Vol. 5/2009 - Facultatea de Litere
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häufig in humoristischer, parodistischer und ironischer Weise verwen<strong>de</strong>t (=vom Kontext<br />
abhängig).<br />
Da Anglizismen häufig konnotative Be<strong>de</strong>utungsmerkmale aufweisen können sie auch<br />
zur Euphemisierung o<strong>de</strong>r Tabu-Umschreibung verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>m Zusammenhang<br />
haben Anglizismen drei affektivische Funktionen: Sie können einen Sachverhalt aufwerten<br />
(z.B. in <strong>de</strong>r Werbesprache), abwerten o<strong>de</strong>r verhüllen. Hier besteht jedoch die Gefahr, dass<br />
Anglizismen als Mittel <strong>de</strong>r Täuschung, Beeinflussung und Menschenlenkung eingesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Frage ist, ob rumänische Wörter wirklich fehlen und wo. „Besatzung“ und<br />
„Nachrichten“ sind vorhan<strong>de</strong>n und brauchen nicht durch crew o<strong>de</strong>r news ersetzt zu wer<strong>de</strong>n.<br />
„Meisterliga“, „e-Post“ o<strong>de</strong>r „Gelän<strong>de</strong>rad“ hätten anstelle von Champions League, e-mail o<strong>de</strong>r<br />
mountain bike gewählt wer<strong>de</strong>n können, als diese Dinge aufkamen.<br />
Gelernte Sprachwissenschaftler versuchen mühsam darzulegen, dass shop nicht dasselbe ist<br />
wie „La<strong>de</strong>n“, und bike nicht einfach „Fahrrad“ be<strong>de</strong>utet.<br />
Räumen wir ein, dass es schwierig wäre, talk show, baby, party o<strong>de</strong>r training durch<br />
rumänische Wörter zu ersetzen. Aber im Grun<strong>de</strong> sind auch diese englischen Ausdrücke<br />
überflüssig. An ihrer Stelle hätten – bei mehr Treue zur eigenen Sprache! - von Anfang an<br />
rumänische Wörter gebraucht wer<strong>de</strong>n können. Sie waren vorhan<strong>de</strong>n, und die neuen<br />
Be<strong>de</strong>utungen – wenn es sie tatsächlich gibt - wären in sie eingegangen. Die englischen<br />
Wörter stehen jeweils für nicht genutzte Möglichkeiten <strong>de</strong>r rumänischen Sprache. Für einen<br />
an<strong>de</strong>ren Umgang mit <strong>de</strong>r eigenen Sprache geben die Englän<strong>de</strong>r und überhaupt alle<br />
Angelsachsen uns ein Beispiel. Sie kommen mit ihrem Englisch aus, um die Dinge dieser<br />
Welt zu benennen. Um sich zu verständigen, benutzen sie jahrhun<strong>de</strong>rtealte, ehrwürdige und<br />
bewährte Wörter wie news, girl, chat, talk, fun, show, snack, top, service, event usw. Der chat<br />
übers Internet zwischen einem Schotten und einem Neuseelän<strong>de</strong>r mag etwas an<strong>de</strong>res sein<br />
als <strong>de</strong>r Schwatz in einer englischen Kneipe im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt. Trotz<strong>de</strong>m wird das alte Wort<br />
für geeignet befun<strong>de</strong>n, um eine neue Sache von heute zu bezeichnen.<br />
„Mo<strong>de</strong>rn“ be<strong>de</strong>utet das Gegenteil von „traditionell, überkommen, altbacken“. Gesprochene<br />
Sprache ist überkommene, tradierte Konvention. Vereinbarte Wörter bezeichnen<br />
Gegenstän<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Gedanken und wer<strong>de</strong>n nach sprachspezifisch tradierten Regeln zu<br />
Aussagen gefügt. Wer in seiner Sprache besser als nur flüchtig verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n will, muss<br />
sich an <strong>de</strong>ren Regeln halten.<br />
Sprachschwache Werber, aufgeblasene Grosssprecher, gedankenlose.<br />
Schnellschreiber, trendgestylte Szenehaie und <strong>de</strong>nkfaule Bürokraten beschwatzen uns<br />
auf Englisch, wenn sie uns nicht davon überzeugen können, warum wir eine neue Ware,<br />
einen Trend, einen neuen Gedanken o<strong>de</strong>r die neueste Verwaltungsmassnahme ohne Murren<br />
als „unkonventionell“ anerkennen o<strong>de</strong>r hinnehmen sollen.<br />
Der Zeitpunkt, zu <strong>de</strong>m alle an<strong>de</strong>ren Sprachen zu Gunsten <strong>de</strong>s Englischen endgültig<br />
ausser Mo<strong>de</strong> sind, wäre auch das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnität <strong>de</strong>s Englischen. Denn gegen welche<br />
Sprache könnte es sich <strong>de</strong>nn dann noch als mo<strong>de</strong>rn abheben? Es hat seine Mo<strong>de</strong>rnität von<br />
<strong>de</strong>njenigen Sprachen, die ihm zuliebe sozusagen (ver)mo<strong>de</strong>rn müssen, doch nur geliehen! Es<br />
gibt keinen sprachlichen Grund, <strong>de</strong>m Englischen von vornherein mehr Mo<strong>de</strong>rnität und<br />
Unkonventionalität zuzutrauen als an<strong>de</strong>ren mo<strong>de</strong>rnen Sprachen.<br />
Werbung weckt Wünsche weniger durch sprachliche Information als durch<br />
Manipulation <strong>de</strong>s Unterbewusstseins durch Wunschbil<strong>de</strong>r. Die Vorspiegelung von<br />
Information durch Manipulation gelingt mit Hilfe vorgefertigter Sprachsignale, die die<br />
gewünschten Bil<strong>de</strong>r in uns freigeben. Sie erzeugen oberflächliche Wunschbil<strong>de</strong>r von<br />
Mo<strong>de</strong>rnität, „multi-kulti“ und Omnipotenz in (und von) uns. Zum sprachlichen<br />
Informationsaustausch sind diese Wörter und Ausdrücke nicht gedacht. Deshalb mel<strong>de</strong>t<br />
unser Muttersprachgefühl Wi<strong>de</strong>rspruch gegen sie an. Diesen Wi<strong>de</strong>rspruch wollen uns die<br />
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