und fuhrwesen im fürstentum liechtenstein - eLiechtensteinensia
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Artikhel zu Notturfft vorgemelt. Rodordnung verner gesezt<br />
unnd fürgenomen <strong>und</strong> d Rodfuerleuthen alss fürgehalten<br />
worden -<br />
Nemblich erstlich sollen die Rodfuerleut, die Brief so<br />
man ihnen zu den Kaufmansguetern aufgibt, unnd darzue<br />
gehörig sein, der Kaufleut Factohrn zu Veldtkirch od anderen<br />
Orten als hiesig die Gueter fertigen yeder Zeit vleyssig<br />
<strong>und</strong> unverzogerlich zu uberantworten schuldig unnd<br />
pflichtig seyn.<br />
Am eynderen, wellicher Rod Wagner, den vorgehörten<br />
Rodordnung in ainem od mehr Artikhlen nit nachkhomen,<br />
sonder zu wider handien wurde, unnd sich dasselb<br />
erf<strong>und</strong>e, den soll der Zoller od der Factor, dem die Guetter<br />
zuantworten zugehören, dem Herrn Huebmaister anzaigen,<br />
unnd ds Fuerlohn so <strong>im</strong>e zuegehörigen möcht, hind<br />
zue Herren Huebmaister legen, durch welliches der Ubertretter<br />
volgendts der Gebür unnd Rodordnung nach gestrafft<br />
werden soll.<br />
Weiter nachdem die Fuerleuth mit Abladung der Guetter<br />
<strong>im</strong> Kauffhaus zu Veldtkirch, grosse Unordnung gebraucht,<br />
alss ds sy die Guetter allenthalben <strong>im</strong> Kaufhaus<br />
hin: unnd wider feilen. Ist hierinnen geordnet worden ds<br />
sy sollen schuldig sein yeder seine Guetter die er füert<br />
vleyssig abzuladen, unnd <strong>im</strong> Kaufhaus besonderwahr an<br />
ain Orth legen damit die bey einand erf<strong>und</strong>en migen werden.<br />
Gleichermassen auch sollen sy schuldig sein wan<br />
Zoller unnd Gegenschreiber die Guetter wegen müessen,<br />
Ihnen zum selben wegen, Es sey mit Lupfen od in and<br />
Weg getreue Hilff unnd Handtraichung zuerzaigen, alles<br />
bey strafft [Pf<strong>und</strong>].<br />
Es solle auch khain Fuerman, seine Ross <strong>im</strong> Kaufhaus<br />
nit ezen [füttern] oder einstellen, damit die Gueter nit<br />
gnötet, nit schadhafft werden, auch ds Kaufhaus sauber<br />
erhalten werde.»<br />
EIN WARENTRANSPORT MIT FOLGEN - VERHÖR<br />
TAGSPROTOKOLL AUS DEM JAHRE 1692 "<br />
«Actu Verhörtag zu Vaduz d. 30. Juni 1692.<br />
Prohtoctoll]<br />
H. Landtvogt Jörg von Schönstein, mein Landtschbr. ab<br />
Egg, <strong>und</strong>t H. Landtammann Christoff Walser.<br />
Johannes Kiber d. Jung, Joseph Matt <strong>und</strong>t Johannes Marxer<br />
Hansen Sohn alle 3 von Mauren, werden angeklagt,<br />
dss sie den 21. dis ein Fässl mit Branten wein von Balzers<br />
her<strong>und</strong> gefiehrt, <strong>und</strong> wegen aber über das selbig gebrochen,<br />
<strong>und</strong>t sich ganz vol angetrunckhen, ja sogar einem<br />
ihrer Vetter namens Vest Mayer von Schan auf d[ie] Strass<br />
gerueffen <strong>und</strong>t ihme auch so viel zu trinckh[en] gegeben,<br />
dass er in 10 odler] 12 St<strong>und</strong>ten gestorben.<br />
DAS ROD- UND FUHRWESEN IM FÜRSTENTUM<br />
LIECHTENSTEIN / KLAUS BIEDERMANN<br />
Johannes Kiber bekent, dss er dss Fässlin auf seinem<br />
