. Spielen am Computer) ausgeübt werden.<br />

Leider lassen große Freizeitstudien wie die „Shell Kinder- bzw. Jugendstudie“ (Todt<br />

1992), der Kindersurvey „Kindheit in Deutschland“ (Zinnecker u.a. 1993), die Studie<br />

zum „Freizeit- und Medienverhalten 10- bis 17 jähriger Schülerinnen und Schüler“<br />

(Bofinger 2001) und die Freizeitstudie „Lebenswelten als Lernwelten“ des Deutschen<br />

Jugendinstitutes (Hössl u.a. 2002) wegen der sehr allgemein angelegten Frage-<br />

instrumente nur wenig befriedigende Erkenntnisse bezüglich der Bedeutung<br />

naturwissenschaftlich-technischer Inhalte im Freizeitverhalten der Kinder und<br />

Jugendlichen zu. Was dennoch herauszulesen ist, scheint eher Anlass zur<br />

Ernüchterung zu geben. In der Studie des Deutschen Jugendinstitutes wurden 10- bis<br />

13-jährige Kinder (Klasse vier bis sechs) in einer offenen Frage aufgefordert, eine<br />

Lieblingsbeschäftigung zu nennen. Lediglich 7 % der Befragten gaben eine Tätigkeit<br />

aus dem Bereich Hobby an (Hössl u.a. 2002, S. 47). Berücksichtigt man, dass dieser<br />

Bereich neben Basteln, Werken, Modellbau und Experimentieren auch die<br />

gestalterisch-künstlerischen Aktivitäten beinhaltet, so scheint die aktive naturwissen-<br />

schaftlich-technische Gegenstandsauseinandersetzung nur bei einem sehr kleinen Teil<br />

von Heranwachsenden höchste Wertschätzung zu genießen. Auch auf die Frage,<br />

welche von den 24 vorgegebenen Freizeitaktivitäten die Kinder sehr gerne tun,<br />

schneiden der „Technik- und Modellbau“ und das „Reparieren von Dingen“ insgesamt<br />

schlecht ab. Wenn überhaupt, wurden diese Tätigkeiten von Jungen angegeben. Zu<br />

ähnlichen Ergebnissen kommt die Auswertung der oben zitierten Studien durch<br />

Bofinger (2001, S. 208), Zinnecker (1993, S. 47) und Todt (1992, S. 303).<br />

Die Medien<br />

Der Umgang mit Medien bindet einen immer größeren Teil der Freizeit von Kindern<br />

und Jugendlichen. Laut Bofinger haben sich fünf Bereiche als Eckpfeiler des<br />

Medienumgangs von Heranwachsenden erwiesen: Fernseh- und Videokonsum,<br />

Musikvorlieben, Verhältnis zum Computer und die Einstellung zum Lesen (Bofinger<br />

2001). Im Zusammenhang mit einer naturwissenschaftlich-technischen Interessen-<br />

genese sind vor allem der Fernsehkonsum und der Umgang mit dem Computer näher<br />

zu bestimmen.<br />

38


In fast allen Untersuchungen (Bofinger 2001, Medienpädagogischer Forschungs-<br />

verbund [mpf] 2002, mpf 2003) nimmt das Fernsehen nicht den Rang einer<br />

Lieblingsbeschäftigung ein. Quantitativ gesehen ist der Fernseher aber das am meisten<br />

genutzte Medium, und der Fernsehkonsum gehört mit zu den häufigsten Freizeit-<br />

beschäftigungen. Betrachtet man daher zunächst die Programmvorlieben der<br />

Heranwachsenden, so wird man schnell bemerken, dass die Unterhaltungssendungen<br />

zu den beliebtesten Programmsparten der Kinder und Jugendlichen gehören.<br />

Bofinger stellte zudem fest, dass die Programmpräferenzen von Schülern und<br />

Schülerinnen sich erheblich unterscheiden. Während Schülerinnen eher auf sanfte<br />

und gewaltfreie Unterhaltung Wert legen, bevorzugen ihre männlichen Mitschüler<br />

eher die breite Palette des Action- und Gruselangebotes. Informative Sendungen, die<br />

auch naturwissenschaftlich-technische Sachverhalte thematisieren, finden sich sowohl<br />

bei Mädchen wie bei Jungen am Ende der Beliebtheitsskala (2001, S. 66ff.). Um die<br />

Auswirkungen des Fernsehkonsums auf die naturwissenschaftlich-technische<br />

Interessenentwicklung zu beschreiben, darf man sich nicht mit dieser Feststellung<br />

begnügen. So wäre in einem nächsten Schritt zu untersuchen, welche Rolle<br />

Naturwissenschaft und Technik in den von den Schülern am meisten konsumierten<br />

Programmsparten spielen. Für den Bereich der Soaps, die bei den Mädchen zu den am<br />

meisten gesehenen Angeboten gehören, liegen eine Reihe von Untersuchungen vor<br />

(Theunert 2000; Göttlich u.a. 2001). Stimmt man hier mit Theunert überein, dass<br />

die Soaps vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen Antworten auf<br />

entwicklungsbedingte Problemstellungen (2000, S. 171), wie die Frage nach dem<br />

zukünftigen Lebensentwurf, geben, so kann die Abwesenheit des Berufsbildes des<br />

Ingenieurs bzw. Naturwissenschaftlers in deutschen Daily Soaps bedenklich stimmen.<br />

Betrachtet man die zunehmende Nutzung des Computers sowohl bei Kindern (mpf<br />

2002) als auch bei Jugendlichen (mpf 2003), so könnte man zumindest ein gesteigertes<br />

technisches Interesse an den neuen Kommunikationstechnologien vermuten. Bei<br />

einer genaueren Analyse dessen, was die Heranwachsenden tatsächlich mit dem<br />

Computer machen, stehen allerdings Anwendungsaspekte wie Computerspiele,<br />

Internetnutzung oder das Lernen und Arbeiten mit Hilfe des PCs im Vordergrund.<br />

Eine positive Auswirkung auf die naturwissenschaftlich-technische Interessengenese<br />

ist aufgrund dieses Sachverhaltes wohl nicht zu erwarten. Geht die steigende<br />

anwendungsorientierte Computernutzung aber, wie Köcher (2000, S. 5) vermutet,<br />

zu Lasten einer aktiven Auseinandersetzung mit naturwissenschaftlich-technischen<br />

Inhalten im Sinne des klassischen Modellbaus, des Reparierens und des Experi-<br />

mentierens, so ist sogar mit negativen Effekten zu rechnen.<br />

39


Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

Die naturwissenschaftlich-technische Interessengenese findet auch unter bestimmten<br />

gesellschaftlichen Rahmenbedingungen statt. Von einer Wissenschafts- bzw.<br />

Technikfeindlichkeit in Deutschland kann wohl kaum gesprochen werden. Zwick<br />

und Renn konnten in ihrer im Frühjahr 1998 durchgeführten Studie „Wahrnehmung<br />

und Bewertung von Technik in Baden-Württemberg“ feststellen, dass nahezu 50 %<br />

der befragten baden-württembergischen Bürger sich bezüglich ihrer Einstellung zur<br />

Technik ambivalent äußern. 37 % sprechen sogar von einer ausgesprochenen<br />

Technikbegeisterung (Zwick/Renn 1998, S. 7ff.). Der hohe Anteil an zunächst<br />

Unentschiedenen lässt sich gut verstehen, wenn man nach den Emotionen fragt, die<br />

die unterschiedlichen Technologien bei den Befragten auslösen. Für Oberstufen-<br />

schüler und Studienanfänger in Baden-Württemberg haben dies die eben genannten<br />

Autoren wie folgt dargestellt: Sonnenenergie, Multimedia oder Autos rufen bei der<br />

großen Mehrheit der jungen Erwachsenen positive Emotionen hervor. Gentechnische<br />

Anwendungen und Kernenergie dagegen werden abgelehnt. Die jungen Frauen stehen<br />

bis auf wenige Ausnahmen (z.B. Solartechnik, Auto) den einzelnen Technologien und<br />

den entsprechenden Wissenschaften deutlich kritischer gegenüber (vgl. Zwick/Renn<br />

2000, S. 48).<br />

Der Gegenstand Naturwissenschaft und Technik<br />

Die große Begeisterung der jungen Menschen für den Bereich Multimedia (z.B.<br />

Computer, Handy, Internet) stimmt mit den obigen Ausführungen zur Computer-<br />

nutzung überein. Wie bereits festgestellt, überwiegt das Anwendungsinteresse. Die<br />

Möglichkeiten der Techniknutzung interessieren mehr als die naturwissenschaftlich-<br />

technischen Zusammenhänge, die die unterschiedlichen Funktionalitäten erst<br />

möglich machen. Dabei fördern die modernen, hochkomplexen Technologien diese<br />

Entwicklung noch zusätzlich. Der Gegenstand Technik begegnet dem Nutzer im<br />

Alltag immer mehr als Blackbox: Einfach und einladend für den Nutzer, aber<br />

integriert und verschlossen für den Technikinteressierten.<br />

Die Schule als Ansatzpunkt zur verstärkten Interessenförderung im naturwissenschaftlich-<br />

technischen Bereich<br />

Will man naturwissenschaftlich-technisches Interesse bei Kindern und Jugendlichen<br />

entwickeln, so ist grundsätzlich ein Ansetzen bei allen Faktoren, von der Familie bis<br />

hin zu den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, möglich. Die vorliegende Arbeit<br />

möchte naturwissenschaftlich-technisches Interesse in der Schule fördern.<br />

40


Eine Reihe von Gründen spricht für diese Vorgehensweise:<br />

• Kinder und Jugendliche verbringen einen Großteil ihrer Zeit in der Institution<br />

Schule.<br />

• Für viele Kinder und Jugendliche ist der naturwissenschaftliche Unterricht die<br />

einzige Möglichkeit, mit naturwissenschaftlich-technischen Inhalten in Kontakt<br />

zu kommen.<br />

• In der Institution Schule vermitteln professionelle Erzieher in den einschlägigen<br />

Fächern naturwissenschaftlich-technische Inhalte. Wie erfolgreich oder auch nicht<br />

der naturwissenschaftliche Unterricht dabei sein mag, eine Auswirkung auf die<br />

Interessenstruktur der Kinder und Jugendlichen ist in jedem Fall zu erwarten.<br />

Dabei gilt es zu beachten, dass durch Bedingungen der Schule und des Unterrichts<br />

Interessen nicht nur unterstützt, sondern auch beeinträchtigt werden können.<br />

• Erkenntnisse, die eine bessere Förderung der naturwissenschaftlich-technischen<br />

Interessen ermöglichen, lassen sich über die institutionalisierten Kanäle (z.B.<br />

Lehrerfort- und Lehrerausbildung, Schulreform) in das System Schule einspeisen.<br />

41


3.1.6 Zusammenfassung<br />

Die vorliegende Arbeit möchte Wege aufzeigen, mit denen das naturwissenschaftlich-<br />

technische Interesse bei Kindern und Jugendlichen gefördert werden kann.<br />

Unter Interesse versteht der Verfasser in Anlehnung an die pädagogische Interessen-<br />

theorie „eine epistemisch thematisierte Subjekt-Gegenstandsbeziehung, ausgestattet<br />

mit emotionalen und Wertvalenzen, die selbstintentional nur dieser Beziehung<br />

gelten“ (Schiefele H. 2000, S. 229).<br />

In Bezug auf den Gegenstand des zu entwickelnden Interesses nimmt der Verfasser<br />

erste Einschränkungen vor. Schwerpunkt der Arbeit ist die Förderung der exakten<br />

Naturwissenschaften (v.a. Physik, Chemie) sowie deren technische Anwendung.<br />

Eine Auswertung der Theorien der Interessengenese ergab Hinweise, wie sich<br />

naturwissenschaftlich-technisches Interesse bei Kindern und Jugendlichen fördern<br />

lässt. Wer dieses Interesse fördern will, muss aus Sicht der Pädagogischen Psychologie<br />

folgende Kriterien berücksichtigen:<br />

• Die Förderung des naturwissenschaftlich-technischen Interesses muss möglichst<br />

früh beginnen. Mit Ende der Pflichtschulzeit ist mit einer weitgehenden Fest-<br />

legung der Interessenstruktur zu rechnen.<br />

• Bei der Förderung des naturwissenschaftlich-technischen Interesses sind ge-<br />

schlechtsspezifische Aspekte zu berücksichtigen.<br />

Natürlich müssen die Kinder und Jugendlichen Gelegenheit erhalten, sich mit dem<br />

naturwissenschaftlich-technischem Interessengegenstand hinreichend auseinander zu<br />

setzen. Diese Auseinandersetzung mit dem Interessengegenstand muss durch folgende<br />

Kriterien geprägt sein (vgl. auch Köller 2003, S. 10):<br />

• Der Gegenstand muss von den Kindern und Jugendlichen als persönlich<br />

bedeutsam eingeschätzt werden.<br />

• Die Beschäftigung mit dem Gegenstand sollte selbstbestimmt erfolgen.<br />

• In der Auseinandersetzung mit dem Gegenstand sollten sich die Kinder und<br />

Jugendlichen kompetent und selbstwirksam erleben.<br />

• Die Auseinandersetzung mit dem Gegenstand muss in einer emotional ange-<br />

nehmen Erlebnisumwelt stattfinden, in der die Kinder und Jugendlichen ihr<br />

Bedürfnis nach sozialer Eingebundenheit verwirklichen können.<br />

42


Die Schule als ein institutioneller Rahmen, in dem Kinder und Jugendliche einen<br />

Großteil ihrer Zeit verbringen und in dem die Mitarbeiter sich professionell mit der<br />

Erziehung beschäftigen, eignet sich wohl am besten zur wirksamen Umsetzung dieser<br />

Erkenntnisse.<br />

Einige Autoren haben versucht, diese Kriterien aus einer übergeordneten pädago-<br />

gisch-präskripitiven Perspektive, ohne Bezug auf ein Fach oder eine bestimmte<br />

Schulstufe, für Schule und Unterrichtspraxis nutzbar zu machen (Prenzel/Lankes<br />

1989; Aßmann u.a. 1992; Prenzel/Lankes 1995; Prenzel 1996). Leider bewegen sich<br />

ihre Vorschläge auf einem sehr allgemeinen Niveau.<br />

Eine weitere Konkretisierung der Kriterien durch die Forschungsergebnisse der<br />

naturwissenschaftlichen Fachdidaktik ist daher von besonderer Bedeutung für das<br />

Forschungsvorhaben.<br />

So stehen am Ende der Ausführungen drei Fragen:<br />

Wie entwickeln sich im Laufe der Schulzeit naturwissenschaftlich-technische<br />

Interessen?<br />

Gibt es Gründe für diese Entwicklung?<br />

Lassen sich aus ihnen erste Hinweise zur Konkretisierung der Kriterien der<br />

Interessenförderung ableiten?<br />

Das folgende Kapitel versucht hierauf Antworten zu geben.<br />

43


3.2 Empirische Befunde über Schülerinteressen in Natur-<br />

wissenschaft und Technik<br />

3.2.1 Die Fachinteressen in Naturwissenschaft und Technik<br />

Eine Reihe von Untersuchungen konnte nachweisen, dass das Interesse an allen<br />

Schulfächern im Laufe der Schulzeit sinkt. So nimmt die Lernfreude in den Fächern<br />

Deutsch und Mathematik bereits von der ersten bis zur fünften Klasse, wie Helmke<br />

(1997, S. 64) in einer Auswertung der Daten der Münchner Längsschnittstudie<br />

Scholastik feststellt, kontinuierlich ab. Dieser Prozess scheint sich in der<br />

Sekundarstufe I weiter zu verschärfen (vgl. auch Krapp 1998a; Baumert/Köller 1998).<br />

Voreiligen Erklärungen, die allein der Schule und den Lehrern Schuld an dieser<br />

Entwicklung geben, ist entgegenzuhalten, dass im Sinne von Todt die Interessen-<br />

genese als ein fortlaufender Differenzierungsprozess beschrieben werden kann (vgl.<br />

Kapitel 3.1.4: Die Theorien der Interessenentwicklung). Unter Aussonderung ganzer<br />

Gegenstandsbereiche kommt es zu einer Spezifizierung und Konzentration auf<br />

wenige Interessengebiete. Spätestens mit dem Ende der Pubertät hat sich so eine<br />

Interessenstruktur gebildet, die die Bewältigung von zentralen Entwicklungsaufgaben<br />

wie die Kurswahl und die Studienfach- bzw. Berufswahl ermöglicht.<br />

Nicht erklärbar aber bleibt, dass vor allem die naturwissenschaftlichen Fächer von<br />

diesem Interessenverfall betroffen sind (Todt 1978; Gardner 1987; Lehrke 1988;<br />

Krapp 1996).<br />

Die Unbeliebtheit des naturwissenschaftlichen Fächerkanons (v.a. Physik, Chemie)<br />

So ist die Erkenntnis nicht neu, dass Physik und Chemie am Ende der Schullaufbahn<br />

zu den unbeliebtesten Fächern gehören. Zwick und Renn forderten in ihrer<br />

Befragung an Gymnasien im Raum Stuttgart Schüler der 12. und 13. Jahrgangsstufe<br />

auf, zwei beliebte und zwei ungeliebte Fächer zu nennen. Den Negativrekord hält die<br />

Physik mit 30 % Ablehnung, knapp gefolgt von Chemie mit 28 %. In beiden Fällen<br />

übersteigen die Ablehnungsquoten die Nennungen als Lieblingsfächer um rund 20 %<br />

(2000, S. 37ff.).<br />

Die Unbeliebtheit der naturwissenschaftlichen Fachbereiche wird auch deutlich,<br />

wenn man die Leistungskursbelegungen in Baden-Württemberg im Schuljahr<br />

1999/2000 betrachtet. Lediglich 6 % der Abiturienten entschieden sich für einen<br />

Physik- und nur 2,9 % für einen Chemieleistungskurs. Gegenüber dem Schuljahr<br />

1978/79 war dies sogar ein Rückgang in der Physik um 3,1 % und in der Chemie um<br />

44


3,3 %. Bezieht man die Grundkurse in die Betrachtung ein, so muss man feststellen,<br />

dass im Schuljahr 1999/2000 in der 13. Jahrgangsstufe 29 % aller Schüler einen<br />

Physikkurs und nur noch 19 % einen Chemiekurs besuchten (Wörner 2000, S. 278ff.).<br />

Fächerbezogene Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen<br />

Untersuchungen, die eine Differenzierung der Auswertung nach Geschlecht vor-<br />

nehmen, ergeben ein klares geschlechtsspezifisches Profil der Fachinteressen. So<br />

kommen Zwick und Renn in ihrer baden-württembergischen Studie zu dem Schluss,<br />

dass die Naturwissenschaften, die Mathematik, die Informatik und der Sport von<br />

männlichen Schülern bevorzugt werden. Die Sprachen, die Kunst, die Musik und die<br />

kulturwissenschaftlichen Fächer sind dagegen eher weibliche Domänen (vgl. auch<br />

Gräber 1992b). Für das Fach Technik konnten sie keinen geschlechtsspezifisch<br />

signifikanten Unterschied feststellen (Zwick/Renn 2000, S. 39f.). Dieses Ergebnis<br />

sollte mit Vorsicht interpretiert werden. So wird das Fach Technik in Baden-<br />

Württemberg nicht an allgemein bildenden, sondern nur an beruflichen Gymnasien<br />

unterricht. Eine interessengesteuerte Selektion ist bereits bei der Schulwahl<br />

wahrscheinlich. Es ist daher wenig verwunderlich, dass der geringe Anteil an<br />

Schülerinnen am technischen Gymnasium genauso häufig wie ihre männlichen<br />

Mitschüler die Technik als Lieblingsfach angibt. Insgesamt ist auch für das Fach<br />

Technik bei den Mädchen eine größere Ablehnung zu vermuten.<br />

Auch innerhalb der naturwissenschaftlichen Fächer bestehen erhebliche geschlechts-<br />

spezifische Unterschiede. Hoffmann, Häußler und Lehrke haben im Rahmen<br />

ihrer in den Jahren 1984 bis 1989 durchgeführten Quer- und Längsschnittstudie zum<br />

Physikinteresse 10 auch nach den Fachinteressen der beteiligten Schüler gefragt<br />

(Hoffmann/Häußler/Lehrke 1998, S. 21ff.). In der Auswertung der Daten konnten<br />

sie feststellen, dass von den Jungen alle naturwissenschaftlichen Fächer und die<br />

Mathematik als etwa gleich interessant beurteilt wurden. Die Mädchen aber<br />

10 In den Jahren 1984 bis 1989 wurden von einer Arbeitsgruppe des Instituts für die Pädagogik der<br />

Naturwissenschaften (IPN) der <strong>Universität</strong> Kiel Interessenerhebungen zum Physikinteresse durchgeführt. Die<br />

Studie startete im Jahr 1984 mit einer Querschnittserhebung mit 51 Klassen der Jahrgangsstufe 5 und je 24<br />

Klassen von der 6. bis zur 10. Jahrgangstufe. Alle Schultypen von der Hauptschule bis zum Gymnasium waren<br />

im Untersuchungsplan vertreten. Von 1984 bis 1989 wurden die 51 fünften Klassen in einem Längsschnitt<br />

jährlich am Schuljahresende erneut befragt. Ergänzt wurde die Längsschnittuntersuchung durch einen<br />

Kohortenquerschnitt mit je 24 Klassen der 9. Jahrgangsstufe pro Untersuchungsjahr. Ziel der aufwendigen<br />

Erhebung war es, Gründe für das Desinteresse der Heranwachsenden am Schulfach Physik zu ermitteln und<br />

eventuell Strategien für eine Besserung der Situation abzuleiten (Hoffmann/Lehrke 1986;<br />

Hoffmann/Häußler/Lehrke 1998).<br />

45


interessierten sich vor allem für Biologie, gefolgt mit jeweils deutlichem Abstand von<br />

Mathematik, Chemie und Physik. Auch sind die Mädchen in weitaus stärkerem Maße<br />

vom Interessenabfall über die Schuljahre hinweg betroffen. Während für Jungen der<br />

Interessenabfall in Physik und Chemie von der sechsten bis zur 10. Klasse nur mäßig<br />

ausfällt, kann vor allem in der Physik bei den Mädchen von einem Interessen-<br />

schwund gesprochen werden (Häußler u.a. 1998, S. 123).<br />

3.2.2 Die Sachinteressen in Naturwissenschaft und Technik<br />

Will man Struktur und Verlauf der physik- bzw. chemiebezogenen Interessen<br />

untersuchen, so genügt es nicht, nur die Fachinteressen und deren Entwicklung über<br />

die Schuljahre hinweg zu eruieren. Um zu erfassen, welche Teile physikalischer bzw.<br />

chemischer Bildung für die Heranwachsenden besonders bedeutsam sind, muss nach<br />

der Interessantheit der im naturwissenschaftlichen Unterricht zu bearbeitenden<br />

Inhalte gefragt werden. Dabei hat es sich eingebürgert, dieses so genannte Sach-<br />

interesse nach der Interessiertheit an verschiedenen Gebieten, Kontexten und Tätig-<br />

keiten zu unterteilen. Ein Beispiel aus der Physik soll diese Unterscheidung<br />

darstellen: Ein Schüler kann sich für die Elektrizitätslehre mehr als für die Optik<br />

interessieren (Interesse an Gebieten der Physik). Im Rahmen seines Interessengebietes<br />

möchte er über die Funktionsweise von elektronischen Geräten informiert werden<br />

und ist weniger an der Herleitung des Ohmschen Gesetzes interessiert (Interesse an<br />

Kontexten). Gerne würde er ein elektronisches Gerät in seine Bestandteile zerlegen.<br />

Für die Berechnung von Widerständen in einem vorgegebenen Schaltkreis ist er<br />

weniger zu begeistern (Interesse an Tätigkeiten).<br />

Die Physikinteressen<br />

Die IPN-Physikinteressenstudie 11 (Hoffmann/Lehrke 1986; Hoffmann/Häußler/<br />

Lehrke 1998) konnte nachweisen, dass das gemittelte Sachinteresse über alle erfragten<br />

physikalischen Gebiete (z.B. Optik, Akustik), Kontexte (z.B. Physik als Mittel zum<br />

Verständnis technischer Objekte im Alltag, Physik als Wissenschaft) und Tätigkeiten<br />

(z.B. rezeptive Tätigkeiten, praktisch-konstruktive Tätigkeiten) bei den Heran-<br />

wachsenden mit zunehmendem Alter (und für die Jungen auf einem signifikant<br />

höheren Niveau) abnimmt. Diese Entwicklung stimmt mit den oben erwähnten<br />

Angaben zum abnehmenden Fachinteresse überein.<br />

11 Siehe Fußnote 10.<br />

46


Betrachtet man aber die einzelnen Gebiete, Kontexte und Tätigkeiten für sich, so<br />

lassen sich durchaus unterschiedliche Interessenschwerpunkte und Verläufe erkennen.<br />

Erstaunlich ist die Erkenntnis, dass „die Interessenunterschiede zwischen den<br />

verschiedenen Gebieten der Physik gar nicht so groß sind. Viel bedeutsamer für das<br />

Sachinteresse ist es dagegen, in welchem Anwendungsbereich [Kontext] ein<br />

bestimmtes Gebiet erscheint und mit welchen Tätigkeiten es verbunden ist“ (Häußler<br />

u.a. 1998, S. 121). Kontexte, bei denen die Physik mit erstaunlichen Phänomenen<br />

einhergeht, sie auf Alltagssituationen und den menschlichen Körper angewandt wird<br />

oder die gesellschaftliche Bedeutung der Physik deutlich wird, stehen in der<br />

Interessenskala der Heranwachsenden ganz oben und können ihre Beliebtheit über<br />

die Schuljahre hinweg zum Teil noch steigern. Für die Mädchen gelten dabei einige<br />

Einschränkungen. Von ihnen wird eher die Auseinandersetzung mit Naturphäno-<br />

menen als mit technischen Phänomenen bevorzugt. Und auch Kontexte, die<br />

Alltagssituationen thematisieren, sind nur dann interessant, wenn sie sich auf<br />

Erfahrungen der Mädchen beziehen, welche sie im Laufe ihrer Sozialisation<br />

tatsächlich gemacht haben können. Bei den interessantesten Tätigkeiten unter-<br />

scheiden sich Mädchen und Jungen kaum. Praktisch-konstruktive Tätigkeiten wie<br />

„Geräte zerlegen/zusammenbauen“, „Versuche aufbauen/etwas bauen“ oder<br />

„Versuche durchführen/messen“ werden vor allem von den jüngeren Schülern<br />

bevorzugt. Bewertende Tätigkeiten wie „Sich eine eigene Meinung bilden“ oder<br />

„Technische Neuerungen diskutieren“ nehmen im Verlauf der Schuljahre an<br />

Attraktivität zu. Gegenüber rezeptiven bzw. theoretisch-konstruktiven Tätigkeiten<br />

wie „Berechnen/Aufgaben lösen“, „Einem Vortrag zuhören“ oder „Einen Physiktext<br />

lesen“ wird eine eher kritischere Haltung eingenommen (Häußler u.a. 1998, S. 135).<br />

Die Chemieinteressen<br />

Gräber kommt in seiner Querschnittsstudie zum Chemieinteresse 12 (1992a, 1992b,<br />

1995, 1996) zu ganz ähnlichen Ergebnissen. Kontexte wie Phänomene und<br />

Gesellschaft werden sowohl von Jungen als auch von Mädchen bei einer<br />

Auseinandersetzung mit chemischen Inhalten favorisiert. Ebenso gilt das geringe<br />

Interesse am Kontext Wissenschaft für beide Geschlechter (1995, S. 231). Der Kontext<br />

Alltag weist wiederum geschlechtsspezifische Unterschiede auf. Die Mädchen<br />

präferieren die Bereiche, zu denen sie aufgrund ihrer Lebenserfahrung einen Zugang<br />

12 Im Jahr 1990 wurden von Gräber und Kollegen in ihrer Querschnittstudie 3203 Schüler und Schülerinnen<br />

der Jahrgangsstufen 7 bis 10 aus 42 Schulen aller Typen zu ihrem Chemieinteresse befragt.<br />

47


haben (z.B. Haushalt). Jungen zeigen gegenüber den Mädchen ein größeres Interesse<br />

an der technischen Umwelt, sehen aber auch die Chemie als interessant in Bezug auf<br />

ihre Freizeit an (Häußler u.a. 1998, S. 144).<br />

Im Bereich der chemiebezogenen Tätigkeiten besteht große Übereinstimmung mit<br />

der Physik. Dem „Durchführen chemischer Experimente“ wird großes Interesse<br />

entgegengebracht. Wenig Anklang finden Tätigkeiten wie „Auswendiglernen, Lesen,<br />

Vortrag hören, Rechnen oder Gleichungen aufstellen“ (Gräber 1992b, S. 357).<br />

3.2.3 Der Zusammenhang zwischen Fach- und Sachinteressen<br />

Die Unbeliebtheit der naturwissenschaftlich-technischen Schulfächer ist in den<br />

einschlägigen Fachdidaktiken bereits vielfach diskutiert worden (z.B. Schwierigkeit<br />

des Fachgebietes, Image der Naturwissenschaften in der Öffentlichkeit). Auch die<br />

beiden eben beschriebenen Studien unternehmen den Versuch, das Fachinteresse und<br />

dessen Verlauf über die Schuljahre hinweg aufzuklären. Neben dem Sachinteresse<br />

standen den Wissenschaftlern dazu weitere Variablen wie zum Beispiel<br />

Persönlichkeitsmerkmale oder Daten des häuslichen Umfeldes für die Auswertung<br />

zur Verfügung.<br />

Geringer Zusammenhang zwischen Fach- und Sachinteresse<br />

Erstaunlicherweise hängen die jeweiligen Sachinteressen weit geringer als vielleicht<br />

vermutet mit den physik- bzw. chemiebezogenen Fachinteressen zusammen: „Selbst<br />

wenn sich Schülerinnen oder Schüler für Physik oder Chemie interessieren, selbst<br />

wenn sie sich für Technik oder Naturphänomene begeistern können, bedeutet das<br />

noch lange nicht, dass sie an dem ihnen gebotenen Physik- bzw. Chemieunterricht<br />

interessiert sind“ (Häußler u.a. 1998, S. 126). Als Grund nehmen die Autoren der<br />

beiden Erhebungen eine Fehlpassung zwischen dem naturwissenschaftlichen<br />

Unterrichtsangebot und den Sachinteressen der Schüler an. Diese Vermutung konnte<br />

die IPN-Physikinteressenstudie durch eine Frage nach dem bisher erlebten Unterricht<br />

bestätigen: „Im Urteil der Schüler und Schülerinnen dominierte in ihrem Physik-<br />

unterricht eindeutig ein Konzept, das die Physik als Wissenschaft erscheinen läßt,<br />

während sie ein Konzept bevorzugen, das die Physik im Bezug zur Lebenswelt zeigt“<br />

(Häußler u.a. 1998, S. 126).<br />

Das Selbstkonzept gegenüber dem naturwissenschaftlichen Lernen<br />

Wenn schon die physik- und chemiebezogenen Interessen der Schüler im Unterricht<br />

kaum vorkommen, so müssen andere Gründe über dessen Attraktivität entscheiden.<br />

48


So scheint ein positives Selbstkonzept 13 gegenüber dem naturwissenschaftlichen<br />

Lernen das Interesse am Schulfach Physik bzw. Chemie aufzuklären (Hoffmann/<br />

Häußler/ Lehrke 1998, S. 125; Gräber 1996, S. 8). Erfragt wurde diese Beurteilung der<br />

eigenen Leistungsfähigkeit mit Hilfe von Items wie „Ich verstehe den Stoff in Physik<br />

(Chemie) sehr gut, (...) sehr schlecht“ oder „Ich glaube, dass mich meine Mitschüler in<br />

Physik (Chemie) für (...) halten“.<br />

Die Mädchen schnitten hier besonders schlecht ab. Ihre mehrheitlich ablehnende<br />

Haltung gegenüber den Fächern Physik und Chemie geht fast ausschließlich auf ein<br />

geringes Selbstkonzept gegenüber dem naturwissenschaftlichen Lernen zurück. Die<br />

Physikinteressenstudie konnte außerdem nachweisen, dass Mädchen die negative<br />

Einschätzung ihrer Fähigkeiten und Leistungen in Physik bereits in die Schule<br />

mitbringen. Vom siebten bis zum 10. Schuljahr verschlechtert sich die Situation noch<br />

weiter. So verlieren die Mädchen weiter an Selbstvertrauen, während die Jungen<br />

tendenziell gewinnen (Hoffmann/Häußler/Lehrke 1998, S. 65). Weitere Unter-<br />

suchungen, die nachweisen können, dass bei objektiv gleicher Leistung, Mädchen<br />

gegenüber den Jungen zu einer niedrigeren Selbsteinschätzung ihrer mathematisch-<br />

naturwissenschaftlichen Fähigkeiten neigen, bestätigen diesen Befund auf eindrucks-<br />

volle Weise (vgl. Hannover 1998).<br />

Fragt man nach den Gründen für das geringe Selbstkonzept der Mädchen gegenüber<br />

dem naturwissenschaftlichen Lernen, so ist dessen Entstehung wohl in einem<br />

komplexen geschlechtsspezifisch gesteuerten Entwicklungsprozess zu vermuten<br />

(Kapitel 3.1.4: Die Theorien der Interessenentwicklung). Die Klärung der Frage, wie<br />

die Schule diesen Prozess beeinflusst, bedarf noch weiterer Forschungsbemühungen.<br />

13 Unter Selbstkonzept versteht der Verfasser gemäß Moschner (1998) die Gesamtheit aller Vorstellungen,<br />

Einschätzungen und Bewertungen die die eigene Person betreffen. In der Fachliteratur wird auch häufig von<br />

Selbstbild, Selbstmodell, Selbst-Schema etc. gesprochen. Weiterhin geht die Selbstkonzeptforschung davon<br />

aus, dass es nicht das Selbstkonzept einer Person gibt, sondern dass eine Vielzahl bereichsspezifischer<br />

Selbstkonzepte existiert. Im vorliegenden Fall geht es um das Selbstkonzept gegenüber dem naturwissen-<br />

schaftlichen Lernen, also der Einschätzung der eigenen Begabung und Leistungsfähigkeit für die<br />

entsprechenden Schulfächer.<br />

49


3.2.4 Zusammenfassung<br />

Das Interesse an allen Schulfächern nimmt im Laufe der Schulzeit ab.<br />

Besonders betroffen von diesem Interessenverfall sind die naturwissenschaftlich-<br />

technischen Fachbereiche, so dass am Ende der Schullaufbahn vor allem bei den<br />

Mädchen die Physik und die Chemie zu den unbeliebtesten Schulfächern gehören.<br />

Das baden-württembergische Leistungskurswahlverhalten der vergangenen Jahre<br />

bestätigt diese Entwicklung.<br />

Nicht nur das chemie- bzw. physikbezogene Fachinteresse nimmt über die Schuljahre<br />

hinweg ab, sondern auch das jeweilige durchschnittliche Sachinteresse. Wertet man<br />

jedoch den Interessenverlauf nach Gebieten, Kontexten und Tätigkeiten getrennt aus,<br />

ergeben sich durchaus unterschiedliche Interessenschwerpunkte und Entwicklungs-<br />

verläufe.<br />

Das Entwicklungsprojekt möchte dem überdurchschnittlichen Interessenverfall – hier<br />

gezeigt am nachlassenden Fach- und Sachinteresse in Physik und Chemie – begegnen.<br />

Ziel ist es, exemplarisch darzulegen, wie sich Kinder und Jugendliche für die natur-<br />

wissenschaftlichen Fachbereiche und deren naturwissenschaftlich-technische Inhalte<br />

interessieren lassen.<br />

Zu klären bleibt daher:<br />

Wie wird die naturwissenschaftlich-technische Interessengenese in der Schule<br />

beeinflusst?<br />

Welche Maßnahmen ermöglichen eine Förderung des naturwissenschaftlich-<br />

technischen Interesses in der Schule?<br />

Das negative Selbstkonzept vor allem der Mädchen gegenüber dem naturwissen-<br />

schaftlichen Lernen und die schlechte Anpassung des bisherigen Unterrichts an die<br />

bestehenden Sachinteressen der Schüler und Schülerinnen können einen ersten<br />

Hinweis auf mögliche Interventionsmaßnahmen geben.<br />

50


3.3 Möglichkeiten zur Förderung naturwissenschaftlich-<br />

technischer Interessen in der Schule<br />

3.3.1 Die Bedeutung der Schule für die Schülerinteressen<br />

Die Bedeutung der Schule für die Entwicklung von Schülerinteressen ist bisher nur<br />

wenig untersucht worden.<br />

Interessenfördernder Unterricht beginnt so früh wie möglich.<br />

Interessant für die vorliegende Arbeit sind die Erhebungen, die sich mit der Frage<br />

beschäftigen, ab wann eine naturwissenschaftlich-technische Interessenförderung<br />

einsetzen soll. Lück (2004) versucht durch die Auswertung der biografischen Daten<br />

von Studienanfängern der Fachrichtung Chemie herauszufinden, welche Phase in der<br />

Schullaufbahn ausschlaggebend für die naturwissenschaftliche Interessenbildung war.<br />

22 % der Probanden gaben an, dass bereits die Zeit der Vorschule eine nachhaltige<br />

Auswirkung auf ihr naturwissenschaftliches Interesse und ihre Motivation zum<br />

Ergreifen eines Chemiestudiums hatte. Will man also naturwissenschaftlich-<br />

technisches Interesse in der Schule fördern, so kann man damit nicht früh genug<br />

beginnen. Erfolgreiche interessenbeeinflussende Maßnahmen in Vor- und Grund-<br />

schule sprechen ebenso für diese These (Hartinger 1997; Mammes 2001; Lück 2004).<br />

Interessenfördernder Unterricht macht mit steigendem Alter immer differenziertere<br />

Angebote.<br />

Einige Untersuchungen in der Sekundarstufe II (Eder/Reiter 2002; Eder 1992;<br />

Watermann/Maaz 2004) zeigen, dass mit zunehmendem Alter der Herwachsenden<br />

eine Interessenförderung immer differenzierter erfolgen muss. In Abgrenzung zu<br />

Todts Entwicklungstheorie der Differenzierungsprozesse konnte zudem nach-<br />

gewiesen werden, dass unter bestimmten Bedingungen eine Veränderung der<br />

Interessenstruktur auch noch nach Abschluss der Pubertät möglich ist. Eder und<br />

Reiter verglichen in Auswertung der österreichischen PISA-Daten die Ober-<br />

stufenschüler von „allgemeinen“ Gymnasien mit den Schülern an Oberstufen-<br />

Realgymnasien 14 . An den Oberstufen-Realgymnasien konnten sie für einen Großteil<br />

der Schüler eine hohe Übereinstimmung zwischen ihrer Interessenstruktur und dem<br />

14 Oberstufen-Realgymnasien umfassen nur die Oberstufe und führen zur allgemeinen Hochschulreife.<br />

Ähnlich wie die beruflichen Gymnasien in Baden Württemberg haben auch sie spezielle Fachprofile (z.B.<br />

musisches Profil, naturwissenschaftliches Profil). Die Schüler und Schülerinnen haben die Möglichkeit, sich in<br />

einer gezielten Interessenwahl für ihr Profil zu entscheiden.<br />

51


jeweiligen Fachprofil der Schule feststellen. Die Schüler, die sich durch besonders<br />

hohe Kongruenzwerte auszeichneten, äußerten sich positiv über ihr Befinden in der<br />

Schule, bewältigten den Unterricht besser und erreichten nicht nur im<br />

fachspezifischen Schulschwerpunkt bessere Noten (2002, S. 115). Auf die Frage, wie<br />

sich eine gute Passung zwischen Person und Schule auf die weitere<br />

Interessenentwicklung auswirkt, gibt Eder (1992) in einer Längsschnittuntersuchung<br />

an 264 österreichischen Schülern Höherer Technischer Lehranstalten Antwort. Er<br />

konnte nachweisen, dass sich die Kongruenz zwischen Person und Schule positiv auf<br />

die Aufrechterhaltung bzw. Entwicklung der für den Schultyp charakteristischen<br />

Interessenbereiche auswirkt. Hinzukommen muss allerdings auch ein Schulklima, das<br />

sich durch einen geringen Leistungs- und Sozialdruck und eine hohe Schüler-<br />

zentriertheit auszeichnet (zur Klärung der Begriffe Leistungs- und Sozialdruck bzw.<br />

Schülerzentriertheit vgl. Kapitel 3.3.3: Die Bedeutung des Unterrichts für die<br />

Schülerinteressen; Interessenfördernder naturwissenschaftlicher Unterricht braucht<br />

ein positives Unterrichtsklima).<br />

Um die Vorteile einer Kongruenz zwischen Person und gewählter Umwelt für die<br />

Interessenentwicklung zu nutzen, müssen auch die allgemein bildenden Schulen mit<br />

zunehmendem Alter der Schüler immer differenziertere Angebote machen (spätestens<br />

ab Sekundarstufe II). Personengemäße Wahlmöglichkeiten bzw. individuelle<br />

Spezialisierungen – wie die Wahl eines Schulzweiges, die Leistungskurswahl oder die<br />

Teilnahme an freiwilligen Arbeitsgemeinschaften – ermöglichen am Gymnasium<br />

individuelle Schwerpunktbildungen und unterstützen die Heranwachsenden dabei,<br />

eigene Interessen auszubilden bzw. weiterzuverfolgen. 15<br />

3.3.2 Die Bedeutung der Lehrkraft für die Schülerinteressen<br />

Dass Lehrer durch ihre Person und den von ihnen gestalteten Unterricht auf die<br />

Interessenentwicklung Heranwachsender Einfluss nehmen, ist unbestritten (vgl.<br />

Lehrke 1988, S. 76ff.; Prenzel 2002, S. 42ff.). Für die vorliegende Arbeit sind natürlich<br />

in erster Linie die Untersuchungen von Bedeutung, die davon ausgehen, dass sich die<br />

naturwissenschaftlichen Lehrer von denen anderer Fächer unterscheiden.<br />

15 Die Oberstufenreform 2002/03 in Baden-Württemberg verfolgt genau gegensätzliche Ziele. Zu Gunsten<br />

einer breiteren Allgemeinbildung wurden die Leistungskurse abgeschafft und die Prüfungsmodalitäten im<br />

Abitur weitgehend standardisiert. Ob die neu geschaffenen Profil- und Neigungsfächer oder die besondere<br />

Lernleistung dem Bedürfnis der Heranwachsenden nach Ausbildung eigener Interessenschwerpunkte<br />

gerecht werden, bleibt zweifelhaft.<br />

52


Lehrer vom Typ „fachlich orientierter Naturwissenschaftler“ wirken sich negativ auf die<br />

naturwissenschaftlich-technische Interessengenese aus.<br />

Eine Zusammenfassung der vorliegenden Befunde (Born/Euler 1978; Stäudel 1982;<br />

Lehrke 1988, 1992; Merzyn 1994) ergibt zwei naturwissenschaftliche Lehrertypen:<br />

den fachlich orientierten und den pädagogisch orientierten Lehrer. Wobei ersterer<br />

häufig auch als „konservativer Naturwissenschaftler“ beschrieben wird. Laut Lehrke<br />

zeichnet er sich durch eine stark konservativ-fachwissenschaftliche Orientierung aus,<br />

die mit ganz eigenen Einstellungen und Erwartungen gegenüber der Schülerschaft<br />

einhergeht. So ist er zum Beispiel der Meinung, dass nur ein geringer Teil der Schüler<br />

im naturwissenschaftlichen Unterricht erreicht werden kann, da ein besonderes<br />

Interesse und eine besondere Begabung von vornherein vorhanden sein müssen<br />

(Lehrke 1992, S. 124).<br />

Dass eine solche Auffassung von Unterricht durch ihre Konzentration auf die<br />

wenigen bereits Interessierten dem Ziel einer breiten Interessenförderung entgegen-<br />

steht, ist offensichtlich. Besonders problematisch wirkt sie sich vor allem gegenüber<br />

den Mädchen aus, die ja in der Regel nach landläufiger Meinung nicht zu denen<br />

gehören, die eine ausgeprägte naturwissenschaftlich-technische Begabung in den<br />

Unterricht mitbringen und deren geringes Selbstkonzept gegenüber dem<br />

naturwissenschaftlichen Lernen diesen Sachverhalt widerspiegelt (vgl. Kapitel 3.2.3:<br />

Der Zusammenhang zwischen Fach- und Sachinteressen).<br />

So ist es wenig verwunderlich, dass Lehrke in seiner Auswertung der Daten der IPN-<br />

Physikinteressenstudie nachweisen konnte, dass Lehrer vom Typ „konservativer<br />

Naturwissenschaftler“ im Durchschnitt Klassen mit einem geringeren naturwissen-<br />

schaftlich-technischen Interesse hatten: „Es stellte sich heraus, dass Lehrer aus den<br />

weniger interessierten Klassen als Physiker in der Forschung arbeiten möchten, und<br />

sie sind häufiger der Meinung, dass ein großer Mädchenanteil in einer Klasse sich<br />

negativ auf den Physikunterricht auswirkt. Als Schüler war für sie an Physik<br />

besonders die intellektuelle Befriedigung von Bedeutung und sie schätzten ihr eigenes<br />

Interesse relativ hoch ein“ (Lehrke 1992, S. 135).<br />

Lehrer vom Typ „pädagogisch orientierter Naturwissenschaftler“ verzeichnen Erfolge bei<br />

der naturwissenschaftlich-technischen Interessengenese.<br />

Demgegenüber konnten die pädagogisch orientierten Lehrer Erfolge bei ihrer<br />

Interessenförderung verbuchen: „Bei Lehrern der Klassen mit hohem Interesse stand<br />

dieser Aspekt [Anmerkung des Verfassers: fachwissenschaftliche Orientierung] neben<br />

53


dem der praktischen Tätigkeit (Experimentieren) bzw. dem Praxis und Technik-<br />

bezug“ (Lehrke 1992, S. 135).<br />

Leider scheint der pädagogisch orientierte Lehrer zumindest am Gymnasium in der<br />

Minderheit zu sein. (Stäudel 1982 für die Chemielehrerschaft, Merzyn 1994 für die<br />

Physiklehrerschaft). So geht Merzyn (1994, S. 207) in seiner Befragung von<br />

Physiklehrern im Jahr 1987 davon aus, dass 40 % aller Physiklehrer an der höheren<br />

Schule sich einer fachwissenschaftlichen Orientierung zuordnen lassen. Demgegen-<br />

über stehen 30 % pädagogisch orientierte Lehrer, die er vor allem in den jüngeren<br />

Altersklassen ausmacht. Inwieweit diese Zahlen die aktuelle Zusammensetzung der<br />

Physiklehrerschaft am Gymnasium widerspiegeln, bedarf weiterer Forschungs-<br />

aktivitäten.<br />

Fragt man danach, was den pädagogisch orientierten Lehrer so erfolgreich macht, so<br />

ist ein genauerer Blick auf die Möglichkeiten eines interessenfördernden Unterrichts<br />

vonnöten.<br />

3.3.3 Die Bedeutung des Unterrichts für die Schülerinteressen<br />

Die meisten Empfehlungen zur Förderung des naturwissenschaftlich-technischen<br />

Interesses in der Schule beziehen sich auf den naturwissenschaftlichen Unterricht. In<br />

Anlehnung an die Theorien der pädagogisch-psychologischen Interessenforschung<br />

und die empirischen Ergebnisse zum Schülerinteresse im naturwissenschaftlich-<br />

technischen Fachbereich werden vor allem bestimmte Unterrichtsprinzipien als<br />

interessenfördernd hervorgehoben. Dabei gehen die Forscher davon aus, dass durch<br />

Schaffung einer interessenfördernden Lernumgebung im naturwissenschaftlichen<br />

Unterricht situationales Interesse am Lerngegenstand geweckt werden kann. Im Sinne<br />

der pädagogischen Interessentheorie (vgl. Kapitel 3.1.4: Die Theorien der Interessen-<br />

entwicklung) kann daraus eine persönlichkeitsprägende Interessendisposition ent-<br />

stehen. Dieser Prozess wird ebenfalls durch die interessenfördernden Unterrichts-<br />

prinzipien unterstützt.<br />

Die Wirksamkeit der Unterrichtsprinzipien wurde in empirischen Studien<br />

nachgewiesen (H. Conrads/A. Conrads 1992; Bettge/Hannover 1993; Oßwald 1995;<br />

Hartinger 1997; Hoffmann u.a. 1997; Hansen/Klinger 1998; Vogt u.a. 1999; Mammes<br />

2001; Berger 2002; Schminke 2003). Oft beachteten die Unterrichtsversuche mehrere<br />

Unterrichtsprinzipien. Diese Vorgehensweise erhöhte sicher die Auswirkung auf die<br />

naturwissenschaftlich-technische Interessengenese, erschwerte aber oft eine eindeutige<br />

Zuordnung von Maßnahme und Maßnahmeerfolgen.<br />

54


Interessenfördernder naturwissenschaftlicher Unterricht ist anwendungsorientiert.<br />

Ausgehend von der Forderung der pädagogischen Interessentheorie, dass der<br />

Gegenstand der Interessenbildung als persönlich bedeutsam eingeschätzt werden<br />

muss, hat die fachdidaktische Forschung in der Chemie und in der Physik Kontexte<br />

eruiert, die als interessenfördernd gelten (vgl. Kapitel 3.2.2: Die Sachinteressen in<br />

Naturwissenschaft und Technik). Ihnen gemeinsam ist ihr Anwendungsbezug bzw.<br />

ihre Nähe zur Erfahrungswelt der Schüler und Schülerinnen. Diese Erkenntnis hat<br />

sich anschließend eine Reihe von Unterrichtsversuchen zu Nutze gemacht. Erste<br />

Unterrichtsmodelle wurden bereits in den 80er Jahren im Rahmen der Science-<br />

Techonology-Society-Education (STS-Kurse) in angelsächsischen Ländern erprobt<br />

(Aikenhead 1994). In Deutschland steht fast 20 Jahre später der so genannte<br />

kontextorientierte naturwissenschaftliche Unterricht im Mittelpunkt der fach-<br />

didaktischen Diskussion. Er geht in seinem Ansatz über Unterrichtsmodelle hinaus,<br />

die einen Anwendungsbezug lediglich in der Explorationsphase bzw. Vertiefungs-<br />

phase einer Unterrichtseinheit einsetzen. Stattdessen bettet er von Anfang an chemie-<br />

und physikbezogene Inhalte in lebensweltliche Kontexte ein.<br />

Zahlreiche Untersuchungen kamen zu dem Ergebnis, dass sich ein solcher Unterricht<br />

förderlich auf die naturwissenschaftlich-technische Interessengenese auswirkt<br />

(Hoffmann u.a. 1997 für den Anfangsunterricht Physik und Chemie; Hansen/Klinger<br />

1998 für einen integrierten naturwissenschaftlichen Unterricht in Klasse 5/6; Berger<br />

2002 für den Physikunterricht in der Oberstufe; Schminke 2003 für den<br />

Chemieunterricht in der Oberstufe).<br />

Interessenfördernder naturwissenschaftlicher Unterricht ist tätigkeitsorientiert.<br />

Die Erhebungen zum Physik- bzw. Chemieinteresse haben interessenfördernde<br />

Tätigkeiten ergeben (vgl. Kapitel 3.2.2: Die Sachinteressen in Naturwissenschaft und<br />

Technik). Ihnen gemeinsam ist der hohe Anteil an praktisch-konstruktiven<br />

Tätigkeiten. Damit das praktisch-konstruktive Tätigwerden (z.B. Experimentieren,<br />

Bauen und Zerlegen) sich auch interessenfördernd auswirken kann, muss es aber<br />

mehr sein als ein „rezeptartiges Abarbeiten“ von Arbeitsanweisungen. Es muss die<br />

Merkmale einer Interessenhandlung erfüllen und den Schülern und Schülerinnen<br />

durch selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Handeln den Aufbau von<br />

Kompetenzen ermöglichen.<br />

Ein Aufbau von Handlungskompetenz durch praktisch-handwerkliches Arbeiten<br />

liegt natürlich nahe. Er ist direkt beobachtbar, am Ende steht oft ein vorzeigbares<br />

55


Produkt, und bei geeigneten häuslichen Rahmenbedingungen können die<br />

erworbenen Fertigkeiten auch zu Hause weiter ausgeübt werden. Diesen Umstand<br />

machen sich die Interventionsmaßnahmen von Mammes für die Grundschule (2001)<br />

und von H. Conrads/A. Conrads für die Grundschule bzw. Sekundarstufe I<br />

(1992) 16 zu Nutze. Beide konnten durch Werkunterricht eine positive Auswirkung<br />

auf die technische Interessenentwicklung bei Mädchen nachweisen.<br />

Auch für das Experiment als zentrales methodisches Verfahren der Naturwissen-<br />

schaften gilt, dass es nur dann eine interessenfördernde Wirkung entfalten kann,<br />

wenn es eine Herausforderung darstellt, Versuchsziele und -pläne selbst entworfen<br />

werden dürfen, die Kontrolle über die Planung der Arbeit bei den Schülern liegt und<br />

es Erfolgserlebnisse ermöglicht (vgl. Prenzel 2002, S. 41). Wird dies nicht berück-<br />

sichtigt, so ist mit nur geringem bzw. keinem Einfluss auf die naturwissenschaftlich-<br />

technische Interessengenese zu rechnen (Hartinger 1997, S. 48).<br />

Die Bedeutung eines tätigkeitsorientierten naturwissenschaftlichen Unterrichts für<br />

die Interessenentwicklung ist in einer Reihe von Unterrichtsversuchen nachgewiesen<br />

worden (H. Conrads/A. Conrads 1992 für technisches Werken in Klasse 3 bis 8;<br />

Bettge/Hannover 1993 für einen technischen Leistungswettbewerb in der 9. Klasse;<br />

Hartinger 1997 für den Sachunterricht in der Grundschule; Hoffmann u.a. 1997 für<br />

den Anfangsunterricht Physik und Chemie; Vogt u.a. 1999 für den Biologieunterricht<br />

in der 6. Jahrgangsstufe; Mammes 2001 für technischen Werkunterricht in der<br />

Grundschule).<br />

Interessenfördernder naturwissenschaftlicher Unterricht ist autonomieorientiert.<br />

Dass die Selbstbestimmung der Schüler und Schülerinnen eine wichtige Rolle für die<br />

Interessengenese spielt, konnte bereits bei der Beschreibung der interessenfördernden<br />

Tätigkeiten gezeigt werden. Begibt man sich darüber hinaus auf die Suche nach<br />

Unterrichtsformen, die ein selbstbestimmtes Lernen zum Ziel haben, wäre das<br />

Konzept des offenen Unterrichts zu nennen. Auch ohne weiter auf die intensiv<br />

geführte Diskussion zur Problematik des offenen Unterrichts einzugehen, lassen sich<br />

Bereiche finden, in denen eine Öffnung von Unterricht beschrieben werden kann.<br />

16 Im Rahmen des Modellversuchs „Mehr Mädchen in Naturwissenschaft und Technik“ konnten von 1987-1990<br />

Schülerinnen der Klasse 3 bis 8 außerhalb des regulären Unterrichts an Veranstaltungen zu vier<br />

Themenbereichen teilnehmen: Vom Sachunterricht zum Fachunterricht, Technisches Werken, Einführung in<br />

die Chemie, Physik im Kontext Kommunikation. H. Conrads übernahm die Projektleitung, A. Conrads die<br />

Evaluation (H. Conrads/ A. Conrads 1992).<br />

56


Eine Beteiligung der Schüler an der Grundauswahl der Unterrichtsinhalte, der<br />

Methodenwahl, der Wahl des Schwierigkeitsniveaus, der Sozialformen, des<br />

Zeitpunktes, der Zeitdauer und des Arbeitsortes ermöglicht ein selbstbestimmtes<br />

Lernen (vgl. Hartinger 1997, S. 62ff.; Hartinger/Fölling-Albers 2002, S. 140ff.). Eng<br />

verbunden mit diesen Wahlmöglichkeiten ist häufig auch das Ermöglichen von<br />

Kompetenzerleben. Denn wer zum Beispiel selbst das Schwierigkeitsniveau einer<br />

Aufgabe wählen kann, verhindert Über- bzw. Unterforderung und ermöglicht eine<br />

erfolgreiche Auseinandersetzung mit dem Interessengegenstand.<br />

Dass ein solch autonomieorientiertes Lernen auch interessenfördernd ist, konnte in<br />

Unterrichtsversuchen gezeigt werden (Oßwald 1995 für die Grundschule; Hartinger<br />

1997 für den Sachunterricht in der Grundschule).<br />

Interessenfördernder naturwissenschaftlicher Unterricht ist kooperativ.<br />

Kooperative Lernformen zeichnen sich durch eine positive Interdependenz aus: „Alle<br />

Personen können das Ziel erreichen, wobei das Erreichen des Ziels sogar noch wahr-<br />

scheinlicher wird, wenn die anderen Mitglieder der Gruppe es ebenfalls erreichen“<br />

(Neber 1998). Die interessenfördernde Wirkung erklärt sich durch das Bedürfnis nach<br />

sozialer Eingebundenheit (vgl. Kapitel 3.1.4: Die Theorien der Interessenent-<br />

wicklung). Im naturwissenschaftlichen Unterricht lässt sich kooperatives Lernen in<br />

Form von Gruppen- bzw. Partnerarbeit verwirklichen. In Ausnahmefällen, wie zum<br />

Beispiel in einem Projekt, arbeitet die gesamte Klasse zur Erreichung eines Ziels<br />

zusammen. Hier besteht zudem die Möglichkeit, dass der Lehrer als Teil der<br />

Lerngemeinschaft gemeinsam mit den Schülern Problemsituationen bearbeitet. Auch<br />

Arbeitsgemeinschaften eignen sich sehr gut für ein kooperatives Lernen, bei dem der<br />

Lehrer weniger die Rolle eines Wissensvermittlers als die eines Mitlernenden<br />

einnimmt.<br />

Untersuchungen speziell zu den Auswirkungen kooperativer Lernformen auf die<br />

Interessengenese sind dem Verfasser nicht bekannt. Beschäftigt man sich aber genauer<br />

mit den Lehrversuchen zum anwendungs- bzw. tätigkeitsorientierten Unterrichts-<br />

prinzip, so lässt sich ein hoher Anteil an kooperativen Lernformen entdecken. Sicher<br />

haben auch sie zum Erfolg der Unterrichtsversuche beigetragen.<br />

Interessenfördernder naturwissenschaftlicher Unterricht braucht ein positives Unterrichts-<br />

klima.<br />

Die Bedeutung eines positiven Unterrichtsklimas für die Interessengenese lässt sich<br />

ebenfalls durch das psychologische Bedürfnis nach sozialer Eingebundenheit erklären<br />

57


(vgl. Kapitel 3.1.4: Die Theorien der Interessenentwicklung). Auf die Frage, wie ein<br />

solches Unterrichtsklima beschaffen sein muss, gibt Eder in seiner Studie zur<br />

Auswirkung des Schulklimas auf die Interessenentwicklung folgende Hinweise: „Eine<br />

Lernumwelt, die sich durch einen geringen Sozial- und Leistungsdruck und eine hohe<br />

Schülerzentriertheit ausweist, fördert die Aufrechterhaltung oder Steigerung von<br />

Interessen“ (Eder 1992, S. 186).<br />

Die Betonung der Schülerzentriertheit verweist unter anderem auf die eben<br />

beschriebenen Vorteile eines autonomen Lernens im Unterricht (Prinzip der<br />

Autonomieorientierung). Aber auch die psychosoziale Zuwendung und die<br />

methodische Kompetenz der Lehrkraft ergänzen die Beschreibung eines<br />

schülerzentrierten Unterrichts: „Lehrer und Lehrerinnen, die ihren Unterricht<br />

methodisch abwechslungsreich gestalten, ihre Gefühle zeigen und die Ideen der<br />

Schüler und Schülerinnen aufnehmen, erreichen die Lernenden besser, als<br />

unterkühlte, distanzierte oder schlecht vorbereitete Lehrkräfte“ (Hansen/Klinger<br />

1998, S. 33).<br />

Die Nachteile eines hohen Leistungsdrucks für die Entwicklung von Interessen<br />

stimmen dagegen nicht gerade optimistisch für eine Interessenförderung im<br />

naturwissenschaftlichen Unterricht. Lehrplan- und Notendruck scheinen sich<br />

zumindest bei einigen Schülern und Schülerinnen als hinderlich für die Ausbildung<br />

von naturwissenschaftlich-technischen Interessen auszuwirken. So ist es unter den<br />

gegebenen Umständen nur folgerichtig, dass ein Teil der Interventionsmaßnahmen<br />

zur schulischen Förderung des naturwissenschaftlich-technischen Interesses außerhalb<br />

des regulären Unterrichts stattfindet (H. Conrads/A. Conrads 1992; Bettge/<br />

Hannover 1993). Die oben aufgeführten Beispiele zeigen aber auch, dass der reguläre<br />

Unterricht Freiräume für eine interessenfördernde Gestaltung bietet.<br />

Unterrichtsversuche, die durch eine gezielte Verbesserung des Unterrichtsklimas die<br />

naturwissenschaftlich-technische Interessengenese beeinflussen wollen, sind bisher<br />

nur selten durchgeführt worden. Hoffmann, Häußler und Peters-Haft<br />

versuchen durch Erreichung eines für Mädchen förderlichen Unterrichtsklimas im<br />

Physikunterricht positive Effekte auf ihr physikbezogenes Selbstkonzept bzw. ihr<br />

Physikinteresse zu erreichen (Hoffmann u.a. 1997 für den Anfangsunterricht Physik<br />

und Chemie).<br />

58


3.3.4 Die Bedeutung der Mädchenförderung für die Schüler-<br />

interessen<br />

Eine Vielzahl von schulischen Interventionsmaßnahmen versucht speziell Mädchen<br />

mehr für Naturwissenschaft und Technik zu begeistern. Warum gerade Mädchen<br />

einer besonderen Förderung bedürfen, konnte im Rahmen der vorliegenden Arbeit<br />

immer wieder herausgearbeitet werden. Junge Frauen entscheiden sich deutlich<br />

seltener für einen naturwissenschaftlich-technischen Studiengang. Bereits in der<br />

Schule lässt sich die Abwendung der Mädchen von den harten naturwissen-<br />

schaftlichen Disziplinen beobachten. Das weitaus geringere Fach- und Sachinteresse<br />

der Mädchen nimmt über die Schuljahre hinweg sogar noch ab und mündet in eine<br />

Leistungskursentscheidung zu Ungunsten der naturwissenschaftlichen bzw.<br />

technischen Fachbereiche (Ausnahme: Biologie). Die Gründe für diese Entwicklung<br />

sind vielfältig. Sie liegen wohl zum Großteil außerhalb der Schule und können hier<br />

nur in einigen Aspekten dargestellt werden (vgl. Mammes 2001, S. 23ff.; Hoffmann<br />

u.a. 1997, S. 19ff.).<br />

Mädchen machen im Laufe ihrer Sozialisation weitaus weniger Erfahrungen mit<br />

naturwissenschaftlich-technischen Gegenständen (vgl. Kapitel 3.1.5: Einflussfaktoren<br />

bei der Entwicklung von naturwissenschaftlich-technischen Interessen). Sie kommen<br />

bereits in die Schule mit einem geringeren Selbstkonzept gegenüber dem naturwissen-<br />

schaftlichen Lernen (vgl. Kapitel 3.2.3: Der Zusammenhang zwischen Fach- und<br />

Sachinteressen). In der Schule sind sie mit einem naturwissenschaftlichen Unterricht<br />

konfrontiert, der oft an ihren Interessen vorbeigeht (vgl. Kapitel 3.2.2: Die<br />

Sachinteressen in Naturwissenschaft und Technik). Der Lehrer vom Typ „konser-<br />

vativer Naturwissenschaftler“ begegnet dem Leistungsvermögen der Schülerinnen in<br />

den Naturwissenschaften mit Skepsis (vgl. Kapitel 3.3.2: Die Bedeutung der Lehrkraft<br />

für die Schülerinteressen). Kein Wunder, dass die Schülerinnen unter solchen<br />

Rahmenbedingungen nur wenig Freude an den harten naturwissenschaftlichen<br />

Fächern finden.<br />

Eine Vielzahl von Untersuchungen versucht aufzuzeigen, wie dem Interessenverfall<br />

der Schülerinnen zu begegnen ist. Dabei haben sich bestimmte Maßnahmen als<br />

erfolgreich erwiesen.<br />

Mädchenförderung durch organisatorische Maßnahmen<br />

Zur Stärkung des Selbstkonzeptes der Mädchen in Bezug auf ihre naturwissen-<br />

schaftlich-technischen Fähigkeiten wird eine Geschlechtertrennung im natur-<br />

59


wissenschaftlichen Unterricht vorgeschlagen. Es haben sich bestimmte Formen der<br />

Trennung als vorteilhaft herausgestellt. Positive Auswirkungen auf das Selbstkonzept<br />

und das Interesse im naturwissenschaftlich-technischen Fachbereich wurden von<br />

Kessels und Hannover für einen durchgängig monoedukativen Physikanfangs-<br />

unterricht beschrieben (2002, S. 18). Hoffmann und Kollegen berichten von den<br />

Vorteilen eines zeitweise getrennten Physikanfangsunterrichts für Wissen, Interesse<br />

und Selbstkonzept der Mädchen (1997, S. 294). Aber auch die Schaffung von<br />

mädchenspezifischen Zusatzangeboten außerhalb des regulären Unterrichts brachte<br />

positive Effekte auf die weibliche Interessengenese (H. Conrads/A. Conrads 1992,<br />

S. 242).<br />

Mädchenförderung durch Berücksichtigung mädchenrelevanter Kontexte<br />

Die Berücksichtigung mädchenrelevanter Kontexte im naturwissenschaftlichen<br />

Unterricht hat sich als besonders wichtig für die weibliche Interessengenese<br />

herausgestellt (vgl. auch Kapitel 3.2.2: Die Sachinteressen in Naturwissenschaft und<br />

Technik). Werden Kontexte aus dem Erfahrungsbereich der Mädchen gewählt, so ist<br />

das Interesse der Schülerinnen im Vergleich zum traditionellen Physikunterricht<br />

höher (Hoffmann u.a. 1997 für einen kontextorientierten Physikunterricht) und<br />

übersteigt zum Teil das der Jungen (Auer 1990 für einen kontextorientierten<br />

Physikunterricht). Auch H. Conrads/A. Conrads (H. Conrads /A. Conrads 1992<br />

für einen kontextorientierten Physik- und Chemieunterricht) und Hannover/<br />

Bettge (Hannover/Bettge 1993 für einen kontextorientierten Mathematikunterricht)<br />

setzten in ihren Interventionsmaßnahmen einen auf die Belange von Schülerinnen<br />

abgestimmten mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht ein.<br />

Im Übrigen ist davon auszugehen, dass ein an den Interessen der Mädchen<br />

orientierter naturwissenschaftlicher Unterricht sich nicht zum Nachteil der Jungen<br />

auswirkt (Häußler u.a. 1998, S. 122).<br />

Mädchenförderung durch Schaffung eines mädchenfreundlichen Unterrichtsklimas<br />

Der Versuch, das fachspezifische Selbstkonzept durch ein für Mädchen förderliches<br />

Unterrichtsklima im Physikunterricht zu stärken, findet sich bei Hoffmann und<br />

Kollegen (Hoffmann u.a. 1997). Doch darf nicht unerwähnt bleiben, dass der<br />

Erfolg des Modellversuchs neben dem verbesserten Unterrichtsklima wohl eher auf<br />

die oben beschriebenen Innovationen zur Unterrichtsorganisation bzw. zur Auswahl<br />

der Unterrichtsinhalte zurückzuführen ist.<br />

60


3.3.5 Zusammenfassung<br />

Die jeweilige Schule, der Lehrer, der Unterricht wie auch weitere (mädchen-<br />

fördernde) schulische Maßnahmen beeinflussen die naturwissenschaftlich-technische<br />

Interessengenese.<br />

Eine Schule, die den Schülern und Schülerinnen eine möglichst frühe, kontinuierliche<br />

und mit zunehmendem Alter immer differenzierte Auseinandersetzung mit dem<br />

Interessengegenstand ermöglicht, schafft positive Rahmenbedingungen für die<br />

Entwicklung von naturwissenschaftlich-technischen Interessen.<br />

Naturwissenschaftliche Lehrer, die ihre Vorstellung von Unterricht an einem<br />

pädagogischen Leitbild orientieren und den Versuch unternehmen, dieses im<br />

Unterricht wirksam werden zu lassen, verzeichnen ebenfalls Erfolge, Schüler und<br />

Schülerinnen für Naturwissenschaft und Technik zu begeistern.<br />

Die Gründe für den Erfolg der pädagogisch orientierten naturwissenschaftlichen<br />

Lehrer liegen vor allem in ihrem Unterricht. Ein naturwissenschaftlicher Unterricht,<br />

der sich an bestimmten Prinzipien orientiert, wirkt sich interessenfördernd aus.<br />

Interventionsmaßnahmen zur Förderung von Mädchen im naturwissenschaftlich-<br />

technischen Unterricht konnten den „Interessenvorsprung“ der Jungen zum Teil<br />

ausgleichen.<br />

Zusammenfassend lassen sich folgende Merkmale eines interessenfördernden<br />

naturwissenschaftlichen Unterrichts formulieren. (Sie gelten nicht nur für den natur-<br />

wissenschaftlichen Unterricht im engeren Sinne, sondern können auch allgemein zur<br />

Beurteilung von Maßnahmen zur Förderung naturwissenschaftlich-technischer<br />

Interessen herangezogen werden.):<br />

• Organisatorischer Aspekt (Organisation)<br />

Interessenfördernder Unterricht beginnt so früh wie möglich.<br />

Interessenfördernder Unterricht macht mit zunehmendem Alter der Heran-<br />

wachsenden immer differenziertere Angebote.<br />

• Didaktischer Aspekt (Inhalt)<br />

Interessenfördernder Unterricht ist anwendungsorientiert.<br />

Interessenfördernder Unterricht ist tätigkeitsorientiert.<br />

61


• Methodischer Aspekt (Vermittlung)<br />

Interessenfördernder Unterricht ist autonomieorientiert.<br />

Interessenfördernder Unterricht ist kooperativ.<br />

• Sozialer Aspekt (Unterrichtsklima/Atmosphäre)<br />

Interessenfördernder Unterricht erfordert ein positives Unterrichtsklima bzw. eine<br />

angenehme emotionale Atmosphäre.<br />

• Geschlechtsspezifischer Aspekt (Geschlecht)<br />

Interessenfördernder Unterricht berücksichtigt bezüglich aller Aspekte die besondere<br />

Einstellung der Mädchen zu Naturwissenschaft und Technik.<br />

Dem geschulten Pädagogen werden die Vorschläge zur Interessenförderung nicht neu<br />

erscheinen. Spätestens seit der Reformpädagogik stehen ganz ähnliche Forderungen<br />

im Mittelpunkt der erziehungswissenschaftlichen und der schulpolitischen Dis-<br />

kussion.<br />

So bleibt abschließend zu fragen:<br />

Inwieweit prägen die Merkmale eines interessenfördernden naturwissenschaftlich-<br />

technischen Unterrichts den heutigen Unterrichtsalltag am Gymnasium?<br />

Gibt es erste Hinweise darauf, weshalb deren Umsetzung in der Schulpraxis<br />

bisher nur unzureichend gelingt?<br />

Und welchen Beitrag kann die pädagogische Forschung leisten, damit die<br />

Merkmale in Zukunft eine stärkere Berücksichtigung in unseren Schulen finden?<br />

Das nächste Kapitel versucht hierzu Auskunft zu geben.<br />

62


4 Praxiszentrierte Evaluation als Antwort auf die<br />

Diskrepanz zwischen der Unterrichtspraxis und<br />

den Ergebnissen der Interessenforschung<br />

4.1 Die Notwendigkeit praxiszentrierter Evaluation<br />

4.1.1 Die Umsetzung der Ergebnisse der Interessenforschung<br />

im Schulalltag<br />

Auf die Frage, inwieweit die oben dargestellten interessenfördernden Merkmale den<br />

heutigen Schul- und Unterrichtsalltag in Deutschland bestimmen, haben nationale<br />

bzw. internationale Studien eine eher ernüchternde Antwort gegeben.<br />

Der aktuelle naturwissenschaftliche Unterricht im Spiegel internationaler bzw. nationaler<br />

Studien<br />

Die an der dritten Internationalen Mathematik- und Naturwissenschaftsstudie<br />

TIMSS 17 beteiligten Schüler und Schülerinnen der gymnasialen Oberstufe<br />

kennzeichneten ihren Physikunterricht „als einen Demonstrationsunterricht, in dem<br />

die Lehrkräfte mit Hilfe des Vorführexperimentes einen physikalischen Gedanken-<br />

gang entwickeln, gelenkte Schülerexperimente selten sind und eine eigenständige<br />

Entwicklung von Schülerexperimenten praktisch nicht vorkommt“ (Baumert/Köller<br />

2000b, S. 295-296). Prenzel spricht in Bezug auf diese Daten vom Vorherrschen<br />

eines „kreidelastigen Demonstrationsunterrichts“ (2002, S. 38) mit einer negativen<br />

Auswirkung auf die Interessenbildung und den Kompetenzerwerb in den<br />

naturwissenschaftlichen Fachdisziplinen.<br />

Selbst für den Anfangsunterricht im Fach Physik konnte diese These anhand von<br />

Videostudien über „Muster des unterrichtlichen Handelns von Lehrkräften“ bestätigt<br />

werden (Prenzel u.a. 2002; Seidel u.a. 2002). Bereits zu Beginn der siebten und achten<br />

Jahrgangsstufe identifizierten die Forscher anhand der aufgezeichneten Unterrichts-<br />

stunden einen Unterricht gemäß den oben ausgeführten Beobachtungen.<br />

17 In der TIMS-Studie der International Association for the Evaluation of Educational Achievement (IEA)<br />

wurden in den Jahren 1995/96 zum dritten Mal die Mathematik- und Naturwissenschaftsleistungen der<br />

Schüler der Sekundarstufen I und II in Deutschland untersucht. Die Tests in der Sekundarstufe II bestanden aus<br />

einem mathematisch-naturwissenschaftlichen Grundbildungstest und einem Fachleistungstest für die<br />

voruniversitäre Ausbildung in Mathematik und Physik. Ebenso wurden eine Reihe von zusätzlichen<br />

Informationen über Art und Menge der Hausaufgaben, typische Unterrichtsstile der Lehrer und das<br />

Schülerinteresse an den einzelnen Fächern erfragt.<br />

63


Auch die bereits ausführlich geschilderten naturwissenschaftlichen Längsschnitt-<br />

studien zur Entwicklung des Physik- bzw. Chemieinteresses beschreiben für alle<br />

Jahrgangsstufen aus Schülersicht einen Unterricht, der die Physik bzw. die Chemie<br />

als Wissenschaft ohne Bezug zu Alltag, Gesellschaft und Beruf erscheinen lässt (vgl.<br />

Kapitel 3.2.2: Die Sachinteressen in Naturwissenschaft und Technik). In Über-<br />

einstimmung mit den TIMSS-Ergebnissen kritisierten die Schüler und Schülerinnen<br />

weiterhin, dass reproduktive Tätigkeiten, wie Texte lesen, Gesetzmäßigkeiten<br />

auswendig lernen, dem Lehrer bei der Durchführung von Versuchen zuschauen und<br />

einem Vortrag zuhören, eindeutig den naturwissenschaftlichen Unterricht domi-<br />

nieren (Häußler u.a. 1998, S. 23ff.).<br />

Wie in Kapitel 3.2.2 dargestellt, entspricht ein solcher, rein fachwissenschaftlich<br />

orientierter Unterricht kaum der Interessenstruktur der Schüler und Schülerinnen<br />

und stimmt zudem nicht mit Forderungen nach einer zeitgemäßen naturwissen-<br />

schaftlichen Bildung überein. 18<br />

Die Gründung außerschulischer Initiativen als Zeichen der wachsenden Unzufriedenheit<br />

Die wachsende Unzufriedenheit über den derzeitigen Stand des mathematisch-<br />

naturwissenschaftlichen Unterrichts in Deutschland hat zur Gründung von einigen<br />

außerschulischen Initiativen zur Förderung der naturwissenschaftlich-technischen<br />

Fachbereiche geführt. Viele der neu entstandenen Lernangebote, die Euler in die<br />

Bereiche Initiativen einzelner Hochschulinstitute oder Fakultäten, Experimental-<br />

labors, Netze und Begabten- bzw. Interessiertenförderung einteilt (Euler 2001),<br />

versuchen neben informierenden Veranstaltungen auch Einheiten des praktischen<br />

Arbeitens zu authentischen Lernsituationen gemäß den interessenfördernden<br />

Kriterien anzubieten. Leider wurden die Schulen bei der Planung und Ausarbeitung<br />

der Angebote nur wenig beteiligt, so dass die Einbindung der Aktionen in den<br />

naturwissenschaftlichen Unterricht meistens ungenügend gelingt. Zudem erreichen<br />

sie oft nur eine kleine Anzahl von Schülern.<br />

Die dringend nötige Weiterentwicklung des naturwissenschaftlichen Unterrichts an<br />

deutschen Schulen scheint dagegen noch schwieriger zu gelingen.<br />

18 Anforderungen an eine zeitgemäße physikalische Bildung: Curriculare Delphi-Studie Physik (Häußler 1988),<br />

Empfehlungen zur Gestaltung von Lehrplänen bzw. Richtlinien für den Physikunterricht (MNU 2001)<br />

Anforderungen an eine zeitgemäße chemische Bildung: Empfehlungen zur Gestaltung von Lehrplänen bzw.<br />

Richtlinien für den Chemieunterricht (MNU 2000).<br />

64


Will man hier Fortschritte erreichen, so gerät die naturwissenschaftliche Lehrerschaft,<br />

deren Einstellungen, Kompetenzen und Einsatzbereitschaft in den Mittelpunkt der<br />

Aufmerksamkeit (vgl. auch Kapitel 3.3.2: Die Bedeutung der Lehrkraft für die<br />

Schülerinteressen).<br />

4.1.2 Die Umorientierung der pädagogischen Interessen-<br />

forschung<br />

Wie bereits dargestellt hat die pädagogisch-psychologische Interessenforschung<br />

empirisch überprüfbare Vorschläge zur Förderung des naturwissenschaftlich-<br />

technischen Interesses in Unterricht und Schule gemacht. Erhebungen zu den Fach-<br />

und Sachinteressen im naturwissenschaftlichen Bereich konnten die Interessen-<br />

struktur der Heranwachsenden aufdecken. Unzählige Unterrichtsversuche wiesen die<br />

Wirksamkeit bestimmter Unterrichtsprinzipien bei der Interessenförderung nach.<br />

Erste Handlungskonzepte für die Gestaltung eines interessenfördernden Unterrichts<br />

(z.B. „Zehn Gesichtspunkte für die Gestaltung naturwissenschaftlichen Unterrichts,<br />

um ihn insgesamt, besonders aber für Mädchen, interessanter zu machen“ in Häußler<br />

u.a. 1998) wurden erstellt und zum Teil in Modellversuchen (Hoffmann u.a. 1997)<br />

erprobt.<br />

Die Kluft zwischen Theorie und Praxis in pädagogischen Zusammenhängen<br />

Dennoch scheint der naturwissenschaftliche Unterricht an deutschen Schulen nur<br />

wenig von diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen profitiert zu haben. Die Ursachen<br />

für diese Diskrepanz zwischen theoretischer Erkenntnis und praktischer Umsetzung<br />

liegen im besonderen Verhältnis der pädagogischen Forschung zu ihren<br />

Handlungsfeldern begründet. So stehen den immer weiter anwachsenden Ergebnissen<br />

der pädagogischen Interessenforschung die in der Praxis pädagogisch handelnden<br />

Personen gegenüber. Damit die Erkenntnisse der Interessenforschung dort wirksam<br />

werden können, müssen sich „die Erzieher und Erzieherinnen selbst in ihrem<br />

beruflichen Selbstverständnis, damit in ihrer Person, in ihrem Denken, ihren<br />

Überzeugungen und Gewohnheiten ändern“ (Spanhel 1999a, S. 8).<br />

Spanhel weist darauf hin, dass es „in der Wirtschaft eine Selbstverständlichkeit ist,<br />

durch Einsatz hoher Investitionen für eine möglichst schnelle Anwendung neuer<br />

wissenschaftlicher Erkenntnisse zu sorgen, weil dies Wettbewerbsvorteile und<br />

wirtschaftlichen Gewinn verspricht“ (Spanhel 1999a, S. 7). Im Erziehungs- und<br />

Bildungssystem gestalten sich diese Prozesse aufgrund der Vielzahl der Beteiligten und<br />

der nicht ausreichend vorhandenen finanziellen Mittel jedoch schwieriger.<br />

65


Die bisherigen Versuche, durch Lehrplan- bzw. Bildungsplanreformen neueste<br />

didaktische und methodische Erkenntnisse im Schulalltag wirksam werden zu lassen,<br />

können angesichts des weiterhin vorherrschenden Demonstrationsunterrichts in<br />

deutschen Klassenzimmern als gescheitert angesehen werden.<br />

Auch die Hoffnung, dass durch frisch ausgebildete junge Lehrer neue didaktische<br />

Konzeptionen Eingang in den Schulalltag finden (vgl. Willer 2003, S. 440), muss<br />

kritisch beurteilt werden. So berichtet die Forschung zur Sozialisation des<br />

Junglehrers davon, dass bei ersten Kontakten mit der Berufspraxis konservative<br />

Einstellungen gegenüber dem Unterricht wieder zunehmen und unter Umständen ein<br />

„Lehrerleben“ lang beibehalten werden (vgl. Terhart 2001, S. 20ff.).<br />

Die Notwendigkeit einer Umorientierung der pädagogischen Interessenforschung<br />

Vor dem Hintergrund dieses häufig misslingenden Theorie-Praxis-Transfers in<br />

pädagogischen Zusammenhängen darf sich auch die pädagogische Interessenforschung<br />

einer Umorientierung nicht entziehen. Es kann nicht darum gehen, immer weitere<br />

Erkenntnisse „im Sinne einer Grundlagenforschung“ zu produzieren, sondern die<br />

Forschung muss sich auch um eine „Verbesserung der Erziehungspraxis“ kümmern<br />

(Spanhel 1999a, S. 8; Spanhel 1999b, S. 15).<br />

Damit die pädagogische Interessenforschung hier an Wirkung gewinnt, „muss sie<br />

verstärkt handlungs- und praxisorientierten präskriptiven Fragen nachgehen“<br />

(Prenzel 1996, S. 1335). Sie muss ein Handlungswissen zur Verfügung stellen, dass<br />

„Lehrkräften und Bildungspolitikern als nachvollziehbar und in ihrem Umfeld als<br />

realisierbar erscheint“ (Prenzel 1996, S. 1335). Diese Aufgabe kann die Interessen-<br />

forschung nur in enger Zusammenarbeit mit der Praxis bewältigen.<br />

66


4.2 Die Planung des Entwicklungsprojektes als praxis-<br />

zentrierte Evaluationsstudie<br />

4.2.1 Die Vorgehensweise bei der Planung des Entwicklungs-<br />

projektes<br />

In Anbetracht der eben aufgezeigten Forschungsproblematik, wurde die vorliegende<br />

Arbeit als praxiszentrierte Evaluationsstudie (Beywl 1991) unter den konkreten<br />

Bedingungen des Schulalltags geplant. Es soll der Versuch unternommen werden, im<br />

Rahmen eines offenen Entwicklungsprojektes die naturwissenschaftlichen Lehrer<br />

einer höheren Schule mit den bislang dargestellten Merkmalen eines<br />

interessenfördernden Unterrichts zu konfrontieren, diese zu diskutieren und mit<br />

ihnen gemeinsam Maßnahmen zur Förderung des naturwissenschaftlich-technischen<br />

Interesses in Unterricht und Schule zu entwickeln bzw. durchzuführen. Der<br />

Schwerpunkt der wissenschaftlichen Begleitforschung liegt neben der Evaluation der<br />

Einzelmaßnahmen auf der Auswertung des gesamten Prozessablaufs.<br />

Aufgabe der wissenschaftlichen Begleitforschung<br />

Gemäß den einzelnen Projektphasen ermöglicht die Untersuchung zu klären, was<br />

getan werden muss, um Lehrer für die Idee einer Interessenförderung in Unterricht<br />

und Schule zu gewinnen und welche Informationen, Materialien, Fortbildungs-<br />

veranstaltungen etc. die Lehrer benötigen, um konkrete interessenfördernde Maß-<br />

nahmen zu entwickeln. Anhand der erarbeiteten Maßnahmen lässt sich darstellen,<br />

welche Kriterien der Interessenförderung Lehrer für umsetzbar halten und wo die<br />

Forderungen der Interessenforschung vertrauten Handlungsroutinen entgegenstehen.<br />

Die Umsetzung der Maßnahmen ergibt Aufschluss darüber, welche Rahmenbedin-<br />

gungen des Schulalltags einen interessenfördernden Unterricht behindern. Schließlich<br />

besteht die Möglichkeit, die Auswirkungen der Maßnahmen auf Schüler, Lehrer,<br />

Schule und sonstige Beteiligte zu erfassen. Insbesondere lässt sich herausfinden, ob die<br />

Maßnahmen bei den Schülern tatsächlich zu einer Interessensteigerung geführt haben.<br />

Nach Abschluss des Projektes stehen also nicht nur die in der Praxis evaluierten<br />

Interventionsmaßnahmen für eine nachhaltige Implementierung im Schulalltag zur<br />

Verfügung, sondern es kann auch anhand der gewonnen Prozessdaten geklärt werden,<br />

wo Schwierigkeiten bei Lehrern und im schulischen Umfeld auftauchen, wenn es um<br />

eine Umsetzung der Ergebnisse der Interessenforschung in Unterricht und Schule<br />

geht.<br />

67


4.2.2 Die Ziele des Entwicklungsprojektes<br />

Aus der theoretischen Begründung und der geplanten Vorgehensweise ergeben sich<br />

daher folgende fünf Zielsetzungen für das Entwicklungsprojekt.<br />

Übergeordnete Forschungsfrage:<br />

Wie lassen sich in Zusammenarbeit von Schule und Wirtschaft Maßnahmen zur<br />

Förderung des naturwissenschaftlich-technischen Interesses entwickeln, erproben und<br />

dauerhaft in den Schulalltag integrieren?<br />

Weitere Forschungsfragen:<br />

Zielbereich 1:<br />

Erfassung der Ausgangslage und der Rahmenbedingungen für interessenfördernde<br />

Maßnahmen in Unterricht und Schule<br />

• Wie lässt sich die Ausgangslage an einer Schule unter interessenfördernden<br />

Gesichtspunkten beschreiben?<br />

• Welche organisatorischen, materiellen und räumlichen Voraussetzungen sind<br />

nötig, um interessenfördernde Maßnahmen in Unterricht und Schule durch-<br />

zuführen?<br />

Zielbereich 2:<br />

Gewinnung der Lehrer für eine Interessenförderung in Unterricht und Schule<br />

• Sehen naturwissenschaftliche Lehrer die Interessenförderung als eine für sie<br />

relevante Bildungsaufgabe?<br />

• Wie lassen sich naturwissenschaftliche Lehrer von der Idee der Interessen-<br />

förderung in Unterricht und Schule überzeugen?<br />

Zielbereich 3:<br />

Entwicklung und Durchführung der interessenfördernden Maßnahmen<br />

• Welche Maßnahmen halten Lehrer für geeignet, um naturwissenschaftlich-<br />

technisches Interesse bei den Schülern zu steigern?<br />

• Welche Unterstützung (z.B. Unterrichtsmaterialien, Fortbildungsveranstaltungen)<br />

benötigen naturwissenschaftliche Lehrer, um interessenfördernde Maßnahmen in<br />

Unterricht und Schule zu entwickeln?<br />

68


• Wie lassen sich die erarbeiteten Maßnahmen unter interessenfördernden Gesichts-<br />

punkten beurteilen?<br />

• Wo liegen Schwierigkeiten und Grenzen bei der Umsetzung?<br />

• Welche Auswirkungen haben die Maßnahmen auf die Schüler?<br />

• Wie lassen sich die Maßnahmen dauerhaft in den Schulalltag integrieren?<br />

Zielbereich 4:<br />

Entwicklung und Erprobung neuer Formen der inner- und außerschulischen<br />

Zusammenarbeit<br />

• Wie lassen sich die Lehrer für die neuen Kooperationsformen gewinnen?<br />

• Erfahren die Lehrer die Kooperation mit inner- und außerschulischen Partnern als<br />

eine Bereicherung?<br />

• Welchen Beitrag leisten die neuen Kooperationsformen zu einer Öffnung der<br />

Schule nach außen?<br />

Zielbereich 5:<br />

Vernetzung von Schule und Wirtschaft<br />

• Wie kann die Wirtschaft die Schule bei der Verwirklichung eines interessen-<br />

fördernden naturwissenschaftlichen Unterrichts unterstützen?<br />

69


4.3 Die Rahmenbedingungen bei der Durchführung des<br />

Entwicklungsprojektes<br />

4.3.1 Die Bedingungen für das Entwicklungsprojekt am Gym-<br />

nasium<br />

Das Entwicklungsprojekt findet an einem Gymnasium statt. Einerseits sprechen viele<br />

Gründe dafür, es gerade hier durchzuführen, andererseits sind auch spezifische<br />

Schwierigkeiten bei der Umsetzung zu erwarten.<br />

Der sich wandelnde gymnasiale Bildungsauftrag<br />

Das Gymnasium als Schulform hat sich seit Anfang der 50er Jahre von einer<br />

exklusiven Schulform für eine Minderheit zu einer allgemeinen Schulform der<br />

höheren Bildung entwickelt, die von einem immer größer werdenden Anteil von<br />

Heranwachsenden besucht wird (vgl. Engelhardt 2000, S. 221). Eng verbunden mit<br />

der wachsenden Zahl von Gymnasiasten ist natürlich auch eine veränderte Zu-<br />

sammensetzung der Schülerschaft. Damit ergeben sich ganz neue Anforderungen an<br />

den Bildungsauftrag der höheren Schule. Als Beispiele seien hier die Verstärkung des<br />

