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Das Erbe der Weltenspringer (Leseprobe 167 Seiten)

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Alles musste aus Naturseide gefertigt sein. Mit <strong>der</strong> Maske fing ich jetzt<br />

direkt an.<br />

In meinem kleinen Kellerverschlag hatte ich allerhand Werkzeug und<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger nützliche Dinge. Nach kurzer Suche fand ich den<br />

Kupferdraht, den ich aus einem fünfadrigen Starkstromkabel gezogen<br />

hatte. Er mochte wohl zwei bis drei Millimeter stark sein und war stabil<br />

genug, daraus das Grundgerüst für eine Maske zu formen. Dann nahm<br />

ich noch den Saitenschnei<strong>der</strong> und die Lötpistole und Zinn mit nach<br />

oben. Solches Werkzeug besaß ich, weil ich es bisweilen für Arbeiten an<br />

<strong>der</strong> Kfz-Elektronik brauchte.<br />

Aus dem Draht bog ich den äußeren Rand <strong>der</strong> Maske zurecht und<br />

verlötete die Enden sorgfältig so miteinan<strong>der</strong>, dass keine Nase abstand,<br />

die <strong>der</strong> empfindlichen Seide gefährlich werden könnte. Probewiese band<br />

ich zwei Schlaufen an den <strong>Seiten</strong> fest, mit denen ich das Gestell hinter<br />

den Ohren fixierte. Jetzt musste nur noch die Seide drüber, und zwar<br />

mindestens dreifach, besser vierfach um den Draht herum, damit dieser<br />

auch sicher den Sprung mitmachen würde. Für die Augen wollte ich ein<br />

dünnes Seidentuch verwenden. Man kann da ja fast ungehin<strong>der</strong>t hindurchsehen.<br />

Nun brauchte ich Nähseide, und zwar echte. Ich fuhr in die Stadt und<br />

ging zunächst zu dem Händler, bei dem ich kürzlich mein verunglücktes<br />

Hemd gekauft hatte. Da gab es ein breites Angebot an Seidenkleidung.<br />

Auf dem Weg zur Boutique La Rouge kam ich an einem Stän<strong>der</strong> mit<br />

Tageszeitungen vorbei und kaufte eine Berliner Zeitung. Vielleicht stand<br />

ja was drin von dem Jungen, den ich gestern von <strong>der</strong> Straße gerettet hatte.<br />

Im Lokalteil wurde ich fündig:<br />

Mysteriöse Rettung, lautete die Überschrift. Natürlich hatten sie den<br />

Fall mit den an<strong>der</strong>en Ereignissen in Verbindung gebracht und wie<strong>der</strong> von<br />

einem Engel geschrieben. Er sollte weiß gekleidet gewesen sein und sogar<br />

Flügel wollte jemand gesehen haben. Vielleicht hätte ich mir ein Engelskostüm<br />

anfertigen lassen sollen. <strong>Das</strong> wäre mal ein Spaß gewesen.« Die<br />

beiden Männer lachten herzhaft.<br />

»Wahrscheinlich hätte die Kirche enormen Zuwachs bekommen.«<br />

Majok schlug sich lachend auf die Schenkel.<br />

»<strong>Das</strong> tat ich natürlich nicht. Ich kaufte mehrere Shorts und Schlafanzüge.<br />

Die Oberteile <strong>der</strong> Schlafanzüge hatten gegenüber Hemden den<br />

Vorteil, dass sie wie üblich über den Kopf gezogen wurden und deshalb<br />

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