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Vol. 5/2009 - Facultatea de Litere

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werben<strong>de</strong>n Signalgeber und werbewissenschaftlichen Helfer ausre<strong>de</strong>n.<br />

Natürlich kennen auch wir die englische Be<strong>de</strong>utung von Stummel- und Stammelwörtern <strong>de</strong>r<br />

Sorte fun, light, power, kids, event, shop, wellness und Tausen<strong>de</strong>n mehr. Doch darauf kommt es<br />

im Werber-Englisch nicht an. Es soll nicht unseren englischen Wortschatz bereichern,<br />

son<strong>de</strong>rn unsere Wünsche und Lebensentwürfe auf (o<strong>de</strong>r in) Warenform bringen. Zum<br />

Beispiel erhält ein Schaufensterbummel namens shopping erst durch <strong>de</strong>n Kaufakt seine<br />

geniesserische Dimension. Die Dimensionen „Beschaulichkeit“, „Träumen“ und „wunschlos<br />

glücklich“ haben in shopping keinen Platz. Ähnliches gilt für <strong>de</strong>n Ersatz von „Glück“ o<strong>de</strong>r<br />

„Spass“ durch fun, von „Wohlgefühl“ durch wellness.<br />

Je<strong>de</strong>r Tag, an <strong>de</strong>m wir solchen Sprachmanipulationen verfallen, bringt uns <strong>de</strong>m Verfall<br />

unserer Muttersprache und <strong>de</strong>r Cocacolisierung unseres Blicks auf die Wirklichkeit näher.<br />

„Die Sprache lebt.” Dieses abgedroschene Klischee wird von arglosen Zeitgenossen<br />

benutzt, um die <strong>de</strong>r rumänischen Sprache aufgepfropften anglo-amerikanischen Brocken als<br />

Zeichen von Leben und natürlicher Entwicklung hinzustellen. Gleichzeitig lehnen sie<br />

Sprachpflege als lenken<strong>de</strong> Eingriffe in <strong>de</strong>n Sprachgebrauch ab.<br />

Schon <strong>de</strong>r alte Grieche Platon bemerkte, Sprache sei nicht physis (Natur), son<strong>de</strong>rn<br />

nomos (Vereinbarung, Konvention).<br />

Die Anglizismen verdrängen rumänische Wörter. Wo single, news, bike und shop Wörter<br />

wie „Junggeselle“, „Nachrichten“, „Fahrrad“, und „La<strong>de</strong>n“ o<strong>de</strong>r „Geschäft“ ersetzen,<br />

sterben die rumänischen Ausdrücke aus. Es ist barer Unsinn, diesen Vorgang als „Leben“ zu<br />

bezeichnen. Hier „lebt“ nur die englische Sprache – wie die Ma<strong>de</strong> im Speck. Die rumänische<br />

Sprache wäre allerdings zu einer Art munterem Leben erblüht, hätten wir die neuen Dinge<br />

wie airbag, electronic cash, homepage, laptop, park and ri<strong>de</strong>, shuttle usw. mit neuen rumänischen<br />

Ausdrücken bezeichnet o<strong>de</strong>r vergessene, aber vorhan<strong>de</strong>ne alte Wörter wie<strong>de</strong>r benutzt.<br />

Die Jugendsprache als eine Varietät <strong>de</strong>s Rumänischen ist für die Anglizismenforschung<br />

von großer Be<strong>de</strong>utung, da Anglizismen (neben <strong>de</strong>n Lautwörtern) gemeinhin als<br />

jugendsprachlich eingestufte Spezifika gelten. Hierbei tauchen Anglizismen sowohl in <strong>de</strong>r<br />

gesprochenen als auch in <strong>de</strong>r geschriebenen Sprache auf. Die Entlehnungen in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />

Jugendsprache gelten bereits in <strong>de</strong>r Gebersprache als nicht-standardsprachlich und wer<strong>de</strong>n<br />

als Substandard-Entlehnungen bezeichnet.<br />

Über die drei Wortarten Substantiv, Adjektiv und Verb hinaus, wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />

Jugendsprache u.a. Elemente wie Interjektionen und Gesprächspartikeln (wow, well, shit,<br />

anyway), Anre<strong>de</strong>n und Grussformeln (yoh, hi, hey, bye, peace) sowie Routineformeln und<br />

Slogans (Good Stuff, No Joke!, So what?, here we are!) entlehnt und verwen<strong>de</strong>t. Die<br />

syntaktische Einbettung <strong>de</strong>s entlehnten Material kommt hierbei einem satzinternen<br />

Sprachwechsel (Co<strong>de</strong>-Switching) gleich.<br />

Eine Reihe <strong>de</strong>r oben genannten Motive für <strong>de</strong>n Gebrauch von Anglizismen gelten auch<br />

für die Jugendsprache (z.B. Sprachökonomie, Expressivität, Ausdrucks-variation,<br />

Euphemisierung und Tabu-Umschreibung). Anglizismen erfüllen die Kreativitäts- und<br />

Ausdrucksbedürfnisse <strong>de</strong>r Jugendlichen und tragen zur Stärkung <strong>de</strong>s Gruppenbewußtseins<br />

bei.<br />

Die Sprachentlehnung bei Jugendlichen ist Teil <strong>de</strong>r Kulturentlehnung. Da die<br />

anglophone Musikwelt einen beträchtliche Teil <strong>de</strong>r jugendlichen Kultur ausmacht, stellt sie<br />

eine Quelle für Anglizismen dar. Anglizismen sind somit Kennzeichen von spezifischen<br />

Lebenswelten und Interessen und dienen <strong>de</strong>r gruppensprachlichen Abgrenzung. Hierbei<br />

stellt nicht die Kompetenz <strong>de</strong>r Fremdsprache die Grundlage <strong>de</strong>r Abgrenzung dar, son<strong>de</strong>rn<br />

das Kulturwissen, das hinter <strong>de</strong>n Entlehnungen steckt. Die Medien (z.B. Musikzeitschriften<br />

und Fernsehen), die zu <strong>de</strong>n Alltagserfahrungen und zur Jugendkultur gehören, bieten <strong>de</strong>n<br />

Jugendlichen Sprachfolien an, auf die sie zurückgreifen können.<br />

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