Berufsweltbezugs, die wachsenden erzieherisch-sozialisatorischen Aufgaben und die<br />

neuen Anforderungen an einen Unterricht, der die Förderung der Schwachen stärker<br />

fokussieren muss, genannt. Das Gymnasium steht in diesem Zusammenhang unter<br />

einem erhöhten Anpassungsdruck.<br />

Die Chance: Das Entwicklungsprojekt zur naturwissenschaftlich-technischen Inter-<br />

essenförderung kann einen Beitrag zur Bewältigung der Anpassungsanforderungen<br />

leisten.<br />

Die Schwierigkeit: Die Idee der Interessenförderung wird von den Lehrern vor allem<br />

als eine weitere Zusatzaufgabe gesehen und aufgrund der vielen neuen Anforderungen<br />

an die höhere Schule abgelehnt.<br />

Das Selbstverständnis der Lehrerschaft am Gymnasium<br />

Verglichen mit den Lehrern in anderen Ländern gelten die Gymnasiallehrer in<br />

Deutschland durch Studium und Referendariat als vergleichsweise gut ausgebildet.<br />

Allerdings vermittelt die Ausbildung der Lehrkräfte ein Unterrichtsverständnis, das<br />

in erster Linie von Wissensvermittlung und Wissensprüfung gekennzeichnet ist (vgl.<br />

BLK 1997, ohne Seitenangabe). Viele Gymnasiallehrer verstehen sich daher auch<br />

heute noch in erster Linie als Fachwissenschaftler.<br />

70


Die Chance: Das Entwicklungsprojekt kann auf das umfangreiche Wissen der<br />

naturwissenschaftlichen Lehrer zurückgreifen und, darauf aufbauend, ein höheres<br />

Maß an unterrichtlicher Professionalität anstreben.<br />

Die Schwierigkeit: Erstarrte Routinen und Ängste vor Neuerungen verhindern eine<br />

Weiterentwicklung unterrichtlicher Professionalität bei den naturwissenschaftlichen<br />

Lehrkräften.<br />

Das Gymnasium als leistungsorientierte Schulform<br />

Die Qualität des Abiturzeugnisses gewinnt für eine erfolgreiche Ausbildungs- und<br />

Berufskarriere an Bedeutung (Engelhardt 2000, S. 237). Der Unterricht im Gym-<br />

nasium steht daher nach wie vor unter hohem Leistungsdruck.<br />

Die Chance: Das Entwicklungsprojekt zur naturwissenschaftlich-technischen<br />

Interessenförderung kann Wege zur Verwirklichung eines intrinsisch motivierten<br />

bzw. interessengeleiteten Lernens aufzeigen.<br />

Die Schwierigkeit: Eine von Leistungsdruck bestimmte Atmosphäre macht die<br />

Interessenförderung unmöglich.<br />

Das Gymnasium im Mittelpunkt aktueller bildungspolitischer Reformbemühungen<br />

Das Gymnasium in Deutschland steht seit einigen Jahren im Mittelpunkt bildungs-<br />

politischer Reformbemühungen. Anlass ist häufig die Verkürzung der gymnasialen<br />

Schulzeit um ein Jahr. Eng damit verbunden sind oft weitergehende Reformen. Als<br />

exemplarisch für diese Entwicklung kann die unter Kapitel 4.4.4 beschriebene<br />

Bildungsreform 2004 in Baden-Württemberg gesehen werden.<br />

Die Chance: Die neuen Freiräume (z.B. schulspezifischer Bildungsplan) der Schulen<br />

können für eine verstärkte Interessenförderung genutzt werden.<br />

Die Schwierigkeit: Die Lehrer fühlen sich von den andauernden Reformbemühungen<br />

überfordert und lehnen tiefer gehende Neuerungen ab.<br />

4.3.2 Die Bedingungen für das Entwicklungsprojekt im kon-<br />

kreten Schulalltag<br />

Das Entwicklungsprojekt möchte in Zusammenarbeit mit den Lehrkräften<br />

Maßnahmen zur Förderung des naturwissenschaftlich-technischen Interesses unter<br />

den konkreten Bedingungen des Schulalltags erarbeiten und die Entwicklung und<br />

Umsetzung der Maßnahmen prozessbegleitend evaluieren.<br />

71


Die Schwierigkeiten von Forschung im Praxisfeld<br />

Im Gegensatz zu traditionellen Forschungsansätzen ist das Arbeiten im Praxisfeld<br />

von einer Vielzahl schwer beeinflussbarer Faktoren (z.B. freiwilliges Engagement der<br />

Lehrer, Unterstützungsleistung der inner- und außerschulischen Partner) abhängig. Es<br />

ist dem Verfasser bewusst, dass dieses praxiszentrierte Arbeiten immer auch die<br />

Möglichkeit des Scheiterns beinhaltet (vgl. Risiken aus Kapitel 4.3.1: Die Bedin-<br />

gungen für das Entwicklungsprojekt am Gymnasium) oder dass sich zumindest die<br />

gesetzten Ziele nicht in der angestrebten Form verwirklichen lassen. Um alle zum<br />

Projekt gehörenden Aufgaben bewältigen zu können, wird von ihm ein Höchstmaß<br />

an Durchhaltevermögen und Frustrationstoleranz gefordert. Hinzu kommt, dass er<br />

die an eine wissenschaftliche Begleitung gestellten Aufgaben in erster Linie allein<br />

bewältigen muss.<br />

Die Beschränkung auf die Fachschaft Physik<br />

Nicht zuletzt aus diesen Gründen sind einige Einschränkungen nötig, die den<br />

Projekterfolg zumindest wahrscheinlicher machen. Neben der Begrenzung des<br />

Entwicklungsprojektes auf eine Schule muss auch innerhalb der naturwissen-<br />

schaftlichen Lehrerschaft eine Konzentration auf die Fachschaft der Physiklehrer<br />

vorgenommen werden.<br />

Eine Reihe von zum Teil pragmatischen Überlegungen spricht für diese Vorgehens-<br />

weise:<br />

• Zentral für das Gelingen des Projektes ist der projektverantwortliche Lehrer am<br />

<strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium. Er ist Physik- und Mathematiklehrer und in erster<br />

Linie an der Weiterentwicklung des eigenen Physikunterrichts interessiert. Zudem<br />

gewährt er einen relativ einfachen Zugang zur Physiklehrerfachschaft.<br />

• Die Physiklehrerfachschaft am <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium ist die größte<br />

naturwissenschaftliche Fachschaft. Der Verfasser geht davon aus, dass maximal die<br />

Hälfte der Fachschaftslehrer sich für eine Mitarbeit im Projekt bereit erklären<br />

wird: Je größer also die Fachschaft, desto mehr Mitwirkende.<br />

• Die vorliegende Arbeit möchte naturwissenschaftlich-technisches Interesse<br />

fördern. Traditionell enthält gerade der Physikunterricht im Vergleich zu den<br />

anderen naturwissenschaftlichen Fächern hohe Technikanteile.<br />

• „Auftraggeber“ der vorliegenden Arbeit ist die Robert Bosch GmbH in<br />

Reutlingen. Grund für die Ausschreibung des Dissertationsprojektes ist der<br />

72


aktuelle Nachwuchsmangel an naturwissenschaftlich-technisch ausgebildeten<br />

Studienabsolventen. Aufgrund der Beschäftigungsstruktur am Standort Reut-<br />

lingen werden in erster Linie Elektrotechniker und Physiker benötigt. Der enge<br />

Zusammenhang zwischen gewähltem Leistungskurs Physik und späterem<br />

naturwissen- bzw. ingenieurwissenschaftlichen Studiengang stimmt hoffungsvoll,<br />

dass eine frühe und andauernde Förderung des Physikinteresses hier eine<br />

stabilisierende Wirkung zeigen wird.<br />

Natürlich lassen sich die in dieser Arbeit gewonnen Erkenntnisse auch auf andere<br />

naturwissenschaftliche Fächer übertragen. Insbesondere die Chemie steht − trotz<br />

ihrer größeren Beliebtheit bei den Mädchen − vor ähnlichen Herausforderungen (vgl.<br />

Kapitel 3.2: Empirische Befunde über Schülerinteressen in Naturwissenschaft und<br />

Technik).<br />

73


4.4 Die Bedeutung des Entwicklungsprojektes in der<br />

aktuellen pädagogischen Diskussion<br />

4.4.1 Die Bedeutung des Entwicklungsprojektes für die Inter-<br />

essenförderung als Bildungsziel<br />

In einer Zeit, in der Bildungsprogramme aufgrund rasch veraltender Wissensbestände<br />

nach wie vor das Konzept der Schlüsselqualifikationen propagieren, internationale<br />

Leistungsstudien so genannte Kompetenzstufen abfragen, Bildungsreformen schu-<br />

lische Spezialisierungsmöglichkeiten zu Gunsten einer verstärkten Allgemeinbildung<br />

abschaffen und Heranwachsende im Kampf um Bildungsabschlüsse und Studien-<br />

zugangsberechtigungen zum Teil zensurentaktische Leistungskurswahlen vornehmen,<br />

scheint die Forderung nach einer verstärkten Interessenförderung als Ziel schulischen<br />

Lernens geradezu „exotisch“. Dennoch, Gründe gibt es viele für eine verstärkte<br />

Interessenförderung in Schule und Unterricht (im Überblick Todt 1985, S. 362-366;<br />

Prenzel 1996, S. 1324-1328; Krapp 1998a, S. 187 bzw. S. 196-197).<br />

Die Bedeutung einer differenzierten, stabilen Interessenstruktur für das Individuum<br />

Zentrale Bedeutung erlangt die Entwicklung von stabilen Interessen bei der<br />

Persönlichkeitsfindung. Die Interessen einer Person gehören zum „dauerhaften<br />

Bestandteil ihres Selbstkonzeptes bzw. ihrer Identität“ (Krapp 1998a, S. 187). Über<br />

ihre Interessen definiert sich eine Person und stellt sich nach außen dar.<br />

Handlungsleitend werden diese „Ich-nahen“ Interessenprofile bei der Studien- und<br />

Berufswahl (vgl. Kapitel 2.2: Das Interesse als entscheidende Variable bei der<br />

Studienfach- und Leistungskurswahl). Aber auch für eine befriedigende Freizeit-<br />

gestaltung spielen Interessen eine große Rolle.<br />

Die Ausbildung von Interessenstrukturen schafft zudem die Voraussetzung für ein<br />

freiwilliges und selbst gesteuertes Lernen auch außerhalb von schulischen Zusammen-<br />

hängen. Sie fördert die Bereitschaft, selbstständig im eigenen Fachgebiet weiter-<br />

zulernen und auch „Durststrecken“ im Lernprozess zu bewältigen. An dieser Stelle<br />

weist das Interessenkonzept eine gewisse Nähe zum Konzept einer formalen Bildung<br />

auf. Das inhaltsspezifische Lernen und die Vermittlung von Fähigkeiten zur Selbst-<br />

organisation und Selbstregulation des Lernens müssen kein Widerspruch sein. Sie<br />

stehen im interessengesteuerten Lernprozess in einem engen Wechselverhältnis.<br />

Schule muss den Heranwachsenden daher ein breites Spektrum von Interessengegen-<br />

ständen anbieten, um ihnen die Gelegenheit zu geben, individuelle Interessen-<br />

74


strukturen aufzubauen. Sicher ist der naturwissenschaftlich-technische Interessen-<br />

gegenstand nur einer unter vielen. Die bereits ausführlich beschriebenen ungünstigen<br />

Rahmenbedingungen für eine naturwissenschaftlich-technische Interessengenese<br />

rechtfertigen aber aus Sicht des Verfassers die verstärkten Bemühungen des Ent-<br />

wicklungsprojektes.<br />

Die Vorteile eines interessengeleiteten Lernprozesses<br />

Die Bedeutung des Interesses auch für das schulische Lernen steht außer Frage.<br />

Empirische Untersuchungen konnten nachweisen, dass ein interessengeleitetes<br />

Lernen, unabhängig davon, ob es durch die Lernsituation oder durch bereits<br />

vorhandene Interessenstrukturen ausgelöst wird, „positive Auswirkungen auf die Art<br />

und Weise der Lernsteuerung, die Erlebnisqualität während des Lernens und den<br />

kurz- und langfristigen Output des Lernens hat“ (Krapp 1998a, S. 187 in Bezug auf<br />

Krapp 1992b; Schiefele U. u.a. 1993). Die Förderung von Schülerinteressen wäre<br />

demnach auch ein Beitrag für das Wohlbefinden der Schüler (der Lehrer) im<br />

Unterricht und zum Erreichen kognitiver Lernziele. Unter Berücksichtigung der in<br />

der Einleitung geschilderten Nachwuchsprobleme in den naturwissenschaftlich-<br />

technischen Fachbereichen ist es daher sicher vom Forscher gewollt, Wege auf-<br />

zuzeigen, wie möglichst viele Heranwachsende stabile Interessenprofile ausbilden<br />

können. Doch unabhängig davon können die Vorteile eines interessenfördernden<br />

Unterrichts auch an sich schon bildungswirksam sein.<br />

Das vorliegende Entwicklungsprojekt steht exemplarisch für die Schaffung von<br />

Rahmenbedingungen, die ein solches interessengeleitetes Lernen im naturwissen-<br />

schaftlichen Unterricht zulassen, und es kann aufzeigen, wie ein interessenfördernder<br />

Unterricht in der Praxis aussehen sollte.<br />

4.4.2 Die Bedeutung des Entwicklungsprojektes für die<br />

Professionalität der Lehrkräfte<br />

Erfahrene Lehrer verfügen über ein breites subjektives Berufswissen. Dieses<br />

Berufswissen baut sich im Laufe der Berufspraxis auf und besteht zum Großteil aus<br />

Diagnose- und Handlungsmustern, die es der Lehrkraft ermöglichen, in der<br />

komplexen Situation des Unterrichts unter Zeitdruck adäquate Entscheidungen zu<br />

treffen (vgl. Bauer 1997, S. 23ff.; Spanhel 2000, S. 89ff.). Kennzeichen pädagogischer<br />

Professionalität ist es, dass Lehrer beim Aufbau dieser Diagnose- und Handlungs-<br />

kompetenzen auf ein umfangreiches wissenschaftliches Wissen zurückgreifen.<br />

Weiterhin müssen die einmal entstandenen Strukturen ständig überprüft und<br />

75


gegebenenfalls an veränderte Rahmenbedingungen angepasst werden (vgl. Terhart<br />

2001, S. 48). In der pädagogischen Praxis kommt es dagegen häufig dazu, dass sich<br />

Lehrer bei der Routinebildung weniger an wissenschaftlichen Theorien, sondern<br />

mehr an den Gepflogenheiten der Berufskultur und ihrer kulturellen Skripte<br />

orientieren (vgl. BLK 1997, ohne Seitenangabe). Zudem erweisen sich die so<br />

entstandenen Vorstellungen über einen gelingenden Unterricht als erstaunlich stabil<br />

und werden nur selten in Frage gestellt (vgl. Terhart 1998, S. 577).<br />

Förderung der pädagogischen Professionalität durch Selbstvergewisserung und<br />

Kooperation<br />

Will man hier nachhaltige Änderungen erreichen, so muss man die Lehrer anregen, in<br />

einem Prozess der Selbstvergewisserung, „ihre grundlegenden beruflichen Haltungen<br />

und Traditionen selbst zu thematisieren und sofern sie neuen Gegebenheiten nicht<br />

mehr entsprechen, auch zu transformieren“ (vgl. BLK 1997, ohne Seitenangabe).<br />

Dieser Selbstvergewisserungsprozess ist eine individuelle Entwicklungsaufgabe, die<br />

nur bedingt von außen gefördert werden kann. Kooperative Formen der Zusammen-<br />

arbeit, wie fachbezogene Arbeitsgruppen, Lehrertandems und schulinterne Lehrer-<br />

fortbildungen, können hier eine Hilfestellung sein.<br />

Das vorliegende Entwicklungsprojekt möchte Lehrer anregen, in Konfrontation mit<br />

den Ergebnissen der Interessenforschung eigene Muster unterrichtlichen Handelns in<br />

einem Prozess der Selbstvergewisserung und Kooperation zu überdenken und<br />

weiterzuentwickeln. Es steht damit exemplarisch für eine Förderung pädagogischer<br />

Professionalität und kann klären, welche Maßnahmen zur Einleitung dieses persön-<br />

lichen Transformationsprozesses nötig sind.<br />

4.4.3 Die Beitrag des Entwicklungsprojektes für den Schul-<br />

entwicklungsprozess<br />

Schulentwicklung ist eine „Trias von personaler Entwicklung, Unterrichts-<br />

entwicklung und Organisationsentwicklung“ im Rahmen der gesellschaftlichen<br />

Gegebenheiten. Eine Änderung in einem Bereich des Systems Schule hat immer auch<br />

Auswirkungen auf alle anderen Bereiche (vgl. Rolff u.a. 1999, S. 15).<br />

Der Schulentwicklungsprozess als Einheit aus Unterrichts-, Personal- und Organisations-<br />

entwicklung<br />

Das Entwicklungsprojekt möchte Unterrichtsentwicklung betreiben. Ziel ist es, Wege<br />

aufzuzeigen, wie in Unterricht und Schule naturwissenschaftlich-technische Inter-<br />

76


essen besser gefördert werden können. Ansatzpunkt sind die naturwissenschaftlichen<br />

Lehrer. Denn der Verfasser der vorliegenden Arbeit geht davon aus, dass eine<br />

nachhaltige Interessenförderung im naturwissenschaftlichen Unterricht nur möglich<br />

ist, wenn die Lehrer in einem Prozess der Kooperation und Selbstvergewisserung ihre<br />

eigenen Unterrichtsmuster verändern und dauerhaft weiterentwickeln. Eng<br />

verbunden mit der Unterrichtsentwicklung ist daher eine Weiterentwicklung der<br />

pädagogischen Professionalität im Sinne einer personalen Entwicklung. Damit dieser<br />

Prozess gelingen kann, sind schulorganisatorische Unterstützungsleistungen von-<br />

nöten. Das Entwicklungsprojekt hat somit auch Auswirkung auf die Organisa-<br />

tionsstrukturen der Schule.<br />

Gesellschaftliche<br />

Rahmenbedingungen<br />

• Kooperation<br />

• Selbstvergewisserung<br />

Personale Entwicklung<br />

Unterrichtsentwicklung Organisationsentwicklung<br />

• Anwendungsorientierung<br />

• Tätigkeitsorientierung<br />

• Autonomieorientierung<br />

• Kooperatives Lernen<br />

• Unterrichtsklima<br />

• Mädchenförderung<br />

Bildungspolitische<br />

Struktur<br />

• Zusammenarbeit Schule<br />

und Wirtschaft<br />

• Projektleitungsteam<br />

• Arbeitsgruppen zur Ent-<br />

wicklung der Maßnahmen<br />

Abbildung 10: Schulentwicklungsprozesse in Anlehnung an Rolff und Kollegen (1999, S. 16)<br />

Das Projekt steht damit auch exemplarisch für einen durch Unterrichtsentwicklung<br />

ausgelösten Schulentwicklungsprozess und kann aufzeigen, welche Auswirkung die<br />

gemeinsamen Bemühungen um einen interessenfördernden Unterricht auf das System<br />

der Einzelschule haben.<br />

Die strukturellen Rahmenbedingungen<br />

Es ist dem Forscher bewusst, dass dieser Prozess nur im Rahmen der aktuellen<br />

strukturellen schulpolitischen Rahmenbedingungen stattfinden kann, doch bestehen<br />

seiner Meinung nach genügend Freiräume zur Umsetzung der Ergebnisse der<br />

Interessenforschung in Unterricht und Schule.<br />

77


Zudem besteht die Möglichkeit aufzuzeigen, wo diese strukturellen Gegebenheiten<br />

den Entwicklungsprozess behindern und die Durchführung von interessenfördernden<br />

Maßnahmen in Unterricht und Schule erschweren.<br />

4.4.4 Der Beitrag des Entwicklungsprojektes zur Gestaltung<br />

der bildungspolitischen Reformansätze<br />

Die meisten deutschsprachigen Schulsysteme erleben seit Anfang der 90er Jahre eine<br />

Erhöhung der schulischen Autonomie. Die Bildungspolitik erhofft sich von dieser<br />

Maßnahme einerseits, dass die Verantwortlichen vor Ort schneller und effektiver auf<br />

gesellschaftliche Wandlungsprozesse und die allgemein gestiegenen Anforderungen an<br />

Schule reagieren können. Anderseits wird diese Entwicklung durch neue Vorgaben<br />

für autonomere Schulen ergänzt: Verpflichtung zur Erstellung von Schulpro-<br />

grammen, externe Evaluationen etc. (vgl. Altrichter 2000, S. 145).<br />

Die Bildungsreform 2004 in Baden-Württemberg<br />

In diesem Trend steht auch die Bildungsreform in Baden-Württemberg, die im<br />

Schuljahr 2004/05 zum ersten Mal wirksam wird. Neben einer Verkürzung der<br />

gymnasialen Schulzeit um ein Jahr ist es vorrangiges Ziel „durch weniger staatliche<br />

Vorgaben den Schulen größere Freiräume zur Entwicklung einer schulspezifischen<br />

Lern- und Schulkultur zu geben“ (Kultusministerium Baden-Württemberg 2003a,<br />

S. 4). Kern der Reform ist die Vorgabe von Bildungsstandards, eine Kontingent-<br />

stundentafel mit zwölf frei verfügbaren Poolstunden und die Ermöglichung von<br />

fächerübergreifendem Lernen in dem neu geschaffenen Fach Naturwissenschaft und<br />

Technik 19 . Dem gegenüber steht die Einführung zentraler Vergleichsarbeiten nach der<br />

sechsten, achten bzw. 10. Klasse, die den pädagogischen Erfolg der Schulen landesweit<br />

„kontrollieren“.<br />

Die Gestaltung der neuen schulspezifischen Freiräume<br />

Hauptaufgabe der einzelnen Schule ist es, die Bildungsstandards in einen<br />

schulspezifischen Bildungsplan aus Kern- und Schulcurriculum umzusetzen. Während<br />

das Kerncurriculum direkt aus den Bildungsstandards hervorgeht, bleibt ein Drittel<br />

der Unterrichtszeit pro Schuljahr für das Schulcurriculum reserviert. Die Aus-<br />

19 Mit der Bildungsreform 2004 wird das neue Fach Naturwissenschaft und Technik (NWT) eingeführt. Es ist<br />

Kernfach im naturwissenschaftlichen Profil und wird vierstündig von Klasse acht bis 10 unterrichtet. Es enthält<br />

in erster Linie fächerübergreifende Inhalte aus den Fachbereichen Biologie, Physik und Chemie. Ergänzend<br />

kommt der Themenbereich Technik als angewandte Naturwissenschaft hinzu.<br />

78


arbeitung des Bildungsplans muss in erster Linie durch das Kollegium einer Schule<br />

geschehen. Externe Unterstützungsleistungen werden so gut wie nicht gegeben.<br />

Grundlegende schulstrukturelle Änderungen fanden im Vorfeld nicht statt. So geht<br />

die Schulpolitik in Baden-Württemberg wohl stillschweigend davon aus, dass allein<br />

schon das „Zur-Verfügung-Stellen“ von Freiräumen sich positiv auf die Kommuni-<br />

kation und Kooperation innerhalb der Lehrerschaft auswirkt.<br />

Terhart entgegnet hier: „[…] gerade weil die Berufskultur der Lehrer sich aus<br />

vielerlei Gründen durch ein hohes Beharrungsvermögen auszeichnet, ist es falsch<br />

bzw. illusionär anzunehmen, dass aus der Bereitstellung von mehr Selbständigkeit der<br />

Schulen auf der Personalebene gleichsam automatisch eine gesteigerte Qualität der<br />

Arbeit resultiert“ (Terhart 2001, S. 159).<br />

Das Entwicklungsprojekt ist teilweise eingebunden in die Entwicklung des schul-<br />

spezifischen Bildungsplans. Es kann daher Hinweise geben, welche Unterstützung<br />

Lehrer benötigen, um die wachsenden Freiräume einer autonomen Schule produktiv<br />

zu nutzen.<br />

79


4.5 Zusammenfassung<br />

Die Diskrepanz zwischen den theoretischen Anforderungen an einen interessen-<br />

fördernden Unterricht und der schulischen Wirklichkeit macht eine Umorientierung<br />

der pädagogischen Interessenforschung nötig. Diese muss sich von einer theoretischen<br />

Grundlagenforschung mit ihrer Vielzahl von empirischen Forschungsergebnissen fort<br />

und hin zu stärker praxisorientierten Verfahren bewegen, die in Zusammenarbeit mit<br />

den pädagogisch Handelnden im Feld die „Praxistauglichkeit“ der wissenschaftlichen<br />

Ergebnisse überprüfen.<br />

Die vorliegende Arbeit wurde deshalb als praxiszentrierte Evaluationsstudie unter<br />

den konkreten Bedingungen des Schulalltags geplant. Es soll in einem offenen Ent-<br />

wicklungsprojekt der Versuch unternommen werden, die Physiklehrer einer höheren<br />

Schule mit den neuesten Erkenntnissen der pädagogischen Interessenforschung zu<br />

konfrontieren, diese zu diskutieren und mit ihnen gemeinsam Maßnahmen zur<br />

Förderung des naturwissenschaftlich-technischen Interesses in Unterricht und Schule<br />

zu entwickeln und durchzuführen. Hauptaufgabe der wissenschaftlichen Begleitunter-<br />

suchung ist es, den gesamten Prozess im Rahmen einer formativen Evaluation zu<br />

begleiten und auszuwerten.<br />

Erkenntnisse zur Bildungswirksamkeit einer schulischen Interessenförderung recht-<br />

fertigen die Zielperspektive des Projektes.<br />

Erkenntnisse aus der Lehrer- und Schulentwicklungsforschung bestätigen die Vor-<br />

gehensweise bei Planung und Durchführung der Arbeit.<br />

Die aktuellen bildungspolitischen Reformbestrebungen zur Förderung einer „auto-<br />

nomen Schule“ brauchen wissenschaftliche Erkenntnisse, wie die neuen Freiräume<br />

der Einzelschule auch tatsächlich zu einer Verbesserung der Qualität der pädago-<br />

gischen Arbeit genutzt werden können.<br />

Die konkreten Interventionsmaßnahmen zur Förderung des naturwissenschaftlich-<br />

technischen Interesses sind daher nur ein Ergebnis der vorliegenden Arbeit.<br />

Von größerer Bedeutung ist wohl die Auswertung des gesamten Prozessverlaufs. Sie<br />

kann aufzeigen, warum die Ergebnisse der Interessenforschung noch immer keinen<br />

Einzug in den naturwissenschaftlichen Unterricht gefunden haben und was zu tun<br />

ist, wenn man Lehrer bei ihrem Bemühen um einen interessenfördernden Unterricht<br />

unterstützen will.<br />

80


So muss abschließend geklärt werden:<br />

• Wie kann die prozessbegleitende Forschung im Entwicklungsprojekt aus-<br />

sehen?<br />

• Welche Rolle übernimmt dabei der Forscher?<br />

Die folgenden Ausführungen möchten hierauf eine Antwort geben.<br />

81


5 Das Konzept der responsiven Evaluation als<br />

methodologischer Bezugsrahmen<br />

5.1 Die Methode der responsiven Evaluation<br />

Zur Beantwortung der Forschungsfragen wird die vorliegende Untersuchung als<br />

offenes Entwicklungsprojekt geplant. Diese Vorgehensweise erfordert auch bezüglich<br />

der Evaluation eine Umorientierung. So ist es Aufgabe der wissenschaftlichen<br />

Begleitforschung, nicht nur den gesamten Prozess zu evaluieren, sondern auch alle<br />

Beteiligten bei der Entwicklung und Umsetzung der Maßnahmen zur Förderung des<br />

naturwissenschaftlich-technischen Interesses zu beraten und zu unterstützen. Hinzu<br />

kommt ferner, dass die Maßnahmen vom Forscher mitentwickelt und auch mit<br />

durchgeführt werden sollen. Vor diesem Hintergrund muss für das Projekt ein<br />

eigener Evaluationsansatz, der über die Anforderungen an eine formative Evaluation<br />

hinausgeht, gefunden werden.<br />

Zielsetzung, Merkmale und Vorgehensweise der responsiven Evaluation<br />

W. Beywl (1988, 1991) hat Ende der 80er Jahre das Modell der responsiven<br />

Evaluation in die deutsche sozialwissenschaftliche Diskussion eingeführt. In den<br />

Erziehungswissenschaften findet dieser Ansatz vor allem in der Modellversuchs-<br />

forschung wachsende Aufmerksamkeit (vgl. Walzik 2001).<br />

Responsive Evaluation ist ein offenes Evaluationsmodell. Im Gegensatz zu<br />

geschlossenen Modellen, bei denen Problemstellungen, Fragestellungen, methodische<br />

Vorgehensweisen, Bewertungskriterien etc. feststehen, sind diese Vorgaben in offenen<br />

Modellen Teil des Evaluationsprozesses selbst (Beywl 1991, S. 268). Dabei zeichnet<br />

sich die responsive Evaluation durch eine Reihe von Besonderheiten aus:<br />

Generelle Zielsetzung der responsiven Evaluation ist ihre Nützlichkeit in der Praxis<br />

und die Brauchbarkeit der von ihr erarbeiteten Informationen für die Beteiligten<br />

(Beywl 1988, S. 146ff.).<br />

Zentrale Steuerkriterien in der responsiven Evaluation sind die Anliegen und<br />

Konfliktthemen der Beteiligtengruppen. Sie bestimmen „über Ziele, Funktionen,<br />

Designerstellung, Methoden der Informationssammlung, -auswertung und -nutzung“<br />

(Beywl 1988, S. 151). Da in der Regel weder die Beteiligtengruppen, noch deren<br />

Anliegen und Konfliktthemen zu Beginn eines Evaluationsvorhabens bekannt sind,<br />

besteht eine Hauptaufgabe des responsiv arbeitenden Forschers darin, diese zu<br />

eruieren und aus ihnen Forschungsfragen zu entwickeln. Die dann folgende weitere<br />

82


Vorgehensweise kann nicht in einem Untersuchungsplan vorherbestimmt, sondern<br />

muss in einem interaktiven Prozess mit allen Beteiligten entwickelt werden.<br />

Die Aufgaben des Forschers gehen über die Sammlung und Bereitstellung von<br />

Informationen sowie beratende Tätigkeiten hinaus. Gestaltend und moderierend ist<br />

er aktiv in den Entwicklungsprozess eingebunden (vgl. Beywl 1991, S. 276).<br />

Der Ansatz der responsiven Evaluation im Rahmen der vorliegenden Arbeit<br />

Zielsetzung, Vorgehensweise und Forscherrolle der responsiven Evaluation kommen<br />

dem vorliegenden Entwicklungsprojekt entgegen. Im Unterschied zu anderen<br />

Projekten responsiver Evaluation liegt allerdings noch kein fertiges Konzept zur<br />

naturwissenschaftlich-technischen Interessenförderung vor, welches einer Verwend-<br />

barkeitsüberprüfung bzw. -verbesserung unterzogen werden kann (Beywl 1988,<br />

S. 250ff.). Stattdessen muss ein solches unter Einbezug aller Beteiligten erst erstellt<br />

werden. In den Entwicklungsprozess werden zu Beginn nur die vom Forscher<br />

entwickelten interessenfördernden Kriterien eingebracht.<br />

Weiterhin erfordern die besonderen Situationsbedingungen einige Abstriche<br />

bezüglich der Offenheit der Evaluation. Dies ist durchaus im Sinne der Vertreter des<br />

responsiven Forschungsansatzes, da das Prinzip der „situationalen Responsivität“<br />

davon ausgeht, dass Evaluationen immer unter den konkreten Situationsbedingungen<br />

konzipiert und durchgeführt werden (Beywl 1988, S. 144). So bedingen in erster Linie<br />

die Vorgaben des Auftraggebers und der enge Zeitrahmen, dass ein Großteil der<br />

Forschungsfragen (vgl. Kapitel 4.2.2: Die Ziele des Entwicklungsprojektes) vom<br />

Forscher in den Entwicklungsprozess eingebracht werden. Dennoch ist die<br />

Responsivität des Vorgehens gewahrt. Denn einerseits bleibt den beteiligten Lehrern<br />

genügend Freiraum, um bei der Entwicklung der Maßnahmen eigene Informations-<br />

interessen durchzusetzen. Andererseits ist die Verständigung zwischen den<br />

Forschungsinteressen der wissenschaftlichen Begleitung und den Informations-<br />

interessen der Praktiker zentraler Bestandteil aller Phasen des Entwicklungsprojektes.<br />

83


5.2 Die Phasen des Entwicklungsprojektes gemäß der<br />

responsiven Evaluation<br />

5.2.1 Gegenstandsbestimmung<br />

Laut Beywl vollzieht sich die responsive Evaluation in den Phasen der Gegen-<br />

standsbestimmung, der Informationssammlung und der Ergebniseinspeisung (Beywl<br />

1988, S. 223ff.; Beywl 1991, S. 273ff.). Im Folgenden soll der Versuch unternommen<br />

werden, diese anhand des Entwicklungsprojektes zur naturwissenschaftlich-<br />

technischen Interessenförderung darzustellen. Es ist jedoch davor zu warnen, die<br />

Einteilung in Projektphasen allzu statisch aufzufassen. Im Detail wird der gesamte<br />

Prozess „schleifenartig“ immer wieder durchlaufen.<br />

Man muss sich ihn eher „als ein fortwährendes Fragestellen, Antworten, Bewerten,<br />

Informieren und Aushandeln vorstellen, in den alle Beteiligtengruppen möglichst<br />

umfassend einbezogen sind“ (Spanhel 1999b, S. 58).<br />

Wie lassen sich in der Zusammenarbeit von Schule und Wirtschaft Maßnahmen<br />

zur Förderung des naturwissenschaftlich-technischen Interesses entwickeln,<br />

erproben und dauerhaft in den Schulalltag integrieren?<br />

Erstes Jahr<br />

Vorbereitungsphase<br />

Zweites Jahr<br />

Entwicklungs- und<br />

Erhebungsphase<br />

Drittes Halbjahr<br />

Aus- und<br />

Bewertungsphase<br />

Gegenstandsbestimmung Informationsbeschaffung<br />

Ergebniseinspeisung<br />

Zielanalyse<br />

Persönliche Gespräche, Kontakt<br />

zum projektverantwortlichen<br />

Physiklehrer, etc.<br />

Entwicklung,<br />

Erprobung und<br />

Evaluation der<br />

Maßnahmen<br />

Projekttagebuch, Schülerbefragung,<br />

Lehrerbefragung,<br />

Dokumentensammlung, etc.<br />

Methoden<br />

Abschließende<br />

Bewertung<br />

Diskussion der Ergebnisse mit<br />

allen Beteiligten<br />

Abbildung 11: Geplante Vorgehensweise im Entwicklungsprojekt in Anlehnung an die responsive Evaluation<br />

Zur Phase der Gegenstandsbestimmung gehören die vorläufige Identifikation des<br />

Untersuchungsgegenstandes und des Untersuchungskontextes sowie die Iden-<br />

tifikation der relevanten Beteiligtengruppen und deren Anliegen und Konflikt-<br />

themen.<br />

84


Die vorläufige Bestimmung des Untersuchungsgegenstandes<br />

Zu Beginn des Projektes liegen noch keine fertigen Maßnahmen zur Förderung des<br />

naturwissenschaftlich-technischen Interesses in Unterricht und Schule vor. Diese<br />

werden erst im Laufe des Projektes in Zusammenarbeit mit den Physiklehrern des<br />

<strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasiums entwickelt.<br />

Untersuchungsgegenstand ist deshalb nicht nur das Spektrum der Maßnahmen zur<br />

naturwissenschaftlich-technischen Interessenförderung, sondern auch ihr gesamter<br />

Entstehungsprozess.<br />

Die vorläufige Bestimmung des Untersuchungskontextes<br />

Das Entwicklungsprojekt ist eine Gemeinschaftsunternehmung der Robert Bosch<br />

GmbH Reutlingen und des <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasiums Pfullingen. Es ist auf<br />

zweieinhalb Jahre angelegt. Von Seiten der Schule wird ein Physiklehrer zur<br />

Projektteilnahme teilweise freigestellt. Von Seiten der Robert Bosch GmbH wird eine<br />

Dissertationsstelle geschaffen, die der Verfasser der vorliegenden Arbeit innehat.<br />

Beide zusammen bilden das Projektleitungsteam.<br />

Identifikation der relevanten Beteiligtengruppen<br />

Die Identifikation der Beteiligtengruppen gliedert sich in die Identifikation der<br />

Entscheider-, Betroffenen- und Nutzergruppen. Die Entscheidergruppe besteht in<br />

erster Linie aus dem Projektleitungsteam, welches wiederum hierarchisch den<br />

jeweiligen Leitungen in Betrieb und Schule untersteht. Zwar ist die Projekt-<br />

verantwortung dem Projektleitungsteam zugeordnet, doch müssen grundlegende<br />

Fragen der Projektgestaltung abgesprochen und vom Direktor bzw. dem Abteilungs-<br />

leiter der Aus- und Weiterbildung genehmigt werden.<br />

Direkt betroffen von dem Vorhaben ist die Fachschaft der Physiklehrer am <strong>Friedrich</strong>-<br />

Schiller-Gymnasium. Da eine Teilnahme am Entwicklungsprojekt auf Freiwilligkeit<br />

beruht, ist damit zu rechnen, dass nur ein Teil der Physiklehrer an der Entwicklung<br />

der Maßnahmen mitarbeiten wird. Betroffen im engeren Sinne sind daher nur die am<br />

Projekt aktiv teilnehmenden Lehrer. Sie haben einen erhöhten Arbeitsaufwand. Sie<br />

probieren neue Unterrichts- und Arbeitsformen aus. Sie können am meisten<br />

gewinnen. Wenn sich der erhöhte Arbeitsaufwand „nicht rechnet“, verlieren sie am<br />

meisten. Direkt betroffen sind natürlich auch alle Schüler, die an den<br />

interessenfördernden Maßnahmen teilnehmen.<br />

Als Nutzer der Maßnahmen gelten zunächst alle am Projekt direkt beteiligten<br />

85


Physiklehrer. Aber auch die restlichen Mitglieder der Physikfachschaft sollen auf die<br />

Ergebnisse des Entwicklungsprozesses (Materialien, Unterrichtskonzepte etc.)<br />

zugreifen können. Im Projekt werden zudem neue Kooperationsformen mit inner-<br />

und außerschulischen Partnern probiert. Unter Berücksichtigung der neuen<br />

Aufgaben, die im Rahmen der Bildungsreform 2004 auf das Kollegium der<br />

Einzelschule zukommen, ist daher auch die gesamte Lehrerschaft des <strong>Friedrich</strong>-<br />

Schiller-Gymnasiums Nutzer des Entwicklungsprojektes (vgl. Kapitel 4.4.4: Der<br />

Beitrag des Entwicklungsprojektes zur Gestaltung der bildungspolitischen Reform-<br />

ansätze). Nutzer in einem weiten Sinne kann natürlich jede Schule sein, die ebenfalls<br />

in Anlehnung an das vorliegende Entwicklungsprojekt ihren naturwissenschaftlichen<br />

Fachbereich stärken möchte. Nutzer ist nicht zuletzt auch die Robert Bosch GmbH,<br />

die sich aus der vorliegenden Arbeit Erkenntnisse erhofft, was getan werden kann,<br />

um Schulen bei ihren Bemühungen um einen interessenfördernden naturwissen-<br />

schaftlichen Unterricht zu unterstützen.<br />

Identifikation der Anliegen und Konfliktthemen der verschiednen Beteiligtengruppen<br />

Das Entwicklungsprojekt ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Robert Bosch<br />

GmbH und des <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasiums. Anliegen der Robert Bosch GmbH<br />

ist es, Wege aufzuzeigen, wie sich über eine Stützung der naturwissenschaftlichen<br />

Fachbereiche in der Schule die Studienanfänger- bzw. -absolventenzahlen in den<br />

entsprechenden Fachdisziplinen stabilisieren lassen. Auch das <strong>Friedrich</strong>-Schiller-<br />

Gymnasium möchte seinen naturwissenschaftlichen Schulzweig, und dort vor allem<br />

die Physik, stärken. Hinzu kommt der Wunsch durch Zusammenarbeit mit einem<br />

Wirtschaftsunternehmen das Profil der eigenen Schule zu schärfen und sich<br />

gegenüber anderen Schulen der Region „abzugrenzen“. Die Anliegen der beiden<br />

Parteien sind durch den Verfasser und den projektverantwortlichen Physiklehrer im<br />

Projektleitungsteam vertreten.<br />

Trotz des gemeinsamen Wunsches, die naturwissenschaftlichen Fachgebiete in der<br />

Schule intensiver zu fördern, gibt es auch Uneinigkeiten. Die Robert Bosch GmbH<br />

ist stärker an einer wissenschaftlichen Untersuchung der Bedingungen für einen<br />

interessenfördernden naturwissenschaftlichen Unterricht interessiert und möchte die<br />

daraus gewonnenen Erkenntnisse auf eine Zusammenarbeit mit anderen Schulen<br />

übertragen. Für das <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium dagegen stehen die zu<br />

entwickelnden interessenfördernden Maßnahmen im Mittelpunkt. Sie sollen<br />

nachhaltig in den Schulalltag implementiert werden und eine dauerhafte Zusammen-<br />

arbeit mit der Robert Bosch GmbH absichern.<br />

86


Aufgabe des Projektleitungsteams ist es, diese Anliegen und Konfliktthemen zu<br />

klären und für das Evaluationsvorhaben nutzbar zu machen. Wegen der<br />

unterschiedlichen Interessenlagen der beiden Partner wird dabei ein Großteil der<br />

Forschungsfragen vom Verfasser in das Projekt eingebracht (vgl. Kapitel 4.2.2: Die<br />

Ziele des Entwicklungsprojektes). Sie beziehen sich in erster Linie auf die Unter-<br />

suchung des gesamten Projektablaufs. Das Forschungsinteresse des <strong>Friedrich</strong>-Schiller-<br />

Gymnasiums begrenzt sich dagegen auf die konkreten Maßnahmen und deren Erfolg<br />

bei den Schülern.<br />

Natürlich muss im Laufe des Projektes auch eine Vielzahl weiterer Anliegen und<br />

Konfliktthemen, vor allem die der konkret beteiligten Physiklehrer und Schüler, bei<br />

der Maßnahmenentwicklung berücksichtigt werden. Die Identifikation der Anliegen<br />

und Konfliktthemen begleitet somit das ganze Projekt und kann jederzeit zu einer<br />

Änderung bzw. Ergänzung der Forschungsschwerpunkte führen.<br />

5.2.2 Informationsbeschaffung<br />

Zur Erhebung der Anliegen und Konfliktthemen während des Projektverlaufs<br />

werden in erster Linie „qualitative, adaptive und naturalistische Verfahren eingesetzt“<br />

(Beywl 1991, S. 274).<br />

Die Erhebung der Anliegen und Konfliktthemen<br />

Neben vielen persönlichen Gesprächen mit den Projektbeteiligten (z.B.<br />

Abteilungsleiter der Aus- und Weiterbildung, Schuldirektor, Physiklehrer) ist vor<br />

allem der Kontakt zum projektverantwortlichen Physiklehrer zentral für das<br />

Gelingen der Forschungsbemühungen. Er kennt seine Kollegen und kann sich<br />

jederzeit mit ihnen über ihre im Projektverlauf entstehenden Wünsche und<br />

Kritikpunkte verständigen.<br />

Zur Beantwortung der sich aus den Anliegen und Konfliktthemen ergebenden<br />

Forschungsfragen können laut Beywl (1988, S. 235) sowohl deskriptive wie auch eva-<br />

luative Informationen herangezogen werden.<br />

Die Erhebung von deskriptiven Informationen<br />

Die Sammlung von deskriptiven Informationen erfordert vom Forscher eine genaue<br />

Beschreibung der Ausgangsbedingungen, des Projektablaufs und der Projekt-<br />

ergebnisse. Als erste Maßnahme wird vom Forscher ein Projekttagebuch angelegt. Im<br />

Projekttagebuch sollen alle Projektaktivitäten vermerkt und protokolliert werden.<br />

87


Zudem muss dafür gesorgt werden, dass dem Forscher alle im Rahmen des Projektes<br />

entstandenen Dokumente (z.B. Unterrichtsmaterialien, Sitzungsprotokolle) zugäng-<br />

lich gemacht werden. Dies kann wiederum nur in enger Zusammenarbeit mit dem<br />

projektverantwortlichen Physiklehrer geschehen.<br />

Die Erhebung von evaluativen Daten<br />

Zur Erhebung von evaluativen Daten können sowohl quantitative wie auch<br />

qualitative Verfahren eingesetzt werden. Wichtig dabei ist, dass die eingesetzten<br />

Methoden praktikabel sind und den Prozessablauf so wenig wie möglich stören<br />

(Beywl 1988, S. 238). Vor allem zu Beginn des Projektes ist Vorsicht geboten. So<br />

würde eine standardisierte Befragung der Physiklehrer zur Problematik eines<br />

interessenfördernden Physikunterrichts wohl eher abschrecken als zur Mitarbeit<br />

motivieren.<br />

5.2.3 Ergebniseinspeisung<br />

„Beschreibungen, Auswertungen, Analysen und andere Informationen fließen<br />

fortlaufend, auch und gerade in den ersten beiden Phasen des Evaluationsprozesses, in<br />

Gespräche, Beratungen und vielleicht auch Entscheidungssitzungen der beteiligten<br />

Gruppen ein“ (Beywl 1991, S. 274-275).<br />

In der Schlussphase kommt es aber darauf an, die entwickelten Maßnahmen<br />

zusammen mit den beteiligten Physiklehrern auf der Basis der erhobenen<br />

Informationen zu bewerten und über die Möglichkeiten ihrer Fortführung in den<br />

darauf folgenden Schuljahren zu entscheiden. Auch müssen die am Projekt nur<br />

indirekt Beteiligten (Physikfachschaft, Lehrerkollegium, Direktor, Leiter der Aus-<br />

und Weiterbildung etc.) über die entwickelten Maßnahmen informiert werden.<br />

Eine umfassende Auswertung des gesamten Prozessverlaufs nimmt dagegen mehr Zeit<br />

in Anspruch und ist Aufgabe der vorliegenden Dissertation.<br />

88


5.3 Die Bewertung des Evaluationsmodells<br />

Der Einsatz des Modells der responsiven Evaluation bringt unterschiedliche<br />

Wissensbestände hervor. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, welchen Stellenwert<br />

diese im Rahmen der erziehungswissenschaftlichen Forschung einnehmen können.<br />

Gewinnung von Praxiswissen<br />

Ziel eines Entwicklungsprojektes, dessen wissenschaftliche Begleitung sich an das<br />

Modell der responsiven Evaluation anlehnt, ist es, möglichst unmittelbar verwertbare<br />

Ergebnisse für die Praxis bereitzustellen.<br />

Ähnlich wie in der Aktions- und Handlungsforschung (Wellhöfer 1997, S. 14ff.;<br />

Schratz 2001, S. 426; Bortz/Döring 2003, S. 343ff.) wird die Forschung daher<br />

vollständig in die Praxis bzw. die Praxis in die Forschung integriert. Die Frage nach<br />

dem Sinn für die Praxis stellt sich deshalb bei der responsiven Evaluation nicht. Sie<br />

wird aber ersetzt durch die Frage nach der „Haltbarkeit ihrer wissenschaftlichen<br />

Standards“ (Walzik 2001, S. 5). Diese kann im Rahmen der vorliegenden Dissertation<br />

nicht abschließend diskutiert werden. Dennoch bezieht der Verfasser der vorliegen-<br />

den Arbeit eindeutig Position.<br />

Will man den fortschreitenden Erkenntnisgewinn der pädagogischen Interessen-<br />

forschung für die Praxis nutzbar machen und die Kluft zwischen wissenschaftlichem<br />

Erkenntnisgewinn und Schulalltag schließen, so sind neue Forschungsansätze nötig.<br />

Mit der Entscheidung für den Evaluationsansatz der responsiven Evaluation gibt der<br />

Forscher daher dem Prinzip der Nützlichkeit für die Praxis Vorrang vor dem der<br />

wissenschaftlichen Exaktheit (vgl. Spanhel 1999b, S. 63). Damit verbunden ist die<br />

Hoffnung, dass durch Vorlage der zu gewinnenden Erkenntnisse nicht nur die<br />

Akteure des Entwicklungsprojekts die Vorteile eines interessenfördernden natur-<br />

wissenschaftlichen Unterrichts schätzen lernen, sondern dass die Arbeit insgesamt<br />

Wege eines erfolgreichen Theorie-Praxis-Transfers aufzeigen kann.<br />

Anregung zur Weiterentwicklung der pädagogischen Interessenforschung<br />

Das im Rahmen der responsiven Evaluation gewonnene Praxiswissen kann neben<br />

seiner handlungsleitenden Funktion für den Praktiker auch eine explorative<br />

Funktion für die pädagogische Theoriebildung übernehmen. Im Sinne einer<br />

Hypothesen generierenden Studie lassen sich Anregungen zur Weiterentwicklung der<br />

pädagogischen Interessenforschung geben. Gerade die Überprüfung der so gewonnen<br />

Hypothesen macht neue Forschungsvorhaben möglich.<br />

89


Anregung zur Fortentwicklung der Evaluationsmethodologie<br />

Schließlich ermöglicht der Einsatz des Modells der responsiven Evaluation<br />

Erkenntnisse über den Einsatz der Methode im Praxisfeld und seine Eignung zur<br />

Gewinnung der oben beschriebenen Wissensbestände. So können Anregungen zum<br />

Einsatz und zur Weiterentwicklung der Methode ausgearbeitet werden. Von<br />

besonderem Interesse ist dabei, inwieweit das beteiligtenzentrierte Evaluationsmodell<br />

geeignet ist, Schulentwicklungsvorhaben zu begleiten und voranzutreiben.<br />

90


5.4 Zusammenfassung<br />

Die wissenschaftliche Begleitforschung im Rahmen des vorliegenden Entwicklungs-<br />

projektes orientiert sich an dem Modell der responsiven Evaluation. Zielsetzung,<br />

Vorgehensweise und Forscherrolle bei der responsiven Evaluation kommen den<br />

Anforderungen an eine wissenschaftliche Begleitung im Entwicklungsprojekt<br />

entgegen. Die Projektplanung erfolgt gemäß den Phasen Gegenstandsbestimmung,<br />

Informationsbeschaffung und Ergebniseinspeisung. Diese bestimmen nicht nur die<br />

Einteilung des Entwicklungsprojektes in die zweieinhalb Projektjahre, sondern<br />

prägen die grundlegende Arbeitsweise im Projekt.<br />

Es ist der wissenschaftlichen Begleitung bewusst, dass diese enge Zusammenarbeit mit<br />

dem Forschungsobjekt eine Reihe von Nachteilen mit sich bringt. Angesichts einer<br />

dringend benötigen Qualitätsverbesserung des naturwissenschaftlichen Unterrichts an<br />

deutschen Schulen sind aber neue Forschungsmethoden notwendig, die den<br />

Praktikern ein Handlungswissen auf der Basis der wissenschaftlichen Theorien zur<br />

Verfügung stellen. Gleichzeitig kann das im Forschungsvorhaben gewonnene Wissen<br />

wiederum eine Weiterentwicklung der pädagogischen Theoriebildung anstoßen.<br />

Die folgenden Ausführungen zum tatsächlichen Ablauf des Entwicklungsprojektes<br />

können die responsive Vorgehensweise bei der Planung, Durchführung und Aus-<br />

wertung bzw. Implementierung der Maßnahmen verdeutlichen. Sie zeigen aber auch<br />

Schwierigkeiten auf, mit denen ein solches Forschungskonzept in der Praxis konfron-<br />

tiert ist.<br />

Zu klären bleibt daher:<br />

Mit welchen praktischen Schwierigkeiten hat die responsive Evaluation im Feld<br />

zu rechnen?<br />

Wo liegen ihre erkenntnistheoretischen Grenzen?<br />

Inwieweit eignet sich das Modell der responsiven Evaluation zur Gestaltung eines<br />

erfolgreichen Theorie-Praxis-Transfers?<br />

Diese Fragen können nur Laufe der prozessbegleitenden Evaluation geklärt werden<br />

und stellen einen zusätzlichen sechsten Zielbereich des Forschungsvorhabens dar (vgl.<br />

Kapitel 4.2.2: Die Ziele des Entwicklungsprojektes).<br />

91


6 Der Ablauf des Entwicklungsprojektes<br />

6.1 Die Ausgangslage<br />

6.1.1 Die Beschreibung der Ausgangslage an der Schule<br />

Das <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium (FSG) Pfullingen ist eines von fünf allgemein<br />

bildenden Gymnasien der Region Reutlingen. Seine historischen Wurzeln gehen bis<br />

auf die Gründung einer Lateinschule im Jahr 1763 zurück. In seiner heutigen Form<br />

als Vollgymnasium mit integrierter Oberstufe existiert die Schule seit 1971. Ihr<br />

Einzugsgebiet umfasst neben der Stadt Pfullingen die Gemeinden Hohenstein, St.<br />

Johann, Trochtelfingen, Engstingen, Sonnenbühl und Lichtenstein.<br />

Allgemeine Daten<br />

Mit 1.253 Schülern (706 Schülerinnen und 547 Schüler) gehört das Gymnasium zu<br />

den größten Schulen der Region. 20 Die Zahl von 682 Fahrschülern macht den<br />

ländlichen Charakter der Schule deutlich. 104 Lehrer (55 Lehrer und 49 Lehrerinnen)<br />

unterrichten am FSG. 63 Kollegen sind vor 1956 geboren. 57 arbeiten in Teilzeit, 47<br />

in Vollzeit. Die „harten“ Naturwissenschaften (Physik, Chemie) werden von 20<br />

Lehrern vertreten. 16 von ihnen lassen sich aufgrund ihrer Ausbildung als<br />

Physiklehrer bezeichnen, wobei nur neun das Fach auch aktiv unterrichten. Von den<br />

praktizierenden Physiklehrern unterrichten sechs das Fach in Kombination mit<br />

Mathematik und drei in Kombination mit Sport.<br />

Das naturwissenschaftliche Schulprofil<br />

Das FSG bietet seinen Schülern neben dem sprachlichen und musischen auch ein<br />

naturwissenschaftliches Profil.<br />

Naturwissenschaftl.<br />

Profil<br />

Sprachliches/<br />

Musisches Profil<br />

Klasse 5 Klasse 6 Klasse 7 Klasse 8 Klasse 9 Klasse 10 Klasse 11<br />

Naturphä-<br />

nomene (1)<br />

Naturphä-<br />

nomene (1)<br />

Naturphä-<br />

nomene (1)<br />

Naturphä-<br />

nomene (1)<br />

Physik (2) Physik (2)<br />

Chemie (3)<br />

Ü Bio (1)<br />

Physik (2) Physik (2)<br />

Abbildung 12: Naturwissenschaftliche Bildung im neunjährigen Gymnasium 21<br />

Chemie (2)<br />

20 Die Daten im vorliegenden Kapitel beziehen sich auf den Schuljahresbeginn 2003/04.<br />

21 In Klammern sind die vorgesehenen Wochenstunden angegeben.<br />

Physik (2)<br />

Chemie (2)<br />

Ü Phy (1)<br />

Physik (1)<br />

Chemie (2)<br />

Physik (3)<br />

Chemie (2)<br />

Ü Ch (1)<br />

Physik (2)<br />

Chemie (2)<br />

92


Die Profilwahl erfolgt am Ende der achten Klasse. Das naturwissenschaftliche Profil<br />

zeichnet sich durch eine erhöhte Stundenzahl in Physik bzw. Chemie und zusätzliche<br />

naturwissenschaftliche Übungen aus.<br />

Die besondere Lage der Naturwissenschaften am FSG<br />

Zwar ist das naturwissenschaftliche Profil zahlenmäßig das stärkste, 22 doch sagt die<br />

Profilverteilung relativ wenig über die Bedeutung der Naturwissenschaften am<br />

<strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium aus. Interessanter sind da schon die Leistungskurs-<br />

belegungen der vergangenen Jahre. Von 1990 bis 2003 haben im Durchschnitt 9,3<br />

Schüler in der 13. Klasse einen Physikleistungskurs besucht. In den Jahren 1995 und<br />

1998 gab es gar keine Physikleistungskurse im Abschlussjahrgang. Geht man davon<br />

aus, dass die Abiturjahrgänge am FSG in der Regel aus über 100 Schülern bestehen, so<br />

beendet nur ein Bruchteil der Schüler seine Schullaufbahn mit einem Physikabitur.<br />

Wie bereits oben erwähnt, besteht die Fachschaft Physik aus neun aktiv<br />

unterrichtenden Lehrern. Insgesamt stehen ihnen dreieinhalb Physikunterrichts-<br />

räume zur Verfügung, die sich alle zum Durchführen praktischer Übungen eignen.<br />

Das jährliche Budget für die Physikfachschaft beträgt 3.500 Euro, wobei Buchan-<br />

schaffungen ebenfalls aus diesem Etat getätigt werden müssen.<br />

6.1.2 Die Beziehungen zur Robert Bosch GmbH<br />

Die Situation der naturwissenschaftlich-technischen Bildung an der höheren Schule<br />

war bereits im Vorfeld des Entwicklungsprojektes Anlass für erste Gespräche<br />

zwischen dem <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium und der Robert Bosch GmbH. Darüber<br />

hinausgehende Versuche eine Kooperation ins Leben zu rufen, machten aber auch<br />

schnell deutlich, dass diese umfassender sein müsste.<br />

Personelle Einstellungen im Vorfeld<br />

Aus diesem Grund wurden sowohl von Unternehmens- als auch von Schulseite<br />

personelle Einstellungen vorgenommen. So konnten zu Beginn des Schuljahres<br />

2003/04 der Verfasser der vorliegenden Arbeit und ein Physiklehrer ihren Dienst<br />

antreten. Ihre Aufgabe sollte es sein, die Grundlagen für eine nachhaltige Zusammen-<br />

arbeit zwischen der Schule und dem Unternehmen zu schaffen.<br />

22 Im Schuljahr 2003/04 entschieden sich 36 Schüler der Klasse neun bis 11 für das musische, 123 für das<br />

sprachliche und 237 für das naturwissenschaftliche Profil.<br />

93


Der gemeinsame Pädagogische Tag im Juni 2002<br />

Bereits im Juni 2002 lud die Robert Bosch GmbH das gesamte Kollegium des<br />

<strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasiums zu einem „Pädagogischen Tag“ in den Betrieb ein. Im<br />

Plenum wurden der Doktorand und der Physiklehrer als Ansprechpartner für das<br />

Kooperationsvorhaben vorgestellt.<br />

Ein ebenfalls im Rahmen des Treffens stattfindender Workshop zu den Möglichkeiten<br />

einer gemeinsamen Förderung des naturwissenschaftlich-technischen Nachwuchses,<br />

machte den Schwerpunkt der geplanten Zusammenarbeit deutlich.<br />

Der Doktorand und der projektverantwortliche Physiklehrer, die mit Beginn des<br />

neuen Schuljahres ihre Arbeit aufnahmen, konnten an seine Ergebnisse anknüpfen.<br />

94


6.1.3 Zusammenfassung und Bewertung<br />

Die obige Beschreibung macht deutlich, dass es sich beim <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gym-<br />

nasium um eine in vieler Hinsicht typische höhere Schule handelt. Besonderes<br />

Engagement der Lehrerschaft, wie etwa die Teilnahme an Modellversuchen oder die<br />

Entwicklung eines eigenen Schulprofils, war nicht zu erkennen. Dies galt zu Beginn<br />

des Entwicklungsprojektes gerade für die Mitglieder der naturwissenschaftlichen<br />

Fachschaften.<br />

Aufgrund der langjährigen Beziehungen zur Robert Bosch GmbH war die<br />

Zusammenarbeit mit dem <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium von Anfang an durch den<br />

Auftraggeber der Dissertation festgelegt. Diese Ausgangslage hatte einerseits für das<br />

Promotionsvorhaben den Vorteil, dass angesichts des knappen Projektzeitrahmens<br />

dem Verfasser eine umfangreiche Suche nach einem geeigneten schulischen<br />

Projektpartner erspart blieb. Andererseits hätte eine eigenverantwortliche Auswahl<br />

der Schule sicherlich auch Vorteile bezüglich der Bereitschaft der naturwissen-<br />

schaftlichen Lehrerschaft zur Mitarbeit im Projekt mit sich gebracht. Die noch<br />

folgenden Ausführungen zur Gewinnung der Physiklehrer des <strong>Friedrich</strong>-Schiller-<br />

Gymnasiums für eine aktive Beteiligung am Entwicklungsprojekt werden dies<br />

verdeutlichen.<br />

Erste Erkenntnisse im Hinblick auf die Beantwortung der Forschungsfragen<br />

Zum ersten Zielbereich:<br />

Die räumlichen und materiellen Voraussetzungen für einen Unterricht nach<br />

interessenfördernden Kriterien sind am <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium vorhanden.<br />

Die schulorganisatorischen Rahmenbedingungen zu Beginn des Projektes lassen erste<br />

Ansatzpunkte zur Umsetzung der interessenfördernden Interventionsmaßnahmen<br />

erkennen. So ermöglicht das Fach Naturphänomene eine direkt an die Grundschule<br />

anknüpfende Frühförderung im Rahmen der für alle Schüler verbindlichen<br />

Stundentafel. Leider verhindert eine Lücke in Klasse sieben eine durchgängige<br />

Begegnung mit dem naturwissenschaftlichen Interessengegenstand und einen direkten<br />

Anschluss an die Einzelfächer. Die Experimentierpraktika ab Klasse neun bieten<br />

zumindest im naturwissenschaftlichen Zweig optimale Bedingungen für einen<br />

tätigkeits- und autonomieorientierten Unterricht.<br />

Zum zweiten Zielbereich:<br />

Der hohe Anteil an Physiklehrern, die als zweites Fach Mathematik unterrichten,<br />

95


lässt auf ein stark mathematisch geprägtes Verständnis von moderner Physik<br />

schließen.<br />

Zum vierten Zielbereich:<br />

Abgesehen von den Fachschaftssitzungen werden von den naturwissenschaftlichen<br />

Lehrern zu Beginn des Entwicklungsprojektes keine offiziellen Kooperationsformen<br />

zur Gestaltung von Schule und Unterricht gepflegt.<br />

Zum fünften Zielbereich:<br />

Die Kooperation mit einem Wirtschaftsunternehmen ist Anstoß für das Projekt zur<br />

Weiterentwicklung der naturwissenschaftlichen Fachbereiche am Gymnasium.<br />

96


6.2 Die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen im<br />

Schuljahr 2002/03<br />

6.2.1 Die Projektsituation im Schuljahr 2002/03<br />

Das Schuljahr 2002/03 war durch lokale und bildungspolitische Ereignisse geprägt,<br />

die sich nicht eben förderlich auf das Entwicklungsprojekt auswirkten.<br />

Die Nachwirkungen der PCB-Sanierung<br />

Das <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium stand im September 2002 am Ende einer<br />

umfassenden PCB-Sanierung. Mit Beginn des Schuljahres konnten zwar wieder alle<br />

sanierten Klassenzimmer in Betrieb genommen werden, doch wurden die natur-<br />

wissenschaftlichen Fachräume mit den jeweiligen Sammlungen erst wieder im<br />

November freigegeben. Mit einer Normalisierung der Unterrichtssituation in den<br />

Naturwissenschaften war daher erst im Laufe der darauf folgenden Wochen zu<br />

rechnen. Bis dahin waren sowohl der projektverantwortliche Lehrer als auch die<br />

gesamte Physikfachschaft voll und ganz mit den Nachwirkungen der PCB-<br />

Verseuchung beschäftigt (Bezug der neuen Physikräume, Neuordnung der<br />

Physiksammlung etc.). Dies führte gleich zu Beginn des Projektes zu Verzögerungen.<br />

Die anstehenden schulpolitischen Reformmaßnahmen<br />

Die in diesem Schuljahr erstmals wirksam werdende Oberstufenreform 23 erforderte<br />

von einem Großteil der Fachschaft einen erhöhten Arbeitsaufwand. So galt es, die<br />

neuen Lehrpläne der Profil- und Neigungskurse umzusetzen. Auch stand mit der<br />

Bildungsreform 2004 24 schon die nächste Reform ins Haus. Unklarheiten über deren<br />

Inhalte (z.B. „Wie werden die Bildungsstandards in Physik endgültig aussehen?“;<br />

„Kommt tatsächlich ein neues Schulfach Naturwissenschaft und Technik?“) schafften<br />

zusätzliche Unsicherheiten.<br />

Die schulpolitischen Sparmaßnahmen<br />

Als im zweiten Schulhalbjahr außerdem bekannt wurde, dass das Kultusministerium<br />

trotz der gegenwärtigen bzw. noch anstehenden Reformprojekte eine Stunden-<br />

deputatserhöhung sowie Kürzungen der finanziellen Zusatzleistungen bereits für das<br />

23 Zur Oberstufenreform siehe Fußnote 15.<br />

24 Zur Bildungsreform 2004 siehe Kapitel 4.4.4: Der Beitrag des Entwicklungsprojektes zur Gestaltung der<br />

bildungspolitischen Reformansätze.<br />

97


folgende Schuljahr plante, kam es zu einer weiteren Verschärfung der Projekt-<br />

situation. Wie auch andere Schulen des Landes beschloss die Personalversammlung<br />

des <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasiums eine „Streichliste“, die zum Beispiel den Wegfall<br />

von Elternabenden, die Abschaffung von Schulfahrten und die Nichtteilnahme an<br />

Schulfesten beinhaltete. Auch das vorliegende Entwicklungsprojekt war aus Sicht des<br />

Projektleitungsteams akut gefährdet. So war es nur dem Engagement des projekt-<br />

verantwortlichen Physiklehrers zu verdanken, dass sich trotz der ungünstigen<br />

Umstände weitere Physiklehrer für das Projekt begeisterten.<br />

6.2.2 Die Schaffung der Rahmenbedingungen für eine erfolg-<br />

reiche Zusammenarbeit<br />

Während den beiden Projektverantwortlichen der naturwissenschaftliche Schwer-<br />

punkt des Kooperationsprojektes von Anfang an bewusst war, wurden von Seiten des<br />

Kollegiums im Anschluss an den Pädagogischen Tag die unterschiedlichsten Wünsche<br />

und Projektideen geäußert.<br />

Die Ausarbeitung einer Kooperationsvereinbarung im Rahmen des KURS-Programms<br />

Um Klarheit nach innen, aber auch nach außen zu schaffen, nahm das<br />

Projektleitungsteam den Vorschlag zweier Lehrer auf, in einer Kooperationsverein-<br />

barung den Schwerpunkt der Zusammenarbeit zwischen Betrieb und Schule festzu-<br />

schreiben. Diese Kooperationsvereinbarung sollte, unterstützt vom baden-<br />

württembergischen Kultusministerium, im Rahmen des KURS-Programms 25 einge-<br />

gangen werden. Ein Team, das sich aus dem projektverantwortlichem Lehrer, dem<br />

Doktoranden und zwei weiteren engagierten Lehrern zusammensetzte, erarbeitete ein<br />

Kooperationskonzept, das bereits bestehende Formen der Zusammenarbeit absichern<br />

und den Weg für neue Projekte freimachen sollte. Die Kooperationsvereinbarung<br />

wurde den jeweiligen Leitungen in Schule und Betrieb zur Genehmigung vorgelegt<br />

und auf einem Treffen am 18.2.2003 mit allen Beteiligten abgestimmt (Anlage 1).<br />

Die Unterzeichung der Kooperationsvereinbarung im März 2003<br />

Am 26.3.2003 unterzeichneten die Projektpartner im Rahmen einer Feierstunde die<br />

gemeinsame Absichtserklärung.<br />

25 Das KURS-Programm ist eine Initiative für ein landesweites Kooperationsnetz zwischen weiterführenden<br />

Schulen und Unternehmen der jeweiligen Region. Es geht auf die Konzeption von Prof. Dr. G. Vollmer zurück<br />

und wird vom Kultusministerium Baden-Württemberg unterstützt.<br />

98


Kern der Vereinbarung war eine Zusammenarbeit in vier Bereichen (Teil I der<br />

Kooperationsvereinbarung):<br />

• Berufsorientierung (bereits bestehende Aktionen: Praktika, Girls Day)<br />

• Voneinander Lernen (bereits bestehende Aktionen: Pädagogischer Tag im Betrieb,<br />

Teilnahme an der innerbetrieblichen Weiterbildung durch Lehrer des <strong>Friedrich</strong>-<br />

Schiller Gymnasiums)<br />

• Förderung der naturwissenschaftlichen Fachbereiche<br />

• Sonstiges (bereits bestehende Aktionen: Bewerbertraining Deutsch, Sachspenden)<br />

Der Bereich der Förderung der naturwissenschaftlichen Fachbereiche war bisher<br />

weitgehend ohne eigene Projektideen. Hier geeignete Maßnahmen zu entwickeln<br />

(Teil II der Kooperationsvereinbarung), war Schwerpunkt der Zusammenarbeit und<br />

zukünftige Aufgabe des Projektleitungsteams.<br />

6.2.3 Die Gewinnung der Physiklehrer zur Teilnahme am<br />

Entwicklungsprojekt<br />

Ab dem 12.2.2003 traf sich das Projektleitungsteam aus Doktorand und projekt-<br />

verantwortlichem Physiklehrer wöchentlich. Nachdem der Schwerpunkt der Zu-<br />

sammenarbeit durch Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung festgelegt war,<br />

beherrschten zwei Themen die Projektleitungstreffen. Zum einen begab man sich<br />

schon jetzt auf die Suche nach geeigneten interessenfördernden Maßnahmen, zum<br />

anderen machte sich das Team Gedanken darüber, wie sich noch mehr Physiklehrer<br />

für das Entwicklungsprojekt begeistern lassen könnten. Daneben informierte der<br />

Doktorand den schulischen Projektpartner über die Bedingungen eines interessen-<br />

fördernden Unterrichts (Anlage 3).<br />

Die Vorarbeit des Projektleitungsteams<br />

Anlässlich der Suche nach ersten Projektideen besuchten die beiden Projektpartner<br />

Veranstaltungen wie das baden-württembergische Abschlusstreffen von „Jugend<br />

forscht“, die zweitägige Vortragsreihe „Kein Bock auf Naturwissenschaft und<br />

Technik!“ der Akademie für Technikfolgenabschätzung und eine eintägige<br />

Informationsveranstaltung zu den Möglichkeiten einer Zusammenarbeit von Schule<br />

und Wirtschaft des Bildungsverbundes Berufliche Qualifikation Stuttgart (BBQ<br />

Stuttgart).<br />

99


Bezüglich des Einbezugs weiterer Physiklehrer wurde ein „behutsames“ Vorgehen<br />

geplant. Schon die Veranstaltung zur Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung<br />

sollte eine Weiterentwicklung des naturwissenschaftlichen Fachbereichs einleiten. So<br />

wurde anlässlich der Feierstunde der Physikfachschaft ein von der Robert Bosch<br />

GmbH gestiftetes Simulationsprogramm (Crocodile Physics der Firma Crocodile<br />

Clips Ltd) übergeben. Ziel war es, im Rahmen einer internen Fortbildung die<br />

Physiklehrer mit den Inhalten und Einsatzmöglichkeiten von Crocodile Physics<br />

vertraut zu machen. Für den Doktoranden bot sich auf dieser Veranstaltung die<br />

Gelegenheit, die Mitglieder der Fachschaft kennen zu lernen und auf das geplante<br />

Entwicklungsprojekt zur Förderung naturwissenschaftlich-technischer Interessen<br />

aufmerksam zu machen.<br />

Die schulinterne Fortbildung Crocodile Physics im Mai 2003<br />

Die Veranstaltung fand am 13.5.2003 statt. Sie wurde von einem externen Trainer<br />

durchgeführt und stieß bei der versammelten Lehrerschaft auf großes Interesse. Auch<br />

zeigten sich die Lehrer sehr aufgeschlossen gegenüber dem Vorhaben, die<br />

Zusammenarbeit mit der Robert Bosch GmbH zu einer Weiterentwicklung des<br />

naturwissenschaftlichen Fachbereiches zu nutzen. Um hier erste Schritte einzuleiten,<br />

wurde der Doktorand gegen Ende des Fortbildungsnachmittags vom Fachschaftsleiter<br />

zu einer außerordentlichen Fachschaftssitzung eingeladen. Hier sollte ihm zunächst<br />

Gelegenheit gegeben werden, das Projekt zur Förderung des naturwissenschaftlich-<br />

technischen Interesses ausführlicher darzustellen.<br />

Die Fachschaftssitzung im Juni 2003<br />

Die Fachschaftssitzung fand am 17.6.2003 statt. Neben dem Doktoranden waren alle<br />

praktizierenden Physiklehrer 26 anwesend. In einem 60-minütigen Einführungs-<br />

vortrag, der immer wieder durch interessierte Fragen unterbrochen wurde, stellte der<br />

Doktorand die Möglichkeiten eines interessenfördernden Physikunterrichts vor<br />

(Anlage 3). An der anschließenden, fast zweistündigen Diskussion beteiligten sich die<br />

anwesenden Physiklehrer sehr unterschiedlich. Während fünf Kollegen einschließlich<br />

des projektverantwortlichen Lehrers die Idee eines interessenfördernden naturwissen-<br />

schaftlichen Unterrichts engagiert diskutierten, hielten sich die restlichen drei<br />

Physiklehrer deutlich zurück. Zwei von ihnen äußerten sich so gut wie gar nicht, ein<br />

26 Es waren acht Lehrer anwesend. Der weiter oben erwähnte neunte Kollege trat seinen Dienst erst zu Beginn<br />

des Schuljahres 2003/2004 an.<br />

100


weiterer zeigte offensichtliches Desinteresse. Trotz der zuvor recht unterschiedlichen<br />

Beteiligung entwickelte die Gruppe Ansatzpunkte für eine verstärkte Interessen-<br />

förderung in Unterricht und Schule:<br />

• Neugestaltung des Faches Naturphänomene unter interessenfördernden Gesichts-<br />

punkten (eventuell nach Geschlechtern getrennt)<br />

• Neugestaltung des Physikanfangsunterrichts unter interessenfördernden Gesichts-<br />

punkten (eventuell nach Geschlechtern getrennt)<br />

• Entwicklung eines Schulcurriculums für das neue Fach Naturwissenschaft und<br />

Technik 27 unter interessenfördernden Gesichtspunkten<br />

• Zusatzangebote für naturwissenschaftlich besonders Interessierte bzw. Begabte in<br />

den höheren Klassen<br />

Die Beurteilung der einzelnen Projektvorschläge fiel sehr kontrovers aus. Einig war<br />

man sich jedoch darüber, dass man aufgrund der anstehenden Bildungsreform 2004<br />

nichts „umsonst“ machen wollte. So war ein Teil der Lehrer der Meinung, dass das<br />

Fach Naturwissenschaft und Technik sowieso nicht eingeführt werden würde. Ein<br />

anderer Teil betonte, dass über die zukünftigen Bildungsstandards einschließlich des<br />

Physikanfangsunterrichts insgesamt noch zu viel Unsicherheit herrsche. Die Gruppe<br />

kam hier zu keinem abschließenden Ergebnis. Der Doktorand vertagte die<br />

Diskussion und forderte die Fachschaft auf, über eine Teilnahme an dem ein oder<br />

dem anderen Vorhaben nachzudenken.<br />

6.2.4 Die Gründung der Arbeitsgruppen<br />

Zwei Wochen nach der Fachschaftssitzung kamen drei Physiklehrer auf den<br />

projektleitenden Lehrer zu und bekundeten ihr Interesse an einer Neugestaltung des<br />

Faches Naturphänomene in Klasse fünf bzw. sechs.<br />

Die Gründung des Arbeitskreises Naturphänomene<br />

So konnte noch im Juli des Schuljahres 2002/03 das Gründungstreffen des Arbeits-<br />

kreises Naturphänomene stattfinden. Ziel der Arbeitsgruppe war es, im folgenden<br />

Schuljahr Unterrichtseinheiten für das Fach Naturphänomene unter interessenför-<br />

dernden Gesichtspunkten zu entwickeln und diese prozessbegleitend zu evaluieren.<br />

27 Zum Fach Naturwissenschaft und Technik siehe Fußnote 19.<br />

101


Außerdem betonten die am Gründungstreffen beteiligten Lehrer, die naturwissen-<br />

schaftliche Begriffsbildung bei den Kindern unterstützen und die Einschulung von<br />

naturwissenschaftlichen Arbeitsmethoden fördern zu wollen.<br />

Das Projektleitungsteam stellte in Absprache mit der Schulleitung sicher, dass alle<br />

beteiligten Lehrer im nächsten Schuljahr eine fünfte Klasse im Fach Naturphänomene<br />

übernehmen konnten. Um ein regelmäßiges Treffen der Arbeitsgruppe zu<br />

ermöglichen, forderte es zudem eine gemeinsame Lücke im Stundenplan. So war im<br />

folgenden Schuljahr ein Zusammenkommen der Arbeitsgruppe am Donnerstag-<br />

vormittag möglich.<br />

Arbeitsgruppe<br />

Naturphänomene<br />

Doktorand<br />

3 Physiklehrer des FSG<br />

Leitung der<br />

Aus- und<br />

Weiterbildung<br />

Projektleitungsteam<br />

Doktorand<br />

Projektverant. Physiklehrer<br />

Doktorand<br />

Evaluation<br />

Schulleitung<br />

Abbildung 13: Der organisatorische Aufbau des Entwicklungsprojektes<br />

Die Gründung des Arbeitskreises Schüler-Ingenieur-Akademie<br />

Weitere Aktivitäten im<br />

Rahmen des<br />

Kooperationsvertrages<br />

Arbeitsgruppe Schüler -<br />

Ingenieur - Akademie<br />

Doktorand<br />

1 Physiklehrer des FSG<br />

1 Physiklehrer des BZN<br />

1 Vertreter von Südwestmetall<br />

2 Vertreter der Fachhochschule<br />

Der Wunsch, für bereits naturwissenschaftlich-technisch interessierte Schüler der<br />

höheren Klassen ein zusätzliches Angebot außerhalb der normalen Unterrichts-<br />

verpflichtung machen zu können, wurde schon in einem sehr frühen Projektstadium<br />

vom projektverantwortlichen Physiklehrer verfolgt. Bereits im Januar berichtete<br />

dieser, dass er auf einer Veranstaltung des BBQ Stuttgart von der Gründung einer<br />

Schüler-Ingenieur-Akademie (SIA) in Heidenheim gehört habe. Er schlug vor, etwas<br />

102


Ähnliches auch in Reutlingen einzurichten. Das Modell der Schüler-Ingenieur-<br />

Akademie sieht eine Zusammenarbeit von Schule, Hochschule und Betrieb zur<br />

Förderung des naturwissenschaftlich-technischen Nachwuchses vor. Aufgabe des<br />

Projektleitungsteams war es daher, zunächst weitere Partner für das Teilprojekt<br />

Schüler-Ingenieur-Akademie zu gewinnen. Während der schulische Projektleiter die<br />

Fachhochschule Reutlingen und dort vor allem den Lehrstuhl für Mechatronik für<br />

eine Mitarbeit begeisterte, konnte der Doktorand die Abteilung für betriebliche<br />

Ausbildung der Robert Bosch GmbH zur Teilnahme bewegen. Auch der Verband<br />

Südwestmetall sagte über den BBQ Baden-Württemberg inhaltliche, organisatorische<br />

und finanzielle Unterstützung zu. Schnell wurde auch klar, dass der Lehrer die SIA<br />

von schulischer Seite nicht alleine bewältigen konnte. Auf Anregung der Fachhoch-<br />

schule wurde eine weitere Schule in die Planungen miteinbezogen. Ein Physiklehrer<br />

des Gymnasiums Bildungszentrum Nord (BZN) sagte im Mai seine Teilnahme am<br />

Projekt zu.<br />

Am 28.5.2003 besuchten der Doktorand und die beiden Physiklehrer die Schüler-<br />

Ingenieur-Akademie Heidenheim. Spätestens ab diesem Zeitpunkt kann von der<br />

Gründung des Arbeitskreises Schüler-Ingenieur-Akademie gesprochen werden. Ziel<br />

der Arbeitsgruppe war es, ein Ausbildungsprogramm für bereits naturwissen-<br />

schaftlich-technisch interessierte Schüler der 11. Klasse unter interessenfördernden<br />

Gesichtspunkten zu entwickeln. Zudem wollten die Lehrer einen Beitrag zur<br />

Berufsorientierung im naturwissenschaftlich-technischen Bereich leisten. Auch sollte<br />

die Maßnahme die Sichtbarkeit, Akzeptanz und Wertschätzung des naturwissen-<br />

schaftlichen Fachbereiches gegenüber den anderen Fachbereichen steigern. Das<br />

Vorhaben wurde von den Direktoren der beiden Gymnasien mit zwei Deputats-<br />

stunden unterstützt, und auch das Oberschulamt Tübingen stellte nach beharrlichem<br />

Nachfragen durch die Mitglieder des Arbeitskreises eine Stunde zur „Unterrichts-<br />

vorbereitung“ in Aussicht.<br />

Im Unterschied zum Arbeitskreis Naturphänomene begann der Arbeitskreis SIA<br />

sofort nach seiner Gründung mit der Grobplanung des kommenden Schuljahres. Je<br />

nach Planungsaufgabe arbeitete das Team aus den zwei Physiklehrern und dem<br />

Doktoranden mit der Fachhochschule, der Ausbildungsabteilung der Robert Bosch<br />

GmbH und dem Verband Südwestmetall zusammen. So konnte im Juli ein Flyer<br />

(Anlage 9) an die Schüler der 10. Klasse herausgegeben werden, der neben den<br />

Teilnahmebedingungen einen groben Ablaufplan und ein Anmeldeformular enthielt.<br />

Aufgrund des großen Rücklaufes von Schülerseite wurden die an der SIA<br />

103


interessierten Jugendlichen aufgefordert, bis Anfang des nächsten Schuljahres dem<br />

Planungsteam eine schriftliche Bewerbung mit Lebenslauf und Begründung des<br />

Teilnahmewunsches vorzulegen.<br />

Ausgangslage • Kein schuleinheitliches Konzept<br />

AK Naturphänomene AK Schüler-Ingenieur-Akademie<br />

• Geringe Vorgaben durch den aktuellen<br />

Lehrplan<br />

• Nicht nur naturwissenschaftliche Lehrer<br />

unterrichten das Fach<br />

Zielsetzung Entwicklung von Unterrichtseinheiten unter<br />

Weitere Ziele aus Sicht der<br />

Lehrer<br />

Erhoffter eigener Nutzen<br />

aus Sicht der Lehrer<br />

interessenfördernden Gesichtspunkten<br />

• Unterstützung der naturwissenschaftli-<br />

chen Begriffsbildung<br />

• Einüben naturwissenschaftlicher<br />

Arbeitsmethoden<br />

• Vorbereitung auf die naturwissenschaft-<br />

lichen Einzelfächer<br />

• Arbeitserleichterung für die kommenden<br />

Schuljahre<br />

• Entwicklung von realistischen, auf die<br />

Schule angepassten Unterrichtsvor-<br />

schlägen<br />

• Neue Freude am Naturphänomene-<br />

unterricht<br />

Teilnehmer 3 Physiklehrer des FSG<br />

Doktorand<br />

• Kaum Fördermöglichkeiten für natur-<br />

wissenschaftlich interessierte Schüler<br />

• Kaum Berufsorientierung im Rahmen der<br />

naturwissenschaftlichen Fachbereiche<br />

• Abschaffung der Leistungskurse lässt<br />

Spezialisierungsmöglichkeiten entfallen<br />

Entwicklung eines Ausbildungsplanes unter<br />

interessenfördernden Gesichtspunkten<br />

• Berufsorientierung<br />

• Maßnahme zur Steigerung der Sicht-<br />

barkeit, Akzeptanz und Wertschätzung<br />

des naturwissenschaftlichen Unterrichts<br />

• Lehrerfortbildung<br />

• Spaß an der Zusammenarbeit mit<br />

externen Projektpartnern<br />

1 Physiklehrer des FSG<br />

(projektverantwortliche Physiklehrer)<br />

1 Physiklehrer des BZN<br />

Doktorand<br />

Ergänzend:<br />

1 Ausbilder der Robert Bosch GmbH<br />

2 Hochschullehrer der FH Reutlingen<br />

1 Mitarbeiter von Südwestmetall<br />

Treffen Ab nächstem Schuljahr monatlich Ab Ende Mai 2003 in wechselnden Zu-<br />

Abbildung 14: Ziele, Aufgaben und Zusammensetzung der Arbeitsgruppen<br />

sammensetzungen (je nach Planungs-<br />

aufgabe und Bedarf)<br />

6.2.5 Die Festlegung der Evaluationsinstrumente<br />

Neben der Zielabstimmung war die gemeinsame Festlegung der Evaluations-<br />

instrumente Aufgabe der ersten Treffen in den Arbeitskreisen. Zwar sollten die<br />

Maßnahmen im Projektverlauf ständig diskutiert und weiterentwickelt werden, doch<br />

wurden je nach Arbeitsgruppe auch darüber hinausgehende Evaluationsbedürfnisse<br />

angemeldet.<br />

104


Die Evaluationsvorhaben im Arbeitskreis Naturphänomene<br />

Im Arbeitskreis Naturphänomene bestand der Wunsch abzuprüfen, inwieweit die<br />

entwickelten Maßnahmen tatsächlich eine Interessensteigerung bei den Schülern<br />

eingeleitet hatten.<br />

Der Vorschlag des Doktoranden, hier eine schriftliche Vortest-Nachtest-Befragung<br />

(mit Kontrollgruppe) durchzuführen, wurde positiv aufgenommen. Allerdings gab<br />

der Jungforscher zu bedenken, dass die mangelnden quasi-experimentellen<br />

Voraussetzungen im Praxisfeld und das erstmalige Durchführen der interessen-<br />

fördernden Unterrichtseinheiten zu nicht befriedigenden Untersuchungsergebnissen<br />

führen könnten. Er wurde trotzdem von der Gruppe beauftragt, über die Sommer-<br />

ferien einen entsprechenden Fragenbogen zu entwickeln.<br />

Ziel • Aufzeigen der bestehenden Interessen-<br />

struktur<br />

Naturphänomene Schüler-Ingenieur-Akademie<br />

• Veränderung der Interessenstruktur<br />

durch Maßnahme<br />

• Aufzeigen der bestehenden Interessen-<br />

struktur<br />

• Veränderung der Interessenstruktur<br />

durch Maßnahme (Berufsinteresse, Fach-<br />

interesse)<br />

• Verbesserungsvorschläge<br />

Instrument Schriftliche Schülerbefragung Auftaktgespräch, Schlussgespräch<br />

Beteiligte Schüler der 5. Klasse Schüler der 11. Klasse<br />

Art Standardisierter Fragebogen Leitfadeninterview<br />

Zeitpunkt Beginn und Ende des Schuljahres 2003/04 Beginn und Ende des Schuljahres 2003/04<br />

Abbildung 15: Geplante Maßnahmen zur Evaluation der Schülerprojekte<br />

Die Evaluationsvorhaben im Arbeitskreis SIA<br />

Im Arbeitskreis Schüler-Ingenieur-Akademie wurden verschiedene Informations-<br />

interessen geäußert. Im Auftaktgespräch sollte geprüft werden, inwieweit die bereits<br />

ausgewählten Schüler tatsächlich zu den naturwissenschaftlich-technisch Inter-<br />

essierten gehörten und mit welchen Vorkenntnissen für das Projekt zu rechnen war.<br />

Das Abschlussgespräch dagegen sollte eruieren, inwieweit sich die Schüler-Ingenieur-<br />

Akademie auf die Interessenstruktur der Heranwachsenden ausgewirkt hatte. Hier<br />

sollte vor allem das Berufs- und Fachinteresse im Mittelpunkt einer Befragung stehen.<br />

Besonders waren die Lehrer auch an einer Beurteilung der Arbeitsgemeinschaft durch<br />

die Schüler interessiert, um ihre Verbesserungsvorschläge in eine weitere Planung<br />

einbeziehen zu können.<br />

105


Die Evaluation des Entwicklungsprozesses<br />

Neben dem bisher geschilderten Vorgehen bei der Evaluation der Einzelmaßnahmen<br />

sollten auch Vorkehrungen zur Evaluation des Gesamtprozesses bzw. zur Arbeit in<br />

den Arbeitskreisen vorgenommen werden. Diese wurden von der wissenschaftlichen<br />

Begleitung gegen Ende des ersten Projektjahres ohne Einbeziehung der beteiligten<br />

Lehrer ausgewählt. So sollten die Lehrer in Gruppeninterviews anhand eines<br />

Leitfadens in der jeweils letzten Arbeitskreissitzung im Schuljahr 2003/04 zu den<br />

Projektergebnissen, zur gemeinsamen Arbeit in der Planungsgruppe und zu den<br />

Möglichkeiten einer Unterstützung des interessenfördernden Unterrichts durch die<br />

Wirtschaft befragt werden.<br />

Instrument Beteiligte Zeitpunkt Art<br />

Entwicklungsprozess Projekttagebuch Wissenschaftliche<br />

Begleitung<br />

Kontinuierlich<br />

während des<br />

Projektablaufs<br />

Naturphänomene Schülerbefragung Schüler Beginn und Ende des<br />

Naturphänomene/<br />

Entwicklungsprozess<br />

zweiten Projektjahres<br />

Lehrerbefragung Lehrer Ende des zweiten<br />

Naturphänomene Arbeitsgruppentreffen Lehrer und<br />

wissenschaftliche<br />

Begleitung<br />

Projektjahres<br />

SIA Schülerbefragung Schüler Beginn und Ende des<br />

SIA/<br />

Entwicklungsprozess<br />

Protokoll über<br />

Projektablauf<br />

Standardisierter<br />

Fragebogen<br />

Gruppeninterview<br />

anhand eines<br />

Leitfadens<br />

Prozessbegleitend Kreativer Austausch<br />

zweiten Projektjahres<br />

Lehrerbefragung Lehrer Ende des zweiten<br />

SIA Arbeitsgruppentreffen Lehrer und<br />

wissenschaftliche<br />

Begleitung<br />

Abbildung 16: Evaluationsinstrumente des Entwicklungsprojektes<br />

Projektjahres<br />

und Entwicklung<br />

anhand der Dokumen-<br />

tationsbögen<br />

Leitfadeninterview<br />

Gruppeninterview<br />

anhand eines<br />

Leitfadens<br />

Prozessbegleitend Kreativer Austausch<br />

und Entwicklung<br />

Zudem sollte das Projekttagebuch weitergeführt und eine Protokollierung der<br />