Wagten] gehabt, auch umb d[en] Lohn nach Veldkürch<br />
[habe] fiehren sollen, <strong>und</strong>t da sie bey Trissen in die Gass<br />
kommen, habe er zu dem Matten <strong>und</strong> Marxer gesagt [,]<br />
sie wollen gehn über dss Fässle Brantenwein [,] es seye<br />
zwar in ein Blach noch eingepagt gewesen, <strong>und</strong>t wollen<br />
ihn gehn versuechen [,] dess die anderein] 2 wohl zufriden,<br />
er [kam] also mit einem Nagl her, <strong>und</strong>t [hat] ein Loch<br />
gemacht [,] <strong>und</strong>t [hat] also allein] 3 z<strong>im</strong>lich Bescheidt gemacht<br />
[,] nach diessem seyn sie wid fort gefahren, bis in<br />
die Vaduzer Gass [,] allda sie wid über dss Fässl hin [gegangen]<br />
<strong>und</strong>t aber mahlen dapfer getrunckhen, also dss<br />
sie ganz rauschig [ge]worden, <strong>und</strong>t darbey gesungen <strong>und</strong><br />
gepfeiffet, als sie aber zue Schan durch fährten, fragte ihn<br />
sein Vetter Vest Mayer [,] woher er kome also lustig, <strong>und</strong>t<br />
frölich [, da] gab er ihme zur Antworth, er habe da etwas<br />
auf seinem Wagen, er solle nur mit ihme tür das Dorff hinaus<br />
kommen, er wolle ihme auch genug zu trinckhen geben,<br />
[-] welcher [schliesslich] mit ihme [ge]gangen, da sie<br />
Vi[e]r das Dorff hinaus kommen [,] [da gingen] sie wid<br />
über das Fässl her <strong>und</strong>t zum triten mahl [haben sie] dergestalt<br />
getrunckhen, [<strong>und</strong>] auch dem Vest Mayer sovil<br />
[gelgeben, dss er zwar frisch <strong>und</strong>t ges<strong>und</strong>t, aber den andern<br />
Tag dot wäre.<br />
Joseph Matt auf beschechene Anfragung bekhent auch<br />
wie obig, alein er sagt er [,] es seye ihme etwas an seinem<br />
Wagen [gelbrochen, weil er solches wieder gemacht [geflickt<br />
habe,] haben die andern 2 schon an dem Fässlin geklopft,<br />
<strong>und</strong>t ihme alsdan gerueffen umb ein Trunckh [zu<br />
nehmen], welches er auch gethan [habe], was aber zu<br />
Schan geschehen [sei,] wisse er nit [,] aus Ursach [,] wel er<br />
gantz voll <strong>und</strong>t rauschig [gewesen] wäre. Also [ebenso<br />
sprach] auch d[er] Trite. Undt [sie] betten dessetwegen<br />
umb ein gnädige Straff.<br />
Ambtsspruch.<br />
Demnach Johannes Kiber d.Jung auf beschechenes obrigkeitliches<br />
Vorhalten, was gestalten er [unleserlich] eines<br />
ihme zu Balzers an vertrautes <strong>und</strong>t übergebenes Fässl mit<br />
Branten wein an zu greiffen, <strong>und</strong>t hieraus nit alein sich<br />
797) LLA Schä U Nr. 19: Rodordnung 1499 mit Ergänzung 1556.<br />
1,5 Bogen Papier zu zwei Blatt ä 20,5 x 32 cm. Die Transkription<br />
erfolgt hier buchstabengetreu, lediglich die Klein- <strong>und</strong> Grossschreibung<br />
ist den heuligen Regeln angepasst.<br />
798) Der Sinn bleibt unklar. Vermutlich ist gemeint: Wenn der<br />
Fuhrmann (Wagner) unterwegs angetroffen wird, so kann der vom<br />
Zoller oder Teiler (Hausmeister) ebenfalls mit Warentransporten<br />
beauftragt werden.<br />
799) LLA .AS 1/3 fol. 23 V.<br />
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