Augsburg
Hüter des Volkes Gottes
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23./24. März 2013 / Nr. 12 LITURGIE<br />
Gebet der Woche<br />
Man muss eine Tonne Pechblende schürfen,<br />
um 0,14 Gramm Radium zu gewinnen, und doch lohnt es sich.<br />
Alles kirchliche Tun als solches in Regieren, Reden, Theologisieren,<br />
Reformieren, in Unterricht und in Selbstbehauptung<br />
inmitten der heutigen Gesellschaft<br />
ist mit all dem riesigen Apparat,<br />
Aufwand und Betrieb,<br />
die dabei unvermeidlich sind,<br />
nur so etwas wie die Förderung<br />
von ungeheuren Mengen Pechblende,<br />
damit in unserem Herzen – und da letztlich allein –<br />
ein klein wenig Radium von Glaube, Hoffnung<br />
und Liebe gewonnen werde.<br />
Karl Rahner<br />
zum Buch „Karl Rahner begegnen“<br />
Glaube im Alltag<br />
von Altabt Odilo Lechner OSB<br />
Schriftlesungen und liturgische Hinweise für die kommende Woche<br />
Psalterium: 2. Woche<br />
Sonntag – 24. März, Palmsonntag<br />
Feier der Einzugs Christi in Jerusalem<br />
(rot); Ev: Lk 19,28-40; Messe vom<br />
Palmsonntag, Cr, eig Prf, feierlicher<br />
Schlusssegen (rot); 1. Les: Jes 50,4-<br />
7, APs: Ps 22,8-9.17-18.19-20.23-24,<br />
2. Les: Phil 2,6-11, Ev: Lk 22,14-23,56<br />
(oder 23,1-49)<br />
Montag – 25. März<br />
Messe vom Tag, Leidens-Prf (II)<br />
oder Kreuz-Prf (violett); Les: Jes<br />
42,5a.1-7, Ev: Joh 12,1-11<br />
Dienstag – 26. März<br />
Messe vom Tag, Leidens-Prf (II)<br />
oder Kreuz-Prf (violett); Les: Jes<br />
49,1-6, Ev: Joh 13,21-33.36-38<br />
Mittwoch – 27. März<br />
Messe vom Tag, Leidens-Prf I oder<br />
Kreuz-Prf (violett); Les: Jes 50,4-9a,<br />
Ev: Mt 26,14-25<br />
im Dom: Chrisam-Messe, Gl, Erneuerung<br />
der Breitschaftsrklärung zum<br />
priesterlichen Dienst, eig Prf, feier-<br />
Woche der Kirche<br />
licher Schlusssegen (weiß); 1. Les:<br />
Jes 61,1-3a.6a.8b-9, 2. Les: Offb 1,5-<br />
8, Ev: Lk 4,16-21<br />
Donnerstag – 28. März,<br />
Gründonnerstag, Hoher Donnerstag<br />
Messe vom letzten Abendmahl, Gl<br />
(Glocken und Orgel), Fußwaschung<br />
nach der Homilie empfohlen (Prf<br />
Euch I), in den Hg I-III eig Einschub<br />
(weiß); 1. Les: Ex 12,1-8.11-14, APs:<br />
Ps 116,12-13.15-16.17-18, 2. Les: 1<br />
Kor 11,23-26, Ev: Joh 13,1-15<br />
Freitag – 29. März, Karfreitag,<br />
strenger Fast- und Abstinenztag<br />
die Feier vom Leiden und Sterben<br />
Christi (rot), Wortgottesdienst: 1.<br />
Les: Jes 52,13-53,12, APs: Ps 31,2 u.<br />
6.12-13.15-16.17 u. 25, 2. Les: Hebr<br />
4,14-16; 5,7-9, Passion: Joh 18,1-<br />
19,42, große Fürbitten; Kreuzverehrung<br />
(vollkommener Ablass); s.S. 20f<br />
Direktorium; Kommunionfeier<br />
Samstag – 30. März, Karsamstag<br />
Karl Valentin soll einmal auf die<br />
Frage, wie es ihm heute gehe,<br />
geantwortet haben: Besser als<br />
morgen. So unterscheiden sich die<br />