Arbeitskreissitzungen vorgenommen werden. Die vorliegende Beschreibung des<br />

Projektablaufs nahm unter anderem auch auf diese Dokumente Bezug. Die<br />

Abbildung 16 gibt einen zusammenfassenden Überblick über die Evaluations-<br />

instrumente im Entwicklungsprojekt.<br />

106


6.2.6 Öffentlichkeitsarbeit<br />

Die Öffentlichkeitsarbeit im ersten Projektjahr beschränkte sich auf die Veröffent-<br />

lichung der Unterzeichung der Kooperationsvereinbarung in der örtlichen Presse.<br />

Diese Vorgehensweise war vor allem für das FSG von großer Bedeutung, erhoffte<br />

man sich doch, wie bereits dargestellt, von der Zusammenarbeit mit der Robert<br />

Bosch GmbH eine Abgrenzung von anderen Gymnasien der Region.<br />

Veröffentlichte Artikel:<br />

• „Schule und Unternehmen in einer Bank“ vom 27.3.2003 im Reutlinger General-<br />

Anzeiger (Anlage 2)<br />

• „Hand in Hand mit der Wirtschaft“ vom 27.3.2003 in den Reutlinger Nachrichten<br />

(Anlage 2)<br />

107


6.2.7 Zusammenfassung und Bewertung<br />

Betrachtet man das erste Jahr des Entwicklungsprojektes im Rückblick, so muss eine<br />

„durchwachsene Bilanz“ gezogen werden. Viel Zeit ging leider damit verloren, die<br />

Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit unter naturwissenschaftlichem Schwer-<br />

punkt zu schaffen. Der Kooperationsvertrag war hier durchaus hilfreich und<br />

bewirkte, dass sich das Projektleitungsteam in der zweiten Schuljahreshälfte auf die<br />

Entwicklung des naturwissenschaftlichen Fachbereiches konzentrieren konnte.<br />

In seinem Bemühen, große Teile der Physikfachschaft für das Entwicklungsprojekt zu<br />

begeistern, war das Projektleitungsteam nur bedingt erfolgreich. Die in Kapitel 6.2.1<br />

beschriebene allgemeine Schulsituation war hier wohl mitverantwortlich. Aber auch<br />

konträre fachwissenschaftlich geprägte Vorstellungen von naturwissenschaftlichem<br />

Unterricht verhinderten eine Teilnahme am Entwicklungsprojekt. Hinzu kam die<br />

Ansicht, dass die Weiterentwicklung des naturwissenschaftlichen Fachbereiches nicht<br />

Aufgabe der einzelnen Lehrkraft sei. Gerne wäre die wissenschaftliche Begleitung<br />

dieser Auffassung in Einzelinterviews nachgegangen, doch musste dieses Anliegen zu<br />

Gunsten eines reibungslosen Projektverlaufes zurückgestellt werden. Schließlich<br />

konnten unter Einschluss des projektleitenden Physiklehrers vier der praktizierenden<br />

Physiklehrer – also die Hälfte aller praktizierenden Physiklehrer des <strong>Friedrich</strong>-<br />

Schiller-Gymnasiums – zu einer Mitarbeit angeregt werden. Ein weiterer Physik-<br />

lehrer von einer Nachbarschule beteiligte sich an dem SIA-Vorhaben.<br />

Bezüglich der ausgewählten Maßnahmen zur Interessenförderung war auffällig, dass<br />

weder die Neugestaltung des Fachs Naturphänomene noch die Einrichtung einer<br />

Schüler-Ingenieur-Akademie den naturwissenschaftlichen Unterricht im engeren<br />

Sinne betraf. Dieser Entscheidung musste im Rahmen der prozessbegleitenden<br />

Evaluation noch nachgegangen werden.<br />

Die umfangreichen Evaluationswünsche der beteiligten Lehrer führten für die<br />

wissenschaftliche Begleitung vor allem gegen Ende des Schuljahres zu einem erhöhten<br />

Arbeitsaufwand. So mussten die gesamten Sommerferien dazu genutzt werden diese<br />

vorzubereiten. Aufgrund des engen Zeitrahmens konnten Testerhebungen zur<br />

Qualität der Frageinstrumente nicht durchgeführt werden. Dies war bei der<br />

Interpretation der gewonnenen Ergebnisse zu berücksichtigen.<br />

Überaus positiv entwickelte sich das Verhältnis zwischen dem Doktoranden und dem<br />

projektverantwortlichen Physiklehrer. Ohne dessen Bemühungen wäre das Ent-<br />

wicklungsprojekt in dieser Form nicht möglich gewesen.<br />

108


Erste Erkenntnisse im Hinblick auf die Beantwortung der Forschungsfragen<br />

Zum ersten Zielbereich:<br />

Die Abschaffung der Leistungskurse durch die Oberstufenreform erschwert die<br />

Bedingungen für eine Weiterverfolgung bestehender Interessenprofile durch die<br />

Schüler. Angebote im Bereich der AGs (z.B. SIA) können fehlende Spezialisierungs-<br />

möglichkeiten in der Oberstufe jedoch wieder kompensieren.<br />

Zum zweiten Zielbereich:<br />

Die langjährige Vernachlässigung der Naturphänomene durch die Physikfachschaft<br />

deutet auf eine nicht ausreichend ernst genommene frühe Interessenförderung hin.<br />

Stattdessen wird bei einem Großteil der Lehrer eine Konzentration auf den stark<br />

fachwissenschaftlich geprägten Oberstufenunterricht deutlich.<br />

Eine eher fachwissenschaftlich geprägte Vorstellung von naturwissenschaftlichem<br />

Unterricht erschwert die Teilnahme am Entwicklungsprojekt. Hinzu kommt die<br />

Ansicht, dass die Weiterentwicklung des naturwissenschaftlichen Fachbereiches nicht<br />

primär Aufgabe der einzelnen Lehrkraft ist und dass das Vorhaben quasi in der<br />

„Freizeit“ der Pädagogen stattfindet.<br />

Der Wunsch, praktikable Anregungen für den eigenen Unterricht zu erhalten, die<br />

Neugierde auf eine Kooperation mit einem außerschulischen Partner und die<br />

Hoffnung auf neue Freude am Unterricht durch Ausprobieren innovativer<br />

Lernformen sind ausschlaggebend für die Teilnahme am Entwicklungsprojekt.<br />

Zum dritten Zielbereich:<br />

Die ausgewählten Maßnahmen zur Förderung naturwissenschaftlich-technischer<br />

Interessen finden außerhalb des regulären naturwissenschaftlichen Unterrichts statt.<br />

Zum vierten Zielbereich:<br />

Die Zusammenarbeit in den Arbeitsgruppen braucht einen „offiziellen“ Rahmen.<br />

Eine Anerkennung der gemeinsamen Bemühungen durch zur Verfügung gestellte<br />

Stundendeputate kann dies unterstützen.<br />

Die Zusammenarbeit in den Arbeitsgruppen braucht feste Zeitfenster im Stunden-<br />

plan, in deren Rahmen ein gemeinsames Treffen aller Beteiligten möglich ist.<br />

Die Zusammenarbeit in den Arbeitsgruppen braucht eine klare Zielorientierung, die<br />

in Abstimmung mit den Arbeitskreismitgliedern festgelegt werden muss.<br />

109


Zum fünften Zielbereich:<br />

Kooperationen zwischen einem Wirtschaftsunternehmen und einer Schule brauchen<br />

feste Ansprechpartner auf beiden Seiten. Ebenso ist eine gemeinsame Festlegung von<br />

Zielen notwendig, die eine Überprüfung der Erfolge der gemeinsamen Arbeit nach<br />

Ablauf eines bestimmten Zeitraumes erlaubt.<br />

Zum sechsten Zielbereich:<br />

Um eine Störung des Projektablaufes zu verhindern, können nicht alle Informations-<br />

interessen der wissenschaftlichen Begleitung weiterverfolgt werden.<br />

Die Vorbereitung der quantitativen und qualitativen Evaluationsinstrumente zur<br />

Schüler- und Lehrerbefragung ist sehr zeitaufwendig.<br />

110


6.3 Die Entwicklung der interessenfördernden Maß-<br />

nahmen im Schuljahr 2003/04<br />

6.3.1 Die Projektsituation im Schuljahr 2003/04<br />

Das Schuljahr 2003/04 war ganz durch die Vorbereitungen auf die im nächsten Schul-<br />

jahr einsetzende Bildungsreform 2004 (vgl. Kapitel 4.4.4: Der Beitrag des<br />

Entwicklungsprojektes zur Gestaltung der bildungspolitischen Reformansätze)<br />

geprägt. Die anfänglichen Unklarheiten bezüglich Kontingentstundentafel und<br />

Bildungsstandards konnten im Laufe des Schuljahres durch immer konkretere<br />

Vorgaben des Kultusministeriums beseitigt werden. Erste Schritte zur Umsetzung der<br />

Reform wurden am <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium daher bereits ab Schuljahresbeginn<br />

eingeleitet.<br />

Die Entwicklung einer schulspezifischen Stundenverteilung für den naturwissen-<br />

schaftlichen Fachbereich<br />

So entwickelte die Schulleitung im Oktober 2003 eine Stundenverteilung gemäß der<br />

Kontingentstundentafel und legte sie den Fachschaften zur Genehmigung vor. Für<br />

den naturwissenschaftlichen Bereich ergab sich folgende Ausgestaltung, die ab dem<br />

darauf folgenden Schuljahr, beginnend mit Klasse fünf, am <strong>Friedrich</strong>-Schiller-<br />

Gymnasium umgesetzt werden sollte.<br />

Naturwissenschaftl.<br />

Profil<br />

Sprachliches/<br />

Musisches Profil<br />

Klasse 5 Klasse 6 Klasse 7 Klasse 8 Klasse 9 Klasse 10<br />

Naturphä-<br />

nomene (1)<br />

Naturphä-<br />

nomene (1)<br />

Naturphä-<br />

nomene (1)<br />

Naturphä-<br />

nomene (1)<br />

Physik (2) Physik (2)<br />

Chemie (2)<br />

Naturwissen-<br />

schaft und<br />

Technik (4)<br />

Physik (2) Physik (2)<br />

Chemie (2)<br />

Ü Bio (1)<br />

Abbildung 17: Naturwissenschaftliche Bildung im 8-jährigen Gymnasium 28<br />

Physik (2)<br />

Chemie (2)<br />

Naturwissen-<br />

schaft und<br />

Technik (4)<br />

Physik (2)<br />

Chemie (2)<br />

Ü Phy (1)<br />

Physik (2)<br />

Chemie (2)<br />

Naturwissen-<br />

schaft und<br />

Technik (4)<br />

Physik (2)<br />

Chemie (2)<br />

Ü Ch (1)<br />

Die Beibehaltung der naturwissenschaftlichen Übungen für das sprachliche bzw.<br />

musische Profil konnte dabei nur durch eine Ergänzung aus dem frei verfügbaren<br />

Stundenpool erreicht werden.<br />

28 In den Klammern sind die vorgesehenen Wochenstunden angegeben.<br />

111


Die Entwicklung eines Bildungsplans für das Fach Naturphänomene<br />

Aufgrund des in der Schullaufbahn erst später einsetzenden naturwissenschaftlichen<br />

Unterrichts blieb die Physikfachschaft bei der Gestaltung des schulspezifischen<br />

Bildungsplans von größerem Aufwand verschont. Lediglich der Unterricht im Fach<br />

Naturphänomene musste in Zusammenarbeit mit den naturwissenschaftlichen<br />

Fachkollegen geplant werden. Weitere Anstrengungen bezüglich eines Bildungsplans<br />

Physik ab Klasse sieben und der Entwicklung eines Curriculums für das neue<br />

Schulfach Naturwissenschaft und Technik wurden auf die kommenden Schuljahre<br />

vertagt.<br />

6.3.2 Die Arbeit in den Arbeitsgruppen<br />

Mit Beginn des zweiten Projektjahres verlagerte sich die Hauptarbeit im Rahmen des<br />

Projektes zur Förderung des naturwissenschaftlichen Fachbereiches vom Projekt-<br />

leitungsteam in die Arbeitsgruppen.<br />

Die Bemühungen des Projektleitungsteams<br />

Dies hatte zur Folge, dass sich das Projektleitungsteam im zweiten Projektjahr nur<br />

noch unregelmäßig traf. Da der projektverantwortliche Lehrer auch noch die<br />

Planung der Schüler-Ingenieur-Akademie übernommen hatte, konnte ein Großteil<br />

der für das Projektleitungsteam anstehenden Aufgaben im Vorfeld bzw. Anschluss der<br />

Treffen des Arbeitskreises SIA erledigt werden. Eigene Sitzungen waren deshalb nur<br />

noch von Zeit zu Zeit nötig. Lediglich zu Beginn des Schuljahres war das<br />

Projektleitungsteam verstärkt gefordert. Unterschiedliche Meldungen aus dem<br />

Kultusministerium sorgten für Verwirrung bezüglich des Fortbestandes des<br />

Schulfaches Naturphänomene. Die Befürchtung der Mitglieder des Arbeitskreises<br />

Naturphänomene, dass mit Einführung der Standards die Abschaffung des Faches<br />

Naturphänomene zu Gunsten eines früher einsetzenden Physikunterrichts vonstatten<br />

gehen könnte, konnte nach Gesprächen mit der Schulleitung und Recherchen<br />

bezüglich der kommenden Bildungsstandards entkräftet werden.<br />

Die Vorgehensweise in der Arbeitsgruppe Naturphänomene<br />

Nachdem die Ausgangslage, die Zielsetzung und die organisatorischen Rahmen-<br />

bedingungen für eine Zusammenarbeit bereits gegen Ende des ersten Projektjahres<br />

geklärt worden waren, begann der Arbeitskreis Naturphänomene relativ schnell mit<br />

der inhaltlichen Planung des gerade angelaufenen Schuljahres.<br />

112


Mit Bezug auf den für dieses Schuljahr noch geltenden Bildungsplan<br />

(Kultusministerium Baden-Württemberg 2000) wurden die Themenkreise Wasser,<br />

Elektrizität und Wärme an die teilnehmenden Lehrer vergeben. Aufgabe für jeden<br />

Einzelnen war es, unter interessenfördernden Gesichtspunkten eine mehrwöchige<br />

Unterrichtssequenz zu dem jeweiligen Gebiet zu entwickeln.<br />

Zur Konkretisierung der interessenfördernden Kriterien wurde den Lehrern der<br />

Zehn-Punkte-Katalog des IPN Kiel (Hoffmann u.a 1997, S. 51ff.; Häußler u.a. 1998,<br />

S. 135ff.) zur Verfügung gestellt. Dieser wurde vom Doktoranden an die besondere<br />

Situation des Naturphänomeneunterrichts angepasst und sollte als Planungshilfe und<br />

Evaluationsinstrument dienen (Anlage 4). Um die projektbegleitende Evaluation zu<br />

erleichtern, erstellte der Doktorand auf Wunsch der beteiligten Physiklehrer einen<br />

Dokumentationsbogen für die einzelnen Unterrichtseinheiten (Anlage 5). Die so<br />

dokumentierten Unterrichtsstunden wurden im Laufe des Schuljahres auf den<br />

Arbeitskreistreffen besprochen und fortlaufend optimiert. Zum Schulhalbjahr<br />

tauschten die Lehrkräfte die gesamten Unterrichtssequenzen aus, so dass anschließend<br />

eine neuerliche Überprüfung und Weiterentwicklung der Materialien möglich war.<br />

Das zweite Halbjahr bot die Chance, die Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit an die<br />

bis dahin erschienenen Bildungsstandards (Kultusministerium Baden-Württemberg/<br />

Version 1 Oktober 2003a; Kultusministerium Baden-Württemberg/Version 2 Februar<br />

2004) anzupassen und in den schulspezifischen Bildungsplan einfließen zu lassen. Die<br />

Anregungen aus dem Arbeitskreis konnten mit den Kollegen der naturwissen-<br />

schaftlichen Nachbardisziplinen auf zwei Pädagogischen Tagen am 6.4. und 11.6.2004<br />

diskutiert und in das gemeinsam erstellte schulspezifische Curriculum Naturphäno-<br />

mene aufgenommen werden.<br />

Um darüber hinaus eine dauerhafte Verwendung der Unterrichtsvorschläge zu<br />

gewährleisten, wurden die Unterrichtssequenzen von den Arbeitskreisteilnehmern im<br />

Juni bzw. Juli 2004 in eine einheitliche und allgemein verständliche Form gebracht.<br />

Ab dem Schuljahr 2004/05 sollten sie allen Kollegen, die das Fach Naturphänomene<br />

unterrichten, zur Verfügung stehen. An eine Weitergabe der Unterlagen an andere<br />

Gymnasien (eventuell mit begleitender Fortbildung) war zunächst nicht gedacht. Die<br />

einheitliche Aufbereitung macht aber auch dies möglich.<br />

Die Vorgehensweise in der Arbeitsgruppe Schüler-Ingenieur-Akademie<br />

Bevor der SIA-Arbeitskreis die weitere inhaltliche Planung der Schüler-Ingenieur-<br />

Akademie aufnehmen konnte, wurden in einer Sitzung zu Beginn des neuen<br />

113


Schuljahres aus insgesamt 25 vorliegenden Bewerbungen 16 Teilnehmer ausgewählt.<br />

Neun Bewerbern musste leider abgesagt werden. Auswahlkriterien waren die<br />

plausible Begründung des Teilnahmewunsches, Hinweise auf ein bestehendes<br />

naturwissenschaftlich-technisches Interesse, die äußere Form der Bewerbungsunter-<br />

lagen und die Rückmeldung der Lehrer bezüglich Engagement bzw. Mitarbeit und<br />

Verhalten der Schüler im Unterricht. Da das SIA-Projekt kein Projekt zur<br />

Begabtenförderung darstellen sollte, spielten Noten bei der Auswahl eine unter-<br />

geordnete Rolle. Aufgrund der wenigen Bewerbungen von Schülerinnen gab es einen<br />

Mädchenbonus, der dazu führte, dass alle Bewerberinnen in die SIA aufgenommen<br />

wurden. Am 19.9.2003 konnte das Planungsteam zusammen mit seinen Partnern 12<br />

Jungen und vier Mädchen zur SIA-Auftaktveranstaltung begrüßen.<br />

Zeitgleich begann für die Lehrer und den Doktoranden die inhaltliche Feinplanung<br />

des Projektjahres. Während im ersten Halbjahr im Teilprojekt Netzgerätebau eine<br />

Zusammenarbeit mit der Ausbildungsabteilung der Robert Bosch GmbH vorgesehen<br />

war, sollte im zweiten Halbjahr gemeinsam mit dem Fachbereich Mechatronik der<br />

Fachhochschule Reutlingen das Teilprojekt Mikrocontrollerprogrammierung eines<br />

Reaktionszeittesters durchgeführt werden. Bezüglich des Vorgehens bei der Planung<br />

ergaben sich hier große Unterschiede. Das Teilprojekt Netzgerät wurde von Anfang<br />

an im Team mit den beteiligten Lehrern, dem Doktoranden und den Mitarbeitern der<br />

Ausbildungsabteilung geplant. Auch die Durchführung wurde gemeinschaftlich<br />

vorgenommen. So übernahmen die Lehrer die theoretische Einführung in die Grund-<br />

lagen der Elektronik. Der eigentliche Bau des Netzgerätes fand unter Anleitung eines<br />

Ausbilders in den Werkstätten der Robert Bosch GmbH statt.<br />

Das zweite Halbjahr dagegen wurde komplett von den Mitarbeitern der<br />

Fachhochschule konzipiert. Zwar hatten die Lehrer und der Doktorand bei<br />

Projektauswahl und -verlauf immer wieder Mitsprachemöglichkeiten, doch wurden<br />

sowohl die Theorie- als auch die Praxisanteile von einem Professor des Fachbereiches<br />

Mechatronik und seinen studentischen Mitarbeitern entwickelt und durchgeführt.<br />

Dies geschah einerseits auf Wunsch der Fachhochschule, andererseits sahen sich die<br />

Lehrer ohne Vorkenntnisse nicht in der Lage, Teile dieses anspruchsvollen Projektes<br />

zu übernehmen. So beschränkte sich die Arbeit der SIA-Planungsgruppe im zweiten<br />

Halbjahr auf die kritische Begleitung des Mikrocontrollerprojektes.<br />

Die Abschlussveranstaltung am 16.7.2004 war auch für die Arbeitsgruppe und ihre<br />

externen Partner Höhepunkt des ersten SIA-Jahres. Aufgrund der bis dahin<br />

erkennbaren sehr positiven Resonanz bei allen Beteiligten konnte eine Fortführung<br />

114


des Projektes im nächsten Schuljahr angekündigt werden. Für das SIA-Planungsteam<br />

bedeutete dies, dass bereits kurz nach der Abschlussveranstaltung mit der Planung des<br />

nächsten Jahrgangs begonnen werden musste.<br />

6.3.3 Die Maßnahmen zur Interessenförderung<br />

Im Laufe des Projektjahres konkretisierten sich die Maßnahmen zur Förderung des<br />

naturwissenschaftlich-technischen Nachwuchses.<br />

Der Naturphänomeneunterricht<br />

Im Arbeitskreis Naturphänomene waren drei Unterrichtssequenzen zu den<br />

Themengebieten Wasser, Elektrizität und Wärme bzw. Feuer unter interessen-<br />

fördernden Gesichtspunkten entstanden. Die Unterrichtseinheiten wurden im<br />

Naturphänomeneunterricht der fünften Klasse durchgeführt. Bis auf wenige Aus-<br />

nahmen war der Unterricht für alle Schüler der Jahrgangstufe verpflichtend. 29 Er fand<br />

alle 14 Tage zweistündig jeweils nachmittags statt. Diese Unterrichtsorganisation<br />

ermöglichte eine Teilung der Klassen. Der ursprüngliche Plan, eine Trennung nach<br />

Geschlechtern vorzunehmen, musste aufgrund der ungünstig zusammengesetzten<br />

Klassenverbände wieder verworfen werden. Lediglich eine Klasse konnte nach<br />

Mädchen und Jungen aufgeteilt werden. Sämtliche Versuche und Bauanleitungen<br />

wurden von den Schülern in Form von Hefteinträgen dokumentiert.<br />

Die Schüler-Ingenieur-Akademie<br />

Im Rahmen des Arbeitskreises Schüler-Ingenieur-Akademie wurde ein einjähriger<br />

Ausbildungsplan für bereits naturwissenschaftlich-technisch interessierte Schüler der<br />

11. Klasse entwickelt. Während die Schüler im ersten Halbjahr mit dem Bau eines<br />

Netzgerätes (unter Betreuung der Ausbildungsabteilung der Robert Bosch GmbH)<br />

beschäftigt waren, programmierten sie im zweiten Halbjahr an der Fachhochschule<br />

Reutlingen die Mikrocontrolleranwendung eines Reaktionszeittesters. Die am<br />

Anfang des Schuljahres zugesagte Teilnahme verpflichtete die Schüler zum regel-<br />

mäßigen Erscheinen. Auch die Lehrer waren bei allen Veranstaltungen anwesend. Die<br />

SIA fand in der Regel zweistündig jeden Freitag statt. Lediglich die Freitage vor<br />

verlängerten Wochenenden und Ferien entfielen.<br />

29 Die Schüler mit einem musischen Profil konnten auf eine Teilnahme verzichten. Diese Regelung wurde mit<br />

dem folgenden Schuljahr abgeschafft.<br />

115


Die Schüler kamen zu gleichen Teilen aus den beiden beteiligten Gymnasien. Die<br />

vier teilnehmenden Mädchen besuchten das <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium. Alle<br />

Schüler waren zum Führen eines Projekttagebuchs verpflichtet (Anlage 10).<br />

Naturphänomene Schüler-Ingenieur-Akademie<br />

Jahrgangsstufe 5. Klasse 11. Klasse<br />

Betroffene Schüler Alle Schüler Bereits naturwissenschaftlich-technisch<br />

interessierte Schüler<br />

Form Unterricht AG Bereich<br />

Organisation • Zweistündig alle 14 Tage (Schulstunden)<br />

• Bis zu 15 Schüler<br />

Inhalt • Wasser<br />

(z.B. Chromatographie von Filzstiften);<br />

• Elektrizität<br />

(z.B. Nachbau eines elektrischen<br />

Handmixers);<br />

• Wärme bzw. Feuer<br />

(z.B. Bau eines Heißluftballons)<br />

Unterrichtet wurden zwei Unterrichts-<br />

sequenzen im gesamten Schuljahr<br />

(5a Wasser und Elektrizität, 5b Elektrizität<br />

und Wärme/Feuer, 5c Wärme/Feuer und<br />

Wasser).<br />

• Zweistündig wöchentlich<br />

• 16 Schüler<br />

• Auftaktveranstaltung<br />

• Outdoorseminar (1 T)<br />

• Teilprojekt Netzgerätebau<br />

Theoriephase an der Schule (12 h)<br />

Praxisphase bei der Bosch GmbH (14h)<br />

• Tag der Berufsorientierung (2 Stunden)<br />

• Präsentationstraining (2 T)<br />

• Teilprojekt Programmierung eines<br />

Reaktionszeittesters<br />

Vorlesung an der Hochschule (4 h)<br />

Praxisphase an der Hochschule (14 h)<br />

• Betriebsbesichtigung bei Daimler<br />

Chrysler AG in Rastatt (1 T)<br />

• Betriebsbesichtigung bei Firma Arburg in<br />

Rossburg (1 T)<br />

• Abschlussveranstaltung<br />

Schülerdokumentation Hefteintrag Schülertagebuch<br />

Lernort Schule Schule, Betrieb, Fachhochschule<br />

Abbildung 18: Die Maßnahmen des Entwicklungsprojektes<br />

6.3.4 Die Durchführung der Evaluation<br />

Die Durchführung der Evaluation war Aufgabe der wissenschaftlichen Begleitung.<br />

Die Evaluation im Projekt Naturphänomene<br />

So wurden die Schüler der drei Naturphänomeneklassen (Klasse 5a-5c) in einer<br />

Vortest-Nachtest-Befragung mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens anonym be-<br />

fragt. Der Vortest zu Beginn des Schuljahres (Zeitraum: 8.9.-19.9.2003) sollte den Ist-<br />

Zustand des naturwissenschaftlich-technischen Interesses bei den Schülern eruieren.<br />

Der Nachtest am Anfang des nächsten Schuljahres (Zeitraum: 13.9.-24.9.2004) sollte<br />

eine Überprüfung der Auswirkung der durchgeführten Maßnahmen ermöglichen.<br />

116


Aufgrund der Forschungslage war dem Doktoranden bekannt, dass ein Großteil der<br />

Untersuchungen zur Interessenentwicklung in der Schule generell sinkende<br />

Interessenwerte feststellen (vgl. Kapitel 3.2: Empirische Befunde über Schüler-<br />

interessen in Naturwissenschaft und Technik). Von einer durchschnittlichen Mess-<br />

werterhöhung im Vergleich der Vorher- mit den Nachherwerten war daher selbst bei<br />

Erfolg der Maßnahmen kaum auszugehen. Aus diesem Grund wurden als<br />

Vergleichsgruppe zu Beginn des Schuljahres (Zeitraum: 8.9.-19.9.2003) drei sechste<br />

Klassen (Klasse 6a-6c) in einem Nachtest zu ihrem Naturphänomeneunterricht des<br />

vergangenen Schuljahres befragt. Dieser entsprach laut Auskunft der Lehrer<br />

keinesfalls den Kriterien eines interessenfördernden naturwissenschaftlichen<br />

Unterrichts. 30 Ein Vergleich der Schülergruppe aus dem Naturphänomene-Projekt<br />

mit den Schülern der Klasse 6a-6c sollte Aufschluss über den Erfolg der Maßnahme<br />

geben.<br />

Treatmentgruppe Vortest<br />

1. Fragerunde<br />

8.9. - 19.9.2003<br />

n=74<br />

(Treatmentgruppe<br />

vorher)<br />

Naturphänomeneunterricht nach interessenfördernden<br />

Kriterien im Schuljahr 2003/04<br />

5a: Wasser und Elektrizität<br />

5b: Elektrizität und Wärme/Feuer<br />

5c: Wärme/Feuer und Wasser<br />

Vergleichsgruppe - Naturphänomeneunterricht nach bisheriger<br />

Vorgehensweise<br />

Abbildung 19: Erhebungsplan Naturphänomene<br />

Nachtest<br />

2. Fragerunde<br />

13.9. - 24.9.2004<br />

n=69<br />

(Treatmentgruppe<br />

nachher)<br />

Nachtest<br />

1. Fragerunde<br />

8.9. - 19.9.2003<br />

n=67<br />

(Vergleichsgruppe<br />

nachher)<br />

Die Daten der beiden Fragerunden wurden vom Doktoranden ausgewertet. Die<br />

Ergebnisse der Vorerhebung wurden Anfang Februar (2.2.2004) dem Arbeitskreis<br />

präsentiert und gaben Anstoß zu einer Diskussion der Stellung der Technik im Fach<br />

Naturphänomene. Die abschließenden Ergebnisse (unter Einbezug der Nach-<br />

erhebung) konnten erst mit Fertigstellung der Dissertation rückgemeldet werden.<br />

30 Laut Auskunft der Lehrer wurde der Naturphänomeneunterricht in den vergangnen Jahren von sehr<br />

unterschiedlichen Fachlehrern durchgeführt. Ein schuleinheitliches Konzept war nicht vorhanden. Häufig<br />

wurde der Unterricht von den verantwortlichen Lehrern als reiner Spaßunterricht gesehen, der im<br />

„schlimmsten Fall“ als eine Art Werk- und Bastelunterricht ohne Bezug zu den naturwissenschaftlich-<br />

technischen Inhalten stattfand.<br />

117


Die Evaluation im Projekt Schüler-Ingenieur-Akademie<br />

Auch die SIA-Teilnehmer wurden zu Beginn (12.9.2003) und am Ende (23.7.2004) des<br />

Projektjahres im Rahmen eines Leitfadeninterviews vom Doktoranden befragt.<br />

Während die Auftaktgespräche in erster Linie die naturwissenschaftlich-technische<br />

Interessenstruktur der Schüler eruierten, konnte in den Schlussgesprächen die inter-<br />

essenfördernde Wirkung der Maßnahme ermittelt werden. Zudem gaben die Schüler<br />

am Ende des SIA-Jahres Auskunft über mögliche Verbesserungen des Ausbildungs-<br />

planes im folgenden Jahr.<br />

Treatmentgruppe Auftaktgespräch<br />

12.9.2003<br />

n=16<br />

Schüler-Ingenieur-Akademie im Schuljahr 2003/04<br />

Teilprojekt Netzgerätebau<br />

Teilprojekt Mikrocontrollerprogrammierung<br />

Abbildung 20: Erhebungsplan Schüler-Ingenieur-Akademie<br />

Abschlussgespräch<br />

23.7.2004<br />

Die Ergebnisse des Auftaktgespräches wurden den Lehrern bereits im November<br />

(20.11.2004) rückgemeldet. Auch die Mitarbeiter von Fachhochschule und Südwest-<br />

metall erhielten eine Kurzzusammenfassung. Die Ergebnisse der Abschlussbefragung<br />

konnten in einer „Vorabinformation“ im September des darauf folgenden Schuljahres<br />

auf einem Planungstreffen aller an der SIA Beteiligten (30.9.2004) präsentiert werden.<br />

Die Evaluation des Entwicklungsprozesses<br />

Die Lehrer wurden in der jeweils letzten Arbeitssitzung im Schuljahr 2003/04 zu den<br />

Projektergebnissen, zur gemeinsamen Arbeit in der Planungsgruppe und zu den<br />

Möglichkeiten der Unterstützung eines interessenfördernden Unterrichts durch die<br />

Wirtschaft befragt (12.7.2004 Interview im Arbeitskreis Naturphänomene, 27.7.2004<br />

Interview im Arbeitskreis SIA). Eine Auswertung des Leitfadeninterviews erfolgte im<br />

Laufe des letzten Projekthalbjahres. Die Ergebnisse sind ein zentraler Bestandteil der<br />

vorliegenden Dissertation.<br />

6.3.5 Öffentlichkeitsarbeit<br />

Die Schüler-Ingenieur-Akademie stand klar im Mittelpunkt der Öffentlichkeitsarbeit<br />

im zweiten Projektjahr. Die Reutlinger Fachhochschule, der Verband Südwestmetall<br />

und die Robert Bosch GmbH erhofften sich durch die Publikation der SIA-<br />

Ergebnisse eine größere Breitenwirkung im Bemühen um einen qualifizierten<br />

Ingenieurnachwuchs.<br />

n=16<br />

118


Sowohl die Auftakt- als auch die Schlussveranstaltung waren vor allem Anlass für<br />

Berichterstattungen in der regionalen wie überregionalen Presse.<br />

Veröffentlichte Artikel:<br />

• „Freitag nachmittags ist Akademie“ vom 1.10.2003 im Reutlinger General-<br />

Anzeiger (Anlage 13)<br />

• „Einblick in Technik – Reutlinger Schüler-Ingenieur-Akademie gestartet“ vom<br />

11.11.2003 im Schwäbischen Tagblatt<br />

• „Schüler-Ingenieur-Akademie gestartet“ im Heft 23/2003 der Zeitschrift C’t<br />

• „Für Technik begeistern“ im Februar 2004 in der Mitarbeiterzeitung Boschzünder<br />

(Anlage 13)<br />

• „Interesse für Technik bei jungen Menschen fördern“ vom 2.3.2004 in den<br />

Reutlinger Nachrichten<br />

• „Keine Spur vom einsamen Tüftler im stillen Kämmerlein“ vom 19.7.2004 in den<br />

Reutlinger Nachrichten<br />

• „Programmieren wie die Profis“ vom 19.7.2004 im Schwäbischen Tagblatt<br />

• „Präsentieren wie die Profis“ vom 21.7.2004 im Reutlinger General-Anzeiger<br />

(Anlage 13)<br />

• „Schüler-Ingenieur-Akademie verabschiedet ersten Jahrgang“ im Heft 9/2004 des<br />

Magazins der Industrie- und Handelskammer Neckar-Alb<br />

119


6.3.6 Zusammenfassung und Bewertung<br />

Die sich langsam konkretisierende Bildungsreform bot für die Projektsituation im<br />

zweiten Jahr eine Reihe von Chancen, aber auch Risiken. So führte das Gerücht über<br />

eine Abschaffung des Faches Naturphänomene fast zur Auflösung des dazugehörigen<br />

Arbeitskreises, bevor dieser überhaupt seine Arbeit aufnehmen konnte. Erst als die<br />

Bildungsstandards in einer ersten Version erschienen und die Fachschaft die end-<br />

gültige Stundenverteilung beschloss, konnte mit der gemeinsamen Arbeit begonnen<br />

werden. Dennoch war inzwischen ein substantieller Zeitverlust zu verzeichnen.<br />

Im zweiten Halbjahr ergab sich auf den Pädagogischen Tagen die Gelegenheit, die<br />

Ergebnisse des Arbeitskreises Naturphänomene zu diskutieren und in das schul-<br />

spezifische Curriculum zu integrieren. Auch erfuhr die Arbeitsgruppe eine Auf-<br />

wertung, weil die Form der Zusammenarbeit als beispielhaft für zukünftige Aufgaben<br />

im Rahmen der Bildungsreform gesehen wurde.<br />

Inhaltlich-methodisch benötigten die Lehrer des Faches Naturphänomene nur wenig<br />

Unterstützung. Hilfe war ihnen der Zehn-Punkte-Katalog des IPN Kiel. Beispielhaft<br />

ausgearbeitete interessenfördernde Unterrichtseinheiten, die der Verfasser zu Beginn<br />

der Zusammenarbeit vorstellte, wurden lediglich als Anregungen für spätere<br />

Unterrichtsversuche verwendet. Viel Zeit benötigte der Arbeitskreis für das Festlegen<br />

geeigneter Dokumentationsformen. Sie waren Planungs- und Beobachtungshilfe zu-<br />

gleich und bildeten die Grundlage für einen strukturierten Austausch innerhalb der<br />

Arbeitsgruppe. Die eigentliche Diskussion der durchgeführten Unterrichtseinheiten<br />

kam dabei oft zu kurz. Es wurden deshalb zwei weitere Sitzungen am Nachmittag<br />

angesetzt.<br />

Die Ergebnisse der Auftaktbefragung wurden relativ zügig zurückgemeldet (vgl.<br />

Kapitel 7.2.3: Die Interessenstruktur der Teilnehmer). Sie waren Ausgangsbasis zu<br />

einer Diskussion über die Stellung der Technik im Fach Naturphänomene und<br />

führten zu einer stärkeren Einbeziehung technischer Sachverhalte in die zu<br />

planenden Unterrichtssequenzen.<br />

Bezüglich einer abschließenden Ergebnispräsentation unter Einbezug der Schluss-<br />

befragung mussten sich die Mitglieder des Arbeitskreises Naturphänomene bis zur<br />

Vorlage einer ersten Version der Dissertation gedulden. Die ungenügenden quasi-<br />

120


experimentellen Voraussetzungen 31 im Praxisfeld erschwerten zudem eine eindeutige<br />

Auswertung und Interpretation des Datenmaterials.<br />

Der Arbeitskreis SIA agierte weitgehend unabhängig von den Neuerungen der<br />

Bildungsreform. Während im ersten Halbjahr die Zusammenarbeit zwischen allen<br />

Beteiligten im Teilprojekt Netzgerätebau sehr gut funktionierte, blieben im zweiten<br />

Fachhochschulhalbjahr die Mitwirkungsmöglichkeiten der Lehrer und des Doktor-<br />

anden sehr beschränkt. Dies führte zu gelegentlichen Frustrationserlebnissen. Gegen<br />

Mitte des Fachhochschulprojektes brachte ein Treffen mit dem zuständigen Professor<br />

einige Besserung, doch konnten grundlegende Bedenken der Mitglieder des SIA-<br />

Arbeitskreises bezüglich einer Überforderung der Schüler im Projektverlauf nicht<br />

mehr berücksichtigt werden.<br />

Zeitaufwendig waren die im Rahmen der Schüler-Ingenieur-Akademie durch-<br />

geführten Interviews. Ihre Auswertung brachte konkrete und für die Lehrer zum Teil<br />

erstaunliche Ergebnisse, die in die Planung des nächsten SIA-Jahrganges einfließen<br />

konnten (vgl. Kapitel 8.2.3: Die Interessenstruktur der Teilnehmer bis Kapitel 8.2.7:<br />

Der Einfluss der Maßnahme auf die Interessenstruktur).<br />

Erste Erkenntnisse im Hinblick auf die Beantwortung der Forschungsfragen<br />

Zum ersten Zielbereich:<br />

Die Bildungsreform 2004 optimiert die organisatorischen Rahmenbedingungen für<br />

einen interessenfördernden Unterricht. Der Physikunterricht der siebten Klasse<br />

schließt im Sinne einer durchgängigen Förderung nun direkt an das Fach Natur-<br />

phänomene an. Das neue Schulfach NWT erhöht im naturwissenschaftlichen Zweig<br />

die Gesamtstundenzahl des naturwissenschaftlichen Fachbereiches.<br />

Die Bildungsreform 2004 schafft durch frei verfügbare Stundenpools und die<br />

Abschaffung von Lehrplänen zu Gunsten von Bildungsstandards Freiräume zur<br />

Gestaltung eines interessenfördernden Unterrichts. Besonders groß sind diese in den<br />

Fächern Naturphänomene und NWT.<br />

Zum dritten Zielbereich:<br />

Die große thematische Nähe der erarbeiteten Unterrichtssequenzen zum bisherigen<br />

31 Eine Vorerhebung in der Vergleichsgruppe war aufgrund des Zeitrahmens des Entwicklungsprojektes nicht<br />

möglich. Eine Trennung nach Geschlechtern gelang nur in einer Klasse. Zudem führte sie dazu, dass die<br />

Auswertungsgruppen sich schlecht vergleichen lassen.<br />

121


naturwissenschaftlichen Unterricht ist ausschlaggebend dafür, dass die Lehrer im<br />

Arbeitskreis Naturphänomene kaum inhaltliche Unterstützung einfordern. Aber<br />

auch die Einbeziehung einfacher technischer Produkte und Sachverhalte gelingt<br />

ihnen in dieser Jahrgangsstufe ohne Schwierigkeiten.<br />

Die Lehrer im Arbeitskreis SIA benötigen bei der Ausarbeitung des Ausbildungs-<br />

planes die Unterstützung der außerschulischen Partner. Diese bezieht sich in erster<br />

Linie auf inhaltlich-technische Aspekte.<br />

Die Lehrer in beiden Arbeitskreisen benötigen kaum methodisch-didaktische<br />

Unterstützung. Hieraus schon jetzt Schlüsse auf den Fortbildungsbedarf der gesamten<br />

naturwissenschaftlichen Gymnasiallehrerschaft zu ziehen, ist sicherlich unzulässig. So<br />

ist einerseits aufgrund des Freiwilligkeitsprinzips bei der Teilnahme eine Zusam-<br />

mensetzung der Arbeitskreise aus besonders pädagogisch orientierten und engagierten<br />

Kollegen zu vermuten. Andererseits kann erst die abschließende Evaluation auf-<br />

zeigen, wo Schwierigkeiten bei der Umsetzung der interessenfördernden Kriterien<br />

aufgetaucht sind.<br />

Zum vierten Zielbereich:<br />

Die Zusammenarbeit in den Arbeitsgruppen braucht auch nach innen klare<br />

Strukturen, die einen zielgerichteten Austausch über die erzielten Ergebnisse<br />

erlauben. Einheitliche Dokumentationsbögen können hier eine sinnvolle Planungs-<br />

und Beobachtungshilfe bieten.<br />

Zum fünften Zielbereich:<br />

Die Zusammenarbeit mit außerschulischen Institutionen muss auf einer gleich-<br />

berechtigten Basis erfolgen. Erst eine gemeinsame Projektplanung, die die besonderen<br />

Kenntnisse beider Parteien berücksichtigt, kann Erfolge zeitigen.<br />

Zum sechsten Zielbereich:<br />

Der Einsatz der quantitativen Befragung zur Evaluation des Naturphänomene-<br />

unterrichts muss retrospektiv kritisch betrachtet werden. Vor allem die mangelnden<br />

quasi-experimentellen Voraussetzungen im Praxisfeld gefährden die Aussagekraft der<br />

Untersuchung.<br />

Die verzögerte Rückmeldung der Evaluationsergebnisse gefährdet deren positiven<br />

Einfluss auf die Weiterentwicklung der interessenfördernden Maßnahmen.<br />

122


6.4 Die Auswertung und Implementierung der Maß-<br />

nahmen im Schulhalbjahr 2004<br />

6.4.1 Die Projektsituation im letzten Schulhalbjahr 2004<br />

Die Projektsituation im letzten Schulhalbjahr war abermals durch die Neuerungen<br />

der Bildungsreform 2004 geprägt.<br />

Die Schulsituation im letzten Projekthalbjahr<br />

Erstmals wurden die fünften Klassen nach dem neuen schulspezifischen Bildungsplan<br />

unterrichtet. Dessen weitere Ausarbeitung für die Klassen sieben und acht wurde von<br />

den meisten Fachschaften noch zurückgestellt. Dies galt auch für die Physik-<br />

lehrerschaft. Lediglich für das Fach Naturwissenschaft und Technik sollten erste<br />

Maßnahmen zur inhaltlichen und methodischen Ausgestaltung eingeleitet werden.<br />

Die Rolle der wissenschaftlichen Begleitung im letzten Projekthalbjahr<br />

Die Auswertung des Datenmaterials und dessen Darstellung im Rahmen der<br />

Dissertation waren die Hauptarbeit des Doktoranden im letzten Projekthalbjahr. Die<br />

Treffen der Arbeitsgruppen konnten von ihm daher zunehmend weniger<br />

wahrgenommen werden. Da der Forscher ab Februar 2005 nicht mehr für weitere<br />

Planungen zur Verfügung stand, mussten von Seiten des Projektleitungsteams<br />

Vorkehrungen zur Sicherung der erarbeiteten Organisationsstrukturen getroffen<br />

werden (vgl. 6.4.3: Die dauerhafte Implementierung der Maßnahmen in den<br />

Schulalltag).<br />

6.4.2 Die Weiterführung der Arbeitsgruppen<br />

Mit der Vorlage der drei interessenfördernden Unterrichtssequenzen gegen Ende des<br />

vergangenen Schuljahres war eigentlich die Auflösung des Arbeitskreises Natur-<br />

phänomene vorgesehen. Die bis dahin vorliegende Dokumentation sollte in den<br />

kommenden Jahren durch die am Projekt beteiligten Physiklehrer kontinuierlich<br />

ergänzt und ausgebaut werden. Weitere regelmäßige Treffen waren aber zunächst<br />

nicht mehr geplant.<br />

Die Neugründung des Arbeitskreises Naturwissenschaft und Technik<br />

Allerdings zeichnete sich bereits im vorausgegangenen Schuljahr 2003/04 ab, dass die<br />

Lehrer aufgrund der guten Zusammenarbeit eine Fortführung des Arbeitskreises mit<br />

neuen Schwerpunkten in Erwägung zogen. Mit Beginn des Schuljahres 2004/05<br />

123


gründete sich der Arbeitskreis Naturwissenschaft und Technik, der die Erarbeitung<br />

eines Curriculums für das neue Schulfach zum Ziel hatte. Neben den drei<br />

Physiklehrern des Arbeitskreises Naturphänomene bestand die Arbeitsgruppe bei<br />

ihrer Gründung aus einem Chemie- und einem Biologielehrer des <strong>Friedrich</strong>-Schiller-<br />

Gymnasiums. Die Leitung übernahm ein weiterer Physiklehrer, der an den bisherigen<br />

Bemühungen um einen interessenfördernden Unterricht noch nicht beteiligt gewesen<br />

war. Auf Anregung des Projektleitungsteams versuchte dieser noch zu Beginn des<br />

Schuljahres benachbarte Gymnasien für ein vernetztes Arbeiten zu gewinnen. Auch<br />

der Verband Südwestmetall bot Unterstützung an.<br />

Der Fortbestand des Arbeitskreises Schüler-Ingenieur-Akademie<br />

Mit der Entscheidung für eine Fortführung der Schüler-Ingenieur-Akademie im<br />

vorausgegangenen Schuljahr war auch der Fortbestand des gleichnamigen Arbeits-<br />

kreises verbunden. Dieser begann unter Berücksichtigung der Evaluationsergebnisse<br />

mit der Planung des neuen Ausbildungsprogramms. Während das erste Halbjahr<br />

inhaltlich weitgehend unverändert blieb, sollten Projektinhalte und -ablauf an der<br />

Fachhochschule neu gestaltet werden. Ein erstes Treffen mit der Fachhochschule<br />

(30.9.2004) brachte konkrete Ergebnisse. Unter Einbeziehung weiterer Fachbereiche<br />

wurde für das kommende SIA-Halbjahr die Herstellung eines Solarbootes geplant.<br />

6.4.3 Die dauerhafte Implementierung der Maßnahmen in den<br />

Schulalltag<br />

Hauptaufgabe des Projektleitungsteams im letzten Projektjahr war es, die dauerhafte<br />

Umsetzung der Maßnahmen auch in den kommenden Schuljahren abzusichern. Der<br />

„Wegfall“ des Doktoranden zum Februar 2005 machte eine Reihe von Vorkehrungen<br />

nötig.<br />

Die Absicherung der Kooperationsbeziehung zwischen der Robert Bosch GmbH und dem<br />

<strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium<br />

Damit die enge Zusammenarbeit zwischen dem FSG und der Robert Bosch GmbH<br />

auch in Zukunft bestehen bleiben kann, musste innerhalb der Robert Bosch GmbH<br />

ein neuer Ansprechpartner für die Kooperationsbeziehung mit <strong>Friedrich</strong>-Schiller-<br />

Gymnasium gefunden werden. Aufgrund innerbetrieblicher Umstrukturierungen<br />

gestaltete sich dieser Prozess schwierig. Schließlich erklärte sich die neu eingesetzte<br />

Leiterin der Aus- und Weiterbildung selbst bereit, als Ansprechpartnerin zur<br />

Verfügung zu stehen. Damit verbunden war leider eine Einschränkung der<br />

124


zukünftigen Zusammenarbeit mit dem <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium. Aufgrund der<br />

in Zukunft nur sehr begrenzten Ressourcen ist allenfalls eine Fortführung der<br />

bestehenden Aktivitäten wahrscheinlich. Von schulischer Seite ist die zukünftige<br />

Planung der Kooperationsbeziehung problemlos möglich. Der bisher projekt-<br />

verantwortliche Lehrer steht weiterhin für das Projekt zur Verfügung.<br />

Die Schaffung der Voraussetzungen für einen dauerhaft interessenfördernden<br />

Naturphänomeneunterricht<br />

Die Unterrichtsvorschläge des Arbeitskreises Naturphänomene wurden allen<br />

potentiellen Lehrern des Faches Naturphänomene zugänglich gemacht. Die Ein-<br />

beziehung in das schulspezifische Curriculum sollte ihre Verbindlichkeit für den<br />

zukünftigen Naturphänomeneunterricht erhöhen. Auch erklärten sich die Mitglieder<br />

des Arbeitskreises bereit, die Materialien im Laufe des Schuljahres 2004/05 zu<br />

ergänzen. Da alle drei Lehrer ihre Naturphänomeneklassen weiterführen konnten,<br />

bestand zumindest die Chance, dass dies auch geschehen würde.<br />

Die Weiterführung der Schüler-Ingenieur-Akademie<br />

Die Fortführung der SIA machte Gespräche mit der Ausbildungsabteilung der Robert<br />

Bosch GmbH nötig. Der zuständige Ausbilder erklärte sich bereit, die Schüler-<br />

Ingenieur-Akademie mit Unterstützung einiger Kollegen weiter durchzuführen. Die<br />

organisatorische Projektleitung seitens der Robert Bosch GmbH übernahm erneut<br />

die Leiterin der Abteilung Aus- und Weiterbildung. Sie solle in Zukunft die Belange<br />

des Unternehmens im Arbeitskreis SIA vertreten. Auf einer außerordentlichen<br />

Sitzung des Arbeitskreises am 27.1.2005 wurden die noch verbleibenden Aufgaben<br />

des Doktoranden im Rahmen der Schüler-Ingenieur-Akademie auf die restlichen<br />

Arbeitskreismitglieder verteilt. Für die Gestaltung der SIA in den nächsten Jahren<br />

diskutierten die Teilnehmer eine stärkere Einbeziehung der Entwicklungsabteilungen<br />

der Robert Bosch GmbH und eine engere Verzahnung der Aktivitäten der Fachhoch-<br />

schule und des Unternehmens (eventuell in einem Jahresprojekt). Um die Schüler-<br />

Ingenieur-Akademie noch enger in den Schulbetrieb zu integrieren, planten die<br />

beteiligten Lehrer, im Anschluss an die Arbeitsgemeinschaft den Schülern die<br />

Möglichkeit zur Bearbeitung einer besonderen Lernleistung 32 zu geben.<br />

32 Unter „besonderer Lernleistung“ ist am baden-württembergischen Gymnasium eine schriftliche Arbeit, zu<br />

verstehen, die direkt in die Abiturleistung eingeht.<br />

125


6.4.4 Berichterstattung<br />

Neben der Rückmeldung der noch ausstehenden evaluativen Daten an die Mitglieder<br />

der beiden Arbeitsgruppen gab das Projektleitungsteam zu Beginn des Schuljahres<br />

dem Direktor des <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasiums und der Leitung der Aus- und<br />

Weiterbildung erste Projektergebnisse bekannt.<br />

Die Fachschaftssitzung vom 13.9.2004<br />

Gleichfalls wurden auf einer Fachschaftssitzung (13.9.2004) die übrigen Physiklehrer<br />

des <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasiums über den Projektverlauf informiert. Den Schwer-<br />

punkt der Präsentation bildete das Aufzeigen von Möglichkeiten zur Fortführung der<br />

Projekte (Naturphänomene, SIA).<br />

Die Dissertation als Abschlussbericht<br />

Bei umfassenderen Informationsbedürfnissen musste auf die Veröffentlichung der<br />

vorliegenden Dissertation verwiesen werden. Sie ist nicht zuletzt eine Art Abschluss-<br />

bericht und soll allen Projektbeteiligten zugänglich gemacht werden.<br />

6.4.5 Öffentlichkeitsarbeit<br />

Bis auf die Veröffentlichung des Promotionsvorhabens waren keine weiteren<br />

Publikationen geplant.<br />

126


6.4.6 Zusammenfassung und Bewertung<br />

Beide Teilprojekte konnten im letzten Projekthalbjahr zu einem erfolgreichen<br />

Abschluss geführt werden.<br />

Besonders erfreulich für den Doktoranden war, dass sowohl das Projekt Schüler-<br />

Ingenieur-Akademie als auch die Zusammenarbeit im Arbeitskreis Naturphänomene<br />

fortgeführt werden. Als Erfolg zu werten ist ebenso die Tatsache, dass beide Arbeits-<br />

kreise, wenn auch beim Arbeitskreis Naturphänomene mit neuer thematischer<br />

Zielsetzung, eine Erhöhung ihrer Mitgliederzahlen erfuhren. So konnte der<br />

Arbeitskreis Schüler-Ingenieur-Akademie von Seiten der Fachhochschule den<br />

Fachbereich Maschinenbau für eine Gestaltung des zweiten SIA-Halbjahres<br />

gewinnen. Und der Arbeitskreis Naturwissenschaft und Technik, der aus dem<br />

Arbeitskreis Naturphänomene hervorgegangen ist, bekam Unterstützung aus den<br />

naturwissenschaftlichen Nachbardisziplinen. Hinzu kam die Idee, weitere Schulen<br />

zur Teilnahme an der Arbeitsgemeinschaft zu bewegen.<br />

Es fiel dem Doktoranden nicht leicht, sich in dieser Phase langsam aus dem Projekt<br />

„herauszuziehen“. Die Gründung weiterer Schüler-Ingenieur-Akademien in der<br />

Region wie auch eine schulübergreifende Zusammenarbeit für ein neues Curriculum<br />

Naturwissenschaft und Technik boten Erfolg versprechende Ansätze für eine<br />

Ausweitung der naturwissenschaftlich-technischen Interessenförderung.<br />

Erste Erkenntnisse im Hinblick auf die Beantwortung der Forschungsfragen<br />

Zum dritten Zielbereich:<br />

Die Einbeziehung der erarbeiteten interessenfördernden Maßnahmen in den<br />

schulischen Pflichtbereich (z.B. Schulcurriculum, besondere Lernleistung) kann deren<br />

langfristige Fortführung sichern.<br />

Die Rückmeldung der Planungsergebnisse aus den Arbeitsgruppen kann deren Be-<br />

kanntheit in der Lehrerschaft erhöhen und zum Mitmachen anregen.<br />

Zum vierten Zielbereich:<br />

Die erfolgreiche Zusammenarbeit in den Arbeitskreisen ist ausschlaggebend für deren<br />

Fortbestand.<br />

Die Zusammenarbeit in den Arbeitskreisen ist Ausgangspunkt für eine Öffnung der<br />

Schule nach außen.<br />

127


Zum fünften Zielbereich:<br />

Wirtschaft und Schule sind zwei strukturell vollkommen verschiedene Systeme.<br />

Während Eigenschaften wie Flexibilität, Anpassungsbereitschaft und Schnelligkeit für<br />

das Bestehen eines Unternehmens am Markt unerlässlich sind, spielen in der Schule<br />

eher langfristige Zielorientierung und Beständigkeit eine Rolle bei der Bewältigung<br />

der erzieherischen Aufgaben. Für die Unternehmen heißt das, dass nur eine<br />

nachhaltig angelegte Zusammenarbeit den Schulen von Nutzen sein kann. Die Schule<br />

hingegen kann in einer Zeit raschen gesellschaftlichen Wandels von den wirt-<br />

schaftlichen Mechanismen zur Anpassung an neue Herausforderungen auch lernen.<br />

128


7 Die Evaluationsergebnisse des Projektes Natur-<br />

phänomene<br />

7.1 Die Beschreibung des Projektergebnisses<br />

7.1.1 Das Gesamtprojekt<br />

Der Unterricht im Projekt Naturphänomene wurde unter Berücksichtigung der<br />

interessenfördernden Kriterien geplant und durchgeführt. Inwieweit deren Um-<br />

setzung den Mitgliedern des Arbeitskreises gelungen war, soll im Folgenden darge-<br />

stellt werden.<br />

Die Betrachtung des Gesamtprojektes unter interessenfördernden Gesichtspunkten<br />

Der unter interessenfördernden Gesichtspunkten gestaltete Naturphänomeneunter-<br />

richt schloss sich unmittelbar an den Heimat- und Sachkundeunterricht der Grund-<br />

schule an und richtete sich im Sinne einer lückenlosen und frühzeitigen Breiten-<br />

förderung an alle Schüler der fünften Jahrgangsstufe (organisatorischer Aspekt).<br />

Maximal 15 Kinder, also eine relativ kleine Gruppe, wurden alle 14 Tage zwei<br />

Schulstunden lang unterrichtet. Neben dieser zahlenmäßigen Beschränkung wurden<br />

keine weiteren Maßnahmen zur Verbesserung des Unterrichtsklimas vorgenommen.<br />

Aufgrund der Sonderstellung des Naturphänomeneunterrichts außerhalb des<br />

regulären Unterrichts war auch allenfalls mit einem nur sehr geringen Leistungsdruck<br />

zu rechnen (sozialer Aspekt). Leider konnte wegen organisatorischer Schwierigkeiten<br />

das ursprüngliche Vorhaben, Jungen und Mädchen zu trennen, nur in einer Klasse<br />

verwirklicht werden. Stattdessen sollte den geschlechtsspezifischen Besonderheiten<br />

durch die Berücksichtigung mädchenrelevanter (oder zumindest geschlechtsneutraler)<br />

Kontexte in den einzelnen Unterrichtssequenzen Rechung getragen werden<br />

(geschlechtsspezifischer Aspekt).<br />

Die Beschränkung der Auswertung auf das Teilprojekt Elektrizität<br />

Alle weiteren interessenfördernden Kriterien werden direkt anhand der erarbeiteten<br />

Unterrichtseinheiten überprüft. Diese gliederten sich in die Unterrichtssequenzen<br />

Elektrizität, Wasser und Wärme bzw. Feuer. Aufgrund der sehr umfangreichen<br />

Materialien muss im Rahmen der Dissertation eine thematische Auswahl<br />

vorgenommen werden. Dies geschieht aus rein pragmatischen Gründen. Da in der<br />

Auswertung des SIA-Ausbildungsplanes das elektronische Teilprojekt näher be-<br />

schrieben wird, steht auch bei den Naturphänomenen die Einheit Elektrizität im<br />

Mittelpunkt der Betrachtung.<br />

129


7.1.2 Die Unterrichtssequenz Elektrizität<br />

Die Unterrichtssequenz Elektrizität spannte sich insgesamt über ungefähr ein<br />

Schulhalbjahr. Auch hier bemühten sich die Planer, die interessenfördernden<br />

Kriterien umfassend umzusetzen.<br />

Thema Ziele Versuche/Bau Veranschaulichung UST<br />

Der Stromkreis<br />

• Kennenlernen des<br />

Stromkreises<br />

• Vergleich verschiedener<br />

Stromquellen (Volt-Zahl)<br />

• Untersuchen des Aufbaus<br />

der Glühlampe<br />

• Erkennen der Gefahren<br />

des elektrischen Stroms<br />

• Entdecken und Vermeiden<br />

von Kurzschlüssen<br />

Der Schaltplan • Kennenlernen des<br />

Leiter und<br />

Nichtleiter<br />

Wärmewirkung<br />

des Stroms<br />

Schalters als Stromunter-<br />

brecher<br />

• Entdecken und Unter-<br />

scheiden von Reihen- und<br />

Parallelschaltung<br />

• Zeichnen und Nachbauen<br />

einfacher Schaltpläne<br />

• Entwickeln eigener ein-<br />

facher Schaltungen<br />

• Entwickeln einer Prüf-<br />

schaltung<br />

• Entdecken von Leitern und<br />

Nichtleitern<br />

• Erkennen der Gefahren<br />

des elektrischen Stroms<br />

• Entdecken der Wärme-<br />

wirkung des Stroms<br />

• Überblick über deren<br />

Anwendung (Haushalts-<br />

geräte, Schmelzsicherung,<br />

Glühbirne)<br />

• Entdecken der Wirkungs-<br />

weise einer Glühlampe<br />

(Glühwendel)<br />

D: Verschiedene Stromquellen<br />

SV: Glühbirne direkt an<br />

Flachbatterie anschließen<br />

SV: Glühbirne mit Kabeln<br />

anschließen<br />

D: Verschiedene Lampen-<br />

formen<br />

LV: Kurzschluss mit Akku<br />

SV: Aufbau eines Stromkreises<br />

mit dem Experimentiersystem<br />

(Trafo, Lampe etc.)<br />

D: Überblick über<br />

unterschiedliche Schalter<br />

SV: Aufbau eines Stromkreises<br />

mit einem Schalter<br />

SV: Aufbau eines Stromkreises<br />

mit mehreren Lampen<br />

SV: Aufbau eines Stromkreises<br />

mit mehreren Schaltern bzw.<br />

Lämpchen (Ampelschaltung,<br />

Wechselschaltung etc.)<br />

B: Bau einer Batterie<br />

SV: Aufbau einer Prüfschaltung<br />

SV: Freies Forschen mit festen<br />

Körpern (Holzlineal, Ohrring<br />

etc.) und Flüssigkeiten<br />

(Leitungswasser, Öl etc.)<br />

SV: Der Erdboden als Leiter<br />

LV: Der Mensch als Leiter<br />

(„Würstchenversuch“)<br />

SV: Aufbau einer Prüfschaltung<br />

mit Drähten verschiedener<br />

Dicke<br />

B: Papier und Styroporfiguren<br />

schneiden<br />

D: Verschiedene präparierte<br />

Haushaltsgeräte,<br />

Schmelzsicherung<br />

LV: „Bleistiftglühen“<br />

SV: Aufbau einer Prüfschaltung<br />

mit Wendel<br />

D: Doppelwendel unter dem<br />

Mikroskop<br />

Abbildung 21: Beschreibung der Unterrichtssequenz Elektrizität<br />

2 - 3<br />

2<br />

2<br />

2<br />

130


Thema Ziele Versuche/Bau Veranschaulichung UST<br />

Magnetische<br />

Wirkung des<br />

Stroms<br />

Fahrradbeleuch-<br />

tung<br />

Löten eines<br />

Drahtfahrrades<br />

Bau eines<br />

Wäscheklam-<br />

mertelegraphen<br />

Einfache Schal-<br />

tungen mit Cro-<br />

codile Physics<br />

Nachbau eines<br />

Küchenquirls<br />

mit Legotechnik<br />

• Entdecken der magne-<br />

tischen Wirkung des<br />

Stroms<br />

• Entdecken der Wirkungs-<br />

weise der Fahrradbeleuch-<br />

tung<br />

• Herstellen eines einfachen<br />

technischen Produktes<br />

• Einüben von Lötfertig-<br />

keiten<br />

• Herstellen eines einfachen<br />

technischen Produktes<br />

• Einüben von Lötfertig-<br />

keiten<br />

• Erster Umgang mit einem<br />

Simulationsprogramm<br />

• Vertiefung des Themen-<br />

gebietes Elektrizität<br />

• Auseinandernehmen eines<br />

Haushaltgerätes und Ver-<br />

stehen seiner Funktions-<br />

weise<br />

• Freier modellhafter Nach-<br />

bau<br />

SV: Umwickeln eines<br />

Kompasses mit Stromkabel<br />

B: Bau eines Elektromagneten<br />

D: Rad mit defekter Beleuch-<br />

tung<br />

LV: Modell der Fahrradbeleuch-<br />

tung<br />

SV: Nachbau der Schaltung mit<br />

Metallstange<br />

B: Erste Lötübungen<br />

B: Drahtfahrrad nach Vorlage<br />

biegen und löten (eventuell<br />

mit Beleuchtung)<br />

B: Erste Lötübungen<br />

B: Bau eines Lichttelegrafen<br />

SV: Simulation von einfachen<br />

Schaltungen am PC<br />

B: Demontage eines alten<br />

Handrührgerätes<br />

B: Freies Erstellen eines<br />

funktionstüchtigen Modells<br />

aus Legotechnik<br />

SV = Schülerversuch, LV = Lehrerversuch, D = Demonstration, B = Bau, Basteln, Reparieren, Auseinandernehmen<br />

Abbildung 21: Beschreibung der Unterrichtssequenz Elektrizität (Fortsetzung)<br />

Die Unterrichtseinheit Fahrradbeleuchtung und der Nachbau eines Handrührgerätes<br />

betteten Inhalte der Physik in einen lebensweltlichen Kontext ein (inhaltlicher<br />

Aspekt – Anwendungsorientierung). Aber auch Themen, die zunächst keinen An-<br />

wendungsbezug erkennen ließen, enthielten Bezüge zum Erfahrungsbereich der<br />

Schüler. So beinhaltete die Unterrichtseinheit zur Wärmewirkung des elektrischen<br />

Stroms ausführliche Hinweise zu Haushaltsgeräten, zur Glühlampe und zur<br />

Schmelzsicherung. Die Unterrichtsstunde über Leiter und Nichtleiter machte anhand<br />

von Versuchen die Gefahren des elektrischen Stroms für den Menschen deutlich.<br />

2<br />

2<br />

2-4<br />

2<br />

2<br />

2<br />

131


Neben der Anwendungsorientierung war das praktische Arbeiten zentrales Element<br />

aller Unterrichtsstunden (inhaltlicher Aspekt – Tätigkeitsorientierung). Zahlreiche<br />

Schülerversuche verdeutlichten die Grundprinzipien naturwissenschaftlichen<br />

Arbeitens (z.B. Entdecken von Leitern und Nichtleitern im Experiment, Entdecken<br />

der Wärmewirkung von Strom im Experiment). Lehrerversuche gaben den Schülern<br />

Gelegenheit zu staunen und neugierig zu werden (z.B. „Würstchenversuch“, „Bleistift-<br />

glühen“). Der Bau unterschiedlicher Objekte sollte handwerkliche Fähigkeiten<br />

schulen (z.B. Löten eines Drahtfahrrades, Bau eines Lichttelegrafen), naturwissen-<br />

schaftliche Erkenntnisse vertiefen (z.B. Bau eines Elektromagneten, Bau einer<br />

Batterie) und Verständnis für technische Geräte wecken (z.B. Nachbau eines<br />

Küchenquirls).<br />

In Abhängigkeit vom Vorwissen der Schüler und der Kompliziertheit des Produktes<br />

konnten die Schüler beim Bau der Objekte in unterschiedlichen Freiheitsgraden<br />

arbeiten (methodischer Aspekt – Autonomieorientierung). Sicherlich ermöglichte das<br />

freie Konstruieren des Küchenquirls im Wettbewerb größte Autonomieerlebnisse.<br />

Aber auch das Löten des Drahtfahrrades oder das Schneiden von Papier- und<br />

Styroporfiguren ließ Raum für kreatives Arbeiten. Nicht nur das Bauen und Basteln,<br />

sondern auch das Experimentieren sollte Selbstständigkeit fördern. Durch zum Teil<br />

offene Experimentieranweisungen (z.B. freier Aufbau von Stromkreisen mit<br />

mehreren Schaltern bzw. Lämpchen, freies Arbeiten mit dem Simulationsprogramm<br />

Crocodile Physics) und die Möglichkeit, eigene Versuchspläne zu entwerfen (z.B.<br />

Entwickeln einer Prüfschaltung zum Untersuchen der Leitfähigkeit verschiedener<br />

Stoffe), versuchten die Planer auf diese Forderung einzugehen. Anspruchsvollere<br />

Experimentieranregungen und zusätzliche Materialien sollten zudem schnelle und<br />

wissbegierige Schüler optimal fordern und auch bei ihnen Selbstwirksamkeitsgefühle<br />

entstehen lassen.<br />

Bis auf wenige Ausnahmen wurden alle Experimente und der Bau der unter-<br />

schiedlichen Produkte in Zweier- bzw. Dreiergruppen durchgeführt (methodischer<br />

Aspekt – kooperatives Lernen).<br />

132


7.1.3 Zusammenfassung und Bewertung<br />

Die Auswertung der Arbeitskreissitzungsprotokolle und der gesammelten Dokumen-<br />

tationsbögen ergab eine weitgehende Verwirklichung der interessenfördernden<br />

Kriterien im Projekt Naturphänomene. Insbesondere konnten die Prinzipien des<br />

kooperativen Lernens, der Anwendungs- und der Tätigkeitsorientierung umgesetzt<br />

werden. Hinweise auf eine verstärkte Autonomieorientierung in den einzelnen<br />

Unterrichtseinheiten lassen sich dagegen im vorliegenden Material weniger finden.<br />

Auch in den Arbeitskreissitzungen wurde deutlich, dass hier zum Teil noch Defizite<br />

bestehen. Die Einbeziehung offener Unterrichtsformen stellte sich als größerer<br />

Eingriff in die bestehenden Vorstellungen über einen gelingenden Unterricht heraus,<br />

als die Einbeziehung des praktischen Arbeitens.<br />

Die Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Besonderheiten scheiterte trotz des<br />

guten Willens aller Beteiligten an organisatorischen Problemen. Eine Geschlechter-<br />

trennung, die von den Lehrern für den Naturphänomeneunterricht als wünschens-<br />

wert erachtet wurde, wäre in den meisten Klassen nur unter Umstellung des<br />

Stundenplanes durchführbar gewesen. Hierfür sahen die beteiligten Lehrer keine<br />

Möglichkeit. Weiterhin wurde die Berücksichtigung mädchenrelevanter Kontexte<br />

zwar immer wieder in den Arbeitskreissitzungen diskutiert, fand aber doch nur einen<br />

relativ geringen Niederschlag in den Unterrichtssequenzen. Ob die Zusammen-<br />

setzung des Arbeitskreises aus nur männlichen Kollegen hier mit ausschlaggebend<br />

war, konnte nicht abschließend geklärt werden.<br />

Insgesamt ist festzustellen, dass die Verwirklichung aller interessenfördernden<br />

Kriterien vermutlich auch eine Überforderung des Arbeitskreises dargestellt hätte. Es<br />

ist deshalb nur verständlich, dass die Lehrer diejenigen Prinzipien in den Mittelpunkt<br />

ihrer Unterrichtseinheiten stellten, deren Umsetzung ihnen am einfachsten bzw.<br />

plausibelsten erschien.<br />

Erkenntnisse im Hinblick auf die Beantwortung der Forschungsfragen<br />

Zum dritten Zielbereich:<br />

Die Prinzipien der Anwendungs- und Tätigkeitsorientierung bzw. des kooperativen<br />

Lernens lassen sich besonders gut im Naturphänomeneunterricht verwirklichen. Eine<br />

verstärkte Autonomieorientierung bei der Entwicklung der Unterrichtssequenzen<br />

gelingt den Lehrern weniger leicht, widerspricht sie doch in weitaus stärkerem Maße<br />

den bisher praktizierten Unterrichtskonzepten.<br />

133


Nach Meinung der Lehrer kann ein nach Geschlechtern getrennter Natur-<br />

phänomeneunterricht sich positiv auf die weibliche Interessengenese auswirken.<br />

Weitergehende mädchenfördernde Maßnahmen werden von ihnen zwar anerkannt,<br />

bei der Entwicklung der Unterrichtssequenzen aber nur sehr zögerlich umgesetzt.<br />

134


7.2 Die Befunde der Schülerbefragung<br />

7.2.1 Die Vorgehensweise bei der Datenerhebung<br />

Die Schüler der Treatmentgruppe Naturphänomene wurden zu Beginn und zum<br />

Ende des Schuljahres befragt (vgl. Kapitel 6.3.4: Die Durchführung der Evaluation).<br />

Während der Vortest den Ist-Zustand des naturwissenschaftlich-technischen Interesses<br />

eruierte, sollte der Nachtest eine Überprüfung der Auswirkungen des interessen-<br />

fördernden Unterrichts ermöglichen.<br />

Der Erhebungsplan<br />

Der Erhebungsplan orientierte sich dabei an einem quasi-experimentellen Vortest-<br />

Nachtest-Design mit unbehandelter Kontrollgruppe (vgl. Wottawa/Thierau 1998,<br />

S. 127; Bortz/Döring 2002, S. 529). Leider war in der Praxis aufgrund der<br />

bestehenden Vorgaben eine Ausgangserhebung in der Kontrollgruppe nicht<br />

möglich, 33 so dass eine Äquivalenz der beiden Gruppen nur angenommen werden<br />

konnte. Um diesen Umstand auch sprachlich darzustellen, wird im Rahmen der<br />

vorliegenden Arbeit anstatt des Begriffs „Kontrollgruppe“ die Bezeichnung<br />

„Vergleichsgruppe“ verwendet. Eine Erhöhung der Messwerte in der<br />

Treatmentgruppe durch Vergleich der Vorher- mit den Nachherwerten könnte den<br />

Erfolg des interessenfördernden Naturphänomeneunterrichts nachweisen. Doch<br />

selbst wenn keine Erhöhung eintreten würde – und dies war aufgrund der<br />

Forschungsergebnisse zu den allgemein sinkenden Interessenverläufen während der<br />

Schulzeit äußerst wahrscheinlich – wären erhöhte Interessenwerte gegenüber der<br />

Vergleichsgruppe bei angenommener Äquivalenz als Erfolg der Maßnahme zu<br />

werten.<br />

Der Fragebogen<br />

Als Erhebungsinstrument wurde ein weitgehend standardisierter Fragebogen<br />

eingesetzt (vgl. Bortz/Döring 2002, S. 238ff.). Ausgehend von den Ergebnissen der<br />

naturwissenschaftlichen Interessenforschung enthielt dieser vor allem solche<br />

Variablen, die einen Beitrag zur Aufklärung der Zielvariablen Interesse leisten<br />

konnten (Freizeitinteresse, Fachinteresse, Sachinteresse, Interessantheit des<br />

Unterrichts). Bei der Erfragung der Variablen wurde so weit wie möglich auf bereits<br />

bewährte Skalen zurückgegriffen.<br />

33 Die Ausgangserhebung hätte bereits vor Projektbeginn stattfinden müssen.<br />

135


Zum Teil mussten sie jedoch noch an den zu evaluierenden Naturphänomene-<br />

unterricht der fünften Klasse angepasst werden (Anlage 6):<br />

V1 und V2 erfragten die Klassenzugehörigkeit und das Geschlecht. Die Variablen<br />

wurden sowohl zum Anfang der fünften Klasse als auch zum Anfang der sechsten<br />

Klasse erhoben.<br />

V3 ermittelte in einer offenen Frage die allgemeinen Freizeitbeschäftigungen der<br />

Schüler.<br />

V4 ermöglichte den Schülern „verhinderte Freizeitbeschäftigungen“ anzugeben. Die<br />

Variablen wurden sowohl zum Anfang der fünften Klasse als auch zum Anfang der<br />

sechsten Klasse erhoben.<br />

V5 erfasste das Freizeitinteresse an Naturwissenschaft und Technik. Die acht Items<br />

umfassende Skala stammte aus dem Fragebogen der IPN-Physikinteressenstudie<br />

(Hoffmann/Lehrke 1986; Hoffmann/Häußler/Lehrke 1998) und wurde an die<br />

Erfordernisse eines Naturphänomeneunterrichts in der fünften Klasse angepasst. Die<br />

Schüler wurden gefragt, wie häufig sie in ihrer Freizeit bestimmte Tätigkeiten<br />

ausführen. Die Antwortmöglichkeiten bestanden aus einer fünfstufigen Ratingskala<br />

mit den Abstufungen „sehr oft“ (5), „oft“ (4), „manchmal“ (3), „selten“ (2) und „nie“<br />

(1). Dabei ließen sich die Freizeitbeschäftigungen zwei Dimensionen zuordnen. Vier<br />

Items erfassten praktische Interessen, während sich vier weitere auf Informations-<br />

interessen im Bereich Naturwissenschaft und Technik bezogen. Die Variable wurde<br />

sowohl zum Anfang der fünften Klasse als auch zum Anfang der sechsten Klasse<br />

erhoben.<br />

V5 Freizeitinteresse Naturwissenschaft und Technik Informationsinteresse Praktisches Interesse<br />

Fernsehsendungen ansehen, die Themen aus Naturwissenschaft und Technik behandeln X<br />

Prospekte, Beschreibungen über technische Geräte besorgen X<br />

Anlagen, Museen oder Ausstellungen besuchen X<br />

Bücher lesen, die Themen aus Naturwissenschaft und Technik behandeln X<br />

Mich mit Experimentierkästen beschäftigen X<br />

Technische Dinge basteln X<br />

Dinge auseinander nehmen und reparieren X<br />

Mich mit Technikbaukästen beschäftigen X<br />

Abbildung 22: Freizeitinteresse Naturwissenschaft und Technik (V5)<br />

V6 erfragte die Faszination für natürliche und technische Phänomene. Die Skala<br />

wurde ebenfalls aus der Physikinteressenstudie übernommen (Hoffmann/Lehrke<br />

136


1986; Hoffmann/Häußler/Lehrke 1998) und enthielt je vier Items zum Erleben von<br />

Natur- bzw. Technikphänomenen. Die Schüler wurden gebeten, auf einer<br />

fünfstufigen Ratingsskala von „sehr stark“ (5) bis „gar nicht“ (1) anzugeben, wie sie<br />

solche Situationen erleben. Die Variable wurde sowohl zum Anfang der fünften<br />

Klasse als auch zum Anfang der sechsten Klasse erhoben.<br />

V6 Situationserleben Techn. Phänomene Naturphänomene<br />

Wenn ich neue technische Geräte sehe (z.B. Computer, Windkraftwerk), dann fasziniert mich das. X<br />

Wenn ich Berichte über den Flug von Raketen, Raumsonden und Satelliten sehe (oder lese),<br />

dann fasziniert mich das.<br />

Wenn ich selbst mit technischen Geräten (z.B. Fernrohr, Fotoapparat) umgehen kann, begeistert<br />

mich das.<br />

Wenn ich bei der Reparatur technischer Geräte (z.B. Autos, Haushaltsgeräte) zusehen oder<br />

mitarbeiten kann, dann begeistert mich das.<br />

Wenn ich während eines Gewitters Blitze beobachten kann, dann beeindruckt mich das. X<br />

Wenn ich eine Sonnen- oder eine Mondfinsternis beobachten kann, dann beeindruckt mich<br />

das.<br />

Wenn ich daran denke, dass Sonne und Mond Ebbe und Flut hervorrufen, dann beeindruckt<br />

mich das.<br />

Wenn ich einen Regenbogen sehe, beeindruckt mich das. X<br />

Abbildung 23: Situationserleben (V6)<br />

V7 erfasste die Fachinteressen der Schüler. Die Schüler konnten auf einer fünfstufigen<br />

Ratingskala von „sehr interessant“ (5) bis „ganz uninteressant“ (1) angeben, wie<br />

ausgeprägt ihr Interesse an den einzelnen Schulfächern ist. Während der Fragebogen<br />

zu Beginn der fünften Klasse auf den Fächerkanon der Grundschule Bezug nahm,<br />

forderte der Fragebogen zu Anfang der sechsten Klasse eine Beurteilung der Fächer<br />

des ersten Gymnasialjahres.<br />

V8 erhob das Sachinteresse an Naturwissenschaft und Technik in Anlehnung an die<br />

Vorgehensweise der IPN-Physikinteressenstudie (Hoffmann/Lehrke 1986; Hoff-<br />

mann/Häußler/Lehrke 1998). Jedes der 28 Items ließ sich vier Dimensionen<br />

zuordnen: Fachwissenschaft (Physik, Chemie), Gebiet (Wasser, Elektrizität, Luft),<br />

Kontext (erstaunliches Phänomen, Anwendungen im Alltag und in der Umwelt,<br />

menschliche Körper, Wissenschaft ohne expliziten Anwendungsbezug, Anwendungen<br />

von Bedeutung für die Gesellschaft und für die Umwelt) und Tätigkeit (rezeptiv,<br />

praktisch-konstruktiv). Die Interessenitems sollten von den Schülern auf einer<br />

fünfstufigen Ratingskala von „sehr interessant“ (5) bis „ganz uninteressant“ (1)<br />

eingeschätzt werden. Die Variable wurde sowohl zum Anfang der fünften Klasse als<br />

auch zum Anfang der sechsten Klasse erhoben.<br />

X<br />

X<br />

X<br />

X<br />

X<br />

137


Gebiet<br />

V8 Sachinteresse Wasser<br />

Kontext 1:<br />

Erstaunliche Phänomene<br />

Kontext 2:<br />

Anwendungen im Alltag und in der<br />

Umwelt<br />

Kontext 3:<br />

Menschliche Körper<br />

Kontext 4:<br />

Wissenschaft ohne expliziten<br />

Anwendungsbezug<br />

Kontext 5:<br />

Anwendungen von Bedeutung für<br />

die Gesellschaft und für die Umwelt<br />

V8 Sachinteresse Elektrizität<br />

Kontext 1:<br />

Erstaunliche Phänomene<br />

Kontext 2:<br />

Anwendungen im Alltag und in der<br />

Umwelt<br />

Kontext 3:<br />

Menschliche Körper<br />

Kontext 4:<br />

Wissenschaft ohne expliziten<br />

Anwendungsbezug<br />

Kontext 5:<br />

Anwendungen von Bedeutung für<br />

die Gesellschaft und für die Umwelt<br />

V8 Sachinteresse Luft<br />

Kontext 1:<br />

Erstaunliche Phänomene<br />

Kontext 2:<br />

Anwendungen im Alltag und in der<br />

Umwelt<br />

Kontext 3:<br />

Menschliche Körper<br />

Kontext 4:<br />

Wissenschaft ohne expliziten<br />

Anwendungsbezug<br />

Kontext 5:<br />

Anwendungen von Bedeutung für<br />

die Gesellschaft und für die Umwelt<br />

Physik Chemie<br />

Rezeptiv Praktisch Rezeptiv Praktisch<br />

Mehr darüber erfahren,<br />

warum ein Wasserläufer<br />

(Insekt) auf dem Wasser laufen<br />

kann<br />

Mehr darüber erfahren, wie<br />

eine Warmwasserheizung<br />

funktioniert<br />

Mehr darüber erfahren, wie<br />

verdunstendes Wasser<br />

unseren Körper vor Überhitzung<br />

schützt<br />

Mehr darüber erfahren, wie Im Versuch Wasser bis zum<br />

man das Gefrieren von Wasser Kochen erhitzen und dabei<br />

erklären kann<br />

die Temperatur messen<br />

Mehr darüber erfahren, wie<br />

mit Hilfe von Wasserkraft<br />

umweltfreundlicher Strom<br />

hergestellt werden kann<br />

Mehr darüber erfahren, wie<br />

Blitze entstehen und wie sie<br />

wirken<br />

Mehr darüber erfahren, wie<br />

ein Fahrraddynamo<br />

funktioniert<br />

Mehr darüber erfahren,<br />

welche Gefahren vom elektrischen<br />

Strom für den Menschen<br />

ausgehen können<br />

Mehr darüber erfahren, was<br />

der elektrische Strom<br />

eigentlich ist<br />

Abbildung 24: Sachinteresse (V8)<br />

Mehr darüber erfahren, durch<br />

welche Maßnahmen im<br />

Haushalt Strom gespart<br />

werden kann<br />

Mehr darüber erfahren,<br />

warum ein Nichtschwimmer<br />

im Toten Meer nicht<br />

untergehen kann<br />

Sich ein Wasserrad bauen Mehr darüber erfahren, warum<br />

eine Kaffeemaschine,<br />

Waschmaschine verkalken<br />

kann<br />

Ein elektrisches Gerät<br />

auseinander bauen und das<br />

Innenleben untersuchen<br />

Im Versuch herausfinden,<br />

welche Materialien den<br />

elektrischen Strom leiten<br />

Mehr darüber erfahren,<br />

welche Stoffe Trinkwasser<br />

enthalten darf<br />

Eine Handcreme aus Öl,<br />

Wasser, Emulgator und Parfum<br />

selbst herstellen<br />

Mehr darüber erfahren, wovon Im Versuch herausfinden, ob<br />

die Löslichkeit eines Stoffes sich Zucker schneller in<br />

(z.B. Salz, Zucker) in Wasser heißem oder kaltem Wasser<br />

abhängt<br />

Mehr über die Notwendigkeit<br />

von Wasserschutzgebieten<br />

erfahren<br />

Mehr darüber erfahren,<br />

warum manche Metalle in<br />

freier Natur rosten<br />

Mehr darüber erfahren, wie<br />

ein Campinggasbrenner<br />

funktioniert<br />

Mehr darüber erfahren, wie<br />

Mensch und Tier durch<br />

Atmung die Luft verändern<br />

auflöst<br />

Ein Brandlöschmittel aus<br />

Backpulver und Essig selbst<br />

herstellen<br />

Mehr darüber erfahren, wor- Mit Hilfe von Kalkwasser- und<br />

aus Luft zusammengesetzt ist Spanprobe die Eigenschaften<br />

des Gases Sauerstoff<br />

untersuchen<br />

Mehr darüber erfahren, wie<br />

das Auto unsere Luft verschmutzt<br />

138


V9 erhob die Interessantheit des Naturphänomeneunterrichts im vergangenen Jahr<br />

und konnte folglich nur am Anfang der sechsten Klasse erfragt werden. Die 15 Items<br />

umfassende Skala wurde aus der empirischen Begleituntersuchung zum PING-Projekt<br />

in Rheinland-Pfalz entnommen und an die Gegebenheiten des zu evaluierenden<br />

Naturphänomeneunterrichts angepasst (Hansen/Klinger 1998). Dabei ließen sich die<br />

einzelnen Items drei Dimensionen zuordnen: Flow-Erleben, Alltagskompetenz und<br />

Anregung eigener Aktivitäten. Auf die Frage, wie ihnen der Naturphänomeneunter-<br />

richt des vergangenen Jahres gefallen hatte, konnten die Schüler auf einer vierstufigen<br />

Ratingskala von „trifft voll zu“ (4) bis „trifft gar nicht zu“ (1) Angaben machen.<br />

V9 Interesse am Unterricht<br />

Flow-<br />

Erleben<br />

Alltagskompetenz<br />

… hilft mir, technische Geräte besser zu verstehen X<br />

… hilft mir, Fragen des täglichen Lebens zu beantworten X<br />

… veranlasst mich, umweltbewusst zu handeln X<br />

… zeigt mir wichtige Zusammenhänge zwischen Natur, Technik und Alltag auf X<br />

… hilft mir, im Alltag besser mitreden zu können X<br />

… hat mit Dingen zu tun, die ich auch außerhalb der Schule mache X<br />

… weckt meine Neugier durch spannende Themen X<br />

… ist so interessant, dass ich gerne meine Hausaufgaben mache X<br />

… macht mir viel Spaß X<br />

… sollte in der Schule noch mehr Stunden einnehmen als jetzt X<br />

… ist abwechslungsreich gestaltet X<br />

… behandelt die Themen so gründlich, dass ich fast alles verstehe X<br />

… regt mich dazu an, Fernsehsendungen über die im Unterricht behandelten Themen anzusehen X<br />

… regt mich dazu an, mich auch in meiner Freizeit mit den im Unterricht behandelten Themen zu beschäftigen X<br />

… veranlasst mich, auch außerhalb der Schule zu experimentieren X<br />

Abbildung 25: Interessantheit des Unterrichts (V9)<br />

Anregung<br />

eigener<br />

Aktivitäten<br />

Zu Beginn der sechsten Klasse erfassten V10 und V11 in offenen Fragen weitere<br />

positive und negative Kritik am Naturphänomeneunterricht des vergangenen Jahres.<br />

Die Durchführung der Erhebung<br />

Die Treatmentgruppe aus drei Klassen (5a-5c) bearbeitete den Fragebogen zu Beginn<br />

des fünften Schuljahres (Treatmentgruppe vorher). Zeitgleich beantworteten die drei<br />

Klassen der Vergleichsgruppe (6a-6c) den Fragebogen zum Unterricht des ver-<br />

gangenen Jahres (Vergleichsgruppe nachher). Ungefähr ein Jahr später wurde die<br />

Treatmentgruppe, ebenfalls am Anfang der sechsten Klasse, zum Unterricht des<br />

vergangenen Jahres befragt (Treatment nachher). Die einstündigen Erhebungen<br />

erfolgten unter der Aufsicht der Klasslehrer.<br />

139


7.2.2 Die Vorgehensweise bei der Datenauswertung<br />

Die Auswertung der Fragebögen erfolgte computergestützt unter Zuhilfenahme des<br />

Datenanalyseprogrammes SPSS. Nach Eingabe des Datenmaterials wurden vom<br />

Doktoranden in einem ersten Schritt Überlegungen zur Testgüte angestellt.<br />

Die Überprüfung der Testgütekriterien<br />

Die Gütekriterien quantitativer Datenerhebungen wurden unter Berücksichtigung<br />

der praktischen Vorgaben so gut wie möglich erfüllt.<br />

Die Befragung wies in Durchführung, Auswertung und Interpretation der Erhebung<br />

Objektivität auf (Bortz/Döring 2002, S. 194). Der Doktorand konnte die Testin-<br />

struktion nicht selbst erläutern, dies wurde von den Klassleitern übernommen.<br />

Dennoch gewährten einheitliche Vorgaben zum Ausfüllen des Fragebogens eine weit-<br />

gehend anwenderunabhängige Durchführung der schriftlichen Befragung (Anlage 7).<br />

Die Art der Itemformulierung sowie deren Codierung nach einem festgeschriebenen<br />

Codeplan garantierten eine eindeutige Antwortbewertung. Die Interpretation der<br />

Ergebnisse sollte sich in erster Linie an den statistischen Signifikanzen orientieren.<br />

Die Reliabilität der einzelnen Skalen des Fragebogens wurde mit Hilfe des Alpha-<br />

Koeffizienten von Cronbach geprüft (Bortz/Döring 2002, S. 194; Zöfel 2002, S. 239).<br />

Für die beiden Fragebogenversionen (Vortest, Nachtest) ergaben die Berechungen pro<br />

Variable akzeptable Werte: 34<br />

Variable α VT (Fragebogen Anfang 5. Klasse) α NT (Fragebogen Anfang 6.Klasse)<br />

V5 0,77 0,73<br />

V6 0,72 0,64<br />

V8 0,93 0,94<br />

V9 - 0,93<br />

Abbildung 26: Reliabilitätsanalyse für den Vor- und Nachtest<br />

Der Fragebogen bestand aus bereits bewährten Skalen, die lediglich auf eine Evalua-<br />

tion des Naturphänomeneunterrichts der fünften Klasse angepasst wurden. Aus die-<br />

sem Grund konnte auf die Validierung des Erhebungsinstrumentes verzichtet werden.<br />

