Teil 2 (1,4 MB) - Verpackungs-Rundschau

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ETIKETTIEREN/KENNZEICHNEN Ausstattungs-Gruppe Steinbeis Packaging GmbH weiß, wo es lang geht Die Bleistifte waren gespitzt, als Hans-Peter Ast während der interpack die kürzlich gebildete Steinbeis Packaging GmbH vorstellte. Denn der Name Zweckform war für diesen Ausstattungsspezialisten Gesetz, unbedingt dazu gehörte auch H.-P. Ast, für uns „der“ ausgewiesene Fachmann rund um die Ausstattung moderner Produkte mit Haftklebeetiketten. Und der Bleistift bekam nur einmal Arbeit: Einmal rutschte Ast noch Zweckform statt Steinbeis raus. Die Steinbeis-Unternehmensgruppe ist im Wandel und hat sich in der vergangenen Zeit aus einigen Papieraktivitäten zurückgezogen. So wurde zum Beispiel im Bereich der Zweckform-Büroprodukte ein Joint-venture mit Avery Dennison eingegangen, um europaweit Produkte im Papier-, Büro- und Schreibwarenhandel zu vermarkten. In diesem Zusammenhang wurde ebenfalls beschlossen, alle Aktivitäten der ebenfalls unter dem Namen Zweckform operierenden Etikettiertechnik in einer neuen Holding unter der Firmierung Steinbeis Packaging GmbH zusammenzufassen. Die Gruppe befindet sich zu 100 Prozent im Familienbesitz. Hans-Peter Ast ist in der Gruppe als der zentrale Mann plaziert: Vorsitzender der Geschäftführung und jeweils Vorsitzender Geschäftsführer der momentan drei operativen Gesellschaften. Er berichtet direkt an einen Beirat aus vier Familienmitgliedern und zwei familienfremden Mitgliedern. Drei plus X Die drei 100%igen Töchter sind die Steinbeis PPL GmbH in Holzkirchen, als Premium-Product-Labelling-Standort für die Produktion von Produktausstattungen im Bereich Kosmetik, Nahrungs- und Genußmittel sowie Etikettiermaschinen. Steinbeis IBL GmbH in Meerane steht für International Battery Labelling, also Batterieummantelungen und Etikettiermaschinen. Und als erster Schritt einer aktiv angegangenen Akquisitionsstrategie im europäischen Markt, die Übernahme einer französischen Druckerei: Steinbeis Packaging S. A. in Perigueux für die Produktion und Vermarktung von In-Mould-Labels. Rund um Butter, Margarine, Käse, Eiscreme. „Pro aktiv“ ist das Zauberwort für H.-P. Ast, den man getrost ebenfalls so nennen kann. Dazu noch: Vertraut mit allen Markenartiklern weltweit, Etiketten-Know- how auf allen Gebieten vom Getränk bis zur Batterie. Mit allen Druckverfahren auf Du und Du und Detailkenntnisse bis in die letzte Klebstoffschicht, zum Beispiel beim No-Label-look. Mit einer „Träne im Knopfloch“ stellt Ast fest, daß er jetzt 60 Jahre alt ist, er will nicht „bis in den Rollstuhl warten mit dem Erfolg“. Zur nächsten interpack, also im Jahre 2002, strebt er sehr ehrgei- zige 400 bis 500 Mio. DM Umsatz in der Gruppe an. Dazu will Wash-off- Haftetikett für Mehrwegflaschen er sechs bis acht Gesellschaften weltweit installiert haben, die je 80 bis 140 Mitarbeiter haben sollen und beim Umsatz zwischen 75 und 125 Mio. DM liegen. Mit 200 Mio. DM gab er den momentanen Umsatz der Holding an, den er aber für die Zukunft als „lebensgefährlich ansieht“. Den Markt „pro aktiv“ anzugehen, müsse einfach sein, weil man schnell vorankommen will. Die oben genannte Größe zu erreichen, würde in 20 Jahren zu spät sein. Die Kunden von Steinbeis, die in ihrer Konzentration auf weniger Lieferanten mit technologischer Vielfalt setzen, wollen auf bestimmte Geschäftsfelder konzentrierte Top-Partner. Und sie wollen eine gewisse Größe des Lieferanten, der eine globale/ europaweite Belieferung in identischer Qualität sicherstellt. Ast sieht im Bereich der Selbstklebetechnik ein weiteres signifikantes Wachstum, weil „es nicht nur Komfort ist, diese Technik zu nutzen, sondern viele Probleme reduziert, durch Nutzung aller Druck- und Verarbeitungstechniken