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MENDELSSOHN - Bis

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Tenor-Rezitativ „Wir riefen in der Finsternis“, das den zweiten Teil der Nr. 6<br />

bildet, mit allen Mitteln eines veritablen Musikdramatikers schier zum Zer ber -<br />

sten, bis der engelsgleiche Sopran erlösend verkündet: „Die Nacht ist vergangen“<br />

und Chor, Orchester und Orgel klanggewaltig die „Waffen des Lichts“ anlegen –<br />

insgesamt einer der wohl eindringlichsten „Und es ward Licht“-Verläufe der<br />

Musik geschichte. (Dass Robert Schumann das wahrlich bemerkenswerte Rezi -<br />

tativ nicht erwähnte, hat seinen ein fachen Grund darin, dass er es nicht hörte:<br />

Mendelssohn fügte es erst nach den ersten Aufführungen für die revidierte Druck -<br />

fassung hinzu.) Dieser fre ne tische Jubel wird durch die vordergründige Schlicht -<br />

heit des Chorals „Nun danket alle Gott“ noch intensiviert. (Die Melodie war mit<br />

anderer Textierung bereits tags zuvor am Ende des Festgesangs erklungen.) In<br />

diesen Lobpreis stimmen Tenor und Sopran ein (Nr. 9), wobei die Sphäre des<br />

Dunklen noch in den tiefen Streichern nachhallt. Aus der Tiefe der Bassstimmen<br />

erhebt sich auch der große Schlusschor, als wolle er das obwaltende per aspera<br />

ad astra-Prinzip vermittels der Klang re gister nachbilden. Die satztech ni sche<br />

Faktur steigert sich in Fuge und Doppel fuge zu gewaltiger Dichte, um schluss -<br />

end lich, nach einleitendem Posaunen-Motto, im „Alles, was Odem hat“ mit<br />

Hallelujah-Ruf zu münden. Wie es war im Anfang …<br />

© Horst A. Scholz 2008<br />

CD 3 · Symphonien Nr. 3 & Nr. 5<br />

„Es ist entsetzlich! Es ist toll! Ich bin konfus und verdreht! London ist das gran -<br />

dioseste und komplizierteste Ungeheuer, das die Welt trägt!“ Atemlos no tierte der<br />

20-jährige Felix Mendelssohn Bartholdy am 25. April 1829 Eindrücke von seiner<br />

ersten großen Auslandsreise. Etwaige Ver zagtheiten wurden freilich bald schon<br />

durch die Erfolge abgemildert, die er als Dirigent, Pianist und Kom ponist feiern<br />

konnte. Nach dem Ende der Londoner Konzertsaison brach er mit seinem Freund<br />

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