34 Ein Vergleich der Alpha-Koeffizienten mit den Werten der IPN-Physikinteressenstudie ließ auch die Werte<br />

der Variablen 5 und 6 akzeptabel erscheinen.<br />

140


Die Datenauswertung<br />

Bei der anschließenden Auswertung des Datenmaterials wurde der Einfluss ver-<br />

schiedener unabhängiger Variablen auf die abhängige Variable Interesse untersucht.<br />

Als unabhängige Variable boten sich das Geschlecht (weiblich, männlich) und die<br />

Gruppenzugehörigkeit (Treatmentgruppe vorher, Treatmentgruppe nachher, Ver-<br />

gleichsgruppe nachher) an. Die abhängige Variable Interesse wurde über die Inter-<br />

essenvariablen Freizeitinteresse, Fachinteresse, Sachinteresse und Interessantheit des<br />

Unterrichts erfragt. Durch Zusammenfassung der einzelnen Items entstanden pro<br />

Variable (V5, V6, V8, V9) ein Gesamtindex und mehrere Subindizes. So flossen etwa<br />

in den Subindex Naturphänomene die vier entsprechenden Items der Variable 6 ein<br />

(vgl. Tabelle 2: Situationserleben). Als Rechenoperation bei der Indexbildung wurde<br />

eine Mittelwertermittlung über die dazugehörigen Items zugrunde gelegt. Diese<br />

ermöglichte eine einfache Vergleichbarkeit der einzelnen Indizes.<br />

Variable Gesamtindex Subindex<br />

V5 V5 Gesamtindex Freizeitinteresse V5 Subindex Praktisches Interesse<br />

V5 Subindex Informationsinteresse<br />

V6 V6 Gesamtindex Situationserleben V6 Subindex Naturphänomene<br />

V6 Subindex Technikphänomene<br />

V8 V8 Gesamtindex Sachinteresse V8 Subindex Praktisch-konstr. Tätigkeit<br />

V8 Subindex Rezeptive Tätigkeit<br />

V8 Subindex Phänome<br />

V8 Subindex Anwendung<br />

V8 Subindex Körper<br />

V8 Subindex Wissenschaft<br />

V8 Subindex Gesellschaft<br />

V9 V9 Gesamtindex Unterricht V9 Subindex Flow-Erleben<br />

Abbildung 27: Übersicht der Auswerteindizes<br />

V9 Subindex Alltagskompetenz<br />

V9 Subindex Freizeitauswirkung<br />

Die Auswahl der Auswerteverfahren richtete sich nach der Skalierung bzw.<br />

Normalverteilung der zu vergleichenden Variablen. Sämtliche abhängigen Variablen<br />

ließen sich als intervallskaliert bezeichnen, so dass eine vorliegende bzw. fehlende<br />

Normalverteilung über die weitere Vorgehensweise entschied.<br />

Auf der Ebene der Einzelitems ergaben Stichproben, dass nur in den seltensten Fällen<br />

von einer Normalverteilung ausgegangen werden konnte. Daher wurde zur Beschrei-<br />

bung der gewonnenen Daten neben der Häufigkeitstabelle, der Median bzw. der<br />

141


(mittlere) Quartilabstand verwendet. Als Vergleichsverfahren kam ein nicht-<br />

parametrischer Test zum Einsatz (U-Test nach Mann und Whitney für unabhängige<br />

Stichproben).<br />

Auf der Ebene der Indizes konnte von einer Normalverteilung ausgegangen werden.<br />

Zur Beschreibung der Daten boten sich daher neben der Häufigkeitstabelle der<br />

Mittelwert bzw. die Standardabweichung an. Als Vergleichsverfahren kamen<br />

parametrische Tests zum Einsatz (t-Test nach Student für unabhängige Stichproben, t-<br />

Test bei gepaarten Stichproben).<br />

Die anschließende Interpretation der Daten richtete sich nach den Ergebnissen der<br />

parametrischen und nicht-parametrischen Tests. Mit Feststellung der Signifikanz (p)<br />

konnte nachgewiesen werden, dass bestimmte Unterschiede zwischen den<br />

Stichproben nicht zufällig zustande kamen, sondern ein Kennzeichen der<br />

Grundgesamtheit waren (Bortz/Döring 2002, S. 29ff.; Zöfel 2002, S. 60ff.).<br />

142


7.2.3 Die Interessenstruktur der Teilnehmer<br />

Zur Analyse der naturwissenschaftlich-technischen Interessenstruktur der Heran-<br />

wachsenden im Rahmen der ersten Fragerunde wurden in erster Linie die Variablen<br />

V5 (Freizeitinteresse in Naturwissenschaft und Technik), V6 (Situationserleben), V7<br />

(Fachinteresse) und V8 (Sachinteresse) herangezogen.<br />

Auswertegruppe 1. Fragerunde Gesamt<br />

1<br />

Treatmentgruppe vorher<br />

n=74<br />

(männlich: 36, weiblich: 38)<br />

Abbildung 28: Untersuchungsplan 1. Fragerunde<br />

Vergleichsgruppe nachher<br />

n=67<br />

(männlich: 31, weiblich: 36)<br />

n=141<br />

(männlich: 67, weiblich: 74)<br />

Die Variablen V3 (Allgemeine Freizeitinteressen) und V4 (Verhinderte Freizeit-<br />

interessen) flossen in diese Darstellung mit ein.<br />

Die Freizeitinteressen in Naturwissenschaft und Technik<br />

Die offene Frage nach drei Freizeitbeschäftigungen (V3) zeigte ein sehr breites<br />

Interessenspektrum der Schüler auf. Sie wurde von fast allen Probanden vollständig<br />

beantwortet. Lediglich vier machten nur zwei Angaben. 35<br />

Fußball spielen<br />

Lesen<br />

Fahrrad fahren<br />

Freunde treffen<br />

M usikinstrument spielen<br />

Tennis, Federball, Tischtennis spielen<br />

Reiten<br />

Schwimmen<br />

Computerspiele, Playstation<br />

M alen, Zeichnen<br />

In der Natur sein<br />

Fernsehen<br />

M usik hören<br />

Spielen allgemein<br />

Handball spielen<br />

Tanzen, Balett<br />

Computer allgemein<br />

Lernen<br />

Sport allgemein<br />

Volleyball, Basketball, Hockey spielen<br />

Leichtathletik<br />

Funsport (Inliner, Einrad, Skateboard)<br />

6<br />

6<br />

6<br />

6<br />

6<br />

6<br />

Abbildung 29: Freizeitbeschäftigung – alle über 5 Nennungen (Auswertegruppe 1)<br />

35 Analyse von Mehrfachantworten.<br />

9<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

17<br />

18<br />

18<br />

19<br />

21<br />

26<br />

26<br />

28<br />

39<br />

40<br />

143


In Übereinstimmung mit einer Reihe von Freizeitstudien (Zinnecker u.a. 1993,<br />

Bofinger 2001, Hössl u.a. 2002) wurde vor allem der Sport (Fußball spielen, Fahrrad<br />

fahren, Tennis/Federball/Tischtennis spielen, Reiten, Schwimmen etc.) als wich-<br />

tigstes Hobby angegeben. Mit weitem Abstand folgten Aktivitäten wie „Lesen“,<br />

„Freunde treffen“, „Musikinstrument spielen“, „Computerspiele spielen“, „Malen<br />

bzw. Zeichnen“ und „In der Natur sein“.<br />

Eine geschlechtsspezifische Auswertung ergab weiterhin grundlegende Unterschiede<br />

in der Freizeitgestaltung von Mädchen und Jungen. 36<br />

Lesen<br />

M usikinstrument spielen<br />

Reiten<br />

M alen, Zeichnen<br />

Freunde treffen<br />

M usik hören<br />

Fahrrad fahren<br />

Schwimmen<br />

In der Natur sein<br />

Tanzen, Balett<br />

Spielen allgemein<br />

Tennis, Federball, Tischtennis spielen<br />

Fernsehen<br />

Abbildung 30: Freizeitbeschäftigung weiblich – alle über 5 Nennungen (Auswertegruppe 1)<br />

Fußball spielen<br />

Computerspiele, Playstation<br />

Fahrrad fahren<br />

Tennis, Federball, Tischtennis spielen<br />

Freunde treffen<br />

Handball spielen<br />

Lesen<br />

Fernsehen<br />

Schwimmen<br />

M usikinstrument spielen<br />

In der Natur sein<br />

Volleyball, Basketball, Hockey spielen<br />

6<br />

6<br />

7<br />

7<br />

7<br />

Abbildung 31: Freizeitbeschäftigung männlich – alle über 5 Nennungen (Auswertegruppe 1)<br />

36 Analyse von Mehrfachantworten.<br />

7<br />

7<br />

8<br />

9<br />

9<br />

9<br />

9<br />

11<br />

11<br />

11<br />

11<br />

14<br />

15<br />

17<br />

16<br />

18<br />

19<br />

19<br />

31<br />

36<br />

144


Bei den Mädchen standen „Lesen“, „Ein Musikinstrument spielen“ und „Reiten“ an<br />

vorderster Stelle. Die Jungen bevorzugten „Fußball spielen“, „Computerspiele<br />

spielen“ und „Fahrrad fahren“. Lediglich vier Jungen (und damit nicht mehr in der<br />

Tabelle ausgewiesen) gaben eine Freizeitbeschäftigung aus dem Bereich Natur-<br />

wissenschaft und Technik an. Die Mädchen machten in diesem Bereich überhaupt<br />

keine Angaben. Auch die „verhinderten“ Freizeitbeschäftigungen (V4) lieferten keine<br />

Hinweise darauf, dass die befragten Schüler sich in ihrer Freizeit eigentlich mehr mit<br />

naturwissenschaftlich-technischen Inhalten beschäftigen wollen würden.<br />

V5 erfragte das konkrete Freizeitinteresse an Naturwissenschaft und Technik und<br />

kam zu ganz ähnlichen Ergebnissen.<br />

Mittelwert (1=nie bis 5=sehr oft)<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

2,33<br />

Abbildung 32: Freizeitinteresse (Auswertegruppe 1)<br />

2,02<br />

2,65<br />

Gesamtindex Subindex Praxis Subindex Info<br />

Der Mittelwert des Gesamtindexes Freizeitinteresse in der ersten Fragebogenrunde<br />

betrug 2,33 (s=0,6), das heißt, die Schüler kreuzten im Schnitt eine „seltene“<br />

Auseinandersetzung mit naturwissenschaftlich-technischen Interessengegenständen in<br />

ihrer Freizeit an. Betrachtet man die beiden Subindizes getrennt, so schnitt das<br />

Praxisinteresse im Vergleich zum Informationsinteresse höchst signifikant schlechter<br />

ab (p=0) 37 . Besonders zurückhaltend beurteilten die Schüler dabei die Items „Mich<br />

mit Experimentierkästen beschäftigen“ und „Technische Dinge basteln“. Aber auch<br />

das Item „Prospekte, Beschreibungen über technische Geräte besorgen“ erfuhr<br />

besonders im Vergleich zu den anderen Items des Subindexes Informationsinteresse<br />

eine schlechte Bewertung (vgl. Anlage 8, Tabelle 1).<br />

37 t-Test bei gepaarten Stichproben.<br />

145


Eine nach Jungen und Mädchen getrennte Auswertung deckte, ähnlich wie bei den<br />

allgemeinen Freizeitinteressen, geschlechtsspezifische Besonderheiten auf.<br />

Mittelwert (1=nie bis 5=sehr oft)<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

2,51<br />

2,32<br />

2,72<br />

2,16<br />

1,75<br />

männlich w eiblich<br />

2,56<br />

Abbildung 33: Freizeitinteresse nach Geschlecht (Auswertegruppe 1)<br />

Gesamtindex<br />

Subindex Praxis<br />

Subindex Info<br />

Insgesamt zeigten die Mädchen im Vergleich zu den Jungen ein höchst signifikant<br />

geringeres naturwissenschaftlich-technisches Freizeitinteresse (p=0) 38 . Eine Aus-<br />

wertung nach Subindizes ergab weiterhin, dass die Jungen sowohl beim Informations-<br />

interesse wie auch beim praktischen Interesse vorne lagen, doch die geschlechts-<br />

spezifischen Unterschiede in erster Linie auf den Subindex Praxisinteresse zurück-<br />

zuführen waren (p=0) 39 . Die Mädchen beurteilten alle vier Praxisitems signifikant<br />

schlechter (vgl. Anlage 8, Tabelle 1).<br />

Die Faszination für Naturphänomene und Technik<br />

V6 erfragte die Faszination beim Erleben von Naturphänomenen und beim Umgang<br />

mit technischen Geräten. Der Mittelwert des Gesamtindexes Situationserleben lag in<br />

der ersten Fragebogenrunde bei 3,36 (s=0,66), das heißt, die Schüler gaben im Schnitt<br />

eine mittlere bis starke Faszination durch natürliche und technische Phänomene an.<br />

Ein Vergleich der beiden Subindizes ergab eine höchst signifikant stärkere<br />

Faszination durch das Erleben von Naturphänomenen (p=0) 40 . Besonders gut schnitt<br />

dabei das Item „Wenn ich eine Sonnen- oder eine Mondfinsternis beobachten kann,<br />

dann beeindruckt mich das“ ab (vgl. Anlage 8, Tabelle 2).<br />

38 t-Test bei unabhängigen Stichproben.<br />

39 t-Test bei unabhängigen Stichproben.<br />

146


Mittelwert (1=gar nicht bis 5=sehr stark)<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

3,36<br />

Abbildung 34: Situationserleben (Auswertegruppe 1)<br />

3,56<br />

3,15<br />

Gesamtindex Subindex Natur Subindex Technik<br />

Eine nach Geschlechtern getrennte Auswertung konnte die unterschiedliche Beur-<br />

teilung der Subindizes teilweise aufklären.<br />

Mittelwert (1=gar nicht bis 5=sehr stark)<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

3,4<br />

3,32<br />

3,45<br />

3,67<br />

3,35<br />

2,99<br />

Gesamtindex Subindex Natur Subindex Technik<br />

Abbildung 35: Situationserleben nach Geschlecht (Auswertegruppe 1)<br />

Männlich<br />

Weiblich<br />

In Übereinstimmung mit den Daten der IPN-Physikinteressenstudie (vgl.<br />

Hoffmann/Häußler/Lehrke 1998, S. 68ff.) wiesen die beiden Subindizes geschlechts-<br />

spezifische Unterschiede auf. Während die Mädchen sich tendenziell stärker von<br />

40 t-Test bei gepaarten Stichproben.<br />

147


natürlichen Phänomenen begeistern ließen (p=0,089) 41 , favorisierten die Jungen<br />

technische Phänomene (p=0,005) 42 . Besonderes deutlich wurde dies an den Items<br />

„Wenn ich neue technische Geräte sehe (z.B. Computer, Windkraftwerk), dann<br />

fasziniert mich das“ und „Wenn ich bei der Reparatur technischer Geräte (z.B. Autos,<br />

Haushaltsgeräte) zusehen oder mitarbeiten kann, dann begeistert mich das“, die<br />

signifikant stärker von Jungen beurteilt wurden. Im Gegensatz dazu wurde das Item<br />

„Wenn ich einen Regenbogen sehe, beeindruckt mich das“ eher von Mädchen gewählt<br />

(vgl. Anlage 8 Tabelle 2).<br />

Die Fachinteressen<br />

V7 erfragte das Fachinteresse bei den Heranwachsenden.<br />

Heimat-und Sachkunde<br />

Sport<br />

Erste Fremdsprache<br />

Mathematik<br />

Deutsch<br />

Kunst<br />

Biologie<br />

Erdkunde<br />

Musik<br />

Religion<br />

Naturphänomene<br />

Abbildung 36: Fachinteresse (Auswertegruppe 1) 43<br />

Median (1=ganz uninteressant bis 5=sehr interessant)<br />

1 2 3 4 5<br />

Ähnlich wie in den Untersuchungen von Hössl und Zinnecker (vgl. Zinnecker<br />

1993; Hössl 2002) zählten die befragten Schüler Sport, die erste Fremdsprache und<br />

Mathematik zu ihren bevorzugten Schulfächern. Auffällig war die große Zu-<br />

stimmung beim Fach Heimat- und Sachkunde, aber auch die schlechte Bewertung des<br />

Faches Naturphänomene. Letzteres erklärten die Lehrer des Arbeitskreises bei der<br />

Vorab-Vorlage der Daten mit der bis dahin unbefriedigenden Durchführung des<br />

Faches am <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium.<br />

41 t-Test bei unabhängigen Stichproben.<br />

42 t-Test bei unabhängigen Stichproben.<br />

43 Mathematik/Deutsch/Sport/Kunst/Musik (n=141), Biologie/Erdkunde/Naturphänomene (n=67), Heimat-<br />

und Sachkunde (n=74).<br />

3,12<br />

3,06<br />

3,28<br />

3,46<br />

3,43<br />

3,58<br />

3,56<br />

3,79<br />

4<br />

4,31<br />

4,25<br />

148


Inwieweit sich Mädchen und Jungen bei ihren Fachinteressen unterschieden, ergab<br />

eine nach Geschlecht getrennte Auswertung des Datensatzes.<br />

Median (1=ganz unint. bis 5=sehr int.)<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Deutsch<br />

Mathematik<br />

Erste Fremdsprache<br />

Heimat- und Sachkunde<br />

Biologie<br />

Erdkunde<br />

Naturphänomene<br />

Musik<br />

Abbildung 37: Fachinteresse nach Geschlecht (Auswertegruppe 1) 44<br />

Kunst<br />

Sport<br />

Religion<br />

Männlich<br />

Weiblich<br />

Die Mädchen bezeichneten die erste Fremdsprache (p=0,018) 45 und Kunst (p=0) 46<br />

signifikant öfter als ihr Lieblingsfach. Aber auch Deutsch und Musik wurden im<br />

Vergleich zu den Jungen positiver beurteilt. Die Jungen hingegen favorisierten den<br />

Sportunterricht (p=0,001) 47 , aber auch in der Mathematik, in der Heimat- und<br />

Sachkunde und in den Naturphänomenen konnten leichte Interessensvorsprünge<br />

aufgezeigt werden (vgl. Anlage 8, Tabelle 3).<br />

Das Sachinteresse in Naturwissenschaft und Technik<br />

V8 erfragte das Sachinteresse an Naturwissenschaft und Technik. Der Mittelwert des<br />

Gesamtindexes Sachinteresse lag in der ersten Fragebogenrunde bei 3,62 (s=0,72), das<br />

heißt, die Schüler schätzten die naturwissenschaftlichen Gebiete, Kontexte und<br />

Tätigkeiten im Schnitt als „mittel“ bis „interessant“ ein. Dabei bevorzugten sie eine<br />

handelnde Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand (im Vergleich zu einer<br />

rezeptiven Auseinandersetzung p=0) 48 . Im Kontextvergleich schnitten die Items der<br />

44 Mathematik/Deutsch/Sport/Kunst/Musik (n=141), Biologie/Erdkunde/Naturphänomene (n=67), Heimat-<br />

und Sachkunde (n=74).<br />

45 U-Test bei unabhängigen Stichproben.<br />

46 U-Test bei unabhängigen Stichproben.<br />

47 U-Test bei unabhängigen Stichproben.<br />

48 t-Test bei gepaarten Stichproben.<br />

149


Subindizes Naturphänomene (im Vergleich zum Kontext Anwendung p=0,01 bzw.<br />

Gesellschaft p=0,006 bzw. Wissenschaft p=0) 49 und Körper (im Vergleich zum<br />

Kontext Anwendung p=0 bzw. Gesellschaft p=0 bzw. Wissenschaft p=0) 49<br />

signifikant besser als die restlichen Kontexte ab. Der Kontext Anwendung konnte die<br />

Schüler im Unterschied zu den Ergebnissen der IPN-Physikinteressenstudie (vgl.<br />

Hoffmann/Häußler/Lehrke 1998, S. 30ff.) nur wenig beeindrucken. Dabei stießen<br />

besonders Items, die technische Anwendungsgebiete enthielten, bei ihnen auf nur<br />

mäßiges Interesse. Schlecht beurteilt wurden von den Schülern zum Beispiel „Mehr<br />

darüber erfahren, wie eine Warmwasserheizung funktioniert“, „Mehr darüber<br />

erfahren, wie ein Campinggasbrenner funktioniert“, „Mehr darüber erfahren, warum<br />

eine Kaffeemaschine, Waschmaschine verkalken kann“ oder „Mehr darüber erfahren,<br />

wie ein Fahrraddynamo funktioniert“ (vgl. Anlage 8, Tabelle 4).<br />

Index Gesamt<br />

Subindex Praktisch<br />

Subindex Rezeptiv<br />

Subindex Naturphänomene<br />

Subindex Körper<br />

Subindex Anw endung<br />

Subindex Gesellschaft<br />

Subindex Wissenschaft<br />

Abbildung 38: Sachinteresse (Auswertegruppe 1)<br />

Mittelw ert (1=ganz uninteressant bis 5=sehr interessant)<br />

1 2 3 4 5<br />

Eine nach Geschlecht getrennte Auswertung ergab kaum Unterschiede zwischen<br />

Jungen und Mädchen. Lediglich der Subindex Naturphänomene wurde, wie in den<br />

vorherigen Variablen bereits nachgewiesen, von den Mädchen bevorzugt (p=0,099) 50 .<br />

49 t-Test bei gepaarten Stichproben.<br />

50 t-Test bei gepaarten Stichproben.<br />

3,62<br />

3,58<br />

3,58<br />

3,56<br />

3,53<br />

3,74<br />

3,73<br />

3,83<br />

150


7.2.4 Der Einfluss der Maßnahme auf die Interessenstruktur<br />

Um eine interessenfördernde Wirkung des Naturphänomeneunterrichts im Daten-<br />

vergleich 1. Fragerunde – 2. Fragerunde nachzuweisen, wurden Veränderungen bzw.<br />

Unterschiede anhand der Variablen V7 (Fachinteresse), V8 (Sachinteresse) und V9<br />

(Interessantheit des Naturphänomeneunterrichts) geprüft. Eine Auswirkung der<br />

Maßnahme auf die Variable V5 (Freizeitinteresse in Naturwissenschaft und Technik)<br />

und V6 (Situationserleben) wurde nicht angenommen.<br />

Auswertegruppe 1. Fragerunde 2. Fragerunde Gesamt<br />

2<br />

3<br />

Treatmentgruppe vorher<br />

n=74<br />

(männlich: 36, weiblich: 38)<br />

Vergleichsgruppe nachher<br />

n=67<br />

(männlich: 31, weiblich: 36)<br />

Treatmentgruppe nachher<br />

n=69<br />

(männlich: 30, weiblich: 39)<br />

Treatmentgruppe nachher<br />

n=69<br />

(männlich: 30, weiblich: 39)<br />

Abbildung 39: Untersuchungsplan Vergleich 1. und 2. Fragerunde<br />

n=143<br />

(männlich: 66, weiblich: 77)<br />

n=136<br />

(männlich: 61, weiblich: 75)<br />

Die Antworten der offenen Variablen V10 und V11 flossen in die Darstellung mit ein.<br />

Die Auswirkungen auf das Fachinteresse<br />

Ein Vergleich der Fachinteressen zu Beginn und gegen Ende der Maßnahme<br />

(Auswertegruppe 2) ergab für die meisten Fächer der Treatmentgruppe tendenziell<br />

(Deutsch, Musik) bis signifikant fallende Interessenwerte (Mathematik, Religion).<br />

Lediglich das Fach Kunst (p=0,008) 51 konnte bei den befragten Schülern sein<br />

Ansehen verbessern (vgl. Anlage 8, Tabelle 5). Da das Fach Naturphänomene für die<br />

Schüler zu Beginn der fünften Klasse noch neu war, konnte eine Beurteilung im<br />

Rahmen eines Vergleiches der Vorher- mit den Nachherwerten nicht erfolgen. Um<br />

herauszufinden, ob der interessenfördernde Naturphänomeneunterricht eine Aus-<br />

wirkung auf das Fachinteresse hatte, war daher die Einschätzung der Schüler<br />

erforderlich, die im vergangenen Jahr noch nach dem „alten Modell“ unterrichtet<br />

worden waren (Auswertegruppe 3). Die Heranwachsenden der Treatmentgruppe<br />

bevorzugten dabei höchst signifikant stärker das Fach Naturphänomene als die<br />

Schüler der Vergleichsgruppe (p=0) 52 . Dieser Befund wurde dadurch noch verstärkt,<br />

dass alle weiteren Schulfächer beim Vergleich der beiden Gruppen keine signifikanten<br />

51 U-Test bei unabhängigen Stichproben.<br />

52 U-Test bei unabhängigen Stichproben.<br />

151


Unterschiede aufwiesen (vgl. Anlage 8, Tabelle 6). Das Fach Naturphänomene<br />

gehörte damit in der Treatmentgruppe am Ende der fünften Klasse zu den be-<br />

liebtesten Fächern.<br />

Median (1=ganz unint. bis 5=sehr int.)<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Deutsch<br />

Mathematik<br />

Erste Fremdsprache<br />

Biologie<br />

Erdkunde<br />

Abbildung 40: Fachinteresse (Auswertegruppe 3)<br />

Naturphänomene<br />

Musik<br />

Kunst<br />

Sport<br />

Religion<br />

Vergleichsgruppe nachher<br />

Treatmentgruppe nachher<br />

Die gegenüber der Vergleichsgruppe größere Beliebtheit des Faches Naturphänomene<br />

galt sowohl für die Mädchen als auch für die Jungen, wobei die Jungen ihren<br />

Interessenvorsprung in der Treatmentgruppe tendenziell beibehalten konnten<br />

(p=0,081) 53 .<br />

Median (1=ganz unint. bis 5=sehr int.)<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

3,17<br />

4,4<br />

Männlich Weiblich<br />

Abbildung 41: Fachinteresse Naturphänomene (Auswertegruppe 3)<br />

53 t-Test bei unabhängigen Stichproben.<br />

3<br />

4<br />

Vergleichsgruppe nachher<br />

Treatmentgruppe nachher<br />

152


Bei einer angenommenen Äquivalenz von Treatment- und Vergleichsgruppe war<br />

insgesamt von einer positiven Auswirkung der interessenfördernden Maßnahmen auf<br />

das Fachinteresse Naturphänomene bei Mädchen und Jungen auszugehen.<br />

Die Auswirkungen auf das Sachinteresse<br />

Ein Vergleich der Vorher- mit den Nachherwerten (Auswertegruppe 2) ergab für die<br />

Treatmentgruppe fallende Interessenwerte (p=0,002) 54 . Diese Abnahme stimmt mit<br />

den großen naturwissenschaftlichen Interessenstudien überein, die im Laufe der<br />

Schulzeit ein allgemein sinkendes Sachinteresse feststellen (Hoffmann/Häußler/<br />

Lehrke 1998). Um den Erfolg der Maßnahme eruieren zu können, mussten die Daten<br />

der Vergleichsgruppe für eine Signifikanzüberprüfung herangezogen werden<br />

(Auswertegruppe 3). Dabei konnte nur ein tendenzieller, kein signifikanter<br />

Interessenvorsprung der Treatmentgruppe errechnet werden (p=0,206) 55 .<br />

Index Gesamt<br />

Subindex Praktisch<br />

Subindex Rezeptiv<br />

Subindex<br />

Naturphänomene<br />

Subindex Körper<br />

Subindex Anw endung<br />

Subindex Gesellschaft<br />

Subindex Wissenschaft<br />

Mittelw ert (1= ganz uninteressant bis sehr interessant)<br />

1 2 3 4 5<br />

Abbildung 42: Sachinteresse (Auswertegruppe 2 und 3) 56<br />

Treatment vorher<br />

Treatment nachher<br />

Vergleich nachher<br />

Warum gerade die Items „Im Versuch Wasser bis zum Kochen erhitzen und dabei die<br />

Temperatur messen“, „Mehr darüber erfahren, warum ein Nichtschwimmer im Toten<br />

Meer nicht untergehen kann“ und „Mehr darüber erfahren, woraus Luft<br />

zusammengesetzt ist“ in der Treatmentgruppe besser abschnitten, könnte mit<br />

bestimmten Aspekten des Unterricht zusammenhängen (vgl. Anlage 8, Tabelle 7). Die<br />

54 t-Test bei unabhängigen Stichproben.<br />

55 t-Test bei unabhängigen Stichproben.<br />

56 Treatmentgruppe vorher/Treatmentgruppe nachher (n=143), Vergleichsgruppe nachher/Treatmentgruppe<br />

nachher (n=136).<br />

153


Lehrer äußerten sich bei der Vorlage der Daten eher skeptisch. Ein nach Ge-<br />

schlechtern durchgeführter Vergleich der beiden Auswertegruppen ergab kaum<br />

Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen.<br />

Insgesamt waren die Ergebnisse bei angenommener Äquivalenz wohl zu schwach, um<br />

eine nachweislich positive Wirkung der interessenfördernden Maßnahmen auf das<br />

Sachinteresse der Schüler zu belegen.<br />

Die Interessantheit des Naturphänomeneunterrichts<br />

V9 erfragte die Interessantheit des Naturphänomeneunterrichts. Die Schüler der<br />

Treatmentgruppe äußerten ein gegenüber der Vergleichsgruppe (Auswertegruppe 3)<br />

höchst signifikant größeres Interesse am Naturphänomeneunterricht des voraus-<br />

gegangenen Jahres (p=0) 57 . Diese Aussage traf auf alle drei Subindizes zu, wobei die<br />

Items zum Flow-Erleben besonders gut in der Treatmentgruppe abschnitten (vgl.<br />

Anlage 8, Tabelle 8).<br />

Gesamtindex<br />

Subindex<br />

Alltagskompetenz<br />

Subindex Flow<br />

Subindex Anregung<br />

eigener Aktivitäten<br />

Mittelw ert (1= trifft gar nicht zu bis 4= trifft voll zu)<br />

1 2 3 4<br />

2,21<br />

2,42<br />

2,46<br />

2,49<br />

2,63<br />

2,9<br />

2,85<br />

3,09<br />

Vergleichsgruppe nachher Treatmentgruppe nachher<br />

Abbildung 43: Interessantheit des Naturphänomeneunterrichts (Auswertegruppe 3)<br />

Verantwortlich für dieses positive Erleben des Unterrichts schien in erster Linie der<br />

hohe Anteil an praktischen Tätigkeiten zu sein. So wurde auf die offene Frage V10,<br />

welche Inhalte den Schülern am Naturphänomeneunterricht des vergangenen Jahres<br />

am meisten gefallen hätten, immer wieder das selbstständige Experimentieren bzw.<br />

Bauen genannt (vgl. Anlage 8, Tabelle 9). 58<br />

57 t-Test bei unabhängigen Stichproben.<br />

58 Analyse von Mehrfachantworten.<br />

154


Sowohl die Mädchen als auch die Jungen profitierten von dieser Form des Natur-<br />

phänomeneunterrichts, wobei die Jungen ihren Interessenvorsprung in der Treat-<br />

mentgruppe tendenziell beibehalten konnten (p=0,059) 59 .<br />

Mittelwert (1= trifft gar nicht zu bis trifft voll zu)<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

2,47<br />

3,06<br />

2,38<br />

Männlich Weiblich<br />

2,78<br />

Vergleichsgruppe nachher Treatmentgruppe nachher<br />

Abbildung 44: Interessantheit des Naturphänomeneunterrichts (Auswertegruppe 3)<br />

Insgesamt war bei angenommener Äquivalenz von Treatment- und Vergleichsgruppe<br />

von einer positiven Auswirkung der interessenfördernden Maßnahmen auf das<br />

Wohlbefinden der Schüler im Unterricht auszugehen. Ebenso schien der Unterricht<br />

den Nutzen des Fachs für den Alltag stärker zu verdeutlichen und die Schüler eher zu<br />

eigenen Freizeitaktivitäten im Bereich Naturwissenschaft und Technik anregen zu<br />

können.<br />

59 t-Test bei unabhängigen Stichproben.<br />

155


7.2.5 Zusammenfassung und Bewertung<br />

Die Auftaktbefragung konnte zeigen, dass naturwissenschaftlich-technische Interessen<br />

nur eine geringe Rolle bei der Freizeitgestaltung der Schüler spielen. Vor allem bei<br />

den Mädchen war eine ausgeprägte Abneigung gegenüber den entsprechen Interessen-<br />

gegenständen nachweisbar. Dennoch zeigten die Schüler weitgehend unabhängig von<br />

ihrem Geschlecht ein relativ hohes Interesse an den naturwissenschaftlich-technischen<br />

Sachgebieten und ihren Inhalten. Allerdings wurden die Themen im Bereich Physik<br />

und Chemie von den Unterstufenschülern deutlich schlechter beurteilt, wenn sie<br />

unter rein wissenschaftlichen bzw. gesellschaftspolitischen Aspekten erschienen.<br />

Auch eine Vermittlung der Unterrichtsinhalte mit Hilfe technischer Anwendungs-<br />

beispiele wurde kritisch beurteilt. Ebenso bevorzugten die Schüler generell eine<br />

praktisch-konstruktive gegenüber einer rezeptiven Auseinandersetzung mit den<br />

naturwissenschaftlich-technischen Interessengegenständen.<br />

Ein Vergleich der Ergebnisse der beiden Fragerunden konnte eine positive Aus-<br />

wirkung der durchgeführten interessenfördernden Maßnahmen auf das Interesse der<br />

Schüler am Unterricht (situationales Interesse) nachweisen. Eng damit hing wohl<br />

auch die sehr gute Beurteilung des Faches Naturphänomene am Ende der fünften<br />

Klasse zusammen. Eine Beeinflussung des naturwissenschaftlich-technischen Sach-<br />

interesses (individuelles Interesse) war aufgrund der Datenlage kaum festzustellen.<br />

Geht man aber in Anlehnung an die pädagogische Interessentheorie davon aus, dass<br />

situationales Interesse eine Voraussetzung für späteres individuelles Interesse ist, so<br />

sollte das Beibehalten und Verbessern des nach interessenfördernden Gesichtspunkten<br />

gestalteten Unterrichts spätestens am Ende der Klasse sechs auch hier Wirkung<br />

zeigen.<br />

Beide Geschlechter profitierten von dem neu gestalteten Unterricht. Inwieweit die<br />

Vorgehensweise bei der Planung und Durchführung geeignet war, geschlechts-<br />

spezifische Unterschiede in der Interessenstruktur auszugleichen, kann kaum<br />

beurteilt werden (vgl. Abbildung 41, Abbildung 44). Wahrscheinlich müssten hier<br />

Vorkehrungen getroffen werden, die über den Rahmen des Projektes hinausgehen.<br />

Erkenntnisse im Hinblick auf die Beantwortung der Forschungsfragen<br />

Zum ersten Zielbereich:<br />

Naturwissenschaftlich-technische Interessengegenstände spielen bei Schülern der<br />

gymnasialen Unterstufe eine nur geringe Rolle für die Freizeitgestaltung. Trotzdem<br />

156


esteht ein relativ hohes Interesse an naturwissenschaftlich-technischen Sachgebieten<br />

und ihren Inhalten. Eine praktisch-konstruktive Einführung in die Naturwissen-<br />

schaften mit Hilfe von Phänomenen, Körperbezügen und nicht allzu technischen<br />

Anwendungsgebieten wird dabei von Unterstufenschülern bevorzugt.<br />

Zum dritten Zielbereich:<br />

Ein nach interessenfördernden Kriterien gestalteter Naturphänomeneunterricht − im<br />

Projekt ist er vor allem durch die Verwirklichung der Kriterien der Anwendungs-<br />

und Tätigkeitsorientierung bzw. des kooperativen Lernens gelungen − hat positiven<br />

Einfluss auf das Interesse der Schüler und Schülerinnen am Unterricht. Von einer<br />

dauerhaften Auswirkung auf die naturwissenschaftlich-technische Interessenstruktur<br />

kann daher ausgegangen werden.<br />

Zwar profitierten auch die Mädchen von den interessenfördernden Maßnahmen im<br />

Projekt, zur Angleichung der Interessenstrukturen zwischen den Geschlechtern sind<br />

aber weitere Schritte − als bisher im Projekt verwirklicht − notwendig.<br />

157


7.3 Die Befunde der Lehrerbefragung<br />

7.3.1 Die Vorgehensweise bei der Datenerhebung<br />

Die Lehrer des Arbeitskreises wurden vom Doktoranden gegen Ende des Schuljahres<br />

im Rahmen eines Gruppeninterviews zu den Projektergebnissen, zur gemeinsamen<br />

Arbeit in der Planungsgruppe und zu den Möglichkeiten einer Unterstützung des<br />

interessenfördernden Unterrichts durch die Wirtschaft befragt. Das Interview wurde<br />

mit Hilfe eines Leitfadens geführt. Der Leitfaden entsprach in seinem Aufbau dem<br />

des Abschlussgespräches im Arbeitskreis SIA.<br />

1. Ablauf der Maßnahme<br />

(1) Wie haben sie den Unterricht im vergangenen Jahr erlebt?<br />

(2) Waren die unterrichtsorganisatorischen, materiellen und räumlichen Gegebenheiten in Ordnung?<br />

(3) Glauben Sie, dass man mit Hilfe eines solchen Unterrichts mehr Schüler und Schülerinnen für die naturwissenschaftlichen Fächer begeistern kann?<br />

(4) Lassen sich die angewandten Unterrichtsprinzipien auf den regulären Physikunterricht übertragen?<br />

2. Fragen zur Zusammenarbeit in der Arbeitsgruppe<br />

(5) Wie haben Sie die Zusammenarbeit im letzten Schuljahr erlebt?<br />

(6) Wie groß war Ihr organisatorischer und zeitlicher Aufwand?<br />

(7) Wie zufrieden sind Sie mit dem Ergebnis?<br />

(8) Gab es Feedback von Kollegen, Eltern oder dem Direktor?<br />

(9) Wie soll es weitergehen?<br />

(10) Ist diese Form der Zusammenarbeit auch für andere Schulentwicklungsaufgaben geeignet?<br />

3. Unterstützungsmöglichkeiten durch die Wirtschaft<br />

(11) Wo erhoffen Sie sich von der Wirtschaft Unterstützung bei einem interessenfördernden naturwissenschaftlichen Unterricht?<br />

Abbildung 45: Gesprächsleitfaden des Gruppeninterviews im Arbeitskreis Naturphänomene<br />

Die zirka 90-minütige Diskussion fand am <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium statt und<br />

wurde mit einem Aufnahmegerät aufgezeichnet. Sie war als Gruppengespräch<br />

angelegt, damit die Lehrer die Möglichkeit hatten, aufeinander Bezug zu nehmen und<br />

gegebenenfalls gemeinsam Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln (vgl. auch Bortz/<br />

Döring 2002, S. 318).<br />

7.3.2 Die Vorgehensweise bei der Datenauswertung<br />

Die Interviews wurden vom Doktoranden transkribiert und das Datenmaterial in<br />

einem ersten Schritt auf seine Güte überprüft.<br />

Die Überprüfung der Gütekriterien<br />

Die Gütekriterien qualitativer Datenerhebungen wurden so weit wie möglich erfüllt.<br />

Die Transparenz des methodischen Vorgehens und der Interviewleitfaden sicherten<br />

die Objektivität der Befragung (vgl. Bortz/Döring 2002, S. 326ff.). Bezüglich der<br />

158


Validierung der gewonnenen Daten muss darauf verwiesen werden, dass der<br />

Doktorand seit über einem Jahr mit den Lehrern im Arbeitskreis Naturphänomene<br />

zusammenarbeitete. Dieses besondere Vertrauensverhältnis wirkte sich positiv auf die<br />

Offenheit der Äußerungen im Interview aus.<br />

Die Auswertung und Interpretation der Daten<br />

Die weitere Auswertung des Datenmaterials wurde gemäß Schmidt in den Arbeits-<br />

schritten Kategorisieren, Codieren und Interpretieren vorgenommen (vgl. Schmidt<br />

2003).<br />

Die Erstellung der Kategorien erfolgte in einem Mischprozess und unter<br />

Berücksichtigung des vorgegebenen Leitfadens, des erfragten Datenmaterials und<br />

eigener theoretischer Annahmen. Dazu verfasste der Forscher zunächst eine Kurz-<br />

zusammenfassung des transkribierten Gruppengespräches. Anhand des nun vor-<br />

strukturierten Interviews wurden aus den Aussagen der Lehrer in einem zweiten<br />

Schritt Kategorien herausgefiltert, die das Raster des Fragebogens weiter verfeinerten<br />

und modifizierten. So ließen sich etwa anhand der Antworten auf die fünfte Frage,<br />

wie die Lehrer die Zusammenarbeit im Arbeitskreis erlebt hatten, Kategorien aus<br />

dem Datenmaterial entwickeln, die für eine erfolgreiche Gruppenarbeit im Projekt<br />

verantwortlich waren (vgl. Abbildung 55 - Abbildung 57). In Ausnahmefällen ging<br />

dieser Vorgang soweit, dass ein Bezug zur eigentlichen Fragestellung nicht mehr<br />

direkt zu erkennen war (Abbildung 48 - Abbildung 49). Ein Vergleich mit den<br />

Äußerungen der Lehrkräfte im Abschlussgespräches SIA, das in seinem Aufbau dem<br />

Gruppeninterview entsprach, gab zusätzlich Anregungen zur Entwicklung weiterer<br />

Kategorien. Aufgrund der geringen Teilnehmerzahl in den beiden Projekten erwies<br />

sich diese Vorgehensweise als ideal, um den Erkenntnisgewinn noch weiter zu<br />

vergrößern. Wo möglich, wurden die Kategorien mit Hilfe der Ergebnisse des<br />

Theorieteils gebildet (vgl. Abbildung 46 - Abbildung 47, Abbildung 49). An dieser<br />

Stelle war besondere Vorsicht geboten, sollten doch die Erkenntnisse nicht durch<br />

eigene Vorannahmen verfälscht werden.<br />

Im anschließenden Codiervorgang ordnete der Forscher die zentralen Aussagen des<br />

Leitfadeninterviews zu und stellte sie zu einer Tabelle zusammen.<br />

Die folgende Ergebnisdarstellung und Interpretation berücksichtigt die entwickelten<br />

Kategoriensysteme. Sie wurden in Form der oben beschriebenen Tabellen in die<br />

Arbeit eingefügt. Dabei wird jede Kategorie in der Regel durch ein Beispielzitat<br />

verdeutlicht.<br />

159


7.3.3 Die Maßnahme aus Lehrersicht<br />

In Übereinstimmung mit den Schülern betonten auch die Lehrer die interessen-<br />

fördernde Wirkung des selbstständigen Experimentierens und Bauens im Natur-<br />

phänomeneunterricht.<br />

Aktivität Lehrer Beispielzitat Interessenf. Kriterien<br />

Nachbau eines<br />

Elektromixers<br />

Bau eines Heiß-<br />

luftballons<br />

Kugelversuch<br />

Umgang mit<br />

dem Gasbren-<br />

ner<br />

Arbeiten mit<br />

Crocodile Clips<br />

Fahrrad löten<br />

L3<br />

L2<br />

L2<br />

L1, L2<br />

L3<br />

L1<br />

Das war so ungewohnt für die Schüler. Ein<br />

elektrisches Gerät auseinander schrauben dürfen<br />

ohne das jemand schreit. Sowohl Jungen wie<br />

Mädchen sind ganz vorsichtig herangegangen. [...]<br />

Also ich empfand es als sehr gut. Vor allem hatten<br />

die meisten bei der freien und nicht ganz einfachen<br />

Konstruktion mit Legotechnik ein lauffähiges<br />

Ergebnis. (Lehrer 3, Zeile 32-37)<br />

Gut, bei mir war es natürlich der Heißluftballon. Ein<br />

Schüler hat sogar seine Mutter mitgebracht. Er hat<br />

ihr gesagt, dass wir um 11 Uhr den Heißluftballon<br />

steigen lassen. Dann ist sie gekommen und hat<br />

zugeguckt. (Lehrer 2, Zeile 38-48)<br />

Wenn man diesen Kugelversuch − im kalten<br />

Zustand passt die Kugel durch das Loch und im<br />

heißen nicht − bei abgedunkeltem Raum macht<br />

und die Kugel bis zur Rotglut erhitzt, dann sieht<br />

man sie leuchten wie so eine Himbeere und das ist<br />

faszinierend für die. (Lehrer 2, Zeile 51-58)<br />

Der Umgang mit dem Gasbrenner war für die<br />

schon etwas besonderes. Und durch die Vorsichts-<br />

maßnahmen mit Schutzbrille und Schutzhand-<br />

schuhen nehmen sie es natürlich noch viel ernster.<br />

Sie sind dann richtig wie eine Art Wissenschaftler.<br />

(Lehrer 1, Zeile 59-62)<br />

Nachdem ich gefragt hatte, was wir in der letzten<br />

Stunde machen, kam bei einer Mädchengruppe<br />

sofort: „Gehen wir in den Computerraum und<br />

machen wir das Simulationsprogramm Crocodile<br />

Clips!“ [...] Das habe ich bloß mit den Mädchen<br />

gemacht, weil die Jungen ausnahmsweise ein<br />

bisschen länger gebraucht haben. [...] Eine Stunde<br />

lang haben sie gearbeitet. Das ging relativ zügig.<br />

Das war erstaunlich. (Lehrer 3, Zeile 75-81)<br />

Also, was sie bei mir natürlich auch gern gemacht<br />

haben, war das Fahrrad löten. [...] Wenn dann halt<br />

auch ein Produkt am Ende bei rauskommt, so dass<br />

sie sagen können: Das haben wir jetzt gemacht! Da<br />

ist ja auch noch eine gewisse Kreativität möglich.<br />

Wenn man den Plan dann hat, dann kann man<br />

gewisse Variationen am Lenkrad oder an den<br />

Stützrädern machen. (Lehrer 1, Zeile 82,86)<br />

Abbildung 46: Die Unterrichtssequenzen aus Sicht der Lehrer (Teil 1)<br />

• Anwendungsorientierung<br />

• Tätigkeitsorientierung<br />

• Autonomieorientierung<br />

• Wettbewerb<br />

• Anwendungsorientierung<br />

• Tätigkeitsorientierung<br />

• Wettbewerb<br />

• Tätigkeitsorientierung<br />

• Tätigkeitsorientierung<br />

• Tätigkeitsorientierung<br />

• Autonomieorientierung<br />

• Medieneinsatz<br />

• Tätigkeitsorientierung<br />

• Autonomieorientierung<br />

160


Vor allem bei den Experimenten ließ sich diese Wirkung durch einen gewissen<br />

Wettbewerbscharakter noch verstärken.<br />

Aktivität Lehrer Beispielzitat Interessenf. Kriterien<br />

Versuche als<br />

Wettbewerb<br />

(z.B. Büroklam-<br />

merversuch)<br />

L2, L3<br />

Die können den gleichen Versuch, wenn man ihn so<br />

als Wettbewerb anbietet, zehnmal machen. (Lehrer<br />

2, Zeile 87-99)<br />

Abbildung 47: Die Unterrichtssequenzen aus Sicht der Lehrer (Teil 2)<br />

• Tätigkeitsorientierung<br />

• Wettbewerb<br />

Wann immer im Naturphänomeneunterricht eine Trennung von Mädchen und<br />

Jungen vorgenommen werden konnte, wurde sie durchwegs positiv beurteilt. 60 Der<br />

monoedukative Unterricht ermöglichte laut Angabe der Lehrer eine bessere<br />

Berücksichtigung von geschlechtsspezifisch unterschiedlichen Mentalitäts- und Inter-<br />

essenstrukturen.<br />

Kategorie Beispielzitat<br />

Berücksichtigung der<br />

Mentalitätsunterschiede<br />

Berücksichtigung der<br />

Interessensschwerpunkte<br />

Also ich würde Mädchen und Jungen wieder trennen. Ich finde das eine<br />

sehr schöne Art zu unterrichten. Das funktioniert wirklich gut. Die<br />

Jungen sind ein bisschen lebendiger. Da kann man dann wirklich auf die<br />

Jungen eingehen, ohne die Mädchen dauernd zu vernachlässigen. Bei<br />

den Mädchen kann man anders unterrichten. [...] Die einzelnen Gruppen<br />

kommen mehr zu ihrem Recht. (Lehrer 3, Zeile 11-17)<br />

Ich habe das [Anmerkung des Verfassers: Geschlechtertrennung] als sehr<br />

gut empfunden, weil die Interessenschwerpunkte wirklich etwas anders<br />

liegen. Man kann halt dann mit der einen Gruppe etwas mehr hervor-<br />

heben und ein bisschen länger machen, was man in der anderen Gruppe<br />

schneller macht. (Lehrer 1, Zeile 24-27)<br />

Abbildung 48: Beurteilung des Erfolges der geschlechtsspezifischen Maßnahmen (Teil 1)<br />

In den Mädchengruppen war auch eine verstärkte Förderung des weiblichen<br />

Selbstkonzeptes gegenüber Naturwissenschaft und Technik möglich.<br />

Kategorie Beispielzitat<br />

Förderung des Selbstkonzeptes der<br />

Mädchen<br />

Die Mädchen trauen sich halt mehr, wenn sie unter sich sind. (Lehrer 1,<br />

Zeile 27-29)<br />

Abbildung 49: Beurteilung des Erfolges der geschlechtsspezifischen Maßnahmen (Teil 2)<br />

60 Zwar konnte eine Geschlechtertrennung nur in einer der drei fünften Klassen realisiert werden, doch hatte<br />

ein weiterer Lehrer in seiner sechsten Klasse das Fach Naturphänomene monoedukativ unterrichtet. Dieser<br />

berichtete ebenfalls von seinen Erfahrungen.<br />

161


Bezüglich einer dauerhaften Auswirkung der interessenfördernden Maßnahmen auf<br />

die Interessenstruktur der Schüler gaben sich die Lehrer eher zurückhaltend. Betont<br />

wurde lediglich ein nicht zu unterschätzender Abbau von Vorurteilen gegenüber den<br />

Naturwissenschaften.<br />

Kategorie Beispielzitat<br />

Abbau von Ängsten gegenüber<br />

den Naturwissenschaften<br />

(Kinder)<br />

Abbau von Vorurteilen gegen-<br />

über den Naturwissenschaften<br />

(Eltern)<br />

Ich würde dann mal lieber vorsichtiger formulieren. Die Kinder gehen nach<br />

dem Naturphänomeneunterricht vielleicht ein bisschen unbedarfter und<br />

ohne Angst in Fächer wie Physik und Chemie. [...] Ohne den Naturphäno-<br />

meneunterricht sind die ja oft nur von ihren Eltern auf diesen Unterricht<br />

vorbereitet worden. So in dem Stil: „Oh Mädchen, in Physik war ich auch<br />

schon immer schlecht! Das kannst du auch nicht hinkriegen!“ [...] Und jetzt<br />

wissen sie es ein bisschen besser. (Lehrer 2, Zeile 211-220)<br />

Einer der Hauptgründe sind wirklich die Eltern. Plötzlich höre ich Eltern:<br />

„Mein Kind interessiert sich für die Naturphänomene bzw. die Naturwissen-<br />

schaften!“ Dann hört man sie nicht mehr sagen: „Ach, jetzt kommt ihr in<br />

Physik, passt bloß auf!“ Die sehen das Interesse ihrer Kinder in den Klassen<br />

fünf und sechs, und dann ist wenigstens die negative Vorbereitung auf die<br />

Fächer nicht mehr da. (Lehrer 3, Zeile 221-225)<br />

Abbildung 50: Langfristige Wirkung der Maßnahme (Teil 1)<br />

Um weitere positive Effekte zu Gunsten der naturwissenschaftlichen Fachbereiche zu<br />

erreichen, wäre eine bessere Anbindung der Naturphänomene an den naturwissen-<br />

schaftlichen Anfangsunterricht nötig.<br />

Kategorie Beispielzitat<br />

Erhöhung der interessenför-<br />

dernden Wirkung durch bessere<br />

Anknüpfung an den naturwis-<br />

senschaftlichen Fachunterricht<br />

Es gibt immer wieder den typischen Fall, dass die Kinder die Naturwissen-<br />

schaften aus dem Fach Naturphänomene kennen. Man geht ja dort ein<br />

bisschen phänomenologisch vor und macht viele Experimente. Dann wird<br />

es in der Physik wieder sehr lehrerzentriert, abstrakter, formaler und<br />

rechnerischer. Man müsste vielleicht versuchen, noch mehr Erfahrungen<br />

aus den Naturphänomenen in den Physikunterricht mit rüberzunehmen.<br />

(Lehrer 2, Zeile 226-236)<br />

Also ich denke, dass wird noch mal eine Fragestellung werden, wenn wir<br />

umstellen auf Klasse sieben. Also wenn wir dann nahtlos von den Phäno-<br />

menen auf Physik umsteigen, dann müssen wir dem Rechnung tragen.<br />

(Lehrer 3, Zeile 237-242)<br />

Abbildung 51: Langfristige Wirkung der Maßnahme (Teil 2)<br />

Bezüglich der Wirkung der Maßnahme auf die eigene Person muss gesagt werden,<br />

dass die Lehrer den Unterricht in Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung<br />

als Belastung empfanden.<br />

Es ist ein Unterricht, der eigentlich, was Vorbereitung, Nachbereitung und so weiter<br />

betrifft, auch das Halten von Unterricht betrifft, relativ anstrengend ist. Das muss ich<br />

schon sagen. (Lehrer 2, Zeile 193-195)<br />

162


Der große Materialaufwand und die lückenlose Einbindung in den täglichen<br />

Stundenplan erhöhten dabei die „Stressfaktoren“ in der Vor- und Nachbereitung.<br />

Kategorie Beispielzitat<br />

Materialaufwand [...] weil einfach für eine Klasse des ganze Material zusammentragen. Wenn<br />

ich meine Materialliste anschaue, das ist einfach ein Haufen, und dann fehlt<br />

wieder was. (Lehrer 1, Zeile 196-198)<br />

Einbindung in den Stundenplan Also was mich grundsätzlich bei dem Unterricht arg schlaucht, ist, dass er<br />

eingebunden ist in 25 Stunden pro Woche. [...] Man sollte eigentlich vor<br />

dem Naturphänomeneunterricht, das klingt ein bisschen blöd und ist sicher<br />

überzogen, eine Holstunde haben und danach auch. (Lehrer 2, Zeile 151-<br />

165)<br />

Abbildung 52: Aufwand bei der Vorbereitung und Durchführung der Maßnahme (Teil 1)<br />

Der hohe Anteil an Schüleraktivitäten stellte die Lehrer während der Durchführung<br />

vor neue Probleme, die bei immer noch zum Teil großen Schülerzahlen pro Gruppe<br />

einer schnellen Lösung bedurften (z.B. unterschiedliches Arbeitstempo der Schüler,<br />

Gefahren beim selbstständigen Experimentieren, Aufräumen der Experimentier- bzw.<br />

Baumaterialien).<br />

Kategorie Beispielzitat<br />

Gruppengröße Unterrichtsorganisatorisch würde ich sagen, obwohl wir die Klasse teilen<br />

Unterschiedliches Arbeitstempo<br />

der Schüler<br />

können, haben wir zum Beispiel bei 30 bis 32 Kindern pro Gruppe immerhin<br />

noch 15 bzw. 16 Kinder. Das ist ziemlich viel. Es ist natürlich anzustreben,<br />

möglichst nur Zweier-Gruppen zu machen. Das sind schon mal 7 bis 8<br />

Zweiergruppen. Wenn es auch jetzt nicht so den Eindruck macht, ist das<br />

manchmal schon heftig. (Lehrer 2, Zeile 138-149)<br />

[...] die einen sind nach 30 Minuten schon fertig, die anderen brauchen viel<br />

länger. (Lehrer 1, Zeile 210-212)<br />

Verletzungsgefahr Der Lehrer denkt natürlich: „Hoffentlich passiert nichts!“ Also ich bin jedes<br />

Aufräumen der Experimentier-<br />

materialien<br />

Mal gottfroh, wenn man wieder zurück ist und nichts passiert ist. (Lehrer 2,<br />

Zeile 38-49)<br />

Und das Aufräumen mit denen Kindern ist natürlich auch ein Problem. Das<br />

sind immerhin Zehnjährige bzw. Elfjährige. Es ist einfach schwierig, die so<br />

aufräumen zu lassen, dass man als Lehrer dann anschließend nichts mehr<br />

zu tun hat. (Lehrer 2, Zeile 183-185)<br />

Abbildung 53: Aufwand bei der Vorbereitung und Durchführung der Maßnahme (Teil 2)<br />

163


7.3.4 Die Übertragbarkeit der interessenfördernden Kriterien<br />

auf den regulären naturwissenschaftlichen Unterricht<br />

Obgleich die Lehrer eine langfristige Wirkung des neu gestalteten Natur-<br />

phänomeneunterrichts zurückhaltend beurteilten, beobachteten sie durchaus Erfolge<br />

bei der Umsetzung der interessenfördernden Kriterien. Bedenklich bleibt aber, dass<br />

sie sich deren Berücksichtigung im „normalen“ Physikunterricht nur bedingt<br />

vorstellen können. Eine Reihe von Argumenten stünde einem anwendungs- bzw.<br />

praxisorientiertem Physikunterricht entgegen.<br />

Kategorie Beispielzitat<br />

Klassengröße Da ist natürlich schon mal das Grundproblem, dass man da natürlich<br />

Aufwendige Vorbereitung unter<br />

Zeitdruck<br />

Lehrplandruck<br />

Altersgemäßheit<br />

Notwendigkeit eines<br />

systematischen Wissensaufbaus<br />

keine geteilte Klasse hat. (Lehrer 2, Zeile 251-253)<br />

Da brauche ich viel Zeit zur Vorbereitung. Die habe ich mit einer 25-<br />

Stunden Woche oft nicht. (Lehrer 2, Zeile 254-267)<br />

Als Prinzip kann man es nicht übertragen. Dann wäre das Jahresziel<br />

nicht erreichbar. Wenn wir das mit den Methoden der Naturphänomene<br />

so weiterführen, könnten wir das nicht leisten, was wir vom Lehrplan<br />

bzw. den Standards her leisten müssten. (Lehrer 3, Zeile 254-267)<br />

Aber man muss natürlich auch sagen, dass sich auch die Schüler<br />

geändert haben. Die Schüler, die wir zum Beispiel jetzt in der achten<br />

Klasse haben, sind nicht mehr die Schüler aus Klasse 5 und 6. Es ist<br />

meine Erfahrung, dass man diese Schüler der Klasse 8 durchaus durch<br />

einen lehrerzentrierten Unterricht, der für die Kinder einen gewissen<br />

Aufforderungscharakter und eine gewisse Lebendigkeit hat, für die<br />

Physik interessieren kann. (Lehrer 2, Zeile 281-295)<br />

Ich denke, mit den Anwendungen gibt es oft das Problem, dass sie<br />

kompliziert sind. Und es geht jetzt im Physikunterricht im Gegensatz zu<br />

den Naturphänomenen darum, bestimmte Denkstrukturen zum Beispiel<br />

Größenbegriffe oder Einheiten zu lernen. [...] Wenn ich dann eine<br />

Anwendung bringe, bei der noch viel Beiwerk dabei ist, das der<br />

[schwache] Schüler gar nicht durchblickt, dann ist es zwar eine schöne<br />

Anwendung und die macht auch viel Spaß, aber worum es eigentlich<br />

geht, das wird ein bisschen verschleiert. (Lehrer 1, Zeile 299-305)<br />

Abbildung 54: Übertragbarkeit der interessenfördernden Kriterien auf den regulären Unterricht<br />

Angesichts dieser Sachlage ist es kein Zufall, dass zur Umsetzung der interessen-<br />

fördernden Kriterien im Entwicklungsprojekt nicht der reguläre naturwissen-<br />

schaftliche Unterricht von den beteiligten Lehrern gewählt wurde, sondern mit dem<br />

Fach Naturphänomene ein Bereich, der, da weitestgehend frei von Lehrplan- und<br />

Leistungsdruck, größtmögliche Freiheiten versprach. Zur Beantwortung der Frage,<br />

was nun tatsächlich bei der Ausgestaltung des Faches zum Erfolg führte, muss ein<br />

genaurer Blick auf die Arbeit der Planungsgruppe geworfen werden.<br />

164


7.3.5 Die Arbeit der Planungsgruppe<br />

Unverzichtbar und zum Teil eine ganz neue Erfahrung war für die Lehrer des<br />

Arbeitskreises Naturphänomene die Zusammenarbeit bei der Ausarbeitung der<br />

Unterrichtssequenzen.<br />

Ich bin jetzt im Prinzip, ohne Referendarzeit, 22 Jahre Lehrer. Für mich war es zum ersten<br />

Mal eine Zusammenarbeit, wo ich das Gefühl hatte, dass man bei der Sache bleibt, sich<br />

Zeit für gewisse Dinge nimmt und dass dabei für jeden was rausguckt. Ich habe das an<br />

dieser Schule nie mit einer solchen Zielgerichtetheit erlebt. (Lehrer 2, Zeile 315-328)<br />

Ich meine, ein Ergebnis ist nicht auf Papier zu fassen, sondern es kommt darauf an, dass<br />

wir das mal erlebt haben. Wenn man will, geht es, dass wir an einem Projekt über ein<br />

Schuljahr hinweg zusammenarbeiten. Das ist für mich auch ein Ergebnis. (Lehrer 3, Zeile<br />

396-404)<br />

Die durchweg arbeitsteilige Kooperation in der Gruppe machte den Aufwand für die<br />

einzelnen Lehrer vertretbar und brachte allen einen direkt erfahrbaren Nutzen.<br />

Kategorie Beispielzitat<br />

Arbeitsteiliges Arbeiten/eigener<br />

Nutzen<br />

Ich denke, man hat auch schon einiges wieder herausgekriegt von dem<br />

Aufwand dadurch, dass man jetzt schon profitiert hat von den Erfah-<br />

rungen der anderen. (Lehrer 1, Zeile 367-368)<br />

Wenn man bedenkt, was dabei herausgekommen ist, [...] dann ist das<br />

doch ein vertretbarer Aufwand. Man muss auch bedenken, von dem, was<br />

wir hier zusammengestellt haben, profitiert auch jemand, der hier jetzt<br />

gar nicht mitgemacht hat. (Lehrer 2, Zeile 369-381)<br />

Abbildung 55: Gründe für die erfolgreiche Zusammenarbeit (Teil 1)<br />

Auch die externe Begleitung des Arbeitskreises durch den Doktoranden trug maß-<br />

geblich zum Gelingen der Zusammenarbeit bei.<br />

Kategorie Beispielzitat<br />

Druck von außen/offizieller<br />

Charakter/guter Rahmen<br />

Also, ich fand, dass der Rahmen nicht nur innerschulisch war. Ganz<br />

wichtig war auch, dass es eine Begleitung von außen begleitet gab.<br />

Wenn viele Druck ausüben, gebe ich nach wo der größte [Druck] ist.<br />

(Lehrer 3, Zeile 340-352)<br />

Wenn wir allein gewesen wären, wären wir vielleicht auch nicht so<br />

konsequent gewesen. [...] Insofern war das hier schon ein guter Rahmen.<br />

(Lehrer 1, Zeile 353-360)<br />

Abbildung 56: Gründe für die erfolgreiche Zusammenarbeit (Teil 2)<br />

165


Nicht zuletzt die Lücke im Stundenplan machte ein regelmäßiges Treffen möglich.<br />

Kategorie Beispielzitat<br />

Zeitliche Organisation Das Problem ist wirklich, wenn die Meinung vorherrscht, dass Lehrer<br />

nicht zusammenarbeiten können […] oder nicht zusammenarbeiten<br />

wollen. Das liegt in erster Linie an der Zeitnot. Dass man sich einfach<br />

nicht begegnet. Wenn ich mal Zeit habe, dann hat halt der andere keine<br />

Zeit. Und wenn dann von überall her Druck ist, dann lässt man es halt<br />

bleiben. (Lehrer 1, Zeile 353-358)<br />

Abbildung 57: Gründe für die erfolgreiche Zusammenarbeit (Teil 3)<br />

Die Holstunde hat es halt ein bisschen vereinfacht. (Lehrer 2, Zeile 362)<br />

Insgesamt bezeichneten die Lehrer die entwickelten Unterrichtssequenzen und deren<br />

Umsetzung als Erfolg. Auch die geäußerte Bereitschaft, weitere noch fehlende<br />

Themen im nächsten Schuljahr zu ergänzen, deutete auf eine hohe Zufriedenheit mit<br />

dem Ergebnis der Zusammenarbeit hin.<br />

Kategorie Beispielzitat<br />

Zufriedenheit mit den praxisorien-<br />

tierten Unterrichtssequenzen<br />

Zufriedenheit mit der Zusammen-<br />

arbeit in der Gruppe<br />

Zufriedenheit mit der Dokumenta-<br />

tionsform<br />

Abbildung 58: Zufriedenheit mit dem Planungsergebnis<br />

Was ich jetzt sicher auch einmal machen werde, [...] ist dieses kleine<br />

Kapitel Astronomie. Das machen [die Schüler] eigentlich immer recht<br />

gern. Wobei es nicht ganz einfach ist, da Versuche oder so was zu<br />

machen. Ich habe zwei drei Basteleien: eine Sonnenuhr, einen kleinen<br />

Mondphasenanzeiger [...]. (Lehrer 2, Zeile 467-472)<br />

Ich meine, ein Ergebnis ist nicht auf Papier zu fassen, sondern es kommt<br />

darauf an, dass wir das mal erlebt haben. Wenn man will, geht es, dass wir<br />

an einem Projekt über ein Schuljahr zusammenarbeiten. Das ist für mich<br />

auch ein Ergebnis. (Lehrer 3, Zeile 396-404)<br />

Ich bin erstaunt, wenn ich die Zusammenarbeit ergebnisorientiert<br />

betrachte. Ich habe wieder an den Unterlagen gearbeitet und mir gefällt<br />

diese Art des Aufschriebes so gut, dass ich jetzt das nächste Projekt auch<br />

gleich mal so umschreibe. [...] Das Ergebnis gefällt mir. Da kann man<br />

weitermachen ohne großen Aufwand. (Lehrer 3, Zeile 340-352)<br />

Die Mitglieder der Gruppe äußerten darüber hinaus den Wunsch, diese Form der<br />

Kooperation auch auf zukünftige schulische Herausforderungen anzuwenden. Im<br />

Mittelpunkt der Diskussion stand die Entwicklung eines Schulcurriculums für das im<br />

Zuge der Bildungsreform neu einzuführende Fach Naturwissenschaft und Technik.<br />

Schön wäre es, wenn sich so wie auch hier Arbeitsgruppen finden würden. [...] Ich denke<br />

das wäre eine optimale Vorbereitungsorganisation für das Fach. (Lehrer 2, Zeile 530-547)<br />

Die Methode, die wir jetzt angewendet haben, können wir da genauso anwenden. (Lehrer<br />

1, Zeile 520-522)<br />

166


Den Teilnehmern war dabei durchaus bewusst, dass diese Zusammenarbeit unter<br />

grundsätzlich anderen Rahmenbedingungen stattfinden würde (Arbeitskreis muss vor<br />

Neueinführung stattfinden; Arbeitskreis besteht aus unterschiedlichen Fachlehrern;<br />

Arbeitskreis muss ohne externe Begleitung auskommen; Arbeitskreis ist aufgrund der<br />

komplexeren Inhalte stärker auf fachliche Unterstützung angewiesen).<br />

Dennoch war es der Wunsch aller, diese Zusammenarbeit im Arbeitskreis im<br />

kommenden Schuljahr weiterzuverfolgen.<br />

Ich glaube, das stimmt mich so positiv. Das ist, glaube ich, die einzige Möglichkeit wie wir<br />

das irgendwie geregelt kriegen. (Abschlussgespräch Naturphänomene, Lehrer 3, Zeile 510-<br />

517)<br />

7.3.6 Möglichkeiten der Wirtschaft zur Unterstützung eines<br />

interessenfördernden Unterrichts<br />

Die Lehrer des Arbeitskreises diskutierten abschließend, wie ein interessenfördernder<br />

Unterricht durch die Institutionen der Wirtschaft unterstützt werden kann. Dazu<br />

gaben sie Handlungsempfehlungen auf der Ebene der Bildungspolitik, der Schule, der<br />

Lehrer und der Schüler. Auf bildungspolitischer Ebene wäre ein stärkerer Druck auf<br />

die Entscheidungsträger im staatlichen Bildungssystem notwendig. Diese Einfluss-<br />

nahme muss nach Ansicht der Lehrer unter genauer Kenntnis der Sachlage und ohne<br />

vordergründiges Verfolgen eigener Interessen erfolgen.<br />

Ebene<br />

Bildungspolitik<br />

Kategorie Beispielzitat<br />

Einflussnahme unter Kennt-<br />

nis der aktuellen schulpoli-<br />

tischen Probleme<br />

Ablehnung von eigennüt-<br />

ziger Einflussnahme<br />

Wenn man sich schon einmischen möchte, dann muss man<br />

sich zuerst mal umschauen. Was braucht man denn, wie<br />

sieht es aus oder kann ich was für die Schule tun, um dann<br />

die Kultusbürokratie ein bisschen in eine andere Richtung<br />

zu wenden oder etwas zu korrigieren. (Lehrer 3, Zeile 761-<br />

778)<br />

Ansonsten muss sich die Wirtschaft aus dem Schulbetrieb<br />

raushalten. Sie kann, egal in welchem Bereich, unterstüt-<br />

zend wirken. Sie darf bloß nicht die Ziele vorgeben. (Lehrer<br />

3, Zeile 761-778)<br />

Abbildung 59: Unterstützungsmöglichkeiten der Wirtschaft (Teil 1)<br />

Auf Schulebene könnte die Wirtschaft, wie im vorliegenden Entwicklungsprojekt<br />

geschehen, Schulen bei der Gestaltung von Veränderungsprozessen im Bereich der<br />

Schul- und Unterrichtsentwicklung unterstützen. Die Begleitung des Arbeitskreises<br />

durch den Doktoranden ist hier beispielhaft.<br />

167


Ebene Schule Kategorie Beispielzitat<br />

Begleitung von Arbeits-<br />

gruppen zur Qualitätsent-<br />

wicklung von Schule und<br />

Unterricht<br />

Abbildung 60: Unterstützungsmöglichkeiten der Wirtschaft (Teil 2)<br />

Und dann muss man noch bedenken, wie wir vorher gesagt<br />

haben, dass es die Arbeitsgruppe unter anderem deshalb<br />

gibt, weil sie von außen kommen und das ein bisschen<br />

begleiten. Das ist keine Frage, aber wir brauchen in dieser<br />

Hinsicht ein paar Impulse. Das ist vermutlich, was die Vorbe-<br />

reitung von NWT betrifft, nicht so. (Lehrer 2, Zeile 563-573)<br />

Die schnell voranschreitenden Entwicklungen in Naturwissenschaft und Technik<br />

erfordern aktuelle Informationen. Durch Fortbildungsveranstaltungen und die<br />

Bereitstellung von fachkundigen Ansprechpartnern im Unternehmen kann die<br />

Wirtschaft Lehrer bei ihrem Bemühen um einen interessenfördernden Unterricht<br />

unterstützen.<br />

Ebene Lehrer Kategorie Beispielzitat<br />

Fortbildung (z.B. Fortbil-<br />

dungsveranstaltung,<br />

Pädagogischer Tag)<br />

(Fachliche) Ansprechpartner<br />

im Unternehmen<br />

Ich muss sagen, ich profitiere am meisten von Fortbil-<br />

dungen, an denen ich teilnehme. Da profitiere ich am<br />

meisten und ich glaube, die Schüler auch. (Lehrer 3, Zeile<br />

822-825)<br />

Wenn du weißt, zum Beispiel in der Halbleitertechnik, da<br />

gibt es einen Ansprechpartner, den kann man anrufen,<br />

wenn man was braucht oder was wissen muss, also noch<br />

über die Fortbildung hinaus, das ist natürlich ganz toll. [...]<br />

Ich weiß zwar, da ist Bosch, die machen das und da ist die<br />

Firma, die machen das, aber du rufst doch nicht mal schnell<br />

an, wenn du im Unterricht an einer bestimmten Stelle bist.<br />

(Lehrer 1, Zeile 836-842)<br />

Abbildung 61: Unterstützungsmöglichkeiten der Wirtschaft (Teil 3)<br />

In enger Abstimmung mit der naturwissenschaftlichen Lehrerschaft sind auch direkte<br />

Angebote an Schüler möglich. Diese reichen von der gemeinsamen Gestaltung<br />

außerschulischer Angebote (z.B. Schülerpraktikum, AG) bis hin zur Ausschreibung<br />

von (regionalen) Wettbewerben.<br />

Ebene Schüler Kategorie Beispielzitat<br />

Zusammenarbeit bei außer-<br />

unterrichtlichen Angeboten<br />

(z.B. Praktikum, AG)<br />

Also punktuell, denke ich, ist es sinnvoll, mit Interessierten<br />

im außerschulischen Bereich zusammenzuarbeiten, ob das<br />

im Praktikumsbereich einer Firma läuft [...] oder indem die<br />

Vertreter der Firma in die Schule kommen. (Lehrer 2, Zeile<br />

781-805)<br />

Abbildung 62: Unterstützungsmöglichkeiten der Wirtschaft (Teil 4)<br />

168


Ebene Schüler Kategorie Beispielzitat<br />

Förderung von technisch<br />

interessierten Schülern in der<br />

Unter- und Mittelstufe<br />

Förderung von naturwissen-<br />

schaftlich-technischen<br />

Talenten in der Oberstufe<br />

Wettbewerbe unter Einbe-<br />

ziehung der Schule<br />

Dass man zum Beispiel sagt, wir haben ein paar von Bosch<br />

gesponserte Netzgeräte [oder Technikbaukasten, sonstiges<br />

Material], die sind extra dazu da, sie solchen Kindern mit<br />

nach Hause zu geben. Vielleicht ist da auch noch ein Wett-<br />

bewerb, und in einem halben Jahr müssen die Kinder das<br />

Netzgerät [oder Technikbaukasten, sonstiges Material]<br />

wieder zurückbringen. (Lehrer 2, Zeile 890-911)<br />

Ob man solche wirklichen Talente mal in einen Betrieb<br />

einschleusen kann und die da in einer Gruppe eine Weile<br />

mitarbeiten lassen kann [...] (Lehrer 2, Zeile 912-917)<br />

Was hindert jetzt zum Beispiel Bosch oder eine andere<br />

größere Firma daran, mit der Hochschule einen Wettkampf<br />

im naturwissenschaftlichen Bereich auszuloben. [...] Da ist<br />

gar nicht viel dahinter. Es muss ein Thema rausgesucht<br />

werden, ein bisschen den Tag gestalten und mit beiden<br />

Partnern unterstützt hat das einen werbewirksamen Effekt<br />

und eine tolle Ausstrahlungskraft in die Schule. Uns wird<br />

nicht reingeredet [...], sondern uns werden Möglichkeiten<br />

eröffnet, thematisch zu arbeiten. (Lehrer 3, Zeile 870-885)<br />

Abbildung 62: Unterstützungsmöglichkeiten der Wirtschaft (Teil 4 Fortsetzung)<br />

169


7.3.7 Zusammenfassung und Bewertung<br />

In Übereinstimmung mit den Schülerergebnissen beobachteten auch die Lehrer die<br />

interessenfördernde Wirkung ihres neu gestalteten Unterrichts. Bezüglich des Ziels<br />

der Maßnahme, möglichst viele Schüler durch den Aufbau von dispositionalen<br />

Interessenstrukturen dauerhaft für die naturwissenschaftlich-technischen Fach-<br />

bereiche zu begeistern, äußerten sich die Lehrkräfte aufgrund ihrer Unterrichts-<br />

beobachtungen zurückhaltend. Geht man davon aus, dass auch in der Schüler-<br />

befragung noch kein positiver Einfluss auf das individuelle Interesse nachgewiesen<br />

werden konnte, so ist diese Feststellung wohl wenig verwunderlich. Ein fortgesetzter<br />

interessenfördernder Naturphänomeneunterricht sollte bei den Schülern eine<br />

nachhaltige Beeinflussung der Interessenstruktur einleiten und für die Lehrer den<br />

langfristigen Erfolg ihrer Arbeit noch deutlicher sichtbar machen.<br />

Insgesamt bedenklich bleibt aber vor allem, dass die beteiligten Lehrer sich trotz des<br />

Erfolges der Maßnahme, eine Berücksichtigung der interessenfördernden Kriterien im<br />

regulären Physikunterricht nur bedingt vorstellen konnten. Eine Reihe von<br />

Argumenten, wie die Klassengröße, der Lehrplandruck, der hohe Vorbereitungs-<br />

aufwand bzw. die fachliche Notwendigkeit einer systematischen Einführung in die<br />

Naturwissenschaften, stünden einem anwendungs- bzw. praxisorientiertem Physik-<br />

unterricht entgegen. Trotz der Einwände wurde die Reformbedürftigkeit des<br />

regulären naturwissenschaftlichen Unterrichts von allen Projektteilnehmern an-<br />

erkannt. Der von den Lehrern vorgeschlagene Weg, in Anknüpfung an die Natur-<br />

phänomene einen stärker interessenfördenden Physikanfangsunterricht zu versuchen,<br />

erscheint dem Verfasser als eine praktikable Möglichkeit, erste Veränderungen<br />

einzuleiten.<br />

Auch auf die Frage, wie solche Unterrichtsentwicklungen in der Schulpraxis gestaltet<br />

werden könnten, gibt die vorliegende Arbeit eine Antwort. Erst die Zusammenarbeit<br />

mehrerer Lehrkräfte kann zu breitenwirksamen und nachhaltigen Ergebnissen<br />

führen. Die Chance, dass eine solche Zusammenarbeit gelingt, hängt von einer Reihe<br />

von Faktoren ab. Im Arbeitskreis Naturphänomene stellten sich die klare Ziel-<br />

orientierung, das arbeitsteilige Kooperieren, der für alle erkennbare Nutzen, die<br />

externe Prozessbegleitung und die guten organisatorischen Rahmenbedingungen als<br />

vorteilhaft heraus. Eine solche Prozessbegleitung kann durch externe Begleiter<br />

erfolgen. Doch ist dies nur eine Möglichkeit, wie die Wirtschaft nach Meinung der<br />

beteiligten Lehrkräfte einen interessenfördernden Unterricht stützen könnte.<br />

170


Erkenntnisse im Hinblick auf die Beantwortung der Forschungsfragen<br />

Zum dritten Zielbereich:<br />

Die Wirkung der interessenfördernden Maßnamen ist für die Lehrer im Unterricht<br />

beobachtbar.<br />

Zum ersten Zielbereich:<br />

Die im Arbeitskreis Naturphänomene umgesetzten interessenfördernden Kriterien<br />

lassen sich nach Ansicht der Lehrer nur bedingt auf den regulären natur-<br />

wissenschaftlichen Unterricht übertragen. Eine Reihe von strukturellen Rahmen-<br />

bedingungen steht deren Verwirklichung im Wege.<br />

Zum vierten Zielbereich:<br />

Verantwortlich für den Erfolg des Projektes ist die gelungene Zusammenarbeit im<br />

Arbeitskreis Naturphänomene. Als kooperationsfördernd haben sich die klare<br />

Zielorientierung, die Arbeitsteiligkeit, der für alle erkennbare Nutzen, die externe<br />

Prozessbegleitung und die guten organisatorischen Rahmenbedingungen heraus-<br />

gestellt.<br />

Zum fünften Zielbereich:<br />

Die Wirtschaft kann Schulen auf der Ebene der Bildungspolitik, der Schule, des<br />

Lehrers und der Schüler bei der Verwirklichung eines interessenfördernden natur-<br />

wissenschaftlichen Unterrichts unterstützen.<br />

171


8 Die Evaluationsergebnisse des Projektes Schüler-<br />

Ingenieur-Akademie<br />

8.1 Die Beschreibung des Projektergebnisses<br />

8.1.1 Das Gesamtprojekt<br />

Betrachtet man die Schüler-Ingenieur-Akademie unter interessenfördernden Gesichts-<br />

punkten, so wird man schnell feststellen, dass die Vorkehrungen, die im Rahmen des<br />

Gesamtprojektes getroffen wurden, den in Kapitel 3.3 formulierten Anforderungen<br />

entsprechen.<br />

Die Betrachtung des Gesamtprojektes unter interessenfördenden Gesichtspunkten<br />

Die SIA will Schüler fördern, die bereits naturwissenschaftlich-technisch interessiert<br />

sind. Ein Bewerbungsverfahren sollte gewährleisten, dass nur diese Schüler Aufnahme<br />

in den ersten SIA-Jahrgang fanden (organisatorischer Aspekt).<br />

Lediglich ein „kleiner Mädchenbonus“ sollte die Aufnahme von weiblichen Teilneh-<br />

merinnen erleichtern. Weitere geschlechtsspezifische Vorkehrungen wurden nicht ge-<br />

troffen, da das Planungsteam davon ausging, dass mädchenfördernde Maßnahmen<br />

weit früher ansetzen müssen (geschlechtsspezifischer Aspekt).<br />

Die Zusammensetzung der Gruppe aus zwei verschiedenen Schulen und unter-<br />

schiedlichen Klassen erforderte team- bzw. gruppenbildende Elemente im Aus-<br />

bildungsplan. Hierzu veranstalteten professionelle Erlebnispädagogen zu Beginn des<br />

SIA-Halbjahres ein eintägiges Outdoorseminar (sozialer Aspekt).<br />

Die Beschränkung der Auswertung auf das Teilprojekt Netzgerät<br />

Alle weiteren interessenfördernden Kriterien werden anhand des konkreten<br />

Ausbildungsplanes überprüft. Die Schüler-Ingenieur-Akademie beinhaltete zwei<br />

Teilprojekte (Bau des Netzgerätes, Mikrocontrollerprogrammierung eines Reaktions-<br />

zeittesters). Wie auch bei der Darstellung der Ergebnisse des Arbeitskreises Natur-<br />

phänomene wird im Folgenden eine Beschränkung der Darstellung vorgenommen.<br />

Im Mittelpunkt der Ausführungen steht das Teilprojekt Netzgerät. Diese Auswahl<br />

erfolgt nicht zufällig. Während die Fachhochschule, wie bereits oben beschrieben, das<br />

Teilprojekt Mikrocontroller weitgehend selbstständig gestaltete, wurde der<br />

Netzgerätebau vom Doktoranden, den Lehrern und der Ausbildungsabteilung der<br />

Robert Bosch GmbH gemeinsam geplant und durchgeführt. Eine Umsetzung der<br />

interessenfördernden Kriterien war somit direkt möglich.<br />

172


8.1.2 Das Teilprojekt Netzgerätebau<br />

Das Teilprojekt Netzgerätebau erstreckte sich über fast ein ganzes Projekthalbjahr.<br />

Inwieweit es den Planern hier gelungen ist, die interessenfördernden Kriterien<br />

umzusetzen, sollen die folgenden Ausführungen zeigen.<br />

Zeitpunkt Theorie/Praxis Inhalt Lernort Durchführende<br />

10.10.03 Theorie I Grundlagen der Elektronik<br />

• Schaltzeichen<br />

• Messung von Strom und Spannung<br />

• Widerstände<br />

• Reihen- und Parallelschaltung von Widerständen<br />

• Temperatur- bzw. lichtempfindliche Widerstände<br />

• Potentiometer, Diode, Transistor, Kondensator<br />

• Übungsaufgaben mit Crocodile Physics<br />

17.10.03 Praxis I Sicherheitsunterweisung<br />

Gehäusebau I<br />

Schule Lehrer<br />

Bosch,<br />

Ausbildungs-<br />

werkstätte<br />

24.10.03 Praxis II Gehäusebau II Bosch,<br />

14.11.03 Theorie II Die Entwicklung einer einfachen Schaltung für<br />

ein Netzteil I<br />

• Transformator<br />

• Halbleiterdiode<br />

• Einweggleichrichtung<br />

• Kondensator<br />

• Einweggleichrichtung mit Kondensator<br />

Übungsaufgaben mit Crocodile Physics<br />

Ausbildungs-<br />

werkstätte<br />

21.11.03 Praxis III Bestückung der Platine I Bosch,<br />

Ausbilder,<br />

173<br />

Auszubildende,<br />

Lehrer<br />

Ausbilder,<br />

Auszubildende,<br />

Lehrer<br />

Schule Lehrer<br />

Ausbildungs-<br />

werkstätte<br />

28.11.03 Praxis IV Bestückung der Platine II Bosch,<br />

5.12.03 Theorie III Die Entwicklung einer einfachen Schaltung für<br />

ein Netzteil II<br />

• Zweiweggleichrichtung<br />

Die Entwicklung einer Schaltung mit regelbarer<br />

Spannungsquelle<br />

• Transistor als Regelelement<br />

• Konstantspannungsquelle<br />

• Konstantstromquelle<br />

• Simulation mit Crocodile Physics<br />

Abbildung 63: Beschreibung des Projektablaufs Netzgerät<br />

Ausbildungs-<br />

werkstätte<br />

Ausbilder,<br />

Auszubildende,<br />

Lehrer<br />

Ausbilder,<br />

Auszubildende,<br />

Lehrer<br />

Schule Lehrer


Zeitpunkt Theorie/Praxis Inhalt Lernort Durchführende<br />

12.12.03 Theorie IV Der Operationsverstärker zur automatischen<br />

Regelung der Ausgangsspannung<br />

• Regelkreise<br />

• Operationsverstärker<br />

Simulation mit Crocodile Physics<br />

9.1.04 Theorie V Die Spannungs- bzw. Stromregelung des<br />

Netzgerätes<br />

• Spannungsregelung<br />

• Stromregelung<br />

Erklärung anhand des Schaltplanes;<br />

Simulation mit Crocodile Physics<br />

16.1.04 Praxis V Bestückung der Platine III Bosch,<br />

Schule Lehrer<br />

Schule Lehrer<br />

Ausbildungs-<br />

werkstätte<br />

23.1.04 Praxis VI Endmontage I Bosch,<br />

Ausbildungs-<br />

werkstätte<br />

30.1.04 Praxis VII Endmontage II Bosch,<br />

11.6.04 Inbetriebnahme Inbetriebnahme<br />

Wiederholung der Spannungs- bzw. Stromregelung;<br />

Begrenzung der max. Ausgangsspannung (20V) bzw.<br />

der Stromstärke (2A);<br />

Abgleich der digitalen Anzeige;<br />

Test der Hitzeschutzschaltung<br />

Abbildung 63: Beschreibung des Projektablaufs Netzgerät (Fortsetzung)<br />

Ausbildungs-<br />

werkstätte<br />

Ausbilder,<br />

174<br />

Auszubildende,<br />

Lehrer<br />

Ausbilder,<br />

Auszubildende,<br />

Lehrer<br />

Ausbilder,<br />

Auszubildende,<br />

Lehrer<br />

Schule Lehrer<br />

Neben dem Gehäusebau hatte das Teilprojekt Netzgerät einen eindeutig auf die<br />

Elektronik ausgerichteten Schwerpunkt (inhaltlicher Aspekt – Anwendungsorien-<br />

tierung). In den Theorieveranstaltungen sollten die Schüler anhand des Netzgeräte-<br />

schaltplans die Funktionsweise der einzelnen Bauelemente und Schaltkreise erken-<br />

nen. Um diesen Verstehensprozess zu unterstützen wurde außerdem das Simulations-<br />

programm Crocodile Physics eingesetzt. Beim Bau des Netzgerätes sollte den Schü-<br />

lern Gelegenheit gegeben werden, die erworbenen theoretischen Grundlagen direkt<br />

anzuwenden und deren Funktionstüchtigkeit am fertigen Produkt zu überprüfen.<br />

Die praktische Arbeit in der Werkstätte ermöglichte es den Schülern, eine Reihe von<br />

handwerklichen Fähigkeiten zu erwerben (inhaltlicher Aspekt – Tätigkeitsorien-


tierung). Neben dem Löten und Verdrahten beim Bestücken der Platine musste beim<br />

Bau des Gehäuses abgemessen, gesägt, gefeilt und gebohrt werden.<br />

Es war den Planern bewusst, dass aufgrund der vielen Vorgaben die Freiräume für ein<br />

selbstständiges und kreatives Arbeiten im Teilprojekt Netzgerätebau stark<br />

eingeschränkt waren, doch rechtfertigte aus Sicht der beteiligten Lehrer das<br />

Kennenlernen neuer Techniken und Arbeitsweisen diese Vorgehensweise (metho-<br />

discher Aspekt – Autonomieorientierung). Trotzdem sollte das Arbeiten mit dem<br />

Simulationsprogramm Crocodile Physics in der Schule und der durch einige<br />

Auszubildende unterstützte Bau des Netzgerätes in den Werkstätten der Robert<br />

Bosch GmbH Autonomieerlebnisse ermöglichen.<br />

Da jeweils zwei Schüler zusammen ein Netzgerät herstellten, war darüber hinaus<br />

Kooperation gefordert (methodischer Aspekt – kooperatives Lernen).<br />

175


8.1.3 Zusammenfassung und Bewertung<br />

Die Auswertung des Ausbildungsplanes und der Protokolle der Planungssitzungen<br />

des Arbeitskreises SIA zeigt, dass, ähnlich wie bei der Erstellung des Schul-<br />

curriculums für das Fach Naturphänomene, auch im Teilprojekt Netzgerätebau<br />

vorrangig die Prinzipien der Anwendungs- und Tätigkeitsorientierung bzw. des<br />

kooperativen Lernens umgesetzt wurden.<br />

Zwar war es in einem frühen Projektstadium vorgesehen, den Schülern größere<br />

Freiheiten bei der Planung und Durchführung beider Teilprojekte zu geben, doch<br />

hielten die Lehrkräfte aufgrund der Neuheit und Komplexität der Projektthemen<br />

einen vorwiegend individuell gestalteten Projektablauf für kaum möglich. Sicherlich<br />

war für diese Einschätzung auch der Umstand verantwortlich, dass die Lehrer selbst<br />

bis dahin noch keine Erfahrungen mit dem Ablauf einer Schüler-Ingenieur-Akademie<br />

hatten. Auch waren ihnen die Projektinhalte weitgehend unbekannt. Zudem ließ sich<br />

zu Beginn des Projektes schwer einschätzen, wie die beteiligten Schüler mit den an sie<br />

gestellten Aufgaben zurecht kommen würden. Eine eng an den Ausbildungsplan<br />

gekoppelte Durchführung der beiden Teilprojekte schien deshalb Projekterfolge eher<br />

ermöglichen zu können. Geht man davon aus, dass diese für ein schulübergreifendes<br />

Pilotprojekt von besonderer Bedeutung sind, so kann der Verfasser der vorliegenden<br />

