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Das Erbe der Weltenspringer (Leseprobe 167 Seiten)

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›Wenn sich meine Atome vermischen würden, wäre das schon beim<br />

ersten Mal passiert. Ich versuch das jetzt gleich noch mal. Stell dir vor,<br />

ich könnte überall lautlos hinspringen, das wär die Krönung.‹ Ich<br />

konzentrierte mich … auf was eigentlich? Ich musste mir wie<strong>der</strong> einen<br />

Weg zurechtlegen.<br />

›Warte, Frank, bist du echt sicher? Ich könnte nicht mal auf deine<br />

Beerdigung gehen, wenn du im Nirwana verschollen bist.‹<br />

›Stefan, sei nicht so ängstlich. <strong>Das</strong> ist doch eher mein Part.‹<br />

›Okay okay, ich wollte nur gewarnt haben, damit ich mir keine<br />

Vorwürfe machen muss, wenn du wie<strong>der</strong>kommst und einen Ast anstatt<br />

eines Armes hast.‹<br />

Spontan brach ich in Gelächter aus. Es war echt zu komisch, auf was<br />

für Ideen Stefan manchmal kam.<br />

Wie<strong>der</strong> konzentrierte ich mich. Ich stellte mir den Weg zu Stefans<br />

Auto vor und wollte an <strong>der</strong> gedachten Linie entlangrasen. Ohne<br />

Anlaufschwierigkeiten wechselte ich in diesen seltsamen Zustand. Mein<br />

Geist schien losgelöst vom Körper zu sein. Wie<strong>der</strong> sah ich, wie die Atome<br />

ihre Bindungskräfte verloren und zerfielen. Sie lösten sich zu immer<br />

kleineren Teilchen auf, immer und immer wie<strong>der</strong>. Ich sah nicht, ob es<br />

irgendwann aufhörte, denn meine Aufmerksamkeit galt jetzt meinem<br />

Weg. Je nachdem, wie viel Beachtung ich den Details schenkte, bewegte<br />

ich mich mehr o<strong>der</strong> weniger schnell, zwischen Stillstand und unfassbarer<br />

Geschwindigkeit. Und in einem Moment, in dem ich gerade alles fließen<br />

ließ und rasend schnell war, geschah das Unglaubliche. Ich durchdrang<br />

das eiserne Gittertor am Eingang. Die Wolke meiner Teilchen floss nicht<br />

einfach um die Gitterstäbe herum. Nein, das Eisen bildete ebenso wenig<br />

Wi<strong>der</strong>stand wie die Luft. Teile meines Körpers befanden sich innerhalb<br />

des massiven Eisens. Einen schrecklich langen Moment dachte ich, einen<br />

furchtbaren Fehler gemacht zu haben, doch ich durchdrang die Gitterstruktur<br />

<strong>der</strong> Eisenmoleküle mühelos und setze den Weg fort.<br />

Fast war ich bei Stefans Opel GT angekommen. Einfach weil ich dem<br />

Ziel mehr Aufmerksamkeit schenkte, verlangsamte sich <strong>der</strong> Sprung.<br />

Dabei wusste ich noch nicht, dass <strong>der</strong> Sprung dadurch nicht länger<br />

dauerte. So hatte ich jedenfalls subjektiv mehr Zeit, eine Situation zu<br />

erfassen, bevor ich endgültig am Ziel ankam, und in diesem Fall war die<br />

Situation so, dass ich besser nicht ankommen sollte, denn gerade<br />

bestaunte ein Spaziergänger mit einem Schäferhund interessiert den<br />

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