in einer Art Hybrid-Technik auf dem systembedingten Hilfsmittel des Trägerbandes“. Milliardenmarkt Das neue Firmenkleid, „der neue Maßanzug“ soll die nach eigenen Angaben führende Unternehmensgruppe für PSL (pressure sensitive labelling) in andere Dimensionen führen. Ast verwies hier auf den Markt für Haarshampoo. Vor 24 Jahren noch wurden alle Flaschen direkt bedruckt, heute kommen sie fast alle mit Haftklebeetikett daher. Die Erfolgschancen erhöhen sich aber auch bei der Flaschenausstattung, jetzt neu mit dem Wash-off- Etikett als No-Label-look, und auch für PET-Bierflaschen wird es bald eine Lösung geben. Nach seinen Worten gibt es seriöse Schätzungen, die davon ausgehen, daß 50 Prozent aller Getränke weltweit ein Kunststoffetikett tragen werden. Schließlich ist da noch Meerane/ Sachsen mit einem schlagkräftigen Team: Hier schätzt Ast den weltweiten Bedarf an Gerätebatterien im Jahre 2000 auf etwa 38 Mrd. Stück. Der etikettierte Bereich speziell für Alkali-Mangan-Batterien wird von Steinbeis auf rund 12 Mrd. Stück taxiert, alleine in China seien pro Jahr 13 Mrd. Batterien (noch) nicht etikettiert. Stephan Schneider, Geschäftsführer von Steinbeis IBL, merkte hierzu an, daß sein Unternehmen eine Batterieummantelung produziert und veredelt. Ein mehrlagiger Verbund von Folien (den Aufbau darf man nicht wissen, nur außen ist PP) und funktionelle Schichten. Der „Mantel“ muß nicht nur verkaufen und präsentieren, er hat auch einige technische Aufgaben einer Batterie zu übernehmen. Früher wurde der Batteriekörper mit einer Folie als Isolator umwickelt. Am Plusund Minus-Pol wurden Siegelringe eingelegt und dann kam ein Metallkörper darüber. Ein teures Verfahren, laut Schneider, und eines, das auch viel Platz in Anspruch nahm. Die Ummantelung aus Meerane ermöglicht bis zu 70 Prozent zusätzliche Batterie-Kapazität, da die inneren Komponenten einfach mehr Raum zur Verfügung haben. In 1999 will der junge Geschäftsführer über vier Milliarden Etiketten absetzen. In Asien, dem Markt mit den höchsten Zuwachsraten, etwa 500 Mio. Stück. Langfristig will er einen Weltmarktanteil von über 50 Pro- 36 Verpackungs-Rundschau 6/1999
ETIKETTIEREN zent erreichen, von über 40 Prozent ausgehend (die restlichen Marktanteile werden von drei anderen, wesentlichen Lizenznehmern bedient). Meerane wird weiter ausgebaut, zusätzliche Labor- und Versuchsflächen kommen dieses Jahr noch hinzu. Schließlich will Steinbeis IBL auch noch mitmischen, wenn Batterien zum Beispiel durch gedruckte Schaltungen mit Energiequelle abgelöst werden könnten. Ausrichtung Haftetikettiereinheit S 50 Hans-Peter Ast sagt klipp und klar, daß seine Gruppe den Packhilfsmitteln treu bleibt, „es bleibt bei Ausstattungen. Den Direktdruck auf Behälter wird Steinbeis nicht machen, und wir werden keine Packmittel herstellen!“ Dekorieren, zum Beispiel mit No- Label-look, könnte aber auch in der Glashütte schon vor dem Füllen stattfinden. Durch Zukäufe im In- und Ausland will man ein breites Angebot für unterschiedliche Dekorationsverfahren erwerben. Um Flaschen, Schalen, Dosen und Deckel auszustatten, aber auch spezifische Produkte im Nahrungs- und Genußmittelbereich, speziell Promotion für Multipacks und hochwertige Premiumausstattungen. Alleine neun Verfahren nennt Ast für Flaschen: Naßetikett, Haftetikett, Contiroll, Sleeve, Direktdruck, Thermo-Transfer, Heißsiegel, In-Mould-Labelling, gummierte Etiketten. Dann müßte der Holding-Chef seinen Scherz leicht abwandeln: „Alles, was bis zum Schluß getragen wird, schont seine ganze Kraft für die wirkliche Aufgabe, schön und strahlend am Objekt zu wirken“. Norbert Sauermann Linear arbeitende Duo-S Haftetikettiermaschine LOA 20 Fotos (3): Steinbeis Verpackungs-Rundschau 6/1999 37
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