04.03.2024 Views

Furniture & Interior, Clocks
, Sculpture & Works of Art

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74<br />

MUSEALER CORPUS CHRISTI<br />

DES 13. JAHRHUNDERT<br />

Höhe: 24 cm.<br />

Breite: 20 cm.<br />

Dem Bronzewerk ist ein metallurgischer Untersuchungsbericht<br />

beigegeben, mit dem Ergebnis 13. Jahrhundert,<br />

das die stilistische Einordnung bestätigt, ausgestellt<br />

von: Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie GmbH,<br />

Pr<strong>of</strong>. Dr. Ernst Pernicka u.a., Mannheim 2015.<br />

Bedeutende feuervergoldete Bronzefigur, am Übergang<br />

der Früh- zur Spätgotik. In dieser hohen Ausführungsqualität<br />

und künstlerischem Rang von höchster<br />

Seltenheit.<br />

Der Körper im Dreinageltypus, die schlanken Arme<br />

weit und leicht nach oben ausgebreitet, das Haupt<br />

nach links gesenkt, die Brust ohne Seitenwunde. Die<br />

Augen mit geschlossenen Lidern vermitteln mit leicht<br />

nach oben gezogenen Brauen und herabgezogenen<br />

Mundwinkeln einen Ausdruck der Erlöstheit. Ein gedrehter<br />

feiner Kranz, durch den Guss bedingt ohne<br />

Dornen, umzieht das mittelgescheitelte, wellige Haar,<br />

das in fein ziselierten Strähnen sowohl zur rechten<br />

Schulter, als auch zum Rücken herabzieht, mit einer<br />

zentralen Locke über der Stirn. In gleicher Weise bewegt,<br />

zeigt sich auch der in Kaltarbeit nachziselierte<br />

kurze Kinnbart.<br />

Die Rippen weit seitlich positioniert sind nur leicht<br />

erhaben angedeutet, die Leibunterseite bauchig gewölbt,<br />

ein markantes Merkmal des frühen Typus. Die<br />

mit dem Lendentuch gänzlich bedeckten Oberschenkel<br />

mit vortretenden Knien stark angezogen, was nahezu<br />

eine Sitzhaltung erzeugt, während die schlanken<br />

Unterschenkel ebenso stark zurückgenommen sind.<br />

Dem Zeitstil entsprechend ist das Lendentuch, das zu<br />

beiden Seiten gebunden herabzieht, mit tiefen Schüsselfalten<br />

gestaltet, die nur ganz leicht spitz zulaufen.<br />

Dies ist als untrügliches Merkmal der Stilepoche<br />

des ausgehenden 13. Jahrhunderts zu sehen, was die<br />

beiliegende Metallanalyse ebenfalls belegt.<br />

An der Körperrückseite eine gerade senkrecht ziehende<br />

Gussöffnung; am rechten Oberarm verso kleiner<br />

<strong>of</strong>fener Gussfehler. Die Sohlen und Zehen auch an<br />

der Unterseite dagegen wieder vollkommen fein ausgearbeitet.<br />

Stilistisch zeigt sich dieser Corpus Christi als ein bedeutendes<br />

Werk der Bronzebildnerei am Übergang<br />

von der Früh- zur Spätgotik. Kennzeichnend für diese<br />

Stilepoche ist das bis zu den Knien bedeckende Lendentuch,<br />

ebenso die stark angezogenen Beine, ein<br />

früher Versuch, der Figur perspektivische Räumlichkeit<br />

zu vermitteln. Andererseits ist hier bereits die Tendenz<br />

zu erkennen, dem Körper am Kreuz nun eine<br />

bewegtere Haltung zu geben, während wir diesen Figurentypus<br />

noch im 11. Jahrhundert in betonter Steifheit<br />

dargestellt sehen.<br />

Das Kruzifix am Lettner im Kloster Wechselburg um<br />

1230 oder jenes in Santa Croce/ Florenz von Cimabue<br />

von 1288, wären hier als Beispiele der Kunstepoche<br />

zu nennen, wie ebenso das Kreuz in St. Maria im<br />

Kapitol in Köln, von 1304.<br />

Aufgrund der musealen Seltenheit solcher vergoldeter<br />

Corpus Christi – Werke dieser Zeit ist eine Lokalisierung<br />

hier nur sehr vorsichtig zu leisten. Im<br />

Kunstraum zwischen Frankreich und Deutschland<br />

lässt sich vielleicht ein Künstler der rheinischen Werkstätten<br />

annehmen. Vergoldung altersbedingt an vortretenden<br />

Stellen berieben. Befestigungslochungen<br />

an Händen und Füßen. A.R.<br />

(1391102) (11)<br />

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