MENDELSSOHN - Bis
MENDELSSOHN - Bis
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Exotik und Aus gelassenheit des letzten Satzes, der an die Zi geunerfinales bei<br />
Haydn und Brahms erinnert, um nicht den noch brillanteren letzten Satz von<br />
Men delssohns Kon zert für Violine, Klavier und Streicher zu erwähnen. Selbst im<br />
Alter von dreizehn Jahren aber war Mendelssohn kein Sklave der Mode oder der<br />
bloßen Mimik früherer Modelle. In der Tat zeu gen neuartige har mo nische Fort -<br />
schrei tungen und Modulationen, das Einsetzen einer auskom ponier ten Kadenz in<br />
die Mitte, nicht gegen Ende des dritten Satzes, die effekt volle Verteilung, Verar -<br />
bei tung und Ornamentik des thematischen Materials, und das Inte resse für die<br />
Ver einheitlichung des ge samten Werkes durch eine Zyklizität eindeutig von der<br />
Originalität und Individualität des jungen Kom ponisten.<br />
Das Konzert in d-moll erschien erst in den frühen 1950er Jahren im Reper -<br />
toire, nachdem Ye hu di Menuhin im Mai 1951 ein Autograph des Wer kes erstan -<br />
den und am 4. Februar 1952 die öffent liche Premiere in der New Yorker Carnegie<br />
Hall gespielt hatte. Seither engagierten sich auch andere führende Violinisten für<br />
dieses „kleine“ Men dels sohn-Konzert. Das Werk liegt in zwei geringfügig ver -<br />
schie denen Fassungen vor: Menuhins unda tier tes Autograph, das von Mendels -<br />
sohns Witwe Cé cile an Ferdinand David weitergereicht wurde, von dessen Sohn<br />
Peter es an eine private Sammlung ging, und ein vom 6. Mai 1823 datiertes Auto -<br />
graph (auf dem die vorliegende Aufnahme basiert), das einst in Clara Schumanns<br />
Besitz war und sich jetzt in der Staatsbibliothek zu Berlin be fin det.<br />
Viele Hörer dürften darüber staunen, dass sich die heute üblicherweise ge spielte<br />
Fassung von Men delssohns e-moll-Konzert in zahlreichen Details von dem Werk<br />
unterscheidet, das der Komponist 1844 niederschrieb, und dessen Uraufführung<br />
am 13. März 1845 von Ferdi nand David (1810-73) ge spielt wurde, mit Niels W.<br />
Gade als Dirigent des Leip ziger Ge wand hausorchesters. Dieses „per fek teste aller<br />
Violin konzerte“ kostete seinen Kom po nis ten in Wirk lichkeit eine bedeutende An -<br />
strengung, und im Laufe seiner siebenjährigen Ent stehungs phase (1838–45) wurde<br />
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