Arbeit dieser Auffassung nur zustimmen. Eine weitere Optimierung wäre dann ja<br />

immer noch in den Folgejahren möglich.<br />

Inwieweit die weitere Entscheidung des Arbeitskreises − außer einer Bevorzugung<br />

weiblicher Teilnehmer bei der SIA-Aufnahme − keine weiteren die Mädchen unter-<br />

stützenden Vorkehrungen zu treffen, der Verwirklichung der Projektziele zuträglich<br />

ist, muss dagegen die abschließende Evaluation zeigen.<br />

Erkenntnisse im Hinblick auf die Beantwortung der Forschungsfragen<br />

Zum dritten Zielbereich:<br />

Die Prinzipien der Anwendungs- und Tätigkeitsorientierung bzw. des kooperativen<br />

Lernens lassen sich besonders gut im Projekt Schüler-Ingenieur-Akademie verwirk-<br />

lichen. Eine verstärkte Autonomieorientierung bei der Entwicklung des Ausbildungs-<br />

plans wird von den Lehrern zwar anerkannt, doch aufgrund der Neuheit der zu<br />

vermittelnden Projektinhalte zurückgestellt.<br />

Nach Ansicht der beteiligten Lehrer bedarf die Schüler-Ingenieur-Akademie aufgrund<br />

der bereits ausgeprägten Interessenstruktur der Teilnehmer keinerlei mädchenför-<br />

176


dernder Vorkehrungen. Lediglich ein Bonus bei der Aufnahme versucht interessierte<br />

Schülerinnen zu bevorzugen.<br />

177


8.2 Die Befunde der Schülerbefragung<br />

8.2.1 Vorgehensweise bei der Datenerhebung<br />

Die Schüler wurden vom Doktoranden im Rahmen zweier Leitfadeninterviews in<br />

Einzelgesprächen befragt (vgl. Kapitel 6.3.4: Die Durchführung der Evaluation).<br />

Dieses Evaluationsinstrument kam der Absicht des Forschers entgegen, möglichst viel<br />

über die naturwissenschaftlich-technische Interessenstruktur der Schüler wie auch<br />

über deren Veränderung durch die Maßnahme zu erfahren. Der Leitfaden sollte dabei<br />

die Einheitlichkeit des Gesprächverlaufes sichern und einen unkomplizierten<br />

Vergleich der Einzelinterviews gewährleisten (vgl. auch Friebertshäuser 2003).<br />

Dennoch ließ er „genügend Spielraum, spontan aus der Interviewsituation heraus<br />

neue Fragen und Themen einzubeziehen oder bei der Interviewauswertung auch<br />

Themen herauszufiltern, die bei der Leitfaden-Konzeption nicht antizipiert wurden“<br />

(Bortz/Döring 2002, S. 315).<br />

Das Auftakt- und Abschlussgespräch<br />

Im Auftaktgespräch sollte neben den Erwartungen der Schüler an die Schüler-<br />

Ingenieur-Akademie ihre naturwissenschaftlich-technische Interessenstruktur eruiert<br />

werden.<br />

1. Allgemeine Info, Freizeitinteressen, Sachinteressen<br />

(1) Stell dich doch einfach mal selbst vor!<br />

(1.1) Wo kommst du her?<br />

(1.2) Wie war dein bisheriger schulischer Werdegang?<br />

(1.3) Wie verbringst du deine Freizeit?<br />

2. Schulische Interessen I<br />

(2) Hast du Lieblingsfächer?<br />

(2.1) Warum ist Physik dein Lieblingsfach?<br />

(2.2) Und was ist mit Physik?<br />

3. Motivation zur Teilnahme an der SIA<br />

(3) Warum hast du dich für die SIA beworben?<br />

(4) Was erwartest du dir von der SIA?<br />

4. Berufsinteresse<br />

(5) Hast du einen Berufs- oder Studienwunsch?<br />

(5.1) Wie ist deiner Meinung nach dieser Studienwunsch bzw. Berufswunsch zustande gekommen? Warum dieser und nicht etwas anderes?<br />

(5.2) Hast du eine Vorstellung in welche Richtung deine beruflichen Interessen gehen?<br />

5. Schulische Interesse II<br />

(6) Am Ende der Klasse 11 wählst du dein Profil- und Neigungsfach. Weißt du schon welche Fächer du wählen wirst?<br />

Abbildung 64: Gesprächsleitfaden des Auftaktinterviews<br />

178


Während des im Schnitt rund 15-minütigen Interviews bestand für den Interviewer<br />

die Möglichkeit, auf die Informationen aus den Bewerbungsunterlagen (Anschreiben,<br />

Lebenslauf) Bezug zu nehmen und diese als Gesprächsanlass zu verwenden.<br />

Im Abschlussgespräch sollte in erster Linie geprüft werden, inwieweit die Schüler-<br />

Ingenieur-Akademie eine Auswirkung auf die Interessenstruktur der beteiligten<br />

Schüler gezeitigt hatte. Auf der Suche nach geeigneten Indikatoren bot sich zum<br />

einen die am Ende der 11. Klasse stattfindende Wahl der Profil- und Neigungsfächer<br />

an. So bestand beim Doktoranden die Vermutung, dass diese Wahl eventuell durch<br />

die SIA zu Gunsten des naturwissenschaftlichen Fachbereiches beeinflusst werden<br />

könnte. Zum anderen sollte die Auswirkung der SIA auf das Berufsinteresse<br />

überprüft werden, nicht zuletzt deshalb, weil die Berufsorientierung ein wichtiges<br />

Teilziel der Maßnahme war. Weiterhin wurden im Abschlussgespräch Informationen<br />

zum Ablauf der Maßnahme und zur Erfüllung der Erwartungen an das Projekt<br />

erhoben.<br />

1. Erfüllung der Erwartungen<br />

Du hast beim Gespräch vor einem Jahr Erwartungen an die SIA geäußert.<br />

(1) Sind deine Erwartungen an die SIA erfüllt worden?<br />

2. Interessiertheit an der Maßnahme<br />

2.1 Inhaltlich<br />

Im vergangenen Jahr: Outdoorseminar, Netzgerät, Tag der Berufsorientierung, Mikrokontrollerprogrammierung, Ausflüge [...]<br />

(2) Was hat dir besonders gut gefallen? Was hat dir besonders viel Spaß gemacht? Warum?<br />

(3) Was fandest du schlecht? Warum?<br />

(4) Was hast du dazugelernt? Weißt du etwas, was du vorher nicht wusstest?<br />

(5) Wie unterscheidet sich die SIA vom alltäglichen Physikunterricht?<br />

2.2 Organisatorisch<br />

(6) Wie bist du zeitlich und organisatorisch mit dem zusätzlichen Freitagnachmittag zurecht gekommen?<br />

(7) Die SIA dauerte insgesamt ein Jahr. Zu lang? Zu kurz? Verlängerung? Verkürzung?<br />

3. Berufsinteresse<br />

Du hast beim Gespräch vor einem Jahr folgenden Berufswunsch geäußert [...]<br />

oder<br />

Du hast dich beim Gespräch vor einem Jahr bzgl. deines Berufswunsches unentschieden geäußert [...]<br />

(8) Hat sich hier etwas geändert?<br />

(9) Hat die SIA deinen Berufswunsch beeinflusst?<br />

4. Fachinteresse in Form von Wahlinteresse an Pflicht- und Neigungsfach<br />

(10) Welche Profil- und Neigungsfächer hast du gewählt?<br />

(11) Aus welchen Gründen hast du dich für deine Profil- und Neigungsfächer entschieden?<br />

(12) Hat die SIA diese Wahl beeinflusst?<br />

(12.1) Wenn ja, warum?<br />

(12.2) Wenn nein, warum nicht?<br />

Abbildung 65: Gesprächsleitfaden des Abschlussinterviews<br />

179


Während des im Schnitt 20-minütigen Interviews bestand für den Interviewer auch<br />

die Möglichkeit, auf Informationen aus dem Auftaktgespräch zurückzugreifen und<br />

diese als Gesprächsanlass zu verwenden.<br />

Die Durchführung der Erhebung<br />

Die Einzelinterviews wurden in den Räumlichkeiten der Robert Bosch GmbH<br />

durchgeführt. Sie fanden ohne Anwesenheit der beteiligten Lehrer statt. Zu Beginn<br />

der Interviews wurden alle Schüler gemeinsam auf die Tonbandaufzeichnung<br />

aufmerksam gemacht. Sie wurden aufgefordert, die Fragen möglichst wahrheitsgemäß<br />

zu beantworten. Diese Hinweise waren besonders vor Beginn der Auftaktgespräche<br />

nötig, da die Schüler dem Doktoranden bis zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt wa-<br />

ren. Hinzu kam, dass trotz der bereits im Vorfeld zugesagten Teilnahme an der SIA<br />

der Eindruck eines nachgelagerten Bewerbungsgespräches vermieden werden sollte.<br />

8.2.2 Vorgehensweise bei der Datenauswertung<br />

Die Interviews wurden transkribiert und das Datenmaterial in einem ersten Schritt<br />

auf seine Güte überprüft.<br />

Die Überprüfung der Testgütekriterien<br />

Die Gütekriterien qualitativer Datenerhebungen wurden so gut wie möglich erfüllt.<br />

Die Transparenz des methodischen Vorgehens und der Interviewleitfaden sicherten<br />

die Objektivität des Interviews (vgl. Bortz/Döring 2002, S. 326ff.). Innerhalb des<br />

Interviews war durch Analyse des Interaktionsverlaufs, durch Vergleich des<br />

Auftaktgespräches mit dem Schlussgespräch und durch Vorlage der Ergebnisse bei<br />

den beteiligten Lehrern eine ausreichende Validierung möglich (vgl. Bortz/Döring<br />

2002, S. 327ff.).<br />

Die Auswertung und Interpretation der Daten<br />

Die anschließende Auswertung des Datenmaterials wurde gemäß Schmidt in den<br />

Arbeitsschritten Kategorisieren, Codieren und Interpretieren vorgenommen (Schmidt<br />

2003).<br />

Die Erstellung der Kategorien erfolgte über alle Einzelinterviews hinweg in<br />

Anlehnung an die Vorgehensweise bei der Auswertung des Lehrergruppengespräches<br />

(vgl. Kapitel 7.3.2: Die Vorgehensweise bei der Datenauswertung). In Erweiterung der<br />

dort praktizierten Auswertestrategie orientierte sich der Forscher bei der Auswertung<br />

des Auftaktgespräches an einer teilweise quantifizierenden Zusammenstellung der<br />

180


Ergebnisse (vgl. Schmidt 2003, S. 563). Sie erhöhte die Transparenz bei der Ergebnis-<br />

darstellung und ließ Interessen- bzw. Einstellungsschwerpunkte der Gruppe<br />

erkennen. Um auch individuelle Interessenunterschiede aufdecken zu können, wurde<br />

zudem ein Einzelfallvergleich mit Hilfe der bisher erarbeiteten Kategorien<br />

vorgenommen. Folgende die naturwissenschaftlich-technische Interessenstruktur<br />

beschreibende Konstrukte kamen dabei zum Einsatz: Beruf des Vaters, Schulprofil,<br />

Freizeitinteresse in Naturwissenschaft und Technik, Freizeitinteresse und<br />

Computernutzung, Lieblingsfach, voraussichtliche Wahl des Profil- und<br />

Neigungsfaches, Teilnahme an schulischen Zusatzangeboten und Berufswunsch (vgl.<br />

Abbildung 71 - Abbildung 72). Die gewonnen Auswertekategorien konnten so<br />

überprüft und Schüler mit einer besonders auffälligen Interessenstruktur identifiziert<br />

werden.<br />

Die Auswertung der Daten des Abschlussgespräches erfolgte zunächst ebenfalls<br />

gemäß der bisher angewendeten Kategorisierung (vgl. Kapitel 7.3.2: Die Vorgehens-<br />

weise bei der Datenauswertung). Über alle Interviews hinweg ließen sich Kategorien<br />

finden, die die beiden Teilprojekte aus Sicht der Schüler beschrieben. Besonders<br />

bedeutsam waren natürlich diejenigen Kategorien, die Rückschlüsse auf eine<br />

interessenfördernde Wirkung der Maßnahmen zuließen. Sie stehen im Vordergrund<br />

der Beschreibung des SIA-Projektes aus Schülersicht.<br />

Die Daten des Abschlussgespräches waren auch Ausgangspunkt für eine Überprüfung<br />

der Wirkung der Maßnahme im Hinblick auf die langfristige Interessenstruktur der<br />

Schüler. Die im Auftaktgespräch erfragte Wahlabsicht bezüglich des Profil- und<br />

Neigungsfaches ließ sich mit der im Abschlussgespräch eruierten tatsächlichen<br />

Wahlentscheidung vergleichen. Auch die Beeinflussung des Berufsinteresses wurde für<br />

jeden Schüler anhand eines Vergleiches der Aussagen im Auftaktgespräch mit denen<br />

des Abschlussgespräches analysiert. Um Sonderfälle zu klären, die sich entweder<br />

durch eine starke oder eine sehr geringe Beeinflussung der Interessenstruktur<br />

auszeichneten, nahm der Forscher abschließend eine Prüfung von Einzelfällen vor.<br />

Diese geschah bei Bedarf unter Berücksichtigung der zu Projektbeginn erhobenen<br />

Interessen und der Äußerungen des jeweiligen Probanden zur Wirkung der Maß-<br />

nahme auf die eigene Person.<br />

Aufgrund des umfangreichen Datenmaterials liegen die erarbeiteten Kategoriensyste-<br />

me in Tabellenform der Arbeit bei (Anlage 11, 12). Für das Textverständnis wichtige<br />

Tabellen wurden als Abbildungen in die folgende Darstellung der Ergebnisse ein-<br />

gefügt.<br />

181


8.2.3 Die Interessenstruktur der Teilnehmer<br />

Die Auswertung der Daten des Auftaktgespräches ergab, dass das Ziel des Be-<br />

werbungsverfahrens, nach Möglichkeit solche Jugendlichen für die SIA zu gewinnen,<br />

die bereits naturwissenschaftlich-technisch interessiert waren, weitgehend erreicht<br />

wurde.<br />

Die Interessenstruktur der Schüler zu Beginn der Maßnahme<br />

Bei den von den Schülern geäußerten Freizeitinteressen ließen sich immer wieder<br />

Hinweise auf eine Auseinandersetzung mit naturwissenschaftlich-technischen Inter-<br />

essengegenständen finden. Neben einer Beschäftigung mit Technik- bzw. Experimen-<br />

tierkästen (z.B. Lego Mindstorms, Kosmos), dem Modellbau (z.B. Segelflieger,<br />

Motorflieger, Eisenbahnanlage) und dem Lesen von Büchern und Zeitschriften mit<br />

naturwissenschaftlich bzw. technischen Inhalten (z.B. Luft- und Raumfahrt,<br />

Astronomie, Chemie) gaben die SIA-Teilnehmer immer wieder an, dass sie in ihrer<br />

Freizeit bereits Dinge repariert hatten oder auch schon einmal handwerklich tätig<br />

waren (z.B. Reparieren des Mountainbikes, Auseinandernehmen von Haushalts-<br />

geräten, Herstellen eines Adapters für den MP3-Player).<br />

Kategorie Anzahl Beispielzitat<br />

Mit Technikbau-<br />

bzw. Experimentier-<br />

kästen beschäftigen 7<br />

Modellbau<br />

betreiben<br />

Dinge reparieren/<br />

Dinge auseinander<br />

nehmen<br />

Bücher/Zeitschriften<br />

lesen, die Themen<br />

NWT behandeln<br />

Technische Dinge<br />

basteln und hand-<br />

werkliches Arbeiten<br />

6<br />

5<br />

3<br />

2<br />

Das ist ein Robotics Invention System. Da kann man einen Roboter program-<br />

mieren. [...] Der hat drei sensorische Eingänge und drei motorische Ausgänge.<br />

Dann kann man den bauen, und dann fährt er im Zimmer herum, und wenn er<br />

irgendwo anstößt, fährt der wieder zurück, das heißt, er dreht sich und fährt<br />

dann in eine andere Richtung. (Auftaktgespräch, Schüler 3 BZN, Zeile 56-61)<br />

Also zunächst fängt man im Prinzip an, die komplette Platte [der Modelleisen-<br />

bahn] aufzubauen: Platte, Schienen drauf und dann eben das Elektronische.<br />

Dann fängt man an, alles zu verdrahten und mit dem Interface zu digitalisieren.<br />

(Auftaktgespräch, Schüler 5 FSG, Zeile 24-27)<br />

Löten und solche Sachen mache ich daheim öfters. Wenn meine Musikanlage<br />

zum Beispiel mal wieder spinnt, dann baue ich sie selber auseinander. […] Wenn<br />

sie einen Wackelkontakt hat, den kann man ja leicht löten. (Auftaktgespräch,<br />

Schüler 8 FSG, Zeile 60-63)<br />

Je mehr ich mich mit dem [Mountainbike] beschäftigt habe, und je mehr ich<br />

damit angefangen habe, dann auch die entsprechenden Fachzeitschriften zu<br />

lesen, hat sich bei mir einfach irgendwie das Interesse für das Technische<br />

entwickelt. (Auftaktgespräch, Schüler 4 FSG, Zeile 26-28)<br />

Löten tue ich hin und wieder auch. Also ich habe zum Beispiel einen kleinen<br />

MP3-Player und der läuft mit so kleinen Mikrobatterien. Irgendwann hat es mir<br />

so gestunken, dauernd Batterien rein zu tun und dann muss man auch wieder<br />

laden. Irgendwann habe ich mir gedacht, so ich nehme jetzt ein Holzstück und<br />

löte jetzt an mein Netzgerät einen Adapter für meinen MP3-Player. (Auftakt-<br />

gespräch, Schüler 1 BZN, Zeile 110-113)<br />

Abbildung 66: Freizeitinteressen in Naturwissenschaft und Technik (alle über 2 Nennungen)<br />

182


Ebenso spielte der Computer eine wichtige Rolle in der Freizeitgestaltung der<br />

Heranwachsenden. Natürlich gaben die Schüler an, dass mit dem Computer oft nur<br />

gespielt, im Internet gesurft oder via E-Mail kommuniziert wurde, doch berichtete<br />

die Hälfte der SIA-Teilnehmer auch von ersten Programmiererfahrungen (z.B. NQC<br />

zur Roboterprogrammierung, HTML bzw. Java zur Websiteerstellung, GWBASIC<br />

zur Programmierung des Interfaces der Modellbahnanlage). Textverarbeitungs- bzw.<br />

Tabellenkalkulationsprogramme wurden von den Schülern in erster Linie für die<br />

Schule, aber auch für den Verein oder die Jugendgruppe eingesetzt.<br />

Kategorie Anzahl Beispielzitat<br />

Textverarbeitung,<br />

Tabellenkalkulation<br />

am Computer<br />

Programmieren am<br />

Computer<br />

Surfen im Internet<br />

Bildbearbeitung am<br />

Computer<br />

Websiteerstellung<br />

16<br />

3<br />

3<br />

3<br />

3<br />

Was ich größtenteils mit dem Computer mache, ist das Schreiben für die Schule.<br />

[...] Ich schaue halt immer, dass ich Referate und Präsentationen immer schön<br />

mit dem Computer mache. (Auftaktgespräch, Schülerin 3 FSG, Zeile 75-76)<br />

Zum Beispiel habe ich jetzt vor, mir ein Vokabelabfrageprogramm für die Schule<br />

zu programmieren. (Auftaktgespräch, Schüler 8 FSG, Zeile 96-97)<br />

Das Internet ist eigentlich nicht so mein Fall. Aber um etwas für die Schule<br />

herauszufinden, nutze ich es doch oft (Auftaktgespräch, Schülerin 3 FSG, Zeile<br />

82-84)<br />

[...] manchmal bearbeite ich Fotos am Computer. (Auftaktgespräch, Schüler 7<br />

FSG, Zeile 34)<br />

Dann habe ich meine eigene Homepage erstellt. Erst mal so ganz provisorisch<br />

und die hat sich dann immer weiterentwickelt. Mittlerweile kann ich sagen, ist<br />

sie recht gut geworden. (Auftaktgespräch, Schüler 1 BZN, Zeile 45-47)<br />

Abbildung 67: Freizeitinteressen und Computernutzung (alle über 2 Nennungen)<br />

Auch die erhobenen schulischen Interessen machten eine Bevorzugung des<br />

naturwissenschaftlich-technischen Fachbereiches bei den SIA-Teilnehmern deutlich.<br />

Nicht nur, dass von den insgesamt 16 befragten Schülern 13 das naturwissen-<br />

schaftliche Profil gewählt hatten (vgl. Anlage 11, Tabelle 4), 12 bezeichneten sogar die<br />

Physik, 10 die Mathematik und sechs die Chemie als eines ihrer Lieblingsfächer (vgl.<br />

Anlage 11, Tabelle 10).<br />

Kategorie Anzahl Beispielzitat<br />

Freude am Rechnen<br />

Praktisches Arbeiten<br />

Anwendungsbezug<br />

4<br />

2<br />

2<br />

Aber Physik, wie das alles so funktioniert, und dann so rechnen, wenn man das<br />

dann so rauskriegt, macht schon Spaß, finde ich. (Auftaktgespräch, Schüler 2<br />

BZN, Zeile 128-129)<br />

So was zusammenbauen, wie letztes Jahr im Physikpraktikum, das macht mir<br />

halt Spaß. (Auftaktgespräch, Schüler 6 BZN, Zeile 60-61)<br />

Abbildung 68: Physik als Lieblingsfach (alle über 1 Nennung)<br />

[Physik gefällt mir], weil es um Technik geht und weil man viele praktische<br />

Versuche macht. Man wendet es eben auch praktisch an, was man in vielen<br />

anderen Fächern nicht macht. (Auftaktgespräch, Schüler 7 BZN, Zeile 141-142)<br />

183


Die Frage nach den am Ende des Schuljahres 2003/04 zu wählenden Profil- und<br />

Neigungsfächern verstärkte diesen Eindruck zusätzlich. 10 Schüler planten zum<br />

Zeitpunkt des Auftaktgespräches die Physik und vier die Chemie als Profil- bzw.<br />

Neigungsfach zu wählen (vgl. Anlage 11, Tabelle 11). Vergleicht man diese Zahlen mit<br />

den allgemeinen Studien zum Lieblingsfach bzw. zum Leistungskurswahlverhalten<br />

der vergangenen Jahre im gesamten Bundesland Baden-Württemberg (vgl. Kapitel<br />

3.2.1: Die Fachinteressen in Naturwissenschaft und Technik), so wird die besondere<br />

Zusammensetzung des SIA-Jahrganges noch deutlicher.<br />

Sieben Schüler besuchten im aktuellen bzw. vorherigen Schuljahr eine<br />

Arbeitsgemeinschaft mit naturwissenschaftlich-technischem bzw. informations-<br />

technischem Hintergrund.<br />

Kategorie Anzahl Beispielzitat<br />

Robotics AG<br />

Multimedia AG<br />

Homepage AG<br />

4<br />

2<br />

2<br />

Ich habe eben in erster Linie [in der Robotics AG] die Konstruktion überwacht.<br />

Ich habe zum Beispiel in Absprache mit dem Programmierer geklärt, wie der<br />

Roboter aufgebaut werden muss, dass die Sensoren optimal angesteuert<br />

werden können oder dass der Radstand wendig genug bleibt. (Auftaktgespräch,<br />

Schüler 4 FSG, Zeile 52-61)<br />

Da ging es darum, weil unsere Schule 25-jähriges Schuljubiläum hat, alle<br />

Veranstaltungen im Jubiläumsjahr zu dokumentieren und auf Video und Foto<br />

aufzunehmen. Am Schluss war auch ein unterhaltsamer Dokumentationsfilm<br />

geplant. (Auftaktgespräch, Schüler 8 BZN, Zeile 69-73)<br />

[Physik gefällt mir], weil es um Technik geht und weil man viele praktische<br />

Versuche macht. Man wendet es eben auch praktisch an, was man in vielen<br />

anderen Fächern nicht macht. (Auftaktgespräch, Schüler 7 BZN, Zeile 141-142)<br />

Abbildung 69: Wahrnehmung schulischer Zusatzangebote (alle über 1 Nennung)<br />

Auch die geäußerten beruflichen Interessen ließen bereits zu Beginn der SIA eine<br />

Bevorzugung der naturwissenschaftlich-technischen Berufsfelder erkennen. Dies ist<br />

nicht weiter verwunderlich, erwarteten doch die meisten Teilnehmer von der SIA,<br />

mehr Informationen über den Ingenieurberuf zu erhalten.<br />

Kategorie Anzahl Beispielzitat<br />

Berufsorientierung<br />

durch Einblick in die<br />

technischen Berufe<br />

10<br />

Also ich erwarte mir Informationen über den Ingenieurberuf, weil ich noch nicht<br />

genau weiß, was ich einmal machen will. (Auftaktgespräch, Schüler 5 BZN, Zeile<br />

82-83)<br />

Also mein Physiklehrer vom letzten Jahr hat gemeint, dass ich geeignet wäre<br />

Maschinenbau zu studieren, und so was Ähnliches ist das dann ja hier. [...] Ich<br />

meine, das könnt ich mir mal angucken, dann weiß ich ungefähr, was mich da<br />

erwartet. (Auftaktgespräch, Schüler 3 BZN, Zeile 100-103)<br />

Abbildung 70: Erwartungen an die SIA (Auszug aus Anlage 11, Tabelle 18)<br />

184


Fast alle SIA-Teilnehmer erwiesen sich bezüglich ihres konkreten Berufswunsches als<br />

noch sehr unentschlossen. Acht Schüler konnten sich ein ingenieurwissenschaftliches,<br />

vier ein naturwissenschaftliches und zwei beide Studienrichtungen vorstellen (vgl.<br />

Anlage 11, Tabelle 15).<br />

Na, also vielleicht die naturwissenschaftliche Richtung. Vielleicht auch irgendwas<br />

Mathematisches, aber sonst nichts Genaues. (Auftaktgespräch, Schüler 5 BZN, Zeile 94-95)<br />

Also ich möchte so in die Ingenieursrichtung. Was ich da jetzt genau will, das weiß ich<br />

noch nicht. (Auftaktgespräch, Schüler 6 BZN, Zeile 89)<br />

Inwieweit sich die einzelnen Teilnehmer, außer in ihren Berufswünschen, noch<br />

unterschieden, sollte ein Einzelfallvergleich verdeutlichen.<br />

Der Einzelfallvergleich<br />

Natürlich bestanden innerhalb der Gruppe Niveauunterschiede bzgl. der natur-<br />

wissenschaftlich-technischen Interessenstruktur. Während zum Beispiel bei den<br />

Schülern BZN8, BZN1, FSG8 und FSG5 viele Faktoren auf eine sehr hohe<br />

naturwissenschaftlich-technische Interessenstruktur hinwiesen, war diese bei den<br />

Schülern FSG3, FSG7, BZN2 und BZN6 nicht ganz so stark ausgeprägt.<br />

FSG 1<br />

w<br />

FSG 2<br />

w<br />

FSG 3<br />

w<br />

FSG 4<br />

m<br />

FSG 5<br />

m<br />

FSG 6<br />

w<br />

FSG 7<br />

m<br />

FSG 8<br />

m<br />

Beruf des Vaters<br />

Dipl.-Ing. Elektrotechnik<br />

Dipl.-Ing. Garten- und<br />

Landschaftstechnik<br />

Dipl.-Ing. Nachrichtentechnik<br />

Dipl.-Ing. Elektro-<br />

technik<br />

Profil<br />

Freizeit<br />

NWT<br />

NW 1 1<br />

NQC<br />

NW<br />

1 2<br />

S - 2<br />

-<br />

NW 3 1<br />

-<br />

Freizeit<br />

Computer<br />

NQC<br />

Realschullehrer Technik NW 3 2<br />

NQC, GW-<br />

BASIC<br />

Professor für Informatik M 2 2<br />

-<br />

Industriekaufmann NW - 2<br />

-<br />

Elektromechanikmeister<br />

NW 3 2<br />

Heizungssteuer<br />

ungssoftware<br />

Lieblingsfach<br />

Physik<br />

Chemie<br />

Mathematik<br />

Wahl der Profil-<br />

und Neigungsfächer<br />

Physik<br />

Chemie<br />

Schulische Zusatzangebote<br />

NWT<br />

Tübinger Physik<br />

Schnupperkurs, Girls<br />

Day<br />

- Biologie, - Robotics AG<br />

Mathematik<br />

Sprachen<br />

Sport<br />

-<br />

Mathematik<br />

Physik<br />

Chemie<br />

Chemie<br />

Mathematik<br />

Musik<br />

Mathematik<br />

Physik<br />

Sport<br />

Physik<br />

Mathematik<br />

Chemie<br />

Abbildung 71: Einzelfallvergleich <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium<br />

Technikpraktikum<br />

-, - - -<br />

-, - Robotics AG -<br />

Physik, - Robotics AG I<br />

Chemie<br />

Informatik<br />

Physik<br />

Chemie<br />

Physik/Chemie<br />

Informatik<br />

Berufswunsch<br />

NW<br />

- NW<br />

- I<br />

- I<br />

I<br />

185


BZN 1<br />

m<br />

BZN 2<br />

m<br />

BZN 3<br />

m<br />

BZN 4<br />

m<br />

BZN 5<br />

m<br />

BZN 6<br />

m<br />

BZN 7<br />

m<br />

BZN 8<br />

m<br />

Beruf des Vaters<br />

Dipl.-Ing. Elektrotechnik<br />

Produktionsleiter<br />

Elektrowerkzeuge<br />

Profil<br />

Freizeit<br />

NWT<br />

NW 4 4<br />

HTML<br />

NW 1 1<br />

-<br />

Freizeit<br />

Computer<br />

Verkaufsleiter NW 1 4<br />

DELPHI, LEGO<br />

Dozent klinische<br />

Pharmakologie<br />

Professor für Informationstechnologie<br />

S 1 4<br />

HTML, JAVA,<br />

BASIC, LLWIN<br />

NW 1 2<br />

-<br />

Bankkaufmann NW - 1<br />

-<br />

Selbstständiger<br />

(Versicherung)<br />

NW 2 2<br />

-<br />

- NW 4 5<br />

HTML, LEGO<br />

Abbildung 72: Einzelfallvergleich Bildungszentrum Nord<br />

Lieblingsfach<br />

Physik<br />

Mathematik<br />

Chemie<br />

Mathematik<br />

Physik<br />

Physik<br />

Biologie<br />

Physik<br />

Mathematik<br />

Physik<br />

Sport<br />

Mathematik<br />

Physik,<br />

Mathematik<br />

Chemie<br />

Physik<br />

Deutsch<br />

Physik<br />

Biologie<br />

Wahl der Profil-<br />

und Neigungsfächer<br />

Schulische Zusatzangebote<br />

NWT<br />

Physik, - Hompage AG NW/I<br />

-, - - I<br />

Physik<br />

Biologie<br />

Physik<br />

Chemie<br />

Physik<br />

Erdkunde<br />

Physik<br />

Geschichte<br />

- NW/I<br />

Homepage AG NW<br />

- NW<br />

- I<br />

Physik, - Multimedia AG I<br />

Physik, - Multimedia AG<br />

Beleuchtungstechnik<br />

I<br />

Berufswunsch<br />

So zeichnete sich die Interessenstruktur des Schülers BZN1 durch eine Vielzahl von<br />

Freizeitbeschäftigungen im naturwissenschaftlich-(informations)technischen Bereich<br />

aus. Physik und Chemie zählten zu seinen Lieblingsfächern und er plante, diese auch<br />

bei der Wahl des Profil- und Neigungsfaches zu berücksichtigen. Bezüglich eines<br />

Berufswunsches gab er sich noch unentschlossen, doch sollte ein späteres Studienfach<br />

auf alle Fälle aus den Fachbereichen der Natur- und Ingenieurwissenschaften<br />

stammen. Auch sein Vater hatte bereits Elektrotechnik studiert. Auf die Frage, was er<br />

von der SIA erwarte, gab er an, die Arbeit im Betrieb und in der Hochschule zur<br />

Berufsorientierung nutzen zu wollen.<br />

Ich möchte mir dadurch einen besseren Einblick in dieses Thema verschaffen, um mir für<br />

meine spätere Berufswahl oder die Entscheidung für ein Studium einen besseren Überblick<br />

zu verschaffen (Auftaktgespräch, Schüler 1 BZN, Zeile 138-146).<br />

Demgegenüber war eine Schülerin mit der Kennung FSG3 besonders auffällig.<br />

Hinweise auf ein bestehendes naturwissenschaftlich-technisches Interesse waren bei<br />

ihr kaum zu finden. Auf die Frage, was sie von der SIA für sich persönlich erwarte,<br />

gab sie an, mehr über den Gegenstand Technik erfahren zu wollen.<br />

186


Ich habe mir gedacht, dass ist eigentlich eine ziemlich gute Vorbereitung. Bei uns an der<br />

Schule [...] haben wir überhaupt keine Technik. Ich möchte auch mal gucken, wie es in<br />

diesem Bereich ausschaut. (Auftaktgespräch, Schülerin 3 FSG, Zeile 123-129)<br />

Abschließend sei erwähnt, dass das Auftaktgespräch auch einige beachtenswerte<br />

Hinweise zu einer möglichen Herkunft der naturwissenschaftlich-technischen<br />

Interessenstruktur gab. So wurde in erster Linie der Vater im Zusammenhang mit den<br />

ersten Begegnungen mit dem naturwissenschaftlich-technischen Interessengegenstand<br />

genannt. Aufschlussreich war auch zu erfahren, dass neun bzw. 11 Teilnehmer 61 der<br />

Schüler-Ingenieur-Akademie einen Vater mit einem naturwissenschaftlich-technischen<br />

Beruf hatten. Der Beruf der Mutter war in diesem Zusammenhang nicht weiter<br />

auffällig.<br />

Eine Interessenförderung durch ein von der Schule organisiertes Technikpraktikum<br />

wurde lediglich einmal genannt.<br />

Kategorie Anzahl Beispielzitat<br />

Vater<br />

Geschwister<br />

Schule<br />

9<br />

3<br />

Mein Vater ist technisch ziemlich begabt. Der hat mir viel, vor allem bei meiner<br />

Modellbahnanlage, erklärt. Der hat mit mir früher einmal eine gebaut und mir<br />

eben beigebracht, wie man mit Bohrmaschinen und anderem Werkzeug<br />

umgeht. (Auftaktgespräch, Schüler 7 BZN, Zeile 53-55)<br />

Mein Vater hat zum Beispiel in seiner Jugend viel amateurfunktechnisch ge-<br />

macht. [...] Ich habe mich vor einer Weile auch ein bisschen interessiert. Da<br />

haben wir uns halt mal abends hingesetzt und mit dem Kurzwellenempfänger<br />

[rumprobiert]. [...] Und dann natürlich Löten und die Kosmoskästen auseinander<br />

bauen bzw. alles Mögliche damit machen. Ich bin da schon relativ früh in<br />

Kontakt gekommen. (Auftaktgespräch, Schüler 4 FSG, Zeile 86-92)<br />

Mein Bruder hat eine Lehre gemacht als IT-Kaufmann. […] Von dem habe ich<br />

einiges mitbekommen, mir vieles aber auch selber beigebracht, wie zum Beispiel<br />

MS DOS, was man damals noch benutzt hat. (Auftaktgespräch, Schüler 3 BZN,<br />

Zeile 34-39)<br />

Mein Bruder war mir immer ein paar Längen voraus. Da habe ich immer Sachen<br />

wissen wollen, wie das geht und so weiter. Mittlerweile muss ich es selber<br />

herausfinden, weil er Zivildienst macht. (Auftaktgespräch, Schüler 1 BZN, Zeile<br />

28-30)<br />

Abbildung 73: Beeinflussung der Interessenstruktur<br />

1<br />

Seit dem Boschpraktikum interessiere ich mich auch sehr für die Technik.<br />

(Auftaktgespräch, Schülerin 2 FSG, Zeile 32-33)<br />

61 11 Väter unter Einbeziehung des ehemaligen Maschinenschlossers und des Produktionsleiters Elektro-<br />

werkzeuge (vgl. Abbildung 71, Abbildung 72).<br />

187


8.2.4 Die Rahmenbedingungen im Gesamtprojekt unter inter-<br />

essenfördernden Gesichtspunkten<br />

Alle SIA Teilnehmer gaben im Schlussgespräch an, dass ihre Erwartungen an die<br />

Maßnahme erfüllt wurden. Zudem wären sie jederzeit bereit, sich wieder für ein<br />

solches Projekt anzumelden (vgl. Anlage 12, Tabelle 1 und 2).<br />

Also ich hatte die Erwartung, dass ich auf jeden Fall im technischen Bereich was Neues<br />

lerne und dass ich überhaupt mal sehe, was so ein Ingenieur macht. Ich konnte mir das<br />

nicht vorstellen. Diese Frage ist ganz klar mit Ja zu beantworten. (Abschlussgespräch,<br />

Erwartung Schüler 7 BZN, Zeile 4-6)<br />

Ja, ich würde mich auf jeden Fall noch mal anmelden, weil es riesig Spaß gemacht hat und<br />

ich dazugelernt habe. (Abschlussgespräch, Wiederanmelden Schüler 6 BZN, Zeile 128-129)<br />

Inwieweit eine Projektgestaltung gemäß der interessenfördernden Kriterien für diesen<br />

Erfolg mitverantwortlich war, sollen die folgenden Ausführungen zum Projektablauf<br />

zeigen.<br />

Die SIA als „Spezialisierungsangebot“ für naturwissenschaftlich-technisch bereits<br />

interessierte Schüler kam bei den Teilnehmern gut an (organisatorsicher Aspekt). Vor<br />

allem im Vergleich zum bisher erlebten schulischen Physikunterricht zeichnete sie<br />

sich nach Meinung der Schüler als eine Leistungs- bzw. Interessengemeinschaft aus<br />

(vgl. auch Anlage 12, Tabelle 15).<br />

Kategorie Beispielzitat<br />

Interessen- und Leistungs-<br />

gemeinschaft<br />

Ich würde sagen, das ist auf jeden Fall mehr das Miteinander. Im Physikunterricht<br />

ist es oft so, dass der Lehrer vorne steht und was erklärt und die Schüler hocken<br />

halt da und hören sich das an. Vor allem hier bei der SIA war gut, dass niemand<br />

dabei war, der gesagt hat: „Das ist mir völlig egal!“ (Abschlussgespräch, Schüler 5<br />

FSG, Zeile 72-74)<br />

Es ist halt einfach viel lockerer. Wir sind alle interessiert. Da ist es leiser. Da kann<br />

man sich besser konzentrieren. (Abschlussgespräch, Schüler 3 BZN, Zeile 76-77)<br />

Hier versuchst du wirklich mal zu kapieren, was dahinter steckt, weil es dich halt<br />

wirklich interessiert. Es ist ja deine private Zeit, die du investierst. (Abschluss-<br />

gespräch, Schüler 8 FSG, Zeile 94-96)<br />

Abbildung 74: Interessenfördernde Wirkung der SIA − organisatorischer Aspekt<br />

Hinzu kam, dass die team- und gruppenbildenden Maßnahmen anscheinend erfolg-<br />

reich waren und für eine anhaltend gute Arbeitsatmosphäre sorgten (sozialer Aspekt).<br />

Gerade das Outdoorseminar wurden von vielen Teilnehmern für das positive Klima<br />

in der Gruppe verantwortlich gemacht (vgl. Anlage 12, Tabelle 4).<br />

188


Kategorie Beispielzitat<br />

Gemeinschaft durch<br />

Outdoorseminar<br />

Also wovon ich beeindruckt war, war das Outdoorseminar. Ich hätte es nie für<br />

möglich gehalten, dass sich so eine Gruppe bildet. Das hat irgendwie schon<br />

zusammengeschweißt. [...] Also Leute die ich bisher kennen gelernt habe – das war<br />

nicht zu vergleichen. (Abschlussgespräch, Schülerin 1 FSG, Zeile 15-18)<br />

[Positiv an der SIA war], dass man zusammengearbeitet hat. Ich fand es eigentlich<br />

toll, wie sich das so gefunden hat. Man hatte sich ja echt nicht gekannt. Nach dem<br />

Outdoorseminar war es aber sofort klar, wie das jetzt laufen sollte.<br />

(Abschlussgespräch, Schüler 4 FSG, Zeile 27-29)<br />

Abbildung 75: Interessenfördernde Wirkung der SIA − sozialer Aspekt (Teil 1)<br />

Auch ein vertrauensvolles Schüler-Lehrer-Verhältnis unterstützte die interessen-<br />

fördernde Arbeitsatmosphäre (vgl. Anlage 12, Tabelle 15).<br />

Kategorie Beispielzitat<br />

Gutes Schüler-Lehrer-<br />

Verhältnis<br />

Sonst erzählen die Lehrer halt einem was und das muss man machen und in der<br />

SIA helfen sie einem, und man kann so mehr miteinander machen. (Abschluss-<br />

gespräch, Schüler 5 BZN, Zeile 67-68)<br />

Ich muss sagen, zum Lehrer hatten wir ein nicht so distanziertes Verhältnis. Man<br />

konnte direkt fragen und nicht so eine allgemeine Klassenfrage stellen.<br />

(Abschlussgespräch, Schüler 1 BZN, Zeile 93-94)<br />

Abbildung 76: Interessenfördernde Wirkung der SIA − sozialer Aspekt (Teil 2)<br />

Der im Vergleich zum Physikunterricht fehlende Noten- bzw. Leistungsdruck trug<br />

sicherlich auch zum guten Klima bei (vgl. Anlage 12, Tabelle 15).<br />

Kategorie Beispielzitat<br />

Geringer Leistungsdruck Bei der SIA ist nicht so dieser Notendruck. Man muss nicht immer möglichst gut<br />

sein, sondern man kann auch mal nachfragen. (Abschlussgespräch, Schülerin 6<br />

FSG, Zeile 75-77)<br />

Abbildung 77: Interessenfördernde Wirkung der SIA − sozialer Aspekt (Teil 3)<br />

Das Befinden der Mädchen im Projekt war dagegen durchaus kritisch zu bewerten<br />

(geschlechtsspezifischer Aspekt). Zwar gab eine Schülerin an, dass die Mädchen sich<br />

im Projekt gut behauptet hätten (Abschlussgespräch, Schülerin 6 FSG, Zeile 144-145),<br />

doch stimmt folgende Aussage einer anderen Teilnehmerin bedenklich.<br />

Ich hatte zwar das naturwissenschaftliche Profil […] und was ich auch gemerkt habe, dass<br />

die Jungen prinzipiell besser klar gekommen sind (VERLEGENES LACHEN), egal ob<br />

beim Programmieren oder jetzt da [beim Bau des Netzgerätes]. (Abschlussgespräch,<br />

Schülerin 1 FSG, Zeile 31-34)<br />

189


8.2.5 Das Teilprojekt Netzgerätebau unter interessenför-<br />

dernden Gesichtspunkten<br />

Das Teilprojekt Netzgerätebau stieß bei den Schülern auf eine insgesamt hohe<br />

Zustimmung (vgl. Anlage 12, Tabelle 4). Der Projekterfolg lässt sich wiederum gut<br />

anhand einer Überprüfung der zu erfüllenden interessenfördernden Kriterien<br />

schildern.<br />

Die hohe Akzeptanz der Theorieveranstaltungen durch die Schüler (vgl. Anlage 12,<br />

Tabelle 5) ergab erste Hinweise auf eine weitgehend gelungene Umsetzung des<br />

Prinzips der Anwendungsorientierung im Teilprojekt (inhaltlicher Aspekt −<br />

Anwendungsorientierung).<br />

Kategorie Beispielzitat<br />

Betonung der Notwendig-<br />

keit der Theoriephase<br />

Also es war gut, dass Theorie dabei war. Nicht einfach nur das Netzgerät zusam-<br />

menbauen und nachher hat man eines und weiß nicht mal, was es überhaupt<br />

kann, was drin ist und wie es funktioniert. (Abschlussgespräch, Schüler 1 BZN, Zeile<br />

31-33)<br />

Man braucht ja das Hintergrundverständnis, das Netzgerät zu bauen oder dass<br />

man weiß, das gehört da wirklich hin, [...] dass man es nicht falsch hintut. Man<br />

konnte sich selbst überprüfen oder die Schaltpläne, ob sie richtig waren. (Ab-<br />

schlussgespräch, Schülerin 2 FSG, Zeile 28-30)<br />

Abbildung 78: Interessenfördernde Wirkung des Netzgerätebaus − Anwendungsorientierung (Teil 1)<br />

Eine Reihe von Aussagen bestätigte, dass der angestrebte Theorie-Praxis-Transfer<br />

ebenfalls als geglückt bezeichnet werden konnte (vgl. Anlage 12, Tabelle 15).<br />

Kategorie Beispielzitat<br />

Gelungener Theorie-Praxis-<br />

Transfer<br />

Wir haben nie gewusst, für was wir die Dinge eigentlich brauchen. Hier habe ich<br />

jetzt gesehen: zum Beispiel einen Operationsverstärker brauche ich für das und<br />

das. Von daher fand ich es eigentlich schon ziemlich interessant: „Für was brauche<br />

ich das alles? Für was muss ich überhaupt rechnen?“ (Abschlussgespräch,<br />

Schülerin 3 FSG, Zeile 97-101)<br />

Grade beim Netzgerät habe ich viel dazugelernt. Da habe ich schon irgendwie ein<br />

anderes Verständnis bekommen. Früher war ja ein Gerät, wie ein Fernseher oder<br />

ein Radio, ein komplexes Teil. Ich hatte keine Ahnung, wie man so etwas erfinden<br />

konnte. Dass das jetzt einfach nur einzelne Baugruppen sind und es auch<br />

unterteilbar ist [...]. (Abschlussgespräch, Schülerin 1 FSG, 57-60)<br />

Abbildung 79: Interessenfördernde Wirkung des Netzgerätebaus − Anwendungsorientierung (Teil 2)<br />

Zweifelsohne war das Projekt Netzgerät auch tätigkeitsorientiert (inhaltlicher Aspekt<br />

− Tätigkeitsorientierung). So betonten die Schüler immer wieder die besondere<br />

Bedeutung der Praxisphase (vgl. Anlage 12, Tabelle 5).<br />

190


Kategorie Beispielzitat<br />

Betonung der Notwendig-<br />

keit der Praxisphase<br />

Praxis war eindeutig besser, da hat man es auch verstehen gelernt, indem man es<br />

selbst gemacht hat. Klar, die Theorie war auch in Ordnung, aber man hat halt nichts<br />

in den Händen gehabt. Man hat es sich nicht vorstellen können, was das jetzt für<br />

Teile sind. (Abschlussgespräch, Schülerin 2 FSG, Zeile 22-24)<br />

Das praktische Arbeiten ist ein ganz wichtiger Teil, weil das in der Schule verloren<br />

geht. (Abschlussgespräch, Schüler 7 BZN, Zeile 65-66)<br />

Abbildung 80: Interessenfördernde Wirkung des Netzgerätebaus − Tätigkeitsorientierung (Teil 1)<br />

Auch konnten bestehende handwerkliche Fähigkeiten ausgebaut und neue Fertig-<br />

keiten dazugelernt werden (Anlage 12, Tabelle 5).<br />

Kategorie Beispielzitat<br />

Handwerkliche Fähigkeiten Ich würde sagen, dass ich einiges dazugelernt habe. Eine komplette Platine habe<br />

ich zum Beispiel noch nie gelötet. Ich hatte mal ein bisschen an einer rumge-<br />

pfuscht und ein bisschen was geändert. Aber wirklich eine komplette, leere Platine<br />

zu bestücken – das habe ich noch nie. […] und natürlich die Metallbearbeitung.<br />

Holzbearbeitung habe ich schon gemacht, aber Metall ist halt auch wieder ein<br />

bisschen ein anderer Werkstoff. Da muss man ein bisschen auf andere Sachen<br />

achten. (Abschlussgespräch, Schüler 8 FSG, Zeile 81-86)<br />

Ich kannte vorher schon einfache Schaltpläne. Aber so komplexe Sachen eben<br />

nicht. Da habe ich schon aufbauen können. (Abschlussgespräch, Schüler 8 BZN,<br />

Zeile 67-69)<br />

Abbildung 81: Interessenfördernde Wirkung des Netzgerätebaus − Tätigkeitsorientierung (Teil 2)<br />

Besonders wichtig für das eigene Kompetenzerleben war natürlich das Herstellen<br />

eines kompletten Produktes (vgl. Anlage 12, Tabelle 5).<br />

Kategorie Beispielzitat<br />

Produktorientierung Die verschiedenen Phasen vom Bau durchzumachen war gut und dann natürlich<br />

das Gerät als fertiges Ergebnis mitnehmen zu dürfen oder der Schule zu stiften.<br />

(Abschlussgespräch, Schüler BZN8, Zeile 21-22)<br />

Also dass man mal ein komplettes Produkt selber baut und nicht nur ein Teil<br />

davon. Das fand ich super. (Abschlussgespräch, Schüler BZN7, Zeile 29-30)<br />

Abbildung 82: Interessenfördernde Wirkung des Netzgerätebaus − Tätigkeitsorientierung (Teil 3)<br />

Leider machte sich an dieser Stelle bemerkbar, dass der Netzgerätebau zum ersten<br />

Mal durchgeführt wurde. Die intensive Vorbereitung, die auch das Herstellen eines<br />

Prototyps durch einen Praktikanten der Robert Bosch GmbH beinhaltete, konnte<br />

nicht verhindern, dass aufgrund fehlerhafter Bau- und Schaltpläne einige kleine<br />

Unstimmigkeiten auftraten. Für einen Teil der Gruppe bedeutete dies, dass das<br />

Netzgerät nach Fertigstellung noch einmal durch Auszubildende überarbeitet werden<br />

191


musste. Dies führte bei einigen Mitgliedern der Gruppe zu einer Beeinträchtigung<br />

des Kompetenzerlebens (vgl. Anlage 12, Tabelle 6 und 9).<br />

Also das fand ich ein bisschen schade, weil ich hätte es gerne fertig gemacht, dass ich sagen<br />

kann, das hab nur ich gemacht mit meiner Partnerin. (Abschlussgespräch, Schülerin 3<br />

FSG, Zeile 44-46)<br />

Beim Netzgerät fand ich es schade, dass wir es nicht fertig machen konnten. Das hätte ich<br />

mir eigentlich gewünscht. (Abschlussgespräch, Schülerin 6 FSG, Zeile 17-18)<br />

Schon in der Planung wurde deutlich, dass der Netzgerätebau nur wenig Freiraum für<br />

ein kreatives und selbstständiges Arbeiten lassen würde (methodischer Aspekt −<br />

Autonomieorientierung). Dieser Sachverhalt wurde von einem Schüler kritisiert (vgl.<br />

Anlage 12, Tabelle 6).<br />

Seine Kritik ließ aber auch Verständnis für diese Vorgehensweise erkennen.<br />

Was mir nicht so gefallen hat, dass alles so vom Plan runter schaffen war. Aber ich würde<br />

mal sagen, am Anfang kann man das nicht viel anders machen. (Abschlussgespräch,<br />

Schüler 8 FSG, Zeile 42-43)<br />

Im Vergleich zum schulischen Physikunterricht berichteten dennoch einige wenige<br />

Schüler von einem vergleichsweise selbstständigen Arbeiten im Teilprojekt (vgl.<br />

Anlage 12, Tabelle 15).<br />

Kategorie Beispielzitat<br />

Selbstständiges Arbeiten<br />

mit Unterstützung<br />

Man hat schon in Gruppen gearbeitet, aber man war wirklich auf sich allein<br />

gestellt, aber nicht dass man allein auf weiter Flur stand, sondern dass man was<br />

gehabt hat und der Lehrer als Ansprechpartner immer da war. (Abschlussgespräch,<br />

Schüler 4 FSG, Zeile 97-99)<br />

Physikunterricht ist mehr Theorie. Man muss dort nicht immer so viel selber<br />

mitdenken. Bei der SIA mussten wir auch beim Netzgerätebau immer schauen,<br />

dass wir die richtigen Teile immer an die richtige Stelle löten [...]. (Abschluss-<br />

gespräch, Schüler 4 BZN, Zeile 67-69)<br />

Abbildung 83: Interessenfördernde Wirkung des Netzgerätebaus − Autonomieorientierung<br />

Auch der Bau des Netzgerätes in Zweierteams mit Unterstützung der<br />

Auszubildenden fand großen Anklang (methodischer Aspekt − kooperatives<br />

Lernen). Die gegenseitige Unterstützung half beim praktischen Arbeiten, bewirkte<br />

ein schnelleres Vorankommen und glich Wissensunterschiede aus (vgl. Anlage 12,<br />

Tabelle 5).<br />

192


Kategorie Beispielzitat<br />

Partnerarbeit Das war schon gut, dass wir das Netzgerät in Partnerarbeit gemacht haben, denn<br />

alleine hätten wir es in der kurzen Zeit nicht hinbekommen. Außerdem kann eine<br />

Person alleine nicht alles wissen. (Abschlussgespräch, Schülerin 2 FSG,<br />

Nachbefragung per E-Mail)<br />

Unterstützung durch Azubis Ich fand es auf jeden Fall gut, dass wir zwei Azubis zur Hilfe hatten, die uns immer<br />

geholfen haben, wenn wir Schwierigkeiten hatten. (Abschlussgespräch, Schüler 2<br />

BZN, Zeile 28-29)<br />

Abbildung 84: Interessenfördernde Wirkung des Netzgerätebaus − Kooperatives Lernen<br />

8.2.6 Das Teilprojekt Mikrocontrollerprogrammierung unter<br />

interessenfördernden Gesichtspunkten<br />

Das Teilprojekt „Mikrocontrollerprogrammierung eines Reaktionszeittesters“ sahen<br />

die meisten Teilnehmer kritisch (vgl. Anlage 12, Tabelle 4, 8 und 10). Der Versuch, es<br />

nach interessenfördernden Kriterien zu beurteilen, wurde vom Verfasser sehr schnell<br />

eingestellt. So waren vor allem die Schüler, die keine oder nur wenig Pro-<br />

grammiererfahrung hatten (z.B. Schüler FSG7, BZN2, BZN6) stark überfordert. 62<br />

Von einer nachhaltig interessenfördernden Wirkung des Teilprojektes war bei ihnen<br />

wohl nicht auszugehen.<br />

Das zweite Halbjahr war ein bisschen zu kompliziert. Weil man davor noch gar nichts in<br />

der Richtung gemacht hat, dann kommt man nicht so schnell rein. (Abschlussgespräch,<br />

Schüler 7 FSG, Zeile 13-15)<br />

Und was mir nicht so gut gefallen hat, war im zweiten Halbjahr der Mikrocontroller. Das<br />

habe ich einfach nicht so verstanden. Da bin ich überhaupt nicht durchgestiegen. Ich bin<br />

froh gewesen den [Vorname Schüler BZN 5] im Team gehabt zu haben. Der hat da ein<br />

bisschen einen Durchblick gehabt. (Abschlussgespräch, Schüler 6 BZN, Zeile 14-17)<br />

Besonders betroffen waren gerade auch hier die weiblichen Teilnehmer (z.B.<br />

Schülerin FSG1, FSG3, FSG6).<br />

Also von den Vorlesungen habe ich eigentlich nichts verstanden. [...] Da wurde viel zu viel<br />

schon von vorneherein verlangt. (Abschlussgespräch, Schülerin 1 FSG, Zeile 41-46)<br />

62 Ausnahme war der Schüler 5 BZN. Als einziger Schüler ohne Programmiererfahrung äußerte er sich positiv<br />

über das Teilprojekt. Da er im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich als sehr leistungsstark galt und<br />

sein Vater beruflich in einem projektverwandten Bereich arbeitete, war davon auszugehen, dass er diesen<br />

„Nachtteil“ kompensieren konnte (vgl. Abbildung 72).<br />

193


Am Anfang müsste man noch in einer ganz allgemeinen Veranstaltung programmieren.<br />

Ich habe noch nicht programmiert, und ich denke, den anderen ging es auch so. Dann hat<br />

man halt keine Ahnung. Wenn dann ein kleines Mikrocontrollerprogramm kommt, dann<br />

kann man das zwar schön abtippen, aber kapiert trotzdem nicht, was man abgetippt hat.<br />

(Abschlussgespräch, Schülerin 6 FSG, Zeile 38-42)<br />

Auch die erfahrenen Programmierer (z.B. Schüler FSG2, FSG5, FSG8, BZN1, BZN3,<br />

BZN4, BZN8) kritisierten die Projektdurchführung, wenngleich sich ihre Kritik<br />

weniger auf die Praxisveranstaltungen an sich, sondern eher auf die theoretischen<br />

Vorlesungen, die Projektorganisation oder auf Hardware- bzw. Softwarefehler bezog<br />

(vgl. Anlage 12, Tabelle 10).<br />

Ich meine, er hat uns erklärt, wie ein Mikrocontroller aufgebaut [...] ist. Ich glaube, da ist<br />

das Wenigste hängen geblieben. Nachher, beim Programmieren haben wir es halt doch<br />

nicht gebraucht. (Abschlussgespräch, Schüler 4 BZN, Zeile 47-49)<br />

Aber ansonsten war es immer ein Block nur Theorie und ein Block nur Praxis. Da wird<br />

man quasi immer rausgerissen und weiß dann das nächste Mal, wenn man kommt, in der<br />

Praxis im Grunde nichts […]. (Abschlussgespräch, Schüler 5 FSG, Zeile 39-41)<br />

Schade, dass dann teilweise auch so viele Fehler in der Hardware waren.<br />

(Abschlussgespräch, Schüler 5 BZN, Zeile 36-37)<br />

Positiv für eine Interessenförderung bleibt hervorzuheben, dass sämtliche Teilnehmer<br />

die Bereitstellung der Hard- bzw. Software durch die Fachhochschule ausdrücklich<br />

begrüßten. Fast alle gaben an, dass sie zu Hause, wenn auch zum Teil mit Unter-<br />

stützung von Freunden und Eltern, weiterarbeiten wollten (vgl. Anlage 12, Tabelle 7).<br />

Kategorie Beispielzitat<br />

Weiterarbeit in der Freizeit Ich denke, dass sich da was machen lässt. Vor allem denke ich, dass es im Internet<br />

genügend Vorlagen gibt, an denen man sich entlanghangeln kann. [...] Dann kann<br />

man auch hingehen und sagen, dass man jetzt selber was macht.<br />

(Abschlussgespräch, Schüler 4 FSG, Zeile 73-76)<br />

Das war auf jeden Fall eine sehr positive Überraschung. Ich denke, es ist auf jeden<br />

Fall nicht schlecht, dass man die Möglichkeit hat, es auch einmal ganz alleine zu<br />

versuchen. (Abschlussgespräch, Schüler 8 BZN, Zeile 52-54)<br />

Ja, vor allem ich habe ja auch noch einen Bruder. Der studiert Maschinenbau und<br />

mein Vater ist Informatiker. Die sind auch schon ganz versessen drauf, mit mir<br />

weiterzuarbeiten. (Abschlussgespräch, Schülerin 6 FSG, Zeile 63-64)<br />

Abbildung 85: Interessenfördernde Wirkung der Mikrocontrollerprogrammierung<br />

194


8.2.7 Der Einfluss der Maßnahme auf die Interessenstruktur<br />

Inwieweit der geschilderte Projektverlauf eine Auswirkung auf die Interessenstruktur<br />

der Teilnehmer hatte, sollte anhand möglicher Veränderungen im Fach- bzw. Berufs-<br />

interesse geklärt werden.<br />

Die Auswirkungen auf das Fachinteresse<br />

Die am Ende der 11. Klasse durchgeführte Wahl der Profil- und Neigungsfächer er-<br />

gab, dass 13 Teilnehmer der SIA sich für die Physik, sieben für die Chemie und sieben<br />

weitere für das Fach Wirtschaft als Profil- bzw. Neigungsfach entschieden hatten.<br />

Schüler Geplante Wahl laut<br />

Auftaktgespräch<br />

Tatsächliche Wahl laut<br />

Abschlussgespräch<br />

Schüler Geplante Wahl laut<br />

Auftaktgespräch<br />

Tatsächliche Wahl laut<br />

Abschlussgespräch<br />

FSG 1 Physik, Chemie Physik, Chemie BZN 1 Physik, - Physik, Chemie<br />

FSG 2 Biologie, - Physik, Chemie BZN 2 -, - Physik, Wirtschaft<br />

FSG 3 -, - Englisch, Wirtschaft BZN 3 Physik, Biologie Physik, Wirtschaft<br />

FSG 4 -, - Physik; Geschichte BZN 4 Physik, Chemie Physik, Chemie<br />

FSG 5 Physik, - Physik, Geschichte BZN 5 Physik, Erdkunde Physik, Wirtschaft<br />

FSG 6 Chemie, Informatik Chemie, Musik BZN 6 Physik, Geschichte Physik, Wirtschaft<br />

FSG 7 Physik, Chemie Physik, Chemie BZN 7 Physik, - Physik, Wirtschaft<br />

FSG 8 Physik oder Chemie,<br />

Informatik<br />

Physik, Chemie BZN 8 Physik, - Französisch, Wirtschaft<br />

Abbildung 86: Profil- und Neigungsfächer im Vergleich Auftaktgespräch – Abschlussgespräch<br />

Im Vergleich zum Auftaktgespräch konnten die naturwissenschaftlichen Fächer zwar<br />

ihre Bedeutung beibehalten oder ausbauen, doch gaben die meisten zukünftigen<br />

„Physikkursler“ an, dass die SIA keine Auswirkung auf ihr Wahlverhalten hatte (vgl.<br />

Anlage 12, Tabelle 16).<br />

Also nein, Physik war für mich schon immer klar. Dass war eigentlich schon in der siebten<br />

Klasse klar, dass ich dann irgendwann später mal Physik wählen würde.<br />

(Abschlussgespräch, Schüler 5 FSG, Zeile 135-136)<br />

Das würde ich jetzt nicht sagen, denn das war mir eigentlich schon im Voraus klar. Ich<br />

wäre eigentlich am liebsten auch auf das technische Gymnasium gegangen, aber das wäre<br />

mir zu stressig gewesen, denn von bzw. nach Reutlingen sind es doch ein paar Kilometer<br />

mehr jeden Morgen. (Abschlussgespräch, Schüler 8 FSG, Zeile 156-158)<br />

195


Lediglich eine Teilnehmerin sprach von einer starken und vier weitere Schüler von<br />

einer leichten Beeinflussung der Physikwahl.<br />

Also ich wollte eher Biologie wählen.. Aber das habe ich jetzt total abgewählt. Also es hat<br />

sich schon ziemlich [durch die SIA] geändert. (Abschlussgespräch, Schülerin 2 FSG, Zeile<br />

112-113)<br />

[…] Chemie ist nicht so mein Ding. Also das war auszuschließen für mich und es ging halt<br />

darum, dass ich sowieso eine Naturwissenschaft machen muss und da ging es halt dann um<br />

Physik oder Biologie. Da musste ich eigentlich nicht lange überlegen, sondern da war mir<br />

eigentlich klar, dass da Physik […] Ja, vielleicht hat da so ein bisschen der Hintergrund<br />

mitgespielt, dass der Schritt erleichtert wurde zu sagen, man macht Physik.<br />

(Abschlussgespräch, Schüler 4 FSG, Zeile 176-180)<br />

Eine Auswirkung der SIA auf das Wahlverhalten der Profil- und Neigungsfächer ist<br />

daher aufgrund dieser nur schwachen Hinweise nicht anzunehmen.<br />

Die Auswirkungen auf das Berufsinteresse<br />

Während beim Fachinteresse kaum eine Wirkung nachzuweisen war, schien die SIA<br />

das Berufinteresse der Schüler stärker beeinflusst zu haben.<br />

Schüler Berufswunsch vorher K Berufswunsch nachher K Auswirkung der SIA<br />

FSG 1 unentschieden<br />

(naturwissenschaftliche<br />

Richtung, Psychologie, etwas mit<br />

Kindern)<br />

FSG 2 unentschieden<br />

(Medizin, Medizinforschung,<br />

technische Richtung, etwas mit<br />

Kindern)<br />

FSG 3 unentschieden<br />

(Walforscherin, Industriekauffrau,<br />

Managerin, Lehrerin)<br />

FSG 4 unentschieden<br />

(Marketing, Vertrieb in<br />

technischem Unternehmen)<br />

NW unentschieden<br />

(naturwissenschaftliche<br />

Richtung)<br />

I unentschieden<br />

(mehr technische Richtung)<br />

- unentschieden<br />

(Jura)<br />

- unentschieden<br />

(Richtung<br />

Produktionstechnik)<br />

NW negativ/positiv<br />

Ja, wie gesagt, dass es das Programmieren<br />

nicht ist und dass es die Naturwissenschaften<br />

schon sein können. Ja, auf jeden<br />

Fall! (AG, Zeile 105-106)<br />

I leicht positiv<br />

Richtung Ingenieurwesen<br />

Aber jetzt tendiere ich manchmal schon<br />

mehr zu dem Technischen, als ich es früher<br />

getan habe. (AG, Zeile 105)<br />

- keine<br />

I positiv<br />

Richtung Ingenieurwesen<br />

Auf jeden Fall! Ich denke, man sieht das ja<br />

danach mit ganz anderen Augen. Man hat<br />

ja jetzt ein völlig anderes Bild davon gekriegt,<br />

als man es vorher hatte. Das lässt sich<br />

eigentlich gar nicht vergleichen. (AG, Zeile<br />

153-159)<br />

I = ingenieurwissenschaftliche Richtung, NW = naturwissenschaftliche Richtung einschließlich Informatik, NW/I = beide<br />

K = Kategorisierung, AG = Abschlussgespräch<br />

Abbildung 87: Berufsinteresse im Vergleich Auftakt- und Abschlussgespräch<br />

196


Schüler Berufswunsch vorher K Berufswunsch nachher K Auswirkung der SIA<br />

FSG 5 unentschieden<br />

(technische Richtung)<br />

FSG 6 unentschieden<br />

(naturwissenschaftliche<br />

Richtung, eventuell Chemie)<br />

FSG 7 unentschieden<br />

(ingenieurwissenschaftliche<br />

Richtung)<br />

FSG 8 unentschieden<br />

(Richtung Triebwerksmechanik)<br />

BZN 1 unentschieden<br />

(Physik, Elektrotechnik)<br />

I unentschieden<br />

(Ingenieur)<br />

NW Chemie<br />

(wenn es nicht klappt,<br />

Ingenieurwesen)<br />

I positiv<br />

NW<br />

/I<br />

Richtung Ingenieurwesen<br />

Also den Ingenieurberuf finde ich jetzt<br />

schon interessanter. Ich weiß jetzt auch ein<br />

bisschen mehr, wie er aussieht. (AG, Zeile<br />

118-121)<br />

positiv<br />

Richtung Ingenieurwesen<br />

Ja schon, weil davor hatte ich keine so<br />

große Ahnung. Ingenieur, das war für mich<br />

eher so was mit Zeichnen, fast so ähnlich<br />

wie Architekt. Aber dass es jetzt hier so<br />

abwechslungsreich ist, hätte ich nicht<br />

gedacht! (AG, Zeile 111-113)<br />

I Maschinenbau I negativ/positiv<br />

I Luft- und<br />

NW<br />

/I<br />

Raumfahrtingenieur bzw.<br />

Gerätetriebwerksinge-<br />

nieur<br />

unentschieden<br />

(Ingenieur)<br />

Richtung Maschinenbau<br />

Also vielleicht, dass ich nicht Mechatronik<br />

und so will. Das ist mir zu elektronisch,<br />

sondern eher richtig Maschinenbau. (AG,<br />

Zeile 81-82)<br />

I positiv<br />

Richtung<br />

Gerätetriebwerksingenieur<br />

Ich würde mal sagen, dass ich mal in die<br />

Berufe mehr hineingesehen habe und<br />

daher mir auch ein Bild machen konnte, was<br />

die den ganzen Tag über so tun. (AG, Zeile<br />

140-141)<br />

I positiv<br />

Richtung Ingenieurwesen<br />

Aber das kam halt einfach nicht dazu<br />

wegen der SIA selber, sondern weil ich mich<br />

durch die SIA informieren konnte, wie es<br />

dort aussieht, also im Ingenieursbereich<br />

und was für Voraussetzungen für<br />

Studiengänge dann da sein müssen. (AG,<br />

Zeile 112-116)<br />

BZN 2 Maschinenbau I Maschinenbau I leicht positiv<br />

BZN 3 unentschieden<br />

(Maschinenbau, etwas mit<br />

Computern)<br />

NW<br />

/I<br />

Richtung Maschinenbau<br />

Ne, also das [Maschinenbaustudium] ist<br />

eher verstärkt worden, würde ich sagen.<br />

(AG, Zeile 97)<br />

Mechatronik I positiv<br />

Richtung Mechatronik<br />

[Mechatronik] hört sich schon interessant an<br />

und dass wir dann auch die Führung<br />

gemacht haben bei Daimler, da hat die Frau<br />

auch gesagt, dass da viele Mechatroniker<br />

sind, die da in dem Werk arbeiten. (AG, Zeile<br />

110-116)<br />

I = ingenieurwissenschaftliche Richtung, NW = naturwissenschaftliche Richtung einschließlich Informatik, NW/I = beide<br />

K = Kategorisierung, AG = Abschlussgespräch<br />

Abbildung 87: Berufsinteresse im Vergleich Auftakt- und Abschlussgespräch (Fortsetzung)<br />

197


Schüler Berufswunsch vorher K Berufswunsch nachher K Auswirkung der SIA<br />

BZN 4 Physik, Informatik NW unentschieden<br />

BZN 5 unentschieden<br />

(naturwissenschaftliche Richtung,<br />

Mathematik)<br />

BZN 6 unentschieden<br />

(ingenieurwissenschaftliche<br />

Richtung)<br />

BZN 7 unentschieden<br />

(ingenieurwissenschaftliche<br />

Richtung)<br />

BZN 8 unentschieden<br />

(Medientechnik, Audioingenieur)<br />

(etwas Naturwissenschaft-<br />

liches oder Technisches in<br />

der Industrie)<br />

NW unentschieden<br />

(Elektronik, Mechatronik)<br />

NW<br />

/I<br />

positiv<br />

Richtung Naturwissenschaft/<br />

Ingenieurwesen in der<br />

Industrie<br />

Ja, ja, also ich denke jetzt wirklich eher<br />

schon über hier was [Robert Bosch<br />

GmbH], vielleicht dann auch in der<br />

Industrie nach. (AG, Zeile 123)<br />

I positiv<br />

Richtung Ingenieurwesen<br />

Ja, auf jeden Fall, also das Ingenieurwis-<br />

senschaftliche hat sich gefestigt. Das will<br />

ich auf jeden Fall machen, jetzt nach dem<br />

Jahr. Es hat schon gezeigt, dass es mir<br />

Spaß macht, also das Programmieren<br />

oder auch mehr handwerklich was an<br />

Maschinen zu machen. (AG, Zeile 96-98)<br />

I Maschinenbau I negativ/positiv<br />

I unentschieden<br />

(Ingenieur)<br />

I unentschieden<br />

(Medien, Ingenieur)<br />

Richtung Maschinenbau<br />

Ja, ich denke, dass es schon in Richtung<br />

Maschinenbau geht, denn die handwerkliche<br />

Arbeit muss auf jeden Fall<br />

dabei sein. Und ich glaube CAD ist besser<br />

als Programmieren. (AG, Zeile 98-99)<br />

I positiv<br />

Richtung Ingenieurwesen<br />

Ja, eindeutig! Dadurch, dass man eben<br />

jetzt weiß, was ein Ingenieur macht, ist<br />

das also eine große Hilfe. (AG, Zeile 101)<br />

I positiv<br />

Richtung Ingenieurwesen<br />

Ich denke, es war schon sehr gut, da mal<br />

reinzuschnuppern in den Bereich. Was<br />

sehr interessant war, waren die Führ-<br />

ungen bei Bosch. Also das hat schon<br />

geholfen. (AG, Zeile 108-109)<br />

I = ingenieurwissenschaftliche Richtung, NW = naturwissenschaftliche Richtung einschließlich Informatik, NW/I = beide<br />

K = Kategorisierung, AG = Abschlussgespräch<br />

Abbildung 87: Berufsinteresse im Vergleich Auftakt- und Abschlussgespräch (Fortsetzung)<br />

Generell war eine Verschiebung der geäußerten Berufsinteressen in Richtung der<br />

Ingenieurwissenschaften beobachtbar. Während im Auftaktgespräch 10 Schüler<br />

Interesse an der Aufnahme eines ingenieurwissenschaftlichen Studiums zeigten,<br />

äußerten sich im Abschlussgespräch 14 Teilnehmer positiv gegenüber den technischen<br />

Studiengängen. Diese Verschiebung ging zu Lasten der naturwissenschaftlichen<br />

Studienrichtungen. Waren zu Beginn der SIA noch sechs Schüler einem natur-<br />

wissenschaftlichen Studium gegenüber aufgeschlossen, verringerte sich ihre Anzahl<br />

gegen Ende der Maßnahme auf drei.<br />

198


Diese Entwicklung verlief im Einzelfall höchst unterschiedlich.<br />

Ja, also nicht mehr unbedingt Mathematik [und Naturwissenschaften], sondern gerade<br />

mehr an Maschinen oder bei der Programmierung, also mehr Richtung Mechatronik oder<br />

Elektronik. (Abschlussgespräch, Schüler 5 BZN, Zeile 90-91)<br />

Ja, also gerade wenn es zum Beispiel nicht klappt mit Chemie, dann könnte ich mir schon<br />

vorstellen, dass es in die Richtung Ingenieur, Elektronik bzw. Informatik geht.<br />

(Abschlussgespräch, Schülerin 6 FSG, Zeile 108-109)<br />

Also im Bereich der Physik habe ich mich jetzt endlich mal entschieden, dass es nicht so der<br />

naturwissenschaftliche Bereich ist, sondern dass es eher in Richtung Ingenieurwesen geht.<br />

(Abschlussgespräch, Schüler 1 BZN, Zeile 109-110)<br />

Ich weiß nichts Konkreteres, aber wenn man das halt so mitkriegt hat, gerade diese<br />

Produktionsabläufe bei Arburg [Betriebsbesichtigung im Rahmen der SIA] und wie das<br />

alles organisiert ist […] Es ist halt die Frage, inwieweit man da quer einsteigen kann.<br />

(Abschlussgespräch, Schüler 4 FSG, Zeile 144-147)<br />

Natürlich hatte die SIA auch auf diejenigen Schüler eine Auswirkung, die sich bereits<br />

zu Beginn der Maßnahme aufgeschlossener gegenüber einem technischen Studium<br />

gezeigt hatten. Hier ließ sich eine Festigung bzw. Konkretisierung bestehender<br />

Berufswünsche beobachten. Wiederum verlief die Entwicklung bei jedem Teilnehmer<br />

sehr unterschiedlich. Die Vorstellungen variierten von zum Teil noch recht vagen,<br />

aber sich verstärkenden Tendenzen zum ingenieurwissenschaftlichen Berufsfeld bis<br />

hin zu konkreten Studienwünschen.<br />

Ja, eigentlich hat sich nichts dran geändert. Ich bin letztendlich nach wie vor noch<br />

unsicher, was ich werden soll. Ich denke schon, dass sich die technische Richtung ein<br />

bisschen verstärk hat, […] aber konkret weiß ich da noch nichts. (Abschlussgespräch,<br />

Schüler 5 FSG, Zeile 114-116)<br />

Aber jetzt tendiere ich manchmal schon mehr zum Technischen, als ich es früher getan<br />

habe. (Abschlussgespräch, Schülerin 2 FSG, Zeile 105)<br />

Auf jeden Fall ist es immer noch was Technisches. Es ist aber auch so, dass ich jetzt nicht<br />

irgendwie den ganzen Tag vor dem PC sitzen möchte. Ich will auch einfach was arbeiten,<br />

was machen. Natürlich, PC gehört auch dazu, ohne den geht es nicht mehr, aber beides<br />

ausgewogen, würde ich mal sagen, und die Richtung auf jeden Fall. (Abschlussgespräch,<br />

Schüler 7 BZN, Zeile 95-98)<br />

199


Ein bisschen mehr, ja, denn am Mittwoch an der FH habe ich zum Bespiel auch wieder<br />

einiges über das Ingenieurstudium gehört und da gibt es im Fachbereich Luft- und<br />

Raumfahrt einen Gerätetriebwerksingenieur oder allgemein Luftfahrtsingenieur […] und<br />

ich glaube, dass ich in die Richtung auch was machen werde. (Abschlussgespräch, Schüler 8<br />

FSG, Zeile 133-136)<br />

Ja, ich denke, dass es schon in Richtung Maschinenbau geht, denn die handwerkliche<br />

Arbeit muss auf jeden Fall dabei sein. (Abschlussgespräch, Schüler 6 BZN, Zeile 98-99)<br />

Ne, also das [Maschinenbaustudium] ist eher verstärkt worden, würde ich sagen.<br />

(Abschlussgespräch, Schüler 2 BZN, Zeile 97)<br />

Dass gut gemeinte Maßnahmen nicht immer zum Erfolg führen, zeigten die Aussagen<br />

einiger Teilnehmer, die sich durch das Mikrocontrollerprojekt überfordert gefühlt<br />

hatten. Als Konsequenz aus ihren Projekterfahrungen gaben sie an, zwar natur- bzw.<br />

ingenieurwissenschaftliche Studienziele zu verfolgen, doch käme ein Mechatronik-<br />

studium bzw. ein Studium mit großen Programmieranteilen für sie nicht in Frage.<br />

Ja, wie gesagt, dass es das Programmieren nicht ist und dass es die Naturwissenschaften<br />

insgesamt schon sein können. Ja, auf jeden Fall! (Abschlussgespräch, Schülerin 1 FSG, Zeile<br />

105-106)<br />

Also vielleicht, dass ich nicht Mechatronik und so will. Das ist mir zu elektronisch, eher<br />

richtig Maschinenbau. (Abschlussgespräch, Schüler 7 FSG, Zeile 81-82)<br />

Lediglich eine Schülerin stellte fest, dass die SIA keinerlei Auswirkung auf ihre<br />

Berufswahlentscheidung habe. Verantwortlich für diese Haltung machte auch sie eine<br />

Überforderung durch das Mikrocontrollerprojekt.<br />

Ich hätte es mir eher vorstellen können [etwas Technisches zu studieren], doch ich habe ich<br />

mich halt im Mikrocontrollerprojekt ziemlich überfordert gefühlt. Von daher bin ich halt<br />

eher so ein bisschen skeptisch. Ich weiß nicht, ob ich das dann packen würde.<br />

(Abschlussgespräch, Schülerin 3 FSG, Zeile 154-159)<br />

Erwähnenswert bleibt aber, dass es sich hier um eine Schülerin handelt, die zu Beginn<br />

der SIA bereits durch eine gering ausgeprägte naturwissenschaftlich-technische<br />

Interessenstruktur auffiel (vgl. Abbildung 71: Einzelfallvergleich <strong>Friedrich</strong>-Schiller-<br />

Gymnasium). So scheint sich in diesem Einzelfall die Hypothese zu bestätigen, dass<br />

ein grundlegender Wandel der Interessenstruktur nach Abschluss der Pubertät<br />

offenbar nicht mehr zu erwarten ist.<br />

200


8.2.8 Zusammenfassung und Bewertung<br />

Die Analyse des Auftaktgespräches ergab, dass sich die Schülerschaft in der Schüler-<br />

Ingenieur-Akademie zum Großteil aus naturwissenschaftlich-technisch besonders<br />

interessierten Jugendlichen zusammensetzte. Nur wenige Schüler bildeten hier eine<br />

Ausnahme. Inwieweit diese guten Voraussetzungen ein anspruchsvolles Arbeiten im<br />

Rahmen der SIA ermöglichten, zeigte deren Auswertung anhand der<br />

interessenfördernden Kriterien. Während im Teilprojekt Netzgerätebau in den<br />

Schüleräußerungen eine Vielzahl von Hinweisen auf seine interessenfördernde<br />

Wirkung gefunden werden konnte, beurteilten die Schüler das Mikrocontroller-<br />

projekt eher kritisch. Gerade die Schüler ohne Programmiererfahrungen waren<br />

überfordert und konnten so kaum von Erfolgserlebnissen im Sinne eines Kompetenz-<br />

bzw. Autonomieerlebens im Umgang mit der neuen Technik berichten. Leider waren<br />

hiervon besonders die Mädchen betroffen. Überhaupt erwies sich die Entscheidung,<br />

lediglich durch den Mädchenbonus bei der SIA-Aufnahme die geschlechtsspezifischen<br />

Besonderheiten zu berücksichtigen als problematisch. Um hier nachhaltige Effekte zu<br />

erreichen bleiben eigentlich nur zwei Wege: Entweder man verbessert durch eine<br />

Frühförderung das Potenzial an weiblichen Teilnehmern von Beginn an und<br />

verzichtet anschließend auf jede Art von Aufnahmebonus, oder man berücksichtigt<br />

die besondere Lage der Schülerinnen bei der organisatorischen und inhaltlichen<br />

Planung der Maßnahme.<br />

Trotz der nur zum Teil gelungenen Umsetzung der interessenfördernden Kriterien<br />

konnte die Auswertung der Daten des Abschlussgespräches eine Beeinflussung des<br />

Berufsinteresses der Schüler zu Gunsten der technischen Berufsfelder aufzeigen.<br />

Lediglich eine Schülerin, die sich bereits zu Beginn der SIA durch eine sehr schwache<br />

naturwissenschaftlich-technische Interessenstruktur auszeichnete, blieb von der Maß-<br />

nahme unbeeindruckt. Hier scheint sich die Annahme zu bestätigen, dass ein Wandel<br />

der Interessenstruktur in diesem Alter nur sehr eingeschränkt und anknüpfend an<br />

bereits bestehende Interessenprofilen stattfinden kann. Umso wichtiger ist für die<br />

Zukunft des SIA-Projektes eine sorgfältige Vorauswahl der Teilnehmer.<br />

Erkenntnisse im Hinblick auf die Beantwortung der Forschungsfragen<br />

Zum ersten Zielbereich:<br />

Schüler der Oberstufe besitzen bereits sehr differenzierte Interessenstrukturen. Maß-<br />

nahmen zur Förderung naturwissenschaftlich-technischer Begabungen müssen gezielt<br />

bei diesen Interessen ansetzen.<br />

201


Zum dritten Zielbereich:<br />

Eine nach interessenfördernden Kriterien gestaltete Schüler-Ingenieur-Akademie − im<br />

Netzgeräteprojekt ist sie vor allem durch die Verwirklichung der Kriterien der<br />

Anwendungs- und Tätigkeitsorientierung bzw. des kooperativen Lernens gelungen −<br />

hat positiven Einfluss auf die Interessiertheit der Schüler am Ausbildungsablauf.<br />

Deren unzureichende Umsetzung im Mikrocontrollerprojekt konnte eine Beein-<br />

flussung des Interesses zu Gunsten der technischen Berufsfelder nicht verhindern. Die<br />

gute Arbeitsatmosphäre im Gesamtprojekt trug sicherlich zu diesem langfristigen<br />

Projekterfolg bei.<br />

Inwieweit die Schüler-Ingenieur-Akademie in ihrer aktuellen Form geeignet ist,<br />

weibliche Begabungen in Naturwissenschaft und Technik zu fördern, bleibt fraglich.<br />

Hier sind wahrscheinlich gesonderte organisatorische bzw. inhaltliche Maßnahmen<br />

notwendig.<br />

202


8.3 Die Befunde der Lehrerbefragung<br />

8.3.1 Die Vorgehensweise bei der Datenerhebung<br />

Die Lehrer wurden gegen Ende der SIA im Rahmen eines Gruppeninterviews zum<br />

Ablauf der Maßnahme, zur Arbeit der Planungsgruppe und zu den Möglichkeiten der<br />

Unterstützung eines interessenfördernden Unterrichts durch die Wirtschaft befragt.<br />

Das Leitfadeninterview entsprach in seinem Aufbau dem des Abschlussgespräches im<br />

Arbeitskreis Naturphänomene.<br />

1. Ablauf der Maßnahme<br />

(1) Was hat Ihnen im vergangenen Jahr besonderes gefallen? Was weniger? Was würden Sie anders machen?<br />

(2) Wie haben Sie Ihre Schüler erlebt? Gab es eine Entwicklung?<br />

(3) Wie war die Anwesenheit der Schüler?<br />

(4) Wurden die richtigen Schüler ausgewählt?<br />

(5) Was hat Ihnen die SIA persönlich gebracht? Haben Sie etwas dazugelernt?<br />

(6) Hat die SIA eine Auswirkung auf Ihren alltäglichen Unterricht?<br />

2. Fragen zur Zusammenarbeit in der Planungsgruppe<br />

(7) Wie erlebten Sie die Zusammenarbeit mit den Partnern FH, Südwestmetall und Bosch?<br />

(8) Wie groß war Ihr organisatorischer und zeitlicher Aufwand? Gab es eine Stundenermäßigung?<br />

(9) Wie zufrieden sind Sie mit dem Ergebnis?<br />

(10) Wie war das Feedback im Kollegenkreis, bei den Eltern und beim Direktor?<br />

(11) Was muss alles getan werden, dass die SIA fortgeführt werden kann? Mit welchen Inhalten soll die SIA fortgeführt werden?<br />

3. Unterstützungsmöglichkeiten durch die Wirtschaft<br />

(12) Welche Formen der Zusammenarbeit von Schule und Wirtschaft machen Sinn?<br />

(13) Wo erhoffen Sie sich von der Wirtschaft Unterstützung bei einem interessenfördernden naturwissenschaftlichen Unterricht?<br />

Abbildung 88: Gesprächsleitfaden des Abschlussinterviews<br />

Das zirka 60-minütige Interview fand in den Räumlichkeiten der Robert Bosch<br />

GmbH statt und wurde mit einem Aufnahmegerät aufgezeichnet. Es war als<br />

Gruppengespräch angelegt, damit die Lehrer die Möglichkeit hatten, aufeinander<br />

Bezug zu nehmen und gemeinsam Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln (vgl.<br />

Bortz/Döring 2002, S. 318).<br />

8.3.2 Die Vorgehensweise bei der Datenauswertung<br />

Die Interviews wurden vom Doktoranden transkribiert und das Datenmaterial in<br />

einem ersten Schritt auf seine Güte überprüft.<br />

Die Überprüfung der Gütekriterien<br />

Sicherlich hatte das im Vergleich zum Arbeitskreis Naturphänomene noch engere<br />

Vertrauensverhältnis einen positiven Einfluss auf den Wahrheitsgehalt der Lehrer-<br />

203


äußerungen. Allerdings stellte es sich für den Interviewer als schwierig heraus, die<br />

Lehrer bei der ein oder anderen Frage zu umfassenden Aussagen zu bewegen. Durch<br />

die häufigen Treffen im Rahmen der Planungsgruppe war vieles bereits diskutiert<br />

worden und bedurfte nach Ansicht der Lehrkräfte keiner weiteren Äußerungen im<br />

Abschlussgespräch.<br />

Die Auswertung und Interpretation der Daten<br />

Die weitere Auswertung des Datenmaterials entsprach der Vorgehensweise im<br />

Arbeitskreis Naturphänomene (vgl. Kapitel 7.3.2: Die Vorgehensweise bei der<br />

Datenauswertung).<br />

Die dabei entwickelten Kategoriesysteme bilden wiederum die Grundlage für die<br />

folgende Ergebnisdarstellung und Interpretation. Sie wurden in die Arbeit in Ta-<br />

bellenform eingefügt.<br />

8.3.3 Die Maßnahme aus Lehrersicht<br />

Die Lehrer beurteilten die beiden Teilprojekte der SIA ähnlich wie die Schüler. Der<br />

Netzgerätebau wurde von ihnen in erster Linie positiv gesehen. Sowohl die Theorie-<br />

als auch die Praxisveranstaltungen ließen sich retrospektiv als Erfolg werten.<br />

Kategorie Beispielzitat<br />

Anschauliche Wissensver-<br />

mittlung in den Theorie-<br />

veranstaltungen<br />

Gelungene Praxisveran-<br />

staltungen<br />

Ich denke, die Theorieveranstaltungen haben wir mit der fachlichen Unterstützung<br />

von Herrn [Nachname Ausbilder] ganz gut hingekriegt. [...] und CCPhysic war eine<br />

große Hilfe dabei die Sache anschaulich zu machen. (Lehrer 1, Zeile 10-13)<br />

Besonders gut hat mir die Arbeit in der Ausbildungswerkstätte gefallen. Mit<br />

Unterstützung der Azubis selbst ein Netzgerät zusammenzubauen. Das war für die<br />

Schüler schon toll. (Lehrer 2, Zeile 7-9)<br />

Abbildung 89: Das Teilprojekt Netzgerätebau aus Sicht der Lehrkräfte (Teil 1)<br />

Die Lehrkräfte kritisierten lediglich den mangelnden kreativen Freiraum der Schüler,<br />

der aber aufgrund des Anspruchs der SIA, den Schülern auch neue Techniken zu<br />

vermitteln, als kaum vermeidbar betrachtet wurde.<br />

Kategorie Beispielzitat<br />

Unzureichende Autonomie-<br />

orientierung<br />

Das Netzgerät ist natürlich streng vorgegeben. Da kann man nicht viel rütteln an<br />

dem Schaltplan. Man kann den Schülern auch nicht sagen, das und das soll es<br />

ergeben und jetzt entwickelt mal den Schaltplan. Das geht einfach nicht. Aber<br />

wenn es was Komplexes sein soll, muss man so vorgehen. (Abschlussgespräch SIA,<br />

Lehrer 2, Zeile 525-528)<br />

Abbildung 90: Das Teilprojekt Netzgerätebau aus Sicht der Lehrkräfte (Teil 2)<br />

204


Die Mikrocontrollerprogrammierung sahen die Lehrer wie auch ein Großteil der<br />

Schüler kritisch.<br />

Kategorie Beispielzitat<br />

Schlechte Theorieveran-<br />

staltungen<br />

Überforderung der Schüler<br />

in den Praxisveranstal-<br />

tungen<br />

Im zweiten Halbjahr ist auch mein Wissenszuwachs durch die Vorlesungen, die<br />

Theorie nicht so groß gewesen. (Abschlussgespräch SIA, Lehrer 1, Zeile 213-214)<br />

Das Thema Mikrocontroller hatte sich ja gut angehört, dass man da verschiedene<br />

Sachen programmieren kann. Aber es hat sich halt als zu schwierig erwiesen.<br />

(Abschlussgespräch SIA, Lehrer 2, Zeile 528-530)<br />

Abbildung 91: Das Teilprojekt Reaktionszeittester aus Sicht der Lehrkräfte<br />

Bezüglich einer langfristigen Wirkung der Maßnahme auf die Interessenstruktur der<br />

