15.01.2016 Views

Das Erbe der Weltenspringer (Leseprobe 167 Seiten)

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

Ich war schon ganz aufgeregt und wollte vorher noch etwas Ordnung<br />

machen. Etwas stand in diesem Fall praktisch für das Aufräumen <strong>der</strong><br />

ganzen Wohnung, Staub wischen, Teppichboden saugen und das<br />

Geschirr vom Frühstück abwaschen. Während ich durch die Wohnung<br />

wirbelte, die ja zum Glück nicht sehr groß war … also … das muss ich<br />

noch mal relativieren. Jetzt, da ich sauber machen musste, war sie zum<br />

Glück nicht groß. Sonst aber hätte ich sie gerne etwas größer gehabt.<br />

Während ich also wirbelte, fielen mir wie<strong>der</strong> so verschiedene Dinge<br />

ein, die mich heute bewegt hatten. Ich erwähnte ja gerade erst, dass ich<br />

die Sache mit dem Seidenstoff testete. <strong>Das</strong> tat ich jetzt zwischendurch,<br />

weil es mir unter den Nägeln brannte – Zeit hin, Zeit her. Dazu benutzte<br />

ich das Rückenteil des Hemdes und wickelte probeweise auch Gegenstände<br />

damit ein. Einen Kaffeelöffel hatte ich auf diese Weise regelrecht<br />

zerspant, weil ich ihn nur auf den Stoff gelegt und diesen wie einen<br />

Beutel zusammengerafft hatte. Die feinen Poren zwischen dem Gewebe<br />

hatten das bewerkstelligt. Dreilagig aber ging es, wie schon gesagt. Zur<br />

Sicherheit entschied ich mich aber fortan für vier Lagen Stoff. Die<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> Tests machten mich total euphorisch! So euphorisch, dass<br />

ich Sandras Besuch beinahe vergessen hätte. Ich musste mich jetzt<br />

beeilen, dass ich mit dem Aufräumen und Saubermachen fertig würde<br />

und duschen wollte ich auch noch.<br />

Während ich abwusch, dachte ich an das Plakat im Eingang des Zoos.<br />

Mir war es gar nicht aufgefallen, aber Sandra war davor stehen geblieben.<br />

VERMISST stand da in großen Buchstaben. Eine ganze Reihe von<br />

Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen war abgebildet, die alle auf unbekannte Weise<br />

verschwunden waren. Jedes Jahr würden 50000 Kin<strong>der</strong> und Jugendliche<br />

als vermisst gemeldet, stand auf dem Plakat. <strong>Das</strong> hatte mich sehr<br />

erschüttert. Ein vermisstes Kind hatte ich ja schon, o<strong>der</strong> besser gesagt,<br />

erst, gerettet. Aber wie sollte ich 50000 Menschen finden und<br />

gegebenenfalls retten können? Ich hatte nachgerechnet. <strong>Das</strong> wären mehr<br />

als 130 jeden Tag! Wenn ich daran dachte, wie das bei dem ersten Kind<br />

aus dem Ru<strong>der</strong> gelaufen war, wurde mir ganz an<strong>der</strong>s. Mir wurde plötzlich<br />

klar, dass ich die Welt wohl nicht nennenswert verbessern könnte. Es gab<br />

so viel zu tun, das könnte ich niemals schaffen. Dabei war ich wahrscheinlich<br />

<strong>der</strong> einzige Mensch auf <strong>der</strong> Welt, <strong>der</strong> diese Kin<strong>der</strong> ganz leicht<br />

finden könnte. Und es gab ja noch so viele an<strong>der</strong>e Situationen, bei denen<br />

ich unvergleichbar effektiver helfen könnte als irgendjemand sonst.<br />

151

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!