Digitale Mehrwerte
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D<br />
igitale Verwaltung<br />
Begriffe, wie die „DE-Mail“ oder „E-Akte“ hört man ab und an. Auch beim<br />
Beantragen eines neuen Ausweises sind plötzlich neue Funktionen verfügbar,<br />
die viele sonst nur aus der Privatwirtschaft kennen, wie zum Beispiel, dass man<br />
sich online Versicherungen gegenüber identifizieren lassen kann. Doch wirklich<br />
durchdrungen haben diese Vorhaben Deutschland noch nicht.<br />
Hintergrund solcher Begrifflichkeiten ist das 2013<br />
beschlossene „E-Government-Gesetz“ und seine<br />
schrittweise Umsetzung, welche durch die „<strong>Digitale</strong><br />
Verwaltung 2020“ koordiniert werden soll. Schwerpunkte<br />
des Gesetzes sind:<br />
• Verpflichtung der Verwaltung zur Eröffnung eines elektronischen<br />
Kanals und zusätzlich der Bundesverwaltung<br />
zur Eröffnung eines De-Mail-Zugangs<br />
• Grundsätze der elektronischen Aktenführung und des<br />
ersetzenden Scannens<br />
• Erleichterung bei der Erbringung von elektronischen<br />
Nachweisen und der elektronischen Bezahlung in Verwaltungsverfahren<br />
• Erfüllung von Publikationspflichten durch elektronische<br />
Amts- und Verkündungsblätter<br />
• Verpflichtung zur Dokumentation und Analyse von Prozessen<br />
• Regelung zur Bereitstellung von maschinenlesbaren<br />
Datenbeständen durch die Verwaltung<br />
Durch die Bereitstellung digitaler Wege hin zur Exekutive<br />
und weg von ihr, sollen nun Vorteile der Digitalisierung für<br />
Bürger und Unternehmen auch in der Verwaltung genutzt<br />
werden.<br />
Behörden werden von Akten dominiert und führend ist dabei<br />
laut einer Umfrage unter 123 Behörden mit 76 Prozent<br />
das Papiersystem. Doch mit dem sogenannten Aktionsplan<br />
E-Akte soll die Effizienz durch gemeinsame<br />
Systeminfrastrukturen<br />
erhöht werden. Die digitalen Akten<br />
sollen aus verschiedenen Anwenderbereichen<br />
heraus erreichbar<br />
sein und die Zusammenarbeit in<br />
der gesamten Verwaltung verbessern.<br />
So zum Beispiel auch in<br />
bayerischen Gerichten. Über die<br />
dortige „Angst der Richter vor der<br />
E-Akte“ wurde jedoch im Sommer<br />
2014 in der Süddeutschen Zeitung<br />
berichtet. Systemausfälle und -fehler beunruhigten bayerische<br />
Richter so sehr, dass sie dem Hauptrichterrat ein Papier<br />
vorlegten, so dass beim Justizminister interveniert werden<br />
könne.<br />
Im Detail handelt es sich um „forumSTAR“, ein Gerichtsautomatisierungsprogramm,<br />
das zur Optimierung von Arbeitsabläufen<br />
eingesetzt werden soll. Doch der erhoffte Vorteil,<br />
die eine Digitalisierung ohne Zweifel mit sich bringt, werden<br />
schnell zunichte gemacht, wenn solche Programme nicht<br />
funktionieren und im Gegenteil noch mehr Aufwand verursachen,<br />
wenn sie ausfallen und bereits erledigte Arbeiten<br />
doppelt gemacht werden müssen. Prozesse könnten dadurch<br />
verzögert werden oder gar ausfallen.<br />
Ein anderer, kleiner Aktionsbereich der <strong>Digitale</strong>n Verwaltung<br />
ist die „internetbasierte Fahrzeugzulassung“ – kurz: i-<br />
Kfz. Hier kann man tatsächlich online Fahrzeuge abmelden.<br />
Zwar gilt dies mit der Einschränkung für Fahrzeuge, die seit<br />
dem 1. Januar 2015 neu- bzw. wiederzugelassen werden,<br />
weil diese neue Stempelplaketten und einen Fahrzeugschein<br />
mit verdecktem Sicherheitscode haben. Doch der Prozess ist<br />
so ausgelegt, dass die Identifizierung mit dem neuen Personalausweis<br />
erfolgt, die Bezahlung über ein Online-System<br />
möglich ist und auch Bescheide online via DE-Mail zugestellt<br />
werden können.<br />
Bei allen Maßnahmen rund um die Digitalisierung steht<br />
jedoch gleichberechtigt immer das Thema Datenschutz und<br />
Datensicherheit im Fokus der Diskussionen. Genau an diesen<br />
Stellen werden Vorbehalte geäußert, weil gerade sensible<br />
Daten teilweise noch nicht ausreichend<br />
geschützt werden können<br />
und andererseits jedoch der Kulturwandel<br />
nicht in allen gesellschaftlichen<br />
Bereichen gleich weit vorangeschritten<br />
ist.<br />
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