Schüler stellten die Lehrer kaum Veränderungen fest, wobei laut ihrer Aussage eine<br />

Steigerung aufgrund der hohen Ausgangslage kaum möglich war.<br />

Kategorie Beispielzitat<br />

Gleichbleibend hohes<br />

Niveau<br />

Also interessiert waren sie von Anfang an, und das ist bis zum Ende gleich<br />

geblieben. [...] Aber ansonsten war die Motivation von Anfang an sehr hoch und<br />

sie ist sehr hoch geblieben. (Abschlussgespräch SIA, Lehrer 2, Zeile 113-116)<br />

Da war keine Entwicklung, bei mir auch nicht. Die ist nicht gestiegen. Das war aber<br />

auch nicht möglich. (Abschlussgespräch SIA, Lehrer 1, Zeile 117-118)<br />

Abbildung 92: Langfristige Wirkung der Maßnahme auf die Schüler (Teil 1)<br />

Lediglich Fortschritte beim Präsentieren wurden für die Lehrer ersichtlich.<br />

Kategorie Beispielzitat<br />

Fortschritte beim Präsen-<br />

tieren<br />

Hinsichtlich des Auftretens bei Präsentationen habe ich gemerkt, dass sie viel<br />

freier und sicherer geworden sind. (Abschlussgespräch SIA, Lehrer 2, Zeile 114-115)<br />

Abbildung 93: Langfristige Wirkung der Maßnahme auf die Schüler (Teil 2)<br />

Bezüglich der Wirkung der Maßnahme auf die eigene Person muss festgehalten<br />

werden, dass die Freitagnachmittage keinesfalls als Belastung empfunden wurden.<br />

Also ich fand die Freitagnachmittage jetzt nicht belastend. Das war so ein schöner Ab-<br />

schluss der Woche. Aber das geht halt nur, wenn man sich darauf freut. (Lehrer 2, Zeile<br />

340-341)<br />

Für mich war Freitagnachmittag immer belegt und nicht schon Wochenende. [Anmerkung<br />

des Verfassers: Lehrer 1 war Sammlungsleiter in seiner vorherigen Schule und nutzte den<br />

Freitag für diese Aufgabe.] Insofern merke ich das nicht, dass da etwas anderes ist. [...] Jetzt<br />

ist halt Freitagnachmittag SIA. (Lehrer 1, Zeile 346-347)<br />

205


Stattdessen betonten die Lehrer, dass die SIA ähnlich wie bei den Schülern auch für<br />

sie eine inhaltliche Weiterbildung darstellte.<br />

Kategorie Beispielzitat<br />

Inhaltliche Weiterbildung Also die ganze Sache mit dem Operationsverstärker, in den man sich einarbeiten<br />

musste, war gut. Man hat weitergelernt und Einblicke gekriegt. Das war im<br />

Endeffekt das Gleiche wie bei den Schülern. Zum ersten Mal schauen wir ein<br />

bisschen genauer rein. (Lehrer 1, Zeile 209-212)<br />

Ich denke im Hinblick auf NWT, dass ich durch solche Einblicke in Firmen rein<br />

inhaltlich [in Bezug auf den eigenen Unterricht] auf neue Ideen komme. (Lehrer 2,<br />

Zeile 244-245)<br />

Abbildung 94: Langfristige Wirkung der Maßnahme auf die eigene Person (Teil 1)<br />

Viel wichtiger erschienen ihnen aber noch die Zusammenarbeit mit außerschulischen<br />

Einrichtungen und die damit verbundenen positiven Auswirkungen auf die eigene<br />

Person.<br />

Kategorie Beispielzitat<br />

Professionalisierung durch<br />

Zusammenarbeit mit außer-<br />

schulischen Institutionen<br />

Also ich gewinne im Umgang mit schulfremden Personen. Da tue ich mir von Mal<br />

zu Mal leichter als Lehrer und Person. Da kommt man normalerweise mit einge-<br />

zogenem Genick, aber das löst sich langsam. Das motiviert einen hier noch<br />

weitere Projekte anzugehen. (Lehrer 1, Zeile 207-209)<br />

Das war für mich auch eine Premiere, mit Personen außerhalb der Schule<br />

zusammenzuarbeiten. Das hat zumindest hier bei Bosch gut geklappt. Es macht<br />

Mut, da auch andere anzusprechen und vielleicht weitere Projekte in Angriff zu<br />

nehmen. Wenn man sonst nicht so einen Anstoß hat, wo so was mal funktioniert<br />

hat, tut man sich unheimlich schwer. (Lehrer 2, Zeile 227-231)<br />

Abbildung 95: Langfristige Wirkung der Maßnahme auf die eigene Person (Teil 2)<br />

8.3.4 Die Übertragbarkeit der interessenfördernden Kriterien<br />

auf den regulären naturwissenschaftlichen Unterricht<br />

Zwar gaben die Lehrer an, dass die Schüler-Ingenieur-Akademie sich inhaltlich auf<br />

ihren regulären Physikunterricht auswirken könnte (vgl. Abbildung 94), weiter-<br />

gehende Einflüsse wären aber zunächst nicht zu erwarten.<br />

Sie meinen wahrscheinlich sicher, ob sich meine Unterrichtsmethoden vielleicht verändert<br />

haben – im Moment noch nicht, nicht in diesem Schuljahr. [...], weil das ein ganz anderes<br />

Arbeiten mit acht Schülern in der Kleingruppe und mit Unterstützung durch andere, wie<br />

jetzt den Herrn [Nachname Ausbilder der Robert Bosch GmbH] und die Auszubildenden,<br />

ist. Das kann man nicht mit dem normalen Physikunterricht vergleichen. (Lehrer 2, Zeile<br />

242-250)<br />

206


Es war halt ein unglaublich angenehmes Arbeiten mit motivierten Schülern in einer<br />

kleinen Gruppe. [...] Das ist ein völlig anderes Arbeiten wie im Unterricht, wenn ich mit<br />

30 Schülern, die manchmal sehr schwer zu motivieren sind, zu tun habe. (Lehrer 2, Zeile<br />

193-196)<br />

Gewiss lassen sich die berufsweltliche Atmosphäre der außerschulischen Lernorte, die<br />

Berufsorientierung im „realen Kontext“ und die Zusammensetzung der Gruppe aus<br />

motivierten bzw. interessierten Schülern nicht auf den regulären Physikunterricht<br />

übertragen. Warum aber Prinzipien wie Anwendungs-, Tätigkeits- und Autonomie-<br />

orientierung nur bedingt Einlass in den naturwissenschaftlichen Alltagsunterricht<br />

finden, 63 scheint an den strukturellen Rahmenbedingungen der Schule zu liegen (z.B.<br />

Klassengröße, fehlende Möglichkeit zum Teamteaching).<br />

8.3.5 Die Arbeit der Planungsgruppe<br />

Wie wichtig den Lehrern eine funktionierende Zusammenarbeit bei der Ausarbeitung<br />

des SIA-Ausbildungsplanes war, wurde besonders im Vergleich der beiden Teil-<br />

projekte deutlich. So gaben die Lehrkräfte an, dass die Schwierigkeiten im zweiten<br />

SIA-Halbjahr auf einer ungenügenden Zusammenarbeit zwischen dem Planungsteam<br />

und der Fachhochschule beruhten.<br />

Die Unterschiede zwischen dem ersten und dem zweiten Halbjahr: Das erste Halbjahr mit<br />

seiner sehr frühzeitigen Planung und der engen Einbeziehung von uns Lehrern in die<br />

Vorbereitung bei Bosch, und dann das zweite Halbjahr, dass durch die Fachhochschule<br />

selbst geplant wurde und wo wir nicht involviert waren. (Lehrer 2, Zeile 277-280)<br />

Wenn man es zusammenfassen möchte: Im Hause Bosch wird ergebnisorientiert gearbeitet.<br />

[...] Das war auch unsere Art der Zusammenarbeit. [...] An der Fachhochschule war es<br />

weniger ergebnisorientiert. Da hatte ich manchmal das Gefühl, nicht nur ich weiß es,<br />

sondern es wissen vielleicht auch andere nicht, wo die Reise hingeht. (Lehrer 1, Zeile 281-<br />

287)<br />

Im Netzgeräteprojekt sahen die Lehrer neben der klaren Zielorientierung die<br />

arbeitsteilige und gleichberechtigte Zusammenarbeit mit dem außerschulischen<br />

Partner als ausschlaggebend für den Projekterfolg.<br />

63 Im Schülerabschlussinterview wurde deutlich, dass auch die beteiligten Schüler ihren Physikunterricht eher<br />

als lehrerzentrierten Frontalunterricht empfanden. So konnte die interessenfördernde Wirkung der SIA in<br />

erster Linie im Kontrast zum alltäglichen Physikunterricht aufgedeckt werden (vgl. Anlage 12, Tabelle 15).<br />

207


Kategorie Beispielzitat<br />

Arbeitsteilige Zusammen-<br />

arbeit mit den außerschu-<br />

lischen Partner<br />

Die Art, wie man zu dem Programm kam, war das Positive, was ich herausstellen<br />

möchte. Das war einfach genial. […] Man hat zusammengesessen. Man hat was<br />

zusammengeschustert. Ich hatte so den Eindruck, immer versucht jemand anderes<br />

dem anderen was abzunehmen: „Was kann ich machen?“ „Wie können wir es<br />

geschickter machen?“ So muss es sein. (Lehrer 1, Zeile 23-28)<br />

Es war aber auch eine wirkliche Kooperation, dass wir sagen konnten, was wir<br />

übernehmen können an der Schule und was dann hier bei Bosch gemacht wird.<br />

(Lehrer 2, Zeile 29-30)<br />

Abbildung 96: Gründe für eine erfolgreiche Zusammenarbeit (Teil 1)<br />

Aber auch das gemeinsame Erstellen des Theorieteils für den Netzgerätebau wurde<br />

positiv beurteilt.<br />

Kategorie Beispielzitat<br />

Arbeitsteilige Zusammen-<br />

arbeit mit den Lehrerkolle-<br />

gen<br />

Ich merke aber auch dadurch, dass man zusammenarbeitet, dass es nicht so<br />

anstrengend ist, als wenn man jetzt daheim einen ganzen Unterrichtsgang selber<br />

planen muss. Da sitze ich manchmal länger dran und zermatere mir den Kopf. Es ist<br />

nicht so stressig. Ich fand es jetzt nicht so belastend, auch wenn der zeitliche<br />

Aufwand vielleicht größer war, dadurch dass man sich öfters getroffen hat. (Lehrer<br />

2, Zeile 325-328)<br />

Abbildung 97: Gründe für eine erfolgreiche Zusammenarbeit (Teil 2)<br />

Sicherlich trug zum Projekterfolg auch bei, dass den Lehrern nicht nur die zwei<br />

Unterrichtsstunden am Freitagnachmittag auf ihr Stundendeputat angerechnet wer-<br />

den konnten, sondern dass das Oberschulamt eine weitere Stunde zur Vorbereitung<br />

der SIA zur Verfügung stellte. Natürlich ging der Vorbereitungsaufwand gerade im<br />

Netzgeräteprojekt weit über diesen Zeitrahmen hinaus, doch bedeutete der Stunden-<br />

erlass für die Lehrer eine nicht zu unterschätzende Anerkennung.<br />

Kategorie Beispielzitat<br />

Zeitliche Organisation Ja, es gab vom Oberschulamt eine Extrastunde für Begabtenförderung und dann<br />

wurde die AG natürlich angerechnet. (Lehrer 2, Zeile 352-353)<br />

Abbildung 98: Gründe für eine erfolgreiche Zusammenarbeit (Teil 3)<br />

Trotz der Unstimmigkeiten im zweiten Halbjahr bezeichneten die Lehrer den<br />

erstellten SIA-Ausbildungsplan und dessen Umsetzung insgesamt als Erfolg.<br />

Also ich muss sagen, das merkt man schon daran, dass ich schon wieder an das nächste Jahr<br />

denke. Ich bin für das erste Mal fast schon euphorisch. Beim ersten Mal kann soviel schief<br />

gehen. Man weiß nicht, was passiert. Dafür lief es doch eigentlich relativ gut. Das zweite<br />

208


Halbjahr lief auch relativ gut, obwohl wir so wenige Einflussmöglichkeiten hatten.<br />

(Lehrer 1, Zeile 375-379)<br />

Ich bin schon deshalb zufrieden, weil es weiter geht, und auch die Abschlussveranstaltung<br />

war sehr schön. Das zweite Halbjahr haben wir ja schon mehrfach angesprochen. Das ist<br />

klar! (Lehrer 2, Zeile 383-385)<br />

Bei der Planung des neuen SIA-Halbjahres sollte in jedem Fall das projektorientierte<br />

Arbeiten beibehalten werden. Die Projektplanung, und wenn möglich auch die<br />

Projektdurchführung, sollten arbeitsteilig erfolgen.<br />

Kategorie Beispielzitat<br />

Projektorientiertes Arbeiten Wir müssen sehr aufpassen, dass wir nicht zu sehr auf die Schiene, wie es teilweise<br />

Arbeitsteilige Planung und<br />

Durchführung<br />

Abbildung 99: Zukunft der SIA (Teil 1)<br />

von der Fachhochschule vorgeschlagen wurde, gehen, in verschiedene Bereiche<br />

hineinzuschnuppern, aber nicht wirklich was zu tun. Es können kleinere Projekte<br />

sein, aber es muss ein Ergebnis geben. Man muss was dazulernen. (Lehrer 1 und<br />

Lehrer 2, Zeile 481-485)<br />

Dass wir es halt so planen wie im Endeffekt das erste halbe Jahr. Wenn es geht,<br />

zeitlich abwechslungsreich und vor allen Dingen auch örtlich abwechslungsreich.<br />

Jeder übernimmt mal ein bisschen. Das muss sein, sonst funktioniert es nicht.<br />

(Lehrer 1, Zeile 478-480)<br />

Auch in Anbetracht der Schwierigkeiten im Mikrocontrollerprojekt sollte die Suche<br />

nach neuen Projektideen verstärkt werden. Ausgehend von einer wahrscheinlichen<br />

Wiederholung des Netzgeräteprojektes im zweiten SIA-Jahrgang wären ergänzende<br />

Projektideen zu finden, die den Schülern noch größere Gestaltungsfreiräume<br />

ermöglichen.<br />

Kategorie Beispielzitat<br />

Verstärkung der Autonomie-<br />

orientierung<br />

Was man sich natürlich immer überlegen kann, ob wir das ein oder andere Projekt<br />

[...] ein bisschen öffnen. [...] Wir sollten uns vielleicht überlegen ein Projekt zu<br />

finden, in dem die Schüler mehr Gestaltungsmöglichkeiten haben. (Lehrer 2, Zeile<br />

524-531)<br />

Abbildung 100: Zukunft der SIA (Teil 2)<br />

8.3.6 Möglichkeiten der Wirtschaft zur Unterstützung eines<br />

interessenfördernden Unterrichts<br />

Abschließend diskutierten die Lehrer die Möglichkeiten, wie die Wirtschaft einen<br />

interessenfördernden Unterricht unterstützen kann. Dabei wurden die „klassischen<br />

Formen der Zusammenarbeit“ von ihnen eher abgelehnt.<br />

209


Ich glaube in erster Linie wird da immer daran gedacht, dass dann die Schüler da<br />

irgendwie in die Firma gehen und da Besichtigungen machen oder dass die Firmen<br />

irgendwelche Gelder zur Verfügung stellen. Also ich denke aber eher in eine andere<br />

Richtung [...]. (Lehrer 2, Zeile 573-589)<br />

Ganz unter dem Eindruck der Erfolge der Schüler-Ingenieur-Akademie favorisierten<br />

die Pädagogen stattdessen gemeinsame Projekte mit naturwissenschaftlich-<br />

technischen Inhalten. Diese könnten von der Wirtschaft durch gezielte Fortbildungs-<br />

veranstaltungen (eventuell mit Materialspende) oder durch betriebliche Ansprech-<br />

partner unterstützt werden.<br />

Kategorie Beispielzitat<br />

Fortbildung (mit Material-<br />

spende)<br />

Ansprechpartner im<br />

Unternehmen<br />

Also ich denke eher auch in die Richtung, dass wir Lehrer erst mal einen Einblick<br />

kriegen sollten, was in den Firmen läuft und was die Tätigkeitsfelder der Firma<br />

sind. Ich könnte mir vorstellen, dass Firmen vielleicht auf Lehrer zugehen und<br />

ihnen so was wie eine Art Fortbildung anbieten oder Einblicke in die Tätigkeits-<br />

felder der Firma. Erst dann kann ich als Lehrer besser beurteilen, ob ich daraus ein<br />

Projekt mit den Schülern machen kann. (Lehrer 2, Zeile 573-589)<br />

Wir waren da letzte Woche auf einer Fortbildung zum Thema Sensoren. Da haben<br />

wir uns natürlich gefragt: „Wo gibt es die für fünf Euro? Was fange ich mit einem<br />

nackten Sensor mit einem, zwei oder drei Kabeln an? Wie steuere ich den an? Wie<br />

lese ich den aus? (Lehrer 2, Zeile 610-615)<br />

Ich hätte mir nie träumen lassen, dass es mit dem Hause Bosch so gut laufen wür-<br />

de. Aber das ist einfach Ihre Stelle, das sind Sie als Person. Ein Ansprechpartner der<br />

ganz selbstverständlich da ist, wenn das FSG kommt. [...] Aber wenn es diese Stelle<br />

gibt und das auch veröffentlicht wird, dann braucht man bloß irgendwo die<br />

Information herzukriegen, dass die Firma einen Ansprechpartner hat, der für mich<br />

zuständig ist. (Lehrer 1, Zeile 631-645)<br />

Abbildung 101: Möglichkeiten der Projektunterstützung durch die Wirtschaft<br />

Zudem betonten die Lehrkräfte, dass oftmals das bloße Initiieren eines Projektes<br />

völlig ausreicht. Nicht jedes Projekt muss dann tatsächlich in enger Kooperation mit<br />

dem Unternehmen stattfinden.<br />

Da können Firmen ganz viel anstoßen. [...] Das muss nicht immer Unterricht bei der<br />

Firma sein. Das braucht man sich nicht immer so aufwendig vorstellen. Aber allein durch<br />

so einen Know-how-Transfer und vielleicht auch durch das ein oder andere Material im<br />

Kleinen, kann man einiges anstoßen (Lehrer 2, Zeile 662-666).<br />

210


8.3.7 Zusammenfassung und Bewertung<br />

Die Lehrer beurteilten die Wirkung der beiden SIA-Teilprojekte ähnlich wie die<br />

Schüler. Besonders beim Netzgerätebau ließen sich die umgesetzten interessen-<br />

fördernden Kriterien beobachten. Bezüglich einer langfristigen Wirkung auf die<br />

Interessenstruktur der Schüler konnten die Lehrkräfte dagegen kaum Angaben<br />

machen. Um so wichtiger war deshalb die Schülerevaluation, die einen Einfluss zu<br />

Gunsten der technischen Studiengänge bzw. Berufe aufzeigte. Zudem sahen die<br />

Lehrer die Schüler-Ingenieur-Akademie auch als eine Fortbildung, die in Zukunft die<br />

Unterrichtsinhalte ihres „normalen Physikunterrichts“ beeinflussen könnte. Weiter-<br />

gehende Auswirkungen auf den regulären naturwissenschaftlichen Unterricht wären<br />

aber nur bedingt möglich. So würden die schulstrukturellen Gegebenheiten (z.B.<br />

Klassengröße, fehlende Möglichkeit zum Teamteaching) eine stärkere Einbeziehung<br />

der interessenfördernden Kriterien verhindern. Der AG-Bereich dagegen versprach<br />

größere Freiheiten, so dass wohl auch die Schüler-Ingenieur-Akademie als interessen-<br />

fördernde Maßnahme gerade hier angesiedelt wurde.<br />

Deren Erfolg sahen die Lehrer in der guten Zusammenarbeit aller Beteiligten<br />

begründet. Dies wurde besonders anhand des Teilprojektes Netzgerätebau deutlich.<br />

So betonten die Lehrer nicht nur die positive Auswirkung der Zusammenarbeit auf<br />

die eigene Person, sondern machten sie auch für die gelungene Umsetzung der<br />

interessenfördernden Kriterien beim Bau des Netzgerätes verantwortlich. Geprägt<br />

war diese Zusammenarbeit durch eine eindeutige Zielorientierung und ein<br />

arbeitsteiliges Arbeiten bei der Planung und Durchführung der Maßnahme. Dass<br />

diese Kooperation von den Lehrern nicht noch als zusätzliche Belastung ihres<br />

Lehreralltags gesehen wurde, lag neben den guten organisatorischen Rahmen-<br />

bedingungen nicht zuletzt daran, dass das gemeinsame Bemühen um eine Stärkung<br />

der naturwissenschaftlichen Fachbereiche ihnen auch viel Freude bereitete. Nach<br />

Aussage der beteiligten Lehrer böten solche Kooperationsformen zudem optimale<br />

Rahmenbedingungen für eine produktive Zusammenarbeit von Schule und<br />

Wirtschaft zu Gunsten eines interessenfördernden naturwissenschaftlichen Unter-<br />

richts.<br />

Erkenntnisse im Hinblick auf die Beantwortung der Forschungsfragen<br />

Zum dritten Zielbereich:<br />

Die interessenfördernde Wirkung der Maßnamen ist für die Lehrer in der<br />

Arbeitsgemeinschaft beobachtbar.<br />

211


Zum ersten Zielbereich:<br />

Die im Arbeitskreis Schüler-Ingenieur-Akademie umgesetzten interessenfördernden<br />

Kriterien lassen sich nach Einschätzung der Lehrer nur bedingt auf den regulären<br />

naturwissenschaftlichen Unterricht übertragen. Eine Reihe von strukturellen<br />

Rahmenbedingungen steht bei deren Verwirklichung im Wege.<br />

Zum vierten Zielbereich:<br />

Ausschlaggebend für den Erfolg des Projektes ist die gelungene Zusammenarbeit im<br />

Arbeitskreis Schüler-Ingenieur-Akademie. Als kooperationsförderlich haben sich eine<br />

klare Zielorientierung, gute organisatorischen Rahmenbedingungen und eine<br />

arbeitsteilige bzw. gleichberechtigte Zusammenarbeit der inner- und außerschulischen<br />

Partner herausgestellt.<br />

Zum fünften Zielbereich:<br />

Durch gemeinsame Projekte können Unternehmen die Schule bei ihren Bemühungen<br />

um einen interessenfördernden Unterricht unterstützen. Oftmals reicht aber schon<br />

das Initiieren eines Projektes durch Fortbildungsveranstaltungen oder betriebliche<br />

Ansprechpartner.<br />

212


9 Zusammenfassung und Diskussion der Ergeb-<br />

nisse<br />

9.1 Zentrale Erkenntnisse zur Weiterentwicklung der<br />

Interessenforschung<br />

Die Evaluation des Entwicklungsprojekts ergab eine Vielzahl von Erkenntnissen. Im<br />

Folgenden soll der Versuch unternommen werden, diese pro Zielbereich in einer<br />

These zu bündeln. Lediglich für den Zielbereich 2 kann keine allgemein gültige<br />

Aussage formuliert werden. Die gewonnenen Erkenntnisse haben sich hier als nicht<br />

ausreichend herausgestellt.<br />

These 1: Die Umsetzung der interessenfördernden Kriterien hat zu einer Steigerung des<br />

situationalen Interesses der Schüler an den entwickelten Maßnahmen geführt. Unter<br />

Berücksichtigung der Theorien der pädagogischen Interessenforschung kann deshalb von<br />

einer nachhaltigen Beeinflussung der Interessenstruktur zu Gunsten der naturwissen-<br />

schaftlich-technischen Fachbereiche ausgegangen werden.<br />

Die zentrale These des Zielbereiches 3 steht im Einklang mit den im Kapitel 3.3<br />

zitierten Untersuchungen. Besonders gut ist in beiden Projekten die Umsetzung der<br />

Prinzipien der Anwendungs- bzw. Tätigkeitsorientierung und des kooperativen Lern-<br />

ens gelungen. Ein mehr autonomieorientierter Unterricht stieß dagegen bei den<br />

teilnehmenden Lehrern auf größere Vorbehalte. Zukünftige Projekte zur Qualitäts-<br />

entwicklung von naturwissenschaftlichem Unterricht sollten hier einen Schwerpunkt<br />

setzen. Auch die Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Besonderheiten wurde nur<br />

ansatzweise verwirklicht. Die zum Teil unbefriedigenden Ergebnisse bei der För-<br />

derung weiblicher Interessenstrukturen in beiden Teilprojekten machen auch hier<br />

weiteren Handlungsbedarf deutlich.<br />

Zielbereich 3: Entwicklung und Durchführung der interessenfördernden Maßnahmen<br />

Auswahl der Maßnahmen<br />

Die ausgewählten Maßnahmen zur Förderung naturwissenschaftlich-technischer Interessen finden außerhalb des regulären naturwissenschaftlichen<br />

Unterrichts statt (Ablauf, S. 108f.).<br />

Unterstützungsleistungen bei der Ausarbeitung der Maßnahmen<br />

Die große thematische Nähe der erarbeiteten Unterrichtssequenzen zum bisherigen naturwissenschaftlichen Unterricht ist ausschlaggebend dafür, dass<br />

die Lehrer im Arbeitskreis Naturphänomene kaum inhaltliche Unterstützung einfordern. Aber auch die Einbeziehung einfacher technischer Produkte und<br />

Sachverhalte gelingt ihnen in dieser Jahrgangsstufe ohne Schwierigkeiten (Ablauf, S. 120f.).<br />

Die Lehrer im Arbeitskreis SIA benötigen bei der Ausarbeitung des Ausbildungsplanes die Unterstützung der außerschulischen Partner. Diese bezieht sich<br />

in erster Linie auf inhaltlich-technische Aspekte (Ablauf, S. 120f.).<br />

Abbildung 102: Entwicklung und Durchführung der interessenfördernden Maßnahmen (Zielbereich 3)<br />

213


Zielbereich 3: Entwicklung und Durchführung der interessenfördernden Maßnahmen<br />

Die Lehrer in beiden Arbeitskreisen benötigen kaum methodisch-didaktische Unterstützung. Hieraus schon jetzt Schlüsse auf den Fortbildungsbedarf der<br />

gesamten naturwissenschaftlichen Gymnasiallehrerschaft zu ziehen, ist sicherlich unzulässig. So ist einerseits aufgrund des Freiwilligkeitsprinzips bei der<br />

Teilnahme eine Zusammensetzung der Arbeitskreise aus besonders pädagogisch orientierten und engagierten Kollegen zu vermuten. Andererseits kann<br />

erst die abschließende Evaluation aufzeigen, wo Schwierigkeiten bei der Umsetzung der interessenfördernden Kriterien aufgetaucht sind (Ablauf, S. 120f.).<br />

Umgesetzte interessenfördernde Kriterien in den Maßnahmen<br />

Die Prinzipien der Anwendungs- und Tätigkeitsorientierung bzw. des kooperativen Lernens lassen sich besonders gut im Naturphänomeneunterricht<br />

verwirklichen. Eine verstärkte Autonomieorientierung bei der Entwicklung der Unterrichtssequenzen gelingt den Lehrern weniger leicht, widerspricht sie<br />

doch in weitaus stärkerem Maße den bisher praktizierten Unterrichtskonzepten (Naturphänomene, S. 133f.).<br />

Nach Meinung der Lehrer kann ein nach Geschlechtern getrennter Naturphänomeneunterricht sich positiv auf die weibliche Interessengenese auswirken.<br />

Weitergehende mädchenfördernde Maßnahmen werden von ihnen zwar anerkannt, bei der Entwicklung der Unterrichtssequenzen aber nur sehr zögerlich<br />

umgesetzt (Naturphänomene, S. 133f.).<br />

Die Prinzipien der Anwendungs- und Tätigkeitsorientierung bzw. des kooperativen Lernens lassen sich besonders gut im Projekt Schüler-Ingenieur-<br />

Akademie verwirklichen. Eine verstärkte Autonomieorientierung bei der Entwicklung des Ausbildungsplans wird von den Lehrern zwar anerkannt, doch<br />

aufgrund der Neuheit der zu vermittelnden Projektinhalte zurückgestellt (SIA, S. 176f.).<br />

Nach Ansicht der beteiligten Lehrer bedarf die Schüler-Ingenieur-Akademie aufgrund der bereits ausgeprägten Interessenstruktur der Teilnehmer keinerlei<br />

mädchenfördernder Vorkehrungen. Lediglich ein Bonus bei der Aufnahme versucht interessierte Schülerinnen zu bevorzugen (SIA, S. 176f.).<br />

Wirkung der Maßnahmen<br />

Ein nach interessenfördernden Kriterien gestalteter Naturphänomeneunterricht − im Projekt ist er vor allem durch die Verwirklichung der Kriterien der<br />

Anwendungs- und Tätigkeitsorientierung bzw. des kooperativen Lernens gelungen − hat positiven Einfluss auf das Interesse der Schüler und Schülerinnen<br />

am Unterricht. Von einer dauerhaften Auswirkung auf die naturwissenschaftlich-technische Interessenstruktur kann daher ausgegangen werden (Naturphänomene,<br />

S. 156f.).<br />

Zwar profitierten auch die Mädchen von den interessenfördernden Maßnahmen im Projekt, zur Angleichung der Interessenstrukturen zwischen den<br />

Geschlechtern sind aber weitere Schritte − als bisher im Projekt verwirklicht − notwendig (Naturphänomene, S. 156f.).<br />

Die Wirkung der interessenfördernden Maßnamen ist für die Lehrer im Unterricht beobachtbar (Naturphänomene, S. 170f.).<br />

Eine nach interessenfördernden Kriterien gestaltete Schüler-Ingenieur-Akademie − im Netzgeräteprojekt ist sie vor allem durch die Verwirklichung der<br />

Kriterien der Anwendungs- und Tätigkeitsorientierung bzw. des kooperativen Lernens gelungen − hat positiven Einfluss auf die Interessiertheit der Schüler<br />

am Ausbildungsablauf. Deren unzureichende Umsetzung im Mikrocontrollerprojekt konnte eine Beeinflussung des Interesses zu Gunsten der technischen<br />

Berufsfelder nicht verhindern. Die gute Arbeitsatmosphäre im Gesamtprojekt trug sicherlich zu diesem langfristigen Projekterfolg bei (SIA, S. 201f.).<br />

Inwieweit die Schüler-Ingenieur-Akademie in ihrer aktuellen Form geeignet ist, weibliche Begabungen in Naturwissenschaft und Technik zu fördern, bleibt<br />

fraglich. Hier sind wahrscheinlich gesonderte organisatorische bzw. inhaltliche Maßnahmen notwendig (SIA, S. 201f.).<br />

Die interessenfördernde Wirkung der Maßnamen ist für die Lehrer in der Arbeitsgemeinschaft beobachtbar (SIA, S. 211f.).<br />

Sicherung der Nachhaltigkeit der Maßnahmen<br />

Die Einbeziehung der erarbeiteten interessenfördernden Maßnahmen in den schulischen Pflichtbereich (z.B. Schulcurriculum, besondere Lernleistung)<br />

kann deren langfristige Fortführung sichern (Ablauf, S. 127f.).<br />

Die Rückmeldung der Planungsergebnisse aus den Arbeitsgruppen kann deren Bekanntheit in der Lehrerschaft erhöhen und zum Mitmachen anregen<br />

(Ablauf, S. 127f.).<br />

Abbildung 102: Entwicklung und Durchführung der interessenfördernden Maßnahmen (Fortsetzung)<br />

These 2: Die strukturellen Rahmenbedingungen im System Schule verhindern eine<br />

stärkere Berücksichtigung der interessenfördernden Kriterien in Schule und Unterricht.<br />

Schon zu Beginn des Entwicklungsprojektes war besonders auffällig, dass die Lehrer<br />

zur Umsetzung der interessenfördernden Kriterien zwei Maßnahmen auswählten, die<br />

praktisch außerhalb des regulären Unterrichts stattfinden sollten. Die Abschluss-<br />

interviews in den beiden Arbeitskreisen gaben Auskunft darüber, weshalb die<br />

Lehrerschaft so entschied. So scheinen die strukturellen Rahmenbedingungen eine<br />

stärker tätigkeits- und anwendungsorientierte Gestaltung des naturwissenschaftlichen<br />

Unterrichts zu verhindern. Als innovationshemmend erwiesen sich vor allem der<br />

Lehrplandruck, die Klassengröße und der 45-Minuten-Takt.<br />

214


Dennoch wurde im Laufe des Entwicklungsprojektes auch deutlich, dass das alleinige<br />

Bereitstellen von Freiräumen nicht ausreichte, um nachhaltige Effekte zu Gunsten<br />

einer Qualitätsverbesserung von Schule und Unterricht einzuleiten.<br />

Zielbereich 1: Erfassung der Ausgangslage und der Rahmenbedingungen für interessenfördernde Maßnahmen in Unterricht und Schule<br />

Voraussetzungen bei den Schülern<br />

Naturwissenschaftlich-technische Interessengegenstände spielen bei Schülern der gymnasialen Unterstufe eine nur geringe Rolle für die Freizeitgestaltung.<br />

Trotzdem besteht ein relativ hohes Interesse an naturwissenschaftlich-technischen Sachgebieten und ihren Inhalten. Eine praktisch-konstruktive<br />

Einführung in die Naturwissenschaften mit Hilfe von Phänomenen, Körperbezügen und nicht allzu technischen Anwendungsgebieten wird dabei von<br />

Unterstufenschülern bevorzugt (Naturphänomene, S. 156f.).<br />

Schüler der Oberstufe besitzen bereits sehr differenzierte Interessenstrukturen. Maßnahmen zur Förderung naturwissenschaftlich-technischer Begabungen<br />

müssen gezielt bei diesen Interessen ansetzen (SIA, S. 201f.).<br />

Räumliche und materielle Voraussetzungen<br />

Die räumlichen und materiellen Voraussetzungen für einen Unterricht nach interessenfördernden Kriterien sind am <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium<br />

vorhanden (Ablauf, S.95f.).<br />

Organisatorische Voraussetzungen<br />

Die schulorganisatorischen Rahmenbedingungen zu Beginn des Projektes lassen erste Ansatzpunkte zur Umsetzung der interessenfördernden<br />

Interventionsmaßnahmen erkennen. So ermöglicht das Fach Naturphänomene eine direkt an die Grundschule anknüpfende Frühförderung im Rahmen der<br />

für alle Schüler verbindlichen Stundentafel. Leider verhindert eine Lücke in Klasse sieben eine durchgängige Begegnung mit dem naturwissenschaftlichen<br />

Interessengegenstand und einen direkten Anschluss an die Einzelfächer. Die Experimentierpraktika ab Klasse neun bieten zumindest im naturwissenschaftlichen<br />

Zweig optimale Bedingungen für einen tätigkeits- und autonomieorientierten Unterricht (Ablauf, S. 95f.).<br />

Die Abschaffung der Leistungskurse durch die Oberstufenreform erschwert die Bedingungen für eine Weiterverfolgung bestehender Interessenprofile<br />

durch die Schüler. Angebote im Bereich der AGs (z.B. SIA) können fehlende Spezialisierungsmöglichkeiten in der Oberstufe jedoch wieder kompensieren<br />

(Ablauf, S. 108f.).<br />

Die Bildungsreform 2004 optimiert die organisatorischen Rahmenbedingungen für einen interessenfördernden Unterricht. Der Physikunterricht der<br />

siebten Klasse schließt im Sinne einer durchgängigen Förderung nun direkt an das Fach Naturphänomene an. Das neue Schulfach NWT erhöht im<br />

naturwissenschaftlichen Zweig die Gesamtstundenzahl des naturwissenschaftlichen Fachbereiches (Ablauf, S. 120f.).<br />

Die Bildungsreform 2004 schafft durch frei verfügbare Stundenpools und die Abschaffung von Lehrplänen zu Gunsten von Bildungsstandards Freiräume<br />

zur Gestaltung eines interessenfördernden Unterrichts. Besonders groß sind diese in den Fächern Naturphänomene und NWT (Ablauf, S. 120f.).<br />

Strukturelle Rahmenbedingungen behindern die Übertragbarkeit auf den regulären Physikunterricht<br />

Die im Arbeitskreis Naturphänomene umgesetzten interessenfördernden Kriterien lassen sich nach Ansicht der Lehrer nur bedingt auf den regulären<br />

naturwissenschaftlichen Unterricht übertragen. Eine Reihe von strukturellen Rahmenbedingungen steht bei deren Verwirklichung im Wege<br />

(Naturphänomene, S. 170f.).<br />

Die im Arbeitskreis Schüler-Ingenieur-Akademie umgesetzten interessenfördernden Kriterien lassen sich nach Einschätzung der Lehrer nur bedingt auf den<br />

regulären naturwissenschaftlichen Unterricht übertragen. Eine Reihe von strukturellen Rahmenbedingungen steht bei deren Verwirklichung im Wege (SIA,<br />

S. 211f.).<br />

Abbildung 103: Erfassung der Ausgangslage und der Rahmenbedingungen (Zielbereich 1)<br />

These 3: Eine Weiterentwicklung von Schule und Unterricht kann durch inner- wie auch<br />

außerschulische Kooperation gelingen.<br />

Ausschlaggebend für die Projekterfolge war die produktive Zusammenarbeit der<br />

Lehrkräfte in den beiden Arbeitskreisen. Eine klare Zielorientierung, ein arbeits-<br />

teiliges Arbeiten, ein für alle erkennbarer Nutzen und eine organisatorische Ab-<br />

sicherung durch gewährte Stundendeputate erwiesen sich als kooperationsförderlich.<br />

Hinzu kam ferner die Begleitung der Arbeitsgruppen durch den Doktoranden, die<br />

sicherlich auch durch einen schulischen Prozessbegleiter stattfinden hätte können.<br />

Neben der Organisation übernahm er die klassischen Aufgaben des Projekt-<br />

managements, die von der gemeinsamen Zielfestlegung bis hin zur Auswertung der<br />

215


Projekterfolge reichten. Wie im Entwicklungsprojekt geschehen, können auch<br />

außerschulische Partner (z.B. Unternehmen, Hochschulen, Vereine, Verbände,<br />

Behörden) in die Entwicklung von Schule und Unterricht mit einbezogen werden.<br />

Die Arbeitskreise im Entwicklungsprojekt leiteten hier eine erste Öffnung von<br />

Schule und Unterricht ein.<br />

Zielbereich 4: Entwicklung und Erprobung neuer Formen der inner- und außerschulischen Zusammenarbeit<br />

Ausgangslage zu Beginn des Projektes<br />

Abgesehen von den Fachschaftssitzungen werden von den naturwissenschaftlichen Lehrern zu Beginn des Entwicklungsprojektes keine offiziellen<br />

Kooperationsformen zur Gestaltung von Schule und Unterricht gepflegt (Ablauf, S. 95f.).<br />

Kooperationsförderliche Bedingungen<br />

Die Zusammenarbeit in den Arbeitsgruppen braucht einen „offiziellen“ Rahmen. Eine Anerkennung der gemeinsamen Bemühungen durch zur Verfügung<br />

gestellte Stundendeputate kann dies unterstützen (Ablauf, S. 108f.).<br />

Die Zusammenarbeit in den Arbeitsgruppen braucht feste Zeitfenster im Stundenplan, in deren Rahmen ein gemeinsames Treffen aller Beteiligten möglich<br />

ist (Ablauf, S. 108f.).<br />

Die Zusammenarbeit in den Arbeitsgruppen braucht eine klare Zielorientierung, die in Abstimmung mit den Arbeitskreismitgliedern festgelegt werden<br />

muss (Ablauf, S. 108f.).<br />

Die Zusammenarbeit in den Arbeitsgruppen braucht auch nach innen klare Strukturen, die einen zielgerichteten Austausch über die erzielten Ergebnisse<br />

erlauben. Einheitliche Dokumentationsbögen können hier eine sinnvolle Planungs- und Beobachtungshilfe bieten (Ablauf, S. 120f.).<br />

Gelungene Kooperation als ausschlaggebend für den Projekterfolg<br />

Verantwortlich für den Erfolg des Projektes ist die gelungene Zusammenarbeit im Arbeitskreis Naturphänomene. Als kooperationsfördernd haben sich die<br />

klare Zielorientierung, die Arbeitsteiligkeit, der für alle erkennbare Nutzen, die externe Prozessbegleitung und die guten organisatorischen<br />

Rahmenbedingungen herausgestellt (Naturphänomene, S. 170f.).<br />

Ausschlaggebend für den Erfolg des Projektes ist die gelungene Zusammenarbeit im Arbeitskreis Schüler-Ingenieur-Akademie. Als kooperationsförderlich<br />

haben sich eine klare Zielorientierung, gute organisatorischen Rahmenbedingungen und eine arbeitsteilige bzw. gleichberechtigte Zusammenarbeit der<br />

inner- und außerschulischen Partner herausgestellt (SIA, S. 211f.).<br />

Die erfolgreiche Zusammenarbeit in den Arbeitskreisen ist ausschlaggebend für deren Fortbestand (Ablauf, S. 127f.).<br />

Kooperation und Öffnung von Schule<br />

Die Zusammenarbeit in den Arbeitskreisen ist Ausgangspunkt für eine Öffnung der Schule nach außen (Ablauf, S. 127f.).<br />

Abbildung 104: Entwicklung und Erprobung neuer Formen der schulischen Zusammenarbeit (Zielbereich 4)<br />

These 4: Die Institutionen der Wirtschaft können Schulen bei ihrem Bemühen um einen<br />

stärker interessenfördernden naturwissenschaftlichen Unterricht unterstützen.<br />

Wie bereits in These 3 angedeutet, können außerschulische Partner die Schulen in<br />

ihrem Bemühen um einen stärker interessenfördernden Unterricht unterstützen. Die<br />

Möglichkeiten sind sehr vielfältig. Die Kapitel 10.2 und 10.3 versuchen hierzu unter<br />

Berücksichtigung der Erkenntnisse der vorliegenden Arbeit Empfehlungen speziell<br />

für die Institutionen der Wirtschaft auszusprechen. Unabhängig davon, ob ein<br />

Unternehmen eine Kooperationsvereinbarung mit einer Schule eingeht oder<br />

gemeinsame Einzelvorhaben im Projektverbund plant, muss aber beachtet werden,<br />

dass nur eine langfristige und gleichberechtigte Zusammenarbeit erfolgsversprechend<br />

ist. So fordert eine echte Zusammenarbeit von beiden Partnern Veränderungs-<br />

bereitschaft. Das Beharren der Hochschule auf bisher praktizierten Lehrmethoden im<br />

zweiten Halbjahr des SIA-Projektes ist hier als negatives Beispiel zu nennen.<br />

216


Zielbereich 5: Vernetzung von Schule und Wirtschaft<br />

Möglichkeiten der Unterstützung eines interessenfördernden Unterrichts<br />

Die Wirtschaft kann Schulen auf der Ebene der Bildungspolitik, der Schule, des Lehrers und der Schüler bei der Verwirklichung eines interessenfördernden<br />

naturwissenschaftlichen Unterrichts unterstützen (Naturphänomene, S. 170f.).<br />

Kooperationsvereinbarungen zwischen Schule und Unternehmen (Ebene Schule)<br />

Die Kooperation mit einem Wirtschaftsunternehmen ist Anstoß für das Projekt zur Weiterentwicklung der naturwissenschaftlichen Fachbereiche am<br />

Gymnasium (Ablauf, S. 95f.).<br />

Kooperationen zwischen einem Wirtschaftsunternehmen und einer Schule brauchen feste Ansprechpartner auf beiden Seiten. Ebenso ist eine gemeinsame<br />

Zielfestlegung notwendig, die eine Überprüfung der Erfolge der gemeinsamen Arbeit nach Ablauf eines bestimmten Zeitraumes erlaubt (Ablauf, S. 108f.).<br />

Einzelne Projekte im Verbund Schule und Unternehmen (Ebene Schüler)<br />

Durch gemeinsame Projekte können Unternehmen die Schule bei ihren Bemühungen um einen interessenfördernden Unterricht unterstützen. Oftmals<br />

reicht aber schon das Initiieren eines Projektes durch Fortbildungsveranstaltungen oder betriebliche Ansprechpartner (SIA, S. 211f.).<br />

Zu beachtende Prinzipien in der Zusammenarbeit von Schule und Wirtschaft<br />

Die Zusammenarbeit mit außerschulischen Institutionen muss auf einer gleichberechtigten Basis erfolgen. Erst eine gemeinsame Projektplanung, die die<br />

besonderen Kenntnisse beider Parteien berücksichtigt, kann Erfolge zeitigen (Ablauf, S. 120f.).<br />

Wirtschaft und Schule sind zwei strukturell vollkommen verschiedene Systeme. Während Eigenschaften wie Flexibilität, Anpassungsbereitschaft und<br />

Schnelligkeit für das Bestehen eines Unternehmens am Markt unerlässlich sind, spielen in der Schule eher langfristige Zielorientierung und Beständigkeit<br />

eine Rolle bei der Bewältigung der erzieherischen Aufgaben. Für die Unternehmen heißt das, dass nur eine nachhaltig angelegte Zusammenarbeit den<br />

Schulen von Nutzen sein kann. Die Schule hingegen kann in einer Zeit raschen gesellschaftlichen Wandels von den wirtschaftlichen Mechanismen zur<br />

Anpassung an neue Herausforderungen auch lernen (Ablauf, S. 127f.).<br />

Abbildung 105: Vernetzung von Schule und Wirtschaft (Zielbereich 5)<br />

217


9.2 Die Übertragbarkeit des Gesamtkonzeptes auf<br />

andere Schulen<br />

Die im vorausgegangenen Kapitel beschrieben Erkenntnisse können zur Weiter-<br />

entwicklung der pädagogischen Interessenforschung dienen, aber auch schon eine<br />

erste handlungsleitende Funktion in Projekten zur Modernisierung des natur-<br />

wissenschaftlichen Unterrichts übernehmen. Bleibt nur noch zu fragen, in welcher<br />

Form sich diese Ergebnisse auf andere Schulen übertragen lassen.<br />

These 5: Eine direkte Übertragbarkeit des erarbeiteten Konzeptes zur Förderung<br />

naturwissenschaftlich-technischen Interesses am Gymnasium ist nur eingeschränkt<br />

möglich. Stattdessen muss jede einzelne Schule den Weg der Qualitätsentwicklung selbst<br />

beschreiten.<br />

Am Ende des Entwicklungsprojektes steht ein differenziertes Konzept zur Stärkung<br />

der naturwissenschaftlichen Fachbereiche am <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium.<br />

In Anlehung an den Sachunterricht der Grundschule ermöglicht der Naturphäno-<br />

meneunterricht eine breite zweijährige Frühförderung. Anschließend geht dieser<br />

direkt in den naturwissenschaftlichen Anfangsunterricht der siebten Jahrgangsstufe<br />

über. Dessen Neugestaltung − wie von den Lehrern im Abschlussinterview vorge-<br />

schlagen − könnte dabei den Jugendlichen den Einstieg erleichtern und die<br />

Errungenschaften des interessenfördernden Unterrichts der Unterstufe sichern. Das<br />

Schulfach NWT im naturwissenschaftlichen Zweig und die Beibehaltung der<br />

Übungen für die Schüler des sprachlichen Zweiges bieten ab der achten Klasse die<br />

Chance, die interessenfördernden Kriterien weiterhin im naturwissenschaftlichen<br />

Unterricht wirksam werden zu lassen. In diesem Zusammenhang müssen die<br />

Ergebnisse des Arbeitskreises NWT noch abgewartet werden. In der Oberstufe kann<br />

die Schüler-Ingenieur-Akademie weggefallene Spezialisierungsmöglichkeiten zum Teil<br />

ausgleichen. Natürlich lassen sich auch die bereits vorhandenen Arbeits-<br />

gemeinschaften wie die Robotics- oder Astronomie-AG in das Konzept integrieren.<br />

Gewiss kann dieses Ergebnis eine wertvolle Anregung für Schulen darstellen, die<br />

ebenfalls eine naturwissenschaftlich-technische Profilbildung betreiben wollen. Eine<br />

direkte Übertragung ist aber zum Scheitern verurteilt. So besitzt jede Schule eigene<br />

Schwächen, die es zu beseitigen, und Stärken, die es auszubauen gilt. War im<br />

vorliegenden Entwicklungsprojekt vor allem der Naturphänomeneunterricht ein<br />

Ausgangspunkt für die weiteren Anstrengungen, so können die zu bearbeitenden<br />

„Problembereiche“ an einer anderen Schule völlig anders gelagert sein. Auch bietet<br />

218


jede Schule unterschiedliche Ansatzpunkte zur Weiterentwicklung bereits vor-<br />

handener Strukturen. Die besonderen Kenntnisse bzw. Interessen der Lehrerschaft,<br />

bestehende außerschulische Kontakte oder erste Erfahrungen mit der Teilnahme an<br />

Wettbewerben können Anlass sein, hier intensiver tätig zu werden.<br />

Auch auf die Frage, wie solche Schulentwicklungsprozesse gestaltet werden können,<br />

gibt das Dissertationsvorhaben Antwort.<br />

These 6: Die Methode der responsiven Evaluation kann Schulentwicklungsprozesse<br />

einleiten und vorantreiben.<br />

Insgesamt hat sich die Methode der responsiven Evaluation als geeignetes Verfahren<br />

herausgestellt, Schulentwicklungsprozesse zu begleiten. Schwierigkeiten, die im<br />

Prozessablauf auftauchten (z.B. zeitintensive Vorbereitung der Evaluationsinstru-<br />

mente, verspätete Rückmeldung der Evaluationsergebnisse), waren in erster Linie auf<br />

die geringe personelle Ausstattung der wissenschaftlichen Begleitung zurückzuführen.<br />

Allerdings muss erwähnt werden, dass nicht jede Schule einen Hochschulpartner zur<br />

Bewältigung der Evaluationsaufgaben zur Verfügung hat und dass die universitäre<br />

Unterstützung auch nur zeitlich begrenzt gewährt werden kann. Notwendig wäre<br />

deshalb die Erstellung von allgemeinen Evaluationsinstrumenten, die von den<br />

Lehrern selbst ausgewählt und deren Ergebnisse leicht ausgewertet werden können. 64<br />

Die im Rahmen des Entwicklungsprojektes entstanden Evaluationsverfahren genügen<br />

diesem Anspruch kaum. Um einen eigenständigen Einsatz im Feld zu ermöglichen,<br />

müssten sie noch weiter vereinfacht bzw. verallgemeinert werden. Auch die Möglich-<br />

keiten der personellen Unterstützung sind vielfältig. Nicht immer muss zwingend ein<br />

Wissenschaftler Qualitätsentwicklungsprozesse begleiten. Speziell ausgebildete schu-<br />

lische Prozessberater, aber auch betriebliche Projektmanager könnten diese Aufgabe<br />

übernehmen.<br />

Zielbereich 6: Einsatz der responsiven Evaluation<br />

Einschränkung des Forschungsinteresses durch die Praxis<br />

Um eine Störung des Projektablaufes zu verhindern, können nicht alle Informationsinteressen der wissenschaftlichen Begleitung weiterverfolgt werden<br />

(Ablauf, S. 108f.).<br />

Zeitaufwendige Evaluation der Einzelmaßnahmen<br />

Die Vorbereitung der quantitativen und qualitativen Evaluationsinstrumente zur Schüler- und Lehrerbefragung ist sehr zeitaufwendig (Ablauf, S. 108f.).<br />

Abbildung 106: Einsatz der responsiven Evaluation (Zielbereich 6)<br />

64 Vgl. Leitfaden zur Selbstevaluation von Schulen des baden-württembergischen Landesinstituts für<br />

Schulentwicklung (Kultusministerium Baden-Württemberg 2005).<br />

219


Zielbereich 6: Einsatz der responsiven Evaluation<br />

Der Einsatz der quantitativen Befragung zur Evaluation des Naturphänomeneunterrichts muss retrospektiv kritisch betrachtet werden. Vor allem die<br />

mangelnden quasi-experimentellen Voraussetzungen im Praxisfeld gefährden die Aussagekraft der Untersuchung (Ablauf, S. 120f.).<br />

Verzögerte Rückmeldung der Ergebnisse<br />

Die verzögerte Rückmeldung der Evaluationsergebnisse gefährdet deren positiven Einfluss auf die Weiterentwicklung der interessenfördernden<br />

Maßnahmen (Ablauf, S. 120f.).<br />

Abbildung 106: Einsatz der responsiven Evaluation (Fortsetzung)<br />

220


9.3 Der Einsatz der responsiven Evaluation zur Beant-<br />

wortung der Forschungsfragen<br />

Die Eignung der responsiven Evaluation zur Begleitung von Schulentwicklungs-<br />

prozessen wurde bereits im vorausgegangenen Kapitel festgestellt. Doch inwieweit<br />

sich die verwendete Methode zur Weiterentwicklung der pädagogischen Theorie-<br />

bildung heranziehen lässt, muss noch dargestellt werden.<br />

These 7: Die Methode der responsiven Evaluation kann im Rahmen der pädagogischen<br />

Theoriebildung eine heuristische Funktion übernehmen.<br />

Sicherlich gelingt es der erkenntnistheoretischen Vorgehensweise im Entwicklungs-<br />

projekt, der Komplexität pädagogischer Systeme zumindest ansatzweise gerecht zu<br />

werden. In der Praxis hat die enge Verbindung von Forscher und Forschungs-<br />

gegenstand jedoch auch Nachteile.<br />

Quasi getrieben von der Praxis, konnte eine Reihe von Forschungsinteressen nicht<br />

mehr weiterverfolgt werden. Vor allem der zweite Zielbereich war hiervon betroffen.<br />

So plante die wissenschaftliche Begleitung am Anfang des Entwicklungsprojektes eine<br />

Befragung der Physiklehrer zu ihren Vorstellungen über einen gelingenden<br />

naturwissenschaftlichen Unterricht. Um aber die Bereitschaft zur Teilnahme an dem<br />

gemeinsamen Vorhaben nicht zu gefährden, musste diese Befragung auf Anraten des<br />

projektleitenden Lehrers abgesagt werden. Interessant wäre zudem eine Weiter-<br />

verfolgung der Einstellungen der Projektverweigerer gewesen. Auch sie wurde aus<br />

den obigen Gründen zurückgestellt.<br />

Ebenso erwies sich die Integration der quantitativen Befragung − nicht nur aus<br />

Kapazitätsgründen − als schwierig. Der von Anfang an unter quasi-experimentellen<br />

Aspekten mangelhafte Erhebungsplan konnte im Laufe des Entwicklungsprojektes<br />

nur teilweise eingehalten werden. Lehrer, die den Sinn des gesamten Entwicklungs-<br />

projektes nicht einsahen, gefährdeten zudem eine objektive Durchführung der<br />

Befragung.<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Methode der responsiven Evaluation,<br />

wie schon in Kapitel 5.3 angedeutet, geeignet ist, im Rahmen der pädagogischen<br />

Theoriebildung eine hypothesengenerierende Funktion zu übernehmen. Schon<br />

aufgrund der geringen Fallzahlen und der Zwänge des Praxisfeldes ist aber eine<br />

weitergehende Überprüfung der gewonnenen Ergebnisse anzuraten. Hier müssen<br />

weitere Forschungsmethoden zum Einsatz kommen.<br />

221


10 Konsequenzen aus dem Entwicklungsprojekt<br />

10.1 Empfehlungen an die Schule für eine Neuausrichtung<br />

des naturwissenschaftlichen Unterrichts unter inter-<br />

essenfördernden Gesichtspunkten<br />

10.1.1 Begründung des Handlungsbedarfes<br />

Beide Maßnahmen des Entwicklungsprojektes zur Förderung des naturwissenschaft-<br />

lich-technischen Nachwuchses fanden außerhalb des regulären Unterrichts statt. Dort<br />

scheinen die strukturellen Rahmenbedingungen wie Klassengröße, 45-Minuten-Takt<br />

und Lehrplandruck eine umfassendere Umsetzung der interessenfördernden Kriterien<br />

zu behindern. Wer also einen interessenfördernden naturwissenschaftlichen Unter-<br />

richt will, sollte solche Hindernisse zumindest teilweise beseitigen.<br />

Die neu gewonnenen Freiräume müssen von den Pädagogen sinnvoll gestaltet<br />

werden. Als erfolgversprechend hat sich hierbei in beiden Projekten die von außen<br />

unterstützte Zusammenarbeit mehrerer Lehrer erwiesen.<br />

Die folgenden Vorschläge für eine Weiterentwicklung des naturwissenschaftlichen<br />

Unterrichts setzen genau bei diesen Faktoren an. Es werden Empfehlungen für die<br />

Verantwortlichen in der Bildungspolitik, die Schulleitungen, aber auch für die<br />

einzelnen Lehrkräfte ausgesprochen, die einerseits schulische Autonomie einfordern,<br />

anderseits die pädagogisch Handelnden befähigen sollen, die sich eröffnenden<br />

Freiräume produktiv zu nutzen.<br />

1. Ebene Bildungspolitik<br />

2. Ebene Schule<br />

3. Ebene Lehrer<br />

Abbildung 107: Empfehlungen für eine Weiterentwicklung des naturwissenschaftlichen Unterrichts<br />

222


10.1.2 Empfehlungen an die Schulbehörden zur Schaffung<br />

geeigneter Rahmenbedingungen für einen interessen-<br />

fördernden naturwissenschaftlichen Unterricht<br />

Aufgabe einer Schulpolitik, die die Interessengenese nicht nur in den naturwissen-<br />

schaftlichen Fachdisziplinen ernst nimmt, muss es sein, Freiräume für einen<br />

interessenfördernden Unterricht zu schaffen.<br />

Schulreform<br />

Erste Schritte wurden hier, zumindest in Baden-Württemberg, im Zuge der Bildungs-<br />

reform 2004 unternommen. Damit diese neuen Freiräume von den Lehrern nicht nur<br />

als zusätzliche Belastung gesehen werden, sondern auch effektiv genutzt werden<br />

können, sind aber weitere Maßnahmen nötig. Sie müssen die Lehrer befähigen und in<br />

dem einen oder anderen Fall vielleicht auch „zwingen“, ständig eine aktive<br />

Unterrichtsentwicklung zu betreiben. Dass dies nicht alleine, sondern nur in<br />

Zusammenarbeit mit Kollegen und gegebenenfalls mit externer Unterstützung<br />

geschehen kann, hat die vorliegende Arbeit gezeigt.<br />

Die folgenden Anforderungen an eine Schulreform beschränken sich daher nicht nur<br />

auf eine Verstärkung der unterrichtlichen Handlungsautonomie im engeren Sinn:<br />

• Verstärkung der Handlungsautonomie in Bezug auf den Unterricht<br />

Wie bereits ausführlich dargestellt, war der Gestaltungsfreiraum in den beiden<br />

Projekten mitverantwortlich für die guten Ergebnisse. Erste Schritte zu dessen<br />

Ausweitung auf den „normalen Unterricht“ sind in Baden-Württemberg mit Ein-<br />

führung des schulspezifischen Curriculums, des Kontingentstundenplans und des frei<br />

verfügbaren Stundenpools bereits erfolgt. Weitergehende Maßnahmen sind durchaus<br />

vorstellbar (z.B. Abschaffung des 45-Minuten-Taktes, Erhöhung der Unterrichtszeit<br />

durch Ausdehnung der Stunden auf den Nachmittag).<br />

• Verstärkung der Handlungsautonomie in Bezug auf das schulische Personal<br />

Ohne den projektverantwortlichen Lehrer wäre das Entwicklungsprojekt zur<br />

Förderung des naturwissenschaftlich-technischen Nachwuchses in dieser Form nicht<br />

zu Stande gekommen. Aufgrund einer „schulscharfen“ Ausschreibung konnte er vom<br />

Direktor des <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasiums eigens für diese Aufgabe an die Schule<br />

geholt werden. Weitere Reformen, die der einzelnen Schule eine aktive Personal- bzw.<br />

Beförderungspolitik (z.B. Selbstrekrutierung von Lehrkräften, Flexibilisierung der<br />

223


Laufbahnstruktur) ermöglichen, könnten zur Stützung eines interessenfördernden<br />

naturwissenschaftlichen Unterrichts eingesetzt werden.<br />

• Verstärkung der Handlungsautonomie in Bezug auf die innerschulische<br />

Organisation<br />

Ausschlaggebend für den Erfolg des Entwicklungsprojektes war die Zusammenarbeit<br />

der naturwissenschaftlichen Fachlehrer in den Arbeitsgruppen. Um aber die<br />

Kooperation von Lehrern dauerhaft zum Bestandteil ihrer Berufsausübung machen<br />

zu können, bedarf es nicht nur verbesserter zeitlicher Rahmenbedingungen (z.B.<br />

Zeitfenster für Kooperation im Stundenplan, Zeitbudgets für Kooperation), sondern<br />

auch neuer schulischer Organisations- und Arbeitsstrukturen, die eine Institutiona-<br />

lisierung des Kooperationsgedankens im Schulalltag ermöglichen. So wäre der Aufbau<br />

eines die Kooperation absichernden Beratungs- und Unterstützungssystems<br />

erforderlich. Zu denken wäre auch daran, dieses System mit einer weitergehenden<br />

Differenzierung der innerschulischen Arbeitsteilung und der Schaffung neuer<br />

Aufstiegsmöglichkeiten im Lehrerberuf zu verbinden (z.B. Stärkung der Fachschafts-<br />

vorsitzenden, Funktionsstellen für Projektleitung bzw. Prozessbegleitung).<br />

• Verstärkung der finanziellen Autonomie der einzelnen Schule<br />

Besonders das Projekt Schüler-Ingenieur-Akademie verursachte nicht unerhebliche<br />

Kosten, die in erster Linie von den außerschulischen Partnern übernommen wurden.<br />

Nicht immer ist aber davon auszugehen, dass großzügige Sponsoren die Finanzierung<br />

von Schulprojekten übernehmen. Nötig wäre also ein schulspezifisches Budget,<br />

welches durchaus zum Teil durch private Spenden aufgebracht werden kann, aber<br />

eben auch dauerhaft verlässliche Gestaltungsspielräume vor Ort bietet. Dieses könnte<br />

zu Gunsten eines interessenfördernden naturwissenschaftlichen Unterrichts<br />

eingesetzt werden: sei es, dass die materielle Ausstattung an der Schule verbessert, der<br />

AG-Bereich ausgebaut oder in die schulinterne Lehrerfortbildung investiert wird.<br />

Reform der Lehreraus- und -fortbildung<br />

Die wachsenden Freiräume erfordern von den Lehrern bereits heute neue Qualifi-<br />

kationen (vgl. Altrichter 2000, S. 146; Terhart 2001, S. 184). Diese werden wohl auch<br />

in Zukunft im Berufsalltag der Pädagogen eine immer größere Rolle spielen.<br />

• Pädagogische und fachdidaktische Kompetenzen<br />

Die Lehrer bedurften im Rahmen des Entwicklungsprojektes weder bei der Aus-<br />

arbeitung der Naturphänomeneunterrichtseinheiten noch bei der Ausgestaltung des<br />

224


SIA-Ausbildungsplanes einer grundlegenden pädagogischen bzw. fachdidaktischen<br />

Unterstützung. Dennoch darf die Zusammensetzung der beiden Arbeitskreise aus<br />

engagierten und pädagogisch orientierten Fachlehrern nicht darüber hinwegtäuschen,<br />

dass gerade am Gymnasium ein vermehrter Bedarf an pädagogisch-fachdidaktischer<br />

Kompetenz besteht. So zeigten sich auch am <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasium längst<br />

nicht alle Kollegen gleichermaßen aufgeschlossen gegenüber den unterrichtlichen<br />

Neuerungen. Die Fachschaftssitzungen bzw. die zwei Pädagogischen Tage zur<br />

Entwicklung des schulspezifischen Curriculums Naturphänomene machten dies<br />

besonders deutlich. Aber auch die Skepsis der Arbeitskreisteilnehmer, die interessen-<br />

fördernden Kriterien zumindest in Teilen auf den normalen Unterricht zu über-<br />

tragen, zeigt Aus- bzw. Fortbildungsbedarf.<br />

• Fähigkeit zur Kooperation und Selbstreflexion<br />

Noch offensichtlicher wurden im Laufe des Entwicklungsprojektes die Berührungs-<br />

ängste der beteiligten Kollegen, im Hinblick auf Kooperation und Selbstreflexion<br />

neue Unterrichtsmodelle zu wagen. Wiederum muss bemerkt werden, dass sich auch<br />

hier mehr nur die kooperationswilligen und zum Teil schon kooperationserfahrenen<br />

Lehrer zur Zusammenarbeit in den Projekten meldeten. Dennoch war vor allem im<br />

Projekt Naturphänomene die Arbeit im Team ein für die Teilnehmer ungewohnter<br />

Prozess, der gerade im Hinblick auf die Bereitschaft zur selbstkritischen Distan-<br />

zierung immer wieder an seine Grenzen stieß.<br />

• Wissen und Kompetenzen für die Prozesse des Schulbetriebes<br />

Das Entwicklungsprojekt war eingebunden in die Bildungsreform 2004. Die Lehrer<br />

beider Arbeitskreise nutzten die daraus entstehenden Freiräume und diskutierten<br />

immer wieder, gerade im Hinblick auf das neue Fach Naturwissenschaft und Technik,<br />

die Möglichkeiten einer Qualitätsverbesserung des naturwissenschaftlichen Unter-<br />

richts. Ebenso wie bei der Teilnahme am Entwicklungsprojekt nahmen aber längst<br />

nicht alle naturwissenschaftlichen Fachkollegen das Angebot zur Mitgestaltung der<br />

durch die Bildungsreform geschaffenen Möglichkeiten wahr. Die Übernahme von<br />

neuen Aufgaben, wie die Erstellung eines schulspezifischen Curriculums mit beglei-<br />

tender Evaluation, erfordert offenbar Wissen und Kompetenzen im Hinblick auf die<br />

Prozesse der gesamten Schule. Auch hier besteht Aus- und Fortbildungsbedarf.<br />

Bei der Vermittlung dieser neuen Qualifikationen ist sowohl die Lehreraus- wie auch<br />

die Lehrerfortbildung gefragt. In Übereinstimmung mit Altrichter, der die<br />

„sozialisatorische Schwäche der Lehrerausbildung“ betont (Altrichter 2000, S. 159),<br />

225


gibt der Verfasser der vorliegenden Arbeit aber der Lehrerfortbildung den Vorrang.<br />

Dabei müssen neue Fortbildungsformen zum Einsatz kommen. Auch hier ist das<br />

Entwicklungsprojekt beispielhaft. So könnten Lehrer gewissermaßen berufs-<br />

begleitend die neuen Kompetenzen erwerben, indem sie in Arbeitsteams, gegebenen-<br />

falls mit externer Unterstützung, kontinuierlich Unterrichtsentwicklung betreiben.<br />

Eine Reihe von Autoren hat bereits ähnliche Vorschläge vorgelegt (Terhart 1987:<br />

Lehrertandem – schulinterne Lehrerfortbildung – fachbezogene Arbeits- und Projekt-<br />

gruppen; Wenzel/Wesemann/Bohnensack 1990: Schulinterne Lehrerfortbildung;<br />

Altrichter/Posch 1998: Lehrerforschung; Fischler 2003: Fachdidaktisch orientiertes<br />

Coaching). Auch das SINUS-Projekt (Steigerung der Effizienz des mathematisch-<br />

naturwissenschaftlichen Unterrichts) des Instituts für Pädagogik der Naturwissen-<br />

schaften in Kiel setzt hier an. Seit August 2003 arbeiten im Rahmen der zweiten<br />

Staffel vernetzte Lehrerteams aus über 700 Schulen an der Verbesserung ihres<br />

mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts (vgl. BLK 1997; Prenzel 2003).<br />

Darüber hinaus wurde auch ein fachwissenschaftlicher Fortbildungsbedarf im Ent-<br />

wicklungsprojekt deutlich.<br />

• Informationen über Neuerungen in Naturwissenschaft und Technik<br />

Gerade die naturwissenschaftlich-technischen Fachbereiche unterliegen sehr kurzen<br />

Innovationszyklen. Um hier mithalten zu können, äußerten die Projektteilnehmer<br />

immer wieder den Wunsch nach aktuellen Informationen aus Naturwissenschaft und<br />

Technik. Das System der staatlichen Lehrerfortbildung scheint auch diese Aufgabe<br />

nicht immer zufriedenstellend bewältigen zu können. Gefragt wären wohl in erster<br />

Linie die fachwissenschaftlichen, aber auch die fachdidaktischen Lehrstühle an den<br />

<strong>Universität</strong>en bzw. pädagogischen Hochschulen, die sich oftmals im Bereich der<br />

Lehrerfortbildung noch sehr zurückhalten. Aber auch die Wirtschaft könnte, wie<br />

weiter unten dargestellt, einen Beitrag leisten (vgl. Kapitel 10.2.4: Unterstützung der<br />

naturwissenschaftlichen Lehrkräfte).<br />

Reform des Lehrerberufes<br />

Insgesamt scheint es, dass die neuen Herausforderungen an das System Schule nur<br />

durch eine grundlegende Reform des Lehrerberufes zu bewältigen sind. Hauptansatz-<br />

punkt wäre hier nach Meinung des Verfassers die Neustrukturierung der<br />

Lehrerarbeitszeit. Die bislang vorherrschende Orientierung an der Unterrichts-<br />

stundenzahl hat sich auch im Rahmen des Entwicklungsprojektes als hinderlich<br />

erwiesen. Nicht nur die Schwierigkeiten bei der Terminabsprache bzw. der „Kampf“<br />

226


um Deputatsstunden erschwerten die Zusammenarbeit, viel gravierender wirkte sich<br />

der Freiwilligkeitscharakter der Projektteilnahme aus. So wurde die Mitarbeit in den<br />

beiden Arbeitskreisen sowohl von den teilnehmenden Lehrern als auch vom Rest der<br />

Fachschaft als eine zusätzliche Aufgabe betrachtet, die gleichsam „in der Freizeit“ der<br />

Pädagogen stattfand.<br />

Damit aber Kooperationsprojekte zur Schulentwicklung oder außerunterrichtliche<br />

Maßnahmen wie die Schüler-Ingenieur-Akademie eine ähnliche Anerkennung wie der<br />

zu erteilende praktische Unterricht erfahren können, bedarf es einer Reform der<br />

Lehrerarbeitszeit. Eine Wochenarbeitszeit, die sich an anderen vergleichbaren<br />

Berufsgruppen orientiert und die sowohl Unterrichtszeit wie auch Zeit für außer-<br />

unterrichtliche Tätigkeiten enthält, könnte hier Abhilfe schaffen. Sie würde eine<br />

Reihe von Vorteilen für den Lehrerberuf mit sich bringen:<br />

• Schaffung der Voraussetzungen für den Aufbau einer Kooperationsstruktur am<br />

Arbeitsort Schule<br />

Natürlich wäre die Einführung einer Wochenarbeitszeit eng verbunden mit einer<br />

Aufhebung der Dualität der Arbeitsplätze der Lehrerarbeit (Arbeit in der Schule und<br />

Arbeit in der Lehrerwohnung). Der Arbeitsort Schule, der zugegebenermaßen hohe<br />

finanzielle Startinvestitionen erfordern würde, könnte optimale Rahmenbedingungen<br />

für eine echte Kooperation bereitstellen.<br />

• Mehr Gerechtigkeit in den Lehrerkollegien<br />

Auch am Entwicklungsprojekt zur Förderung des naturwissenschaftlich-technischen<br />

Nachwuchses nahmen in erster Linie die Kollegen teil, die sich schon anderweitig<br />

engagierten. Bei ihnen war eine Überlastung zu befürchten, die aber durch die Ein-<br />

führung einer Wochenarbeitszeit mit Zeitdeputaten für Kooperationen bzw. Sonder-<br />

aufgaben verhindert werden könnte.<br />

• Schutz der Lehrer vor den „Begehrlichkeiten“ der Bildungspolitik<br />

Auch würde die Einführung der Wochenarbeitszeit für mehr Transparenz der<br />

Lehrerarbeit in der gesellschaftlichen Diskussion sorgen. Die ständige Erhöhung der<br />

Stundendeputate bei oft gleichzeitiger Aufgabenausweitung, wie sie auch die Kollegen<br />

des <strong>Friedrich</strong>-Schiller-Gymnasiums im Rahmen des Projektzeitraumes neuerlich<br />

erfahren mussten, wäre weit schwieriger durchzusetzen.<br />

227


10.1.3 Empfehlungen an die Schulleitungen zur Unterstützung<br />

eines interessenfördernden naturwissenschaftlichen Un-<br />

terrichts<br />

Der diagnostizierte Reformbedarf des Systems Schule darf nicht in ein Resignieren<br />

angesichts der Fülle der erforderlichen Verbesserungen münden. Auch im Rahmen<br />

der aktuellen schulstrukturellen Bedingungen sind durchaus Freiräume vorhanden,<br />

die sich zu Gunsten eines interessenfördernden Unterrichts nutzen lassen.<br />

Hier sind zunächst einmal die Schulleitungen gefragt, um vor Ort ein innovatives<br />

Schulklima zu schaffen.<br />

Unterricht<br />

• Überprüfung bzw. Schaffung der materiellen und räumlichen Gegebenheiten für<br />

einen interessenfördernden naturwissenschaftlichen Unterricht<br />

• Flexible und verlässliche Verwendung der frei verfügbaren Stundenpools zu<br />

Gunsten eines interessenfördernden naturwissenschaftlichen Unterrichts (z.B.<br />

Ergänzung des regulären naturwissenschaftlichen Unterrichts, Stärkung des<br />

naturwissenschaftlichen AG-Bereichs)<br />

• Berücksichtigung der besonderen zeitlichen Erfordernisse eines interessen-<br />

fördernden naturwissenschaftlichen Unterrichts bei der Stundenplangestaltung<br />

(z.B. Naturphänomene, Naturwissenschaft und Technik)<br />

• Möglichkeiten für einen nach Geschlechtern getrennten naturwissenschaftlichen<br />

Anfangsunterricht schaffen (z.B. Naturphänomene, Anfangsunterricht Physik<br />

bzw. Chemie)<br />

Personal<br />

• Aktive Personalauswahl im Rahmen der bestehenden Möglichkeiten zu Gunsten<br />

eines interessenfördernden naturwissenschaftlichen Unterrichts (z.B. „schul-<br />

scharfe“ Ausschreibungen)<br />

• Nutzung der „Beförderungsspielräume“ zu Gunsten eines interessenfördernden<br />

naturwissenschaftlichen Unterrichts<br />

Organisation<br />

• Vergabe von Unterrichtsentwicklungs- bzw. Schulentwicklungsaufgaben an Leh-<br />

rerteams<br />

228


• Einplanung gemeinsamer Freistunden für Teamarbeit bzw. Kooperation<br />

• Anregung einer besseren Nutzung bestehender Kooperationsformen (z.B. Fach-<br />

schaftssitzungen, Pädagogische Tage)<br />

• Förderung schulinterner Lehrerfortbildungen<br />

• Einleitung einer Öffnung der Schule nach außen (z.B. Unternehmen, Verbände,<br />

Gemeinde)<br />

• Berücksichtigung der Möglichkeiten einer naturwissenschaftlichen Profilbildung<br />

(z.B. MINT-Excellence-Center 65 )<br />

10.1.4 Empfehlungen an die Lehrkräfte zur Durchführung eines<br />

interessenfördernden naturwissenschaftlichen Unter-<br />

richts<br />

Die schwierige Lage der Lehrkräfte zwischen „Hoffnungsträger und Buhmann der<br />

Nation“ ist dem Verfasser der vorliegenden Arbeit durchaus bewusst. Auch steht die<br />

Forderung nach einer naturwissenschaftlich-technischen Interessenförderung neben<br />

vielen anderen (z.B. Verstärkung der kumulativen Lernens, Verstärkung des fach-<br />

übergreifenden Lernens, Förderung des selbst gesteuerten Lernens, Förderung von<br />

Problemlösungskompetenzen, Förderung der naturwissenschaftlichen Begriffs-<br />

bildung, Vermittlung eines adäquaten naturwissenschaftlichen Wissenschafts-<br />

verständnisses). Dennoch scheint ein nach interessenfördernden Kriterien gestalteter<br />

Unterricht eine Vielzahl der eben aufgelisteten Verbesserungsvorschläge abdecken<br />

bzw. einbeziehen zu können.<br />

Sicher ist deren Umsetzung gerade aufgrund der aktuellen schulpolitischen<br />

Gegebenheiten nicht immer einfach. Sie erfordert vom einzelnen Lehrer Engagement,<br />

Idealismus und zuweilen sicher auch Frustrationstoleranz. Doch selbst, wenn ein<br />

interessenfördernder naturwissenschaftlicher Unterricht nur in kleinen Bereichen<br />

gelingt, kann er für Erfolgserlebnisse sorgen.<br />

Die Kooperation mit Kollegen könnte, so denn sie an der einzelnen Schule auch<br />

funktioniert, diesen Prozess unterstützen.<br />

65 In Anlage 14 werden Aktivitäten der Wirtschaft und ihrer Partner zur Förderung des naturwissenschaftlich-<br />

technischen Nachwuchses dargestellt. Diese Zusammenstellung ist sicherlich nicht vollständig und soll<br />

lediglich einen beispielhaften Überblick geben. Auch der Verein MINT-EC wird hier näher erläutert.<br />

229


Unterricht<br />

• Anerkennung aller Bereiche physikalischer bzw. chemischer Bildung (Bedeutung<br />

der Naturwissenschaften in Gesellschaft, Alltag, Wissenschaft und Beruf)<br />

• Anerkennung der Interessenförderung als Bildungsaufgabe<br />

• Berücksichtigung der Möglichkeiten einer interessenfördernden Gestaltung des<br />

Unterrichts (unter besonderer Beachtung der Mädchen)<br />

Personal<br />

• Bereitschaft zur beständigen Fort- und Weiterbildung<br />

Organisation<br />

• Bereitschaft zur Kooperation mit Kollegen (auch schulübergreifende Koope-<br />

ration)<br />

• Bereitschaft zur Öffnung nach außen (z.B. Wahrnehmung außerschulischer<br />

Angebote zur Unterstützung eines interessenfördernden naturwissenschaftlichen<br />

Unterrichts, Zusammenarbeit mit externen Partnern)<br />

230


10.2 Empfehlungen an die Wirtschaft zur Unterstützung<br />

der Bemühungen um einen interessenfördernden<br />

naturwissenschaftlichen Unterricht<br />

10.2.1 Begründung des Handlungsbedarfes<br />

Eine Qualitätsverbesserung des naturwissenschaftlichen Unterrichts kann langfristig<br />

positive Auswirkungen auf die naturwissenschaftlich-technische Interessengenese<br />

haben. Damit sie auch gelingt, müssen Lehrer die Möglichkeit erhalten, unter<br />

geeigneten Rahmenbedingungen Unterrichtsentwicklung zu betreiben.<br />

Dazu sind schulische Reformmaßnahmen notwendig. Diese muss das System Schule<br />

zunächst alleine bewältigen. Angesichts der großen Herausforderungen, die auf<br />

unsere Schulen und deren Mitarbeiter zukommen, ist aber Unterstützungsbedarf<br />

gegeben.<br />

Die Wirtschaft 66 kann auf den Ebenen der Bildungspolitik, der Schule und der Lehrer<br />

beeinflussend und unterstützend wirken.<br />

Wirtschaft<br />

1. Ebene Bildungspolitik<br />

2. Ebene Schule<br />

3. Ebene Lehrer<br />

Abbildung 108: Unterstützungsmöglichkeiten der Wirtschaft im Bemühen um einen verstärkt interessen-<br />

fördernden Unterricht<br />

66 Wenn im Folgenden von Wirtschaft gesprochen wird, so werden sowohl Empfehlungen an die Verbände als<br />

auch an einzelne Wirtschaftsunternehmen formuliert.<br />

Wirtschaft<br />

231


10.2.2 Bildungspolitische Einflussnahme<br />

Einzelne Großunternehmen bzw. ihre Verbände können Druck auf die Bildungs-<br />

behörden ausüben, die dringend erforderlichen Reformen im Schulsystem anzugehen.<br />

Dabei ist konstruktive Kritik unter genauer Kenntnis der schulstrukturellen<br />

Problematik gefragt.<br />

Stereotype Einmischungen wie die weit verbreitete Klage der Wirtschaftsvertreter<br />

über die unzureichenden Grundfertigkeiten der Schüler im Rechnen, Lesen und<br />

Schreiben haben sich in der Vergangenheit auch negativ auf das Anliegen einer<br />

naturwissenschaftlich-technischen Interessenförderung ausgewirkt. So hat die von den<br />

Wirtschaftsverbänden begrüßte Abschaffung der Leistungskurse im Rahmen der<br />

letzten baden-württembergischen Oberstufenreform wohl auch zu einer Schwächung<br />

der Interessenförderung von naturwissenschaftlich- technischen Begabungen geführt.<br />

Welche Auswirkung dies auf die Studienwahl haben wird, müssen zukünftige<br />

Untersuchungen zeigen. Auch ist vor allzu „eigennützigen“ Versuchen der Einfluss-<br />

nahme zu warnen. Zwar hat die Forderung des Verbandes Deutscher Ingenieure<br />

(VDI) nach Stärkung der technischen Bildung im allgemein bildenden Schulsystem<br />

gewiss ihre Berechtigung, doch wird die Einführung eines neuen Schulfaches Technik<br />

an der höheren Schule das Problem einer dringend nötigen Qualitätsverbesserung der<br />

bestehenden Schulfächer nicht lösen können. Hier sind umfangreichere<br />

Reformmaßnahmen vonnöten.<br />

Die obigen Ausführungen können erste Hinweise geben, wie und wo eine produktive<br />

Einflussnahme stattfinden sollte.<br />

10.2.3 Unterstützung schulischer Veränderungsprozesse<br />

Das Gestalten und Steuern von Veränderungsprozessen ist ein wichtiger Bestandteil<br />

der betrieblichen Wirklichkeit. Die Wirtschaft könnte dieses Know-how den Schulen<br />

zur Bewältigung ihrer zukünftigen Aufgaben im Bereich der Personal-, Unterrichts-<br />

und Organisationsentwicklung zur Verfügung stellen.<br />

• Begleitung von schulischen Veränderungsprozessen<br />

Hier sind vielfältige Ansätze möglich. Das Angebot könnte sich von der externen<br />

Begleitung von Lehrerarbeitsgruppen, wie im vorliegenden Entwicklungsprojekt<br />

geschehen, bis hin zu umfangreicheren Projekten wie dem „Q-Prozess“ des Verbandes<br />

232


Südwestmetall, der in einem Pilotprojekt Schulen zur selbstständigen Gestaltung des<br />

Qualitätsverbesserungsprozesses qualifiziert, erstrecken. 67<br />

• Würdigung erzielter Qualitätsfortschritte<br />

Die Würdigung erzielter Qualitätsfortschritte kann ebenfalls ein Betätigungsfeld der<br />

Wirtschaft sein. So vergibt der Verein der mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />

Excellence-Center 67 (MINT-EC) ein „Gütesiegel“ für Schulen, die sich über-<br />

durchschnittlich im Bereich der mathematisch-naturwissenschaftlichen Bildung<br />

engagieren. Verbunden mit der Auszeichnung sind Vergünstigungen, die zum Beispiel<br />

eine einmalige Spende oder die Möglichkeit zur Teilnahme an überregionalen MINT-<br />

EC-Schülerveranstaltungen beinhalten. Auch Schulpreise wie der IHK-Schulpreis für<br />

„Innovative Konzepte zur Steigerung der Berufswahlkompetenz 2004“ in Ulm 67<br />

können Entwicklungsfortschritte einzelner Schulen herausstellen und deren Weiter-<br />

verfolgung unterstützen.<br />

• Schulpartnerschaften<br />

Auch das Konzept der Partnerschule (z.B. Partnerschulen der Siemens AG 67 , KURS<br />

21 Programm des Instituts Unternehmen & Schule GmbH 67 ) versucht Schulen bei<br />

ihrer Profilbildung zu unterstützen, wenngleich die Auswirkungen auf den Qualitäts-<br />

verbesserungsprozess stark von den festgelegten Kooperationsbedingungen abhängen<br />

(z.B. Auswahlkriterien für Partnerschule, Kooperationsvereinbarung, Jahresplanung,<br />

Überprüfung der Ergebnisse). Werden diese nur unzureichend gelöst, so verbleibt<br />

lediglich eine Ansammlung von unverbindlichen Einzelmaßnahmen.<br />

10.2.4 Unterstützung der naturwissenschaftlichen Lehrkräfte<br />

Auch die Lehrer brauchen Unterstützung bei ihren Bemühungen um einen inter-<br />

essenfördernden Unterricht. Dabei kann die Lehrerfortbildung ein mögliches<br />

Betätigungsfeld der Wirtschaft sein.<br />

• Lehrerfortbildung<br />

Eine besonders unternehmensspezifische Art der Lehrerfortbildung stellt das Lehrer-<br />

betriebspraktikum dar. Es bietet Lehrern die Gelegenheit, Einblicke in unterschied-<br />

liche Berufsbilder zu erhalten und die Anforderungen bzw. Erwartungen der Unter-<br />

nehmen an die Schulabgänger direkt kennen zu lernen. Da die Erfahrungsmöglich-<br />

67 Siehe Anlage 14.<br />

233


keiten bei den oft nur ein- bzw. zweiwöchigen Praktika sehr beschränkt bleiben,<br />

haben sich Modelle als besonders erfolgreich herausgestellt, die Lehrer in Form eines<br />

einjährigen Praktikums am betrieblichen Alltag teilnehmen lassen. 68 Es wäre in<br />

Erweiterung des Ansatzes zu überlegen, gerade der naturwissenschaftlichen<br />

Lehrerschaft einjährige Praktika nicht nur in den Ausbildungsabteilungen, sondern<br />

auch in den unternehmenseigenen Forschungs- und Entwicklungsbereichen an-<br />

zubieten.<br />

Weitergehende Bemühungen im Bereich der Lehrerfortbildung könnten von der<br />

Vermittlung aktueller fachwissenschaftlicher Informationen aus den Bereichen<br />

Naturwissenschaft und Technik bis hin zu Fortbildungsveranstaltungen mit<br />

pädagogisch-fachdidaktischen Inhalten reichen. Während erstere häufig weitgehend<br />

allein von einem Wirtschaftsunternehmen bzw. einem Verband bewältigt werden<br />

können (z.B. ZuWAS-Fortbildungen der Siemens AG 68 , Lehrersymposium Wasser-<br />

stofftankstelle des VDI-Landesvertretung Bayern 68 ), werden Fortbildungsveranstal-<br />

tungen mit direktem Bezug zum naturwissenschaftlichen Unterricht häufig in<br />

Kooperation mit den <strong>Universität</strong>en (z.B. GDCh-Lehrerfortbildungszentren des<br />

Verbandes Gesellschaft deutscher Chemiker 68 , MINT-Fortbildungsreihe für Lehrer<br />

des Verbandes Südwestmetall 68 ) oder auch dem staatlichen Lehrerfortbildungssystem<br />

(z.B. Intel® Lehren für die Zukunft der Intel AG 68 ) angeboten. Das Engagement der<br />

Wirtschaft erstreckt sich dabei von der reinen Finanzierung (z.B. MINT-<br />

Fortbildungsreihe für Lehrer des Verbandes Südwestmetall 68 ) bis hin zur inhaltlichen<br />

Mitgestaltung und Durchführung des Ausbildungsprogramms (z.B. Intel® Lehren für<br />

die Zukunft der Intel AG 68 ). Generell ist zu berücksichtigen, dass die von den<br />

Unternehmen bzw. Verbänden direkt angebotenen Lehrerfortbildungen häufig unter<br />

dem Aspekt einer möglichen Einflussnahme von der Lehrerschaft sehr kritisch<br />

betrachtet werden. Die oben beschriebenen Projekte in Zusammenarbeit mit der<br />

Hochschule bzw. der staatlichen Lehrerfortbildung sind hier sicher besser geeignet,<br />

Vorurteile abzubauen und die Bereitschaft zur Teilnahme anzuregen.<br />

• Unterrichtsmaterialien<br />

Auch die Veröffentlichung von didaktisch aufbereiteten Unterrichtsmaterialen ist<br />

eine Möglichkeit, Lehrer in ihrem Bemühen um einen interessenfördernden<br />

Unterricht zu unterstützen. Häufig stehen solche Materialien in engem Zusammen-<br />

68 Siehe Anlage 14.<br />

234


hang zur Produktpalette des bereitstellenden Unternehmens (z.B. Mediensammlung<br />

„Ohr, Hören und Schwerhörigkeit“ der Siemens AG 69 ). In Erweiterung können auch<br />

(leihweise) Experimentiergeräte bzw. Experimentiermaterial (z.B. Kunos coole Kunst-<br />

stoff Kiste der Arbeitsgemeinschaft deutsche Kunststoffindustrie 69 ) an naturwissen-<br />

schaftliche Lehrer ausgegeben werden.<br />

Einführende bzw. begleitende Fortbildungsveranstaltungen erhöhen dabei die Ein-<br />

satzwahrscheinlichkeit im Unterricht.<br />

• Projektfinanzierung<br />

Bislang stehen den Schulen nur geringe Mittel für „Sonderprojekte“ zur Verfügung.<br />

Lehrer sind daher bei der Verwirklichung eigener Projektideen auf finanzielle<br />

Unterstützung von außen angewiesen. Auch die Teilnahme an Wettbewerben (z.B.<br />

