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Augsburg

Hüter des Volkes Gottes

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23./24. März 2013 / Nr. 12 PAPST FRANZISKUS<br />

hat auch kurz mit Papst Franziskus<br />

über den Dialog mit anderen Kirchen<br />

gesprochen. Die Ökumene liege<br />

Franziskus sehr am Herzen, sagte<br />

Koch gegenüber unserer Zeitung. Er<br />

fügte hinzu, dass es falsch sei, den<br />

neuen Papst als progressiv oder konservativ<br />

einzuordnen. „Papst Franziskus<br />

steht für die Kontinuität der<br />

Apostolischen Sukzession.“ Als Papst<br />

müsse man den Glauben hüten und<br />

gleichzeitig immer wieder neu die<br />

Botschaft Christi verkünden.<br />

Auch viele Staatsoberhäupter<br />

und Politiker beglückwünschten<br />

den neuen Papst. Bundespräsident<br />

Joachim Gauck schrieb ihm: „Mit<br />

Ihnen wird erstmals ein Lateinamerikaner<br />

Oberhaupt der römischkatholischen<br />

Kirche – ein sichtbares<br />

Zeichen ihrer weltumspannenden<br />

Dimension.“ Bundeskanzlerin Angela<br />

Merkel erklärte: „Weit über<br />

die katholische Christenheit hinaus<br />

erwarten viele von ihm Orientierung,<br />

nicht nur in Glaubensfragen,<br />

sondern auch wenn es um Frieden,<br />

Gerechtigkeit, die Bewahrung der<br />

Schöpfung geht.“<br />

Einladung nach Israel<br />

Franziskus sei Vorkämpfer für<br />

die Armen und Verletztlichsten unter<br />

den Menschen, erklärte US-Präsident<br />

Barack Obama. UN-Generalsekretär<br />

Ban Ki Moon erwartet<br />

die Fortführung der guten Zusammenarbeit<br />

zwischen den Vereinten<br />

Nationen und dem Vatikan „unter<br />

der weisen Führung“ von Papst<br />

Franziskus. Der Präsident Israels,<br />

Shimon Peres gratulierte dem neuen<br />

Pontifex Franziskus und lud ihn<br />

ins Heilige Land ein. „Der neue<br />

Papst wird im Heiligen Land von<br />

Juden, Muslimen und Christen mit<br />

Liebe und Wertschätzung empfangen<br />

werden.“<br />

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen<br />

Kirche in Deutschland (EKD),<br />

Nikolaus Schneider, wünschte dem<br />

Papst „Gottes Segen für sein Amt<br />

und seine großen Aufgaben in der<br />

römisch-katholischen Kirche, viel<br />

Kraft für anstehende Entscheidungen<br />

und einen weltoffenen Blick“.<br />

Der Präsident des Jüdisches Weltkongresses,<br />

Ronald S. Lauder sagte<br />

zur Wahl des neuen Papstes: „Papst<br />

Franziskus ist für uns kein Fremder.<br />

Er hatte immer ein offenes Ohr für<br />

unsere Sorgen.“<br />

Der Zentralrat der Muslime<br />

in Deutschland will mit Franziskus<br />

die intensive Zusammenarbeit<br />

fortsetzen, sagte der Vorsitzende<br />

des Rates, Aiman Mazyek. Er hoffe<br />

auf einen fruchtbaren Dialog.<br />

Das Oberhaupt der anglikanischen<br />

Kirche, der Erzbischof von Canterbury<br />

Justin Welby sagte, dass er auf<br />

ein baldiges Treffen mit dem neuen<br />

Papst hoffe.<br />

Tausende Hände<br />

musste Papst<br />

Franziskus an<br />

seinen ersten<br />

Tagen im Amt<br />

schütteln. Nach<br />

der Morgenmesse<br />

am Sonntag in<br />

der Pfarrkirche St.<br />

Anna ließ es sich<br />

der Pontifex nicht<br />

nehmen, jeden<br />

Gottesdienstbesucher<br />

persönlich<br />

zu verabschieden.<br />

Auch nach dem<br />

Angelusgebet<br />

suchte der Heilige<br />

Vater den Kontakt<br />

mit den begeisterten<br />

Gläubigen.<br />

Foto: KNA<br />

„Die Tatsache, dass Papst Franziskus<br />

die Gläubigen auffordert,<br />

für ihn zu beten, und dass er sich<br />

vor ihnen verbeugt hat, um dieses<br />

Gebet entgegenzunehmen, scheint<br />

mir ein Zeichen, das wir als Kirche<br />

brauchen“, sagte der Apostolische<br />

Vikar von Ingwavuma (Südafrika),<br />

Bischof José Luis Gerardo Ponce de<br />

Leon, der vatikanischen Nachrichtenagentur<br />

Fides. Der Bischof ist ein<br />

aus Argentinien stammender Consolata-Missionar<br />

und kennt Franziskus<br />

gut.<br />

„Wunderbarer Moment“<br />

Große Hoffnungen auf eine Stärkung<br />

des Dialogs der katholischen<br />

Kirche mit dem Islam prägen das<br />

Empfinden des Generalsekretärs der<br />

Indonesischen Bischofskonferenz,<br />

