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Volltext - OPUS - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

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In der frühen Kindheit dominieren universelle Interessen. Das Kind versucht<br />

Struktur in seiner Umgebung zu entdecken. Dabei ist die Suche nach Struktur<br />

sowohl auf die materielle als auch auf die soziale Umwelt bezogen. Todt nimmt<br />

bereits in dieser Phase interessenspezifische Differenzierungsprozesse an, je nachdem,<br />

ob sich das Kind mehr objektbezogen oder mehr personenbezogen mit seiner<br />

Umwelt auseinandersetzt.<br />

Ab ungefähr dem dritten Lebensjahr steht die Geschlechtsrollenentwicklung im<br />

Vordergrund. Bisherige Interessen werden auf der Basis des Geschlechtsrollentyps<br />

gefiltert und bereinigt: „Welche Objekte/welche Tätigkeiten passen zu mir als Junge<br />

bzw. Mädchen?“ Da Interessen in dieser Phase eher geschlechtsspezifisch als<br />

individuell sind, spricht Todt von der Entstehung der kollektiven Interessen. Es<br />

kommt zu einer starken Übereinstimmung der Interessengebiete in den altersgleichen<br />

Geschlechtsgruppen.<br />

Ab dem siebten Lebensjahr beginnt eine persönlichkeitsspezifische Individualisierung<br />

der Interessen, die bis spätestens zum 15. Lebensjahr zur Herausbildung der so<br />

genannten allgemeinen Interessen führt. Im Mittelpunkt der folgenden Indivi-<br />

dualisierungsprozesse steht das Selbstkonzept der Heranwachsenden. Kinder bzw.<br />

Jugendliche gleichen ihre Interessenprofile immer stärker an die Einschätzung der<br />

eigenen Fähigkeiten und Begabungen an. Mangelnde Kompetenzerlebnisse führen zu<br />

einem Ausblenden, erfolgreiche Kompetenzerlebnisse führen zu einem Weiterver-<br />

folgen des jeweiligen Interessengebietes. Parallel dazu entwickeln die Heran-<br />

wachsenden Vorstellungen über ihre aktuelle und zukünftige Stellung in der<br />

Gesellschaft. Hier spielt die Geschlechtsidentität wieder eine bedeutsame Rolle.<br />

Jungen fragen eher nach dem Prestige der Tätigkeit oder des zukünftigen Berufes.<br />

Mädchen betonen eher soziale Aspekte wie den „Dienst am Menschen“ bei der<br />

Auswahl einer interessenspezifischen Tätigkeit oder eines Wunschberufes. Wieder<br />

werden bestimmte Interessengebiete weiterverfolgt, andere ausgeblendet.<br />

Aber nicht nur kognitive Prozesse scheinen laut Todt eine Rolle bei der Ausbildung<br />

der allgemeinen Interessen zu spielen. In einer letzten Phase der Individualisierung,<br />

die in der Regel mit der Pubertät einsetzt, geraten eigene Bedürfnisse in den<br />

Mittelpunkt des Interesses. So werden Fragen wie „Was geschieht eigentlich mit<br />

meinem Körper?“ oder „Was ist mit meinen Gefühlen?“ bedeutsam für die Ausbil-<br />

dung einer Interessenstruktur und können sogar zeitweise zu einer Vernachlässigung<br />

bisheriger Interessengegenstände führen. Die Herausbildung der allgemeinen<br />

Interessen ist mit Ende der Pubertät weitgehend abgeschlossen (Todt 1985, S. 375).<br />

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