Menschen in Optimisten und Pessimisten.<br />
Die einen erwarten von<br />
der Zukunft das Beste und gehen<br />
frohgemut ins Morgen. Die anderen<br />
erwarten das Schlimmste. Die Weisheitslehre<br />
der antiken Stoa empfahl,<br />
jeweils das Schlechtere zu erwarten.<br />
Dann blieben einem Enttäuschungen<br />
erspart und man könne auch in<br />
schlimmen Situationen Gelassenheit<br />
bewahren. – Aber es fehlt dann an<br />
der Bereitschaft zu einem mutigen<br />
Einsatz für eine bessere Zukunft.<br />
Gott trat<br />
in unser Elend ein<br />
Der Christ, der auf Ostern zugeht,<br />
erwartet beides: das Schlimmste und<br />
das Beste. Er betrachtet den bitteren<br />
Weg Jesu: Ablehnung, Verrat,<br />
einsame Angst, Verlassenheit und<br />
Tod. Und im Gekreuzigten sieht er<br />
auch alles Unrecht, allen Schrecken,<br />
alles Elend der Welt. Und Jesus, in<br />
dem Gott in unser Elend eingetreten<br />
ist, verheißt ja seinen Jüngern,<br />
seinen Nachfolgern nicht, dass sie<br />
von Elend verschont bleiben. Auch<br />
ihnen droht Schmach und Verfolgung.<br />
Auch mit ihrer Gemeinschaft<br />
wird es nicht immer aufwärts gehen,<br />
die Liebe wird erkalten.<br />
Der Christ verschließt nicht seine<br />
Augen vor allem Schlimmen, das auf<br />
ihn, das auf die Welt zukommen<br />
wird. Aber zugleich sieht er am Gekreuzigten,<br />
dass seine Liebe sich<br />
nicht erbittern und besiegen lässt,<br />
dass er in<br />
seinem Sterben<br />
Versöhnung<br />
wirkt,<br />
dass er auferweckt wird zu neuem<br />
Leben. In Jesu Auferstehung sind<br />
Hass und Tod überwunden. Die<br />
wahrhaft beste Zukunft ist da, die<br />
Herrlichkeit des Reiches der Liebe<br />
und des Friedens.<br />
Vertrauen in den Sinn<br />
des Lebens<br />
Wer wahrhaft an Christus glaubt,<br />
wird auch durch Schlimmes in der<br />
Geschichte seines Lebens und der<br />
Welt nicht enttäuscht werden. Er<br />
kann trotzdem mit froher Bereitschaft<br />
sich in dieser Welt einsetzen<br />
und mit Zuversicht in die Zukunft<br />
gehen. Er glaubt an den Sinn der<br />
Geschichte seines Lebens und der<br />
Welt, an ihre Vollendung in Christus.<br />
Karfreitag und Ostern sind Mitte<br />
und Höhepunkt des Kirchenjahres<br />
und unseres ganzen Lebens.<br />
Der Nobelpreisträger Orhan Pamuk<br />
sprach einmal davon, in seinen<br />
Romanen wolle er der verwirrend<br />
schwierigen Welt, den verblüffenden<br />
Windungen des Lebens einen Anfang,<br />
einen Höhepunkt in der Mitte<br />
und ein Ende abgewinnen. Der Glaube<br />
schenkt wie ein guter Roman unserem<br />
Leben und der Weltgeschichte<br />
den Anfang des Ursprungssegens<br />
und die Vollendung. Er schenkt uns<br />
die Mitte, das Geheimnis von Leiden,<br />
Tod und Auferstehung Jesu. So<br />
können wir Schlimmes ertragen und<br />
dem ganz Guten vertrauen.<br />
Odilo Lechner