Dokument 1.pdf - OPUS - Universität Würzburg
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BLICK 32<br />
Abb. 1: Bild A zeigt eine<br />
normale Langerhans·lnsel<br />
eines gesunden Menschen.<br />
Dagegen ist in B die durch<br />
den Autoimmunprozess fast<br />
völlig zerstörte Insel eines<br />
juvenilen Diabetikers zu<br />
sehen. In C wurden die<br />
Langerhans·lnseln eines<br />
Schweins unmittelbar nach<br />
der Behandlung der<br />
Bauchspeicheldrüse mit<br />
Kollagenase rot angefärbt.<br />
Unter D schließlich sind die<br />
Schweine·lnseln mit einem<br />
Alginat mikro verkapselt; die<br />
Kapseln durchmessen 500<br />
bis 700 Mikrometer.<br />
Foto: Ulrichs<br />
Forschungsschwerpunkt<br />
DIABETES: HILFE AUS DEM<br />
TIERREICH<br />
Transplantierte Langerhans-Inseln von Schweinen als Insulin-QueUe<br />
Karin Ulrichs und Ulrich Beutner, Chirurgische Klinik und Poliklinik<br />
Die Zuckerkrankheit im Jugendalter, auch<br />
Typ-I-Diabetes oder juveniler Diabetes<br />
genannt, betrifft vor allem Menschen in<br />
den Industriestaaten. Allein in der Bundes<br />
republik leben etwa 400.000<br />
insulinpflichtige Patienten, in den USA<br />
sind es etwa eine Million. Über zehn mal<br />
mehr, nämlich vier bis fünf Millionen<br />
Menschen, leiden hierzulande am Typ 11-<br />
oder Altersdiabetes. Jeder vierte Todesfall<br />
hängt mit der Zuckerkrankheit und ihren<br />
Spätfolgen zusammen.<br />
Beim juvenilen Diabetes handelt es sich um eine<br />
Autoimmunerkrankung, bei der eine fehlgesteu<br />
erte Immunantwort die insulinproduzierenden Be<br />
tazellen in den Langerhans·lnseln der Bauchspei <br />
cheldrüse unumkehrbar zerstört (Abb. 1). Der<br />
daraus resultierende Insulinmangel bedingt eine<br />
krankhafte Erhöhung des Blutzuckerspiegels, der<br />
bei weitem nicht so genau wie die vom Körper<br />
selbst erledigte Regelung bei einem gesunden<br />
Menschen. Daher kommt es bei vielen Patienten<br />
nach 15 bis 20 Jahren zu gefürchteten Spätschä·<br />
den, zum Beispiel dem Nierenversagen mit an<br />
schließender Dialyse, Erblindung, Gliedmaßenam<br />
putationen, Herzinfarkt und Nervenschäden . Ne<br />
ben vielen tragischen Einzelschicksalen entste·<br />
hen so jährlich Kosten in Milliardenhöhe für das<br />
Gesundheitssystem. Nahezu jede dritte Nieren<br />
transplantation erfolgt heute schon bei juvenilen<br />
Diabetikern, die ein endgültiges Nierenversagen<br />
erlitten haben.<br />
Neben der Therapie mit Insu·<br />
lin-Injektionen besteht die Mög·<br />
lichkeit, den Diabetes entweder<br />
mittels einer Transplantation<br />
der Bauchspeicheldrüse oder<br />
der Langerhans·lnseln zu be·<br />
handeln. Die Langerhans·lnseln,<br />
im folgenden kurz Inseln ge<br />
nannt, sind durchschnittlich 50<br />
bis 500 Mikrometer große Zell<br />
verbände in der Bauchspeichel·<br />
drüse und sind durch eine dün·<br />
ne Kollagenmatrix vom restli -<br />
chen Gewebe getrennt. In den<br />
Inseln befinden sich die insulinproduzierenden<br />
Betazellen sowie weitere hormonproduzierende<br />
Zellarten.<br />
Da die Spenderorgane in aller Regel von gene<br />
tisch nicht verwandten Personen stammen, wer<br />
den sie vom Immunsystem des Empfängers als<br />
fremd erkannt und abgestoßen. Abstoßungen<br />
sich nur mit mehrfachen täglichen Insulin-Injek- lassen sich heute nur durch ein e lebenslange<br />
tionen einigermaßen normalisieren lässt. Bis vor medikamentöse Unterdrückung des Immunsys-<br />
wenigen Jahren wurde hierfür Insulin aus Schwei- tems (Immunsuppression) vermeiden. Diese<br />
nen verwendet; heute wird fast ausschließlich gen· wiederum führt zu einer deutlich größeren In-<br />
technisch hergestelltes Humaninsulin eingesetzt. fektanfälligkeit und beinhaltet ein erhöhtes Krebs-<br />
Mit dieser Therapie haben die meisten Diabeti- risiko.<br />
ker eine nahezu normale Lebenserwartung; Das Risiko, an Krebs oder einer schweren Infek-<br />
allerdings ist die Regelung der Blutzuckerkon- tion zu erkranken, ist erheblich, so dass Diabeti-<br />
zentration durch die Verabreichung von Insulin ker, bei denen noch keine Spätschäden vorlie-