Furniture & Interior, Clocks , Sculpture & Works of Art
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BEDEUTENDE ROENTGEN-COIFFEUSE<br />
77 x 91 x 63,5 cm.<br />
Neuwied, 1770/75.<br />
Beigegeben eine ausführliche Dokumentation von<br />
Christine Cornet, Sachverständige für antikes Mobiliar,<br />
München, ohne Datum.<br />
Auf Eichen- und Nadelholz furniert in gefärbtem Ahornholz,<br />
sog. bois de tabac und andere helle Furnierhölzer,<br />
Zedernholz und Kirschbaumholz mit Montierungen<br />
in Messing, Eisen, vergoldeten Bronzen und<br />
Silber. Die Sichtflächen mit Blumen- und Schleifenmotiven<br />
marketiert. Über vier leicht geschweiften gekanteten<br />
Beinen der bewegte Korpus. Der einzige<br />
Schub mit innenliegendem aufklappbarem Pult. Das<br />
Zentrum der Deckplatte aufklappbar mit inwendigem<br />
Spiegel. Die Seiten der Deckplatte nach links und<br />
nach rechts mittels Scharnier aufklappbar. Darunter<br />
jeweils gestreift marketierte Jalousien, die jeweils<br />
nach hinten herabzurollen sind. Darunter ein großes<br />
Schubfach bzw. ein vierfach geteiltes quadratisches<br />
herausnehmbares Kompartiment mit darunter- wie<br />
auch dahinter liegendem tapeziertem Kompartiment.<br />
Das Möbel birgt neben den von oben zugänglichen<br />
Fächern drei Schubladen: Zwei schmale Laden unterhalb<br />
der Seitenfächer, die mechanisch zu öffnen sind<br />
und der zentrale eingangs erwähnte Schub. Seitlich zu<br />
öffnende schwenkbare kleine Schublade, der ein<br />
Tintenfass, Sandstreuer und ein Federfach – jeweils in<br />
Silber ausgeführt – eingegliedert ist.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Georg Himmelheber, Ein Roentgen-Möbel von<br />
1772, in: Weltkunst, 15. November 1974, S. 2043.<br />
Vgl. Georg Himmelheber, Schlossmuseum Gotha.<br />
Ein Kommodenensemble der Roentgenmanufaktur.<br />
Kulturstiftung der Länder, in: Patrimonia Nr. 159,<br />
Berlin und Gotha 1999.<br />
Vgl. Hans Huth, Abraham und David Roentgen und<br />
ihre Neuwieder Möbelwerkstatt, Berlin 1928.<br />
Vgl. Hans Huth, Abraham und David Roentgen und<br />
ihre Neuwieder Möbelwerkstatt, München 1974.<br />
Vgl. Irene Markowitz, Die Poudreuse. Ein Möbeltyp<br />
des 18. Jahrhunderts, in: Kunst und Antiquitäten,<br />
Heft 5, 1989, S. 64-72.<br />
Vgl. Hans Michaelsen, Rekonstruierungsversuche und<br />
Untersuchungen zur Intarsientechnik der Roentgenmanufaktur,<br />
in: Staatliche Museen zu Berlin, Forschungen<br />
und Berichte 23, Berlin 1972.<br />
Vgl. Hans Michaelsen, Ein frühes Möbelensemble aus<br />
der Werkstatt David Roentgens, in: Restauro, Nr. 2,<br />
April 1989, S. 101-124.<br />
Vgl. Wolfgang Thillmann und Bernd Willscheid, Ausstellungskatalog,<br />
Möbel Design Roentgen, Thonet<br />
und die Moderne, Neuwied 2011.<br />
Vgl. Wolfgang Wiese, H<strong>of</strong>schreiner und Möbellieferanten<br />
in den Residenzen Mannheim und Schwetzingen,<br />
in: Ein Jahrhundert Möbel für den Fürstenh<strong>of</strong>,<br />
Sigmaringen 1994.<br />
Anmerkung:<br />
Der Typus des table de toilette entstand um die Mitte<br />
des 18. Jahrhunderts und diente der sogenannten<br />
seconde toilette, also der Körper- und Gesichtspflege<br />
sowie der Verschönerung nach der Körperreinigung,<br />
also nach der première toilette. Der Begriff leitet sich<br />
von dem feinen Tüchlein (toilette) ab, das ursprünglich<br />
auf dem Tisch während des Frisierens lag, um nötige<br />
Utensilien darauf auszubreiten und Puderreste oder<br />
anfallendes Haar aufzunehmen. Zunächst erscheint<br />
uns das hier angebotene Möbel als äußerst spezialisiert,<br />
doch ist es in Wahrheit multifunktional, ist doch<br />
auch eine Schreibvorrichtung integriert.<br />
Anmerkung 2:<br />
622 Roentgenmöbel sind heute in Museen und Privatbesitz<br />
bekannt. Im Jahre 1750 begann der Aufstieg<br />
der Manufaktur. Anspruchsvolle Kunden wie das<br />
Grafenhaus in Neuwied, der Kurfürst und Erzbisch<strong>of</strong><br />
Johann Philipp von Walderdorff. Eine quittierte Rechnung<br />
von Abraham Roentgen an Johann Caspar<br />
Goethe zeugt vom Bestand von Möbeln im Goethehaus.<br />
Auch Johann Wolfgang von Goethe gehörte zu<br />
den Kunden von Roentgen. Es wurden zunehmend<br />
Königshäuser in Europa beliefert, so auch Katharina<br />
die Große von Rußland, Roentgens wichtigste Kundin.<br />
Weitere Kunden waren: Kurfürst von Mainz,<br />
Friedrich der Große von Preußen, Friedrich Wilhelm<br />
II, Graf zu Ysenburg, Graf zu Solms-Laubach, Fürst<br />
Friedrich Alexander zu Wied, Kurfürst Franz Georg<br />
von Schönburn, Fürstbisch<strong>of</strong> Adam Friedrich von<br />
Seinshaim, Markgräfin Caroline Louise von Baden-<br />
Durlach, Reichsgraf Florimond Mercy d´Argenteau,<br />
Friedrich II von Hessen, Prinz von Lothringen, Marie<br />
Antoinette, König Louis XVI, Graf Alexander Strogan<strong>of</strong>f<br />
und viele andere.<br />
Museen und Sammlungen: In vielen Museen der<br />
Welt befinden sich die wenigen erhaltenen Möbel<br />
der Manufaktur Roentgen: Musée des <strong>Art</strong>s Decoratives,<br />
Paris; Victoria & Albert-Museum, London; Metropolitan<br />
Museum, New York; Bayerisches Nationalmuseum,<br />
München, Louvre, Paris; Eremitage St.<br />
Petersburg, Samuel H. Kress-Collection - London;<br />
Wallace-Collection, London. Schloß Wörlitz; Schloss<br />
Charlottenburg, Sammlung Stavros Niarchos u. v. a.<br />
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