Internationale Physik- bzw. Chemieolympiade 69 , RoboCup 69 ) bedarf unter Um-<br />

ständen einer externen Unterstützung.<br />

69 Siehe Anlage 14.<br />

235


10.3 Empfehlungen an die Wirtschaft zur Neugestaltung<br />

der Nachwuchswerbung unter interessenfördernden<br />

Gesichtspunkten<br />

10.3.1 Begründung des Handlungsbedarfes<br />

Um mehr Schüler und Schülerinnen nachhaltig für die naturwissenschaftlich-<br />

technischen Fachbereiche zu interessieren, ist es am effizientesten eine Qualitätsver-<br />

besserung des naturwissenschaftlichen Unterrichts anzustreben. Dieser Reform-<br />

prozess ist, wie oben dargestellt, in erster Linie Aufgabe des Bildungssystems und<br />

kann auf den Ebenen der Bildungspolitik, der einzelnen Schule und des Lehrers von<br />

den Institutionen der Wirtschaft zu Gunsten einer grundlegenden Nachwuchssiche-<br />

rung unterstützt bzw. vorangetrieben werden.<br />

Ebene Bildungspolitik<br />

Druck auf die Bildungsbehörden<br />

zur Reform<br />

des Bildungssystems<br />

Ebene Schule<br />

Unterstützung der<br />

einzelnen Schule bei<br />

der Bewältigung der<br />

Reformmaßnahmen<br />

Ebene Lehrer<br />

Unterstützung des<br />

einzelnen Lehrers bei<br />

der Gestaltung eines<br />

interessensfördenden<br />

Unterrichts<br />

Naturwissenschaftlich -<br />

technischer<br />

Unterricht<br />

Ebene Schüler<br />

(unter Einbeziehung der<br />

Lehrer)<br />

• Betriebsbesichtigung<br />

• Infotag und Infobörse<br />

• Einladung zur Messe<br />

• Schülerpraktika<br />

• Ingenieure bzw.<br />

Naturwissenschaftler<br />

in Schulen<br />

• Wettbewerbe<br />

• Einzelne Projekte mit<br />

Schulen<br />

Abbildung 109: Unterstützungsmöglichkeiten der Wirtschaft für einen interessenfördernden Unterricht<br />

Direkte Angebote der Wirtschaft an Schüler sollten dagegen erst gegen Ende der<br />

Interessenentwicklung und dort vor allem unter dem Aspekt der Nachwuchswerbung<br />

(aus Sicht der Wirtschaft) bzw. der Berufsorientierung (aus Sicht der Schule)<br />

eingesetzt werden.<br />

Unter Einbeziehung der Lehrer können solche Angebote auch einen Beitrag zur<br />

Stützung eines interessenfördernden naturwissenschaftlich-technischen Unterrichts<br />

leisten (vgl. Abbildung 109).<br />

236


10.3.2 Direkte Angebote an Schüler unter interessenfördernden<br />

Gesichtspunkten<br />

Die folgenden Maßnahmen sind auf unterschiedliche Weise geeignet, Nachwuchs-<br />

werbung in der höheren Schule zu betreiben bzw. die Lehrer in ihrem Bemühen um<br />

einen interessenfördernden Unterricht zu unterstützen.<br />

Maßnahme Interesse Image Nachwuchswerbung<br />

Infotag bzw. Infobörse<br />

Beispiel: Tag der Berufsorientierung<br />

für die gymn. Oberstufe (im Unter-<br />

nehmen)<br />

Einladung zum Messebesuch<br />

Beispiel: Einladung von Schülern zum<br />

gemeinsamen Cebit-Besuch<br />

Betriebsbesichtigung<br />

Beispiel: Besichtigung des Firmen-<br />

labors mit Elektronenrastermikro-<br />

skop<br />

Ingenieure in Schulen<br />

Beispiel: Fachwissenschaftlicher<br />

Vortrag eines Ingenieurs in der<br />

Schule<br />

Schülerpraktika<br />

Beispiel: Bogy-Praktikum für Gymna-<br />

siasten in Baden-Württemberg<br />

Wettbewerbe<br />

Beispiel: Crazy Robots der Fachhoch-<br />

schule Reutlingen<br />

Einzelne Projekte mit Schulen<br />

Beispiel: Netzgerätebau im Rahmen<br />

der SIA Reutlingen<br />

+ ++ 3 + + 5<br />

+ + + 3 + + 5<br />

+ + 1 + + + 4,5<br />

+ + 1 + + + 4,5<br />

+ + + 2 + + + + 5<br />

+ + + 2 + + + 3 + 6<br />

+ + + 2 + + + 3 + + + 4,5,6<br />

1 = Erhöhung der interessenfördernden Wirkung durch Einbindung in den Unterricht<br />

2 = Absicherung der interessenfördernden Wirkung durch Berücksichtigung der interessenfördernden Kriterien bei<br />

Planung bzw. Durchführung<br />

3= Erhöhung des Effektes für das Image des Unternehmens durch Öffentlichkeitsarbeit<br />

4 = Erhöhung des Effektes für die Nachwuchswerbung durch Anreicherung mit berufsorientierenden Informationen<br />

5= Erhöhung des Effektes für die Nachwuchswerbung durch Beschränkung auf Interessierte<br />

6= Erhöhung des Effektes für die Nachwuchswerbung durch Nachverfolgung des Werdegangs der Teilnehmer<br />

+ = geringe Wirkung,<br />

++ = mittlere Wirkung,<br />

+++ = starke Wirkung<br />

Abbildung 110: Maßnahmen zur Nachwuchswerbung und ihre Wirkung (Interesse, Image, Nachwuchs-<br />

werbung)<br />

237


Gemeinsam ist ihnen, dass sie sich alle an ältere Schüler richten, und deshalb ist im<br />

Sinne der Kriterien der Interessenförderung eine Beschränkung auf die bereits natur-<br />

wissenschaftlich-technisch interessierten Schüler anzuraten. Um speziell Mädchen zu<br />

fördern, können die Angebote auch direkt auf sie abgestimmt werden.<br />

• Infotag und Infobörse<br />

Infotage bzw. Infobörsen dienen in erster Linie der Berufsorientierung (vgl. THINK<br />

ING. 1999, S. 10ff.). Der Infotag bietet die Gelegenheit, Schülern einer oder mehrerer<br />

Schulen Ausbildungsangebote, aber auch Berufsbilder von Ingenieuren und Natur-<br />

wissenschaftlern zu präsentieren. Auf einer Infobörse, die in der Regel in Form einer<br />

Studien- bzw. Berufsinformationsmesse für Schüler stattfindet, können diese Informa-<br />

tionen einem noch größeren Kreis von Interessenten zugänglich gemacht werden. Die<br />

Gestaltung der Infotage bzw. Infobörsen lässt kaum interessenfördernde Elemente zu.<br />

Eine Einbindung in den Unterricht gelingt nur selten. Effekte für die Nachwuchs-<br />

werbung sind lediglich bei bereits Hochinteressierten zu erwarten.<br />

• Einladung zur Messe<br />

Die Einladung zu Messen (z.B. Cebit, Hannover Messe) bietet ebenfalls die Möglich-<br />

keit, naturwissenschaftlich-technisch interessierten Schülern einen Einblick in die<br />

Branche und deren Berufsvielfalt zu geben (vgl. THINK ING., 1999, S. 18ff.). Aller-<br />

dings eignen sich die wenigsten Messen für Schülerbesuche. Eine Gestaltung nach<br />

interessenfördernden Kriterien ist kaum möglich. Ohne begleitendes Rahmen-<br />

programm ist von nur geringen Effekten für die Nachwuchswerbung auszugehen.<br />

• Betriebsbesichtigung für Schüler<br />

Ziel einer Betriebsbesichtigung ist es, Schülern und Lehrern einen realistischen<br />

Einblick in ein Wirtschaftsunternehmen und seine Aufgabenbereiche zu geben (vgl.<br />

THINK ING. 1999, S. 9ff.). Es ist darauf zu achten, dass die Besichtigung speziell auf<br />

die Schülerbedürfnisse abgestimmt und von der Lehrkraft in den schulischen<br />

Unterricht eingebunden wird. Nur so können interessenfördernde Effekte erzielt<br />

werden. Auch sollte die Besichtigung unter dem Aspekt der Nachwuchswerbung<br />

zumindest im Abschlussgespräch berufsorientierende Elemente enthalten.<br />

• Ingenieure und Naturwissenschaftler in Schulen<br />

Ingenieure und Naturwissenschaftler eines Unternehmens können fachbezogen über<br />

technische Problemlösungen oder allgemein über das Berufsbild, die Arbeitsplätze<br />

und die Karrierechancen in der Industrie informieren (vgl. THINIK ING. 1999,<br />

238


S. 26ff.). Wie beim Infotag ist zu berücksichtigen, dass Präsentationen vor Schülern<br />

ein gewisses pädagogisches Geschick erfordern und längst nicht alle Mitarbeiter sich<br />

für diese Aufgabe eignen. Auch sollte, wie bei der Betriebsbesichtigung für Schüler,<br />

darauf geachtet werden, dass der Vortrag von Seiten der Schule in eine Unterrichts-<br />

sequenz bzw. ein Projektvorhaben eingebunden ist.<br />

• Schülerpraktika<br />

Schülerpraktika geben Schülern die Gelegenheit in der industriellen Realität zu<br />

arbeiten (vgl. THINK ING. 1999, S. 22ff.). In der Vergangenheit wurden diese häufig<br />

in erster Linie mit Haupt- und Realschülern durchgeführt. Aber auch für Schüler der<br />

höheren Schule bieten sie eine Möglichkeit, Einblick in die für sie in Frage kommen-<br />

den naturwissenschaftlich- technischen Berufe zu erhalten. Die hohe Komplexität<br />

eines Ingenieurarbeitsplatzes im Betrieb macht aber eine intensive und einfühlsame<br />

Begleitung seitens des Praktikumsbetreuers notwendig. Auf Schülerseite muss betont<br />

werden, dass sich solche Praktika nur für naturwissenschaftlich-technisch wirklich<br />

interessierte Schüler eignen. Ein Bewerbungsverfahren sollte zumindest anhand der<br />

Bewerbungsunterlagen naturwissenschaftlich-technische Begabungen auswählen.<br />

• Wettbewerbe<br />

Wettbewerbe sind die klassische Form der Begabten- bzw. Interessiertenförderung<br />

(vgl. THINK ING. 1999, S. 30ff.). So kann ein Unternehmen entweder die Teilnahme<br />

begabter Schüler an einem überregionalen Wettbewerb unterstützen (z.B. RoboCup 70 ,<br />

Physik- bzw. Chemieolympiade 70 ), mit einem gemeinsamen Projekt an einem<br />

Wettbewerb teilnehmen (z.B. Theoprax 70 , ParIS 70 ) oder selbst einen Wettbewerb,<br />

eventuell mit direktem Bezug zu den eigenen Produkten, ausloben (z.B. Crazy<br />

Robots der Fachhochschule Reutlingen 70 , Join Multimedia der Siemens AG 70 ).<br />

Besonders interessant für das Unternehmen sind immer auch die Gewinner von<br />

Wettbewerben. Ihnen Schülerpraktika oder Ferienarbeit anzubieten, ist aktive Nach-<br />

wuchswerbung.<br />

• Einzelne Projekte mit Schulen<br />

Gemeinsame Projekte haben sich nach Meinung des Verfassers als effektives Mittel<br />

der Nachwuchswerbung erwiesen (vgl. THINK ING. 1999, S. 28ff.). Sie bringen für<br />

alle Beteiligten einen direkt erkennbaren Nutzen. Der Wirtschaft bieten sie die<br />

70 Siehe Anlage 14.<br />

239


Chance einer dauerhaften Zusammenarbeit mit den Schulen der Region. Zudem<br />

nehmen an Kooperationsprojekten in erster Linie naturwissenschaftlich-technisch<br />

interessierte Schüler teil. Ihnen einen Einblick in die entsprechenden Berufe und<br />

Arbeitsweisen zu geben, ist gezielte Nachwuchswerbung. Für die Lehrer sind<br />

gemeinsame Projekte eine Gelegenheit, ihren Unterricht stärker praxisorientiert zu<br />

gestalten und gewissermaßen projektbegleitend eigene Weiterbildung zu betreiben.<br />

Die Schüler profitieren von den auf sie abgestimmten Lernverfahren. Auch können<br />

sie weiterhin vor Ort betriebliche Wirklichkeit erfahren. Abschließend sollen einige<br />

Handlungsempfehlungen zur effektiven Durchführung von Projekten mit Schulen<br />

gegeben werden. Sie haben sich in erster Linie aus dem Projekt Schüler-Ingenieur-<br />

Akademie ergeben.<br />

10.3.3 Die Durchführung gemeinsamer Projekte mit Schulen<br />

Für die Durchführung von gemeinsamen Projekten eignen sich von schulischer Seite<br />

Projektwochen bzw. Projekttage, Wahlpflichtkurse, Arbeitsgemeinschaften, aber<br />

auch Fächer mit Freiräumen in der inhaltlichen Gestaltung. Von betrieblicher Seite<br />

bietet sich in erster Linie die Ausbildungsabteilung für eine praxisorientierte<br />

Kooperation an, aber auch Forschungs- und Entwicklungsabteilungen können<br />

Projektpartner sein. Um den hier zum Teil recht hohen Aufwand zu minimieren und<br />

zugleich maximale Effekte auch über den Projektrahmen hinaus zu erzielen, sollten<br />

folgende Punkte bei Planung, Durchführung und Auswertung berücksichtigt werden:<br />

Vorarbeit<br />

• Sichtung bereits vorhandener Projekte<br />

Am Anfang steht immer die gemeinsame Sichtung bereits bestehender Projekte: Was<br />

gibt es in der Region? Was gibt es an anderen Standorten? Was unternehmen andere<br />

Schulen mit Industrieunternehmen? Was unternehmen andere Institutionen (z.B.<br />

Hochschulen, Verbände) mit Schulen? Die Unternehmenszentrale, die Bildungsbe-<br />

auftragten in den Verbänden und die zuständigen Schulbehörden können hier<br />

Auskunft geben. Häufig ist man aber auf Internetrecherchen angewiesen.<br />

• Partnersuche<br />

Um die Belastung, aber auch den Erfolg auf mehrere Schultern zu verteilen, ist die<br />

Suche nach Partnern anzuraten. Als erfolgreich haben sich Dreierteams aus Unter-<br />

nehmen, Schule und Hochschule erwiesen. Aber auch die Einbeziehung von Verbän-<br />

den, Elternvertretungen oder den Hochschulteams der Arbeitsagenturen ist möglich.<br />

240


• Kooperation in Netzwerken<br />

Eine Reihe von Netzwerken (z.B. SIA 71 , TheoPrax 71 , ParIS 71 ) bietet umfassende<br />

Unterstützung bei der Planung und Durchführung von Kooperationsprojekten. Die<br />

Zusammenarbeit in Netzwerken hat neben den projektbegleitenden Hilfestellungen<br />

auch weitere Vorteile. So können Treffen zum gemeinsamen Austausch, Wettbewerbe<br />

für die Teilnehmer oder eine gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit zentral organisiert<br />

werden. Ebenso besteht die Möglichkeit, verstärkt Einfluss auf die zuständigen<br />

Kultusbehörden zu nehmen und Stundendeputate für die beteiligten Lehrer aus-<br />

zuhandeln.<br />

Planung<br />

• Gemeinsame und gleichberechtigte Planung<br />

Gemeinsame Projekte sollten von Anfang an von den Lehrern und den Unter-<br />

nehmensmitarbeitern (bzw. weiteren Partnern) gemeinsam geplant werden. Gerade<br />

die Lehrer kennen das Vorwissen und Leistungsvermögen der beteiligten Schüler am<br />

besten. Ihre didaktischen Kenntnisse und das Fachwissen der Partner aus Industrie<br />

(bzw. Hochschule) machen ein Projekt erst erfolgreich.<br />

• Berücksichtigung der interessenfördernden Kriterien bereits im Planungsprozess<br />

Bereits im Planungsprozess sollten die im Rahmen der Dissertation heraus-<br />

gearbeiteten interessenfördernden Kriterien (z.B. Anwendungsorientierung, Tätig-<br />

keitsorientierung, Autonomieorientierung) berücksichtigt werden. Sie gewährleisten<br />

eine positive Auswirkung auf die Interessenstruktur der Schüler.<br />

• Beachtung der Alleinstellungsmerkmale im Planungsprozess<br />

Es ist anzuraten, keine Projekte mit Schulen durchzuführen, die mit geringem<br />

Aufwand auch von den naturwissenschaftlich-technischen Lehrern selbst bewältigt<br />

werden können. Sicherlich ist es wichtig, Jugendliche vor Ort in Werkstätten bzw.<br />

Entwicklungslabors lernen zu lassen, doch sollte die Projektidee weitere Gründe für<br />

ein Verlassen des Schonraums Schule erkennen lassen. So können etwa fehlendes<br />

Know-how der Lehrer, fehlende Gerätschaften oder eine gezielte Berufsorientierung<br />

den hohen Aufwand eines Projektes im Betrieb (bzw. in der Hochschule) recht-<br />

fertigen.<br />

71 Siehe Anlage 14.<br />

241


• Konzeption von auf Langfristigkeit angelegten Projekten<br />

Bereits bei der Planung sollte berücksichtigt werden, dass die Zusammenarbeit auf<br />

Langfristigkeit und einfache Wiederholbarkeit hin angelegt sein sollte. Falls das<br />

Projekt mit der kooperierenden Schule nicht mehr zustande kommt, könnte es<br />

zumindest für andere Schulpartnerschaften, vielleicht aber auch für die inner-<br />

betriebliche Ausbildung verwendbar bleiben.<br />

Durchführung<br />

• Gemeinsame und arbeitsteilige Durchführung<br />

Die Durchführung sollte arbeitsteilig erfolgen. So kann ein Teil des Projektes im<br />

Betrieb, ein weiterer Teil in der Schule (oder an der Hochschule) stattfinden. Auch<br />

bei den Unternehmensveranstaltungen (bzw. Hochschulveranstaltungen) müssen die<br />

Lehrkräfte anwesend sein.<br />

Nachbearbeitung<br />

• Auswertung der Projektergebnisse<br />

Die Auswertung der Projektergebnisse sollte gemeinsam erfolgen. Da in der Regel<br />

eine aufwendige Evaluation, so wie im Rahmen des Entwicklungsprojektes<br />

geschehen, nicht erfolgen kann, müssen andere Indikatoren über eine Weiterführung<br />

entscheiden. Erfolgreiche Auftakt- bzw. Abschlussveranstaltungen, ein großes<br />

Engagement der Schüler oder hohe Anmeldezahlen bei der Wiederholung eines<br />

Projektes weisen auf Erfolge hin. Auch kann ein kurzer Fragebogen zu Projektende<br />

über die Wirkung der Maßnahme auf die Schüler Auskunft geben.<br />

• Gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit<br />

Um die Wirkung der Maßnahme für die Nachwuchswerbung zu erhöhen, ist<br />

Öffentlichkeitsarbeit notwendig (z.B. Presse, Rundfunk). Diese bietet den Projekt-<br />

veranstaltern die Möglichkeit, sich gemeinsam mit dem Anliegen der naturwissen-<br />

schaftlich-technischen Interessenförderung zu präsentieren.<br />

• Pflege der Kontakte zu den Teilnehmern<br />

Ebenso ist eine fortdauernde Pflege der Kontakte zu den Projektteilnehmern<br />

anzuraten. Häufig nehmen gerade besonders leistungsfähige Schüler an schulischen<br />

Zusatzangeboten teil. Durch das Anbieten von Ferienarbeit und Schülerpraktika<br />

können sie weiterhin dem Unternehmen verbunden bleiben.<br />

242


Um die Nachhaltigkeit der Maßnahme zu sichern, sind im Projektverlauf weitere<br />

Vorkehrungen zu treffen.<br />

Sicherung der Nachhaltigkeit<br />

• Bildung von Teams<br />

Häufig sind Projekte von einzelnen Personen abhängig. Dies gilt besonders in der<br />

Schule. Fällt ein engagierter Lehrer aus, so ist oft mit der Beendigung des Projektes zu<br />

rechnen. Die Einbeziehung möglichst vieler Lehrkräfte kann dies verhindern.<br />

• Einbeziehung in die Schulorganisation<br />

Die Anerkennung des Projektes als Arbeitsgemeinschaft, das Vermerken der<br />

Teilnahme im Zeugnis oder die Möglichkeit, Projektergebnisse in der Oberstufe<br />

direkt als Leistung in die Abiturnote einzubringen (z.B. Facharbeit, besondere<br />

Lernleistung), erhöhen den offiziellen Charakter der Veranstaltung und sichern deren<br />

langfristige Durchführung.<br />

• Finanzierung<br />

Nicht immer kann das Unternehmen (oder die beteiligte Hochschule) alle Kosten<br />

übernehmen. Eventuell finanzieren Verbände bzw. Stiftungen einen Teil der<br />

Aufwendungen.<br />

• Anerkennung der Leistung der projektbeteiligten Mitarbeiter<br />

Nicht zuletzt muss das Engagement aller am Projekt beteiligten Mitarbeiter<br />

gewürdigt werden. Dies gilt im Besonderen für die Lehrer, die zum Beispiel durch<br />

einen Stundenerlass eine Anerkennung ihrer Bemühungen erfahren können. Aber<br />

auch die im Betrieb (bzw. an der Hochschule) beteiligten Mitarbeiter verdienen es<br />

herausgehoben und anerkannt zu werden.<br />

243


11 Resümee<br />

Die vorliegende Dissertation hat sich intensiv mit der naturwissenschaftlich-<br />

technischen Interessenentwicklung bei Kindern und Jugendlichen auseinandergesetzt.<br />

Die Schule kann hierzu einen positiven Beitrag leisten. Diese Chance sollte sie<br />

wahrnehmen. Tut sie das nicht, und diesen Eindruck muss man vor allem angesichts<br />

der Daten einer Vielzahl von Untersuchungen zur Qualität des aktuellen natur-<br />

wissenschaftlichen Unterrichts erlangen, so kann man tatsächlich davon sprechen,<br />

dass Schule mehr ein „killer of interest than the developer“ (Travers 1978, S. 128) ist.<br />

Nicht zuletzt die zu Beginn dieser Arbeit beschriebene unzureichende Versorgung des<br />

Arbeitsmarktes mit naturwissenschaftlich-technischen Studienabsolventen verdeut-<br />

licht, dass sich der Wirtschaftsstandort Deutschland einen solchen Unterricht auf<br />

Dauer nicht leisten kann. So stellte auch R. Köcher, Geschäftsführerin des Instituts<br />

für Demoskopie in Allensbach, in einer Rede anlässlich eines Symposiums im Mai<br />

2004 fest, dass „ein Land wie die Bundesrepublik Deutschland, ohne nennenswerte<br />

Bodenschätze, mit hohen Arbeitskosten und Ansprüchen seine Position auf den<br />

Weltmärkten nur mit qualitativ herausragenden und innovativen Produkten<br />

verteidigen kann“ (Köcher 2004, ohne Seitenangabe). Wie die gesellschaftlichen<br />

Grundlagen für eine solche Innovationskultur geschaffen werden können, hängt ihrer<br />

Meinung nach davon ab, dass wieder „das Konstruktionsinteresse, die Präzision bzw.<br />

die kompromisslose Detailgenauigkeit gefördert wird und dass wir unser Bildungs-<br />

system ernster nehmen als wir es bisher tun“ (Köcher 2004, ohne Seitenangabe).<br />

Die umfangreichen Handlungsempfehlungen zur Stützung des naturwissen-<br />

schaftlichen Unterrichts in der höheren Schule setzen genau hier an. Sie können<br />

dabei nicht nur für die Institutionen der Wirtschaft, sondern auch für andere<br />

gesellschaftliche Institutionen beispielhaft sein.<br />

244


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Hartinger, A. (1997): Interessenförderung – eine Studie zum Sachunterricht. Bad<br />

Heilbrunn: Klinkhardt<br />

Hartinger, A., Fölling-Albers, M. (2002): Schüler motivieren und interessieren:<br />

Ergebnisse aus der Forschung − Anregungen für die Praxis. Bad Heilbrunn: Klink-<br />

hardt<br />

Häußler, P. (1988): Physikalische Bildung für heute und morgen. Ergebnisse einer<br />

curricularen Delphi-Studie. Kiel: IPN-Arbeitsberichte<br />

Häußler, P., Bünder W., Duit R., Gräber W., Mayer J. (1998): Naturwissen-<br />

schaftsdidaktische Forschung – Perspektiven für die Unterrichtspraxis. Kiel: IPN<br />

Heine, C., Bechmann, M., Durrer, F. (2002): Wahrnehmung und Bedeutung der<br />

Arbeitsmarktaussichten bei Studienentscheidung und im Studienverlauf. Analyse der<br />

Studienberechtigten des Jahrgangs 1994 im Vergleich mit denen des Jahrgangs 1983.<br />

In: Bellmann, L., Velling, J. (Hrsg.): Arbeitsmärkte für Hochqualifizierte. <strong>Nürnberg</strong>:<br />

IAB, S. 109-145<br />

Heine, C. (2002): HIS Ergebnisspiegel 2002. Hannover: Hochschul-Informations-<br />

System (HIS)<br />

Helmke, A. (1997): Entwicklung lern- und leistungsbezogener Motive und<br />

Einstellungen: Ergebnisse aus dem Scholastik-Projekt. In: Weinert, F., Helmke, A.<br />

(Hrsg.): Entwicklung im Grundschulalter. Weinheim und Basel: Beltz, S. 59-76<br />

249


Herbart, J. F. (1806/1965): Allgemeine Pädagogik. In: Herbart, J.F.: Pädagogische<br />

Schriften. Pädagogische Grundschriften (Band 2). Düsseldorf und München: Küpper<br />

Verlag, S. 9-155<br />

Heublein, U., Sommer, D. (2002): Studienanfänger 2000/2001 – Fachinteresse und<br />

berufliche Möglichkeiten bestimmen die Studienfachwahl. Hannover: HIS<br />

Hidi, S., Berndorff, D. (1998): Situational Interest and Learning. In: Hoffmann, L.,<br />

Krapp, A., Renniger, K., Baumert, J. (Hrsg.): Interest and Learning – Proceedings of<br />

the Seeon Conference on Interest and Gender. Kiel: IPN, S. 74-87<br />

Hodapp, V., Mißler, B. (1996): Determinanten der Wahl von Mathematik als<br />

Leistungs- bzw. Grundkurs in der 11. Jahrgangsstufe. In: Schuhmann-Hengstler, R.,<br />

Trautner, H. M. (Hrsg.): Entwicklung im Jugendalter. Göttingen: Hogrefe, S. 143-164<br />

Hössl, A., Furtner-Kallmünzer, M., Janke, D., Kellermann, D., Lipski, J.(2002):<br />

In der Freizeit für das Leben lernen. Eine Studie zu den Interessen von Schulkindern.<br />

Opladen: Leske+Budrich<br />

Hoffmann, L., Lehrke, M. (1986): Eine Untersuchung über Schülerinteressen an<br />

Physik und Technik. In: Zeitschrift für Pädagogik, Jahrgang 32, Heft 2, S. 189-204<br />

Hoffmann, L., Häußler, P., Peters-Haft, S. (1997): An den Interessen von Jungen<br />

und Mädchen orientierter Physikunterricht. Kiel: IPN<br />

Hoffmann, L., Häußler, P., Lehrke, M. (1998): Die IPN-Interessenstudie Physik.<br />

Kiel: IPN<br />

Holland, J. L. (1997): Making vocational chioces: A theory of work personalities and<br />

work environments. Odessa, FL: Psychological Assessment Resources<br />

Institut für Pädagogik der Naturwissenschaften (2003, Hrsg.): PING-<br />

Themenmappen 5/6. Kiel: CD ROM des IPN (Version 5)<br />

Karle, R. (2003): Der Jobmotor macht kurze Pause. In: UNICUMBERUF, Jahrgang<br />

2003, Heft 1, S. 6-13<br />

Köcher, R. (2000): Faszination Technik am Übergang vom 20. ins 21. Jahrhundert.<br />

In: VDI Nachrichten/Magazin, Sonderausgabe zur EXPO 2000, S. 3-5<br />

Köcher, R. (2004): Technikfeindlich und Innovationsmüde? Die Reaktionen der<br />

Bevölkerung auf den wissenschaftlichen Fortschritt. München: Unveröffentlichtes<br />

Redemanuskript anlässlich des acatech-Symposiums am 11.5.2004<br />

250


Köller, O. (2003): Wie kann man das Interesse von Schülerinnen und Schülern am<br />

Physikunterricht fördern? <strong>Erlangen</strong>-<strong>Nürnberg</strong>: Unveröffentlichtes Manuskript<br />

König, E., Zedler, P. (2002): Theorien der Erziehungswissenschaft. Weinheim und<br />

Basel: Beltz<br />

Krapp, A. (1992a): Das Interessenkonstrukt Bestimmungsmerkmale der Interessen-<br />

handlung und des individuellen Interesses aus der Sicht einer Person-Gegenstands-<br />

Konzeption. In: Krapp, A., Prenzel, M. (Hrsg.): Interesse, Lernen, Leistung. Münster:<br />

Aschendorff Verlag, S. 297-324<br />

Krapp, A. (1992b): Konzepte und Forschungsansätze zur Analyse des<br />

Zusammenhangs von Interesse, Lernen und Leistung. In: Krapp, A., Prenzel, M.<br />

(Hrsg.) : Interesse, Lernen, Leistung. Münster: Aschendorff Verlag, S. 9-52<br />

Krapp, A. (1993): Interesse und Studium – Forschungsansätze, Befunde und<br />

Konsequenzen. München: Arbeiten zur Empirischen Pädagogik und Pädagogischen<br />

Psychologie (Gelbe Reihe), Nr. 32<br />

Krapp, A. (1998a): Entwicklung und Förderung von Interessen im Unterricht. In:<br />

Psychologie in Erziehung und Unterricht, Jahrgang 45, Heft 3, S. 185-201<br />

Krapp, A. (1998b): Interesse. In: Rost, D. H. (Hrsg.): Handwörterbuch der pädago-<br />

gischen Psychologie. Weinheim und Basel: Beltz Verlag, S. 213-217<br />

Kultusministerium Baden-Württemberg (2000, Hrsg.): Lehrplan Naturphänomene<br />

(Anlage 2 zum Bildungsplan für das Gymnasium). Stuttgart: Kultusministerium<br />

Baden-Württemberg<br />

Kultusministerium Baden-Württemberg (2003a, Hrsg.): Gymnasium 2004.<br />

Stuttgart: Kultusministerium Baden-Württemberg<br />

Kultusministerium Baden-Württemberg (2003b, Hrsg.): Bildungsplan 2004<br />

(Version 1). Stuttgart: Kultusministerium Baden-Württemberg<br />

Kultusministerium Baden-Württemberg (2004, Hrsg.): Bildungsplan 2004 (Version<br />

2). Stuttgart: Kultusministerium Baden-Württemberg<br />

Kultusministerium Baden-Württemberg (2005, Hrsg.): Leitfaden zur Selbst-<br />

evaluation an Schulen. Stuttgart: Kultusministerium Baden-Württemberg<br />

Lederle-Schenk, U. (1974): Konstanz der Interessen während der Berufsausbildung.<br />

In: Psychologie in Erziehung und Unterricht, 21.Jahrgang, Heft 5, S. 270-280<br />

251


Lehrke, M. (1988): Interesse und Desinteresse am naturwissenschaftlich-technischen<br />

Unterricht. Kiel: IPN<br />

Lehrke, M. (1992): Einige Lehrervariablen und ihre Beziehungen zum Interesse der<br />

Schüler. In: Krapp, A., Prenzel, M. (Hrsg.): Interesse, Lernen, Leistung. Münster:<br />

Aschendorff Verlag, S. 123-137<br />

Lück, G. (2004): Naturwissenschaften im frühen Kindesalter. In: Fthenakis, W. E.,<br />

Oberhümer, P. (Hrsg.): Frühpädagogik – International. Bildungsqualität im Blick-<br />

punkt. Opladen: Leske+Budrich, S. 331-343<br />

Mammes, I. (2001): Förderung des Interesses an Technik: Eine Untersuchung zum<br />

Einfluss technischen Sachunterrichts auf die Verringerung von Geschlechterdifferen-<br />

zen im technischen Interesse. Frankfurt am Main: Europ. Verlag der Wissenschaften<br />

Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (2002, Hrsg.): KIM 2002 –<br />

Kinder und Medien. Computer und Internet. Baden-Baden: Manuskript des<br />

Forschungsverbundes Südwest (mpfs)<br />

Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (2003, Hrsg.): JIM 2002 –<br />

Jugend, Information, (Multi-)Media. Baden-Baden: mpfs<br />

Merzyn, G. (1994): Physikschulbücher, Physiklehrer und Physikunterricht. Kiel:<br />

IPN-Arbeitsberichte<br />

Meyers Lexikonredaktion (1992): Meyers Grosses Taschenlexikon. Mannheim: B.I.-<br />

Taschenbuchverlag<br />

Minks, K.-H., Heine, C., Lewin, K. (1998): Ingenieurstudium – Daten, Fakten,<br />

Meinungen. Hannover: HIS<br />

Minks, K.-H. (2004): Wo ist der Ingenieurnachwuchs? In: HIS-Kurzinformation,<br />

Jahrgang 2004, Ausgabe 5, S. 15-29<br />

Moschner, B. (1998): Selbstkonzept. In: Rost, D. H. (Hrsg.): Handwörterbuch der<br />

Pädagogischen Psychologie. Weinheim und Basel: Beltz, S. 460-464<br />

Deutscher Verein zur Förderung des mathematischen und naturwissenschaft-<br />

lichen Unterrichts (2000, Hrsg.): Chemieunterricht der Zukunft – Qualitäts-<br />

entwicklung und Qualitätssicherung. Empfehlungen zur Gestaltung von Lehrplänen<br />

beziehungsweise Richtlinien für den Chemieunterricht. Köln: Deutscher Verein zur<br />

Förderung des mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterrichts (MNU)<br />

252


Deutscher Verein zur Förderung des mathematischen und naturwissenschaft-<br />

lichen Unterrichts (2001, Hrsg.): Physikunterricht und naturwissenschaftliche<br />

Bildung – aktuelle Anforderungen. Empfehlungen zur Gestaltung von Lehrplänen<br />

beziehungsweise Richtlinien für den Physikunterricht. Köln: MNU<br />

Müller, F. H. (2001): Studium und Interesse. Münster: Waxmann<br />

Neber, H. (1998): Entdeckendes Lernen. In: Rost, D. H. (Hrsg.): Handwörterbuch<br />

der pädagogischen Psychologie. Weinheim: Beltz, S. 268-271<br />

Oßwald, C. (1995): Interessen fördern durch offene Lernsituationen. In:<br />

Grundschule, Jahrgang 27, Heft 6, S. 22-23<br />

Pfenning, U., Renn, O., Mack, U. (2002): Zur Zukunft technischer und<br />

naturwissenschaftlicher Berufe – Strategien gegen den Nachwuchsmangel. Stuttgart:<br />

Akademie für Technikfolgenabschätzung<br />

Prenzel, M., Krapp, A., Schiefele, H. (1986): Grundzüge einer pädagogischen<br />

Interessentheorie. In: Zeitschrift für Pädagogik, Jahrgang 32, Heft 2, S. 163-173<br />

Prenzel, M. (1988): Die Wirkungsweise von Interesse. Opladen: Westdt. Verlag<br />

Prenzel, M., Lankes E.-M. (1989): Wie Lehrer Interesse wecken und fördern<br />

können. In: Bäuerle, S. (Hrsg.): Der gute Lehrer. Stuttgart: Metzlersche Verlagsbuch-<br />

handlung, S. 66-81<br />

Prenzel, M., Lankes, E.-M. (1995): Anregungen aus der pädagogischen<br />

Interessenforschung. In: Grundschule, Jahrgang 27, Heft 6, S. 12-13<br />

Prenzel, M. (1996): Mit Interesse in das dritte Jahrtausend! Pädagogische<br />

Überlegungen. In: Seibert, N., Serve, H. J. (Hrsg.): Bildung und Erziehung an der<br />

Schwelle zum dritten Jahrtausend. Marquartstein: PimS-Verlag, S. 1314-1339<br />

Prenzel, M. (2002): Nachwuchsprobleme in den Naturwissenschaften: Ursachen und<br />

Abhilfen in Unterricht und Lehrerbildung. In: Herrmann, U. (Hrsg.): Natur-<br />

wissenschaft – Gymnasium – <strong>Universität</strong>. Ulm: <strong>Universität</strong>sverlag, S. 27-53<br />

Prenzel, M., Seidel, T., Lehrke, M., Rimmele, R., Duit, R., Euler, M., Geiser, H.,<br />

Hoffmann, L., Müller, C., Widodo, A. (2002): Lehr- Lernprozesse im Physikunter-<br />

richt – eine Videostudie. In: Prenzel, M., Doll, J. (Hrsg.): Bildungsqualität von Schule:<br />

Schulische und außerschulische Bedingungen mathematischer, naturwissen-<br />

schaftlicher und überfachlicher Kompetenzen. Weinheim und Basel: Beltz, S. 139-156<br />

253


Prenzel, M. (2003): Zum praktischen Vorgehen im BLK-Modellprogramm –<br />

Steigerung der Effizienz des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts. Kiel:<br />

Unveröffentlichtes Vortragsmanuskript<br />

Röder, P. M., Grühn, S. (1996): Kurswahlen in der gymnasialen Oberstufe. In:<br />

Zeitschrift für Pädagogik, Jahrgang 42, Heft 4, S. 497-518<br />

Rolff, H.-G., Buhren, C. G., Lindau-Bank, D., Müller, S. (2000): Manual Schul-<br />

entwicklung. Weinheim und Basel: Beltz<br />

Ropohl, G. (1999): Allgemeine Technologie. Eine Systemtheorie der Technik.<br />

München: Hanser<br />

Schiefele, H. (1974): Lernmotivation und Motivlernen. München: Ehrenwirth<br />

Schiefele, H., Prenzel, M., Krapp, A., Heiland, A., Kasten, H. (1983): Zur<br />

Konzeption einer pädagogischen Theorie des Interesses. München: Arbeiten zur<br />

Empirischen Pädagogik und Pädagogischen Psychologie (Gelbe Reihe), Nr.6<br />

Schiefele, H. (2000): Befunde – Fortschritte – neue Fragen. In: Schiefele, U., Wild,<br />

K.-P. (Hrsg.): Interesse und Lernmotivation. Münster: Waxmann, S. 227-241<br />

Schiefele, U. (1992): Interesse und Qualität des Erlebens im Unterricht. In: Krapp,<br />

A., Prenzel, M. (Hrsg.): Interesse, Lernen, Leistung. Münster: Aschendorff Verlag,<br />

S. 84-121<br />

Schiefele, U., Krapp, A., Schreyer, I. (1993): Metaanalyse des Zusammenhangs von<br />

Interesse und schulischer Leistung. In: Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und<br />

Pädagogische Psychologie, Jahrgang 25, Heft 2, S. 120-148<br />

Schmid, J.U. (1984): Stabilität der Interessen von Oberschülern nach Ende der<br />

Schulzeit. In: Psychologie und Praxis, Jahrgang 28, Heft 1, S. 26-31<br />

Schmidt, C. (2003): „Am Material“: Auswertungstechniken für Leitfadeninterviews.<br />

In: Friebertshäuser, B., Prengel, A. (Hrsg.): Handbuch Qualität. Forschungsmethoden<br />

in der Erziehungswissenschaft. Weinheim und München: Juventa, S. 544-567<br />

Schminke, M. (2003): Untersuchungen zur Interessenstruktur vom Gymnasiasten<br />

am Chemieunterricht und deren mögliche Beeinflussung durch praxisorientierte<br />

Unterrichtseinheiten. Internetveröffentlichung der <strong>Universität</strong> <strong>Erlangen</strong>-<strong>Nürnberg</strong><br />

(Elektronische Version der Dissertation): http://www.opus.ub.uni-erlangen.de/opus/<br />

volltexte/2004/58/<br />

254


Schnabel, K. U., Grühn S. (2000): Studienfachwünsche und Berufsorientierungen<br />

in der gymnasialen Oberstufe. In: Baumert, J., Bos, W., Lehmann, R. (Hrsg.):<br />

TIMSS/III – Mathematische und naturwissenschaftliche Bildung am Ende der<br />

Schullaufbahn (Band 2). Opladen: Leske+ Budrich, S. 405-443<br />

Schratz, M. (2001): Methoden der Schul- und Unterrichtsforschung. In: Hug, T.<br />

(Hrsg.): Wie kommt Wissenschaft zu Wissen? Einführung in die Methodologie der<br />

Sozial- und Kulturwissenschaften (Band 2). Hohengehren: Schneider Verlag, S. 413-<br />

433<br />

Seidel, T., Prenzel, M., Duit, R., Euler, M., Geiser, H., Hoffmann, L., Müller, C.,<br />

Rimmele, R. (2002): „Jetzt bitte alle nach vorne schauen!“ – Lehr-Lernskripts im<br />

Physikunterricht und damit verbundene Bedingungen für individuelle Lernprozesse.<br />

In: Unterrichtswissenschaft, Jahrgang 30, Heft 1, S. 52-77<br />

Spanhel, D. (1999a): Das Konzept der Studie. In: Bofinger, J., Lutz, B., Spanhel, D.<br />

(Hrsg.): Das Freizeit- und Medienverhalten von Hauptschülern. München: KoPäd<br />

Verlag, S. 7-24<br />

Spanhel, D. (1999b): Integrative Medienerziehung in der Hauptschule. Ein<br />

Entwicklungsprojekt auf Grundlage responsiver Evaluation. München: KoPäd Verlag<br />

Spanhel, D. (2000): Professionalität des Philologen. Lehrerbild, Lehrerpro-<br />

fessionalität und Schulwirklichkeit heute. In: Bayerischer Philologenverband (Hrsg.):<br />

Lehrerbildung – Gymnasium 2000. München: Bayer. Philologenverband, S. 78-99<br />

Spanhel, D. (2001): Grundzüge der Evaluationsforschung. In: Hug, T. (Hrsg.): Wie<br />

kommt Wissenschaft zu Wissen? Einführung in die Methodologie der Sozial- und<br />

Kulturwissenschaften (Band 2). Hohengehren: Schneider Verlag, S. 249-264<br />

Stäudel, L. (1982): Intellektuelle Befriedigung und praktisches Handeln. Motive für<br />

ein naturwissenschaftliches Lehrerstudium. In: Soznat, Jahrgang 5, Heft 4, S. 103-106<br />

Statistisches Bundesamt (2004, Hrsg.): Schnellmeldungsergebnisse der Hochschul-<br />

statistik. Wintersemester 2004/2005. Wiesbaden: Statistisches Bundesamt<br />

Statistische Bundesamt (1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005, Hrsg.): Bildung<br />

und Kultur. Nichtmonetäre hochschulstatistische Kennzahlen. Fachserie 11. Reihe<br />

4.3.1.Wiesbaden: Statistisches Bundesamt<br />

Terhart, E. (1987): Kommunikation im Kollegium. In: Die Deutsche Schule,<br />

Jahrgang 79, Heft 4, S. 440-450<br />

255


Terhart, E. (1998): Lehrerberuf: Arbeitsplatz, Biographie, Profession. In: Altrichter,<br />

H., Schley, W., Schratz, M. (Hrsg.): Handbuch zur Schulentwicklung. Innsbruck:<br />

Studienverlag, S. 560-587<br />

Terhart, E. (2001): Lehrerberuf und Lehrerbildung. Forschungsbefunde,<br />

Problemanalysen, Reformkonzepte. Weinheim und Basel: Beltz<br />

Theunert, H., Gebel, C. (2000, Hrsg.): Lehrstücke fürs Leben in Fortsetzung.<br />

Serienrezeption zwischen Kindheit und Jugend. München: Reinhard Fischer Verlag<br />

THINK ING. (1999, Hrsg.): Eine Aufgabe, die uns alle angeht. Erfolgreiche<br />

Nachwuchswerbung von Schülern für das Ingenieurstudium. Frankfurt am Main:<br />

THINK ING. (Gesamtmetall, VDA, VDE, VDI, VDMA, ZVEI)<br />

Todt, E. (1978): Das Interesse. Bern: Huber Verlag<br />

Todt, E. (1985): Die Bedeutung der Schule für die Entwicklung der Interessen von<br />

Kindern und Jugendlichen. In: Unterrichtswissenschaft, Jahrgang 13, Heft 4, S. 362-<br />

376<br />

Todt, E. (1987): Elemente einer Theorie naturwissenschaftlicher Interessen. In:<br />

Lehrke, M., Hoffman, L. (Hrsg.): Schülerinteressen am naturwissenschaftlichen<br />

Unterricht. Beiträge zum 12. IPN-Symposion. Köln: Aulis, S. 111-126<br />

Todt, E. (1992): Interesse männlich – Interesse weiblich. In: Zinnecker, J. (Hrsg.):<br />

Jugend 1992. Im Spiegel der Wissenschaften. Opladen: Leske+Budrich, S. 301-317<br />

Todt, E. (1995): Entwicklung des Interesses. In: Hetzer, H. (Hrsg.): Angewandte<br />

Entwicklungspsychologie des Kinder- und Jugendalters. Wiesbaden: UTB, S. 213-264<br />

Todt, E. (1998): Development of interests. In: Hoffmann, L., Krapp, A., Renniger,<br />

K., Baumert, J. (Hrsg.): Interest and Learning – Proceedings of the Seeon Conference<br />

on Interest and Gender. Kiel: IPN, S. 25-40<br />

Travers, R. M. W. (1978): Children`s Interests. Kalamazo/Michigan: Michigan<br />

University, College of Education<br />

Upmeier zu Belzen, A., Vogt, H., Wieder, B., Christen, F. (2002): Schulische und<br />

außerschulische Einflüsse auf die Entwicklung von naturwissenschaftlichen Interessen<br />

bei Grundschulkindern. In: Prenzel, M., Doll, J. (Hrsg.): Bildungsqualität von Schule:<br />

Schulische und außerschulische Bedingungen mathematischer, naturwissen-<br />

schaftlicher und überfachlicher Kompetenzen. Weinheim und Basel: Beltz, S. 291-307<br />

256


Vogt, H., Upmeier zu Belzen, A., Schröer, T., Hoek, I. (1999): Unterrichtliche<br />

Aspekte im Fach Biologie, durch die Unterricht als interessant erachtet wird. In:<br />

Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften, Jahrgang 5, Heft 3, S. 75-85<br />

Walzik, S. (2001): Forschung in Modellversuchen – eine Illusion? Sankt Gallen:<br />

Vorbereitungspapier der ersten KOLIBRI-Fachtagung<br />

Watermann, R., Maaz, K. (2004): Studierneigung bei Absolventen allgemein<br />

bildender und beruflicher Gymnasien. In: Köller, O., Watermann, R., Trautwein, U.,<br />

Lüdtke, O. (Hrsg.): Wege zur Hochschulreife in Baden-Württemberg. Opladen:<br />

Leske+Budrich, S. 403-450<br />

Wellhöfer, P. R. (1997): Grundstudium – Sozialwissenschaftliche Methoden und<br />

Arbeitsweisen. Stuttgart: Enke Verlag<br />

Wenzel, H., Wesemann, M., Bohnsack, F. (1990, Hrsg.): Schulinterne Lehrer-<br />

fortbildung. Weinheim und Basel: Beltz<br />

Willer, J. (2003): Didaktik des Physikunterrichts. Frankfurt am Main: Verlag Harri<br />

Deutsch<br />

Wörner, M. (2000): Die Kurswahl in der gymnasialen Oberstufe. In: Baden-<br />

Württemberg in Wort und Zahl, Jahrgang 48, Heft 6, S. 278-281<br />

Wottawa, H., Thierau, H. (1998): Lehrbuch Evaluation. Bern: Hans Huber Verlag<br />

Zinnecker, J., Behnken, I., Werner, G., Hasenberg, R., Rinker, B., Schwarz, B.,<br />

Stecher, L., Strzoda, C. (1996): Kindheit in Deutschland. Weinheim und München:<br />

Juventa<br />

Zöfel, P. (2002): Statistik verstehen. München: Addison-Wesley<br />

Zwick, M., Renn, O. (1998): Wahrnehmung und Bewertung von Technik in Baden-<br />

Württemberg. Stuttgart: Akademie für Technikfolgenabschätzung<br />

Zwick, M., Renn, O. (2001): Die Attraktivität von technischen und ingenieur-<br />

wissenschaftlichen Fächern bei der Studien- und Berufswahl junger Frauen und<br />

Männer. Stuttgart: Akademie für Technikfolgenabschätzung<br />

Zwick, M. (2002): Wo bleiben die Studierenden? Ursachen für die Nachfragekrise in<br />

den natur- und ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen an <strong>Universität</strong>en des<br />

Landes Baden-Württemberg. In: Herrmann, U. (Hrsg.): Naturwissenschaft –<br />

Gymnasium – <strong>Universität</strong>. Ulm: <strong>Universität</strong>sverlag, S. 14-26<br />

257


Anhang<br />

258


Anlage 1: Kooperationsvertrag<br />

Anhang<br />

Anlage 2: Zeitungsartikel Kooperationsvertrag<br />

Anlage 3: Fachschaftsvortrag<br />

Anlage 4: Kriterien der Interessenförderung<br />

Anlage 5: Dokumentationsbogen<br />

Anlage 6: Schülerfragebogen Naturphänomene<br />

Anlage 7: Instruktion zur Durchführung der Befragung<br />

Anlage 8: Ergebnisse der Schülerbefragung Naturphänomene<br />

Anlage 9: Flyer Schüler-Ingenieur-Akademie<br />

Anlage 10: Schülertagebuch<br />

Anlage 11: Ergebnisse der SIA Auftaktgespräche (Schüler)<br />

Anlage 12: Ergebnisse der SIA Abschlussgespräche (Schüler)<br />

Anlage 13: Zeitungsartikel Schüler-Ingenieur-Akademie<br />

Anlage 14: Initiativen der Wirtschaft und ihrer Partner zur Förderung des<br />

naturwissenschaftlich-technischen Nachwuchses


Anlage 1: Kooperationsvereinbarung


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Anlage 2: Zeitungsartikel Kooperationsvereinbarung


Artikel 1: „Schule und Unternehmen in einer Bank“ vom 27.3.2003 im Reutlinger General-Anzeiger


Artikel 2: „Hand in Hand mit der Wirtschaft“ vom 27.3.2003 in den Reutlinger Nachrichten


Anlage 3: Fachschaftsvortrag


Folie 1<br />

Folie 2<br />

Folie 3<br />

Folie 4<br />

Interessenförderung<br />

Förderung des naturwissenschaftlich-technischen<br />

Nachwuchses in Zusammenarbeit Schule-Wirtschaft<br />

15.03.2004<br />

© Alle Rechte bei Robert Bosch GmbH, auch für den Fall von Schutzrechtsanmeldungen.<br />

Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />

Interessenförderung<br />

Ausgangslage: Mangel an naturwissenschaftlichtechnischem<br />

Nachwuchs<br />

Quelle: HIS, Indikatoren zur Ausbildung im Hochschulbereich, 2003<br />

15.03.2004<br />

© Alle Rechte bei Robert Bosch GmbH, auch für den Fall von Schutzrechtsanmeldungen.<br />

Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />

Interessenförderung<br />

Ausgangslage: Der Faktor Interesse als entscheidende<br />

Variable bei der Berufs- und Studienwahl<br />

Persönliches Interesse, Neigung und Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit sind<br />

entscheidende Variablen bei der<br />

� Berufswahl und der<br />

� Studienfachentscheidung, aber auch schon bei der<br />

� Wahl des Leistungskurses und wohl auch<br />

� schon bei der Wahl des Schulzweiges.<br />

15.03.2004<br />

© Alle Rechte bei Robert Bosch GmbH, auch für den Fall von Schutzrechtsanmeldungen.<br />

Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />

Interessenförderung<br />

Interessenforschung: Interesse − was ist das aus Sicht<br />

der pädagogischen Psychologie?<br />

Interesse wird in der neueren pädagogisch - psychologischen Interessenforschung als<br />

Person-Gegenstands-Beziehung definiert (Krapp 1998):<br />

� Interesse bezieht sich auf einen Gegenstand.<br />

� Interesse äußert sich in Handeln.<br />

� Interessenhandeln erschließt Gegenstände.<br />

� Interessenhandeln wird von angenehmen Gefühlen begleitet.<br />

� Interessenhandeln genügt sich selbst.<br />

15.03.2004<br />

© Alle Rechte bei Robert Bosch GmbH, auch für den Fall von Schutzrechtsanmeldungen.<br />

Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4


Folie 5<br />

Folie 6<br />

Folie 7<br />

Folie 8<br />

Interessenförderung<br />

Interessenforschung: Gibt es eine entwicklungspsychologisch<br />

begründete, gesetzmäßig ablaufende<br />

Stufenabfolge der Interessengenese?<br />

0<br />

3<br />

7<br />

10<br />

15<br />

Age<br />

Universal Interests<br />

Collective Interests<br />

Individualization<br />

15.03.2004<br />

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Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />

Interessenförderung<br />

15.03.2004<br />

© Alle Rechte bei Robert Bosch GmbH, auch für den Fall von Schutzrechtsanmeldungen.<br />

Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />

1. Whats the structure of my physical and social enviroment?<br />

2. What will be right for me as a boy?<br />

What will be right for me as a girl?<br />

3. What am I able to do? (selfconcept of competence)<br />

4. Boys: What is the prestige of different activities/occupations?<br />

Girls: What is the social relevance of different activities/occupations?<br />

5. What happens with my body and my mood?<br />

Quelle: Todt, Development of Interests, 1998<br />

Interessenforschung: Wie kommt es zur Bildung von<br />

Interessen aus Sicht der pädagogischen Interessentheorie?<br />

Quelle: Krapp, Entwicklung und Förderung von Interessen im Unterricht, 1998<br />

Interessenförderung<br />

Interessenforschung: Welche Faktoren beeinflussen<br />

die Interessenentwicklung?<br />

Elternhaus,<br />

Verwandte<br />

Gleichaltrigengruppe<br />

Medien<br />

Schule<br />

Gesellschaft<br />

15.03.2004<br />

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Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />

Interessenförderung<br />

Interesse als<br />

Person - Gegenstands-<br />

Beziehung<br />

Interesse an Schulfächern: Das durchschnittliche<br />

Interesse an den Inhalten aller Schulfächer sinkt.<br />

Das durchschnittliche Interesse<br />

an den Inhalten aller Schulfächer<br />

sinkt auf allen Ebenen des<br />

Bildungssystems im Verlauf der<br />

Schulzeit. Dieser Trend ist<br />

bereits in der Grundschule zu<br />

beobachten und verstärkt sich<br />

noch in der Sekundarstufe I.<br />

15.03.2004<br />

© Alle Rechte bei Robert Bosch GmbH, auch für den Fall von Schutzrechtsanmeldungen.<br />

Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />

Da sind doch die<br />

Lehrer, die Schule dran<br />

Schuld!<br />

Interessen sind ein wichtiger Teil der Persönlichkeit. Im Rahmen der<br />

Persönlichkeitsbildung kommt es zu zunehmenden Filterungs- und<br />

Spezialisierungsprozessen in den Entwicklungsverläufen. Das<br />

durchschnittliche Interesse nimmt ab, spezialisierte Interessen nehmen<br />

zu.<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8


Folie 9<br />

Folie 10<br />

Folie 11<br />

Folie 12<br />

Interessenförderung<br />

Interesse an Schulfächern: Vom Interessenverfall sind<br />

im besonderen die naturwissenschaftlichen Fächer<br />

betroffen.<br />

Ungeliebte Fächer und Lieblingsfächer bei Gymnasiasten (maximal je zwei positive und negative<br />

Nenunngen)<br />

7<br />

13<br />

7<br />

11<br />

7<br />

10<br />

11<br />

8<br />

15.03.2004<br />

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Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />

Anteil in % mit großem Interesse<br />

Physik<br />

Chemie<br />

Mathematik<br />

Französisch<br />

Geschichte<br />

Deutsch<br />

Musik<br />

Religion<br />

Biologie<br />

Sport<br />

Technik<br />

Kunst<br />

Erdkunde<br />

Latein<br />

Englisch<br />

Soziologie<br />

2<br />

4<br />

4<br />

4<br />

4<br />

8<br />

8<br />

8<br />

6<br />

6<br />

6<br />

9<br />

10<br />

17<br />

17<br />

17<br />

17<br />

20<br />

21<br />

28<br />

29<br />

30<br />

Negativ<br />

Positiv<br />

Angabe in %<br />

Quelle: Zwick, Die Attraktivität von technischen und naturwissenschaftlichen Fächern bei der Studien- und<br />

Berufswahl junger Frauen und Männer, 2001<br />

Interessenförderung<br />

IPN-Interessenstudie Physik: Fachinteresse Physik<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Klasse 6 Klasse 7 Klasse 8 Klasse 9 Klasse 10<br />

15.03.2004<br />

© Alle Rechte bei Robert Bosch GmbH, auch für den Fall von Schutzrechtsanmeldungen.<br />

Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />

Mädchen<br />

Jungen<br />

Das Interesse am Fach Physik ist bei den Jungen gleichbleibend hoch, während die<br />

Mädchen immer weiter zurückfallen.<br />

Quelle: Häußler, Perspektiven für die Unterrichtspraxis, 1998<br />

Interessenförderung<br />

IPN-Interessenstudie Physik: Sachinteresse Physik<br />

� Interessenunterschiede zwischen den Gebieten der Physik sind gar nicht so groß. Viel<br />

bedeutender für das Sachinteresse ist dagegen, in welchem Kontext ein Gebiet erscheint<br />

und mit welchen Tätigkeiten es verbunden ist.<br />

� Interessenfördernde Kontexte: Alltagsbezug, Bezug zum menschlichen Körper,<br />

erstaunliche Phänomene, gesellschaftliche Bedeutung der Naturwissenschaften.<br />

� Interessenfördernde Tätigkeiten: Bauen und Konstruieren (bei jüngeren Schülern),<br />

Diskutieren und Bewerten (bei ältern Schülern).<br />

� Mädchen reagieren bei Inhalten aus der Physik meistens sensibler als Jungen auf einen<br />

Wechsel des Kontextes<br />

Aber: Das was für Mädchen interessant ist, ist auch für Jungen von Interesse!<br />

15.03.2004<br />

© Alle Rechte bei Robert Bosch GmbH, auch für den Fall von Schutzrechtsanmeldungen.<br />

Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />

Interessenförderung<br />

IPN-Interessenstudie Physik: Vergleich<br />

Unterrichtsangebot und Sachinteressen der Schüler<br />

Nach Einschätzung der Jugendlichen dominiert eindeutig ein Unterricht, in<br />

dem die Physik als Wissenschaft gelehrt wird. Die interessanten ...<br />

� Kontexte<br />

und<br />

� Tätigkeiten<br />

kommen dagegen nur selten vor.<br />

15.03.2004<br />

© Alle Rechte bei Robert Bosch GmbH, auch für den Fall von Schutzrechtsanmeldungen.<br />

Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12


Folie 13<br />

Folie 14<br />

Folie 15<br />

Folie 16<br />

Interessenförderung<br />

IPN-Interessenstudie Physik: Ist die mangelnde<br />

Verbindung von Sach- und Fachinteresse die einzige<br />

Erklärung für das geringe Fachinteresse v. a. der<br />

Mädchen am Physikunterricht?<br />

� Sachinteresse an Physik trägt nur zu einem kleinen Teil zur Aufklärung des<br />

Fachinteresses bei.<br />

� Den stärksten Zusammenhang mit dem Fachinteresse zeigt ein Faktor, der mit Physik<br />

unmittelbar gar nichts zu tun hat: Das Selbstvertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit.<br />

� Mädchen haben bereits zu Beginn der Sekundarstufe I ein geringeres Selbstvertrauen in<br />

die eigene Leistung in Bezug auf den mathematisch - naturwissenschaftlichen Unterricht.<br />

15.03.2004<br />

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Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />

Interessensförderung<br />

Kriterien der Interessensförderung in Unterricht und<br />

Schule<br />

Interessensfördernde(r) Unterricht/Maßnahmen ...<br />

Organisatorische<br />

Aspekte<br />

(Organisation)<br />

Didaktische Aspekte<br />

(Inhalt)<br />

Methodische Aspekte<br />

(Vermittlung)<br />

Soziale Aspekte<br />

(Klima)<br />

Geschlechtssp. Aspekte<br />

(Geschlecht)<br />

ist/sind anwendungsorientiert.<br />

ist/sind tätigkeitsorientiert.<br />

ist/sind autonomieorientiert.<br />

ist/sind kooperativ.<br />

15.03.2004<br />

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Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />

Interessenförderung<br />

Was können wir am FSG tun?<br />

SEK II<br />

Interessen<br />

fördern<br />

SEK I<br />

Interessen<br />

wecken<br />

15.03.2004<br />

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Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />

Interessenförderung<br />

beginnen/beginnt so früh wie möglich.<br />

macht/machen mit steigendem Alter der Heranwachsenden immer<br />

differenziertere Angebote.<br />

erfordert/erfordern ein positive(s) Unterrichtsklima/ emotionale<br />

Atmosphäre.<br />

berücksichtigt/ berücksichtigen bzgl. aller Aspekte die besondere<br />

Einstellung der Mädchen gegenüber Naturwissenschaft und Technik.<br />

?<br />

IPN-Interessenstudie Physik: Ergänzung Sachinteresse<br />

Geräte zerlegen/zusammenbauen<br />

Versuche aufbauen, etwas bauen<br />

Versuche durchführen, messen<br />

Interesse an physikbezogenen Tätigkeiten (Prozentanteile mit großem bzw. sehr großem<br />

Interesse/10. Jahrgangsstufe aller Schularten)<br />

Versuche beobachten<br />

Sich ein Gerät ausdenken, erfinden<br />

Sich eine eigene Meinung bilden<br />

Technische Neuerungen diskutieren<br />

Nutzen von Technik beurteilen<br />

Eine Vermutung prüfen<br />

Berechnen, Aufgaben lösen<br />

Einem Vortrag zuhören<br />

Einen Physiktext lesen<br />

Quelle: Häußler, Perspektiven für die Unterrichtspraxis, 1998<br />

15.03.2004<br />

© Alle Rechte bei Robert Bosch GmbH, auch für den Fall von Schutzrechtsanmeldungen.<br />

Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16


Folie 17<br />

Folie 18<br />

Interessenförderung<br />

IPN-Interessenstudie Physik: Ergänzung Vergleich<br />

Unterrichtsangebot und Sachinteressen der Schüler<br />

Aus Sicht der Mädchen ...<br />

4 Die Beschreibung und Erklärung von physikalischen Versuchen.<br />

5 Naturgesetze, die es erlauben, bestimmte physikalische Größen exakt zu<br />

berechnen.<br />

2 Technische Geräte, mit denen man es häufig zu tun hat.<br />

3 Die Art und Weise, wie in bestimmten physikalisch/technischen Berufen<br />

gearbeitet wird.<br />

6 Technische Anwendungen, die jetzt und in Zukunft für uns alle von großem<br />

Nutzen sein können.<br />

8 Wie man in früheren Jahrhunderten bestimmte Erscheinungen physikalisch<br />

gedeutet hat.<br />

7 Technische Anwendungen, die mit großem Risiko für uns alle und für unsere<br />

Umwelt behaftet sind.<br />

1 Vorgänge und Erscheinungen, die man in der Natur beobachten und erleben<br />

kann.<br />

15.03.2004<br />

© Alle Rechte bei Robert Bosch GmbH, auch für den Fall von Schutzrechtsanmeldungen.<br />

Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />

Interessenförderung<br />

9 Etwas erfinden, sich ein bestimmtes Gerät ausdenken.<br />

15.03.2004<br />

© Alle Rechte bei Robert Bosch GmbH, auch für den Fall von Schutzrechtsanmeldungen.<br />

Jede Verfügungsbefugnis, wie Kopier- und Weitergaberecht, bei uns.<br />

Überrepräsentiert<br />

Unterrepräsentiert<br />

Quelle: Häußler, Die IPN-Interessenstudie<br />

Physik, 1998<br />

IPN-Interessenstudie Physik: Ergänzung Vergleich<br />

Unterrichtsangebot und Sachinteressen der Schüler<br />

Aus Sicht der Mädchen ...<br />

8 Etwas berechnen, den Ausgang eines Versuches exakt vorhersagen, Aufgaben<br />

lösen.<br />

1 Beobachten, wie der Lehrer oder andere Schüler einen physikalischen Versuch<br />

durchführen.<br />

2 Einen Physiktext lesen<br />

3 Einem Vortrag über Physik zuhören.<br />

7 Sich ausdenken, wie man eine bestimmte Vermutung durch einen Versuch<br />

überprüfen könnte.<br />

4 Etwas bauen, einen Versuch aufbauen oder ein Gerät konstruieren.<br />

5 Einen Versuch selber durchführen.<br />

1 Sich eine eigene Meinung zu Fragen aus Physik und Technik bilden.<br />

12 Den Wert oder Nutzen einer physikalisch - technischen Neuerung beurteilen.<br />

10 Mit anderen über eine bestimmte technische Neuerung diskutieren.<br />

6 Etwas ausprobieren, ein Gerät auseinandernehmen oder zusammensetzen.<br />

Überrepräsentiert<br />

Unterrepräsentiert<br />

Quelle: Häußler, Die IPN-Interessenstudie<br />

Physik, 1998<br />

17<br />

18


Anlage 4: Kriterien der Interessenförderung


Kriterien der Interessenförderung<br />

Fach:<br />

Unterrichtssequenz:<br />

Fragen an einen interessenfördernden Naturphänomeneunterricht<br />

1. Wie wurde den Schülern Gelegenheit gegeben, zu staunen<br />

und neugierig zu werden und wie wurde erreicht, dass daraus<br />

ein Aha-Erlebnis wird?<br />

2. Wie wurde an außerschulische Erfahrungen angeknüpft, die<br />

zur Vermeidung geschlechtsspezifischer Dominanzen<br />

Mädchen und Jungen in gleicher Weise zugänglich sind?<br />

3. Wie wurde es den Schülerinnen und Schülern ermöglicht,<br />

aktiv und eigenständig zu lernen und Erfahrungen aus erster<br />

Hand zu machen?


4. Wie wurde erreicht, dass Schüler und Schülerinnen einen<br />

Bezug zum Alltag und zu ihrer Lebenswelt herstellen können?<br />

5. Wie wurde dazu angeregt, die Bedeutung der Naturwissenschaften<br />

für die Menschen und die Gesellschaft zu erkennen<br />

und danach zu handeln?<br />

6. Wie wurde der lebenspraktische Nutzen der Naturwissenschaften<br />

erfahrbar gemacht?<br />

7. Wie wurde der Bezug zum eigenen Körper hergestellt?


Ergänzende Fragen, die den Interessenaspekt nur teilweise enthalten und aus der Anfangsdiskussion stammen:<br />

8. Wo wurde den Schülern Gelegenheit gegeben typische<br />

Arbeitsmethoden, die in Naturwissenschaft und Technik<br />

verwendet werden, kennen zu lernen?<br />

z.B. Wahrnehmen/Beobachten/Messen, Sammeln/Bestimmen/<br />

Ordnen, Experimentieren, Dokumentieren, Entdecken/Forschen,<br />

Bauen/Erfinden, Präsentieren, Teamarbeit<br />

9. Wo konnten die Schüler auf nicht zutreffende vorunterrichtliche<br />

Vorstellungen über naturwissenschaftliche<br />

Phänomene bzw. Begriffe aufmerksam gemacht werden?<br />

10. Wo konnten erste naturwissenschaftliche Zusammenhänge<br />

und Gesetzmäßigkeiten verdeutlicht bzw. angesprochen<br />

werden, an die im späteren Physik- bzw. Chemieunterricht<br />

angeknüpft werden kann?<br />

Hoffmann, Häußler, Peters-Haft: An den Interessen von Mädchen und Jungen orientierter Physikunterricht, Kiel 1997 (Frage1-7)


Anlage 5: Dokumentationsbogen


Dokumentationsbogen<br />

Themenbereich:<br />

Ziel der Unterrichtseinheit:<br />

Ablauf:<br />

Benötigte Materialien:<br />

Thema:<br />

Sonstige Bemerkungen zur Unterrichtseinheit:<br />

Reaktion bzw. Interessiertheit der Schüler:<br />

Benötigte Zeit:


Anlage 6: Schülerfragebogen Naturphänomene


(1) Klasse:<br />

Fragebogen zum Fach Naturphänomene<br />

(Anfang 6. Klasse)<br />

(2) Geschlecht: männlich weiblich<br />

(3) Gib drei Beschäftigungen an, denen du in deiner Freizeit nachgehst:<br />

___________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________<br />

(4) Gibt es eine Sache, die du in deiner Freizeit gerne machen würdest, aber nicht<br />

machen kannst?<br />

Ja und zwar ______________________________________<br />

Nein


(5) Gib bitte ungefähr an, wie oft du folgende Dinge in deiner Freizeit tust (getan<br />

hast)!<br />

Mich mit Experimentierkästen beschäftigen, wie zum Beispiel:<br />

Chemiekasten<br />

Elektronikkasten<br />

oder ähnliches<br />

Technische Dinge basteln, wie zum Beispiel:<br />

elektrische Klingel<br />

Modellflugzeug bauen<br />

oder ähnliches<br />

Bücher lesen, die Themen aus Naturwissenschaft und<br />

Technik behandeln, wie zum Beispiel:<br />

Was ist was<br />

Das Entdeckerbuch: Erde und Weltall<br />

Die Jagd nach dem kleinsten Baustein der Welt<br />

oder ähnliches<br />

Mich mit Technikbaukästen beschäftigen, wie zum Beispiel:<br />

Fischer -Technik<br />

Lego Mindstorms<br />

oder ähnliches<br />

Fernsehsendungen ansehen, die Themen aus<br />

Naturwissenschaft und Technik behandeln, wie zum Beispiel:<br />

Kopfball<br />

Galileo<br />

Sendung mit der Maus<br />

oder ähnliches<br />

Dinge auseinander nehmen und reparieren, wie zum Beispiel:<br />

Fahrrad<br />

Walkman<br />

Computer<br />

oder ähnliches<br />

Anlagen, Museen oder Ausstellungen besuchen, wie zum<br />

Beispiel:<br />

Kraftwerk<br />

Auto- & Technik-Museum<br />

Planetarium<br />

oder ähnliches<br />

Prospekte, Beschreibungen über technische Geräte<br />

besorgen, wie zum Beispiel:<br />

MP3-Player<br />

Fotoapparat<br />

oder ähnliches<br />

sehr oft<br />

oft<br />

manchmal<br />

selten<br />

nie


(6) Im folgenden findest du einige Aussagen darüber, wie man bestimmte<br />

Situationen erleben kann. Gib an, wie du solche Situationen erlebst.<br />

Wenn ich einen Regenbogen sehe, beeindruckt mich das.<br />

Wenn ich neue technische Geräte sehe (z.B. Computer,<br />

Windkraftwerk), dann fasziniert mich das.<br />

Wenn ich eine Sonnen- oder eine Mondfinsternis beobachten<br />

kann, dann beeindruckt mich das.<br />

Wenn ich Berichte über den Flug von Raketen, Raumsonden<br />

und Satelliten sehe (oder lese), dann fasziniert mich das.<br />

Wenn ich während eines Gewitters Blitze beobachten kann,<br />

dann beeindruckt mich das.<br />

Wenn ich selbst mit technischen Geräten (z.B. Fernrohr,<br />

Fotoapparat) umgehen kann, begeistert mich das.<br />

Wenn ich daran denke, dass Sonne und Mond Ebbe und Flut<br />

hervorrufen, dann beeindruckt mich das.<br />

Wenn ich bei der Reparatur technischer Geräte (z.B. Autos,<br />

Haushaltsgeräte) zusehen oder mitarbeiten kann, dann<br />

begeistert mich das.<br />

sehr stark<br />

eher stark<br />

mittel<br />

weniger stark<br />

gar nicht


(7) Wie interessant findest du folgende Fächer ...<br />

Deutsch<br />

Mathematik<br />

Erste Fremdsprache<br />

Biologie<br />

Erdkunde<br />

Naturphänomene<br />

Musik<br />

Kunst<br />

Sport<br />

Religion / Ethik<br />

Sehr<br />

interessant<br />

interessant<br />

mittel<br />

Weniger<br />

interessant<br />

Ganz<br />

uninteressant


(8) Wie interessant findest du ...<br />

Mehr darüber erfahren, warum ein Wasserläufer (Insekt) auf<br />

dem Wasser laufen kann<br />

Mehr darüber erfahren, welche Stoffe Trinkwasser enthalten<br />

darf<br />

Im Versuch Wasser bis zum Kochen erhitzen und dabei die<br />

Temperatur messen<br />

Mehr darüber erfahren, wie ein Fahrraddynamo funktioniert<br />

Mehr darüber erfahren, was der elektrische Strom eigentlich<br />

ist<br />

Mehr darüber erfahren, wie Mensch und Tier durch Atmung<br />

die Luft verändern<br />

Mehr darüber erfahren, welche Gefahren vom elektrischen<br />

Strom für den Menschen ausgehen können (Stromschlag)<br />

Im Versuch herausfinden, ob sich Zucker schneller in heißem<br />

oder kaltem Wasser auflöst<br />

Mehr darüber erfahren, warum ein Nichtschwimmer im Toten<br />

Meer nicht untergehen kann<br />

Ein Brandlöschmittel aus Backpulver und Essig selbst<br />

herstellen<br />

Mehr darüber erfahren, wie mit Hilfe von Wasserkraft<br />

umweltfreundlicher Strom hergestellt werden kann<br />

Mit Hilfe von Kalkwasserprobe und Spanprobe die<br />

Eigenschaften des Gases Sauerstoff untersuchen<br />

Mehr darüber erfahren, wie Blitze entstehen und wie sie<br />

wirken<br />

Sich ein Wasserrad bauen<br />

Mehr darüber erfahren, woraus Luft zusammengesetzt ist<br />

Mehr darüber erfahren, wie eine Warmwasserheizung<br />

funktioniert<br />

Mehr darüber erfahren, wie verdunstendes Wasser unseren<br />

Körper vor Überhitzung schützt<br />

Mehr darüber erfahren, durch welche Maßnahmen im<br />

Haushalt Strom gespart werden kann<br />

Sehr<br />

interessant<br />

interessant<br />

mittel<br />

Weniger<br />

interessant<br />

Ganz<br />

uninteressant


Mehr darüber erfahren, warum manche Metalle in freier Natur<br />

rosten<br />

Mehr darüber erfahren, wie das Auto unsere Luft verschmutzt<br />

(z.B. Sommersmog, Ozonloch)<br />

Mehr darüber erfahren, wie ein Campinggasbrenner<br />

funktioniert<br />

Im Versuch herausfinden, welche Materialien (z.B. Kupfer,<br />

Plastik, Holz) den elektrischen Strom leiten<br />

Mehr darüber erfahren, warum eine Kaffeemaschine,<br />

Waschmaschine verkalken kann<br />

Ein elektrisches Gerät auseinander bauen und das<br />

Innenleben untersuchen<br />

Mehr darüber erfahren, wie man das Gefrieren von Wasser<br />

erklären kann<br />

Mehr über die Notwendigkeit von Wasserschutzgebieten<br />

erfahren<br />

Mehr darüber erfahren, wovon die Löslichkeit eines Stoffes<br />

(z.B. Salz, Zucker) in Wasser abhängt<br />

Sehr<br />

interessant<br />

interessant<br />

mittel<br />

Weniger<br />

interessant<br />

Ganz<br />

uninteressant


Hast du im letzten Schuljahr das Fach Naturphänomene gehabt?<br />

Naturphänomene Ja Nein<br />

Wenn du die Frage mit Nein beantwortest hast, bist du mit dem Fragebogen<br />

fertig! Alle anderen beantworten bitte noch folgende Fragen:<br />

(9) Wie gefällt dir der Unterricht im Fach Naturphänomene?<br />

Kreuze bitte an, was auf dich zutrifft:<br />

Der Unterricht Naturphänomene ...<br />

... macht mir viel Spaß<br />

... hilft mir, technische Geräte besser zu verstehen<br />

... weckt meine Neugier durch spannende Themen<br />

... veranlasst mich umweltbewusst zu handeln<br />

... ist so interessant, dass ich gerne meine Hausaufgaben mache<br />

... hilft mir, Fragen des täglichen Lebens zu beantworten<br />

... hilft mir, im Alltag besser mitreden zu können<br />

... sollte in der Schule noch mehr Stunden einnehmen als jetzt<br />

(andere Fächer erhalten dafür weniger Stunden)<br />

... behandelt die Themen so gründlich, dass ich fast alles<br />

verstehe<br />

... veranlasst mich auch außerhalb der Schule zu experimentieren<br />

... zeigt mir wichtige Zusammenhänge zwischen Natur, Technik<br />

und Alltag auf<br />

... regt mich dazu an, Fernsehsendungen über die im Unterricht<br />

behandelten Themen anzusehen<br />

... hat mit Dingen zu tun, die ich auch außerhalb der Schule<br />

mache<br />

... regt mich dazu an, mich auch in meiner Freizeit mit den im<br />

Unterricht behandelten Themen zu beschäftigen<br />

... ist abwechslungsreich gestaltet<br />

Trifft voll zu<br />

Trifft eher zu<br />

Trifft eher nicht<br />

zu<br />

Trifft gar nicht<br />

zu


Falls deiner Meinung nach etwas im Fach Naturphänomene vergessen wurde ...<br />

(10) Am Fach Naturphänomene hat mir am besten gefallen:<br />

___________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________<br />

(11) Am Fach Naturphänomene hat mir am wenigsten gefallen:<br />

___________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________


Anlage 7: Instruktion zur Durchführung der Befragung


Liebe Klassleiter der sechsten Klassen!<br />

Reutlingen, den 1.9.2003<br />

Im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Robert Bosch GmbH hat sich eine Arbeitsgruppe<br />

zur Neugestaltung der Naturphänomene in Klasse 5 gebildet.<br />

Um unsere Arbeit so erfolgreich wie möglich durchzuführen, bitten wir Sie den folgenden<br />

Fragebogen in den ersten beiden Schulwochen von Ihren Schülern bearbeiten<br />

zulassen.<br />

Bitte beachten Sie dabei:<br />

• Der Fragebogen muss in Ihrer Anwesenheit ausgefüllt werden!<br />

• Weisen Sie bitte die Schüler vor Ausgabe des Fragebogens auf folgende<br />

Punkte hin:<br />

Der Fragebogen wird anonym ausgefüllt.<br />

Es handelt sich um keinen Test.<br />

Ehrliche Antworten werden erwartet.<br />

Die Fragen sollen der Reihe nach ausgefüllt werden.<br />

Schüler, die in Klasse 5 kein Fach Naturphänomene hatten, lassen die Fragen 9 bis<br />

11 einfach weg.<br />

• Achten Sie bitte darauf, dass der Fragebogen von jedem Schüler alleine<br />

ausgefüllt wird! Absprachen sind nicht erwünscht und auch nicht<br />

nötig!<br />

• Geben Sie Ihren Schülern genügend Zeit den Fragebogen auszufüllen<br />

(mindestens 60 min)!<br />

• Kontrollieren Sie bei der Abgabe, ob der Fragebogen möglichst vollständig<br />

ausgefüllt wurde!<br />

Die ausgefüllten Fragebögen geben Sie bitte an Herrn L1 zurück.<br />

Für Rückfragen steht Ihnen Herr L1, Herr L2 oder Herr Rösch von der Robert<br />

Bosch GmbH zur Verfügung.<br />

Vielen Dank für Ihre Bemühungen,<br />

Roman Rösch


Anlage 8: Ergebnisse der Schülerbefragung Naturphänomene<br />

Tabelle 1: Freizeitinteresse (Auswertegruppe 1)<br />

Tabelle 2: Situationserleben (Auswertegruppe 1)<br />

Tabelle 3: Fachinteresse (Auswertegruppe 1)<br />

Tabelle 4: Sachinteresse (Auswertegruppe 1)<br />

Tabelle 5: Fachinteresse (Auswertegruppe 2)<br />

Tabelle 6: Fachinteresse (Auswertegruppe 3)<br />

Tabelle 7: Sachinteresse (Auswertegruppe 2 und 3)<br />

Tabelle 8: Interessantheit des Unterrichts (Auswertegruppe 3)<br />

Tabelle 9: Antworten auf die offene Frage nach den positiven Erlebnissen im<br />

Naturphänomeneunterricht


f %<br />

V5a Mich mit<br />

Experimentierkästen<br />

beschäftigen<br />

V5b Technische Dinge<br />

basteln<br />

V5d Mich mit<br />

Technikbaukästen<br />

beschäftigen<br />

V5f Dinge ausein-<br />

ander nehmen und<br />

reparieren<br />

V5c Bücher lesen, die<br />

Themen aus Natur-<br />

wissenschaft und<br />

Technik behandeln<br />

V5e Fernsehsen-<br />

dungen ansehen, die<br />

Themen aus Natur-<br />

wissenschaft und<br />

Technik behandeln<br />

V5g Anlagen, Museen<br />

oder Ausstellungen<br />

besuchen<br />

V5h Prospekte,<br />

Beschreibungen über<br />

technische Geräte<br />

besorgen<br />

nie<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

sehr oft<br />

5<br />

Median<br />

Median<br />

w<br />

Median<br />

m<br />

U-Test<br />

41,1% 41,1% 10,6% 4,3% 1,4% 1,7 1,52 1,92 0,004<br />

39,0% 41,8% 10,6% 6,4% 2,1% 1,75 1,55 2,05 0<br />

32,6% 34,8% 13,5% 10,6% 7,1% 1,98 1,69 2,44 0,001<br />

34,8% 34,8% 17,7% 8,5% 4,3% 1,94 1,65 2,38 0<br />

9,9% 36,9% 26,2% 19,1% 7,8% 2,69 2,6 2,81 0,347<br />

4,3% 7,1% 27,0% 36,9% 24,1% 3,78 3,66 3,95 0,218<br />

5,7% 65,2% 24,8% 2,1% 0,7% 2,24 2,22 2,27 0,652<br />

41,8% 38,8% 12,1% 5,0% 0,7% 1,7 1,61 1,8 0,165<br />

Tabelle 1: Freizeitinteresse (Auswertegruppe 1)*<br />

* Der Median wurde aus gruppierten Daten berechnet. Dies gilt für alle noch folgenden Tabellen.


f %<br />

V6a Wenn ich einen<br />

Regenbogen sehe,<br />

beeindruckt mich das.<br />

V6c Wenn ich eine<br />

Sonnen- oder eine<br />

Mondfinsternis<br />

beobachten kann,<br />

dann beeindruckt<br />

mich das.<br />

V6e Wenn ich<br />

während eines Gewit-<br />

ters Blitze beobachten<br />

kann, dann beein-<br />

druckt mich das.<br />

V6g Wenn ich daran<br />

denke, dass Sonne<br />

und Mond Ebbe und<br />

Flut hervorrufen, dann<br />

beeindruckt mich das.<br />

V6b Wenn ich neue<br />

technische Geräte<br />

sehe (z.B. Computer,<br />

Windkraftwerk), dann<br />

fasziniert mich das.<br />

V6d Wenn ich Berichte<br />

über den Flug von<br />

Raketen, Raumsonden<br />

und Satelliten sehe<br />

(oder lese), dann<br />

fasziniert mich das.<br />

V6f Wenn ich selbst<br />

mit technischen<br />

Geräten (z.B. Fernrohr,<br />

Fotoapparat)<br />

umgehen kann,<br />

begeistert mich das.<br />

V6h Wenn ich bei der<br />

Reparatur technischer<br />

Geräte (z.B. Autos,<br />

Haushaltsgeräte)<br />

zusehen oder mitar-<br />

beiten kann, dann<br />

begeistert mich das.<br />

g. nicht<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

s. stark<br />

5<br />

Median<br />

Median<br />

w<br />

Median<br />

2,8% 22,0% 36,9% 25,5% 12,8% 3,21 3,58 2,86 0<br />

m<br />

U-Test<br />

0,7% 3,5% 7,8% 21,3% 64,5% 4,61 4,62 4,61 0,939<br />

10,6% 16,3% 27,7% 30,5% 14,2% 3,3 3,28 3,34 0,669<br />

5,0% 19,1% 28,4% 28,4% 18,4% 3,4 3,49 3,3 0,287<br />

2,1% 24,8% 31,2% 29,1% 12,8% 3,25 2,94 3,53 0,005<br />

8,5% 19,9% 31,9% 22,7% 17,0% 3,21 3,02 3,45 0,085<br />

7,8% 17,7% 33,3% 24,1% 15,6% 3,25 3,21 3,29 0,669<br />

11,3% 29,1% 24,8% 22,7% 12,1% 2,9 2,64 3,26 0,007<br />

Tabelle 2: Situationserleben (Auswertegruppe 1)


f %<br />

V7a Deutsch<br />

V7b Mathematik<br />

g. unint.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

sehr int.<br />

5<br />

Median<br />

Median<br />

w<br />

Median<br />

m<br />

U-Test<br />

4,3% 7,1% 4,3% 36,9% 16,3% 3,58 3,72 3,44 0,072<br />

2,1% 9,9% 25,5% 38,3% 24,1% 3,79 3,72 3,86 0,473<br />

V7c Heimat- und Sachkunde<br />

1,4% 1,4% 9,5% 48,6% 39,2% 4,31 4,21 4,41 0,222<br />

V7d Erste<br />

Fremdsprache 3,0% 4,5% 25,8% 33,3% 33,3% 4 4,3 3,64 0,018<br />

V7e Biologie<br />

V7f Erdkunde<br />

V7g Naturphänomene<br />

V7h Musik<br />

V7i Kunst<br />

V7j Sport<br />

V7k Religion<br />

Tabelle 3: Fachinteresse (Auswertegruppe 1)<br />

0% 13,8% 40,0% 30,8% 15,4% 3,46 3,58 3,32 0,258<br />

4,5% 20,9% 26,9% 25,4% 22,4% 3,43 3,44 3,41 0,892<br />

9,0% 25,4% 28,4% 17,9% 19,4% 3,06 3 3,17 0,405<br />

4,3% 15,6% 43,3% 18,4% 18,4% 3,28 3,41 3,14 0,119<br />

8,5% 14,2% 24,8% 28,4% 24,1% 3,56 4,02 2,97 0<br />

3,6% 4,3% 20,9% 24,5% 46,8% 4,25 3,9 4,54 0,001<br />

8,9% 23,0% 29,6% 25,2% 13,3% 3,12 3,23 3,03 0,267


f %<br />

V8a Mehr darüber<br />

erfahren, warum ein<br />

Wasserläufer (Insekt)<br />

auf dem Wasser laufen<br />

kann<br />

V8b Mehr darüber<br />

erfahren, welche Stoffe<br />

Trinkwasser enthalten<br />

darf<br />

V8c Im Versuch Wasser<br />

bis zum Kochen erhi-<br />

tzen und dabei die<br />

Temperatur messen<br />

V8d Mehr darüber<br />

erfahren, wie ein<br />

Fahrraddynamo<br />

funktioniert<br />

V8e Mehr darüber<br />

erfahren, was der<br />

elektrische Strom<br />

eigentlich ist<br />

V8f Mehr darüber<br />

erfahren, wie Mensch<br />

und Tier durch At-<br />

mung die Luft<br />

verändern<br />

V8g Mehr darüber<br />

erfahren, welche<br />

Gefahren vom<br />

elektrischen Strom für<br />

den Menschen<br />

ausgehen können<br />

(Stromschlag)<br />

V8h Im Versuch<br />

herausfinden, ob sich<br />

Zucker schneller in<br />

heißem oder kaltem<br />

Wasser auflöst<br />

V8i Mehr darüber er-<br />

fahren, warum ein<br />

Nichtschwimmer im<br />

Toten Meer nicht<br />

untergehen kann<br />

V8j Ein Brandlösch-<br />

mittel aus Backpulver<br />

und Essig selbst her-<br />

stellen<br />

g. unint.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

sehr int.<br />

5<br />

Median<br />

Median<br />

w<br />

Median<br />

m<br />

U-Test<br />

2,8% 8,5% 27,7% 44,0% 16,3% 3,68 3,84 3,5 0,022<br />

2,8% 13,5% 27,0% 27,0% 29,1% 3,74 3,65 3,83 0,444<br />

10,6% 17,7% 28,4% 29,8% 12,8% 3,24 3,38 3,08 0,226<br />

6,4% 19,1% 29,8% 29,1% 14,9% 3,31 3,23 3,43 0,267<br />

4,3% 8,5% 26,2% 31,9% 28,4% 3,82 3,62 4,06 0,08<br />

0,7% 5,0% 19,1% 39,7% 34,8% 4,13 4,24 4 0,134<br />

2,1% 6,4% 17,0% 35,5% 38,8% 4,17 4,04 4,31 0,093<br />

6,4% 13,5% 22,0% 29,8% 27,7% 3,73 3,95 3,49 0,103<br />

12,8% 11,3% 17,7% 24,1% 33,3% 3,8 4,04 3,44 0,087<br />

2,1% 4,3% 12,1% 25,5% 55,3% 4,46 4,41 4,51 0,432


f %<br />

V8k Mehr darüber<br />

erfahren, wie mit Hilfe<br />

von Wasserkraft<br />

umweltfreundlicher<br />

Strom hergestellt<br />

werden kann<br />

V8l Mit Hilfe von<br />

Kalkwasser- und<br />

Spanprobe die<br />

Eigenschaften des<br />

Gases Sauerstoff<br />

untersuchen<br />

V8m Mehr darüber er-<br />

fahren, wie Blitze ent-<br />

stehen und wie sie<br />

wirken<br />

V8n Sich ein Wasser-<br />

rad bauen<br />

V8o Mehr darüber<br />

erfahren, woraus Luft<br />

zusammengesetzt ist<br />

V8p Mehr darüber<br />

erfahren, wie eine<br />

Warmwasserheizung<br />

funktioniert<br />

V8q Mehr darüber<br />

erfahren, wie ver-<br />

dunstendes Wasser<br />

unseren Körper vor<br />

Überhitzung schützt<br />

V8r Mehr darüber er-<br />

fahren, durch welche<br />

Maßnahmen im Haus-<br />

halt Strom gespart<br />

werden kann<br />

V8s Eine Handcreme<br />

aus Öl, Wasser, Emul-<br />

gator und Parfum<br />

selbst herstellen<br />

V8t Mehr darüber<br />

erfahren, warum<br />

manche Metalle in<br />

freier Natur rosten<br />

V8u Mehr darüber<br />

erfahren, wie das Auto<br />

unsere Luft ver-<br />

schmutzt(Sommer- smog, Ozonloch)<br />

g. unint.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

sehr int.<br />

5<br />

Median<br />

Median<br />

w<br />

Median<br />

m<br />

U-Test<br />

2,8% 10,6% 25,5% 36,9% 23,4% 3,75 3,65 3,89 0,263<br />

4,3% 11,3% 29,1% 29,1% 24,1% 3,65 3,63 3,67 0,781<br />

0,7% 5,7% 17,0% 29,1% 46,1% 4,3 4,3 4,3 0,989<br />

3,5% 17,7% 19,1% 23,4% 35,5% 3,88 3,77 4 0,399<br />

4,3% 13,5% 32,6% 29,1% 17,7% 3,47 3,5 3,44 0,645<br />

9,2% 19,9% 32,6% 25,5% 10,6% 3,12 3,16 3,08 0,86<br />

3,5% 13,5% 24,8% 31,2% 25,5% 3,71 3,77 3,63 0,384<br />

10,6% 12,8% 29,8% 26,2% 19,1% 3,39 3,52 3,23 0,274<br />

7,1% 8,5% 18,4% 19,1% 46,1% 4,18 4,53 3,63 0<br />

5,0% 9,2% 29,8% 31,2% 24,1% 3,67 3,73 3,61 0,679<br />

5,7% 11,3% 24,8% 30,5% 27,0% 3,73 3,62 3,9 0,274


f %<br />

V8v Mehr darüber<br />

erfahren, wie ein<br />

Campinggasbrenner<br />

funktioniert<br />

V8w Im Versuch<br />

herausfinden, welche<br />

Materialien (z.B. Kupfer,<br />

Plastik, Holz) den elek-<br />

trischen Strom leiten<br />

V8x Mehr darüber<br />

erfahren, warum eine<br />

Kaffeemaschine,<br />

Waschmaschine<br />

verkalken kann<br />

V8y Ein elektrisches<br />

Gerät auseinander<br />

bauen und das Innen-<br />

leben untersuchen<br />

V8z Mehr darüber<br />

erfahren, wie man das<br />

Gefrieren von Wasser<br />

erklären kann<br />

V8aa Mehr über die<br />

Notwendigkeit von<br />

Wasserschutzgebieten<br />

erfahren<br />

V8ab Mehr darüber<br />

erfahren, wovon die<br />

Löslichkeit eines<br />

Stoffes (z.B. Salz,<br />

Zucker) in Wasser<br />

abhängt<br />

g. unint.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

sehr int.<br />

5<br />

Median<br />

Median<br />

w<br />

Median<br />

m<br />

U-Test<br />

9,9% 19,1% 28,4% 24,8% 14,9% 3,2 3,08 3,33 0,438<br />

2,8% 11,3% 24,8% 30,5% 29,1% 3,82 3,68 4 0,202<br />

10,6% 14,2% 29,1% 29,1% 15,6% 3,34 3,51 3,11 0,185<br />

Tabelle 4: Sachinteresse (Auswertegruppe 1)<br />

2,1% 6,4% 20,6% 30,5% 39,0% 4,14 3,81 4,41 0,001<br />

4,3% 14,2% 29,8% 31,2% 19,9% 3,53 3,58 3,49 0,478<br />

5,0% 11,3% 22,7% 35,5% 24,1% 3,74 3,82 3,66 0,452<br />

5,0% 13,5% 25,5% 29,1% 25,5% 3,66 3,7 3,62 0,865


Median<br />

Tvorher<br />

Median<br />

Tnachher<br />

U-Test<br />

V7a Deutsch 3,72 3,52 0,152<br />

V7b Mathematik 4,09 3,43 0,001<br />

V7c Heimat- und Sachkunde 4,31 - -<br />

V7h Musik 3,33 3,06 0,131<br />

V7i Kunst 3,49 4,1 0,008<br />

V7j Sport 4,33 4,32 0,816<br />

V7k Religion 3,57 2,95 0,003<br />

Tabelle 5: Fachinteresse (Auswertegruppe 2)<br />

Median<br />

Vnachher<br />

Median<br />

Tnachher<br />

U-Test<br />

V7a Deutsch 3,42 3,52 0,427<br />

V7b Mathematik 3,5 3,43 0,623<br />

V7d Erste Fremdsprache 4 4,16 0,408<br />

V7e Biologie 3,46 3,36 0,562<br />

V7f Erdkunde 3,43 3,2 0,255<br />

V7g Naturphänomene 3,06 4,2 0<br />

V7h Musik 3,21 3,06 0,404<br />

V7i Kunst 3,66 4,1 0,109<br />

V7j Sport 4,16 4,32 0,385<br />

V7k Religion 2,63 2,95 0,141<br />

Tabelle 6: Fachinteresse (Auswertegruppe 3)