Erzbischof Johannes Maria Pujasumarta.<br />

Im Gespräch mit Fides betonte<br />

er: „Der Papst hat den Namen<br />

des heiligen Franz von Assisi gewählt.<br />

Er hat uns gebeten, zusammen mit<br />

ihm und für ihn zu beten, und er<br />

hat sein Amt der Jungfrau Maria anvertraut.<br />

Dies war ein wunderbarer<br />

Moment für die Weltkirche“.<br />

Der Vorsitzende der Argentinischen<br />

Bischofskonferenz, Erzbischof<br />

José Maria Arancedo von<br />

Santa Fe de la Vera Cruz, gratulierte<br />

dem neuen Papst im Nahmen aller<br />

argentinischen Bischöfe: „Lieber<br />

Jorge: unsere Freude darüber, dass<br />

du dich als Petrusnachfolger in den<br />

Dienst der Kirche stellen willst,<br />

gründet auf unserem Glauben an<br />

Jesus Christus, dem Herrn der Geschichte.<br />

Ich vertraue dein Amt<br />

dem Schutz unserer lieben Frau<br />

von Lujan an.“<br />

Mario Galgano<br />

„DIE DIMENSION DER WELT“<br />

Lobpreis auf die Güte Gottes<br />

150 000 beim ersten Angelusgebet mit dem neuen Papst<br />

auf dem Petersplatz – Franziskus ruft zu Barmherzigkeit auf<br />

ROM (KNA) – 150 000 Menschen<br />

strömten am Sonntag auf den Petersplatz,<br />

um erstmals mit Papst<br />

Franziskus das Angelusgebet zu<br />

sprechen. In seiner kurzen Ansprache<br />

unterstrich der neue Papst<br />

die endlose Barmherzigkeit, Geduld<br />

und Güte Gottes.<br />

Applaus brauste auf, als Franziskus<br />

um 12 Uhr zum ersten Mal an<br />

das Fenster seiner Wohnung oberhalb<br />

des Petersplatzes trat. „Brüder<br />

und Schwestern, guten Tag“, grüßte<br />

er die Anwesenden. Er fügte hinzu:<br />

„Dieser Platz hat die Dimensionen<br />

der Welt.“ Unterhalb des Fensters<br />

hing der bekannte rote Teppich,<br />

jedoch noch ohne Papstwappen.<br />

Hinter den Kulissen assistierte dem<br />

Papst der Malteser Alfred Xuereb,<br />

der bereits als zweiter Sekretär für<br />

Papst Benedikt XVI. tätig war.<br />

Franziskus sagte: „Etwas mehr<br />

Barmherzigkeit verändert die Welt;<br />

es macht sie weniger kalt und mehr<br />

gerecht.“ Und er fügte hinzu: „Gott<br />

wird nie müde zu vergeben. Werden<br />

auch wir nie müde, Vergebung zu<br />

erbitten.“<br />

Unter Riesenapplaus berichtete<br />

der neue Papst, er habe den Namen<br />

Franziskus auch mit Blick auf<br />

den Patron Italiens gewählt. Damit<br />

wolle er seine geistige Bindung an<br />

das Land unterstreichen, aus dem<br />

seine Familie stammt. In seinen<br />

Ausführungen über die Barmherzigkeit<br />

als Grundakzent der Kirche<br />

Angelus-Video<br />

verwies Franziskus ausdrücklich<br />

auf das Buch „Barmherzigkeit“ des<br />

deutschen Kurienkardinals Walter<br />

Kasper. Er habe dieses Buch in den<br />

vergangenen Tagen gelesen, und<br />

es habe ihm sehr gut getan. „Aber<br />

glaubt nicht, dass ich Werbung für<br />

die Bücher des Kardinals mache“,<br />

fügte Franziskus lachend hinzu.<br />

Papst noch im Gästehaus<br />

Erstmals seit zweieinhalb Wochen<br />

war das Fenster im dritten Stock des<br />

Apostolischen Palastes wieder geöffnet.<br />

Von dort aus zeigte sich Franziskus<br />

der Menge. Zwar wohnt der<br />

neue Papst zunächst weiter im vatikanischen<br />

Gästehaus Santa Marta,<br />

bis seine Wohnung hergerichtet ist.<br />

Doch bereits am Donnerstag besuchte<br />

er erstmals das „Appartamento“<br />

und entfernte die am 28. Februar<br />

angebrachten Siegel.<br />

Auf dem Platz waren viele Grußtransparente<br />

und Fahnen zu sehen.<br />

Besonders fielen zahlreiche Flaggen<br />

Argentiniens, der Heimat des neues<br />

Papstes, aber auch anderer lateinamerikanischer<br />

Staaten auf. An die<br />

kurze Ansprache schloss sich das<br />

Angelus-Gebet an, auf das der Apostolische<br />

Segen folgte. Danach bedankte<br />

sich Franziskus nochmals bei<br />

allen Gläubigen, vor allem bei den<br />

Bürgern Roms und Italiens. Nach<br />

elf Minuten verabschiedete er sich<br />

mit den Worten: „Guten Sonntag,<br />

und gutes Mittagessen.“<br />

zum Buch von Mario Galgano „Franziskus.<br />

Der Papst vom anderen Ende der Welt“

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