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Das Erbe der Weltenspringer (Leseprobe 167 Seiten)

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Ort, <strong>der</strong> für das Gelingen wichtig war. Keinesfalls wollte ich es umgekehrt<br />

wagen, um dann wie<strong>der</strong> hilflos nackt im Park zu stehen.<br />

Mit gemischten Gefühlen und steigen<strong>der</strong> Erregung suchte ich unseren<br />

Baum auf. Die Wiese war leer, wie das Anfang März trotz Sonnenscheins<br />

nicht an<strong>der</strong>s zu erwarten war. Lediglich auf dem Weg fuhr gerade ein<br />

Radfahrer zügig entlang und ein ergrauter Herr ging mit dem Dackel<br />

Gassi. Ich nahm meinen kleinen digitalen Fotoapparat aus <strong>der</strong> Brusttasche<br />

und klemmte die Handschlaufe an <strong>der</strong> Rückseite des dicken<br />

Eichenstammes hinter die Borke. So hing die Kamera zwar total schief,<br />

aber das war unwichtig. Hauptsache, ich würde anschließend sehen, was<br />

geschehen ist. Ich startete die Videoaufnahme, machte ein kurzes Probeliegen<br />

auf <strong>der</strong> etwas feuchten Wiese, wofür ich die Kapuze meines Sweatshirts<br />

auf den Kopf zog, und überprüfte dann die Aufnahme. Ich war gut<br />

zu sehen, auch mein Gesicht und die Hände. Noch einmal lugte ich<br />

hinter dem Baum hervor und checkte die Lage. Nur vereinzelt kam ab<br />

und zu jemand des Weges, <strong>der</strong> in gut dreißig Metern Entfernung vorbei<br />

führte. Der Stamm, <strong>der</strong> von drei Männern vielleicht gerade so umfasst<br />

werden konnte, bot ausreichend Deckung. Erneut startete ich die Videoaufzeichnung.<br />

Jetzt wurde es ernst. Mit klopfendem Herzen atmete ich<br />

noch dreimal tief durch, was meine Nervosität aber nicht son<strong>der</strong>lich<br />

mil<strong>der</strong>te. Wie<strong>der</strong> legte ich mich wie zuvor auf die Wiese, dicht hinter den<br />

Baum. Ich versuchte, alles um mich herum zu vergessen. Ich möchte in<br />

meinem Bett liegen und wünsche mich dorthin, dachte ich. Nichts<br />

passierte. Ich würde mich schon mehr darauf konzentrieren müssen.<br />

Intensiv dachte ich an mein Bett und wie ich darin lag. Immer wie<strong>der</strong><br />

versuchte ich es und sah zwischendurch nach, ob ich noch auf <strong>der</strong> Wiese<br />

lag, obwohl ich den Unterschied ja sicherlich spüren würde.<br />

Auch nach fünfzehn Minuten auf <strong>der</strong> feuchtkalten Wiese gelang es<br />

noch immer nicht. Wie konnte ich auch an so etwas glauben? Wenn es<br />

das gäbe, hätte es längst jemand vor mir gekonnt. Wie konnte ich mir nur<br />

einbilden, dass ausgerechnet ich, als einziger Mensch <strong>der</strong> Welt, so eine<br />

beson<strong>der</strong>e Gabe hätte. Ich ärgerte mich über mich selbst, mein Kopf<br />

brummte. Ich war also doch schizophren. Ich musste es akzeptieren.<br />

Es akzeptieren … Vielleicht war es gerade das, woran es mir bei<br />

meinen Versuchen mangelte. Ich glaubte selbst nicht daran, wollte es<br />

aber erzwingen. <strong>Das</strong> konnte ja nicht gehen. Ich müsste es annehmen, als<br />

Tatsache voraussetzen, ohne zu zweifeln. Okay, noch ein Versuch. Wenn<br />

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