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Das Erbe der Weltenspringer (Leseprobe 167 Seiten)

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sein. Lachhaft. Ausgerechnet ich, <strong>der</strong> keiner Fliege was tun konnte. Ich<br />

war jetzt echt enttäuscht von Stefan. Wahrscheinlich würde er sich bald<br />

bei mir entschuldigen, wenn <strong>der</strong> Schock vorbei wäre. Ich hoffte jedenfalls<br />

sehr, dass ich ihn nicht als Freund verloren hatte. <strong>Das</strong> wäre schlimm für<br />

mich. Nicht nur, weil er als Einziger über mich Bescheid wusste, son<strong>der</strong>n<br />

vor allem, weil ich sonst keinen Freund wie ihn hatte.<br />

Jetzt war ich doch tatsächlich ganz in Gedanken nackt drei Stockwerke<br />

hinuntergegangen, anstatt einfach nach Hause zu springen. Mann,<br />

<strong>der</strong> Rausschmiss hatte mich ganz schön aus <strong>der</strong> Bahn geworfen.<br />

Stefan hatte mich am Abend dann wirklich angerufen und sich für<br />

seine Überreaktion entschuldigt. Er sei geschockt gewesen, hauptsächlich<br />

aus <strong>der</strong> Erkenntnis heraus, was ich anzurichten vermag. Er hatte viel<br />

weiter gedacht als ich: ›Stell dir mal vor, mit was für einer Wucht ich<br />

weggeschleu<strong>der</strong>t worden wäre, wenn ich zur Hälfte in <strong>der</strong> Wolke gesteckt<br />

hätte‹, setzte er mir auseinan<strong>der</strong>. ›Ich wäre wahrscheinlich gegen die<br />

Wand geschmettert worden und hätte mir die Knochen gebrochen. Und<br />

ich möchte mir gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn ich voll<br />

drinnen gestanden hätte. Verstehst du jetzt, wieso ich so geschockt war?‹<br />

<strong>Das</strong> verstand ich allerdings.<br />

Am nächsten Morgen war ich wie<strong>der</strong> bei Pit-Stop zur Arbeit. Friedrich<br />

saß mir im Aufenthaltsraum am Tisch gegenüber. Sein fast kahler<br />

Schädel mit schütterem grauen Haarkranz ruhte auf dem Ballen seiner<br />

prankenartigen, unter das glatt rasierte Kinn gestützten, linken Hand.<br />

Seine graugrünen Augen unter den wulstigen Brauen und <strong>der</strong> hohen<br />

breiten Stirn musterten mich auffällig lange. ›Sag mal, Frank, machst du<br />

neuerdings Solarium?‹, artikulierte er dann seine Gedanken. ›Ich dachte,<br />

du hältst da nichts von.‹<br />

›Sieht das so aus?‹, fragte ich zurück.<br />

›Unbedingt! Ötzi, was meinst du? Der Frank ist doch richtig braun<br />

geworden.‹<br />

Ötzi hieß eigentlich Özgür und kam aus <strong>der</strong> Türkei. Ohne den Blick<br />

von seiner Zeitung zu nehmen, antwortet er mit starkem Akzent: ›Ja, hab<br />

ich auch gedacht. Solarium, ganz klar.‹<br />

›Ähm …‹, stotterte ich verlegen und dachte mir schnell aus, ein Freund<br />

hätte gesagt, ich sähe so krank aus, weil ich so blass wäre. Da er gerade ins<br />

Solarium gehen wollte, hätte er mich einfach mitgeschleift. Friedrich<br />

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