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Dokument 1.pdf - OPUS - Universität Würzburg

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Motoneuronen sind diejenigen Nervenzellen,<br />

die an den Muskeln enden und dort<br />

gewissermaßen den "Marsch befehl" geben. Die<br />

<strong>Würzburg</strong>er Neurobiologen interessieren sich<br />

dafür, warum gerade diese Zellen sehr emp·<br />

findlich reagieren, wenn es zu einem Mangel<br />

am so genannten SMN·Protein kommt, wäh·<br />

rend allen anderen Zellen dies anscheinend<br />

nichts ausmacht.<br />

Möglicherweise hängt diese Erscheinung mit ei·<br />

ner Besonderheit der Motoneuronen zusammen:<br />

Die Fortsätze dieser Zellen können im Extremfall<br />

bis zu einem Meter lang sein. So muss zum Bei·<br />

Aus der Forschung<br />

spiel ein einziges Motoneuron das untere Rücken·<br />

mark mit Muskeln im großen Zeh verbinden. In<br />

einer solchen Zelle sind ganz andere Transport·<br />

wege zu bewältigen als etwa in einer<br />

vergleichsweise winzigen Leberzelle.<br />

Es besteht der Verdacht, dass das SMN·Protein<br />

für die Transportvorgänge in den Motoneuronen<br />

wichtig ist. Wenn es fehlt, können diese Nervenzel·<br />

len ihre besonderen Funktionen möglicherweise<br />

nicht mehr erfüllen und keinen Kontakt mehr zu<br />

den Muskeln herstellen. Wie es um diese Vermu·<br />

tung bestellt ist, wird in der Arbeitsgruppe von<br />

Prof. Sendtner untersucht.<br />

SPUREN DER MENSCHHEITS­<br />

GESCHICHTE IN BAKTERIEN<br />

Das im Magen des Menschen lebende<br />

Bakterium Helicobacter pylori offenbart,<br />

auf welchen Wegen unsere Vorfahren die<br />

Welt besiedelt haben. Das berichteten<br />

Wissenschaftler um Sebastian Suerbaum<br />

vom Institut für Hygiene und Mikrobiologie<br />

der Uni <strong>Würzburg</strong> und Mark Achtman vom<br />

Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie<br />

in Berlin im März 2003 in "Science".<br />

sich zusammen mit dem Menschen auf der Erde<br />

verbreitet hat.<br />

Treffen im Magen verschiedene Helicobacter-Stäm­<br />

me aufeinander, dann können sie untereinander<br />

Erbinformationen austauschen. So sind die heu­<br />

te in Europa nachweisbaren Bakterien das Ergeb­<br />

nis einer genetischen Verschmelzung zweier Po­<br />

pulationen, die unabhängig voneinander aus Zen­<br />

tralasien und dem Nahen Osten nach Europa ein-<br />

gewandert sind. Andere Populationen entwickel-<br />

Die Infektionsforscher haben mit ihren Koopera- ten sich während der mehrere tausend Jahre lan-<br />

tionspartnern von sechs weiteren <strong>Universität</strong>en gen Isolation der Polynesier im Pazifik, der Wan-<br />

in den USA und Frankreich gezeigt, dass Helico- derung der sibirischen Vorfahren der Indianer über<br />

bacter den Menschen bereits seit Urzeiten bei die Beringstraße nach Amerika oder der Expansi-<br />

seinen Wanderungen begleitet. Sie untersuchten on der Bantu in Afrika.<br />

den Krankheitserreger in 27 Menschengruppen In vielen Gegenden der Erde herrscht heute durch<br />

unterschiedlicher ethnischer Zugehörigkeit und die Vermischung der Bevölkerungsgruppen eine<br />

geographischer Herkunft und klärten seine welt- heftige Konkurrenz zwischen den ursprünglich<br />

weite Populationsstruktur mit genetischen Me- ansässigen Bakterien und solchen, die in den<br />

thoden auf. vergangenen Jahrhunderten einwanderten. Zu<br />

Die DNA-Analysen ergaben, dass sich die Bakte· Stande kam diese Situation beispielsweise durch<br />

rien sieben Gruppen und Untergruppen zuord- die von Europa ausgegangene Kolonialisierung<br />

nen lassen. Dann entwickelten die Wissenschaft- von Nord- und Südamerika oder durch den Skla-<br />

ler eine neue mathematische Methode, um die venhandel.<br />

Vorfahren zu rekonstruieren: Sie kamen auf vier Laut Suerbaum haben diese Forschungsergebnisse<br />

Helicobacter-Populationen, die ihren Ursprung in möglicherweise wichtige Auswirkungen auf die<br />

Afrika und dem Nahen Osten sowie in Zentral- Behandlung von Infektionen mit Helicobacter. Der<br />

und Ostasien hatten. Durch den Vergleich zwi- Grund: Genetische Unterschiede können eine un-<br />

schen diesen und den heutigen Populationen lässt terschiedliche Aggressivität der Erreger zur Folge<br />

sich nun rekonstruieren, wie das Magenbakterium haben. Folglich können sie auch die Effizienz von<br />

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