V8a Mehr darüber<br />

erfahren, warum ein<br />

Wasserläufer (Insekt) auf<br />

dem Wasser laufen kann<br />

V8b Mehr darüber<br />

erfahren, welche Stoffe<br />

Trinkwasser enthalten darf<br />

V8c Im Versuch Wasser bis<br />

zum Kochen erhitzen und<br />

dabei die Temperatur<br />

messen<br />

V8d Mehr darüber<br />

erfahren, wie ein Fahrrad-<br />

dynamo funktioniert<br />

V8e Mehr darüber<br />

erfahren, was der elek-<br />

trische Strom eigentlich ist<br />

V8f Mehr darüber erfah-<br />

ren, wie Mensch und Tier<br />

durch Atmung die Luft<br />

verändern<br />

V8g Mehr darüber<br />

erfahren, welche Gefahren<br />

vom elektrischen Strom<br />

für den Menschen ausge-<br />

hen können (Stromschlag)<br />

V8h Im Versuch<br />

herausfinden, ob sich<br />

Zucker schneller in heißem<br />

oder kaltem Wasser auflöst<br />

V8i Mehr darüber erfah-<br />

ren, warum ein Nicht-<br />

schwimmer im Toten Meer<br />

nicht untergehen kann<br />

V8j Ein Brandlöschmittel<br />

aus Backpulver und Essig<br />

selbst herstellen<br />

V8k Mehr darüber<br />

erfahren, wie mit Hilfe von<br />

Wasserkraft umwelt-<br />

freundlicher Strom her-<br />

gestellt werden kann<br />

V8l Mit Hilfe von<br />

Kalkwasserprobe und<br />

Spanprobe die Eigen-<br />

schaften des Gases Sauer-<br />

stoff untersuchen<br />

Median<br />

Tvorher<br />

Median<br />

Tnachher<br />

U-Test<br />

Median<br />

Vnachher<br />

Median<br />

Tnachher<br />

U-Test<br />

3,98 3,62 0,053 3,35 3,62 0,18<br />

4,12 3,3 0 3,28 3,3 0,969<br />

3,59 3,13 0,014 2,72 3,13 0,065<br />

3,53 3,3 0,194 2,94 3,3 0,26<br />

4 3,51 0,015 3,62 3,51 0,649<br />

4,34 3,73 0 3,8 3,73 0,67<br />

4,23 4,2 0,794 4,11 4,2 0,585<br />

3,98 3,52 0,024 3,41 3,52 0,673<br />

4,12 4,07 0,726 3,31 4,07 0,025<br />

4,57 4,55 0,81 4,31 4,55 0,089<br />

3,93 3,6 0,077 3,55 3,6 0,788<br />

3,95 3,48 0,015 3,31 3,48 0,479


V8m Mehr darüber<br />

erfahren, wie Blitze<br />

entstehen und wie sie<br />

wirken<br />

V8n Sich ein Wasserrad<br />

bauen<br />

V8o Mehr darüber<br />

erfahren, woraus Luft<br />

zusammengesetzt ist<br />

V8p Mehr darüber<br />

erfahren, wie eine<br />

Warmwasserheizung<br />

funktioniert<br />

V8q Mehr darüber<br />

erfahren, wie<br />

verdunstendes Wasser<br />

unseren Körper vor<br />

Überhitzung schützt<br />

V8r Mehr darüber er-<br />

fahren, durch welche Maß-<br />

nahmen im Haushalt<br />

Strom gespart werden<br />

kann<br />

V8s Eine Handcreme aus<br />

Öl, Wasser, Emulgator und<br />

Parfum selbst herstellen<br />

V8t Mehr darüber erfah-<br />

ren, warum manche Metal-<br />

le in freier Natur rosten<br />

V8u Mehr darüber<br />

erfahren, wie das Auto<br />

unsere Luft verschmutzt<br />

(z.B. Sommersmog, Ozon-<br />

loch)<br />

V8v Mehr darüber<br />

erfahren, wie ein<br />

Campinggasbrenner<br />

funktioniert<br />

V8w Im Versuch<br />

herausfinden, welche<br />

Materialien (z.B. Kupfer,<br />

Plastik, Holz) den elek-<br />

trischen Strom leiten<br />

V8x Mehr darüber<br />

erfahren, warum eine<br />

Kaffeemaschine, Wasch-<br />

maschine verkalken kann<br />

Median<br />

Tvorher<br />

Median<br />

Tnachher<br />

U-Test<br />

Median<br />

Vnachher<br />

Median<br />

Tnachher<br />

U-Test<br />

4,33 4,16 0,209 4,26 4,16 0,559<br />

4,06 3,79 0,42 3,67 3,79 0,832<br />

3,79 3,54 0,146 3,1 3,54 0,043<br />

3,49 2,93 0,006 2,59 2,93 0,136<br />

3,93 3,63 0,149 3,43 3,63 0,395<br />

3,66 3,28 0,094 3,11 3,28 0,299<br />

4,41 4,27 0,282 3,82 4,27 0,134<br />

3,85 3,54 0,119 3,48 3,54 0,819<br />

4,04 3,5 0,009 3,39 3,5 0,786<br />

3,55 3,16 0,06 2,82 3,16 0,165<br />

4,06 3,61 0,042 3,51 3,61 0,806<br />

3,54 3,09 0,071 3,08 3,09 0,817


V8y Ein elektrisches Gerät<br />

auseinander bauen und<br />

das Innenleben unter-<br />

suchen<br />

V8z Mehr darüber<br />

erfahren, wie man das<br />

Gefrieren von Wasser<br />

erklären kann<br />

V8aa Mehr über die<br />

Notwendigkeit von<br />

Wasserschutzgebieten<br />

erfahren<br />

V8ab Mehr darüber<br />

erfahren, wovon die<br />

Löslichkeit eines Stoffes<br />

(z.B. Salz, Zucker) in Wasser<br />

abhängt<br />

Median<br />

Tvorher<br />

Median<br />

Tnachher<br />

U-Test<br />

Tabelle 7: Sachinteresse (Auswertegruppe 2 und 3)<br />

Median<br />

Vnachher<br />

Median<br />

Tnachher<br />

U-Test<br />

4,12 4,13 0,912 4,17 4,13 0,785<br />

3,95 3,49 0,03 3,10 3,49 0,084<br />

3,92 3,55 0,058 3,5 3,55 0,957<br />

3,98 3,64 0,131 3,24 3,64 0,1


V11b hilft mir technische Geräte besser<br />

zu verstehen<br />

V11d veranlasst mich umweltbewusst zu<br />

handeln<br />

V11f hilft mir, Fragen des täglichen<br />

Lebens zu beantworten<br />

V11g hilft mir, im Alltag besser mitreden<br />

zu können<br />

V11k zeigt mir wichtige Zusammen-<br />

hänge zwischen Natur, Technik und<br />

Alltag auf<br />

V11m hat mit Dingen zu tun, die ich<br />

auch außerhalb der Schule mache<br />

Median<br />

Vnachher<br />

Median<br />

Tnachher<br />

U-Test<br />

2,45 3,09 0<br />

2,52 2,91 0,016<br />

2,5 3,04 0,001<br />

2,35 2,77 0,005<br />

2,67 2,86 0,332<br />

2,13 2,6 0,005<br />

V11a macht mir viel Spaß 2,73 3,57 0<br />

V11c weckt meine Neugier durch<br />

spannende Themen<br />

V11e ist so interessant, dass ich gerne<br />

meine Hausaufgaben mache<br />

V11h sollte in der Schule noch mehr<br />

Stunden einnehmen als jetzt (andere<br />

Fächer erhalten dafür weniger Stunden)<br />

V11i behandelt die Themen so<br />

gründlich, dass ich fast alles verstehe<br />

2,69 3,36 0,001<br />

1,96 2,31 0,045<br />

1,91 3,02 0<br />

2,7 3,12 0,013<br />

V11o ist abwechslungsreich gestaltet 2,6 3,49 0<br />

V11j veranlasst mich auch außerhalb der<br />

Schule zu experimentieren 2,24 2,81 0,001<br />

V11l regt mich dazu an, Fernsehsen-<br />

dungen über die im Unterricht be-<br />

handelten Themen anzusehen<br />

V11j veranlasst mich auch außerhalb der<br />

Schule zu experimentieren<br />

2,38 2,76 0,153<br />

1,87 2,43 0,003<br />

Tabelle 8: Interessantheit des Unterrichts (Auswertegruppe 3)


Positive Nennung Anzahl<br />

SV: Versuche allgemein 36<br />

Th: Elektrizität 7<br />

Tä: Löten 7<br />

Lehrer 5<br />

Th: Themen allgemein 5<br />

Th: Wasser 5<br />

B: Heißluftballon 4<br />

Spaß 3<br />

Tä: Mit Gasbrenner umgehen 3<br />

Selber machen 3<br />

SV: Leitfähigkeit von Stoffen und Flüssigkeiten 2<br />

SV: Wasser verdunsten lassen 2<br />

SV: Bootwettbewerb 2<br />

LV: Wurst platzen 2<br />

LV: Bleistift glühen 2<br />

B: Fahrrad löten 2<br />

SV: Draht zum Glühen bringen 1<br />

SV: Stromkreise mit Lampen aufbauen 1<br />

SV: glühende Metallkugel 1<br />

Th: Wärme 1<br />

Wenig aufschreiben 1<br />

SV= Schülerversuch<br />

LV= Lehrerversuch<br />

Tä= Tätigkeit<br />

B= Bau<br />

Th= Thema<br />

Tabelle 9: Antworten auf die offene Frage nach den positiven Erlebnissen im Naturphänomeneunterricht


Anlage 9: Flyer Schüler-Ingenieur-Akademie


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Anlage 10: Schülertagebuch


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Anlage 11: Ergebnisse der SIA Auftaktgespräche (Schüler)<br />

Tabelle 1: Geschlecht<br />

Tabelle 2: Alter<br />

Tabelle 3: Beruf der Eltern<br />

Tabelle 4: Schulprofil<br />

Tabelle 5: Freizeitinteressen allgemein<br />

Tabelle 6: Vereinstätigkeit<br />

Tabelle 7: Freizeitinteressen in Naturwissenschaft und Technik<br />

Tabelle 8: Freizeitinteressen und Computernutzung<br />

Tabelle 9: Anwender- bzw. Programmierkenntnisse<br />

Tabelle 10: Lieblingsfach<br />

Tabelle 11: Voraussichtliche Wahl der Profil- und Neigungskurse<br />

Tabelle 12: Interesse an schulischen Zusatzangeboten<br />

Tabelle 13: Positives am Fach Physik<br />

Tabelle 14: Negatives am Fach Physik<br />

Tabelle 15: Berufliche Interessen<br />

Tabelle 16: Beeinflussung der Interessenstruktur<br />

Tabelle 17: Grund für Bewerbung<br />

Tabelle 18: Erwartungen an die SIA<br />

Tabelle 19: Einzelfallvergleich Auftaktgespräch


Geschlecht<br />

Männlich 12<br />

Weiblich 4<br />

Tabelle 1: Geschlecht<br />

Alter im Jahr 2003<br />

16 Jahre 9<br />

17 Jahre 7<br />

Tabelle 2: Alter<br />

Beruf des Vaters Beruf der Mutter<br />

Technisch- naturwissenschaftlicher Beruf<br />

(davon drei Dipl. Ingenieure Elektrotechnik, ein Dipl.<br />

Ingenieur Garten- und Landschaftsarchitekt, ein Dipl.<br />

Ingenieur Nachrichtentechnik, ein Realschullehrer<br />

Technik, ein Hochschullehrer Fachbereich Informatik,<br />

ein Hochschullehrer Fachbereich Informationstechnik<br />

und Automation, ein Elektromechanikmeister)<br />

Sonstige Berufe<br />

(davon ein gelernter Maschinenschlosser, der heute in<br />

der Versicherungsbranche arbeitet und ein<br />

Produktionsleiter Elektrowerkzeuge)<br />

9 Technisch- naturwissenschaftlicher Beruf<br />

6 - 14<br />

keine Angabe 1 - 2<br />

Tabelle 3: Beruf der Eltern<br />

Schulischer Zweig<br />

naturwissenschaftliches Profil (NW) 13<br />

sprachliches Profil (S) 2<br />

musisches Profil (M) 1<br />

Tabelle 4: Schulprofil<br />

0


Freizeitinteressen<br />

Freizeitsport bzw. Funsport 8<br />

Musikinstrument spielen 7<br />

Sport im Verein treiben 7<br />

Jugendarbeit, Jugendgruppe 7<br />

Tanzen 3<br />

Lesen 3<br />

Musik hören 2<br />

Singen 1<br />

Mit Freunden was unternehmen 1<br />

Reiten 1<br />

Malen und Zeichnen 1<br />

Tabelle 5: Freizeitinteressen allgemein (Frage 1)<br />

Vereinstätigkeit, Engagement<br />

Pfadfinder/Jugendgruppe bei der Kirche 6<br />

Judo/Karateverein 3<br />

Orchester 2<br />

Handballverein 2<br />

Chor 1<br />

Turnen/Gymnastikverein 1<br />

Kommunalpolitisches Engagement 1<br />

Tanzgruppe/Ballett 1<br />

Rad- und Motorsportverein 1<br />

Jugendgruppe einer Organisation 1<br />

Fußballverein 1<br />

Tabelle 6: Vereinstätigkeit − mehrere Angaben möglich (Frage 1)


Freizeitinteresse NWT<br />

Mit Technikbaukästen, Experimentierkästen<br />

beschäftigen<br />

Modellbau betreiben<br />

Dinge reparieren, Dinge auseinander nehmen und<br />

herausfinden wie sie funktionieren<br />

Bücher bzw. Zeitschriften lesen, die Themen aus<br />

Naturwissenschaft und Technik behandeln<br />

Technische Dinge basteln und handwerkliches<br />

Arbeiten<br />

FSG2<br />

FSG4<br />

FSG5<br />

BZN1<br />

BZN3<br />

BZN4<br />

BZN5<br />

FSG5<br />

FSG8<br />

BZN1<br />

BZN2<br />

BZN7<br />

BZN8<br />

FSG1<br />

FSG4<br />

FSG5<br />

FSG6<br />

FSG8<br />

FSG4<br />

FSG6<br />

BZN1<br />

FSG8<br />

BZN1<br />

Amateurfilmen BZN7<br />

BZN8<br />

7 Das ist ein Robotics Invention System. So heißt das.<br />

Da kann man einen Roboter programmieren. [...] Der<br />

hat drei sensorische Eingänge und drei motorische<br />

Ausgänge. Dann kann man den bauen, und dann<br />

fährt er im Zimmer herum, und wenn er irgendwo<br />

anstößt, fährt der wieder zurück, das heißt er dreht<br />

sich und fährt dann in eine andere Richtung weiter.<br />

(Schüler 3 BZN, Zeile 56-61)<br />

6 Also zunächst fängt man im Prinzip an die komplette<br />

Platte [der Modelleisenbahn] aufzubauen: Platte,<br />

Schienen drauf und dann eben das Elektronische.<br />

Dann fängt man an alles zu verdrahten und grad mit<br />

dem Interface auch zu digitalisieren. (Schüler 5 FSG,<br />

Zeile 24-27)<br />

5 Löten und solche Sachen mache ich öfters daheim.<br />

Wenn meine Musikanlage zum Beispiel mal wieder<br />

spinnt, dann baue ich sie selber auseinander. […]<br />

Wenn sie einen Wackelkontakt hat, den kann man ja<br />

leicht löten. (Schüler 8 FSG, Zeile 60-63)<br />

3 Je mehr ich mich mit dem [Mountainbike] be-<br />

schäftigt habe, und je mehr ich damit angefangen<br />

habe, dann auch die entsprechenden Fachzeit-<br />

schriften zu lesen, hat sich bei mir einfach irgendwie<br />

das Interesse für das Technische geweckt. (Schüler 4<br />

FSG, Zeile 26-28)<br />

2 Löten tue ich hin und wieder auch. Also ich habe zum<br />

2 -<br />

Fotografieren BZN8 1 -<br />

Veranstaltungstechnik BZN8 1 -<br />

Tabelle 7: Freizeitinteressen in Naturwissenschaft und Technik (Frage 1)<br />

Beispiel einen kleinen MP3-Player und der läuft mit<br />

so kleinen Mikrobatterien. Irgendwann hat es mir so<br />

gestunken, dauernd Batterien rein zu tun und dann<br />

muss man auch wieder laden. Irgendwann habe ich<br />

mir gedacht, so ich nehme jetzt ein Holzstück und<br />

löte jetzt an mein Netzgerät einen Adapter für<br />

meinen MP3-Player hin. (Schüler 1 BZN, Zeile 110-<br />

113)


Freizeitinteresse Computer<br />

Textverarbeitung, Tabellenkalkulation am<br />

Computer<br />

FSG1-FSG8, BZN1-BZN8 16<br />

Programmieren am Computer FSG5, FSG8, BZN4 3<br />

Surfen im Internet FSG3, FSG6, BZN3 3<br />

Bildbearbeitung am Computer FSG7, BZN1, BZN8 3<br />

Websiteerstellung BZN1, BZN4, BZN8 3<br />

Technische Dinge basteln und Handwerken<br />

(Computer)<br />

BZN1, BZN3 2<br />

Spielen am Computer BZN3, BZN5 2<br />

Filmbearbeitung am Computer BZN7, BZN8 2<br />

Aufbau und Administration von Netzwerken BZN4 1<br />

Musikbearbeitung am Computer BZN8 1<br />

Tabelle 8: Freizeitinteressen und Computernutzung (Frage 1)<br />

Schüler Anwenderkenntnisse Programmierkenntnisse<br />

FSG 1 Word, Excel keine<br />

FSG 2 Word, Excel NQC zur Roboterprogrammierung<br />

FSG 3 Word, Excel keine<br />

FSG 4 Word, Excel NQC zur Roboterprogrammierung<br />

FSG 5 Word, Excel NQC zur Roboterprogrammierung, GW<br />

BASIC<br />

FSG 6 Word, Excel keine<br />

FSG 7 Word, Excel, Paintshop keine<br />

FSG 8 Word, Excel Programmierung von Heizungssteuer-<br />

ungen<br />

BZN 1 Word, Excel, Powerpoint, Paintshop HTML<br />

BZN 2 Word, Excel keine<br />

BZN 3 Word, Excel Lego-Software zur Roboterprogram-<br />

mierung, DELPHI<br />

BZN 4 Word, Excel HTML, JAVA, QBASIC, VISUALBASIC,<br />

LLWIN zur Fischertechnikprogram-<br />

mierung<br />

BZN 5 Word, Excel keine<br />

BZN 6 Word, Excel keine<br />

BZN 7 Word, Excel, Pinnacel keine<br />

BZN 8 Word, Excel, Paintshop, Pinnacel Lego-Software zur Roboterprogram-<br />

Tabelle 9: Anwender- bzw. Programmierkenntnisse (Frage 1)<br />

mierung, HTML


Lieblingsfach<br />

Physik 12<br />

Mathematik 10<br />

Chemie 6<br />

Biologie 3<br />

Sport 3<br />

Sprachen 1<br />

Unentschieden (eher Naturwissenschaften) 1<br />

Geschichte 1<br />

Musik 1<br />

Tabelle 10: Lieblingsfach (Frage 2)<br />

Profil- und Neigungsfach<br />

(2 Angaben möglich)<br />

Physik 10<br />

Chemie 4<br />

Biologie 0<br />

Informatik 2<br />

Erdkunde 1<br />

Geschichte 1<br />

unentschieden/weiß nicht (entweder ganz unentschieden =2<br />

oder nur eine Fachnennung =1)<br />

Gesamt 32<br />

Tabelle 11: Voraussichtliche Wahl der Profil- und Neigungskurse (Frage 6)<br />

Schulische Zusatzangebote<br />

Robotics AG 3<br />

Multimedia AG 2<br />

Homepage AG 2<br />

Tübinger Physikschnupperkurs 1<br />

Girls Day 1<br />

Orchester 1<br />

Beschallungs- und Beleuchtungstechnik 1<br />

Technikpraktikum für Mädchen 1<br />

Schülerzeitung 1<br />

Tabelle 12: Interesse an schulischen Zusatzangeboten (Frage 1)<br />

12


Warum interessiert das Schulfach Physik?<br />

Freude am Rechnen FSG3<br />

BZN2<br />

BZN5<br />

BZN6<br />

Praktisches Arbeiten BZN3<br />

BZN6<br />

Anwendungsbezug BZN5<br />

BZN7<br />

4 Also ich sehe es halt alles sehr mathematisch, und ich gehe gern<br />

mit Formeln um. (Schüler 6 BZN, Zeile 60)<br />

Aber Physik, wie das alles so funktioniert und dann so rechnen,<br />

wenn man das dann so rauskriegt. Macht schon Spaß finde ich.<br />

(Schüler 2 BZN, Zeile 128-129)<br />

2 So was zusammenbauen wie letztes Jahr im Physikpraktikum, das<br />

macht mir halt Spaß. (Schüler 6 BZN, Zeile 60-61)<br />

Wir hatten Physikpraktikum, und da steckten wir Schaltkreise. Das<br />

war interessant. (Schüler 3 BZN, Zeile 72-75)<br />

2 [Physik gefällt mir], weil es über Technik geht und weil man viele<br />

praktische Beispiele und Versuche macht. Man wendet es eben<br />

auch praktisch an, was man in vielen anderen Fächern nicht<br />

macht. (Schüler 7 BZN, Zeile 141-144)<br />

Alltagsbezug FSG8 1 Eigentlich ist mir Physik am liebsten, weil ich da viele Sachen zum<br />

Programmieren verwenden kann. Zum Beispiel habe ich mit<br />

einem Kumpel zusammen ein Spiel programmiert, und da<br />

musste ich auch die physikalischen Gesetze hineinbringen. Da ist<br />

es schon geschickt, wenn du solche Sachen in der Schule gehabt<br />

hast. (Schüler 8 FSG, Zeile 113-117)<br />

Gute Noten bzw. Begabung FSG5 1 Also ich denke auf jeden Fall [ist Physik mein Lieblingsfach], weil<br />

Tabelle 13: Positives am Fach Physik (Frage 2)<br />

Warum interessiert das Fach Physik weniger?<br />

Zuviel Theorie, zu wenig Praxis FSG1<br />

Schlechte Noten bzw. Probleme<br />

mit dem Lehrer<br />

FSG2<br />

FSG6<br />

mir das einfach notenmäßig liegt. (Schüler 5 FSG, Zeile 145)<br />

3 Physik mache ich sehr gerne in der Schule. Manchmal finde ich es<br />

schade, dass es so viel theoretisch ist und weniger praktisch.<br />

(Schüler 1 FSG, Zeile 14-15)<br />

FSG6 1 Ich hatte nur ein Problem mit dem Physiklehrer letztes Jahr. Ich<br />

hatte nur eine Drei und war etwas enttäuscht. (Schüler 6 FSG,<br />

Zeile 115-116)<br />

Unterforderung BZN1 1 Physik finde ich irgendwie schon langweilig. Vor allem man fängt<br />

Tabelle 14: Negatives am Fach Physik (Frage 2)<br />

immer wieder so ganz bei Null an. Vor allem für die Mädchen, weil<br />

die es anscheinend nicht so gut verstehen. [...] Ich kann nur<br />

streiken. Aber irgendwie / (Schüler BZN 1, Zeile 124-127)


Schüler Berufswunsch<br />

1 FSG unentschieden<br />

(naturwissenschaftliche Richtung, Psychologie, was mit Kindern)<br />

2 FSG unentschieden<br />

(Medizin bzw. Medizinforschung, technische Richtung, was mit<br />

Kindern)<br />

3 FSG unentschieden<br />

(Walforscherin, Industriekauffrau, Managerin, Lehrerin)<br />

4 FSG unentschieden<br />

(Marketing, Vertrieb in einem technischen Unternehmen)<br />

5 FSG unentschieden<br />

(technische Richtung)<br />

6 FSG unentschieden<br />

(naturwissenschaftliche Richtung, eventuell Chemie)<br />

7 FSG unentschieden<br />

(ingenieurwissenschaftliche Richtung)<br />

8 FSG unentschieden<br />

(Richtung Triebwerkmechanik)<br />

naturw. Richtung<br />

(einschl. Informatik)<br />

ingenieurw.<br />

Richtung<br />

ja -<br />

- ja<br />

eventuell Biologie -<br />

- -<br />

- ja<br />

ja -<br />

- ja<br />

- ja<br />

1 BZN Physik, Elektrotechnik ja ja<br />

2 BZN Maschinenbau - ja<br />

3 BZN unentschieden<br />

(Maschinenbau, was mit Computern)<br />

ja ja<br />

4 BZN Physik, Informatik ja -<br />

5 BZN unentschieden<br />

(naturwissenschaftliche Richtung, Mathematik)<br />

6 BZN unentschieden<br />

(ingenieurwissenschaftliche Richtung)<br />

7 BZN unentschieden<br />

(ingenieurwissenschaftliche Richtung)<br />

8 BZN unentschieden<br />

Gesamt:<br />

(Medientechnik, Audioingenieur)<br />

naturwissenschaftliche<br />

Richtung (NW): 4<br />

ingenieurwissenschaftliche<br />

Richtung (I): 8<br />

Tabelle 15: Berufliche Interessen (Frage 5)<br />

ja -<br />

- ja<br />

- ja<br />

- ja<br />

beides(NW/I): 2 keines von beiden (-): 2


Beeinflussung der Interessenstruktur<br />

Vater FSG1<br />

FSG3<br />

FSG4<br />

FSG5<br />

FSG6<br />

FSG8<br />

BZN1<br />

BZN3<br />

BZN7<br />

Geschwister FSG3<br />

BZN1<br />

BZN3<br />

9 Mein Vater ist ziemlich technisch begabt. Der hat mir viel vor<br />

allem bei meiner Modellbahnanlage erklärt. Der hat mit mir<br />

früher mal eine gebaut und mir eben beigebracht, wie man mit<br />

Bohrmaschinen und anderem Werkzeug umgeht. (Schüler 7<br />

BZN, Zeile 53-55)<br />

Und dann habe ich auch so einen großen Elektrosegler gekriegt.<br />

Ich habe den dann mit meinem Vater zusammengebaut.<br />

(Schüler 1 BZN, Zeile 105-107)<br />

3 Mein Bruder hat eine Lehre gemacht als IT Kaufmann. […] Von<br />

dem habe ich einiges mitbekommen, mir vieles aber auch selber<br />

beigebracht, wie zum Beispiel MSDOS, was man damals noch<br />

benutzt hat. (Schüler 3 BZN, Zeile 34-39)<br />

Mein Bruder war mir immer ein paar Sachen voraus. Da habe ich<br />

immer Sachen wissen wollen, wie geht das und so weiter.<br />

Mittlerweile muss ich es selber herausfinden, weil er Zivildienst<br />

macht. (Schüler 1 BZN, Zeile 28-30)<br />

Schule FSG2 1 Seit dem Boschpraktikum interessiere ich mich auch sehr für die<br />

Technik. (Schüler 2 FSG, Zeile 32-34)<br />

Tabelle 16: Beeinflussung der Interessenstruktur (ohne Frage)<br />

Grund für Bewerbung<br />

Interesse an Technik FSG1<br />

Interesse am Programm der SIA<br />

Allgemein<br />

Interesse am Programm der SIA<br />

Themenspezifisch<br />

FSG2<br />

FSG3<br />

FSG6<br />

FSG8<br />

BZN2<br />

BZN4<br />

BZN7<br />

BZN8<br />

FSG4<br />

BZN8<br />

BZN2<br />

BZN4<br />

9 Ja also beworben habe ich mich, weil ich mich einfach für das<br />

Technische interessiere und weil es am BZN noch nie eine AG<br />

mit technischer Richtung gab. (Schüler 7 BZN, Zeile 111-112)<br />

2 Die Projekte, die aufgezählt waren, haben mich eigentlich fast<br />

alle interessiert. (Schüler 8 BZN, Zeile 120-121)<br />

2 Ich wollte halt mal schauen, wie man hardwarenah program-<br />

miert und auch mal sehen, wie so ein kleines Gerät aufgebaut<br />

ist. Ich meine, man sieht einen Computer, und das ist immer<br />

gleich ein bisschen viel auf einmal. (Schüler 4 BZN, Zeile 128-<br />

130)<br />

Allgemein FSG2 1 Meinen Wissenshorizont erweitern. (Schüler 2 FSG, Zeile 117)<br />

Tabelle 17: Grund für Bewerbung (Frage 3)


Erwartung an dieSIA<br />

Berufsorientierung<br />

Einblick in Berufsbilder, Berufsalltag<br />

FSG1<br />

FSG3<br />

FSG5<br />

FSG7<br />

FSG8<br />

BZN3<br />

BZN5<br />

BZN6<br />

BZN7<br />

BZN8<br />

Praktische Erfahrungen sammeln FSG4<br />

Berufsorientierung<br />

Einblick in die Studiengänge<br />

FSG5<br />

FSG6<br />

FSG7<br />

FSG8<br />

BZN1<br />

BZN5<br />

FSG8<br />

BZN1<br />

Zusammenarbeit in der Gruppe BZN1<br />

BZN5<br />

Spaß BZN5<br />

Berufsorientierung<br />

Einblick in großes Industrieunternehmen<br />

BZN6<br />

10 Ja also ich erwarte mir erst mal Informationen über den<br />

Ingenieurberuf, weil ich noch nicht genau weiß, was ich<br />

einmal machen will. (Schüler 5 BZN Zeile 82-83)<br />

7 Als ich mir das Programm durchgelesen habe, fand ich es<br />

eigentlich interessant, mal etwas Praktisches zu machen.<br />

OK, im Physikunterricht macht man natürlich das Physik-<br />

praktikum im letzten Jahr. Aber man ist da halt doch<br />

beschränkt. (Schüler 4 FSG Zeile 129-131)<br />

2 Ich möchte mehr über die Studiengänge wissen, weil in<br />

Studium und solche Sachen habe ich noch nie Einblick<br />

gehabt. Wir gehen ja auch zeitweise in die FH, so viel ich<br />

weiß. (Schüler 8 FSG, Zeile 123-125)<br />

2 Ja dann erwarte ich mir einfach, dass es Spaß macht, wenn<br />

man selber etwas baut oder halt grad in der Gruppe etwas<br />

macht. (Schüler 5 BZN, Zeile 83-85)<br />

2 […] dass es mir einfach Spaß macht. (Schüler 6 BZN, Zeile<br />

80)<br />

BZN5 1 […] dass man halt so eine große Firma wie Bosch auch mal<br />

anschauen kann. (Schüler 5 BZN, Zeile 85-86)<br />

Kontakt zu Gleichgesinnten BZN8 1 Was auch ganz toll ist, dass man durch die SIA auch mit<br />

Gleichgesinnten Kontakt bekommt. Da bewerben sich ja<br />

schon die Leute mit denselben Interessen. Es gibt hier allein<br />

vier Modellflieger, habe ich gemerkt. (Schüler 8 BZN, Zeile<br />

129-131)<br />

Zertifikat FSG1 1 Vielleicht dann noch wegen dem Zertifikat, wenn man es<br />

Tabelle 18: Erwartungen an die SIA (Frage 4)<br />

dann noch einfacher hat, nachher was zu finden. (Schüler 1<br />

FSG, Zeile 94-95)


Beruf des Vaters Profil Freizeitinteresse<br />

in NWT<br />

Freizeitinteresse<br />

und Computer<br />

Lieblingsfach Wahl der Profil- und<br />

Neigungsfächer<br />

schulische Zusatzangebote<br />

im Bereich NWT<br />

FSG 1 Dipl. Ingenieur Elektrotechnik NW 1 1 Physik, Chemie, Mathematik Physik, Chemie Tübinger Physik<br />

FSG 2 Dipl. Ingenieur Garten- und Land-<br />

schaftstechnik<br />

Schnupperkurs, Girls Day<br />

NW 1 2 - Biologie, - Robotics AG, Technik-<br />

FSG 3 Dipl. Ingenieur Nachrichtentechnik S - 2 Mathematik, Sprachen, Sport -, - - -<br />

FSG 4 Dipl. Ingenieur Elektrotechnik NW 3 1 - -, - Robotics AG -<br />

FSG 5 Realschullehrer Technik NW 3 2 Mathematik, Biologie, Physik, Chemie Physik, - Robotics AG I<br />

FSG 6 Professor für Informatik M 2 2 Chemie, Mathematik, Musik Chemie, Informatik - NW<br />

FSG 7 Industriekaufmann NW - 2 Mathematik, Physik, Sport Physik, Chemie - I<br />

FSG 8 Elektromechanikmeister NW 3 2 Physik, Mathematik, Chemie Physik/Chemie, Informatik - I<br />

BZN 1 Dipl. Ingenieur Elektrotechnik NW 4 4 Physik, Mathematik, Chemie Physik, - Hompage AG NW/I<br />

BZN 2 Produktionsleiter Elektrowerkzeuge NW 1 1 Mathematik, Physik -, - - I<br />

BZN 3 Verkaufsleiter NW 1 4 Physik, Biologie Physik, Biologie - NW/I<br />

BZN 4 Dozent klinische Pharmakologie S 1 4 Physik, Mathematik Physik, Chemie Homepage AG NW<br />

BZN 5 Professor für Informationstechnologie<br />

und Automation<br />

praktikum<br />

NW 1 2 Physik, Sport, Mathematik Physik, Erdkunde - NW<br />

BZN 6 Bankkaufmann NW - 1 Physik, Mathematik, Chemie Physik, Geschichte - I<br />

BZN 7 Selbstständig (Versicherung) NW 2 2 Physik Physik, - Multimedia AG I<br />

BZN 8 - NW 4 5 Deutsch, Physik, Biologie Physik, - Multimedia AG,<br />

Tabelle 19: Einzelfallvergleich Auftaktgespräch<br />

Beleuchtungstechnik<br />

Berufswunsch<br />

NW<br />

I<br />

I


Anlage 12: Ergebnisse der SIA Abschlussgespräche (Schüler)<br />

Tabelle 1: Allgemeine Zufriedenheit mit der SIA<br />

Tabelle 2: Gründe für die allgemeine Zufriedenheit mit der SIA<br />

Tabelle 3: Voraussetzungen für eine SIA Teilnahme<br />

Tabelle 4: Gesamtbeurteilung der SIA – positive Nennungen<br />

Tabelle 5: Beurteilung des Teilprojektes Netzgerät – positive Nennungen<br />

Tabelle 6: Beurteilung des Teilprojektes Netzgerät – negative Nennungen<br />

Tabelle 7: Beurteilung des Teilprojektes Reaktionszeittester – positive<br />

Nennungen<br />

Tabelle 8: Beurteilung des Teilprojektes Reaktionszeittester – negative<br />

Nennungen<br />

Tabelle 9: Verbesserungsvorschläge Teilprojekt Netzgerät<br />

Tabelle 10: Verbesserungsvorschläge Teilprojekt Reaktionszeittester<br />

Tabelle 11: Belastung durch die SIA<br />

Tabelle 12: Wochentag für die Schüler-Ingenieur-Akademie<br />

Tabelle 13: Freitag als SIA Tag<br />

Tabelle 14: Zeitlicher Gesamtumfang der SIA<br />

Tabelle 15: Unterschied zum Physikunterricht<br />

Tabelle 16: Fachinteresse im Vergleich Auftakt- und Abschlussgespräch<br />

Tabelle 17: Berufsinteresse im Vergleich Auftakt- und Abschlussgespräch


Zufriedenheit mit der SIA Ja Nein<br />

Erfüllung der Erwartung (Frage 1) 16 -<br />

Bereitschaft zum Wiederanmelden (Frage 13) 16 -<br />

Tabelle 1: Allgemeine Zufriedenheit mit der SIA (Frage 1, 13)<br />

Gründe für Zufriedenheit mit der SIA<br />

Technisches Verständnis Also ich würde schon sagen ja, weil grad ein bisschen technisches<br />

Verständnis habe ich auch gekriegt, grad durch das Netzgerät.<br />

(Erwartung Schüler 3 FSG, Zeile 6-7)<br />

Interesse am Programm der SIA Dass man zusammen was macht, das stand schon im Prospekt drinnen,<br />

eben diese Mikrocontroller und das Netzgerät bauen. Unter Netzgerät<br />

konnte man sich noch ein bisschen was vorstellen. Gerade die<br />

Metallbearbeitung hatte ich in diesem Zusammenhang erwähnt. Aber<br />

beim Mikrocontroller war mir nicht so klar, was da rauskommt.<br />

(Erwartung Schüler 4 FSG, Zeile 14-19)<br />

Berufsorientierung Also ich hatte die Erwartung, dass ich auf jeden Fall im technischen<br />

Bereich was Neues lerne, und dass ich überhaupt mal sehe, was so ein<br />

Ingenieur macht. Ich konnte mir das nicht vorstellen. Diese ist ganz klar<br />

mit ja zu beantworten. (Erwartung Schüler 7 BZN, Zeile 4-6)<br />

Das würde ich auf jeden Fall wieder machen. Auch wenn es heißt, es<br />

fällt jede Woche der Freitagnachmittag weg. Es hat mir sehr viel<br />

gebracht, gerade für den Berufswunsch, dass ich mir das besser<br />

vorstellen kann. (Wiederanmelden Schüler 7 BZN, Zeile 122-125)<br />

Sammeln von praktischen Erfahrungen Also ich würde sagen zum größten Teil schon, weil man hat Technik<br />

wirklich einmal praktisch erlebt und nicht bloß wie in der Schule immer<br />

Theorie. [...] Aber hier hast du mal wirklich selber was geschafft und<br />

man sieht das Ergebnis klar, das Netzgerät oder den Mikrocontroller.<br />

(Erwartung Schüler 8 FSG, Zeile 7-12)<br />

Spaß Ja, eigentlich schon. Ich weiß noch, wir haben gesagt Spaß. Also Spaß<br />

war auf jeden Fall dabei. (Erwartung Schüler 4 BZN, Zeile 4-5)<br />

Ja, ich würde mich auf jeden Fall noch mal anmelden, weil es riesig<br />

Spaß gemacht hat, und ich viel dazugelernt habe. (Wiederanmelden<br />

Schüler 6 BZN, Zeile 128-129)<br />

Zusammenarbeit in der Gruppe Ich denke eigentlich schon. Was ich erwartet habe, hat sich erfüllt. Man<br />

hat viel Neues gelernt, neue Leute kennen gelernt, Zusammenarbeit,<br />

Einblick in den Betrieb [...] (Wiederanmelden Schüler 6 FSG, Zeile 4-5)<br />

Kontakte zu Gleichgesinnten Also ich denke mal, viele [Erwartungen] haben sich erfüllt. Die<br />

Erwartungen wären ja zum Beispiel gewesen, Einblick zu bekommen<br />

oder Kontakte zu kriegen. Das hat sich in jedem Fall erfüllt. (Erwartung<br />

Schüler 8 BZN, Zeile 4-6)<br />

Ja, auf jeden Fall. Es war wirklich interessant. Man hat viel gelernt und<br />

viele nette Leute kennen gelernt, mit denen ich wahrscheinlich auch<br />

nächstes Jahr weiter zusammen bin, weil sie die ungefähr gleiche<br />

Fächerkombination haben. (Wiederanmelden Schüler 6 FSG, Zeile 128-<br />

Tabelle 2: Gründe für die allgemeine Zufriedenheit mit der SIA (Frage 1, 13)<br />

132)


Teilnahmevoraussetzungen aus Sicht der Schüler<br />

Interesse an Natur-<br />

wissenschaft und<br />

Technik<br />

FSG1, FSG2, FSG3,<br />

FSG4, FSG5, FSG6,<br />

FSG7, FSG8, BZN1,<br />

BZN2, BZN3, BZN4,<br />

BZN5, BZN6; BZN7,<br />

BZN8<br />

Engagement FSG3, FSG4, FSG5,<br />

BZN4, BZN8<br />

Computerkenntnisse FSG1, FSG5, FSG7,<br />

BZN7<br />

16 Voraussetzungen sind, würde ich sagen, wirklich nur das<br />

Interesse am Technischen. Der Rest wird dir alles erklärt. Das<br />

bekommst du ja erklärt, vorgeführt und sogar beigebracht von<br />

den entsprechenden Leuten. Aber man braucht halt das<br />

Interesse am Technischen, wissen zu wollen, was in so einem<br />

Gerät überhaupt abgeht. (Schüler 8 FSG, Zeile 171-174)<br />

5 Man muss auch viel Engagement zeigen, grad auch mit dem<br />

Schülertagebuch. Es sollte jemand sein, der bereit ist auch die<br />

Zeit zu opfern. (Schüler 3 FSG, Zeile 198-204)<br />

4 Also ich habe halt meiner Schwester erzählt, dass man mit dem<br />

Computer schon recht fit sein muss. (Schüler 1 FSG, Zeile 147-<br />

148)<br />

Elektronikkenntnisse BZN4, BZN6 2 Physikkenntnisse, also Elektrizität sind schon wichtig. (Schüler 6<br />

BZN, Zeile 140)<br />

Leistungsvermögen FSG3, BZN3 2 Man sollte gut in der Schule sein. (Schüler 3 FSG, Zeile 206)<br />

Handwerkliches<br />

Geschick<br />

BZN7, BZN8 2 Also ich glaube, bisschen was schadet nicht, wenn man schon<br />

mal einen Schraubenzieher in der Hand gehabt hat oder auch<br />

mal daheim was rumgebastelt hat. Das ist auf jeden Fall vorteil-<br />

haft. (Schüler 8 BZN, Zeile 143-144)<br />

Tabelle 3: Voraussetzungen für eine SIA Teilnahme (Frage 14)


Gesamtbeurteilung der SIA (positive Nennungen)<br />

Netzgerät allgemein FSG1, FSG2, FSG3, FSG4, FSG6, FSG7, BZN1,<br />

BZN2, BZN3; BZN4, BZN5, BZN6, BZN7<br />

Outdoorseminar FSG1, FSG2, FSG3, FSG4, FSG5, FSG8, BZN2;<br />

BZN3, BZN4, BZN 6, BZN7, BZN8<br />

Ausflug, Betriebsbesichtigung FSG3, FSG4, FSG5, FSG6, FSG7, FSG8, BZN2,<br />

BZN3, BZN7, BZN8<br />

Mikrocontroller allgemein FSG6, BZN2, BZN3, BZN4, BZN5, BZN7 6<br />

Präsentationstraining FSG3, BZN1, BZN2, BZN4, BZN6 5<br />

Berufsorientierung bei Bosch FSG3, FSG7 2<br />

Zusammenarbeit FSG4 1<br />

Mikrocontroller nach Hause<br />

bekommen<br />

FSG4, 1<br />

Gutes Theorie-Praxis-Verhältnis FSG5 1<br />

Vielfalt der Projekte BZN5 1<br />

Tabelle 4: Gesamtbeurteilung der SIA – positive Nennungen (Frage 2, 3)<br />

13<br />

12<br />

10


Teilprojekt Netzgerätebau aus Sicht der Schüler (positive Nennungen)<br />

Betonung der Notwendigkeit der Theoriephase Also es war gut, dass Theorie dabei war. Nicht einfach nur das<br />

Einsatz des Simulationsprogramms CC Physics<br />

Netzgerät zusammenbauen und nachher hat man eines und weiß<br />

nicht mal, was es überhaupt kann, was drin ist, und wie es<br />

funktioniert. (Schüler 1 BZN, Zeile 31-36)<br />

[…] am FSG haben wir es dann mit so einem Computerprogramm<br />

gemacht und dann war es eigentlich nicht so ein Vortrag, sondern<br />

selber ausprobieren. (Schüler 6 FSG, Zeile 55-57)<br />

Gutes Theorie-Praxis-Verhältnis Das Theorie-Praxis-Verhältnis war gut ausgewogen, finde ich. Die<br />

Theorie war so, dass man es verstanden hat. Das war nicht zu wenig<br />

erklärt und auch nicht zu stark ins Detail. Auch von der<br />

Geschwindigkeit ist man gut mitgekommen und hat es gut<br />

verstanden. Die Praxis hat ja im Großen und Ganzen auch hinge-<br />

hauen. (Schüler 7 BZN, Zeile 32-35)<br />

Betonung der Notwendigkeit der Praxisphase Mein Ding ist zwar mehr der PC, aber es hat mal Spaß gemacht, die<br />

Bestückung selber zu machen und zu sehen, was da eigentlich los ist<br />

mit dem Schaltplan und so. Sonst hat man eigentlich nie so ein<br />

offenes Gerät. (Schüler 5 BZN, 26-29)<br />

Kombination von Mechanik und Elektronik Also das Netzgerät war auf jeden Fall super [...] etwas Technisches zu<br />

machen [...] und dann eben das Innenleben in Verbindung mit der<br />

Elektronik [...] die Schaltung verstehen und dann eben der<br />

Gehäusebau. Also das war super. (Schüler 7 BZN, Zeile 20-22)<br />

Produktorientierung Also dass man mal ein komplettes Produkt selber baut und nicht nur<br />

ein Teil dafür. Das fand ich super. (BZN7, 26-30)<br />

Handwerkliche Fähigkeiten Ich kannte vorher schon einfache Schaltpläne. Aber so komplexe<br />

Sachen eben nicht. Da habe ich schon aufbauen können. (Abschluss-<br />

gespräch, Schüler 8 BZN, Zeile 67-69)<br />

Partnerarbeit Das war schon gut, dass wir das Netzgerät in Partnerarbeit gemacht<br />

haben, denn alleine hätten wir es in der kurzen Zeit nicht<br />

hinbekommen. Außerdem kann eine Person alleine nicht alles wissen.<br />

(Schüler 2 FSG, Nachbefragung per E- Mail)<br />

Unterstützung durch Azubis Ich fand es auf jeden Fall gut, dass wir zwei Azubis zur Hilfe hatten,<br />

die uns immer geholfen haben, wenn wir Schwierigkeiten hatten.<br />

(Schüler 2 BZN, Zeile 28-31)<br />

Tabelle 5: Beurteilung des Teilprojektes Netzgerät – positive Nennungen (Frage 2, 3, 4)<br />

Teilprojekt Netzgerätebau aus Sicht der Schüler (negative Nennungen)<br />

Falsche Pläne Was ich fast ein bisschen schade fand war, dass die Pläne nicht ganz<br />

Zeitdruck<br />

Halbfertiges Netzgerät<br />

Zu wenig Freiheiten<br />

gepasst haben [...] dass das mit den Schrauben nicht so perfekt<br />

gepasst hat. (Schüler 5 FSG, Zeile 50-53)<br />

Praxis ist, glaube ich, etwas zu kurz gekommen oder war sehr unter<br />

Zeitdruck. (Schüler 8 FSG, Zeile 54-59)<br />

Beim Netzgerät fand ich es schade, dass wir es nicht fertig machen<br />

konnten. Das hätte ich mir eigentlich gewünscht. (Schüler 6 FSG, Zeile<br />

16-20)<br />

Was mir nicht so gefallen hat, dass alles so vom Plan runter schaffen<br />

war. Aber ich würde mal sagen, am Anfang kann man das nicht viel<br />

anders machen. (Schüler 8 FSG, Zeile 41-43)<br />

Tabelle 6: Beurteilung des Teilprojektes Netzgerät – negative Nennungen (Frage 2, 3, 4)


Teilprojekt Reaktionszeittester (positive Nennungen)<br />

Praktische Arbeit bzw. Programmieren Ich mag das, wenn man was programmiert, und das danach<br />

Fertige Blöcke als Ausgangslage bei der Program-<br />

mierung<br />

dann tut oder wie man sieht, wenn es anfängt zu tun, wie<br />

das Ganze aufgebaut ist. (Schüler 5 BZN, Zeile 35-37)<br />

Was gut war, dass der Professor uns praktisch die fertigen<br />

Blöcke gegeben hat, dass wir auf jeden Fall schon mal etwas<br />

hatten, wo wir dann weiterarbeiten konnten. (Schüler 8 BZN,<br />

Zeile 40-46)<br />

Unterstützung durch Studenten Ich denke die Praxis war OK, grad weil die Studenten da<br />

waren und sich um uns gekümmert haben. (Schüler 1 FSG,<br />

Zeile 169-170)<br />

Partnerarbeit Da bin ich überhaupt nicht durchgestiegen und bin froh<br />

gewesen, den [Vorname Schüler] im Team gehabt zu haben.<br />

Der hat da ein bisschen durchgeblickt. (Schüler 6 BZN, Zeile<br />

12-17)<br />

Weiterarbeit in der Freizeit Das war auf jeden Fall eine sehr positive Überraschung. Ich<br />

denke, es ist auf jeden Fall nicht schlecht, dass man die<br />

Möglichkeit hat, es auch einmal ganz alleine zu versuchen.<br />

(Schüler 8 BZN, Zeile 52-55)<br />

Tabelle 7: Beurteilung des Teilprojektes Reaktionszeittester – positive Nennungen (Frage 2, 3, 4)<br />

Teilprojekt Reaktionszeittester (negative Nennungen)<br />

Unverständliche Theorie Also von den Vorlesungen habe ich eigentlich nichts<br />

verstanden. [...] Da wurde viel zu viel schon von vorneherein<br />

verlangt. (Schüler 1 FSG, Zeile 41-46)<br />

Schlechtes Theorie-Praxis-Verhältnis Beim Mikrocontroller fand ich es ein bisschen zu viel Theorie.<br />

Ungünstige zeitliche Verteilung der Theorie- und<br />

Praxisveranstaltungen<br />

Schlechte inhaltliche Abstimmung zwischen Theorie<br />

und Praxis<br />

Da war zu wenig Praxis. (Schüler2 BZN, Zeile 33-34)<br />

Aber ansonsten war es immer ein Block nur Theorie und ein<br />

Block nur Praxis. Da wird man quasi immer rausgerissen.<br />

(Schüler 5 FSG, Zeile 35-44)<br />

Ich meine, er hat uns erklärt, wie ein Mikrocontroller<br />

aufgebaut ist. Ich glaube, da ist das wenigste bei hängen<br />

geblieben. Nachher beim Programmieren haben wir es halt<br />

doch nicht gebraucht. (Schüler 4 BZN, Zeile 42-51)<br />

Schwierigkeiten bei der Praxis Am Anfang müsste man noch in einer ganz allgemeinen<br />

Veranstaltung programmieren. Ich habe noch nicht<br />

programmiert, und ich denke den Anderen ging es auch so.<br />

Dann hat man halt keine Ahnung. Wenn dann ein kleines<br />

Mikrocontrollerprogramm kommt, dann kann man das zwar<br />

schön abtippen, aber kapiert trotzdem nicht was man<br />

abgetippt hat. (Schüler 6 FSG, Zeile 38-42)<br />

Fehler in der Hardware Schade, dass dann so viele Fehler in der Hardware teilweise<br />

auch drin waren. (Schüler 5 BZN, Zeile 35-37)<br />

Zeitdruck Beim Mikrocontroller war es zum Schluss ein bisschen<br />

hektisch. (Schüler 6 FSG, Zeile 16-20)<br />

Tabelle 8: Beurteilung des Teilprojektes Reaktionszeittester – negative Nennungen (Frage 2, 3, 4)


Verbesserungsvorschläge Teilprojekt Netzgerät<br />

Pläne verbessern (Schalt- und Bauplan) FSG1, FSG2, FSG4, FSG5,<br />

FSG6, BZN2, BZN5<br />

Theorie vereinfachen FSG1, FSG2 2<br />

Simulationsprogramm Crocodile Physics für Zuhause FSG1 1<br />

Fehler im Schaltplan extra einbauen FSG3 1<br />

Wiederbekommen des eigenen Netzgerätes nach<br />

Nachbesserungen<br />

FSG8 1<br />

Tabelle 9: Verbesserungsvorschläge Teilprojekt Netzgerät (Frage 15)<br />

Verbesserungsvorschläge Teilprojekt Reaktionszeittester<br />

Vereinfachung der Theorie bzw. der Vorlesungen FSG1, FSG2; BZN2,<br />

BZN7<br />

Engere Verbindung von Theorie und Praxis FSG5, BZN4, BZN8 * 3<br />

Bessere Einführung in die C Programmierung BZN1, BZN3, BZN7 3<br />

Mehr Grundinformationen bzw. Begriffsklärungen FSG3,FSG6 2<br />

Fehlerhafte Hardware FSG8, BZN5* 2<br />

Reduzierung der Theorie zu Gunsten des praktischen<br />

Ausprobierens<br />

BZN4*, BZN2 2<br />

Projekt vereinfachen FSG1, BZN6 2<br />

Bessere Anpassung an Wissensniveau der Schüler FSG4 1<br />

* leistungsstarke Schüler im Mikrocontrollerprojekt (BZN4, BZN5, BZN8, FSG8)<br />

Tabelle 10: Verbesserungsvorschläge Teilprojekt Reaktionszeittester (Frage15)<br />

6<br />

4


Belastung durch SIA<br />

BZN7 Eigentlich gut, weil ich hatte Freitag bis jetzt eigentlich noch nie was, dass ich da<br />

geschafft hätte oder so. Also der war bei mir immer frei. Terminlich ging es dann<br />

ziemlich gut, und ich habe es jetzt nicht so empfunden, dass es jetzt lästig<br />

gewesen wäre. Ich habe jetzt nie gedacht: „Ach, heute schon wieder SIA!“<br />

(Schüler 7 BZN, Zeile 78-81)<br />

BZN3 Gut eigentlich! Ich hatte schon kurz vor der SIA einen Tanzkurs gemacht immer<br />

Freitag am Nachmittag. Von daher hatte ich, das war auch immer zwei Stunden<br />

zur gleichen Zeit, also von daher war das kein Problem. Das war ich praktisch<br />

schon gewohnt, dass da immer zwei Stunden wegfallen. (Schüler 3 BZN, Zeile<br />

81-84)<br />

BZN 6 Ich habe davor jeden Freitag geschafft und hatte deshalb am Freitag nie Zeit.<br />

Jetzt habe ich halt meinen Job aufgegeben und an meinen Bruder<br />

weitergegeben. Ich werde ihn aber nächstes Jahr wieder übernehmen. Also von<br />

dem her hat es mir nichts ausgemacht. (Schüler 6 BZN, Zeile 76-78)<br />

FSG6 Es war schon eine große Belastung, weil ich habe insgesamt schon zwei<br />

Instrumente, eine AG und gleichzeitig Chor und Orchester. Da ist dann fast jeden<br />

Nachmittag irgendwo was. Das war sehr stressig dieses Jahr. (Schüler 6 FSG,<br />

Zeile 80-82)<br />

Tabelle 11: Belastung durch die SIA (Frage 6)<br />

Wochentag?<br />

Freitag ja 10<br />

Freitag nein -<br />

unentschieden/egal 3<br />

keine Angabe 3<br />

Tabelle 12: Wochentag für die Schüler-Ingenieur-Akademie (Frage 6)<br />

Gründe für Freitag<br />

Kein Schulstress (z.B. Hausaufgaben, Vorbereitung auf Tests) FSG3, BZN2, BZN4,<br />

BZN6, BZN8<br />

Einzig freier Nachmittag (z.B. Schule, Vereinstermine) FSG1, FSG8, BZN5 3<br />

Möglichkeit, den Samstag einzubeziehen (z.B. Outdoorseminar,<br />

Präsentation)<br />

FSG6 1<br />

Möglichkeit, die SIA nachzuarbeiten FSG6 1<br />

Hohe Motivation der Teilnehmer BZN4 1<br />

Gründe gegen Freitag<br />

Schlechte Arbeitsmoral kurz vor dem Wochenende FSG1, FSG5 2<br />

Tabelle 13: Freitag als SIA Tag (Frage 6)<br />

5<br />

kein Problem<br />

stressig


Zeitlicher Gesamtumfang der SIA?<br />

2 Jahre FSG3, FSG6, BZN8 3 Also eher noch länger, weil grad das eine Jahr ist<br />

1 Jahr FSG1,FSG2, FSG3, FSG4,<br />

FSG5, FSG7, FSG8, BZN1,<br />

BZN2, BZN3, BZN4, BZN5,<br />

BZN6, BZN7<br />

0,5 Jahr - - -<br />

Tabelle 14: Zeitlicher Gesamtumfang der SIA (Frage 7)<br />

schon an der Grenze, wenn man zwei Projekte<br />

durchbringen will. (Schüler 6 FSG, Zeile 89-92)<br />

13 Ich fand ein Jahr jetzt OK. Man hat zwei Sachen<br />

gemacht. Wir haben zwei Exkursionen gemacht.<br />

Von der Verteilung her fand ich es eigentlich gut,<br />

im ersten Jahr als Highlight dieses Outdoor-<br />

seminar und dann das Präsentationsseminar. Das<br />

heißt, es hat sich schön gegliedert. Mit einem<br />

halben Jahr könnte man es dann vielleicht doch<br />

mehr Leuten zugänglich machen. Aber ich glaube,<br />

das ist dann ein bisschen kurz. (Schüler 4 FSG,<br />

Zeile 118-125)


Die SIA im Unterschied zum regulären Physikunterricht<br />

Praktische Arbeit FSG1, FSG3,<br />

Gutes Schüler- Lehrer-<br />

Verhältnis<br />

Gelungener Theorie-Praxis-<br />

Transfer (Anwendung)<br />

FSG4, FSG7,<br />

FSG8, BZN3,<br />

BZN5; BZN7,<br />

BZN8<br />

FSG2, FSG5,<br />

FSG7, FSG8,<br />

BZN1, BZN2,<br />

BZN5, BZN6<br />

FSG3, BZN1,<br />

BZN4, BZN7<br />

Kleine Gruppengröße FSG4; FSG5,<br />

Interessen- und Leistungs-<br />

gemeinschaft<br />

Selbstständiges Arbeiten mit<br />

Unterstützung (Autonomie)<br />

BZN1, BZN6<br />

FSG5, FSG8,<br />

BZN3, BZN6<br />

9 Sehr viel mehr Praxis! Einfach mal selber ausprobieren, selber<br />

machen, was ich auch gut finde. (Schüler 1 FSG, Zeile 68-71)<br />

Ich finde der größte Unterschied ist das Praktische. (Schüler 7<br />

FSG, Zeile 53-55)<br />

8 In jedem Fall. Sonst erzählen die Lehrer halt einem was, und das<br />

muss man machen, und in der SIA helfen sie einem und man<br />

kann so mehr miteinander machen. (Schüler 5 BZN, Zeile 67-68)<br />

Ich muss sagen, zum Lehrer hatten wir ein nicht so distanziertes<br />

Verhältnis. Man konnte direkt fragen und nicht so eine<br />

allgemeine Klassenfrage stellen. (Schüler 1 BZN, Zeile 93-95)<br />

4 Wir haben nie gewusst, für was wir die Dinge eigentlich<br />

brauchen. Hier habe ich jetzt gesehen, zum Beispiel einen<br />

Operationsverstärker brauche ich für das und das. Von dem her<br />

fand ich es eigentlich schon ziemlich interessant: „Für was<br />

brauche ich das alles? Für was muss ich überhaupt rechnen?“<br />

(Schüler 3 FSG, Zeile 94-101)<br />

Es war schon interessanter etwas zusammen zu bauen, was dann<br />

nachher auch funktioniert und eine Aufgabe erfüllt und einen<br />

Zweck hat. (Schüler 3 BZN, Zeile 69-74)<br />

4 Vor allem hatte ich immer das Gefühl, dass man schneller voran-<br />

4<br />

gekommen ist. Es lag vielleicht auch daran, dass es eine kleinere<br />

Gruppe war. (Schüler 1 BZN, Zeile 84-91)<br />

Ich würde sagen, dass ist auf jeden Fall mehr das Miteinander. Im<br />

Physikunterricht ist es oft so, dass der Lehrer vorne steht und<br />

was erklärt, und die Schüler hocken halt da und hören sich das<br />

an. Vor allem hier bei der SIA war gut, dass niemand dabei war,<br />

der gesagt hat, dass es ihm völlig egal ist. (Schüler 5 FSG, Zeile<br />

72-77)<br />

FSG4; BZN4 2 Man hat schon in Gruppen gearbeitet, aber man war wirklich auf<br />

sich allein gestellt, aber nicht dass man allein auf weiter Flur<br />

stand, sondern dass man was gehabt hat, und der Lehrer als<br />

Ansprechpartner immer da war. (Schüler 4 FSG, Zeile 93-103)<br />

Physikunterricht ist mehr Theorie. Man muss dort nicht immer so<br />

viel selber mitdenken. Bei der SIA mussten wir auch beim<br />

Netzgerätebau immer schauen, dass wir die richtigen Teile<br />

immer an die richtige Stelle löten [...] (Schüler 4 BZN, Zeile 67-73)<br />

Geringer Leistungsdruck FSG6, BZN2 2 Bei der SIA ist nicht so dieser Notendruck. Man muss nicht immer<br />

möglichst gut sein, sondern man kann auch mal nachfragen.<br />

(Schüler 6 FSG, Zeile 73-78)<br />

Detailgenauigkeit BZN4, BZN6 2 Ich denke, im normalen Physikunterricht wird alles ober-<br />

Lehrer als bessere Didaktiker<br />

(im Vergleich zum Professor)<br />

flächlicher besprochen. Dann wird oft gesagt, dass das später<br />

noch einmal dran kommt oder dass man es nicht so genau zu<br />

verstehen braucht. In der SIA ist wirklich jedem Detail genauer<br />

nachgegangen worden (Schüler 6 BZN, Zeile 65-69).<br />

FSG1 1 Wenn man den Professor mit dem Lehrer vergleicht, wissen die<br />

Lehrer halt doch mehr, was wir können und was nicht. (Schüler 1<br />

FSG, Zeile 68-71)<br />

Tabelle 15: Unterschied zum Physikunterricht (Frage 5)


geplante Wahl<br />

Auftaktgespräch<br />

tatsächliche Wahl<br />

Abschlussgespräch<br />

Einfluss<br />

der SIA?<br />

Beispielzitat<br />

FSG 1 Physik, Chemie Physik, Chemie wenig Also ich hätte das Gleiche gewählt, wenn ich nicht in<br />

der SIA gewesen wäre. Natürlich denke ich deshalb<br />

schon, dass es mir noch mal wichtiger war. Aber ich<br />

hätte es nicht anders entschieden. (Zeile 122-123)<br />

FSG 2 Biologie, - Physik, Chemie ja Also ich war eher in Biologierichtung. Aber das habe<br />

FSG 3 -, - Englisch, Wirtschaft nein -<br />

ich jetzt total abgewählt. Also es hat sich schon ziem-<br />

lich geändert. (Zeile 110-113)<br />

FSG 4 -, - Physik, Geschichte wenig [...] und da ging es halt dann um Physik oder Biologie.<br />

Da musste ich eigentlich nicht lange überlegen,<br />

sondern da war mir eigentlich klar, dass ich Physik<br />

wähle. Ja vielleicht hat aber auch so ein bisschen der<br />

SIA Hintergrund mitgespielt, dass der Schritt leichter<br />

wurde zu sagen, man macht Physik. (Zeile 176-180)<br />

FSG 5 Physik, - Physik, Geschichte nein Physik war für mich immer klar. Das war eigentlich<br />

schon im Grunde in der siebten Klasse klar, dass ich<br />

dann irgendwann später mal Physik wählen werde.<br />

(Zeile 135-136)<br />

FSG 6 Chemie, Informatik Chemie, Musik nein Nein! (Zeile 118)<br />

FSG 7 Physik, Chemie Physik, Chemie nein Eigentlich nicht! Das wollte ich schon vorher! (Zeile<br />

FSG 8 Physik oder Chemie,<br />

Informatik<br />

93)<br />

Physik, Chemie nein Das würde ich jetzt nicht sagen, weil das war mir<br />

eigentlich schon im Voraus klar. Ich wäre eigentlich<br />

am liebsten auch auf das technische Gymnasium<br />

gegangen, aber das war mir zu weit weg. (Zeile 156-<br />

BZN 1 Physik, - Physik, Chemie nein Eher weniger! Da war ich mir schon vorher bisschen<br />

158)<br />

eher im Klaren. (Zeile 131)<br />

BZN 2 -, - Physik, Wirtschaft nein Das würde ich jetzt nicht sagen. Nein, das war auch<br />

schon davor so klar. (Zeile 115)<br />

BZN 3 Physik, Biologie Physik, Wirtschaft nein Physik wollte ich eigentlich von Anfang an nehmen.<br />

(Zeile 143)<br />

BZN 4 Physik, Chemie Physik, Chemie nein Da jetzt nicht! (Zeile 133)<br />

BZN 5 Physik, Erdkunde Physik, Wirtschaft wenig Es war eigentlich schon davor klar, aber die SIA hat es<br />

noch gefestigt. (Zeile 111)<br />

BZN 6 Physik, Geschichte Physik, Wirtschaft nein Im Prinzip habe ich es schon im Voraus gewusst!<br />

(Zeile 124-125)<br />

BZN 7 Physik, - Physik, Wirtschaft wenig Also bei der Physik teilweise ja, bei der Wirtschaft<br />

BZN 8 Physik, - Französisch,<br />

Wirtschaft<br />

würde ich aber sagen eher nicht. (Zeile 118)<br />

nein Physik in der Praxis liegt mir sehr, aber dieses Jahr<br />

war sehr viel kompliziertes Rechnen, und das liegt<br />

mir weniger. Das wird nächstes Jahr auch nicht<br />

besser. Von dem her einfach dem Abischnitt zuliebe<br />

habe ich mich dann so entschieden. (Zeile 123-125)<br />

Tabelle 16: Fachinteresse im Vergleich Auftakt- und Abschlussgespräch (Frage 10, 11, 12)


Berufswunsch vorher K Berufswunsch nachher K Auswirkung der SIA<br />

FSG 1 unentschieden<br />

(naturwissenschaftliche<br />

Richtung, Psychologie, etwas<br />

mit Kindern)<br />

FSG 2 unentschieden<br />

(Medizin, Medizinforschung,<br />

technische Richtung, etwas mit<br />

Kindern)<br />

FSG 3 unentschieden<br />

(Walforscherin,<br />

Industriekauffrau, Managerin)<br />

FSG 4 unentschieden<br />

(Marketing, Vertrieb in einem<br />

technischen Unternehmen)<br />

FSG 5 unentschieden<br />

(technische Richtung)<br />

FSG 6 unentschieden<br />

(naturwissenschaftliche<br />

Richtung, eventuell Chemie)<br />

FSG 7 unentschieden<br />

(ingenieurwissenschaftliche<br />

Richtung)<br />

FSG 8 unentschieden<br />

(Richtung<br />

Triebwerksmechanik)<br />

NW unentschieden<br />

(naturwissenschaftliche<br />

Richtung)<br />

I unentschieden<br />

(mehr technische<br />

Richtung)<br />

- unentschieden<br />

(Jura)<br />

- unentschieden<br />

(Richtung<br />

Produktionstechnik)<br />

I unentschieden<br />

(Ingenieur)<br />

NW Chemie<br />

(wenn es nicht klappt,<br />

Ingenieurwesen)<br />

NW negativ/positiv<br />

Ja wie gesagt, dass es das<br />

Programmieren nicht ist und dass es<br />

die Naturwissenschaften schon sein<br />

können. Ja, auf jeden Fall! (Zeile 105-<br />

106)<br />

I leicht positiv<br />

Richtung Ingenieurwesen<br />

Aber jetzt tendiere ich manchmal<br />

schon mehr zu dem Technischen, als<br />

ich es früher gemacht habe. (Zeile 105)<br />

- keine<br />

I positiv<br />

Richtung Ingenieurwesen<br />

Auf jeden Fall! Ich denke, man sieht<br />

das ja danach mit ganz anderen<br />

Augen. Man hat ja ein völlig anderes<br />

Bild jetzt davon gekriegt, als man es<br />

vorher hatte. Das lässt sich eigentlich<br />

gar nicht vergleichen. (Zeile 153-159)<br />

I positiv<br />

N<br />

W/I<br />

Richtung Ingenieurwesen<br />

Also den Ingenieurberuf finde ich jetzt<br />

schon interessanter. Ich weiß jetzt<br />

auch ein bisschen mehr, wie er<br />

aussieht. (Zeile 118-121)<br />

positiv<br />

Richtung Ingenieurwesen<br />

Ja schon, weil davor hatte ich keine so<br />

große Ahnung. Ingenieur, das war für<br />

mich so was eher mit Zeichnen, fast so<br />

ähnlich wie Architekt. Aber dass es<br />

jetzt hier so abwechslungsreich ist,<br />

hätte ich nicht gedacht! (Zeile 111-<br />

113)<br />

I Maschinenbau I negativ/positiv<br />

I Luft- und<br />

Raumfahrtingenieur<br />

bzw. Gerätetriebwerks-<br />

ingenieur<br />

Richtung Maschinenbau<br />

Also vielleicht, dass ich nicht Mecha-<br />

tronik und so will. Das ist mir zu<br />

elektronisch, sondern eher richtig<br />

Maschinenbau. (Zeile 81-82)<br />

I positiv<br />

Richtung Gerätetriebwerksingenieur<br />

Ich würde mal sagen, dass ich mal in<br />

die Berufe mehr hineingesehen habe<br />

und daher mir auch ein Bild machen<br />

konnte, was die den ganzen Tag so<br />

über tun. (Zeile 140-141)


Berufswunsch vorher K Berufswunsch nachher K Auswirkung der SIA<br />

BZN 1 unentschieden<br />

(Physik, Elektrotechnik)<br />

NW<br />

/I<br />

unentschieden<br />

(Ingenieur)<br />

I positiv<br />

Richtung Ingenieurwesen<br />

Aber das kam halt einfach nicht dazu<br />

wegen der SIA selber, sondern weil ich<br />

mich durch die SIA informieren<br />

konnte, wie es dort aussieht, also im<br />

Ingenieursbereich und was für Voraus-<br />

setzungen für Studiengänge dann da<br />

sein müssen. (Zeile 112-116)<br />

BZN 2 Maschinenbau I Maschinenbau I leicht positiv<br />

BZN 3 unentschieden<br />

(Maschinenbau, was mit<br />

Computern)<br />

NW<br />

BZN 4 Physik, Informatik NW unentschieden<br />

BZN 5 unentschieden<br />

(naturwissenschaftliche<br />

Richtung, Mathematik)<br />

BZN 6 unentschieden<br />

(ingenieurwissenschaftliche<br />

Richtung)<br />

/I<br />

Richtung Maschinenbau<br />

Ne, also das ist [Maschinenbau-<br />

studium] eher verstärkt worden, würde<br />

ich sagen. (Zeile 97)<br />

Mechatronik I positiv<br />

(etwas<br />

Naturwissenschaftliches<br />

oder Technisches in der<br />

Industrie)<br />

NW unentschieden<br />

(Elektronik, Mechatronik)<br />

NW<br />

/I<br />

Richtung Mechatronik<br />

Also ich war jetzt zwischenzeitlich bei<br />

der Fachhochschule am Tag der<br />

offenen Tür und habe mir da den<br />

Studiengang Mechatronik angeguckt.<br />

Das hört sich schon interessant an und<br />

dass wir dann auch die Führung<br />

gemacht haben bei Daimler, da hat die<br />

Frau auch gesagt, dass da viele<br />

Mechatroniker sind, die da in dem<br />

Werk arbeiten. (Zeile 110-116)<br />

positiv<br />

Richtung Naturwissenschaft/<br />

Ingenieurwesen in der Industrie<br />

Ja, also ich denke jetzt wirklich eher<br />

schon über hier was, vielleicht dann<br />

auch in der Industrie nach. (Zeile 123)<br />

I positiv<br />

Richtung Ingenieurwesen<br />

Ja, auf jeden Fall, also das<br />

Ingenieurwissenschaftliche hat sich<br />

gefestigt. Das will ich auf jeden Fall<br />

machen jetzt nach dem Jahr. Es hat<br />

schon gezeigt, dass mir es Spaß macht,<br />

also das Programmieren oder auch<br />

mehr handwerklich was an Maschinen<br />

zu machen. (Zeile 96-98)<br />

I Maschinenbau I negativ/positiv<br />

Richtung Maschinenbau<br />

Ja ich denke, dass es schon in Richtung<br />

Maschinenbau geht, weil die hand-<br />

werkliche Arbeit muss auf jeden Fall<br />

dabei sein. Und ich glaube CAD ist<br />

besser wie Programmieren. (Zeile 98-<br />

99)


Berufswunsch vorher K Berufswunsch nachher K Auswirkung der SIA<br />

BZN 7 unentschieden<br />

(ingenieurwissenschaftliche<br />

Richtung)<br />

BZN 8 unentschieden<br />

(Medientechnik,<br />

Audioingenieur)<br />

I unentschieden<br />

(Ingenieur)<br />

I unentschieden<br />

(Medien, Ingenieur)<br />

I positiv<br />

Richtung Ingenieurwesen<br />

Ja eindeutig! Durch das, dass man<br />

eben jetzt weiß, was ein Ingenieur<br />

macht, ist das eine große Hilfe. (Zeile<br />

101)<br />

I positiv<br />

Richtung Ingenieurwesen<br />

Ich denke, es war schon sehr gut, da<br />

mal reinzuschnuppern in den Bereich.<br />

Was sehr interessant war, waren die<br />

Führungen bei Bosch. Also das hat<br />

schon was geholfen. (Zeile 108-109)<br />

Tabelle 17: Berufsinteresse im Vergleich Auftakt- und Abschlussgespräch (Frage 8, 9)


Anlage 13: Zeitungsartikel Schüler-Ingenieur-Akademie


Artikel 1: „Freitag nachmittags ist Akademie“ vom 1.10.2003 im Reutlinger General-Anzeiger<br />

Artikel 2: „Für Technik begeistern“ im Februar 2004 in der Mitarbeiterzeitung Boschzünder


Artikel 3: „Präsentieren wie die Profis“ vom 21.7.2004 im Reutlinger General-Anzeiger


Anlage 14: Initiativen der Wirtschaft und ihrer Partner zur<br />

Förderung des naturwissenschaftlich-technischen<br />

Nachwuchses<br />

Abbildung 1: Ebene Schule<br />

Abbildung 2: Ebene Lehrer<br />

Abbildung 3: Ebene Schüler


Name Träger Art Kurzinformation<br />

Q-Prozess – Den Qualitäts-<br />

verbesserungsprozess an Schulen<br />

gestalten<br />

• Ministerium für Kultus, Jugend<br />

und Sport Baden-Württemberg<br />

(KM)<br />

• Landesarbeitsgemeinschaft<br />

Schule-Wirtschaft Baden-Würt-<br />

temberg (LAG)<br />

• Stiftung der Deutschen Wirt-<br />

schaft (sdw)<br />

Förderung der Qualitätsentwick-<br />

lung an Schulen<br />

Siemens-Partnerschul-Programm • Siemens AG Schulpartnerschaft, Förderung<br />

Kurs 21 • Institut Unternehmen & Schule<br />

GmbH<br />

MINT-EC • Verein mathematisch-natur-<br />

IHK Schulpreis – Innovative<br />

Konzepte zur Steigerung der<br />

Berufswahlkompetenz 2004<br />

Abbildung 1: Ebene Schule<br />

wissenschaftlicher Excellence-<br />

Center e.V. (MINT-EC e.V.)<br />

• IHK Ulm<br />

der Qualitätsentwicklung an<br />

Schulen<br />

Schulpartnerschaft, Förderung<br />

der Qualitätsentwicklung an<br />

Schulen<br />

Würdigung erreichter Qualitäts-<br />

fortschritte<br />

Würdigung erreichter Qualitäts-<br />

fortschritte<br />

Die Entwicklung der Qualitätsregion Bietigheim-Bissingen ist ein bundesweites Pilotprojekt in dem<br />

Schulen aller Schularten in einem gestuften Verfahren zur selbstständigen Gestaltung des Qualitäts-<br />

verbesserungsprozesses qualifiziert werden. Grundlage und Ausgangspunkt bildet das von Pädagogen<br />

und Vertretern der Wirtschaft entwickelte Evaluationsinstrument „Q-Prozess“, ein EDV gestützter Fragen-<br />

und Kriterienkatalog zur Qualitätsentwicklung an Schulen.<br />

Das Siemens Partnerschul-Programm richtet sich an allgemein bildende Schulen mit mathematisch-<br />

naturwissenschaftlicher und technischer Ausrichtung. Die Schwerpunkte der Zusammenarbeit umfassen<br />

Informationen zu spezifischen Siemens-Themen, Bereitstellen von Unterrichtsmaterialien, praxisver-<br />

bundene Vorbereitung auf die Arbeitswelt, Bestenförderung durch die Auszeichnung von Facharbeiten,<br />

Fortbildungsseminare für Lehrer sowie Netzwerkbildung durch Schulleitertreffen und Regional-<br />

veranstaltungen.<br />

Das Institut Unternehmen und Schule GmbH fördert Lernpartnerschaften zwischen Wirtschafts-<br />

unternehmen und Schulen. Die Schwerpunkte der Zusammenarbeit sind partnerschaftsspezifisch, sollten<br />

aber dem Prinzip der Nachhaltigkeit verpflichtet sein. Das Institut hilft in erster Linie bei der Gründung und<br />

der Gestaltung der Kooperation.<br />

Der Verein mathematisch-naturwissenschaftlicher Excellence-Center fördert Schulen, welche sich<br />

überdurchschnittlich im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich engagieren. Das nach ein-<br />

gehender Prüfung verliehene Prädikat „MINT-Excellence-Center-Schule“ ermöglicht den Zugang zu den<br />

unterschiedlichsten Angeboten des Vereins (z.B. Wochenendakademien für Schüler, Lehrerfortbildung).<br />

Die IHK Ulm hat im Jahr 2004 einen Schulpreis für innovative Konzepte zur Steigerung der Berufswahl-<br />

kompetenz ausgeschrieben. Die Preise gab es für wegweisende Konzepte zur Berufswahlorientierung.


Name Träger Art Beschreibung<br />

Lehrer in der Wirtschaft • Vereinigung der Bayerischen<br />

Wirtschaft e.V. (vbw)<br />

Lehrerfortbildung Gymnasiallehrer arbeiten für ein halbes bzw. ein Jahr im Unternehmen. Während dieser Zeit werden sie<br />

vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus beurlaubt. Die Lehrkräfte werden in erster<br />

Linie in den Bereichen Personal-, Ausbildungs- bzw. Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt.<br />

ZuWAS Fortbildung • Siemens AG Lehrerfortbildung Das mehrtägige Seminar „Zukunft bestehen – Wirtschaft, Arbeitswelt, Schule“ bietet Lehrern Wirtschafts-<br />

Intel® Lehren für die Zukunft der<br />

Intel AG<br />

Lehrersymposium Wasserstoff-<br />

tankstelle<br />

MINT-Fortbildungsreihe für<br />

Lehrer<br />

• Intel AG<br />

• Akademie für Lehrerfort-<br />

bildung Dillingen<br />

wissen und Kenntnisse über die Verzahnung von Wirtschaft, Technologie, Politik und Gesellschaft.<br />

Lehrerfortbildung Schwerpunkt des Fortbildungsprogramms der Firma Intel ist die Integration der neuen Medien in den<br />

Unterricht. In einer 40-stündigen Präsensschulung, die aus 15 Bausteinen zielgruppenspezifisch zu-<br />

sammengestellt werden kann, sollen Lehrkräfte inspiriert werden, die erworbenen Fähigkeiten individuell<br />

und im Team in der täglichen Praxis anzuwenden.<br />

• VDI Bayern Lehrerfortbildung Der VDI Bayern veranstaltet Lehrersymposien für naturwissenschaftliche Fachbetreuer der Gymnasien,<br />

Fachoberschulen und Berufsoberschulen (z.B. Das Wasserstoffprojekt).<br />

• Südwestmetall<br />

• LAG Baden-Württemberg;<br />

• MINT-EC e.V.<br />

GdCH Lehrerfortbildungszentren • Gesellschaft deutscher<br />

Mediensammlung – Ohr, Hören<br />

und Schwerhörigkeit<br />

Chemiker (GdCH);<br />

• <strong>Universität</strong>en<br />

Kunos coole Kunststoff Kiste • Arbeitsgemeinschaft der<br />

Abbildung 2: Ebene Lehrer<br />

Lehrerfortbildung Die MINT Fortbildungsreihe bietet Fortbildungsveranstaltungen für mathematisch-naturwissenschaftliche<br />

Lehrer der höheren Schule. Diese werden von <strong>Universität</strong>sdozenten entwickelt und in Zusammenarbeit mit<br />

den Institutionen der Wirtschaft durchgeführt (z.B. Mathematik – neue Ansätze für den Mathematikunter-<br />

richt am Gymnasium).<br />

Lehrerfortbildung Der GdCH betreibt in Zusammenarbeit mit den <strong>Universität</strong>en Lehrerfortbildungszentren für natur-<br />

wissenschaftliche Lehrer aller Schularten. Das Fortbildungsangebot reicht von fachwissenschaftlichen<br />

Informationen, Praxisübungen bis hin zu Betriebsbesichtigungen.<br />

• Siemens AG Unterrichtsmaterialien Das modular aufgebaute Medienmaterial umfasst rund 550 Einzelmedien (z.B. Sachinformationen, Grafiken,<br />

Animationen, Hörbeispiele, Arbeitsblätter), die das Thema rund ums Hören für Lehrer und Schüler fächer-<br />

deutschen Kunststoffindustrie<br />

als auch schulartenübergreifend abdecken.<br />

Unterrichtsmaterialien Mit denen in der Kunststoff-Kiste zusammengestellten Experimenten werden Grundschüler an das Thema<br />

Kunststoffe herangeführt. Die Kiste enthält alle benötigten Materialien in Klassenstärke.


Name Träger Art Beschreibung<br />

RoboCup • RoboCup Federation<br />

Internationale Physik- und<br />

Chemieolympiade<br />

• AK RoboCup des Arbeitskreises<br />

der Gesellschaft für Informatik<br />

• Leibnitz Institut der Pädagogik<br />

der Naturwissenschaften<br />

• Kultusministerien der Länder<br />

Crazy Robots • Fachhochschule Reutlingen<br />

• Industriepartner<br />

Überregionaler Wettbewerb Auf nationaler und internationaler Ebene treten Schülermannschaften mit ihren autonom agierenden<br />

Robotern zum Fußballspiel an. Gespielt wird in acht Liegen, die sich durch die Robotergröße, die Spieler-<br />

anzahl, die Spielfeldgröße und das Anforderungsprofil an die Roboter unterscheiden.<br />

Überregionaler Wettbewerb Die Internationalen Physik- und Chemieolympiaden sind Wettbewerbe, in denen Schüler der allgemein<br />

bildenden Schulen ihre Leistungen bei der Bearbeitung theoretischer und experimenteller Aufgaben aus<br />

dem Bereich der Physik bzw. der Chemie miteinander messen.<br />

Regionaler Wettbewerb Der nur einmalig im Jahr 1999 durchgeführte Wettbewerb richtete sich an die höheren Schulen in der<br />

Region Reutlingen. Nach einer von der Fachhochschule vorgegebenen Aufgabenstellung bauten und<br />

programmierten Schüler mobile Roboter (Meteoritenschwärme sind auf der Erde niedergegangen!). Auf<br />

einer Abschlussveranstaltung traten die Schülergruppen im Wettkampf gegeneinander an.<br />

Schüler-Ingenieur-Akademie • Südwestmetall Netzwerk Das SIA Projekt richtet sich an naturwissenschaftlich-technisch interessierte Schüler der gymnasialen<br />

TheoPrax • TheoPrax-Zentrum am Frauen-<br />

ParIS – Partnerschaft Industrie-<br />

Schule<br />

hofer Institut für Chemische<br />

Technologie Pfinztal<br />

• Leibnitz Institut der Pädagogik<br />

der Naturwissenschaften<br />

Oberstufe. Sie können sich in regionalen Kooperationen von Schule, Hochschule und Wirtschafts-<br />

unternehmen anhand konkreter Projekte mit den Inhalten der ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge<br />

und den dazugehörigen Berufsfeldern vertraut machen.<br />

Netzwerk/Wettbewerb Im Rahmen des TheoPrax-Projektes übergeben Firmen und öffentliche Einrichtungen unternehmens-<br />

spezifische Forschungs- bzw. Entwicklungsaufträge an das TheoPrax-Zentrum in Pfinztal. Hier werden die<br />

Themen didaktisch aufbereitet und an Schülergruppen weitervermittelt. Drei bis sechs Personen be-<br />

arbeiten diese entweder additiv oder im Rahmen des regulären Unterrichts. Auf Wunsch werden die<br />

Gruppen von professionellen Projektbetreuern begleitet und schrittweise im notwendigen Projekt-<br />

management angeleitet. Erfolgreiche Projekte können den internen TheoPrax-Wettbewerb gewinnen.<br />

Netzwerk/Wettbewerb Im Projekt ParIS arbeiten Schüler in kleinen Gruppen selbstständig an Fragestellungen zu Produkten aus<br />

ihrem Alltag. Die Informationen dazu recherchieren sie im Internet oder bei den Partnerfirmen. Auch Preise<br />

für erfolgreiche Projekte sind ausgeschrieben.<br />

NAT-Working • Robert Bosch Stiftung Netzwerk/Wettbewerb Mit dem Programm NAT-Working soll die Neugier von Schülern an Naturwissenschaften und Technik<br />

Abbildung 3: Ebene Schüler<br />

geweckt werden. Deshalb fördert die Robert Bosch Stiftung die Vermittlung und Pflege von persönlichen<br />

Partnerschaften zwischen in der Forschung tätigen Natur- und Ingenieurwissenschaften, Lehrern und<br />

Schülern. Aktivitäten wie Praktika, Sommerschulen, Schülerkongresse oder Praxisprojekte werden<br />

unterstützt. Erfolgreiche Kooperationen können den NAT-Working Wettbewerb gewinnen.


Persönliche Angaben<br />

Name: Roman Rösch<br />

Lebenslauf<br />

Anschrift: Rollnerstraße 13, 90408 <strong>Nürnberg</strong><br />

Geburtsdatum: 30.9.1970<br />

Geburtsort: Forchheim (Ofr.)<br />

Konfession: katholisch<br />

Staatsangehörigkeit: deutsch<br />

Schulausbildung<br />

1977-1981 Grundschule Ebermannstadt<br />

1981-1990 Gymnasium Fränkische Schweiz<br />

Zivildienst<br />

1990-1991 Klinikum Fränkische Schweiz<br />

Studium<br />

04/1993-07/1996 Studium für das Lehramt an bayerischen<br />

Referendariat<br />

Hauptschulen an der <strong>Universität</strong> <strong>Erlangen</strong>-<strong>Nürnberg</strong><br />

09/1996-09/1998 Lehramtsanwärter an der Senefelder Schule in<br />

Berufstätigkeit<br />

Treuchtlingen<br />

10/1998-06/1999 Projektleiter Vertriebsinnendienst bei der AEG<br />

Hausgeräte GmbH, <strong>Nürnberg</strong><br />

07/1999-07/2002 Trainer und stellvertretende Teamleitung Training bei<br />

der Astrum GmbH, <strong>Erlangen</strong><br />

09/2002-02/2005 Doktorand in der Aus- und Weiterbildung bei der<br />

Robert Bosch GmbH, Reutlingen

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