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Das Erbe der Weltenspringer (Leseprobe 167 Seiten)

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Und ich fragte nach einer Erklärung, wieso niemand beobachtet hätte,<br />

wie ich mich ausgezogen und die Kleidung so aufwendig auf dem Stuhl<br />

hergerichtet und nackt das Einkaufcenter verlassen hatte. ›<strong>Das</strong> geht doch<br />

gar nicht‹, war ich überzeugt, aber <strong>der</strong> Psychologe sah das an<strong>der</strong>s:<br />

›Vielleicht wollte das ja niemand sehen‹, erklärte er zu meinem<br />

Erstaunen, und es klang auch noch plausibel. ›Menschen sind oft so, dass<br />

Sie sich durch Nichtbeachtung einer Verantwortung entziehen‹, führte er<br />

aus und schob die fehlende Zeit auf einen möglichen Übermittlungsfehler.<br />

Ich würde doch nicht annehmen, ich könnte ihn davon<br />

überzeugen, dass ich tatsächlich unvermittelt an einem an<strong>der</strong>en Ort<br />

erscheinen könnte, endete er.<br />

›Nein, natürlich nicht …‹, antwortete ich. Ich war mir da aber gar nicht<br />

mehr so sicher. <strong>Das</strong>s ich jetzt plötzlich schizophren sein und mich nicht<br />

erinnern sollte, wie ich mich viele Kilometer völlig nackt durch die Stadt<br />

bewegte, konnte ich einfach nicht glauben. Obwohl … Hatte ich nicht<br />

auch die Sache nach meiner Ankunft im Autohaus so verdrängt, dass ich<br />

sie für einen Traum hielt? Dennoch, es deuteten so viele Anzeichen auf<br />

eine ganz an<strong>der</strong>e, ungeheuerliche Möglichkeit hin, dass ich einfach nicht<br />

imstande war, sie zu ignorieren. Die Anordnung <strong>der</strong> Kleidung – die<br />

geschlossene Halskette – die Zeitgleichheit – meine sauberen Füße – die<br />

fehlende Erinnerung an den Weg – und nicht zuletzt die Tatsache, dass<br />

ich plötzlich an genau dem Ort war, an den ich zuletzt gedacht o<strong>der</strong> von<br />

dem ich geträumt hatte, ließen nur einen einzigen logischen Schluss zu:<br />

Teleportation!<br />

Allein bei <strong>der</strong> gedanklichen Formulierung des Wortes bekam ich<br />

Gänsehaut.«<br />

»Entschuldigung, Herr Brechtberg. Ich ahnte schon eine Weile, wo es<br />

hingeht. Bei allem Respekt: Sie wollen doch nicht wirklich sagen, Sie<br />

seien teleportiert. Ich bitte Sie …« Wintherberg legte den Kopf schief und<br />

zog die Augenbrauen hoch. Die Lippen waren genervt verkniffen, als<br />

fühlte sich <strong>der</strong> Zuhörer verschaukelt.<br />

»Etwas Unmögliches schafft man nicht mit Zweifel, Herr Wintherberg.<br />

Man muss an den Erfolg glauben.«<br />

»Ich bin mir sicher, auch dann nicht teleportieren zu können, wenn<br />

ich daran glaubte.«<br />

»Wer weiß …?« Frank lächelte. »Was immer Sie beson<strong>der</strong>s gut<br />

können, schreiben zum Beispiel, könnten Sie nicht, wenn Sie glauben<br />

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